Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 12: Schreckliche Enthüllung ----------------------------------- Das Gespräch mit Thor endete in einer Katastrophe – und das noch, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Runya kam kaum dazu, ihn überhaupt auf Inajas Fall anzusprechen, und als es ihr endlich gelang, hörte er ihr nur wenige Sekunden lang zu, ehe er ihr das Wort abschnitt. «Wagst du es etwa, eine meiner Entscheidungen in Frage zu stellen? Glaubst du, ich könne eine solche Angelegenheit nicht richtig beurteilen? Hältst du mich gar für einen unfähigen Trottel?» zischte er gefährlich leise und sah sie aus zusammen gekniffenen Augen finster an. Runya zuckte unter seinem Blick zusammen. «Die ganze Sache ist entschieden – und geht dich ausserdem nichts an!» Die junge Prinzessin hatte mit keiner Silbe erwähnt, woher sie überhaupt von Inaja wusste. Und Lokis Namen hatte sie dabei erst recht nicht genannt. Trotzdem tauchte der Schwarzhaarige in den folgenden drei Tagen nicht mehr bei ihr auf, und als sie nach ihm fragte, warfen sich die beiden Dienerinnen, die ihr nun an seiner Stelle zur Verfügung standen, zunächst bloss vielsagende Blicke zu. Erst als Runya auf einer Antwort bestand, rückten sie mit der Sprache heraus. «Thor hat ihn vor drei Tagen in die Folterkammer werfen lassen.» meinte die eine gleichmütig. Ihre Stimme klang fast so, als ob sie übers Wetter sprechen würde. «Ja. Hat wohl mal wieder was ausgefressen der noble Ex-Prinz... Oder besser gesagt: mal wieder jemandem nicht aufs Wort gehorcht!» Die zweite kicherte ganz offen. «Kommt ab und zu mal vor, müssen sie wissen. Manche lernen's nie... Was in diesem Fall allerdings ziemlich erstaunlich ist, denn schliesslich ist Loki so ungefähr der klügste Kopf in ganz Asgard!» «Ja, aber wenn's um den Stolz geht, muss die Klugheit wohl hinten anstehen! Dünkt sich eben nach wie vor zu fein, um als Sklave zu dienen, der Herr... Aber ich hoffe, dass ihm jetzt ein für alle Mal klar gemacht wird, dass er nichts Besseres mehr ist als wir. Ja, dass er sogar tausendfach tiefer steht als wir!» Runya glaubte, sich verhört zu haben. Erstens aufgrund dessen, was ihr da berichtet wurde... und zweitens wegen der Art und Weise, WIE es gesagt wurde. Die beiden Frauen hielten ihr Schweigen jedoch für Zustimmung. «Verdient hat er es, wenn sie mich fragen. War früher immer so stolz und überheblich... und hat stets mit einem spöttischen Lächeln auf alle hinunter gesehen. Geschieht ihm ganz recht, dass er jetzt vor uns allen kuschen muss.» «Ja. Und bestraft wird, wenn er es nicht tut. Wie heisst es doch so schön: wenn Abschaum wie er nicht hören will, muss er halt fühlen!» Runya fand ihre kaum Sprache wieder. «Ihr findet das gut..?» Die zwei bemerkten immer noch nicht, wie fassungslos ihre Herrin war. «Aber natürlich. Schliesslich hat Loki als Prinz von Asgard unendliche Schande über unser Reich gebracht. Weil er Midgard erobern wollte, meine ich. Er verdient die härteste Strafe, die nur möglich ist.» Die zweite grinste boshaft. «Und die kriegt er jetzt auch.» «Raus!» Die Stimme der jungen Prinzessin klang schrill, und sie konnte sich kaum noch beherrschen. «Sofort! Bevor ich auf dumme Gedanken komme und EUCH in die Folterkammer werfen lasse!» Nicht, dass sie so etwas tun würde... Aber die Wut schüttelte sie derart, dass sie kaum wusste, was sie sagte. Da endlich bemerkten die Dienerinnen ihren Irrtum. Hastig stammelten sie eine Entschuldigung, doch es war zu spät: Runya packte die beiden kurzerhand an den Haaren und bugsierte sie höchst persönlich zum Zimmer hinaus. Sie knallte die Tür hinter ihnen zu und lehnte sich zitternd dagegen. Folterkammer..? Hatten die beiden tatsächlich von einer Folterkammer gesprochen..? Und davon, dass Thor es gewesen war, der Loki da hatte hinbringen lassen..? Ihr Herz raste wie verrückt, und sie stand unbeweglich hinter der Tür, unfähig, sich zu rühren, und ohne zu wissen, was sie tun sollte. In ihrem Kopf pochte es so schmerzhaft, als ob jemand feine Nadeln direkt in ihr Gehirn bohren würde, und sie fühlte sich so elend wie noch nie zuvor in ihrem Leben. So fand Frigga sie zwanzig Minuten später vor. «Mein liebes Kind...» Die Königin kam kaum zur Tür hinein, weil Runya immer noch dagegen lehnte. Als sie die junge Frau sah, war sie entsetzt. Die Augen der Prinzessin standen weit offen, und sie wirkte wie in einem Schock gefangen. «Was ist denn passiert?» Statt einer Antwort schluchzte Runya laut auf und warf sich in Friggas Arme. Die Königin liess sie erst einmal weinen. Sie tat nichts weiter, als ihr sanft übers Haar zu fahren und sie langsam zur gemütlichen Sitzecke hinüber zu bugsieren, wo sie sie sachte ins weiche Sofa drückte und sich neben die immer noch heftig Weinende setzte. «Ist ja gut, Runya.» sagte Frigga leise und so sanft wie zu einem Kind, während sie die Prinzessin fest an sich drückte. «Lass deinen Kummer hinaus, dann geht's dir nachher besser. Ich weiss, es ist nicht ganz einfach mit Thor, aber ihr werdet euch sicher bald zusammen raufen.» Runya, die begriff, dass die Königin irrtümlich meinte, sie gräme sich allein deswegen, weil Thor sich ihr gegenüber immer noch sehr schroff zeigte, schüttelte heftig den Kopf. «Das... ist es... nicht.» Frigga löste sich etwas von Runya und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie versuchte, in ihren Zügen zu lesen, doch die junge Frau hielt den Kopf immer noch gesenkt, und ihr schönes rotblondes Haar floss ihr über das Gesicht. «Was ist denn dann der Grund dafür, dass du weinst, Runya?» fragte die Königin tonlos. Täuschte sich Runya, oder versteifte sich die Ältere gerade ein wenig? Sie schniefte und berichtete dann stockend, was sie eben von den Dienerinnen gehört hatte. «Was hat... Loki denn um Himmels willen getan?» fragte sie verzweifelt, als sie geendet hatte. «Und wie kann Thor..?» Sie brach ab, weil ein neuer Weinkrampf sie schüttelte. Frigga blieb still – sehr lange. Als sie schliesslich sprach, klang ihre Stimme fest und zugleich unendlich müde. «Loki ist inzwischen in meinem Zimmer, Runya. Ich habe ihn vor einer Stunde dort hinbringen lassen. Leider habe ich erst da erfahren, was passiert ist, sonst hätte ich früher...» Sie stockte und holte tief Luft. «Aber Thor tut nichts Unrechtes, wenn er ihn dafür bestraft, dass er sich in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen. Und vor allem dafür, dass er Thors Urteil in dieser Angelegenheit in Zweifel zieht. Das dürfte sich Loki nicht mal wirklich erlauben, wenn er noch ein Prinz wäre – aber als Sklave definitiv nicht.» Runya versuchte, diese harten Sätze zu überhören. Eine schreckliche Ahnung stieg in ihr auf. «In Dinge einmischt, die ihn nichts angehen..? Du sprichst von Inaja, oder? Das heisst, Thor weiss, dass Loki mir von ihr erzählt hat? Dann ist das der Grund dafür, dass er seinen Bruder in die Folterkammer werfen liess?» Sie stöhnte laut auf und schlug die Hände vors Gesicht. «Oh nein, das ist alles meine Schuld...» Ihr verzweifeltes Schluchzen schnitt Frigga tief ins Herz. Doch bevor die Königin sie beruhigen konnte, fügte die Prinzessin bereits zitternd hinzu: «ICH habe Loki über den Fall ausgefragt. Und ich habe ihm befohlen, mir zu antworten, weil ich...» Neue Schluchzer, «...das Gespräch zwischen dir, ihm und Inaja gehört hatte.» Frigga ging nicht auf dieses Geständnis ein. Das arme Kind machte sich schon genügend Vorwürfe, da brauchte sie sie nicht noch dafür zu tadeln, dass sie gelauscht hatte. Traurig meinte sie: «Nachdem du meinen Sohn darauf angesprochen hattest, war er wahnsinnig wütend gewesen, das ist schon richtig. Aber was mit Loki passiert ist, ist nicht deine Schuld.» Sie seufzte schwer. «Das Gespräch zwischen Loki und dir wurde belauscht. Von dem Einherjar, der vor deiner Türe Wache stand. Er wollte sich wohl bei Thor einschmeicheln, nachdem er mitansah, wie wütend du ihn gemacht hast. Denn dummerweise war er zugegen, als du Thor auf Inaja angesprochen hast. Er war einer der beiden Wachen in eurem Speisezimmer. Vermutlich hat er nur auf eine Gelegenheit wie diese gewartet, das Ganze seinem Herrn gegenüber zur Sprache zu bringen. Aber ich versichere dir: der Mann wird hart bestraft werden.» Runya konnte die Königin von Asgard nur erschüttert anstarren. Dunkel erinnerte sie sich daran, dass wie immer zwei Wachen im Raum gestanden hatten, als sie Thor gegenüber Inaja erwähnt hatte. Die Einherjar waren überall, sie standen vor jeder Tür, jedem Gang... Runya nahm sie kaum noch richtig wahr. Ein schrecklicher Fehler, wie sie jetzt bemerkte! Sie wollte etwas sagen, doch sie brauchte drei Anläufe, bis sie die Worte stammeln konnte. Und auch dann kam nicht das heraus, was sie eigentlich gerne zuerst los geworden wäre... Dass sie ganz sicher nicht beabsichtigte, einen Mann zu heiraten, der seinen eigenen Bruder drei Tage lang foltern liess! Doch was schliesslich aus ihrem Mund kam, als sie ihre Stimme wiederfand, war das, was ihr jetzt am dringlichsten auf dem Herzen lag - eine leise Bitte: «Kann ich zu Loki?» Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)