Der Waldläufer Nousagi von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 21: Hör auf das Biest ----------------------------- Kapitel 21 Hör auf das Biest Nachdem ich bei Sanae war und mir eine große Portion Reis und Gemüse, welches in Brühe eingeweicht war, geholt hatte, lief ich meiner Nase nach. Ich folgte den Gerüchen der beiden Frauen. Doch zu meinem Leidwesen, waren sie im Damentrackt. Dort war der Zutritt für alle Männer verboten. Seufzend stand ich also da und wusste nicht wohin mit dem Essen. Also setze ich mich mit den beiden Schüsseln in der Hand vor die Anschlusstür dieses Bereiches. Zu allem elend kam Zeno mit seiner Flamme vorbei und lachte mich aus. „Was machst du denn da schon wieder Hasenjunge?“, lallte er betrunken. Die Dame hielt ihn mit aller Kraft oben, damit er nicht fiel. Viel laufen würde da heute nicht mehr. Das wusste auch die Dame und zog meinen Kameraden näher an sich. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich. Zeno stieg sofort drauf ein und presste seine Lippen auf ihre. Sofort wurde es inniger und ich sah sogar ihre Zungen, wie sie sich abschleckten. Leicht angeekelt stand ich auf und entfernte mich, bevor sie noch weiter gehen würden. Ich beschloss in mein Gemach zu gehen und als ich ankam, entdeckte ich einen Geruch. Er war überall in meinem Raum. Auf meiner Schlafstätte, dort wo ihre Kleidung gelegen hatte, an der kleinen Holzfiguren, welche sie berührt hatte und in der Luft, die sie mit ihrem Geruch geschwängert hatte. Mit geschlossenen Augen stellte ich die Schüsseln auf dem Tisch ab und nahm ihren Geruch war. Holzig und nach Wald. In mir regte sich das Biest und lechzte nach der Quelle, des für mich betörenden Geruches. Ich wusste nicht warum, aber dieser Geruch vernebelte mir die Sinne, machte mich warm und brachte meine Gedanken um den Verstand. Klopfen riss mich aus meiner Trance und ich lief zur Tür. Nur Sekunden später öffnete ich die Tür und die Quelle meiner Benebelung stand davor. „Shijukara“, flüsterte ich und betrachtete sie. Sie roch nach Seife, ihre Kleidung war eine andere und ihr Haar fiel seidig glatt über ihre Schultern. „Bitte Nousagi. Ich muss mich bei dir verstecken“, bat sie und ging ungeniert in mein Gemach. Ich schloss die Tür, denn mein Innerstes wünschte sich nichts mehr, als ihre Nähe. Ich musste dringend mit Yukara reden. Mein Biest wollte durchdrehen und ich musste wissen warum. „Bitte, ich hatte dir essen geholt. Iss“, bat ich leicht stotternd und zeigte auf den Tisch. Ihre Augen wurden groß und im nächsten Moment hörte ich ihren Magen Knurren. Sie wurde beschämt und das brachte ihre Wangen zum Strahlen. „Iss“, bat ich sanft und setzte mich an den kleinen Tisch. Shijukara kam zu mir und setze sich. Sofort begann sie zu essen, denn Stäbchen lagen dabei. Sie schlürfte und verdrückte die Mahlzeit ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr Appetit musste riesig gewesen sein. Seufzend lehnte sie sich zurück, als sie fertig war und sah dann zu mir. „Ich danke dir. Ich habe schon seit Tagen, kaum etwas gegessen“, beichtete sie und ich presste sie Zähne aufeinander. Hunger war mir nur zu bekannt. „Ihr solltet angemessen Speisen Shijukara-sensei“, riet ich. Sie begann nur zu kichern und hielt sich dabei die Hand vor den Mund. „Ach Nousagi. Du bist zu fürsorglich. Ich kann mir kaum vorstellen, das du ein Yokai bist“, lachte sie lieb und ich rollte die Augen. „Ich bin aber einer, seit euch das gewiss“, erwiderte ich und ihr Lachen wurde lauter. „Ich glaube dir. Aber du bist trotzdem zu weich.“ „Was soll das heißen?“, fragte ich und ihr Lachen erstarb. Sie lächelte mich an und sah genau in meine Augen. „Du würdest einer Frau niemals etwas tun, selbst wenn sie dein Feind wäre. Da bin ich mir sicher“, setze sie mich unter Druck. Doch da konnte sie mich nicht mit locken. Natürlich würde ich niemals einer Frau etwas zu leide tun, wenn es nicht eine durchgedrehte Yokai war, die mein Herr und ich bekämpfen mussten, um die Menschen zu schützen. Aber eine Menschenfrau war natürlich keine große Gefahr und deshalb hatte Shijukara irgendwo Recht. „Willst du mir damit sagen, dass du mein Feind bist?“, fragte ich stichelnd zurück und sie verengte die Augen. Sie änderte ihre Position und neigte sich über den Tisch zu mir. „Wer sagt denn, das ich es nicht sein könnte?“, hauchte sie spielerisch und ich ging darauf ein. „Du arbeitest für unseren Herrn.“ Ihre Lippen schmunzelten und sie schloss kurz die Augen. „Ein Ablenkungsmanöver vielleicht?“, hauchte sie und ihre nähe lies mein Herz wild schlagen. Ich konnte ihren unverwechselbaren Geruch einatmen und er machte mein Hirn wirr. „Was verbirgst du Nousagi?“, brach die Stimme meine Gedanken und ich sah sie verwirrt an. Sie setze sich zurück und ich musste einige Male tief ausatmen um mein Herz zu beruhigen. „Was meint ihr?“, fragte ich nüchtern, doch sie erwidertet nicht. Sicher meinte sie die Maske. War ja klar, dass es auf kurz oder lang dazu kommen würde. „Unwichtig“, hauchte ich und stand auf um mein Gemach zu verlassen. Ich konnte diese ständige Fragerei danach nicht mehr ertragen. Die ganze Nacht trainierte ich, um diese blauen Augen aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Ebenso ihren Geruch und diese rosigen, vollen Lippen. All diese Dinge ließen sich nicht mehr aus meinem Geist löschen. Aber warum war das so? Warum verdrehte mir diese verrückte, ungehobelte kleine Menschenfrau den Kopf? Am Morgengrauen lies ich mich auf eine Veranda sinken. Meine Muskeln waren angespannt und ich bräuchte eine Pause. Doch mein Innerstes machte mich verrückt. Mein Biest drängte mich ständig und sendete mir Bilder von ihr. Dieser hübschen Menschenfrau. Warum es mich quälte. Ich musste es endlich herausfinden. Deswegen stand ich wieder auf und suchte nach der einzigen Person, die mir helfen konnte, doch ich wurde entdeckt, bevor ich aus der Trainingshalle gehen konnte. „Wo warst du?“, erklang die Stimme, mit der mich mein Biest die ganze Nacht quälte. Und als ich ihr folgte, erblickte ich das Azurblau ihrer Augen. Mein Herz schlug schlagartig schneller. Wie wenn sich ein Schalter umlegen würde, sobald sie in meiner Nähe war. „Ich habe trainiert“, antwortete ich knapp und zog meinen Suikan von einem Schrank. Ich hatte oberkörperfrei trainiert, denn auch wenn es kalt war, heizte mein Körper beim Training auf. Zudem noch diese Tortur mit meinem Biest. Ich schlüpfte in die Ärmel und fing ihren musternden Blick ein. Warum sah sie mich so genau an? „Ist etwas?“, fragte ich nebenbei und schloss meinen Suikan. Ihr Blick brach ab und ihre Augen sahen in meine. „Ich wartete in deinem Gemach. Entschuldige das es gestern so auseinander ging. Ich war aufdringlich“, entschuldigte sie sich. Ich zog meinen Zopf aus dem Kragen und ging an ihr vorbei. „Frag einfach nie mehr danach“, bat ich und ging dann. Ich wusste, das es hart war. Aber vielleicht spürte sie so, zumindest etwas, wie ich mich immer fühlte, wenn man diese Frage stellte. Vorsichtig klopfte ich an der Tür, in der die Kammerdienerinnen stets anzutreffen waren. „Oh Nousagi. Was willst du denn hier?“, fragte Aiko die ihrer Mutter half. Yukara blickte auf und lächelte. „Sicher gibt es etwas für mich zu tun oder?“, bat ich um Einlass und Yukara schien zu verstehen. So eröffnete ich die meisten Gespräche, wenn mir etwas auf dem Herzen lag und nur sie mir helfen konnte. „Komm her, du kannst mir die schweren Schachteln ins Regal legen“, gab sie mir eine Chance und ich trat ein. Sie zeigte auf einen Stapel und ich nahm mir sogleich eine Schachtel. „Unser Gast scheint nicht an Gastfreundschaft gewohnt zu sein“, begann Yukara und erhielt so meine Aufmerksamkeit. Yukara hatte eine erstaunliche Begabung für die Richtung unserer Gespräche. Als wenn sie wüsste, was in mir vorgehen würde. „Als ich heute Morgen nach ihr sehen wollte, war sie verschwunden“, redete sie weiter und stopfte gerade ein Loch in einem der hochwertigeren Kimonos. „Warum erzählst du mir das Yukara?“, fragte ich gespielt gelangweilt und brachte Aiko zum Lachen. Fragend sah ich sie an. „Ach Nousagi. Als wir nach ihr suchten, lag sie bei dir ihm Gemach und schlief. Sie hat uns nicht mal bemerkt“, kicherte sie und ich hielt die Luft an. Schnell sah ich zu Yukara, welche kokett zu mir sah. „Was läuft da mein lieber?“, stichelte sie und ich versuchte meine Gesichtszüge zu erhalten. „Nichts“, antwortete ich und die Damen wurden noch lauter. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Ayaka kam dazu. Diese lächelte freundlich und trat ein. „Was ist denn hier los? Worüber lacht ihr?“, fragte sie und setze sich zu Yukara. Sicher wollte auch sie helfen. „Ach nur über Nousagis erste liebe“, lachte Aiko und ich rollte die Augen. „Das ist nicht wahr“, maulte ich und sah in Ayakas entsetzte Augen. „Ist das wahr?“, flüsterte sie. Vehement schüttelte ich den Kopf. „Nein! Sie schlief zwar in meinem Zimmer, aber wir hatten ein Gespräch was ungut auseinander gegangen ist. Warum sie dann dort blieb, weiß ich nicht“, versuchte ich mich aus der Gefahrenzone zu bringen, aber anscheinend zählte das nicht. „Oh schon der erste Beziehungsstreit. Zwar etwas früh aber lieber jetzt alles regeln“, stichelten die Weiber weiter und ich räumte schnell alle Schachteln weg. „Ich höre mir das nicht weiter an“, grummelte ich und wollte zur Tür. „Ach Nousagi, denkst du denn wir sind blöd? Wir wissen, das da nichts passiert ist. Dein Geruch war viel zu schwach in deinem Gemach und an ihr nicht vorhanden. Wir wollen dich nur ärgern“, entschuldigte Yukara sich lächelnd und brachte mich zum Stoppen. „Warum hattet ihr Streit?“, fragte sie und bevor ich antworten konnte, öffnete sich wieder die Tür. „Yukara, der Herr braucht etwas“, bat ein Diener und Yukara sah zu Ayaka. „Geh du. Es wird nichts wichtiges sein“, befahl sie und Ayaka klappte der Mund auf. Sicher wollte sie wissen, was da zwischen Shijukara und mir los war. Aber die Arbeit verlangte nach ihr und mit Yukara war in solchen Dingen nicht zu spaßen. Also verließ meine Kindheitsfreundin uns und Yukara klopfte neben sich auf das Sitzkissen. Sofort folgte ich ihrem stummen Befehl und lies mich neben ihr nieder. „Also nun erzähl mal“, bat sie erneut und ich seufzte tief auf. „Sie meinte ich wäre zu nett. Vor allem in Bezug auf Frauen“, schmollte ich vor mich hin und Yukara nickte, dass sie verstanden hatte. „Also ich finde nicht, das das eine schlechte Angewohnheit von dir ist. Ich schätze deine freiwillige Hilfe. Du hast mich noch nie abgewiesen, wenn ich dich gebraucht habe“, lobte Yukara und auch Aiko nickte mir aufmunternd zu. „Aber warum stört es dich, das sie so etwas sagt?“ Yukaras Augen strahlten warm zu mir und sie gab mir ihre ganze Aufmerksamkeit. „Ich weiß nicht. Shijukara soll nicht denken das ich schwach bin“, gab ich Antwort und Yukaras lächelnd wurde wissend. „Achso. Nun weiß ich, was bei dir los ist.“ „Wirklich?“ fragte ich sofort nach und sie begann weiter zu nähen. „Mach dir keine Sorgen. Dein Biest wird dir schon ein Zeichen geben, glaube mir“, bekräftigte sie mich zu etwas, wobei ich gar nicht wusste was es sein sollte. „Im Moment ärgert es mich eher mit Bildern“, murmelte ich in mich hinein und Yukara schloss nickend die Augen. „Folge deinem inneren Nousagi. Es weiß, was gut für dich ist und was du in deinem Leben brauchst“, erläuterte sie und wieder bekam ich das Gefühl das sie genau wusste, es in mir vor ging. Als ich mich an diesem Mittag verabschiedete, hielt Yukara mich noch einmal an der Hand auf. „Gib ihr auch etwas Zeit. Bei uns Yokai gehen diese Dinge sehr schnell. Bei Menschen dauert es länger, Gefühle zu entwickeln“, gab sie mir Rat und ich würde etwas rot um die Nase. „Warum denn Gefühle? Ich versteh gar nichts mehr“, stöhnte ich und lies den Kopf hängen. „Das wirst du noch verstehen. Hör einfach auf das Biest“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)