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Der Waldläufer Nousagi

von

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Reisen

Kapitel 16 Reisen
 


 

Wie ein Irrer lief ich durch den Wald und wich allen Bäumen, Flüssen und Schluchten aus bis ich, nach etwa einem Tag, auf eine große Truppe stieß, die auf dem Rückweg war. Als erstes traf mich der verwunderte blick Bakus, doch ich lief an ihm vorbei. Ich hatte vor einigen hundert Metern einen Geruch wahrgenommen, der mich nervös und auch ängstlich machte. Ich musste mein Gewissen beruhigen und den Verdacht bestätigen, auch wenn ich hoffte das es nicht so wäre.
 

Fast am Ende der Truppe angekommen, sprang ich über die letzten Reihen und hörte immer wieder verwundert meinen Namen, bis ich am Ende landete und wie erstarrt stehen blieb. Taishos goldene Augen starrten mich an. Doch er schien kaum überrascht, so wie die anderen. Mein Blick fiel von ihm zu den Wagen, der von zwei Kameraden gezogen wurde. Dort lag ein Körper und mir wurde kalt. Die Luft zog sich aus meinen Lungen zurück und ich erstarrte. Bitte nicht.
 


 

~
 

“Was heißt das Sanae-sama?", fragte Ayaka und auch ich wollte wissen, was das zu bedeuten hatte. Markierung war mir nun ja schon ein Begriff, auch wenn ich immer noch nicht wusste was genau es war. Aber wenn es so eine Reaktion auslöste, musste es eine starke Verbindung zwischen dem Ehepaar sein. Gebannt sah ich auf das alte Gesicht der Küchenchefin, bis sie endlich anfing zu reden. “Satoru-sama muss etwas schreckliches passiert sein. Yukara spürt seine Verletzungen und wenn das Band reißt heißt das nur eines”, erklärte sie bedrückt und wurde zum Ende hin immer leiser. Ich erstarrte für einen Moment und nahm die Worte auf, um sie zu filtern. Das konnte nicht sein! Nicht unser General!
 

Ich übergab Ayaka, die weinende Yukara und sprang auf. “Nousagi wo willst du hin?”, hörte ich Sanae-sama noch rufen, doch ich lief einfach weiter.
 

~
 


 

Dort auf dem Wagen lag Satoru mit geschlossenen Augen. Sein Körper war übersäht mit Wunden, die stark geblutet hatten. Ich horchte genau hin. Aber da war nichts. Nichts. Kein Herzschlag war mehr zu hören und auch ich, glaubte mein Herz würde stehen bleiben. Unser General war tot.
 

Taisho kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter. Auch seine Kleidung und Rüstung war getränkt von Blut, ebenso stark wie die Kleider meiner Kameraden. “Er starb, als er mich Schützte und ermöglichte uns so den Sieg”, erklärte Taissho knapp und ging dann weiter. Der Trupp regte sich und auch der Wagen zog an mir vorbei. Ich war wie erstarrt und hielt noch immer die Luft an. Wie konnte das nur sein? Wie konnte es nur sein, das unser General, der starke und gesickte Satoru, starb?
 


 

Nachdem ich die Truppen schon lange nicht mehr laufen hören konnte, fand ich endlich meine Bewegung wieder und tapste ihnen nach. Im Schloss angekommen, hatte sich ein dunkler Schleier aus Wolken über uns gelegt und es begann langsam zu regnen. Der Wagen auf dem Satoru gelegen hatte, war einer Art Bare gewichen, welcher im Korridor stand und als ich näher kam, erblickten Ayakas nasse Augen mich. Sofort rannte sie zu mir und warf sich in meine Arme. Wie mechanisch umschlang ich ihren zierlichen Körper und lies sie sich an meiner Brust ausweinen. Doch meine Augen waren immerzu auf den leblosen Yokai gerichtet, bei dem seine Frau lag und bitterlich weinte.
 


 

~
 


 

Eine Woche war vergangen seitdem wir Krieger unseren General begraben hatten. Er hatte ein prachtvolles Grab erhalten und Yukara konnte immer dort hin, um ihren Gatten zu betrauern. Vor einigen Tagen hatte sie verkündet, dass sie wohl ein Kind erwarten würde und auch wenn sie so voller Trauer war, konnte man ihre Freude darüber spüren. Sie sagte, dass so ein Teil von Satoru bei ihr bleiben würde. Ayaka war nun stets an ihrer Seite und half ihr mit allem. Taisho hatte sie zwar solange freigestellt wie sie bräuchte, doch nach der Trauerfeier war Yukara wieder an die Arbeit gegangen. Sie brauchte das, sagte sie mir, als ich ihr half.
 

Für uns Krieger war nun eine große Aufgabe gekommen. Wir brauchten schließlich einen neuen General und Taisho würde uns heute verkünden, wie das ablaufen würde. Normalerweise entschied der Taisho, wer ihm am liebsten war, doch ich glaubte das auch er sehr litt, unter dem Tot seines Vertrauten. Genaueres wusste ich nicht, doch ich glaubte das sie sowas wie Freunde waren. Da wäre es nur natürlich das er auch trauerte.
 

Ich wartete zusammen mit meinen Kameraden auf unserem Trainingsplatz und als der Taisho zu uns kam, hörten wir mit unserem Training auf und stellten uns in Reih und Glied. Das silberne Haar glänzte wie immer als Taisho zu uns trat und die Sonne darauf fiel. Ebenso seine strengen goldenen Augen. “Ihr wisst das wir heute beschließen, wer der neue General werden wird. Doch es wird eine kleine Änderung geben”, begann er zu erklären und ich spitzte die Ohren. “Ich habe beschlossen das Aufgabengebiet des Generals, etwas zu verändern. Der zukünftige General wird sich ausschließlich, um das Training und Ausrüstung kümmern. Ich verlange ständige Bereitschaft. Dafür dürft ihr jemanden auswählen, denn zur Zeit gibt es, in meinem Augen, keinen Favoriten.”
 

Meine Kameraden sahen sich zunächst fragend an und begannen dann mit ihren Vorschlägen. Zuerst murmelnden sie sich die Namen hin und her, bis Taisho ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. “Baku”, ertönte seine Stimme und angesprochener trat vor. Ich schluckte hart und hoffte das nicht ausgerechnet er, der neue General werden würde. “Dein Name fiel am meisten Baku”, sprach Taisho zu ihm und sah dann wieder in die Menge der Krieger. “Jeder hebt die Hand, der Baku für geeignet empfindet”, befahl er und natürlich gingen viele Hände nach oben. Baku hatte viele Anhänger und das wurde für ihn nun zum Vorteil. Ich dagegen senkte den Blick und seufzte leise aus. Das würde eine harte Zeit werden.
 

“So sei es nun. Baku ist euer neuer General”, verkündete der Taisho und die Mehrheit freute sich sehr und bejubelte ihren neuen General. Ich dagegen wollte mich gerade abwenden, als die Stimme meines Herrn wieder sprach. “Nousagi”, sprach er mich an und ich sah fragend auf. Er winkte mich zu sich und ich stellte mich auf seine freie Seite. Baku stand nun links von ihm und ich rechts. Was hatte das nur zu bedeuten?
 

“Nousagi wird mein persönlicher Begleiter auf meinen Reisen. Diese Aufgabe zählt zu den Privilegien, die der neue General verliert. Da Nousagi ausgezeichnet Trainiert und seine Schnelligkeit ihn auszeichnet, wird er von nun an meine Begleitung und somit meinen Schutz gewährleisten”, erklärte der Taisho und ich war wie erstarrt. Er sagte zwar warum ich geeignet war, doch wollte das nicht in meinen Kopf eindringen.
 

Bakus blick traf meinen und ich sah seine Wut darin. Er musste seinen Generalsposten sozusagen mit mir, dem schwächlichen Hasen teilen und das missfiel ihm sichtlich. Auch die anderen waren erstaunt. Doch nur bis zu dem Punkt bis unser Herr ihnen Sake bringen lassen wollte, um zu betrinken, das es einen neuen General gab.
 

Baku wurde von den Kameraden gepackt und durch die Luft geworfen. Seine Anhänger freuten sich sehr und mir lag es schwer auf dem Herzen, sie so freudig zu sehen. Erst vor einer Woche hatten wir unseren alten General begraben und nun führten sie einen Freudentanz darüber auf. Ich konnte es nicht verstehen und spürte die Hand Taishos auf meiner Schulter. “Denk nicht darüber nach, Junge”, riet er und ging dann ins Innere des Schlosses.
 


 

~
 


 

Jahrzehnte vergingen und es änderte sich alles. Yukara bekam ihre Tochter, welche ihrem Vater sehr ähnlich sah und ebenso ein freches Gemüt besaß wie er. Ayaka war nun nicht mehr in der Küche, sondern ebenfalls für den Herrn zuständig, womit ich sie stets aufzog, denn sie war immer noch ein Tollpatsch. Baku hatte seinen Posten sehr gut unter Kontrolle, was daran lag, dass er jeglichen Fehler mit einer harten Strafe belegte. Nicht wenig, hatte ich das zu spüren bekommen. Taisho missfiel es zwar, was er mir mal erzählte als wir auf reisen waren, doch er sah auch den Nutzen darin. Die Krieger waren disziplinierter und stärker geworden. Es hatte einige Schlachten gegeben, zu denen ich nun auch mit durfte und wir hatten stets gesiegt.
 

Die Reisen mit meinem Herrn waren für mich ein unglaubliches Privileg und mit der Zeit wurde mir ein eigener Raum zur Verfügung gestellt. Baku war sauer darüber gewesen, dabei besaß er selbst einen eigenen Raum. Er war einfach eifersüchtig, dass ich das vertrauen unseres Herrn genoss und mit ihm viel Zeit verbrachte.
 


 

Als ich an diesem Abend von der Reise zurückkam und in mein Gemach ging, um mich auszuruhen, klopfte es nur einige Momente nachdem ich mich ins Bett sinken gelassen hatte. “Komm rein Ayaka”, bat ich und die Tür öffnete sich augenblicklich. “Nousagi! Endlich bist du wieder da”, quietschte sie und ich verzog meine Lippen. “Musst du immerzu so schrill sein Ayaka?”, maulte ich und drehte mich auf die Seite, verschränkte die Arme und schloss meine Augen. Es machte mir nichts aus das Ayaka bei mir im Raum war, selbst wenn ich schlief.
 

“Du solltest erstmal baden Nousagi. Sonst verdreckst du das ganze Bett”, schimpfte sie dann in einem tiefen Ton und ich musste lachen. “So klingst du wie ein alter Mann” Ein Kissen traf meinen Kopf und ich spürte, dass sie sich auf die Bettkante setzte. “Du bist wirklich frech geworden, seit du so viel mit Taisho-sama reist”, entgegnete sie und berührte meine Wange. “Geht es dir gut?”, fragte sie dann sanft und öffnete meine Maske. Ich nickte kaum merklich und lies sie machen. Nachdem der Stoff verschwunden war, sah ich in ihre blauen Augen.
 

“Und wie war es hier? Gab es Probleme?”, fragte ich ruhig und sie lächelte mich an. “Nein es war alles in Ordnung. Unser General achtet doch auf uns”, sagte sie ironisch. Ich rollte die Augen und setze mich auf. “Hat er euch wieder herumgejagt, als wenn er der Taisho wäre?”, fragte ich und Ayakas kichern sicherte mir die Antwort. “Dieser Idiot”, brummte ich und sprang vom Bett, schnappte mir dabei die Maske und setzte sie wieder auf. “Wo gehst du hin?”, fragte meine Freundin und ich ging zur Tür. “Na, mir wurde gesagt ich wäre dreckig, also gehe ich mich nun Baden, in der Hoffnung danach in Ruhe schlafen zu dürfen”, erwiderte ich frech und sie warf erneut ein Kissen nach mir.
 


 

Im Bad angekommen sank ich ins warme Wasser und wusch mich. Es tat gut zu reisen, doch wir hielten zu wenig in den Dörfern und das bisschen Wasser, welches wir bei den kurzen Rasten hatten, reichte nur zum Waschen. So ein warmes Bad war da der reinste Segen.
 

Doch ich war meinem Herrn sehr dankbar für die Möglichkeit, die er mir gab. Ich war ein reisender und würde niemals nur in einem Haus herumsitzen können. Der Wald war irgendwie ein Teil von mir geworden. Taisho hatte ebenfalls herausgefunden, dass ich mich mit der Landwirtschaft auskannte und so gab er mir immer wieder kleine Alleingänge in Dörfer die Hilfe in diesen Dingen benötigten. Viele kannten mich so schon und ich wurde stets freudig begrüßt, egal ob Yokai oder Menschendorf.
 

Außerdem trainierte er am Anfang lange mit mir, wie ich mich verwandeln konnte und was soll ich sagen? Ich habe es nach 5 Jahren endlich geschafft, halbwegs die Kontrolle über mein Biest zu erlangen. Es lag vielleicht auch daran, dass ich so viel Elend und leid sah, das mir mein eigenes Leid der Kindheit, nicht mehr so schlimm vorkam, wie einst. Mein Biest hatte somit kaum eine Angriffsfläche mehr und somit konnte ich es kontrollieren. Als es das erste Mal richtig klappte, klopfte mir der Taisho stolz auf die Schulter und auch ich war sehr stolz auf mich.
 

Allerdings bemerkte ich in den letzten Jahren, das unser Taisho seiner Aufgabe müde wurde. Er erledigte die Gesuche zwar stets zu voller Zufriedenheit, doch er verzog sich oft aus dem Schloss oder unserem Lager, um seine Ruhe zu haben. Es sei ihm vergönnt, dachte ich, denn er war unter ständiger Beobachtung. Im Schloss belagerten in die Berater mit allem möglichem und auf reisen, war ich ja stets bei ihm, um ihn zu schützen sollte etwas passieren.
 

Nach meinem Bad, trocknete ich mich ab und ging in den Vorraum, indem ich schon frische Kleidung vorfand. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, aber ich hatte mich an Ayakas Führsorge gewöhnt. Sie richtete mir stets Kleidung, obwohl ich sie mir ja selbst aus dem Regal ziehen könnte. Schließlich gab es hier Alltagskleidung für alle. Frisch angezogen ging ich in mein Gemach und dort fand ich ein Tablett mit essen darauf vor und einen Becher mit Tee. Sie kannte mich wirklich gut und so setzte ich mich daran, die Mahlzeit zu verschlingen und legte mich danach zu Bett.
 


 

Am nächsten Morgen wurde ich zu Taisho-sama gerufen und ging sofort zu ihm. “Herr ihr habt nach mir gerufen”, begrüßte ich ihn und er sah mich kurz an. “Ich habe einen Auftrag für dich Nousagi”, begann er und ich fragte mich, was es wohl sein könnte. “Du musst für mich in den Norden und etwas abholen, was ich dort in Auftrag gegeben habe”, erklärte er und ich verneigte mich. “Jawoll Herr. Was ist es und wo genau kann ich es abholen?”
 

Taisho kam zu mir und überreichte mir ein Bündel in dem wahrscheinlich Geld war und sah mir in die Augen. “Das Dorf Yaku liegt am Fuße eines Berges. Etwas abseits des Dorfes soll der Meister wohnen, bei dem ich den Auftrag gab. Frage nach Shijukara. Das ist sein Name”, erklärte er mir und ich nickte. Ich wusste wo dieses Dorf war, denn wir waren schon einmal daran vorbeigekommen. “Ich mache mich sofort auf den Weg Herr”, verabschiedete ich mich, machte eine Verbeugung und ging dann hinaus. Beim Schmied holte ich meine Rüstung und verabschiedete mich kurz von Ayaka. Sonst gäbe es nur wieder ärger, wenn ich das Vergessen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissVegeta
2019-09-09T10:27:36+00:00 09.09.2019 12:27
Uhhhh bald begegnen wir Shiju !
Antwort von:  Dudisliebling
09.09.2019 12:44
Aujaaaaaa.. nur noch wenige Kapitel und es gibt etwas love <3


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