Loki: the fallen Prince - der gefallene Prinz von uk ================================================================================ Kapitel 9: Noch mal davon gekommen! ----------------------------------- Als sie beim Übungsplatz eintrafen, waren Thor und seine Freunde schon dort. Lady Sif polierte noch ihre Waffen, aber Fandral, Hogun und Volstagg – die Grossen Drei – hatten bereits Aufstellung genommen. Thor winkte seiner Braut kurz zu, dann lief er mit wehendem Umhang in die Mitte des Platzes und gab das Signal zum Anfangen. Loki hatte Runya zu ihrem Platz auf der Zuschauertribüne geführt und sich dann nach hinten zurückgezogen. Schade – sie hatte dummerweise gehofft, er würde neben ihr bleiben. Dafür kam nun Lady Sif und begrüsste sie. Sie hatte die Kriegerin bereits am ersten Abend kennen gelernt und fand sie eigentlich nicht unsympathisch. Auch wenn sie eindeutig nur an Waffen und Kampfestechniken Interesse zeigte. So auch jetzt: Sif erklärte ihr, welche besonderen Techniken die vier Männer auf dem Platz unten gerade übten. Zuerst kämpften sie mit Schwertern, dann mit Lanzen. Wie er es vorausgesagt hatte, behielt Thor jedes Mal die Oberhand. Auch im Faustkampf war er den Freunden haushoch überlegen – sogar dem massigen Volstagg, auf den Runya eigentlich schon wegen seiner Körperfülle gewettet hätte. Aber Thor schleuderte ihn mit Leichtigkeit zu Boden. Zuletzt übten sie noch mit Messern. Und hier zeigte sich zum ersten Mal eine gewisse Schwäche beim ansonsten so unbezwingbaren Donnergott: Es gelang Hogun, ihm die Klinge aus der Hand zu schleudern und ihm die eigene an die Kehle zu setzen. «Gewonnen!» rief der drahtige Krieger triumphierend aus. «Ja... Im Kampf mit dem Messer ist Thor nicht ganz so unschlagbar.» murmelte Sif leise vor sich hin. «Das war immer Lokis Spezialität.» «Loki?» Runyas Interesse war geweckt. Schlagartig verwandelte sich ihre bisher leicht gelangweilte Miene. Sie warf einen flüchtigen Blick nach hinten, wo Loki scheinbar unbeteiligt stand. Doch sie war sich sicher, dass er jedes Wort hören konnte. «Ist er gut darin?» «Nicht nur darin.» Sif senkte die Stimme. «Er ist.... war ein hervorragender Magier. In der Hinsicht hatte niemand eine Chance gegen ihn.» «War?» «Seine Magie ist geblockt.» Die Kriegerin flüsterte jetzt. «Wäre ja noch schöner, wenn man einem Sklaven seine ganze Macht liesse – mal abgesehen davon, dass dann niemand Loki in Schach halten könnte.» Runya wollte eben ihren ganzen Mut zusammen nehmen und Sif weiter nach dem Mann befragen, doch da warf ihr die Kriegerin auf einmal einen sehr nachdenklichen Blick zu und wollte wissen, ob Loki tat, was sie ihm befahl. «Wenn nicht, musst du es umgehend Thor melden.» Runya erschauerte. «Damit er ihn bestraft, meinst du?» «Natürlich! Sklaven haben zu gehorchen – oder sie büssen es.» Die scharfgeschnittenen Gesichtszüge der Frau wirkten plötzlich sehr hart und entschlossen. Die junge Vanin atmete tief durch und schaffte es dann, wenigstens mal eine der vielen Fragen los zu werden, die in ihr brannten: «Frigga hat mir erzählt, dass Loki ein Verbrechen begangen hat. Und dass er deshalb jetzt ein...» Sie unterbrach sich kurz und knabberte an ihren Lippen. «Sind alle Sklaven hier Verbrecher?» Sif starrte sie an, als hätte sie eben eine völlig absurde Frage gestellt. «Also, zunächst einmal hat Loki mehr als bloss EIN Verbrechen begangen!» ereiferte sie sich. «Und dann: natürlich ist jeder Sklave hier ein verurteilter Verbrecher! Die Sklaverei an sich ist in Asgard längst abgeschafft... Aber besonders schlimme Schurken werden als Lohn für ihre Taten in diesen Stand verdammt. Es ist eine der härtesten Strafen, die Asgard kennt – die meisten finden es schlimmer als den Tod.» Runya wagte kaum zu fragen, aber sie musste es einfach wissen. «Schlimmer als der Tod... Warum?» Gerade als Sif antworten wollte, kam Fandral mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zu ihnen hinauf. «Deine Runde!» sagte er zur Kriegerin gewandt. Sif lächelte erfreut und schwang sich mit einem Satz über das Geländer der Tribüne. Mit elegantem Schwung landete sie unten auf dem Platz. Fandral begrüsste Runya mit einem überschwänglichen Handkuss, ehe er sich nach hinten wandte. Aus dem Augenwinkel heraus sah die junge Frau, wie er neben Loki trat. «Na, euer Hochwohlgeboren..?» hörte Runya den ebenfalls blondhaarigen jungen Mann spotten. Sie hatte ihn bereits am ersten Abend nicht gemocht, weil sie ihn affektiert und eingebildet fand. Diese Worte schafften es, ihre Abneigung innert Sekunden um ein Vielfaches zu vertiefen. «Wie fühlt man sich so als niedrigster Sklave im ganzen Palast?» Fandral trat ganz nahe an den Schwarzhaarigen heran und fügte mit vor Hohn triefender Stimme hinzu: «Oder besser gesagt: als ein Stück Dreck?» «Wunderbar natürlich – wie denn wohl sonst?» gab Loki zurück. Die Worte klangen ironisch. Aber die junge Frau hörte die Bitterkeit darin sehr wohl heraus. Ein heftiger Stich fuhr ihr durchs Herz. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte Fandral zur Ordnung gemahnt, aber sie wagte es nicht aus Angst, Loki damit letzten Endes nur zu schaden. Seine Antwort hatte ihr sowieso schon fast einen Schock versetzt. Hoffentlich hatte das keine schlimmen Konsequenzen für ihn! «Immer noch frech?» Fandral hob eine Braue. «Hast wohl noch immer nicht genug Prügel bekommen, was?» Dahin war Runyas Hoffnung! In ihren Ohren begann es zu rauschen, und die pochenden Schmerzen an den Schläfen meldeten sich zurück. Langsam drehte sie den Kopf und beobachtete, dass Loki diesmal keine Antwort gab, sondern nur weiter gerade aus starrte. Zum Glück. Sie traute es Fandral zu, dass er das mit den Prügeln ansonsten umgehend in die Tat umsetzte. Doch seine nächsten Worte liessen ihr bereits wieder das Blut in den Adern gefrieren. «Es wird Thor sicher interessieren, dass du immer noch derartige Sprüche klopfst!» Aus Fandrals Gesicht war jetzt jeglicher Spott verschwunden, und seine eigentlich recht hübschen Züge verzerrten sich. «Ich bin sicher, er wird die Zeit finden, sich ein wenig mit dir zu beschäftigen, sobald er hier fertig ist!» «Fandral!» Runya schrie beinahe, so hastig stiess sie den Namen heraus. Ihre Kopfschmerzen wurden heftiger, doch sie ignorierte sie. Eine Idee... sie brauchte eine Idee! Da kam der rettende Einfall. «Bitte, erklär mir doch, was die Kämpfer da unten gerade tun.» Sie schaffte es sogar, ein – wie sie hoffte – verführerisches Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. «Sif war vorhin so gütig, mir die jeweiligen Techniken zu erklären, aber jetzt ist niemand mehr da, der mich in der Hinsicht erleuchten kann.» «Liebste Runya!» Der drahtige junge Krieger liess Loki sofort stehen und kam mit ausladender Geste auf sie zu. «Nur zu gerne erkläre ich dir alles. Betrachte mich als deinen ergebenen Diener!» «Vielen Dank.» Sie schaffte es, das Lächeln beizubehalten – dabei hätte sie am liebsten vor dem eitlen Geck ausgespuckt. Nun musste sie nur noch eine Lösung finden, um Loki definitiv aus der Schusslinie zu bugsieren. Wieder kam der rettende Einfall wie aus heiterem Himmel. Mit gespielt hochmütiger Miene wandte sie sich zu ihrem Sklaven um und sagte: «Du kannst gehen und die Arbeit erledigen, die ich dir aufgetragen habe.» Ihren scheinbar verächtlichen Worten liess sie einen eindringlichen Blick folgen. Hoffentlich begriff Loki! Er tat es - ohne das geringste Zögern. «Wie ihr wünscht, Herrin.» erwiderte er mit einer leichten Verbeugung und entfernte sich. «Herrin!» Fandral lachte laut. «Ach, ich liebe es, wenn er sowas sagen muss. Der stolze Loki... Ich könnte das den ganzen Tag hören!» Runya hätte ihn am liebsten geohrfeigt, doch sie lief heute offenbar zu ungewohnter Höchstform in Sachen Lügen auf. «Dann sind wir ja schon zwei.» säuselte sie und betete im Stillen, dass Loki ihr vergeben möge. Auch wenn er es, zum Glück, bereits nicht mehr mitbekam. Innerlich kochte sie vor Wut und wünschte dem hochnäsigen Kerl neben sich von ganzem Herzen, dass er sie auch mal mit ‘Herrin’ ansprechen müsste. Oder, noch besser... ...dass Thor dazu gezwungen würde! Der Gedanke war derart amüsant, dass sie sich ein leises Auflachen nicht verkneifen konnte. Aber da Fandral der Ansicht war, dass sie sich über Loki lustig machte, spielte es keine Rolle. Er hätte allerdings kaum mitgelacht, wenn er gewusst hätte, dass sie sich über ihn und seinen besten Freund amüsierte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)