Der Waldläufer Nousagi von Dudisliebling ================================================================================ Kapitel 8: Kontrollverlust -------------------------- Kapitel 8 Kontrollverlust Am Tor angekommen, hatte sich schon eine Traube um den Taisho und Satoru gebildet. Eine Hand voll Schmiede und Gehilfen, half ihnen dabei ihre Rüstungen anzulegen. Taisho-samas war prachtvoll und strahlte ebenso, wie er selbst, etwas Majestätisches aus. Zusammen mit dem Fell und den einzelnen Armpanzern bildete sie einen perfekten Schutz und sah zugleich prächtig aus. Satorus war ebenfalls prächtig und glich sehr, die des Taishos. Außer dem Panzer, welcher den Oberkörper und die Oberschenkel schützte, trug Satoru einen Armschutz mit spitzen Dornen auf der einen und auf der anderen Seite, eine Art Schild über dem Arm. Als ich näherkam, gab Satoru den Schmieden ein Zeichen. Diese eilten zu mir und musterten mich zunächst skeptisch. Ein großgewachsener, kräftiger Mann kam dazu und brummte vor sich hin, als er mich sah. „Er ist ziemlich schmächtig, ich glaube kaum, dass ich etwas so kleines habe“, sprach er zu Satoru, welcher wissend grinste. „Irgendwas wirst du schon für ihn haben. Ohne Schutz, können wir ihn nicht mitnehmen“, antwortete Satoru dann und lies den Schmied auf knurren. „Ich werde mal nachsehen“, versprach der Schmied und ging mit seinen Helfern in seine Kammer. Ich war noch nicht darin gewesen, doch als ich mit Yukara einige Botengänge tat, sie hatte erkannt das man in mir einen treuen Helfer hatte, erklärte sie mir alle Räume genauestens. Satoru unterhielt sich mit dem Taisho, als ich näherkam und meinen Blick gesengt hielt. Natürlich fragte ich mich auch, warum ich eine Rüstung, oder ähnliches bekommen sollte und warum ausgerechnet ich, mit auf Patrouille sollte. „Nousagi“, sprach mich Satoru an und ich hob den Blick zu ihm. „Ja, Satoru-sama?“, antwortete ich. „Wie steht es eigentlich um dein Tier? Die Dorfbewohner sagten damals, dass du als schwarzes Biest umhergeirrt bist.“ Wollte er wissen und ich wusste wohl, was er meinte. Aber irgendwie auch nicht. „Ich weiß nicht genau, was ihr meint. Es stimmt was die Dorfbewohner sagten, doch ich habe keinerlei Kontrolle darüber“, gab ich zur Antwort und erntete erstaunte Blicke von meinem General, ebenso wie vom Taisho, welcher sich nun auch zu Wort meldete. „Wie meinst du das Junge?“, fragte er und ich sah in seine goldenen Augen. Hart schluckend zog ich die Schultern kurz hoch. „Ich weiß nicht, wie die Verwandlung funktioniert. Es geschah damals nachdem ihr weitergezogen wart einfach so und wenn ich mich zurück verwandelte, war dies auch nur von kurzer Dauer. Diese Phase jetzt, ist die längste in der ich diese Gestalt halten konnte.“, erklärte ich. Satoru wechselte einen fragenden Blick mit dem Taisho und beide schienen zu überlegen. Da kam der Schmied wieder heraus und trug einen kleinen Teil Rüstung bei sich. „Das sollte erst einmal genügen, bis ihr wieder zurück seid.“ Brummte der Schmied und kam mir näher. Er öffnete die Rüstung an zwei Stellen und legte sie mir um. Schwer zog sie an meiner Brust, als der Schmied sie befestigt hatte und mich musterte. Mein Gesicht schien überrascht genug, damit es ihm auffiel und er begann zu grinsen. „Das ist die leichteste die ich habe Bursche. Besser du gewöhnst dich daran“, riet er und ich verneigte mich dankend vor ihm. Ich würde sie einfach immer tragen, um mich daran zu gewöhnen. Satoru gab mir ein Zeichen und sprang dann voraus. Hinter ihm lief der Taisho los und ich bildete den Schluss. Auch wenn ich nicht wusste, wo sie hinwollten, so genoss ich es endlich wieder außerhalb des Schlosses, sein zu dürfen. Der Wald war mein Zuhause gewesen, bevor ich hierherkam und auch wenn es harte Zeiten gab, so war er auch ruhig und friedlich in der Nacht. Etwas was ich sehr schätzte. So liefen wir einige Stunden und schienen ein bestimmtes Ziel zu haben. Auch wenn meine Herren schnell waren, so lief ich regelrecht angenehm hinter ihnen her. An einer großen Lichtung hielt Satoru dann und wir taten es ihm gleich. Meine Augen weiteten sich, als ich sah das hier alles voller Asche war. Es hatte gebrannt und Satoru ging einige Schritte vorwärts und begutachtete die kleinen Berge, die sich gebildet hatten. Als er sich zum Taisho wandte, schüttelte er kurz den Kopf und lief weiter. Taisho tat es ihm gleich. Doch ich zögerte. Irgendetwas in mir sträubte sich und mir wurde warm. Unglaublich warm. Unbewusst hielt ich meine Brust und hörte mein Herz immer lauter schlagen. Mein Atem wurde schneller und als ich kurz davor war zu ersticken, ergriff mich eine Hand am Arm. „Beruhig dich Nousagi“, befahl Satoru und ich erhaschte seinen Blick. Er sah verwundert und ernst aus. Was war mit mir los, damit ich so einen Blick bei ihm auslöste? Sein griff würde härter und ich zischte kurz auf, als seine Nägel sich in mein Fleisch bohrten. „Ruhig“, sprach er noch einmal, wie wenn er ein wildes Pferd zähmen wollte. Ich atmete einige Male tief ein und aus und es schien ihn zu beruhigen, denn einige Momente später, entließ er meinen Arm. „Hab dich besser unter Kontrolle, Junge“, sprach Satoru und wendete sich zum Taisho der uns beobachtete. „Was war das?“, fragte ich etwas hechelnd. Satoru wechselte kurz einen Blick mit dem Taisho, welcher ihm zunickte. „Du warst kurz vor einer Verwandlung. Genauso wie schon heute Morgen, als Baku dich Angriff. Deshalb haben wir dich mitgenommen.“ Das war also der Grund gewesen, warum ich mit auf Patrouille gehen durfte. Ich stellte eine Gefahr für das Schloss dar, obwohl die Krieger mich sicher sofort unter Kontrolle gehabt hätten. Beschämt sah ich zu Boden und konnte nicht glauben, das ich eine so große Gefahr war. Wieder eine neue Schwachstelle an mir. Doch wieso bemerkte ich diese Veränderung ausgerechnet, wenn ich ein Feld mit Asche sah? „Wir ziehen weiter“, befahl der Taisho und Satoru sah streng zu mir. Ich musste mich zusammenreißen und als sie sich in Bewegung setzten, lief ich ihnen nach. Wieder vergingen einige Stunden und wir kamen an einer Art Tempel an. „Bleib wachsam Nousagi. Wir sind nah an der Grenze“, erklärte Satoru und ich nickte. Fragend sah ich mich um und musterte meine Umgebung. Außer Wald sah ich hier nichts, was auf eine Grenze hindeutete, doch es musste wohl stimmen, denn ich roch einen mir unbekannten Geruch. „Wie die stinken“, spuckte Satoru flüsternd und ein schnauben des Taishos bestätigte dessen Gedanken. Es roch wirklich streng und beißend. Irgendetwas wollte uns fernhalten. Allerdings hörte ich Schritte näherkommen. Taisho stellte sich auf und sah kalt in die Richtung, aus der sich die Schritte näherten. Auch Satoru war in Alarmbereitschaft und gab mir ein Zeichen. Ich stellte mich bereit und richtete mein Schwert, welches ich mitgenommen hatte. Die Schritte waren nun so nah das sich eine Person zeigte. Sie war etwas kleiner wie wir, hatte eine schlanke, kurvige Figur welche sich geschmeidig bewegte, als sie auf den Taisho zutrat. Der Körper war mit einer ähnlichen Rüstung gekleidet, wie wir sie trugen, allerdings ohne protzigen Armpanzer. Alles lag eng am Körper und die Teile die nicht gepanzert waren, waren mit langem, seidigem Stoff bedeckt. Ein Schwert ruhte an der Hüfte. Als ich genauer hinsah, erkannte ich das es eine Frau war, denn sie trug langes rötliches Haar, welches an manchen Stellen zusammengefasst war. „Taisho-sama“, begrüßte die Frau meinen Herrn und verneigte sich tief vor ihm. Dabei fasste sie ihren Rock sogar etwas zusammen und breitete ihn anerkennend aus. Taisho schmunzelte kurz und neigte dann auch kurz sein Haupt. „Kora-sama“, begrüßte er sie knapp und angesprochene lächelte. „Was führt euch zu mir?“, fragte sie dann und sah kurz zu Satoru und mir. „Ihr braucht euch nicht zu fürchten“, teilte sie uns mit und Satoru schnaubte kurz leise. Auch wenn es mir missfiel, so folgte ich dem Handzeichen meines Generals und lies die Hand vom griff meines Schwarzes sinken. Trotzdem beobachtete ich die Yokai genau. „Einige deiner Kriegerinnen haben die Grenzen überschritten und einige Dörfer angegriffen“, warf Taisho der Frau vor und sie weitete ihren Blick. „Ich glaube ihr irrt euch Taisho. Meine Kriegerinnen patrouillieren zwar die Grenzen, aber sie würden es niemals Wagen, eines eurer Dörfer zu attackieren. Sie haben lediglich Befehl, sich in der Not zu verteidigen.“, erklärte Kora empört und verschränkte leicht die Arme. „Wollt ihr mir damit unterstellen, das meine Grenzwahrer eure Kriegerinnen angegriffen haben?“, fragte Taisho und die Luft begann langsam zu knistern. Beide Yokai waren angespannt. Es gab ein Problem und keiner der beiden wollte zugeben, bei wem der Fehler lag. „Natürlich nicht Taisho-sama“, ruderte Kora zurück, „doch es wundert mich schon, dass ihr dieser Sache so viel Beachtung schenkt. Habt ihr vielleicht eine Idee, was passiert sein könnte?“, fragte sie und Taisho verengte seine Augen. „Ich denke es ist noch jemand beteiligt“, dachte er laut nach und Satoru wendete seinen Kopf hin und her. Er neigte sich zu mir. „Kannst du das auch riechen?“, flüsterte er und ich hielt meine Nase etwas in die Höhe. Ich filterte die verschiedenen Gerüche, welche ich in den letzten Wochen in einer Art ˋRiechschule´ beim Trainieren erlernt hatte, zu erkennen. Allerdings kam mir jemand mit der Antwort zuvor und ich sah in die Baumkronen, welche uns umringten. „Wölfe“, sprach eine weibliche Stimme und ihre gelben Augen leuchteten in der nahenden Dunkelheit, die die Sonne hinterließ, als sie sich hinter dem Horizont versteckte. „Komm herunter Toran“, befahl Kora und die angesprochene sprang vom Ast. Ihr helles Haar schimmerte, als es direkt vor mir landete und ich einen Schritt zurück trat, um ihrer Nähe zu entgehen. „Herrin wir sollten der Fährte folgen“, bat sie ihre Herrin und ich sah zu meinem General. „Lange nicht gesehen Toran“, begrüßte Satoru die junge Frau vor mir und schenkte ihr ein breites Lächeln. Doch Toran schien nicht angetan und begrüßte ihn nur knapp: „Satoru“. „Was meint ihr Taisho-sama?“, fragte Kora und das Gold meines Herrn huschte kurz zu Satoru und mir. Er neigte seinen Kopf schnell und Satoru gab mir das Zeichen, welches mir sagte das wir der Fährte folgen sollten. Ohne zu zögern setzen wir uns in Bewegung und liefen durch den dichten Wald. Toran folgte uns und ich sah sie kurz fragend an. Doch der Geruch der Wölfe kam näher und so blieb keine Zeit, für größere Beobachtungen. Als wir durch die letzten Bäume preschten und auf eine Lichtung kamen, erblickten wir ein Rudel wilder Wölfe. Inmitten stand ein Yokai und sah lässig zu uns. Er beugte sich gerade über sein letztes Opfer. Ein kleines Mädchen, welches leblos und voller Blut in seinen Klauen lag. Shizu, schallte es durch meinen Kopf und das Bild meiner Freundin, die damals im Dorf starb, tauchte vor meinen inneren Augen auf. Sofort kochte die Wut in mir hoch und bevor ich es mir versah, brach die Hitze in mir aus. Mein Blut fühlte sich an, als wenn es zu kochen beginnen würde. Meine Klauen knackten und meine Sicht verschwamm immer mehr. Knurrende laute lösten sich aus meinem Hals. Das letzte was ich hörte war die Stimme meines Generals, der nach mir rief. Mit gefletschten Zähnen wandelte sich mein Körper. An meinem ganzen Körper wuchs Schwarzes dichtes Fell, mein Rücken beugte sich über und ich landete, auf allen vieren. In nur wenigen Sekunden, wuchs ich zu einem riesigen schwarzen Hund heran und knurrte laut auf. Der Wolfsyokai richtete seine Augen erstaunt zu mir und auch Satorus Blick war erstaunt. Doch im nächsten Moment verschwand meine Vernunft und ich konnte nur noch nebenher beobachten, was ich tat. Ohne zu zögern griff meine Hundegestalt den Wolfsyokai an. Mein Maul packte ihn, doch er war schnell und warf sich rücklings über meine Schnauze herum und landete mit seinen Füßen darauf. Ich versuchte ihn zu schnappen, er wich aus und schlug mir zwischen die Augen, direkt auf die Narbe. Jaulend zuckte ich zurück und schüttelte ihn ab. Allerdings flüchtete er nicht und sah abfällig zu Satoru. „Ist das etwa euer Wachhund, ihr Hunde?“, fragte er und wich gekonnt einem weiteren Angriff meinerseits aus. Wie von Sinnen rannte ich dem Wolf nach, der flinke Haken schlug, um mich weiter zu provozieren. Ich riss mein Maul auf und machte einem Satz nach vorne, um ihn endlich zu packen, als mir die harte Faust meines Generals Einhalt gebot. Voller Schmerz fiel ich auf die Seite und knurrte als nächstes aufgebracht. Ich wusste das mich meine Bestie noch meinen Hals kosten würde, doch ich konnte nichts ausrichten. Ich versuchte mich zu konzentrieren und meiner Wut, Einhalt zu gebieten doch es klappte nicht. Die Wut und Enttäuschung über diese Schwäche, half dem Biest weiter mich zu unterdrücken und die Verwandlung aufrecht zu erhalten. Als mein Biest die Augen öffnete und vor ihm zwei Füße auftauchten, hielt es endlich still. Eine unglaublich große Aura erdrückte meinen Körper. Das Biest wand sich und rollte sich immer wieder von Seite zu Seite. Ich wusste nicht genau, was es tat und wozu das gut war, doch ich erkannte Taisho-sama, der schweigend und kühl auf meinem verwandelten Körper hinabsah. Scham machte sich in meinem Herzen breit und ich wünschte mir, dass er den Hund einfach zum schwiegen brachte. So war ich doch nur eine große Schande für sein Heer. Er hatte mir eine Chance auf einen Platz als Krieger gegeben und nun enttäuschte ich ihn schon, bei meinem ersten Ausgang. Ich versteckte mich in meinem inneren und versuchte nicht an den Blick des Taishos zu denken. Ich war eine einzige Enttäuschung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)