Augen wie Bernstein von Eshek (Der Neuanfang) ================================================================================ Prolog: Die Jagd ---------------- Prolog - Die Jagd Er konnte nicht mehr. Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte und Schwindelgefühle ließen ihn taumeln. Er packte nur das nötigste, zu mehr fehlte ihm einfach die Zeit. Sein siebtes Schuljahr war gerade vorbei. Nachdem er Voldemort besiegt hatte wollte er eigentlich nicht wieder in die Schule zurück kehren. Zu präsent waren die Bilder derer, die bei der letzten Schlacht, in Hogwarts ihr Leben ließen. Aber man erwartete es von ihm. Der Held der Zaubererwelt, Dumbledores Goldjunge, Der Junge, der lebte brauchte doch einen Schulabschluss. So karrte man ihn bei der Neueröffnung der Schule wieder dort hin. Vor Jahren einmal hatte er Hogwarts sein zu Hause genannt, aber das war es nun nicht mehr. Es war so einsam gewesen. Das ganze Schuljahr über wurde er gemieden. Die anderen hatten Angst vor ihm. Er war von den Toten auferstanden, ein Teil von Voldemort hatte Jahre lang in ihm gelebt, da dachte natürlich sofort jeder an schwarze Magie. Harry schleppte sich nur noch von Stunde zu Stunde und hoffte auf ein baldiges Ende der Tortur. Dumbledore hatte ihn schikaniert. Nun, da Voldemort tot war sollte Dumbledore als mächtigster Zauberer der Zeit gelten, aber sehr zu dessen Ärger wurde Harry nun als noch mächtiger gehandelt. Immerhin hatte der junge Zauberer geschafft, was nicht einmal der Alte vollbracht hatte. Am Ende des Schuljahres waren Auroren in Hogwarts aufgetaucht und hatten Harry mit mächtigen Überwachungszaubern belegt. Er erfuhr erst einige Tage später, dass Dumbledore die Sorge geäußert hatte, Harry käme wohlmöglich mit der Macht nicht zurecht und könne zu einem neuen dunklen Lord werden. Harry lebte zwei Jahre lang in einer winzigen Wohnung in London und versuchte verzweifelt alles zu vergessen, was ihm passiert war, Aussichtslos. Er war nun fast einundzwanzig, als es an seine Türe klopfte. er öffnete sie und mehrere Hände griffen nach ihm. Er wurde nach Hogwarts gebracht und eingesperrt. Dumbledore versuchte mehrfach, seine Magie mit Siegeln zu bannen, aber diese brachen jedes Mal. Als wäre das nicht schon schlimm genug, brachte man ihn irgendwann zurück zu seinen Verwandten, mit der Begründung, dass Harry noch zu belastet sei, um unbeaufsichtigt irgendwo hin zu gehen. Man hatte Angst, er könnte erneut untertauchen. Die seelischen und magischen Qualen, die er in Hogwarts erfahren hatte wurden nun abgelöst von körperlichen Torturen. Dumbledore hatte das autorisiert. Der alte war tatsächlich Zaubereiminister geworden und hatte körperliche Folter zur Unterdrückung von schwarzmagischen Ausbrüchen genehmigt. Tag für Tag musste Harry die Schikane und die Stockschläge seiner Tante ertragen und Nacht für Nacht die Fäuste seines Onkels und seines Cousins, während die Ketten, die ihn an der Wand hielten ihm die Haut von den Handgelenken rieben. Dumbledore hatte seine Magie so oft versiegelt, bis sie irgendwann fast vollständig gebunden war. Man wollte ihn brechen, aber man hatte die Rechnung nicht mit seinem Kämpferwillen gemacht. Er sah es nicht ein, so zu sterben. Sein ganzes Leben war eine Qual gewesen, jetzt wollte er seine Ruhe haben. Zwischen den Angriffen durch seine Verwandten grübelte er über eine Möglichkeit nach zu entkommen. Er war fast sechzehn Monate hier eingesperrt gewesen. Die Gegenzauber für die Überwachungszauber hatte er nach wenigen Wochen entwickelt. Komplizierter war es, an die Schlüssel für seine Ketten zu kommen. Doch da half es ihm, dass er auch nach Voldemorts Vernichtung weiter mit Schlangen reden konnte. Er rief einen Vertreter dieser Art zu sich und trug ihm auf, den Schlüssel zu besorgen. Die Schlange war sehr klein und so dauerte es mehrere Tage, bis sie den Schlüssel endlich Fand und zu ihm bringen konnte. Nun stand Harry Potter, geächteter Held der Zaubererwelt in der Küche des Ligusterweges und packte einige Lebensmittel in seinen Rucksack. Er hatte auch einiges an Mugglegeld mitgenommen. Er hatte ja keine Ahnung, was er tun sollte. Er hatte zwar einen Abschluss, aber der nützte ihm nichts. Er konnte in der Zaubererwelt nicht frei sein. Eine Arbeit in der Mugglewelt würde er ohne gültigen Abschluss und ohne Ausbildung auch nicht bekommen. Tränen stiegen in die dunkelgrünen Augen, als ihm bewusst wurde, wie aussichtslos seine Situation war. Er konnte nirgendwo hin, aber er konnte auch nicht bleiben. Es gab niemanden, der ihm helfen würde und man würde ihn jagen. Halb blind vor Tränen schulterte Harry seinen Rucksack, öffnete die Haustür, trat hinaus und atmete die kalte Nachtluft ein. Es war ende Dezember, die Mugglehäuser waren für Weihnachten geschmückt und Harry Potter beschloss, dass sterben vielleicht doch keine so schlechte Idee war. Seit dieser Nacht waren einige Tage vergangen. Er hatte seinen Zauberstab zurück gelassen, damit man ihn nicht orten konnte, doch ohne ihn war es für Harry schwer zu überleben. Er war eine lange Zeit einfach nur gelaufen, hatte die Schmerzen seiner halb erfrorenen Gliedmaßen ignoriert, und war schließlich in einem Wald gelandet. Nach einiger Zeit der umherirrens fand er endlich, was er suchte. Eine Höhle an einem Bach bot den idealen Unterschlupf. Er entfachte ein Feuer und seufzte erleichtert, als er das erste mal seit langer Zeit Wärme spürte. Die Sohlen seiner Schuhe waren durchgelaufen und Harry hatte sie notdürftig mit Klebeband repariert. Durch seine Verletzungen und den Schwindel war er oft gestürzt. Dabei hatte er sich neue Blessuren eingehandelt und seine Hose zerrissen. Zitternd schlang er die Arme um sich und versuchte nicht an die Auswegslosigkeit seiner Situation zu denken. Laute Stimmen außerhalb der Höhle ließen ihn zusammenfahren. Hastig löschte er das Feuer mit Erde und hielt sogar den Atem an. So leise er konnte schlich er auf den Ausgang der Höhle zu und spähte nach draußen. Dicke Wolken verdeckten den Mond und machten die Nacht schwarz. „Da drüben bewegt sich was! Das ist einer! Schnappt ihn euch!“ Harry rannte los. So schnell er konnte fegte er durch das dichte Unterholz. Hinter sich hörte er das krachen der Männer, die ihm folgten. Flüche schossen dicht an seinem Kopf vorbei und so rannte er im Zick zack, verlor völlig die Orientierung und krachte mit voller Wucht gegen etwas hartes. Mehrere Flüche trafen ihn und ließen ihn aufschreien. Bewusstlos ging er zu Boden. Das letzte was er sah waren dunkle Gestalten, die auf ihn zu rannten und dann hörte er es. Ein langgezogenes Heulen. Schmerzen und Wärme. Das war alles, was Harry wahr nahm, als er erwachte. Stöhnend hob er eine Hand und führte sie zu seinem Kopf. Seine Finger ertasteten Bandagen. Vorsichtig fuhr er mit der Schadenserfassung fort. Zusätzlich zu seinem verbundenen Kopf, spürte er Verbände an seinen Füßen, seinem rechten Knie, seinem rechten Unterarm und seiner linken Schulter. Die schlimmsten Schmerzen kamen von seiner Schulter und seinem Kopf. Er versuchte die Augen zu öffnen, aber es gelang ihm nicht. „Er wird wach! Du kannst ihm ja alles erklären. Viel Spaß. Er wird begeistert sein.“ schnarrte eine Stimme links neben Harry. Ein tiefes Knurren antwortete dem ersten Sprecher, dann hörte Harry Kleiderrascheln und Schritte. Der starke Geruch nach Kräutern wich und wurde bald ganz verdrängt von einem wunderbaren Duft nach warmer Erde, Holz, Rauch und Moschus. Sofort entspannte Harry sich. Er zuckte zusammen, als ein feuchter Lappen über seine Augen wischte. „Versuch noch mal sie aufzukriegen. Es sollte jetzt klappen.“ grollte es neben ihm. Harry versuchte erneut, die Augen zu öffnen und diesmal klappte es. Erstauntes Keuchen entkam ihm, als er seine Umgebung gestochen scharf wahrnahm. Wie war das möglich? Er hatte seine Brille schon vor Tagen verloren. Er versuchte etwas zu sagen, aber seiner Kehle entkam nur ein leises krächzen und wimmern. Ein Glas und eine große Hand schoben sich in sein Blickfeld. Man half ihm auf und das Glas wurde an seine Lippen gehalten. Es musste ein Schmerztrank darin gewesen sein, denn das Hämmern in seinem Kopf und das Reißen in seiner Schulter ließen allmählich nach. Erleichtert seufzend schloss er die Augen, nur um sie im nächsten Moment erschrocken aufzureißen. Es hatte zwar einige Zeit gedauert, aber er hatte die Stimme erkannt. „Snape.“ keuchte er und Panik überkam ihn. Man hatte ihn erwischt und versuchte nun, ihn zu Dumbledore zurückzubringen. Das durfte auf keinen Fall passieren. Den Schmerz unterdrückend versuchte er aus dem Bett zu kommen, nur um das Gleichgewicht zu verlieren und auf dem Boden aufzu…..Starke Arme bremsten seinen Sturz ab und schoben ihn sanft aber nachdrücklich ins Bett zurück. „Du bist hier sicher.“ grollte eine tiefe warme Stimme. Harry wurde fast augenblicklich ruhiger. In dieser Stimme war etwas, was ihm Sicherheit gab. „Wo…wo bin ich? Und warum?“ Der Mann schien einen Augenblick lang zu überlegen, wie er antworten sollte und diese Zeit nutzte Harry, um ihn sich genauer anzusehen. Der Mann war groß, viel größer, als er selbst. Er war breit gebaut und ziemlich muskulös. Unzählige Narben bedeckten die wettergegerbte Haut an den Unterarmen. Das lange Haar war zurückgebunden und schon ziemlich stark ergraut, trotzdem wirkte der Mann jünger, was an den lebhaften goldenen Augen liegen könnte. Harry keuchte erschrocken. „Sie sind ein Werwolf.“ Das brachte den Mann zum Lachen. Harry war verwirrt und entgeistert. „Was ist so komisch?“ fragte er und wusste nicht, woher er dazu den Mut nahm. „Du bist einer von der ganz schnellen Sorte, was, Junge?“ grollte der Mann amüsiert. Harry kniff die Augen zusammen und wollte die Arme beleidigt vor der Brust verschrenken, aber ein heftiges Reißen in seiner Schulter brachte ihn dazu, den Arm schnell wieder sinken zu lassen. Der Schmerzen trieb ihm die Tränen in die Augen. Sofort war der Fremde bei ihm und streichelte beruhigend über seinen Rücken. „Ich seh mir das mal an.“ Harry nickte nur und spürte, wie der Verband Schicht für Schicht abgewickelt wurde. Der Mann untersuchte seine Schulter und schnüffelte daran. Harry zuckte weg, aber der Fremde hielt ihn fest. Dann wurde die Schulter wieder verbunden. „Keine Entzündung, das ist gut. Der Schmerz lässt bald nach.“ diagnostizierte der Mann und setzte sich wieder auf den Stuhl neben Harrys Bett. „Wo bin ich hier? Und warum?“ wiederholte Harry nun seine Fragen, auf die er immernoch keine Antwort bekommen hatte. Der Andere seufzte. Er holte einmal Luft und begann dann zu erklären. „Du bist in einem Wald in Nordschottland. Du wurdest von Männern verfolgt, die dachten, du seist ein Werwolf. Sie haben dich ziemlich schwer verletzt.“ Harry griff an seine Schulter. „Nein…da nicht, aber das erkläre ich dir später.“ Der Mann sah Harry ruhig an. ———Flashback——— „Hier ganz in der Nähe ist eine Patroullie! Sie sind sehr nah und sie jagen jemanden!“ Der Angesprochene sprang sofort auf. „Einen von uns?“ Schulterzucken. „Könnte sein, aber er ist in Menschengestalt. Vielleicht kann er sich nicht wandeln.“ Der größere der Beiden sprang auf und war schon aus der Hütte. Mitten im Rennen machte er einen Satz und anstatt zweier Füße kamen nun vier Pfoten auf dem Waldboden auf. Dem Leitwolf schlossen sich weitere Wölfe an und folgten der Fährte tief in den Wald hinein. Helle Lichtblitze zuckten zwischen den Bäumen auf und ließen sie seltsam verzerrt aufleuchten. Da vorne war die Beute der Fänger. Ein Junge strauchelte, wie es schien halb blind, durch das Unterholz, ehe er direkt gegen eine Felswand lief. Mehrere Flüche trafen die kleine Gestalt und brachten sie zum Aufschreien. Das Geräusch traf den Leitwolf unvorbereitet. Aus irgendeinem Grund konnte er bei diesen Schreien nicht ruhig bleiben, wie er es sonst tat. Er war ein Geschöpf der dunklen Seite, er war die Schreie von Verwundeten und Sterbenden gewohnt, aber irgendetwas brachte ihn beinahe zum Durchdrehen. Als sich die Männer dem Bewusstlosen näherten warf er den Kopf in den Nacken und stieß ein langgezogenes Heulen aus. Mehrere Stimmen stiegen ein und schon hechteten sie los. Sie jagten, wie normale Wölfe. Die Beute wurde umzingelt und gehetzt, bis sie erschöpft war, dann würden sie den Kreis enger ziehen und gleichzeitig von allen Seiten aus angreifen. So taten sie es auch dieses Mal. Obwohl die Männer Zauberstäbe trugen hatten sie keine Chance. Die meisten Flüche prallten einfach am Fell der magischen Geschöpfe ab und die die durchdrangen schienen die Bestien kaum zu behindern. Reißen und Schreie, dann Stille. Nur hin und wieder das Knurren eines Wolfes, der seine Beute verteidigte. Der Leitwolf aber fraß nicht. Er rannte zu der Stelle zurück, wo der Junge zu Boden gegangen war. Er schloss die Augen, nahm Kontakt zu seinem inneren Wesen auf und glitt leise durch die Verwandlung. Vorsichtig drehte er den Verwundeten auf den Rücken und tastete nach dessen Puls. Die heftigkeit des Gefühls der Erleichterung, als er den schwachen Puls fand überraschte ihn, aber er schob diese Verwunderung zur Seite. Sorge breitete sich aus, als er spürte, wie der Puls anfing zu flackern. Selbst, wenn er in Wolfsgestallt rannte, würde er nicht rechtzeitig zu dem Tränkemeister kommen, der seit einigen Wochen in seinem Rudel lebte. Der Junge würde sterben. Es gab nichts, das ihn retten konnte, außer einer Sache. Der Leitwolf nahm wieder seine tierische Gestalt an und näherte sich dem Bewusstlosen. Er beugte sich über ihn und rammte seine langen Fänge einmal tief in seine Schulter. Die Wärme, die ihn dabei überflutete ließ ihn aufgrollen. Zurück in seiner Menschengestalt tastete er erneut nach dem Puls und seufzte erleichtert, als er spürte, wie sich der Herzschlag langsam stabilisierte und kräftiger wurde. Noch war der Junge aber nicht über den Berg. Wobei, Junge? Die Gestalt war ziemlich schmal und er war recht klein, aber nun bei näherer Betrachtung erkannte Fenrir, dass das vor ihm ein ausgewachsener Mann war. Sanft hob er den jungen Mann auf seine Arme und machte sich auf den Weg zurück in sein Rudel. Unwirsch trat er die Tür zu einer Hütte auf, die etwas abseits stand und ehe er es sich versah hatte er das Ende eines Zauberstabes im Gesicht. Er knurrte nur und trat an dem Mann vorbei. Er legte seine leichte Last auf dem Bett ab und zerrte dann den etwas perplexen Mann zu sich. „Rette ihn!“ bellte er. Der Mann mit den glatten schwarzen Haaren und der Hakennase zog nur eine Braue hoch. Normalerweise hätte er den Mann vor sich jetzt angeblafft, immerhin war der mitten in der Nacht wie ein Irrer in sein Haus eingedrungen und hatte eine vor Schmutz und Blut starrende Person einfach in sein Bett gelegt und dann nicht einmal die Zeit für eine Erklärung gehabt. Die Dringlichkeit in der Stimme des Anderen ließ ihn aber seinen Ärger herunterschlucken. Für Fragen blieb später noch genug Zeit. Der Patient schien dem Leitwolf ziemlich wichtig zu sein. Der Zauberer trat näher an das Bett heran und untersuchte den Verletzten. Er hatte einen bösen Verdacht, aber erst, als er die Ponyfransen aus dem Gesicht des Ohnmächtigen schob hatte er den Beweis. „Ist dir klar, wer das ist?“ der Zauberer wirbelte zu dem Mann mit den goldenen Augen herum. Dieser schüttelte nur den Kopf. „Egal, Giftmischer! Rette ihn!“ fauchte er. Der sogenannte Giftmischer funkelte sein Gegenüber nur kurz böse an, machte sich dann aber an die Arbeit. Zuerst säuberte er den mageren Körper und zog ihn dann aus. War er zu Beginn noch genervt von der Tatsache, wer da vor ihm lag, machte sich bald Bestürzung in ihm breit. Harry war völlig abgemagert. Striemen und Narben, sowohl alte, als auch ganz frische überzogen den geschwächten Körper. Er war froh, den Werwolf rausgeschickt zu haben. Er hatte einen Verdacht, was die Sorge von Fenrir anging und das hier sollte er wirklich nicht sehen. Rasch verband er die Striemen und ließ den Werwolf dann wieder rein. Sein Blick fiel auf die frischeste Wunde. „Du hast ihn gebissen?“ schnarrte er entsetzt. „Warum zur Hölle hast du ihn gebissen?“ Schwarze Augen hefteten sich vorwurfsvoll auf den Leitwolf. „Sonst wäre der Junge schon vor Minuten gestorben. Er hat kaum noch gelebt! Nur seine neuen Selbstheilungskräfte halten ihn noch am Leben.“ knurrte der große Mann. Der schwarzhaarige beschloss, das Thema erst einmal ruhen zu lassen und sich um seinen Patienten zu kümmern. Nach einigen Diagnosezaubern musste er zugeben, dass der größere Mann wohl Recht gehabt hatte. Diese Verletzungen hätten den Tod des jungen Mannes bedeutet. Er machte mehrere alte Brüche ausfindig, die er aber verschwieg und einen neuen. Der rechte Unterarm war durch. Er heilte den Knochen und legte dann einen Verband um, den er verhärtete. Der Knochen war zwar wieder ganz, aber noch zu instabil. Nachdem er die meisten Wunden geheilt hatte, hatte er kaum noch Heiltränke und Magie übrig. „Der Rest muss so heilen, aber wenn ich bedenke, wozu du ihn gemacht hast, wird das nicht lange dauern…“ murmelte der Heiler mehr zu sich selber. Er verband den Kopf, das rechte Knie, die Schulter und dann die Füße. Erst als Harry beinahe einer Mumie glich drehte er sich zu dem Mann hinter sich um. Erschöpft sank er auf einen Stuhl. Er griff nach dem Glas, das ihm gereicht wurde und stürzte es mit einem Mal herunter. Brombeerschnaps. Er seufzte, als das Getränk brennend seine Kehle hinabwanderte und ihn aufwärmte. „Rede schon! Kommt er durch?“ Severus Snape zog eine Braue hoch. „Ich weiß zwar nicht, warum er dir so wichtig ist, aber ja, Harry Potter kommt durch! Wieder einmal.“ Das hatte gesessen. Der Leitwolf sank einfach nur sprachlos auf eine Truhe, die an der Wand stand und starrte auf die schlafende Gestalt. „Harry Potter?“ fragte er nur und stöhnte auf, als Snape nickte. „Albus Dumbledores Goldjunge höchst persönlich. Wobei…so, wie er aussieht, glaube ich nicht, dass er noch gut auf den Alten zu sprechen ist.“ Ein beinahe sanfter Blick aus den schwarzen Augen ruhte nun auf dem geschundenen Körper. „Die Verletzungen und gebrochenen Knochen, die ich gefunden habe sind teils alt, teils neu. Viele mit Magie zugefügt.“ „Voldemort?“ „Nein, weiße Magie. Die neueren Wunden sind zwischen sechs und zwei Wochen Alt. Zu der Zeit war der Junge bei seinen Verwandten. Das haben mir unsere Leute mitgeteilt. Die Überwachungszauber auf ihm tragen Dumbledores Signatur. Er hat zugesehen, wie er gefoltert und misshandelt wurde.“ Er sah den Leitwolf an, beobachtete, wie dieser immer wütender zu werden schien. „Ich habe die Zauber aufgehoben. Er ist jetzt frei. Er ist in Sicherheit. Das ist alles, was im Moment zählt.“ Snape war nicht dumm. Er kannte die magischen Wesen sehr gut, besonders diese hier. Immerhin lebte er schon eine ganze Weile bei ihnen. Er erkannte, was der Leitwolf wohl noch zu verdrängen suchte. Harry Potter tat ihm leid. Sie hatten sich nie wirklich gut verstanden, aber er hasste den Jungen schon lange nicht mehr. Snape hatte eingesehen, dass es dumm war, einen Menschen für die Vergehen seines Vaters zu hassen. Und jetzt? Jetzt lag der Junge der überlebte hier in seiner Hütte, schwer verletzt und zu etwas gemacht, mit dem er wohl nur schwer würde fertig werden können. Dumbledore hatte ihn benutzt und dann weggeworfen, wie ein kaputtes Spielzeug. Er hatte versucht den Jungen endgültig zu brechen, wohl damit dieser sich umbrachte und der Alte alleine allen Ruhm und das Vermögen des Pottererben erhalten würde. Leises Stöhnen ließ ihn zu dem Verletzten sehen. „Er wird wach!“ Snape erhob sich und sah zu dem Leitwolf. „Du kannst ihm ja alles erklären! Er wird begeistert sein!“ schnarrte er und ging einfach hinaus. Er wollte nicht dabei sein, wenn Harry erfuhr, was mit ihm geschehen war. ———Flashback Ende——— Als der Leitwolf aufgehört hatte zu erzählen richtete er den Blick unsicher auf den jungen Mann im Bett. Er hatte es vermieden, ihn anzusehen. Harry hatte schweigend zugehört. Severus Snape war also noch am Leben. Das freute ihn. Der Zaubertranklehrer und er waren nie gute Freunde gewesen, aber er wusste, dass dieser Mann ihn schon oft gerettet hatte. Er hatte ein ruhiges Leben verdient, nachdem er so lange ein Doppelspion für zwei Ungeheuer gewesen war. Seine Finger legten sich bei der Erzählung an seine bandagierte Schulter. Ein Biss. Er wurde gebissen. Zu was musste er nicht fragen. Er wusste ja, was der Mann vor ihm war. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit machte sich in ihm breit. Er war jetzt ein Werwolf. Er war fortgelaufen, um ein normales Leben führen zu können und jetzt war er eine der meist gefürchteten und gejagten Kreaturen der britischen Inseln. Harry schluckte schwer und versuchte, die Tränen wegzublinzeln. Es gelang ihm nicht. Er musste an Remus denken. Wie sehr dieser gelitten hatte, jeden Vollmond. Sein Leben würde für immer voller Schmerz sein. Er würde nie ein zu Hause haben. Ihm wurde das Herz schwer. Still weinend bemerkte er erst nicht, dass sein Gegenüber aufgehört hatte zu reden und ihn nun ansah. Er blickte nur auf seine verschränkten Hände. Der Mann neben ihm konnte nichts dafür. Er hatte sein Leben mit dem Biss gerettet, denn nur dank der Selbstheilungskraft seines neuen Wesens hatte er überlebt. Aber zu welchem Preis? Man hatte nicht sein Leben gerettet, sondern es durch eines ersetzt in dem er leiden und verfolgt werden würde. Wie sollte er als Bestie jemals eine Chance auf Frieden, Liebe und Geborgenheit finden? Wer würde ihn denn so wollen? Er war nicht gerade ein Glücksmagnet. Sein Blick fiel auf den Mann neben sich und kreuzte dessen durchdringenden Blick. Erschrocken zuckte er zusammen. Es machte ihm Angst, wie der Mann ihn fixierte. Er räusperte sich und sofort wurde der Blick seines Gegenübers weniger durchdringlich. „Ich würde gerne etwas…alleine sein, bitte?“ äußerte Harry seinen Wunsch. Er musste nachdenken und das konnte er nicht, wenn der Mann ihn so verwirrte. Zu seiner Überraschung wurde seiner Bitte sofort nachgekommen. Der große Mann erhob sich nickend und ging zur Tür. „Du musst dich ausruhen. Ich lasse dir später etwas zu Essen bringen. Wenn du etwas brauchst…vor der Tür steht ein Werwolf. Ruf ihn einfach. Sein Name ist Cabe.“ Ehe der Mann die Hütte jedoch verlassen konnte rief Harry ihm nach. „Warte. Ich habe gar nicht gefragt. Wie ist dein Name?“ Dass er das nicht eher gefragt hatte war ihm beinahe peinlich. Der Mann bleckte die Zähne zu einem misratenen Lächeln, als wüsste er, dass die Preisgabe seines Namens nicht unbedingt förderlich sein würde. „Greyback. Ich bin Fenrir Greyback.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)