Zum Inhalt der Seite

Der Waldläufer Nousagi

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Aufbruch

Kapitel 3
 


 

Eilige Schritte näherten sich uns und das hastige atmen lies mich wissen das es wohl die Männer aus dem Dorf waren. „Das ist er, Taisho-sama!“, rief einer. „Der hartnäckige kleine Dieb“, rief ein anderer und gemeinsam stellten sich die Männer um uns herum auf.
 

Mein Brustkorb schmerze unheimlich, aber ich spürte wie meine Rippen langsam zusammenkamen und in ein paar Stunden, würden die Wunden der Vergangenheit angehören. Doch dafür müsste ich erstmal aus dieser misslichen Lage herauskommen.
 

„Was tut ihr jetzt mit ihm?“, wurde nun gefragt und auch mein Interesse lag bei dem hochgewachsenen Mann vor mir. Würde er mich jetzt töten, weil ich ein paar Äpfel gestohlen hatte? Benommen fragte ich mich was besser wäre? Ein Leben als Dieb, welcher sich unkontrolliert in ein schwarzes biest verwandelte. Oder der Tod.
 

„Er hat im Wald sein Unwesen getrieben und unsere Jäger brachten kaum noch Beute mit nach Hause. Außerdem fürchteten Wanderer immer mehr durch diesen Wald zu gehen.“, „Taisho-sama! Bitte bestraft ihn angemessen!“, plapperten die Männer wild herum. Langsam wendete ich meinen Blick von den Männern wieder hinauf zu dem Yokai vor mir. Bevor dieser allerdings etwas sagte, drückte eine Hand meinen Kopf hinab.
 

„Hey Bürschchen, da hast du ja ordentlich Mist gebaut.“ Schleimte der Mann auf meinem Rücken und ich warf ihm einen finsteren Blick zu. Lachend lehnte er sich zurück und nahm mir damit wieder etwas Luft aus meinen Lungen. Als wenn das Atmen nicht schon schwer genug wäre!
 

„Satoru“, erklang die tiefe Stimme des Taishos und ich linste kurz zu ihm und zurück über meine Schulter zu dem eben genannten. Dieser hatte schlagartig aufgehört sich zu amüsieren und räusperte sich kurz. „Nimm den Jungen. Wir gehen“, bekam er seinen Befehl und Satoru erhob sich sofort. Fast erlösend sog ich die Luft ein und meine Lungen spannten sich bis zum Bersten an. Lange konnte ich mich aber nicht über die neugewonnene Luftzufuhr freuen, denn mein Kragen wurde gepackt und ich wurde unsanft auf die Füße gezogen.
 

Kurz entfloh mir ein Knurren und ich fixierte den Blick Satorus. Dieser hatte Nussbraunes Haar, durch das sich kleine silberne Fäden zogen und grünliche Augen. Sein grinsen, welches er mir entgegenbrachte konnte fieser nicht sein und versprach nichts gutes.
 

„Wo bringt ihr ihn hin?“, fragte einer der Dorfbewohner und bekam prompt Antwort. „Das geht euch nichts an. Das Bittgesuch ist erledigt. Geht wieder eurer Tätigkeit nach“, befahl der Taisho mit strengem Ton und machte dann auf dem Absatz kehrt um loszugehen.
 

Bittgesuch? Fragte ich mich und sah dem Mann hinterher bis auch Satoru sich mit mir in seinen Klauen, losbewegte. „Wo bringt ihr mich hin?“, keuchte ich und versuchte mich aus dem harten Griff zu lösen. Vergebens natürlich. Was zum einen daran lag, dass ich meine Arme durch die Verletzung kaum bewegen konnte und das Satoru unglaublich stark war.
 

Satorus Grinsen wurde breiter und er holte einige Schritte später, die Distanz zum Taisho auf. „Ich hoffe, dass du eine richtig schöne Strafe erhältst. Sodass du dir wünscht niemals geboren worden zu sein“, sprach er hämisch. Plötzlich blieb der Taisho stehen und sah zu uns. Satoru wäre fast in ihn hineingelaufen und konnte mich grad noch so, vor noch mehr Ärger bewahren. Fragend sah Satoru seinen Herrn an und wartete wohl auf die köstlich schmerzhafte Strafe, die auf mich zukommen sollte. Er sah schon fast freudig aus. Was waren das nur für Kerle?
 

„Wir nehmen ihn mit.“, Beschloss der Taisho und brachte Satorus Gesicht zum Entgleisen. „A-aber Oyakata-sama! Das kann doch nicht euer Ernst sein! Das ist ein Haufen elend und wiegt weniger wie jede anständige Inuyokai!“, beleidigte er mich und stemmte mich sogar etwas in die Höhe, um meine körperliche Leichtigkeit zu demonstrieren. Die starre Miene des Taishos sah zu uns und lies kaum einen seiner Gedanken hindurchsickern. Was wollte er nur? Und wohin wollte er mich mitnehmen?
 

Diese Fragen blieben allerdings ungestellt, als die goldenen Augen des Taishos meinen Blick aufnahmen und ich hart schluckte. Irgendwie hatte ich plötzlich so einen riesigen Respekt vor diesem Mann. Wie konnte er das mit nur einem Blick in mir hervorrufen?
 

„Kannst du laufen Bursche?“, fragte er dann und ohne darüber nachzudenken nickte ich. Ein strenger Blick zu Satoru signalisierte diesem, dass er mich herunter lassen sollte. Knurrend ergab sich Satoru und setze mich unsanft auf den Boden ab. Seine kleine Rache sozusagen. Dafür, das er mir nicht den Schädel brechen dürfte.
 

„Wenn er flüchtet, darfst du mit ihm machen, was du willst“, versprach der Taisho seinem Untergebenen, welcher grinsend zu mir sah. Schluckend quittierte ich dies und war gezwungen mit Ihnen zu ziehen. Wo auch immer sie hinwollten.
 


 

~
 


 

Nach einigen Tagen Fußmarsch, in denen wir bei kleineren Dörfern hielten und Satoru sein Unwohlsein über meine Existenz weiter hinaustrug als noch zu Anfang, kamen wir an. Er ärgerte sich darüber mein Aufpasser zu sein, denn in den Nächten suchte der Taisho sich immer nette Unterhaltung in den Freudenhäusern und Satoru musste mit mir im Wald bleiben.
 

Knurrend saß er manchmal da und lies seine Beschimpfungen über mich heraus. Mir war das alles egal. Ich suchte mir eine Vertiefung an einem Baum welcher seine Wurzeln über der Erde schlug und kauerte mich dort zusammen um zu schlafen. Tagsüber wurde kein Wort gewechselt, wenn es nicht um irgendwelche Gesuche ging.
 

Doch nun brachen wir durch den Wald und ich erblickte zum ersten Mal den Palast des Westens. Auch wenn mir niemand etwas sagte, so dämmerte es mir nach dem zweiten Tag das dieser Yokai mit dem silbernen Haar wohl DER Taisho war. Also nicht irgendein Herr. Sondern der Herr der Inuyokai und der Herrscher über den Westen.
 

Ehrfurchtsvoll folgte ich ihm zum großen Haupttor und wurde wie immer von Satoru am Flüchten gehindert. Obwohl ich diese Versuche niemals in die Tat umsetzen wollte. Auch wenn es komisch klingt, ich war etwas neugierig. Jahrzehnte hatte ich in den Wäldern gelebt und nun würde ich eine ganz neue Welt entdecken. Ich fragte mich nur immerzu, was er mit mir vorhatte?
 

Das Tor wurde geöffnet und die Wachen verneigten sich sofort vor dem Taisho. Als sie sich erhoben musterten sie mich genau. Ich konnte an ihren Blicken sehen, wie sie mein Aussehen verurteilten. Oder dachten sie vielleicht, dass es eine frische Narbe war, die einfach noch nicht ganz verheilt war? Weil Satoru mich vielleicht im Gesicht getroffen hatte?
 

Schnell wendete ich meinen Blick ab und folgte stumm dem Taisho. Wir kamen in einen großen Hof, von dem aus mehrere offene Korridore, in die verschiedenen Häuser führten. „Was soll ich nun mit ihm machen, Oyakata-sama?“, fragte Satoru und sah gelangweilt zu mir, ergriff unsanft meinen Arm und zog mich etwas zu sich. Er wollte mich wohl endlich loswerden, was auf Gegenseitigkeit beruhte.
 

„Dir wird schon etwas einfallen“, antwortete der Taisho, legte seine Rüstung ab und überreichte sie einem der Schmiedhelfer. „Aber Herr. Was soll ich mit ihm denn anstellen? Ich kann ihn schlecht zu den Kriegern stecken“, protestierte Satoru und wurde schweigend stehen gelassen. Taisho verlies uns über einen der Gänge und wurde sofort von einigen Yokai belagert.
 

Grimmig verzog Satoru seine Lippen und blickte ihm nach. „Ich hätte dich einfach töten sollen, als ich die Chance hatte“, drohte er und seufzte dann schwer. „Los komm“, befahl er dann und ging voraus. Wir nahmen die entgegengesetzte Richtung, die der Taisho genommen hatte und kamen bald in einem großen Haus an. Viele verschiedene Gerüche trafen auf meine Nase und mein Magen zog sich schmerzlich zusammen, als wir wohl an der Küche vorbeikamen. Sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen und ich fragte mich, wie schnell ich durch die Küche laufen könnte, um mir irgendwas zu schnappen. Egal was. Ich würde alles an Lebensmitteln nehmen.
 

„Denk nicht mal daran, du wirst schon früh genug etwas bekommen“, ertappte mich Satoru und ich wendete beschämt den Blick zu ihm. Er ging zu einer Tür die unweit der Küche war, klopfte genau dreimal an und wartete dann einige Momente.
 

Die Tür wurde aufgeschoben und eine kräftige Yokai mit rötlichem Haar stand in der Tür. „Satoru! Wo hast du dich nur wieder herumgetrieben!? Bei Kami! Du bist ja ganz ausgehungert. Komm herein!“, keifte sie los und zog Satoru an ihre massige Brust. Augenrollend grinste Satoru. „Ich war mit Oyakata-sama unterwegs und habe dir eine neue Küchenhilfe mitgebracht“, erwiderte er und die Yokai sah an ihm vorbei zu mir.
 

Sie verzog ihr Gesicht und sah missbilligend zu Satoru. „Was soll ich mit einem Burschen in meiner Küche?“, fragte sie und kam auf mich zu, ergriff mein Kinn und zog es unangenehm hin und her, um mein Gesicht aus der Nähe zu betrachten. „Was hast du nur mit ihm gemacht?“, schellte sie dann. Satoru sah derweil durch die Tür in die Küche hinein und grinste einem jungen Mädchen zu, welches dort stand.
 

„Ich habe gar nichts getan. Oyakata-sama hat es verboten“, erklärte er ganz nebenbei und bekam etwas Reis von der jungen Dame gereicht. Doch bevor sie gehen konnte, ergriff er ihre Hand und zog sie nah an sich. Sie wehrte sich kurz dagegen, doch als er ihr einen Kuss auf die Wange gab, ließ sie es zu.
 

Die Yokai entließ mich mit einem verachteten Blick und wendete sich dem lüsternen Paar zu. „Finger weg Satoru! Vergreif dich nicht an den jungen Dingern! Sie wissen nicht was für ein Kerl du bist“, schimpfte sie und Satoru löste sich grinsend von dem Küchenmädchen, welches sich lächelnd abwendete und verschwand. „Nun verschwinde hier du Lüstling!“, warf sie ihm noch an den Kopf und ging zur Küchentür, sah zu mir und zog auffordernd die Augenbraue in die Höhe. „Los komm Junge“
 

Wie befohlen folgte ich ihr in die Küche und sah mich darin um. Sie war größer wie das Haus indem ich mit meinen Eltern gelebt hatte und es liefen viele junge Frauen darin herum die nun alle zu mir sahen. Einige weiteten geschockt ihre Augen und konnten wohl nicht glauben was sie sahen.
 

Die ältere Yokai ging um einen Tisch herum, begutachtete was das Mädchen, welches dort stand machte und sah dann zu mir. „Sag mir deinen Namen Junge“, befahl sie.
 

„Ich heiße Nousagi“, antwortete ich leise. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lachen und sie tat es in einem ekligen, heiseren Ton. „Ein Kaninchen in der Küche also? Na wie passend“, brachte sie heraus und als sie endlich aufgehört hatte, sah sie sich um. „Was stelle ich nun mit dir an?“, sprach sie mit sich selbst.
 

Ich dagegen musterte was die Mädchen neben ihr zubereitete. Es roch köstlich nach Kräutern und Gewürzen, die sie dort mit etwas Fleisch vermengte. Ich rang den Klos in meinem Hals herunter, doch mein Magen tat lautstark kund, was er wollte. Ich hatte auf der Reise kaum etwas gegessen, denn ich kam nicht zum Jagen, geschweige denn zum Stehlen. Und Satoru schien wohl nichts zu benötigen.
 

Die Mädchen vor mir kicherten und eines kam, nach einem Wink der alten Yokai zu mir. Sie hatte eine große Schale Reis mit Fleisch und brühe in der Hand und reichte sie mir. Zuerst wollte ich zögern, doch ich hatte einfach keine Wahl gegen das Verlangen meines Körpers. „Danke“ sprach ich schnell und legte die Schale an meine Lippen. Kichernd hielt mich eine Hand auf und ich sah noch einmal zu dem Mädchen vor mir. Sie hielt mir ein paar Stäbchen hin und strahlte mich belustigt mit ihren blauen Augen an. „Nimm die Nousagi“, bat sie und ich nahm sie ihr aus der Hand. „Ich heiße Ayaka“ stellte sie sich vor und ich lächelte kurz, begann dann zu essen und brachte aus irgendeinem Grund, alle zum Lachen.
 


 

Als ich so aß beobachtete ich die anderen in der Küche. Die alte Yokai, ihr Name schien Sanae zu sein, dirigierte gekonnt alle anderen um sich herum. Einige schnitten immerzu irgendwelche Gemüse, füllten sie in große Schalen und stellten sie akribisch genau auf einen Tisch zurecht, neben dem die Feuerstelle war. Sanae-sama schürte das Feuer frisch und begann aus den verschiedenen Dingen zu kochen. Einige Mädchen mussten dabei zusehen und bekamen eine Lehrstunde.
 

Ich stellte meine Schüssel ab und stellte zufrieden fest, dass mein Magen randvoll war. Seit langem das erste Mal. Ich ging einige Schritte zu der Feuerstelle, als Sanae-samas Blick hochschnellte. “Hey Nousagi! So dreckig kommst du nicht hier heran! Geh zu Satoru und lass dir frische Kleidung geben!”, befahl sie und ich blieb wie eingefroren stehen. Ayakas Blick traf auf meinen und sie neigte ihren Kopf in Richtung Tür.
 

“Jawohl”, sprach ich und verneigte mich kurz bevor ich den Raum verließ. Wieder hörte ich das quirlige lachen hinter mir. Wo war ich hier nur hineingeraten?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MissVegeta
2019-06-05T07:05:02+00:00 05.06.2019 09:05
Da wurde er gefasst. Amüsant, dass Toga ihn erst beobachtete und dann gefasst hat. Hat wohl festgestellt, ob Nousagi aus Notwendigkeit stiehlt oder ob er es aus Habgier tut.
Satoru scheint ein unangenehmer Genosse zu sein...hast mir ja schon was zu Nousagis Geschichte erzählt. Werde da nun nicht spoilern, falls er derjenige worüber ich nachdenke.

Die Frauen in der Küche haben sicher noch Spaß mit ihm!
Hoffe sehr, dass er nicht nur frische Kleidung sondern auch ein Bad bekommt. Und Ayaka scheint ihn direkt interessant zu finden :)
Antwort von:  Dudisliebling
05.06.2019 09:13
Hey hey
Taisho muss ja erst einmal sehen warum die Leute ihn rufen.. kann ja nicht gerade alles einfangen und bestrafen xD
Satoru ist nicht ganz der den er nach außen hin zeigt.. Aber da möchte ich nun noch nicht zu viel sagen..

Das umstyling kommt dann im nächsten kap xD er wird sich slebst nicht wieder erkennen ;-)
Ayaka wird noch eine wichtige rolle spielen..
Sei gespannt


Zurück