Zum Inhalt der Seite

Der Waldläufer Nousagi

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verwandlungen

Kapitel 12 Verwandlungen
 


 

So liefen wir also weiter und mein Herr erledigte sein Gesuch im Süden, für das er eine Belohnung in Form, der Überreste des Yokais bekam. Beziehungsweise nahm er sie schlichtweg mit und die Dorfbewohner flehten ihn förmlich darum an, ihm ihre Kostbarkeiten, geben zu dürfen. Taisho, wie immer schweigsam, gönnte sich ein paar schluck Sake und etwas zu essen für sich und mich. Damit war das Dankeschön erledigt und wir zogen des Nachts weiter. Ich trug die schweren Knochen des Onies und folgte so gut ich konnte meinem Herrn. Er teilte mir mit, dass wir noch etwas holen müssten, bevor wir den Weg zurück ins Schloss antraten.
 

Als der Mond schon hoch am Himmel stand und es bald grauen würde, hielt er an und sah mich an. “Wir ruhen uns kurz aus”, erklärte er und sprang im nächsten Moment auf eine hohe Tanne. Er schlief grundsätzlich im Baum, was ich noch für komisch empfand, doch ich sah den nutzen darin. Hier unten waren allerlei Yokai unterwegs. Niedere, wie auch jene, die nicht wussten wer ihr Herr war und die uns einfach angreifen würden. Nicht das ich an Taishos Kräften zweifelte, schließlich erledigte er die Yokai stets in einem Schlag, aber er wollte sicher einfach seine Ruhe, wenn er schon ruhte.
 

So warf ich die Knochen, welche in einem großen Tuch gewickelt waren, beiseite und strecke meine angespannten Muskeln. Langsam gewöhnte ich mich an die schwere der Rüstung. Die Knochen allerdings, sprengten den Rahmen meiner Stärke zusätzlich und nur, weil ich keine Schwäche zeigen wollte, biss ich mich durch und lief weiterhin mit dem Taisho auf einer Höhe mit. Wofür er die Knochen wohl benötigte?
 

Ich schüttelte meine Arme aus und sah auf die kleine Lichtung vor uns. Der Mond erhellte sie fast komplett und da ich zwar erschöpft, aber nicht müde war, erinnerte ich mich an meine Pflicht. Das Training durfte nicht schleifen. So lief ich einige Meter auf die Lichtung und begann damit meiner Kampfkünste zu trainieren. Ohne Partner war es zwar schwer, doch die Schläge und Abfolge konnte ich üben. Außerdem wollte ich die Wurfmesser, die mir der Schmied gab, testen. An einem Baum, gegenüber der Seite wo Taisho ruhte, übte ich das werfen. Die ersten, wirklich viele Male, landete das Messerchen im Boden. Meine Geduld wanke und ich wollte es endlich schaffen. Als ich kaum noch meine Augen offenhalten konnte und lieblos den letzten Wurf tat, traf ich dann doch endlich den Baum und es entbrannte eine weitere Welle des Ehrgeizes.
 

Weitere Stunden warf ich immer wieder die Messer auf den Baum und als ich ihn sicher traf, lief ich um die Lichtung. Immer wieder warf ich dabei eines der Messerchen, indem ich sie blitzschnell aus den verstecken fischte und auf die Bäume zu sausen lies. Freudig stellte ich fest, dass der Schmied recht behalten hatte. Diese Waffen waren wirklich besser für mich.
 


 

Am späten Morgen weckte mich die Stimme meines Herrn und als ich verschlafen die Augen öffnete sah ich sofort zu ihm auf. Erschrocken schreckte ich auf meine Füße und klopfte mir den Staub von der Kleidung. “Entschuldigt Herr! Ich bin sofort bereit weiter zu reisen”, plapperte ich, bevor ich mich verneigte und zu den Knochen lief um sie zu holen.
 

Als ich zurückkam, sah Taisho mich schweigend an und hielt eines meiner Messer in seiner Hand. Blinzend schluckte ich den Kloß im Hals hinunter. Ich musste es im Baum stecken gelassen haben. Taisho trat näher zu mir und schob ungeniert das Messer in das Versteck meiner Rüstung. “Achte auf deine Waffen”, bat er ruhig und ich nickte eilig. Wie Peinlich!
 


 

Die Reise führte uns weiter und zum ersten Mal in meinem Leben, sah ich das Meer. Wir liefen einige Stunden am Strand entlang und ich staunte nicht schlecht. Dieses blaue nass, glitzerte und schimmerte in der Sonne und ich kannte nichts womit ich es hätte vergleichen können. Als Taisho dann abrupt hielt, krachte ich fast in ihn hinein, weil ich meine Augen aufs Meer gerichtet hatte. Entschuldigend sah ich ihn an als er mich leicht tadelnd ansah.
 

“Wir müssen noch etwas warten”, erklärte er und ich nickte. Schnell legte ich die Knochen am Rand des angrenzenden Waldes ab und wieder streckte ich mich. Was er wohl hier wollte? Ob es mit den Knochen zu tun hatte?, fragte ich mich und kniete mich zum Sand. Vorsichtig strich ich darüber und schmunzelte. Er war sehr angenehm und warm.
 

“Willst du wieder etwas Trainieren?”, fragte Taisho und ich sah zu ihm hinüber. Er hatte sich kaum bewegt, doch sein langer Zopf und das Fell seiner Rüstung, wehte in der lauen Briese des Meeres. Schnell nickte ich und stellte mich auf.
 

“Nach welchem Training beliebt es euch Herr?”, fragte ich und ging näher zu ihm. Er verzog keine Miene und hatte wohl nicht mit einer genauen Frage gerechnet. Allerdings schmunzelte er im nächsten Moment und ich ahnte schreckliches, so wie er mich ansah. Was würde er nun von mir verlangen?
 

“Ich will das du dich verwandelt”, befahl er und ich hielt die Luft an. Was er da verlangte, konnte ich nicht. Wie sollte ich ihm das also zeigen? Hilfesuchend stand ich da und wusste einfach nicht, wie ich das anstellen sollte. Fragen traute ich mich nicht. Schließlich sollte mein Herr nicht denken, das ich schwach war. Andererseits wusste er bereits, das ich keine Kontrolle darüber hatte. Vielleicht war es gut, es hier mit ihm zu trainieren, wo ich niemanden schaden konnte. Sicher könnte er mein Biest unter Kontrolle bringen, sollte ich den Verstand verlieren.
 

“Wie?”, fragte ich leise und Taisho hörte meine Frage. Er trat noch etwas näher und rieb sich das Kinn, während er überlegte. “Du musste dein Biest unter Kontrolle haben”, begann er und ich schluckte. Das konnte ich ja eben nicht. “Dafür musst du lernen, über es du regieren. Was ist der Grund, wenn es ausbricht?”, fragte er gelassen und fixierte meinen Blick. Ich spürte wie seine Aura anstieg. Irgendwas in meinem Körper begann sich zu sträuben und ich spürte wieder die Hitze, welche langsam an meinen Beinen hinaufkroch. Taishos Blick wurde ernster und doch ließ er meine Augen nicht los. Als wenn er versuchte mich zu provozieren, drängte er seine unglaublich große Aura auf mich und verschlang mich förmlich. Ein Knurren entrann meiner Kehle und auch in meinem Kopf begann es du dröhnen. Wollte er mein Biest auf diese Weise hinausdrängen?
 

“Denk an den Auslöser”, sprach Taisho ruhig und seine Augen verfärbten sich Blau, während sie von roten leuchten umrandet wurden. Die Aura erdrückte mich immer mehr und ich versuchte mich zu konzentrieren. Was waren die Auslöser meiner Verwandlungen gewesen? Bilder der Verwandlungen, tauchten vor meinen Augen auf. Der Wolfsyokai, welcher das kleine Mädchen in den Armen hielt, dessen Gesicht dem von Shizu glich und am Ende die erste Begegnung mit Taisho und Satoru, an dem Tag als meine Mutter starb.
 

Pochend bog sich mein Körper durch und ich spürte eine Höllenhitze. Meine Augen rissen auf und ich spürte wie meine Krallen wuchsen. Knackend verwandelten sich meine Knochen und ich versuchte die Kontrolle meiner Gedanken beizubehalten. Doch diese Bilder. Das ganze leid und der schmerz darin, zerrissen mir beinahe meinen Verstand. Mein Blut rauschte in meinen Ohren und mein eigener wilder Herzschlag dröhnte durch meinen Körper. Hechelnd versuchte ich die Kontrolle über mein Biest zu erlangen und stand eisern da. Meine Krallen vergruben sich im warmen Sand und nachdem ich einigermaßen sicher war, meinen Verstand beizubehalten, sah ich zu Taisho.
 

Seine roten Augen sahen mich an und als er mich forschend ansah, erlosch das rot darin. Seine goldenen Augen sahen mich nun an, bevor er fragte: “Wie läuft es?” Innerlich schnaubte ich auf. Es war mehr wie anstrengend und ich nickte kaum merklich. Taisho kam näher und schien zu überlegen. “Vielleicht solltest du etwas in dieser Phase bleiben, um die Macht beizubehalten”, grübelte er und verwarf seine Idee dann doch. “Aber du solltest dich auch zurückverwandeln können, ohne, das ich dir deine Knochen brechen muss”
 

Peinlich berührt schloss ich die Augen. Taisho dagegen grinste und entfernte sich dann mit einigen Sprüngen. “Verwandele dich zurück”, befahl er dann und ich schnaufte nun wirklich. Es war schon schwer genug, gegen mein Biest anzukämpfen und nun sollte ich diese Macht aufgeben. Hoffentlich klappte es diesmal. Ich löste meine Kraft nach und nach auf, doch es geschah nichts. Bis auf einmal mein Biest auf den Plan kam und mich kurzerhand nach hinten drängte.
 

Knurrend fletschte es die Zähne und sah zu Taisho. Leise hörte ich sein schnauben der Enttäuschung, weil es nicht geklappt hatte und als mein Biest ihn angriff, wich er gekonnt aus. Wieder kletterte die Scham in mir auf. Ich war ein Schwächling!
 

Das Biest kämpfte gehen Taisho, welcher einfach nur auswich und auf Abstand ging. Nachdem ich einige Male Sand geschluckt hatte, erspähte mein Biest den Taisho, welcher hunderte Meter von uns zum Stehen kam. Seine Augen füllten wieder dieses bedrohliche rot und sofort wuchs die Aura um ihn herum. Eine Druckwelle erfasste den losen Sand und trieb ihn uns in die Nase und die Augen. Mit der Pfote versuchte das Biest, sich davor zu schützen und die verirrten Körnchen herauszureiben.
 

Nachdem es einigermaßen gelungen war, sah es auf und ich versuchte den Taisho zu erkennen. Allerdings sah ich nur eine gewaltige Staubwolke und je mehr ich mich anstrengte erkannte ich nirgends seine Silhouette. Bis ich plötzlich zwei rote, gigantisch große Augenpaare vor mir erkannte. Die blauen Iriden fixierten mich und sofort warf sich mein Biest in den Dreck. Die Scham wich der Angst und ebenso der Erstauntheit. Das war also Taishos wahre Gestalt?
 

Meine Kraft schwand augenblicklich und die Verwandlung machte sich rückgängig. Als winziger, schmächtiger Inuyokai saß ich nun vor riesigen krallenbesetzen Klauen. Ich konnte meinen Blick kaum von der riesigen Gestalt abwenden die sich vor mir türmte. Der Sand hatte sich gelegt und somit bestaunte ich das silber glänzende Fell, des Hundes vor mir.
 

Taisho-sama sah mich an und schnupperte mit seiner Nase kurz an mir, bevor er sich hinsetzte. “Daran müssen wir wirklich arbeiten”, hörte ich eine grollende tiefe Stimme und blinzelte fragend. Er konnte sogar in dieser Gestalt mit mir reden?! Natürlich Nousagi! Sei kein Idiot, das ist schließlich der Taisho!
 

“Versuch es nochmal”, sprach mich mein Herr an und ich sah zweifelnd zu ihm hinauf. Er würde mich nun so lange darin testen, bis ich wohl hinbekommen würde. Innerlich seufzte ich. Ich musste diese stärke erlangen, sonst war ich eine zu große Gefahr für das Schloss. Wenn ich mein Zuhause also nicht verlieren wollte, müsste ich es schaffen die Kontrolle zu haben. Sowohl bei der Verwandlung, als auch währenddessen. Ich stand also auf und probierte es erneut.
 


 

Der Nachmittag verging und kein einziges Mal schaffte ich es, mich aus eigener Kraft zurück zu verwandlen. Es wurde sogar so schlimm, dass sich mein Biest gegen meinen Herrn auflehnte, da es merkte, das er mir nichts tat. Knurrend schlug ich in den Sand, nachdem Taisho das Biest unter Kontrolle gebracht hatte und mich dafür sogar zu Boden bringen musste. Erschöpft wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, denn die Verwandlungen und kleineren kämpfe, hatten meinem Körper zugesetzt.
 

Taishos Schuhe tauchten vor mir auf und ich sah erschöpft zu ihm auf. Er hatte wieder seine eiserne Miene aufgesetzt. “Für heute ist es genug, Junge”, gab er mich vom Training frei und ich senkte den Kopf. Wann würde es wohl endlich aufhören mit den Enttäuschungen?
 

Lange konnte ich mich allerdings nicht ausruhen, denn von weitem näherten sich zwei Auren. Komischerweise erspürte ich sie nicht vom Land aus, sondern aus dem Himmel, auf uns zu kommen. Fragend blickte ich in den roten Himmel, denn die Sonne ließ gerade ihre letzten strahlen über den Horizont kriechen.
 

Auch Taisho sah in den Himmel und als ich seiner Blickrichtung folgte, erkannte ich zwei kleinere Lichtkugeln. Diese landeten einige Meter weiter am Waldesrand und materialisierten sich zu zwei gestalten. Sofort sprang ich auf, bereit meinem Herrn zur Seite zu stehen, doch als die beiden Personen zu erkennen waren, stockte mir der Atem.
 

Dort stand eine Inuyokai mit silbernem Haar und Yokaimahlen in Form eines Sichelmondes auf ihrer Stirn und kleinen roten Streifen auf ihren Wangenknochen. Ihr Blick war kühler wie Eis und sie war in einen prächtigen, mehrlagigen, weißen Kimono gehüllt. Um den Hals trug sie eine imposante Kette aus großen Perlen, an der ein leuchtendes Amulett hing. Neben ihr stand ein junger Mann, ungefähr in meinem Alter. Auch er trug, ebenso wie die Frau, einen Sichelmond auf der Stirn. Nur seine roten Mahle, zogen sich länger wie ihre und gingen über seine ganze Wange bis zu seinen Ohren. Er trug eine Rüstung und einen ebenso edlen Kimono an sich, wie die Frau.
 

Die Frau musterte mich kurz, bevor sie zu meinem Herrn sah und ihn leicht anlächelte. “Ich bringe ihn dir heute mal etwas entgegen. Du warst so in das Training dieses Burschen vertieft”, erklärte sie und tadelte meinen Herrn indirekt. Dieser seufzte kaum hörbar und trat dann einige Schritte auf sie zu. Sie kam ihn entgegen und er nahm ihre Hand, um einen kurzen Kuss auf ihren Handrücken zu platzieren. “Tsukyomi”, begrüßte er sie und entließ ihre Hand sofort.
 

Etwas geschockt sah ich dem Schauspiel zu und grübelte hart nach, ob ich etwas nicht mitbekommen hatte, als Yukara mir die Informationen darbrachte, die ich wissen sollte? Der junge Mann vor mir, sah mich musternd, doch ebenso kühl, wie die Frau, an. Wer das wohl war?, grübelte ich und musterte ihn nochmal genau, bis mir etwas auffiel. Er sah jeweils der Frau, als auch meinem Herrn irgendwie ähnlich. Könnte es etwa sein?
 

“Nousagi”, riss mich die Stimme meines Herrn aus meinen Gedanken und ich sah ihn schnell an. “Das ist Tsyukiomi, die Göttin des Mondes”, erklärte er, wer die Frau war. Eilig Kniete ich mich hin und senkte mein Haupt. Sie war also diejenige, die meinen Herrn zum Taisho auserkoren hatte. “Und das hier”, sprach mein Herr weiter und ich erhaschte wieder seinen Blick, welcher mich zu dem Jungen lenkte.
 

“Das ist Sesshomaru. Der Prinz des Westens, mein Sohn”



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MissVegeta
2019-09-09T05:00:28+00:00 09.09.2019 07:00
Wunderbar, dass er sein Biest nicht sofort unter Kontrolle bekommt. Das muss er sich hart erarbeiten!
Die erste Begegnung der Familie war amüsant. Nousagi muss nicht nur Kampf lernen, sondern etwas Allgemeinbildung wäre auch sinnvoll !
Antwort von:  Dudisliebling
09.09.2019 07:14
Was will man von einem "kind" auch erwarten? Er war ja nun ein paar Jahre allein und hatte keinerlei sozialen Umgang in dem sinne.. da ist man etwas stoffellig in solchen Dingen..
Außerdem denke ich das Nousagi so nicht wirklich viel von dem Herrschertum und seiner Familie weiß.. das lernt er ja jetzt erst mal ;-)


Zurück