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Lovely Priest

von

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Die Strafe für den Ungehorsam

„Du bist eine Schande! Du hättest niemals geboren werden dürfen!“ Die laute Stimme seines Vaters schalt von den Wänden wieder. Das die Nachbarn ihn nicht hören ist ein Wunder. Mit einem lauten Zischen wird der Gürtel durch die Luft geschleudert und kommt mit einem lauten Klatschen auf Ravils Haut auf.

Der junge Mann beißt sich auf die Unterlippe, um nicht laut loszuschreien. Er kennt seinen Vater, wenn er etwas von sich gibt, wird die Strafe verlängert. Bei seinem Vater gilt die gleiche Divise, wie es Opossums machen: still sein und sich tot stellen, in der Hoffnung dass er irgendwann die Lust verliert und aufhört. Doch dieses Mal scheint das nicht der Fall zu sein. Sein vor Wut verzerrtes Gesicht zeigt Ravil, dass er noch eine Weile mehr die Prügel einstecken darf.

„Was fällt dir einfach ein mich bei den ganzen Menschen alleine zu lassen?“ Ein weiteres Mal wird der Gürtel durch die Luft geschleudert und landet auf der gleichen Stelle. Sie fängt an zu brennen und pochen. Die Haut ist mittlerweile schon rot. Wenn sein Vater so weiter macht werden blaue Flecke zurückbleiben. Nicht, dass es das Erste Mal wäre.

Wenn sein Vater Mal einen kurzen Moment zum ausholen braucht und ihn nicht wieder nieder macht, kann Ravil ganz leise seine Mutter aus der Küche summen hören. Es ist alles wie immer. Sein Vater schlägt auf ihn ein, macht ihn nieder, während seine Mutter in der Küche das Essen macht oder sich um den Haushalt kümmert. Jedes Mal, wenn Ravil verprügelt wird kann er sie leise Summen hören, als soll das Lied die Schreie von ihrem Ehemann ausblenden und sie die Tatsache, dass ihr Sohn ihre Hilfe gebrauchen könnte nicht wahrnimmt.

„Sie sind alle so widerlich“, murmelt sein Vater mehr zu sich selber, als zu seinem Sohn. Zitternd starrt er Geistesabwesend auf seine eigene Hand. Es ist, als erinnert er sich gerade an etwas. Mit einem Mal schreit er laut auf und immer wieder schlägt er mit dem Gürtel auf seinen Sohn ein. In blinder Wut sieht er nicht die Stellen, die er trifft und Ravil muss schützend seine Arme vors Gesicht und den Kopf legen, weil er ansonsten dort getroffen wird. „widerlich, widerlich, widerlich“, wiederholt sein Vater immer und immer wieder.

Mit einem Mal hört er auf seinen Sohn zu schlagen und sein Blick geht abwesend geradeaus. „Wen … bist du hinterhergelaufen?“, fragt er plötzlich. Mehr zu sich selber, als zu seinem Sohn. Mit einem Mal schaut sein Vater ihn mit leuchtenden Augen an. Es ist, als ob Blitze des Hasses aus ihnen schießen. „Wen bist du hinterhergelaufen? Sage es mir!“, schreit er seinen Sohn an. Die Antwort dauert ihm zu lange. Wieder landet der Gürtel mit einem lauten Klatschen auf dessen Haut.

Ravil ist die Schlägt schon gewöhnt. Viel zu oft hat sein Vater ihn schon verprügelt, als dass er nicht mehr weinen kann. Normalerweise lässt der Sohn immer die Prügel über sich ergehen, dass er nun Antworten soll ist ihm fremd. Nichts desto trotz kommt die Wut in ihm hoch. „Ich werde es dir nicht sagen! Schlage mich so viel du willst, doch aus mir wirst du nichts rausbekommen.“ Wie gerne würde er diese Worte seinem Vater an den Kopf werfen. Er soll wissen, was für ein schlechter Vater er ist. Doch keines dieser Worte kommt über seine Lippen.

Wieder spürt er das Leder auf seiner Haut. Ein kurzes Zucken von seinem Körper signalisiert seinem Vater, dass er noch am Leben ist. „Und was ist?“, knurrt dieser ungeduldig. Wie ein wildes Tier, dass seine Beute in die Enge treibt kann er kaum erwarten wieder anzugreifen.

„Ich dachte nur ich hatte wen gesehen, den ich aus meiner Schule kenne, doch hatte ich mich vertan.“ Wie leicht ihm auch diese Lüge über die Lippen geht. Ein schlechtes Gewissen hat Ravil nicht. Warum auch? Sein Vater hat ja auch keins, wenn er seinen Sohn schlägt.

Für einen Moment bleibt dieser stehen und schaut von oben auf ihn herab. Die Luft ist angespannt und Ravil traut sich kaum sich zu bewegen.

Schließlich beugt er sich zu seinem Sohn herunter und hält seinen Kopf fest, er zwingt ihm ihn in die Augen zu sehen. „Wenn das eine Lüge sein solle, dann wirst du noch viel Schlimmeres erleiden“, droht er ihn zischend.

Kurz darauf ist ein leises Piepen aus der Küche zu hören. Sein Vater schaut auf und lässt seinen Sohn unsanft los. „Ab sofort wirst du, wenn wir eine Predigt geben immer an meiner Seite sein und du wirst meine Seite nicht verlassen, haben wir uns verstanden?“

Ravils ganzer Körper schmerzt. Am liebsten hätte er ihn angeschrien, dass sein Vater ihn Mal kann, doch bringt er nur ein kleines Nicken zustande.

Zufrieden lächelt sein Vater leicht. „Sehr gut. Und nun komm essen.“ Ohne weiter auf seinen Sohn zu achten steht er auf und begibt sich in die Küche.

Keuchend dreht Ravil sich auf den Bauch. Er zwingt sich zuerst auf allen Vieren und dann auf zwei Beinen zu stehen. Sein ganzer Körper schmerzt, jede Faser wünscht sich, dass er liegen bleibt, doch kann Ravil ihm diesen Gefallen nicht geben. Wenn er nicht mit an dem Küchentisch sitzt, wird sein Vater weiter machen. Da würde es auch nicht bringen, wenn Ravil ihm sagt, dass er keinen Hunger hat.

Ob er was isst oder nicht ist seinem Vater vollkommen egal. Hauptsache die Familie sitzt zusammen am Tisch und er kann sein Gebet sprechen, als wären sie eine kleine glückliche Familie.



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