Der Waldläufer Nousagi von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 11: Prüfung ------------------- Kapitel 11 Prüfung So liefen wir also gen Süden und es wurde tiefste Nacht. Bis zum Morgen sprach der Taisho kein Wort mit mir. Doch als wir an einem kleinen Dorf hielten, sah er mich an. „Hol Dir etwas zu essen“, befahl er und ich weitete die Augen. Warum sorgte er sich um die Bedürfnisse, welche ich eventuell haben könnte? Sollte es nicht eher umgekehrt sein? Da er mich noch immer begutachtete und sein Blick auffordernder wurde, ging ich eben den Abhang hinab und direkt auf einen der Marktstände zu. Die ersten die ich erblickte, seit wir das Schloss verlassen hatten, waren Kinder. Sie sperrten ihre Augen und Münder auf, als ich an ihnen vorbeiging. Die Scham kroch in mir hinauf, denn ich wusste, dass sie sich vor mir fürchten müssten. Ein fremder Mann mit Maske, noch dazu in Rüstung und ein Yokai. Wer würde da nicht erstarren? Ich hielt am Stand und sah mir die verschiedenen Dinge an. Er hatte Obst und Gemüse zu verkaufen, ebenso Reis und Getreide. Der Verkäufer trat aus dem anliegenden Raum und ich erkannte ihn sofort wieder. Ebenso er mich und mein Herz blieb stehen. Das war der Apfelverkäufer, welchen ich vor einigen Wochen bestohlen hatte. Meine Hände begannen zu schwitzen und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mein Hals war staubtrocken und als ich mir endlich einige Worte zurechtgelegt hatte, trat jemand neben mich. Taisho stand neben mir und sah zum Verkäufer. Dieser war nun derjenige, welcher stotternd zu unserem Herrscher aufsah. Die Kinder quietschen hinter uns auf und plapperten wild umher. Taishos Blick wanderte zu mir und ich zuckte zusammen. „Was wählst du?“, fragte mein Herr und ich sah blitzschnell zum Tisch. Ich nahm einen Rettich und ein paar Äpfel, vielleicht wollte Taisho ja auch einen und sah zum Verkäufer. Dieser stammelte noch immer und warf sich am Ende auf den Boden, um Taisho zu ehren. Dieser schnaubte kaum hörbar auf und wendete sich ab. Hin und her blickend, sah ich zwischen ihm und dem Verkäufer. „Nousagi“, hörte ich meinen Herrn und als der Verkäufer mich mit den Händen weg bat, lief ich Taisho nach. „Hätten wir das nicht bezahlen müssen?“, fragte ich, nachdem ich aufgeschlossen hatte. Taishos Blick glitt zu mir und das kleine schmunzeln kam wieder. „Ich zahle für nichts hier im Land“, antwortete er und es klang etwas arrogant. Doch mir kam ein ganz anderer Gedanke dazu. Wie hätte ich denn bezahlen wollen? Außer den Dingen die ich trug, besaß ich nichts, im Grunde genommen sogar nicht mal das. Es war alles dem Taisho zu verdanken. Das ich gut gekleidet, geschützt und gelehrt wurde. Warum er das getan hatte, war mir immer noch schleierhaft. Auch wenn er es wohl wegen meinem Talent tat. Wenn schnell sein als dieses zählte. Aber ich müsste mir etwas suchen, mit dem ich Geld verdienen könnte. Etwas anbauen war im Schloss nicht nötig. Ich hatte mir die Felder genauestens angesehen und Sanae und der Gärtner verstanden etwas davon. Was könnte ich da nur machen? Seufzend sah ich auf die Dinge in meinen Armen und spürte wie mein Magen knurrte, bevor mir etwas einfallen konnte. „Iss ruhig“, ertönte Taishos stimme und er griff nach einem Apfel. Stolz darauf, das ich richtig gewählt hatte und er auch etwas aß, legte ich die anderen beiden Äpfel auf den Boden und biss herzhaft in den Rettich. Die leichte Schärfe machte mir nichts aus und ich verputzte ihn vollständig. Immer wieder sah ich zu meinem Herrn auf. Ob ich ihn mal fragen könnte, wohin unsere Reise genau ging? Lieber nicht dachte ich und aß fertig. Sie Sonne kletterte immer weiter Richtung Himmel und wir liefen nach einem kurzen Blickaustausch weiter. Die beiden Äpfel verstaute ich sicher, damit wir später noch etwas essen konnten. Am Abend hielt Taisho wieder und verkündete mir mein erstes Training. Nicht das ich müde oder ausgelaugt war, aber es kam mir komisch vor. Ein Geruch stieg mir in die Nase und als wir die Letzen Meter durch den Wald machten, ahnte ich, was auf mich zu käme. Das Dorf welches sich vor uns erstreckte, war gerade dabei einen großen Yokai abzuwehren. Waren wir deswegen gekommen? Oder war es nun ein Zufall? Ich wusste es nicht. Aber als ich die Schreie der Menschen hörte, den Geruch der brennenden Pfeile und das viele Blut roch, welches mir in der Nase brannte, wusste ich was dort auf mich wartete. „Was meinst du. Sollten wir uns darum kümmern?“, fragte Taisho und erntete einen geschockten Blick meinerseits. Warum fragte er ausgerechnet mich? „Ich“, stotterte ich und überlegte panisch, was ich sagen wollte. Die Hitze stieg in meinem Körper auf, genauso wie schon bei der letzten Verwandlung und ich fürchtete, das es passieren könnte. „Ja“, bat ich am Ende und Taisho nickte. Die nächsten Geschehnisse ließen mich staunen. Ich hatte Taisho, an sich, noch nie etwas machen sehen, außer laufen und sprechen. Ab und zu sah ich ihn, wenn er durch die Gänge seines Bereiches schritt und von seinen Beratern belagert wurde. Hier und jetzt, ging er auf das Dorf zu, wurde immer schneller und hielt vor dem wurmförmigen Yokai, der sich weit in den Himmel erstreckte. Er war sogar weit höher, als die Bäume und grinste nun frech seinem Herrn entgegen. „Was willst du?“, grölte es mit metallischer Stimme. Wusste es den nicht, wer da vor ihm stand? Wenigstens hatte es aufgehört zu wüsten und musterte Taisho. Dieser sprach kein Wort und schien wie erstarrt. Musste ich ihm zur Hilfe eilen? Das kann doch nicht sein oder? Die Dorfleute warfen sich vor Freude in die Arme und waren froh ihn zu sehen. Warum also tat er nichts? Der Yokai schlängelte sich herum und kam mit seinem Gesicht, welches schuppig und glitschig glänzte, näher. „Stell dich mir nicht in den Weg“, grollte es wieder und aus seinem Mund quoll grünlicher Schleim. Als dieser den Boden berührte verätze dieser sofort. Doch Taisho schien es nicht zu interessieren. „Lass dieses Dorf ruhen“, erklang nun endlich das Wort meines Herrn und ich entließ erleichtert die Luft aus meinen Lungen. Allerdings warf sich der Yokai zurück und fing an so etwas wie ein Lachen zu produzieren. Dabei riss es sein Maul weit auf und entblößte lange Fangzähne. Sie erinnerten mich an eine Schlange und zusammen mit dem ätzenden Speichel, musste dieser Yokai einer dieser Rassen abstammen. „Nousagi“, riss mich die Stimme Taishos aus meiner Beobachtung. Er hatte sich noch immer nicht bewegt und sah nur mit seinen Augen in meine Richtung. Was wollte er nun? Fragte ich mich und rannte schnell zu ihm. Nur einige Sekunden, hatte ich dafür gebraucht. „Ja Herr?“, fragte ich und sah zu ihm. Er wendete den Blick wieder zum Yokai, der sich langsam wieder in den Griff bekam. „Du willst helfen, oder?“, fragte mein Herr und ich nickte, sah ebenfalls hinauf zu der Schlange. „Dann tu du es. Zeig mir, was dein Training bis jetzt gebracht hat.“ Erschrocken sah ich Taisho an. Er überlies mir diesen Yokai? Komplett und alleine mir? Das würde also meine Feuerprobe sein. Ich musste einfach alles geben. „Aber keine Verwandlung“, stellte er eine Bedingung. Also stellte ich mich in Position, während Taisho sich abwendete und zu den Dorfbewohnern ging. Diese waren entsetzt und sprachen wild auf ihn ein. „Vertraut ihm“, sagte er ihnen und mein Herz setze aus. Taisho vertraute mir?! Der Yokai hatte das Prozedere beobachtet und sah grimmig zu mir und dann zu Taisho. „Hey Silberling! Was soll ich mit dieser halben Portion?“ Wie ich diese Beleidigung, doch langsam nicht mehr hören konnte. Es nervte! Ich würde ihm schon noch zeigen, wer hier eine halbe Portion war. „Rede nicht so unverschämt zu unserem Herrn, du Schlange!“, schrie ich ihn an und machte mich bereit. Er war sicher impulsiv und ich hatte recht. „Dich zerreiße ich in Stücke, du mieser kleiner Bursche!“, keifte die Schlange und griff mich an. Mit ihrem Maul versuchte sie mich zu packen. Ich wich ihr aus und stieß mich vom Boden ab. Ich sprang auf ihren Körper und so schnell ich konnte, lief ich auf ihren Kopf zu. Der Yokai brummte los und wand sich wie ein wilder Aal. Ich hatte Mühe auf dem Körper zu laufen und so sprang ich wieder hinab. Mir blieb nur keine Zeit, eine weitere Beobachtung zu tun, denn diese Schlange, spie mir ihren ätzenden Speichel entgegen. Gut das ich schnell war, so traf mich keine Säure und ich zog mein Schwert. Noch ein kurzer Blick, wo wohl die beste Stelle wäre und ich sprang los, bereit das Viech zu köpfen. Dieses grinste dann aber plötzlich und wand sich blitzschnell um, griff meinen Herrn und die Dorfbewohner an, indem er die Säure in ihre Richtung spritzte. Meine Gedanken setzen aus. „Beschütze unseren Taisho“, schallten Satorus Worte durch meinen Kopf und die Hitze, die ich gerade unter Kontrolle gehabt hatte, kämpfte sich nach oben. Mein Atem wurde schneller, doch ich wollte Taisho nicht enttäuschen. Also lies ich mein Schwert fallen, preschte vor und mit aller Geschwindigkeit riss ich die Dorfbewohner zur Seite, bevor ich zu Taisho eilte. Dieser hatte sich keinen Millimeter bewegt. „Du hast dein Schwert verloren“, rügte er mich gerade als ich ihn packen wollte und brachte mich zum Stillstand. Mein Schwert? Stimmt. Ich hatte es fallen lassen, um schneller hier zu sein und ihn zu retten. Taisho stand auf, trat um mich herum und zog sein Schwert. Nicht das Langschwert auf seinem Rücken, sondern eines welches an seiner Hüfte ruhte. Noch bevor die Säure uns treffen konnte, fegte er sie mit einer schnellen und kraftvollen Bewegung davon. Ebenso zerriss es den Yokai dahinter und ich staunte. Hatte er so eine Kraft, das er nicht mal in die Nähe dieses Yokai musste? Die Schlange zerfiel in 100 Stücke und landete mit lautem Krach auf dem Boden. Die Dorfbewohner waren außer sich und diejenigen die ich schützend zur Seite geschubst hatte, sahen verblüfft auf. Es waren ja nur einige Sekunden vergangen. Taisho steckte sein Schwert ein und wendete sich zu mir. Sein Blick war ernst und er schien wütend zu sein. Sicher auf meine Unfähigkeit. „Hol dein Schwert“, sagte er und drehte sich ab, um den Abhang hinauf zu gehen. Die Dorfbewohner warfen sich in den Dreck und beteten ihn förmlich an. Ihn interessierte das jedoch nicht. Eilig holte ich mein Schwert und sah noch einmal auf den Yokai. Seine Aura war erloschen. Auch wenn Taisho mir schlussendlich half, so war ich froh das dieses Wesen, keinen mehr verletzen könnte. „Verzeiht mir Herr“, bat ich Taisho als ich zu ihm aufgeschlossen hatte. Sein Gold traf mich und sah mich ruhig an. „Du hast dein erstes Training gut gemacht“, lobte er und schmunzelte dabei. Erschrocken starrte ich ihn an. Was sagte er denn da? Ich hatte den Yokai doch nicht erledigt, sondern er. Wieso lobte er mich also? „Ich habe euch nicht enttäuscht?“, fragte ich und er verzog seine Lippen und schloss die Augen. „Wir müssen zwar noch etwas an dir arbeiten, aber du hast dein Biest unter Kontrolle gehabt und das war die Aufgabe“, antwortete er und ich blinzelte. Erschrocken stellte ich selbst fest, dass er recht hatte. Ich hatte der Hitze nicht nachgegeben, hatte ihr gestrotzt und war meinem Herrn zur Hilfe geeilt. Auch wenn ich sicher war, dass er diese nicht gebraucht hätte. Stolz schwoll meine Brust an und ich lächelte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)