Torn von Hinarika ================================================================================ Prolog: Taken ------------- Es ist nie angenehm, mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden und ein Albtraum ist eine der unangenehmsten Arten geweckt zu werden. Du schreckst auf, zitternd und schweißgebadet, dein Puls und dein Herzschlag schwindelerregend schnell und während der ersten Sekunden, in denen du Wirklichkeit und Traum noch nicht voneinander unterscheiden kannst, bebst du vor Angst, dass die erträumten Schrecken wahr sein könnten. Es folgt die Erleichterung, wenn du erkennst, dass du sicher in deinen eigenen vier Wänden liegst und die furchteinflößenden Schatten in deinem Zimmer nichts weiter sind, als flatternde Blätter im Wind. Das schlimmste, was dir nach dem Erwachen aus einem schrecklichen Alptraum passieren kann, ist panisch festzustellen, dass die Monster aus deinen Träumen grausame Realität geworden sind… . . . Schon bevor sie die Augen aufschlägt, merkt sie, dass etwas nicht stimmt. Sie spürt die Anwesenheit fremder Personen in ihrem Zimmer und unterdrückt ein unheilvolles Schaudern. Sie weiß instinktiv, dass sie nur eine Chance hat zu entkommen, wem auch immer. Trotz der merkwürdigen Schwere ihrer Glieder reagiert sie in einem Atemzug, aktiviert gleichzeitig ihr Bluterbe, rollt geschickt aus ihrem Bett und öffnet den Mund, um zu schreien. Aber sie sind zu schnell und es sind zu viele. Fremde Hände legen sich von allen Seiten um ihren sich sträubenden Körper und jemand drückt ihr ein getränktes Tuch ins Gesicht, bevor der erste hilferufende Laut ihre Lippen verlassen kann. In ihrer verzweifelten Gegenwehr atmet sie die betäubende Flüssigkeit viel zu tief ein und sie spürt förmlich, wie sie in Sekundenschnelle jede ihrer Zellen angreift. Mit ihrem Bluterbe verliert sie zuerst jede noch so kleine Chance, die sie vielleicht noch gehabt hätte, um zu entkommen und eine instinktive Verzweiflung ergreift von ihrem erschlaffenden Körper Besitz. Würde sie nach all den Jahren wirklich so enden, wie ihr Vater es ihr immer prophezeit hatte? Gefoltert, aufgeschnitten und schließlich tot? Angesichts dieser düsteren Aussichten, spannt sich ihr Körper in einem letzten panischen Versuch an, ihren Angreifern doch noch zu entkommen. Aber ihre Kraft und ihre Fähigkeiten lassen sie im wohl bedrohlichsten Moment ihres Lebens im Stich. Muskel für Muskel entgleitet ihr die Kontrolle und auch ihre Fähigkeit ihr Chakra zu nutzen verlässt sie erschreckend schnell gänzlich. Ihr letzter bewusster Gedanke gilt nicht ihrer Familie. Die wird sie nicht vermissen. Ihr erneutes Versagen wird sie beschämen, aber emotional nicht tiefer bewegen. Ihre jüngere Schwester wird vielleicht um sie trauern, nachdem sie sich in den letzten Jahren nach langer Distanz endlich näher gekommen sind. Aber auch sie wird darüber hinwegkommen. Nein, in ihren letzten Gedanken ist sie bei dem Jungen, der ihr schon vor vielen Jahren laut und unwiderstehlich das Herz gestohlen hat. Der sie trotzdem gerade erst gefunden hat. Sie hat ihm versprochen ihn nie zu verlassen und dass man sie jetzt auf diese Art dazu zwingt dieses Versprechen zu brechen ist das, was sie wirklich zerstört… . . . Nur wenige Kilometer entfernt, erkennt auch sie sofort, dass es zu spät für sie ist. Zu spät sich zu wehren, zu spät um nach Hilfe zu rufen. Grausam aus dem Schlaf gerissen, hat sie das Betäubungsmittel instinktiv eingeatmet und sie spürt bereits, wie ihr Bewusstsein schwindet, noch während ihr Herz panisch an Geschwindigkeit zulegt, als sie aus den Augenwinkeln erkennt, dass die dunklen Gestalten aus ihren Alpträumen sich in Wirklichkeit auf sie zu bewegen. Sie fühlt noch wie fremde Hände sie grob aus ihrem Bett zerren und will sich instinktiv gegen die ungewollte Berührung wehren, aber sie hat die Kontrolle über ihre Muskeln in ihrem betäubten Zustand längst verloren. Doch trotz ihrer verzweifelten Panik ist sie beinahe froh, dass sie nicht mehr die Kraft hat zu schreien. Wenn ihr Vater nichts von diesem Übergriff mitbekommt, werden sie ihn vielleicht verschonen. Was auch immer sie wollen, ihr Vater hätte keinen Wert für sie. Aber sie empfindet gleichzeitig einen tiefen Schmerz, weil sie weiß, dass ihr Verlust ihm endgültig das Herz brechen wird. Nachdem sie vor zwei Jahren ihre Mutter nach langjähriger Krankheit verloren haben, ist sie alles, was er noch hat. Sie versucht noch einmal sich zu wehren und kämpft mit aller Macht darum, das Gefühl über ihre Muskeln zurückzugewinnen, aber es gelingt ihr nicht. Ihr Bewusstsein entgleitet ihr und ihr letzter hoffnungsloser Gedanke ist der Schwur, dass, sollte sie diese Nacht überleben, sie alles versuchen wird, um zurückzukehren… . . . Kapitel 1: Lost --------------- Auch für die Bewohner des Dorfes Konohagakure gibt es am nächsten Morgen ein äußerst unsanftes Erwachen. Von dem Läuten der Alarmglocken geweckt zu werden, hat noch nie Gutes bedeutet. Auch ein gewisser blonder Shinobi blinzelt im ersten Moment noch ein wenig orientierungslos die Reste seines Traumes fort. Doch bei ihm war es eine angenehme Fantasie, die jedoch ein jähes Ende findet, als er erkennt, was ihn geweckt hat. Mit einem wahrlich unguten Gefühl springt er aus dem Bett und in die erstbeste herumliegende Hose. Als er sich im Laufen wahllos ein T-Shirt über den Kopf stülpt, stößt er blind gegen den Türrahmen, doch noch während er einen genervten Fluch murmelt, greift er bereits nach seinem Waffenbeutel und seinem Stirnband, bevor er hektisch durch die Tür nach draußen hechtet und betet, dass es sich lediglich um einen falschen Alarm handelt. Als er ihn erreicht, ist der Marktplatz bereits gerammelt voll mit sämtlichen Konoha-nins, die sich an diesem Tag in ihrem Heimatdorf aufhalten und trotz aller Professionalität spiegelt sich in so mancher Miene verborgene Besorgnis. Die letzten Jahre waren relativ friedlich für die Ninjagroßmacht und dass sie alle von den alarmierenden Glocken geweckt wurden liegt schon so lange zurück, dass die meisten das genaue Datum nicht mehr im Kopf haben. Auf den ersten Blick entdeckt er in dem lauten Getümmel niemanden, den er kennt, nur Kakashi lehnt am anderen Ende des Platzes, deswegen verharrt Naruto unruhig am hinteren Ende der Versammlung. „RUHE!“ Tsunades herrischer Ruf bringt das unruhige Gemurmel augenblicklich zum Verstummen und sichert ihr die ungeteilte Aufmerksamkeit aller anwesenden Shinobi sämtlicher Ränge und Altersgruppen. „Ich gebe hiermit eine Suchmeldung heraus: Hinata Hyuuga wird seit letzter Nacht vermisst.“ Sobald ihr Name fällt, stolpert sein Herz und obwohl ihm klar ist, dass Tsunade noch weiter spricht, hört er sie kaum mehr über das tosende Rauschen in seinen Ohren und seinen panischen Herzschlag. Nein! Bitte, bitte nicht! „Der ganze Hyuuga-Clan sucht bereits nach ihr, aber es wurde mittlerweile bestätigt, dass sie sich nicht innerhalb des Dorfes oder in der unmittelbaren Nähe befindet. Ich bitte euch zunächst Ruhe zu bewahren und euch an der Sammelstelle, die eurem momentanen Standpunkt am nächsten ist, zu melden. Dort werdet ihr in Gruppen aufgeteilt und anschließend in verschiedene Himmelsrichtungen aufbrechen. Jeder Gruppe wird sich ein Mitglied des Inuzuka-Clans anschließen, außerdem werdet ihr außerhalb der Dorfmauern auf Mitglieder des Hyuuga-Clans treffen-“ „Naruto.“ Die vertraute Stimme des älteren Mannes dringt dunkel durch das Rauschen in seinen Ohren und der blonde Shinobi schluckt angestrengt, bevor er sich Sakuras Vater zuwendet und seine Begrüßung krächzend erwidert. „Kizashi-sama.“ Zum ersten Mal seit er den Haruno kennt, weist ihn dieser nicht an die Höflichkeitsform gefälligst endlich sein zu lassen und er hat nicht gewusst, dass sein Magen in einer dunklen Vorahnung noch tiefer sacken könnte. „Hast du Sakura heute schon gesehen?“ Nein, nein, nein! „Nein, wieso?“ Aber er weiß es. Tief in seinem Inneren weiß er es. „Sie war nicht mehr in ihrem Zimmer als ich aufgewacht bin, sie hat keine Nachricht hinterlassen und… sie hat ihr Bett nicht gemacht.“ Selbst wenn es bedeutet, dass sie zu spät kommt, Sakura ist in diesem Aspekt wie in vielerlei Hinsicht ausgesprochen pedantisch, auch wenn es sich um so etwas Simples wie das ordentliche Hinterlassen ihres Zimmers handelt. Ohne die besorgten Fragen des Älteren zu beachten, stürzt Naruto panisch durch die Menschenmenge nach vorne und schiebt seine Kollegen achtlos zur Seite bis er atemlos Tsunades Seite erreicht. „Naruto-“ Aber was auch immer sie für eine Beschwichtigung zur Beruhigung des blonden Shinobi angedacht hat, bleibt der Hokage angesichts dessen gehetzter Worte schlagartig im Hals stecken. „Sakura ist auch verschwunden!“ Tsunade schließt für eine winzige Sekunde fassungslos die Augen, bevor sie ihre Gesichtszüge stählt und sich noch einmal voller Eindringlichkeit an ihr Dorf wendet. „Hört nochmal her! Ich habe gerade eben erfahren, dass Sakura Haruno ebenfalls vermisst wird! Zwei verschwundene Kunoichis sind kein Zufall und es ist mir egal, wie ihr es anstellt: BRINGT SIE ZURÜCK!“ Konohas beste Shinobis streben gezielt auseinander und die nächsten Stunden verschwimmen vor Narutos Augen zu einem einzigen bunten, sorgendurchtränkten Durcheinander. Er widersetzt sich dem Befehl seines Gruppenleiters als dieser ihnen nach einer vierzehn-stündigen Suche befiehlt nach Konoha zurückzukehren und läuft weiter und weiter, bis seine Beine schließlich nachgeben und er an Ort und Stelle zusammenbricht, in seinen verzweifelten Gedanken bei den beiden jungen Frauen, die ihm alles bedeuten und die er doch nicht vor ihrem ungewissen Schicksal bewahren konnte. Ich finde euch, ich schwöre, ich finde euch- . . . Aber die beiden Frauen sind nicht auffindbar. Nicht an diesem Tag, nicht in dieser Woche, nicht im nächsten Monat… . . . „Neji!“ Tenten fällt mit einem besorgten Aufruf auf die Knie und greift mit beiden Händen nach der bewusstlosen Gestalt ihres langjährigen Teamkameraden, der nach 52 Stunden nahezu ununterbrochener Suche nach seiner vermissten Cousine soeben reglos zu Boden gestürzt ist. Sie streicht dem stolzen Shinobi vorsichtig eine lose Haarsträhne aus der Stirn, während sie besorgt die Rötung um seine Augen mustert, die ebenso wie sein körperlicher Zusammenbruch signalisieren, dass er sein Bluterbe mehr als überstrapaziert hat. Natürlich hat er seine Suche nicht aufgegeben, als alle anderen es verlangt haben und natürlich ist sie ihm wie immer widerspruchslos gefolgt. „Du bist ein dämlicher Idiot, weißt du das?“ Aber der bewusstlose Shinobi reagiert in keinster Weise auf ihre aufgebrachte Beleidigung. Sie legt sich seufzend seinen Arm um ihre Schulter und nutzt ihr ebenfalls schwindendes Chakra um sein Gewicht tragen zu können. Ein paar hundert Meter zurück haben sie eine Höhle passiert, an der der Holzkopf natürlich partout nicht Halt machen wollte. Tenten schleppt ihre Jugendliebe mit dem Rest ihrer spärlichen Kraft zurück in den Unterschlupf und nutzt das wenige, was in den einheitlichen Notfallrucksäcken, die in Fällen wie diesen an den Ausgängen an jeden ausgegeben werden, um ein halbwegs angenehmes Nachtlager aufzuschlagen, bevor sie ihn auf der einen Decke niederlegt und sich vorsichtig neben ihn legt, bevor sie die andere Decke über sie beide zieht. In all den Jahren ihrer Zusammenarbeit hat sie schon unzählige Male an seiner Seite geschlafen, aber noch nie so dicht bei ihm. Aber der Anlass ihrer momentanen Zweisamkeit lässt sie in tiefem Schmerz die Augen schließen und in vergeblicher Suche nach Trost näher zu ihm rutschen. Sie weiß, warum er nicht aufgeben konnte und wollte, bis ihn sein Körper schließlich im Stich gelassen hat. Aus demselben Grund, warum sie kein Wort darüber verloren hat, als seine Hände vor einer halben Stunde zu zittern und sein konstant in die Ferne gerichteter Blick zu flackern begonnen haben. Jeder verdammte Genin weiß, dass die ersten 48 Stunden bei einer Entführung entscheidend sind. Und sie haben sie nicht gefunden… . . . - Vier Monate später in Konoha - „Was ist eigentlich los mit dir?“ Die willensstarke Blondine verschränkt verärgert die Arme und fixiert den gelassenen Shinobi vor sich mit einem finsteren Blick, der diesen nicht im Ansatz zu berühren scheint. Wie üblich. Der genialste Shinobi seiner Generation sinkt müde auf die Couch in seinem Wohnzimmer und fährt sich erschöpft durch die Haare. Erschöpft von einer weiteren erfolglosen Suchmission, die doch zu nichts führt. Sie sind alle erschöpft von ihrer verfluchten Hilflosigkeit und der drohenden Hoffnungslosigkeit. „Mittlerweile sind vier Monate ohne das geringste Lebenszeichen vergangen. Wir haben keine Lösegeldforderung erhalten und auch sonst nicht den geringsten Hinweis auf ihren Aufenthalt. Rein statistisch gesehen, sind sie längst tot.“ „Du bist ein grenzenloser Optimist, was?“ Shikamaru dreht den Kopf doch noch zu der aufgebrachten Kunoichi, die ihn nach dem heutigen Reinfall in alter Vertrautheit zu seiner Wohnung begleitet hat. Sie ist nach Konoha gekommen, um ihnen bei der Suche zu helfen und das ist nur ein weiterer Grund, der dafür spricht nicht aufzugeben. „Es ist meine Aufgabe, das Ganze nüchtern zu betrachten, Temari. Sakura und Hinata waren auch meine Freundinnen und wenn es irgendetwas gäbe, das ich tun könnte, um ihr Schicksal noch zu verändern, würde ich es tun.“ Der erfahrene Stratege sieht wie ihr Blick auf seine ehrlichen Worte hin ungewohnt weich wird, auch wenn sie es zu verbergen versucht, indem sie den Kopf schnell zur Seite droht. „Wir werden sie finden.“ Ihre sanften Worte entlocken wiederum ihm ein Schmunzeln, das er selbst mit einer kalkuliert gehobenen Augenbraue kaschiert. „Seit wann bist du so optimistisch?“ Die schöne Schwester des Kazekagen legt neckend den Kopf schief und fixiert ihn mit ihren faszinierend blauen Augen. „Einer von uns sollte es sein.“ Sie verliert den Schalk mit einem müden Seufzen und er weiß, dass auch sie längst erschöpft ist. Auch wenn sie es doch nie zugeben würde. „Ich sollte dann wohl mal gehen.“ Sie kehrt ihm den Rücken zu und hebt die Hand in einem leichten Gruß. „Bis-“ Doch sobald sie sich von ihm wegdreht, spannen sich seine ausgelaugten Muskeln beinahe instinktiv an und in weniger als einem Wimpernschlag steht er auf den Beinen und hat kurz darauf den Raum durchquert. Die talentierte Suna-nin erstarrt spürbar, als sich vollkommen unerwartet zwei starke Arme von hinten um ihre Hüfte legen und sie zurück an seinen warmen Körper ziehen. Aber es sind zwei Worte, die ihren Atem für einen bedenklichen Moment stocken lassen. „Geh nicht.“ „Was-“ Doch er lässt sie nicht dazu kommen, sein merkwürdiges Verhalten zu hinterfragen. Wenn ihn die letzten hoffnungslosen vier Monate etwas gelehrt haben dann, dass das Leben gerade in ihrem Berufsfeld viel zu kurz sein kann. Außerdem hat er nach so vielen Jahren doch langsam genug von ihrem ewigen Katz-und-Maus-Spiel. „Wenn ich mich geirrt habe und du nicht so für mich empfindest, dann sag es und wir werden nie wieder darüber reden.“ Aber sie bleibt stumm und nach einigen bedeutungsschweren Sekunden greift er lautlos von hinten nach dem Reißverschluss ihrer Weste. Das Geräusch des Reißverschlusses ist das einzige, was mit ihrem leisen Atem die Stille zwischen ihnen stört, bis er ihr das Kleidungsstück sanft von den Schultern streift. Unter der Weste trägt sie nur eine dünne Bluse und er beobachtet einen Moment lang interessiert, wie sich ihr Brustkorb aufgrund ihrer beschleunigten Atmung sichtbar hebt und senkt. Doch dann senkt er den Kopf und genießt ihr atemloses Keuchen, als seine Lippen zum ersten Mal die weiche Haut in ihrem Nacken berühren. Er beugt sich ein Stück weit nach vorne und wandert mit seinen Lippen genüsslich bis zu der empfindlichen Stelle an ihrem Schlüsselbein, während er gleichzeitig neckend eine Hand zwischen ihre Beine schiebt. „Shikamaru!“ Er umfasst den Verschluss ihrer Waffentasche an ihrem Oberschenkel, nimmt ihr auch diese ab und wirft sie gleichgültig hinter sich in die ungefähre Richtung der Couch. Temari legt ihren Kopf haltsuchend in den Nacken, bis er an seiner Schulter lehnt und der talentierte Shinobi nimmt mit einem selbstironischen Schmunzeln zur Kenntnis, was ihr erregtes Flüstern mit ihm macht. Wenn er gewusst hätte, dass ihn ihre ungewohnte Nachgiebigkeit in dieser Situation ebenso erregen würde wie sonst ihr willensstarker Charakter, hätte er diesem tiefen Verlangen nach ihrer Nähe vermutlich schon um einiges früher nachgegeben. Aber trotz seines Genies ist er sich ihrer Gefühle bisher immer ein wenig unsicher gewesen. Bis jetzt. Denn die Art, wie sie unter seiner intimen Berührung zittert, kann sie nicht länger leugnen. Die junge Suna-nin hat ungewohnt überfordert die Augen geschlossen, sieht jedoch erschrocken auf, als er seine Hände zurück auf ihre Hüften führt und sie so schnell dreht, dass der helle Raum noch vor ihren Augen verschwimmt, als sie bereits die Wohnzimmerwand im Rücken spürt. Ihr sichtlich erregter Anblick und die Tatsache, dass er sie noch nicht einmal geküsst hat, befriedigen ihn ungemein. Scheinbar liest sie genau das in seinem Blick, denn im nächsten Moment rollt sie gewohnt widerspenstig ihre Augen, auch wenn ihre Stimme immer noch verdächtig atemlos klingt. „Was willst du von mir hören?“ „Ich will, dass du mir sagst, was du von mir willst.“ Er sieht wie sie trotzig die Stirn runzelt, aber er zweifelt trotzdem keine Sekunde daran, dass sie es tun wird. Bisher hat sie noch auf jede seiner neckenden Herausforderung entsprechend reagiert. „Küss mich endlich“, verlangt sie leise. Und er hat noch nie einen ihrer herrischen Befehle so gerne befolgt. . . . - Zwei Monate später - Der blonde Shinobi starrt verloren in die tanzenden Flammen des kleinen Feuers, das alles ist was die kahle Höhle erwärmt, in der er für die heutige Nacht Schutz gesucht hat. Seine sonst so fröhlichen Gesichtszüge sind eingefallen und die tiefen Ringe unter seinen Augen sind stumme Zeugen zu kurzer Nächte, aber dennoch liegt immer noch eine tiefe Entschlossenheit in seiner Stimme, die sich an niemanden richtet. Seit er vor zwei Monaten zum letzten Mal in seinem Heimatdorf war und sich dem Befehl seiner Kage erneut widersetzt hat, ist er alleine unterwegs. „Ich werde nicht aufgeben! Ich verspreche, ich finde euch!“ Naruto schließt müde die Augen und wie so oft, trägt ihn seine Erinnerung zurück zu einer Zeit, wo noch keiner von ihnen geahnt hat, dass eine derartige Katastrophe in wenigen Wochen alles ruinieren würde. Zweifellos einer der glücklichsten Momente, von dem er damals noch geglaubt hat, dass es ihrer beider Leben für immer zum positiven hin verändern würde, war ein Abend gute sechs Wochen vor ihrem Verschwinden… „Hinata!“ Die junge Clanerbin fährt mit einem sanften Lächeln zu ihm herum, während er übermütig durch die leeren Straßen seines Heimatdorfes läuft, um zu ihr aufzuschließen. Die sanfte Röte auf ihren Wangen, die er trotz des schummrigen Lichtes der Dämmerung schon aus einer Entfernung von mehreren Metern erkennen kann, bestärkt seinen Entschluss. „Naruto-kun.“ Er bremst seine Schritte, als er nur noch wenige Meter von ihr entfernt ist und beschließt es auf seine gewohnte Art zu versuchen: frei weg und geradeheraus, bevor er einmal mehr kneift. „Ich muss dir etwas sagen.“ Die schöne Hyuuga runzelt die Stirn und verschränkt in einer alten Angewohnheit nervös ihre Finger miteinander. „Ja?“ Mental verpasst er sich selbst einen Tritt und öffnet den Mund, um nicht in Versuchung zu kommen, jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Auch wenn er keine Chance hat, er muss es versuchen. Doch in diesem Moment frischt der laue Herbstwind auf und wirbelt der hübschen Clanerbin zahlreiche lose Haarsträhnen ins Gesicht. Die junge Kunoichi reagiert mit einem leisen Lachen und versucht ihre langen Haare mit den Fingern zu erwischen, doch plötzlich legen sich fremde Hände an ihre Wangen und sie sieht noch überrascht auf, bevor sie vollkommen erstarrt. „Ich habe mich in dich verliebt, Hinata.“ Er sieht wie ihre großen Augen sich sichtbar weiten, aber als sich Tränen in ihnen sammeln, befürchtet er schon, einmal mehr das Falsche gesagt zu haben. Er will seine Hände von ihrem Gesicht nehmen, aber Hinata legt ihre eigenen blitzschnell auf seine, um ihn bei sich zu halten. Mit pochendem Herzen erwägt er nervös, ob es eventuell sein könnte, dass er sie nur mit seinem unerwarteten Geständnis überwältigt hat und- „Ich- Ich liebe dich, Naruto! Schon immer, ich-“ Aber obwohl sie all ihren Mut zusammen genommen hat, um ihm endlich ihre Gefühle zu gestehen, kommt sie nicht weiter, da er sich ungeduldig vorbeugt und ihr einen ersten Kuss stiehlt. „Sag es nochmal“, fordert er überwältigt gegen ihre Lippen und sie kommt seiner gerührten Bitte mit einem heiseren Flüstern nach. „Ich liebe dich.“ Sie haben sich zusammen auf die Hokagefelsen zurückgezogen, einen der Lieblingsorte seiner Kindheit und stundenlang nebeneinander gesessen, beide in grenzenlosem Erstaunen darüber, dass sie nach all den Jahren doch noch zueinander gefunden haben. Erst als sie angedeutet hat nach Hause zu müssen, hat er die verborgene Besorgnis in ihren hellen Augen entdeckt und in einem tiefen Instinkt tröstend nach ihren Fingern gegriffen und sie mit seinen verschränkt. „Was ist, was hast du?“ „Es ist…“, sie stockt nervös und er sieht ihr an, dass sie nach den richtigen Worten sucht ihm etwas beizubringen, von dem sie nicht weiß wie. „Meine Familie… sie werden es uns nicht leicht machen.“ Er hat ihre Worte immer noch genauso im Ohr wie seine eigene Erwiderung. Er hat ihr versprochen, nein geschworen, dass sie zusammen einen Weg finden würden. Und nun ist sie fort. Der neunzehnjährige Shinobi wischt sich mürrisch über die Augen und erneuert seinen Schwur entschlossen: „Ich schwöre, ich finde euch!“ • Noch in derselben Nacht schreckt er nach nur zwei Stunden hoch, einmal mehr geplagt von der Erinnerung an die beiden Frauen, die er im Stich gelassen hat. Es ist eine seiner Besten. Seine letzte Nacht mit ihr – und ihre erste gemeinsame. Er lässt den Gedanken daran, dass es gleichzeitig die letzte gewesen sein könnte, nicht zu. Hinata. Sie stolpern lachend in seine Wohnung, Hand in Hand und beide bis auf die Haut durchnässt, weil sie auch der plötzliche Regenschauer nicht dazu bringen konnte sich voneinander zu lösen. Ihre Beziehung die letzten sechs Wochen über geheim zu halten war eine organisatorische Meisterleistung, aber sie sind sich beide einig, dass es den Aufwand wert ist, bis sie eine bessere Lösung finden. Er hat es nur Sakura gesagt und seine beste Freundin hat sich einmal mehr zu seiner größten Komplizin entwickelt. Naruto legt seine Hände sanft an Hinatas Wangen und streift seinen Lippen einmal über ihre, weil er unter Tags zu oft darauf verzichten muss sie so zu berühren wie ihm der Sinn danach steht. „Du musst aus den nassen Sachen raus und unter die Dusche.“ Er streift ihr noch während er spricht die dünne Jacke von den Schultern. Es war ein lauer Sommerregen, der sie erwischt hat, aber das wird sie nicht vor einer Erkältung bewahren, wenn sie sich nicht bald aufwärmen. Als er nach den Knöpfen ihrer kurzärmligen Bluse greift, schleicht sich die vertraute Röte in ihre Wangen, aber sie hält ihn nicht auf, als er Knopf für Knopf durch die kleinen Öffnungen schiebt, ohne seinen Blick von ihr zu nehmen. Als er ihr den dünnen Stoff auszieht, vergräbt sie ihre Vorderzähne leicht in ihrer Unterlippe und stiehlt damit wirkungsvoll seine Beherrschung. Er überwindet die wenigen Zentimeter zwischen ihnen und drückt ihr rau seine Lippen auf. Hinata stolpert keuchend zurück gegen die Flurwand in ihrem Rücken und Naruto greift mit einer Hand in seinen Nacken, um sein eigenes T-Shirt loszuwerden. In dem Moment, in dem der Stoff seinen Körper verlässt, legt er seine Lippen zurück auf ihre, aber als ihre kühlen Finger zaghaft seinen nackten Oberkörper streifen, büßt er seine Selbstkontrolle vollständig ein. Er hebt sie mit einem unterdrückten Knurren auf seine Arme und manövriert sie blind über den Flur in die Richtung seines Badezimmers. Er schließt die Tür hinter ihnen und setzt sie unwillig ab. Fasziniert davon, dass sich die vertraute Röte ihrer Wangen tiefer über ihren Oberkörper zieht, sinkt vor ihr in die Hocke und folgt der Kontur ihres Hüftknochens mit seinen Lippen, bis ihr ganzer Körper spürbar unter seinen Händen zittert. Als er dreist nach dem Knopf ihrer Hose greift, sieht er auf und das Bild wie sie mit geschlossenen Augen und tief geröteten Wangen den Kopf in den Nacken legt, wird ihn nie mehr verlassen… Er schließt erneut die Augen und dieses Mal ist es das Gesicht seiner besten Freundin, dass ihn quält. „Aber Sakura, ich hab Hunger!“ Die junge Medic-nin lacht ausgelassen. „Baka, du hast immer Hunger.“ Sie sieht über ihre Schulter zu ihm zurück und ausnahmsweise wird sie angesichts seines flehenden Blickes weich. „Okay, okay. Aber wir gehen nicht zu Ichiraku!“ „Aber Sakura-“ „Hör auf zu jammern, bevor ich es mir noch anders überlege.“ Naruto erhebt sich wütend und sucht seine wenigen Sachen zusammen, bevor er die Reste des Feuers löscht und hinaus in die Dunkelheit der Nacht aufbricht. Er muss sie finden! . . . - Drei Monate später - Es sind kaum ein paar Stunden vergangen, als er panisch neben ihr aus seiner Bewusstlosigkeit schreckt. „Hinata!“ „Neji.“ Die erfahrene Waffenexpertin richtet sich müde auf und legt ihrem Teamkameraden beruhigend eine Hand auf die Schulter, als dieser augenblicklich aufspringen will. „Ich muss sie finden!“ Es ist dasselbe Spiel seit acht Monaten. Sie sind seit Hinatas und Sakuras Verschwinden nur ein paar Mal in ihr Heimatdorf zurückgekehrt. Das Oberhaupt des Hyuuga-Clans hat seinen Neffen auf dessen Ermutigung hin immer wieder losgeschickt und glücklicherweise hat Tsunade ihr erlaubt ihn zu begleiten. Die Hokage ist in den letzten acht Monaten sichtlich gealtert und über den schmerzhaften Verlust ihrer Schülerin kommt ihre Sorge um Naruto, den sie selbst seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen hat, weil er sogar noch mehr unterwegs ist als sie beide, obwohl das eigentlich kaum möglich ist. Sie fokussiert sich wieder auf das Hier und Jetzt, so wenig verlockend das auch ist und auf ihren langjährigen Teamkameraden, der sich in den letzten Monaten jeden Tag ein bisschen mehr aufgelöst hat; direkt vor ihren Augen. Sie greift erneut in einer beschwichtigenden Geste nach Nejis Arm. „Wir werden sie finden, aber du musst endlich damit aufhören, dir die Schuld für ihre Entführung zu geben!“ Aber der Hyuuga reißt sich aufgebracht von ihr los und erhebt sich, die Augen voller vertraut gewordener Selbstverachtung. „Ich habe beinahe direkt neben ihr geschlafen, Tenten! Ich hätte in Sekunden bei ihr sein können!“ „Es ist trotzdem nicht deine Schuld!“ „Sag das meinem Onkel! Man hat seine Tochter direkt aus dem Hyuuga-Anwesen heraus entführt! Das vergibt er uns nie.“ Sie weiß langsam nicht mehr, was sie noch zu ihm sagen soll. Aber sie kann auch nicht tatenlos zusehen, wie er sich über diese Sache zerstört. Tenten springt ebenfalls auf und greift mit beiden Händen nach seinen, in dem verzweifelten Versuch ihn zu beruhigen. „Du bist nur noch ein Schatten des Mannes, der du einmal warst, Neji. Ich ertrage den Verlust meiner besten Freundin kaum, ich kann nicht auch noch dich verlieren!“ Und weil sie keinen anderen Trost für ihn und sich selbst weiß, wischt sie ihre ewigen Zweifel endlich zur Seite, schlingt ihre Arme um seinen Hals und drückt ihre Lippen vorsichtig gegen seine. Sie zieht sich schnell wieder vor ihm zurück, in der tiefen Angst einen Fehler gemacht und endgültig alles ruiniert zu haben, aber als sie zitternd seinen Blick sucht, steht in den vertrauten Iriden mehr Leben als sie in acht Monaten gesehen hat und sie steht gefährlich kurz davor in Tränen auszubrechen, etwas, was sie sich seit acht Monaten hartnäckig verboten hat, weil sie sich selbst keinerlei Anzeichen von Aufgeben erlaubt. Ihre eiserne Hoffnung ist mittlerweile alles, was ihnen noch geblieben ist. Ihr langjähriger Teamkamerad schlingt wortlos einen Arm um ihre Hüfte und zieht sie mit einer einzelnen Bewegung ruckartig gegen seinen Körper und es fühlt sich an, als könnte sie zum ersten Mal seit Ewigkeiten frei atmen, kurz bevor sich seine Lippen auf ihre legen. Es macht es nicht wirklich leichter, aber zumindest für den Rest dieser Nacht hören sie endlich auf sich ununterbrochen auszumalen, was den beiden zugestoßen sein könnte… . . . - Vier Monate später, irgendwo zwischen der Grenze von Kawa-no-kuni und dem Feuerreich - Das erste Aufeinandertreffen der früheren Freunde nach Jahren ist von beiden Seiten vollkommen ungeplant gewesen. Der erste Beweis dafür wie ungewöhnlich dieses Treffen ist, liegt allein in der Tatsache, dass der Verräter unter ihnen zuerst das Wort ergreift. „Was, kein dummer Spruch oder eine feurige Rede, dass du mich um jeden Preis zurückbringen wirst?“ Auch wenn er es nie zugeben würde, registriert der letzte lebende Uchiha dennoch wie miserabel sein ehemaliger Teamkamerad aussieht. Der blonde Konoha-nin wirkt abgemagert und von seiner sonstigen Frohnatur ist rein gar nichts zu sehen, als Naruto seinen leeren Blick von ihm abwendet und in die scheinbare Ferne starrt. „Entschuldige, aber ich muss zuerst jemanden zurückholen, der unser Dorf nicht aus freien Stücken verlassen hat.“ Der dunkelhaarige Clanerbe runzelt verständnislos die Stirn, aber sein ehemaliger Teamkamerad schließt niedergeschlagen und in offensichtlicher Verzweiflung die Augen. „Ich habe versagt, Teme. Ich konnte sie nicht beschützen.“ Wer hätte gedacht, dass ihn die Verwendung dieses elenden Spitznamens nach all den Jahren und allem was er getan hat, an diesem Treffen am wenigsten verwundern würde. „Wovon redest du?“ Dieses Mal ist es nichts als purer Schmerz, der in Narutos blauen Augen steht. „Von Sakura. Sie-“ „Nein!“ Es ist eine einzige Silbe, die ihm zu schnell über die Lippen rutscht und viel zu viel über eine Schwäche verrät, die er nach all der Zeit nicht mehr haben sollte. Wenn den Uzumaki die selten heftige Reaktion seines ehemaligen Teamkameraden überrascht, merkt man es ihm nicht an, denn er senkt seinen Blick mit einem zynischen Lächeln und voller Selbstverachtung auf den Boden. „Ich will nicht glauben, dass sie… aber sie und Hinata wurden vor einem Jahr aus Konoha entführt und seitdem fehlt jede Spur von ihnen.“ Keiner der beiden zählt die Sekunden, die in angespanntem Schweigen vergehen und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen ist es erneut Sasuke, der die Stille bricht. Aber es sind seine Worte, die diesen Tag letztendlich denkwürdig machen. „Ich komme mit dir.“ Im ersten Moment hat Naruto wirklich keine Ahnung wovon er spricht. „Wohin?“ „Nach Konoha.“ Über die arrogante Selbstverständlichkeit mit der Sasuke diesen Frevel ausspricht locker hinwegsehend, runzelt Naruto verständnislos die Stirn. „Du weißt schon, dass du nicht einfach so nach Konoha marschieren und dann wieder verschwinden kannst, wann immer es dir passt, oder?“ „Ich habe nicht vor wieder zu verschwinden, Dobe.“ Damit ist die Apokalypse endgültig eingeläutet. Aber zum ersten Mal seit über einem Jahr, fühlt Naruto etwas Anderes als Kummer und Sorge durch seine Venen pulsieren. „Du meinst, du- du kommst zurück? Ohne, dass ich dich verprügeln, fesseln und an den Haaren zurückschleifen muss?“ „Wir wissen doch beide, dass du das ohnehin nicht schaffen würdest, Dobe.“ Doch bevor der Uzumaki auf die Provokation eingehen kann, wird der gesuchte Nuke-nin schlagartig ernst. „Ich werde dir helfen sie zu finden.“ Und nach einem minimalen Zögern, hebt er in einer niemals vergessenen Geste seine geballte Faust an. . . . Kapitel 2: Scattered -------------------- - 1 Jahr später, im Büro der Hokage - „Ich will das nicht hören, Tsunade!“ Die laute Stimme des Uzumaki dröhnt ungewohnt wütend durch den gesamten Hokageturm und lässt sogar Shizune in ihrem Büro unangenehm berührt zusammenzucken. Noch ungewöhnlicher ist lediglich, dass die temperamentvolle Kage des Dorfes in ihrer traurigen Antwort kontrastiv vollkommen ruhig bleibt. „Und ich bin die letzte, die es aussprechen will! Aber es sind fast zwei Jahre und wir haben in all der Zeit kein einziges Anzeichen dafür gefunden, dass sie noch am Leben sind! Es wurde nie eine Auslöseforderung gestellt und die ganze Sache macht nach wie vor überhaupt keinen Sinn. Sakura und Hinata hatten nichts, was sie miteinander verbunden hat und was erklären könnte, warum sie beide in derselben Nacht entführt wurden. Die einzige Verbindung der beiden-“ „Bin ich“, unterbricht der blonde Shinobi sie knurrend. „Glaub mir, dessen bin ich mir mehr als bewusst. Es ist nicht so, als hätte ich in den letzten zwei Jahren an irgendetwas anderes gedacht!“ „Es hatte aber nichts mit dir zu tun, Naruto.“ Die meinungsstarke Sanin sieht selten müde aus und jeder der sie länger kennt, munkelt leise, dass sie in den letzten zwei Jahren erheblich durch ihren Kummer gealtert ist. Sie hat sogar Sasukes Rückkehr und dessen wie immer ausgesprochen wortkarge Bitte um Wiederaufnahme, die mehr Ähnlichkeit mit einer Forderung hatte, besorgniserregend gleichgültig hingenommen. „Und du musst mir glauben, es bricht mir das Herz aber… am Tag, an dem sich ihr Verschwinden zum zweiten Mal jährt, werde ich sie für to-“ Aber Naruto fällt ihr mit einer Schärfe ins Wort, die niemand je an dem jungen Shinobi gehört hat. „Wage es nicht das auszusprechen, hörst du mich!“ „Naruto-“ Doch der talentierte ANBU unterbricht sie erneut und schlägt wütend beide Handflächen auf den Mahagonischreibtisch. „Wir dürfen sie nicht aufgeben, Tsunade! Sie sind irgendwo da draußen und sie brauchen uns! Sie verlassen sich bestimmt darauf, dass wir sie finden!“ Die Hokage schließt für einen Moment geschlagen die Augen. „Ihre Väter haben beide eingewilligt, Naruto. Es liegt nicht an uns diese Entscheidung zu treffen.“ Aber das verstärkt den Zorn von Jirayas ehemaligem Schüler nur noch. „Sakuras Vater in seinem Zustand um so etwas zu bitten, ist schlichtweg unmenschlich! Und Hinatas Vater ist ein eiskalter Egoist, seine Meinung sollte überhaupt nicht zählen!“ „Sie sind dennoch ihre Eltern, Naruto. Letztendlich liegt es an ihnen.“ Mit einem zornigen Knurren beugt sich der junge ANBU vor und reißt eine offene Schriftrolle von dem hölzernen Schreibtisch. „Gib mir den verdammten Auftrag! Und wag es ja nicht während unserer Abwesenheit irgendwelche Entscheidungen zu treffen, hast du mich verstanden, Tsunade? Ich werde den dämlichen Stein eigenhändig abreißen, wenn du es wagen solltest ihre Namen dort einzumeißeln!“ Die Godaime seufzt erschöpft. „Naruto-“ „Sie. Sind. Nicht. Tot!“ Damit rüttelt die zugeknallte Tür laut hinter seiner tobenden Gestalt gegen ihre Angeln. . . . - Ein paar Stunden später - „Das ist mal wieder ziemlich scheiße gelaufen, was Teme?“ „Tse, Dobe.“ Naruto umfasst die Klinge des Messers, das er abwehrend in der Hand hält, fester. Er kann es sich nicht leisten, heute hier zu sterben. Er hat zwei der Menschen, die ihm alles bedeuten, ein Versprechen gegeben, das er halten wird, lange bevor er zulässt, dass ihn ein paar erbärmliche Nuke-nin unter die Erde bringen. Aber zugegebenermaßen fällt das Größenverhältnis in diesem Moment alles andere als zu ihren Gunsten aus. Ihr Auftrag, den er eigentlich gar nicht wollte, lag darin eine kleine Gruppe Nuke-nin auszuschalten, die sich zu nahe an Konoha herangewagt hat. Auf den ersten Blick simpel genug, hat er jetzt noch einen Grund mehr, warum diese Mission eine dämliche Idee war. Ebenso wie er die Beförderung zum ANBU vor sechs Monaten nicht wollte, so unglaubwürdig das vor ein paar Jahren noch geklungen hätte. Aber so hat er nur gedacht, dass der berufliche Aufstieg seiner Suche im Weg stehen würde. Doch da Tsunade ihm und Sasuke in der Hinsicht nicht wirklich eine Wahl gelassen hat und das entscheidende Argument gebracht hat, dass sie gefährlichere Missionen auch zu neuen Orten führen könnten, hat er schließlich eingewilligt. Jetzt steht er hier, hat in den letzten zwei Jahren nicht ansatzweise erreicht, was er unbedingt schaffen wollte und sieht sich einer Übermacht von Nuke-nin gegenüber, die er und Sasuke zwar bereits erheblich dezimiert haben, die sie aber dennoch immer noch in einem Verhältnis von 40:2 übersteigen. Ja, scheiße ist eine mehr als angemessene Beschreibung für ihre Situation. „Wir müssen das hier irgendwie drehen, Teme.“ „Hn.“ Der Uchiha-Code dafür, dass er auch keine Ahnung hat wie das funktionieren soll. Sie stehen Rücken an Rücken, in seltener Einigkeit beide ein Katana in der Hand, umzingelt von einer Menge Shinobi, die ihnen alles andere als wohlgesinnt sind und ein wenig zu selbstsicher aussehen. Es ist auch nicht unbedingt hilfreich, dass Sasuke sich in diesen Kreisen in den letzten Jahren nicht unbedingt viele Freunde gemacht hat. Es sind ihnen noch genau drei Sekunden vergönnt, bevor einmal mehr die Hölle über sie hereinbricht. Gerade als Naruto erwägt, zum ersten Mal seit Ewigkeiten auf das Chakra des Fuchses zurückzugreifen und beinahe im selben Atemzug die dunkle Aura des Uchiha in seinem Rücken ansteigen spürt, warnen ihn seine feinen Sinne vor dem Eintreffen zweier weiterer Personen, deren nahezu perfekt verborgene Chakrastrukturen er auf die Schnelle nicht zuordnen kann. Der Kampf tobt ununterbrochen weiter um sie herum und so haben die beiden Shinobi gerade mal eine Sekunde, um einen Blick zu wechseln und damit zu taxieren, was der andere über das Auftauchen zweier weiterer Figuren in diesem tödlichen Spiel denkt. Aber alles was er sieht ist, dass Sasuke ebenso wenig Ahnung hat, wer ihre ungebetenen Gäste sind, aber sie haben sowieso keine Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Die beiden von Kopf bis Fuß in dunkle Mäntel gehüllte Gestalten halten keine Sekunde inne, sondern stürzen sich direkt in den Kampf. Die Art wie sie ihre Gegner niedermachen, einen nach dem anderen, lässt die beiden ANBU trotz ihrer bedrohlichen Lage einen weiteren Blick wechseln und sogar Sasuke hebt skeptisch eine Augenbraue. Keiner der beiden Fremden macht irgendwelche Anstalten einen von ihnen anzugreifen und mit ihrer unerwarteten Hilfe, dreht sich das Blatt tatsächlich zu ihren Gunsten. In den nächsten Minuten ergießen sich etliche Liter Blut auf die ehemals grüne Fläche der Lichtung, auf der sich dieses blutige Spektakel ereignet und erst als sich mehrere Dutzend aufgeschlitzter und verstümmelter Leichen aufeinanderstapeln, halten die vier siegreichen Shinobi inne. In einer unbewussten Formatierung stehen sie einander gegenüber, weil die beiden Fremden wie Sasuke und Naruto ihren Kampf Seite an Seite bestritten haben. Naruto dreht den Griff seines blutbefleckten Katanas unentschlossen in seiner Hand, nicht sicher ob er heute noch einen weiteren Kampf erträgt, sollten sich die beiden doch noch als ihre Feinde entpuppen. „Wer seid ihr?“ Es vergehen eins, zwei, drei, vier Sekunden. Und dann ist es eine helle, klare Stimme, die den beiden Shinobi in ihrer alten Vertrautheit durch Mark und Bein fährt. „Da vergehen zwei Jahre und euch beide kann man immer noch nicht allein lassen.“ Ihre Stimme lässt die beiden Männer ungewohnt einig in jeglicher Bewegung erstarren. Naruto registriert kaum, dass sein Katana aus seiner Hand gleitet und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufkommt. Er blinzelt seine Umgebung langsam wieder scharf, ohne noch zu wissen wie lange er schon hier steht. Sein erster bewusster Gedanke ist ein verzweifeltes Flehen, dass er sich diesen Moment nicht nur erträumt. Der blonde Shinobi rührt sich steif, aber er bringt nur ein einziges zittriges Wort über die Lippen, das all die Hoffnung enthält, die sogar er in letzter Zeit beinahe verloren hätte. „Sa-Sakura?“ „Hast du jemand anderes erwartet?“ Die junge Frau schüttelt in einer fließenden Bewegung die dunkle Kapuze ab, die ihre Identität bis jetzt verborgen hat, aber das neckende Grinsen rutscht ihr von den Lippen, als ihr bester Freund innerhalb eines Wimpernschlags die wenigen Meter zu ihr überwindet und sie in eine harte Umarmung reißt. „Du lebst!“ Sie erstarrt nur wenige Millisekunden in seinen Armen, bevor sie seine harte Umarmung zögernd erwidert, während sie ihr letzter Atemzug hörbar verlässt. „Nein, Baka, ich bin ein Engel. In Wirklichkeit hast du nämlich gerade den Löffel abgegeben und man hat mich geschickt, um dich ins Jenseits hinüber zu begleiten.“ Ihr unverändert beißender Sarkasmus treibt dem Blonden statt einem Lächeln auf die Lippen heiße Tränen in die Augen und er drückt ihren schmalen Körper noch fester gegen seinen. „Du hast mir so gefehlt!“ Sakura schließt für einen winzigen Moment betroffen die Augen, als sie trotz seiner überschwänglichen Freude den tiefen Schmerz hinter seinen Worten hört. „Du mir auch, du Chaot!“ Es vergehen Minuten, bevor Naruto widerwillig von seiner besten Freundin ablässt, aber sein Herz schlägt zu schnell in seiner Brust, um ihn die Anwesenheit von Sakuras Begleitung auch nur eine Sekunde lang vergessen zu lassen. Seine Finger zittern sichtbar als er nach der Kapuze der jungen Frau greift, die seine Handlung widerspruchslos geschehen lässt. Als er ihre feinen Gesichtszüge erkennt, die in den letzten zwei Jahren noch ein wenig weiblichere und auch ein bisschen härtere Formen angenommen haben, fällt er der jungen Clanerbin ebenfalls unzeremoniell um den Hals, bevor sie ihre vollen Lippen öffnen kann, um auch nur ein Wort zu formen. „Hinata!“ Ihr Name kommt ihm wie ein Stoßgebet über die Lippen, während er die Nase in ihren dunklen Haaren vergräbt und tief Luft holt. Der sanfte Geruch, der sie umgibt, ist trotz all der Zeit, die vergangen ist, seit er sie das letzte Mal so im Arm halten durfte, gleichgeblieben, wenn er auch von fremden Gerüchen überlagert wird, die leise von dem Ort erzählen, an dem sie gewesen ist und den er trotz all seiner Bemühungen niemals finden konnte. Er hat keine Worte für die heiße Erleichterung, die ihn zusammen mit einer weiteren Vielzahl weiterer Gefühle, die er kaum benennen kann, durchfluten. Selbst als er spürt wie die Tränen seinen Augenlidern entfliehen und über seine Wangen fallen, ist ihm die offene Gefühlsregung vollkommen egal. Nach all dem Leid der letzten zwei Jahren kann er immer noch kaum glauben, dass sie wirklich vor ihm stehen. Für einen Moment fürchtet er wirklich, er träumt, bis sich schmale Hände um seinen Rücken schlingen und ihren zierlichen Körper noch näher gegen seinen drücken. Als er zum ersten Mal seit zwei Jahren, nach 24 Monaten anhaltender Angst, dass sie niemals wieder zu ihm sprechen würde, ihre Stimme hört, geht er beinahe in die Knie. „Naruto.“ Er zieht sie noch ein wenig näher an sich und holt zitternd Luft. „Kami, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr mir das gefehlt hat!“ Er spürt ihre Finger kaum spürbar an seinen Schulterblättern zucken und sie senkt ihre Stimme, bis nur noch er ihre leisen Worte hören kann. „Du hast mir auch gefehlt.“ Verborgen an seiner Schulter schließt auch die schöne Clanerbin für einen Moment die Augen, um ihre eigenen Gefühle zu kaschieren. An der Seite ihres emotionalen Wiedersehens, taxieren die beiden ehemaligen Teammitglieder einander stumm. Ihre letzte Begegnung liegt noch weit länger zurück und aus mehreren Gründen haben sie beide bezweifelt, dass sie in diesem Leben noch einmal aufeinandertreffen würden. „Sasuke.“ „Sakura.“ Der dunkelhaarige Shinobi macht zuerst einen Schritt auf seine frühere Teamkameradin zu, aber obwohl ihre darauffolgende Reaktion kaum sichtbar ist, erkennt er das verräterische Zucken ihrer Muskeln und zu ihrem Unmut umspielt ein belustigtes Grinsen seine Lippen. „Hast du etwa Angst ich könnte dich angreifen, Sakura?“ Die hübsche Kunoichi verschränkt störrisch die Arme und verengt warnend ihre markanten Augen, um zu verbergen warum sie wirklich zittert. „Bei dir weiß man nie, Uchiha.“ Der widerspenstige Zug verschwindet überrascht aus ihren feinen Zügen, auch wenn ihre Wachsamkeit unverändert aufrecht bleibt, aber sie weicht nicht vor ihm zurück, als er wortlos eine Hand nach ihr ausstreckt. Der unnahbare Clanerbe legt eine Hand an ihre leicht geröteten Wangen und fährt mit seinem Daumen beinahe andächtig über ihre makellose Haut. Die Berührung ist so zart, dass sie sie kaum spürt. „Du lebst“, flüstert er so leise, als müsste er sich erst noch selbst davon überzeugen. Sakura runzelt verständnislos die Stirn, denn die verborgene Erleichterung in seinen Zügen ist echt. Und sie versteht sie nicht. Sie sieht wie er sich bewegt, aber ihr Verstand hätte die Möglichkeit daran, was er vorhaben könnte, niemals in Betracht gezogen und angesichts ihrer grenzenlosen Überraschung erstarrt sie spürbar, als er wortlos einen Arm um ihre Schultern schlingt und sie für einen kurzen Moment gegen seinen Körper zieht. Einige wenige Sekunden steht sie stocksteif in seinen Armen, denn ihr Verstand braucht einen Moment, um den absurden Gedanken zu verarbeiten, dass Sasuke Uchiha nach so vielen Jahren vor ihr steht und sie umarmt. Dann räuspert sie sich leise und zu ihrer Erleichterung lässt er sie wortlos los und das merkwürdige Druckgefühl auf ihrem Brustkorb verschwindet mit seiner Berührung. Die schöne Medic-nin zwingt ein beinahe überzeugendes Lächeln auf ihre vollen Lippen, als sie den Blick seiner dunklen Augen erwidert. „Ich wusste, dass du irgendwann zurückkommen würdest. Aber du hättest dir nicht unbedingt ganz so viel Zeit lassen müssen.“ Er nimmt ihren Versuch, die Anspannung zwischen ihnen aufzulockern an und geht doch nicht direkt darauf ein, denn sein Tonfall bleibt erwartungsgemäß ernst. „Und ich hätte nie gedacht, dass ich einmal nach Konoha zurückkehren würde und du nicht da sein würdest.“ Er sieht wie ihre Züge hart werden, als sie kurz einen Blick auf Hinata und Naruto wirft. „Ja, es ist wohl einiges nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Ihre harten Worte scheinen auch erstmals wieder zu Naruto durchzudringen, denn dieser löst sich unwillig zumindest ein Stück weit von Hinata, während seine Augen aufmerksam über die verhüllten Gestalten der beiden Frauen wandern. „Seid ihr verletzt?“ Sakura schüttelt wortlos den Kopf, aber als sie die tiefe Sorge in den Augen ihres besten Freundes sieht, überbrückt sie in einem Atemzug die wenigen Meter zwischen ihnen und schlingt noch einmal fest beide Arme um den jungen Mann. „Im Moment nicht“, flüstert sie so leise, dass die beiden Männer ihre Worte fast nicht verstehen. Naruto schlingt seinen Arm fester um sie, fast so als könnte er sie allein dadurch vor einer unsichtbaren Gefahr beschützen und greift mit seiner anderen Hand vorsichtig nach Hinatas, nicht gewillt die junge Hyuuga loszulassen. „Ihr glaubt gar nicht, wie sehr sich die anderen freuen werden euch zu sehen!“ Es mag Naruto in seiner grenzenlosen Freude entgehen, aber sein bester Freund bemerkt den verborgenen Blick sehr wohl, den die beiden Frauen stumm über seine Schulter hinweg wechseln und der besagt, dass sie sicher sind, dass garantiert nicht alle so erfreut über ihr unerwartetes Wiedersehen sein werden… Sakura löst sich mit einem unauffälligen Räuspern aus der Umarmung ihres besten Freundes. „Lasst uns gehen.“ Sie sieht ohne Bedauern über die Toten, die sie zurücklassen, bevor sie sich in die Richtung ihres Heimatdorfes wendet. Hinata will Sakura mit einem Nicken folgen, aber als ihre Finger seinen zu entgleiten drohen, hält Naruto sie beinahe panisch fest. Als sie sich fragend zu ihm umdreht, legt er seine freie Hand in ihren Nacken und senkt den Kopf, bis seine Lippen beinahe ihr Ohr streifen. „Lass nicht los! Bitte!“ Für einen Moment sieht er ein kaum sichtbares Zögern in ihren hellen Augen aufflackern, aber sie gibt seiner verzweifelten Bitte mit einem wortlosen Nicken nach und lässt ihn ihre Hand halten. . . . Kapitel 3: Stunned ------------------ Die Sicherheitsvorkehrungen in Konoha weisen offensichtliche Veränderungen auf, aber an der Seite von Naruto und Sasuke winkt man sie unkontrolliert durch und so passieren sie das Dorf bis zum Hokage-Turm beinahe unbemerkt. Aus Tsunades Büro dringen laute Stimmen und dieses Mal spiegelt sich in Narutos Gesicht deutlicher Unwille. Doch statt die Flügeltüren impulsiv aufzustoßen, wirft er einen Blick über seine Schulter und sieht von Sakura zu Hinata, deren Hand er noch immer hält. Aber es ist seine beste Freundin, die gutmütig die Augen verdreht. „Wir werden uns nicht in Luft auslösen, sobald du uns für eine Sekunde den Rücken zudrehst.“ Mit sichtlichem Widerwillen lässt er Hinata schließlich los und stößt die Türen doch mit mehr Gewalt als nötig auf, als er die nächsten Worte seiner Kage hört. „Es sind heute auf den Tag zwei Jahre und wir haben nie auch nur den kleinsten Anhaltspunkt gefunden. Daher bleibt mir keine andere Wahl-“ „Egal was du gerade sagen wolltest, Tsunade, lass es!“ Ihre Freunde und Teamkameraden, sowie Kakashi und Gai, sind allesamt versammelt und die überwiegende Resignation in ihren vertrauten Gesichtern vervielfacht Narutos Wut beinahe ebenso sehr wie die Tatsache, dass außer Neji niemand von Hinatas Familie anwesend ist. „Naruto“, setzt die Godaime seufzend an, doch als sie erkennt, dass Sasuke und er nicht allein sind, hält sie stockend inne und erhebt sich aus seinem Stuhl. „Wer-“ Aber da tritt Sakura bereits einen Schritt nach vorne in den Raum hinein. „Was er damit meint ist, dass es wirklich unpraktisch wäre, wenn du uns ausgerechnet an dem Tag für tot erklären würdest, an dem wir es endlich zurückgeschafft haben. Sensei.“ Das erste fassungslose Atemholen erfolgt schon mit dem ersten Wort, das ihre vertraute Stimme spricht, aber auf die uniforme Bewegung, mit der Hinata und Sakura ihre Kapuzen aus ihrer Stirn schieben, folgt ohrenbetäubendes Schweigen. Sasuke schließt die Tür hinter sich und mit dem leisen Klicken blinzeln sich die ersten versammelten Konoha-nins langsam zurück in die Realität und erkennen nach und nach, dass das herbeigesehnte Auftauchen der beiden Frauen kein Traum ist. Es ist Kiba der sich zuerst bewegt und den Raum in einem Wimpernschlag durchquert. Aber dann zittern seine Finger, als er seine Hände vorsichtig an die blassen Wangen seiner besten Freundin legt. „Kiba.“ Ihre vertraute Stimme, die ihm in den letzten zwei Jahren nur in seinen Träumen begegnet ist, zwingt den vorlauten Shinobi beinahe in die Knie und er schlingt mit einem zittrigen Atemholen beide Arme um ihre Schulter. „Du lebst!“ Inos Trauer entlädt sich in einem lauten Schluchzen, Millisekunden bevor sie ihrer Kindheitsfreundin zitternd um den Hals fällt. Auch Sakura schließt die Augen, um den klaren Schmerz darin zu verbergen, während sie Inos Umarmung stumm erwidert. Kiba gibt seine ehemalige Teamkameradin unwillig frei, denn auch der Rest der Anwesenden erwacht nach und nach aus ihrer Schockstarre. „Ihr lebt! Ihr lebt!“ Auch Tenten schlingt beide Arme um Hinatas Hals und wiederholt ihre Worte immer wieder wie ein Mantra, das sie selbst noch nicht ganz glauben kann. Tsunade springt beinahe über ihren Schreibtisch und reißt Sakura und Ino in ihrer unbändigen Freude beinahe beide um. Ihre Stimme ist unerhört rau, als sie ihre einzige Schülerin mürrisch zurecht weist. „Was fällt euch eigentlich ein?! Einen solchen Auftritt verkraftet mein altes Herz nicht mehr!“ Sakura erwidert die Umarmung der Kage schmunzelnd. „Keine Sorge, Tsunade, du hast dich gut gehalten. Man sieht dir die drohende 100 noch lange nicht an.“ Sie duckt sich lachend unter Tsunades rügender Hand weg und schiebt einen schluchzenden Lee weiter in die Arme seines stilecht gekleideten Senseis, nur um ihrem eigenen direkt in die Arme zu laufen. „Kakashi.“ Es ist unter der Maske beinahe unmöglich auszumachen, aber sie könnte schwören, dass er lächelt, als er eine Hand auf ihre Schulter legt. „Es ist wirklich gut dich zu sehen, Kleines.“ Hinata hält Tenten immer noch im Arm, als ein Schatten über sie beide fällt, der die vermisste Clanerbin auf und in die reuevollen Gesichtszüge ihres Cousins sehen lässt. „Neji.“ Der Hyuuga senkt demütig den Kopf und weil sie zu Recht fürchtet, dass er jeden Moment vor ihr auf die Knie sinken könnte, schlingt Hinata ihre schmalen Hände schnell um seine Oberarme, um eben jene Demutsbekundung zu verhindern. „Vergib mir!“ Hinata verstärkt ihren Griff um seine Arme zusichernd und wartet ruhig, bis er seine Augen zurück zu ihren hebt. „Es war nicht deine Schuld, Niisan.“ „Ich habe versagt-“ Hinata schüttelt den Kopf, aber sie weiß auch, dass Worte niemals ausreichen werden, um ihm diese Schuldgefühle auszutreiben. Tsunade starrt noch einen Moment in ungläubiger Verwunderung auf die beiden jungen Frauen, die entgegen aller Erwartungen nach all der Zeit ihren Weg zurück in ihr Büro gefunden haben, bevor sie die Schultern strafft und sich kritisch an Naruto und Sasuke wendet. „Wo habt ihr sie gefunden?“ Naruto kratzt sich in typischer Manier grinsend am Hinterkopf und wirft einen glücklichen Blick auf die beiden Frauen neben sich. „Eher haben sie uns gefunden.“ Schließlich wendet sich Tsunade um etliche Grade ernster an die beiden Frauen. „Ihr seid also entkommen?“ Die spöttische Verachtung, die Sakuras Lippen kräuselt ist nicht ganz neu. „Sie haben uns nicht unbedingt eine Abschiedsparty geschmissen.“ Die gehobene Augenbraue ihrer ehemaligen Lehrmeisterin, die auf diese schnippische Antwort folgt, veranlasst Sakura lediglich zu einem genervten Augenrollen, bevor sie sich an die schweigsame Clanerbin an ihrer Seite wendet. „Gib mir das hässliche Teil“, verlangt sie energisch, während sie bereits nach dem Kragen ihres eigenen Umhanges greift und den schweren Stoff im nächsten Moment zielsicher in die lodernden Flammen des Kaminfeuers befördert. Hinata gibt der Forderung mit einem schmalen Schmunzeln nach und nicht länger verborgen von den dunklen Mänteln, lassen die Figuren der beiden Frauen keinen Zweifel daran, dass mehr als zwei Jahre vergangen sind, seit die beiden Kunoichi das letzte Mal im Büro des Dorfoberhauptes gestanden haben. Tsunade räuspert sich, als es ein wenig zu offensichtlich wird, dass jeder in ihrem Büro die beiden Frauen anstarrt. „Setzt euch doch bitte.“ Sie deutet auf die beiden Stühle, die ihrem gegenüber auf der anderen Seite ihres Schreibtisches stehen, aber als keine der beiden Frauen Anstalten macht ihrer Aufforderung nachzukommen, hüllt sich erneut ein unangenehmes Schweigen über das Büro, während die Euphorie der Wiedersehensfreude langsam verebbt und jedem klar zu werden beginnt, dass der folgende Teil nicht ganz so erfreulich ausfallen wird. „Seid ihr irgendwo verletzt?“ Tsunade bemerkt selbst, dass diese Frage ein wenig zu spät kommt, aber Sakura streckt gleichgültig ihre Arme aus, von denen die Ärmel vorne mit zahlreichen Blutspritzern bedeckt sind. „Es ist nicht unser Blut.“ Die Hokage nickt. „Kann ich euch wenigstens etwas zu trinken anbieten? Ich könnte auch jemanden schicken, um euch etwas zum Essen zu holen-“ Sakura öffnet den Mund und ihr Gesichtsausdruck verrät auch nach zwei Jahren immer noch, dass ihr die Fürsorge ihrer ehemaligen Lehrmeisterin bereits eher auf die Nerven fällt, aber Hinata kommt ihr ruhig zuvor. „Wasser vielleicht.“ Aber die Intervention der jungen Hyuuga zögert das Reißen von Sakuras Geduld nur um wenige Sekunden raus. „Ich weiß ja, dass ihr uns mehr oder weniger abgeschrieben habt, aber wir werden nicht tot umfallen oder uns in Luft auflösen, wenn ihr mal für fünf Sekunden aufhört uns anzustarren!“ „Saku.“ Hinatas Einwand kommt mit ihrer alten Gutmütigkeit und veranlasst die vorlaute Medic-nin zu einem Augenrollen, aber auch zu einem ehrlichen Grinsen. „Schon gut, schon gut, ich halte den Mund.“ Die schöne Clanerbin zieht mit einem neckenden Schmunzeln eine Augenbraue in die Höhe. „Für die nächsten fünf Minuten?“ Sakura schneidet eine Grimasse und ignoriert dabei vorerst wirklich, dass sie ihre Freunde ununterbrochen anstarren. „Haha.“ Aber nicht unbedingt überraschend ist es Ino, die die Stimmung aufmischt, kaum, dass sie sich halbwegs beruhigt hat. „Hinata! Du blutest!“ Inos Ausruf folgend, entdecken auch die anderen Konoha-nins die schmale Blutspur, die Hinatas Handgelenk nach unten rinnt und zuvor auf der dunklen Farbe ihres Oberteils nicht aufgefallen ist, weswegen sich der Ursprung der Verletzung mit bloßem Auge nicht feststellen lässt. Aber die junge Hyuuga wirft nicht einmal einen Blick auf ihre Verletzung und wischt das Blut lediglich an ihrer Hose ab. „Keine Sorge, ist nur ein Kratzer.“ Bevor Tsunade sich nur erheben kann, steht Sakura jedoch bereits mit einem Messer in der Hand neben der jungen Clanerbin. „Du hängst sehr an dem Oberteil, nicht wahr“, will sie schmunzelnd wissen und dieses Mal ist es Hinata, die mit einem einsilbigen Laut die Augen verdreht, während Sakura den Ärmel ihres dunklen Oberteils bereits gezielt an einer Stelle aufschneidet. Es ist ein wenig mehr als ein Kratzer, der zum Vorschein kommt und die ungewöhnlich breite Schnittwunde scheint schon seit einer ganzen Weile unbehandelt zu bluten. „Ich habe dir gesagt, dass du mich das hättest heilen lassen sollen. Die eine Minute hätten wir dann auch noch Zeit gehabt.“ Die talentierte Medic-nin fischt gelassen den kleinen Rucksack vom Boden, der alles ist, was sie und Hinata an Gepäck bei sich tragen. „Ich glaube, ich habe den Alkohol einge-“ Doch die herrische Stimme ihrer ehemaligen Lehrmeisterin unterbricht sie. „Ihr werdet euch augenblicklich ins Krankenhaus begeben! Kakashi würdest du bitte?“ Sakura gibt ihre Suche nach dem provisorischen Desinfektionsmittel augenblicklich auf und dreht sich ungläubig zu Tsunade um. „Du lässt uns ins Krankenhaus eskortieren? Ist das dein Ernst?“ Hinatas überwiegendes Schweigen ist nichts ungewöhnliches, aber die Art wie sie lediglich mit einem belustigten Schmunzeln den Kopf schief legt und allein damit Sakuras Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist subtil und gleichzeitig dennoch zu auffällig, um es zu übersehen. Die beiden Frauen wechseln einen stummen Blick, bevor Sakura erneut kapituliert und ihren Unwillen mit einem betont schwermütigen Seufzen unterstreicht. „Schön. Wir gehen ins Krankenhaus.“ Aber dann wirft Hinata einen beinahe sehnsüchtigen Blick in die Flammen in ihrem Rücken. „Vielleicht hätten wir die Umhänge doch noch ein bisschen behalten sollen.“ Sakura schlingt sich einen Gurt des Rucksacks über die Schulter und wirft einen mürrischen Blick aus der großen Fensterfront im Büro der Hokage. „Das wird ein Zirkus.“ Sie wechselt noch einen Blick mit Hinata, bevor sie nach der Klinke der Bürotür greift. „Dann eröffnen wir mal die Show.“ Aber Tsunade erhebt sich hektisch aus ihrem Stuhl und hält ihre ehemalige Schülerin selbst noch einmal leise zurück. „Sakura, ich muss dir noch etwas sagen… dein Vater-“ Doch die hübsche Kunoichi schüttelt lediglich den Kopf. „Ich weiß.“ Damit verschwindet sie, dicht gefolgt von Hinata und Kakashi durch die Tür. • - Kurz darauf im Krankenhaus - Hinata legt ihrer Freundin zusichernd eine Hand auf die Schulter und ignoriert die zahlreichen Blicke, die von allen Seiten in der ganzen Bandbreite von schierem Unglauben hin zu abschätzender Musterung auf ihnen liegen, gleichgültig. „Ich erledige das hier draußen so lange.“ Sakura nickt wortlos und nimmt noch einen tiefen Atemzug, bevor sie die Türklinke lautlos nach unten drückt und mit raschen Schritten den Raum betritt, die augenblicklich aus dem Gleichgewicht geraten, sobald sie die zusammengesunkene Gestalt in dem einzelnen Krankenbett im Raum erkennt. Es ist Hinata nicht oft gelungen, bis nach Konoha zu sehen. Aber sie hat trotzdem schon lange gewusst, dass ihr Vater im Sterben liegt. Während sie lange gezweifelt hat, ob es ihr in diesem Leben noch einmal vergönnt sein würde, ihn zu sehen. Sie hat gedacht er schläft, aber ihr Vater dreht den Kopf zu ihr und als seine Augen auf sie fallen, sieht sie ihm an, dass er glaubt, dass seine Sinne ihm einen grausamen Streich spielen. Nach den letzten zwei Jahren ist es der Anblick der eingefallenen, abgemagerten Gesichtszüge des Mannes, den sie ihr ganzes Leben wie einen Helden vergöttert hat, der sie beinahe in die Knie zwingt. Sie steht in einem Wimpernschlag neben seinem Bett und legt ihre Hände vorsichtig auf seinen Arm. „Ich bin es, Papa.“ Als sie spürt wie sein Körper unter ihren Fingern zu zittern beginnt und der Fels ihrer Kindheit zum ersten Mal vor ihren Augen zu weinen beginnt, spürt sie zum ersten Mal seit Monaten heiße Tränen in ihren Augen. „Saku-ra-“ Sie schlingt ihre Arme fest um seinen Hals und obwohl sie um die Hoffnungslosigkeit seines Krankheitsverlaufs weiß, aktiviert sie ihr Chakra und lässt es auf seinen geschwächten Körper übergehen, nur um ein grausames Bild davon zu erhalten, wie sich die Krankheit in den letzten Monaten beinahe durch jedes seiner Organe gefressen hat. Sie spürt wie schwer es ihm fällt, nur die Arme zu heben, um sie auf ihre Schultern zu legen. „Mein Liebling-“ „Es geht mir gut, Papa! Ich bin wieder Zuhause!“ „Ich- liebe… dich-“ Jetzt ist sie es, die am ganzen Körper zittert, als sie aufsieht, um noch einmal in seine Augen zu sehen. „Ich liebe dich auch, Papa! Du musst dir keine Sorgen mehr um mich machen, es geht mir gut.“ Es ist die letzte Lüge, die sie ihrem Vater jemals erzählen wird, aber als sie sieht, wie sich erlösender Friede in seinen vertrauten Gesichtszügen ausbreitet, als er erschöpft die Augen schließt, verschwindet das Gefühl der Reue und macht einem heißen Schmerz Platz wie sie ihn trotz allem in den letzten zwei Jahren nicht erfahren hat. „Ich werde es deiner Mutter erzählen.“ Sie sieht wie er loslässt, was ihn noch hier gehalten hat und beißt sich die Unterlippe blutig, in der Bemühung nicht zu schreien. Sie hält ihren Vater in den Armen, während er seinen letzten Atemzug nimmt und mit einem Lächeln auf den Lippen seinen Frieden findet. Sie dagegen bleibt in der Hölle zurück, von der sie stumm schwört, sie auch in das eine oder andere Leben zu bringen. Denn was sie nicht loslässt, ist der Gedanke, dass sie seine Krankheit vielleicht rechtzeitig erkannt hätte, um ihn retten zu können, wenn sie hier gewesen wäre… • - Währenddessen im Büro der Hokage - Die Hokage schüttelt ihre Überraschung ab und kehrt an ihren Schreibtisch zurück. Sie verschränkt ihre Hände vor ihrem Gesicht und strahlt eine ungewohnt unnachgiebige Autorität aus. „Ich will, dass ihr mir jetzt alle genau zuhört. Eigentlich sollte ich jetzt im Krankenhaus sein und mich mit meinen eigenen Augen von der physischen Unversehrtheit der beiden überzeugen. Aber bevor ich genau das tue, möchte ich eines klarstellen. Denn über die Freude, dass wir die beiden wiederhaben, gibt es unzählige ungeklärte Punkte. Ich schwöre euch wir werden dem ganzen Schritt für Schritt auf den Grund gehen, doch auch wenn sie nach außen hin beinahe unversehrt wirken, heißt das nicht, dass sie nicht ein schwerwiegendes Trauma erlitten haben. Wenn wir sie zu schnell zu sehr bedrängen, könnte das verheerende Folgen haben. Ihr werdet also genau das unterlassen, egal wie schwer es euch fällt! Die Holzfällermethode, die so viele von euch bevorzugen, wird in diesem Fall nur Schaden anrichten. Nur um das ganz deutlich klar zu stellen: Das ist ein Befehl und es wagt besser niemand sich meinen Anweisungen zu widersetzen, ist das klar?“ Die ungläubige Stille, die ihrer barschen Anweisung folgt, ist der Hokage offenbar nicht Zustimmung genug, denn sie verengt warnend die Augen. „Wir haben sie wieder und das ist ein Wunder, an das viele von uns schon nicht mehr zu glauben gewagt haben.“ Sie ignoriert Narutos verächtliches Schnauben geflissentlich und verschränkt ernst die Hände unter dem Kinn. „Aber wir haben keine Ahnung, was sie alles durchgemacht haben.“ „Was soll das heißen?“ Neben Kiba mischt sich Neji gewohnt kalkuliert ein. „Dass sie mehr zu verbergen haben, als nur die Identität ihrer Entführer. Was auch immer passiert ist, zu hoffen, dass sie es ohne größere Verletzungen und Narben überstanden haben, wäre illusionär.“ Tenten greift unauffällig nach seiner Hand. „Sie hatten keine Fesselspuren an den Handgelenken. Das legt zumindest nahe, dass sie nicht die ganze Zeit irgendwo eingesperrt wurden.“ „Ich glaube nicht, dass man sie entführt hat, um sie in einen Kerker zu sperren-“ Kiba nickt. „Und damit wären wir einmal mehr bei der Frage, was sie ausgerechnet von den beiden gewollt haben, dass sie sogar das Risiko eingegangen sind, sie direkt aus Konoha zu führen.“ „Ja und es wird Zeit, dass wir endlich eine Antwort darauf bekommen-“ „RUHE!“ Tsunades tragende Stimme verlangt noch immer widerspruchslosen Gehorsam. „Ich sagte, NIEMAND wird die beiden mit diesen Fragen löchern! Diese Fragen werde ich stellen! Und zwar in einem Ablauf und zu einer Zeit, die mir angemessen erscheint! Wenn mir zu Ohren kommt, dass sie auch nur einmal zu oft falsch angesehen werden, wird das unangenehme Konsequenzen für die Betroffenen haben! War das jetzt deutlich genug?!“ Es kommt noch nicht unbedingt einstimmig, aber es ist dennoch ein reihum erfolgender Zuspruch. „Hai!“ „Naruto, Sasuke!“, kommandiert die Hokage mit energischer Autorität weiter. „Ich will in allen Details wissen, wo und wie ihr die beiden angetroffen habt.“ Naruto fährt sich, nach den Worten seiner Kage wieder überwiegend besorgt, verlegen durch die Haare. „Naja, also ehrlich gesagt, haben wir uns mal wieder in eine ziemlich beschissene Lage manövriert. Wir haben die zehn Nuke-nin gefunden, die Teil unseres Auftrags waren, nur haben sie mittlerweile ein paar Freunde getroffen-“ Sasukes mürrisches Schnauben aus dem Hintergrund veranlasst seinen Teamkameraden kleinlaut hinzuzufügen „Also, so um die 60 Freunde und dummerweise-“ „Haben sie euch erkannt.“ „Ja.“ Der Blick, den der Uchiha seinem besten Freund zuwirft, verrät stumm, dass das zweifellos daran lag, dass der vorlaute Shinobi einmal mehr den Mund nicht halten konnte und die Hokage schickt ein stummes Stoßgebet an die Götter, an die sie schon lange nicht mehr glaubt, dass die Rückkehr der beiden Frauen vielleicht dafür sorgt, dass die Rücksichtslosigkeit des Blondschopfes endlich wieder nachlässt. „Und wann sind Hinata und Sakura dann dazugestoßen?“ „Gerade rechtzeitig, um uns den Arsch zu retten. Wir waren zu sehr in der Unterzahl, um es mit all ihnen aufzunehmen, naja, zumindest ohne gewisse Maßnahmen zu ergreifen… und dann sind sie plötzlich aufgetaucht.“ Man hört immer noch die fassungslose Verwunderung in Narutos Stimme. „Aber sie trugen ihre Umhänge?“ „Ja.“ Die Hokage nickt zustimmend und ihre nächste Frage nimmt eine unerwartete Wendung. „Hättet ihr sie an ihrem Kampfstil erkannt?“ Aber Naruto braucht nicht einmal eine Sekunde für seine Antwort. „Nein, keine Chance.“ Sogar Sasuke schüttelt den Kopf. „Nicht einmal Hinata?“ „Nein.“ Auf diese Aussage hin vergehen nur drei stille Sekunden, bevor die Hokage nahtlos zu ihrer nächsten Frage übergeht. So geht es hin und her wie ein Schlagabtausch, bis Tsuande zufrieden ist, dass die beiden kein noch so geringes Detail ihres Berichts ausgelassen haben, aber bevor sie zu ihrem nächsten Ordnungspunkt übergehen kann, wird die Tür zu ihrem Büro einem raschen Klopfen folgend hektisch aufgestoßen und eine atemlose Krankenschwester stürzt durch die Tür. „Tsunade-sama!“ „Was?!“ „Kizashi Haruno ist vor wenigen Minuten verstorben.“ Auf ihre Worte hin verhängt sich zum zweiten Mal an diesem Tag fassungsloses Schweigen über das Büro der Hokage. Tsunade ist die Erste, die sich wieder rührt und augenblicklich aus ihrem Stuhl aufspringt, um überstürzt zum Krankenhaus aufzubrechen, aber als ihre Bürotür ohne Anzuklopfen aufgestoßen wird, hält sie ungläubig inne. „Was macht ihr beide schon wieder hier?“ Aber dann fällt ihr Blick auf ihre ehemalige Schülerin. „Sakura, es-“ Aber die Haruno unterbindet die drohende Beileidsbekundung mit einem knappen Kopfschütteln. „Du hast alles für ihn getan, was du konntest, Tsunade und ich danke dir dafür. Sein… Tod ist nicht deine Schuld.“ Die Konoha-nins beobachten betroffen, wie Hinata vertraut Sakuras Hand ergreift und die rosahaarige Medic-nin für einen Moment schmerzerfüllt die Augen schließt und die Hand ihrer Freundin trostsuchend drückt. Aber schon in der nächsten Sekunde ist es, als hätte es diesen winzigen Moment ihrer Schwäche nie gegeben. Sakura wirft ihrer ehemaligen Meisterin ungerührt zwei Akten auf den Schreibtisch und lässt sich anschließend überzeugend genervt auf einen der freien Stühle vor dem Schreibtisch der Hokage fallen, während Hinata stehen bleibt und sich lediglich leicht gegen einen der verstaubten Aktenschränke neben dem Schreibtisch des Dorfoberhauptes lehnt. Sasuke ist nicht der Einzige, der über das merkwürdige Verhalten der beiden Frauen verborgen die Stirn runzelt, aber noch sind sie alle zu froh, sie überhaupt wieder zu haben, als einen Kommentar in diese Richtung zu wagen. Außerdem entgeht den aufmerksamen Augen des Uchiha die Anspannung nicht, die Sakuras Schultern zeichnet, obwohl ihr Verhalten ansonsten eine schauspielerische Meisterleistung darstellt, zu der das Mädchen, das er einmal gekannt hat, im Leben nicht fähig gewesen wäre. Sich der Musterung ihres ehemaligen Teamkameraden nur am Rande bewusst, wischt sich Sakura schnaubend eine lose Haarsträhne aus der Stirn, bevor sie ihre frühere Sensei beinahe vorwurfsvoll fixiert. „Den Psychokram hättest du dir gleich sparen können, Tsunade. Wir brauchen keine Therapie.“ Die Hokage akzeptiert den Themawechsel und greift mit einem Stirnrunzeln nach den Papierumschlägen. „Das entscheide immer noch ich-“ „Du kannst uns ja gerne dazu verdonnern eine gewisse Zeit auf einer unbequemen Sitzgelegenheit gegenüber von einem hochqualifizierten Quacksalber Platz zu nehmen, aber das heißt noch lange nicht, dass du uns gegen unseren Willen zum Reden kriegst. Glaub mir, da haben sich in den letzten Jahren schon andere die Zähne ausgebissen.“ Sensei und Schülerin halten ihren gleichermaßen entschlossenen Blickkontakt für einen Moment, bevor die legendäre Sanin seufzend nachgibt. „Ihr müsst nicht darüber reden, wenn ihr nicht wollt.“ „Na, herzlichen Dank.“ Ein schmales Lächeln umspielt die Lippen der Sanin, denn das sarkastische Gemurmel ihrer ehemaligen Schülerin ist eine bezeichnende und alte Angewohnheit. Doch das Amüsement rutscht ihr von den Lippen, als sie die Papierumschläge aufschlägt, die Sakura ihr hingeworfen hat. „Das ist nicht einmal ein Viertel der Tests, die ich angeordnet habe.“ „Nein“, räumt Sakura gleichmütig ein. „Wir haben brav unsere Miniverletzungen heilen lassen und den Schwestern eine Liste mit unseren früheren Verletzungen diktiert.“ „Ihr habt-“ Tsunade schlägt zwei Seiten in den Akten um und runzelt konzentriert die Stirn, während sie den handgeschriebenen Inhalt studiert. Die Hokage verliert kein Wort, während sie die Akten fokussiert, aber als die unerschütterliche Sanin für einen harten Moment sichtlich um ihre Beherrschung ringend die Augen schließt, ist jedem im Raum klar, dass es wirklich schlimm sein muss. Es ist Sakura, die die betroffene Stille zuerst nicht mehr erträgt. „Es war nicht so schlimm, wie es sich in der Zusammenfassung liest.“ Die drohend pochende Ader an Tsunades Schläfe löst ihre tiefe Betroffenheit schlagartig ab. Und die eiskalte Ruhe, die so entgegen ihrem häufig zur Schau getragenen, lautstarken Zorn trägt, als sie aufsieht und die Hände unter ihrem Kinn faltet, bestätigt nur, dass es wirklich schlimm ist. „Wir werden sie finden und ich werde ihre Todesurteile persönlich unterschreiben!“ „Das wird keinem von uns die letzten zwei Jahre zurückbringen“, ist alles, was Hinata gewohnt ruhig von sich gibt, aber Sakura zupft unzufrieden an ihren Haarspitzen. „Außerdem änderst du deine Meinung vielleicht, wenn du erfährst, wer es war.“ Es herrscht für ein paar Sekunden eine unheilverkündende Stille, bis die Tsunade begreift, worauf diese Aussage anspielt. „Moment mal, soll das heißen - Ich kenne sie?!“ Sakura schielt aus dem Augenwinkel auf Hinata, die keinerlei Anstalten macht sich ebenfalls hinzusetzen, bevor sie es mit einem leisen Seufzen bestätigt. „Ich fürchte zu gut.“ „Wer?“ Das eine Wort ist eine einzige Drohung, als sich die pochende Ader an der Stirn der Godaime in eine drohende Migräne inklusive Tobsuchtsanfall auszuweiten droht. Doch statt zu antworten, verspannt sich Hinata sichtbar und die versammelten Konoha-nins können alle beobachten wie die charakteristischen Adern um ihre Augen hervortreten. Sakura erhebt sich augenblicklich und kopiert Hinatas angespannte Haltung scheinbar automatisch. „Was ist es?“ Die junge Clanerbin sagt kein Wort, aber sie bewegt die Finger ihrer rechten Hand in einer Bewegung, die ein Zeichen zu sein scheint, das nur Sakura versteht, denn diese beißt sich als Reaktion unruhig auf die Unterlippe. Im nächsten Moment klopft es laut an die Bürotür und auf Tsunades Antwort, tritt Hinatas Familie in den Raum. Zwei Paar der charakteristischen Hyuuga-Augen wandern zielstrebig durch den Raum, bis sie an Hinatas Gestalt hängen bleiben. „Nee-san!“ Hanabi löst sich zuerst von der Seite ihres Vaters und fällt ihrer älteren Schwester ungewohnt emotional um den Hals. Hinata erwidert die Umarmung ihrer jüngeren Schwester ein wenig zu steif um natürlich zu wirken, aber sie senkt den Kopf, bis ihre Lippen bei jedem ihrer geflüsterten Worte sanft Hanabis dunklen Schopf streifen. Sie können nicht verstehen, welche tröstenden Worte Hinata ihrer Schwester im Vertrauen zuflüstert, aber der Körper der jüngeren Hyuuga zittert einen Moment lang sichtbar, bis auch sie die charakteristische Beherrschung, die ihrer Familie im Blut zu liegen scheint, zurückgewinnt und ihre große Schwester langsam loslässt. Hanabi macht einen Schritt zur Seite, als ihr Vater an sie herantritt. „Hinata.“ „Vater.“ Doch Tsunades Augen sind noch auf Hinata gerichtet und obwohl man es ihr in keinster Weise ansieht, ist die Spannung im Raum beinahe greifbar. „Deine Augen-“ „Darum ging es ihnen nicht.“ Nicht direkt zumindest. „Worum dann?“, verlangt das Clanoberhaupt mit gewohnt unnachgiebiger Autorität sofort zu wissen. „Hiashi, ich möchte euch bitten noch einen Moment draußen zu warten.“ Das Clanoberhaupt der Hyuugas öffnet den Mund in einem sichtlichen Widerspruch, scheint es sich aber dann doch in letzter Minute anders zu überlegen, als sich in aller Öffentlichkeit mit der Hokage anzulegen. Er führt seine jüngste Tochter nach draußen ohne seine Augen einen Moment von seiner Erstgeborenen zu nehmen und die konstante Anspannung im Raum lichtet sich erst langsam wieder, als die schwere Tür hinter ihnen zugezogen wird. Tsunade räuspert sich und führt ihr Verhör fort, als wäre nichts gewesen. „Wie lange wart ihr unterwegs?“ Die beiden Frauen wechseln einen stummen Blick und sogar den ein wenig Begriffsstutzigeren unter den Konoha-nins ist klar, dass sie abwägen, wie viel von ihrer Geschichte sie ihnen gegenüber preisgeben sollen. „Ein wenig mehr als zwanzig Stunden“, gibt Sakura schließlich eine auffallend ausweichende Antwort. „Sakura-“ „Es hat keinen Wert sie zu suchen, Tsunade. Wenn wir ihren Tod gewollt hätten, hätten wir das Dorf in Brand gesteckt, bevor wir es verlassen haben.“ „Ein Dorf?! Es ist ein ganzes Dorf?! Wie konnten wir das nicht finden?“ „Ich könnte dir eine Liste schreiben“, grummelt Sakura mürrisch, aber ausgerechnet Hinata scheint das Frage-Antwort-Spiel zuerst zu dumm zu werden. „Lasst uns das ein wenig beschleunigen, ja?“ Die junge Hyuuga greift gleichgültig in einen der Aktenschränke, an dem sie bisher stumm gelehnt hat und fischt gezielt einen Stapel Akten aus der obersten Schublade. Aber Tsunade runzelt perplex die Stirn und zweifelt stumm an sich selbst. „Der Schrank war verschlossen.“ „War er“, stimmt Sakura amüsiert zu, während sich Hinata den Draht, den zwischen ihren Fingern bisher niemand bemerkt hat, ungerührt zurück in die langen Haare schiebt. „Ich sperr ihn wieder ab.“ Sie wirft einen Großteil der Akten vor die Hokage auf den Tisch. „Das hier geht alles auf ihr Konto.“ Und drei weitere. „Und das hier waren wir persönlich.“ „Warum?“ Sakura rollt aufgrund der neuen Frage offen mit den Augen. „Warum was?“ Tsunade deutet stumm auf die drei einzelnen Akten ungelöster Fälle, die Hinata mit ihrem wortkargen Geständnis von den anderen getrennt hat und Sakura zuckt in der Reaktion gleichgültig mit den Schultern. „Weil sie uns angegriffen haben, weil sie uns töten wollten und lass mich überlegen, was war nochmal mit der dritten Gruppe – ach ja, die wollten uns liebend gerne behalten.“ „Wart ihr alleine unterwegs?“ „Das erste Mal, dass wir das Dorf unbeaufsichtigt verlassen haben, war letzte Nacht. Auf den Ausflügen, deren Kollateralschäden aufgelistet vor dir liegen, waren wir nie allein. Sie wollten nur ihr neues Spielzeug ausprobieren.“ Tsunade studiert zuerst die drei Akten, aber die mittlere lässt sie ungläubig aufsehen. „Das hier könnt ihr nicht allein gewesen sein.“ „Offensichtlich schon.“ Die Blicke der ehemaligen Schülerin und Sensei halten einander einen weiteren langen Moment und es ist erneut drückend still, als Tsunade ihren Blick noch einmal abschätzend auf die Akten vor sich senkt. Aber gerade als Naruto unruhig den Mund öffnet, sieht die Hokage wieder auf. „In welchem Reich liegt das Dorf?“ Tsunade setzt ihr Frage-Antwort-Spiel ohne mit der Wimper zu zucken fort, aber dieses Mal erhält sie keine Antwort und die Ader an ihrer Schläfe beginnt augenblicklich wieder zu pochen. „Ich will wissen, in welchem Reich ihr wart!“ Die Antwort kommt schließlich doch ruhig und gelassen von Hinata. „Eine abgelegene Insel in Kirigakure.“ Diese Aussage bewirkt ungläubige Ausrufe zwischen den Anwesenden Konoha-nin, die Tsunades Warnung bisher pflichtschuldig befolgt haben, aber die Hokage unterbindet das Gemurmel mit einer ruhigen Handbewegung und setzt ihre Befragung fort. „Wir werden dem Ganzen Schritt für Schritt auf den Grund gehen. Aber zunächst brauche ich eine weitere Antwort von euch: wie?“ Es ist allen klar, worauf sich Tsunades Frage bezieht und dieses Mal ist es eine unangenehme und angespannte Unruhe, die sich zwischen den Anwesenden ausbreitet. Es ist erneut Hinata, die dieses Mal ansetzt die Frage der Hokage zu beantworten. „Es gab zwei Zwillingsbrüder in ihren Reihen, die die unbequeme Fähigkeit hatten, spezifische, betäubende Gase manipulieren zu können. Das erste legt deine Sinnesempfindungen lahm, bevor das zweite schließlich dein Bewusstsein angreift.“ Ihr Blick wandert für einen Moment zu Neji, der ihre Erklärung angespannt verfolgt. „Die Wachen, unser Clan – es bestand so gut wie keine Chance sie überhaupt kommen zu hören.“ „Du hast gesagt, es gab diese Brüder in ihren Reihen.“ Natürlich ist der Hokage die bewusste Nutzung der Vergangenheit nicht entgangen, aber Hinatas Tonfall bleibt weiterhin gleichgültig. „Sie sind tot.“ Tsunade runzelt angespannt die Stirn, aber auch wenn Hinatas ruhige Erklärung zumindest eine Frage beantwortet, die sie und viele ihrer Shinobi in den letzten zwei Jahren beinahe in den Wahnsinn getrieben hat, ergibt ein Detail weiterhin keinen Sinn. „Aber euch haben sie nicht betäubt?“ Es hat nicht viele Kampfspuren in den Zimmern der beiden Mädchen gegeben, aber doch genug, um zu dem Schluss zu kommen, dass die beiden wach waren, als sie entführt wurden. Es ist die falsche Frage. Sakuras Gesichtszüge verdunkeln sich schlagartig und auch auf Hinatas Schultern legt sich eine Anspannung, die sich nicht leugnen lässt, auch wenn sie ihre Erklärung betont gleichmütig hält. „Sie haben die Gase um unsere Zimmer herumgeleitet und haben gewartet, bis wir wach waren, bevor sie auch uns betäubt haben.“ Der einzige Grund hinter dieser Aktion ist ziemlich offensichtlich, aber Sakura setzt dennoch verachtend dazu an, Hinatas Erklärung entsprechend zu beenden. „Sie haben unseren zwecklosen Widerstand genossen.“ In der darauffolgenden Stille steigt so manches Chakra im Raum spürbar an, aber plötzlich fährt Hinata zu schnell herum und die Adern um ihre Augen treten mit ihrem Bluterbe hervor und lassen sie sehen, was allen anderen verborgen bleibt. Aber bevor einer der Konoha-nins reagieren kann, zieht Sakura in einer fließenden Bewegung bereits ihr Katana aus ihrem Gürtel und tritt neben Hinata. „Wer ist es?“ „Die gesamte Riege.“ Die Antwort lässt die schöne Medic-nin angewidert die Oberlippe kräuseln. „War ja klar.“ Ohne ein Wort der Erklärung, ohne sich auch nur umzusehen, verschwinden sie in einem einzigen Wimpernschlag. „Was zum- Hinterher, sofort!“ Aber die ersten Konoha-nins bewegen sich bereits entscheidende Sekunden, bevor Tsunade ihren Befehl zu Ende spricht. . . . Kapitel 4: Insurgent -------------------- „Was zum- Hinterher, sofort!“ Aber die ersten Konoha-nins bewegen sich bereits entscheidende Sekunden, bevor Tsunade ihren Befehl zu Ende spricht. . . . Auf Nejis Anleitung hin, finden sie die beiden Frauen allein auf einer verborgenen Lichtung im östlichen Waldteil außerhalb von Konoha. Es ist ausgerechnet Sasuke, der Sakuras Arm umfasst und gereizt zuerst das Wort ergreift. „Warum zum Teufel habt ihr uns nicht gesagt, dass ihr verfolgt wurdet?!“ Doch seine ehemalige Teamkameradin hebt geradezu spöttisch eine Augenbraue. „Ihr habt es doch jetzt mitbekommen.“ Auch Neji macht einen kalkulierten Schritt auf seine Cousine zu und versucht ihrem Blick in die Ferne zu folgen. „Sie sind wirklich so dreist euch bis nach Konoha zu folgen?“ „Sie waren auch so dreist sie direkt aus Konoha zu entführen!“ Kibas Fluch bleibt unbeantwortet, denn in diesem Moment rast der erste Angriff rast kaum vorhersehbar auf sie zu, aber bevor die Konoha-nins auch nur ansetzen dem unbekannten Jutsu auszuweichen, prallt es in sicherem Abstand vor ihnen ab. Erst unter dem Aufprall der feindlichen Attacke wird die blaue Struktur des Walls sichtbar, der sie alle sicher einschließt. Es ist schon klar wer dafür verantwortlich ist, bevor Hinata selten spottend murmelt. „Netter Versuch.“ Sakura dagegen grinst offen gehässig. „Nett? Ich fand das eher armselig. Aber dann wiederum passt es ja doch ganz gut.“ Die Konoha-nin bemerken kaum, dass Sakura und Hinata sich unauffällig mit wenigen Schritten von ihnen absetzen, denn in diesem Moment tritt eine Armee vor ihnen aus den Schatten der Bäume. Es sind mindestens 60 Shinobi. Für einen Moment verhängt sich eine gespenstische Stille über den Patz, in der lediglich das leise Rauschen des Windes zu vernehmen ist. Die Konoha-nins taxieren abschätzend ihr Gegenüber, denen sie offensichtlich den tiefsitzenden Schmerz der letzten Jahre verdanken und die sie zwei Jahre lang absolut vergeblich gesucht haben. Es sind beinahe ausschließlich Männer in ihren Reihen und ihre Aufmerksamkeit konzentriert sich nur auf Hinata und Sakura, der die spannungsgeladene Stille wenig überraschend zuerst zu dumm wird. „Ihr hättet die Tatsache, dass wir verschwunden sind ohne jedem eurer armseligen Leben ein Ende zu bereiten, als die unverdiente Gnade annehmen sollen, die es gewesen ist.“ Ihre verachtende Provokation bewirkt auch die ersten Ausbrüche unter den fremden Reihen. „Ihr hättet sie nicht mitnehmen sollen!“ „Soll ich raten, wo deine treuen Freunde gerade sind, Hinata? Du weißt, dass du sie nicht ewig vor uns verstecken kannst, oder?“ Es scheint ein stummer Befehl in den Worten des fremden Shinobi zu stecken, denn ohne eine weitere Anweisung treten verschiedene Tiere aus den Tiefen des Waldes, die leicht als vertraute Geister zu identifizieren sind. Doch statt ihn mit einer Antwort zu würdigen, streckt Hinata wortlos einen Arm aus. Und obwohl diese Bewegung keine sichtliche Bedeutung hat, wird die Konsequenz wenige Sekunden später für alle ersichtlich, als ein ganzes Rudel Wölfe im Rücken der Konoha-nins lautlos durch das Dickicht an den Rand der Lichtung tritt. „Wölfe“, murmelt Tsunade überrascht, aber sie hält sich nicht lange mit der Anwesenheit der Rudeltiere auf, denn die ungewohnte Emotionslosigkeit in Hinatas Stimme, lässt die schöne Clanerbin beinahe gelangweilt klingen. „Ihr könnt diesen Kampf jetzt gleich haben, wenn es das ist was ihr wollt. Dann klären wir das endgültig.“ Sakuras provozierendes Grinsen hallt sogar in ihrer Stimme wieder, als sie herausfordernd ihr Katana vor ihrem Brustkorb anhebt. „Ich bevorzuge ohnehin diese Option.“ Doch Hinata fixiert ihre Aufmerksamkeit auf einen braunhaarigen Shinobi, der ganz vorne und damit am nächsten bei ihnen steht. „Hoshi, sieh mich an! Das ist deine einzige Warnung!“ Der dunkelhaarige Mann richtet seinen Blick, der bisher unablässig auf Sakuras Gestalt geruht hat, gehässig auf die junge Hyuuga. „Ach, Hinata. Wer hätte schon gedacht, dass ausgerechnet du kleines Mäuschen einmal so widerspenstig werden würdest.“ Die schöne Clanerbin ignoriert die spöttische Herausforderung zwar gleichgültig, doch Naruto macht knurrend einen Schritt nach vorne, nur um erstaunt innezuhalten, als dicht vor ihm eine blasse Chakrahülle aufflackert. Auch seine Kage erkennt im selben Moment stirnrunzelnd, dass sie unbemerkt eingeschlossen wurden. Es ist nicht schwer dahinter zu kommen, wem sie diesen Umstand verdanken, denn es gibt nur eine Person in ihrer unmittelbaren Nähe, die zu so einem Jutsu fähig ist, auch wenn ihre Fähigkeiten vor zwei Jahren noch nicht ansatzweise derart ausgereift waren. „Hinata, öffne die Hülle“, verlangt sie leise, doch Hiashis Erstgeborene verweigert ihr die Bitte ohne sich umzudrehen. „Tut mir leid, Tsunade, aber wir haben eine ziemliche genaue Vorstellung davon wie das hier ablaufen soll.“ Sakura dreht den Griff ihres Katanas beinahe bedauernd in der Hand. „Und ein Blutbad ist darin leider nicht vorgesehen.“ „Hinata, du hast Tsunade gehört!“ Aber die Clanerbin verweigert wohl zum ersten Mal in ihrem Leben einen direkten Befehl ihres Vaters, der seine jüngere Tochter zurückgelassen hat und ihnen ebenfalls gefolgt ist. So schließt sie die blaue Hülle, die sie umgibt, erstmal wirkungsvoll ein, auch wenn Sasuke bereits kalkulierend nach einem passenden Jutsu sucht. Der Shinobi, den Hinata als Hoshi angesprochen hat, beweist seine Ungeduld, indem er die Aufmerksamkeit der beiden Frauen zurückverlangt. „Kommt mit uns zurück und wir vergessen das Ganze.“ „Fahr zur Hölle!“, ist Sakuras geknurrte Antwort, doch der selbstsichere Shinobi präsentiert ein spöttisches Grinsen. „Als hättest du eine Wahl, Schätzchen.“ Daraufhin ist es plötzlich Hinata, die in einer lauernden Haltung nach vorne auf ihre Fußballen wippt. „Hina, lass-“ Aber Sakura unterbricht ihre beschwichtigenden Worte und plötzlich verliert ihre Haltung jegliche Angriffslust und ihr Blick landet unfokussiert im Nirgendwo. „Hina, vielleicht sollten wir-“ Auch ihre Stimme klingt vollkommen monoton, als sie in einem plötzlichen Sinneswandel ansetzt einzulenken. Obwohl niemand von den Konoha-nins begreifen kann, was das bedeutet, sehen sie in diesem Moment alle zum ersten Mal, wie Hinatas Geduldsfaden reißt. Es vergeht kaum eine Sekunde, bevor sie sich nahezu in Luft auflöst, kaum sichtbar gegen den fremden Shinobi prallt und in unmenschlicher Geschwindigkeit mit ihm im Wald verschwindet. Sakura schüttelt verwirrt den Kopf, als wollte sie etwas loswerden, aber als sie Hinatas Abwesenheit bemerkt, schleicht sich ein boshaftes Grinsen auf ihre schönen Züge. „Sie hat ihn gewarnt.“ Es verhängt sich erneut eine angespannte Stille über die Lichtung, denn wo auch immer sich der Kampf zwischen Hinata und ihrem Gegner austrägt, es dringt kein Laut an ihre Ohren und für diesen unsicheren Moment verharren beide Parteien regungslos auf ihrer Seite. Tenten dreht fragend den Kopf zu Neji, aber bevor ihr dieser erklären kann was er sieht, kracht es laut und der Ninja, den Hinata angegriffen hat, landet reglos zwischen den beiden Fronten auf dem harten Waldboden. Hinata erscheint in einem Wimpernschlag über ihm und bevor sich jemand rührt, greift sie ungerührt in die Haare des Mannes, der bewegungslos zu ihren Füßen liegt und reißt ihn in derselben Bewegung grob nach oben, in der sie auch blitzschnell ein Kunai zieht und es drohend an seine Halsschlagader legt. Mit einem Aufschrei setzt sich nun doch ein weiterer der fremden Shinobi in Bewegung, doch bevor er die schöne Clanerbin erreichen kann, hat er bereits die Klinge von Sakuras Katana an der Kehle, die sich ebenfalls innerhalb eines Wimpernschlags über den Platz bewegt. „Das würde ich an deiner Stelle lassen.“ Der Shinobi, der von Sakura mühelos unter Kontrolle gehalten wird, knurrt ungehalten. „Was hast du mit ihm gemacht?!“ Hinata hebt gelassen eine Schulter. „Die wichtigsten Chakrapunkte seiner Wirbelsäule vorübergehend lahmgelegt. Dasselbe gilt für seine Zungenmuskulatur, aber das dient eher seiner eigenen Sicherheit.“ „War das gerade Sarkasmus aus dem Mund von Hinata Hyuuga?“ „Ino!“ Selbst Temaris warnendes Zischen klingt angespannt und auch Tentens Augen wandern unablässig über das Geschehen vor ihnen und sie greift besorgt nach dem Ärmel ihres Freundes. „Sollen wir ihnen nicht helfen?“ Aber der talentierte ANBU legt beinahe fasziniert den Kopf schief. „Das würde ich, aber-“ „Sie sehen nicht gerade so aus, als hätten sie diese Hilfe nötig.“, stimmt Shikamaru selten interessiert zu. Naruto und Sasuke wechseln jedoch einen Blick und werden sich stumm einig, dass das für sie nicht genug ist und fixieren beide erneut Hinatas Chakra, das sie umgibt und Sasukes Sharingan blitzen bereits auf, während sie nach einer Schwachstelle in dem Wall suchen, der sie weiterhin umgibt. Sakura hält ihr Katana beinahe gelangweilt weiterhin gegen den Hals des unbekannten Shinobis, während sie laut eine Frage in die angespannte Stimmung wirft. „Wenn sich noch einer von euch rührt, schneide ich ihm die Kehle durch, bevor der erste von euch Idioten sein Schwert zieht. Wie siehts aus Kori? Hast du vor dich der Party heute noch anzuschließen?“ „Ihr habt also tatsächlich eure Siegel gebrochen.“ Mit den kryptischen Worten einer beinahe amüsiert klingenden Stimme, teilt sich die Menge ihrer Feinde und eine kurvige Frau mittleren Alters mit eiskalten blauen Augen tritt gelassen an die vorderste Front ihrer Männer. Denn ihr Auftreten lässt keinerlei Zweifel daran, dass die alleinige Befehlsgewalt in ihren vernarbten Händen liegt. „NEIN!“ Die dunkelhaarige Kunoichi dreht beinahe amüsiert den Kopf, während die Konoha-nin entgeistert beobachten, wie ihre Kage in ihrer Mitte ausrastet. „Hallo, Tsunade.“ „Du?! Du steckst hinter all dem? Du hast sie entführt?! Wie kannst du es wagen-“ „Du hast sie doch zurückbekommen.“ Die Fassungslosigkeit der Hokage schlägt in Millisekunden in eiskalte Verachtung um. „Was ist nur aus dir geworden?“ Aber dann gibt sie ihr Gespräch mit der Kunoichi, mit der sie offensichtlich eine Geschichte verbindet, für den Moment auf. „Hinata, ich sage das zum letzten Mal, öffne diese Hülle! SOFORT!“ Aber die Clanerbin schüttelt ablehnend den Kopf, ohne sich zu ihrer Kage umzudrehen. „Tut mir leid.“ Die Hokage schließt für einen winzigen Moment die Augen, dann nickt sie in die Richtung des flimmernden Chakras, das sie alle einschließt. Es ist Sasuke, der zuerst versucht durch Hinatas Chakra zu brechen, aber die Hülle flimmernd nur einen Moment in einem dunkleren Blauton, was von dem Uchiha mit einem unzufriedenen Knurren zur Kenntnis genommen wird, bevor seine Augen wieder zurück zu Sakura wandern. Auch Kakashis erster Angriff erschüttert den Wall zwar spürbar, ist aber nicht genug, um die Hülle niederzureißen. Doch auch Narutos Beherrschung reißt. Konfrontiert mit den Leuten, denen sie all das Leid der letzten zwei Jahre verdanken, bricht das Chakra des Neunschwänzigen bereits in ihm durch. Gegenüber der sengenden Kraft seines Chakras, vibriert Hinatas Hülle zitternd. Aber gerade, als er sich daran macht ihr Chakra niederzureißen, sieht er wie sie kaum sichtbar unter der Anstrengung schwankt, ihr Chakra über ihnen aufrecht zu erhalten und gleichzeitig ihre Feinde zurückzuhalten. Das Zittern ihres Körpers lässt ihn zögernd innehalten. Bei all dem Hass, der in ihm gärt, bringt er es nicht über sich die Rache, nach der es ihm so dringlich verlangt, mit allen Mitteln durchzusetzen und den Gedanken, dass einer ihrer Feinde sie erreichen könnte, weil ausgerechnet er sie abgelenkt hat, erträgt er nicht. Neji studiert immer noch sichtlich fasziniert die Struktur der Hülle über ihnen und verfolgt gleichzeitig jede Bewegung seiner Cousine. „Es ist unglaublich. Die Art wie sie ihr Chakra außerhalb ihres Körpers manipuliert-“ Sasuke wirft dem Hyuuga einen dunklen Blick zu, den dieser gleichgültig ignoriert, während er trotz seiner Faszination ebenfalls weiterhin nach einer Schwachstelle in dem Wall sucht, dabei aber schnell erkennt, dass seine Cousine in den letzten zwei Jahren zweifellos viel Zeit damit zugebracht hat, eben diese auszumerzen. Obwohl auch ihr Chakra warnend ansteigt, zögert Tsunade selbst noch, hin- und hergerissen zwischen der strategisch besser zu bewertenden Strategie das Ganze noch ein wenig weiter laufen zu lassen, um wichtige Informationen über ihr Gegenüber zu sammeln oder doch auf die Holzhammermethode zurückzugreifen, die sie ihren Shinobi selbst erst vor einer halben Stunde verboten hat. Aber das Geschehen vor ihnen hält angesichts der Unzufriedenheit der Konoha-nins nicht inne und fordert ihre Aufmerksamkeit wirksam zurück. Die Drahtzieherin, die Hinata als Kori identifiziert hat, verschränkt schmunzelnd die Arme, sichtlich amüsiert von dem Zwiespalt, den sie sät. „Ich höre, Hinata. Würdest du jetzt also bitte die Klinge vom Hals meines Sohnes nehmen?“ Auch die gnadenlose Unnachgiebigkeit ist eine neue Facette an Hinata. „Ich glaube, so verstehen wir uns besser. Es ist eigentlich auch ganz einfach: Ihr werdet jetzt verschwinden und nie wieder kommen! Ansonsten kann Hoshi den Rest seines Lebens in diesem netten bewegungslosen Zustand verbringen.“ Die dunkelhaarige Kunoichi seufzt betont schwermütig. „Du weißt, dass das hier alles wesentlich einfacher wäre, wenn es nur um euch ginge.“ Sakura schnaubt verächtlich und nickt über ihre Schulter in die Richtung ihrer Freunde. „Ihr habt uns missverstanden: Wir haben vor ihr Blutvergießen zu verhindern. Um eures sind wir nicht wirklich besorgt.“ Auch Hinatas Geduld gerät überraschend schnell an eine weitere Grenze. „Gib den Befehl, Kori! Zieht euch zurück! Sonst wird dein nutzloser Sohn niemals mehr auch nur einen Finger rühren!“ Aber mit der Unnachgiebigkeit der beiden Frauen, fällt schließlich auch die Gelassenheit der fremden Kunoichi ab. „Ihr könnt noch nicht gegen ihn bestehen! Ihr werdet sterben, wenn ihr nicht mit uns zurück kommt!“ „Was sagt dir, dass wir nicht lieber sterben würden, als noch einmal mit euch zurückzukehren? Du wirst deine Trophäensammlung ohne uns-“ Aber eine höhnende Stimme unterbricht Sakuras verachtende Ansprache. „Was ist los, Sakura? Hast du es nicht mehr rechtzeitig nach Hause geschafft, um dich von deinem Daddy zu-“ Wer auch immer er ist, er beendet diesen Satz niemals. Es ist kaum zu sehen, wie Sakura sich bewegt und im nächsten Moment steckt ihre Hand im Brustkorb des dunkelhaarigen Mannes, der nur ein paar Jahre älter zu sein scheint als sie. Seine Todesqualen dauern nur winzige Augenblicke, denn bevor jemand auch nur einen Muskel rührt, zieht Sakura ihre Hand emotionslos zurück und der fremde Shinobi fällt mit einem klaffenden Loch im Brustkorb nach hinten, das ihn schon das Leben kostet, bevor sein Körper hart auf dem Boden aufschlägt. Das Blut tropft von Sakuras Fingern auf den Waldboden, als sie ohne das geringste Bedauern die Hand senkt und damit explodiert die angespannte Stimmung endgültig. „Was zum-“ „Wie-“ Die Konoha-nins verharren eine Sekunde länger in der Schockstarre darüber, was sich gerade vor ihren Augen abspielt, während ein lauter Aufschrei durch die fremden Reihen geht und dieses Mal bewegt sich jeder Einzelne von ihnen. Aber am schnellsten bewegt sich Hinata. Sie lässt Hoshi gleichgültig zu Boden fallen und es sind nur zwei schwungvolle Handbewegungen der jungen Clanerbin, die alles noch einmal innehalten lassen. Auch wenn nichts davon Sinn ergibt, scheint die Armee ihrer Angreifer auf einmal kollektiv nach Luft zu schnappen, während Sakura gelassen an Ort und Stelle verweilt. Naruto spürt zum zweiten Mal an diesem Tag die Energie des Fuchses in sich aufsteigen, auch wenn er dessen unerwarteter Rebellion zunächst noch keine größere Beachtung schenkt. Auch die anderen Konoha-nins registrieren perplex den Anstieg in Hinatas Chakra und die Stärke, in der es pulsiert, bis es schließlich kaum mehr als seine ursprüngliche Form identifiziert werden kann. Aber es ist die emotionslose Berechnung in Hinatas Stimme, die wirklich jegliche Aufmerksamkeit kommandiert. „Letze Chance, Kori: Verschwindet oder wir machen diese Lichtung zur Grabstätte deiner Männer!“ Auch die angesprochene Drahtzieherin scheint aus unerklärlichen Gründen um Luft zu ringen. „Ihr habt nicht genügend Energie übrig, um es mit uns allen aufzunehmen!“ „Wenn du dir da so sicher bist, solltest du es vielleicht darauf ankommen lassen.“ Hinatas ruhiger Stimme ist nichts weiter zu entnehmen, während sie ihre Feinde scheinbar weiterhin mit einem unerklärlichen Jutsu unter Kontrolle zu halten scheint. Es vergehen noch ein paar Sekunden, aber als die ersten ihrer Männer röchelnd auf die Knie sinken, reißt die dunkelhaarige Kunoichi fluchend den Kopf herum und bellt ihren Befehl über die Lichtung. „Wir ziehen uns zurück! SOFORT!“ Es gibt keinen Widerspruch. Sogar Hoshi setzt sich augenblicklich in Bewegung, sobald Hinata ihr Jutsu aufhebt und die Blockade seiner Chakrapunkte rückgängig macht, auch wenn sein Blick noch einmal provozierend über Sakuras Körper wandert, als er an ihr vorbei den Rückzug antritt. „Bis zum nächsten Mal.“ Die schöne Medic-nin kräuselt verachtend die Lippen. „Du solltest lieber beten, dass du mich nie wieder siehst.“ „Witzig. Dasselbe wollte ich eigentlich gerade zu Hinata sagen.“ Während die Angesprochene es nicht für nötig erachtet dieser kaum verhohlenen Drohung Beachtung zu schenken, geht Sakuras berüchtigtes Temperament einmal mehr mit ihr durch und kaum zwei Atemzüge später stolpert der braunhaarige Shinobi mit einer blutenden Nase zurück. „Verschwinde, Hoshi, bevor ich es mir doch noch anders überlege!“ „Hoshi!“ Der Befehlston seiner Mutter veranlasst den jungen Shinobi dazu sich schließlich doch umzudrehen und Sakura dazu in alter Manier noch einmal nachzusticheln. „Tu besser, was Mami sagt.“ Hoshi verschwindet mit einem Knurren, aber drei Shinobi bleiben zurück. Kori hält neben einem von ihnen inne, aber sein Blick ist starr auf Sakura gerichtet und auf die Leiche, die immer noch zu ihren Füßen liegt. „Er war mein Bruder.“ Während Kori genehmigend nickt und im nächsten Moment unter Tsundes lauten Drohungen verschwindet, dreht Sakura gelassen ihr Katana in der Hand, während sie den Shinobi fixiert, dessen Bruder sie eben vor ihrer aller Augen nahezu hingerichtet hat. Aber während sich der dritte Shinobi erst einmal untätig gegen einen der umstehenden Bäume legt, tobt in den Augen seines anderen Kameraden blanker Hass, der ausschließlich auf Hinatas schmale Gestalt gerichtet ist. „Ich will meinen Sohn, Hinata!“ Tsunade, die gerade selbst angesetzt hat, den Wall vor sich niederzureißen, hält für den Moment dieser neuen Eröffnung inne, während Sasuke seinen Blick zum ersten Mal vollständig von Sakura nimmt und einen kalkulierenden Blick auf seinen besten Freund wirft, der an seiner Seite ebenfalls in jeglicher Bewegung erstarrt zu sein scheint. „Seinen Sohn?!“, flüstert Ino entgeistert, aber Hinata streckt derweil unbeeindruckt die Arme aus. „Siehst du ihn hier irgendwo?“ „Das ist Kindesentführung!“ Seltener Spott lässt die schöne Hyuuga eine fein geschwungene Augenbraue heben. „Hörst du das, Saku? Toma weiß, was Entführung ist.“ Auch die Stimme der Haruno trieft hörbar vor Sarkasmus. „Wirk-lich.“ Hinata legt kaum merklich den Kopf schief, in einer Geste, die dennoch durchaus als Warnung zu interpretieren ist. „Verschwinde, Toma!“ Doch der Bruder des verstorbenen Shinobi, der immer noch vor ihnen liegt, greift Sakura in diesem Moment ohne weitere Präambel an und leitet die Aufmerksamkeit der Medic-nin wirksam um. In der Sekunde, in der Hinatas Blick Sakuras Bewegung folgt, greift sie auch der dunkelhaarige Shinobi an, der den Konoha-nin mit seiner Frage nach seinem Sohn, gerade ein Rätsel mehr aufgegeben hat. Aber Hinata sieht ihn trotzdem kommen und auch wenn sie winzig neben ihm wirkt, bewegt sie sich so schnell, dass sie kaum mehr zu sehen ist. Naruto strebt knurrend nach vorne, wird aber wie alle anderen von etwas, das sich verdächtig wie ein Windstoß anfüllt, in Hinatas Wall nach hinten gestoßen, Millisekunden, bevor Hinata den anderen Shinobi scheinbar beinahe mühelos mit dem Rücken gegen eben diese Chakrahülle befördert. Ihr Chakra legt sich augenblicklich um seinen Körper und integriert ihn in makaber faszinierender Weise in die Hülle. „Diesen Befehl hättest du besser befolgt und wärst deiner Herrin hinterhergelaufen!“ Toma mustert sie so abschätzend, dass Naruto erneut drohend nach vorne strebt, aber ihr Chakra flackert erneut blau vor ihm in der Luft auf. „Hinata.“ Die junge Clanerbin ignoriert seinen leisen Ruf, in dem die beinahe verzweifelte Bitte liegt seine Hilfe anzunehmen, aber der Shinobi, den sie vor ihnen gefangen hält, wirft einen provozierenden Blick über seine Schulter. „Du willst sie bestimmt nicht sehen lassen, was in den letzten zwei Jahren aus dir geworden ist!“ Dieses Mal ist es tatsächlich Spott, der die Mundwinkel der schönen Clanerbin verzieht, bevor sie in rascher Folge eine Mehrzahl von Fingerzeichen formt und unverständlich etwas murmelt, während sie ihre linke Hand ausstreckt, bis sie ihre eigene Chakrahülle direkt über Tomas Schulter berührt. Mit ihrer Berührung und dem Jutsu, das sie verhängt hat, scheint sich die Hülle schlagartig mit flimmernder Elektrizität aufzuladen und dass die blauen Blitze vor ihren Augen nicht nur schön aussehen, spiegelt sich grotesk in dem Zucken des Körpers des feindlichen Shinobi wieder. Obwohl er sich die Lippe blutig beißt, brechen schon nach wenigen Sekunden die ersten gequälten Schmerzensschreie über seine Lippen, aber was die Konoha-nins viel mehr betrifft ist die Tatsache, dass Hinata dabei keine Miene verzieht. Sakura hat ihren Kampf bisher eher halbherzig gefochten und genau das wirft ihr ihr Gegner in diesem Moment auch spottend an den Kopf. „Ich lebe ja noch.“ Die talentierte Medic-nin wischt sich warnend eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „Du könntest auch versuchen, meine Familie zur Sprache zu bringen. Dann ist das hier ganz schnell vorbei.“ Sie verschwindet mit einem Wimpernschlag und er kann ihren nächsten Hieb so schon kaum parieren. Obwohl Sakura kein besonderes Engagement in dem Kampf zeigt und sie bisher beide in stummem Einvernehmen beim Schwertkampf bleiben, ist es offensichtlich, dass sie ihm sogar in der Hinsicht klar überlegen ist. Doch als die Schmerzensschreie seines Kameraden die Stille durchreißen, sieht Sakuras Gegner für einen winzigen Moment zur Seite. Es ist dieselbe eine Sekunde Unachtsamkeit, die schon so viele vor ihm das Leben gekostet hat, als sich Sakuras Klinge erbarmungslos durch seinen Körper bohrt. Der dritte Shinobi, der sich bis jetzt beinahe unbeteiligt im Hintergrund gehalten hat, bewegt sich ebenfalls, als die Schmerzensschreie seines Kameraden anhalten. „Hinata!“ Aber die junge Hyuuga dreht sich bereits um, bevor Narutos Warnung sie erreicht und hebt ihre freie Hand in die Richtung ihres nächsten Gegners, ohne ihr anderes Jutsu zu unterbrechen. Aber bevor der andere Shinobi sie erreicht, taucht Sakura vor ihm auf und hält ihm warnend ihr blutdurchtränktes Katana an die Kehle. „Gib mir nur einen Grund, Mika! Es muss noch nicht einmal ein Guter sein.“ Aber Mika beachtet Sakuras Drohung kaum und seine Augen wandern stattdessen zu Hinata, die in der Anwendung ihres Jutsus inne hält, als ihr Gegner das Bewusstsein verliert, und bringt unerwartet ruhig eine Bitte vor. „Lass mich ihn mitnehmen.“ Die junge Clanerbin zieht abschätzend eine Augenbraue in die Höhe. „Wieso sollte ich? Ich würde ihn lieber heute töten, als dieses Theater in einer Woche noch einmal abzuhalten.“ Aber der andere Shinobi wiederholt sein Anliegen ruhig. „Du hast mein Wort, dass wir nicht zurückkommen werden.“ Seine Worte scheinbar abwägend, sucht Hinata den Blick zu Sakura, die sich jedoch ungewöhnlicherweise zu keinerlei Äußerung hinreisen lässt. Genau diese seltene Zurückhaltung seiner ehemaligen Teamkameradin, drängt Sasuke den leisen Verdacht auf, dass die beiden Frauen den Ausgang dieser Auseinandersetzung genau geplant haben. Es ist eine Vermutung, die sich nur verstärkt, als Hinata Toma ihrer Chakrahülle entreißt und ihn achtlos vor Mikas Füße wirft, während Sakura elegant einen Schritt zur Seite tritt. „Dann verschwindet!“ Mika wirft sich seinen Kameraden augenblicklich über die Schulter, zögert dann aber noch einmal mit einem Blick auf Hinata, die jedoch keinerlei Interesse daran zeigt, zu hören, was er noch zu sagen hat. „Jetzt! Oder ich überlege es mir doch noch anders! Sag Toma, wenn er Konohas Grenzen noch einmal überquert, werde ich da sein und auf ihn warten. Er vergisst besser, dass es sie und uns je gegeben hat.“ Dieses Mal verschwindet der fremde Shinobi, ohne sich noch einmal umzudrehen. „Ich hätte Popcorn mitbringen sollen.“ „Ino!“ „Was? Ohne die beiden war es in den letzten beiden Jahren furchtbar langweilig hier und sie sind gerade mal zwei Stunden zurück und-“ Der spitze Ellenbogen, den Temari ihr in die Seite stößt, bringt sogar die Yamanaka zumindest vorübergehend zum Schweigen. Aber ihre Freunde schenken Inos Worten kaum Beachtung und Kiba ist der Erste, der sich entgeistert an seine Kage wendet. „Wir werden sie doch wohl nicht einfach so laufen lassen? Tsunade?!“ Auch das Clanoberhaupt der Hyuuga ist gewohnt deutlich in seinem Unmut. „Wenn du sie nicht verfolgen lässt, Tsunade, dann werde ich es tun!“ Während die Hokage sich gestresst die Schläfen reibt und einen abschätzenden Blick auf die beiden Frauen wenige Meter vor sich wirft, ignorieren die beiden Betroffen das Streitgespräch in ihrem Rücken geflissentlich, allerdings hebt Hinata das Jutsu ihrer Chakrahülle mit einer beinahe unauffälligen Handbewegung auf. Tsunade nickt schließlich in Kakashis Richtung und auch wenn der Hatake sofort verschwindet, ist nach zwei Jahren vergeblicher Suche jedem klar, dass auch Konohas beste Spezialeinheiten mit ihrer Verfolgung vermutlich nicht allzu erfolgreich sein werden. Naruto und Sasuke wechseln einen wortlosen Blick, aber trotz ihrem Bedürfnis nach Vergeltung widerstrebt es ihnen mehr, Hinata und Sakura zu lange aus den Augen zu lassen. Auch Nejis Blick verweilt noch einen Moment in der Ferne, bevor er ihn fragend auf seinen Onkel richtet. Die Augen des Clanoberhauptes liegen auf seiner Tochter, aber er bedeutet seinem Neffen mit einer Handbewegung zu verschwinden und die Bemühungen des Verfolgungstrupps zu unterstützen. Ungeachtet der Unzufriedenheit ihrer Freunde, tritt Sakura mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen an Hinata heran. „Dir ist klar, dass sie zurückkommen werden.“ Die hübsche Hyuuga dreht ungerührt den Kopf zur Seite. „Natürlich. Aber wenn er immer noch nicht verstanden hat, dass es besser für ihn wäre, sich den Rest seines armseligen Lebens weit außerhalb meiner Reichweite aufzuhalten, ist das nicht mein Problem. Das war bereits mehr Warnung, als er verdient hat und das nächste Mal werde ich weit mehr lahmlegen, als nur die Nerven an seiner Wirbelsäule.“ „Ich habe Toma gemeint.“ „Für den gilt dasselbe.“ Sakura grinst amüsiert, doch mit dem Verschwinden von Hinatas Chakrahülle, sind Naruto und Sasuke die ersten, die den Abstand zwischen ihnen augenblicklich auf ein Minimum reduzieren. „Was zum-“ Aber die Warnung der Hokage immer noch im Ohr unterbricht sich sogar Sasuke in etwas, was zweifellos eine gewohnt charmante Aussage geworden wäre. Eine Zurückhaltung, die Sakura spöttisch eine Augenbraue heben lässt, vor allem weil ganz offensichtlich auch Naruto und Kiba schwer darum ringen, sich zu beherrschen. „Mhm, ihr schlagt euch besser, als ich erwartet habe.“ Aber als sie den Blick ihres besten Freundes auffängt, gibt Sakura den Spott, den sie wie eine zweite Haut trägt, mit einem Seufzen auf. Sie schließt für einen winzigen Moment die Augen und als sie sie wieder öffnet, verschwimmt eine unzählbare Mischung verschiedenster Gefühle in den Tiefen ihrer Augen. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft schwankt auch ihre Stimme minimal unter ihren Emotionen, die sie nach all der Zeit nahezu perfekt verbirgt. „Ich weiß, dass du auch gelitten hast, Naruto. Ihr alle. Aber es sind wir, die allen Grund haben sie töten zu wollen. Denkst du, nachdem ich vor weniger als einer Stunde die Hand meines Vaters gehalten habe, während sein Herz aufgehört hat zu schlagen, wollte ich ihnen nicht so viel Leid wie möglich zufügen? Sie haben uns alles genommen! Also bevor ihr euch aufregt, dass eure Rachepläne heute nicht aufgegangen sind, solltet ihr euch vielleicht kurz überlegen, was es uns gekostet hat sie laufen zu lassen! Und dass wir vielleicht verdammt gute Gründe dafür haben!“ . . . Kapitel 5: Trembling -------------------- „Sie haben uns alles genommen! Also bevor ihr euch aufregt, dass eure Rachepläne heute nicht aufgegangen sind, solltet ihr euch vielleicht kurz überlegen, was es uns gekostet hat sie laufen zu lassen! Und dass wir vielleicht verdammt gute Gründe dafür haben!“ Sakura wartet nicht ab, ob ihre fassungslosen Kameraden diesem Vortrag etwas hinzuzufügen haben und wendet sich stattdessen an Hinata, die das Ganze gewohnt ruhig verfolgt hat. „Zieh die Weste aus.“ Die junge Hyuuga kommt der Aufforderung wortlos nach und entledigt sich mit geübten Handgriffen der schweren Weste, die von der Machart den Jonin-Westen ähnelt, jedoch braun ist. Sie lässt das Kleidungsstück achtlos zu Boden fallen, doch das dumpfe Geräusch mit dem die Weste auf der Erde aufschlägt, verrät ihr beachtliches Gewicht. „Den Pulli auch.“ Die beiden Frauen wechseln einen kurzen Blick, bevor Hinata der Aufforderung mit einem lautlosen Seufzen nachkommt. Doch sobald der Stoff zu Boden fällt und die junge Clanerbin nur noch durch das darunter getragene Top bedeckt wird, wird schnell klar, dass Neji Recht hatte. Zum zweiten Mal an diesem Abend geht ein entsetztes Keuchen durch die Reihen der Konoha-nins, während die beiden Frauen ihre Anwesenheit erneut überwiegend auszublenden scheinen. Hinatas rechte Schulter ist um ihr Schulterblatt herum schwarz verfärbt und bezeugt stumm die Auswirkungen eines fremden Jutsus. Aber auch wenn die sichtbaren Auswirkungen dieses Angriffs alleine schlimm genug wären, ist da noch mehr. Selbst durch die schmalen Träger ist die verblasste Narbe auf Hinatas heller Haut gut genug zu erkennen und verrät wortlos, dass der schönen Clanerbin eine breite Klinge durch das Schulterblatt gestoßen wurde. Aber das ist bei weitem nicht die einzige Narbe, die sie auf ihren Arm- und Schulterpartien in den letzten zwei Jahren hinzugewonnen hat und nach der eindrucksvollen Machtdemonstration, die die beiden gerade abgeliefert haben und dem Wissen um Hinatas nahezu makellose Abwehrtechnik lässt sich die Gewalt, unter der der jungen Frau diese Narben zugefügt wurden, unschwer erahnen. Es braucht auch keine Wahrscheinlichkeitsrechnungen um davon auszugehen, dass auf Sakuras Haut eine ähnliche Karte gezeichnet wurde. Sakura mustert die dunkel verfärbte Haut an Hinatas Schulterblatt kritisch. „Sag mir, dass sich das wenigstens gelohnt hat.“ Statt ihr direkt zu antworten, greift die schöne Clanerbin mit ihrer unverletzten Hand in ihre Hosentasche und offenbart Sakura deren Inhalt, doch diese blockiert das Sichtfeld der anderen Konoha-nins und dann schiebt Hinata den mysteriösen Gegenstand bereits zurück in ihre Tasche. „Ich würde ja sagen ich bin beeindruckt, aber dafür müsste ich überrascht sein. Was ich jedoch zu gerne sehen würde, ist sein dämliches Gesicht, wenn er es merkt.“ Hinata greift mit einem lautlosen Seufzen in den Waffenbeutel um ihren Oberschenkel und zieht ein weiteres Kunai hervor. „Ich würde es eher bevorzugen, sein Gesicht nie wieder sehen zu müssen.“ „Dazu würde ich auch nicht nein sagen.“ Die Frauen wechseln einen Blick, während Hinata ihren unverletzten Arm hebt, aber als Naruto und Sasuke begreifen, was sie vorhat, zieht die Clanerbin der Hyuugas das Kunai bereits so tief über ihr eigenes Schulterblatt, dass ihr Blut augenblicklich dunkel aus der Wunde hervortritt und sich mit der drohenden Schwärze ihrer Haut mischt. Während Naruto fassungslos einen weiteren Schritt auf die beiden Frauen zumacht, greift Sakura mit einer Hand um Hinatas unverletztes Schulterblatt und vergräbt die Finger ihrer anderen Hand direkt in der blutenden Wunde der Hyuuga. Ino und Tsunade sind beide ebenfalls nach vorne gestrebt, um Hinatas Wunde zu behandeln, aber als sie stattdessen alle beobachten, wie die Schwärze unter ihrer Haut zwar nach und nach von Hinatas Schulter verschwindet, sich dafür aber Stück für Stück Sakuras Hand entlang frisst, halten sie ebenfalls entgeistert inne. Sakura würdigt die Fassungslosigkeit ihrer Freunde ausnahmsweise mit einer zumindest halbwegs direkten Antwort, wenn sie auch durch zusammengebissene Zähne kommt. „Es ist ein unglaublich charmantes Jutsu. Wenn du versuchst jemanden zu heilen, der davon befallen ist, greift es dich selbst an.“ „Wollt ihr das jetzt die ganze Zeit hin- und herziehen?“, kommt es selten angespannt von Sasuke. „So lustig das bestimmt auch wäre“, entgegnet Hinata überzeugend gleichgültig, „aber nein.“ Sobald die Schwärze Hinatas Schulter ganz verlassen hat, zieht Sakura ihre verfärbte Handfläche ebenfalls über die Klinge des Messers, das Hinata immer noch in ihrer anderen Hand hält. Dann ergreift Hinata Sakuras Hand und statt die Schwärze dieses Mal wieder zurück in ihren Körper zu ziehen, beobachten die Konoha-nins fasziniert, wie die Clanerbin ihr Chakra erneut auf beeindruckende Weise außerhalb ihres Körpers manipuliert und zwischen ihren Händen eine Blase bildet, in die sie die Schwärze stattdessen umleitet. Keiner traut sich die angespannte Stille zu durchbrechen, bis die Schwärze dieses Mal ganz aus Sakuras Hand verschwindet und die Haruno keuchend zurückstolpern lässt. „Sag mir noch mal, warum wir dem Bastard nicht zum Abschied die Kehle durchgeschnitten haben?“ „Ist mir entfallen“, murmelt Hinata abwesend, während sie die Chakrakugel, in der die drohende Schwärze schwimmt, zusammenschiebt, bis sie nur noch einen Durchmesser von wenigen Zentimetern hat und damit in ihre Hosentasche passt. Sakura flucht noch immer, als sie eine Hand hebt, um die Schnittwunde an Hinatas Schulter zu heilen. „Ich schwöre dir, egal was das eventuell mit dem Rest meiner Seele macht, aber das war das letzte Mal, dass ich wegen dem Mistkerl geblutet habe!“ Sie versichert sich, dass die Wunde zu ihrer Zufriedenheit geschlossen ist, bevor sie sich bückt und Hinata ihren abgelegten Pullover reicht. „Und für dich gilt dasselbe.“ „Ich fürchte einmal mehr wird es noch.“ Mit diesen Worten, die den Konoha-nins einmal mehr gar nichts sagen, zieht Hinata den mysteriösen Gegenstand, den sie zuvor in ihrer Tasche verstaut hat, erneut hervor. Es sieht aus wie ein kleines Amulett aus Holz, aber als Hinata ihr eigenes Blut, das noch an ihren Fingern klebt, über die Schlangenform schmiert, beginnt das Amulett zu leuchten. Das gleißende Licht lässt jeden der Konoha-nins unwillig zur Seite sehen, aber als sich ihr Blick wieder klärt, stolpert nicht nur Ino fassungslos einen Schritt zurück. Vor ihnen beschlagnahmt eine gigantische Schlange einen Großteil der Lichtung und Sasuke aktiviert, ebenfalls überrascht, seine Sharingan. Dann bemerkt er jedoch, dass Sakuras Blick abschätzend auf ihm liegt. Als er den Kopf zu ihr dreht, wendet sie sich jedoch von ihm ab und murmelt stattdessen leise Worte in Hinatas Richtung. „Das beantwortet zumindest diese Frage.“ Als ihr Blick auf das Ungeheuer vor sich fällt, verzieht sie offensichtlich angewidert die Lippen und wenn die Konoha-nins nicht langsam fürchten würden von all diesen unerwarteten Entwicklungen ein Schleudertrauma zu erleiden, hätte sie Sakuras sichtlicher Ekel vermutlich amüsiert. „Warum müssen es eigentlich immer Schlangen sein?“ „Was zum-“ Naruto strebt fassungslos einen Schritt nach vorne, aber es ist Tsunades ungewöhnlich verwunderte Stimme, die die Aufmerksamkeit ihrer Shinobi erregt. „Unglaublich! Ich hatte nicht gedacht, dass sie noch existieren.“ „Was?“ Naruto dreht den Kopf zu seiner Kage, nicht sicher, ob er in der Lage ist an diesem Tag noch eine einzelne weitere Information aufzunehmen. „Schutzgeister. Sie sind praktisch die Vorläufer unserer vertrauten Geister. Nur um Jahrhunderte Älter und entsprechend mächtiger. Aber viele von ihnen waren das Kämpfen nach den großen Kriegen leid und haben sich vernichten lassen.“ Temari beugt sich interessiert vor. „Sie haben sich vernichten lassen?“ „Ein Schutzgeist ist beinahe unmöglich zu töten, wenn er es nicht selber will.“ Als hätte es auf dieses Stichwort gewendet, richtet das überdimensionale Reptil all seine Aufmerksamkeit auf die junge Hyuuga. „Oh Hinata, auf diesen Tag freue ich mich schon lange.“ Sakura schnaubt verächtlich. „Wenn man sich auf seine eigene Hinrichtung freut.“ Aber als das Ungeheuer seine schmalen Augen daraufhin auf sie richtet, verschränkt die schöne Medic-nin abwehrend die Arme vor dem Brustkorb. „Du weißt, wie das hier für dich ausgeht. Aber ich kann das entweder selber übernehmen – oder aber ich lasse es Hinata erledigen – und irgendwie habe ich so eine Ahnung was du bevorzugen würdest.“ Doch die Schlange nickt beinahe sanft. „Ich habe keine Verwendung mehr für das, was rechtmäßig euch gehört.“ Sakura wendet den Blick angewidert ab und auch Ino tritt schaudernd einen Schritt zurück, als die gespaltene Zunge des riesigen Reptils hervortritt, aber Hinata streckt regungslos die Hand aus und fängt die beiden Kugeln, die die Schlange mit ihrer Zunge umschlossen hat, ungerührt auf und hält ihr zum Austausch die andere Kugel hin, in der sie die schwarze Masse eingeschlossen hat. Naruto strebt besorgt nach vorne, als die Schlange den Kopf zu Hinata senkt, wird aber von seiner eigenen Kage zurückgehalten, die das Geschehen vor sich sichtlich fasziniert verfolgt. Auch Sasuke verharrt unentschlossen in einer kampfbereiten Haltung. „Was passiert da, Tsunade?“ „Scheinbar ist Toma der derzeitige Beschwörer dieses Schutzgeistes. Um zu sterben oder vernichtet zu werden, braucht es einen Teil der Energie seines Bündnispartners.“ „Also hat dieser Toma dieses… Jutsu verursacht“, will Naruto wissen, nicht sicher, ob seine Wut oder seine Verwirrung im Moment überwiegt. Tsunade neigt halbwegs zustimmend den Kopf zur Seite. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Hinata sich absichtlich von ihm hat treffen lassen – vermutlich genau zu diesem Zweck.“ Die Zunge des monsterhaften Reptils schnellt erneut hervor und als es Hinatas Handfläche streift, um die andere Kugel an sich zu nehmen, zittert Sakuras Körper sichtbar, obwohl sie das Geschehen immer noch nur aus dem Augenwinkel verfolgt. Doch während die Schlange die Kugel verschluckt, dreht sich Sakura plötzlich hektisch zu Hinata um und greift mit gesenkter Stimme nach ihrer Hand. „Lass es mich tun!“ Es ist eine Bitte, die die anderen Konoha-nins alarmiert und gleichzeitig noch mehr verwirrt. Vor allem als Hinata ablehnend den Kopf schüttelt. „Ich bin dran.“ Sakura presst unzufrieden die Lippen zusammen, nickt aber und bevor einer der Konoha-nin sich in ihre Diskussion einmischen kann, ergreift die Schlange zischend das Wort, den Blick erneut auf Hinata geheftet. „Ich glaube, wir hatten eine Abmachung.“ Statt zu antworten, hebt Hinata lediglich eine Hand und beinahe ist es, als würde das gigantische Reptil den Kopf senken, um ihr entgegen zu kommen. Aber dann verzieht ein boshaftes Lächeln den Mund der Schlange, das Naruto erneut nach vorne streben lässt, nur um dieses Mal von Sakura aufgehalten zu werden. Die Haruno schüttelt nur den Kopf, aber während Naruto mit sich ringt, ob er sich trotzdem einmischen soll, öffnet die Schlange noch einmal den Mund. „Was werde ich in deiner Seele finden, Hinata?“ Die Angesprochene zeigt weiterhin keinerlei Regung, macht aber noch einen weiteren Schritt auf das Reptil zu. „Warum sagst du es mir nicht?“ Es blendet sie ein ähnliches Licht, wie das, als die Schlange erschienen ist, aber dieses Mal scheint es eher von Hinata auszugehen. Als sie die Umrisse vor sich wieder scharf blinzeln, ist das Reptil verschwunden, aber während Sakura noch an Ort und Stelle steht, schlingt Hinata beide Hände um ihren eigenen Oberkörper und scheint in sich zusammenzusinken. „Wo ist sie hin?“ „Was zur Hölle-“ „Sie hat sie kaum berührt!“ Aber die erstaunten Ausrufe der Konoha-nin verebben schlagartig, als Hinatas Körper zu zittern beginnt und sie ihre Zähne so tief in ihrer Unterlippe vergräbt, dass sie erneut ihr eigenes Blut hervortreibt. „Hinata!“ Naruto strebt zuerst nach vorne, aber als er eine Hand nach der Clanerbin ausstreckt, hält Sakura ihn ein weiteres Mal zurück. „Sie kann dir jetzt nicht antworten, Naruto.“ Denn obwohl kein Laut über ihre Lippen kommt, besteht kein Zweifel daran, dass es qualvolle Schmerzen sind, die den zierlichen Körper der Hyuuga zittern lassen. Naruto streckt erneut eine Hand in ihre Richtung aus, lässt sie dann aber hilflos wieder sinken und ballt sie so sehr zusammen, dass seine Fingernägel tiefe Abdrücke in seiner Haut hinterlassen. So hat er sich das alles nicht vorgestellt. „Sie-“ „Hinata schreit nicht. Das ist ihr ganz eigener Trotz.“ Der Schatten, der für einen derartig winzigen Moment über Sakuras Gesichtszüge huscht, dass er kaum wahrnehmbar ist, erzählt seine eigene Horrorgeschichte. Aber dann tritt sie einen Schritt nach vorne und obwohl sie Naruto gerade eben noch von derselben Bewegung abgehalten hat, streckt sie nun selbst die Hand nach Hinata aus. Doch diese scheint Sakuras Handlung trotzdem wahrzunehmen und als sie ruckartig die Augen aufreißt, stolpert Naruto dieses Mal einen Schritt zurück, statt auf sie zu, während Tenten und Ino in einer uniformen Bewegung entsetzt die Hand vor den Mund schlagen. In Hinatas sonst so hellen Augen schwimmt ein Ozean der Schwärze, aber Sakura zuckt im Gegensatz zu ihren Freunden nicht einmal mit der Wimper. Allerdings verengt sie warnend die Augen, als Hinata trotz ihrer zitternden Muskeln sichtliche Ansätze macht vor ihr zurückzuweichen. „Oh nein! Es reicht, dass du den ersten Teil alleine auf dich genommen hast. Das hier machen wir zusammen. So wie immer.“ Hinata schließt ihre Augen wieder und scheint sichtlich mit sich zu ringen, aber Sakura streckt ihre Hand unerbittlich weiter nach ihr aus. „Nimm meine Hand.“ Dieses Mal ist es Sasuke, der selten unschlüssig einen Schritt nach vorne strebt, aber in diesem Moment greift Hinata blind nach Sakuras Hand und sobald ihre Finger sich berühren, geht bereits ein sichtbarer Ruck durch Sakuras Körper und danach passiert alles in einer Sekundenschnelle, die die Konoha-nins erneut fassungslos im Hintergrund verharren lässt. Denn eine ähnliche Schwärze wie die, die sie gerade erst aus ihrer Haut gezogen haben, scheint sich nun von allen Seiten um Hinatas und Sakuras Körper zu schließen. Es dauert auch dieses Mal einen Moment, bis sie ihr Entsetzen loswerden, aber dann streben Naruto und Sasuke zuerst nach vorne, nur um erneut von ihrer Hokage zurückgehalten zu werden. „Tsunade!“ „So gerne ich ihnen das auch ersparen würde, aber das ist der reguläre Prozess einen Schutzgeist zu vernichten. Die Dunkelheit testet zuerst deine innere und dann deine körperliche Stärke. Und gerade ihr beide werdet sie jetzt auf keinen Fall anfassen!“ Sie sieht mahnend von Sasuke zu Naruto. „Ich will diesen Tag nämlich unter Garantie nicht damit krönen herauszufinden, wie sich ein uralter Schutzgeist mit dem Fuchs vertragen würde.“ Naruto öffnet protestierend den Mund, aber in diesem Moment blendet sie zum dritten Mal ein gleißendes Licht und als ihre Umrisse wieder scharf werden, stehen Sakura und Hinata scheinbar unversehrt, wenn auch schwer atmend vor ihnen. Hinata schwankt leicht und jeder spürt, wie ihr Chakra an seine Grenzen getrieben flackert, aber Sakura umschließt lediglich stützend ihren Arm mit einer Hand. „Okay“, will Sakura leise wissen. Hinata nickt und schiebt ihre Hand erneut in ihre Hosentasche. „Lass uns das endlich abschließen.“ Sie zieht die beiden Kugeln hervor, die die Schlange ihr gegeben hat und reicht eine davon Sakura. Sowohl Tsunade als auch Ino machen Ansätze zuerst das Wort zu ergreifen, aber da beginnen Hinata und Sakura bereits synchron, eine unübersichtliche Anzahl an Fingerzeichen zu formen. Nach mehr als vierzig Zeichen murmeln sie eine leise Beschwörung, die Kugel in ihrer Hand beginnt blau zu leuchten und schlagartig spürt jeder anwesende Shinobi, dass die beiden Frauen pures Chakra in ihren Händen halten. Zumindest für einen winzigen Moment, bevor die Energie durch ihre Handflächen in den Körper der beiden Frauen übergeht. Es vergehen wenige Sekunden, in denen das Chakra sich in ihrem Körper ausbreitet, aber dann steigt ihr Energielevel so schlagartig an, dass sogar für alle ohne Byakugan die Luft aufgeladen blau schimmert. Dieses Mal greift Hinata von sich aus nach Sakuras Hand und erneut ist Tsunade die einzige, die zumindest ansatzweise nachvollziehen kann, was vor ihnen passiert. „Clever, sie ankern sich gegenseitig.“ Sasuke richtet seine blutroten Augen auf die Hokage, mit der Gesamtsituation ebenfalls sichtlich unzufrieden. „Wozu?“ „Um zu verhindern, dass ihr eigenes Chakra sie überwältigt.“ Sasuke sieht zu Naruto, der angesichts dieser neuen Hiobsbotschaft hilflos die Hände zu Fäusten ballt. „Was haben sie bloß mit ihnen gemacht?“ „Die Frage ist mittlerweile eher, was sie nicht mit ihnen gemacht haben.“ Tsunade schließt für einen winzigen Moment die Augen, öffnet sie aber gleich wieder, als Hiashi, der sich bisher selten schweigsam im Hintergrund gehalten hat, nach vorne tritt. „Wer ist diese Frau?“ „Sie war vor vielen Jahren eine von uns.“ Temari sieht überrascht zu der Hokage. „Sie ist aus Konoha?“ „Sie wurde bereits mit 17 Jahren aus dem Dorf verbannt.“ Die legendäre Sanin fährt sich selten müde über die Schläfen. „Sie war eine aufstrebende Medic-nin und hat sich sogar bei mir für die Ausbildung beworben. Sie war talentiert und ehrgeizig, aber sie war auch schon immer rücksichtslos auf eine Art, die schon in ihrer frühen Jugend besorgniserregend war.“ „Warum wurde sie verbannt?“ Tsunade dreht ihren Blick von Sasuke zurück zu Hinata und Sakura, die vor ihnen immer noch in dem Jutsu festhängen, das ihr gestohlenes Chakra zurück in ihrem Körper verschließt. Die Tatsache, dass sich das Jutsu solange hinzieht, unterstreicht ihre Vermutung, dass es sich dabei um weit mehr als die übliche Menge Chakra handelt. „Sie hatte schon immer ein ausgeprägtes Interesse für Gentechnik. Aber als der Rat herausgefunden hat, von welcher Natur ihr Interesse wirklich war, haben sie ihr alle Ränge aberkannt und sie für immer aus Konoha verbannt. Das ganze Ausmaß ihrer Experimente wurde jedoch erst bekannt, nachdem sie das Dorf bereits verlassen hatte und daraufhin wurde sie in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Allerdings wurde sie nie gefunden.“ „Was hat man herausgefunden?“, will Naruto fluchend wissen. „Dass sie ihre Experimente bereits auf Menschen ausgeweitet hatte. Unerlaubt und teilweise gegen deren Willen.“ „Sie ist also so eine Art weiblicher Orochimaru, klasse!“ Narutos Blick wandert in seiner Hilflosigkeit trotzdem sofort wieder zurück zu den beiden Frauen, deren immenser Chakraanstieg erneut den Fuchs in ihm rumoren lässt, obwohl er diesen geflissentlich ignoriert. „Tsunade, was passiert hier gerade?“ „Es ist eine barbarische Technik zur Vergrößerung des Chakra-Vorrats, die seit Jahrzehnten verboten ist.“ „Es ist also ihre Energie?“, will Tenten leise wissen. „Ja. Ich vermute, dass sie sie ihnen mehrfach entzogen und den Schutzgeist genutzt haben, um sie zu verwahren.“ „Sie haben es benutzt, um sie klein zu halten.“, bringt Sasuke es knurrend auf den Punkt. „Das scheint ja nicht besonders gut funktioniert zu haben.“ Das Grinsen auf Temaris Lippen ist durchtrieben und spiegelt das aufgebrachte Funkeln in ihren Augen wieder. In diesem Moment verschließt sich das Chakra vollständig in den Körpern der beiden Frauen und es pulsiert noch eine Sekunde, bevor sie es unter Kontrolle bringen und ihre Präsenz wieder kaum spürbar ist. Sakura dreht ihren Kopf dehnend zur Seite. „Ich habe fast vergessen, wie gut sich das anfühlt.“ Aber dann begegnet ihr Blick Hinatas und plötzlich breitet sich ein ehrliches Lächeln auf den Lippen der beiden Frauen aus. „Alles in allem, ist es besser gelaufen, als erwartet.“ Hinata schüttelt schmunzelnd den Kopf, tritt aber einen Schritt auf Sakura zu und plötzlich ziehen die beiden Frauen einander in eine enge Umarmung. Sakura lehnt sich sogar so weit zurück, bis sie Hinata ein Stück weit vom Boden hebt und entlockt der Hyuuga damit das erste ehrliche Lachen seit ihrer Ankunft. Die sichtliche Erleichterung der beiden Frauen, entspannt auch ihre Freunde und Angehörige ein wenig, auch wenn in deren Köpfen immer noch zahlreiche Fragezeichen tanzen, was nicht unbedingt besser wird, als Sakura ihre Aufmerksamkeit wieder auf sie richtet. „Jetzt könnt ihr ihnen von mir aus nachlaufen.“ Hinata nickt währenddessen den Wölfen zu, die dem ganzen Spektakel im Hintergrund beigewohnt haben und deren darauffolgendes lautes Aufheulen, ist ein weiteres Zeichen, das die Konoha-nins zunächst nicht verstehen. Aber so einige von ihnen wären in diesem Fall lieber unwissend geblieben, als kaum zwei Minuten später ein gigantischer Wolf aus dem Dickicht tritt, mehr als doppelt so groß wie alle anderen Tiere des Rudels. Naruto ringt erneut mit dem Impuls nach vorne zu streben, als Hinata mit wenigen Schritten auf den grauen Leitwolf zutritt und vor ihm auf ein Knie sinkt. Vor allem, als die Schnauze des Wolfes über die Schulter der Hyuuga streift und er seine Lefzen hochzieht, bis sein tödliches Gebiss warnend aufblitzt. „Er hat dich verletzt.“ Der Wolf stößt ein drohendes Knurren aus, das laut durch den Wald widerhallt. „Du hättest mir erlauben sollen, ihm den Kehlkopf rauszureißen!“ Das beinahe gehässige Lächeln, das Hinatas Lippen minimal verzieht, ist so untypisch für das sanfte Wesen der Hyuuga, das es fast grotesk wirkt. „Das nächste Mal vielleicht.“ Doch ihr vertrauter Geist scheint immer noch nicht zufrieden. „Ich habe dir gesagt, du sollst das lassen!“ „Was?“ Aber das feine Schmunzeln, das sich in ihren Mundwinkeln versteckt, verrät, dass sie es bereits weiß. „Zu knien!“ „Nur vor dir“, verspricht sie leise und lehnt ihre Stirn vertraut gegen die lange Schnauze des majestätischen Tieres. „Arigatou!“ „Für euch immer.“ Er nickt Sakura zu, die die Geste respektvoll erwidert und auf das laute Knurren des Leitwolfes, verschwindet das Rudel lautlos zurück in die Schatten der Bäume. Sakura wendet sich derweil an ihre ehemalige Sensei. „Wir werden es dir später im Detail erklären, aber alles was du im Moment wissen musst ist, dass wir sie unmöglich dort lassen konnten!“ „Was-“ Aber bevor Tsunade ihre Frage auch nur im Ansatz formulieren kann, tritt an der westlichen Seite der Lichtung eine Frau aus dem Dickicht und ihr Blick findet sofort Hinata und Sakura. „Ihr habt es geschafft!“ Eine Entwicklung mehr, die sie nicht nachvollziehen können, auf ihre beängstigend lange Liste setzend, runzeln die Konoha-nins mehrheitlich verwirrt die Stirn, während die fremde Frau einen lauten Ruf ausstößt. Wenige Minuten später raschelt der Boden erneut, aber dieses Mal ist es weit mehr als eine Person, die aus dem Dickicht tritt. Sasuke fährt mit seinen Augen abschätzend über die Gruppe – es sind zwölf Frauen und beinahe doppelt so viele Kinder. „Hinata!“ Ein kleiner Junge, ungefähr fünf Jahre alt, reißt sich von der Hand einer der Frauen los und stürmt mit einem breiten Grinsen auf die junge Hyuuga zu. Die Ähnlichkeit zu seinem Vater ist so gravierend, dass es keinen Zweifel gibt, wem der Kleine die Hälfte seiner Gene verdankt und der absurde Vorwurf, den Toma zurückgelassen hat, fängt an etwas mehr Sinn zu machen. Hinata sinkt mit einem ehrlichen Lächeln in die Hocke, fängt den Jungen sicher auf und wirbelt ihn einmal spielerisch durch die Luft, bevor sie ihn mit einer Selbstverständlichkeit auf dem Arm behält, die nur über einen längeren Zeitraum entstanden sein kann. „Na, du. Wie war eure Reise?“ Der Kleine, der äußerlich weit mehr von seinem Vater geerbt zu haben scheint, als Wesenszüge, streckt sichtlich begeistert die Arme zur Seite aus. „Es war so toll! Wir haben so viel gesehen und die Wölfe waren die ganze Zeit bei uns und Tante Soya-“ Er dreht sich zurück zu der Gruppe, die sich etwas zögerlicher auf sie zubewegt und als er sich in ihren Armen windet, setzt Hinata ihn verstehend ab und sieht schmunzelnd zu, wie er zurück zu der jungen Frau stürmt, von der er sich gerade eben erst losgerissen hat. „Tante Soya, Sakura und Hinata sind wieder da!“ Eine junge Frau mit pechschwarzen Haaren und beinahe ebenso dunklen Augen, die noch ein weiteres Kleinkind auf den Armen trägt, fährt dem Jungen liebevoll durch die Haare. „Das sehe ich, Takeru.“ Aber dann findet ihr Blick Hinata und Sakura und das Schmunzeln verschwindet schlagartig aus ihren schönen Gesichtszügen, als sie die beiden mustert und auch wenn sie ihre Stimme senkt, sind ihre Worte klar zu verstehen. „Sag mir, dass ihr nicht auch noch das auf euch genommen habt!“ Hinata macht einen Schritt nach vorne und verringert den Abstand zwischen sich und der anderen Kunoichi auf wenige Zentimeter, während sie gewohnt ruhig eine Antwort formuliert. „Lass es gut sein, Soya. Du weit doch, Schmerzen vergehen wieder.“ Damit erscheint ihr Gespräch beendet, auch wenn die andere Kunoichi sichtlich unzufrieden die Lippen zusammenpresst, aber Hinata richtet ihre Aufmerksamkeit währenddessen auf das kleine Mädchen, das in den Armen der anderen Kunoichi schläft, bevor sie noch einmal den Blick ihres Gegenübers sucht. „Ich danke dir.“ Soya verdreht die Augen, aber auf ihren Zügen liegt ein gutmütiges Lächeln. „Du bist hier bestimmt nicht diejenige, die jemandem einen Dank schuldet.“ Sie senkt ihren Blick ebenfalls auf das Kleinkind in ihren Armen und verlagert das Mädchen vorsichtig in ihren Armen. „Sie ist erst vor einer Weile eingeschlafen. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, nachdem du in ihr Sichtfeld zurückgekehrt bist.“ Narutos Atem stockt schon, als Soya die Arme ausstreckt und Hinata das Kind vorsichtig an sich nimmt. Aber dann regt sich die Kleine in Hinatas Armen und schlägt schließlich blinzelnd die Augen auf. Ihr Blick findet zuerst Hinata und ohne ein Wort, streckt das Mädchen beide Hände aus und Hinata drückt ihre Lippen liebevoll gegen ihre kleinen Handflächen, woraufhin ein leises Kichern die Stille durchbricht. Aber als die Augen der Kleinen in ihren Blickwinkel rücken, ist das kollektive Luftholen unter den Konoha-nins deutlich zu hören. Denn die markanten Hyuuga-Augen sind selbst aus einer Entfernung von mehreren Metern deutlich zu erkennen. . . . Kapitel 6: Scathing ------------------- Aber als die Augen der Kleinen in ihren Blickwinkel rücken, ist das kollektive Luftholen unter den Konoha-nins deutlich zu hören. Denn die markanten Hyuuga-Augen sind selbst aus einer Entfernung von mehreren Metern deutlich zu erkennen. Es ist eine ohrenbetäubende Stille, bis Hinata aufsieht und über die Schulter der Kleinen Narutos fassungslosen Blick begegnet. Sie schüttelt kaum merklich den Kopf und ihre Lippen formen ein stummes „Nein.“, aber es dauert einen langen Moment, bis das Rauschen in seinen Ohren überhaupt soweit nachlässt, dass er begreift, was sie ihm mitzuteilen versucht. Auch Sakura findet ausnahmsweise kein Vergnügen an dem Chaos, das sie gerade verursacht haben und tritt fluchend einen Schritt auf die erstarrten Konoha-nins zu, bevor sie mit einem Blick auf das kleine Mädchen, das sich schüchtern an Hinatas Schulter versteckt, mit gesenkter Stimme eine knappe Erklärung abgibt. „Sie ist nicht von Hinata.“ Tenten dreht ihren Kopf fassungslos zu Sakura. „Aber die Kleine-“ „Ist schon fast zwei.“ Und kann damit unmöglich Hinatas Tochter sein. Auch Sasuke richtet seine volle Aufmerksamkeit zurück auf seine ehemalige Teakameradin. „Aber wie-“ Sakuras Blick wandert für einen winzigen Moment in Hinatas Richtung. „Hinata war nicht die erste Hyuuga in ihrem Dorf.“ Erwartungsgemäß treibt diese unglaubliche Aussage auch das Clanoberhaupt der Hyuugas nach vorne. „Wie ist das möglich?!“ Hinata tritt einen Schritt von ihnen weg und die Blicke aller ihrer Freunde liegen auf ihr, als sie das Kleinkind in ihren Armen liebevoll zurück in den Schlaf wiegt, während Sakura die Frage des Clanoberhauptes selten diplomatisch zu beantworten versucht. „Ihre Mutter war wohl ein uneheliches Kind. Deren Mutter wiederum hat sie in einem kleinen Dorf aufgezogen, also verdankt sie ihr Bluterbe ihrem Vater. Wie es ihr Talent ist, hat Kori von ihr erfahren und sie“, Sakuras Lippen kräuseln sich voller Verachtung, „an sich genommen.“ „Wo ist sie jetzt? Ihre Mutter?“ Narutos Augen liegen immer noch auf Hinata und dem kleinen Mädchen, das sie so selbstverständlich auf dem Arm trägt, als wäre sie doch ihre eigene Tochter und sein Magen hat sich immer noch nicht von der bodenlosen Kellerfahrt erholt, die ihm der erste Blick in ihre kleinen Augen beschert hat. Sakura schürzt unentschlossen die Lippen und es ist nicht schwer zu kalkulieren, dass sie abschätzt, wie viel sie ihnen erzählen soll. „Sie ist bei Nias Geburt gestorben.“ „Und ihr Vater?“ Dieses Mal weicht sie dem Blick ihres besten Freundes klar aus. „Das ist eine etwas längere Geschichte.“ Aber dann fährt sie ohne ersichtlichen Grund zu Hinata herum und erst als ihr Blick zurück auf die junge Clanerbin fällt, erkennen die restlichen Konoha-nins, dass die prominenten Adern um Hinatas Augen erneut hervorgetreten sind und sich ihr Blick ein weiteres Mal in der Ferne verliert. Nachdem sie gefunden hat, was ihre Aufmerksamkeit erregt hat, wandert ihr Blick ruckartig zu Sakuras, bevor sie sich zu der fremden Kunoichi umdreht, die immer noch dicht bei ihr steht und das schlafende Kleinkind mit vorsichtigen, aber geübten Handgriffen zurück in ihre Arme legt. „Geht nach Konoha und wartet dort auf uns!“ Ihr Blick wandert abschätzend über die Konoha-nins, die erst langsam dazu aufschließen, dass sie nach jemandem sucht, der die Frauen und Kinder begleiten kann, um die Wachen dazu zu bringen sie ins Dorf zu lassen. Aber Tenten tritt nach vorne, bevor Hinata ihr Anliegen in Worte fassen kann. „Ich begleite euch.“ Hinata hält den Blick ihrer besten Freundin für einen Moment dankbar, bevor sie noch einmal an Soya wendet. „Geht.“ Die schwarzhaarige Kunoichi nickt und hält die schlafende Nia sicher auf einem Arm, während sie mit dem anderen die Hand ihres Neffen ergreift. Überraschend ist es Sasuke, der einen Schritt nach vorne tritt und den Kopf senkt, um der sichtlich überraschten Tenten leise etwas zuzuflüstern. Die talentierte Waffenexpertin nickt, bevor sie die Frauen und die Kinder Richtung Dorf zurückführt. Hinata hält währenddessen eine der anderen Frauen, die ihnen gefolgt sind, mit einer Handbewegung zurück. Allerdings senkt sie den Kopf so nah zu der zierlichen Frau, die ebenfalls an jeder Hand ein Kind hält, das niemand verstehen kann, was sie zu ihr sagt. Die Augen der jungen Frau weiten sich, beinahe panisch, während sie eine leise Antwort flüstert, aber Hinata nickt nur kurz angebunden und bedeutet ihrem Gegenüber mit einer Kopfbewegung den anderen zu folgen. Sakura wartet gerade, bis Tenten mit den Frauen und Kindern aus ihrem Blickfeld und damit auch aus ihrer direkten Hörweite verschwunden ist, bevor sie sich an Hinata wendet, eine Hand bereits wieder am Griff ihres Katanas. „Was ist los? Sag mir jetzt nicht, dass sie zurückkommen! So dumm kann doch nun wirklich niemand sein!“ Aber Hinata schüttelt den Kopf, ihren Blick erneut in die Ferne fokussiert. „Nein. Es ist die andere Richtung. Es sind Sota, Hana und die Kinder.“ Ihre Augen verengen sich minimal in kaum ersichtlicher Unzufriedenheit. „Und Kai.“ „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“ Naruto sieht von seiner besten Freundin, die einmal mehr von einer Minute auf die andere aufgebracht wirkt, zu der schweigsamen Clanerbin an ihrer Seite. „Was ist los?“ Hinata sieht zuerst zu Sakura, bevor sie zum ersten Mal, seit sie das kleine Mädchen auf den Arm genommen hat, wieder seinem Blick begegnet. „Wir waren nicht die ersten in ihrem Dorf, die nicht… freiwillig dort waren. Aber wir haben nur denen von unserem Plan erzählt, das Dorf zu verlassen, von denen wir zweifellos überzeugt waren, dass sie uns folgen würden. Wenn wir auch nur den leisesten Zweifel daran hatten, dass sie sich dafür entscheiden würden mit uns zu kommen, haben wir ihnen nichts erzählt. Wir konnten das Risiko nicht eingehen, verraten zu werden.“ Es passiert erneut ein stummer Blick zwischen den beiden Frauen, der wortlos kommuniziert, was das für sie bedeutet hätte. Sasuke tritt einen kalkulierten Schritt auf die beiden Frauen zu. „Wer sind sie?“ Sakura sieht unzufrieden an ihm vorbei in die Richtung, die Hinata angedeutet hat, auch wenn für ihre Augen immer noch nichts zu erkennen ist. „Hana ist eine der Frauen, die wir nicht gefragt haben, weil sie ihren Mann nicht verlassen hätte, auch wenn sie vielleicht das Dorf hätte verlassen wollen.“ „Und dieser Kai?“ Narutos Blick liegt weiterhin unablässig auf Hinata, aber es ist erneut Sakura, die ihm antwortet. „Er ist der Mann von Ria. Die Frau, die Hinata gerade zurückgehalten hat.“ Temari kalkuliert den Zusammenhang schnell. „Sie hat sich also entschieden ihn zu verlassen.“ „Und jetzt hat sie sich gerade entschieden ihn zurückzunehmen.“ Hinatas Mimik verrät in keinster Weise, wie sie dazu steht, aber die selbstbewusste Suna-nin verschränkt abschätzend die Arme. „Und ihr seid damit nicht einverstanden.“ Hinatas Augen sind weiterhin in die Ferne gerichtet. „Es ist nicht unsere Entscheidung. Wir haben nicht nach persönlicher Neigung entschieden, ob wir ihnen angeboten haben mit uns zu kommen oder nicht.“ Aber Sakura bringt ihren Standpunkt einmal mehr, ein wenig deutlicher auf den Punkt. „Wir halten nur nichts davon, sich einzureden in seine Entführer verliebt zu sein.“ Sasuke verengt die Augen, aber auch ihm bleibt keine Zeit, etwas zu dieser explosiven Aussage hinzuzufügen, denn in diesem Moment treten am anderen Ende der Lichtung, beinahe an derselben Stelle wo vor wenigen Minuten die Frauen und Kinder aufgetaucht sind, vier weitere Personen in ihr Blickfeld. Drei von ihnen gehören offenbar zusammen, die Frau trägt ein schlafendes Mädchen auf den Armen und der Mann an ihrer Seite hat schützend einen Arm um ihre Schulter gelegt. Aber Hinatas wachsame Augen wandern nur einen Moment über die Familie, bevor sie sich direkt auf den Mann richten, der sich ein wenig abseits hält. „Das ist nah genug.“ Sakura dreht immer noch den Griff ihres Katanas in der Hand, die perfekte Mischung aus scheinbarer Langeweile und stummer Warnung. „Was wollt ihr hier?“ Der Mann, der alleine hier ist, tritt noch einen Schritt nach vorne und zieht damit Hinatas ruhige Warnung auf sich. „Kai.“ Auch er richtet seinen Blick ausschließlich auf die Hyuuga. „Wir wollen bei unseren Familien sein.“ Es vergeht ein stiller Moment, der für die Konoha-nins erneut in passiver Unsicherheit vergeht, zweifelnd, ob es vorteilhaft oder verheerend wäre, wenn sie einschreiten würden, aber Hinata bricht die abschätzende Stille bereits. „Du versuchst besser nicht uns zu täuschen.“ „Nun, das wäre wirklich dumm nicht wahr?“ Aber er scheint doch zu wissen, dass ihn sein spottendes Grinsen nicht weiterbringen wird und verliert es gerade noch rechtzeitig. „Sag mir, was ich tun kann, um es dir zu beweisen.“ Hinata dreht den Kopf leicht zur Seite, sucht aber überraschend nicht Sakuras Blick, was Naruto den leisen Verdacht aufdrängt, dass sie sich noch auf etwas Anderes konzentriert. Sie überlässt es auch Sakura, ihr Urteil zu verkünden. „Wenn ihr uns hintergeht, wird es das letzte sein, was ihr je tut.“ Der dunkelhaarige Shinobi, den sie als Kai identifiziert haben, hebt abschätzend eine Augenbraue. „Ist das ein ja?“ Sakuras Mundwinkel zucken missbilligend, aber überraschend scheint ausgerechnet Hinata nicht gewillt, sich noch länger mit ihnen aufzuhalten. „Es ist ein meinetwegen.“ Damit wendet sie sich von ihnen ab, aber dieses Mal greift Naruto nach ihrem Arm und hält sie zurück. „Du traust ihnen?“ Hinata hält seinen Blick für einen Moment, aber dann wendet sie sich doch wieder von ihm ab. „Es mag euch im Moment schwer fallen das zu glauben, aber sie sind nicht alle gefühllose Monster.“ Sie will sich aus seinem Halt lösen, aber obwohl sie den Kopf noch ein wenig weiter zur Seite dreht kann sie dieses Mal das leichte Zucken in ihrer Mimik dieses Mal nicht vor ihm verbergen. „Was ist los?“ Ihre hellen Augen wandern zurück zu ihm und er hasst es, dass sie sichtlich abwägt, wie viel sie ihm anvertrauen soll. Aber bevor sie zu einer Entscheidung kommt, bebt der Boden unter ihnen und er erhält zumindest einen Teil seiner Antwort. Dieses Mal greift auch Sasuke nach dem Katana an seinem Gürtel, sichtlich am Ende seiner Geduld. „Was war das?“ Hinata reibt ihre Fingerspitzen über ihre Schläfen, als würde ihr das bloße Gespräch Kopfschmerzen verursachen. „Unser Verfolgungstrupp ist auf den Minenteppich gestoßen, den ihr Zielobjekt hinterlassen hat. Das eben war eine gezielte Explosion, die Neji ausgelöst hat, um sie da wieder rauszumanövrieren.“ Ino öffnet fassungslos den Mund, während Hiashi ebenfalls sein Bluterbe aktiviert, um die Aussage seiner Tochter zu überprüfen. „Keine Sorge, es geht ihnen gut. Sie werden spätestens in einer Stunde wieder Zuhause sein.“ Kai tritt einen Schritt nach vorne und zieht damit Sakuras missbilligenden Blick auf sich. „Ihr habt sie Kori und den anderen nachlaufen lassen?“ Sakura kräuselt genervt die Nase, lässt sich aber trotzdem zu einer Antwort herab. „Ihnen zu sagen, dass es sinnlos ist ihnen nachzulaufen, wäre ungefähr genauso sinnlos gewesen, wie das Unterfangen an sich.“ Hinata fährt sich mit den Fingern über den Oberarm, genau an der Stelle, wo Sakura vor noch nicht einmal zwei Stunden ein Loch in den Ärmel geschnitten hat, mit der Absicht die Schnittwunde der jungen Clanerbin zu heilen. Kais Blick folgt ihrer unbewussten Bewegung und bevor jemand ganz registriert hat, dass er sich bewegt hat, steht er schon neben Hinata und greift unsanft nach ihrem Arm. Narutos Augen blitzen warnend, aber da bewegt Hinata sich bereits. Es ist ein grandioses Schauspiel, das sich in Millisekunden abspielt, als die zierliche Hyuuga nach Kais Arm greift und ihn soweit auf seinen Rücken dreht, dass sein Schultergelenk knackend ausgerenkt wird und den Mann, der sie leicht um einen Kopf und dreißig Kilo überragt, auf die Knie zwingt, während sie ihm auch den anderen Arm auf den Rücken bindet. Beinahe ebenso beeindruckend ist es, dass seine Knie noch nicht ganz auf den Boden gesunken sind, als er auch schon Sakuras Klinge am Hals hat, das immer noch warnend blutverschmiert ist. Aber es ist die Stimme der Haruno, die wirklich mörderisch klingt. „Das waren jetzt genau fünf Minuten, in denen ich dich mal nicht töten wollte!“ Allerdings zeigt sich der fremde Shinobi nicht besonders beeindruckt von der Tatsache, dass die beiden Frauen ihn beinahe spielend überwältigt haben. „Ihr habt Sharaida getötet?! Habt ihr in den letzten 24 Stunden gänzlich den Verstand verloren?“ Sakura dreht ihr Katana drohend, wenn auch kontrolliert über seinen Kehlkopf, bis ein schmales Blutgerinnsel über die breite Klinge rinnt. „Was wir machen und wen wir töten oder nicht, geht dich von heute an nicht mehr das Geringste an!“ Sie ignoriert, dass Sasuke in ihrem Rücken an sie herantritt und hält Kais Blick abschätzend. Wie erwartet, missachtet der dunkelhaarige Shinobi ihre Warnung und sieht ungeachtet des Katanas an seiner Kehle über seine Schulter zu Hinata. „Selbst wenn ihr die Wirkung des Siegels aufgehoben habt, würde es dadurch nicht verschwinden. Was habt ihr gemacht, es euch selber aus der Haut geschnitten?“ Narutos Blick wandert ruckartig von Sakura und Kai zu Hinata, aber die Miene der hübschen Clanerbin verrät nicht die geringste Regung. Sakura dagegen knurrt ihre Antwort bissig durch zusammengebissene Zähne, sichtlich am Rande ihrer Beherrschung. „Du lernst besser schnell, deine Hände und deine unerwünschten Kommentare und Meinungen für dich zu behalten, bevor ich mich entscheide das altbewährte Sprichwort, alle guten Dinge sind drei, auch auf tote, selbstverliebte Mistkerle auszuweiten.“ Sie steckt ihr Katana wieder ein und als Hinata ihn loslässt, greift sie gröber als nötig nach Kais Schulter und renkt sie mit einem lauten Kacken und einer letzten Drohung wieder ein. „Das nächste Mal, wenn du auch nur die Hand nach ihr ausstreckst, verlierst du sie!“ Tsunade öffnet den Mund zweimal, bevor sie ihre Fassungslosigkeit Großteils abschüttelt und sich darauf besinnt, dass an sich immer noch sie das Sagen hier hat. „Shikamaru und Temari, folgt Tenten und begleitet unsere Gäste zu ihren Unterkünften. Und wenn ihr schon dabei seid, schickt ein paar Wachen in die Richtung.“ Sie richtet ihren Blick überraschend auf Sasuke. „Solange es dir nichts ausmacht.“ Sakuras Blick wandert überrascht zu ihrem ehemaligen Teamkameraden und begegnet direkt seinen pechschwarzen Augen. Aber der Clanerbe nickt nur nichtssagend und hält ihren Blick gewohnt regungslos, während Sakura misstrauisch die Stirn runzelt. Sie fixiert ihren ehemaligen Teamkameraden für einen Moment abschätzend, während Temari und Shikamaru Kai und die anderen drei Nachzügler Richtung Konoha fortbringen, bevor sie beschließt, dass sie die Antwort lieber von ihm hören will, auch wenn Hinata sie ihr ebenso gut geben könnte. „Wo hast du Tenten die Frauen und Kinder hinbringen lassen?“ Sasuke begegnet ihrem Blick gewohnt ausdruckslos und im ersten Moment ist sie sich sicher, dass er ihr nicht antworten wird. „Ins Uchiha-Viertel.“ Trotz der Tatsache, dass sie in den letzten Jahren ein Meister darin geworden ist ihre Gefühle zu verbergen, blitzt ihre maßlose Überraschung über diese Offenbarung für einen Moment sichtbar in ihren Augen auf. „Du hast das Uchiha-Viertel wieder aufbauen lassen?“ Er nickt wortlos und während Sakura noch erwägt ihr Gespräch fortzuführen, offenbart sich, dass die Geduld ihrer Hokage nach all den sich überschlagenden Ereignissen der letzten Stunde ebenfalls ihr Ende erreicht hat. „Ich wollte das so eigentlich nicht machen.“ Ihr Blick wandert von Sakura zu Hinata und zurück. „Aber nach all dem, brauche ich ein paar Antworten.“ Sakura streckt mit einem zynischen Schmunzeln die Arme zur Seite aus. „Wo hättest du denn gerne, dass wir mit diesen Antworten anfangen?“ „Von was von einem Siegel hat dieser Kai gerade gesprochen?“ Sakuras Blick wandert unzufrieden zu Hinata, bevor sie seufzend zu einer Antwort ansetzt. „Es war ein Siegel, das jedem Gefangenen des Dorfes eingebrannt wurde, um uns zu kontrollieren.“ Ihr Blick huscht für einen Moment über Sasuke. „Am ehesten vergleichbar mit einer netten Mischung aus dem Siegel des Hyuuga-Clans und dem Mal.“ Der seltene Gefühlsausbruch des Uchihas ist ein drohendes Zischen, das mit dem augenblicklichen roten Funkeln seiner Augen begleitet wird. „Nein!“ Hinata tritt ruhig einen Schritt nach vorne. „Orochimaru und Kori kannten sich-“ Tsunade öffnet den Mund, um dieser Aussage ihren eigenen Standpunkt hinzuzufügen, aber Sakura schüttelt den Kopf. „Ja und sie sind sich definitiv auch noch einmal begegnet, nachdem sie beide Konoha verlassen haben. Wir wissen nur nicht genau, wer dem anderen diese kranke Idee weitergegeben hat oder ob ihre gestörten Geister diesen Wahnsinn gemeinsam ausgeheckt haben.“ Während Naruto und Sasuke angemessen fassungslos angesichts dieser Offenbarung verharren, scheint Ino ihrem Gespräch schon länger nicht mehr ganz folgen zu können und die schlagfertige Yamanaka wirkt selten hilflos, während sie sich unschlüssig im Hintergrund hält. Hiashis Blick ruht währenddessen unablässig auf seiner ältesten Tochter, allerdings sieht er sie an, als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. Tsunade reibt sich die Schläfen und bereut schon, dass sie diese Schlangengrube heute noch aufgemacht hat. „Und dieses Siegel war an den Schutzgeist gebunden?“ Hinata nickt, immer noch vollkommen ruhig, trotz der erneuten Auseinandersetzung, aber wenn man genau hinsieht, sieht man das erschöpfte Flimmern in ihren hellen Pupillen, die immer noch der konstanten Anspannung ihres aktivierten Bluterbes ausgesetzt sind. „Sharaida, ja.“ „Deshalb habt ihr sie also nicht umgebracht.“ Die ruhige Aussage ihrer ehemaligen Sensei, veranlasst Sakura zu einem verächtlichen Schnauben. „Wir haben sie definitiv nicht aus reiner Herzensgüte laufen lassen.“ Aber die Kage kombiniert ruhig weiter. „Sie hätten das Siegel durch den Schutzgeist fernzünden können-“ „Ja und wir waren nicht in der Stimmung uns unser Gehirn weichkochen zu lassen.“ Sakura wischt sich genervt eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „War es das jetzt für heute mit der Fragestunde?“ Ihre ehemalige Lehrmeisterin nickt beschwichtigend. „Es ist spät. Ihr solltet euch ausruhen-“ Aber dann scheint der Hokage aufzugehen, dass die Unterbringung der beiden Frauen vermutlich noch ein wenig komplizierter ist, als die ihrer überraschenden Begleiter. Sakura folgt dem Gedankensprung ihrer ehemaligen Sensei problemlos und verschränkt gewohnt unnachgiebig die Arme. „Wir trennen uns nicht!“ Das scheint das Stichwort zu sein auf das Hiashi, der das ganze Geschehen überraschend ruhig observiert hat, gewartet hat. „Im Hyuuga-Anwesen werden sie sicher sein.“ Dieses Mal kommt das verächtliche Schnauben aus Narutos Richtung. „So sicher, wie sie dort vor zwei Jahren war?“ „Das reicht jetzt!“ Tsunade verschränkt drohend die Arme vor der Brust und wandert gleichzeitig mit ihren Augen über die Anwesenden. „Ich werde die beiden vorübergehend unter Schutz stellen-“ „Du willst was?!“ Aber die Hokage übergeht auch den gereizten Einwand ihrer ehemaligen Schülerin ungerührt. „Ich will, dass ihr jetzt alle nach Hause geht. Außer Naruto, Sasuke, Hinata und Sakura. Ihr begleitet mich in mein Büro.“ Murrend, aber ohne wirklich eine Wahl zu haben, fügen sich die Anwesenden dem Befehl ihrer Kage. Ino umarmt zuerst Sakura und dann auch Hinata fest und flüstert ihrer besten Freundin noch etwas zu, woraufhin Sakura nur mit den Augen rollt. Hiashi verharrt noch einen Moment auf der Lichtung, den Blick auf seine älteste Tochter gerichtet. Es spricht für das angespannte Verhältnis der beiden, dass keiner von ihnen wirklich zu wissen scheint, wie er mit der Anwesenheit des anderen umgehen soll und schließlich verschwindet das Clanoberhaupt wortlos. . . . - Kurz darauf in Tsunades Büro - Zurück in ihrem Büro sinkt die Hokage erschöpft in ihren Stuhl, bevor sie ihren Blick auf die beiden Frauen fokussiert, deren Rückkehr zwar nicht nur für sie die Welt bedeutet, die aber gleichzeitig schon nach wenigen Stunden jede Menge Chaos hinterlassen hat. „Wollt ihr mir das jetzt bitte in Ruhe erklären?“ Sakura lässt sich kopfschüttelnd in einen der Stühle fallen. „Da gibt es nicht viel zu erklären: Wir konnten sie nicht dort lassen.“ Hinata dagegen bleibt stehen und die Adern um ihre Augen sind immer noch deutlich zu sehen. „Wie bei uns, gibt es zwei Gruppen von Menschen in diesem Dorf: Shinobi und Zivilisten. Die meisten der Frauen, die uns begleitet haben, gehören letzteren an und verfügen über keinerlei besondere Fähigkeiten. Die Männer haben sie schlichtweg auf ihren Beutezügen aufgegriffen, weil sie… Gefallen an ihnen gefunden haben.“ Es ist eine an dem heutigen Tag seltene Gefühlsregung, in der sich die Oberlippe der hübschen Clanerbin kräuselt und damit ihre Verachtung verrät. „Natürlich erwarten sie auch von den Shinobis irgendwann Nachwuchs und die Verbindungen werden oft geplant wie Geschäftsabkommen. Aber die Familienplanung soll zumindest bei den Frauen möglichst lange warten.“ Sakuras Unwille steht wesentlich deutlicher in ihren schönen Gesichtszügen. „Sie haben es geschickt angestellt. Zuerst haben wir es für eine unerwartete Großzügigkeit gehalten, dass sie uns erlaubt haben, Zeit mit den Frauen und Kindern zu verbringen. In Wirklichkeit war es ein ziemlich raffinierter Plan.“ Tsunade lehnt sich ein Stück weit nach vorne und verschränkt ihre Hände vor ihrem Kinn. „Sie haben sie benutzt, um euch an sie zu binden.“ Sakura nickt grimmig. „Aber bis wir das durchschaut haben, war es längst zu spät. Wir haben sie ins Herz geschlossen und wir hätten sie nie zurückgelassen.“ „Du weißt, dass ich den Vorwurf einer Entführung trotzdem nicht einfach so ignorieren kann.“ „Bis auf zwei Kinder, sind sie alle mit einem Elternteil hier, das beschlossen hat, den anderen zu verlassen. Das geht niemanden sonst etwas an.“ Sakura hebt herausfordernd das Kinn, aber Tsunade bleibt ruhig. „Und die anderen beiden Kinder?“ „Takeru ist mit seiner Tante hier und Nia-“ „Gehört zu mir.“ Hinatas Unterbrechung kommt gewohnt ruhig, aber auch mit einer versteckten Unnachgiebigkeit. Die Hokage richtet ihren Blick abschätzend auf die junge Clanerbin und sieht bewusst nicht zu dem blonden Shinobi, der sich immer noch direkt an Hinatas Seite hält. „Was ist mit Nias Vater?“ „Er hat mir die Aufsicht für sie übertragen.“ „Weiß er, dass sie mit dir hier ist?“ „Ich bin sicher, mittlerweile hat er es erfahren.“ Sakura springt ein, gerade als ihre ehemalige Sensei erneut den Mund öffnet. „Du musst sie nicht aufnehmen. Ich kann verstehen, wenn dir das zu riskant ist, aber wir haben geschworen sie zu beschützen. Wenn sie diesen Schutz hier nicht bekommen können, werden wir sie nach Suna begleiten.“ „Ist das eine Drohung?“ Aber es ist Hinatas ruhige Stimme, die dazwischen fährt, bevor das Tauziehen zwischen Sensei und Schülerin eskaliert. „Nein, eine Feststellung. Ohne unseren Schutz sind sie alle zum Tode verurteilt.“ Die Godaime lehnt sich für einen Moment zurück und mustert die vier Shinobi in ihrem Büro stumm, bevor sie ihre Entscheidung verkündet. „Ihr werdet heute Nacht bei Naruto und Sasuke bleiben – das ist ein Befehl, Sakura!“ Doch statt direkt zu widersprechen, dreht die rosahaarige Medic-nin ihren Kopf zu ihren ehemaligen Teamkameraden und hebt skeptisch eine Augenbraue. „Ihr wohnt zusammen? Und das habt ihr bis jetzt beide überlebt?“ Naruto ringt sich ein Grinsen ab, das trotz seiner besten Bemühungen müde wirkt und Tsunade erhebt sich aus ihrem Stuhl, um die Vier mit einer letzten Anweisung zu entlassen. „Ihr werdet euch morgen unter meiner Aufsicht einem ausführlichen Gesundheitstest unterziehen, verstanden?“ Sakura steht ebenfalls auf und deutet einen spottenden Salut an. „Aber sicher doch.“ Als die Tür hinter den Vieren zufällt, sinkt die Hokage müde zurück in ihren Stuhl, allerdings dauert es nicht lange, bis sich die Tür zu ihrem Büro wieder öffnet und die Sanin hebt skeptisch eine Augenbraue, als Shizune die eindeutige Flasche in ihrer Hand anhebt. „Du bringst mir meinen Sake? Was ist das? Die Ankündigung des Weltuntergangs?“ Shizune stellt zwei Becher auf dem breiten Schreibtisch ab und füllt sie großzügig, bevor sie einen davon der misstrauischen Hokage reicht. „Dass wir die beiden wiederhaben, ist ein Grund zum Feiern.“ Tsunade nickt, aber als sie ihren Becher gelehrt hat, wandert ihr Blick aus dem Fenster, vor dem sich gerade die Nacht über ihr Dorf verhängt. Irgendetwas sagt ihr, dass Hinatas und Sakuras unerwartete Rückkehr gerade erst der Anfang ist. • - Wenige Minuten später in Sasukes und Narutos Wohnung - Es spricht stumm davon, wie sehr dieser Tag an jedem von ihnen gezerrt hat, dass keiner von ihnen auf dem Weg in die relativ zentral gelegene Wohnung der beiden Männer ein Wort verliert. Vor der Wohnungstür stehen zwei große Tüten, aber als Hinata wachsam ihr Bluterbe aktivieren will, hält Sakura sie mit einer abwinkenden Handbewegung davon ab. „Ino hat gesagt, sie würde uns ein paar Sachen zum Anziehen vorbeibringen.“ Sie greift nach den Tüten und Naruto sperrt die Haustür auf und lässt die beiden Frauen zuerst in den breiten Flur treten. „Wir haben ein ziemlich großes Gästezimmer, aber ich kann auch auf der Couch schlafen und eine von euch kann mein Zimmer haben.“ Aber Sakura winkt sein Angebot ab. „Wir würden uns sowieso nicht trennen, also behalte dein Zimmer.“ Es ist keine gute Art von Anspannung, die in der erneuten Stille zwischen ihnen liegt, aber schließlich tritt Naruto einen Schritt nach vorne und schlingt noch einmal einen Arm um die beiden Frauen. Unter all der Verwirrung und den beängstigenden Fragen, die ihm die Ereignisse der letzten Stunden aufgedrängt haben, spürt er dennoch die sengende Erleichterung darüber, sie endlich gefunden zu haben. „Es ist so schön, dass ihr wieder da seid!“ Sakura begegnet über die Schulter ihres besten Freundes dem dunklen Blick ihres anderen Teamkameraden aus Genin-Zeiten, aber sie senkt ihren Blick schnell, als sie bemerkt wie genau der dunkelhaarige Clanerbe sie zu mustern scheint. Sie drückt Naruto kurz an sich, bevor sie sich von ihm löst. Der blonde Shinobi tritt einen Schritt zurück und für einen Moment streifen seine Finger Hinatas und er muss der Versuchung widerstehen sie zu ergreifen und festzuhalten. Aber er lässt sie los und die beiden Frauen verschwinden mit einem letzten Blick und einer verabschiedenden Handbewegung in der Dunkelheit des Gästezimmers. Statt seinem Zimmer, strebt Naruto jedoch die Küche an und zieht eine offene Sakeflasche aus dem Schrank. „Dobe-“ Der Blondschopf wirft seinem besten Freund über die Schultern einen warnenden Blick zu, während er seinen Becher großzügig füllt. „Spucks einfach aus, Teme. Ich habe heute keinen Nerv mehr für Spielchen.“ Sasuke fährt sich seufzend durch die Haare, selten zögerlich, wie er seine Frage aussprechen soll. „Es ist nur- dein Gesichtsausdruck als Hinata die Kleine auf den Arm genommen hat…“ Naruto schließt seufzend die Augen und seine Emotionen zeichnen klare Linien in seine Gesichtszüge. „Ja.“ „Ich weiß, ihr wart damals zusammen, also hätte es sein können-“ „Ja.“ Er schluckt hart. „Es war nur ein Mal, aber es hat trotzdem die Chance bestanden, dass es… dass sie ein Kind von mir bekommen und ich es bis heute nicht gewusst hätte.“ • - Währenddessen zwei Zimmer weiter - Das Wasser der Dusche hat zumindest die äußerlichen Spuren des heutigen Tages fortgewaschen, auch wenn sie längst gelernt haben, dass sich alles andere nicht so leicht auslöschen lässt. Deshalb bricht Sakura die Stille erst nach einer ganzen Weile, als sie nebeneinander unter die Decke des breiten Bettes gekrochen sind. „Denkst du es war ein Fehler? Sie nicht zu töten?“ „Ja.“ Hinata ergreift bestärkend ihre Hand. „Aber wir hätten es nicht überlebt, wenn wir es getan hätten.“ „Das-“ „Ich meine das nicht wörtlich, Sakura.“ Dieses Mal folgt sie dem Gedankengang der Hyuuga und schließt erschöpft die Augen. „Saku?“ „Mhm?“ Sie sieht auf und als sie die tiefen Emotionen in Hinatas hellem Blick erkennt, stockt ihr nächster Atemzug hart in ihrem Brustkorb. „Es ist Zeit.“ Als hätte ihr Körper nur darauf gewartet endlich diese Worte zu hören, fällt die erste Träne über die Wimpern der Haruno und wenige Sekunde später versteckt sie ihren unermesslichen Kummer über den erneuten Verlust ihres Vaters an Hinatas Schulter und verliert sich in ihrer schützenden Umarmung in ihrem endlosen Schmerz. . . . Kapitel 7: Empathic ------------------- - Am selben Abend in Temaris und Shikamarus Wohnung - Temari wirft ihre Haustür seufzend ins Schloss und wirft einen misstrauischen Blick auf ihren gewohnt schweigsamen Freund. „Willst du mir jetzt endlich sagen, was dir durch den Kopf geht?“ Aber alles was sie für ihre Frage erntet ist ein nachdenklicher Blick von dem genialen Strategen, woraufhin die meinungsstarke Suna-nin kaum verborgen die Augen rollt, als sie an ihm vorbei in die Küche tritt, um noch eine Tasse Tee aufzusetzen. Doch als sie sich umdreht und Shikamaru kniend vor sich auf dem Fliesenboden vorfindet, stolpert sie keuchend zurück gegen die Anrichte. „Was-“ Sie sieht den Ring in seiner Hand, aber scheinbar hat die Überraschung irgendeine Reizübertragung in ihrem Gehirn lahmgelegt. „Heirate mich, Temari!“ „Ich- ich“, die talentierte ANBU schließt für einen Moment überfordert die Augen, bevor ihre Synapsen ihren Dienst endlich wiederaufnehmen und sie tatsächlich eine zusammenhängende Gegenfrage formulieren lassen. „Warum jetzt?“ Der geniale Stratege erscheint in keinster Weise beeindruckt oder verunsichert von ihrem Zögern, jede andere Reaktion ihrerseits hätte ihn viel mehr überrascht. „Ich hätte dich schon vor einem Jahr gefragt, aber irgendwie erschien es mir nicht richtig so… glücklich zu sein, während Hinatas und Sakuras Schicksal immer noch ungeklärt war.“ Die schöne Schwester des Kazekagen runzelt jedoch sichtlich skeptisch die Stirn. „Und jetzt hast du gleich heute die Chance ergriffen?“ Er hört das gut versteckte Misstrauen in ihrer Stimme und verbirgt ein amüsiertes Schmunzeln. Sie wäre nicht die starrsinnige Frau, in die er sich vor all den Jahren verliebt hat, wenn sie sich nicht sogar bei einem Heiratsantrag noch quer stellen würde. „Nein, aber mir ist klar geworden, dass unser Leben zu kurz ist, um es mit Zögern zu verschwenden.“ Aber er erkennt auch die gut verborgene Unsicherheit in ihrer Miene und erhebt sich aus seiner knienden Position, um vertraut nach ihren Händen zu greifen. „Ich bin ein ziemlich geduldiger Mensch, Temari. Ich kann warten, wenn du noch nicht so weit bist.“ Die geborene Suna-nin sucht ohne jede Scheu seinen Blick. „Ich bin so weit. Und das weißt du, sonst hättest du mich nicht heute gefragt. Ich sage ja, Shikamaru, aber ich will, dass du mir sagst, was du mir außerdem noch verheimlichst.“ Sie kennt ihn ebenso gut wie er sie und der chronisch gelangweilte Shinobi streicht ihr sanft eine wilde Haarsträhne aus der Stirn. „Ich verheimliche dir nichts. Ich dachte mir nur, es würde dir leichter fallen einen Schritt nach dem anderen zu machen.“ Aber Temari entzieht sich ihm und verschränkt lediglich unnachgiebig die Arme. Also gibt er mit einem kapitulierenden Seufzen sein nächstes Geheimnis preis. „Ich will Kinder, Temari.“ „…“ „Willst du vielleicht irgendetwas dazu sagen“, will er schließlich gewohnt genervt wissen, nachdem sie ihm überraschend nicht augenblicklich lautstark ihre Meinung an den Kopf wirft und provoziert damit eine erwartungsgemäß spöttische Reaktion. „Was? Ich warte immer noch auf die Pointe. Dachtest du, das wusste ich nicht? Du bist ein elender Faulpelz, aber Kinder vergötterst du geradezu.“ Der Nara beweist sein gelassenes Kalkül, indem er sich mehrere Minuten Zeit nimmt, um sie lediglich stumm zu mustern und in ihrer verschlossenen Körperhaltung auch all das zu lesen, was sie nicht in Worte fasst. Der Schluss, zu dem er schließlich kommt, scheint ihn bei all seiner Genialität zu überraschen, denn er runzelt skeptisch die Stirn. „Du willst mir also sagen, dass es dir nichts ausmachen würde die ANBU aufzugeben?“ Temari zuckt selten gelassen mit den Schultern, weicht seinem Blick jedoch nicht aus. „Ich bin gut in dem was ich tue. Das bedeutet aber nicht, dass Versager und Verräter abzuschlachten mein alleiniger Lebensinhalt ist. Ich könnte wieder Vollzeit in der Akademie arbeiten. Außerdem habe ich mir überlegt, dass ich vielleicht gerne mal auch ein Genin-Team trainieren würde. Ich mag Kinder, Shikamaru. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich als Mutter anstellen würde, denn mein einziges wirkliches Vorbild für diese Rolle hat mich zu früh verlassen, als dass ich etwas von ihr hätte lernen können.“ Ihr klarer Blick nimmt eine selten emotionale Färbung an. „Das heißt aber nicht, dass ich es nicht gerne versuchen würde.“ Sie keucht überrascht, als ihr Freund schlagartig vor ihr auftaucht, ihr Gesicht selten dominant in seine Hände nimmt und sie stürmisch gegen seine Lippen reißt. Temari stolpert zurück gegen die Küchenanrichte und krallt ihre Finger ein wenig überfordert in den Stoff seines Oberteils, während sie seine leidenschaftliche Berührung seufzend erwidert. Ihr Atem geht hörbar schneller, als er sich von ihr löst und sie versucht es mit gewohntem Spott zu kaschieren. „Deshalb will ich aber noch lange nicht jetzt sofort damit anfangen.“ Das verschlagene Grinsen auf den Lippen ihres Freundes veranlasst sie zu einem Augenrollen, während er ihr ungeniert ihr Top vom Körper streift. „Das ist schon in Ordnung. Übung soll ja bekanntlich den Meister machen.“ . . . - Währenddessen in Tentens Wohnung - Tenten folgt den abrupten Bewegungen ihres Freundes gedankenverloren, während er grummelnd vor der Fensterwand ihres Schlafzimmers auf- und abwandert. Es fühlt sich an, als würde ihr Verstand gerade erst anfangen, die unfassbaren Ereignisse dieses Tages zu verarbeiten. Während sie abwesend auf Nejis Rücken starrt, verliert sie sich für einen Moment in ihren Erinnerungen an die letzten beiden Jahre. Daran wie kompliziert ihre Beziehung zu Beginn gewesen ist und wie simpel im selben Atemzug. Zuerst ging es um Trost. Sich aneinander festzuhalten, um sich nicht in ihrem Kummer und ihrer Verzweiflung zu verlieren, hat ihnen beiden geholfen. Dann kam der Tag an dem sich Hinatas und Sakuras Verschwinden zum ersten Mal gejährt hat. Der Tag, an dem auch Hiashi Hyuuga die Suche nach seiner ältesten Tochter eingestellt hat. Tenten starrt die Flasche Sake auf ihrem Tisch gedankenverloren an und erwägt, ob es besser wäre diesen drückenden Schmerz in ihrem Brustkorb in dem Reiswein zu ertränken oder ob sie das vielleicht doch besser sein lassen sollte. Aber dann erinnert sie sich an die Trauerfeier, die sie vor einer halben Stunde verlassen hat und daran, dass neben Naruto, der sich geweigert hat zurückzukommen, noch jemand durch Abwesenheit aufgefallen ist. Obwohl sie ihn überall gesucht hat, hat sie ihn nirgendwo gefunden. Der Gedanke lässt sie schließlich doch nach der Flasche greifen, aber schon nach dem ersten Schluck verflucht sie den Alkohol schon für seine verzögerte Wirkung und steht unruhig auf. In dem Wissen, dass sie es nicht erträgt noch einen Moment länger hier zu sitzen und in ihrem Kummer und ihrer Einsamkeit zu ertrinken, greift sie nach ihrer Jacke und reißt ihre Haustür auf. Aber der Anblick ihres Teamkameraden, wie er klitschnass im strömenden Regen steht, lässt sie fassungslos innehalten. „Neji.“ Der Regen macht es unmöglich es mit Gewissheit zu sagen, aber für einen Moment ist sie sich sicher, dass er weint. Sie zögert nicht. Sie tritt hinaus in den Regen zu ihm und schlingt beide Arme um seinen Hals, bis ihre Füße nur noch mit ihren Zehenspitzen den Boden berühren. „Ich liebe dich.“ Es ist sein leises Geständnis nach all der Zeit, das sie den Rest ihrer Beherrschung kostet und sie erstickt ihr leises Schluchzen an seiner Schulter, während er die Arme um ihre Hüfte schlingt und sie zurück in ihre Wohnung trägt. „Ich liebe dich auch.“ Die Gewissheit, dass sie zumindest einander geblieben sind, ist das einzige, was sie an diesem Tag nicht den Verstand verlieren lässt. Ihr Blick fokussiert sich wieder auf die Gegenwart und sie schmunzelt liebevoll darüber, wie ihr Freund in seiner schlecht verborgenen Sorge immer noch die Ambition zeigt ihren Teppich aufzuarbeiten. Er hat sein Bluterbe deaktiviert, nachdem sie ihm an den Kopf geworfen hat, dass es mehr unheimlich als fürsorglich ist, wenn er Sasukes und Narutos Wohnung auf diese Art überwacht, aber er verweilt weiterhin vor ihrem Fenster, als könnte er trotzdem alles im Blick behalten. „Neji, bei Sasuke und Naruto sind sie für heute Nacht sicher.“ „Tse.“ Die hübsche Kunoichi rollt hinter seinem Rücken gutmütig mit den Augen, während ihr aufgebrachter Freund stur an ihrer Fensterfront verweilt. „Was hast du vor? Die ganze Nacht aus dem Fenster zu stieren, um sie zu bewachen?“ „…“ Tenten unterdrückt ein gereiztes Stöhnen und wirft einen hilfesuchenden Blick an ihre Decke, als könne dort die Antwort gegen seinen übersinnigen Starrsinn zu finden sein. „Jetzt komm endlich ins Bett, du störrischer Idiot!“ Aber nicht einmal auf ihre unverfrorene Beleidigung hin dreht er auch nur den Kopf zu ihr und statt sich weiter über ihn zu ärgern, kommt der talentierten Waffenexpertin eine gerissene Idee, die ihr ein selten verschlagenes Grinsen auf die Lippen treibt. Sie wird ihm helfen, wenn er glaubt, er könnte sie einfach so ignorieren. Die junge ANBU greift lautlos nach dem Saum ihres Oberteils... Es zeugt davon, wie sehr sein Fokus auf etwas vollkommen Anderem liegt, dass er dem leisen Rascheln ihrer Kleidung nicht im Mindesten Beachtung schenkt. „Neji.“ Die Art wie sie dieses Mal seinen Namen sagt, sichert ihr seine Aufmerksamkeit. Und sobald er den Kopf zu ihr dreht, hat sie ihn. Seine Augen fahren haltlos über ihren entblößten Körper und die schöne Kunoichi kann sich eines kleinen Schmunzelns nicht verwehren, als sie sieht wie er sein Bluterbe aktiviert. Doch ihr Amüsement stirbt mit einem stimmlosen Keuchen in der Sekunde, in der er verschwindet und blitzschnell wieder vor ihr auftaucht. Er fährt mit einer Hand in ihre langen Haare und reißt ihren Kopf beinahe grob in den Nacken. „Du hättest mich nicht reizen sollen.“, knurrt er leise, während er mit seiner anderen Hand neckend über ihre nackte Seite fährt. „Du hast Recht“, keucht sie atemlos. „Das kommt wirklich als Überraschung, wo du doch sonst immer so sanft und zurückhaltend bist.“ Er stößt sie kontrolliert zurück und sie lässt sich vertrauensvoll auf die weiche Matratze fallen, während er sich beinahe hektisch seiner Kleidung entledigt. Es dauert nur wenige Sekunden, bis er über ihr kniet und sie in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt. „Du wirst mich noch einmal in den Wahnsinn treiben!“ Die talentierte Kunoichi schmunzelt zufrieden in seinen Armen und zieht ihn noch ein wenig weiter zu sich herunter. „Ich dachte, deshalb liebst du mich.“ „Das ist einer von vielen Gründen“, räumt er selten liebevoll ein, bevor er seine Lippen erneut auf ihre senkt. . . . - In derselben Nacht in Narutos und Sasukes Wohnung - Es ist schon beinahe 3.00 Uhr und er hat noch keine Minute geschlafen. Statt erleichtert und zum ersten Mal seit zwei Jahren durchzuschlafen, lässt ihn die Angst nicht los, dass sich der ganze Tag als grausame Sinnestäuschung herausstellen wird, sobald er nur einen Moment zu lange die Augen schließt. Aber als er spürt, wie sich ihr Chakra von ihrem Zimmer in die Küche verlagert, kann er nicht anders, als ihr in den Raum zu folgen, den er und Sasuke in dem letzten Jahr, seit sie in die Wohnung gezogen sind, kaum jemals benutzt haben. Nicht, dass sie sich allgemein besonders viel in ihrem Heimatdorf aufgehalten haben. Während er den Flur überquert, legt er sich seine Worte sorgfältig zurecht, doch als sein Blick auf sie fällt, verharrt er augenblicklich im Türrahmen. „Naruto.“ Sie spricht seinen Namen schon aus, bevor sie sich zu ihm umdreht, aber seine leise Erwiderung klingt verdächtig rau. „Hinata.“ Der Blondschopf fährt sich in einer alten Angewohnheit durch die Haare, die nach dem ganzen Herumwälzen, mit dem er statt erholsamen Schlaf seine letzten Stunden verbracht hat, noch ein wenig wilder aussehen, als sonst. „Du siehst-“ Er scheint offensichtlich nicht zu wissen, wie er diesen verfänglichen Satz beenden soll, aber die junge Clanerbin nimmt es mit ihrer gewohnten Gutmütigkeit hin, die ihr trotz allem erhalten geblieben zu sein scheint. „Müde aus?“ Sie ist sich dieser Schwäche durchaus bewusst, aber sie kann sich trotzdem nicht dazu bringen, das verräterische Gefühl der Erschöpfung aus ihren Zügen zu verbannen. Nicht ihm gegenüber. Sie greift nach dem Wasserglas, das sie auf der Anrichte abgestellt hat, aber seine ruhige Antwort lässt sie innehalten. „Nein, das meinte ich nicht.“ Während er spricht, fährt sein Blick langsam über ihren Körper und die schöne Clanerbin spürt unter seiner eingehenden Musterung eine Hitze in sich aufsteigen, die sie seit zwei Jahren nicht mehr so empfunden hat. Sie weiß, es sind nicht die zahlreichen Narben, die ihre blasse Haut an mehreren Stellen entstellen, die seinen Blick fesseln. Außerdem schämt sie sich dafür nicht. Sie hat noch nie viel darum gegeben makellos zu sein, auch wenn es ihr ganzes Leben lang von ihr erwartet wurde. Nein, was sie dazu veranlasst unsicher an dem Saum des hautengen blauen Tops zu zupfen, das sie trägt, sind einzig und allein alte Gefühle, die wie eine Flutwelle über sie hereingebrochen sind, als sie an diesem Nachmittag zum ersten Mal seit 731 Tagen dem Blick seiner blauen Augen begegnet ist. „Ja… Ino und Tenten haben uns ein paar ihrer Sachen geliehen…“ Und ihre Figur ähnelt mehr Inos, weswegen das Top und die Shorts deutlich knapper ausfallen, als ihr lieb ist. Es ist bei weitem nicht mehr so auffällig wie früher, aber unter der Art wie er sie ansieht, schleicht sich dennoch eine vertraute Röte in ihre Wangen. Er versucht die Erinnerung an die einzige Nacht, die sie miteinander verbracht haben, zu verdrängen, bevor die aufmerksame Clanerbin seine Gedanken in seinen Augen lesen kann, aber er gibt sich gleichzeitig nicht unbedingt der Illusion hin, dass ihm das gelingt. Aber er lässt den Gedanken fallen und tritt gleichzeitig beinahe unbewusst einen Schritt näher an sie heran, während sein Blick keine Sekunde lang von ihrer schmalen Gestalt weicht. „Warum bist du wach? Kannst du nicht schlafen?“ „Ich glaube, ich habe verlernt wie man durchschläft.“ Wenn man aus seinem eigenen Bett entführt wird, ist Schlafen nie mehr dasselbe. Und das ist nur einer von zehn Gründen, der sie wie so oft keinen Schlaf finden lässt und keinen davon kann sie ihm nennen. Ihr leises Eingeständnis lässt ihn noch einen Schritt näher an sie herantreten, in dem verzweifelten Bedürfnis sie zukünftig vor allem zu beschützen und wenn es nur ermüdende Schlaflosigkeit ist. Er sucht nach den richtigen Worten, um ihr zu versichern, dass sie ruhig schlafen kann, dass er alles tun wird, um zu garantieren, dass ihr niemand je mehr schaden wird. Aber dann legt sie den Kopf in den Nacken, um ihn weiter anzusehen und er begreift zu spät, wie nah er ihr in seiner instinktiven Annäherung gekommen ist. Er verliert sich in ihren Augen und vergisst schlagartig, worüber sie gerade noch gesprochen haben. „Hinata.“ Es ist ein liebevolles Lächeln, mit dem er nach all der Zeit noch allzu vertraut ist, das ihre Lippen leicht verzieht. „Naruto.“ Aber sobald sie seinen Namen ausspricht, suchen ihn seine Gefühle für sie mit einer Macht heim, die sich nicht einengen und nicht unterdrücken lässt. Er legt eine Hand zärtlich an ihre Wange und senkt beinahe instinktiv den Kopf, bis er förmlich spürt wie sich ihr Atem angesichts seiner Nähe beschleunigt. Aber er hebt seinen Blick noch einmal von ihren Lippen zu ihren hellen Augen und so emotionslos sie an ihren Verwandten oft für ihn wirken, so viel liest er in Hinatas. Es ist ihm kaum bewusst, dass er gesprochen hat, aber dennoch durchbricht sein raues Flüstern die aufgeladene Stimmung zwischen ihnen. „Du musst nur nein sagen.“ Sie blinzelt ein paar Mal und scheint einen Moment zu brauchen, um seine Worte zu verarbeiten, aber ihre Antwort verliert sich trotzdem nach nur einem Wort und es ist ebenfalls eine vertraute Geste, mit der sie ihm beinahe hilfesuchend ihre Hände auf die Schultern legt. „Ich-“ Die Art, wie sie nach all der Zeit endlich wieder in seinen Armen liegt, zerrt hartnäckig an dem schwindenden Rest seiner Beherrschung. Aber da ist durchaus eine Stimme in seinem Kopf, die ihn warnt, dass er das hier nicht tun sollte. „Sag nein.“ Aber statt auf sein raues Flüstern zu antworten, vergräbt sie ihre Finger über seinem Brustkorb in dem Stoff seines Oberteils und streckt sich leicht auf die Zehenspitzen, bis sie die wenigen Zentimeter zwischen ihnen soweit überwindet, dass ihre Lippen hauchzart über seine streifen. Die Berührung ist kaum da und er verliert schon die Beherrschung. Er schlingt beide Arme um ihren zierlichen Körper und reißt sie gegen seinen, während er sie schon im nächsten Moment brummend zurückdrängt. Kurz bevor sie mit dem Rücken gegen die Küchenanrichte stößt, hebt er sie in einer fließenden Bewegung hoch und setzt sie auf der Anrichte ab, ohne ihre Berührung zu unterbrechen. Er fährt mit einer Hand unter den Saum ihres Oberteils und als er mit seinem Daumen über ihren Hüftknochen streift, verlässt sie ihr Atem mit einem lauten Keuchen. „Naruto!“ Aber dann finden seine Hände ein Stück Verband und er zieht sie augenblicklich zurück. Sie begegnet seinem besorgten Blick, aber als sie ihre Lippen öffnet, um ihm zu versichern, dass ihr nichts fehlt, lässt sie ein vertrautes Gefühl innehalten. Sie verengt ihre Augen und bewegt sich schon, bevor Naruto den schlagartigen Chakraanstieg zwei Zimmer weiter bemerkt und er meint sie leise „Zu früh!“ murmeln zu hören, bevor sie an ihm vorbei schiebt und in Sekundenschnelle das Gästezimmer erreicht. Sie begegnen Sasuke vor der Zimmertür in eben der Sekunde, in der Sakura hinter dem dunklen Holz markerschütternd zu schreien beginnt. Hinata stürzt augenblicklich durch die Tür, aber eine sengende Hitze schlägt ihnen wie eine Flutwelle entgegen und lässt die beiden Männer erst einmal zurückstolpern. Als sie den Arm von den Augen nehmen, den sie beinahe gleichzeitig schützend hochgerissen haben, kniet Hinata bereits auf dem Bett neben Sakura und schüttelt die junge Medic-nin, deren Körper selbst im Schlaf zuckt. „Saku, wach auf!“ Obwohl Hinata ihre Stimme nicht einmal besonders erhebt, scheint sie beinahe augenblicklich zu Sakura durchzudringen und die beiden Männer beobachten angespannt, wie ihre ehemalige Teamkameradin keuchend hochschreckt. Sie wehrt sich nur eine Sekunde gegen Hinatas Griff, bevor sich ihr wilder Blick auf ihre Freundin fokussiert. „Hey, es ist gut. Wir sind wieder in Konoha.“ Sakuras Brustkorb hebt sich mit ihren raschen Atemzügen und Naruto und Sasuke verharren regungslos im Türrahmen, während Sakura ihre Stirn erschöpft gegen Hinatas Schulter lehnt und ihr leise Worte zuflüstert, die sie selbst über die wenigen Meter, die sie trennen, nicht verstehen können. Der Blick ihrer ehemaligen Teamkameradin wandert keine Sekunde zu ihnen, bevor sie in einem Wimpernschlag im angrenzenden Badezimmer verschwindet. Hinata erhebt sich ebenfalls und überquert die wenigen Meter zu ihnen ruhig, aber in ihren Gesichtszügen ist keinerlei Gefühl mehr zu lesen, als sie nach dem Türrahmen greift. „Hinata-“ Naruto hebt die Hand, aber er unterbricht sich selbst in dem Impuls sie nach ihr auszustrecken. Es ist Sasuke, der die Stille mit einem Räuspern bricht. „Was ist mit ihr?“ „Schlechte Erinnerungen, die sich in schlechten Träumen manifestieren. Nichts wogegen man etwas tun kann. Ihr solltet wieder ins Bett gehen.“ Sie schließt die Tür zwischen ihnen, bevor einer der beiden noch etwas sagen kann und es fühlt sich an, als würde sie weit mehr als nur ein paar Zentimeter Holz von den beiden Frauen trennen, die sie gerade erst wiedergefunden haben. . . . Kapitel 8: Pleading ------------------- Als Hinata sie am nächsten Morgen wachrüttelt, beläuft sich ihr Schlafpensum auf nicht einmal vier Stunden. Gar nicht mal so schlecht. Allerdings merkt man ihrer besten Freundin nicht an, dass diese noch weniger geschlafen hat und Sakura wischt ihre eigene Erschöpfung zur Seite, als sie die Beine aus dem Bett schwingt. Schweigsam strebt sie das Badezimmer an, während Hinata sich mit leisen Worten Richtung Küche verabschiedet. Im Türrahmen der Küche hält die junge Clanerbin jedoch inne, denn obwohl sie längst gewusst hat, dass er sich in diesem Raum aufhält, hat sie das nicht ansatzweise auf die Gefühle vorbereitet, die schon in ihr aufflammen, bevor sie seinem Blick begegnet. „Naruto.“ „Hinata.“ Die Art, wie er sie ansieht, treibt ihr bereits wieder eine vertraute Röte in die Wangen und sie kann sich nicht entscheiden, ob es sie freuen oder ärgern soll, dass zumindest die Reaktion ihres Körpers trotz der vergangenen Jahre unverändert ist. „Kann ich kurz mit dir reden?“ Unter der ungewöhnlichen Förmlichkeit seiner Worte, spannen sich ihre Muskeln augenblicklich an und sobald sie sich mehr auf seine Körpersprache konzentriert, als nur auf seine bloße Anwesenheit, erkennt sie auch mit Leichtigkeit die Anspannung in seiner Haltung. Sie sieht sein Zögern und die Art, wie er darum ringt die Worte auszusprechen, verraten ihr, dass er sich genau zurecht gelegt hat, was er ihr sagen will. Sie kann das flaue Gefühl in ihrem Magen nicht verdrängen und obwohl ihr Kopf sie warnt ihre Gesichtszüge zu stählen, bevor er seine Worte ausspricht, trifft sie zum ersten Mal seit langem etwas vollkommen unerwartet. „Wegen letzter Nacht… es tut mir leid.“ Naruto sieht nur eine Millisekunde lang, wie sich ihr Gesicht unter etwas verdunkelt, das verdächtig nach Schmerz aussieht, bevor sie jegliche Gefühle aus ihren Zügen klärt. „Sag das nicht, wenn du es nicht so meinst.“ Der Uzumaki vergräbt angespannt beide Hände in den Hosentaschen, um sich hoffentlich davon abzuhalten der permanenten Versuchung nachzugeben, sie zu berühren. „Ich hätte das nicht tun dürfen-“ Aber Hinata fällt ihm selten schneidend ins Wort. „Willst du mir vielleicht auch erklären, wie du zu diesem genialen Schluss gekommen bist?“ „Ich hätte das nicht ausnutzen dürfen-“ Hinata verschränkt ihre Hände hinter dem Rücken um zu verbergen, dass sich ihre Nägel tief in ihren Handflächen vergraben. Sie hat gewusst, dass die Leute sie anders ansehen würden. Sie hat nur nicht erwartet, dass das auch auf ihn zutreffen würde. „Was? Was genau, hast du deiner Meinung nach ausgenutzt? Dass ich ja gesagt habe?“ „Nach allem, was ihr in den letzten beiden Jahren durchmachen musstet-“ Naruto sieht zu spät, dass er schon wieder das Falsche gesagt hat, als sie schlagartig erblasst und einen ganzen Meter vor ihm zurückweicht, während er nur noch verstärkt mit dem Bedürfnis ringt, sie in seine Arme zu ziehen und ihr zu versprechen, dass er nicht zulassen wird, dass ihr jemals noch mal jemand weh tut. Die hübsche Clanerbin ignoriert das schmerzhafte Pochen ihres eigenen Herzens und strafft entschlossen die Schultern. „Schön, es wird nie wieder-“ Aber bevor sie diese Lüge zu Ende sprechen kann, enttarnt er sie, indem er sie grob nach hinten gegen die Küchenanrichte drängt und seine Lippen hart gegen ihre drückt. Ihr überraschtes Keuchen verhallt gegen seine Lippen, aber statt die Bewegung auszunutzen, um ihren Kuss zu vertiefen, löst er sich unter Aufbringung des spärlichen Restes seiner Selbstbeherrschung von ihr und lehnt seine Stirn zärtlich gegen ihre. „Ich will dich damit nicht überfordern.“ Ihre Finger vergraben sich noch tiefer in den Stoff seines Oberteils und sie kann den kindischen Wunsch nicht unterdrücken, dass er sie nicht mehr loslässt. „Tust du nicht.“ Als Naruto zweifelnd die Stirn runzelt, beugt sie sich zu ihm vor und nippt unerwartet neckend an seiner Unterlippe. „Außerdem bin ich schon groß und wenn mir etwas zu viel ist, durchaus in der Lage das auch zu sagen.“ Er senkt seinen Kopf erneut zu ihren Lippen, zögert dann aber plötzlich und Hinata erkennt mit Leichtigkeit die Zweifel in seinen hellen Augen und bevor er es verhindern kann, tritt sie einen Schritt von ihm weg und er kann geradezu mitansehen, wie sie sich in Sekunden vor ihm verschließt. Aber er kann Tsunades Worte nicht abschütteln, als sie sie am vorigen Tag gewarnt hat, dass die beiden zweifellos ein tiefes Trauma davongetragen haben, auch wenn sie noch so normal wirken und er will nicht der Grund dafür sein, dass es ihr schlechter geht. Doch während er noch nach den richtigen Worten sucht, um ihr eben dies zu erklären, scheint sie selbst eine Entscheidung zu treffen. „Hinata-“ „Nein, du hast Recht, das hier war ein Fehler.“ Er versucht nicht zu zucken und damit zu zeigen, dass ihn ihre Worte wie ein Messer treffen, obwohl er es vor wenigen Minuten ähnlich formuliert hat. Stattdessen macht er einen Schritt auf sie zu und streckt beschwichtigend die Hände nach ihren Schultern aus. „Hina-“ Doch die schöne Clanerbin weicht kopfschüttelnd vor ihm zurück. „Du hast Recht, wir könnten nie einfach da weitermachen, wo wir damals aufgehört haben. Vergiss es einfach.“ Sie verschwindet aus dem Raum, bevor er noch etwas dazu sagen kann und der blonde ANBU frägt sich zynisch, wie es sich so falsch anfühlen kann, das Richtige tun zu wollen. • - Kurz zuvor bei Sakura - Ihr Schlafmangel rächt sich wenige Minuten später bereits zum ersten Mal, als sie aus dem Zimmer stolpert und beinahe mit Sasuke zusammenstößt. Sie macht gerade noch rechtzeitig einen Schritt zurück, auch wenn die Bewegung bestimmt nicht so unauffällig ist, wie sie sich das gerne einreden würde. „Sasuke.“ „Sakura.“ Nach 27 Sekunden angespannten Schweigens, beschließt sie, dass das genug ist, um sich als morgendliche Begrüßung zu qualifizieren und macht einen Schritt auf ihn zu, um sich in sicherem Abstand an ihm vorbeizuschieben, aber er streckt überraschend die Hand nach ihr aus und sie weicht ihm gerade noch rechtzeitig aus. Sasuke runzelt die Stirn, kommentiert ihr merkwürdiges Ausweichmanöver aber nicht. Dafür spricht er etwas anderes an, von dem sie bevorzugen würde, so zu tun, als wäre es nie passiert. „Wegen letzter Nacht-“ Ihre Schultern straffen sich beinahe automatisch und sie ignoriert das Gefühl, das mit dem Wissen einhergeht, dass er vor ein paar Stunden einen ihrer schwächsten Momente miterlebt hat. „Ich will nicht darüber reden.“ „Ich will nur wissen, wie es dir geht.“ Seine Stimme bleibt gewohnt ruhig, aber sie ist nicht in der Lage es ihm gleich zu tun. „Fantastisch.“ „Lüg mich nicht an“, kritisiert er sie unerwartet sanft. Er bewegt sich überraschend und fährt mit seinen Daumen kaum spürbar über die verräterischen Schatten unter ihren markanten Augen. Es ist eine Zärtlichkeit, von der nicht einmal sie geglaubt hat, dass er dazu fähig ist. Aber sie ist zum ersten Mal seit langem zu langsam darin die Reaktion ihres Körpers zu unterbinden und zuckt so spürbar in seinem Halt zusammen, dass der dunkelhaarige Clanerbe augenblicklich stirnrunzelnd von ihr ablässt. „Sakura-“ Aber seine ehemalige Teamkameradin schiebt sich schnell an ihm vorbei, sorgfältig darauf bedacht ihn nicht zu berühren. Statt der Küche steuert sie die Haustür an und sobald das schwere Holz hinter ihr ins Schloss fällt, nimmt sie einen tiefen Atemzug und zwingt ihren Körper sich zu beruhigen. Aber die Erinnerung an seine Berührung brennt wie ein Abdruck auf ihrer Haut und treibt ihr für einen winzigen Moment der Schwäche Tränen in die Augen. Sie ist sich selbst ausgesprochen klar darüber, wie kaputt sie ist. Aber der Gedanke, dass sie zu kaputt ist, trifft sie wie ein grausamer Hieb in den Magen. Als sich die Tür in ihrem Rücken öffnet, ringt sie schnell um ihre Beherrschung, aber ihre Sinne geben bereits Entwarnung, bevor sie sich zusammennehmen kann und als sie sich zu Hinata umdreht, erkennt sie einen ähnlichen Schmerz in den feinen Zügen ihrer engsten Freundin und nach all den Jahren gibt es immer noch nur einen, der die eiserne Beherrschung der Hyuuga so sehr erschüttern kann. „Naruto?“ Hinata schließt für einen Moment die Augen und schon ist die Tiefe ihres Schmerzes verschwunden und es spiegelt sich nur noch ein Schatten der Emotion in ihren hellen Iriden. „Ist schon gut. Es ist ja nichts Neues, dass ich mich wie ein Idiot benehme, jedes Mal wenn er in der Nähe ist. Wenigstens das scheint unverändert zu sein.“ Aber Sakura macht einen Schritt auf sie zu und senkt vertrauensvoll die Stimme. „Hina. Deine Zweifel, was Naruto betreffen, sind unberechtigt-“ Sie bereut beinahe, etwas gesagt zu haben, als noch einmal tiefer Schmerz über Hinatas Gesichtszüge zuckt. „Sind sie das? Das Mädchen, in das er sich verliebt hat, gibt es nicht mehr.“ Sakura öffnet den Mund, aber stattdessen hören sie Naruto nach ihr rufen. „Hinata-“ Der Ausdruck in Hinatas Augen ist eindeutig und als Naruto die Haustür öffnet, Sasuke direkt hinter ihm, sind die beiden Frauen bereits verschwunden. • Naruto lehnt sich mürrisch gegen das Geländer der Plattform, die eines der abgelegenen Trainingsgelände des Dorfes überblickt und ihn ein wenig an den zweiten Teil seiner Chunin-Prüfung erinnert. Sie haben die Chakren der beiden Frauen zum Krankenhaus verfolgt, nur um sich dort sagen zu lassen, dass Tsunade die beiden persönlich untersucht und unter keinen Umständen gestört werden will und jetzt besteht die Hokage obendrein noch hierauf und seine geäußerten Proteste haben sie einmal mehr in gewohntem Ausmaß beeinflusst. „Was wird das hier?“ Naruto wendet sich nur ungern von den beiden Frauen ab, die sich mehrere Meter unter ihnen in der Mitte des Trainingsplatzes leise miteinander unterhalten, aber er dreht den Kopf dennoch in Nejis Richtung vor allem, weil er weiß, dass sein bester Freund, der neben ihm steht, sich garantiert nicht dazu herablassen wird. „Tsunade hat sie im Krankenhaus untersucht und scheinbar entschieden, dass sie fit genug für eine Trainingseinheit sind.“ „Warum ist dann niemand von uns da unten?“ Temari betritt mit Shikamaru den Raum und umarmt Tenten, die neben Neji steht, bevor sie ihren Blick ebenfalls auf das unter ihnen liegende Gelände richtet. „Du könntest Tsunade fragen, aber wenn du nichts anderes zu hören kriegst als ich, dann wären wir als Trainingspartner eventuell zu belastend für sie.“ Temari hebt eine Augenbraue angesichts der kaum verborgenen Frustration in Narutos Stimme und beendet die Diskussion vorsorglich, besonders da sich ihnen die Hokage gerade gefolgt von zwei Personen anschließt, die augenblicklich alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. „Was habt ihr hier verloren?“ Es sind Kai und Sota, die beiden Männer, die gestern als Nachzügler angekommen sind und allein für das Grinsen, das der Erste von beiden auf den Lippen trägt, zuckt den versammelten Konoha-nin geschlossen das Verlangen durch die Finger, ihm eine zu verpassen. „Ich wusste nicht, dass wir Gefangene sind, die sich nicht frei bewegen dürfen.“ Aber in diesem Moment meldet sich zum ersten Mal Sasuke zu Wort. „Sie fangen an.“ Bis sie sich alle am Geländer versammelt haben, stehen Hinata und Sakura Rücken und Rücken, umgeben von ein paar Jonin, die überwiegend älter sind als sie. Es ist Sakuras Stimme, die gewohnt vorlaut die Stille bricht. „Erwartet ihr eine förmliche Einladung?“ Sie beweist erneut ihre mangelnde Geduld und bewegt sich trotz ihrer Provokation, zuerst. Sie schlägt dem Jonin, der am nächsten zu ihr steht sein Katana aus der Hand und trifft ihn mit ihrer anderen Hand so hart in den Magen, dass der Mann trotz seiner Körpergröße und Erfahrung mit einem unterdrückten Stöhnen in die Knie geht. Er kann Sakuras nächstem Angriff nur ausweichen, weil zwei seiner Kollegen sie von hinten angreifen und ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch Hinata aktiviert in Sekundenbruchteilen ihr Bluterbe und duckt sich geschickt unter den Angriffen hinweg, bevor sie selbst beginnt im Stil ihres Clans anzugreifen. Es sind ihre altbewährten Jutsus und Techniken in abgewandelten Formen, aber in den Grundzügen erinnern sie immer noch an früher und Shikamaru bringt seine Skepsis in Narutos und Sasukes Richtung als Erster zum Ausdruck. „Also, ich sehe den Unterschied, aber wie konntet ihr sie nicht an ihrem Kampfstil erkennen?“ Naruto vergräbt angespannt die Hände in den Hosentaschen. „Weil sie gestern nicht auf diese Weise gekämpft haben.“ „Weil das ein ernsthafter Kampf war. Das da vorne ist ein Witz.“ Kai ignoriert die Blicke der Konoha-nin, die deutlich klar machen, dass seine Einmischung erneut unerwünscht ist und sieht stattdessen zu Sota, der bisher schweigsam an seiner Seite gestanden hat. „Und es wird Zeit, das zu ändern.“ Aber der andere Shinobi scheint unwillig der dubiosen Aufforderung seines Kameraden zu folgen. „Wie wäre es, wenn du dich da einfach raushältst?“ „Wie wäre es, wenn du einfach tust, was man dir sagt?“ Der Blickkontakt zwischen den beiden Männern klärt schon nach wenigen Sekunden die Rangordnung zwischen ihnen, als Sota ihn zuerst bricht und ohne weitere Diskussion in rascher Folge verschiedene Schriftzeichen zu formen beginnt. Die Wirkung des Jutsus wird augenblicklich ersichtlich, als eines der Seile, das er am Gürtel trägt, sich unter dem Einfluss seines Chakras bewegt und mit einem Satz hinunter in die Arena schießt, direkt auf Sakura zu. Die Haruno dreht sich kaum von ihrem momentanen Gegner weg und wirft lediglich ein gezieltes Kunai über ihre Schulter, um das Seil abzuwehren. Hinata schickt ihren nächsten Gegnern jedoch im selben Moment mit zwei gezielten Schlägen vor die Brust in die Bewusstlosigkeit, bevor sie den Kopf in die Richtung der Beobachtungsplattform richtet und zumindest den Großteil ihrer Aufmerksamkeit Kai zuwendet, der sich grinsend über das Geländer beugt. „Was, ich dachte ihr habt heute vielleicht noch was anderes vor und würdet es bevorzugen, dass hier schnell und ordentlich zu erledigen, aber wenn nicht-“ Er hebt provozierend eine Augenbraue, aber Hinata wendet sich bereits wieder von ihm ab, sichtlich nicht daran interessiert auf sein Angebot einzugehen. Während sie sich kurz darauf unter dem Angriff des nächsten Jonin wegduckt, streckt sich ihr Körper jedoch plötzlich und es ist kaum zu bemerken, aber wer mit den Byakugan vertraut ist, kann dennoch erkennen, dass ihre Aufmerksamkeit den Kampfplatz für wenige Sekunden verlässt. Ihre Chakrahülle blockt ihre nächsten Angriffe für sie, während sie sich wieder aufrichtet und über den Platz hinweg für einen Moment Sakuras Blick sucht. Es ist faszinierend zu beobachten, dass Sakura Hinatas Blick wortlos zu spüren scheint und ihren Gegner mit einem unsanften Ablenkmanöver von sich stößt, um die Augen ihrer Freundin zu finden. Es sind nur Millisekunden des Blickkontakts, bevor Sakura sich erneut ihren Gegnern zuwendet und Hinata die Hände auf dem Rücken miteinander verschränkt. Dieses Mal bewegt sich das Seil von Sotas Gürtel zielsicher auf Hinata zu und da die Hyuuga keine Anstalten macht, ihm auszuweichen, schlingt es sich fest um ihre Unterarme. Naruto umschließt den Griff des Geländers so fest, dass seine Knöchel weiß hervortreten, um sich selbst zurückzuhalten. „Was zur Hölle soll das?“ „Ihr könnt nicht erwarten, dass ihr im Rahmen eines kleinen Trainingskampfes wie diesem auch nur den Ansatz ihres Potentials zu sehen bekommt. Wir helfen euch lediglich dabei, einen Einblick in ihre wirklichen Fähigkeiten zu bekommen.“ Neji mischt sich mit verschränkten Armen ebenfalls verächtlich ein. „Und ihr die Arme auf den Rücken zu binden, zeigt uns was? Wie schnell sie es mit ihrem Chakra auflösen kann?“ „Sie kann es nicht mit ihrem Chakra auflösen.“ Neji richtet sein eigenes Bluterbe konzentrierter auf das Seil um Hinatas Arme und erkennt seine Besonderheit, bevor Naruto es als Frage formulieren kann. „Es entzieht ihr ihr Chakra.“ Aber nicht lange. Es ist eine Bewegung, die Naruto für einen Moment zwingt seinen Blick abzuwenden, als Hinata an dem Seil zieht und sich ihre rechte Schulter durch die Bewegung knackend aus ihrem Gelenk löst. Die verlagerte Lage ihres Armes erlaubt ihr jedoch mehr Bewegungsfreiheit und als der nächste Jonin gegen ihre Chakrahülle anstürmt, löst sie sie auf und der Shinobi ist für einen Moment selbst überrascht, als sie plötzlich direkt vor ihm steht. Er dreht sein Schwert in der Hand, aber als er damit nach ihr schlägt, dreht Hinata sich in der allerletzten Sekunde geschickt um und auch wenn seine Klinge das Seil nur an einer Stelle durchtrennt, ist es genug, um Hinata zu erlauben sich zu befreien. Sie duckt sich tief unter dem nächsten Angriff hinweg und als sie gezielt einen der Chakrapunkte in seiner Ferse trifft, gerät der erfahrene Shinobi, der sie um zwei Köpfe überragt ins Straucheln, während Hinata sich blitzschnell wieder aufrichtet und ihn noch einmal gegen den Nacken trifft, sodass er bewusstlos zu Boden sackt. Sakura schließt unterdessen ihre eigenen Fingerzeichen und greift mit einer Hand in den kleinen Lederbeutel, den sie am Gürtel trägt. Ihr Jutsu beschwört einen Windsturm auf, der die Kirschblüten, die sie in der Hand hält, aufnimmt und gezielt in die Richtung ihrer Gegner treibt. Naruto schmunzelt über die herablassende Gelassenheit mit der die Jonin dem Kirschblütenwirbel begegnen und auch wenn er die Wirkung des Jutsus nicht kennt, hat er keinerlei Zweifel, dass sie ihre überhebliche Herabschätzung gleich bereuen werden. Die meisten ihrer Gegner machen nicht einmal Ansätze den kleinen Blüten auszuweichen und wie erwartet, bereuen sie den Leichtsinn wenige Sekunden später, als sie spüren wie das Lähmungsgift mit dem die Blütenblätter versetzt sind, ihre Muskeln angreift. Die rosa Blätter sind zu klein, um einzeln irgendwelchen Schaden anzurichten, aber an mehreren Stellen verursachen sie ein unangenehmes Ziehen unter der Haut, um sogar die erfahrenen Jonin lange genug abzulenken, um es Sakura zu erlauben direkt vor ihnen aufzutauchen. Als ihr Chakra zum ersten Mal an der Schläfe eines Jonins aufflackert und dieser augenblicklich bewusstlos zu Boden sackt, wird schnell klar, dass sie gelernt hat ihre medizinischen Kenntnisse auch im Kampf zu ihrem Vorteil zu nutzen. Hinata hat sich währenddessen von ihren Fesseln befreit, ihre Schulter grob selbst wieder eingerenkt und schließt rasche Fingerzeichen für ihr eigenes Jutsu. Die Klinge, die sie befreit hat, hat einen kleinen Schnitt in ihrer Haut hinterlassen, den sie jetzt nutzt, um mit zwei Fingern ihr eigenes Blut über die Innenseite ihres Unterarms zu ziehen. „Was ist das?“ Nicht nur Neji lehnt sich weiter über die Lehne des Geländers, das den Trainingsplatz überblickt, während Hinatas Gegner schlagartig in jeder Bewegung verharren. Er sieht ihr Chakra in der Luft flackern, dieses Mal nicht als zusammenhängende Hülle, sondern mehr wie ein Nebel, der sich durch die Luft zieht. „Eines ihrer mächtigsten Genjutsus.“ Es ist erneut Kai, der unerwünscht antwortet. „Sie hat sich ihre Tricks von unserem besten Genjutsu-Künstler abgeschaut.“ Während Sasuke wortlos sein Bluterbe aktiviert, um den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu überprüfen, zieht Sotas unerwartetes, verächtliches Schnauben die Aufmerksamkeit der Konoha-nin auf sich, aber seine Aufmerksamkeit liegt auf Kai. „Du musst endlich aufhören dir den ganzen Mist schön zu reden.“ Naruto wendet sich unwillig von Hinata ab, die ihre Gegner, die immer noch regungslos verharren, augenscheinlich gefangen in einem raffinierten Genjutsu, einen nach dem anderen in die Bewusstlosigkeit schickt und mustert den anderen Shinobi abschätzend. „Wie würdest du es formulieren?“ Der junge Shinobi zögert einen Moment zu lange, scheint sich aber dann mit einem schweren Seufzen doch zu einer wahren Offenbarung durchzuringen. „Es war von Anfang an klar, dass die beiden nicht leicht mit physischen Schmerzen zu manipulieren sein würden. Außerdem haben wir zu viele außergewöhnliche Talente in unserem Dorf, um es nötig zu haben, Gefangene zu foltern, um ihren Willen zu beugen. Ihr habt einen Blick auf Hoshis Fähigkeiten erlebt. Sobald er einmal in den Kopf eines anderen vorgedrungen ist, reicht ein Blickkontakt und er kontrolliert jeden Muskel in deinem Körper.“ Sotas Blick findet Sakura, die ebenfalls die letzten ihrer Gegner auf die Bretter schickt. „Sakura hat sich ihm wochenlang widersetzt. Wahrscheinlich ist er deshalb so besessen von ihr.“ Sasukes Bluterbe flackert aus einem anderen Grund warnend auf und seine Augen wandern zurück zu seiner ehemaligen Teamkameradin, die an Hinatas Seite weiterhin beweist, dass sie kaum noch etwas mit dem kleinen Mädchen gemeinsam hat, das ihm zu ihren Genin-Zeiten so auf die Nerven gegangen ist. Sota vergräbt die Hände in den Hosentaschen und fährt leise fort. „Aber an Hinata hat er sich die Zähne ausgebissen. Wir sind uns nicht sicher, ob es an den Byakugan liegt, vermuten es aber. Jedenfalls ist sie immun gegen seine Art von Kontrolle. Aber Hoshi ist nicht Koris einziger Sohn mit ausgesprochen manipulativen Techniken. Kaito ist so gut in dem, was er tut, dass selbst die erfahrensten Shinobi Schwierigkeiten haben, seine Genjutsus von der Realität zu unterscheiden. Und weil er die sadistische Ader seiner Mutter geerbt hat, hat er früh gelernt, dieses Talent auszunutzen, um seine Gegner mit der Folter seiner Wahl in den Wahnsinn zu treiben. Ich habe erwachsene Männer den Verstand verlieren sehen, nach nur ein paar Tagen mit ihm. Persönlich würde ich physische Folter gegenüber auch nur einem Tag mit Kaito in seiner Welt jederzeit vorziehen.“ Shikamaru ist der Erste, der die Stille durchbricht, die sich nach dieser unerwarteten Offenbarung für ein paar Sekunden verhängt und ihnen einen ersten Einblick darin liefert, was die beiden Frauen, die unter ihnen trainieren, in den letzten beiden Jahren wirklich widerfahren ist. „Er hat versucht sie mit Hilfe seiner Genjutsus zu brechen.“ Sota nickt. „Und ihre Antwort war es so gut in seiner Kunst zu werden, dass sie ihm heute beinahe ebenbürtig ist.“ Er hat den Punkt kaum hinter seinen Satz gesetzt, als Sakura plötzlich in seinem Rücken auftaucht und Sota wirbelt schnell zu der jungen Kunoichi herum. „Hast du jetzt genug geredet?“ Hinter ihm flucht auch Kai, als Hinata aus dem Nichts vor ich auftaucht. „Ich glaube, wir müssen noch einmal ein paar grundlegende Eckpunkte ausarbeiten.“ Ihr Chakra legt sich in Millisekunden um sich selbst und Kai, aber statt durchsichtig zu bleiben, nimmt es eine milchige Farbe an, die maximal noch Neji erlaubt hindurchzusehen. Sota tritt einen Schritt von Sakura zurück und hebt abwehrend die Hände, aber diese lässt ihm keine Zeit zu Wort kommen und verringert den Abstand zwischen mit einer Bewegung auf ein solches Minimum, dass ihr zierlicher Körper beinahe seinen streift. „Wo willst du denn hin?“ Sie legt ihre Hände an seinen Nacken und für einen Moment sieht es aus, als wollte sie ihn küssen, als sie sich auf die Zehenspitzen streckt, aber stattdessen huscht ein berechnendes Grinsen über ihre Lippen, als Sota zitternd die Hände nach ihr ausstreckt und innehält, ohne sie ganz zu erreichen. „Wenn du dich nicht so sträuben würdest, wäre es nicht so schmerzhaft.“ „Das behauptest du jedes Mal.“ Sota bewegt selbst seine Lippen mit sichtlicher Anstrengung und die anderen begreifen, dass Sakura ihm vermutlich unbemerkt ein schnellwirkendes Nervengift verabreicht hat. Sakura dagegen lächelt ohne jede Anstrengung. „Da ist was dran.“ Während ihr Gift Sota erst seine Bewegungsfreiheit und schließlich sein Bewusstsein stiehlt, löst sich Hinatas Chakrahülle vor ihren Augen auf und während die junge Clanerbin scheinbar unverändert an Ort und Stelle steht, liegt Kai ebenfalls bewusstlos vor ihr auf dem Boden. Sakura tritt ebenfalls vollkommen ungerührt von ihrem Gegner zurück und lässt seine regungslose Gestalt hart zu Boden fallen. „Dass du nach all der Zeit immer noch auf denselben Trick reinfällst.“ Tsunade tritt zuerst einen Schritt nach vorne, an die Seite ihrer ehemaligen Schülerin. „Nervengift?“, will die Hokage, die sich bisher verdächtig ruhig im Hintergrund gehalten hat, interessiert wissen und ein boshaftes Grinsen huscht über Sakuras Züge. „Lässt sie so schön zappeln.“ Sie hebt spöttisch eine Augenbraue, angesichts der Gefühle in den Mienen ihrer Freunde, die manche besser verbergen, als andere und fügt lapidar hinzu: „Keine Sorge, er wird es überleben.“ Dann weicht die Gleichgültigkeit jedoch schlagartig aus ihrer Miene, als sie sich Hinata zuwendet. Sie aktiviert ihr Chakra ungefragt über der Schulter ihrer Freundin. „Ich wusste, warum ich das mit den Fesseln für eine dumme Idee gehalten habe.“ Sie stellt sicher, dass ihre Heilung alle Auswirkungen von Hinatas ausgerenkter Schulter behebt, bevor sie beinahe vorwurfsvoll den Blick der Hyuuga sucht. „Du hättest es einfach mich machen lassen sollen.“ Hinata rollt mit seltenem Spott die Augen. „Ich habe noch nicht vergessen, was mit dem letzten Größenwahnsinnigen passiert ist, der versucht hat dich zu fesseln.“ Sakura grinst erneut mit einem leichten Hauch von Boshaftigkeit in dem Zucken ihrer Mundwinkel. „Warum auch? Das war eine meiner besten Arbeiten.“ „Hn. Weckst du sie auf?“ Sakura richtet ihren Blick abschätzend auf die beiden bewusstlosen Männer, die immer noch reglos vor ihnen auf dem Boden liegen. „Wollen wir sie nicht noch ein bisschen da liegen lassen? So halten sie wenigstens mal den Mund.“ „Wie du willst“, antwortet Hinata, ganz offensichtlich wirklich gleichgültig. „Ich würde es nur bevorzugen, das hier so schnell wie möglich zu beenden.“ Sie spricht ihren letzten Satz mit deutlich gesenkter Stimme, scheint sich aber gleichzeitig auch nicht wirklich darum zu scheren, ob die anderen Konoha-nin sie nun hören können oder nicht. „Willst du ihm nicht zumindest das Gegengift spritzen?“, die Frage der Hokage klingt beinahe amüsiert, als sie das Gespräch der beiden Frauen unterbricht, aber ihre einzige Schülerin legt nur gelangweilt den Kopf zur Seite. „Du weißt so gut wie ich, dass ihn das so schnell nicht umbringen wird.“ Sie greift in einen der beiden Waffenbeutel, die sie jeweils an ihren Oberschenkeln trägt und offenbart mehrere kleine Fläschchen und Spritzen, hält aber mit einem Seitenblick auf Hinata inne, bevor sie nach der richtigen greift. „Ich könne ihm auch einfach versehentlich das falsche Gegengift spritzen und wir hätten ein Problem weniger?“ Man kann ihr wirklich nicht nachweisen, ob sie scherzt oder ob es ihr möglicherweise ernst ist, aber Hinata legt nur den Kopf schief und Sakura verdreht murrend die Augen. „Jaja.“ Sie zieht die Plastikkappe mit den Zähnen von der Spritze und sinkt in die Hocke, um das Gegengift mit wenigen, geübten Handgriffen in Sotas Kreislauf zu spritzen. Dann dreht sie sich zu Kai und aktiviert ihr heilendes Chakra kurz an seinen Schläfen. Der dunkelhaarige Shinobi erwacht mit einem Keuchen, während Sota sich langsamer erholt. Kais Blick wandert von Hinata zu Sakura und er richtet sich mit einem amüsierteren Schmunzeln auf, als seine Niederlage irgendwie rechtfertigen könnte. „Hättest du mich nicht warnen können, dass sie schlechte Laune hat?“ Aber statt auf die freundliche Stichelei einzugehen, verdunkelt sich Sakuras Miene schlagartig. „Ich schulde dir überhaupt nichts.“ Die Haltung der beiden Frauen macht eben dies auch mehr als deutlich. Keine von ihnen macht irgendwelche Anstalten den beiden Männern aufzuhelfen oder gar Bedauern über deren unsanfte Niederlage zu äußern. Stattdessen drehen sie sich ohne ein weiteres Wort um und machen Anstalten die Plattform zu verlassen. Naruto macht einen Schritt nach vorne, aber Neji kommt ihm mit seiner Frage zuvor. „Wo wollt ihr hin?“ „Duschen.“ Sakura hebt provozierend eine Augenbraue und greift herausfordernd nach dem Reisverschluss ihrer Weste. „Es sei denn ihr wollt mitkommen und uns auch dabei noch beobachten.“ Sie dreht sich um und folgt Hinata, bevor sich die zurückbleibenden Konoha-nin von der provokativen Antwort ganz erholt haben. Aber die Lektion die Hinata Kai erteilt hat, scheint schon wieder nachzulassen, denn der vorlaute Shinobi bringt erneut ungefragt seine Meinung ein. „Macht euch nicht zu viel daraus, Sakura ist immer so.“ Das ist schließlich der Moment in dem Narutos strapazierter Geduldsfaden reißt. Er bewegt sich blitzschnell und drückt den anderen Shinobi in der nächsten Millisekunde bereits grob gegen das Geländer, ein Kunai warnend über seiner Halsschlagader. „Sie war nicht immer so, also wag es ja nicht dir anzumaßen so zu tun, als würdest du sie kennen!“ Angesichts der Tatsache, dass ihm ein scharfes Messer gegen die Haut drückt, grinst Kai immer noch zu selbstbewusst. „Ihr mögt sie einmal gekannt haben, aber die Sakura und Hinata, die ihr verloren habt, gibt es nicht mehr.“ Naruto wendet sich von dem Shinobi ab, als er das Chakra des Fuchses brodelnd in sich spürt und damit einhergehend das brennende Verlangen dem verdammten Mistkerl zumindest eine Prise des Schmerzes zurückzugeben, den er in den letzten zwei Jahren empfunden hat und verlässt die Plattform ohne ein weiteres Wort. Aber ausgerechnet Sasuke hat noch etwas zu sagen, bevor er ihm folgt und das mörderische Funkeln in seinen Augen benötigt eigentlich keinerlei Erklärung. „Du solltest besser öfter den Mund halten und dich daran erinnern, welche Rolle ihr darin gespielt habt, dass wir sie verloren haben. Einige von uns sind nämlich eher rachsüchtig als vergebend veranlagt.“ . . . Kapitel 9: Mindful ------------------ - Eine halbe Stunde später im Büro der Hokage - Tsunade mustert die beiden jungen Frauen vor sich schon seit mehreren Minuten stumm, was Sakuras Laune sichtlich nicht hebt, aber bisher hält sich die junge Medic-nin überraschend zurück. „Ich habe dem Ganzen im Moment eigentlich nichts hinzuzufügen.“ Die Aussage der Kage veranlasst ihre ehemalige Schülerin jedoch zu einem offenen Augenrollen. „Wie schön, dann können wir ja gehen.“ Sakura erhebt sich, lässt sich aber mit der ersten vorhersehbaren Silbe von Tsunades Lippen seufzend wieder in ihren Stuhl fallen. „Aber ich möchte, dass ihr noch einmal darüber nachdenkt, ob ihr nicht doch mit jemandem reden wollt. Beide.“ „Das haben wir gestern schon geklärt.“ Doch dieses Mal lässt die Hokage es nicht so einfach gut sein. „Sakura, du weißt selbst, dass auch Albträume und Schlafstörungen auf Dauer erhebliche Auswirkungen auf die Psyche haben können.“ Aber statt auf die nüchterne Analyse ihrer ehemaligen Sensei einzugehen, fährt die Haruno erbost zu ihren früheren Teamkameraden herum. „Ihr glaubt also, ausgerechnet jetzt anfangen zu müssen, es mit der Berichterstattung mal ein wenig genauer zu nehmen?“ Sie gibt den beiden Männern jedoch keine Gelegenheit sich zu rechtfertigen, bevor sie sich gereizt mit beiden Händen auf dem Schreibtisch ihrer ehemaligen Sensei abstützt und herausfordernd deren Blick sucht. „Was willst du von mir hören? Dass wir innerlich so kaputt sind, dass von den beiden Mädchen, die ihr verloren habt, kaum mehr etwas übrig ist?! Überraschung, die sind schon nicht mehr mit uns aus dem Koma aufgewacht!“ Narutos entsetztes Atemholen hallt laut durch die spannungsgeladene Stille des Raums, aber Hinata verweilt noch beinahe unbeteiligt in ihrem Stuhl und Sakura hält Tsunades Blick provokativ. „Ja, ihr erstes, kleines Experiment hat uns für drei Monate ins Koma verfrachtet. Und die restlichen 640 Tage haben wir uns beinahe jeden Tag gewünscht, dass es uns stattdessen umgebracht hätte! Es wäre also besser für alle Beteiligten, wenn ihr möglichst bald aufhören würdet, die Mädchen in uns zu suchen, die ihr verloren habt!“ Sie senkt ihre Stimme, aber für einen Moment hört man trotzdem die wilden Emotionen, die sie hinter ihrer Wut verbirgt. „Die beiden sind nicht mehr zu retten.“ Das Schweigen, das auf Sakuras Worte folgt, ist in seiner Stille ohrenbetäubend. Naruto sieht hilflos von seiner besten Freundin zu Hinata, deren Miene immer noch durch nichts verrät, dass sie der Bestandteil dieses Gesprächs in irgendeiner Weise ebenfalls etwas angeht und Sasuke weiß ebenso wenig etwas zu sagen. Aber überraschend wechselt Tsunade abrupt das Thema, ohne für den Moment weiter auf Sakuras schmerzhafte Offenbarung einzugehen. „Wegen eurer Wohnsituation-“ Sakura wechselt einen kurzen Blick mit Hinata, bevor sie ihre ehemalige Lehrmeisterin entschlossen unterbricht. „Wir werden uns so schnell wie möglich zusammen eine Wohnung suchen.“ Tsunade verschränkt ruhig die Arme unter dem Kinn und mustert ihre ehemalige Schülerin abschätzend. „Ich möchte, dass ihr bis auf weiteres bei Sasuke und Naruto wohnen bleibt.“ „Du kannst uns nicht befehlen, wo wir wohnen sollen!“ „Das kann ich-“ Aber da holt Sakura schon zu einem Gegenschlag aus, der weit unter die Gürtellinie geht. „Wir sind nicht dem einen Gefängnis entkommen, um uns jetzt hier einsperren zu lassen!“ Während Tsunade noch angemessen fassungslos unter diesem Vorwurf blinzelt, tritt Naruto plötzlich zwei Schritte nach vorne und richtet seine Worte eindringlich an die beiden Frauen. „Bitte, überlegt es euch! Es geht nicht darum, dass wir euch bewachen wollen. Aber ich weiß, dass ich wesentlich ruhiger schlafen werde, solange ich weiß, dass ihr nur ein Zimmer weiter seid. Es wäre wie eine WG.“ Sakura verschränkt in einer alten Angewohnheit stur die Arme und sieht für einen Moment zu Hinata, bevor sie ihren Blick abschätzend auf ihre ehemaligen Teamkameraden richtet. „Es wären nicht nur wir. Wir würden auch ein Kleinkind mitbringen. Seid ihr sicher, dass ihr euch das aufbürden wollt?“ Zur Überraschung aller kommt Sasuke Naruto mit seiner Antwort zuvor, obwohl der Blondschopf augenblicklich den Mund öffnet. „Natürlich.“ Sakura hält den Blick des Clanerben für einen Moment abschätzend, aber die Tatsache, dass sie zuerst zur Seite sieht, ist der Vorbote ihrer seltenen Kapitulation. „Schön. War es das jetzt?“ Auf Tsunades Nicken hin, erhebt sich Hinata wortlos, aber plötzlich streckt sich ihre Haltung in der vertrauten Bewegung, in der auch die Adern um ihre Augen hervortreten. Ihr Blick verliert sich nur wenige Sekunden in der Ferne, bevor sie sich direkt an die Hokage wendet. „Ich nehme an, ihr erwartet den Kazekage?“ Tsunade nickt, sichtlich verblüfft. „Ja, aber erst in ein paar Stunden-“ „Dann solltet ihr die Feierlichkeiten ein wenig vorverlegen. Bei dem Tempo, in dem sie sich bewegen, werden sie in einer knappen Stunde hier sein.“ Damit strebt sie mit einem knappen Gruß die Tür an, aber Sakura sieht noch einmal über ihre Schulter zurück und richtet ihre Worte vor allem an ihre ehemaligen Teamkameraden, während Tsunade laut nach Shizune ruft. „Wir werden die Dorfgrenzen nicht verlassen, also braucht ihr uns nicht gleich wieder nachzurennen.“ Sie folgt Hinata nach draußen, aber Sasuke und Naruto wechseln zuerst einen Blick miteinander, bevor sie sich noch einmal ihrem Dorfoberhaupt zuwenden. Die Sanin erhebt sich mit einem Seufzen. „Folgt ihnen. Es ist eine schmale Gradwanderung für sie da zu sein, ohne sie zu bedrängen. Aber niemand hat gesagt, dass es einfach werden würde. Ich habe ein paar Feierlichkeiten vorzuverlegen.“ • Sie folgen den beiden Frauen durch das neu erbaute, ehemalige Uchiha-Viertel, in den dahinterliegenden Wald am Dorfrand, bis zu dem kleinen Fluss, der sich zwischen den Bäumen durchschlängelt. Die lauten Kinderstimmen verraten bereits von weitem, dass sich die Frauen, die Hinata und Sakura nach Konoha gefolgt sind, an diesen Ort zurückgezogen haben. Sie umrunden die letzte Baumgruppe vor der kleinen Lichtung gerade noch rechtzeitig, um zu sehen wie das zweijährige Hyuuga-Mädchen, Nia, von der Seite der dunkelhaarigen Kunoichi, die sie gestern hergebracht hat, in Hinatas ausgebreitete Arme läuft. Das glockenhelle Lachen des Kleinkindes dringt zuerst an ihre Ohren, aber Narutos Augen liegen auf Hinata, ohne etwas anderes wahrzunehmen. Die feinen Züge der Hyuuga erhellen sich mit einem ehrlichen Lächeln und die Liebe, die in ihren Augen steht, raubt ihm den Atem mit derselben Wucht eines Schlags gegen den Brustkorb. „Na, mein Schatz!“ Hinata hebt Nia mit ausgestreckten Armen über ihren Kopf und das lauter werdende Lachen des jungen Mädchens zieht auch die Aufmerksamkeit eines Großteils der anderen Frauen auf sich. Sasukes Blick wandert aufmerksam über die versammelten Frauen und Kinder und es wird schnell offensichtlich, dass sich vor ihren Augen mehr abspielt, als nur eine simple Zusammenkunft. „Sie feiern.“ „Was?“ Naruto wendet sich blinzelnd von Hinata ab und seinem Teamkameraden zu, ohne wirklich wahrgenommen zu haben, als dass er etwas gesagt hat. Aber bevor Sasuke ansetzen kann sich zu wiederholen, kommt ihm eine andere Stimme zuvor. „Sie feiern ihre Freiheit.“ Sasuke und Naruto drehen sich zu Neji um, der sich ihnen zusammen mit Tenten, Ino und Kiba am Rande der Lichtung anschließt. Naruto vergräbt mürrisch beide Hände in den Hosentaschen. „Solltet ihr nicht eigentlich bei den Feierlichkeiten für Gaara sein?“ Aber Nejis Augenmerk liegt ebenfalls hauptsächlich auf seiner Cousine. „Das einzige, was mein Onkel im Moment von mir erwartet ist, seine Tochter möglichst nicht aus den Augen zu lassen.“ Naruto schnaubt abfällig, spart sich jedoch jeglichen Kommentar, in der gerechtfertigten Sorge Hinata könnte ihrem Gespräch mehr Aufmerksamkeit schenken, als es den Anschein hat. Sakura ist umringt von einer kleinen Kinderschar und das Lächeln, das in diesem Moment ihre Lippen ziert, ist vermutlich die erste, ehrliche Emotion, die ihren Zügen zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr eine eindringliche Ähnlichkeit mit dem fröhlichen Mädchen verleiht, das sie verloren haben. Sogar Ino verharrt in diesem Moment selten unsicher neben Kiba, denn jedem der Konoha-nin ist mittlerweile aufgefallen, dass ihre ehemaligen Teamkamerdinnen in ihrer Gegenwart eher das genaue Gegenteil von unbeschwert sind. Tenten legt unauffällig ihre Hand auf Nejis Unterarm. „Was ist los?“ Als sich ihr sichtlich unzufriedener Freund eisern ausschweigt, rollt die schöne Waffenespertin offen mit den Augen. „Neji, ich weiß, es passt dir und Hiashi nicht, dass Tsunade die beiden zunächst in die Obhut von Naruto und Sasuke gegeben hat, aber-“ Das verächtliche Schnauben des Hyuugas bringt seine Laune deutlich auf den Punkt. „Diese ganze Samthandschuh-Taktik ist pure Idiotie. Es wäre für uns alle leichter, wenn Tsunade diese verfluchte Farce aufgeben und sie endlich richtig befragen würde!“ Sasukes Augen blitzen warnend auf. „Warum posaunst du deine Meinung nicht noch ein wenig lauter durch die Gegend, Hyuuga?“ „Was weißt du schon, Uchiha?“ Sasuke macht einen Schritt nach vorne und dieses Mal schimmert wirklich mörderisches Rot über seinen Pupillen. „Dass du gleich in aller Deutlichkeit deine eigene Unfähigkeit aufgezeigt bekommst, wenn du noch ein Wort in diese Richtung verlierst.“ „Sasuke.“ Naruto macht einen kalkulierten Schritt zwischen seine beiden Freunde, nicht zum ersten Mal der Schlichter zwischen der gleichermaßen ausgeprägten Starrköpfigkeit der beiden. „Und Neji, wenn dir was nicht passt, verschwinde doch einfach.“ Naruto verbirgt seine eigene gereizte Stimmung noch überzeugend, während Neji sich schnaubend abwendet und sich von Tenten ein Stück weit zur Seite ziehen lässt. Er wirft noch einen Blick auf seinen besten Freund, aber der Uchiha scheint sein Interesse an dem Hyuuga bereits wieder verloren zu haben. Der Blondschopf fährt sich mürrisch durch die Haare, während seine Augen beinahe automatisch zurück zu Hinata wandern, die Nia auf dem Arm trägt, während sie sich mit der Kunoichi unterhält, die das kleine Mädchen gestern hergebracht hat und er glaubt sich daran zu erinnern, dass Hinata sie mit Soya angesprochen hat. Seit heute Morgen, sehnt er sich danach mit ihr allein zu sein und alles, was zwischen ihnen steht, aus dem Weg zu räumen. Aber für den Moment gibt er sich auch damit zufrieden, sie wenigstens halbwegs glücklich zu sehen, selbst wenn es nur eine Illusion ist. Es vergeht eine Stunde, in der die Konoha-nins mit verschiedenen Gemütslagen die schlichten Feierlichkeiten vor ihren Augen eher als passive Beobachter erleben. Ein paar der fremden Frauen haben ihnen Essen angeboten, aber Sakura und Hinata suchen ihre Nähe niemals direkt und umgeben sich stattdessen überwiegend mit den Kindern, die an beiden Frauen ihre weichen Züge hervorkehren, die ihre ehemaligen Teamkameraden in anderen Situationen bisher an ihnen vermisst haben. Das Hervortreten der Adern um Hinatas Augen ist subtil, aber weil ein Großteil der Aufmerksamkeit der Konoha-nins auf ihr liegt, fällt es den meisten von ihnen auf. Während Hinata ihre Beobachtung scheinbar nicht als besonders bedeutend erachtet, folgt Neji ihrem Blick und für einen Moment spiegelt sich kaum sichtbare Überraschung in seinen Zügen wieder. „Es sind Tsunade und Gaara. Sie kommen hierher.“ Es ist allerdings ausgesprochen ungewöhnlich, dass die beiden Kage die Feierlichkeiten zu Ehren des Jüngeren so schnell verlassen würden, aber nichtsdestotrotz schließen sich ihnen die Dorfoberhäupter zusammen mit Shikamaru und Temari wenige Minuten später an. „Gaara.“ Naruto reicht dem Kazekage grüßend die Hand und erlaubt sich ein ehrliches Grinsen, als er dem Blick des Suna-nin begegnet. „Naruto.“ Die Aufmerksamkeit des Sabakuno wandert für einen Moment über seine Schultern, bevor er zurück zu Naruto sieht. „Es freut mich sehr, dass du sie beide wiedergefunden hast.“ Naruto öffnet den Mund, aber in diesem Moment klingt bereits eine vertraute Stimme über seine Schulter und stiehlt augenblicklich all seine Aufmerksamkeit. „Kazekage-sama.“ Naruto tritt einen Schritt zur Seite, während Hinata ihren Kopf grüßend vor dem Dorfoberhaupt senkt, Sakura direkt an ihrer Seite. „Hinata. Sakura. Ich-“ Aber bevor Gaara seine Freude über die Rückkehr der beiden ausdrücken kann, begegnet er über Hinatas Schulter markanten Augen, die in ihrer dunklen Farbe fast lila schimmern und hält entgegen seiner Natur für einen Moment inne. Soya, die Nia auf dem Arm trägt, tritt noch einen Schritt näher an Hinata heran und als das Kleinkind bittend die Arme nach ihr ausstreckt, nimmt Hinata sie sofort wieder an sich und sobald er die Augen der Kleinen entdeckt, zeichnet derselbe Unglaube Gaaras Züge, den die Konoha-nins am Tag zuvor erfahren haben. Aber bevor es zu einer Erklärung kommt, verliert sich Hinatas Blick bereits wieder in anderer Richtung, bevor sie sich ruckartig an Sakura wendet. „Spürst du das?“ Die Haruno beißt sich unzufrieden auf die Unterlippe, während auch sie ihren Blick über die Baumwipfel richtet, die sie umgeben. „Ich würde lieber nein sagen.“ Aber Hinata wendet sich bereits an Soya. „Holt die Kinder aus dem Wasser!“ Soya nickt und ihre Augen finden augenblicklich einen der Jungen, der am tiefsten in dem seichten Flussbett steht. „Takeru!“ Sie läuft ihm entgegen und auch die anderen Frauen bewegen sich schnell in die Richtung der Kinder. Tsunade tritt fragend einen Schritt nach vorne, aber in diesem Moment beginnt bereits die Erde unter ihnen zu beben. Es ist nur ein kurzes Beben, kaum länger als eine Minute und nicht besonders stark und als es schon wieder vorbei ist, blinzeln einige noch verdutzt. „War das ein Erdbeben?“ Shikamaru sieht stirnrunzelnd zu Ino. „Es gab seit Jahrzehnten kein Erdbeben mehr in Konoha.“ Während Tsunade sich gefolgt von Gaara hastig verabschiedet, um die Lage im Dorf zu überprüfen und auch Neji, Tenten, Shikamaru, Temari, Ino und Kiba aus denselben Gründen davon eilen, dreht Sakura unauffällig den Kopf zu Hinata. „Ich weiß wie hoch die Wahrscheinlichkeit dafür ist, aber könnten wir zumindest so tun, als wäre es ein Zufall?“ Hinata küsst Nia zärtlich auf die Stirn, aber der Ausdruck in ihren Augen ist ungewohnt hart. „Ich glaube nicht an Zufälle.“ . . . - Am Abend in Narutos und Sasukes Wohnung - Sakura zögert einen winzigen Moment, bevor sie ihre Knöchel zweimal gegen das dunkle Holz klopft. „Ja.“ Der gewohnt mürrische Unterton in seiner Stimme lässt sie für einen Moment schmunzeln, aber sobald sie die Türklinke herunterdrückt und den Raum betritt, weicht jegliches Amüsement aus ihren Zügen und sie vergisst schlagartig, dass sie eigentlich gekommen ist, um sich dafür zu bedanken, dass er das renovierte Uchiha-Viertel so bereitwillig zur Verfügung gestellt hat. Ihr ehemaliger Teamkamerad hält einen frischen Verband in der Hand und setzt gerade an die tiefe, verkrustete Schnittwunde an seinem Oberarm damit zu verbinden. Sie hat das Zimmer schon mit drei weiten Schritten halb durchquert und greift ohne nachzudenken nach seinem Arm, bevor er überhaupt den Kopf hebt, um sie anzusehen. „Ist das noch von gestern?“ „Hn.“ Sie begegnet warnend seinem Blick, während sie beschließt, dass er zumindest einen halbwegs zufriedenstellenden Job bei der Desinfektion der Wunde geleistet hat. Sie konzentriert sich auf die Verletzung und aktiviert ihr Chakra, aber die gereizten Worte stolpern trotzdem über ihre Lippen. „Der große Sasuke Uchiha hat es also nicht nötig, sich wie alle anderen gewöhnlichen Shinobi nach einer Mission im Krankenhaus untersuchen und behandeln zu lassen!“ Unter der Einwirkung ihres warmen Chakras schließt sich die tiefe Schnittwunde innerhalb weniger Minuten und auch ihre Wut verfliegt so schnell wie sie in ihr aufgeflackert ist. „Wenn du die entsprechenden Mittel zur Verfügung hast, ist es keine Schande medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen.“ Sie wirft ihm unter gesenkten Lidern einen Blick zu und in ihrem neckenden Vorwurf steckt eine Lebhaftigkeit, die unverkennbar das Mädchen wiederspiegelt, das er als Genin gekannt hat. Sie wendet sich von ihm ab und obwohl er sich heute Morgen erst geschworen hat derartige Aktionen bewusst zu unterlassen, greift er nach ihrem Unterarm. Allerdings zuckt sie unter seiner Berührung so heftig zusammen, dass er augenblicklich wieder seine Hand von ihr nimmt. Sakura schlingt ihre Arme um sich selbst, während Sasuke beide Hände in den Hosentaschen vergräbt. Sie dreht sich erneut von ihm weg, aber statt den Raum zu verlassen, stellt sie sich mit dem Rücken zu ihm vor das große Fenster. Sie legt eine Hand gegen das Glas der Scheibe und fächert ihre Finger, aber sie weiß selbst, dass sie nur auf Zeit spielt. „Ich weiß, dass sich die Scheibe kalt anfühlen müsste und diese Nadeln“, sie legt ihre Hand an die dunklen Haarnadeln, die ihre langen Strähnen elegant nach oben stecken, „haben mich früher wahnsinnig gemacht. Aber ich spüre nichts davon.“ Sie dreht sich zurück zu ihm und für den leeren Ausdruck in ihren Augen, steigt in ihm das Bedürfnis jemanden mit seinem Katana vertraut zu machen. „Ich spüre gar nichts. Nicht die Kleidung auf meiner Haut, nicht die Kühle des Flusswassers, nicht die Wärme der Sonnenstrahlen. Und keinerlei Berührungen.“ Es ist zu ernüchternd laut auszusprechen, dass extremer Schmerz in den letzten zwei Jahren beinahe die einzige Emotion ist, die sie überhaupt wahrgenommen hat und gleichzeitig der Ursprung, dem sie diese neue Eigenschaft verdankt. „Ich bin so leer, dass ich den Kummer über den endgültigen Verlust meines Vaters kaum spüre.“ Sein erster Instinkt ist es immer noch jeden zu töten, der ihr das angetan hat. Aber als sie zum ersten Mal beschämt den Blick von ihm wendet, vergisst er die Rachegelüste, die tief verankert in seiner Natur liegen. Er macht einen Schritt auf sie zu, obwohl er keinerlei Ansatz für eine mögliche Antwort hat. Trost in all seinen Bedeutungen ist ein Wort, das in seinem Leben noch nicht viel aufgetaucht ist. Doch dann erkennt er plötzlich einen Zusammenhang, der seine Augen auf eine ganz andere Art musternd über ihren Körper fahren lässt. „Du zuckst jedes Mal zusammen, wenn ich dich berühre.“ Sie zuckt auch jetzt, dabei ist sie nicht davon ausgegangen, dass ihm dieser Zusammenhang lange entgehen würde. Aber sie dreht den Kopf zurück zu ihm und erwidert offen seinen Blick, auf eine Art furchtlos, die ihn in einer seltenen Regung schmunzeln lässt. Dieses Mal hebt er seine Hand langsam genug, dass sie die Bewegung kommen sieht, aber sie macht auch keine Anstalten ihm auszuweichen. Als seine Fingerspitzen ihre Wange berühren, zuckt sie erneut spürbar zusammen, aber dieses Mal lässt er sich davon nicht abbringen und zeichnet mit seinem Daumen zärtlich ihren Wangenknochen nach. Sein Blick wandert über ihre Lider, die sich flatternd schließen, bis sich ihre Wimpern über ihren Wangen fächern, hinunter zu ihrem schlanken Hals und ihrem Schlüsselbein, wo ihr beschleunigter Atem wortlos verrät, wie tief sie seine Berührung beeinflusst. „Da ist etwas, das sich gar nicht verändert hat.“ Seine raue Stimme bricht die zerbrechliche Stille zwischen ihnen und als sich ihre Lider öffnen, um ihm einen weiteren Blick aus ihren tiefgrünen Augen zu gewähren, gibt er einen stillen Schwur ab, sie unter keinen Umständen noch einmal zu verlieren. „Ich sehe hier nichts, was sich nicht verändert hat.“ Ihr ruhiger Trotz vertieft das seltene Schmunzeln auf seinen Lippen und er genießt ihr tiefes Atem holen, als er auch seine zweite Hand an ihre Wange legt, während er den Kopf ein wenig senkt und sie weiterhin sanft hält, während sie unter seinen Fingern zittert. „Du hattest nie Angst zu dir selbst zu stehen.“ Seine Augen wandern innerhalb einer Sekunde zu ihren Lippen und zurück zu ihren Augen. „Und zu deinen Gefühlen.“ Sakura senkt den Kopf mit einem verächtlichen Schnauben, bei dem ihr Atem seinen Hals streift. „Das schlussfolgerst du aus meinem Geständnis, dass ich gar nichts empfinde?“ Aber seine Finger wandern unter ihr Kinn und heben ihr Gesicht an, bis sie wieder seinem Blick begegnet. „Sieh mich an und sag mir, dass du im Moment nichts fühlst.“ Zu lügen wäre blanker Hohn. Er fühlt die Reaktionen ihres Körpers auf ihn beinahe so gut wie sie selbst. „Darum geht es nicht-“ Ihr Atem stockt schmerzhaft in ihrem Brustkorb, als eine winzige Bewegung seinerseits darin resultiert, dass seine Nase über ihre streift. „Das ist alles, worum es hier geht.“ Sie will ihn fragen, wann er angefangen hat so viel zu reden, aber sie hat Angst, dass ihre Stimme sie im Stich lassen würde. Sie hat nicht damit gerechnet, dass er hier sein würde und selbst wenn, hätte sie nicht gedacht, dass er ihr je nahe genug kommen würde, um sie auf diese Weise aus der Bahn zu werfen. Das erste Mal hat sie sich noch eingeredet, dass es das Adrenalin über ihre Rückkehr war, die ihre heftige Reaktion ausgelöst hat, aber seitdem hat sie auch jede weitere seiner Berührungen alles andere vergessen lassen. Gleichzeitig überfordert sie seine Nähe jedoch auch mehr, als der gesamte Rest ihrer verworrenen Situation. Sie vergräbt ihre zitternden Finger haltsuchend in seinem Oberteil, aber als sich einer ihrer Jugendträume erfüllt und seine Lippen hauchzart über ihre streifen, dreht sie keuchend den Kopf zur Seite. „Es tut mir-“ Sie erlaubt seinen Händen ihr Gesicht erneut zurück zu seinem zu drehen und zwingt sich seinen Blick zu halten. „Hör auf! Du brauchst dich für gar nichts zu entschuldigen.“ „Natürlich.“ Sie schmunzelt leicht zynisch. „Du hältst ja nichts von Entschuldigungen.“ Aber er nickt ungerührt. „Nichts von Entschuldigungen und nichts von Rechtfertigungen.“ Sie sieht das minimale Aufflackern in seinen Augen nur, weil er ihr so nah ist. „Aber ich hoffe, dass du immer noch an Vergebung glaubst.“ Es ist lange still, bis sie begreift, dass er wohl wirklich ihre Antwort abwartet. „Ja.“ Es ist nicht ganz so einfach. Es gibt eine Reihe Menschen, denen sie niemals vergeben wird. Aber er war schon immer ihre eine Ausnahme. „Ich habe mich noch nie zum Helden geeignet, Sakura. Und ich hätte niemals deiner sein können.“ Ein selten weicher Ausdruck verändert seine Gesichtszüge auf eine Art, die ihr noch vollkommen fremd ist, während seine Worte das Chaos, das in ihr wütet, schwindelerregende Ausmaße annehmen lässt. „Aber vielleicht-“ Doch als die gewichtige Bedeutung seiner Worte ganz zu ihr durchdringt, schüttelt sie hektisch den Kopf. Sie kann es sich nicht leisten, sich einer derart törichten Hoffnung hinzugeben. „Wir sind viel zu kaputt füreinander.“ Sie will sich hektisch von ihm losmachen, aber er lässt sie nicht davonkommen und zwingt sie seinen Blick zu halten. „Ich bin der Meinung, wir sind genau richtig füreinander.“ Es sind Worte, die sie in die Knie zwingen. Aber als ihre Beine in einer Schwäche, die sie sich eigentlich niemals erlauben dürfte, unter ihr nachgeben, sichert sein beherzter Griff um ihre Hüfte ihr Gleichgewicht beinahe nebensächlich. Dieses Mal sucht sie bewusst seinen Blick, auch wenn ihr Herz so schnell rast, dass ihr schwindelt und sie findet in seinen dunklen Augen in all der Vertrautheit die vielen Facetten, die ihn ausmachen. Seine Kompromisslosigkeit, sein Stolz, sein Ehrgeiz, seine Arroganz. Sie fühlt in diesen Minuten mit ihm zweifellos mehr, als in den vergangenen zwei Jahren zusammen. Aber es ist eine Emotion, die sich über allen anderen aus dem Chaos in ihrem Kopf herauskristallisiert und sie mit einem unterdrückten Schluchzen eine Hand in seinen Nacken legen lässt, um ihn die restlichen Zentimeter zu sich herunterzuziehen, bis seine Lippen ihre berühren. Ihre Liebe zu diesem Mann, die nicht einmal acht Jahre vernichten konnten. • - Zur selben Zeit - „Schlaf steht heute also nicht auf dem Plan, mhm?“ Hinata wippt Nia mit einem Lächeln auf den Knien und das Lachen des Kleinkindes erhellt den Raum, als Hinata sie ein Stück weit nach hinten kippt, bevor sie sie wieder nach vorne zieht. Aber dann richten sich ihre hellen Augen auf ihn und Naruto überquert ertappt die kurze Distanz zwischen dem Türrahmen, in dem er gelehnt hat und der Couch, auf der Hinata mit dem kleinen Mädchen sitzt. Mit seiner ersten Bewegung in den Raum hinein, liegen plötzlich zwei Paar der hellen Augen auf ihm, auch wenn die Kleineren sich schnell wieder an Hinatas Schulter verstecken. „Nia das ist Naruto. Naruto, Nia.“ Hinata sieht lächelnd von ihm zurück zu dem kleinen Mädchen, das sich immer noch so gut wie möglich in ihren Armen versteckt und sie fährt der Kleinen liebevoll durch die dunklen Haare. „Du kannst ihm vertrauen.“ Daraufhin mustert ihn die Zweijährige für einen Moment aus der sicheren Distanz mit all der durchdringenden Aufmerksamkeit einer Hyuuga, bevor sie ihren Blick ruckartig wieder zurück auf Hinata richtet. Nia verliert kein Wort und er könnte niemals sagen, was dem Kleinkind durch den Kopf geht, aber Hinata scheint problemlos zu verstehen, was das Mädchen von ihr will. Allerdings erliegen seine Gedankengänge schlagartig, als Hinatas helle Augen seinen begegnen. „Immer.“ Die leise gesprochenen Silben sind die Antwort auf eine Frage, die er nicht einmal mitbekommen hat. Aber ihre Stimme lenkt ihn schon in der nächsten Sekunde erneut ab. „Es tut mir leid.“ Allein die Tatsache, dass sie sich entschuldigt, schürt den schlummernden Zorn in ihm, den er zwei Jahre lang nicht einen Tag losgeworden ist. „Nichts hiervon ist dein Schuld und ich will nicht, dass du dich entschuldigst. Für gar nichts.“ Seine rauen Worte beirren Hiashis Tochter jedoch nicht. „Es tut mir leid, was du gedacht haben musst, als du mich zum ersten Mal mit ihr gesehen hast.“ Naruto holt tief Luft, als ihre Worte ihn an genau jenes Gefühl erinnern, das sich nicht wirklich beschreiben lässt. „Sie sieht dir sehr ähnlich.“ Ihr Blick richtet sich liebevoll auf das kleine Mädchen, das ihn scheinbar längst vergessen hat und viel mehr Interesse an Hinatas langen Haaren zeigt, die sie zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr offen trägt. „Das sind nur die Augen.“ Bevor er protestieren kann, hebt sie Nia auf ihre Arme und strebt an ihm vorbei die Küche an. „Komm mein Schatz, wir kümmern uns jetzt erst einmal um das Abendessen.“ Es wäre unmöglich ihr nicht in die Küche zu folgen, deshalb lehnt er erneut im Rahmen der Tür, während sie einen Stuhl neben die Anrichte schiebt, Nia darauf absetzt und dem Kleinkind zuerst einen Apfel schält, bevor sie ihre langen Haare mit geübten Bewegungen und einem Band in ihrem Nacken zusammenfasst. Die simple Bewegung stiehlt für die wenigen Sekunden seine komplette Aufmerksamkeit, deshalb dauert es einen Moment, bis er bewusst realisiert, dass sie die Zutaten, die sie vorhin erst eingekauft hat, nach und nach aus dem Kühlschrank holt. „Kann ich dir irgendwie helfen?“ Sie wirft schmunzelnd einen Blick über ihre Schulter, äußert sich aber nicht zu der Tatsache, dass sie beide wissen, wie miserabel es um seine Kochkünste bestellt ist. „Du könntest schonmal das Wasser für die Nudeln hinstellen?“ Er nickt und konzentriert sich bewusst nicht darauf, wie geschickt sie das Messer in ihrer Hand führt, um das Gemüse zu schneiden, aber als er ein leises Schniefen vernimmt, fährt er alarmiert herum, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Hinata sich in einer bekennenden Geste mit dem Handrücken über die Augen fährt. Ihm ist selbst kaum bewusst, dass er sich bewegt hat, als er schon vor ihr steht und ihr Gesicht vorsichtig in seine Hände nimmt. „Was ist los?“ Aber obwohl ihre hellen Augen verräterisch schimmern, schmunzelt sie ehrlich. „Nichts. Byakugan und Zwiebeln vertragen sich nur nicht besonders gut.“ Er erinnert sich dunkel an ein Gespräch, das Sakura einmal recht einseitig mit ihm geführt hat, als sie sich für den faszinierenden medizinischen Aspekt des anhalten Mysteriums der Byakugan begeistert hat und dabei erwähnt hat, wie sensibel die hellen Augen der Hyuuga sind. Er nimmt ihr das Messer aus der Hand, ohne auf ihren Protest zu achten. „Naruto, es macht mir nichts-“ „Aber mir. Setz dich hin. Bei dem Rest werde ich dir sowieso keine große Hilfe sein.“ Sie lässt ihn gutmütig gewähren und hebt Nia auf ihre Arme, als das Kleinkind wortlos die Hände nach ihr ausstreckt. Aber sobald er die Zwiebeln fertig geschnitten hat, macht sie Anstalten die Zweijährige abzusetzen, was in einem leisen Quengeln resultiert. „Nia, das mit unserem Abendessen wird nichts, wenn du mich nicht schnell fertig kochen lässt.“ Naruto verfolgt den liebevollen Moment schmunzelnd, als sich Nias helle Augen plötzlich auf ihn richten. Sie mustert ihn prüfend und überrascht sie beide, als sie ihre kleinen Arme in seine Richtung ausstreckt. Er begegnet ein wenig panisch Hinatas Blick, aber der Ausdruck in ihren Augen lässt ihn beinahe automatisch die Hände nach dem kleinen Mädchen ausstrecken. Er hält sie ein wenig unbeholfen, aber das Kleinkind scheint sich nicht daran zu stören und beißt zufrieden in das Stück Apfel, das sie noch in der Hand hält. Ihm ist kaum bewusst, wie lange sich die Stille zwischen ihnen über die Küche verhängt, bevor Hinata sich mit einem leisen Räuspern von ihm ab und wieder dem Essen zuwendet. Es ist unauffällig, aber er sieht die verräterische Bewegung, mit der sie sich erneut über die Augen fährt, dennoch. Und dieses Mal liegt es nicht an den Zwiebeln. . . . Kapitel 10: Tormented --------------------- - Am nächsten Tag, nachmittags im Hyuuga-Anwesen - Sasuke sieht von dem Geschehen vor sich, das Hinata unter der Aufsicht ihres Vaters und ihres Cousins im Training mit vier ihrer Verwandten beinhaltet, zu seiner ehemaligen Teamkameradin, die neben ihm auf dem Boden liegt. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt und mit geschlossenen Augen erweckt sie überzeugend den Anschein, als würde sie das Geschehen vor ihr nicht das geringste angehen. „Dich scheint das ja wahnsinnig zu interessieren.“ Er sinkt neben ihr in die Hocke und die simple Bewegung sichert ihm augenblicklich ihre Aufmerksamkeit. „Ich habe Hinata in den letzten zwei Jahren schon des Öfteren beim Warmmachen zugesehen.“ „Warmmachen, huh?“ Sie hält seinen Blick für einen Moment, bevor sie sich aufsetzt und er sieht interessiert zu, wie sie ihre Hände auf ihren Rücken legt und in rascher Folge ein paar Fingerzeichen formt, die seines Erachtens nach nichts mit einem Jutsu zu tun haben. Er folgt ihrem Blick zurück zu Hinata und sieht gerade noch, wie die junge Clanerbin sich mit kaum sichtbaren Bewegungen zwischen ihren Verwandten bewegt, ihre Verteidigung aushebelt, als wäre sie nicht vorhanden und sie alle mit einem einzigen gezielten Schlag in die Bewusstlosigkeit schickt, bevor sie direkt vor Sakura auftaucht und etwas aus ihrer Waffentasche zieht. „Die hast du unbedingt jetzt sofort gebraucht?“ Sie wirft es Sakura zu und als die Haruno es grinsend in ihre Hosentasche schiebt, erkennt Sasuke, dass es sich um ein Fläschchen mit ein paar Kräutern handelt. Sakura zuckt locker mit den Schultern, völlig gleichgültig gegenüber der Tatsache, dass einmal mehr alle Aufmerksamkeit auf ihnen liegt. „Du weißt, dass ich gerne Recht behalte.“ Hiashi, der das von ihm angeordnete Training bisher regungslos verfolgt hat, wendet sich seinem Neffen zu. „Neji.“ Hinatas Blick findet ebenfalls ihren Cousin und die beiden Hyuuga bewegen sich ohne weitere Absprachen zurück in das Zentrum des größten Trainingsplatzes auf dem Gelände des Hyuuga-Anwesens. Das erste Aufeinandertreffen der beiden jungen Hyuugas verspricht gerade interessant zu werden und wesentlich ebenbürtiger als der vorherige Kampf, als Hinata ihr Chakra überraschend manipuliert, um Nejis Angriff abzublocken, während sich ihr Blick sichtlich in der Ferne verliert. Es vergeht nur eine weitere Sekunde, bis Sakura neben Hinata steht. „Hina?“ „Es ist Kaito.“ Naruto und Sasuke machen beide einen Schritt nach vorne, aber in diesem Moment sind die beiden Frauen bereits verschwunden. „Nicht schon wieder!“ Naruto fährt fluchend zu dem anderen ANBU an seiner Seite herum. „Neji!“ Aber der Hyuuga hat mit Hilfe seines Bluterbes bereits die Verfolgung der beiden Frauen aufgenommen. „Ich bin schon dabei!“ • Bis sie die beiden außerhalb der Dorfmauern eingeholt haben, steht ein Mann direkt vor Hinata, während Sakura ein paar Meter hinter ihnen ihr Katana in der Hand dreht. Nejis helle Augen wandern hektisch zwischen seiner Cousine und ihrem Gegenüber hin und her, während Naruto und Sasuke links und rechts an Sakuras Seite treten. „Wer ist der Kerl?“ Narutos Blick liegt angespannt auf Hinata, seine Hand bereits auf dem Griff des Schwertes an seinem Gürtel. „Kaito. Koris zweiter nutzloser Sohn.“ Während Sakuras knapper Erklärung, rühren sich Hinata und Kaito immer noch keinen Zentimeter, was Narutos Anspannung nur noch verstärkt. „Was macht er mit ihr?“ „Sie sind in einem Genjutsu.“ Neji tritt neben sie, aber Sasukes aktiviertes Bluterbe liegt ebenfalls auf Hinata und ihrem Gegenüber und er korrigiert den Hyuuga ruhig. „Es ist nicht nur ein Genjutsu. Es sind mehrere.“ Seltene Faszination klingt in seiner Stimme wieder. „Sie halten einander in verschiedenen Genjutsus fest, die sich überlagern.“ Das laute Lachen des fremden Shinobi ist ihr erstes Anzeichen, dass die beiden die Genjutsus, von denen Sasuke eben noch gesprochen hat, aufgehoben zu haben scheinen. Aber dann richten sich seine Augen mit einem eindeutigen Ausdruck auf Hinata, woraufhin sich schlagartig jeder einzelne Muskel in Narutos Körper auf unangenehme Weise anspannt. „Du hast mir gefehlt.“ „Das können wir von dir nicht behaupten.“ Sakuras beißende Erwiderung kommt Hinatas Antwort zuvor, aber der fremde Shinobi ignoriert die unverhohlene Warnung durch die rosahaarige Medic-nin gleichgültig, denn seine Augen weichen kein einziges Mal von Hinata. „Wie geht es unserer Kleinen?“ „Es geht ihr gut.“ „Spricht sie mittlerweile?“ „Nein.“ Es ist kaum sichtbar, aber für einen Moment blitzt drohende Unzufriedenheit in seiner Miene auf, bevor sie wieder die betont sorglose Gelassenheit annimmt. „Du weißt, ich will, dass du dich darum kümmerst.“ „Dann bist du nicht gekommen, um sie zu holen?“ Hinatas Stimme und Miene lässt dagegen keinerlei Gefühl erkennen, während Kaitos einen beinahe zärtlichen Ton annimmt. „Wir wissen beide, dass sie bei dir besser aufgehoben ist.“ „Wir kommen nicht zurück, Kaito.“ Der dunkelhaarige Shinobi macht noch einen Schritt auf die zierliche Hyuuga zu und verringert den Abstand zwischen ihnen damit auf ein absolutes Minimum. „Ich bin ein sehr geduldiger Mann, Hinata.“ Aber Hinata verschränkt lediglich die Arme vor dem Körper und legt den Kopf in den Nacken, um weiter den Blickkontakt zu ihm halten zu können. „Du solltest gehen.“ „Wenn du das willst.“ Er hebt die Hand zu ihrem Gesicht, aber bevor er sie berühren kann, verliert Naruto die Beherrschung. So schnell, dass keiner der drei Shinobi an seiner Seite ihn hätte aufhalten können, verschwindet er und taucht direkt hinter Hinata auf, aber seine Augen ruhen drohend auf dem Mann vor ihm. „Wage es ja nicht sie anzufassen!“ Er erkennt, dass die Augen seines Gegenübers beinahe so schwarz sind wie die seines besten Freundes, als sie sich sichtlich amüsiert auf ihn richten. „Ah, der Fuchsjunge.“ Er streckt die Hand nach ihm aus, so als wollte er sich förmlich vorstellen, aber mit seiner Bewegung verliert Hinatas Haltung jegliche Vorgabe von Gleichgültigkeit und sie tritt blitzschnell weiter zwischen die beiden. „Kaito!“ Sein Name aus ihrem Mund ist eine einzige Warnung, aber der Angesprochene schmunzelt nur amüsiert. „Ich mach doch nur Spaß.“ Sein Blick wandert zurück zu Hinata und unter der Art wie er sie ansieht, fühlt Naruto alle seine Sicherungen auf einmal durchbrennen. Zum ersten Mal seit Jahren spürt er die Kraft des Fuchses ganz ohne sein Zutun in sich aufwallen. Doch plötzlich ist da noch etwas anderes und es ist so ungewohnt, dass er eine ganze Minute braucht, um zu begreifen, was er da außerhalb seines rasenden Zornes noch spürt. Es ist ihr vertrautes Chakra, das seinen ganzen Körper von außen einzuhüllen scheint. Hinata! Aber Kaitos Stimme dringt mit jeder unerwünschten Silbe erneut zu ihm durch. „Pass gut auf meine Tochter auf, Hinata. Ich warte auf euch.“ Er verschwindet so schnell, als wäre er nie hier gewesen und Sakura steckt ihr Katana fluchend wieder ein. Sie hält Neji aber auf, als dieser Kaitos Verfolgung aufnehmen will. „Das wird ungefähr genauso ausgehen wie das letzte Mal, also erledige einfach den Rest deines Jobs und informiere Tsunade.“ Man sieht dem Hyuuga an, dass er sich eine bissige Erwiderung gerade so verkneift, aber sein Pflichtbewusstsein scheint den Kampf schnell zu entscheiden, denn eine Sekunde später ist er bereits verschwunden. Sakuras Blick wandert augenblicklich zurück zu Hinata, aber als Sasuke an ihre Seite tritt, macht sie immer noch keine Anstalten den Abstand zu ihrer Freundin zu verringern. Doch ihre seltene Zurückhaltung erschließt sich dem Uchiha schnell, als Hinata sich mit einem tiefen Atemzug zu Naruto umdreht, der immer noch direkt hinter ihr steht und in diesem Moment erst vollständig zu dem Geschehen aufschließt, das sich eben vor seinen Augen abgespielt hat. „Seine Tochter? Nia?“ Hinata nickt nur, obwohl die Bestätigung eigentlich überflüssig ist, aber Naruto ist auch schon einen Schritt weiter. „Warum sollte er dir die Aufsicht seiner Tochter überlassen?“ Ihm ist durchaus klar, dass ihm ihre Antwort nicht gefallen wird, er hat nur nicht damit gerechnet, gefühlstechnisch den Boden unter den Füßen zu verlieren, als ihm ihre ruhigen Worte das gesamte Ausmaß dieser verworrenen Situation klarmachen. „Weil er dem Hirngespinst unterliegt, dass die Tatsache, dass ich seine Tochter liebe, irgendwann dazu führen wird, dass ich auch ihn lieben werde.“ Sie macht den Eindruck dem Ganzen noch etwas hinzufügen zu wollen, aber dann dreht sie sich plötzlich von ihm weg und legt eine Hand über ihre Augen. Als sie minimal schwankt, streckt Naruto augenblicklich die Arme nach ihr aus, aber da steht Sakura bereits an ihrer Seite. „Lass es mich sehen.“ Sobald Hinata die Hand von ihren Augen nimmt, wird ersichtlich, dass ihre hellen Pupillen schwindelerregend hin- und hertanzen, aber Sakura legt ihre Fingerspitzen gezielt an Hinatas Schläfen und unter der Einwirkung ihres Chakras verschwindet der Effekt schnell. Der Blick, der daraufhin zwischen den Frauen passiert und die Tatsache, dass Hinata seinem Blick zwar begegnet, aber doch nicht ganz, verrät Naruto zweifellos, dass sie einmal mehr nicht die ganze Wahrheit zu hören kriegen. „Es ist nur ein Nebeneffekt von Überbeanspruchung.“ Sie sucht Sakuras Blick. „Ich fürchte, mein Vater wartet auf eine Erklärung. Ich treffe euch Zuhause.“ Sakura nickt und Hinata verschwindet erneut, während die beiden Männer resigniert beschließen, dass die unzähligen Fragen, die sie haben, einmal mehr werden warten müssen. . . . - Am Abend in Narutos und Sasukes Wohnung - Hinata lehnt ihre Stirn müde gegen das kalte Glas des breiten Wohnzimmerfensters. Nachdem sie ins Hyuuga-Anwesen zurückgekehrt ist, hat das angenehme Gespräch, das sie dort mit ihrem Vater geführt hat, ihrem bisherigen Tag die Krone aufgesetzt. Ihrem Vater klar zu machen, dass sie niemals die Tochter und die Nachfolgerin sein kann, die er sich vorstellt, ausgerechnet jetzt, wo er der Ansicht ist, dass sie seine Anforderungen endlich erfüllen könnte, war ein aussichtsloses und ermüdendes Unterfangen. Allerdings befürchtet sie, dass ihr nächstes Gespräch mit Naruto noch eine Steigerung dazu darstellen wird. Als sie spürt wie er in den Raum tritt, strafft sie die Schultern und richtet sich auf, aber sie ist zu müde, um noch jemandem etwas vorzuspielen. Außerdem hat sie geschworen das wenigstens ihm gegenüber niemals zu tun. Sie dreht sich zu Naruto um und begegnet seinem Blick. „Hast du Nia heute Nacht bei Soya gelassen, weil du befürchtest, dass ihr Vater zurückkommt?“ Es ist seine erste Frage und schon die kann sie nicht direkt beantworten. „Ich fürchte ihn nicht.“ „Aber du hast Angst ihn zu töten.“ Sie versucht zu spät es zu verhindern und zuckt sichtbar zusammen. „Ich würde es bevorzugen Nia nicht zur Vollwaise zu machen, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.“ Auch das ist nicht der einzige Grund. Deshalb lenkt sie von dem einen unliebsamen Thema auf das nächste ab. „Frag mich, Naruto.“ Doch als der blonde Chaot einmal stumm bleibt, nimmt sie ihm die unmögliche Frage ab, die sich seit Stunden durch seine Venen frisst. „Du willst wissen, ob ich mit ihm zusammen war.“ „Warst du?“ „Nein.“ Doch im selben Moment schließt Nejis Cousine mit einem schweren Seufzen die Augen und beschließt, dass es besser ist gleich auf einmal reinen Tisch zu machen. „Aber er hat mich einmal geküsst.“ Das laute Klacken seiner aufeinander prallenden Zähne hallt in der Stille zwischen ihnen wieder und der Zorn, den er verspürt ist ziemlich nah dran an dem Ausmaß, das er konfrontiert mit ihren Entführern empfunden hat. Aber er ballt die Hände zu Fäusten und zwingt sich zu einem tiefen Atemzug. Doch dann frisst sich eine Frage durch seinen Zorn, die er keine Sekunde zurückhalten kann. „Wolltest du es?“ Hinata schlägt ihre Lider ruckartig wieder auf und zum ersten Mal seit er sie kennt, spiegelt sich eine so eng mit Wut verwandte Emotion in ihren hellen Augen, dass er es kaum davon unterscheiden kann, während sie ihn aufgebracht ansieht. „Glaubst du das? Denkst du all diese Momente zwischen uns in den letzten zwei Tagen waren was – gespielt?!“ „Ich muss es wissen. Und ich weiß, ich habe das zwischen uns nach Strich und Faden versaut, aber das…“ Sie dreht sich von ihm weg und verschränkt haltsuchend die Arme vor ihrem Oberkörper, während sie erneut durch die Fensterscheibe in die Dunkelheit der Nacht hinausstarrt. „Er wollte mich von Anfang an. Aber er hat nie versucht sich mir körperlich aufzuzwingen. So primitiv ist er nicht. Auf der anderen Seite…“ Sie legt eine Hand in ihren Nacken und eine erneut gegen die kalte Scheibe. „Auf eine andere Art ist er mir in den letzten zwei Jahren tiefer unter die Haut gegangen, als jeder andere. Sota hatte Recht, tagein tagaus mit ihm in seinen Genjutsus gefangen zu sein war eine besondere Art der Folter. Kein Gedanke, keine Erinnerung war sicher vor ihm.“ „Trotzdem hast du ihn nicht getötet.“ Mittlerweile ist er sich sicher, dass sie es gekonnt hätte. „Ich habe noch nie zuvor wirklich jemandem den Tod gewünscht. Zumindest nicht aus privaten Gründen.“ Ihr Lachen hat einen ungewohnt bitteren Unterton. „Zwei Wochen mit Kaito und ich war bereit eine Ausnahme zu machen.“ Sie dreht sich zu ihm um und zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr lässt sie ihn so tief in ihre Augen sehen, dass er den Schmerz erkennt, den sie sonst so gut versteckt. „Aber auch wenn es meistens wirkt, als würde es sie nicht besonders kümmern, sind er und Hoshi Koris Söhne. Ihr Tod hätte Krieg bedeutet. Einen Krieg, den wir vielleicht hätten gewinnen können ja, aber solange es nicht unbedingt nötig war, wollten wir nicht herausfinden zu welchem Preis. Also ja, ich habe mich in gewisser Weise auf Kaitos Spielchen eingelassen. Vor allem um Nias Willen.“ Naruto macht einen Schritt auf sie zu, ohne ihren Blickkontakt für einen Moment zu unterbrechen. „Er wollte, dass du ihn liebst.“ „Seine Vorstellung von Liebe, ja.“ Ihre Augen wandern für einen Moment zur Seite, kehren dann aber sofort zurück und gewähren ihm einen weiteren Einblick in ihre Gefühlswelt. „Aber ich habe ihm gesagt, dass ich das nie werde. Dass es da schon jemanden gibt…“ Die Wut, die sich seit Beginn ihres Gesprächs stetig durch seine Adern frisst, beginnt langsam zu verebben. „Und damit hat er sich zufrieden gegeben?“ „Damals schon. Aber er ist auch davon ausgegangen, alle Zeit der Welt zu haben um mich umzustimmen.“ Es ist sie, die den entscheidenden letzten Schritt macht, um den Abstand zwischen ihnen auf ein Minimum zu verringern. Sie hebt eine Hand und legt sie vorsichtig auf seinen Brustkorb, direkt über seinen pochenden Herzschlag. „Und wenn 20 Jahre vergangen wären, ich hätte meine Meinung niemals geändert.“ Seine Lippen liegen schon auf ihren, bevor er sich bewusst dazu entschieden hat den Kopf zu senken. Aber gerade als er die Hände auf ihre Hüften legt, um sie so nah wie möglich zu ihm zu ziehen, reißt sie sich mit unerwartetem Widerstand von ihm los. „Nein, hör auf!“ Sie schüttelt den Kopf und tritt von ihm zurück, bis sie die kühle Scheibe des Fensters im Rücken hat. „Ich kann nicht-“ „Schon gut-“ Aber der eindringliche Blick in ihren Augen bringt ihn schlagartig zum Schweigen. „Nein, ich kann das nicht, wenn es auch nur die geringste Möglichkeit gibt, dass du morgen Früh neben mir aufwachst und es bereust.“ „Das sollte wohl eigentlich mein Text sein.“ „Ich bin nicht diejenige, die sich für jeden Kuss zwischen uns entschuldigt hat.“ Mit ihrem ruhigen Vorwurf trifft ihn ein Anflug von Reue, der ihn für einen Moment die Augen schließen lässt, bevor er entschuldigend die Arme nach ihr ausstreckt. „Hinata-“ Aber die Adern um ihre Augen treten in vertrauter Form hervor und stehlen einmal mehr ihre Aufmerksamkeit. „Was ist es?“ Sie blinzelt sich zurück in seine Realität und als ihre Augen wieder jegliche Emotion vermissen lassen, weiß er bereits, dass sie ihm wieder ausweichen wird. „Es war nichts. Es tut mir leid, aber ich bin müde.“ Sie tritt an ihm vorbei und aus dem Raum und er hält sie nicht auf. • - Währenddessen bei Sakura und Sasuke - „Sakura?“ Er klopft noch einmal an die Zimmertür, aber als er keine Antwort erhält, drückt er lautlos die Klinke nach unten und tritt in den abgedunkelten Raum. Es brennt nur eine kleine Lampe neben dem Bett und zieht seinen wachsamen Blick sofort auf Sakuras schlafende Gestalt. Seine Augen wandern für einen Moment über ihre entspannten Züge, aber dann dreht er sich um, um den Raum wieder zu verlassen. „Nein!“ Es ist nur ein Flüstern, so leise, dass er es beinahe überhört hätte, aber er fährt sofort zu ihr herum. Jegliche Entspannung ist aus ihren Zügen gewichen und sie sieht gequält und schmerzerfüllt aus, während sich noch im Schlaf erste Tränen einen Weg über ihre blassen Wangen bahnen. „Sakura!“ Er kniet innerhalb von Sekunden neben ihr auf dem Bett, aber sobald seine Hand ihre Schulter berührt, bewegt sie sich so schnell, dass sogar er eine Millisekunde zu langsam reagiert. Er blinzelt und schon liegt er unter ihr auf dem Bett, ein Kunai an seiner Halsschlagader. Aber statt sich zu verteidigen hebt er langsam beide Hände über seinen Schultern an und in diesem Moment klärt sich ihr Blick bereits. „Sasuke?“ So schnell wie sie ihn überwältigt hat, zieht sie sich auch von ihm an das andere Ende des Raumes zurück. Sie lässt das Kunai in ihrer Hand klirrend zu Boden fallen und wischt sich hektisch mit dem Handrücken über die Wangen. „Es-“ Aber in diesem Moment steht er bereits vor ihr und legt seine Hände vorsichtig auf ihre Oberarme. „Ich habe dir gesagt, du sollst dich nicht entschuldigen.“ Sie nickt knapp, will sich aber gleichzeitig von ihm losmachen, aber stattdessen zieht er sie in seine Arme. „Sasuke-“ Aber sie unterbricht sich, als sie spürt wie er seine Lippen zärtlich gegen ihren Haarschopf drückt. Die Reaktion ihres Körpers erinnert sie eindringlich daran, wie nah er ihr im Moment ist und statt sich von ihm loszumachen, schlingt sie vorsichtig die Arme um ihn. „Warum tust du das?“ Sie rechnet nicht damit eine Antwort auf ihre wirre Frage zu erhalten, aber er überrascht sie einmal mehr. „Du hättest dasselbe für mich getan, wenn ich dich gelassen hätte.“ Sie tritt einen Schritt von ihm zurück und er lässt sie gewähren, obwohl es ihm in den Fingern juckt, sie zurück in seine Arme zu ziehen, vor allem, als sie die Arme um sich selbst schlingt, bevor sie müde seinem Blick begegnet. „Du hast mich nie gebraucht, Sasuke.“ Seine dunklen Augen halten ihre fest und wie jedes Mal, wenn er ihrem Blick so direkt begegnet, bedeutet der Kontakt für sie eine erinnerungsschwere Reise in die Vergangenheit, nur um ihr vor Augen zu führen, wie sehr sich der Mann, der heute vor ihr steht, von dem Jungen unterscheidet, den sie einmal gekannt hat. „Wenn ich dich und Naruto nicht getroffen hätte, hätte es für mich nie eine Rückkehr gegeben.“ Er wartet ihre Antwort auf diese unerwartete Offenbarung nicht ab, aber sie bezweifelt, dass ihr überhaupt eine eingefallen wäre. Stattdessen vernichtet er den Abstand, den sie zwischen sie gebracht hat, in einem einzigen Schritt, schiebt eine Hand in ihren Nacken und reißt sie an sich, während er den Kopf senkt, um ihre Lippen mit seinen zu beanspruchen. Seine Nähe überfordert sie schon, wenn sie sie halbwegs voraussehen kann, deshalb vergräbt sie ihre Finger haltsuchend in seinem Oberteil, um ihr plötzliches Schwindelgefühl zu kontern. Aber gleichzeitig streckt sie sich auf die Zehenspitzen, um ihm noch ein wenig näher zu sein. Als er seine Hände auf ihre Schultern legt, erwartet sie eher, dass er sie zum Bett zurückdreht, als dass er sie von sich wegschiebt, aber ihr ehemaliger Teamkamerad widerlegt einmal mehr jegliche ihrer Erwartungen und löst sich von ihr. „Was-“ „Ich will dich nicht überfordern.“ Die schöne Medic-nin verschränkt die Arme vor dem Oberkörper, um die Reaktion ihres Körpers auf ihn zu kaschieren und zieht spöttisch eine Augenbraue in die Höhe. „Das ist also deine Art mich nicht zu überfordern?“ Sie zittert schon, bevor er den Kopf so weit zu ihr senkt, dass sein Atem mit jedem Wort ihr Ohr streift. „Wenn ich vor hätte deine Grenzen auszureizen, würde ich dich schon an ganz anderen Stellen berühren.“ . . . Kapitel 11: Doubting -------------------- - Am nächsten Morgen in Narutos und Sasukes Wohnung - Naruto legt seine Zeitung zur Seite, als er die Stille nicht mehr erträgt, im Gegensatz zu seinen beiden ehemaligen Teamkameraden, die ihm überzeugend entspannt gegenübersitzen. „Schläft Hinata noch?“ Sakura sieht nicht einmal von ihrem Teil der Zeitung auf. „Sie wird heute nicht aufstehen.“ „Was soll das heißen, sie wird heute nicht aufstehen?“ Den Blick, den sie ihm unter gesenkten Lidern zuwirft, kennt er noch aus ihrer Genin-Zeit, jedes Mal, wenn er ihr auf die Nerven gegangen ist. „Die einfachste Bedeutung, die diese Worte in dieser Reihenfolge haben.“ Das Läuten der Haustüre unterbricht das drohende Streitgespräch der beiden Freunde, aber obwohl sich Naruto zuerst erhebt, ist Sakura vor ihm an der Haustür, als sie die Chakrasignatur identifiziert. „Soya!“ Die junge Kunoichi hält Nia zärtlich in den Armen, die leise vor sich hinquengelt. „Es tut mir leid, aber sie hat nicht aufgehört zu weinen-“ „Mein Liebling.“ Hinata steht hinter ihnen im Flur, selten zerzaust in nichts weiter als einem weiten T-Shirt und Shorts und die tiefen Schatten unter ihren Augen zeugen von einer Erschöpfung, die sie seit Tagen verborgen haben muss. Hinata sinkt in die Hocke und streckt wortlos die Arme aus, in die die Zweijährige zielstrebig tapst, sobald Soya sie auf dem Boden absetzt. „Gehen wir ins Bett?“ Nia nickt wortlos, aber als Hinata sich mit ihr erhebt, schwankt die junge Clanerbin kaum merklich in ihrer Bewegung und muss sogar mit einer Hand nach dem Türrahmen in ihrem Rücken greifen. „Hinata-“ Aber bis Naruto die Hand nach ihr ausstreckt, steht sie schon wieder aufrecht. „Ist schon gut. Wir brauchen einfach ein bisschen Schlaf, nicht wahr, mein Schatz.“ Sie küsst Nia auf die Schläfe und verschwindet mit lautlosen Schritten mit ihr in ihrem Schlafzimmer. Aber ihr letzter Blick gilt einmal mehr Sakura, die sich knapp noch einmal an die junge Kunoichi wendet, die noch im Rahmen der Eingangstür verweilt. „Ich danke dir, Soya.“ Die Angesprochene verschwindet mit einem knappen Nicken und ohne ein weiteres Wort, aber Naruto hat dieses Mal nicht vor das Spiel vor sich kommentarlos mitanzusehen. „Sakura, was zur Hölle läuft hier?“ Ihm gefällt der Blick nicht, der ihm aus den Augen seiner besten Freundin begegnet, aber gerade als er entscheidet einen Streit in Kauf zu nehmen, öffnet Sakura überraschend von sich aus den Mund. „Nur um das klarzustellen, ich erzähle euch das nur, weil sie es mir erlaubt hat.“ Sie dreht den beiden Männern den Rücken zu und richtet ihren Blick aus dem Fenster, denn sie kann ihre eigenen Schwierigkeiten kaum verbergen. „In einer durchschnittlichen Nacht, schläft Hinata eine halbe Stunde. 15 Minuten am Abend vor mir und 15 Minuten in den frühen Morgenstunden, wenn ich wieder wach bin. Wir haben uns am Anfang abgewechselt, aber…“, sie verschränkt ihre Arme vor ihrem Oberkörper und vergräbt ihre Finger tief in ihren Oberarmen, „das ist nicht lange gut gegangen.“ Sie spürt, dass Sasuke einen Schritt auf sie zumacht, auch wenn sie seinen Umriss in der Scheibe nur verschwommen wahrnimmt, weil ihr Blick für einen Moment unter unerwünschten Erinnerungen flackert. „Was ist passiert?“ Sie hört den warnenden Unterton in seiner Stimme, auch wenn sie vermutet, dass er sich bemüht die vertraute Emotion zu unterdrücken. „Wir haben schnell herausgefunden, dass Hinata mit ihren Byakugan als einzige wirklich immun gegen Hoshis besondere Art von Manipulation war… also haben wir einen neuen Rhythmus gefunden.“ Sie hat nicht vor offen zu legen, dass ihr eigenes Schlafpensum nächtlich kaum das absolute Minimum erfüllt. „Wie lange?“ Sie stählt ihre eigenen Gesichtszüge, bevor sie über ihre Schulter zu ihrem besten Freund sieht. „Wie lange schläft sie nicht?“ „Ungefähr zwei Wochen.“ Die vertrauten Gesichtszüge ihres ehemaligen Teamkameraden verdunkeln sich sichtbar. „Und dann was? Bleibt ihr einen Tag lang Zuhause, damit sie endlich schlafen kann?“ Ihr Lächeln ist müde und für einen Moment gibt sie jegliches Schauspiel auf. „Tagsüber sind die Schatten der Nacht immer kleiner.“ Sie drückt Narutos Schulter im Vorrübergehen und der Trost der Geste gilt sowohl ihm als auch sich selbst, bevor sie an Sasuke vorbei in die Küche tritt. Sie greift nach der Wasserfalsche und fischt ein Glas aus dem Regal, aber als Sasuke ihr in den Raum folgt, führt sie die Bewegungen hauptsächlich weiter, um sich nicht nur auf ihn zu konzentrieren und auf die Frage, von der sie weiß, dass er sie stellen wird. Also zwingt sie sich ihm zuvorzukommen. „Es ist nicht viel passiert-“ Aber sie bricht ihren Satz ab, als sich die vertraute, quälende Enge in ihrem Brustkorb breitmacht, die sie seit zwei Jahren nicht losgeworden ist. Sie unterdrückt auch die Übelkeit, die die Erinnerung jedes Mal begleitet. „Es war nur ein Kuss.“ Es war mehr als nur das. Es waren seine Hände überall auf ihrem Körper, obwohl sie seine Berührung in keinster Weise wollte. Es war die verfluchte Hilflosigkeit, als ihr Körper unter seiner besonderen Manipulation aufgehört hat ihrem Willen zu gehorchen und sich stattdessen seinem gefügt hat, obwohl ihr Verstand in jeder Sekunde gebrüllt hat, dass sie nichts davon will. Sie schließt die Augen und mit all der Übung, die sie in den letzten zwei Jahren bekommen hat, schafft sie es mit wenigen Atemzügen die Erinnerung in der Tiefe ihres Bewusstseins zu verbergen, wo sie einen Großteil der letzten zwei Jahre unterdrückt. Allerdings beißt sie sich die Lippe blutig, als er von hinten seine Hände auf ihre Hüften legt und sie eine Gefühlsflut heimsucht, die ihr in all ihren schillernden Farben einmal mehr den Atem raubt. „Du musst dir um ihn nie mehr Gedanken machen.“ Der zornige Unterton in seinem eisernen Versprechen ärgert sie nicht. Stattdessen verzieht ein erstes, wirklich ehrliches Lächeln ihre Lippen und zum ersten Mal seit mehr als 730 Tagen hat sie das Gefühl zumindest in einer annähernden Form sie selbst zu sein. Er sieht es, als er noch einen Schritt auf sie zumacht und über ihre Schulter sieht. „Was?“ Sie dreht sich in seinem Halt, versucht aber nicht ihm auszuweichen. Stattdessen sucht sie seinen Blick und legt ihre Hand zärtlich an seine Wange, dasselbe Lächeln noch auf den Lippen. „Es ist eine meiner wenigen Konstanten, dass dein erster Gedanke immer der Rache gilt.“ Sie küsst ihn, bevor er ihr antworten kann. Das kribbelnde Zittern, das innerhalb winziger Sekunden der Berührung jeden einzelnen ihrer Nervenden unter Strom setzt, erinnert sie eindringlich daran, dass sie noch am Leben ist. Dass es vielleicht doch noch nicht zu spät ist. • - Zur selben Zeit - Sie hat den Wohnungsblock, von dem sie längst weiß, dass es auf den Ruinen des berüchtigten, ehemaligen Uchiha-Viertels erbaut wurde, schon beinahe erreicht, als sie der nächste hinterhältige Schwindelanfall beinahe das Gleichgewicht kostet. Soya greift stützend nach der Mauer neben sich, aber in eben diesem Moment spürt sie auch sein Chakra in ihrem Rücken. „Kazekage-sama.“ Sie streckt jeden ihrer Muskel durch und blinzelt jegliche Schwäche aus ihren Augen, bevor sie sich zu ihm umdreht. Es ist nicht so, dass sie seinen Blick nicht gestern schon auf sich gespürt hat. Außerdem ist sie zu 97,5% sicher, dass sie sein Chakra wieder erkannt hat, auch wenn sie sich noch nicht entschieden hat, was sie mit diesem Verdacht anfangen soll. „Soya, richtig?“ Sie hofft, dass das verräterische Zucken ihrer Augenbraue nicht verrät, was sie davon hält, dass ihm das Recht zuteil wird, sie ohne Erlaubnis zu duzen, während es ihr nur in der absoluten Höflichkeitsform erlaubt ist mit ihm zu reden. „Ja.“ Es gibt weit mehr als einen Grund, der sie dazu veranlasst sich auf ein einzelnes, einsilbiges Wort zu beschränken. Der Vordergründigste ist aber, dass es ihr definitiv nicht mehr Freunde in dem Dorf verschaffen würde, in dem sie ohnehin nur eine geduldete Fremde ist, sich auf den Kazekage zu übergeben. Während er den Anschein erweckt dieses Gespräch tatsächlich fortführen zu wollen, bemüht sie sich um eine möglichst höfliche Entschuldigung, um es schnellstmöglich zu beenden. Aber dann fokussieren sich ihre Sinne auf ein herannahendes Chakra und das unerwünschte Interesse des Kazekagen und die anhaltenden Streiche, die ihr Körper ihr spielt, verblassen schlagartig zu den geringeren ihrer Sorgen. Bevor sie sich zumindest aus dem Sichtfeld des Kazekagen bewegen kann, taucht Tais gewohnt unerwünschte Gestalt vor ihr auf. „Soya, genau dich habe ich gesucht.“ Es ist die typische Arroganz, die jeder so an ihm schätzt, dass er es sogar fertig bringt, Sunas Dorfoberhaupt vollkommen zu ignorieren. „Hast du vor auch mal wieder zu trainieren oder ist es dein Ziel dich hier den Zivilisten anzuschließen?“ Ja, in diesem Moment wünscht sie wirklich, dass sie momentan in der Lage wäre, ihr Bluterbe einzusetzen. • - Zur selben Zeit bei Sasuke und den anderen - Sakura tritt zuerst aus seiner Umarmung zurück, aber auch der Uchiha bemerkt die zahlreichen Chakren, die sich zielstrebig ihrer Haustür nähern. Allerdings ist seine Reaktion auf den unerwünschten Besuch zur Abwechslung einmal nicht die gereizteste im Raum. Sakura grummelt eine hörbare Verwünschung, bevor sie durch die Tür in den Gang tritt und die Haustür öffnet, noch bevor die Klingel ertönt. Sie begegnet zuerst dem Blick ihrer Kindergartenfreundin, aber Ino ist wie üblich nicht allein gekommen. Neben Kiba, stehen auch Neji und Tenten hinter ihr. „Ino.“ Sie spürt Naruto und Sasuke in ihrem Rücken, während sie ihre beste Freundin zum ersten Mal in ihrem Leben, um Worte ringen sieht. „Wir wollten nach euch sehen und…“ Sakura schließt ihre Finger um den Türrahmen. „Das ist… nett, aber im Moment ausgesprochen-“ „Günstig.“ Hinatas Stimme lässt sie alle herumfahren, aber ihre Aufmerksamkeit gilt allein Sakura, der sie über den Flur ihre Weste zuwirft. Während seine ehemalige Teamkameradin in das Kleidungsstück schlüpft, ohne eine einzige Frage zu stellen, wandert Narutos Blick kritisch über Hinata, aber von ihrer vorherigen Erschöpfung ist nicht das Geringste zu sehen. Im Gegenteil – in dunklen Hosen und einer karierten Bluse sieht sie so bildschön aus, dass er für einen Moment vergisst, dass sie vor einer halben Stunde noch gewirkt hat, als könnte sie jeden Moment zusammenbrechen. Er öffnet den Mund, aber Hinatas Aufmerksamkeit hat sich bereits von Sakura auf Tenten verschoben. „Könntest du für ein paar Minuten auf Nia aufpassen? Sie schläft hinten in unserem Zimmer, aber ich werde gleich Soya vorbeischicken, um sie abzuholen.“ Tenten nickt, sichtlich perplex. „Ja, natürlich.“ Aber Hinata schnallt sich nur ihren Waffengürtel um, bevor sie sich gefolgt von Sakura an Ino, Neji und Kiba vorbeischiebt und mit dem Wind verschwindet. Die Männer folgen ihnen ebenfalls ohne Absprache, aber Ino verharrt unschlüssig neben Tenten. „War das gerade eine Sinnestäuschung oder-“ Doch die talentierte Waffenexpertin fährt sich müde durch die Haare. „Nein, sie war tatsächlich wütend.“ • Soya öffnet den Mund, um Kai zumindest verbal zum Teufel zu schicken, auch wenn sie ihm viel lieber eine reinhauen würde, aber der Schritt, den Gaara überraschend auf sie zumacht, lenkt sie ab. Sie sieht Kai aus dem Augenwinkel nach ihr greifen, aber als sie zu ihm herumfährt, um ihm dieses Mal wirklich eine reinzuhauen, ist Kai plötzlich verschwunden und alles was sie spürt, ist ein verräterischer Luftzug. Sie findet Kai 50 Meter von ihr entfernt, ziemlich unsanft gegen einen Baum befördert und sie weiß bereits, wen sie finden wird, bevor sie sich umdreht und Hinatas Blick begegnet, aber die Hyuuga öffnet den Mund, bevor sie dazu kommt. „Es tut mir leid, aber könntest du dich nochmal für ein paar Stunden um Nia kümmern?“ Soya nickt, dreht sich ohne ein weiteres Wort an Gaara weg und geht zurück in die Richtung, aus der sie gerade erst gekommen ist. Zumindest hat die unerwünschte Aufregung die Übelkeit und den Schwindel erstmal in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins verdrängt. Hinata schreitet derweil ungerührt über den Platz zu der Stelle, wo Kai sich gerade aus dem Staub erhebt. „Hinata.“ „Wenn du das dringende Bedürfnis hast jemand rumkommandieren zu wollen, warum versuchst du es dann nicht mit mir?“ Die Mundwinkel des Shinobi verziehen sich verächtlich. „Du hast es natürlich gewusst!“ Er öffnet den Mund, aber in diesem Moment schließen sich bereits Hinatas Chakra und der Nebel des von ihr gesponnen Genjutsus um ihn herum und seine nächsten Worte bleiben ihm unsanft im Hals stecken. Während Hinata Kai in ihrem Genjutsu gefangen hält und die Konoha-nins einmal mehr unschlüssig zusehen, tritt Sota aus der Siedlung in ihrem Rücken heraus und platziert sich sichtlich besorgt neben Sakura, die das Geschehen vor sich als einzige als erheiternd zu beurteilen scheint. „Denkst du nicht, du solltest dich da vielleicht einmischen?“ „Jetzt wo es gerade unterhaltsam wird? Bestimmt nicht, ich warte schon zu lange darauf, dass Kai mal wieder die Quittung für seine Arroganz bekommt.“ „Du weißt, was passiert, wenn sie die Beherrschung verliert.“ Aber auf dieses Stichwort verengen sich Sakuras Augen augenblicklich warnend. „Diesbezüglich solltest du dir lieber um mich Gedanken machen.“ Sota zeigt sich jedoch überwiegend unbeeindruckt von Sakuras Temperament. „Glaub mir, das mache ich auch.“ Seine scheinbar ehrliche Besorgnis, beschert ihm jedoch nur ein verächtliches Schnauben. „Kümmer dich um deine Familie, Sota. Deshalb bist du hier und alles andere ist nicht mehr dein Problem.“ In diesem Moment löst Hinata das Genjutsu und offenbart einen knienden und zitternden Kai vor sich auf dem Boden, von dem sie sich ungerührt abwendet. Sakura kommt ihr auf halbem Weg entgegen und begegnet dem hellen Blick, den sie längst zu deuten gelernt hat. „Er hat es verdient.“ Sie sieht zu, wie Hinata jegliche Emotion aus ihrem Blick verdrängt, bevor es möglicherweise jemand anderem auffällt. „Zumindest sein Timing war ausnahmsweise einmal nicht vollkommen unpassend.“ „Ja, ich bin mir ziemlich sicher die Wahrscheinlichkeit, dass er uns verraten wird ist gerade über die 50% Marke gestiegen.“ Hinata sieht über ihre Schulter zurück zu dem Mann, der sich erhebt und mit einem letzten verachtenden Blick auf ihre Gestalt verschwindet. „Ich würde es eher auf 80% ansetzen.“ „Es verläuft also alles nach Plan.“ Hinatas sieht aus dem Augenwinkel zu Naruto, dessen Aufmerksamkeit auf ihr sie sich allzu deutlich bewusst ist. „Zumindest fast alles.“ Die junge Clanerebin schließt für einen Moment die Augen und für andere mag es nicht ersichtlich sein, aber Sakura sieht die tiefe Müdigkeit, die sich hinter der unscheinbaren Geste versteckt. Sie legt Hinata eine Hand auf die Schulter und richtet eine seltene Bitte an sie. „Geh nach Hause und schlaf ein paar Stunden. Ich gehe zu Soya und den anderen und passe auf sie auf.“ Es zeugt davon, dass sie wirklich an ihrem Limit angekommen ist, dass sie nicht einmal zögert, bevor sie nickt und verschwindet. In Sasukes und Narutos Wohnung angekommen, lehnt sie ihre Stirn müde gegen die kühle Glasscheibe der Wohnzimmerfront, aber sie hat längst gemerkt, dass Naruto ihr gefolgt ist und in diesem Moment hinter ihr die Wohnung betritt. „Hinata-“ „Es tut mir leid.“ Er runzelt verständnislos die Stirn. „Was?“ „Dass du das mitansehen musstest.“ Der blonde Shinobi verschränkt ratlos die Arme vor dem Brustkorb und zwingt sich selbst, einen gewissen Abstand zu ihr nicht zu unterschreiten, um sie nicht zu bedrängen. „Du hast nur deine Freundin in Schutz genommen-“ Aber Hinata schnaubt selten verächtlich. „Und dabei einen Mann mental gefoltert. Das lässt sich nicht schön reden, Naruto, denn daran gibt es absolut nichts Gutes!“ „Du bist das Gute.“ Sie kann nicht verhindern, dass ihr angesichts seiner Worte die Tränen kommen und fährt sich aufgebracht mit dem Handrücken über die Augen, bevor sie sich zu ihm umdreht. „Ich bin nicht mehr dieselbe, Naruto! Das Mädchen, in das du dich verliebt hast, gibt es nicht mehr!“ Sie holt zitternd Luft und zwingt sich ihm in die Augen zu sehen, auch wenn sie sicher ist, dass es sie zerstören wird, sobald die Enttäuschung in seine Augen tritt, wenn er erkennt, was aus ihr geworden ist. „Ich konnte nicht bleiben, wer ich war. Die schüchterne, kleine Hinata Hyuuga wäre dort drüben zu Grunde gegangen. Ich habe das Mädchen, das ich war, so tief in mir begraben, dass ich nicht glaube, dass von ihr noch viel übrig ist.“ Aber statt sich von ihr abzuwenden, macht er zwei Schritte auf sie zu und vernichtet den Abstand, von dem er sich eben noch bemüht hat, ihn einzuhalten. Er legt seine Hände zärtlich an ihre Wangen, zwingt sie aber auch energisch seinem Blick zu begegnen. „Ich habe mich in deinen eisernen Willen verliebt und in deine Güte. Ich habe mich in deine Art verliebt, mich anzusehen. Ich habe es lange nicht erkannt, aber du hast mich schon immer mit der Liebe angesehen, die du für mich empfunden hast, seit wir Kinder waren. Niemand hat mich je so angesehen wie du.“ Sie verliert den Kampf gegen die Tränen, die in ihren Augen schwimmen und er fährt mit seinen Daumen sanft über ihre Haut, um sie zur Seite zu wischen. „Ich liebe es, wie du dich um Nia kümmerst und die anderen Frauen und Kinder aus dem Dorf. Ich liebe deinen Gerechtigkeitssinn und deine unerschütterliche Art für die Menschen zu kämpfen, die du liebst. Ich liebe deine Loyalität und wie du dich für andere einsetzt.“ Er drückt seine Lippen kurz gegen ihre und erstickt ihr leises Schluchzen in der Berührung, bevor er erneut eindringlich ihren Blick sucht. „Ich liebe alles an dir, Hinata. Und ich werde niemals aufhören dich zu lieben.“ „Naruto!“ Sie schließt mit ihrem Flüstern die Lider und fühlt sich zum ersten Mal seit Monaten absolut hilflos, aber als er seine Lippen gegen ihre drückt, schlägt ihr Herz zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder richtig in ihrer Brust. Sie schlingt ihre Arme um seinen Hals und vergräbt ihre Hände in seinen unbändigen Haaren und sobald sie seinen Kuss erwidert, eskaliert die Berührung zwischen ihnen in Sekunden. All der Schmerz, die Hoffnung und die Sehnsucht der letzten zwei Jahre vermischen sich zu einem Sturm, der sie in diesem Moment beide die Beherrschung kostet. Er reißt ihr die schwere Weste beinahe unsanft von den Schultern und erstickt ihr atemloses Keuchen gegen seine Lippen, als er sie auf seine Arme hebt und blind sein Schlafzimmer ansteuert. Sie verlieren ihre Kleidung in einem wilden Durcheinander auf dem Boden seines Zimmers, aber als sie entkleidet auf seine Matratze taumeln, verliert sich ihre Eile plötzlich. Das Tageslicht, das durch die Vorhänge scheint, wirft Schatten auf ihre bloßen Körper, während sie ihre Fingerspitzen erkundend und tastend über den Körper des anderen ziehen. Hinata stört sich selbst nicht an den zahlreichen Narben, die sie seit ihrem letzten Beisammensein hinzugewonnen hat und ihre Nähe negiert den Schmerz und die Wut, die er sonst darüber empfunden hätte. Stattdessen zieht er seine Lippen über jede Spur, die die letzten zwei Jahre auf ihrer Haut hinterlassen haben und genießt das rastlose Zittern ihres Körpers. Die schöne Clanerbin wirft atemlos den Kopf in den Nacken, als er seine Lippen über eine breite Narbe auf ihrer linken Brust zieht. „Naruto!“ Er wandert über ihren Oberkörper nach rechts, bis er ihren wilden Herzschlag direkt unter seinen Lippen spürt. „Ich liebe dich!“ Sein raues Flüstern treibt erneut Tränen in ihre Augen und sie schiebt ihre Hände in seinen Nacken, um ihn zurück gegen ihre Lippen zu ziehen. „Ich liebe dich auch!“ Naruto verschränkt ihre Finger sanft miteinander und sieht ihr in die Augen, bevor er ihre Körper ohne einen Funken Eile miteinander vereint. In seinen Armen ist sie endlich Zuhause. • Sie liegt in seinen Armen und während seine Finger sanfte Kreise über ihre Schulterblätter ziehen, kann sie ihre Augen kaum noch offen halten. Naruto sieht auf ihre feinen Gesichtszüge herab und drückt seine Lippen zärtlich gegen ihre Stirn. „Schlaf“, bittet er sie leise und erkennt erleichtert, dass sie ohne zu protestieren die Augen schließt. Minuten später streift ihr Atem gleichmäßig seinen Brustkorb und in diesem Moment spürt er selbst eine verdächtige Feuchtigkeit in seinen Augenwinkeln. Er festigt seinen Griff um ihren zierlichen Körper leicht, sorgfältig darauf bedacht sie nicht zu wecken, aber auch mit dem stummen Versprechen, nicht zuzulassen, dass ihr jemals nochmal etwas geschieht. . . . - Einige Stunden später - Sakura verabschiedet sich mit leisen Worten von Soya, bevor sie gefolgt von Sasuke das Haus verlässt. Am Rande des Uchiha-Viertels hält sie jedoch inne und sucht seufzend den Blick ihres ehemaligen Teamkameraden. „Würde es dir etwas ausmachen schonmal das Essen zu holen? Ich hab noch was zu erledigen.“ Sie sieht, dass es ihm widerstrebt sie gehen zu lassen, deshalb schätzt sie es umso mehr, dass er ohne eine weitere Erklärung zu fordern nickt. Allerdings stockt ihr Atem hart in ihrem Brustkorb, als er plötzlich den Kopf senkt und seine Lippen für einen Moment zärtlich gegen ihre Stirn drückt, bevor er blitzschnell verschwindet. • Sie sieht die Überraschung in den schönen Gesichtszügen ihrer Kindergartenfreundin, bevor sie dazu kommt sie zu kaschieren. „Sakura.“ „Ino.“ Sie nimmt einen tiefen Atemzug, denn Entschuldigungen liegen ihr schon lange nicht mehr und trotzdem ist sie ihr diese schuldig. „Es tut mir leid, wegen vorhin.“ Dieses Mal bemüht Ino sich nicht einmal ihre Überraschung zu kaschieren, aber dann öffnet sie ihre Wohnungstür weiter. „Möchtest du reinkommen?“ Sakura fährt sich müde und in ehrlichem Bedauern durch die Haare. „Ich muss… nach Hause.“ Sie erkennt auch die verborgene Enttäuschung in den blauen Augen, die ihr so vertraut sind. „Aber ein andermal.“ Sie wendet sich ab, aber die Stimme ihrer langjährigen Freundin hält sie zurück. „Sakura!“ Als sie sich umdreht, steht Ino bereits vor ihr und schlingt ungestüm die Arme um sie. Die erfahrene Medic-nin verschließt sich gegenüber dem Schmerz, der damit einhergeht, dass sie die Berührung ihrer Freundin kaum wahrnimmt und erwidert ihre Umarmung zögernd, aber die Yamanaka hält sie nicht lange, sucht aber noch einmal eindringlich ihren Blick. „Ich weiß, dass dich jetzt etwas anderes mit Hinata verbindet. Aber ich werde immer für dich da sein.“ Sakura nickt und dieses Mal muss sie sich abwenden, bevor ihre Gesichtszüge zu viele Emotionen verraten, die nicht nur sie Kopf und Kragen kosten könnten. . . . - Am späten Abend in Sakuras und Hinatas Zimmer - Sakura wirft sich neben Hinata auf das Bett, sorgfältig darauf bedacht Nia, die in der Mitte des Bettes schläft, nicht zu wecken und registriert erleichtert, dass die tiefe Erschöpfung aus den Zügen ihrer Freundin verschwunden ist. Bis zum nächsten Mal. „Du hast mit ihm geschlafen.“ Es ist eine Feststellung, die nicht nach einer Bestätigung fragt, aber Hinata nickt wortlos. „Sei mir nicht böse, wenn ich dich nicht nach Einzelheiten frage, aber er ist wie ein Bruder für mich und du- jedenfalls macht es das ein bisschen merkwürdig.“ Aber Hinata geht nicht auf die neckende Stichelei ein und Sakuras Blick verliert schnell jeglichen Schalk. „Bereust du es?“ Die schöne Clanerbin schließt seufzend die Augen. „Ich habe in Bezug auf Naruto immer nur die Dinge bereut, die ich nicht getan habe.“ „Warum bist du dann hier?“ „Dass ich es nicht bereue heißt nicht, dass es nicht trotzdem ein Fehler war.“ Sakura nickt, zieht die Decke über sie beide und das Kleinkind zwischen ihnen und legt den Lichtschalter um, um sie in vertraute Dunkelheit zu tauchen. „Sind wir nicht ein lustiges Gespann? Du hast kein Problem damit dich körperlich auf Naruto einzulassen, hältst ihn aber emotional auf Abstand. Und ich ertrage Sasukes Berührungen kaum, obwohl meine Gefühle für ihn nach all den Jahren immer noch eine klare Sprache sprechen.“ „Wahnsinnig lustig.“ . . . Kapitel 12: Bold ---------------- - Am nächsten Tag in den frühen Morgenstunden - Die frühe Tageszeit, in der der Tau alle Blätter und Gräser bedeckt, war schon immer ihre Liebste. Sie erinnert sie an ihre Heimat. Oder was ihre Heimat war, bevor sie in Koris Dorf gelandet ist. Sie hat vermutlich noch eine halbe Stunde bevor Takeru anfängt aufzuwachen, weshalb sie sich umdreht und das Anwesen in ihrem Rücken anstrebt, aber ein bekanntes Chakra hält sie zurück. „Kazekage-sama.“ Sie beißt sich auf die Zunge, um nicht die Frage anzuhängen, was er hier zu suchen hat. „Soya.“ Die erfahrene Kunoichi stählt erneut ihre Gesichtszüge, bevor sie sich zu ihm umdreht. Dass er schon wieder hier ist, bestätigt ihre Vermutung, dass sie nicht die einzige ist, deren Erinnerungen sich melden. Sie weiß nur immer noch nicht, wie sie darauf reagieren soll und Ratlosigkeit ist nichts, womit sie viel Erfahrung hat. Aber scheinbar hat er über diesen Zustand bereits überwunden. „Ich will nur eines wissen: Warst du am vierzehnten des vorletzten Monats in Amegakure?“ Sie hat es vermutet, war sich beinahe sicher und trotzdem trifft sie die Erkenntnis, dass es tatsächlich er war, wie ein Schlag in die Magengrube. Dieses Mal entgleitet ihr ihre Beherrschung eine Millisekunde zu lange und ihr Gesichtsausdruck verrät sie. Gaara macht einen Schritt auf sie zu und sie sieht eine mörderische Warnung in seinen Augen aufblitzen, die zum ersten Mal vermuten lässt, dass der junge Kazekage nicht zu Unrecht in weiten Teilen des Landes gefürchtet ist. Aber es ist keine Angst, die sie spürt. „War es ein Auftrag?“ Was auch immer sie bis dahin empfunden hat, schlägt augenblicklich in sengenden Zorn um, als sie die Anspielung in seiner Frage begreift. Dieses Mal liegt das mörderische Glühen in ihren Augen und sie tritt furchtlos einen Schritt an ihn heran. „Ich bin nicht käuflich und ich lasse mich auch nicht beauftragen mit Männern zu schlafen!“ Sie stößt ihre Schulter grob gegen seine und tritt energisch an ihm vorbei, aber Gaara greift blitzschnell nach ihrem Arm. Soya fährt zischend zu ihm herum, aber er lässt sie nicht los. „Warum hast du es dann getan?“ Sie hält seinen Blick und für einen winzigen Moment liegt in seinen Augen der Ausdruck, an dem sie ihn wiedererkannt hat. Es ist eine wahnwitzige Art von Ironie, die sie glauben lässt, dass irgendwo jemand sitzt und herzhaft über ihr Dilemma lacht, dass ihr einziger Ausrutscher ausgerechnet Sunas Kazekagen beinhaltet. Aber der Drill, der seit ihrem fünften Geburtstag ihr ganzes Leben beherrscht hat, lässt sie problemlos zurück in ihre Rolle schlüpfen. „Bildet euch nicht zu viel darauf ein, Kazekage-sama. Es war nur Sex. Eine einmalige Sache.“ Sie fährt mit ihren Augen provozierend abschätzend über seinen Körper, bevor sie herablassend zurück in seine Augen sieht. „Und hatte absolut nichts mit dir zu tun. Dass ausgerechnet wir uns in jener Nacht begegnet sind, war nichts weiter als Zufall. Und wenn ich mich richtig erinnere, hast du genauso eine Tarnidentität verwendet, wie ich.“ Sie gibt es endlich auf ihn zu siezen und verdrängt die Erinnerung an die einzige Nacht, in der sie jemals frei war. „Kehr in dein Dorf zurück und vergiss einfach, dass wir uns jemals begegnet sind.“ Sie zieht ihren Arm aus seinem Halt und dieses Mal lässt er sie. Aber während er ihr hinterhersieht, wie sie mit ruhigen Schritten um die nächste Hausecke verschwindet, ist zweifellos klar, dass sie zu vergessen keine Option ist, die er zu diesem Zeitpunkt noch hat. . . . - Währenddessen in der Wohnung von Naruto und Sasuke - Sakura tritt neben Hinata an das große Fenster und folgt ihrem Blick nach draußen, wo sich der Nebel langsam aus dem Garten in das angrenzende Waldstück zurückzieht, während die aufgehende Sonne darum ringt, sich durch die dichte Wolkenfront zu kämpfen. „Was glaubst du, wie lange wird es dauern, bis er uns findet?“ „Vielleicht zwei Wochen.“ Die Antwort, die ohne langes Überlegen kommt, hängt für einen Moment in der angespannten Stille zwischen ihnen. Sakura fährt sich mit der Zunge über die Lippen und auch wenn man es ihr sonst nicht anmerkt, liegt in der Geste eine leichte Nervosität. „Und bis dahin?“ Hinatas Blick fällt auf Naruto, der offensichtlich beim Laufen war und in eben diesem Moment den Garten betritt. „Sollten wir den Frieden genießen, solange er anhält.“ Nias leises Quengeln lässt sie vom Fenster weg an das Bett treten und sie hebt die Kleine mit einem beruhigenden Flüstern auf ihre Arme. „Shh, mein Liebling, es ist alles gut.“ . . . - Zehn Tage später - Es ist das fünfte Mal in dieser Woche, dass sie nach dem Abendessen in seinem Zimmer gelandet ist und zum vierten Mal auch in seinem Bett. Nachdem sie Nia ins Bett gebracht hat, haben sie Stunden in seinem Zimmer verbracht. Mit Reden oder auch in Stille. Nia war auch immer ihr Grund, nach einiger Zeit in Sakuras und ihr Zimmer zurückzukehren. Aber heute Nacht hat sie die Kleine bei Soya gelassen, weil sie und Sakura ausgemacht haben, dass sie morgen ihren Schlaf ein Stück weit nachholen würde. Deshalb hat sie heute gewartet, bis Narutos Atem neben ihr eine definitive Gleichmäßigkeit angenommen hat, bevor sie Anstalten macht, sich aus dem Bett zu erheben. Aber die vertraute Erschöpfung meldet sich bereits und zerrt an ihr. Es wäre so einfach nachzugeben und hier neben ihm einzuschlafen. Doch Hinata zwingt sich, ihre Augen noch einmal aufzumachen und sich zur Bettkante zu drehen. Allerdings schlingt sich sein Arm um ihre Hüfte, bevor sie aufstehen kann. „Bleib.“ So schläfrig seine Stimme bereits klingt, so eindringlich ist seine Bitte dennoch. Sie schließt ihre Augen, um die Tränen zurückzuhalten, die ihr mit dem Gedanken kommen, dass sie nie mehr alles sein kann, was er braucht. Sie legt ihre Hand auf seine, aber statt sich von ihm loszumachen, verschränkt sie ihre Finger liebevoll mit seinen. Nur für einen Moment. • Zuerst hat sie sich Sorgen gemacht, als Hinata nicht zu der gewohnten Stunde zurück in ihr gemeinsames Zimmer gekommen ist, aber dann spürt sie, wie ihr Chakra einen bekannten Ruhezustand annimmt und ein warmes Lächeln legt sich auf ihre Züge. Sakura verlässt das Zimmer und strebt mit lautlosen Schritten die Küche an. Ihr Wasserglas vom Abendessen steht noch auf der Anrichte. Sie greift danach und nimmt einen Schluck, aber es rutscht ihr beinahe aus den Händen, als sich von hinten zwei Arme um ihre Hüfte schlingen. Nach zwei Wochen hat sie sich noch lange nicht an seine Berührungen gewöhnt, aber normalerweise zuckt sie nicht mehr jedes Mal zusammen. „Schlaf bei mir.“ Seine leisen Worte lassen sie die Stirn runzeln, während sie sich zu ihm umdreht. „Was?“ Sie kann den Ausdruck in seinen Augen mal wieder nicht deuten, obwohl er ihren Blick selten offen erwidert. „Auch wenn Hinata bei Naruto ist, heißt das nicht, dass du deshalb allein sein musst.“ Seine Worte wecken Emotionen in ihr, die sie tief begraben hat und sie schließt mit einem abgehackten Atemzug die Augen, bevor sie ihre Hände zusammenballt und sich zwingt ihm so zu antworten, wie sie sollte. „Nein, danke.“ Er mustert sie mit der ruhigen Kalkulation, die ihm eigen ist. „Sagst du das, weil du nicht willst oder weil du Angst hast, dass du wieder einen Alptraum haben könntest?“ Mit der Erwähnung einer ihrer größten Schwächen, fängt seine Berührung auf ihrem Körper schlagartig an sich wie ein sengendes Brennen anzufühlen und sie tritt schnell aus seinem Halt heraus. „Ich habe diese Alpträume jede Nacht, Sasuke, ich muss nicht fürchten, dass es passieren könnte, ich weiß es.“ Sie will den Raum verlassen, aber stattdessen schlingen sich erneut seine Arme um sie und drehen sie zurück zu ihm. Sie lässt zu, dass er sie zurück gegen den Kühlschrank drängt und seufzt heiser auf, als er seine Lippen verheißend über ihre streift. „Was tust du?“ „Dich zum Bleiben bewegen.“ Seine geraunte Antwort ist ihre einzige Warnung, bevor er seine Lippen rau gegen ihre drängt und sie im nächsten Moment mit einem festen Griff um ihre Hüfte hochhebt. Sie zögert einen Moment, schlingt aber dann vorsichtig ihre Beine um seinen Torso, obwohl sie sich keine Gedanken darüber macht, dass er ihr Gewicht auch so problemlos tragen könnte. Sie merkt, wie er sich mit ihr bewegt, ohne ihren Kuss zu lösen und sie weiß, was sein Ziel ist, aber sie hält ihn nicht auf. Er setzt sie vorsichtig auf dem Boden ab und sie spürt die kalten Balken des Holzboden seines Zimmers unter ihren bloßen Füßen. Das leise Klicken, als er die Tür zuschiebt, beschert ihr eine Gänsehaut und statt seinem Blick zu begegnen, wandern ihre Augen über den kahlen Raum. Er hat das Licht nicht angemacht, aber das helle Mondlicht, das durch die Fenster strahlt, lässt sie die groben Umrisse des Zimmers problemlos ausmachen. Seine Finger schließen sich leicht um ihr Kinn, drehen es zurück in seine Richtung und heben es gleichzeitig an, bis er seine Lippen problemlos zurück auf ihre senken kann. Sie seufzt lautlos in den Kuss hinein und schlingt ihre Arme in einer vertraut gewordenen Geste um seinen Hals. Sie hat den Überblick über die Male verloren, die er sie in den letzten Tagen geküsst hat, hauptsächlich weil sie so einiges zu vergessen scheint, wann immer er sie zur Seite und in seine Arme zieht. Aber es ist bisher nie mehr entstanden als das und er hat noch keinerlei Anstalten in diese Richtung unternommen, was sie zum einen mit Dankbarkeit und gleichzeitig mit Unsicherheit erfüllt hat. Doch dieses Mal erfüllt sie eine merkwürdige Rastlosigkeit, die sie ihre Finger erkundend unter den Saum seines T-Shirts schieben lässt. Sie zieht ihre Fingerspitzen leicht über die harten Konturen seines Oberkörpers, bis zur Kante seiner dunklen Trainingshose. Das leise Zischen, das ihm entweicht, vibriert gegen ihre Lippen und sie legt den Kopf seufzend in den Nacken, um seinen Berührungen mehr Raum zu geben, als er mit seinem Mund eine heiße Spur über ihr Kinn und ihren Hals bis zum Saum ihres Oberteils zieht. Er drängt sie zurück in die Richtung seines Bettes und sie lässt sich bereitwillig von ihm auf die weiche Matratze schieben. Sie ist kurz davor sich in seiner Berührung zu verlieren, als er seine Hände ebenfalls unter ihr Oberteil schiebt. Aber als er den Saum ihres Oberteils umfasst und ansetzt es ihr auszuziehen, holt sie die Realität ernüchternd schnell wieder ein. „Nicht-“ Es ist nur ein schwaches Wispern ihrerseits, aber er hält sofort inne. Doch während sie ihm beschämt ausweicht, sucht er hartnäckig ihren Blick. „Warum nicht? Weil du es nicht willst?“ Sakura beißt sich ausweichend auf die Unterlippe, schüttelt dann aber unglücklich den Kopf. „Das ist es nicht-“ „Aber das ist der einzige Grund, der etwas zählt.“ Er greift erneut nach dem Saum ihres T-Shirts, das neben den kurzen Shorts, die sie zum Schlafen angezogen hat, alles ist, was sie noch trägt, und dieses Mal lässt sie zögernd zu, dass er ihr den hellen Stoff vom Körper streift. Doch während sein Blick über jeden Millimeter ihrer entblößten Haut fährt, verschränkt sie schutzsuchend die Hände über ihrer Brust. „Ich will nicht, dass du mich so ansiehst.“ Der Blick des Clanerben wird ungewohnt weich und er unterdrückt den lodernden Zorn, der in ihm gärt. Er umfasst sanft ihre Arme und zieht sie bestimmt von ihrem Körper weg. „Wieso nicht? Du bist wunderschön.“ Selbst im spärlichen Mondlicht, das durch seine Fenster strahlt, sieht er den Schmerz in ihren hellen Augen aufflackern, bevor sie ausweichend ihr Gesicht von ihm abwendet. Doch Sasuke greift mit einer Hand unter ihr Kinn und zwingt sie mit leichtem Druck ihn anzusehen. „Ich habe nicht gesagt perfekt. Makellose Perfektion hat keinen Reiz für mich, Sakura. Sie existiert außerdem nicht. Die Narben auf deinem Körper erzählen eine Geschichte: wie du etwas überlebt hast, an dem andere zugrunde gegangen wären.“ Er greift mit einer Hand in seinen Nacken und zieht sich wortlos den dunklen Stoff über den Kopf. Sakura kann nicht verhindern, dass sie zischend Luft holt, als ihre Augen zum ersten Mal auf seinen entblößten Oberkörper fallen. Seine Haut wird überall von zahlreichen weißen Schnitten entstellt. Narben über Narben, weit mehr noch als ihre, verunstalten seinen sonst so perfekten Körper. Die talentierte Medic-nin setzt sich erschüttert auf und streckt instinktiv eine Hand nach ihm aus, zögert dann aber, wenige Millimeter bevor ihre ausgestreckten Finger eine seiner tieferen Narben berühren. Aber Sasuke greift sanft um ihr Handgelenk und führt ihre Hand auf eine großflächige Narbe an seiner Brust, die viel zu nah an seiner Herzgegend verläuft und ihr stumm verrät, dass er dem Tod mindestens einmal schon weit näher war als dem Leben. „Wir sind noch am Leben. Und das ist am Ende des Tages alles, was zählt.“ Er kniet sich über ihren zierlichen Körper auf die Matratze und Sakura sinkt seufzend zurück auf das Bett, während er ihr folgt. Sie biegt keuchend den Rücken durch, als er seinen Mund zurück auf ihre entblößte Haut senkt und zieht ihre Finger abwesend durch seine dunklen Haare. Sein warmer Atem fährt mit jedem seiner Worte über ihre Haut und lässt sie spürbar in seinem Halt zittern. „Schäm dich niemals dafür, überlebt zu haben.“ Seine Worte lassen heiße Tränen in ihre Augen springen, aber dieses Mal übergibt sie sich ihren Gefühlen für ihn ganz und verdrängt ihre Zweifel in die hintersten Winkel ihres Bewusstseins. Er fährt mit seinen Lippen über jeden Millimeter der langen Narbe, die ihre linke Brust entstellt und statt sich noch eine Sekunde um diesen Makel zu sorgen, legt die talentierte Kunoichi stöhnend den Kopf in den Nacken. Er schiebt seine Finger neckend unter den Saum ihrer Shorts und sie hebt ihre Hüften in einer wortlosen Ermutigung an. Seine Lippen folgen seinen Händen über ihren Körper hinunter, während er ihr den Stoff langsam von den Beinen streift. Ihre Finger umklammern haltsuchend das Laken unter ihrem Körper und sie vergräbt ihre Zähne in ihrer Unterlippe, um ihren Körper unter seiner Berührung ruhig zu halten. Als sie ihre Augen wieder aufschlägt, ziert ein vertraut selbstbewusstes Grinsen seine Lippen, das selbst das spärliche Licht nicht verbergen kann. Er erhebt sich sinnlich von dem Bett und ihr Blick folgt wie angezogen jeder seiner Bewegungen, während er sich langsam seiner Trainingshose entledigt. Er kehrt zurück zu ihr auf das Bett und sie holt zischend Luft, als sein Körper ihren berührt. Aber von einer Sekunde auf die andere ist ihr seine Nähe plötzlich zu viel und ihre Gedanken suchen schlagartig nur noch nach der erstbesten Fluchtmöglichkeit. Die plötzliche Anspannung ihres Körpers entgeht ihm nicht und er lässt ein Stück weit von ihr ab, ohne sie ganz loszulassen. Sasuke sucht ihren Blick und sie sieht, wie sich in seinen dunklen Augen die Absicht formt, sich von ihr zurückzuziehen, aber sie schlingt schnell ihre Arme um seinen Hals, um nicht zulassen, dass ihr verkorkster Kopf diesen Moment ruiniert. Statt sich zurückzuziehen, legt er sich neben sie und zieht die Decke über ihre entblößten Körper. Sakura dreht den Kopf zu ihm, während seine Finger ihre langen Haarsträhnen über ihre Schultern schieben, aber sie hat keine Ahnung wie sie dieses Wirrwarr in ihrem Kopf in Worte fassen soll. „Das hier wird nur funktionieren, wenn du mit mir redest.“ Die schöne Kunoichi lacht freudlos. „Das sagt genau der richtige.“ Sie bereut den Vorwurf, sobald er ihr über die Lippen gekommen ist. Denn alles, was er in den letzten zwei Wochen für sie getan hat und wie er ihr jeden Tag entgegen kommt, hätte sie niemals von ihm erwartet. Ihre Rollen haben sich komplett umgedreht und das ist allein ihre Schuld. Früher hätte sie ihm zu gerne angeboten ihn zu retten und heute kann sie sich nicht einmal selbst retten. „Ich versuche es.“ Seine ruhigen Worte reißen sie aus ihren Selbstvorwürfen und sie legt ihre Hand zärtlich an seine Wange. „Ich weiß.“ Sie genießt die Stille zwischen ihnen für einen Moment, aber gleichzeitig ist das Wissen, dass er nackt neben ihr liegt, glühend in ihre Gedanken gebrannt und schließlich findet sie doch einen Anfang. „Es war nur ein Mal und… es ist schon eine ganze Weile her.“ Es war eine Mission in Suna, ein Kollege aus dem Krankenhaus und kurz bevor… bevor sich alles unwiderruflich verändert hat und sie verdrängt auch diesen Gedanken schnell. Sie hat nicht wirklich Eifersucht erwartet, andererseits sollte sie es bei seinem Egoismus auch nicht überraschen, dass die Emotion für einen Moment in seinen Augen aufblitzt. Deshalb überrascht sie die Zärtlichkeit, mit der er sie küsst. „Ich bin der erste Mann, den du je geliebt hast. Und ich bin mehr als zufrieden damit, auch der letzte Mann zu sein, den du je lieben wirst.“ Sie hält es nicht für nötig, ihm auf die Nase zu binden, dass er schlicht und ergreifend der einzige Mann ist, den sie je geliebt hat. Außerdem traut sie sich das verständliche Formulieren von Worten im Moment sowieso nicht zu. Stattdessen beugt sie sich über ihn und steckt in die Art wie sie ihn küsst, die Achterbahn, die ihre Gedanken und Emotionen gerade fahren. Sie löst ihren Kuss keuchend, als er ihre Hüfte umfasst und sie geschickt auf seinen Körper hebt. „Was wird das?“ „Ich will dir dabei zusehen, wie du dir nimmst, was du willst.“ Seine Augen glänzen selten schalkhaft, aber in ihre treten beinahe schon wieder Tränen, weil sie begreift, was das hier wirklich ist: Er überlässt ihr die Kontrolle. Sie senkt ihren Kopf zu ihm und drückt ihre Lippen zurück gegen seine, während sie ihre Hände auf seinen Oberkörper stützt und ihren Körper gleichzeitig auf seinen senkt. • Ihr Kopf ruht auf seinem Brustkorb und sie hört zu, wie sich sein Herzschlag unter ihr langsam wieder normalisiert. Während sie darauf wartet, dass sein Atem eine noch tiefere Gleichmäßigkeit annimmt, kommt Schlaf für sie in dieser Nacht nicht in Frage. Gleichzeitig empfindet sie in diesem Moment mehr Frieden, als gesammelt in den letzten Jahren ihres Lebens. Sie zuckt leicht zusammen, als er seine Hand hebt und seine Finger durch ihre langen Haarsträhnen zieht. „Denkst du, ich weiß nicht, dass du keine Minute schlafen wirst, solange Hinata es tut?“ Sie verdrängt manchmal gerne, wie wenig ihm entgeht. „Hn.“ Die Imitation einer seiner charakteristischen Antworten, beschert ihr einen leichten Knuff in die Seite, der ihren Körper noch näher gegen seinen drängt. Sie drückt ihre Lippen gegen eine der Narben auf seiner Haut. „Das heißt nicht, dass du nicht schlafen kannst.“ „Tse.“ Das herzhafte Lachen auf ihren Lippen erschüttert sowohl ihren Körper, als auch seinen. Der Schalk, der in ihren Augen funkelt, als sie ihn danach ansieht, verleiht ihr eine eindringliche Ähnlichkeit mit dem Mädchen aus seiner Genin-Zeit. „Und jetzt?“ Er schmunzelt und schiebt eine ihrer hartnäckig nach vorne fallenden Haarsträhnen erneut hinter ihr Ohr. „Ich bin sicher, uns fällt etwas anderes ein, womit wir die Nacht verbringen können.“ Sie richtet sich auf und verfolgt abschätzend, wie sich sein Blick schlagartig noch eine entscheidende Nuance dunkler färbt, als ihr nackter Oberkörper seinen streift. „Ach ja?“ Sasuke legt beide Hände auf ihre Hüfte, schüttelt aber gleichzeitig den Kopf. „Das habe ich nicht gemeint.“ Sakura zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Nein?“ Er hebt den Kopf und streift seine Lippen hauchzart über ihre. „Du würdest morgen bei jedem Schritt an mich denken.“ Dieses Mal ist es ihr Blick, der sich verfärbt, während sie ihre Hände in seine dunklen Haarsträhnen schiebt und ihren Kopf langsam zu seinem senkt, bis ihre Lippen beinahe wieder seine berühren. „Versprichst du das?“ . . . Kapitel 13: Shattered --------------------- - Am nächsten Morgen - Sie liegt halb auf ihm und zeichnet abwesend unzusammenhängende Muster auf seinen bloßen Oberkörper, während er locker einen Arm um ihre Hüfte geschlungen hat und sie ist sich bewusst, dass ein beinahe närrisch glückliches Lächeln ihre Lippen ziert. Sasuke hat sein Wort erwartungsgemäß gehalten und sie haben die Nacht mit vielem gefüllt, nur nicht mit Schlaf. Überraschend war ein großer Teil ihres Zeitvertreibs tatsächlich Reden, aber er hat auch sein anderes Versprechen gehalten. Jede Bewegung erinnert sie daran, was sie außer Reden in dieser Nacht noch getan haben, was zweifellos seinen Teil zu dem Lächeln beiträgt, das ihre Lippen seit Stunden nicht verlassen hat. Er hat kein Wort darüber verloren, als sie es in den frühen Morgenstunden nicht mehr ertragen hat, vollkommen entblößt neben ihm zu liegen und zurück in Top und Shorts geschlüpft ist. Sakura öffnet ihre Lippen, nachdem sie es bereits seit einigen Minuten aufgeschoben hat, die angenehme Stille zwischen ihnen zu brechen, aber jegliches geplante Wort löst sich unausgesprochen auf ihrer Zunge auf, als ihre Sinne plötzlich anschlagen. „Sakura?“ Sasuke registriert die plötzliche Anspannung ihres zierlichen Körpers neben sich augenblicklich und richtet sich ebenfalls ein Stück weit auf, aber in diesem Moment bewegt sie sich bereits hektisch und springt ruckartig auf. „Sakura!“ Er folgt ihr fluchend, aber während er in seine Hose steigt, hat sie den Raum bereits verlassen. • - Zur selben Zeit in Narutos Zimmer - Naruto verfolgt mit einem liebevollen Schmunzeln, wie die junge Frau neben ihm leicht ihre Nase kräuselt, bevor sie blinzelnd die Augen aufschlägt. Zuerst schleicht sich ein Lächeln auf ihre Lippen, als ihre Augen ihn finden, aber sobald ihr Blick weiter durch den Raum wandert und das helle Morgenlicht registriert, zeichnet plötzliche Panik ihre feinen Gesichtszüge. „Was ist passiert?“ Naruto runzelt die Stirn. „Nichts, wir sind nur eingeschlafen-“ Aber statt sie zu beruhigen, scheinen seine Worte Hinatas plötzliche Panik nur zu verstärken und sie fällt im ungewohnt heftig ins Wort. „Wie spät ist es?“ „Morgens, so kurz nach halb acht.“ Er streckt beide Hände nach ihr aus und legt sie beruhigend auf ihre Schultern, als sie Anstalten macht, überstürzt auf dem Bett aufzuspringen. „Nein!“ Er drückt sie vorsichtig zurück in die Kissen und öffnet erneut den Mund, um sie zu beschwichtigen, aber stattdessen scheint sich ihr panischer Zustand noch zu verschlimmern. „Lass mich los, Naruto!“ Er will ihrer eindringlichen Bitte nachkommen, aber dann erstarrt plötzlich ihr ganzer Körper unter ihm. „Hinata? Hinata!“ Er rüttelt sanft an ihren Schultern, aber ihre Augen scheinen durch ihn hindurchzusehen und sie reagiert in keinster Weise auf seine Worte. In ihrer instinktiven Panik eingeschlafen zu sein, die sich durch seinen Halt auf ihrem Körper automatisch verstärkt, droht unter dem Einfluss ihrer schlimmsten Erinnerungen ihr Chakra in ihr auszubrechen, aber sie ist noch klar genug, um es zurückzuhalten. Selbst in ihrer tiefsten Panik, könnte sie ihm nie weh tun. Lieber ergibt sie sich ihren schlimmsten Ängsten. Mit diesem letzten bewussten Gedanken, schwappt die Panik über sie wie eine dunkle Flutwelle und betäubt all ihre Sinnesempfindungen. „Lass mich los!“, fleht sie erneut und spürt, wie er dieses Mal augenblicklich die Hände von ihr nimmt, aber es ist zu spät. Am Rand ihres Sichtfeldes tanzen bereits schwarze Flecken und obwohl sie sieht, wie sich Narutos Lippen hektisch bewegen, nimmt sie nur noch das dumpfe Rauschen in ihren Ohren wahr und spürt ihren wummernden Herzschlag, der eine Konsequenz ihres Kreislaufs ist, in seinem panischen Versuch den eingebildeten Sauerstoffmangel auszugleichen. „Hina? Hinata!“ Die Tür in seinem Rücken fliegt auf und seine beste Freundin erscheint in ihrem Rahmen. „Sakura-“ Aber die talentierte Medic-nin lässt ihn nicht ausreden. „Geh weg von ihr! Sofort!“ Sie kniet sich blitzschnell neben sie und legt ihre Hände eindringlich an Hinatas Wangen, während Naruto fassungslos von seinem Bett rutscht und Sasuke hinter ihm im Türrahmen erscheint. „Hina, sieh mich an! Ganz ruhig! Es ist alles gut!“ Aber auch ihre Worte scheinen nicht mehr zu der Clanerbin durchzudringen, die mit leerem Blick, durch sie alle hindurchzusehen scheint und Naruto hält sich hustend eine Hand vor den Mund, als mit dem spürbaren Anstieg von Hinatas Energie, die Luft im Raum immer dünner zu werden scheint. Sakura flucht laut und hebt dann ihre Hände über Hinatas Schläfen an. Ihr Chakra leuchtet nur für einen kurzen Moment auf und raubt Hinata in Sekunden das Bewusstsein. Mit Hinatas Bewusstlosigkeit verebbt auch das unkontrollierte Ansteigen ihres Chakras schlagartig. „Sakura?“ Aber die Haruno ignoriert Narutos vorsichtige Frage und hebt stattdessen Hinatas regungslose Gestalt auf ihre Arme. Sie tritt an den beiden Männern vorbei, aber als sie Hinatas Gewicht verlagert, um die Tür zu ihrem Zimmer zu öffnen, tritt Sasuke an ihr vorbei und drückt die Klinke für sie nach unten. Sie begegnet für einen Moment seinem Blick, aber keiner von ihnen spricht ein Wort, bevor sie an ihm vorbeitritt und Hinata auf dem Bett in ihrem Zimmer ablegt. Sie zieht die Decke sorgsam über Hinata, bevor sie den abgedunkelten Raum erneut verlässt und dieses Mal in mittlerweile vertrauter Emotionslosigkeit dem Blick ihrer ehemaligen Teamkameraden begegnet. Sasukes Blick ist so unergründlich wie gewöhnlich, aber in Narutos Augen steht neben anhaltender Panik auch tiefes Bedauern, das er stockend in Worte zu fassen versucht. „Es tut mir leid – ich wollte nicht-“ „Ich weiß. Aber Naruto-“, Sakura hebt ihren Blick direkt zu ihrem Teamkameraden aus Genin-Tagen, „wenn du sie noch einmal gegen ihren Willen festhältst – und sei es nur, um sie zu trösten – werde ich dir weh tun.“ • - Eine Stunde später - Obwohl Sakuras Chakra sie in eine traumlose Bewusstlosigkeit geschickt hat, schreckt Hinata so panisch hoch, dass Sakura beruhigend ihre Hände auf ihre Schulter legt, bis Hinatas Augen sich auf sie fokussieren. „Ganz ruhig. Weißt du noch was passiert ist?“ „Ich habe die Kontrolle verloren.“ Hinatas leise Stimme, lässt Sakura unzufrieden die Stirn runzeln. „Du hast die Kontrolle aufgegeben, um Naruto zu schützen.“ Aber die junge Hyuuga setzt sich kopfschüttelnd auf. „Du weißt, dass das nicht seine Schuld war. Ich bin schon ausgeflippt, als mir klar wurde, dass wir eingeschlafen sind. Dass er mich festgehalten hat, hat nur den letzten Funken dargestellt, der die Explosion beschleunigt hat.“ Sie schwingt vorsichtig die Beine aus dem Bett, um auszutesten, ob ihr Gleichgewicht sie schon wieder trägt. „Wo ist er?“ „Ich weiß es nicht.“ Es ist kaum zu sehen, aber Hinata erkennt unschwer das Aufblitzen leichter Schuldgefühle in Sakuras feinen Gesichtszügen. „Ich war nicht allzu entgegenkommend, er hat aufgebracht die Wohnung verlassen und ist noch nicht zurückgekommen.“ • - Kurz darauf - Er ist überrascht sie alleine in der Küche anzutreffen, aber er macht Sakuras Chakrasignatur klar in ihrem Zimmer aus. „Hinata.“ „Sasuke.“ Er hat gesehen, wie sie sich wärmend mit den Händen über ihre Arme gefahren ist, auch wenn sie sofort damit aufgehört hat, als er den Raum betreten hat. Deswegen schiebt er sein Anliegen für einen Moment auf. „Ist dir kalt?“ „Nein.“ Sie blinzelt nicht einmal und er ist sich trotzdem sicher, dass sie lügt. Doch er ist nicht der Typ, der jemandem Hilfe aufdrängt, die er nicht will. Im Zweifelsfall kann er es immer noch später dem Dobe erzählen. „Ich wollte dich etwas fragen. Nein, eigentlich… wollte ich dich um etwas bitten.“ Man sieht ihr erneut nichts von ihren Gefühlen an, obwohl allein seine Wortwahl sie überrascht. Sie weiß nicht allzu viel über ihn, aber selbst ihr ist klar, dass es normalerweise weit unter der Würde eines Sasuke Uchiha ist, irgendjemanden um irgendetwas zu bitten. „Du hast dich in den letzten zwei Jahren ununterbrochen um Sakura gekümmert. Und ich habe sie schon viele Jahre davor im Stich gelassen. Aber jetzt, bitte ich dich… mir wenigstens einen Teil von ihr zu überlassen.“ Die hübsche Clanerbin zieht ungewohnt ratlos die Brauen zusammen. „Ich will dir das hier bestimmt nicht schwerer machen, als es zweifellos ist, Sasuke, aber ich fürchte, ich weiß nicht ganz, was du von mir willst.“ „Du solltest kein schlechtes Gewissen haben, wenn du einmal durchschläfst, Hinata.“ Die große Liebe seines besten Freundes verschränkt abschätzend die Arme und der Uchiha erkennt kalkulierend, dass er Recht gehabt hat, als er vermutet hat, dass sie ihm in diesem Anliegen keinen Zentimeter entgegenkommen wird. „Und du willst stattdessen für sie da sein? Nacht für Nacht?“ „Ja.“ „Warum solltest du das tun wollen?“ Er hat nur nicht erwartet, dass sie es ihm so schwer machen würde. „Du weißt, was ich für sie empfinde.“ „Das tue ich. Aber wenn du sie jemals davon überzeugen willst, wirst du lernen müssen es auch auszusprechen.“ Er hat sich in seinem Leben selten so unbehaglich gefühlt. Aber Rückzug liegt nicht in der Natur eines Uchiha. „Ich liebe sie, Hinata. Ich würde sterben, um sie zu beschützen und ich werde sie nicht noch einmal im Stich lassen.“ Er rechnet es ihr hoch an, dass sie ihn keine Sekunde länger als nötig zappeln lässt. „In Ordnung. Aber dir ist hoffentlich klar, dass ich zuerst mit ihr darüber reden muss.“ Im Endeffekt ist das dann doch weit mehr Entgegenkommen, als er erwartet hat. „Dann tu das.“ • Hinata kehrt in ihr Zimmer zurück und reicht Sakura den Saft, den sie aus der Küche mitgebracht hat, bevor sie die bizarre Begegnung, die sie vor wenigen Minuten hatte, direkt anspricht. „Sasuke hat gerade mit mir gesprochen.“ Es ist sichtliche Überraschung und leichter Spott in Sakuras Miene. „Gesprochen? Du meinst in ganzen und vollständigen Sätzen?“ Hinata schmunzelt selten amüsiert. „Ja.“ „Was wollte er? Und denk daran, du bist nicht ihm gegenüber zur Verschwiegenheit verpflichtet, sondern nur mir.“ „Er hat mich darum gebeten, ihm deine Nächte zu geben.“ Die schöne Medic-nin legt stirnrunzelnd den Kopf schief. „Meine Nächte?“ Doch als sie es begreift, weiten sich ihre hübschen Augen verräterisch, da sie sich in Hinatas Gegenwart niemals die Mühe macht ihre Gefühle zu kaschieren. „Das kann er nicht wirklich wollen.“ Ihre beste Freundin setzt sich mit einem rücksichtsvollen Schmunzeln neben sie auf den breiten Fensterrahmen. „Ich kenne ihn nicht besonders gut, aber er scheint mir zu der Sorte Menschen zu gehören, die ganz genau wissen, was sie wollen.“ Sakura nickt, obwohl sie kaum zu registrieren scheint, was Hinata gesagt hat. Ihr Blick verliert sich für mehrere Minuten in der Aussicht aus dem Fenster, obwohl sie auch diese kaum wahrnimmt. Aber dann fokussiert sich ihr Blick mit einem abrupten Themenwechsel zurück auf ihre beste Freundin. „Hast du schon mit Naruto geredet?“, will sie vorsichtig wissen, aber die hübsche Clanerbin schüttelt verneinend den Kopf. „Ich weiß, er ist ein Baka, aber er hat es nur gut gemeint-“ Doch Hinata unterbricht sie ruhig. „Ich bin nicht sauer auf ihn, Sakura. Es ist er, der mir aus dem Weg geht.“ „Ja, weil er ein gigantisch schlechtes Gewissen hat.“ Doch statt ihr zu antworten, schlingt Hinata zunächst ausweichend und haltsuchend zugleich beide Arme um ihren eigenen Körper. „Oder weil ihm nach meinem Anfall aufgegangen ist, wie kaputt ich wirklich bin und er beschlossen hat, dass er sich das lieber doch nicht antun will.“ Das Kinn der talentierten Medic-nin fällt sichtbare Zentimeter nach unten und verrät stumm ihren schieren Unglauben. „Das kannst du ja wohl nicht ernst meinen!“ Hinata zuckt jedoch betont gleichmütig mit den Schultern. „Es ist sein gutes Recht, sich das Ganze nochmal anders zu überlegen.“ „Ich habe mir gar nichts anders überlegt!“ Sakuras Kopf ruckt erschrocken erst zu der Gestalt ihres besten Freundes, die vollkommen lautlos in ihrem Türrahmen aufgetaucht ist und wandert dann schnell zurück zu Hinata, in deren Augen sie jedoch liest, dass die Hyuuga das Herankommen des jungen Mannes sehr wohl bemerkt hat und ihn ihre Aussage absichtlich mitanhören hat lassen. Naruto tritt mit energischen Schritten in den Raum und richtet seine kompromisslose Forderung zunächst an seine beste Freundin. „Lass uns allein, Sakura!“ Deren Blick wandert aber erwartungsgemäß erst zu Hinata, die jedoch mit einem knappen Nicken ihre Zustimmung ausdrückt und Sakura verlässt mit einem letzten wachsamen Blick über ihre Schulter widerwillig den Raum. Sobald die Tür hinter Sakura klackend ins Schloss fällt, tritt Naruto noch zwei weitere Schritte in den Raum, vergräbt dann aber ruckartig beide Hände in den Hosentaschen, als müsste er sich selbst zurückhalten. „Es tut mir so leid! Ich wollte dir niemals weh tun.“ Hinata zuckt sichtbar zusammen, obwohl sie eine Entschuldigung dieser Art erwartet hat. „Es war nicht deine Schuld.“ Er macht noch einen Schritt auf sie zu und sinkt vorsichtig neben sie auf das Fensterbrett, macht aber noch keine Anstalten sie zu berühren. „Kannst du… mir sagen, was genau heute Morgen passiert ist? Nur dass ich… weiß, was ich das nächste Mal anders machen kann.“ Er streckt vorsichtig und so zögernd die Hand nach ihr aus, dass sich ihr Brustkorb schmerzhaft zusammenzieht. Als sie keine Anstalten macht ihm auszuweichen, streicht er ihr zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn und lässt seine Hand an ihrer Wange liegen. „Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht darüber reden kannst oder willst.“ Hinata schließt für einen Moment die Augen unter seiner Berührung. „Es ist nicht so, dass ich… Ich will dir nur nicht weh tun.“ Es fällt ihm nicht schwer, ihre Worte nachzuvollziehen: was auch immer man ihr angetan hat, das diese Art von Panik hervorrufen kann, wird ihn definitiv härter treffen, als wenn er es selbst hätte erleiden müssen. Hinata vergräbt ihre Zähne angespannt in ihrer Unterlippe, aber schließlich öffnet sie ihre Lippen doch. „Sie haben uns betäubt, um uns zu entführen und als ich… wieder aufgewacht bin, ging ich unter.“ Naruto runzelt angespannt die Stirn und hat Schwierigkeiten ihr zu folgen, während ihre Finger angespannt zucken. „Sie haben mich ins Wasser geworfen, kurz bevor ich das Bewusstsein zurückerlangt habe. Ich war an Händen und Füßen gefesselt, außerdem waren meine Muskeln noch immer teilweise gelähmt und ich konnte noch kein Chakra schmieden, deshalb… bin ich untergegangen wie ein Stein. Ich war mir sicher, ich würde sterben.“ Sie schließt die Augen und als er sieht, wie ihr Körper zittert, als sie einer ihrer schlimmsten Erinnerungen verfällt, bereut er zutiefst gefragt zu haben. „Genau genommen bin ich das auch.“ Er sieht den Schatten über ihre Augen fallen und weiß, dass sie ihre Erzählung in dieser Hinsicht nicht weiter ausführen wird und er ist fast dankbar dafür, denn er erträgt die Bilder, die sich zu ihren Worten in seinem Kopf abgespielt haben, kaum. „Seitdem lösen Wasser und Situationen, in denen ich… mich nicht frei bewegen an, Panikattacken aus, die sich manchmal besser kontrollieren lassen, als in anderen Momenten.“ Er braucht mehr als einen Atemzug, um die Wut, die in ihm gärt zu kontrollieren, aber im Moment geht es ihm um etwas anderes. „Du hättest dich ganz leicht aus meinem Halt lösen können.“ Er sieht, wie sie die nervöse Angewohnheit auf ihrer Unterlippe herumzukauen, gerade noch zurückhält. „Ich habe mein Chakra in solchen Momenten nicht immer unter Kontrolle.“ Das ist so ziemlich das, was er sich in den letzten Stunden ebenfalls zusammengereimt hat. „Also hast du lieber eine Panikattacke ertragen, als mich eventuell zu verletzen.“ Sie senkt ihre Lider und dass sie ihn nicht ansehen kann, beantwortet ihm alles, was er wissen muss, aber sie kommt ihm mit ihren nächsten Worten zuvor und macht ihn für einen Moment tatsächlich sprachlos. „Ich habe ernst gemeint, was ich vorhin zu Sakura gesagt habe. Ich werde nie mehr ganz dieselbe sein und ich will nicht, dass du dich mir gegenüber zu irgendetwas verpflichtet fühl-“ Er drückt seine Lippen so hart und abrupt gegen ihre, dass sie wohl von der Fensterbank gefallen wäre, wenn seine Hände sie nicht sicher gehalten hätten. Die wilde Heftigkeit seines Kusses, bringt ihr Herz auf die beste Art aus dem Gleichgewicht und als er sich von ihr löst, braucht sie einen Moment, um sich daran zu erinnern, worüber sie gesprochen haben, bevor er sie geküsst hat. „Ich bin auch nicht mehr derselbe, Hinata. Euch zu verlieren, der Gedanke, was euch alles zugestoßen sein könnte-“ Die bloße Erinnerung an all die Horrorszenarien, die er sich Tag und Nacht ausgemalt hat, sind genug, um ihn für einen Moment gequält die Augen schließen zu lassen, bevor er eindringlich ihren vertrauten Blick sucht. „Und es hat mich fast umgebracht, Hinata. Nicht zu wissen, wo ihr seid und ob ihr überhaupt noch am Leben seid-“ Er unterbricht sich selbst und sie braucht ihr Bluterbe nicht, um zu erkennen, wie sehr ihn das Ganze immer noch quält. „Seit diesem Tag überlege ich ständig, ob ich es vielleicht irgendwie hätte verhindern können – wenn ich irgendetwas anders gemacht hätte- Du weißt nicht, was ich dafür geben würde, die Zeit zurückzudrehen, um euch all das zu ersparen.“ Die Tränen treten unfreiwillig und brennend in ihre Augen und sie schluckt mehrmals trocken, bevor sie ein Wort über die Lippen bringt. „Nichts davon ist deine Schuld und es gab nichts, was du hättest tun können, um es zu verhindern. Aber du warst trotzdem immer bei uns, Naruto. Wir haben beide gewusst, dass du uns niemals aufgeben würdest und das war einer der zentralen Aspekte, der uns geholfen hat, dort nicht den Verstand zu verlieren und schließlich zurückzukommen.“ Er legt eine Hand von ihrer Wange an ihre Hüfte und sie keucht atemlos, als er ihren Körper über diesen Halt so dicht wie möglich gegen seinen zieht. „Ich werde niemals aufhören dich zu lieben, Hinata Hyuuga und das hat rein gar nichts mit Verpflichtung oder Schuldgefühlen zu. Niemand hat mich jemals so bedingungslos geliebt wie du. Du hast mir mehr gegeben, als ich dir jemals sagen könnte und die letzten beiden Jahre waren bedeutungslos, weil ich wusste, wie es sein könnte und ohne dich wäre es nie mehr dasselbe gewesen. Ich hätte alles dafür aufgegeben dich noch einmal so halten zu dürfen. Und alles andere ist nichts, wofür wir nicht gemeinsam eine Lösung finden werden. Solange du das auch willst.“ Dieses Mal ist sie es, die einen Moment um ihre Stimme ringt. „Nichts wird jemals etwas daran ändern, dass ich dich liebe, Naruto.“ Ein zufriedenes Lächeln verzieht seine Lippen, bevor er sie zurück auf ihre senkt. Er küsst sie noch einmal tief, aber ruhiger als zuvor und dennoch weist ihr Atem bereits eine leichte Unregelmäßigkeit auf, als er sich von ihr löst und genüsslich mit seinen Lippen über ihr Kinn ihren Nacken hinunter wandert und gleichzeitig mit seinen Fingern geschickt die Knöpfe ihrer Bluse aus ihrer Halterung löst. „Was tust du?“, will sie flüsternd wissen, obwohl ihr klar ist, dass es eine dumme Frage ist. Sein warmer Atem streift mit jedem Wort ihre bloße Haut und lässt sie in seinen Armen zittern. „Ich könnte es dir noch fünfmal sagen, bis du mir wirklich glaubst, aber ich denke, es ist einfacher, wenn ich es dir einfach beweise.“ Er schiebt seine Daumen an ihrer Hüfte unter den Bund ihrer Hose und sie hört kaum noch, was er sagt. „Mir was beweisen?“ Er hebt seinen Kopf zu ihr und drückt seine Lippen noch einmal rau gegen ihre, bevor er ihr direkt in die Augen sieht. „Dir beweisen, dass sich für mich rein gar nichts geändert hat.“ • Als Sakura die Zimmertür hinter sich schließt, nimmt sie einen tiefen Atemzug, bevor sie Sasukes Blick begegnet, der mit verschränkten Armen an der gegenüberliegenden Wand lehnt. Er nickt wortlos in die Richtung seines Zimmers und sie stimmt ebenso lautlos zu. Die schöne Medic-nin schließt auch diese Tür hinter sich und lehnt sich müde dagegen. „Ich nehme an, wir werden nicht darüber reden?“ Sie sieht auf in seinen Blick, der weder Vorwurf noch sonst irgendeinen Ausdruck beinhaltet, aber alles was sie verspürt, ist maßlose Müdigkeit. Von dieser Erschöpfung geprägt, stößt sie sich von der Tür ab und schlingt beide Arme um seinen Torso, während sie ihre Stirn gegen seinen Brustkorb lehnt, um ihm zu signalisieren, dass sie trotz ihrer Antwort keineswegs auf einen Streit aus ist. „Nein.“ Es ist unverkennbare Erleichterung, die sie verspürt, als er ihre fast ein bisschen verzweifelte Umarmung wortlos erwidert und es ohne einen weiteren Kommentar dabei belässt. Sie genießt seinen Halt für ein paar gestohlene Minuten, aber eines lässt sie nicht los. „Hinata hat mir erzählt, worüber ihr vorher in der Küche gesprochen habt.“ „Darüber reden wir also schon.“ „Mhm.“ Doch obwohl sie das Thema angesprochen hat, hat sie Hinatas Offenbarung noch nicht so weit verdaut, dass sie wirklich weiß, was sie sagen soll. „Ich liebe dich.“ Sakura erstarrt in jeder Bewegung und hört für einen Moment sogar auf zu atmen. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie schwören, dass sie sich verhört hat, aber sie weiß, dass sie sich seine Worte nicht eingebildet hat. Ihr Atem beschleunigt sich ohne jeglichen physischen Grund, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit ihren nächsten Atemzug nimmt und sich zwingt zu ihm aufzuschauen. Im Gegensatz zu ihr ist er die Ruhe selbst, als hätte er sie nicht in das größte Gefühlschaos gestürzt, seit sie zwölf Jahre alt war. Sie liest die Wahrheit in seinem Blick und sobald sie ihre Stimme wiederfindet, spricht sie aus, was sie ihm in der letzten Nacht noch verschwiegen hat. „Du bist der einzige Mann, den ich je geliebt habe.“ Sie sieht das vertraute Rot in seinen Augen aufblitzen, wenn auch nur eine Millisekunde lang, bevor er seine Lippen so ruckartig auf ihre senkt, dass sie einen Schritt zurückstolpert und sich mit dem Rücken zur Wand wiederfindet. Aber gerade, als sie kurz davorsteht, einmal mehr all ihre Sinne an seine Berührungen zu verlieren, löst er sich von ihr. „Sag mir, welches aber darin steckt.“ Dass sie absolut verständnislos die Stirn runzelt, liegt dieses Mal nicht nur daran, dass er seine Lippen auf eine Art über ihren Hals zieht, die sie sicher annehmen lässt, dass es ein Mal hinterlassen wird. „Was für ein aber?“ „Du liebst mich, aber… Ich kann das aber in deinem hübschen Kopf förmlich sehen, Sakura und wir haben versprochen miteinander zu reden, erinnerst du dich?“ Sie verkneift sich den boshaften Kommentar, dass es ihr manchmal doch lieber war, als er noch nicht mit ihr gesprochen hat. Sie nimmt einem tiefen Atemzug, ringt sich aber schließlich zu der Ehrlichkeit durch, um die er sie auf seine eigene charmante Art gebeten hat. „Für uns bedeutet es heute mehr zu sagen Ich vertraue dir als Ich liebe dich. Ich liebe dich, Sasuke, seit ich denken kann. Dieses Gefühl hat mich nie verlassen. Nicht nachdem du es getan hast und auch nicht als mir beinahe alles genommen wurde, was mir etwas bedeutet hat. Aber dir zu vertrauen, wäre nach deinem Verrat schon ein großer Schritt für mich gewesen, wenn ich nicht zwei Jahre Hölle hinter mir hätte. Sie haben ständig versucht uns gegeneinander auszuspielen, wir wussten nie, wem wir wirklich trauen konnten – wir hatten nur einander. Und ich-“ Sie bricht ab, aber Sasuke legt in einer unerwarteten Zärtlichkeit beide Hände an ihre Wangen und erspart es ihr dadurch weitersprechen zu müssen. „Das ist in Ordnung.“ „Was?“ „Ich kann dich nicht dazu bringen mich zu lieben. Du tust es oder nicht. Ich kann versuchen mich dieser Gefühle als würdig zu erweisen und sie erwidern, aber deine Gefühle kann ich nicht beeinflussen. Aber ich kann mir dein Vertrauen erarbeiten. Und das werde ich.“ Gesprochen mit der ganzen Selbstsicherheit eines Uchihas. Sie schließt die Augen, um zu verbergen, dass sie schon beinahe weint, aber er senkt seine Lippen zurück auf ihre und seine Finger wischen die feinen Tränenspuren auf ihren Wangen sanft beiseite. . . . Kapitel 14: Wavering -------------------- - Drei Wochen später - Sakura lehnt mit verschränkten Armen gegen den Rahmen des Fensters und sieht hinaus auf den wolkenverhangenen Himmel. Es sieht seit Stunden nach Regen aus, aber bisher ist kein Tropfen gefallen. „Es braut sich was zusammen.“ Hinata küsst Nia zärtlich auf die Stirn und legt das schlafende Kleinkind vorsichtig in das Bett in ihrem Zimmer. Sie sieht für einen Moment auf das Mädchen herab, bevor sie zu Sakura an das Fenster tritt. „Was glaubst du, wie lange haben wir noch?“ Die feinen Adern treten um Hinatas Augen hervor, verschwinden aber schnell wieder. „Ein paar Stunden.“ „Versuchen wir sie abzuhängen?“ „Ich fürchte die Möglichkeit, das zu klären, ohne dass es ein Spektakel wird, ist mit unserer Rückkehr gestorben.“ „Aber wir versuchen es trotzdem.“ „Natürlich.“ Sakura schlingt einen Arm um Hinata, aber die Hyuuga zieht sie in eine volle Umarmung. „Drei Wochen Frieden sind also alles, was wir kriegen.“ • Sie betritt sein Zimmer ohne Anzuklopfen und sieht zu, wie er sich in seinem Bett aufsetzt. Ihr Blick wandert über seinen nackten Oberkörper, bis zum Bund seiner dunklen Jogginghose, bevor sie zurück in seine Augen sieht. Das arrogante Schmunzeln um seine Züge hätte sie normalerweise zu einem Augenrollen veranlasst, aber heute hält sie seinen Blick, ohne eine Miene zu verziehen und hebt ruhig die Arme. Als sie den Saum ihres Oberteils umfasst und es langsam, Zentimeter für Zentimeter nach oben schiebt, verschwindet jegliche Arroganz aus seinen Zügen und ein vollkommen anderer Ausdruck tritt in seine Augen. Sakura zieht sich das Shirt über den Kopf und lässt es achtlos auf den Boden fallen, bevor sie nach dem Knopf ihrer Hose greift. Vor drei Wochen konnte sie sich selbst kaum im Spiegel ansehen, weil sie in jeder Narbe nur das Trauma gesehen hat, das sie verursacht hat und das sie für immer entstellen würde. Aber während sie sich ohne Hast einem Kleidungsstück nach dem anderen entledigt, denkt sie nicht an die Makel auf ihrem Körper. Sie sieht die Begierde in seinem Blick gemischt in einem Wirbel anderer Gefühle, die eine vertraute Wärme durch ihren Körper schickt. Sie genießt es zu sehen, wie sein Geduldsfaden schließlich reißt, als sie die Finger unter den Bund ihrer Unterwäsche schiebt und sie sich auch des letzten Kleidungsstücks entledigt. Er bewegt sich so schnell, dass er sogar vor ihrem geschulten Moment für einen Moment verschwindet. Seine Hände schließen sich um ihre Hüfte und der Raum dreht sich vor ihren Augen, bis sie unter ihm auf der Matratze landet. Ihr Herzschlag beschleunigt sich spürbar in ihrer Brust, aber ihr erregter Zustand hat rein gar nichts mehr mit Furcht zu tun. Sie schiebt ihre Finger in seine dunklen Haare und zieht ihn zu sich herunter, bis seine Lippen ihre berühren. Ohne ihren Kuss zu lösen, fährt sie mit ihren Fingern über die Konturen seines Brustkorbs, eine Landkarte, die sie mittlerweile blind zeichnen könnte. Sie schiebt ihre Finger neckend unter den Bund seiner Trainingshose und genießt das dunkle Stöhnen, das von seinen Lippen durch ihren Körper hallt. Sie zieht ihm die Hose über die Hüfte, aber anhand ihrer Position braucht sie seine Hilfe, um ihn ganz des Stoffes zu entledigen. Sasuke erhebt sich für einen Moment, nur lange genug, um den Rest seiner Kleidung loszuwerden. Er kehrt zu ihr zurück und verwickelt sie erneut in einen sinnlichen Kuss, der sie mit ihren Fingern ungeduldig über seinen Körper fahren lässt. Erfahrungsgemäß weiß sie mittlerweile, dass er es normalerweise genießt sie zu reizen, aber sie spürt eine seltene Ungeduld in ihm und sie heißt sie willkommen. „Sasuke.“ Sie flüstert seinen Namen auf eine Art, von der sie gelernt hat, dass er in diesen Momenten besonders darauf reagiert. Sein dunkler Blick findet ihren und hält ihn fest. Er zieht ihre Hände von seinem Körper und drückt sie rau über ihrem Kopf in die Kissen, aber gleich darauf verschränkt er ihre Finger in einer zärtlichen Geste miteinander, bevor er ihre Körper mit einer gezielten Bewegung miteinander vereint. Sie legt stöhnend den Kopf in den Nacken und biegt sich ihm gleichzeitig entgegen. „Sasuke!“ In seinen Armen vergisst sie wirkungsvoll, was an diesem Tag noch vor ihr liegt. • Naruto sitzt auf der Couch und starrt abwesend auf einen Missionsbericht, den er schon vor Wochen hätte abgeben sollen. Eine Bewegung in seinem Augenwinkel lässt ihn aufsehen und er begegnet überrascht Hinatas Blick. Er hat sie nicht kommen gehört, was nicht einmal unbedingt daran liegt, dass er sich nicht wirklich auf seine Umgebung konzentriert hat. Sie sinkt lautlos neben ihm auf die Couch und er schlingt einen Arm um ihre Schulter, als sie ihren Kopf vertraut gegen seine Schulter lehnt. „Schläft die Kleine?“ „Ja.“ Er sieht auf ihre feinen Gesichtszüge herab und da sie nicht versucht sie zu verbergen, sieht er die leichten Schatten unter ihren Augen. Abwägend, ob er etwas dazu sagen soll, dreht er den Kopf zur Seite und drückt seine Lippen zärtlich gegen ihre Stirn. „Du solltest vielleicht auch ein bisschen schlafen.“ „Ich habe erst geschlafen.“ Er unterdrückt das Seufzen, das seine Besorgnis noch deutlicher verraten hätte. „Und erst bedeutet was?“ „Vor drei Tagen.“ Nicht zum ersten Mal schließt er die Augen und wünscht sich inständig, es gäbe etwas, was er sagen oder tun könnte, um das Ganze für sie einfacher zu machen. Er sieht auf, als er sanfte Lippen gegen seine spürt, schließt seine Augen aber gleich wieder und schiebt seine Hand stattdessen in ihren Nacken, um sie bei sich zu halten. Sie rutscht auf seinen Schoß und ihre Berührung wird tiefer, leidenschaftlicher. Bevor er sich in ihr verliert, besinnt er sich auf ihre Umgebung. Naruto schlingt seine Arme um ihre Hüfte und erhebt sich problemlos mit ihr, ohne ihren Kuss zu lösen. Er trägt sie blind in sein Schlafzimmer und schließt die Tür hinter ihnen, aber er setzt sie nicht auf seinem Bett, sondern auf dem weichen Teppich ab. Trotz ihrem beinahe konstanten Zusammensein in den Nächten der letzten Wochen, scheut er in Momenten wie diesen immer noch davor zurück, sie eventuell auf irgendeine Art unter Druck zu setzen. Aber Hinata schiebt ihre Finger unter sein Oberteil und er unterbricht ihren Kuss lange genug, um es ihr zu ermöglichen, ihm den Stoff über den Kopf zu ziehen. Von ihrer Initiative ermutigt, schiebt er seine Hände selbst unter ihre Kleidung und streift sie ihr sinnlich vom Körper. Es ist sie, die Schritt für Schritt rückwärts tritt und ihn mit sich führt, bis ihr bloßer Körper unter ihm auf die Matratze sinkt. Seine Lippen folgen seinen Händen über ihre helle Haut und er genießt es zu spüren, wie sich ihr Atem unter seinen intimen Berührungen merklich beschleunigt, bis sie sich vollständig ineinander verlieren. Er zieht sich aus ihr zurück, ohne sie ganz loszulassen, zieht sie sorgsam in seine Arme und die Decke über sie beide und küsst sie zärtlich auf die Stirn. „Schlaf.“ „Okay“, flüstert sie zurück. Aber während sein Atem schnell tief und gleichmäßig wird, liegt sie neben ihm und fährt mit ihren Augen und ihren Fingerspitzen immer wieder über die Konturen seines Gesichts und seines Körpers. „Ich liebe dich.“ • - Ein paar Stunden später - Hinata sitzt neben Nia auf der Spieldecke, aber ihr Blick geht weit in die Ferne, als Sakura den Raum betritt. „Es ist also so weit.“ Hinata nickt, küsst Nia auf die Stirn und gesellt sich zurück zu Sakura ans Fenster. „Als Ablenkungsmanöver ein kleines, gezieltes Feuer?“ Es tanzt bereits eine kleine Flamme über Sakuras Handfläche, denn Hinatas Zustimmung ist in diesem Zusammenhang überflüssig. Die Adern um Hinatas Augen sind längst hervorgetreten, fixieren sich aber nun auf ihre nähere Umgebung innerhalb der Dorfmauern. „Unterhalb der östlichen Dorfmauer, abseits der Trainingsplätze. Da ist weit und breit niemand.“ „Und es sollte sie eine Weile beschäftigen.“ Sakura stößt mit ihrer freien Hand das Fenster auf, unberührt von der Flamme, die weiter auf ihrer anderen Hand tanzt, aber es ist Hinatas Handbewegung, die das Feuer schließlich durch die Luft und nach wenigen Sekunden außerhalb ihres direkten Blickfeldes tanzen lässt. Sie setzen sich der Unauffälligkeit wegen zurück auf die Decke neben Nia und spielen scheinbar unbeschwert mit dem Kleinkind, während Hinatas Bluterbe aktiviert bleibt, bis wenige Minuten später der Feueralarm im Dorf erschallt. Es dauert nur Sekunden, bis das Klopfen an ihrer Zimmertür erklingt und Sasuke und Naruto den Raum betreten. „Kannst du nachsehen?“ Hinata hebt ihren Blick zu Naruto, um ihm die feinen Adern um ihre Augen zu offenbaren. „Es ist ein Feuer an der Ostmauer, nahe der Trainingsplätze.“ Naruto nickt und sein Blick wandert kurz über Nia. „Wir gehen kurz nachsehen. Ich nehme an, ihr bleibt hier?“ Hinata und Sakura wechseln einen Blick und Hinata unterdrückt ihre Schuldgefühle über die Täuschung, bevor sie Nia auf ihre Arme hebt und mit ihr aufsteht, bevor sie zurück zu Naruto sieht. „Wir gehen zu Soya und den anderen.“ • Soya nimmt Nia entgegen und hält das Kleinkind sicher auf ihren Armen. „Es ist also so weit.“ Ihr Blick wandert über ihren Neffen, der zu ihren Füßen mit einem Plastikkunai spielt, sucht dann aber eindringlich noch einmal Sakura und Hinata. „Passt auf euch auf. Er ist ein skrupelloses Monster.“ Hinatas Erwiderung bleibt aus, aber über Sakuras Lippen zieht sich ein zynisches Lächeln. „Er ist nicht das einzige Monster hier.“ • Dank ihres Ablenkungsmanövers am anderen Ende des Dorfes haben sie die südwestlichen Dorfmauern problemlos passiert, aber sie haben sich kaum drei Kilometer von ihrem Heimatdorf entfernt, als Hinata innehält und Sakuras fragenden Blick auf sich zieht. „Wir haben ein Problem.“ „Noch eins? Haben wir davon nicht schon genug?“ „Der Kazekage kommt uns entgegen.“ Sakura folgt in einer alten Gewohnheit Hinatas Blickrichtung, obwohl sie noch lange nichts erkennen kann. „Gaara?“ Auf Hinatas bestätigendes Nicken hin, legt Sakura fluchend den Kopf in den Nacken. „Noch jemand, der mit einem beeindruckend unpassenden Timing gesegnet ist. Was will er schon wieder hier?“ „Anscheinend erfordert unsere überraschende Rückkehr für die nächste Zeit die Anwesenheit und Weisheit zweier Kage. Gaara ist scheinbar nur für die letzten Wochen nach Suna zurückgekehrt, um seine längere Abwesenheit vorzubereiten. Kankuro wird in den nächsten Wochen alle verwaltungstechnischen Aufgaben übernehmen.“ Anhand der unerwartet ausführlichen Antwort, hebt Sakura skeptisch eine Augenbraue. „Will ich wissen, woher du das weißt?“ Hinata bleibt vor allem stumm, weil sie beide wissen, dass die Hyuuga zweifellos ihr Bluterbe mit ihrem besonderen Talent des Lippenlesens verbunden hat, vermutlich einmal mehr in einer schlaflos verbrachten Nacht, um an diese Informationen zu gelangen. „Wir müssen wissen, was sie über uns denken.“ Die ruhige Rechtfertigung der Hyuuga, fordert ein gleichgültiges Schulterzucken von Sakura. „Mir brauchst du das nicht erzählen und die anderen würden es sowieso nicht verstehen.“ Sie richtet ihren Blick zurück in die Richtung, die Hinata vorher angedeutet hat. „Können wir ihm irgendwie aus dem Weg gehen?“ Die Antwort kommt ohne zu zögern, steht längst fest. „Nein. Seine Leute sind zu gut darauf ausgebildet, jede Bewegung in ihrer Umgebung zu überprüfen und Gaara kennt unsere Signaturen zu gut, um sie zu übersehen. Wir können es nicht riskieren, dass sie uns folgen. Außerdem kommen sie direkt auf uns zu und es wird auch nicht mehr lange dauern, bis einem der anderen auffällt, dass wir weg sind.“ „Also bleiben wir hier?“ Die Unzufriedenheit in Hinatas knappem Nicken ist kaum ersichtlich, aber Sakura weiß, dass sie da ist. Sie hatten beide gehofft, diesen Moment ohne wachsame Augen über die Bühne zu bringen. Aber bereits nach wenigen Minuten treten mehrere Suna-nin aus den Schatten der Bäume, der Kazekage in ihrer Mitte. „Hinata. Sakura.“ „Kazekage-sama.“ „Gaara.“ Der junge Kage tritt nach vorne und mustert die beiden Frauen, von denen er zweifellos weiß, dass sie sich nicht allein außerhalb ihrer Dorfmauern aufhalten sollten. „Was ist hier los?“ Es ist erneut Hinata, die die Lüge übernimmt, schlichtweg, weil man es von ihr niemals erwarten würde. „An der östlichen Dorfmauer ist ein Feuer ausgebrochen und die anderen versuchen, es in den Griff zu kriegen. Wir dachten, wir hätten hier etwas gesehen und sind hergekommen, um es zu überprüfen, aber scheinbar haben wir uns geirrt.“ Sie hält dem Blick des Kazekagen ruhig stand und auch Sakura verharrt regungslos neben ihr, während Gaara sie kritisch mustert, bevor er sich an seine Männer wendet. „Begebt euch zur östlichen Dorfmauern und unterstützt die Löscharbeiten. Unterrichtet die Hokage darüber, dass ich hier bin.“ Ein junger Shinobi, dessen Gesicht Sakura dunkel von früheren Besuchen in Suna in Erinnerung geblieben ist, tritt unauffällig vor. „Soll jemand bei Euch bleiben, Kazekage-sama?“ Gaara zeigt sich in keiner Miene verärgert über den vorsichtigen Widerspruch, richtet seinen Blick aber entschieden auf die beiden Frauen. „Ich werde nicht alleine hierbleiben. Kommt zurück, sobald das Feuer unter Kontrolle ist.“ „Hai!“ Gaara wartet selbst ab, bis seine Männer aus seiner Sichtweite verschwunden sind, bevor er zurück zu Sakura und Hinata sieht. „Jetzt da wir unter uns sind, wollt ihr mir vielleicht dieses Mal die Wahrheit sagen? Oder mir erklären, wessen Kraft sich uns aus südlicher Richtung nähert?“ Das Zucken um Sakuras Mundwinkel ist das Einzige, was ihre Unzufriedenheit verrät. Vermutlich hätten sie damit rechnen sollen, dass Gaara und Naruto ein feineres Gespür für die Kräfte dieses Ausmaßes, zumindest in ihrer unmittelbaren Umgebung, haben würden. Andererseits haben sie die Anwesenheit des Kazekagen allgemein nicht eingeplant. Es ist Hinatas ruhige Stimme, die der angespannten Stille zwischen ihnen ein Ende bereitet. „Er ist unseretwegen hier. Und es wäre leichter, wenn du deinen Weg nach Konoha fortsetzen würdest, ohne dich um uns zu kümmern.“ „Soll ich Naruto das so ausrichten?“ Die Erwähnung ihres Teamkameraden mit direktem Blick auf Hinata ist ein Tiefschlag, der Sakura krachend ihre Kiefer aufeinanderpressen lässt, aber Hinata zuckt nicht unter dem direkten Vorwurf. „Du bist der Kazekage. Es steht dir selbstverständlich frei, hier zu bleiben.“ Während Gaara eine Augenbraue hebt, versteht Sakura die versteckte Botschaft in den Worten ihrer Freundin. Es ist ohnehin zu spät, noch irgendwie auszuweichen. • - Währenddessen an der östlichen Dorfmauer - „Was für eine Art von Feuer ist das?“ Naruto tritt mit Sasuke neben Tsunade, die vor wenigen Minuten eingetroffen ist, um die Bekämpfung des Feuers an ihrer Dorfmauer persönlich zu überwachen. Die Flammen scheinen seit ihrem Eintreffen nicht bedeutend kleiner geworden zu sein, obwohl zahlreiche Shinobi mittlerweile zu den Löscharbeiten eingetroffen sind. Gleichzeitig breitet es sich auch nicht weiter aus, scheint nur immer außerhalb ihrer Reichweite zu tanzen. Beinahe wirkt es, als würde sich das Feuer strategisch verhalten. Die Hokage scheint zu demselben Schluss gekommen zu sein. „Ein künstliches. Es ernährt sich von jemandes Chakra, deshalb lässt es sich nicht löschen.“ Ihre Augen verengen sich, während sie über die anwesenden Shinobi und Kunoichi fährt und dabei vor allem registriert, wer nicht hier ist, aber in diesem Moment erreichen sie bereits die Suna-nins. „Hokage-sama. Der Kazekage hat uns geschickt, um Euch zu unterstützen.“ Temari tritt mit Shikamaru an die Gruppe heran, sobald sie das Eintreffen ihrer Landsleute bemerkt. „Und wo habt ihr den Kazekagen selbst gelassen?“ „Wir haben vor der Dorfgrenze die beiden Kunoichi Hyuuga und Haruno getroffen und der Kazekage hat beschlossen mit ihnen zurückzubleiben.“ „Was?!“ Naruto und Sasuke bewegen sich bereits, bevor Tsunade ihre Stimme erhebt und anordnet, dass Temari und Shikamaru sie begleiten sollen. • Gaara richtet seinen Blick von Hinata, die sich wie in Trance in der Ferne verloren zu haben scheint, zu Sakura. „Wirst du mir sagen, wer oder was dort auf uns zukommt?“ Sakura verschränkt die Arme vor dem Oberkörper und sieht ebenfalls aus dem Augenwinkel zu Hinata, bevor sie mit einem tiefen Seufzen Gaaras Blick erwidert. „Es ist jemand aus dem Dorf, in dem wir waren. Aber wir haben ihn noch nie gesehen.“ Sie sieht Hinata kaum merklich zusammenzucken, aber obwohl die Hyuuga mit ihrer Aufmerksamkeit stumm in der Fernen bleibt, stürzt die Erklärung für ihr Zucken wenige Sekunden später in der Gestalt von Naruto und Sasuke hinter ihnen aus dem Wald. Temari und Shikamaru sind nur wenige Meter hinter ihnen. „Was ist hier los?!" Sakura öffnet den Mund, aber Hinatas Ausruf stoppt sie. „Ich hab ihn!“ Ihre Augen öffnen sich ruckartig, aber sie hat ihren Satz kaum beendet, als eine körperlose Stimme sie alle zusammenzucken lässt. „Nicht so schnell, Hinata.“ Die Augen der Hyuuga weiten sich, aber es ist etwas anderes, das sie und Sakura im selben Moment zusammenzucken lässt. „Was- nein!“ Es sind nur wenige Sekunden, die das pure Chaos auf dem Platz ausbrechen lassen. Sie spüren alle das rasante Ansteigen zweier Energiequellen, aber die unbeschreibliche Kraft tritt schnell in den Hintergrund, als zwei andere, lebensbedrohliche Empfindungen die Shinobi auf einmal überfallen. Shikamaru zieht stirnrunzelnd an seinem Kragen. „Warum ist es hier auf einmal so heiß?“ „Ich- ich krieg keine Luft-“ Temari krümmt sich hustend neben ihrem Verlobten und auch Naruto, Sasuke und Gaara ringen schlagartig um ihren Atem. Es sind Hinata und Sakura, die zwischen ihnen, die Arme um sich selbst geschlungen, beide darum kämpfen, ihre Energien wieder unter Kontrolle zu bekommen. . . . Kapitel 15: Shaken ------------------ Temari sinkt hustend auf die Knie und Shikamaru will nach ihr greifen, aber der unerklärliche Sauerstoffmangel lässt ihn selbst taumeln. Obwohl sein Blick verschwimmt, hebt Naruto den Kopf und fixiert angestrengt die beiden Frauen wenige Meter vor sich. Er braucht den Fuchs in sich nicht zu hören, um zu wissen, dass die schlagartig explodierten Energien von ihnen ausgehen, auch wenn er sich das Ausmaß keinesfalls erklären kann. Der Luftmangel und die sengende Hitze, die alle um ihn herum in die Knie gehen lassen, scheint die beiden auszunehmen, aber er kennt die Anzeichen, wenn man um die Kontrolle über seinen eigenen Körper ringt. Er sieht wie Hinatas Bewegungen, abgehackt und angestrengt, ihre Hand zu ihrer Waffentasche führen und sie ein Kunai herauszieht. Als er erkennt, was sie vorhat, öffnet er die Lippen, aber er schafft es nicht ihren Namen auszusprechen, bevor sie das Kunai in ihrer Hand dreht und die Klinge mit einer ruckartigen Bewegung in ihren eigenen Oberschenkel sticht. Der Schmerz lässt sie kaum merklich zusammenzucken, bevor sie ruckartig ihr Chakra als Wall um sich und Sakura herum hochzieht. Sobald Hinatas Chakra sie und Sakura abschirmt, verschwinden sowohl die Hitze als auch der unerklärliche Sauerstoffmangel schlagartig. Naruto gewinnt seinen Atem als erster weitgehend zurück. „Was zur Hölle ist hier los?“ Aber seine Aufmerksamkeit fokussiert sich ruckartig und einzig allein auf die beiden Frauen, die Hinatas Chakra weiterhin klar von ihnen abschirmt. Während Sakura sich außer Atem auf ihren Knien abstützt, zieht Hinata ihre Waffe ruckartig aus ihrem Bein und reißt dann mit wenigen Handgriffen den Reißverschluss ihrer Weste nach unten und streift sich das Kleidungsstück hektisch vom Körper. Nachdem sie zwei Schriftrollen und einen Zettel daraus entnommen hat, lässt sie den dunklen Stoff achtlos zu Boden fallen. Für einen Moment finden ihre Augen Naruto, als sie den Bannzettel gegen ihr eigenes Chakra drückt und er flüstert ihren Namen heiser, aber er sieht lediglich ihre Chakrahülle blau flackern, eine wortlose Abgrenzung zwischen ihnen. Statt mit einer Silbe zu erklären, was hier vorgefallen ist, findet ihr Blick Sakura und diese nickt nur wortlos, bevor sie ebenfalls nach dem Reißverschluss ihrer Weste greift und zwei weitere Schriftrollen zutage fördert. „Sakura!“ Auch Sasuke macht einen Schritt nach vorne, aber entweder ignorieren die beiden Frauen sie wirkungsvoll oder Hinata hat mit ihrer zusätzlichen Abschirmung dafür gesorgt, dass sie einander tatsächlich nicht hören können. Als sie klar sehen, wie die Clanerbin ihre Lippen bewegt, gleichzeitig aber kein Wort an ihre Ohren dringt, bestätigt sich letztere Vermutung. Auch Gaara tritt einen Schritt nach vorne, wendet sich aber gleichzeitig an seine Schwester. „Temari, Shikamaru, geht und informiert Tsunade. Holt sie schleunigst hierher!“ Es ist wahrscheinlich das erste Mal in ihrem Leben, dass seine ältere Schwester seiner Aufforderung ohne jeglichen Kommentar nachkommt und schnell mit Shikamaru verschwindet, während die drei Ausnahme-Shinobi zurückbleiben. „Was passiert hier bloß?“ Gaaras Frage verhallt unbeantwortet, denn Naruto und Sasuke starren weiterhin auf die beiden Frauen, die an sich nur wenige Meter von ihnen entfernt sind und fragen sich stumm, wie ihnen all das die letzten Wochen über entgehen konnte. Sakura schält sich wie Hinata aus ihrem Pullover, unter dem sie beide ein Top tragen, und vermeidet den Blick in die Richtung ihrer ehemaligen Teamkameraden bewusst. „Was ist hier gerade passiert?“ Es mag kaum ersichtlich sein, aber die steile Falte zwischen Hinatas Augenbrauen verrät Sakura deutlich genug, dass die junge Hyuuga ungewöhnlich aufgebracht ist. „Offensichtlich geworden, dass sie uns noch ein kleines Detail verschwiegen haben.“ Sakura bringt ihre Unzufriedenheit klarer zum Ausdruck. „Der durchgeknallte Mistkerl hat also tatsächlich versucht uns zu kontrollieren!“ „Deshalb sollten wir uns erstmal wieder selbst kontrollieren.“ Damit rollt Hinata die beiden Schriftrollen in ihrer Hand zu beiden Seiten neben ihr aus, aber obwohl Sakura es ihr gleichtut, wirft sie gleichzeitig einen besorgten Blick auf die stark blutende Wunde an Hinatas Oberschenkel. „Wie wäre es, wenn du mich das erst noch kurz heilen lässt?“ Statt ihr direkt zu antworten, fährt Hinata mit ihrer rechten Hand über die Verletzung und lässt ihr Blut danach von ihren Fingern auf die Schriftzeichen der Schriftrolle tropfen, die augenblicklich aufleuchten. Erst dann erwidert sie Sakuras Blick. „Du kannst die Blutung stoppen, aber der Rest wird warten müssen. Ich habe den Muskel durchtrennt.“ Sakura kaschiert ihre Emotionen, indem sie sich stattdessen nach vorne beugt und ihr Chakra schnell und kurz über Hinatas Bein aktiviert, um zumindest die starke Blutung einzudämmen. Dann fischt sie eine Klinge aus ihrem eigenen Waffenbeutel und zieht sie grob über ihre Handfläche, um ihr Blut ebenfalls auf die Schriftrollen zu ihren Füßen tropfen zu lassen. Sakura schiebt einen Träger ihres Tops nach unten und legt die beiden Schriftzeichen frei, die über ihrem linken Schlüsselbein in ihre Haut eingebrannt sind. Sie sieht Hinata aus dem Augenwinkel ihr eigenes Top anheben und den Verband durchtrennen, den sie um ihren Bauch trägt, um ebenfalls die zwei Schriftzeichen freizulegen, die sie darunter verborgen hält. Sie ignoriert die Blicke ihrer Teamkameraden, die sie brennend auf sich spürt und sieht stattdessen zurück zu Hinata, während sie absolut synchron die gleichen Schriftzeichen zu formen beginnen. Ihre Herausforderung für die nächsten Minuten liegt darin, sowohl sich selbst, als auch die andere zu ankern. Alles andere wird warten müssen. Die Tattoos haben sie beide schon gesehen und für nicht weiter auffällig befunden. Aber Naruto macht schon einen besorgten Schritt nach vorne, als er sieht wie Sakura die tiefe Wunde an Hinatas Bein oberflächlich heilt, doch Gaara streckt den Arm aus, um ihn zurückzuhalten. „Warte.“ Die beiden Konoha-nin sehen zu, wie der Kazekage mit wenigen Handbewegungen seinen Sand auf die Hülle zuschickt, die unter dem Kontakt warnend aufflackert, ansonsten jedoch vollkommen unbeeinflusst bestehen bleibt. „So kommen wir nicht an sie heran-“ Sasukes fassungsloses Zischen lenkt ihre gesamte Aufmerksamkeit zurück auf Hinata und Sakura, die in diesem Moment beginnen synchrone Schriftzeichen zu formen und Naruto begreift sofort, welcher außergewöhnliche Umstand seinen Teamkameraden aus der Fassung bringt und dasselbe Entsetzen frisst sich rasend schnell durch seinen eigenen Körper. „Ist das Fūja Hōin?“ Sasukes Antwort ist zunächst ein derber Fluch. „Nein! Aber es ist definitiv ein Fūinjutsu.“ Was in der unwiderruflichen Konsequenz bedeutet, dass etwas in ihnen versiegelt wurde. Ein Umstand mit dem die drei Männer allzu ausführlich vertraut sind. Naruto ringt darum, unter dieser Erkenntnis nicht in die Knie zu gehen, während Sasukes Blick unablässig auf Sakura liegt. Er beobachtet, wie die zahlreichen Schriftzeichen von den Schriftrollen zu beiden Seiten über ihre Arme wandern, Stück für Stück und geordnet, bis sie die Schriftzeichen auf ihrem Schlüsselbein erreichen und sich kreisförmig darum formieren – ein Siegel bilden. Er sieht sie keuchend auf die Knie sinken und wie die Schriftzeichen kleiner werden und einen schwarzen Kreis bilden, allzu ähnlich dem, den er vor Jahren selbst im Nacken getragen hat. Er spürt ihre Energie ansteigen, bis das Jutsu schließlich greift und ihr Chakra kontrolliert zurück in ihren Körper versiegelt. Sein Bluterbe aktiviert sich, ohne dass er sich an einen bewussten Entschluss dazu erinnern kann und offenbart ihm etwas, was ihn knurrend die Zähne aufeinander pressen lässt: Es ist nicht das erste Siegel, das an dieser Stelle über ihre Haut gelegt wurde. Aber es ist ihm wochenlang entgangen. Er hat nicht einmal daran gedacht, sie nach den Schriftzeichen zu fragen, die mehr eingebrannt als tätowiert aussahen. Naruto schließt die Augen, als er es nicht mehr erträgt, tatenlos dem Geschehen vor sich beizuwohnen und findet nach all den Jahren problemlos das Gefängnis des Fuchses in sich. „Naruto. Du willst doch nicht die Show verpassen. So viel Spaß hatten wir wirklich schon lange nicht mehr.“ „Weißt du, was in ihnen versiegelt wurde?“ „Alles was ich habe ist eine Vermutung. Aber falls ich Recht haben sollte, wird es das ganze Ninja-Reich ins Chaos stürzen.“ „Hör auf mit den Spielchen und sag mir was du glaubst!“ „Ich denke, es ist lustiger, wenn deine beiden Freundinnen dir das selbst erzählen. Ich werde mich zurücklehnen und die Show genießen.“ Naruto reißt knurrend die Augen auf und verflucht den Eigenwillen des Fuchses, für den er im Moment weder Zeit noch Geduld erübrigen kann. Er sieht gerade noch das Ende des Versiegelungsjutsu, das Hinata und Sakura beide kniend und außer Atem zurücklässt. Aber Hinata verschnauft kaum ein paar Sekunden, bevor ihr Bluterbe sichtlich an ihren Augen hervortritt, doch er kann nicht hören, was sie und Sakura bereden. „Sag mir, dass du das Arschloch hast!“ Hinata schlägt ruckartig die Augen auf. „Ich hab ihn. Tahira ist am nächsten dran.“ Sakura nickt kurz angebunden. „Pass auf dich auf.“ Hiashis Tochter nickt knapp, während sie eine Klinge über ihre Handfläche zieht, um ihr eigenes Blut über beide Daumen zu verteilen. Sie kniet sich vor Sakura, die im Schneidersitz beide Hände hebt und kommentarlos zusieht, während Hinata mit ihren Daumen jeweils ein Schriftzeichen auf ihre rechte und ihre linke Handfläche zeichnet. Sobald sie das erste Schriftzeichen ihres eigenen Namens auf Sakuras linke und ein weiteres auf ihre rechte Handfläche gezeichnet hat, schiebt Hinata den rechten Träger ihres Tops über ihre Schulter und findet blind das richtige Schriftzeichen auf ihrer Schulter. Sie sucht noch einmal kurz Sakuras Blick, bevor sie ihre Hände zu vertrauten Fingerzeichen zusammenschließt und ihr Bewusstsein auf Reisen schickt. Sie hat ihm erzählt, dass das Tattoo für die Wölfe steht und er war naiv genug, sich nichts dabei zu denken. Jetzt sieht er hilflos zu, wie sie erneut ihr eigenes Blut auf ihrer hellen Haut verteilt, indem sie über eines der Schriftzeichen fährt, die auf ihrem Schulterblatt eintätowiert sind und er hat schon wieder keine Ahnung, was für ein Jutsu sie dabei ist auszuführen. „Es ist mir egal wie, aber wir müssen diesen Wall einreißen!“ Naruto macht einen Schritt auf Hinatas Chakrawall zu und Sasukes Sharingan wandern ebenfalls angespannt über die blaue Hülle, als Tsunade, gefolgt von Neji, Shikamaru und Temari hinter ihnen aus dem Wald gestürmt kommt. „Was-“ Aber der Blick der Hokage fällt auf Sakura und Hinata und sie unterbricht sich selbst. „Hinata, nicht!“ Aber Tsunades Ausruf verhallt ungehört, denn sobald Hinata ihre Handflächen gegen Sakuras legt, sackt ihr Körper bewusstlos nach hinten. „Tsunade-“ Aber die Hokage wartet nicht auf Narutos Erklärung. „Ich nehme an die Schriftzeichen an ihrem Wall haben ihn schalldicht isoliert und ihn von ihrem Körper gekoppelt. Deshalb ist er eben nicht zusammengebrochen, als sie ihr Bewusstsein übertragen hat.“ „Sie hat ihr Bewusstsein übertragen?“ Nejis Blick liegt ebenfalls angespannt auf seiner Cousine. „Ich habe vermutet, dass der Wolf, den wir bei ihrer Rückkehr gesehen haben, kein normaler vertrauter Geist ist.“ Shikamaru kombiniert Tsunades Andeutung zuerst. „Hinatas Wolf ist ein Schutzgeist?“ Die Details interessieren Naruto jedoch wenig, während Hinata immer noch reglos wenige Meter vor ihm liegt und Sakura in einer scheinbaren Trance verweilt. „Und was bedeutet das?“ „Mit Schutzgeistern ist man auf eine andere, tiefere Art verbunden und den Gerüchten zufolge oder wie wir gerade sehen können in der Realität, können Partner von Schutzgeistern ihr Bewusstsein auf ihren Schutzgeist übertragen. Und in Hinatas Fall bezieht sich das vermutlich auf das gesamte Rudel.“ „Sie ist mit dem gesamten Rudel verbunden?“ „Im Zentrum des Tattoos auf ihrem Rücken steht Keira, die Leitwölfin. Die Schriftzeichen des Kreises symbolisieren die restlichen Wölfe des Rudels.“ Naruto teilt weder Shikamarus Faszination noch Tsunades Ruhe. „Also hat sie ihren Geist auf einen der Wölfe übertragen und weiter?“ „Es ist ein Spiel mit dem Feuer, seinen Geist auf jemand anderen zu übertragen. Wenn etwas schief läuft, verliert man ein Stück von sich selbst oder man kommt nie zurück. Deshalb fungiert Sakura auch als ihr Anker.“ Auch Sasukes Geduld hat seine Grenzen erreicht. „Lass mich raten: das hat auch irgendeinen Nachteil?“ Die Hokage nickt. „Keine von beiden sollte lange in diesem Zustand verweilen.“ Naruto fährt sich aufgebracht durch die Haare. „Also kommen wir zurück zu unserem ursprünglichen Problem: wie durchbrechen wir Hinatas Chakra? Wir könnten die instabilsten Punkte isolieren und gleichzeitig angreifen, um einen Zusammenbruch zu erzeugen.“ Kalkuliert wie gewohnt, wiegelt Shikamaru Narutos gereizten Vorschlag augenblicklich ab. „Es ist ein halber Kreis, an jeder Stelle gleichmäßig gebildet. Eine Schwachstelle gibt es nicht, du hast nur die Möglichkeit den Wall von möglichst vielen Stellen gleichzeitig anzugreifen. Aber angesichts des instabilen psychischen Zustandes in dem sich die beiden befinden, sollten wir uns vielleicht lieber etwas anderes überlegen.“ Nejis konzentrierter Blick durchleuchtet das Jutsu seiner Cousine ebenfalls. „Dann kommt noch dazu, dass es eine doppelte Hülle ist. Wir müssen erstmal durch die erste Schicht kommen.“ Die Hokage kombiniert die zahlreichen Informationen schnell. „Hinata hat die direkte Verbindung zu ihrem Chakra gekappt, sonst wäre die Hülle mit dem Verlust ihres Bewusstseins zusammengebrochen, gleichzeitig kann sie die Kontrolle nicht komplett abgeben, sonst hätten wir keinerlei Probleme sie zu durchbrechen. Abzüglich ihrer Energie bleibt nur noch ihre Biologie. Neji!“ Der Hyuuga scheint den Gedankensprüngen seiner Kage problemlos folgen zu können und zieht bereits ein Kunai mit einem Sprengsatz aus seinem Waffenbeutel. Er setzt gerade an die Klinge über seine Handfläche zu ziehen, als Tsunade gebietend die Hand hebt. „Warte!“ Es ist zunächst nur subtil, aber schnell zittert Sakuras ganzer Körper und nach wenigen Sekunden tropft dunkelrotes Blut aus ihrer Nase über die feinen Gesichtszüge der jungen Medic-nin. „Neji, tu es!“ Neji wirft das Kunai und die Explosion lässt sie für einen Moment alle in Deckung gehen. Als sie wieder hochkommen, liegt Sakura erneut auf ihren Knien und führt ihre zitternden Hände angestrengt an ihre Schläfen. Es wird auf grausame Weise offensichtlich, dass die erste Hülle, die tatsächlich unter Nejis Angriff gefallen ist, den Schall abgeschirmt hat. Denn Sakuras Schreie dringen sehr deutlich an ihre Ohren, während sie darum kämpft, ihr Chakra zu aktivieren, um sich selbst zu heilen. „Sakura!“ Es ist eine ungewohnt emotionale Bekundung, in der der Name seiner ehemaligen Teamkameradin dem Uchiha über die Lippen kommt. Ihr Chakra leuchtet heilend auf und sobald sie die sengenden Schmerzen in ihrem Kopf betäubt hat, fällt ihr Blick auf Hinata, die immer noch reglos neben ihr liegt und sie zwingt ihren protestierenden Körper über die wenigen Zentimeter, die sie trennen. „Hinata.“ Sie ertastet mit ihren Fingern geübt den Puls am Nacken der Clanerbin, aber sie weiß auch, dass es darum nicht geht. „Komm schon!“ Ihr Flüstern ist so leise, dass es ihre Freunde selbst durch den äußeren gebrochenen Wall nicht verstehen können. Ausnahmsweise wird ihr Flehen erhört und Hinata gewinnt ihr Bewusstsein mit einem stummen Keuchen zurück. Ihr zierlicher Körper bäumt sich ruckartig auf, aber der leere Ausdruck in ihren Augen alarmiert Sakura schlagartig. „Hinata!“ Sie legt ihre Hände an die blassen Wangen der Clanerbin und versucht verzweifelt einen Blickkontakt herzustellen, aber Hinatas helle Augen bleiben beängstigend leer und veranlassen Sakura zu einem derben Fluch. Sie beißt sich die Unterlippe blutig, aber einmal mehr ohne eine Alternative, schließt sie ihre Hände zu schnellen Fingerzeichen zusammen und schickt einen gezielten, unterschwellig dosierten Stromschlag durch Hinatas Brustkorb. Es ist zuerst ein grausamer Schmerz, der sie selbst zucken lässt, als Hinata sich unter ihr keuchend auf die Seite dreht, aber als sie das Leben in Hinatas helle Augen zurückkehren sieht, löst die Erleichterung den schweren Kloß in ihrem Magen schlagartig auf. Sakura schlingt beide die Arme um Hinata, bevor diese wieder vollständig zu Atem gekommen ist und murmelt der Hyuuga leise Worte ins Ohr, die ihr selbst nicht ganz bewusst sind. Aber sie hört Hinatas Erwiderung ganz klar. „Ich muss es euch allen zeigen.“ Sakura spart sich den Protest, dass ein derartiges Genjutsu in Hinatas momentanem Zustand so viele Risiken aufweist, dass der Gewinn es kaum wert sein kann. Im Gegensatz zu ihren Freunden, deren Unverständnis mittlerweile dumpf an ihre Ohren dringt, wissen sie genau, worum es hier geht, deshalb nickt sie nur knapp und sieht zu, wie Hinata ihre Hände hebt und gleichzeitig ihr Bluterbe aktiviert. Der Wall, vor dem ihrer Meinung nach ein viel zu großes Publikum auf sie herabsieht, löst sich in wenigen Sekunden auf, während Hinata sie gleichzeitig alle in ein Genjutsu reißt, das so viel mehr ist als nur das. Es dauert ein paar Sekunden, bis die anderen begreifen, was sie sehen. Die Perspektive ist vollkommen ungewohnt, aber nach einem Moment erkennen sie, dass Hinata ihre Erinnerung als Genjutsu mit ihnen teilt und sie sich plötzlich im Körper eines Wolfs wiederfinden. Aber auch so spüren sie alle die massiven Energien, die durch die Luft schwirren, während ein unbekanntes Stück Wald um sie herum verschwimmt und ihr Blick schließlich auf einen Mann fällt, der beinahe gelangweilt auf einem gefallenen Baumstamm liegt. Doch sobald der Blick des Wolfes auf ihn fällt, selbst getarnt durch Büsche und Sträucher, setzt er sich augenblicklich und mit einem zufriedenen Grinsen auf. „Clever, Hinata.“ Sein Blick fällt direkt auf den Wolf, der knurrend die Zähne fletscht. „Ich hätte nicht gedacht, dass du bereit bist so viel zu riskieren.“ Die Perspektive verschwimmt schlagartig vor ihrem Blick und es dauert einen Moment, bis die meisten Konoha-nins erkennen, dass es gewaltige Wassermassen sind, die dem Wolf aus dem Nichts die Sicht nehmen und dann reißt das Genjutsu ab und sie blinzeln sich zurück in die Realität, in der Hinata und Sakura ihnen einmal mehr einen Schritt voraus sind. Sakuras Hand umfasst besorgt Hinatas Schulter, die erneut darum zur ringen scheint, in die Realität zurückzukehren. „Du bist bei ihr geblieben?“ Die junge Clanerbin schließt erschöpft die Augen. „Es war alles, was ich noch für sie tun konnte.“ Für einen Moment huscht klarer Schmerz über die feinen Gesichtszüge der Hyuuga und sie legt eine Hand auf ihre rechte Schulter. Narutos Blick folgt ihrer Bewegung gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie das eine Schriftzeichen über dem immer noch ihr Blut klebt, auf ihrer Haut verblasst und das laute Heulen der Wölfe dringt aus allen Himmelsrichtungen an ihre Ohren, so laut, dass Sakuras leise Worte beinahe in der Trauer der Rudeltiere untergehen. „Denkst du, er wird es nochmal versuchen?“ Hinata lehnt ihren Kopf gegen Sakuras Schulter und ringt sichtlich mit der schweren Erschöpfung ihres Körpers. „Nicht in den nächsten Tagen. Diese Aktion hat ihn selbst Kraft gekostet und es war offensichtlich wie sehr er immer noch damit ringt beide Kräfte zu kontrollieren.“ Mit der letzten Silbe sackt sie zusammen und verliert das Bewusstsein und Naruto und Tsunade sinken gleichzeitig neben den beiden Frauen in die Hocke. „Sakura, was ist hier los?“ Tsunades Frage fasst die Emotionen der Konoha-nins prägnant zusammen, auch wenn der eine oder andere dieser Aussage durchaus noch den einen oder anderen Fluch hinzugefügt hätte. Sakura begegnet dem Blick ihrer ehemaligen Lehrmeisterin erschöpft. „Ich wäre durchaus bereit dir das lang und ausführlich zu erklären, aber da ich in einer Minute selbst das Bewusstsein verlieren werde, wird die Märchenstunde noch ein wenig warten müssen. Vorerst musst du mir was versprechen: keine Schmerzmittel, keine Betäubung. Hinata wird eine Bluttransfusion brauchen und sie hat sich eine Klinge durch den rectus femoris Muskel gejagt, aber das ist alles. Naruto und Sasuke werden dir erklären, warum es eine dumme Idee wäre uns zu betäuben. Ach ja, und du solltest Kai verhaften lassen.“ Es zeugt von der jahrelangen Erfahrung der Hokage, dass sie die leicht diffuse Äußerung ihrer früheren Schülerin zunächst so hinnimmt. „Aus welchem Grund?“ Sakura wischt sich mit dem Handrücken über die Nase und als sie die Hand nach unten senkt, klebt erneut Blut an ihrer Haut. „Entführung einer Konoha-nin. Sag dem Mistkerl ich habe mir das mit der Anzeige nochmal überlegt.“ Es ist die letzte Erklärung, die sie für den Moment erhalten, denn auch Sakura sackt bewusstlos zusammen und direkt in Sasukes Arme, der lautlos hinter sie getreten ist. Naruto hebt Hinata hoch und sucht den Blick seiner Kage, die in diesem Chaos die ruhige Konstante bildet. „Bringt die beiden ins Krankenhaus. Shikamaru, Temari geht und verhaftet Kai! Ich bezweifle, dass er oder einer der anderen uns irgendetwas verraten wird, aber wir halten ihn auf jeden Fall erstmal fest. Neji, es tut mir leid, aber ich fürchte du wirst einmal mehr deinen Onkel informieren müssen.“ Ihr Blick fällt auf die beiden bewusstlosen Frauen. „Auch wenn ich noch nicht weiß, was genau wir ihm sagen werden.“ Bevor sie sich selbst auf den Weg ins Krankenhaus macht, tritt Gaara an die Hokage heran. „Wenn es dir recht ist, begleite ich Temari und Shikamaru.“ Die Hokage nickt. „Danke, Gaara. Ich treffe dich dann im Krankenhaus.“ Die Konoha-nins setzen sich allesamt in verschiedene Richtungen in Bewegung und Tsunade strebt mit Naruto und Sasuke das Krankenhaus an. „Du glaubst, dass sie das Feuer gelegt haben.“ Sasukes ruhige Feststellung zieht die Aufmerksamkeit der Hokage auf sich. „Es wäre vom Timing her ein Zufall zu viel. Außerdem hat Shikamaru mir erzählt, dass die beiden die Kontrolle über ihre Energien kurzzeitig verloren haben und wie sich das auf euch ausgewirkt hat. Ungefähr zur selben Zeit ist das Feuer schlagartig außer Kontrolle geraten und kurz darauf ohne unser Zutun erloschen.“ Naruto sieht auf Hinata herab, die reglos in seinen Armen liegt, bevor er mit angespanntem Kiefer den Kopf zu seiner Hokage dreht. „Glaubst du sie haben es gelegt, um unbemerkt das Dorf verlassen zu können?“ „Ich glaube, sie haben es gelegt, weil sie wussten, dass dieser Shinobi ihretwegen hierher kommt.“ „Sie wollten nicht, dass wir es mitbekommen.“ Sasukes Unzufriedenheit schwingt in jedem seiner Worte mit, aber als er auf die Frau in seinen Armen herabsieht, spiegelt sich auch versteckte Besorgnis in seinen dunklen Augen. „Nach allem was war, sollten wir sie beschützen und nicht andersrum!“ Sasukes fixiert das Krankenhaus vor sich, geht aber dennoch auf die Aussage seines besten Freundes ein. „Dafür müssten wir erstmal wissen, was sie noch alles vor uns verbergen.“ . . . Kapitel 16: Genuine ------------------- - Wenige Minuten später im neu erbauten Uchiha-Viertel - Es ist Soya, die zuerst in den Hof tritt, dicht gefolgt von Kai und Sota. „Was ist hier los?“ Gaaras Blick wandert von der dunkelhaarigen Kunoichi zu Kai, der sich in eben diesem Moment in den Vordergrund drängt. „Wir sind hier, um Kai zu verhaften.“ Der Angesprochene verschränkt mit einem arroganten Grinsen die Arme. „Darf ich auch den Grund erfahren?“ Gaara tritt ebenfalls einen Schritt nach vorne, seine Schwester und Shikamaru an seiner Seite. „Sakura Haruno hat Anzeige gegen Sie erhoben, im Falle ihrer eigenen Entführung vor zwei Jahren.“ Es sind nur Millisekunden, aber anstelle von Kai bewegt sich Soya zuerst und ihre Bewegungen sind in unglaublicher Geschwindigkeit kaum als gezielter Angriff einer Elitekunoichi zu identifizieren. Sie zieht in einer einzigen Bewegung das Katana aus ihrem Gürtel, duckt sich unter Kais Verteidigungsschlag hinweg und stößt ihm die Klinge von vorne durch den Oberschenkel. „Du hast sie verraten, du erbärmlicher-“ Obwohl ihm die Klinge in seinem Oberschenkel eine laute Schmerzensbekundung entlockt, zieht Kai seine eigene Waffe aus seinem Gürtel, aber bevor Soya vor ihm zurückweichen an, schiebt sich eine Wand aus Sand zwischen sie und drängt sie zurück. Ihre dunklen Augen richten sich aufgebracht auf den Kazekagen, der vor seinen Sand zwischen sie und Kai tritt, der sich ohne größeren Widerstand von Shikamaru die Hände auf den Rücken binden lässt. Gaara hebt beschwichtigend eine Hand zu Soyas Schulter, aber die schöne Kunoichi weicht ihm gezielt aus und greift provozierend auf die Höflichkeitsform zurück. „Vorsicht, Kazekage. Sie wären nicht das erste Oberhaupt, dessen Amtszeit ich vorzeitig beende.“ Gaara reagiert kaum auf ihre Worte, beinahe wirkt es sogar, als würde ein kleines Schmunzeln in seinem linken Mundwinkel stecken. Sein Sand zieht sich zurück, aber dadurch rückt auch Kais boshafter Gesichtsausdruck zurück in ihr Blickfeld. Obwohl er sich nicht gegen Shikamarus Halt sträubt, während er sein blutendes Bein nachzieht, richten sich seine boshaften Augen noch einmal vorbei an den Konoha-nins auf Soya. „Nicht doch, Soya. Wir wollen doch nicht, dass dein Temperament dem kleinen Bastard, den du im Leib trägst, schlecht bekommt.“ Soyas feine Gesichtszüge verdunkeln sich und als sie erneut nach vorne strebt, stört sie sich dieses Mal im ersten Moment nicht daran, dass sich Gaaras Hände um ihren Körper legen und sie zurückhalten. „Wenn sie dich nicht zum Tode verurteilen, werde ich dich persönlich umbringen!“ Gaara bedeutet Shikamaru und Temari mit einem Nicken das Großmaul wegzuschaffen, bevor sich seine Augen zurück auf die zierliche Frau in seinen Armen richten. Sie tritt zuerst aus seinem Halt heraus, bevor sie furchtlos seinem Blick begegnet. „Geht es dir gut?“ Die Art wie sie verächtlich die Mundwinkel verzieht, lenkt seine Aufmerksamkeit für einen Moment auf ihre Lippen, bevor er zurück in ihre markanten Augen sieht. Sie sind nicht schwarz, wie es aus der Ferne erscheint und auch nicht lila, wie es im Sonnenlicht wirkt, sondern ein dunkles Blau. „Aber sicher doch.“ „Du solltest mich ins Krankenhaus begleiten.“ Derselbe Spott verbirgt sich immer noch in ihren Gesichtszügen. „Natürlich.“ Sie wendet sich von ihm ab und er folgt ihrem Blick über ihre Schulter zu ein paar der Frauen, die mit ihr aus dem Dorf gekommen sind. „Hana, würdest du eine halbe Stunde auf Takeru und Nia aufpassen? Und sagt Ria, dass ihr Versager von Mann dieses Mal definitiv nicht zurückkommen wird.“ Sie wartet ab, bis die junge Frau, die sie angesprochen hat, nickt, bevor sie sich umdreht und wortlos die ungefähre Richtung des Krankenhauses anstrebt. Gaara folgt ihr und für einen Moment herrscht eine Stille zwischen ihnen, an der nicht viel Angenehmes zu finden ist, aber dem Kazekage ist durchaus bewusst, dass wenn er sie brechen muss. „Du bist schwanger?“ „Sieht ganz so aus.“ Die Tatsache, dass sie immer noch wütend wirkt, lässt ihn beinahe schmunzeln, aber dann nehmen seine Gesichtszüge gewohnt ernste Züge an und er hält inne. „Soya.“ Als sie nicht stehen bleibt, streckt er eine Hand nach ihr aus, aber sie weicht seiner Berührung erneut aus, dreht sich aber zu ihm um. „Was?“ „Ich wollte mich entschuldigen. Wegen dem letzten Mal… ich hatte kein Recht dir das zu unterstellen.“ Statt dem Ärger, den er erwartet hat, nimmt ihr Gesicht einen weichen Zug an, den er nur einmal gesehen hat und das war nicht in Konoha. Es waren nicht einmal ihre Gesichtszüge, aber ihre markanten Augen waren dieselben. Ihre Augen waren sein einziger Anhaltspunkt sie wiederzuerkennen. „Ich kann verstehen, wie du zu der Annahme gekommen bist.“ Ihr Blick wandert an ihm vorbei über das Dorf, das ihr immer noch fremd ist. „In der Nacht, in der wir uns getroffen haben… ich war mit ein paar anderen auf einer Mission, die ziemlich schief gelaufen ist und ich habe mich allein wiedergefunden. Ich war eine Nacht lang frei, aber es war auch klar, dass ich am nächsten Morgen zurückkehren würde. Und dann sind wir uns begegnet.“ Sie sieht zurück zu ihm und er folgt ihren Worten zurück zu der Nacht, von der sie spricht. „Das wir uns begegnet sind, war reiner Zufall. Und ich habe auch alles andere, was in dieser Nacht passiert ist, garantiert nicht geplant.“ Ihr Blick senkt sich auf den Boden zwischen ihnen und obwohl er es nicht beweisen kann, glaubt er Nervosität in dieser Geste zu entdecken. „Genau so wenig wie-“ Aber sie unterbricht sich, als ein Bote der Hokage neben ihnen auftaucht. „Kazekage-sama. Die Hokage bat mich, Euch den Weg durch das Krankenhaus zu weisen.“ Gaara nickt und sieht zurück zu Soya, aber diese schreitet bereits an ihm vorbei in die Richtung des Krankenhauses. • Sakura und Hinata liegen in einem Doppelbettzimmer auf der Isolierstation. Tsunade hat zwei Wachposten am Eingang der Station postiert, die sie jedoch kommentarlos passieren lassen. Das Krankenzimmer ist hell und geräumig, aber mit zwei Betten, den dazugehörigen Maschinen und den Besuchern ist der Raum bereits vor ihrer Ankunft leicht überfüllt. Neben der Hokage sind Naruto, Sasuke und Neji anwesend. Das sind vier Augenpaare, die auf sie fallen, als sie den Raum betreten. „Soya.“ Die junge Kunoichi erwidert den Blick der Hokage direkt, aber auch ohne irgendetwas preis zu geben. „Tsunade-sama.“ „Ich nehme nicht an, dass du uns irgendetwas sagen wirst, was uns weiterhelfen würde?“ Man merkt ihr nicht an, dass sie sich durchaus bewusst ist, dass alle Aufmerksamkeit im Raum in diesem Moment auf ihr liegt. „Wir sind nicht alle rückgratlose Verräter. Abgesehen von Kai wissen wir alle, was wir den beiden zu verdanken haben. Niemand von uns wird irgendeines ihrer Geheimnisse preisgeben. Egal zu welchem Zweck.“ Sasuke, für diesen Tag sichtlich am Ende seiner Geduld, macht drohend einen Schritt auf Soya zu und sein Bluterbe blitzt unheilvoll in seinen Augen auf. „Wer sagt, dass du eine Wahl hast?“ Soya hebt provozierend eine Augenbraue, aber bevor sie den Mund öffnen kann, tritt Gaara erneut leicht vor sie und zieht damit Sasukes warnenden Blick auf sich. „Was ist dein Problem, Gaara?“ „Sie ist schwanger.“ Sasukes Bluterbe erlischt, während Soyas verächtliches Schnauben gleichzeitig wieder seine Aufmerksamkeit erregt, aber Gaara spricht ruhig weiter. „Außerdem glaube ich nicht, dass Sakura und Hinata das gutheißen würden.“ „Es gibt einige Dinge hier, über die ich nicht gerade glücklich bin.“ Die ruhige, unerwartete Stimme lässt sie alle herumfahren, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Sakura sich in ihrem Krankenbett aufrichtet. Ihre hellen Augen fahren wach über ihre Umgebung und bleiben schnell und ausgesprochen unzufrieden an der Nadel in ihrer linken Armbeuge hängen. Sie folgt dem dünnen Schlauch zu der Infusion neben ihrem Bett und bevor jemand mehr als einen Schritt auf ihr Bett zugemacht hat, hat sie sich die Nadel mit einem Ruck aus dem Arm gezogen und fixiert ihre Aufmerksamkeit vordergründig auf ihre ehemalige Lehrmeisterin. „Habe ich schon halluziniert, als ich dir gesagt habe, dass du uns keinesfalls mit irgendetwas ruhig stellen sollst?“ „Es ist nur ein Schmerzmittel, Sakura.“ Die ruhige Antwort lässt Sakura provozierend eine Augenbraue heben. „Wirklich, Tsunade? Immer noch die diplomatische Art? Mittlerweile hätte ich eher mit einem vorübergehenden Gehörverlust gerechnet.“ Sie setzt sich weiter in ihrem Bett auf und schwingt beide Beine über die Kante, aber zum Aufstehen kommt sie nicht. „Du wirst noch ganz andere Dinge erleben, wenn du es wagen solltest, aus diesem Bett aufzustehen!“ Der vertraute Befehlston ihrer ehemaligen Sensei zaubert Sakura ein selten gewordenes Lächeln auf die Lippen und entgegen jeglicher Erwartungen verweilt sie tatsächlich zumindest für den Moment auf der Matratze. Sasuke macht einen Schritt auf sie zu, aber ihre Blicke begegnen sich nur für einen Moment, bevor sich die Aufmerksamkeit aller im Raum zu dem zweiten Krankenbett verlagert, indem Hinata ebenfalls, aber vollkommen geräuschlos erwacht. Die Adern um ihre Augen sind längst hervorgetreten, als sie sich aufrichtet, daher sieht sie sich problemlos um, ohne den Kopf zu drehen und dann finden ihre Augen zuerst Sakura. Es ist wieder einmal eine wortlose Kommunikation, die niemand anderem zuteil wird, bevor ein herablassendes Lächeln Sakuras Mundwinkel verzieht. „Du solltest wissen, dass wir gewarnt wurden, dieses Bett nicht zu verlassen.“ Hinatas Antwort ist ein unverständliches Murmeln, bevor ihr Blick ebenfalls auf die Nadel in ihrem Arm fällt. Sie entfernt sie auf dieselbe Art, wie Sakura wenige Minuten vor ihr, aber ihre Bewegungen gehen weiter. Sie fährt mit dem Daumen über das Blut, das aus der kleinen Einstichstelle perlt, aus der sie eben die Nadel gezogen hat. Aber die Aufmerksamkeit der Konoha-nins verlagert sich für einen Moment, als das Fenster zu ihrer Rechten ruckartig aufgeht, während Hinata scheinbar beiläufig mit ihrem Daumen über ihr rechtes Schulterblatt fährt. Naruto ist der einzige, dem die Bewegung nicht entgeht, denn seine Aufmerksamkeit weicht keine Sekunde von ihr. Er tritt an ihr Bett heran, in der festen Absicht sie davon abzuhalten, sich noch einmal in ein Jutsu zu stürzen, das ihr unabsehbaren Schaden zufügen könnte. Aber sie hebt nur ihre rechte Hand in einem Zeichen, das ihre Aufmerksamkeit schlagartig kilometerweit von ihm entfernt. Dieses Mal sind es jedoch nur Sekunden, bis Hinatas Aufmerksamkeit zurückkehrt, auch wenn sich ihre Worte erneut vorrangig an Sakura richten. „Er ist nicht mehr hier.“ „Das ist doch mal die erste gute Nachricht an diesem Tag.“ Während Sakuras mürrisches Grummeln verhallt, finden Hinatas helle Augen gezielt Soya unter den Konoha-nins. „Du hast das mit Kai also schon erfahren.“ Die Angesprochene schiebt sich locker zwischen den Dorfbewohnern durch, die sie umgeben und hebt skeptisch eine Augenbraue, während sie an Hinatas Bett herantritt. „Ich weiß ja, dass du gut bist, aber dass du mittlerweile auch sehen kannst, was um dich herum passiert, wenn du bewusstlos bist, ist mir neu.“ Ein feines Schmunzeln umspielt Hinatas Lippen, während Soya sich beiläufig auf ihrer Bettkante niederlässt. „Sein Blut klebt an deiner Hose und du hast Reste seines Chakras an dir.“ Soya kräuselt betont angewidert die Nase, während sie testend an ihrem Hosenbein zupft, aber auf der dunklen Farbe sind die Blutspritzer mit bloßem Auge kaum auszumachen. „Das ist doch mal eine charmante Art mir zu sagen, dass ich eine Dusche brauche.“ „Glaub mir, die brauchst du lang nicht so dringend wie wir.“ Sakura wischt sich eine verdreckte Haarsträhne aus der Stirn und schwingt locker beide Beine aus dem Bett, während ein boshaftes Funkeln in ihre Augen tritt. „Ich hoffe, du hast ihn ordentlich erwischt.“ Soyas Blick fällt für einen winzigen Moment auf Gaara, bevor sie zurück zu Sakura sieht. „Nicht so sehr, wie ich gerne hätte, aber er wird noch eine Weile an mich denken.“ Es ist Hinatas Besorgnis, die wie gewohnt absolut aufrichtig ist und Soyas Aufmerksamkeit zurück zu ihr lenkt. „Aber es geht dir gut?“ „Für Kais Kaliber reichen meine Fähigkeiten auch ohne mein Bluterbe gerade noch aus.“ Ihre Hand umfasst instinktiv den Saum der engen Weste, die sie trägt. „Außerdem erfährt dieses Baby so wenigstens jetzt, was für eine Mutter es hat.“ Während diese Offenbarung den Konoha-nins, die einmal mehr hin- und hergerissen zwischen ihren Optionen im Hintergrund dieses Gesprächs verweilen, weitere Rätsel aufgibt, treibt Soyas Aussage eine steile Falte zwischen Hinatas Stirn. „Willst du, dass ich dir das nochmal vorrechne?“ Aber die junge Kunoichi lächelt nur. „Du hast beeindruckende Talente, Hinata. Aber diese Statistik kenne ich besser.“ Hinata lässt ihre Aussage unerwidert so stehen, stattdessen fahren ihre Augen in einer gewohnten Musterung über den Körper ihrer Freundin. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“ Ihr Blick rutscht zum ersten Mal seit mehreren Minuten zu den Konoha-nins über Soyas Schulter, aber diese zeigt sich von deren Anwesenheit ebenso wenig beeindruckt. „Zu viele Symptome sind nicht mein Problem.“ Auch Sakura rutscht schlagartig ernst auf der Kante ihres Bettes nach vorne. „Sondern?“ Es ist zum ersten Mal ein Schatten von Besorgnis, der über Soyas Miene huscht, bevor sie die Maske perfekter Gleichgültigkeit zurückgewinnt. „Ich spüre viel zu wenig. Gar nichts genau genommen.“ Sakura runzelt kaum die Stirn. „Das ist zu diesem Zeitpunkt-“ Aber Soya schüttelt den Kopf. „Glaub mir. Bei uns ist das sehr ungewöhnlich.“ Sie hat ihren ruhigen Satz kaum beendet, als Sakura bereits auf den Beinen steht und damit Tsunades volle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Hokage, die sich und die vier Männer, ebenso wie Shikamaru und Temari, die sich ihnen mittlerweile angeschlossen haben, bisher zurückgehalten hat, tritt warnend einen Schritt nach vorne. „Sakura-“ Aber diese winkt die Warnung locker ab und formt bereits geübte Fingerzeichen. „Jaja, ich setz mich gleich schön brav wieder hin.“ Sie hält ihre Hände, um die ihr Chakra sichtbar aufflackert, nur für einen Moment über Soyas Bauch. Es sind auch nur wenige Sekunden, in denen ein flatterhaftes Klopfen die Stille im Raum ausfüllt und bis die meisten begriffen haben, worum es sich handelt, ist das Geräusch bereits wieder verhallt. „Vollkommen normal und gesund für die zwölfte Woche.“ Soya erhebt sich schnell und ruckartig und verbirgt ihr Gesicht an Sakuras Schulter, während sie ihre Arme für eine kurze, schnelle Umarmung, um die Haruno schlingt. „Arigatou.“ Soya versteckt ihre Rührung problemlos hinter der nächsten strategischen Äußerung, die sie erneut an Hinata richtet. Sie sinkt auch zurück auf ihre Matratze, während Sakura sich gerade so weit gegen ihr Bett lehnt, das es noch als sitzen durchgehen kann. „Das beantwortet dann auch meine Frage danach, wie Kai dir durchgerutscht ist. Gar nicht – wie erwartet.“ Hinata verzieht entschuldigend den Mundwinkel. „Tut mir leid. Ich wollte es dir eigentlich erzählen, aber wir waren die letzten Wochen über nicht viel allein.“ „Schon gut. Du hast also gewusst, dass Kai uns verraten hat-" Aber dann verengen sich Soyas Augen plötzlich kalkulierend und sie unterbricht ihren Satz, um ihm schließlich ein anderes Ende zu verleihen, das nicht wirklich eine Frage ist. „Du wolltest, dass er es tut.“ „Manche Menschen ändern sich nicht.“ Von Sakuras Seite kommt ein spöttisches Schnauben. „Das ist Hinatas höfliche Art zu sagen, dass eine Ratte immer eine Ratte bleibt. Wir wissen alle, dass Kai uns zweifellos früher oder später verraten hätte.“ „Er konnte uns sowieso nicht leiden.“ Hinatas grenzenlose Diplomatie, lässt sowohl Sakura als auch Soya schmunzeln, aber bei Soya steckt auch klare Verachtung in ihren Zügen. „Kai kann keine Frau leiden, die sich ihm nicht vor die Füße wirft und seine Selbstverherrlichung unterstützt.“ Hinatas nächster Satz ist ein erstes, direktes Eingeständnis. „Deshalb hat es auch nicht viel gebraucht, um ihn soweit zu provozieren, dass er uns verraten hat.“ „Also war all das heute geplant?“ Tsunades ruhige Frage ist eine von vielen, auf die auch alle anderen im Raum eine Antwort erwarten, aber Hinata hält es in diesem Kontext unverändert vage. „Es ist nicht wirklich nach Plan verlaufen.“ Auch Sakuras weniger kontrollierter Einwurf, ist weder ein klares nein noch ein ja. „Dass sie uns zu Schachfiguren auf ihrem Spielbrett gemacht haben, heißt nicht, dass wir weiterhin nach ihren Regeln spielen müssen.“ Soya nickt, als hätte all das für sie Sinn gemacht und erhebt sich, bevor sie noch einmal zurück zu Hinata sieht. „Ich gehe zurück zu den Kindern.“ Hinata rutscht auf die Knie, um sie verabschiedend zu umarmen, schwankt aber in der Bewegung, als ihr Oberschenkelmuskel unter dem Großteil ihres Gewichts schlagartig streikt. Naruto ist mit einem Schritt am Fuß ihres Bettes, aber Soya streckt bereits stützend eine Hand nach ihrer Schulter aus. „Will ich wissen, was du da gemacht hast?“ Hinata verlagert ihr Gewicht zurück auf eine sitzende Position und winkt die Frage ab. „Erzähl ich dir später.“ Soya hebt eine Hand in Sakuras Richtung, aber deren Blick ruht erneut kritisch auf ihrer Körpermitte. „Du solltest aufhören die Weste zu tragen.“ Die Aussage lässt Soya kaum merklich zucken, aber sie wendet sich bereits zum Gehen und so wäre es auch Hinata fast entgangen. „Jetzt, wo es öffentlich ist, kann ich das wohl.“ Sie verschwindet ohne noch einem anderen Blick zu begegnen, aus dem Raum, obwohl sie ein Augenpaar allzu deutlich auf sich spürt. Es ist Temari, die versucht, die angespannte Stimmung in dem Krankenzimmer ein wenig aufzulockern. „Ich mag sie.“ Hinata schmunzelt. „Wir auch.“ Aber die talentierte Suna-nin runzelt plötzlich die Stirn. „Ist sie auch vor dem Vater ihrer Kinder geflohen?“ Sakura und Hinata wechseln einen Blick und es ist einmal mehr ein Abwägen, wie viel sie Preis geben sollen. „Takeru ist der Sohn von Soyas Schwester, die bei seiner Geburt gestorben ist. Und soweit wir wissen, stammt der Vater ihres Babys nicht aus dem Dorf.“ „Soya ist zu klug, um sich auf einen von den Versagern einzulassen.“ Auch Sakuras bissiger Kommentar ist gewohnt vage gehalten und verrät dennoch einem Anwesenden weit mehr, als sie und Hinata beabsichtigt haben. Trotz Temaris besten Bemühungen, dehnt sich die Anspannung in der Stille weiter aus und Sakura verzieht schließlich spottend den Mund. „Kommen wir also zum nächsten spaßigen Abschnitt dieses Tages.“ Ihre wachen Augen wandern fragend zu Hinata. „Willst du das übernehmen oder soll ich?“ Ihr Grinsen verrät offensichtlich, dass sie darauf anspielt, dass Hinatas Erklärung zweifellos nüchterner ausfallen würde, als ihre. „Ich glaube, ich sollte mich lieber noch eine Weile in der Gegenwart aufhalten.“ Hinatas Aussage lässt Sakura augenblicklich die Stirn runzeln, aber die junge Hyuuga schüttelt nur den Kopf und Sakura erhebt sich ohne weitere Umschweife aus ihrem Bett. „Sakura-“ Aber sie lässt ihre frühere Sensei erneut nicht ausreden. „Vergiss es, ich werde die Geschichte erzählen, die ihr hören wollt. Aber zu meinen Bedingungen und bestimmt nicht in einem Bett sitzend.“ Als weiterer Protest erwartungsgemäß ausbleibt, lehnt sie sich seitlich gegen den Fensterrahmen, verschränkt die Arme vor dem Oberkörper und richtet ihren Blick hinaus auf ihr Heimatdorf. „Gehen wir zurück zum Anfang, der Grund warum Kori uns entführen ließ: Sie brauchte zwei Versuchskaninchen für ihr neuestes Lieblingsprojekt. Und nachdem sie bereits zahlreiche ihrer eigenen Leute geopfert hat, hat ihr irgendwer eingeredet, dass wir beide tolle Kandidaten für diesen Versuch wären.“ Sie fährt sich aufgebracht durch die Haare, strafft aber schnell die Schultern. „Aber wie wir später erfahren haben, hat diese Geschichte schon Jahrhunderte vorher begonnen.“ Ihr Blick fährt herausfordernd über die Anwesenden. „Also lehnt euch zurück und genießt die kostenlose Geschichtsstunde.“ „Sakura-“ Aber sie schüttelt ablehnend den Kopf, als Sasuke einen Schritt auf sie zumacht. „Das ist die Geschichte auf die ihr seit Wochen wartet und ich habe bestimmt keine Lust sie zweimal zu erzählen.“ Ihr Blick verliert sich erneut aus dem Fenster. „Das Ninjareich teilt sich, wie wir alle wissen, in fünf Großreiche: Das Land des Feuers, des Windes, des Wassers, der Erde und des Blitzes. Kaminari no Kuni einmal außen vorgelassen, ziehen sich die vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser von Anfang an durch unsere Geschichte. Die Elemente, die alles Leben begründen. All das schon lange, bevor man überhaupt über Ninjareiche sprach. Eine Legende besagt, dass die ersten vier Anführer der damaligen Reiche nach einem uralten Ritual ausgewählt wurden. Zum Mächtigsten des Landes wurde derjenige, ob Mann oder Frau, der mit der Gabe geboren wurde, das Element seines Landes zu kontrollieren. Gemäß dieser Geschichte herrschten die jeweiligen Anführer über ihre Länder, bis die Gabe auf die nächste Generation überging. Die verschiedenen Gaben erforderten die Kooperation aller Länder und so herrschte jahrzehntelang Frieden zwischen den Reichen. Die Anführer nutzten ihre Gaben, um Vulkanausbrüche, Dürren, Überschwemmungen und Erdbeben zu verhindern und die Bevölkerung lebte in Frieden.“ Sakuras Aufmerksamkeit scheint sich mit ihrem Flüstern zu verlieren, bis erneut Sasuke sie zurückfordert. „Was ist dann passiert?“ Für die wenigen Sekunden, die sie seinen Blickkontakt hält, sieht er das Spiegelbild unzähliger Emotionen in ihren vertrauten Augen, aber sie sieht erneut zur Seite, bevor er eine davon genauer benennen kann. „Was immer passiert, wenn Menschen zu viel Macht innehalten. Jemand ist zu gierig geworden und es endete in Krieg und Verderben. Am Ende standen unzählige Tote und keiner der Anführer lebte mehr. Aber dieses Mal wurde niemand mehr geboren, der die Fähigkeit besaß, ein Element zu manipulieren. Stattdessen zeigte eine ganze Generation besondere Fähigkeiten, die mehr oder weniger mit dem Element ihres Landes zusammenhängen.“ Ihre Augen finden Tsunade. „Klingt das soweit bekannt?“ Die Hokage nickt, wenn auch leicht verwundert. „Die Legende der vier Elemente und ihr Beitrag zur Entstehung der Ninjareiche wurde uns schon als Kindern erzählt, aber wie so viele alte Geschichten ist sie mittlerweile fast vergessen.“ „Ja, die Legende.“ Sakura sieht zu Hinata, während sie die Finger ihrer rechten Hand kaum merklich bewegt. Aber die Flamme, die kurz darauf auf ihrer Handfläche tanzt, bündelt die komplette Aufmerksamkeit des Raumes und sie sieht zurück zu den Kage und ihren ehemaligen Kameraden. „Dank Koris netten Experimenten, gehören wir jetzt ebenfalls zu dieser Geschichte.“ . . . Kapitel 17: Stricken -------------------- „Ja, die Legende.“ Sakura sieht zu Hinata, während sie die Finger ihrer rechten Hand kaum merklich bewegt. Aber die Flamme, die kurz darauf auf ihrer Handfläche tanzt, bündelt die komplette Aufmerksamkeit des Raumes und sie sieht zurück zu den Kage und ihren ehemaligen Kameraden. „Dank Koris netten Experimenten, gehören wir jetzt ebenfalls zu dieser Geschichte.“ „Aber wie ist so was möglich?“ Verständnislosigkeit steht Shikamaru ausgesprochen ungewohnt zu Gesicht, fasst aber die durchschnittliche Emotion der Anwesenden im Moment treffend zusammen. „Ah ja, das ist noch ein wenig komplizierter.“ Sakura legt kaschierend den Kopf schief, aber das Zucken der Muskulatur in ihren Wangen verrät, wie hart sie ihre Kiefer aufeinander presst und dadurch auch ihren Unwillen ihnen diese Frage zu beantworten. Aber es ist Hinata, die ihre Decke zurückschlägt und die Beine aus dem Bett schwingt. Naruto macht einen Schritt auf sie zu, doch sie steht bereits, das Gewicht Großteils auf ihr unverletztes Bein verlagert. „Es ist einfacher, wenn ich es euch zeige.“ Es ist ausgerechnet Sakura, die vorsichtig widerspricht. „Hältst du das für eine gute Idee?“ „Willst du es lieber erzählen?“ Hinatas ruhige Frage ist scheinbar genug, um diese Diskussion augenblicklich zu unterbinden, denn Sakura streckt lediglich wortlos eine Hand nach Hinata aus, die sie still ergreift und gleichzeitig rasche Schriftzeichen zu formen beginnt. „Ihr seid vor zwei Jahren morgens aufgewacht und konntet uns nirgendwo finden. Das ist es, wozu wir an diesem Tag aufgewacht sind.“ Dieses Mal ist ihr Vorhaben für die Konoha-nins absehbarer, aber sie lassen sich widerspruchslos in ein weiteres Genjutsu reißen. Es sind verschwommene, schnelle Erinnerungen und es dauert einen Moment, bis sich mit Hinatas Blick ihre Erinnerung schärft. . . . Es ist ihr zierlicher Körper, zwei Jahre jünger als heute, die Hände auf den Rücken gefesselt und die Beine zusammengebunden und sie sinkt bereits so tief in klarem Wasser, das das Licht an der Oberfläche nur noch in der Ferne zu sehen ist. Es ist grausam mit anzusehen wie sie gegen ihre Fesseln ringt, da ihr Chakra offensichtlich blockiert ist. Sie bekommt ihre Hände frei, aber als sie nach den Fesseln an ihren Beinen greift, reißt die Strömung sie fort und der Sauerstoffmangel stiehlt schließlich ihr Bewusstsein und damit auch den Rest ihrer Überlebenschance. Über ihre Erinnerung verhängt sich eine tiefe Schwärze, durch die jedoch schließlich eine feine Stimme drängt. Hinata... Hinata. Du wirst sterben… es sei denn du entscheidest dich zu kämpfen. Kämpfe, Hinata! Das Bild verschwimmt und als es sich fokussiert ist es Sakura, die inmitten eines Flammenmeers zu allen Seiten ebenfalls gegen harte Fesseln ankämpft. Ihr Sauerstoff wird ebenfalls knapp, aber aus einem anderen Grund. Der Rauch um sie verdichtet sich, bis ihr Blick außer rußiger Schwärze und tanzenden Flammen nichts mehr erfassen kann. Das Feuer versengt ihre Handgelenke, erlaubt ihr aber auch die Fesseln loszuwerden, aber ihr Fluchtweg zu allen Seiten ist versperrt. Sie kann nirgendwo hin. Das hier muss nicht das Ende sein. Es gibt immer einen Weg. Du musst nur mutig genug sein, dich darauf einzulassen. Und stark genug es auszuhalten. Was sagst du, Sakura? . . . Hinata strauchelt, als sie das Genjutsu über ihnen aufhebt, aber sie greift nach dem Gestell des Bettes zu ihrer Linken und gleichzeitig schließen sich Narutos Finger sanft um ihren Oberarm und unterstützen ihr strauchelndes Gleichgewicht. Obwohl es mehrere Sekunden dauert, bis sich ihr Sichtfeld wieder fokussiert, sucht sie zuerst seinen Blick. Es steht klarer Schmerz in seinen Augen, der ihm in diesem Moment auch sichtlich die Worte raubt. Ihre eigene Erinnerung lässt ihre Finger zittern und sie kaschiert es schnell in ihren geballten Fäusten. Sakura fährt sich mit der Hand über die Stirn und es ist nahezu unmöglich zu sagen, welche Emotion hinter der Geste steckt. „Sie haben uns dort hingebracht, wo sie die Quelle zweier elementarer Energien vermutet haben: Wasser und Feuer. Sie haben uns betäubt und orientierungslos zurückgelassen, in dem Wissen, dass wir uns ohne unser Chakra nicht würden rechtzeitig befreien können. Genau so war es auch geplant: Wir mussten sterben, um einen Teil der elementaren Energie in uns aufnehmen zu können.“ Hinata ergänzt Sakuras Ausführung ruhig. „Wir sind gestorben und sie haben sich entschieden uns mit einem Teil ihrer Energie zu retten.“ „Aber wie- wie kann so etwas sein?“ Temari echot die vorherige Frage ihres Verlobten fassungslos. „So ganz genau wissen wir das auch immer noch nicht. Und glaubt mir, ich habe einen erheblichen Teil der letzten zwei Jahre mit dem Versuch verbracht, es herauszufinden. Wohl in dem Moment, in dem der letzte Rest unseres Chakras zu erlöschen drohte, hat sich die Energie damit verbunden.“ Sakura hebt ihren Blick emotionslos zu den fassungslosen Gesichtsausdrücken, die sie umgeben. „Und seitdem macht es jeden Teil unseres Daseins aus.“ Shikamaru verarbeitet die Informationen am schnellsten und sein wacher Blick richtet sich auf Hinata. „Aber das Wasser-“ Hinata nickt knapp. „Sie haben sich mit der Kraft des Wassers geirrt. Die Strömung hat mich mitgerissen und in eine Art Höhle gespült. Aber dort war stattdessen etwas anderes.“ „Luft.“ Auch diese Vermutung des genialen Strategen bejaht die Hyuuga lediglich mit einem knappen Nicken und führt statt weiter darauf einzugehen Sakuras Erklärung fort. „Die elementaren Kräfte an sich sind nicht das Problem. Sie sind von Grund auf gut. So gut, dass sie sich auf uns übertragen haben, um unser Leben zu retten.“ Sakuras Lächeln nimmt einen sichtlich zynischen Zug an. „Das Problem sind einmal mehr wir Menschen. Wir können nicht damit umgehen.“ „Es schädigt euch körperlich?“ Gaaras Vermutung ist absolut ruhig, aber es steckt dennoch eine persönliche Note dahinter. „In unterschiedlichen Abstufungen, aber das ist nicht das Problem an sich: Dadurch, dass wir es überlebt haben, können wir jetzt auch damit leben. Zumindest theoretisch.“ „Warum nur theoretisch?“ Die Frage kommt von Tsunade, die der Erklärung der beiden gemeinsam mit Shikamaru noch am ehesten zu folgen scheint. Hinatas ruhiger Blick findet die Hokage, obwohl sie deutlich spürt wie Narutos Finger, die immer noch um ihren Arm geschlossen sind, sich reflexartig an ihrer Haut verkrampfen. „Weil es unerträglich viel Macht ist. Mehr als ein einzelner Mensch je besitzen sollte.“ Sakura verschränkt die Arme vor dem Oberkörper. „Als ich gesagt habe, dass wir das Dorf hätten niederbrennen können, wenn wir gewollt hätten… da war das wörtlich gemeint.“ „Sie haben nicht nur Waffen aus uns gemacht, sondern Monster.“ Narutos Griff um ihren Arm wird zum ersten Mal beinahe schmerzhaft, aber Hinata fokussiert ihre Aufmerksamkeit auf Tsunades nächste Frage. „Was ist mit den anderen beiden Elementen?“ Die zynische Antwort kommt dieses Mal wieder von Sakura. „Sie hatten vor uns schon ein Versuchskaninchen.“ „Das da wäre?“ Sakura erwidert den Blick ihrer ehemaligen Sensei. „Noch eine gute Nachricht: Kori hat noch einen dritten Sohn, dem wir allerdings nie begegnet sind. Zumindest bis heute nicht.“ Damit fügt sich auch dieses Puzzlestück in das langsam klarer werdende Bild ein und Tsunade nickt verstehend. „Ihm haben wir also den heutigen Zirkus zu verdanken.“ Ihr Blick wandert kritisch von Sakura zu Hinata und zurück. „Wir werden das in Ruhe und Stück für Stück noch einmal durchgehen. Aber gibt es im Moment noch etwas, was ich dazu unbedingt wissen muss?“ Sakura und Hinata wechseln ebenfalls einen Blick, bevor Hinata mit einem tiefen Atemzug ihre Schultern strafft. „Es gibt nur eine uns bekannte Möglichkeit diese… Kräfte wieder loszuwerden.“ „Und das wäre“, verlangt Tsunade mit angespannt verengten Augen zu wissen, denn die Antwort steht längst unheilvoll im Raum. „Unser Tod“, räumt Hinata ruhig ein. Es vergehen zwei Sekunden, in denen jeder eine klare Reaktion auf diese letzte Offenbarung zeigt, aber Hinata und Sakura trifft vor allem das Zucken, das sichtbar durch Narutos ganzen Körper jagt und das glühende Funkeln, das Sasukes Blick verfärbt. Tsunade verzögert die Explosion durch einen klaren Entschluss. „Ihr beide werdet hierbleiben, bis ich etwas anderes anordne!“ Ihr Finger wandert von Hinata zu Sakura, bevor sie Naruto und Sasuke in einer deutlichen Geste zunickt, die noch halbwegs zu den beiden Shinobi durchzudringen scheint. Dann führt sie Gaara und die anderen aus dem Raum und die Tür schließt sich mit einem finalen Klicken hinter ihr und lässt die Vier in angespannter Stille zurück. Sakura bewegt sich zuerst und ergreift vorsichtig Sasukes Hand, bevor sie seinem Blick begegnet. „Lass uns nach draußen gehen.“ Auf sein knappes Nicken hin, führt sie ihn aus dem Zimmer und zielstrebig den Flur hinunter, bevor sie eine freie Tür zu ihrer Linken öffnet und ihn hinter sich in den Material-Lagerraum zieht. Die Tür schließt sich hinter ihm und seine direkte Frage trifft sie doch ein wenig unerwartet. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“ „Ich-“ Aber in einem absolut seltenen Redefluss, lässt er sie nicht ausreden. „Ich meine, ich kann verstehen, warum ihr es Naruto verschwiegen habt. Er würde dieses Schicksal niemandem wünschen und dass etwas Derartiges ausgerechnet euch beiden angetan wurde, bringt ihn zweifellos beinahe um. Aber auch wenn wir beide wissen, dass ich deiner Meinung nach nicht besonders gut damit umgegangen bin, kann ich dennoch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, was euch angetan wurde. Also warum konntest du nicht früher mit mir darüber reden?“ Sie hätte gut darauf verzichten können, die letzten zwei Jahre mit zwei Kagen und all ihren Freunden zu diskutieren, aber dieses Gespräch mit ihm hier und jetzt, ist wesentlich schlimmer. „Versteh das bitte nicht falsch, aber du bist immer noch ziemlich“, sie fährt sich nervös durch die Haare, verzweifelt auf der Suche nach einer passenden Beschreibung, die nicht so verletzend klingt, aber ihr kommt nur das eine Wort in den Sinn: „dunkel, Sasuke. Um jemals die Chance auf ein nur ansatzweise normales Leben zu haben, brauchst du jemanden, der möglichst weit von all dem entfernt ist, um dich im Gleichgewicht zu halten. Und ich bin schon lange nicht einmal mehr im Ansatz-“ Ihr letztes Wort verliert sich in einem atemlosen Keuchen, als sich seine Hände zu beiden Seiten um ihre Wange schließen und sie ruckartig gegen eines der Regale in ihrem Rücken drängen. Seine Lippen legen sich rau auf ihre und als sich seine Zunge sinnlich über ihre Lippen schiebt, knicken ihre Beine warnend ein und sie greift haltsuchend mit beiden Händen nach seinen Schultern. Sie braucht einen Moment, um seine heiseren Worte mit ihrem vorherigen Gespräch in Verbindung zu bringen, als er sich von ihr löst, ihr aber so nah bleibt, dass jedes seiner Worte neckend über ihre Lippen streift. „Was hat dir den Eindruck gegeben, dass ich jemals ein normales Leben anstreben würde?“ • Es ist eine selten angespannte Stille zwischen ihnen, aber bevor Hinata sich dazu durchringen kann sie zu brechen, explodiert Naruto. „Ich will das nie wieder von ihr hören!“ „Was?“ Sie stellt die Frage ruhig, obwohl sie bereits eine sehr klare Vermutung hat. Sichtlich am Ende mit seiner Beherrschung, greift er ruckartig nach ihren Schultern, aber obwohl sein Griff fest ist, fügt er ihr keine Schmerzen zu. „Du hast damals zu mir gesagt, dass ich niemandem je glauben darf, der mich für ein Monster hält! Dass sie alle Unrecht haben! Hast du da gelogen?“ Es hat ihr schon leid getan, in der Sekunde, in der sie es vorhin ausgesprochen hat, aber ausgerechnet in diesem Moment hat sie eine Sekunde zu spät über ihre Wortwahl nachgedacht. Deshalb schüttelt sie jetzt eindringlich den Kopf. „Nein! Nie, das weißt du doch!“ „Dann will ich, dass du das nie wieder von dir selbst auch nur denkst!“ „Okay.“ Aber er schüttelt den Kopf und verlangt in diesem Kontext mehr als nur ihr Wort. „Versprich es mir!“ Hinata nickt beschwichtigend, während sie ruhig seinen Blick hält. „Ich verspreche es.“ Doch heute ist es er, der jede ihrer Regungen verfolgt und er sieht, dass sie nach all den Offenbarungen immer noch etwas vor ihm verbirgt. Deshalb fordert er hartnäckig ein weiteres Bekenntnis ein. „Was verschweigst du mir noch?“ Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen, um noch ein paar Sekunden hinauszuzögern, was sie ihm schon vor Wochen hätte sagen sollen. „Wir können nie wirklich zusammen sein, Naruto. Nicht solange ich… das hier bin.“ Er legt seine Hände an ihre Wangen und zwingt sie eindringlich seinen Blick zu erwidern, bevor er ihr antwortet. „Ich habe auch einmal gedacht, wir könnten nie zusammen sein, wegen dem was ich bin. Kannst du dich noch daran erinnern, was du damals zu mir gesagt hast oder soll ich es für dich wiederholen?“ Ihr Herz fühlt sich an, als würde es gleich in ihrer Brust zerspringen. „Es ist trotzdem etwas anderes. Der Fuchs ist nur in dir versiegelt, aber das hier macht alles aus, was ich bin-“ „Das ist nicht wahr!“ Sein Halt um ihre Wangen schüttelt sie sanft und er beißt hart die Zähne aufeinander. Er weiß selbst am besten, dass Worte allein die eigene Meinung nicht einfach ändern können. „Und ich werde nicht ruhen, bis du mir glaubst, wenn ich dir das sage.“ Er drückt seine Lippen für einen Moment gegen ihre, um ihr die Antwort zu ersparen. Als er sich von ihr löst, öffnet sie doch den Mund, aber ihr Bluterbe aktiviert sich und er sieht zu, wie sich ihre Aufmerksamkeit einmal mehr in etwas verliert, was er nicht sehen kann. Es sind nur ein paar Sekunden, die vergehen bis Sakura und Sasuke den Raum betreten und Sakuras Aufmerksamkeit sich augenblicklich auf Hinata fokussiert. „Was ist es jetzt?“ Das minimale Zucken an ihren Schläfen ist das einzige was vor ihren Worten verrät, dass es sie tatsächlich irritiert, was sie sieht. „Es sind Toma und drei weitere Männer aus dem Dorf. Sie nähern sich unserer Grenze zielsicher.“ Sakura flucht zuerst, bevor sie sich nach ihrem Waffenbeutel umsieht. „Dann sollten wir sie mal begrüßen gehen.“ Aber Sasukes Hand schließt sich um ihren Oberarm und zieht ihren Blick zu seinem. „Ihr werdet ausnahmsweise einmal Tsunades Befehl befolgen und hierbleiben.“ Naruto nickt. „Darum kümmern wir uns.“ Seine ehemalige Teamkameradin öffnet protestierend den Mund, fängt aber dann Hinatas Blick auf und ändert schlagartig ihre Meinung. „Schön.“ „Nur um das klarzustellen: Wenn wir sie finden, werden wir keinen von ihnen verschonen.“ Sakura hebt spottend eine Augenbraue, angesichts Sasukes gewohnt grimmiger Ausführung. „Denkst du das macht uns etwas aus?“ Auch Hinata äußert sich selten deutlich. „Ich habe Toma etwas versprochen. Und wenn ich im Moment nicht in diesem Krankenzimmer liegen würde, würde ich es selbst wahrmachen.“ Naruto küsst Hinata auf die Stirn, aber sobald die beiden Männer den Raum verlassen, fährt Sakura zu der Clanerbin herum. „Was ist los?“ Die Art wie sie ihr bedeutet hat, dass sie diese Konfrontation lieber aussetzen sollen, war subtil, aber der Schmerz, der jetzt über ihre Gesichtszüge zuckt, ist selten klar. „Ich glaube, ich bin schwanger.“ Die unerwartete Offenbarung verzerrt Sakras Mimik in deutlichem Schock. „Was?! Wie kommst du darauf – ich meine, weißt du es?“ „Ich glaube, ich verliere es gerade.“ „Nein!“ Sakura aktiviert augenblicklich ihr Chakra und hebt hektisch ihre Hände über Hinatas Bauch, aber das Jutsu offenbart ihr noch viel mehr, als sie befürchtet hat. Der verzweifelte Blick in den Augen ihrer besten Freundin verrät Hinata, was sie eigentlich schon selbst entdeckt hat, als sie vor wenigen Minuten ihr Bluterbe aktiviert hat. „Sag es mir.“ „Es ist eine ektope Schwangerschaft.“ „Was heißt das?“ Sie sieht in Sakuras betroffenen Gesichtszügen, was es bedeutet, auch wenn sie mit dem Begriff an sich nichts anfangen kann. „Der Embryo ist in deiner Bauchhöhle.“ „Das beantwortet meine Frage nicht, Sakura.“ Die erfahrene Medic-nin schließt für einen Moment die Augen, bevor sie ihren Blick betroffen zurück auf Hinatas richtet. „Eine ektope Schwangerschaft ist so gut wie niemals erfolgreich.“ Hinatas Blick fällt für einen Moment. „Du kannst es also nicht retten.“ Sie sieht wieder auf, als Sakura vorsichtig eine Hand auf ihren Oberarm legt und sieht das tiefe Bedauern in den vertrauten grünen Augen. „Es tut mir so leid, aber du musst operiert werden. Ich lasse Tsunade rufen-“ „Nein.“ Sakuras Griff um ihren Arm festigt sich reflexartig. „Hinata-“ Diese entzieht sich jedoch unerwartet energisch ihrem Halt. „Das darf nie in meiner Akte auftauchen, Sakura!“ „Aber warum-“ „Er darf es nie erfahren!“ Der beinahe verzweifelte Ausbruch, lässt Sakura verständnislos die Stirn runzeln. „Was, wer-“ Aber dann begreift sie es, bevor sie ihre Frage beendet und tiefes Bedauern macht ihre Augen weich. „Naruto? Süße, er wird es sowieso erfahren-“ Aber die junge Hyuuga schüttelt resolut den Kopf. „Nein, wird er nicht! Niemand außer dir und mir wird je davon erfahren!“ „Du kannst ihm das nicht verheimlichen-“ Sie trägt ihre körperlichen Schmerzen wie üblich nicht sichtbar nach außen, aber in ihren hellen Augen schwimmt klar ersichtlich eine tiefe Qual, als sie zurück zu Sakura sieht. „Wir haben ihm heute schon das Herz gebrochen, Sakura. Ich kann das nicht ein zweites Mal.´! Ich kann ihm das nicht antun. Er kann nichts dafür-“ „Das ist nicht deine Schuld, Hinata!“ „Doch. Ich wusste es besser. Ich hätte das niemals zulassen dürfen.“ Die Worte voller Selbstverachtung lassen Sakura sofort begreifen, welche Richtung Hinatas Gedankengänge längst eingeschlagen haben und sie greift erneut nach ihr. „Ektope Schwangerschaften sind selten, kommen aber vor. Du hast nichts falsch gemacht-“ Aber Hinata scheint ihre Worte kaum zu hören. „Ich hätte das zwischen uns niemals mehr zulassen dürfen“, wiederholt sie leise, voller bitterer Selbstverachtung. „Aber er war schon immer meine größte Schwäche und jetzt muss ich mit den Konsequenzen leben. Aber ich werde nicht zulassen, dass auch er unter meinen Fehlern leiden muss.“ Sie spürt wie ihr selbst die Tränen in die Augen treten, aber sie steht der Emotion ebenso hilflos gegenüber wie dem Schmerz ihrer Freundin. „Hina, bitte-“ „Naruto verdient eine Familie, Sakura. Er musste ohne aufwachsen und wir wissen beide, dass er sich kaum etwas mehr wünscht. Und mein verkrüppelter Körper kann ihm diesen Wunsch ganz offensichtlich nicht erfüllen. Es war bis jetzt nur eine Vermutung, aber jetzt wo ich es sicher weiß, kann ich nicht weiter die Augen davor verschließen und so tun, als würde es nicht alles ändern.“ Die junge Medic-nin schließt verzweifelt die Augen und sie wünscht, es gäbe etwas, das sie dem entgegnen setzen könnte, aber einmal mehr kann sie die Empfindungen ihrer engsten Freundin allzu gut nachempfinden. Deshalb fokussiert sie sich auf das wenige, was sie in diesem Moment für sie kann. „Ich brauche zumindest eine Krankenschwester, die mir hilft-“ „Nein-“ Aber dieses Mal lässt Sakura den verzweifelten Widerspruch ihrer Freundin nicht gelten. „Ich verspreche, er wird es nie erfahren, wenn es wirklich das ist, was du willst! Aber ich werde nicht zusehen, wie du an den Komplikationen einer Fehlgeburt stirbst! Ich brauche sterile Instrumente und jemanden, der mir hilft. Ich flehe dich an, lass mich Ino dazuholen. Ich verspreche dir, sie wird es niemals jemandem erzählen!“ Hinata schließt die Augen, um die Tränen zurückzuhalten und drängt ihre Gefühle zurück, bevor sie mit einem schroffen Nicken wieder zu Sakura aufsieht. „Niemand sonst darf uns sehen.“ Sakura nickt lediglich zusichernd, bevor sie sich Hinatas Arm um ihre Schultern legt und mit ihr die Tür ihres Krankenzimmers anstrebt. Tsunade hat in ihrem guten Willen außer Naruto und Sasuke keine weiteren Bewacher vor ihrer Tür postiert und ihre ehemaligen Teamkameraden befinden sich bereits auf dem direkten Weg zur nordöstlichen Grenze des Landes, die beinahe eine Tagesreise von ihnen entfernt liegt. Hinata offenbart außerdem, dass Neji sie begleitet zu haben scheint, als sie ihr Bluterbe aktiviert, um ihnen einen ungesehenen Weg vom ersten Stock in einen der selten benutzten Behandlungsräume im Keller zu suchen. Tsunade, Gaara, Temari und Shikamaru befinden sich im Büro der Hokage und mit ihren vorherigen Offenbarungen, sollten sie ausreichend beschäftigt sein, um ihr Verschwinden aus ihrem Krankenzimmer nicht allzu bald zu bemerken. Sakura registriert dieses Zusammenspiel mit einem zynischen Lächeln, denn beinahe wünscht sie sich in diesem Moment jemand würde sie hier finden. Vorzugsweise ihre ehemalige Sensei, deren Rat sie seit Jahren nicht mehr so eindringlich herbeigesehnt hat. Angesichts der Aussicht ihre engste Freundin gleich aufschneiden zu müssen, öffnet sie noch einmal die Lippen, um Hinata zu ersuchen, ihre Meinung zu ändern, aber in eben diesem Moment erschlafft der Körper der Hyuuga neben ihr und ihr vollständiges Gewicht liegt schlagartig auf ihr. „Hina? Hinata! Verdammt!“ Sie hebt den reglosen Körper ihrer Freundin auf die Arme und überquert die restlichen Meter zu dem Behandlungszimmer mit raschen Schritten und ungeachtet, ob sie jemand sieht oder nicht. Sie legt Hinata hektisch auf der Liege ab und überprüft mit gezielten Handgriffen ihren Herzschlag und ihre Atmung. Sie stellt fluchend fest, dass ihre Sauerstoffversorgung in den Keller gerutscht ist und holt hektisch eine der Atemmasken aus dem Materialschrank, unsicher, wie die elementare Energie in Hinatas Körper darauf reagieren wird, aber bevor sie die Maske anlegen kann, gehen die Werte bereits wieder nach oben. Sie streicht der bewusstlosen Clanerben sorgfältig eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „Ich bin in drei Minuten wieder da. Wage es ja nicht in der Zwischenzeit irgendetwas anzustellen!“ Ihre hektischen Schritte führen sie zielsicher in das Labor, in dem Hinata Ino vor wenigen Minuten ausgemacht hat und sie reißt die Tür ohne eine Begrüßung auf. „Sakura-“ „Ich brauche deine Hilfe!“ Ihr Blick fällt auf den Tisch, vor dem ihre Kindheitsfreundin steht, aber im Moment ist es ihr schlichtweg egal, dass Ino offensichtlich dabei war ihre und Hinatas Akte zu studieren. „Natürlich.“ Stattdessen sucht sie direkt den fragenden Blick der Yamanaka. „Du musst mir etwas versprechen: Niemand darf je erfahren, was in den nächsten Stunden passiert. Niemand, hast du mich verstanden?“ Inos Stirn legt sich in besorgte Falten und sie macht einen Schritt auf Sakura zu. „Sakura, was ist los?“ Die erfahrene Medic-nin wippt ungeduldig zurück auf ihre Fußballen. „Ich brauche dein Wort, Ino. Auf alles, was dir unsere Freundschaft noch bedeutet.“ „Ich verspreche es dir.“ Mit einem knappen Nicken, macht Sakura auf dem Absatz kehrt und ignoriert Inos verständnislose Frage, als sie ihren raschen Schritten zurück in den Keller folgt. Bei einem beiläufigen Blick aus dem Fenster, wird ihr jedoch klar, warum es im Krankenhaus so verdächtig ruhig ist, dass sie tatsächlich noch niemand bemerkt zu haben scheint. Mittlerweile ist eine tiefe Nacht über Konoha hereingebrochen. Die Bedeutung des verschwundenen Tageslichts verliert sich im Keller wieder und Ino schnappt keuchend nach Luft, als sie hinter ihr den Behandlungsraum betritt und ihr Blick auf Hinata fällt. „Was ist passiert?“ „Es ist eine Abdominalgravidität.“ Inos Fluch halt in der angespannten Stille wieder, während sie sich beide neben der Liege positionieren und mit geübten Griffen nach den medizinischen Geräten greifen. „Sakura, wir müssen Tsunade Bescheid sagen-“ „Du hast versprochen den Mund zu halten, Yamanaka, schon vergessen? Wir werden gar niemanden informieren! Wir müssen das hier allein machen.“ Die unwirsche Antwort, lässt Ino fragend die Stirn runzeln, auch wenn Sakura nicht aufsieht, um es zu sehen. „Aber wieso?“ Sakura bindet sich ruckartig die Haare aus dem Gesicht, bevor sie die Gummihandschuhe anlegt und nach dem Skalpell greift. Sie richtet ihren Blick noch einmal auf Hinatas reglose, blasse Gesichtszüge. „Weil ich es ihr versprechen musste.“ „Es ist von Naruto, oder?“ Als sie zu Ino sieht, die ihr gegenüber auf der anderen Seite des Behandlungstisches steht, erkennt sie das Verständnis in den blauen Augen ihrer Kindergartenfreundin. „Natürlich ist es von Naruto.“ Inos Blick wandert selten weich über die reglosen Gesichtszüge der jungen Clanerbin. „Deshalb will sie nicht, dass es irgendjemand erfährt.“ Sakuras Flüstern erfolgt beinahe beiläufig, nicht einmal direkt an Ino gerichtet, während sie das Skalpell an Hinatas helle Haut setzt. „Sie will ihm nicht das Herz brechen.“ „Ist es fair, dass dafür ihres umso mehr bricht?“ Die Maske über ihrem Mund verbirgt den zynischen Zug um Sakuras Lippen, als unter dem Einfluss der klinge dunkles Blut hervortritt und Hinatas helle Haut verfärbt. „Was ist schon fair.“ . . . - Eine Stunde später in den Neubauten des ehemaligen Uchiha-Viertels - Er hat sich dem Haus, von dem er mittlerweile weiß, dass sie mit mehreren anderen Frauen darin wohnt, kaum genähert, als sie aus einem der Seiteneingänge heraustritt. Mittlerweile bemerkt er selbst ihr professionell nahezu perfekt verborgenes Chakra überall. Sie bewegt sich durch den Schatten, der nicht von den zahlreichen Lampen an den Hausmauern abgedeckt wird. Aber wenige Meter vor ihm, tritt sie doch ins Licht und als erstes bemerkt er, dass sie die typische Shinobi-Weste, die sie in Konoha bisher immer getragen hat, abgelegt hat und sein Blick fällt fast ohne sein bewusstes Zutun auf ihren Bauch. Aber sie trägt ein weites Top, unter dem ihre Schwangerschaft noch nicht ersichtlich ist. Soya begegnet offen seinem Blick, bleibt aber stumm. „Ist es von mir?“ Er kennt die Antwort auf seine Frage bereits, aber er muss es von ihr hören. Soya verschränkt die Arme vor ihrem Oberkörper und auch wenn ihre Mimik unergründlich bleibt, erkennen seine wachsamen Augen die versteckte Nervosität dahinter. „Würde das denn eine Rolle spielen?“ Er hat stundenlang mit der Hokage diskutiert, wie sie nach der Offenbarung von Sakura und Hinata vorgehen sollen, was für Optionen sie haben und in der Konsequenz hat es bereits wesentlich länger gedauert, als ihm recht ist, bis er sie endlich aufsuchen konnte. Gaara macht wortlos einen weiteren Schritt auf sie zu und damit spiegelt auch der Abstand zwischen ihnen die persönliche Ebene ihres Gesprächs wieder. Das unruhige Flackern in ihren Augen ist erneut nur für einen kleinen Moment sichtbar, bevor das markante Blau wieder absolut unergründlich ruht. „Du kannst einen Test haben, sobald das Baby geboren ist.“ Sein Blick wandert erneut wie unter einem magnetischen Einfluss an ihrem Oberkörper herab, bevor er zurück in ihre Augen sieht. „Ich habe nicht nach einem Test gefragt. Ich will, dass du mich ansiehst und mir sagst, ob es mein Baby ist, das du in dir trägst.“ Seine Augen verfolgen wachsam jede noch so kleine Regung in ihren feinen Gesichtszügen und er sieht sie unruhig schlucken, bevor sie ihm antwortet. „Ja.“ . . . Kapitel 18: Praying ------------------- „Ich habe nicht nach einem Test gefragt. Ich will, dass du mich ansiehst und mir sagst, ob es mein Baby ist, das du in dir trägst.“ Seine Augen verfolgen wachsam jede noch so kleine Regung in ihren feinen Gesichtszügen und er sieht sie unruhig schlucken, bevor sie ihm antwortet. „Ja.“ Soya verlagert ihr Gewicht von ihrem linken auf den rechten Fuß und widersteht bewusst dem Instinkt ihre Hand auf die leichte Rundung ihres Bauches zu legen, die nicht länger von der schweren Weste verborgen wird. Sie vermisst das vertraute Gewicht ihrer Ausrüstung, aber es ist nur eine von vielen Veränderungen, an die sie sich gewönnen muss. Sie schüttelt den Gedanken ab und hebt ihren Blick zurück zu dem Kazekagen, der seit ihrer Offenbarung noch kein Wort verloren hat. „Ich weiß, was das politisch für dich bedeutet. Und von mir wird es nie jemand erfahren, wenn du das nicht willst.“ Obwohl er ihren Blick erwidert, hat sie nicht das Gefühl, dass er sie wirklich sieht. Aber dann fokussieren sich seine wachen Augen schlagartig und sie schluckt unwillkürlich unter der Intensität, mit der er sie fokussiert. „Wir beide haben einiges zu klären. Aber lass mich eines gleich zu Beginn klarstellen: Ich werde immer zu dir und unserem Kind stehen.“ Seine schwerwiegende Aussage schafft für einen Moment eine rundum angespannte Stille zwischen ihnen, aber gerade, als Soya die Lippen öffnet, um eine Erwiderung zu formulieren, schlagen ihre Sinne an und ihr Blick wandert zur Seite. Auch Gaaras Aufmerksamkeit folgt ihr zu der Gestalt, die hinter ihm aus dem Schatten tritt. „Temari.“ „Entschuldigt die Störung.“ Auf den Lippen der Suna-nin liegt ein vertrautes Schmunzeln, als sie von ihrem jüngsten Bruder zu der hübschen Kunoichi sieht, die für ein formelles Gespräch deutlich zu nah vor ihm steht. „Ich glaube, wir wurden uns noch nicht offiziell vorgestellt. Temari-“ Soya ergreift die Hand, die ihr die Suna-nin hinhält, nach einem kaum sichtbaren Seitenblick auf deren Bruder. „Sabakuno, ich weiß. Freut mich.“ Gaara richtet seine Aufmerksamkeit auf seine Schwester. „Was führt dich hierher, Temari?“ Temari registriert die kaum wahrnehmbare Irritation in der Stimme ihres Bruders mit unverhohlener Begeisterung. „Tsunade schickt nach dir.“ Sie sieht noch einmal zu Soya. „Scheinbar nähern sich drei Männer aus diesem mysteriösen Dorf Konohas Grenze. Sasuke, Naruto und Neji sind ihnen entgegengereist, um sie angemessen zu empfangen.“ Wenn diese Offenbarung Soya überrascht, merkt man es ihr in keinster Weise an und auch Gaara reagiert nach außen hin nicht. Er nickt seiner Schwester zu und diese versteht den Hinweis und bewegt sich ein paar Schritte von ihnen weg. Gaara streckt seinen Arm in Soyas Richtung aus, lässt ihn aber wieder sinken, als diese ihren Körper von seiner Bewegung wegdreht. „Sehe ich dich morgen?“ „Natürlich.“ Sie verschwindet mit einem knappen Nicken in Temaris Richtung zurück im Eingang des Hauses. Gaara sieht ihr einen Moment nach, bevor er sich seiner Schwester zuwendet und ihr wortlos bedeutet ihm zurück in das Dorfzentrum zu folgen. Das Schweigen zwischen den Geschwistern hält jedoch nur wenige Meter lang an. „Es tut mir leid, dass ich euch unterbrochen habe.“ Der skeptische Blick ihres Bruders fällt von der Seite her auf sie. „Dir hat es noch nie leid getan, irgendjemanden bei irgendetwas unterbrochen zu haben.“ Temari schmunzelt amüsiert. „Heute hat es mir beinahe leid getan.“ Sie mustert ihren Bruder, als dieser erwartungsgemäß nicht weiter darauf eingeht. „Du magst sie.“ „Sie ist schwanger.“ Die abrupte, wenig zu ihrer Aussage passende Antwort lässt die erfahrene Suna-nin die Stirn schmunzeln. „Ja, das habe ich vorhin auch mitbekommen.“ Sie rollt mit den Augen, als ihr wortkarger Bruder keinerlei Ansätze macht, dieses Gespräch von sich aus weiterzuführen. „Ist das ein Problem für dich?“ „Das Baby ist von mir.“ Die ruhig getroffene Aussage lässt Temari zunächst die Stirn runzeln, bevor gutmütiger Spott ihre Lippen verzieht. „Du weißt schon, wie das mit Babys funktioniert, oder kleiner Bruder? Soweit ich das vorhin mitbekommen habe, ist Soya schon in der 12. Woche.“ Aber Gaara dreht sich zu seiner Schwester um und spricht, ohne auf ihre Stichelei einzugehen. „Und vor zwölf Wochen sind wir uns das erste Mal begegnet.“ Temari stolpert beinahe in ihrem nächsten Schritt und greift keuchend nach dem Ärmel ihres Bruders, um auch diesen zum Anhalten zu bewegen. „Warte, warte, warte! Du meinst- Soya ist wirklich von dir schwanger?!“ „Ja.“ „Aber, woher- ich meine“, die schöne Suna-nin murmelt irgendetwas Unverständliches, bevor sie um ihre Fassung ringend einen tiefen Atemzug nimmt. „Bist du sicher?“ „Ja.“ Sie sieht den gewohnten Ernst in Gaaras Augen, aber gut verborgen dahinter finden sich noch andere Emotionen, die sie an ihrem jüngsten Bruder bisher kaum je gesehen hat. „Wow.“ „Ja.“ Anhand der wiederkehrenden, einsilbigen Antwort, zieht Temari erneut eine Augenbraue in die Höhe, schluckt den Spott aber dieses Mal hinunter. „Du packst besser ein paar mehrsilbige Antworten aus, Brüderchen, denn davon schuldest du mir jetzt einige. Angefangen mit: Wo um Kami-samas Willen seid du und Soya euch vor zwölf Wochen begegnet?“ „In Kirigakure. Ich war auf dem Weg dorthin zu einem Treffen mit dem Mizukage.“ Temari blinzelt kaum mehr, während sie jedes Wort ihres Bruders mit der vollkommenen Aufmerksamkeit einer Elite-Kunoichi verfolgt. „Wie bist du dort Soya über den Weg gelaufen? Reisen nach Kirigakure sind immer heikel, ich kann mir kaum vorstellen, dass du längere Zeit allein-“ Aber die erfahrene ANBU unterbricht sich selbst, denn erfahrungsgemäß kann sie sich durchaus vorstellen, wo und wann ihr Bruder auf einer derart heiklen Reise allein unterwegs war. „Du hast dich mal wieder davongeschlichen!“ Der Vorwurf veranlasst den jungen Kagen beinahe zu einem Augenrollen. „Ich bin ein erwachsener Mann, Temari und durchaus in der Lage auf mich selbst aufzupassen. Außerdem schlafen meine Wachen ein klein wenig mehr als ich.“ Temari verschränkt offenkundig unzufrieden die Arme, behält ihre direkten Vorwürfe aber für den Moment für sich. „Du warst also mitten in der Nacht, in einem Land, dessen Stabilität so brüchig ist wie eine Keramikschale, allein unterwegs. Und wann kam Soya zu dieser fantastischen Geschichte hinzu?“ „Ich wollte schon zurückgehen, als ich nicht weit von mir ein Chakra aufflackern gespürt habe. Es war nur ein minimaler Moment, aber-“ „Aber du hast es natürlich für eine grandiose Idee gehalten, dem auf den Grund zu gehen! Allein!“ Temaris gereiztes Gegrummel ignorierend, hebt Gaara abschätzend eine Augenbraue. „Willst du jetzt, dass ich dir den Rest erzähle?“ Seine Schwester bläst sich schnaubend eine lose Haarsträhne aus der Stirn. „Die Geschichte kann von hier an ja nur besser werden, also nur zu.“ Sie sieht grenzenlos fasziniert zu, wie sich der Blick ihres durch und durch sachlichen Bruders fast ein klein wenig verklärt in der Ferne verliert. „Sie war allein und sie war verletzt. Als ich sie entdeckt habe, saß sie vor der Glut eines Feuers und hat gerade mit der erhitzten Klinge eines Kunais eine tiefe Blutung an ihrer Schulter gestillt. Sie war-“ Es liegt eine nie da gewesene emotionale Färbung in der Stimme ihres Bruders, die außer ihr vielleicht niemandem auffallen würde, aber Temari in eine seltene Sprachlosigkeit stürzt. Gaara zuckt mit den Schultern, eine Geste, die selten deutlich sein junges Alter unterstreicht. „Sie war genau so, wie du sie die letzten Tage kennen gelernt hast. Bevor ich mich ihr noch einen weiteren Schritt nähern konnte, hat sie mit dem Kunai in ihrer Hand nach mir geworfen, an dem noch ihr eigenes Blut geklebt hat. Und sie hat ziemlich präzise gezielt.“ Er schmunzelt und die simple Geste veranlasst seine Schwester ihre Finger in der Haut an ihrem eigenen Unterarm zu vergraben, um sich zu versichern, dass sie nicht in ein ausgesprochen skurriles Genjutsu gestolpert ist. „Ich bin der Klinge ausgewichen und von dem Moment an wussten wir beide, dass es sich bei dem anderen um einen Shinobi handelt und ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr ebenso bewusst war wie mir, dass ich genau wie sie eine Tarnidentität benutzt habe.“ Temari nickt hölzern. „Das erscheint mir ja alles noch halbwegs logisch. Aber wie um alles in der Welt seid ihr von diesem Teil zum Kinder machen übergegangen?“ „Temari.“ Die schöne Suna-nin hebt spottend eine Augenbraue. „Was? Du weißt offensichtlich, wie es funktioniert, also kannst du auch darüber reden.“ Gaaral rollt die Augen gen Himmel, als bräuchte er göttlichen Beistand, um dieses Gespräch fortführen zu können. „Ich weiß es nicht. Jeder Zentimeter ihres Körpers stand mir absolut feindselig gegenüber, aber sie war verletzt. Also habe ich ihr gegen ihren Willen geholfen ihre Verletzungen zu versorgen und sie hat als Dank nicht versucht mich umzubringen. Alles andere…“ Gaara unterbricht seine Ausführungen, aber als das erwartete Geschrei und die Tirade an Fragen ausbleiben, wirft er einen Blick auf seine Schwester und runzelt die Stirn, als diese mehr durch ihn hindurchzuschauen scheint, als ihn anzustarren. „Temari?“ Aber seine Schwester hebt lediglich eine Hand, um ihm zu signalisieren, dass sie noch einen Moment braucht. Oder zwei. Die Tatsache, dass sie einen hörbaren Atemzug nimmt, bevor sie ihren Blick zurück zu seinem hebt, war noch nie ein gutes Zeichen. „Lass mich das noch einmal zusammenfassen: Mal ganz davon abgesehen, dass du mal wieder alleine unterwegs warst und dabei einer wildfremden Frau begegnet bist, hast du nicht nur mit ihr geschlafen, sondern es auch noch fertig gebracht sie in dieser einen Nacht zu schwängern und jetzt stellt sich zufällig raus, dass sie aus demselben mysteriösen Dorf stammt, in dem Sakura und Hinata die letzten zwei Jahre gefangen gehalten wurden? Du weißt schon, wie verrückt sich das anhört, oder?“ Gaara fährt sich müde über die Stirn. „Wenn du es in diesen Worten zusammenfasst, schon.“ „Ich wüsste nicht, wie ich es anders-“ Aber Temari unterbricht sich selbst und ihre Augen fixieren sich kalkulierend auf ihren jüngsten Bruder. „Warte- bist du etwa ihretwegen zweimal innerhalb von ebenso vielen Monaten nach Kirigakure zurückgekehrt?“ Dieses Mal beantwortet er ihre scharfsinnige Frage nicht gleich und Temari öffnet schon den Mund, um ihm sämtliche Strafen und Foltermethoden anzudrohen, die einer Schwester zur Verfügung stehen, wenn er ihr nicht antwortet, als der junge Kazekage doch noch von sich aus die Stille bricht. „Ich wusste, dass sie vor irgendetwas davongelaufen ist. Sie war verletzt und ich hatte vor sie in das Dorf zu bringen. Aber...“ „Aber was?“ Sie weiß nicht, ob sie das ungewohnte Schmunzeln auf den Lippen ihres Bruders amüsieren oder eher ängstigen soll. „Aber sie hat mich irgendwie ausgeknockt und dann war sie verschwunden.“ „Sie hat dich ausgeknockt?!“ Ihrer Meinung nach sieht ihr Bruder angesichts dieser Tatsache viel zu amüsiert aus, auch wenn das Schmunzeln im nächsten Moment schon wieder von seinen Lippen verschwunden ist. „Nur für ein paar Minuten. Aber es war lange genug für sie, um zu verschwinden.“ „…“ Als Temari überraschend lange still bleibt, sieht Gaara zurück zu ihr. „Du magst sie wirklich.“ Es ist eine vollkommen erstaunte, beinahe fassungslose Feststellung. Gaara richtet sein Blick zurück auf die erleuchtete, aber menschenleere Straße, die sie zurück zum Hokageturm führt. „Ich glaube nicht, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.“ Er sieht auf, als er Temaris Hand auf seiner Schulter spürt. „Sie bekommt ein Kind von dir, Gaara. Ob sie will oder nicht, das wird euch beide auf ewig miteinander verbinden.“ Es ist ein ungewohntes Engegefühl, das sich in seinem Hals breit macht und ihm eine Antwort erschwert, aber da schüttelt Temari bereits erneut ungläubig den Kopf. „Ich kann nicht fassen, dass du mich zuerst zur Tante machst. Wenn schon jemand unsere Familie durch einen ungeplanten One-Night-Stand um die nächste Generation erweitert, dann hätte ich mein ganzes Geld auf Kankuro gesetzt.“ . . . - Unterdessen im Kellergeschoss des Krankenhauses - „Das gibt’s doch nicht!“ Sakuras zorniger Fluch unterbricht die angespannte Stille zwischen den beiden Medic-nin und lässt Ino aufsehen. „Was?“ Die tiefe Furche auf ihrer Stirn ist das einzige, was Sakuras Anspannung nach außen trägt, während sie die Instrumente in ihrer Hand konzentriert weiterführt. „Der Embryo hat sich an der Vena cava inferior angesetzt.“ „Was?“ Ino echot ihre vorherige Frage dieses Mal geschockt, angesichts der Entwicklung, die Sakura beschreibt und die den Risikofaktor dieser Operation noch einmal erheblich in die Höhe schraubt. Sakura bewegt ihre Hand minimal zur Seite und als Ino sich ein Stück weit nach vorne bewegt, sieht sie es auch. Sie hebt ihren Blick vorsichtig zu ihrer alten Kindergartenfreundin an. „Eure neuen Superkräfte schützen euch nicht zufällig vorm Verbluten, oder?“ „Hinata kann nicht ersticken und mir kann Feuer nichts anhaben“, murmelt Sakura beinahe beiläufig, während sie das Skalpell in ihrer Hand präzise führt. „Alles andere kann uns immer noch problemlos das Leben kosten.“ Sie sieht auf und fokussiert ernst den Blick ihrer Kindergartenfreundin. „Deshalb solltest du dich jetzt auch besser keinen Millimeter bewegen.“ Ino nickt, aber in diesem Moment erträgt sie die Stille nicht und lenkt ihre Gedanken auf das Erstbeste, was ihr in diesem Moment einfällt. „Wo sind Naruto und Sasuke?“ In ihrer angespannten Konzentration treten Sakura bereits die ersten feinen Schweißperlen auf die Stirn und sie führt den nächsten Schnitt dicht neben der unteren Hohlvene erst vorsichtig zu Ende, bevor sie ihren nächsten Atemzug nimmt und Ino antwortet. „Auf dem Weg ein paar der Männer aus dem Dorf zu töten, die sich unserer Grenze nähern.“ Ino sieht erneut für eine Millisekunde in die angespannte Miene ihrer langjährigen Freundin. „Das scheint dich zu ärgern.“ „Das einzige, was mich daran ärgert, ist, dass ich es nicht selbst tun kann.“ Sakura legt den Kopf in den Nacken und fokussiert ihren Blick für einen Moment an die Decke, bevor sie sich wieder über den offenen Unterleib ihrer engsten Freundin beugt. „Ich hätte im Moment wesentlich lieber ihr Blut an den Händen.“ . . . - Ein paar Stunden später, nahe des Dorfzentrums - Es ist schon eher Morgen als Nacht, als sie den Hokageturm endlich verlassen und ihre Wohnung ansteuern. Sie haben Gaara und Tsunade im Büro der Hokage zurückgelassen, immer noch vertieft in das Gespräch darüber, wie sie in den nächsten Tagen weiter vorgehen sollen. Shikamaru vergräbt die Hände in den Hosentaschen und wirft abschätzend einen Blick auf seine Verlobte, die auffällig schweigsam neben ihm geht. Er wartet noch ein paar Minuten ab, aber wenige Meter vor ihrer Wohnungstür wird ihm die Stille schließlich zu dumm. „Was ist los?“ Ihre Antwort kommt auf eine ruhige, betont beiläufige Art, die ihm bestätigt, dass etwas absolut nicht stimmt. „Was soll außer dem, womit wir uns die letzten Stunden ausführlich beschäftigt haben, noch sein?“ Shikamaru schlingt beschwichtigend einen Arm um Temaris Schulter und küsst sie zärtlich auf die Stirn. „Versteh das nicht falsch, aber Schweigsamkeit ist an dir selten ein gutes Zeichen.“ Als sie den Blick auf ihn richtet und die Stirn runzelt, rechnet er durchaus damit, sich mit dieser Aussage Ärger einzuhandeln, aber stattdessen beunruhigt es ihn zunehmend, dass sie mit einem Seufzen aus seiner Umarmung heraustritt, ihren Wohnungsschlüssel aus ihrer Tasche fischt und die Tür aufsperrt. Shikamaru folgt ihr in ihre gemeinsame Wohnung, aber während er noch strategisch seine nächsten Worte abwägt, kommt Temari ihm zuvor. „Würde es für dich in Frage kommen, dass wir eventuell nach Suna ziehen würden?“ Ihre Frage und die Art, wie sie selten unsicher auf ihrer Unterlippe herumkaut, erklären ihm schlagartig ihr merkwürdiges Verhalten der letzten Minuten und beinahe hätte er erleichtert ausgeatmet. Shikamaru schüttelt seine Jacke ab, bevor er an seine Verlobte herantritt und seine Hände zärtlich zu beiden Seiten an ihre Wangen legt. „Temari, ich würde überall mit dir hinziehen. Du hast die letzten Jahre für mich in meiner Heimat gelebt und wenn du zurück in deine willst, brauchst du es nur zu sagen.“ Er wartet geduldig ab, bis sie seine Worte verarbeitet hat. „Worüber wir das letzte Mal gesprochen haben-“ Dieses Mal kann er ihrem Gedankensprung problemlos folgen. „Über Kinder?“ Sein amüsiertes Schmunzeln lässt sie die Nase kräuseln. „Ja. Ich glaube, ich wäre gerne in Suna, wenn wir Kinder hätten. Und ich würde gerne die Kinder meiner Brüder aufwachsen sehen.“ „Ich glaube zwar nicht, dass wir uns bei einem von deinen Brüdern da in nächster Zeit Gedanken machen müssen, aber-“ Doch er unterbricht sich, als er den Gesichtsausdruck seiner Freundin sieht. „Was?“ „Du kennst doch Soya-“ Shikamaru legt kalkulierend den Kopf schief. „Die Frau, die mit Hinata und Sakura befreundet zu sein scheint? Sie ist mir ein Begriff, ja.“ Das Schmunzeln auf ihren Lippen, kaschiert nur unzureichend, dass sie sich dank dieser Offenbarung Stunden später immer noch in einem leichten Schockzustand befindet. „In der Kurzfassung ist Gaara ihr vor drei Monaten in Kiri begegnet, hat mit ihr geschlafen und das Kind, das sie in ein paar Monaten bekommen wird, ist von ihm.“ Es zeugt von dem unglaublichen Aspekt dieser Offenbarung, dass sogar der intelligenteste Shinobi ihrer Generation etliche Sekunden erst einmal ziemlich dumm drein blickt. „Gaara und Soya?“ „Ja.“ „Und du bist dir sicher, dass du nicht nur einen ausgesprochen verqueren Traum hattest?“ „Ja.“ „Aber wie-“ Aber der Fragen für heute überdrüssig, greift seine Verlobte nach seinem Kragen und drückt ihm kurz entschlossen ihre Lippen auf, bevor sie ihre spottenden Worte gegen seine Haut haucht. „Du warst derjenige, der letztes Mal von Kindern gesprochen hat. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass du mittlerweile weißt, wie das funktion-“ Sie verschluckt ihre letzte Silbe in einem atemlosen Keuchen, als Shikamaru mit beiden Händen ihre Hüfte umfasst und sie ruckartig an sich reißt. „Oh, glaub mir“, sein warmer Atem streift mit seinen Lippen bei jedem Wort über ihre und lässt sie unwillkürlich in seinem Halt zittern, „ich weiß genau, wie das funktioniert.“ Er drückt ihr rau seine Lippen auf, bevor sie zu einer frechen Erwiderung kommt und sie schlingt ihre Arme bereitwillig um seine Schultern. Statt ihr Gespräch in dieser Nacht noch fortzuführen, schieben sie die Ereignisse des Tages für einen Moment so weit wie möglich zur Seite. . . . - Währenddessen im Krankenhaus - Hinata in dem Krankenbett und mit all dem medizinischen Equipment, das sie im Moment zwingend benötigt, zurück in ihr ursprüngliches Zimmer zu bekommen, war trotz der späten Stunde nur durch ein paar Tarnjutsus möglich. Ino schließt die Tür sorgsam hinter sich, während Sakura eines der leeren Betten zur Seite schiebt, um Platz für Hinatas Krankenbett und all die Geräte, an denen die Clanerbin hängt, zu schaffen. Ino verschränkt die Arme vor dem Oberkörper, während sie zusieht, wie Sakura sorgsam überprüft, das alles an Ort und Stelle ist. „Wie willst du Tsunade all diese Geräte erklären?“ Sakuras Antwort kommt kalkuliert und ohne zu zögern. „Ich werde ihr sagen, dass Hinata noch einmal das Bewusstsein verloren hat, dass wir beide festgestellt haben, dass ihr der Blutverlust immer noch zu schaffen gemacht hat und wir ihr deshalb noch einmal eine Konserve angehängt haben und es deine Bedingung war, sie mit den Geräten zu überwachen, weil du sonst sie gerufen hättest.“ Ino seufzt müde. „Das klingt fast plausibel.“ „Sie wird es trotzdem nicht glauben, aber Tsunade ist im Moment zu vorsichtig mit uns, als mich offen der Lüge zu beschuldigen, also wird sie es hinnehmen.“ Aber dann sucht sie noch einmal direkt Inos Blick. „Ich danke dir.“ Die Yamanaka blinzelt für einen Moment verdutzt, als Sakura unerwartet fest beide Arme um sie schlingt, bevor sie die Umarmung gerührt erwidert. „Jederzeit.“ . . . Kapitel 19: Feeble ------------------ - Am nächsten Morgen im Krankenhaus - Ihr Blick ist im ersten Moment verschwommen, aber sie nimmt augenblicklich die sengenden Schmerzen in ihrem Unterleib war. Aber das ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den sie spürt, als ihre Erinnerung an den letzten Abend zurückkehrt. Ihr Blick schärft sich und fällt auf Sakura, die auf einem Stuhl neben ihrem Bett sitzt. Hinata fährt sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen und räuspert sich, um ein wenig Kraft in ihre Stimme zu zwingen. „Sag es mir.“ „Der Embryo saß an deiner unteren Hohlvene.“ Sakuras Blick wandert kurz ziellos durch den Raum und sie blinzelt verdächtig oft, bevor sie wieder zu Hinata sieht und sich zwingt zu antworten. „Es… blieb uns keine andere Wahl, als… den Embryo zu entfernen und zu verhindern, dass du dabei verblutest.“ Hinata selbst richtet ihren Blick leer auf die weiße Deckenfarbe, aber sie spürt Sakuras Besorgnis, ohne in ihre Richtung sehen zu müssen. „Eine weitere Sache, die mir das Herz bricht, wird mich nicht umbringen.“ Aber Sakura ergreift ihre Hand und zieht Hinatas Blick dadurch trotzdem erneut auf sich. „Ich habe keine Angst, dass es dich umbringt. Ich habe Angst, dass es dich zerstört.“ Die junge Clanerbin dreht ihren Kopf erneut Richtung Decke. „Irgendwann vielleicht, aber jetzt noch nicht.“ . . . - Zur selben Zeit - Anhand der Beschreibung einer der Frauen aus ihrem Dorf findet er sie in dem Waldstück, das an das ehemalige Uchiha-Viertel grenzt. Sie sitzt auf einem umgestürzten Baumstamm und sieht zu, wie Takeru und Nia wenige Meter vor ihr ausgelassen miteinander auf der Wiese toben, aber als er aus dem Schatten der Bäume tritt, fällt ihr wachsamer Blick augenblicklich auf ihn. „Darf ich?“ Sie nickt knapp, bevor sie wieder nach vorne sieht. „Du scheinst deinen Wachen ihren Job gerne zu erleichtern.“ Seine Mundwinkel zucken nach oben, als er sich neben sie setzt. Für einen Moment sieht er ebenfalls auf die spielenden Kinder, aber es erinnert ihn auch eindringlich daran, warum er hier ist. Gaara richtet seine volle Aufmerksamkeit auf die junge Frau neben sich und obwohl er es an nichts Konkretem festmachen kann, hat er das Gefühl, das seit gestern Abend etwas vorgefallen ist, das sie belastet. „Geht es dir gut?“ Ihre ausdrucksstarken Augen richten sich auf ihn und er sieht etwas in ihnen aufflackern, das verdächtig nah an Schmerz grenzt. Aber dann blinzelt sie und die Emotion verschwindet in perfektionierter Gleichmütigkeit. „Ja, es geht mir gut.“ Sie weiß, dass ihre Gefühle heute zu ersichtlich an der Oberfläche schimmern, aber als sie heute Morgen Sakura und Hinata im Krankenhaus besucht hat, war auf den ersten Blick offensichtlich, dass bei den beiden gestern noch eine ganze Menge mehr schiefgegangen ist, als sie mitbekommen hat. Hinatas bewusstloser Zustand und Sakuras auffällige Schweigsamkeit belasten seither jeden ihrer Gedankengänge. Sie ist mit den Kindern in den Wald gekommen, um zumindest sie von der angespannten Atmosphäre wegzubringen, die auch unter den anderen Frauen herrscht, seit sich die Nachricht verbreitet hat, dass sich drei Männer aus dem Dorf der Grenze Konohas nähern. „Und gut ist die Umschreibung für was?“ Seine direkte Frage lässt ihren Mundwinkel versteckt zucken. „Dem Baby geht es gut.“ „Ich habe gefragt, wie es dir geht.“ Sie sieht zurück zu ihm und erwidert unerschrocken seinen Blick, während sie sich mit ihrer Antwort Zeit lässt. „Mir geht es auch gut.“ Es ist keine direkte Lüge. Gesundheitlich fehlt ihr zumindest nichts und ein bisschen Schlafmangel hat auch noch niemanden umgebracht. Nicht in der Stimmung diesen Gesprächspunkt weiter zu vertiefen, stellt sie die nächste Frage zuerst. „Was willst du mich wirklich fragen?“ Dieses Mal ist er es, der sich mit seiner Antwort Zeit lässt und zuerst zurück zu den spielenden Kindern sieht, die sie nicht weiter beachten. „Auch auf die Gefahr hin, dass du wieder wütend wirst-“ Er bricht seinen Satz doch ab, selten zögerlich, aber sie hat längst erkannt, worauf er hinaus will. Soya zieht ihr linkes Knie an ihren Körper und dreht sich ein wenig zu dem jungen Kazekagen um. „Es war kein Trick. Ich hätte dich problemlos ausknocken können, ohne zuvor mit dir zu schlafen.“ Ihre freche Aussage treibt ein seltenes Schmunzeln auf seine Lippen. „Ach ja?“ Sie erwidert die amüsierte Geste. „Du hättest niemals damit gerechnet.“ „Ich fand eigentlich, dass du deinen Standpunkt, als du zur Begrüßung mit einem Kunai nach mir geworfen hast, schon ziemlich deutlich gemacht hast.“ Seine Worte jagen ein erneutes Zucken durch ihre Mundwinkel, aber dann beugt sie sich ein Stück weit zu ihm vor, senkt die Stimme und beschließt kurzentschlossen eine Sache zwischen ihnen endgültig klarzustellen. „Ich war auf einer Mission, die ein klein wenig schief gegangen ist. Nachdem nicht unweit von mir ein Sprengsatz losgegangen ist, bin ich alleine nahe der Stelle gelandet, an der wir uns später begegnet sind. Ich war schon oft alleine auf Missionen unterwegs, aber es war nie so, dass sie nicht gewusst hätten, wo ich mich aufhalte. Bis zu dieser Nacht. Ich bin praktisch verloren gegangen.“ Ihr Blick fällt auf ihren Neffen, der konzentriert einen Turm aus Steinen baut. „Es stand außer Frage, dass ich am nächsten Morgen zurückkehren würde. Aber diese Nacht war seit Jahren meine erste Nacht in Freiheit.“ Sie dreht den Kopf zurück zu Gaara und sucht offen seinen Blick. „Ich habe mit dir geschlafen, weil ich wollte.“ Aber scheinbar war das Ganze für ihn noch nicht klar genug, denn seine Stirn legt sich in ersichtliche Falten. „Warum?“ Auf seine Frage hin bricht ein Lachen über ihre Lippen. „Warum ich mit dir schlafen wollte?“ Dieses Mal bleibt er stumm und das Lachen verschwindet schnell aus ihrem Gesicht. Während er seinen Blick zurück auf die Kinder richtet, mustert sie sein Profil von der Seite und analysiert jede noch so kleine Regung in seinen feinen Gesichtszügen. Sein Pokerface ist fast besser als ihres, aber ebenso wie sie scheint er sich ihr gegenüber nicht ganz so viel Mühe zu machen, seine Empfindungen zu kaschieren. Es ist subtil, aber sie sieht das minimale Funkeln in seinen Augen, das verdächtig nach Unsicherheit aussieht. Ihre nächste Handlung ist seltener Spontanität geschuldet. Ohne die Entscheidung rational abzuwägen, beugt sie sich vor und drückt ihre Lippen gegen seine. Die Berührung dauert nur zwei Sekunden, aber es ist genug, um sie drei Monate zurückzuwerfen, zu dem Abend, an dem sie sich begegnet sind. Soya lehnt sich zurück und schafft es, nach außen hin unbeeindruckt, zu kaschieren, dass die Berührung jedes einzelne ihrer Nervenenden mit Elektrizität versetzt hat. Sie sieht zurück zu Nia und Takeru und registriert mit einem verborgenen Schmunzeln, dass der aufmerksame Blick ihres Neffen auf ihr liegt, er aber sofort zur Seite sieht, als sie ihn bemerkt. „Deshalb.“ Sie dreht den Kopf zurück zu Gaara und begegnet direkt seinem Blick. „Sind wir damit jetzt durch oder sollte ich dir vielleicht noch dieselbe Frage stellen?“ Er bewegt sich so schnell, dass sich ihre einzige körperliche Reaktion darin äußert, dass sich ihre Augen überrascht weiten und sich eine angespannte Starre über ihre Muskeln legt, als er eine Hand in ihren Nacken schiebt und sie ruckartig zurückzieht, bis ihre Lippen erneut auf seinen liegen. Ihre Finger strecken sich reflexartig in seine Richtung, aber sie behält sie an ihrer Seite und widersteht der Versuchung sie in seinen Haaren zu vergraben und die Berührung zu vertiefen. Aber ihre Lider sind drauf und dran ohne ihr bewusstes Zutun zuzufallen, als er sich jedoch bereits wieder von ihr löst. Soya blinzelt zweimal zu oft, als Gaara sich zurücklehnt, gewinnt ihre Fassung aber dennoch schnell zurück. „Dann hätten wir das ja jetzt geklärt.“ Er lässt sie los, verweilt aber dicht neben ihr. Auch sein Blick wandert kurz zu den spielenden Kindern, bevor er eindringlich wieder den ihrigen sucht. „Ich weiß, ihr seid gerade erst hier angekommen und ich rede nicht von jetzt gleich, aber… könntest du dir eventuell vorstellen mit mir nach Suna zu kommen, wenn das hier alles vorbei ist?“ Es scheint ihm erneut gelungen zu sein, sie zu überraschen, denn es dauert mehrere Wimpernschläge, bevor sich ihre Haltung erneut streckt. „Denkst du nicht, wir sollten zuerst einmal Grundlegenderes klären, bevor wir über so etwas nachdenken? Du kennst nicht einmal meinen Nachnamen.“ „Spielt der eine Rolle?“ Es ist offensichtlicher Zynismus, der sich in ihren Mundwinkeln versteckt. „Nicht mehr im eigentlichen Sinne, aber durchaus für unsere… Situation.“ „Wie ist dein Nachname?“ „Inazuma. Soya Inazuma.“ Es dauert kaum ein paar Sekunden, dann weiten sich Gaaras Augen sichtbar. „Inazuma wie der Inazuma-Clan?“ Soya nickt. „Aber angesichts der Tatsache, dass nur noch Takeru und ich übrig sind, ist es ein wenig übertrieben von einem Clan zu sprechen.“ Sie sieht wie sich die Fragen in seinen Augen überschlagen und beschließt ihm die Bürde abzunehmen, zu erwägen, ob es unhöflich wäre sie zu stellen. „Und ich würde sagen, die meisten Gerüchte, die du über uns gehört hast, sind war. Wir waren einer der mächtigsten Clans Kaminari no Kunis. Und ähnlich wie der Uchiha-Clan haben wir uns nach und nach selbst zerstört. Auch uns hat unsere Macht alles gekostet. Aber wir mussten es nicht selbst tun. Das haben unsere Gene für uns übernommen.“ Sie lässt ihm einen Moment, um zu ihrer Offenbarung aufzuschließen und dieses Mal wandert sein Blick auf eine andere Art musternd über ihren Körper. „Also stimmt das mit der Elektrizität?“ Sie behält ihren Blick auf die Kinder gerichtet, die ungeachtet ihres schwerer gewordenen Gesprächsthemas ausgelassen ihr Spiel fortsetzen. „Dank unseres Kekkei Genkais pulsieren in unserem Körper konstant mehrere tausend Volt, ja.“ Er hat diese Offenbarung noch nicht verarbeitet, als sie ihm direkt die nächste vor die Füße wirft. „Aufgrund der… Besonderheiten unseres Clan hat kaum eine Frau je eine Geburt überlebt. Meine Mutter war eine von ihnen. Aber beim zweiten Mal ist dann auch ihr Glück verronnen.“ Ihr Blick verliert sich für einen Moment in der Ferne mit dem Gedanken an ihre Schwester, aber dann sieht sie emotionslos zurück zu ihm. „Hinata und ich haben eine Abmachung uns um die Kinder des anderen zu kümmern, solange es uns möglich ist. Ich habe Hinata darum gebeten, sich um das Baby zu kümmern, falls-“ Aber Gaara fällt ihr überraschend heftig ins Wort. „Hör auf!“ Sie hält seinen Blick, lässt sich aber von seiner sichtlichen Aufregung nicht aus der Ruhe bringen. „Gaara, wenn du dieses Baby willst, unterschreibe ich dir sobald wie möglich die Papiere, die deine Vaterschaft bestätigen und-“ Sie bricht ihren Satz gezwungenermaßen ab, als er seine Hand erneut in ihren Nacken schiebt und sie dieses Mal rau und heftig gegen seine Lippen zieht. Sie legt ihre Hände zuerst gegen seinen Oberkörper, um ihn wegzustoßen, aber seine leidenschaftliche Berührung veranlasst sie schnell dazu, stattdessen ihre Finger in seinem Oberteil zu vergraben und seine Berührung zu erwidern. Auch als er sich von ihr löst, behält er sie so dicht bei sich, dass sie jedes seiner Worte gegen ihre Lippen spürt. „Ich will nichts mehr in diese Richtung von dir hören! Niemand wird hier sterben! Und jetzt wirst du mich zu Tsunade begleiten, damit sie uns genau das bestätigen wird.“ „Ich muss die Kinder nach Hause bringen.“ Sie unterbricht ihn, als er ansetzt, etwas zu sagen. „Und dann gehen wir wegen mir am besten mit Tsunade zu Sakura und Hinata, wenn du das willst. Aber es wird dir nicht gefallen, was sie dir sagen werden.“ . . . „Wir könnten dein Chakra während der Geburt lahmlegen.“ Tsunades Vorschlag ist nach langer Diskussion der Erste, der nicht direkt abgelehnt wird. Aber nach ein paar Sekunden wird ihr klar, dass das überwiegend daran liegt, dass Sakura mit ihren Gedanken ganz wo anders zu sein scheint. „Sakura?“ Es dauert einen Moment, bis sich die Angesprochene zurück in die Wirklichkeit blinzelt. „Tut mir leid.“ Ein vertrautes, übermütiges Grinsen ziert plötzlich ihre Lippen. „Aber ich rechne immer noch die Wahrscheinlichkeit aus, dass ausgerechnet ihr beide euch zufällig begegnet seid.“ Soya rollt nur mit den Augen und Hinata, auf deren Bettkante Sakura sitzt, stößt ihre vorlaute Freundin gutmütig mit dem Ellenbogen in die Rippen. „Schon gut, schon gut.“ Sakura verliert das Amüsement und nimmt den angemessenen Ernst an. „Ihr Chakra lahm zu legen, würde nur das Risiko erhöhen, dass es im Rahmen der Geburt unkontrolliert durchbricht.“ Als Gaara die Stirn runzelt, schaltet Soya sich in die Diskussion ein, die sie bisher überwiegend den beiden Medic-nin überlassen hat. „Eines unserer größten Mankos war schon immer, dass wir lebenslang Schwierigkeiten haben unser Bluterbe zu kontrollieren. Geht unser Temperament mit uns durch, gerät auch unser Chakra außer Kontrolle.“ Das bittere Schmunzeln um ihre Mundwinkel verrät, dass sie nicht so gelassen ist, wie es den Anschein hat. „Und wir waren schon immer eine ausgesprochen temperamentvolle Familie.“ Sie räuspert sich und nach ein paar Tagen erkennt Gaara problemlos, wie sich jeder der Muskeln in ihren feinen Gesichtszügen bewusst anspannt, als sie die ohnehin kaum sichtbaren Emotionen aus ihrer Mimik verdrängt. „Wir waren unglaublich mächtig, aber es brauchte keine Feinde, um uns auszulöschen. Über zwei Drittel der Schwangerschaften in unserem Clan wurden schon vor der Geburt abgebrochen. Einmal die Beherrschung auch nur ein wenig zu verlieren, reicht, um unser Bluterbe in unserem Körper ausbrechen zu lassen. Und das jagt eine Voltanzahl durch unseren Organismus, den kein Fötus überlebt. Oftmals ist die Schwangerschaft schon vorbei, bevor die Frau überhaupt gemerkt hat, dass sie schwanger ist. Schafft man es neun Monate lang jeden Impuls zu unterdrücken und jede Emotion zu kontrollieren, sorgt die Anspannung einer Geburt in der Regel dafür, das sich dann alles entlädt. Mehr als die Hälfte der Frauen in unserem Clan haben die Geburt ihres ersten Kindes nicht überlebt.“ Nach mehreren Minuten angespannter Stille räuspert sich Tsunade schließlich durch die Anspannung. „Was wäre mit einem Kaiserschnitt? Würde eine Narkose das Risiko nicht beseitigen?“ Dieses Mal überlässt Sakura die Antwort gleich Soya. „Vermutlich. Wäre da nicht das kleine Hindernis, das in unserer Familie ebenfalls eine heftige Allergie gegen Narkosemittel hartnäckig weitervererbt wird.“ Dieses Mal ist es klare Resignation, als die erfahrene Sanin zwischen den drei Frauen hin und her sieht. „Ihr habt das alles schon durch.“ Soya nickt. „Seit Generationen. Es ist, was es ist. Ein Kind zu bekommen, ist in unserem Clan ein Spiel mit dem eigenen Leben und nicht allzu guten Chancen. Es ist ein Risiko, das wir immer kannten.“ Ihre Augen finden Gaara. „Ein Risiko, das es immer wert war.“ Sie schließt für einen Moment die Augen, als der Kazekage sich umdreht und mit einer letzten Höflichkeit in die Richtung der Hokage den Raum verlässt. „Ich danke dir für deine Hilfe, Tsunade.“ Soya sieht zurück zu Hinata und Sakura und letztere nickt auffordernd in die Richtung der Tür, die gerade in ihrem Rücken ins Schloss fällt. „Na los, das ist jetzt deine Aufgabe.“ Soya schiebt sich seufzend eine lose Haarsträhne zurück hinter ihr Ohr. „Wir kennen uns kaum.“ „Es hat immerhin schon zum Kinder machen gereicht.“ „Sakura!“ Hinatas Rüge erfolgt mit einem Kopfschütteln, bevor sie zu Soya sieht. „Was Sakura meint ist, dass du mit ihm reden solltest.“ Die schöne Medic-nin hebt unschuldig die Arme. „Genau das habe ich doch gesagt.“ Während Hinata gutmütig mit den Augen rollt, verlässt Soya ebenfalls den Raum und Tsunade wendet sich an die beiden. „Ihr habt davon also nichts gewusst?“ Sakura zuckt ehrlich mit den Schultern. „Wir wussten nur, dass der Vater des Babys nicht aus dem Dorf war und sie ihm zufällig bei einer misslungenen Mission begegnet ist. Außerdem wusste sie selbst nicht, wer er war, woher hätten wir es also wissen sollen.“ Sie sieht zu Hinata, deren Aufmerksamkeit sich jedoch irgendwo verloren zu haben scheint und sieht dann zurück zu ihrer Sensei. „Aber es ist gut, dass du hier bist, dann können wir ja jetzt darüber reden, wann du vorhast uns hier wieder raus zu lassen?“ Sie spürt Hinatas skeptischen Blick auf sich, was nicht weiter verwunderlich ist, nachdem sie ihr vor dem Besuch der Kage und Soya einen ausführlichen Vortrag darüber gehalten hat, dass sie sich die nächsten Tage unbedingt noch schonen muss. Aber es würde mehr Verdacht bei ihrer ehemaligen Sensei erregen, wenn sie sich nicht bei der ersten Gelegenheit über ihren Krankenhausaufenthalt beschweren würde und sie verlässt sich darauf, dass Tsunade sie schon aus Prinzip mindestens noch einen Tag hierbehalten wird. • Soya verlässt das Krankenhaus mit raschen Schritten und sieht sich suchend um, auch wenn sie wirklich nicht weiß, was sie ihm noch sagen soll. Sie sieht seine vornehme Kleidung gerade noch in einer der Seitengassen verschwinden und beschleunigt ihre Schritte, um noch zu ihm aufschließen zu können. „Gaara, warte!“ Er bleibt stehen und sie ist froh, dass er eine unbelebte Seitengasse gewählt zu haben scheint und es keine unmittelbaren Zeugen zu ihrem Gespräch gibt. Sie weiß selbst immer noch nicht, was das zwischen ihnen ist und sie kann auf unerwünschte Zuschauer generell verzichten. Sie bleibt kurz vor ihm stehen, ohne eine Entscheidung getroffen zu haben, was genau sie ihm sagen will. „Hör zu, es… tut mir leid, dass meine Familie so verkorkst ist. Und du da mit rein geraten bist.“ Sie runzelt die Stirn, als trotz dem Ausdruck in seinen Augen ein leichtes Schmunzeln seine Lippen verzieht. „Du kennst meine Familie noch nicht.“ Aber seine Gesichtszüge verlieren schnell jegliche Freude. „Ich will nicht, dass mein Kind so aufwächst wie ich.“ Sie weiß nicht viel über ihn, aber als Kazekage zählt seine Biographie zum Allgemeinwissen und es ist kein Geheimnis, wie seine Mutter gestorben ist. Es ist mehr ein Impuls, als eine bewusste Entscheidung, der sie nach seiner Hand greifen lässt. „Ich habe nicht vor, mich kampflos meiner Biologie zu unterwerfen.“ Ein leichtes Schmunzeln zupft an ihren Lippen, als sie seinem Blick begegnet. „Und ich bin alles in allem eine ziemlich passable Kämpferin.“ Sie verliert ihren Atem mit einem Keuchen, als er ohne jegliche Vorwarnung und in einer fließenden Bewegung eine Hand in ihren Nacken schiebt, den Kopf zu ihr senkt und seine Lippen auf ihre drückt. Es ist kein Kuss wie heute Morgen. Da ist keine Vorsicht, kein Zögern, kein Rückzug. Er schlingt seine andere Hand um ihre Hüfte und zieht sie gegen seinen Körper, während er sie küsst, als wären sie zurück in einem verlassenen Waldstück in Kiri und nicht in einer Seitengasse in Konoha, die jeden Moment nicht mehr so verlassen sein könnte. Aber wenn es ihm egal ist, ist es ihr auch egal. Mit einem atemlosen Seufzen, das gegen seine Lippen verhallt, schiebt sie ihre Hände in seine Haare und streckt sich auf die Zehenspitzen, um ihm näher zu kommen. Sie unterbricht den Kuss schließlich, aber er lässt sie nicht los und sie lässt sich seufzend in seine Umarmung sinken und lehnt ihre Stirn vorsichtig gegen seine Schulter. Ihr Herz pocht spürbar in ihrem Brustkorb, aber es ist nicht allein sein Kuss, der das flatterhafte Organ aus dem Takt gebracht hat; es ist die Art wie er sie hält. • - Kurz darauf - Shikamaru runzelt sichtlich überrascht die Stirn, als er die Tür öffnet und sich unerwartet dem Kazekagen gegenüber sieht. „Gaara.“ Der junge Kage nickt knapp, beide Hände in die Hosentaschen geschoben. „Shikamaru. Ist meine Schwester zu Hause?“ „Sie ist im Wohnzimmer.“ Shikamaru tritt einen Schritt zur Seite. „Warum gehst du nicht einfach durch? Ich wollte uns sowieso gerade etwas zum Essen holen.“ Er wartet, bis Gaara an ihm vorbei den Flur betritt, bevor er nach seiner Jacke greift und selbst über die Türschwelle nach draußen tritt. „Soll ich dir auch etwas mitbringen?“ Gaara schüttelt den Kopf, hält aber noch einmal inne, bevor er durch die Flügeltür am Ende des Flures das Wohnzimmer betritt. „Danke.“ Shikamaru nickt kommentarlos und ohne direkt anzuerkennen, dass ihm bewusst ist, dass sein zukünftiger Schwager sich nicht für die Einladung zum Essen bedankt hat. Temari sitzt mit einer großen Tasse Tee in den Händen auf der Fensterbank und die Tatsache, dass sie ein dicker Schal und eine Decke einhüllen, lässt Gaara die Stirn runzeln. „Bist du krank?“ Aber Temari winkt seine Besorgnis ab. „Es ist nur eine Erkältung.“ Sie zieht die Beine an, um die Hälfte der Fensterbank freizumachen und klopft mit ihrer freien Hand auf das breite Holzbrett. Gaara kommt ihrer Aufforderung seufzend nach und lässt sich neben seiner Schwester nieder, die gewohnterweise keine Sekunde verschwendet, den Elefanten im Raum direkt anzusprechen. „Was ist los?“ Der Kazekage lehnt seine Stirn gegen das kühle Glas und sieht an seiner Schwester vorbei hinaus in den Garten, der zunehmend von der herannahenden Dunkelheit der Nacht überzogen wird. „Es gibt anscheinend ein hohes Risiko, dass Soya die Geburt unseres Kindes nicht…“, er nimmt einen tiefen Atemzug bevor er den Satz beenden kann, „…nicht überleben wird.“ Temari richtet sich augenblicklich neben ihm auf und stößt ihn sanft mit dem Fuß, bis er ihren Blick erwidert. „Was? Wieso sollte sie? Sie ist wie alt, 19, 20? In dem Alter stirbt man nicht und besonders nicht an einer Geburt.“ „Ich weiß nicht, wie alt sie ist.“ Die Suna-nin bemüht sich nicht einmal das Grinsen auf ihren Lippen zu verbergen und ihre Reaktion veranlasst ihren Bruder bereits zu einem Augenrollen, bevor sie ihre neckende Stichelei in Worte fasst. „Dann hoffen wir mal, dass sie schon über 18 ist. Das gäbe sonst wirklich einen Skandal.“ „Ich werde sie bei nächster Gelegenheit fragen.“ Aber Temari wird ihre Belustigung schlagartig wieder los. „Wieso?“ „Sie ist eine Inazuma.“ Diese Offenbarung steht für einen Moment zwischen ihnen, bis Temari die Aussage blinzelnd verarbeitet. „Inazuma? Inazuma wie der legendäre Inazuma-Clan aus Kaminari no Kuni?“ Als ihr Bruder wortlos nickt, werden die hellen Augen der Suna-nin weit. „Ich dachte, der Clan wäre vor Jahren ausgestorben!“ „Scheinbar sind Soya und ihr Neffe die letzten.“ Dieses Mal verarbeitet Temari die Information wesentlich schneller und verliert kaum ein paar Sekunden, um ihre nächste Frage abzuwägen. „Also stimmt das mit der elektrischen Energie?“ Die Tatsache, dass seiner Schwester beinahe wortwörtlich seine Fragen an Soya wiederholt, ringt Gaara trotzdem ein halbes Schmunzeln ab. „Sie hat es mir noch nicht demonstriert, aber ich gehe davon aus.“ „Ich muss dringend mehr Zeit mit ihr verbringen.“ „Temari.“ Die Blondine blinzelt betont unschuldig. „Was? Ich werde mich natürlich nur von meiner allerbesten Seite zeigen.“ Doch dann nimmt sie erneut eine ruhige Ernsthaftigkeit an und legt ihre Hand beruhigend auf Gaaras. „Aber jetzt wirst du mir erst in Ruhe erklären, warum die Tatsache, dass sie eine Inazuma ist, bedeutet, dass sie ein hohes Risiko hat bei einer Geburt zu sterben.“ Also fasst er sein niederschmetterndes Gespräch mit Soya, Sakura, Tsunade und Hinata noch einmal knapp für seine Schwester zusammen. „Das wird nicht passieren.“ „Das habe ich auch gesagt.“ Temaris Augen wandern aufmerksam über die vertrauten Gesichtszüge ihres jüngsten Bruders, die heute bei weitem nicht so verschlossen wirken, wie sonst. Aber sie wiederholt ihre Feststellung, dass er ehrliche Gefühle für Soya hat, nicht noch einmal laut. Stattdessen stellt sie ihre Teetasse ab, beugt sich vor und schlingt fest beide Arme um ihn und äußert einen Satz, den sie ihm gegenüber seit Jahren nicht mehr formuliert hat. „Es wird alles gut.“ . . . - Am nächsten Vormittag - Das Blut ihrer Feinde klebt immer noch an ihnen, weil sie sich nicht einmal die Zeit genommen haben, es abzuwaschen, so schnell haben sie den Rückweg in ihr Heimatdorf angetreten. Außerdem haben sie alle drei auch die eine oder andere Verletzung davongetragen, auch wenn keine davon schwerwiegender oder lebensbedrohlich ist. Aber vor allem Toma hat ihnen einen besseren Kampf geliefert, als sie erwartet haben und sie haben es überwiegend Neji und seinem praktischen Bluterbe zu verdanken, dass ihre Haut jetzt nicht von einer tödlichen Schwärze überzogen ist. Ihr erster Weg führt sie pflichtschuldig ins Krankenhaus, aber ihr Besuch dort erfolgt nur vorgeschoben aufgrund des Protokolls, das eine Meldung und Behandlung nach jeder Mission dort vorschreibt. Sie haben den Eingangsbereich allerdings kaum betreten, als ihnen ihre Hokage persönlich entgegen kommt und Tsunades Augen fahren augenblicklich kritisch über ihre mitgenommenen Gestalten. „So wie ihr ausseht, habt ihr euren Auftrag erfüllt. Irgendetwas, was ich wissen sollte?“ Sie nickt in die Richtung einer Tür zu ihrer Linken und die drei ANBU folgen ihr wortlos in einen Behandlungsraum. Naruto fährt sich müde durch die blutverschmierten Haare. „Nicht wirklich. Wir kannten nur Toma und der war auch das größte Problem, aber nachdem wir die anderen zwei ausgeschaltet haben, hat er uns auch keine allzu großen Schwierigkeiten mehr gemacht.“ Tsunade sieht von Naruto zu Sasuke und Neji und selbst in den stoischen Mienen der beiden liest sie heute genug. Der unbändige Zorn, der in den letzten Wochen in jedem der drei Männer gekocht hat, hat zweifellos dafür gesorgt, dass es ein ausgesprochen blutiges Aufeinandertreffen war. Sie bedeutet zuerst Naruto sich auf die Behandlungsliege zu setzen und wendet sich der tiefen Schnittverletzung am Oberschenkel des Blonden zu, aus der immer noch Blut rinnt. „Wie geht es Sakura und Hinata?“ Die Hokage behält ihren Blick auf der Verletzung, die sie mit geübten Handgriffen säubert, bevor sie ihr Chakra aktiviert. „Sie haben das Krankenhaus vor ein paar Stunden verlassen.“ Sasukes Kiefer knackt hörbar und er nimmt diese Nachricht gewohnt unzufrieden auf. „Hast du sie entlassen oder haben sie sich selbst entlassen?“ „Ich habe ihrer Entlassung zugestimmt.“ Die vage Antwort legt auch Narutos Stirn in Falten. „Tsunade, komm schon.“ Die Hokage erhebt sich, nachdem sie ihre Heilung an Narutos Oberschenkel beendet hat und erwidert seufzend den Blick des blonden Shinobi. „Hinata hat sich nicht besonders gut erholt und ich glaube, Sakura hat keine einzige Minute geschlafen, seit sie aus ihrer Bewusstlosigkeit aufgewacht ist. Mehr kann ich euch nicht sagen.“ „Und du hast sie aus dem Krankenhaus entlassen, ohne dem auf den Grund zu gehen?“ Neji verschränkt die Arme, ebenso sichtlich unzufrieden wie Sasuke zwei Meter neben ihm. Aber die Hokage runzelt warnend die Stirn in ihre Richtung. „Solange keiner von euch jahrzehntelange Erfahrung als Medic-nin vorweisen kann oder den Titel Hokage trägt, erwarte ich, dass meine Anweisungen kommentarlos befolgt und meine Entscheidungen wortlos hingenommen werden. Und falls einer dazu noch etwas zu sagen hat, könnt ihr auch direkt anfangen eure Berichte für diese Mission zu schreiben.“ Naruto springt mit einem Satz von der Behandlungsliege und unterbindet jegliche Fortsetzung dieses Gespräch, die einer seiner beiden ANBU-Kollegen im Sinn haben könnte. „Weißt du, wo sie sind?“ „Ich nehme an bei Soya, irgendwo im Uchiha-Viertel. Wenn ihr also keine weiteren Verletzungen aufzuweisen habt, die eine sofortige Heilung benötigen, verschwindet aus meinem Krankenhaus. Allerdings solltet ihr euch vorher zumindest das gröbste Blut abwaschen. Ich glaube kaum, dass sie es zu schätzen wüssten, wenn ihr so vor den Kindern auftaucht.“ Tsunade verlässt den Raum und die drei ANBU kommen ihrer Aufforderung knapp nach, bevor sie das Krankenhaus schnellstmöglich wieder verlassen. Sie sind nur noch zwei Querstraßen vom ehemaligen Uchiha-Viertel entfernt, als ihnen eine vertraute Gestalt ins Auge fällt. „Gaara!“ Narutos Ruf lässt den Kazekage inne halten und sie schließen schnell zu ihm auf, bevor sie ihren Weg ohne Absprache fortsetzen. „Wolltest du nach Sakura und Hinata sehen?“ Gaara erwidert Narutos Blick für einen Moment, bevor er wieder nach vorne sieht. „Eigentlich wollte ich zu Soya.“ „Soya?“ Bevor Gaara Narutos Nachfrage beantworten kann, schaltet sich Neji in ihr Gespräch ein. „Die schwangere Kunoichi mit den dunklen Haaren, die immer mit den zwei Kindern unterwegs ist?“ Naruto bestätigt die nüchterne Zusammenfassung des Hyuugas mit einem knappen Nicken, seine Aufmerksamkeit immer noch auf dem Kazekage, der beide Hände in den Taschen seines Mantels verbirgt. „Es ist mein Kind.“ Bei Sasuke und Neji springt beinahe synchron eine Augenbraue in die Höhe, aber Naruto runzelt verständnislos die Stirn. „Was? „Das Kind, mit dem Soya schwanger ist, ist von mir.“ Der Kazekage führt diese Offenbarung weiter, ohne sich mit der sichtlichen Überraschung der Konoha-nin aufzuhalten. „Ich bin ihr zufällig auf einer meiner Reisen nach Kirigakure begegnet. Ich habe nicht gewusst, dass sie in irgendeiner Weise mit Hinata und Sakura in Verbindung steht und sie wusste auch nicht wer ich bin.“ Naruto blinzelt kontinuierlich fünfmal pro Sekunde, Nejis Augenbrauen sind unter seinem Stirnband verschwunden und sogar Sasuke öffnet den Mund fünfmal, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Als Naruto schließlich mit einem Räuspern seine Stimme wiederfindet, rücken vertraute Gestalten in ihr Blickfeld und beenden ihr Gespräch abrupt. Die drei Frauen sind mit den beiden Kindern allein am Waldrand, der die äußere Grenze des Viertels markiert und auch wenn außer Frage steht, dass ihr Näherkommen Hinata nicht entgangen sein kann, liegt die Aufmerksamkeit der jungen Hyuuga im Moment ausschließlich auf Nia, die sich müde die Augen reibt und mit unsicheren Schritten auf Hinata zutapst und blind die Arme nach ihr ausstreckt. Aber als Hinata ansetzt sich nach dem Kleinkind zu bücken, streckt Sakura ruckartig die Hand nach ihr aus und ihre Stimme ist das Erste, was deutlich verständlich zu den Männern durchdringt. „Hinata.“ Sakura spricht ihren Namen ausgesprochen ruhig aus, aber es liegt trotzdem eine leise, kaum hörbare Warnung darin. Obwohl sie nur ihr Profil sehen, steht für einen Moment der Schmerz so klar in Hinatas Augen, dass es sich nicht leugnen lässt und Narutos Haltung strafft sich augenblicklich und spannt sich gleichzeitig an. Aber ein Blinzeln und es ist verschwunden. Sakura bückt sich bereits nach Nia, hebt das Kleinkind sicher in die Höhe und drückt ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sie in Hinatas Arme legt. Hinata flüstert Nia leise Worte zu und das Mädchen legt ihren Kopf müde an Hinatas Schulter und scheint innerhalb von Sekunden einzuschlafen. Das ist dann auch der Moment, wo sich die Aufmerksamkeit der drei Frauen direkt auf die sie verlagert. Es ist Soya, die sich erhebt, während ihr Blick ebenso kritisch über sie wandert, wie der von Sakura und Hinata, aber auf keinem von ihnen verweilt. „Sind sie tot?“ Ihre Frage lässt die Männer stutzend innehalten. Neji räuspert sich. „Ja.“ „Und einer von ihnen war Toma?“ Dieses Mal kommt die Bestätigung von Sasuke. „Ja.“ Ihr nächster Atemzug bewegt Soyas Brustkorb sichtbar, während ihr Blick auf ihren Neffen fällt, der wenige Meter von ihnen entfernt in eine Darstellung mit seinen Spielzeugfiguren vertieft ist. Hinata macht einen Schritt auf sie zu, einen Arm sicher um die schlafende Nia geschlungen, streckt sie die andere Hand in einer unverkennbar tröstenden Geste nach Soya aus, aber diese schüttelt nur den Kopf. „Ist schon gut.“ Ihr Blick ruht unentwegt auf Takeru. „Ich werde es ihm sagen.“ Sakura kaut in einer bekennenden Geste zögernd auf ihrer Unterlippe rum. „Jetzt gleich?“ Soyas Schultern straffen sich, bevor sie Sakuras Blick erwidert. „Diese Nachricht wird in weniger als einer Stunde durch alle unsere Leute gehen und auch vor den Kindern nicht Halt machen.“ Mit ihrem nächsten Wimpernschlag behält sie ihre Lider eine Millisekunde zu lange geschlossen. Als sie die Augen wieder aufschlägt, liegt eine vertraute eiserne Entschlossenheit darin. „Ich kann nicht riskieren, dass er es so erfährt.“ Damit bewegt sie sich mit raschen Schritten von ihnen weg und sinkt vor ihrem Neffen auf die Knie. Sie sind zu weit weg, um die leisen Worte zu verstehen, die Soya und Takeru miteinander wechseln. Hinata beugt sich über den Kinderwagen, der neben ihr steht und legt Nia mit sicheren Handgriffen hinein. Sakura öffnet den Mund, aber dann fängt sie Sasukes Blick auf, der wachsam wie gewohnt auf ihr liegt und presst stattdessen hart ihre Lippen aufeinander. Naruto sieht von Hinata, deren Atmung mit einem stummen Keuchen stockt, als sie sich über dem Kinderwagen wieder aufrichtet, zu Soya und zurück. „Hätten wir ihn nicht… töten sollen?“ Hinata hält seinen Blick kaum eine Sekunde, bevor sie ebenfalls wieder zu Soya und Takeru sieht, aber Sakura beantwortet seine Frage direkt. „Nein. Toma hat sein eigenes Schicksal besiegelt. Keiner von uns ist traurig darüber, dass wir mit ihm ein Problem weniger haben. Soya am allerwenigsten.“ Etwas verfärbt ihren Blick, als er auf Takeru fällt, der beinahe regungslos den Worten seiner Tante zuhört. „Aber er war dennoch Takerus Vater.“ „Und wir sind genetisch darauf programmiert unsere Eltern zu lieben. Selbst wenn sie uns jeden Tag das Leben zur Hölle machen.“ Hinatas leise Worte klingen weder bitter, noch lassen sie sonst irgendein Gefühl vermuten. Sakuras Stimme ist dagegen wesentlich ausdrucksstärker. „Das ist auch so ziemlich der einzige Grund, warum Kaito noch atmet.“ Narutos Blick wandert erneut zurück zu Hinata, aber die junge Hyuuga äußert sich nicht dazu. Ihre volle Aufmerksamkeit liegt auf Soya und Takeru. Auch wenn sie die Worte zwischen den beiden nicht verstehen können, erzählt der Gesichtsausdruck des Kleinen eine wortlose Geschichte. Jegliche Freude fällt aus seinem Gesicht, als er erfährt, dass er seinen Vater nie wieder sehen wird. Sein Kiefer spannt sich an, als er mit einem steifen Nicken versucht seine Emotionen zu beherrschen. Aber Soya schlingt beide Arme um ihn und zieht ihn in eine liebevolle, tröstende Umarmung. Doch als eine einzelne Träne über Takerus Wange läuft, die er schnell zur Seite wischt und sein schmaler Körper zu zittern beginnt, spannt sich Hinatas Haltung schlagartig an und auch Sakura macht einen Schritt nach vorne. Soya lässt Takeru los und legt ihre Hände beruhigend auf seine Schultern, aber ihre Worte scheinen nicht mehr zu dem Jungen durchzudringen. Aber das plötzliche Aufflackern eines kleinen, unkontrollierten Chakras ist für sie alle spürbar und Hinatas Warnung hallt durch die Luft. „Soya!“ Im nächsten Moment überschlägt sich alles. Helle Blitze knisternder Elektrizität scheinen sich von Takerus Händen über seinen ganzen Körper auszubreiten, als der Fünfjährige die Kontrolle über sein Chakra und sein Bluterbe verliert. Soya lässt Takerus Schultern gerade noch los, bevor die ersten Blitze ihre Haut streifen, aber obwohl Hinata und Sakura sich bereits bewegen, erreicht lange vor ihnen eine Wand aus Sand die beiden und trennt Soya wirkungsvoll von ihrem Neffen. Soyas wilder Blick fliegt zu Gaara, der in diesem Moment neben ihr erscheint und neben ihr in die Hocke sinkt. „Geht es dir gut?“ Sie nickt, steif aber unerklärlich atemlos und erhebt sich schnell aus ihrer sitzenden Position. Ihre Augen wandern hektisch über die Wand aus Sand, die sie umgibt und ihr jeden Blick auf ihren Neffen nimmt. „Nimm es weg.“ Auch Gaara hat sich wieder erhoben und streckt beschwichtigend einen Arm nach ihr aus. „Soya-“ Aber sie weicht seiner Berührung einmal mehr aus. „Nicht! Ich werde aufpassen, aber ich muss mich um ihn kümmern!“ Es widerstrebt ihm sichtlich ihrer Bitte nachzukommen, denn auch wenn viel von dem, was sie ihm gestern im Krankenhaus offenbart hat, immer noch ein Rätsel für ihn darstellt, so viel hat er verstanden: Ein einziger Kontakt mit ihrem eigenen Bluterbe, das auch ihr Neffe teilt, würde ihrem ungeborenen Kind mit ziemlicher Sicherheit das Leben kosten. „Gaara, bitte!“ Er schließt für einen Moment die Augen, bevor er seinen Sand zurückzieht, aber als er die Umgebung um sie herum wieder frei gibt, kniet Hinata vor ihnen auf den Boden, beide Arme fest um Takeru geschlungen, der leise weint, während immer noch helle Blitze um ihn zucken. Hinatas Chakra schimmert um sie herum und es ist nicht klar ersichtlich, in welcher Form sie den Jungen abschirmt, während Sakura, Neji, Naruto und Sasuke um sie herum stehen. Sakura hat ihre Lippen fest zusammengepresst, während die Männer eher perplex und ratlos an ihrer Seite verharren. Aber dann sackt Takerus Körper in sich zusammen, als ihm die Erschöpfung schließlich sein Bewusstsein stielt. „Hinata-“ Soya macht einen besorgten Schritt auf die Hyuuga zu, während Hinata sich mit Takeru auf dem Arm erhebt. „Ist schon gut.“ Sie macht Anstalten Soya das bewusstlose Kind zu reichen, aber Gaara tritt zuerst einen Schritt vor und sucht dann Soyas Blick. „Lass mich ihn für dich tragen.“ Es ist nur ein kurzes Zögern, bevor sie resigniert nickt und dann zurück zu Hinata sieht, die Takeru wortlos an Gaara weiterreicht und dann ihrem Blick begegnet. „Kannst du Nia mitnehmen?“ „Natürlich. Hinata, ich-“ Aber die Hyuuga schüttelt knapp den Kopf. „Ist schon gut.“ Sie wiederholt ihre vorherigen Worte steif und dieses Mal ist offensichtlich, dass jede ihrer Bewegungen kontrolliert und abgehackt und scheinbar unter größter Anspannung geschieht. „Geh!“ Soya nickt und bewegt sich auf den Kinderwagen zu, in dem Nia die ganze Aufregung verschlafen hat und Gaara folgt ihr wortlos. Naruto sieht ihnen nur für einen Moment hinterher, dann gehört seine volle Aufmerksamkeit wieder Hinata. „Hina, was ist los?“ Er streckt eine Hand nach ihr aus, aber sie weicht seiner Berührung aus und wendet sich stattdessen mit gepresster Stimme an ihren Cousin. „Neji, ich brauche eine freie Fläche, mehrere Quadratkilometer ohne Zivilisten in der Nähe. Sofort!“ Die Dringlichkeit in ihrer Stimme lässt den Hyuuga trotz sichtlicher Verständnislosigkeit handeln und nachdem er sich mit seinem Bluterbe umgesehen hat, murmelt er schnell ein paar ungefähre Koordinaten. Sakura greift wortlos nach Hinatas Arm und nach dem nächsten Wimpernschlag sind sie einmal mehr verschwunden, aber dieses Mal sind die drei Männer auf eben diese Aktion vorbereitet und folgen ihnen innerhalb von Sekunden in die Richtung, die Neji ihnen beschrieben hat. An der verlassenen Grünfläche mehre Kilometer von Konoha entfernt angekommen, hören sie gerade noch Hinatas angestrengte Worte an Sakura, die mehrere Meter von Hinata entfernt näher vor ihnen steht. „Du musst mich einschließen.“ Sakura nickt knapp und fängt noch im selben Moment an, ihre Hände zu bewegen und bevor einer der Männer eine Frage stellen kann, wird schnell offensichtlich, dass sie die Kraft in sich dirigiert. Das Gras vor ihren Füßen fängt ohne ersichtliche Quelle Feuer und Sakuras koordinierten Handbewegungen folgend, tanzen die Flammen in unnatürlicher Geschwindigkeit über die Erde und bilden einen perfekten Kreis einige Meter von Hinata entfernt um sie herum. Mit einem sprunghaften Anstieg der Energie in ihr, reißt Sakura beide Arme in die Höhe und das Feuer folgt jeder ihrer Bewegungen, bis sich ein meterhoher Feuerwall vor ihnen aufgebaut hat, der Hinata undurchdringlich vor ihnen abschirmt. Naruto beißt knurrend die Zähne zusammen und richtet innerlich warnende Worte an den Fuchs, der die ganze Szene mit wachsender Aufmerksamkeit verfolgt. Aber Sasuke tritt neben Sakura und umschließt mit einer Hand vorsichtig ihren Arm. Er wartet, bis sie seinem Blick begegnet, auch wenn er sieht wie sorgfältig sie jede Emotion verdrängt, bevor sie ihn ansieht. „Was ist da gerade passiert? Warum hat Gaara Soya so schnell von dem Kleinen weggerissen?“ Was er wirklich wissen will ist, woher ihre und Hinatas sichtliche Panik in diesem Moment gekommen ist und was sie jetzt hierher geführt hat. „Weil ein einziger Stromschlag gereicht hätte, um ihr Baby zu töten.“ Diese Offenbarung lässt Naruto zischend Luft holen und Neji überrascht die Stirn runzeln, während Sasukes linke Augenbraue nach oben springt, aber mit der einen Frage, die beantwortet wird, stellen sich auch wieder fünf neue. Das schlagartige und extreme Aufflammen von Hinatas Energie zieht ihre Aufmerksamkeit schlagartig auf das Innere des Feuerwalls, das sie nur erahnen können. Aber ersichtbar ist, wie der bisher strahlende Sonnenschein in Sekunden hinter dunklen Wolken verschwindet, die von einem rasch zunehmenden Wind begleitet werden. Neji macht einen Schritt nach vorne. „Verliert sie die Kontrolle?“ Ein zynisches Lachen verzieht Sakuras Mundwinkel auf der rechten Seite. „Ein wirklicher Kontrollverlust hätte diese ganze Gegend bereits in Schutt und Asche gelegt. Sie muss nur Takerus Energie loswerden, um ihre eigene wieder unter Kontrolle zu bekommen.“ Trotz dieser Zusicherung fährt ein einheitliches Zucken durch die drei Männer, als es plötzlich um sie herum blitzt, aber die gleißende Energie kommt nicht von den dunklen Wolken, sondern strebt von Hinatas Standpunkt gen Himmel hinauf. Und mit dem Sturm und dem Knistern der Flammen, die trotz des zunehmenden Windes keine Sekunde Sakuras Kontrolle zu entweichen scheinen, ist die Geräuschkulisse um sie herum so laut, dass es kaum zu hören ist, aber der Schrei, der in den Naturgeräuschen verhallt, stammt dennoch von Hinata. Naruto öffnet den Mund, aber in diesem Moment nähern sich ihnen Gaara und Tsunade mit raschen Schritten. Tsunades Augen wandern über das Naturschauspiel vor ihnen, aber Gaara fängt sich schneller und sucht Sakuras Blick. „Soya hat mich gebeten nach euch zu sehen. Sie meint, Takeru würde etliche Stunden schlafen.“ Sakura nickt, ihre Aufmerksamkeit nur zur Hälfte auf dem Kazekagen. „Er hat all seine Energie verbraucht und wird so schnell nicht zu sich kommen.“ Sie erwidert Gaaras Blick direkt, um die Ernsthaftigkeit ihrer nächsten Worte zu unterstützen. „Takeru ist für ein Fünfjährigen wahnsinnig kontrolliert und der genetische Anteil seines Vaters trägt auch dazu bei, dass er sein Bluterbe besser im Griff hat, als es in seinem Alter normalerweise möglich ist. Ein Ausbruch wie heute ist eine absolute Seltenheit. Du brauchst dir also diesbezüglich keine Sorgen zu machen.“ „Nach allem, was ich heute und gestern gehört und gesehen habe, soll ich mir keine Sorgen machen?“ Sakura setzt zu einer Erwiderung an, aber Hinatas Chakra flacht schlagartig ab und mit ihm auch der Wind um sie herum. Sobald Sakuras Aufmerksamkeit wieder ganz dem Feuer gehört, das sie heraufbeschworen hat, dauert es nur Sekunden, bis sich die tanzenden Flammen erneut ihrem Willen beugen und kleiner und kleiner werden, bis nur noch schwacher Rauch übrig bleibt und den Blick auf Hinata frei gibt, die regungslos in der Mitte steht, den Kopf in den Nacken gelegt und leer in den Himmel sieht. Aber dann blinzelt sie und dreht den Kopf zu ihnen. Ihr Blick findet zuerst Sakura und es ist offensichtlich, dass einmal mehr eine stumme Kommunikation zwischen den beiden Frauen stattfindet, die mit einem schweren Seufzen zuerst von Tsunade unterbrochen wird. „Hinata, ist mit dir alles in Ordnung?“ Die junge Hyuuga wendet sich mit steifen Bewegung der Hokage zu. „Ja.“ Die knappe Antwort ist in diesem Fall keinem genug und Sasuke bringt es als erster auf den Punkt. „Er ist nur ein kleiner Junge. Wie konnte dich seine Energie so durcheinander bringen?“ Es ist der gewohnte Blickwechsel zwischen Sakura und Hinata, der jeder Antwort voraus geht und die Beherrschung des Uchihas in diesem Moment überschreitet. „Könnt ihr nicht einmal einfach antworten?“ Sakura sieht mit einem gemurmelten Fluch gen Himmel, als würde sie sich göttlichen Beistand erbitten. „Schön, aber wenn ihr die Wahrheit nachher nicht ertragen könnt, ist das nicht unser Problem.“ Sie schließt für einen winzigen Moment die Augen und sucht dann Sasukes Blick, bevor sie ihre nächsten Worte so nüchtern wie möglich ausspricht. „Wir haben schon an einem normalen Tag wahnsinnige Schwierigkeiten diese Energie zu kontrollieren. Auch nur ein Funke fremder Energie in unserem Körper reicht, um alles aus den Fugen geraten zu lassen. Es ist so viel Energie, dass es uns von innen auffrisst.“ „Vielleicht solltet ihr dann nach einer Möglichkeit suchen, um es besser zu kontrollieren.“ Nejis Äußerung lässt dieses Mal Sakura hart die Zähne aufeinander beißen und ihr vertrautes Temperament lässt ihre Augen funkeln. „Lass mich raten: Ihr würdet euch natürlich absolut selbstlos dafür zur Verfügung stellen.“ Aber Tsunade mischt sich ruhig und beschwichtigend ein. „Ist es denn eine so schlechte Idee? Gaara und Naruto könnten-“ „Nein!“ In nur einer Silbe fällt Hinatas direkter Widerspruch doch ein wenig zu heftig aus und sichert der jungen Clanerbin augenblicklich die ungeteilte Aufmerksamkeit, während Naruto beruhigend einen Schritt auf sie zumacht. „Hina, es macht mir nichts aus-“ Aber Sakura unterbricht seine ruhige Zusicherung mit einem verächtlichen Schnauben. „Schon mal daran gedacht, dass es uns etwas ausmachen könnte?“ „Wieso sollte es?“ Sakura öffnet aufgebracht den Mund, aber Hinata schwankt in ihrem nächsten Schritt minimal und die Diskussion kommt mit ihrer nächsten Äußerung sofort zum Erliegen. „Ich will nach Hause.“ . . . - Kurz darauf in der Wohnung der Vier - Sie haben auf dem Heimweg kein Wort mehr aneinander verloren und die Anspannung, die sie trennt, ist beinahe mit den Händen greifbar. Sasuke tritt aus seinem Schlafzimmer in das angrenzende Badezimmer und beginnt wortlos seine verdreckte Ausrüstung abzulegen, während Sakura in dem dunklen Raum verweilt, den nur das Mondlicht erhellt. Keiner von ihnen hat es für nötig befunden, den Lichtschalter umzulegen. Aber sobald Sasuke das Licht im Badezimmer anmacht und ihr Blick auf seinen bloßen Oberkörper fällt, holt sie zischend Luft. Sie steht in einem Wimpernschlag vor ihm und streckt bereits die Hand nach der verkrusteten Wunde über seinem rechten Hüftknochen aus, aber seine Hände schließen sich hart um ihre Handgelenke, bevor sie ihre Heilung beginnen kann und sie hebt ihren Blick seufzend zu seinem. „Wie wäre es, wenn du mich das zuerst heilen lässt?“ Es ist ein vertrauter Zorn, den sie in seinen Augen findet. „Wie wäre es, wenn du dich nicht mit solchem Kleinscheiß aufhältst und dich stattdessen auf die wesentlichen Dinge konzentrierst?“ Die schöne Medic-nin hebt provozierend eine Augenbraue. „Die da wären?“ „Du hast mich kaum angesehen, seit ihr uns das mit den Elementen offenbart habt. Was genau fürchtest du, Sakura? Dass das für mich irgendeinen Unterschied macht?“ Ihr Atem stockt hart in ihrem Brustkorb angesichts der tiefen, emotionalen Wendung, die er mit seinen Worten unerwartet vollzieht und sie sieht aus dem Takt gebracht an ihm vorbei. „Nein, ich-“ Er lässt eines ihrer Handgelenke los, um stattdessen ihr Kinn zu umfassen und sie zu zwingen, seinen Blick zu erwidern. „Ich liebe dich, Sakura. Und du solltest besser als sonst jemand verstehen, was das für mich bedeutet.“ Sie zwingt sich zu atmen, als ihr auffällt, dass sie unbewusst die Luft angehalten hat. Sie öffnet ihre Lippen, um ihm zu sagen, dass es nicht um ihn geht. Dass sie keinesfalls an ihm zweifelt oder an den Gefühlen, die sie verbinden. Aber als sie ansetzt, es ihm zu erklären, ohne ihm zu verraten, dass sie vor weniger als 48 Stunden ihre Hände im Bauchraum ihrer besten Freundin hatte und um ihr Leben gebangt hat, kämpft sie stattdessen gegen die Flut an Emotionen, die sie schlagartig überfallen. Sie starrt an ihm vorbei ins Leere, aber als er mit dem Daumen über ihre Wange fährt, zuckt sie zusammen und ihre Aufmerksamkeit kehrt ruckartig zu ihm zurück. Ihre Nervenenden senden die Informationen verspätet an ihr Gehirn und es dauert einen langen Moment bis sie erkennt, dass er ihr eine vereinzelte Träne von den Wangen gestrichen hat. „Sasuke.“ Sein Name auf ihren Lippen ist eine verzweifelte Bitte. Ein flehendes Ersuchen sie ihre Realität vergessen zu lassen. Er hält ihren Blick noch für einen Moment, aber dann senkt er seine Lippen ruckartig auf ihre und stiehlt ihr mit der rauen Berührung schnell jeden Gedanken an etwas anderes. Sie schlingt ihre Arme seufzend um seinen Nacken, aber dort bleiben sie nicht lange und fahren suchend über seine Schultern seinen Oberkörper hinunter und sie aktiviert ihr Chakra doch über der Wunde, die er sie nicht heilen lassen wollte. Sein mürrisches Brummen vibriert gegen ihre Lippen, aber er lässt sie die Heilung beenden, bevor er mit seinen Händen beide Seiten ihrer Bluse umfasst und so ruckartig an dem Stoff reißt, dass die Knöpfe in alle Richtungen davonspringen. Seine Lippen verlassen ihre immer nur für Millisekunden während er sie mit geübten Handgriffen auszieht und sie greift mit einem stummen Seufzen nach dem Gürtel seiner Hose. Aber er schiebt ihre Hände ungeduldig zur Seite und entledigt sich selbst seiner letzten Kleidungsstücke. Ihr lautes Keuchen verhallt gegen seine Lippen, die er ihr erneut aufdrückt, während er sie ruckartig auf seine Arme hebt. Sakura vergräbt ihre Hände zärtlich in seinen Haaren und schlingt ihre Beine um seine Hüfte, während sie sich widerstandslos seinem Willen überlässt. Sasuke trägt sie in die Duschkabine und dreht das Wasser über ihnen erbarmungslos auf, was Sakura ihren Kuss keuchend unterbrechen lässt, als das kalte Wasser ihren erhitzten Körper trifft. Sie begegnet unter gesenkten Lidern Sasukes Blick und registriert das zufriedene Schmunzeln auf seinen Lippen, aber bevor sie seine Selbstzufriedenheit kommentieren kann, senkt er seine Lippen auf die sensible Stelle über ihrem Schlüsselbein und vergräbt seine Zähne in ihrer Haut. Sie wirft den Kopf in den Nacken und lässt bereitwillig zu, dass er ihre Hände umfasst und sie über ihrem Kopf gegen die kühlen Fliesen drückt. Mit ihrem Körper zwischen seinem und den Fliesen der Duschkabinen ist sie ihm in dieser Position vollkommen ausgeliefert; und sie genießt jede Sekunde davon. Er hebt den Kopf und drückt seine Lippen dieses Mal nur für einen kurzen Moment neckend gegen ihre, bevor er sich gerade so weit von ihr entfernt, dass sie immer noch jeden seiner Atemzüge auf ihren Lippen spürt. Er sucht ihren Blick und hält ihn, während er ihre Körper ohne jegliche Vorwarnung miteinander vereint, aber bevor das heisere Stöhnen ihre Lippen verlässt, erstickt er es mit seinen. Seine Bewegung sind rau und wild und unter dem Wasser, das über ihr Gesicht rinnt, tanzen Sterne hinter ihren Lidern, als sein Name erneut über ihre Zunge rollt. „Sasuke!“ • - Zur selben Zeit - Als er aus dem Badezimmer kommt, ist sein Raum so dunkel und leer, wie er ihn verlassen hat, um duschen zu gehen. Naruto schlüpft in ein T-Shirt und eine Jogginghose und zögert einen Moment. Aber er war noch nie der Typ, der gewisse Dinge stumm hingenommen hat. Deshalb klopft er wenige Minuten später an das dunkle Holz der Zimmertür und betritt dann leise den Raum. Das Zimmer ist dunkel, aber mit dem Licht, das aus dem Gang durch den Türspalt fällt, macht er Hinatas Umrisse problemlos aus. Sie liegt mit dem Rücken zu ihm auf dem Bett, aber als sie sich aufrichtet, entdeckt er das schlafende Kleinkind vor ihr auf der Matratze. Sie haben Nia auf dem Rückweg bei Soya abgeholt, aber selbst mit ihr hat Hinata nur wenige Worte gewechselt. Es ist ihm schon kurz nach seiner Rückkehr aufgefallen, dass sie etwas bedrückt und er hat ebenso schnell erkannt, dass sie offensichtlich nicht vorhat, mit ihm darüber zu sprechen. „Naruto.“ Ihre Stimme ist so leise, dass sie kaum hörbar zu ihm herüberdringt, aber als sie nichts weiter sagt, tritt er in den Raum und schließt die Tür hinter sich. Er bewegt sicher durch die Dunkelheit und kurz vor dem Bett spürt er ihre Hände, die sich nach ihm ausstrecken. Sie zieht ihn in eine Umarmung und neben sich auf die Matratze und er schlingt fest beide Arme um sie, um sie bei sich zu behalten und sich selbst zu versichern, dass sie in diesem Moment hier bei ihm sicher ist. Unabhängig davon, was sie ihm möglicherweise verschweigt. „Ich liebe dich.“ Er hört ihren Atem zwischen ihnen stocken und drückt seine Lippen in stummem Trost gegen ihre Stirn. „Ich liebe dich auch.“ Es liegt ihm auf den Lippen, sie zu bitten, ihm zu sagen, was sie bedrückt, aber er respektiert Tsunades Ratschlag sie nicht zu bedrängen und Erklärungen einzufordern, die sie offensichtlich noch nicht zu geben bereit ist. Während sein Atem neben ihr langsam gleichmäßig wird und Nia in ihrem Rücken sicher schläft, lauscht sie auf den Atem der beiden Menschen, die sie neben Sakura am meisten liebt. Während der anhaltende Schmerz in ihrem Unterleib sie daran erinnert, was sie gerade erst verloren hat. Und sicher verborgen in der Dunkelheit, rinnt eine einzelne Träne über ihre blasse Wange. . . . Kapitel 20: Unruly ------------------ - In derselben Nacht - Er ist tatsächlich so vertieft in seine Gedanken, dass er sie nicht kommen spürt. Es ist das Geräusch eines Fensters, das geöffnet wird, das ihn in die Gegenwart zurückkehren lässt, aber da schlingen sich bereits zarte Finger um die Kante des Daches und bevor er auf die Beine kommt und die Kante erreicht, schwingt Soya sich bereits locker auf das Dach, auf dem er seit einer guten halben Stunde verweilt. Während sie sich locker aufrichtet, ist er in einer Millisekunde bei ihr, umfasst besorgt ihren Arm und zieht sie von der Kante weg, höher hinauf auf das Dach. „Bist du verrückt?“ Die Frage platzt uncharakteristisch unbeherrscht über seine Lippen, bevor er an sich halten kann. Selbst im schwachen Licht des Mondes sieht er sie die Augen verdrehen. „Ich bin kaum im vierten Monat, Gaara und immer noch eine Kunoichi. Ich kann durchaus noch problemlos auf ein Dach klettern. Und bevor du mir einen Vortrag hältst, denkst du nicht, dass es ein wenig übertrieben ist, mitten in der Nacht auf dem Dach meines Hauses zu sitzen?“ Ihre direkte Art entlockt ihm ein feines Schmunzeln. „Vermutlich.“ Aber er behält seine Hand um ihren Arm geschlungen und führt sie vorsichtig zurück an die Stelle, wo er eben noch gesessen hat. „Ich habe nicht gedacht, dass du noch wach wärst, um mich zu bemerken.“ Ein leises Lachen huscht über ihre Lippen, als sie sich neben ihm niederlässt. „Du weißt schon, dass es das noch merkwürdiger macht, oder?“ Er zuckt mit den Schultern. Sie ist bei Weitem nicht die Erste, die ihn als merkwürdig bezeichnet hat, aber er hat das Gefühl, dass sie es nicht als Vorwurf gemeint hat. Soya lehnt sich zurück gegen die kühlen Fliesen, aber der Gedanke, dass sie es in dieser Position kaum bequem haben kann, drängt sich ihm hartnäckig auf und da er es kaum schlimmer machen kann, als uneingeladen, mitten in der Nacht auf dem Dach ihres Hauses zu sitzen, bewegt er seine Finger in vertrauten Bewegungen. Ihr nächster Atemzug verlässt sie überrascht und sie stützt sich auf ihren Ellenbogen, während feine Sandkörner um sie herum durch die Luft flirren und sich unter ihrem Körper zu einer Art Kissen formen. Sie begegnet seinem Blick im schwachen Mondlicht und er wartet, bis sie die Stille zwischen ihnen bricht. „Das ist allerdings ziemlich praktisch.“ Soya lehnt sich zurück gegen den Sand und sein Blick folgt der Bewegung ihrer Hand, die sie eher unbewusst über ihren Bauch zu führen scheint. Unter dem dünnen Oberteil, das sie trägt, ist die kleine Rundung ihres Bauches sichtbar, aber er führt seinen Blick schnell zurück zu ihren Augen. „Wie geht es Takeru?“ „Er schläft immer noch.“ Ihr Blick wandert an ihm vorbei über die Dächer Konohas. „Aber es wird eine Weile dauern, bis er es verarbeitet hat.“ Gaara lässt die Aussage für einen Moment zwischen ihnen ruhen, bevor er die Stille wieder bricht. „Wie geht es dir?“ Es überrascht ihn, dass sie seufzend ausatmet und die Antwort abzuwägen scheint; eher hat er erwartet, dass sie ihm wieder mit einer Plattitüde antworten würde. „Ich bin ziemlich müde. Ein Minimum an Schlaf ist seit Jahren mein Modus Operandi, aber scheinbar erfordert eine Schwangerschaft ein wenig mehr Schlaf, als nur ein paar Stunden jede zweite Nacht.“ Das ehrliche Geständnis lässt ihn ein paar Sekunden schweigend an ihrer Seite verharren, aber dann lehnt er sich ebenfalls zurück und sucht ihren Blick. „Dann schlaf jetzt. Und ich verspreche dir, dich zu wecken, sollte irgendetwas passieren.“ Er erwartet Proteste, aber sie scheint so müde zu sein, dass sie die Energie für einen weiteren Widerspruch nicht mehr aufbringen kann. Sie hält seinen Blick noch für einen Moment, aber dann schließt sie ihre Lider und es dauert kaum ein paar Minuten, bis ihr Atem neben ihm eine bekennende Gleichmäßigkeit annimmt. Er mustert ihre feinen Gesichtszüge erstaunt, beinahe fassungslos angesichts des Vertrauens, das sie ihm scheinbar entgegen bringt, wenn sie tatsächlich ohne weiteres bereit ist, neben ihm einzuschlafen. Er verhält sich noch ein wenig merkwürdiger, indem er den Rest der Nacht damit verbringt, neben ihr zu liegen und ihr beim Schlafen zuzusehen. . . . - Am nächsten Morgen in Sasukes und Narutos Wohnung - Es ist fröhliches Kinderlachen, das ihn am nächsten Morgen weckt. Er blinzelt gegen die ersten Sonnenstrahlen, die durch die zugezogenen Vorhänge dringen, bevor sein Blick auf Hinata und Nia fällt, die auf dem Teppich vor dem Bett sitzen. „Guten Morgen.“ Ein breites Lächeln verzieht seine Lippen, als er sich aufsetzt. „Guten Morgen.“ Er schwingt die Beine über die Bettkante und greift nach der dunklen Jogginghose, die über dem Stuhl neben dem Bett hängt. Er zieht sich auch ein T-Shirt über den Kopf, aber bevor er sich zu den beiden gesellen kann, klopft es an der Tür und Sakura betritt den Raum und mit ihr ein schlagartiger Stimmungswechsel, der ihm wortlos vermittelt, dass seine Präsenz in diesem Moment nicht länger erwünscht ist. Er senkt den Kopf und küsst Hinata auf die Stirn, zwinkert Nia zu und erwidert das stumme Nicken seiner ehemaligen Teamkameradin bevor er das Schlafzimmer verlässt. Er trifft Sasuke in der Küche, dessen Laune seiner schlagartig gesunkenen ebenfalls zu entsprechen scheint. Die beiden Teamkameraden belassen es in stummer Übereinkunft zunächst ebenfalls bei einem knappen Nicken und Naruto füllt sich eine Tasse randvoll mit Kaffee, bevor er sich zu Sasuke an den Küchentisch sitzt. Nach mehreren Minuten ist es aber dann doch Sasuke, der die Stille zwischen ihnen mit einer seltenen Offenbarung bricht. „Weißt du, manchmal frage ich mich, ob sie…“ Naruto sieht von der Zeitung auf, die er sowieso nur anstarrt statt sie zu lesen, und es ist nicht schwer nachzuvollziehen, wovon sein Teamkamerad spricht. „Schon bereit sind uns auf diese Weise in ihr Leben zu lassen?“ Der wortkarge Clanerbe nickt stumm, erleichtert, dass er nicht der einzige ist, der diese leisen Zweifel spürt. Naruto fährt sich angespannt mit dem Handrücken über die Stirn und lässt sich Zeit mit seiner Antwort. Er erinnert sich daran, wie er Hinata in der letzten Nacht im Gästeschlafzimmer gefunden hat und an die Distanz in ihren Augen am heutigen Morgen, die schon da war, bevor Sakura das Zimmer betreten hat. Er gibt Sasuke schließlich eine Antwort über die einzige Sache, derer er sich im Moment wirklich sicher ist. „Vermutlich nicht. Aber ich kann sie nicht noch einmal verlieren.“ Beinahe lautlose Schritte alarmieren sie, dass ihr Gespräch nicht mehr lange unter vier Augen sein wird und die beiden Teamkameraden verstummen schlagartig, kurz bevor Hinata gefolgt von Sakura die Küche betritt. Hinata trägt Nia an ihrer Hüfte, aber sie hat kaum einen Fuß in die Küche gesetzt, als sie plötzlich in ihrer Bewegung stockt. Die vertrauten Adern treten schlagartig an ihren Augen hervor und schon verliert sich ihr Blick in der Ferne. Nia legt ihre kleine Hand an Hinatas Schläfe und fährt mit ihren Fingern über die Adern an ihren Augen und zieht ihre Aufmerksamkeit so zurück auf sich. Hinata lächelt sanft und drückt ihre Lippen zärtlich gegen die Finger des Kleinkindes, bevor ihr Blick auf Sakura fällt, die mit ihren Lippen lautlos eine Frage formuliert. „Es ist Kaeki. Sie wird in weniger als einer Stunde hier sein.“ Sakura legt mit einem stummen Seufzen den Kopf in den Nacken und für einen Moment wirkt sie schlichtweg müde, bevor eine vertraute Stärke ihre Wirbelsäule streckt und sie sich an ihre ehemaligen Teamkameraden wendet. „Wir müssen zu Soya.“ • Es überrascht im Kontext des letzten Tages keinen mehr, Gaara schon zu so früher Stunde an Soyas Seite anzutreffen, aber die junge Kunoichi runzelt augenblicklich besorgt die Stirn, als ihr Blick auf Sakura und Hinata fällt. „Was ist los?“ Hinata setzt Nia einige Meter von ihnen entfernt neben ein paar spielenden Kindern ab und wechselt leise Worte mit einer der Frauen aus dem Dorf, die ihr Spielen überwacht, während Sakura Soya antwortet. „Scheinbar hat Kaeki beschlossen, uns mit ihrer Anwesenheit zu beschenken.“ In einer ähnlichen Geste wie Sakura wenige Minuten vor ihr, legt Soya für einen Atemzug den Kopf in den Nacken, bevor sie den Blick der Haruno gefasst wieder erwidert. Sakura mustert die junge Kunoichi fragend. „Ich nehme nicht an, dass es sein kann, dass sie ihre Meinung geändert hat?“ Soya hat bereits angefangen mit geübten Handgriffen ihre langen Haare zusammenzubinden. „Nicht, wenn die Hölle nicht zwischendurch zugefroren ist.“ Sie steckt ihre Haare fest und dreht noch in derselben Bewegung den Kopf über die Schulter zu einer großen Kunoichi aus ihrem Dorf. „Talia, kann ich mir deine Weste ausleihen?“ Die rothaarige Frau nickt und wirft Soya die braune Weste und ihren Waffenbeutel zu, ohne weitere Fragen zu stellen. Soya zieht die Ausrüstung über ihre Schulter und schnallt die Gurte geübt fest, auch wenn ersichtlich ist, dass sie die Gurte um ihren Bauch nicht bis zum Anschlag durchzieht. Aber bevor sie den Waffenbeutel anlegen kann, schlingt sich eine Hand um ihren Oberarm und sie begegnet Gaaras eindringlichem Blick. „Rede mit mir.“ Es ist eine ruhige, aber unterschwellig beinahe flehende Bitte, die sie seufzend nachgeben lässt. „Scheinbar hat meine beste Freundin beschlossen uns zu besuchen.“ Sein Stirnrunzeln signalisiert ihr, dass er ihrer kryptischen Offenbarung nicht folgen kann. „Wofür brauchst du dann die Weste?“ Soya fährt sich mit der Zunge über die Unterlippe, als er mit seiner Frage den Nagel direkt auf den Kopf trifft. „Weil ich lieber verhindern würde, dass sie so von meiner Schwangerschaft erfährt.“ Sie sieht an ihm vorbei zu Sakura und Hinata. „Oder überhaupt davon erfährt.“ Sie tritt an ihren Neffen heran, küsst ihn liebevoll auf die Stirn und wispert ihm leise Worte zu, die den Jungen nicken lassen, bevor sie sich wieder aufrichtet. „Lasst uns gehen.“ Angesichts ihrer Erfahrungen der letzten Wochen, erachten sie es für sinnlos, für den Moment weitere Fragen zu stellen und folgen den drei Frauen so einmal mehr zu einem leeren Waldstück, einige Kilometer außerhalb von Konoha. Aber als Sakura sich dann demonstrativ am Fuß eines Baumes niederlässt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt, zieht Sasuke schlichtweg irritiert eine Augenbraue in die Höhe. „Was wird das?“ Seine ehemalige Teamkameradin antwortet ihm lässig. „Es wird mir nicht gefallen, warum sie hier ist. Und wenn ich am Boden liege, hat Hinata eine Millisekunde länger Zeit mich aufzuhalten, falls ich es für nötig befinden sollte, ihr eine reinzuhaun.“ Die nonchalante Erwiderung erntet auch bei Naruto und Gaara sichtliche Skepsis, während sich um Hinatas und Soyas Lippen ein Schmunzeln versteckt. Aber die Wachsamkeit in ihren Augen verschwindet nicht und verstärkt sich nur noch, als eine schwarzhaarige Kunoichi mit fließenden Schritten die Lichtung betritt. „Uh, ein Empfangskomitee. Wie nett.“ Sie überquert die Lichtung, ohne dass eine der drei Frauen Anstalten macht sie aufzuhalten, auch wenn Sakura sich trotz ihrer vorherigen Worte kerzengerade und lauernd aufsetzt. Aber als die Fremde unerwartet lächelnd beide Arme um Soya schlingt, spannt sich schlagartig Gaaras komplette Haltung an und eine Sekunde später flimmern bereits erste Sandkörner in der Luft um ihn herum. Doch Soya hebt überraschend die Arme und erwidert die Umarmung. „Kaeki. Es ist schön dich zu sehen.“ Es klingt ehrlich. Aber dann lässt Kaeki Soya los und das zynische Grinsen auf ihren Lippen erzählt bereits seine eigene Geschichte, als ihr Blick über Soyas Schulter zu Gaara wandert, der immer noch angespannt hinter ihr verharrt. „Der Kazekage, hm? Nicht schlecht. Nur schade, dass du nichts mehr davon haben wirst.“ Falls Soya ihre Gefühle irgendwie nach außen hin Preis gibt, ist es für die anderen nicht ersichtlich. „Du hast doch nicht wirklich gedacht, dass diese kleine Information geheim bleiben würde, oder?“ Kaeki streckt ihre Hand nach Soyas Bauch aus, obwohl dieser von der Weste verborgen wird, aber in diesem Moment greift Soya bereits hart nach ihrem Handgelenk. „Warum bist du hier, Kaeki?“ Der Blick der anderen Kunoichi wird schlagartig hart und kalt. „Ich bin fertig.“ Soya schließt die Augen, als würde sie de Endgültigkeit hinter dieser Aussage verstehen. Sasukes Blick dagegen liegt zum Großteil auf Sakura und er sieht wie sie ihre Mundwinkel verzieht, obwohl er nicht einschätzen kann, ob es Verachtung oder Bedauern ist, das hinter der Geste steckt. Hinata macht einen Schritt auf die andere Kunoichi zu. „Es gibt andere Wege dein Leben zu leben, Kaeki. Deshalb muss es nicht vorbei sein.“ Es ist jedoch sichtliche Verachtung, die die Mundwinkel der Angesprochenen verziehen. „Und die wären, was? Kinder kriegen?“ Ihr Blick wandert zurück zu Soya. „Sag mir Soya, wie fühlt es sich an, zu wissen, dass du nur für einen Moment die Beherrschung zu verlieren brauchst und schon kostet es dein Ungeborenes womöglich das Leben?“ Gaaras Blick wandert schlagartig zu der dunkelhaarigen Frau an seiner Seite, die scheinbar unbewusst eine Haut über ihrem Unterleib in ihrem Oberteil verkrampft hält. Soyas Gesichtszüge sind hart und angespannt, während ihr Blick auf ihrer früheren Kameradin liegt, deren Augen im selben Moment von ihr zu Sakura und Hinata wandern. „Wie ertragt ihr es, wieder hier zu sein, zwischen all diesen Menschen, die ihr liebt? Gut geschlafen in letzter Zeit?“ Sakura beißt hart ihre Kiefer aufeinander, aber Hinata verschränkt lediglich die Arme, was Kaeki als Aufforderung weiterzusprechen zu interpretieren scheint. „Wir wurden nicht geboren und ausgebildet, um eine Familie zu gründen und ein langes, glückliches Leben zu führen. Unsere Bestimmung ist es, zu kämpfen und zu töten, bis wir selbst sterben.“ „Tu es nicht, Kaeki.“ Soyas Worte sind eine angespannte Warnung und auch Hinata versucht es noch einmal beschwichtigend. „Du musst weder kämpfen noch Kinder kriegen. Es gibt tatsächlich eine Welt außerhalb dessen, was wir unser Leben nennen, Kaeki. Und sogar innerhalb: Du könntest eine Ausbilderin werden, dich zur Medic-nin umschulen lassen-“ „Ach, Hinata. Es ist wirklich bewundernswert, dass du nach allem immer noch versuchst das Gute in allem zu sehen. Aber die Märchenstunde ist an mir nichts weiter als vergeudete Zeit. Ich habe 1000 Menschen getötet, Schätzchen. Ich habe meinen Zweck auf diesem gottverlassenen Planeten erfüllt. Ich bin fertig.“ Sie sieht noch einmal zurück zu Soya. „Ich wünsche dir wirklich, dass es gut für dich ausgeht und du ein glückliches Leben mit deinem Baby führen kannst. Aber diese Option gibt es für mich nicht.“ Sie verschwindet innerhalb eines Wimpernschlags und steht im nächsten direkt vor Naruto. Bevor jemand reagiert, streckt sie die Hand nach ihm aus, aber entscheidende Zentimeter vor ihm flackert schlagartig blaues Chakra vor ihr auf. Kaeki sieht grinsend über ihre Schulter zurück zu Hinata. „Du hast also noch einen wunden Punkt, außer Sakura und Sotos Kleiner.“ Ihr Blick fährt mit einem provokanten Grinsen über Narutos Körper. „Er ist süß.“ Es ist nur eine Millisekunde, in der sichtbar ein Muskel in Hinatas Wange zuckt. „Mich zu manipulieren wird nicht funktionieren, Kaeki.“ „Wenn du unbedingt sterben willst, finden wir bestimmt eine Klippe für dich.“ Ein boshaftes Funkeln leuchtet in Sakuras Augen, die sich ruckartig erhoben hat, während sie ihre Arme vor dem Oberkörper verschränkt hält, offensichtlich in einem letzten Versuch sich zu beherrschen. „Ich helf dir auch gerne über die Kante.“ Kaekis Blick findet sichtlich amüsiert Sakuras. „Nichts für ungut, Sakura, aber ich bevorzuge dann doch eher den Tod durch Hinatas Methode.“ „Ich will dich nicht töten, Kaeki.“ Hinatas ruhige, klare Worte ziehen Kaekis Aufmerksamkeit zurück auf sie. „Ich weiß, Prinzessin. Aber ich lasse dir keine Wahl.“ Sie bewegt sich blitzschnell, aber Sasuke hat trotzdem bereits eine Hand um den Griff seines Katanas, doch als sie vor ihm auftaucht, flimmert erneut blaues Chakra zwischen ihnen und nach Neji bemerken auch die anderen kurz darauf, dass Hinata die andere Kunoichi in bemerkenswerter Geschwindigkeit in einer blau schimmernden Blase aus ihrem eigenen Chakra eingeschlossen hat. Es dauert eine Sekunde länger, bis sie erkennen, dass Hinata zusammen mit ihr in dieser Blase steht. Dieses Mal fällt Kaekis ganze Aufmerksamkeit mit einem vorfreudigen Grinsen auf die junge Hyuuga. „Du hast also nicht vor einfach meine Luftzufuhr zu unterbinden? Was ist los, Hinata? Immer noch Angst das Monster in dir rauszulassen?“ Der Kommentar lässt Naruto krachend die Zähne zusammenbeißen und auch in Gaaras Gesicht zuckt sichtbar ein Muskel, aber Hinatas Miene bleibt ohne jegliche Regung. „Ich werde dir noch ein paar Minuten geben, deine Meinung zu ändern.“ Kaeki zieht schmunzelnd ihr Katana aus ihrem Gürtel. „Wir wissen beide, dass das nicht passieren wird. Aber ich habe nichts gegen einen letzten Kampf einzuwenden.“ Es ist ein Wimpernschlag, in dem die klaren Konturen ihrer Körper verschwinden, als sie aufeinanderprallen und sich in einem rauschenden Wirrwarr eines heftigen, rasanten Schlagabtausches verlieren. Narutos Blick liegt fokussiert auf der Auseinandersetzung und er richtet seine Worte an seine ehemalige Teamkameradin, ohne dabei in ihre Richtung zu sehen. „Du erwartest hoffentlich nicht, dass wir einmal mehr nur tatenlos hier rumstehen und nichts tun, oder?“ Er sieht es nicht, aber Sakura zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Es ist ein fairer Kampf, Naruto. Was willst du tun? Dich einmischen und ihn in eine Hinrichtung verwandeln? Hinata kann ihre Kämpfe selbst ausfechten.“ Er öffnet den Mund, um bissig zu erwidern, dass es ihm nicht darum geht, aber in diesem Moment scheint irgendetwas Kaeki dazu zu veranlassen innezuhalten und Hinata mit verengten Augen zu mustern. „Du leidest.“ Die plötzliche Feststellung wird von Hinata regungslos aufgenommen, während Kaekis Blick beinahe vorwurfsvoll über die restlichen Anwesenden wandert. „Was haben sie dir angetan?“ Es ist keine Offenbarung, die Naruto eine neue Welt eröffnet. Das einzige, was ihn an der Aussage überrascht ist, dass die fremde Kunoichi Hinata offensichtlich gut genug zu kennen scheint, um diese Tatsache zu erkennen, obwohl die junge Hyuuga jegliche emotionale Regung gekonnt verbirgt. Das und der Blick, den Sakura und Soya vor ihm wechseln, verraten ihm, dass ihm die anwesenden Frauen einmal mehr etwas vorenthalten, was er zweifellos wissen sollte. Kaeki sieht zurück zu Hinata, die sich immer noch nicht zu einer Antwort genötigt zu fühlen scheint, und legt kalkulierend den Kopf schief. „Du willst, dass ich dir weh tue.“ Auf die abschätzende Feststellung folgt ein zynisches Schmunzeln, das ihre Mundwinkel kaum sichtbar verzieht. „Dann bekommen wir vielleicht heute beide, was wir wollen.“ Sie stürzt sich erneut auf Hinata und dieses Mal vergehen nur Sekunden, bevor Kaekis Klinge die Innenseite von Hinatas Oberarm streift und so tief in die Haut schneidet, dass das helle Blut augenblicklich einen Strom über ihren Arm nach unten zieht und in Sekunden von ihren Fingern auf den Boden tropft. Die beiden Frauen verharren dicht voneinander, Kaekis Klinge gegen Hinatas Handfläche, um die blau ihr Chakra schimmert. „Hinata Hyuuga, wie schön du bluten kannst.“ Ihr Blick flackert über das Blut, das Hinatas Ärmel tränkt. „Wie siehts aus, reicht dir das schon?“ Ihre Augen wandern zurück zu den weißen, regungslosen Pupillen der Clanerbin, ihre Stimme so gesenkt, dass in diesem Moment nur Hinata ihre Worte verstehen kann. „Ich weiß, du kannst das hier problemlos aushalten.“ Sie sieht über ihre Schulter zu ihren Zuschauern. „Aber trifft auf sie dasselbe zu?“ Aber Hinatas Aufmerksamkeit ruht allein auf dir. „Ich bitte dich, Kaeki: Ändere deine Meinung.“ Das beinahe sanfte Lächeln auf den Lippen der anderen Kunoichi besiegelt die Aussichtslosigkeit ihrer Bitte, um die sie ohnehin gewusst hat. „Keine Sorge, ich werde dafür sorgen, dass du keine Wahl hast.“ Ihr Blick wandert erneut über Hinatas Schulter, aber dieses Mal direkt zu Soya. „Meiyo, Shimai.“ Soya tritt von Gaaras Seite einen Schritt nach vorne, tiefe Resignation in ihren Zügen, als sie den Gruß erwidert. „Tsuneni, Shimai.“ Ein letztes Lächeln verzieht Kaekis Lippen, aber dann explodiert ihr Chakra um sie herum und dunkle Schwäre breitet sich so rasch um sie herum aus, dass Sakura einen Schritt nach vorne tritt, während bereits kleine Flammen um ihre Finger tanzen. Aber Hinata bewegt ihre Handflächen in einer geraden, koordinierten Weise, als würde sie Schriftzeichen in die Luft malen und ihr Chakra konzentriert sich in blauen Kugeln um sie herum. Es ist wie eine Explosion, als Kaekis Chakra auf Hinatas trifft und für einen Moment müssen sie alle blinzelnd zur Seite sehen. Als sich die Szene vor ihnen wieder legt, liegt schwarzer Rauch um Hinatas Füße, während sie hinter Kaeki steht, beide Hände an den Schläfen der anderen Kunoichi, die regungslos und mit geschlossenen Augen in ihrem Halt verweilt – unschwer zu erkennen – gefangen in einem Genjutsu. Aber es ist ein Genjutsu, das ein letztes Lächeln auf ihre Lippen zeichnet, bevor Hinata ihre Hände ruckartig ein entscheidendes Stück tiefer führt und dreht. Es ist das eindeutige Knacken eines brechenden Genicks, unter dem Kaekis Körper zu Boden fällt. All ihrer vorigen Worte zum Trotz, dreht Sakura ruckartig den Kopf zur Seite und weil er so dicht neben ihr steht, hört Gaara deutlich wie Soyas Atemzug in diesem Moment in ihrem Brustkorb stockt und es ist reiner Schmerz, der sie eine Sekunde zu lang die Augen schließen lässt. Obwohl er die Situation kaum nachvollziehen kann, streckt Gaara impulsiv die Hand nach ihr aus und schließt seine Finger vorsichtig um ihre. Dieses Mal spürt er das Zucken, das durch ihren Körper geht, als sie ruckartig die Augen öffnet und seinen Blick erwidert. Sie lässt ihn eine Sekunde lang den Schmerzen in ihren sehen und erwidert den sanften Druck seiner Hand, bevor sie sich von ihm losmacht und einen Schritt nach vorne tritt. Hinata ist währenddessen geradewegs auf die Knie gesunken, hinein in den schwarzen Nebel, der immer noch über den Boden innerhalb ihrer Chakrablase schwebt. Sie beugt sich über den Leichnam der anderen Kunoichi und Sakuras Stimme durchbricht leise die zerbrechliche Stille. „Hina.“ Es besteht kein Zweifel, dass sie sie gehört hat, auch wenn Hinata keinerlei Reaktion zeigt und es vergehen ein paar Sekunden, bevor Sakura eindringlicher nachsetzt. „Hinata, komm schon.“ Es vergeht eine weitere Sekunde, bevor Hinata sich ruckartig erhebt und mit geraden Schritten aus ihrer eigenen Chakrahülle heraustritt, den Blick direkt auf Soya gerichtet, die einen Schritt nach vorne macht, um Hinata entgegenzukommen, aber die nächste Handlung der jungen Hyuuga lässt ihre Zuschauer zischend Luft holen. Es ist tiefe Demut, in der sie ihre Stirn gegen Soyas Schulter lehnt. „Gomenasai.“ Die Entschuldigung zittert in jeder Silbe und lässt Soya erneut die Augen schließen, bevor sie hart beide Arme um Hinatas zierlichen Körper schlingt. Sakura sinkt unterdessen in die Hocke und hält ihre Hand über den Boden. Es vergehen nur Millisekunden, bevor züngelnde Flammen schnurgerade über den Boden tanzen und innerhalb eines Wimpernschlags alles was noch von Hinatas Chakra eingeschlossen wird, in Brand setzen. Es zischt und die Flammen färben sich für einen Moment giftgrün, als sie auf den schwarzen Rauch treffen, bevor das Feuer die Oberhand gewinnt und alles vernichtet, bevor Sakura es mit einer einzigen Handbewegung erlischt und nur ein Feld schwarzer Asche zurückbleibt. Hinata und Soya haben Sakuras Handlungen zugesehen, aber dann dreht Hinata sich zurück an Soya und reicht ein Stirnband an sie weiter, dessen Zeichen für Amegakure klar durchgestrichen Abtrünnigkeit signalisiert. Sakura erhebt sich und formuliert eine Erklärung, die zu diesem Zeitpunkt keiner der Männer wirklich mehr erwartet hat. „Kaekis spezielles Kekkei Genkai war das Gift, das durch ihren Körper pulsiert ist. Sie war…“ Sakura holt zischend Luft und es ist unschwer ersichtlich, dass sie nicht wirklich weiß, was sie über die andere Kunoichi sagen soll, mit der sie zweifellos ein ambivalentes Verhältnis verband. „Sie war eine unglaublich talentierte und abgebrühte Kunoichi und eine verdammte Nervensäge. Aber vor allem war sie-“ „Sie war meine Teamkameradin.“ Soyas Stimme erhebt sich überraschend und erklärt in nur vier Worten ihren Schmerz. Sie nickt Sakura zu und flüstert noch einmal leise Worte in Hinatas Richtung, bevor sie auf dem Absatz kehrt macht und im Wald verschwindet. Gaara zögert einen Moment und wendet sich schließlich an Sakura. „Denkst du, sie wäre lieber allein?“ „Das hat noch nie einem von uns besonders gut getan“, murmelt die schöne Medic-nin, fährt sich dann aber über die Stirn und setzt deutlicher nach. „Wenn sie allein sein will, wird sie es dich wissen lassen.“ Der Kazekage nickt und damit verschwindet auch er. Sakuras Blick wandert zu Hinata, aber es ist Naruto, der zuerst einen Schritt auf sie zumacht. „Hina?“ Ihr Blick scheint sich im Leeren verloren zu haben und es dauert einen Moment, bevor sie blinzelnd den Kopf in seine Richtung dreht. Die abgrundtiefe Leere in ihren Augen, treibt seine Schritte besorgt nach vorne, aber bevor er sie erreicht, krümmt sich ihr Körper hustend und mit jedem keuchenden Atemzug tropft tiefrotes Blut über ihre Lippen. „Hinata!“ Sakura tritt fluchend an ihre Seite und fischt mit gezielten Handgriffen ein kleines Fläschchen aus der Innenseite ihrer Weste, ebenso wie eine Spritze, mit der sie den Inhalt der Flasche schnell aufzieht. Sie vergräbt die Nadel in einer fließenden Bewegung in Hinatas Oberarm und spritzt ihr die Flüssigkeit, während Naruto an ihrer anderen Seite stützend beide Hände um ihren Oberarm geschlungen hat. Sakura grummelt Verwünschungen vor sich hin, Hinata ringt hustend um Atem und Naruto sieht panisch von einer zur anderen. „Was ist mit ihr?“ „Das Miststück hat sie zum Abschied vergiftet.“ Sakura wirft einen beinahe wütenden Blick auf ihre beste Freundin, spart es sich jedoch ihre Unzufriedenheit in Worte zu fassen und konzentriert sich stattdessen darauf die Schnittverletzung an Hinatas Oberarm zu heilen. Das Gegengift, das sie Hinata gespritzt hat, scheint ähnlich schnell zu wirken, wie sein Counterpart, denn es vergehen nur Sekunden, bevor Hinata sich wieder aufrichtet und sich das Blut vom Mundwinkel wischt. „Arigatou.“ Sakura belässt es bei einem Nicken – nicht nur, weil in diesem Moment Temari, Shikamaru, Tenten und Neji neben ihnen auf dem Boden aufsetzen. Die Augen des Hyuuga wandern augenblicklich über den kahlen Fleck Gras zu seiner Cousine und den ehemaligen Mitgliedern von Team 7. „Will ich wissen, was hier schon wieder los war?“ „Nein.“ Sakuras knappe Antwort kommuniziert genau das Gegenteil ihrer eigentlichen Aussage, aber Nejis nächste Worte verraten auch, warum er für den Moment nicht weiter darauf eingeht. „Tsunade hat gerade eine Nachricht erhalten, dass eine der kleinen Grenzgemeinden angegriffen wird und wir sind auf dem Weg, um nachzusehen. Ich nehme nicht an, dass ihr uns begleiten wollt.“ Er richtet seine Frage an Naruto und Sasuke, die jedoch beide zögern und einen Blick wechseln, aber es ist Temari, die dem Ganzen energisch ein Ende setzt. „Geht nachsehen. Wir bleiben hier.“ Shikamaru zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, aber Temari ignoriert seine stumme Frage, während Sasuke und Naruto nochmal einen Blick auf Hinata und Sakura werfen, was letztere zu einem genervten Seufzen veranlasst. „Wir werden uns in den nächsten zwei Stunden nicht in Luft auflösen, also geht.“ Damit verschwinden die Vier und Sakura dreht sich skeptisch zu Temari. „Was ist denn in dich gefahren?“ Die Suna-nin schnippt sich locker eine Haarsträhne aus der Stirn. „Der gute Neji war kurz davor, vorzuschlagen, dass wir Frauen hierbleiben, während sie nachsehen, was da los ist. Und wenn er das ausgesprochen hätte, hätte ich ihm leider eine reinhauen müssen und ich habe meinem kleinen Bruder versprochen diplomatischer zu sein, damit er mich die Mutter meines zukünftigen Neffen oder meiner zukünftigen Nichte kennen lernen lässt. Offensichtlich hat er Angst, ich könnte sie verschrecken.“ Temaris betont unschuldiges Schulterzucken lässt Tenten und Sakura schmunzeln, nur Hinata scheint gedanklich meilenweit von ihnen entfernt zu sein, was den anderen natürlich nicht lange entgeht. Sakura legt ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter und zieht sie so zurück zu sich. „Hinata.“ Aber die nächsten Worte aus dem Mund der Hyuuga sind einmal mehr nicht das, was sie hören will. „Irgendwas stimmt hier nicht.“ Die Adern um ihre Augen sind längst hervorgetreten, aber nur Sakura erkennt, dass sie auch ihre Verbindung mit den Wölfen aktiviert. Sie verliert sich in den Sinnesempfindungen, die sie mit dem Rudel tritt, aber dann öffnen sich ihre Augen ruckartig und stählerne Härte spiegelt sich in ihren hellen Pupillen. „Hoshi ist hier.“ Sakuras Hände ballen sich ruckartig zu Fäusten. „Der verdammte- Kannst du ihn sehen?“ Hinata kaut unzufrieden auf ihrer Unterlippe herum und schüttelt dann den Kopf. „Er hält sich noch außerhalb meines Sichtfeldes auf, aber das Rudel hat seine Fährte aufgenommen. Er kann sich nicht verstecken. Was ich aber sehen kann ist, dass an der Grenze gar nichts ist.“ Die Aussage entlockt Temari ein zorniges Zischen. „Es ist nur ein Ablenkungsmanöver?“ „Sieht so aus.“ Sakura legt fluchend den Kopf in den Nacken. „Dann sollten wir wohl den Heldentrupp zurückholen.“ Ihr Blick trifft Hinatas, denn es ist klar, dass sie nicht beide gehen können und gleichzeitig lässt sie das Wissen, dass sie zu trennen, nur Ziel des Ganzen sein kann, beide einen Moment zögern. Hinata nickt. „Geh du. Ich habe bereits einen Wolf in ihre Richtung geschickt und wenn du dich beeilst, hast du sie in ein paar Minuten eingeholt. Ich bleibe bei Soya und den Kindern.“ Sakura nickt, wenn auch unzufrieden und ist im nächsten Moment verschwunden. Temari tritt resolut einen Schritt in Hinatas Richtung. „Sag uns, was wir machen sollen!“ Die hellen Augen der jungen Clanerbin treffen ihre dankbar. „Würdet ihr Tsunade informieren? Ich muss wirklich zu Soya und ich nehme an dein Bruder ist immer noch bei ihr-“ Aber bevor sie den Punkt hinter ihren Satz setzen kann, strafft sich ihr Körper und ihre Augen registrieren eine weitere Ankunft, die sie nicht erwartet hat. Bevor sie es Tenten und Temari erklären kann, stürzt ihre Schwester bereits hinter ihr aus dem Wald. „Nee-san!“ „Hanabi.“ Hinata registriert die seltene Aufregung in den Zügen ihrer Schwester stirnrunzelnd. „Was ist los?“ „Vater – keiner kann ihn finden!“ Die Offenbarung, dass das Oberhaupt des Hyuuga-Clans vermisst wird, lässt auch Temari und Tenten die Stirn in Falten legen, während Hinata mit einer unheilvollen Vorahnung ringt. „Wo wurde er zuletzt gesehen?“ „Er wollte zum Friedhof und du weißt, er lässt niemals zu, dass ihn jemand dorthin begleitet-“ Hinata legt ihre Hände beschwichtigend auf Hanabis Schultern. „Ich werde ihn finden, aber du musst etwas für mich tun, Hanabi: Geh zurück zum Anwesen und bleib da!“ „Wieso-“ „Weil ich nicht glaube, dass unser Vater einfach so verschwunden ist.“ Die jüngere Hyuuga presst krachend ihre Kiefer aufeinander, aber Hinata hält ihren Blick eindringlich. „Hanabi.“ „Hai.“ Hinata nickt, küsst ihre Schwester auf die Stirn und wartet, bis sie aus ihrem unmittelbaren Sichtfeld verschwunden ist, bevor sie sich zurück zu Tenten und Temari dreht. „Tenten, du musst bitte Tsunade informieren, dass nicht nur jemand aus dem Dorf irgendwo in ihren Landesgrenzen herumgeistert, sondern wir jetzt auch noch meinen Vater vermissen.“ Die brünette Waffenexpertin nickt lediglich knapp, bevor sie verschwindet und Temari formuliert ihren Auftrag selbst. „Und ich werde meinen Bruder bei Soya finden und beiden Bescheid sagen. Einer von uns wird auch bei ihr und den Kindern bleiben, also mach dir keine Sorgen. Geh und finde deinen Vater!“ Sobald auch Temari verschwindet, schließt Hinata die Augen und neben den Empfindungen, die sie mit den Wölfen verbindet und ihrem Bluterbe, lässt sie zum ersten Mal zu, dass sie die andere Energie in ihr schonungslos durchströmt. Denn wenn ihre Ahnung zutreffend ist, wird sie genau die brauchen, um ihren Vater zu finden. Es vergehen nur Sekunden, bis sie neben Sakuras sich entfernender eine weitere Energiequelle ausmacht, der ihren so ähnlich und doch so anders. Aber er hat sie längst gefunden. „Wirklich, clever, Hinata. Ich hätte nicht gedacht, dass du mich so schnell findest. Andererseits gut für deinen Vater, denn dem geht langsam die Luft aus. Warum kommst du nicht und versuchst ihn zu retten?“ Sie findet ihn, noch bevor er seine schneidende Rede beendet. Ihre Augen öffnen sich ruckartig und sie lässt zum ersten Mal zu, dass die elementare Energie jede Zelle ihres Körpers durchzieht. Sie lässt zu, dass die Luft sie davonträgt und ist innerhalb von Sekunden mehrere Kilometer weiter. Als sie die Augen öffnet, fällt ihr Blick zunächst auf den tiefglitzernden See vor ihren Füßen und ihr Kiefer spannt sich automatisch an. Natürlich würde er sich mit so viel Wasser wie möglich umgeben. Aber neben ihrem Kiefer spannt sich jeder Muskel in ihrem Körper an, als sie mithilfe ihres Bluterbes ihren Vater findet – am Grund des Sees. Ihre Füße bewegen sich beinahe von selbst, rasant über die trügerisch ruhige Oberfläche des Sees und in der Mitte, über dem tiefsten Punkt, taucht sie ruckartig in das tiefe Blau, wohlwissend, dass es eine tödliche Falle ist. . . . Kapitel 21: Cagey ----------------- - Kurz zuvor im Waldstück nahe des Uchiha-Viertels - Er findet sie kurz vor dem Rand des Uchiha-Viertels, aber noch sicher verborgen im Schatten der Bäume. Sie hält das Stirnband ihrer Kameradin in den Händen und lässt zunächst nicht erahnen, ob sie sich seiner Gegenwart bewusst ist oder nicht. „Ich gehe wieder, wenn du lieber allein sein willst.“ Soyas Haltung bleibt regungslos. „Ich stehe nicht kurz vor einem Nervenzusammenbruch, wenn es das ist, was du befürchtest. Man muss mich nicht im Auge behalten.“ Gaara vergräbt seine Hände in den Hosentaschen, unsicher wie er kommunizieren soll, dass er ihr zwar glaubt, sich aber dennoch Sorgen um sie macht. Es ist eine Emotion, die bisher seinen Geschwistern vorbehalten war und er kann ebenso wenig damit anfangen, wie mit all den anderen merkwürdigen Empfindungen, die er ihr verdankt. Soya dreht den Kopf schließlich doch in seine Richtung, aber ihr Blick ist leer und lässt ihn nichts erahnen. „Warum bist du hier, Gaara?“ Ohne eine bessere Antwort parat zu haben, fasst er seine Beweggründe schließlich doch in ehrliche Worte. „Ich mache mir Sorgen um dich.“ Ihr Blick richtet sich wieder nach vorne, weiterhin anhaltend ausdruckslos. „Wegen des Babys.“ „Auch.“ Er weiß nicht, wie er ihr erklären kann, dass er nicht nur wegen dem Baby hier ist, das sie verbindet; dass es ihm auch um sie geht. „Du kennst mich kaum.“ Dieses Mal ist der bittere Unterton in ihrer Stimme unschwer auszumachen und er tritt instinktiv einen Schritt näher an sie heran und zieht ihren Blick so zurück auf sich. „Ich möchte dich kennen.“ Auf alle erdenklichen Arten. Dieses Mal wirbelt eine Emotion durch ihre tiefblauen Augen, aber sie verschwimmt so schnell, dass er sie nicht klar benennen kann. „Ich glaube nicht, dass dir gefallen würde, was du finden würdest.“ Bevor er den Mund öffnen kann, um ihre Aussage zu untergraben, taucht einmal mehr im ungünstigsten Moment seine Schwester an seiner Seite auf und dieses Mal reagiert er beinahe gereizt auf die Störung. „Temari-“ Aber die hektischen Worte seiner Schwester lassen ihn schnell stocken. „Hinata sagt, der Grenzalarm war eine Falle, Sakura ist los, um die anderen zu warnen, ein Hoshi ist irgendwo hier und Hiashi Hyuuga wird vermisst!“ Gaara runzelt die Stirn und öffnet die Lippen, aber bevor er eine Antwort zustande bringt, rascheln die Büsche hinter ihnen erneut und Tenten schließt sich ihnen an. „Tsunade verstärkt und koordiniert die Wachen rund um Konoha.“ Ihr Blick wandert zu Temari. „Vielleicht sollten wir Hinata helfen?“ Die Suna-nin nickt, richtet ihre Aufmerksamkeit aber noch einmal auf ihren Bruder, spürt wie er hin- und hergerissen zwischen seinem Pflichtgefühl und der Frau an seiner Seite schwankt. „Bleib du bei Soya und sichert ihr diese Seite. Wir gehen nachsehen, wo das mächtigste Clanoberhaupt des Dorfes in all diesem Trubel abgeblieben ist.“ Sie und Tenten stoßen sich synchron vom Boden ab und verschwinden in der Richtung, in der sie Hinatas Chakra gerade noch erahnen können, während Gaara sich zurück zu Soya dreht. „Es ist unnötig, dass du hierbleibst und auf mich aufpasst. Wenn du gehen musst-“ Aber dieses Mal duldet seine Stimme keinen Widerspruch. „Ich werde nirgendwohin gehen.“ . . . - Währenddessen bei Sakura - Sie ist wirklich kaum zehn Minuten unterwegs, als ihr die vier Männer bereits wieder entgegen kommen und sie begegnet zuerst Sasukes Blick, der einem von Hinatas Wölfen als Erster aus dem Wald folgt. „Was ist los?“ „Es ist eine Falle. Hinata sagt, Hoshi ist hier irgendwo, aber wir konnten ihn noch nicht genau finden.“ Die Erwähnung des Mannes, der sich zwei Jahre lang einen Spaß daraus gemacht hat, ihre Gedanken zu kontrollieren, treibt ein mörderisches Funkeln in die dunklen Augen des Uchiha und seine Pupillen verfärben sich in vertrautem Rot, aber es ist Naruto, der zuerst einen besorgten Schritt nach vorne macht. „Lasst uns gehen!“ Sakura nickt, stolpert dann aber in ihrem nächsten, hektischen Schritt, als ein eisiges Gefühl sie von Kopf bis Fuß übergießt. „Nein!“ Das Wort entflieht ihr in einem Keuchen und sie schließt die Augen, konzentriert ihre Sinne und betet, dass sie ihr Instinkt getäuscht hat. Aber alles, was sie findet, ist Unheil. „Er ist hier!“ Sasukes Hand auf ihrer Schulter zieht sie zurück zu ihm. „Wer?“ „Tsume. Koris ältester Sohn.“ Die vier Shinobi arbeiten noch daran ihr Flüstern zu verarbeiten, aber Sakura bewegt sich bereits. Sie rennt, so schnell sie nur kann – sie hat gewusst, dass es eine Falle ist. Nur zu spät erkannt, welche. . . . - Zur selben Zeit am Ufer eines Sees in den nahe Konohas nordöstlicher Grenze - „Siehst du, was es dir bringt, dein Herz an Menschen zu hängen?“ Ihre Aufmerksamkeit springt zwischen zu vielen Baustellen hin und her und sie weiß, dass das nicht gut für sie ausgehen wird, lange bevor Tsumes Spott an ihre Ohren dringt. „Ein Rest von Kaekis Gift pulsiert immer noch durch deine Adern. Du bist nicht schnell genug, um sie alle zu retten.“ Er hat sie bereits unter Wasser angegriffen, aber als es ihr dennoch gelungen ist, den bewusstlosen Körper ihres Vaters zurück ans Ufer zu holen, war ihr gleichzeitig klar, dass er es nur zugelassen hat, um noch ein wenig weiter mit ihr zu spielen. Während ihre Hände versuchen ihren Vater ins Leben zurückzuholen, schwirren ihr Chakra und die Luft um sie herum, die sie mental manipuliert und sie so noch vor seinen Angriffen abschirmt. Aber gleichzeitig liegt ihre Aufmerksamkeit besorgt auf Tenten und Temari, die außerhalb ihres direkten Sichtfeldes einige hundert Meter weiter mit der Erde kämpfen, die wiederum allein ihm gehorcht, während sie gleichzeitig ein wachsames Auge auf Hoshi behält. Auch seine Anwesenheit hier hat sie zu spät in Kontext mit der Falle gesetzt, in die sie bewusst getappt ist. Jedoch hat sie auch nicht erwartet, dass Hoshi in einem seiner genialsten Einfälle beschließen würde, dass es eine gute Idee ist, seinem ältesten Bruder bei seinem Wahnsinn zu helfen. Sie kann nicht einmal genau ausmachen, wo Tsume sich aufhält, weil er sich ständig innerhalb seiner elementaren Energien auflöst und überall und nirgends zugleich zu sein scheint, während Hoshi mit einem amüsierten Grinsen ein paar Meter neben ihr an einem Baum lehnt und ihre verzweifelten Versuche ihren Vater wiederzubeleben, beobachtet. Sie kann sich ausrechnen, wie lange sie das maximal noch durchhalten wird, aber sie kann es sich auch nicht leisten, eine Sache aus ihrem Fokus zu entlassen. „Vielleicht schaffst du es sogar. Aber wer wird dann dich retten?“ „Mich muss niemand retten.“ Ihre Worte sind ein beiläufiges Murmeln, nicht einmal wirklich an ihn gerichtet und sie kümmert sich auch nicht um seine Worte. Sie nutzt die Luft, die sie zwischen ihren Fingern spürt, um die Lungen ihres Vaters damit zu füllen und es ist ein merkwürdiges Gefühl der Erleichterung, das sich in ihr ausbreitet, als er hustend das Wasser aus seinen Atemwegen ausspuckt. Durch ihr Bluterbe sieht sie förmlich, wie sein Herz wieder zu schlagen beginnt, aber ebenso sieht sie auch den drohenden Angriff. „Dafür ist es ohnehin zu spät.“ Sie sieht wie der Boden unter Tenten und Temaris Füßen einbricht, so viele Meter weit, dass keine der beiden noch einen Halt findet und sie zwingt ihre Energie durch die Luft so schnell wie möglich, um sie herauszureißen, bevor er sie lebendig begräbt. Gleichzeitig hält sie ihren Schutz um ihren Vater herum aufrecht und es würde grade so reichen, wenn nicht noch eine Sache mehr dazu kommen würde. Denn sie sieht sie aus dem Augenwinkel, wie Hoshi sich plötzlich bewegt. Aber sie wird nie herausfinden, ob er vorhatte sie anzugreifen – stattdessen wird sie in diesem Moment Zeuge wie Tsume seinen eigenen Bruder hinrichtet. Sie sieht Hoshi zu Boden fallen und sieht seine schreckgeweiteten Augen, die verraten, dass er nie erwartet hätte von seinem eigenen Bruder verraten zu werden. Ihr ist selbst kaum klar, warum Tsume es getan hat, aber sie hat auch keine Zeit sich mit seinen kranken Beweggründen aufzuhalten. Sie lässt zu, dass ihre Energie vollständig in ihr durchbricht und dehnt sie schnellstmöglich in alle Himmelsrichtungen aus, um möglichst ihre Freundinnen und ihren Vater zu beschützen, aber gleichzeitig spürt sie auch, wie eine eisige Kälte ihren Unterleib durchdringt. Sie sieht herab auf die Klinge aus Eis, die in ihrem Körper steckt, unter dem Einfluss ihres warmen Blutes aber in Sekunden schmilzt, was die Blutung gleichzeitig noch verstärkt. „Hab dich!“ Hinata fällt auf ihre Knie und alles, was sie noch tun kann, ist einen letzten Angriff in seine Richtung zu schicken, um den herannahenden Chakren, die sie spürt, ein klein wenig mehr Zeit zu geben, Temari und Tenten zu erreichen. Sie streckt die Hand aus und sichert ihr eigenes Chakra, das ihren Vater abschirmt, bevor sie selbst zu Boden sinkt. Es hat keinen Zweck mehr sich selbst zu schützen. Das Blut sickert immer schneller aus ihrem Körper, je mehr das Eis schmilzt und mit dem Verlust spürt sie ihr Bewusstsein schwinden, bis alles, was sie noch wahrnimmt, tiefe, allumfassende Schwärze ist. • Sakura nimmt kaum wahr, dass sich ihnen aus Konohas Richtung Ino anschließt, gerade als sie vor Tenten und Temari aufsetzt und mit einem Blick die aufgewühlte Erde und die gefällten Bäume umfasst. „Wo ist sie?“ Ihr Blick wandert hektisch von Tenten zu Temari. „Wo ist Hinata?!“ Die Suna-nin schüttelt schnell den Kopf, während Shikamaru an ihre Seite tritt. „Ich weiß es nicht! Wir wollten ihr helfen, ihren Vater zu suchen-“ „Hiashi?“ Neji, der einen Arm um Tenten geschlungen hat, sieht abrupt auf. „Ja, Hanabi kam zu uns und als sie ihn nirgendwo finden konnte, ist Hinata losgelaufen. Wir wollten ihr helfen, aber dann ist plötzlich wortwörtlich der Boden unter uns eingestürzt-“ Aber Sakura scheint ihre Erklärung nicht mehr zu hören. Plötzlich zuckt ihr ganzer Körper und sie führt ihre Hand ruckartig über ihren Bauch. Ein atemloses Keuchen verlässt ihre Lippen, bevor sie ohne ein weiteres Wort verschwindet. „Nein!“ „Hinata!“ Ihr Blick findet sie sofort, zusammengekrümmt und am Boden liegend. Sie bewegt sich so schnell, dass ihr Verstand ihrem Körper eine Millisekunde hinterher zu eilen scheint, während sie bereits neben Hinata auf die Knie fällt. Als ihr Blick auf das tiefe Loch in ihrem Unterleib ihrer Freundin fällt, überwiegt zunächst die Welle an Emotionen, die über sie hereinschwappt. „NEIN! Nein, nein, nein, nein, nein! Du wirst mich nicht verlassen, hörst du mich!“ Aber obwohl ihre Finger zittern, bewegen sie sich bereits in einer festen Absicht. Sie weiß, sie hat nur Sekunden, bevor die anderen sie einholen. Sie hat ihre Energie benutzt, um sich schneller zu bewegen, als es ihr sonst möglich gewesen wäre und gleichzeitig ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein. „Sa-ku-ra… n-nicht-“ Sie hält Hinatas Blick, während sie schnelle Fingerzeichen schließt. „Es ist okay, hörst du? Lass los.“ Ihr Jutsu wirkt und sie beugt sich keuchend nach vorne, während sie zusieht, wie der Rest von Hinatas Bewusstsein in ihr erlischt. Trotz der Schmerzen, die sie schlagartig verspürt, verlässt ein zufriedenes Flüstern ihre Lippen. „Ich bin jetzt dran.“ Sie beginnt mit ihrer Heilung, in eben dem Moment, in dem ihre Freunde sie einholen. „Hinata!“ Naruto fällt ihr gegenüber auf die Knie und greift panisch nach der Hand der jungen Hyuuga. „Hinata!“ Sakura beißt die Zähne zusammen, während sie all ihr Chakra in ihre Hände leitet, um die tiefe Verletzung weiter zu schließen und den steten Blutverlust einzudämmen. Sie spürt Sasuke hinter sich und nimmt Ino an ihrer Seite aus dem Augenwinkel wahr. „Brauchst du Hilfe?“ Selbst den Kopf zu schütteln, ist beinahe zu anstrengend. „Sieh zuerst nach den anderen.“ Ino nickt und kniet sich stattdessen neben Hiashi, der direkt neben Hinata liegt, ebenso regungslos wie seine Tochter. Nejis besorgter Blick folgt ihr von seiner Cousine zu seinem Onkel. „Was ist mit ihm?“ Inos Chakra leuchtet bereits über dem Brustkorb des Clanoberhaupts. „Er wurde wiederbelebt.“ „Ja, die gute Hinata hat so hart daran gearbeitet ihren Vater wiederzubeleben.“ Sakuras Zähne prallen krachend aufeinander, aber sie unterbricht ihre Heilung ebenso wenig wie Ino, während alle anderen um sie herum ihre Waffen ziehen und versuchen die Person auszumachen, dessen Stimme so klar zu verstehen ist, als würde er neben ihnen stehen, obwohl außer ihnen niemand zu sehen ist. „Ich meine, wenn er ein guter Vater gewesen wäre, könnte ich das ja vielleicht verstehen, aber so? Für diesen Mann ins Wasser zu springen, ist einfach nur dämlich. Sie hat gewusst, dass ich sie erwischen würde, wenn sie versucht sein erbärmliches Leben zu retten. Wie kann ein Mensch nur so nett sein?“ „Hast du deshalb deinen eigenen Bruder hingerichtet?“ Sakuras zornige Worte ziehen die Blicke der anderen auf Hoshis regungslose Gestalt, die ein paar Meter neben ihnen liegt und Ino, die Hiashi scheinbar für außer Gefahr befindet, sieht vorsichtig zu Sakura. „Willst du, dass ich ihn rette?“ „Du wirst ihm nicht mehr helfen können.“ Aber es ist die andere Stimme, die Sakuras Worte beinahe übertönt und Sasuke zu einem dunklen Fluch veranlasst, während sich seine blutroten Augen die Umgebung absuchen, um ihren Feind zu finden. „Wie werdet ihr euch fühlen, wenn ihr sie nicht retten könnt?“ Sakura setzt ihre Heilung fort, obwohl sichtlicher Zorn ihre Gesichtszüge verzerrt und dieses Mal lässt sie kommentarlos zu, dass Ino sich ihr gegenüber niederkniet und ihre Heilung unterstützt. „Wir müssen nicht gerettet werden! Aber du wirst jemanden brauchen, der dich vor uns rettet!“ „Jetzt müsst ihr euch erst einmal selbst retten!“ Sie nimmt die Erleichterung zur Kenntnis, die sie verspürt, als Hinatas schlimmste Verletzungen unter ihren Fingern versiegen, aber das lindert ihre Wut nicht. „Du fliehst besser an das andere Ende der Welt! Denn wenn ich dich finde, wird dich auch die Macht von zwei Elementen nicht retten können!“ „Ist das das Feuer, das aus dir spricht, Sakura?“ „Nein, das ist ganz allein mein Temperament. Und wenn du noch einmal die einzige Familie angreifst, die mir geblieben ist, werde ich dir beibringen, dass mein Feuer bei weitem nicht meine schrecklichste Eigenschaft ist!“ Sakura nimmt einen beruhigenden Atemzug, bevor sie erst Inos und dann Narutos Blick sucht. „Ihr müsst sie zu Tsunade bringen!“ Ino unterbricht ihre Heilung ebenfalls nicht, sucht aber fragend Sakuras Blick. „Was ist mit dir?“ Die Drohung lodert bereits hell in Sakuras Augen. „Ich muss mich erst noch um das Unkraut kümmern.“ Naruto hebt Hinata auf seine Arme – so umsichtig wie möglich – während Ino ihre Hände über der Wunde behält. Neji dagegen hebt seinen bewusstlosen Onkel hoch und Tenten folgt an seiner Seite. Temari und Shikamaru haben sie schon vorher verlassen, um Tsunade zu informieren. Sasuke dagegen weicht keinen Millimeter von Sakuras Seite, während sie sich langsam aufrichtet. „Warum können wir ihn nicht sehen?“ „Weil er überall und nirgends zu gleich ist. In der Erde und im Wasser.“ Sie dreht sich nicht zu ihm um, aber es ist förmlich spürbar, wie der Uchiha eine Augenbraue in die Höhe zieht. „Er kann seine Gestalt auflösen?!“ Sasukes ungläubiger Aussage folgt ein gegrummelter Fluch und er tritt einen Schritt näher an seine ehemalige Teamkameradin heran. „Wie sollen wir ihn so finden?“ Als er über Sakuras Schulter sieht, erkennt er, dass sie bereits die Augen geschlossen hat und sich mental von ihm entfernt. Überraschenderweise antwortet sie ihm aber dennoch. „Ich werde ihn ausräuchern.“ Noch während sie spricht, streckt sie die Hände zur Seite aus, aber mit dem bloßen Auge ist ihre Handlung nicht zu erkennen. Dafür spürt er deutlich, wie ihre Energie stetig ansteigt. Mit ihrem nächsten Atemzug spürt sie Sasuke nur noch verschwommen hinter sich und auch der Bezug zu ihrem eigenen Körper verschwimmt immer weiter. Sie spürt wie die Energie in ihrem Körper die Kontrolle übernimmt – so leicht und so schnell, als würde sie normalerweise nicht all ihre Kraft aufwenden, um sie zu unterdrücken. Ihn zu finden ist nicht das Problem – die energetischen Schwingungen, die von ihm ausgehen sind zu stark, um verborgen zu bleiben, nachdem er seine menschliche Gestalt wieder angenommen hat. Aber sie spürt auch, dass ihn sein eigener Energieverbrauch und die Konfrontation mit Hinata geschwächt haben. Es ist ein beunruhigend befriedigendes Gefühl ihrer Energie in seine Richtung freien Lauf zu lassen und nichts zurückzuhalten. Zunächst ist es ein kräftezerrendes Tauziehen, aber trotz der zwei Elemente ist Tsume nicht mehr auf der Höhe seiner Kräfte und sie ist ausgeruht und wütend. Ihr Feuer kesselt ihn ein und drängt ihn zurück, bis er sich praktisch im Nichts auflöst und für den Moment verschwindet. Sakura sucht die Verbindung zu ihrem eigenen Körper, aber obwohl sich ein Teil ihres Bewusstseins noch darin verankert, kämpft sie darum vollständig in die Realität zurückzukehren. Hinata und sie haben bisher alles getan, um es zu vermeiden, sich mit der Macht der Elemente außerhalb ihres Körpers zu bewegen. Das Risiko den Bezug zu sich selbst zu verlieren, ist zu groß. Sakura greift nach ihrer Konzentration, ihrem Bewusstsein und dem Gefühl des Bodens unter ihren Füßen. Doch was sie schließlich wahrnimmt, sind die Hände, die sich um ihre Oberarme schlingen. Sie kehrt mit einem Keuchen zu sich selbst zurück und schwankt, aber als ihre Füße unter ihr einknicken, verliert sie den Halt. Sasukes Hände schließen sich um sie, sicher und haltgebend. Ihre Lider schließen sich, aber trotz der Erschöpfung, die sie zu schnell einholt, kann sie nicht zulassen, dass er sie zu lange hält – sie spürt bereits, wie das Blut unter ihrer Weste langsam ihre Kleidung durchtränkt. In der Sorge er könnte es bemerken, richtet sie sich schnell auf, sucht aber Sasukes Blick, um nicht noch mehr seines Misstrauens auf sich zu ziehen. „Für den Moment sind wir ihn los. Ich muss zu Hinata.“ Sein Widerstreben ist unschwer zu erkennen, deshalb schätzt sie es, dass er nickt und sie sich Seite an Seite in Höchstgeschwindigkeit Richtung Krankenhaus bewegen. • Vor dem Not-OP tigert Naruto unruhig durch den Gang, während Temari, Tenten, Shikamaru, Neji, Soya und Gaara auf den Stühlen verteilt sind. Narutos panischer Blick fällt zuerst auf sie. „Sakura-“ Aber sie nickt ihm nur im Vorbeigehen zu. „Ich geh rein.“ Sie stößt die vertrauten Türen auf und ihr geschulter Blick wandert suchend über Tsunade und Ino, die die Behandlung leiten, zu Hinatas regungslosen Gesichtszügen. „Sakura.“ Drei schnelle Schritte tragen sie weiter in den Raum hinein und an das Bett heran. „Wie geht es ihr?“ „Sie hat knapp zwei Liter Blut verloren und was auch immer sie getroffen hat, hat ihre Milz verletzt, aber wir haben die Blutung im Griff und auch der Schaden an ihren Organen ist fast behoben.“ Tsunade sieht kurz über ihre Schulter zurück zu ihr, was stumm beweist, dass Hinatas Zustand nicht länger besorgniserregend ist, aber gleichzeitig wünscht Sakura sich, dass die Aufmerksamkeit ihrer ehemaligen Sensei nicht so kritisch auf ihr liegen würde. „Was hast du getan, Sakura?“ Sie streckt ihre Haltung, obwohl ihr Sichtfeld an allen Enden anfängt unscharf zu werden. „Sie gerettet. So wie sie es unzählige Male für mich getan hat.“ Tsunades Augen verengen sich warnend. „Ich will wissen, welches Jutsu du angewendet hast, damit ich euch beiden helfen kann!“ „Du musst nur Hinata helfen.“ Mit dem drohenden Gefühl, dass ihr Körper sie gleich im Stich lassen wird, strebt sie die Seitentür an, die nicht zurück in den Flur, sondern in ein angrenzendes Behandlungszimmer führt, und eilt hindurch. Ihre Finger zittern, als sie noch im Gehen nach dem Reißverschluss ihrer Weste greift und es ist ein Kraftakt, sich das Kleidungsstück von den Schultern zu ziehen. Sie stützt sich keuchend auf der leeren Behandlungsliege ab, nimmt aber noch war, wie die Tür in ihrem Rücken wieder aufschwingt. „Sakura-“ Ino bricht ihre Frage ab, die in dem Moment überflüssig wird, indem sie das Blut sieht, das die Bluse ihrer Kindergartenfreundin stetig weiter verfärbt. Stattdessen bricht ein Fluch über ihre Lippen, während sie an Sakuras Seite eilt. „Leg dich hin!“ Sie umfasst Sakuras Arm und diese rutscht tatsächlich widerspruchslos auf die Liege. Aber als sie die Verletzung in Sakuras Bauchraum genauer betrachtet, rutscht Inos Blick ungläubig zurück zu den vertrauten grünen Augen. „Was hast du gemacht?!“ Aber der Schimmer, der bereits über Sakuras Pupillen liegt, verrät ihr, dass ihrer Freundin ihr Bewusstsein bereits zu entgleiten droht und sie beginnt sofort mit ihrer Heilung. „Ich nehme an, das ist ein weiteres Geheimnis, das ich für dich bewahren soll?“ „Ihr versteht das nicht-“ Ino sieht nur einen winzigen Moment zurück zu Sakuras Augen. „Sag mir, was wir nicht verstehen. Erklär es mir im Detail.“ Als Sakura zu lange still bleibt, glaubt sie, dass ihr Versuch, sie bei Bewusstsein zu halten, bereits gescheitert ist. Ihre Lider sind bereits geschlossen, aber dann kommen doch noch müde Worte über ihre Lippen. „Wir sind zusammen durch die Hölle gegangen… aber ein Leben ohne sie wäre schlimmer.“ . . . Kapitel 22: Desperate --------------------- „Ihr versteht das nicht-“ Ino sieht nur einen winzigen Moment zurück zu Sakuras Augen. „Sag mir, was wir nicht verstehen. Erklär es mir im Detail.“ Als Sakura zu lange still bleibt, glaubt sie, dass ihr Versuch, sie bei Bewusstsein zu halten, bereits gescheitert ist. Ihre Lider sind bereits geschlossen, aber dann kommen doch noch müde Worte über ihre Lippen. „Wir sind zusammen durch die Hölle gegangen… aber ein Leben ohne sie wäre schlimmer.“ . . . „Sie stand die ganze Zeit direkt neben mir! Wie konnte sie verletzt werden?“ Ino steht mit regungsloser Miene neben Sakuras Bett, das sie eben erst neben das von Hinata in ein zuvor leeres Behandlungszimmer gerollt hat und schenkt dem tobenden Clanerben im Raum nur unterschwellig Beachtung. „Ich weiß es nicht.“ Zumindest weiß sie nicht direkt, wie sie es angestellt hat. „Sie hat nicht mehr viel gesagt, bevor sie das Bewusstsein verloren hat.“ Das ist ausnahmsweise die Wahrheit, beruhigt den aufgebrachten Clanerben aber keineswegs. Seine gemurmelten Flüche und Verwünschungen sind ausgesprochen wortreich im Kontrast zum sonstigen Wesen des Uchiha, aber auch Naruto findet kein Amüsement in der Sache. Der Blondschopf sitzt neben Hinatas Krankenbett und hat seine Hand vorsichtig um die schmalen Finger der blassen Clanerbin geschlungen. „Beruhig dich, Teme.“ In dem Blick, den er sich für diesen Kommentar einfängt, blitzt zorniges Rot, aber Narutos Aufmerksamkeit bleibt auf Hinata gerichtet. „Denkst du, ich finde es lustig, schon wieder tatenlos rumzusitzen? Wir können sie nicht zwingen uns diese Dinge anzuvertrauen, solange sie nicht wollen.“ Diese Aussage erntet ein erneutes Grummeln von dem Uchiha, aber das Klopfen an der Tür unterbricht ihn. Es ist Soya, die den Raum betritt und für den Moment den Blick auf die beiden Kage freigibt, die sich im Flur vor dem Krankenzimmer mit gesenkten Stimmen unterhalten, bevor sie die Tür hinter sich schließt. „Wie geht es ihnen?“ Ino antwortet ihr. „Sie werden es beide überstehen, aber vermutlich auch noch eine Weile schlafen. Besonders bei Hinata war der Blutverlust grenzwertig.“ Soya nickt abwesend und ihr Blick wandert von Sakura zu Hinata, während sie weiter in den Raum tritt. Allerdings zieht sie dabei Sasukes Aufmerksamkeit auf sich. „Vielleicht kannst du uns ja erklären, warum Sakura mit einer verdächtig ähnlichen Verletzung zusammengebrochen ist, wie sie auch Hinata hatte.“ Soyas Blick wandert zwar zu ihm, drückt aber bereits gleichzeitig aus, dass sie keineswegs vorhat, ihm zu antworten. Aber es ist eine andere Stimme, die sie verteidigt, bevor sie selbst dazu kommt. „Lass Soya da raus.“ Sasukes Augen wandern ruckartig zurück zu Sakura, die sich in diesem Moment mit einem lautlosen Stöhnen in ihrem Krankenbett aufrichtet und Inos Bedenken mit einer Handbewegung zur Seite wischt. Soya macht auf den Fußballen kehrt und verlässt den Raum augenblicklich wieder, während Sakura Sasukes dunklem Bick begegnet. Ino folgt ihrem Beispiel schnell. „Ich lasse euch allein.“ Sakura unterbricht den starren Blickkontakt zu Sasuke, als sich überraschend auch Naruto erhebt und von Hinatas Bett wegtritt. Sie folgt seinen Bewegungen, aber er sieht weder zu ihr noch zu Sasuke. „Ich will mit Tsunade reden.“ Die Tür fällt hinter ihm ins Schloss, aber die zurückbleibende Stille währt nicht lange. „Falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte: Eure Geheimnisse machen ihn fertig.“ Ihre Augen wandern zurück zu Sasuke, der mit verschränkten Arten neben ihrem Bett steht und sie mustert den unzufriedenen Zug um seine Lippen abschätzend. „Lass mich raten: Dich machen sie nur wütend.“ Er hält ihren Blick stumm und sie stellt sich zum wiederholten Mal in ihrem Leben der Herausforderung in den schwarzen Seen seiner Augen eine Emotion zu identifizieren. „Nein. Mich macht wütend, dass ich dir nicht helfen kann. Weil du mich nicht lässt.“ Für einen Moment dringt keine Luft in ihre Lungen. Ihr Atem verlässt sie einfach. Sie hat einen weiteren Konflikt erwartet und seinen Zorn. In diesem Fall seinen gerechtfertigten Zorn. Natürlich ist es einmal mehr die Reaktion, die sie am allerwenigsten erwartet hat, die ihr den Boden unter den Füßen wegzieht. Sie öffnet den Mund und schließt ihn wieder, unsicher, was sie auf diese ehrliche Offenbarung antworten soll. „Sasuke-“ Aber dann spannen sich ihre Muskeln gleichzeitig an und ihre Aufmerksamkeit flieht voneinander in dieselbe Richtung. Es sind nur Sekunden, bevor die Tür aufschwingt und Naruto gefolgt von Soya, Gaara und Tsunade den Raum betritt, in eben dem Moment, in dem aus der Ferne ein vertrautes Heulen einsetzt. Das Heulen der Wölfe erreicht jedoch in erster Linie nicht sie – es ist Hinata, die sich keuchend in ihrem Bett aufrichtet. Ihre Aufmerksamkeit gehört in diesem Moment jedoch keinem von ihnen. Ihr Bluterbe treibt die Adern um ihre Augen hervor und für einen Moment verändern sich ihre Pupillen und verraten ihre Verbindung zu den Wölfen. Es ist das Zucken um ihre Mundwinkel, das zuerst verrät, dass ihr nicht gefällt, was sie findet, bevor sie den Kopf erstmals in die Richtung der anderen dreht. „Kori gibt sich ein zweites Mal Ehre.“ Sie sieht von Sakura zu Soya, die die gleiche verächtliche Mimik teilen. „Sie hat alles dabei, was halbwegs kämpfen kann.“ „Was heißt alles?“ Sakuras Miene verrät bereits deutlich ihre Gefühle angesichts dieser Wendung, bevor sie Narutos Frage mürrisch beantwortet. „Dass sie sogar die Zwölfjährigen mitgebracht hat, um uns zu manipulieren.“ Sie hat kaum ihren Punkt hinter ihre Aussage gesetzt, als die Alarmsirenen des Dorfes ertönen und sich auch Tsunades Miene drohend verdunkelt. „Wenn sie für einen Kampf hergekommen ist, dann soll sie den kriegen.“ Die drei Männer im Raum nicken einstimmig, aber während Tsunade bereits den Raum verlässt, wandert Sasukes Blick zurück zu Sakura. „Ihr bleibt hier.“ Es ist keine Bitte, aber dieses eine Mal ist sie nicht auf Widerspruch aus und bestätigt seine Aussagen mit einem knappen Nicken. Naruto dagegen überquert die wenigen Meter zu Hinatas Bett und ergreift für einen kurzen Moment erneut ihre Hand. „Naruto-“ Aber jetzt wo sie wirklich wach ist, sieht man die Schwäche in jedem ihrer Züge. Naruto senkt den Kopf und drückt seine Lippen zärtlich gegen ihre Stirn. „Wir reden später.“ Auch Hinata ringt sich nur ein schwaches Nicken ab, bevor sie zurück in ihre Kissen sinkt. Während Sasuke und Naruto ihre Sachen zusammensuchen, wendet sich Gaara Soya zu. „Bleibst du auch hier?“ Die steile Falte auf ihrer Stirn verrät ausdrucksvoll, dass sie mit der Situation ebenfalls zutiefst unzufrieden ist, aber ihre ruhige Stimmlage spiegelt nichts davon wieder. „Ich werde zurück zu Takeru und den anderen gehen.“ Der Kazekage hält einen Moment ihren Blick, bevor er Naruto und Sasuke aus dem Raum folgt und die drei Frauen allein zurücklässt, die in der darauffolgenden Stille einen bedeutungsvollen Blick wechseln. Sobald die Männer außer Hörweite sind, äußert auch Soya ihre Meinung zu dem Ganzen deutlich. „Ich hätte der alten Hexe schon vor Jahren den Gar ausmachen sollen!“ Sakura schüttelt den Kopf. „Es war unser aller Fehler. Wir haben es zwei Jahre lang geplant und sind letztendlich doch zu überstürzt aufgebrochen.“ Ihre Aussage verhängt Schweigen über das Krankenzimmer, bis Soya müde den Kopf schüttelt. „Ich werde nach den anderen sehen.“ Sie setzt gerade an zu gehen, als Hinatas Haltung sich in ihrem Krankenbett erneut streckt. Ihr Blick schweift wieder in die Ferne und sie legt angespannt die Stirn in Falten, bevor ein überraschtes Keuchen ihren Lippen entflieht und ihr Blick zurück zu Soya schnellt. Bevor diese eine Frage formulieren kann, bewegen sich Hinatas Lippen bereits und im nächsten Moment rennt Soya bereits den Flur entlang. • Tsunde und Gaara stehen direkt an der Kante der Nordostmauer. Zu ihren Seiten stehen rechts und links Naruto, Sasuke, Neji, Tenten, Temari und Shikamaru, mit der gesamten Riege von Konohas kampferprobten Shinobi in ihrem Rücken. Ihnen gegenüber, keine hundert Meter von der Dorfmauer entfernt steht eine Gruppe Ninja, knappe Hundert an der Zahl, mit Kori und Kaito an vorderster Front. Die dunkelhaarige Anführerin erhebt mit einem verächtlichen Blick auf die Hokage zuerst das Wort. „Tsunade.“ Die Sanin verschränkt verächtlich die Arme. „Kori. Ich hätte nicht gedacht, dass du so dämlich bist, noch einmal hierher zurückzukehren.“ „Ich bin hier, um meinen Sohn zu rächen.“ „Keiner meiner Leute hat deinem Sohn etwas angetan. Soweit ich informiert bin, war es dein anderer Sohn, der ihn ermordet hat.“ Offensichtlicher Zorn verzieht die Miene der anderen Frau. „Das ist eine Lüge!“ Eine Spur von Resignation in den Zügen, schüttelt Tsunade den Kopf. „Es ist mir egal, was du denkst. Ich habe dich gewarnt. Noch eine Chance zu verschwinden bekommst du nicht.“ Auf ihre Worte hin ziehen alle Reihen Konohas ihre Waffen, aber auch Koris Gefolge macht einen Schritt nach vorne, allen voran Kaito, dessen Blick auf Naruto fixiert ist. „Wo ist Hinata?“ Mit seiner Geduld sichtlich am Ende, hebt Naruto gereizt sein Katana an. „Das geht dich einen Scheiß an!“ „Ich will mit ihr reden.“ Es ist ein derart verächtliches und abfälliges Grinsen auf Narutos Lippen, dass er nur von Sasuke gelernt haben kann. „Du wirst sie nie wieder sehen.“ Kaitos Miene verdunkelt sich ebenfalls. „Ich will meine Tochter holen.“ Das Reden leid, macht Naruto einen Schritt nach vorne, aber Nejis Stimme erhebt sich über seiner Bewegung. „Sie ist eine Hyuuga. Es spielt keine Rolle, was sie sonst noch ist. Ihr Platz ist hier.“ „Sie ist meine Tochter!“ Neji zuckt betont abschätzend mit den Schultern. „Das ist ein ausgesprochen bedauerlicher Umstand, spielt für uns aber nicht weiter eine Rolle.“ Kaito öffnet den Mund, aber eine Hand auf seiner Schulter lässt ihn zurücksehen und dem Blick seiner Mutter begegnen. Sie hält seinen Bick aber nur einen Moment, bevor sie zurück in Tsunades Richtung sieht. „Genug geredet.“ Sie nickt einem jungen Mann zu ihrer Linken zu und im ersten Moment passiert nichts, aber dann runzelt Neji plötzlich die Stirn. „Es ist irgendeine Energie in der Luft – ich kann es nicht genau sehen, ich-“ Aber bevor er seinen Satz beenden kann, geht alles ganz schnell. Eine undurchsichtige Dunkelheit breitet sich von dem jungen Mann ausgehend aus und verschlingt in wenigen Sekunden alles um sie herum, bis die Konoha-nins nicht einmal mehr die eigene Hand vor den Augen sehen. Sasuke aktiviert mit einem gereizten Fluch seine Sharingan, aber selbst mit seinem Bluterbe kann er nichts erkennen und dem Gemurmel an seiner Seite zu folgen, scheint Neji ähnliche Schwierigkeiten zu haben. „Haiko!“ Der laute Ruf klingt klar durch die angespannte Dunkelheit, spannt aber gleichzeitig jeden Muskel im Körper des Kazekagen in seltener Beunruhigung an. Er sieht sich suchend um, obwohl es ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein scheint, aber dann spürt er sie plötzlich dicht neben sich. „Gaara, sie kommen über die Mauer!“ Es wird ihm erst später klar, was es bedeutet, dass er instinktiv auf ihre Worte reagiert, ohne sie auch nur eine Sekunde in Frage zu stellen. Er bewegt seinen Sand und obwohl er immer noch sämtlicher Sicht beraubt ist, spürt er wie die kleinen Körner gesammelt schnell auf Widerstand treffen. Trotzdem hört er wie an seiner Seite bereits die ersten Klingen aufeinander treffen und vernimmt das drohende Grummeln des Uchihas, der am nächsten neben ihm steht. Noch während er seinen Sand dirigiert, spürt er wie fremde Hände sein Katana aus seinem Gürtel ziehen. Sein Körper verspannt sich automatisch, aber der Duft, der seine Nase streift, hat eine vertraute Note, die ihm dennoch nichts von seiner Anspannung nimmt, als sich dicht neben ihm zwei Schwerter klirrend kreuzen. Plötzlich klärt sich die Dunkelheit um sie herum so schlagartig wie sie kam und Gaara sieht zuerst dunkle Haare an seiner Seite. Soya hält sein Katana in der Hand und im Moment ist es alles, was sie auf Schulterhöhe von der Klinge ihres Gegners trennt. „Tus nicht.“ Ihr warnendes Flüstern dringt an seine Ohren, aber dann liest er die mörderische Drohung in den Augen ihres Gegners und strebt automatisch nach vorne. Doch bevor er die wenigen Meter zwischen ihnen überwinden kann, duckt sich Soya locker unter dem nächsten Angriff ihres Gegners weg und jagt die Klinge in ihrer Hand mit der nächsten Bewegung zielsicher durch seinen Rumpf. Während Gaara angespannt verfolgt, wie ihr Gegner röchelnd auf die Knie sinkt, nachdem sie das Schwert schonungslos wieder zurückgezogen hat, lichtet sich auch um ihn herum langsam das Chaos. Vor Neji und Sasuke liegen ebenfalls zwei Tote, während sich die beiden schon wieder nach dem nächsten Ventil für ihren angestauten Zorn umsehen und auch Naruto streckt in eben diesem Moment seinen Gegner nieder. Temari und Shikamaru ringen noch mit ihren Gegnern und in sämtliche Richtungen um sie herum sind weitere Zweikämpfe im Gange. Die Hälfte ihrer Gegner hat sich jedoch noch nicht bewegt und es wird schnell klar, dass Kori zuerst ihr Fußvolk losgeschickt hat, während sie mit ihrem Sohn noch an Ort und Stelle verweilt. Ein gutes Dutzend Angreifer kämpft sich hustend aus dem Sand, den er über die Mauer gejagt hat, aber Gaaras Aufmerksamkeit gehört nur der jungen Frau, die sein Schwert mit einer Selbstverständlichkeit geführt hat, als hätte sie nie etwas anderes getan. „Soya!“ Der Ausruf ihres Namens kommt von vorne und lässt sie hektisch herumwirbeln, ohne dem Mann, der in der Sekunde tot zu Boden fällt, noch weitere Beachtung zu schenken. Als sie sich dieses Mal bewegt streckt Gaara instinktiv die Arme nach ihr aus und erwischt sie gerade noch, bevor sie blindlings über die Mauer springen kann. Doch Soya scheint kaum wahrzunehmen, dass er sie zurückhält. Ihr Blick liegt fixiert auf drei jungen Shinobi an der vordersten Front der verkleinerten Armee, die ihnen weiterhin gegenübersteht. „Ihr lebt!“ Ihr leises Flüstern ist selbst in der angespannten Stille zu heiser um jemand anderem als Gaara an die Ohren zu dringen. Er behält seinen Arm um ihre Hüfte geschlungen, obwohl sie keinen Ansatz macht sich von ihm loszumachen. Ein junger Mann ihnen gegenüber bricht schließlich den Blickkontakt mit ihr und auch wenn seine Worte nicht verständlich sind, steht der Zorn klar in seinen Gesichtszügen, während er mit Kori spricht. Aber ihre Stimmen werden stetig lauter, bis sie schließlich auch über die Entfernung zu verstehen sind. „Das ist ein Befehl, Haiko!“ „Fahr zur Hölle, Kori!“ Während sich die beiden aufgebracht taxieren, erhebt Soya ihre Stimme über die angespannte Stille. „Ihr müsst ihrem Selbstmordkommando nicht länger folgen. Ergebt euch Suna und Konoha und ihr habt mein Wort, dass ich mich für jeden einzelnen von euch einsetzen werde!“ Ihre Worte sind kaum verhallt, als der junge Shinobi, dessen Augen sich abgesehen von seiner Auseinandersetzung mit Kori noch keine Sekunde von Soya abgewendet haben, mit einem kurzen Blick auf den Mann und die junge Kunoichi an seiner Seite verkündet: „Wir ergeben uns.“ Koris Zischen dringt selbst bis zu den Konoha-nins herüber. „Dann werdet ihr auch sterben!“ Dieses Mal strebt Soya gegen Gaaras Halt nach vorne, aber in dieser Sekunde fegen tanzende Flammen über den Boden vor ihnen und ziehen einen lodernden Kreis um die drei jungen Ninjas, die sich bereits Rücken an Rücken in eine defensive Formation begeben haben. Mit der gleißenden Naturgewalt schallt eine vertraute Stimme über den Platz, die Sasuke krachend die Zähne zusammenbeißen lässt. „Es reicht!“ Sakura tritt am Fuß der östlichen Mauerseite aus dem Schatten, energisch und warnend in jedem ihrer Schritte. „Ich habe eigentlich gedacht, dass wir ausführlich deutlich gemacht haben, was passieren würde, solltest du es wagen jemals gegen Konoha vorzugehen.“ Mit einer einzigen Handbewegung ihrerseits tanzen die Flamen warnend nach außen und lassen alle Umstehenden mehrere Schritte zurückweichen. Koris verachtender Gesichtsausdruck wandert von Soya zu Sakura. „Sakura. Wo steckt deine bessere Hälfte?“ Dieses Mal flucht Neji in ihren Reihen unterdrückt, kurz bevor gegenüber von Sakura auf der anderen Seite des Feldes ein ganzes Wolfsrudel aus dem Wald tritt und mit ihnen Hinatas zierliche Gestalt an der Seite der Leitwölfin. „Was suchst du hier, Kori?“ Sakura verschränkt herablassend die Arme vor ihrem Oberkörper, den Blick fest auf Kori gerichtet. „Wir sind in den Genuss gekommen, auch noch deinen dritten Sohn kennen zu lernen. Ich würde dir wirklich ans Herz legen weitere Fortpflanzung zu unterlassen, aber glücklicherweise hat das die Natur ja schon erledigt.“ Kori öffnet den Mund, aber es ist Tsunades Stimme, die sich zuerst erhebt. „Nimm deine Toten und verschwinde, Kori. Niemand hat die Leiche deines Sohnes angerührt. Geh und begrabe ihn. Aber wenn du noch einmal einen Zeh über meine Landesgrenze setzt, werde ich dein Todesurteil persönlich verstrecken. Das gilt auch für jeden deiner Anhänger, der nicht vorhat, Soyas Angebot hier und heute anzunehmen. Oder du bleibst hier und führst deine Leute in den sicheren Tod.“ Gaara tritt einen Schritt nach vorne, lässt Soya aber nicht los. „Dasselbe gilt auch für Sunagakure.“ Sakuras Flammen tanzen immer noch drohend zwischen ihnen, während Koris Blick musternd über ihre eigenen Reihen fährt. Es liegt ein Funken Wahnsinn in ihren Augen, der verrät, dass es ihr naheliegt, ihre Leute in ein Selbstmordkommando zu führen, aber selbst sie sieht die Unentschlossenheit in der Miene einiger ihrer Leute, seit Soya das Wort erhoben hat. „Wir ziehen uns zurück!“ Sein Katana noch in seiner Hand, dreht Kaito den Kopf zu ihr. „Mutter-“ „Sofort, Kaito!“ Der Shinobi nickt, aber sein Blick wandert dennoch zu der jungen Frau, die keine fünfzig Meter von ihm entfernt steht. „Hinata-“ Aber in diesem Moment schiebt sich Narutos Gestalt vor sie. „Verschwinde oder wir bringen das hier und jetzt zuende!“ Der andere Mann hält für einen Moment Narutos Blick, bevor er über seine Schulter zurück zu Hinata sieht. „Wir sehen uns.“ Sie lösen sich beinahe in Luft auf, so schnell verschwinden die Shinobi aus Koris Gefolge, inklusive Kaito und ihrer Anführerin. Zurück bleiben nur die drei Ninja, die sich bereits im Anschluss an Soyas Worte von ihrer Gruppe distanziert haben. Dieses Mal löst Soya sich aus Gaaras Halt und springt als erste über die Mauer. Sie landet elegant auf ihren Beinen und überwindet in Sekunden die Entfernung zu den zwei Shinobi und der Kunoichi, die zurückgeblieben sind und ihr nun entgegen kommen. Gaara und Tsunade überqueren die Mauer ebenfalls, gefolgt von den anderen. Naruto verweilt an Hinatas Seite, während diese sich von ihren Wölfen verabschiedet und Sasuke taucht in diesem Moment an Sakuras Seite auf. Ein lautloses Seufzen verlässt ihre Lippen, bevor sie seinem Blick begegnet. „Ich weiß. Ein Versprechen mehr, das ich nicht halten konnte.“ Er sagt nichts und folgt ihr nur mit seinem Blick, als sie an ihm vorbeitritt und nach vorne strebt, wo Soya in diesem Moment die drei Ninja erreicht und ihre Arme um alle drei auf einmal schlingt. Gaara und Tsunade folgen einige Schritte hinter ihr, sind aber bereits nah genug, um Soyas Worte zu verstehen. „Sie haben mir gesagt, dass ihr tot seid.“ Sie löst sich ein Stück weit von den dreien, die nur ein paar Jahre jünger als sie zu sein scheinen. „Sonst hätte ich niemals aufgehört nach euch zu suchen!“ Der Shinobi, dem sie offensichtlich vorher die plötzliche Nachtfinsternis zu verdanken hatten und den Soya Haiko genannt hat, sucht mit finsteren Gesichtszügen ihren Blick. „Unsere letzte Mission ist ein wenig aus dem Ruder gelaufen.“ Die junge Frau an seiner Seite schnaubt verächtlich. „So kann man es auch nennen, wenn jemand eine Explosion verursacht, ein anderer dabei verletzt wird und man geschlagene drei Monate irgendwo im Nirgendwo ausharren muss, bevor man es schafft den Heimweg anzutreten.“ Haiko öffnet den Mund, aber Soya fährt gutmütig zwischen seinen Protest. „Das hört sich nach einer Geschichte an, die ich gerne hören werde. Später.“ Haikos Blick wandert augenblicklich zurück zu ihr. „Kori hat uns erzählt, dass Konoha dich an Kumogakure ausgeliefert hat.“ Während diese Worte den Suna- und Konohanins Rätsel aufgeben, zieht Soya skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, im selben Moment, in dem auch Sakura spricht. „Und ihr habt ernsthaft angenommen, dass es jemandem gelingen würde mich auszuliefern?“ „Glaubt ihr wirklich, dass wir zugelassen hätten, dass hier irgendjemand ausgeliefert wird?“ Die beiden Frauen tauschen einen Blick und ein Schmunzeln, bevor Soya sich dem Publikum in ihrem Rücken zuwendet, während Sakura die drei grinsend umarmt. „Hokage, Kazekage, das sind Haiko Karaku, Sora Mitsu und Rai Hako.“ Ihr Blick wandert zurück zu den drei jungen Ninja an ihrer Seite. „Ich verspreche, dass sie keinen Ärger machen werden.“ Sora und Rai senken grüßend den Kopf vor den Kagen, während Haiko demonstrativ die Arme vor dem Oberkörper verschränkt. Die offensichtliche Missachtung der Dorfoberhäupter bringt ihm einen gezielten Ellenbogen in die Rippen ein. Der finstere Blick seiner Teamkameradin lässt ihn jedoch offensichtlich kalt und er sieht provozierend in die Richtung der Kage. „Da wo wir herkommen verbeugt man sich nicht vor einem Titel. Respekt muss man sich erst verdienen.“ Es ist Soyas Stimme, die klar und nachdrücklich auf seine Worte folgt. „Sie haben meinen Respekt.“ Die Antwort kommt schnell und ohne zu zögern und der vorlaute Shinobi senkt beinahe augenblicklich den Kopf in Richtung der Kage. „Hai, Sensei!“ Das letzte Wort seiner Aussage lässt so manchen in der Riege der Konoha-nins skeptisch eine Augenbraue heben, angesichts der Tatsache, dass die drei kaum ein paar Jahre jünger zu sein scheinen als Soya. Die grinst schief, als sie zurück in die Richtung der Dorfbewohner sieht. „Ich fürchte, für ihre schlechten Manieren bin wohl ich verantwortlich.“ „Lass es uns lieber auf die Umstände schieben.“ Haikos Miene erhellt sich schlagartig, als er die ruhige Stimme in seinem Rücken vernimmt und er fährt mit einem Grinsen herum. „Hinata!“ Er schlingt impulsiv beide Arme um die schmunzelnde Hyuuga und hebt sie fast von den Beinen. Die junge Hyuuga lacht in seinen Armen. „Es ist auch schön dich zu sehen, Haiko.“ Aber als der dunkelhaarige Shinobi sie wieder absetzt, schwankt sie plötzlich. Obwohl Haiko näher bei ihr steht, schließen sich Narutos Arme zuerst um sie. „Wir gehen zurück ins Krankenhaus.“ Keiner protestiert, Hinata eingeschlossen, als Naruto sie auf seine Arme hebt und Sakura und Sasuke folgen ihnen wortlos. Es ist erneut Haiko, der die Stille bricht. „Tsume war also wirklich hier?“ Soya stößt ihren nächsten Atemzug mit einem Seufzen aus. „Begleitet mich zu den anderen. Es gibt eine Menge, was ihr wissen müsst.“ • Naruto trägt Hinata zurück in das Krankenzimmer, aber statt ihnen zu folgen, verhaart Sakura zwei Türen weiter vorne vor einem Nebenraum. Sie sieht über ihre Schulter zurück zu Sasuke und auf ihren Blick hin, folgt er ihr in den Raum. Die Arme vor dem Körper verschränkt, wartet sie, bis er die Tür hinter sich geschlossen hat, bevor sie sich zu ihm umdreht und offen seinem Blick begegnet. „Wir sind über ein uraltes Jutsu miteinander verbunden und ich habe es genutzt, um einen Teil ihrer Verletzung auf mich zu übertragen.“ Bevor er ganz begreift, was sie ihm eröffnet, spricht sie bereits weiter. „Es war damals die einzige Möglichkeit, wie wir die Elemente dauerhaft kontrollieren konnten.“ Es ist das erste Puzzleteil, das einiges erklärt, unter anderem die unzähligen Blickwechsel zwischen den beiden Frauen, die ganze Gespräche ersetzt haben. „Es geht nicht so weit, dass wir die Gedanken der anderen lesen können, aber wir können einander finden, wenn wir getrennt sind und wenn einer von uns etwas Schwerwiegendes widerfährt, wie Hinatas Verletzung vorhin…“ Ihr Blick wandert kurz aus dem kleinen Fenster, das den Raum als einziges spärlich erhellt, da sich keiner von ihnen die Mühe gemacht hat, das Licht anzuschalten. „…spüren wir es.“ Sie sieht zurück zu ihm und fixiert dieses Mal einzig und allein ihn. „Was willst du noch wissen?“ Aber statt eine der Fragen zu stellen, die in den letzten Wochen immer wieder aufgekommen sind, überwindet er mit zielstrebigen Schritten den Abstand zwischen ihnen. Er schiebt seine rechte Hand in ihren Nacken und streicht mit dem Daumen seiner linken Hand zärtlich über ihre Wange, während er den Kopf zu ihr senkt, bis seine Lippen auf ihren liegen. Der wilde Kuss, in den er sie verwickelt, entlockt ihr ein raues Seufzen und sie streckt sich ihm auf Zehenspitzen entgegen, bis er sich wenige Millimeter von ihr zurückzieht. „Ich will dich nur nicht verlieren.“ Sein raues Geständnis treibt hinterlistige Tränen in ihre Augen und sie schließt ihre Lider schnell, um sie zu verdrängen. Sie umfasst seinen Kragen und zieht ihn zurück zu sich herunter, sodass ihr leises Schluchzen gegen seine Lippen verhallt, während er beide Arme um ihren Körper schlingt und sie noch näher zu sich zieht. • - Währenddessen bei Naruto und Hinata - Auf dem Weg zurück nur halb bei Bewusstsein, schlägt sie dennoch die Augen auf, als Naruto sie zurück auf ihr Krankenbett legt. „Es tut mir leid.“ Er beschäftigt sich für einen Moment damit, die Decke sorgsam über sie zu ziehen und so ein paar Sekunden zu gewinnen, um seine eigenen Emotionen zu kaschieren, bevor er auf den Stuhl neben ihrem Bett sinkt und ihre Hand in seine nimmt. „Ich weiß, dass dich etwas bedrückt. Ich sehe die Schatten, die es in deine Augen treibt und wie es seit Tagen an dir zerrt. Und ich wünschte, du würdest mit mir darüber reden.“ Hinata erwidert den sanften Druck seiner Hand und schließt eine Sekunde lang die Augen, während sie mit ihren eigenen Gefühlen ringt. „Ich weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll. Ich-“ Ihre Worte bleiben ihr im Hals stecken und sie kann die ersten Tränen nicht zurückhalten, während ihr Körper zu zittern beginnt. Naruto erhebt sich von seinem Stuhl und rutscht ohne Umstände neben sie auf das Krankenbett, um sie fest in den Arm zu nehmen. Er hält sie und flüstert tröstende Worte in den engen Raum zwischen ihnen, auch wenn er sich ihren Kummer immer noch nicht erklären kann. Er wartet, bis ihr Atem sich beruhigt und sie in seinen Armen langsam in einen erschöpften Schlaf hinübergleitet, aber er verlässt ihre Seite nicht. • Es vergehen Stunden, bis sie einen Moment unter sich sind, aber als Tsunade sie rufen lässt, lassen Naruto und Sasuke sie widerwillig allein. Sakura sinkt auf den Stuhl neben Hinatas Krankenbett, umschließt ihre Hand mit beiden Händen und sucht ihren Blick. „Du musst es ihm sagen! Bevor du dich vor lauter Kummer umbringen lässt!“ Wenn der plötzliche Themenumschwung Hinata überrascht, sieht man es ihr nicht an. „Denn- sieh mich an“, Sakura legt beide Hände an die Wangen ihrer Freundin und hält eindringlich ihren Blick, „das würde ich nicht überleben.“ Hinata senkt demütig den Kopf, bis ihre Stirn gegen Sakuras lehnt und schließt die Augen. „Gomenasai.“ Sakura nickt und sie verharren für einen Moment in dieser Position, einander haltend, aber dann öffnet Hinata mit einem schweren Atemzug die Augen und der nächste abrupte Themenwechsel kommt von ihr. „Aber ich fürchte, es ist Zeit für uns zu gehen.“ Auch Sakuras Atem stockt einen Moment, aber überrascht wirkt sie nicht. Sie fährt sich mit dem Arm über die Augen und räuspert sich, aber ist alles, was ihre Emotionen in diesem Moment verrät. Ihr Blick ist dennoch entschlossen, als sie Hinatas erwidert. „Gleich?“ Die junge Hyuuga nickt. „Wir werden nicht mehr viele Möglichkeiten kriegen, in denen sie uns unbeobachtet lassen. Im Moment rechnen sie noch nicht damit.“ „Dann gehen wir.“ . . . Kapitel 23: Unraveled --------------------- Sie erreichen die nordöstliche Dorfmauer ohne aufzufallen in weniger als fünf Minuten und überqueren sie ungesehen und unauffällig. Am äußeren Fuß der Mauer halten sie jedoch ohne Absprache beide inne und ihre Blicke richten sich zurück auf ihr Heimatdorf. Das letzte Mal wurden sie gewaltsam von hier fortgerissen und es hat zwei Jahre gedauert, bis sie zurückkehren konnten. Jetzt mehr oder weniger freiwillig fortzugehen, fühlt sich falsch an. Vor allem, weil sie die stumme Befürchtung teilen, dass sie dieses Mal nicht mehr zurückkehren werden. Das Seufzen kommt kaum hörbar, aber dennoch schwer über Hinatas Lippen. „Wir haben keine Wahl. Wenn wir bleiben, bringen wir sie alle in Gefahr.“ Sakuras Gesichtszüge haben längst bittere Züge angenommen und ihr entgeht, dass Hinata neben ihr zusammenzuckt. „Sie sind ohne uns besser dran.“ „Wie wäre es, wenn ihr diese Entscheidung uns überlasst?“ Die Stimme ihres besten Freundes in ihrem Rücken, lässt Sakura einen Moment die Augen schließen, bevor sie sich mit Hinata zu ihren ehemaligen Teamkameraden umdreht. Sie weiß nicht, was schwerer zu ertragen ist - Sasukes emotionsloser Blick oder Narutos offensichtliche Enttäuschung. „Ihr hattet also vor einfach so verschwinden und dann was? Euch diesem Irren alleine stellen?“ Sakura verschränkt die Arme vor ihrem Körper, um das plötzliche Zittern ihrer Hände zu verbergen. „Wir haben ihn direkt hierher geführt.“ Auch Hinata schafft es kaum Narutos Blick zu begegnen. „Er will uns. Er wird uns folgen, egal wohin wir gehen. Aber wir können ihn wenigstens von Konoha wegführen.“ „Es war von Anfang an selbstsüchtig von uns zurückzukommen. Aber wir wollten es. Wenigstens ein letztes Mal.“ Sasukes Blick haftet ununterbrochen auf Sakura, ohne äußerlich auf ihre Aussage zu reagieren. Naruto hebt ebenfalls den Kopf und seine Augen fangen Hinatas direkt ein. „Du hast mir geschworen, mich nie zu verlassen.“ Es ist die eine Sache, die er sagen kann, um sie umzustimmen. Denn angesichts seines offensichtlichen Kummers, ringt die Clanerbin zu ihrem ohnehin schon belasteten Gewissen schlagartig mit den Tränen. „Naruto-“ Auch Sasuke hält Sakuras Blick auf eine Art, die auch ohne seine Worte bereits an ihr zerrt. „Du hast mich damals dafür gehasst, dass ich dich verlassen habe.“ Sie hält seinen Blick, auch wenn es sich in diesem Moment anfühlt wie das Schwerste, was sie je getan hat. „Ich habe dich nie gehasst, Sasuke. Aber du kannst mich hassen, wenn es dir so leichter fällt.“ Mit seinem nächsten Schritt auf sie zu, steht er so dicht vor ihr, dass sie den Kopf in den Nacken legen muss, um weiterhin seinen Blick zu halten. „Ich will lediglich, dass du bei mir bleibst.“ Ihr nächstes Schlucken spürt sie in jeder Zelle und plötzlich klingt ihre Stimme rau und krächzend. „Das kann ich nicht.“ Er hebt seine Hände und legt sie mit einer Zärtlichkeit um ihr Gesicht, die sie zittern lässt. „Du kannst, wenn du willst.“ Naruto überwindet ebenso den restlichen Abstand zu Hinata, während er eindringlich ihren Blick gefangen hält. „Kommt mit nach Hause und wir reden in Ruhe über alles.“ Er ergreift mit beiden Händen ihre. „Bitte.“ Auch Hinatas Körper zittert und sie ringt sichtlich mit ihren Emotionen, während sie ihre Augen von Naruto abwendet und in einer vorhersehbaren Absicht Sakuras sucht. Als Sakura zurück zu Sasuke sieht, sind die Emotionen in ihren markanten Augen großteils wieder weggeschlossen, deshalb überrascht ihn das eine Wort, das als nächstes über ihre Lippen kommt. „Schön.“ • Sie folgt ihm nach Hause und auch in sein Schlafzimmer, obwohl sie sich mit jedem Schritt an einen anderen Ort wünscht, weg von diesem Gespräch, das ihnen jetzt unausweichlich bevorsteht. Sie dreht sich zum Fenster und schlingt die Arme um ihren Körper. „Ich werde es dir erklären, aber ich brauche fünf Minuten-“ „Ich werde dich keine fünf Sekunden mehr alleine lassen.“ „Bitte-“ Aber sie weiß selbst nicht, worum sie ihn bittet. Sie spürt wie er an sie herantritt und sieht sein Spiegelbild in der Fensterscheibe neben ihrem. Sie holt zitternd Luft, dreht sich zu ihm um und zwingt sich ihn anzusehen. „Du verstehst das nicht! Ich kann dir niemals geben, was du willst!“ Sein selten gezeigtes Temperament blitzt in seinen Augen auf, als seine Geduld ein jähes Ende findet. „Warum sagst du mir nicht was ich will, nachdem du es anscheinend so viel besser weißt als ich!“ Er erkennt zu spät, dass ihre Wut längst verraucht ist und wünscht sie sich augenblicklich zurück, als stattdessen heiße Tränen ihre blassen Wangen benetzen und stumm jenen Kummer bezeugen, den sie sonst immer so meisterhaft verbirgt. „Ich werde niemals Kinder haben können, Sasuke.“ Der Clanerbe hält einen Moment inne, sichtlich überrascht von der plötzlichen Wendung, die ihr Gespräch gerade genommen hat und sein Blick wandert beinahe automatisch über ihren Körper, bevor er ihn zurück zu ihren Augen hebt. „Du bist verletzt worden?“ Die talentierte Medic-nin schüttelt zitternd den Kopf und ihre schönen Konturen nehmen einen bitteren Zug an. „Aber mit Hinatas und meinen… Fähigkeiten… wir könnten schwanger werden, aber kein Kind würde diese konstante Belastung lange genug überleben, um… geboren werden zu können.“ Es ist ein seltener Moment der Sprachlosigkeit, der den Clanerben für einen Moment schweigsam vor ihr verharren lässt. Sakura wischt sich aufgebracht die Tränenspuren von den Wangen. „Es tut mir so leid! Ich hatte nicht vor das mit uns jemals zuzulassen, aber ich- ich konnte nicht nein zu dir sagen. Es tut mir-“ Doch bevor sie sich noch einmal entschuldigen kann, hat er den geringen Abstand zwischen ihnen überwunden, sie in derselben Sekunde nach hinten gegen die Wand gedrängt und ihre Lippen herrisch in Beschlag genommen. Ihr schwindelt, als er sich von ihr löst und sie braucht ein paar Sekunden, um seine Worte mit dem Hauch, der über ihre Lippen streift, in Verbindung zu bringen. „Ich will nur dich.“ „Du weißt nicht, was du da sagst.“, flüstert sie heiser und nimmt die neuen Tränen, die ihren Augenwinkeln entweichen kaum mehr wahr, aber seine rauen Finger an ihren Wangen, die die nassen Spuren zärtlich wegwischen, überziehen ihren ganzen Körper mit einer zitternden Gänsehaut. „Ich weiß genau, was ich sage. Ich liebe dich, Sakura! Und ich will nur dich.“ Ihre Lippen zittern verräterisch, als sie sie auseinander zwingt, um ihm zu antworten. „Du wirst mich eines Tages dafür hassen-“ Aber dieses Mal lässt er sie nicht ausreden. „Ich war darauf eingestellt mein ganzes Leben lang allein zu verbringen. Als Naruto mir damals erzählt hat, dass du entführt wurdest… ist mir zum ersten Mal klar geworden, dass ich nie jemand anderen in Erwägung gezogen habe. Ich hatte damals nicht vor nach Konoha zurück zu kehren, aber es war immer klar… wenn würde ich es um deinetwillen tun.“ Sie weint stumme, aber heftige Tränen angesichts seiner selten emotionalen Bekundung, aber er ist mit seiner Offenbarung noch nicht am Ende. „Du bist mehr als genug für mich. Und ohnehin so viel mehr als ich je verdienen werde.“ Er wischt erneut die Tränen von ihren Wangen und wartet, bis sie einen tiefen Atemzug nimmt, bevor er ihr mit seinen nächsten Worten den Atem stiehlt. „Heirate mich.“ Ihr Atem stockt so hart in ihrem Brustkorb, dass sein Gesicht für einen Moment vor ihren Augen verschwimmt, bevor ihre Lungen automatisch das Atmen wieder übernehmen. „Du bist verrückt!“ „Verrückt wäre es dich noch einmal gehen zu lassen.“ „Das meinst du nicht ernst-“ Während ihre Antwort nur ein klägliches Krächzen ist, ziert ein amüsiertes Lächeln seine Lippen. „Ich dachte, wir hätten gerade erst geklärt, dass mein Verstand noch ganz anständig funktioniert. Mach die Nachttischschublade auf.“ Als seine ehemalige Teamkameradin keinerlei Anstalten macht sich zu rühren, beugt Sasuke sich an ihr vorbei und reißt die Schublade des Kästchens selbst auf. Sakura blinzelt einige Male, bis ihr Blick sich so weit schärft, dass sie das verdächtige Kästchen erkennt, aber ihr Atem verlässt sie erneut, als er es öffnet und den strahlenden Ring darin offenbart. Sie schluckt schwer und sieht von dem Schmuckstück zurück in seine ernsten Augen. „Ich habe den Ring schon vor zwei Monaten in Auftrag gegeben.“ „Sasuke-“ „Heirate mich.“, wiederholt er seine Bitte, die bei seinem Befehlston mehr einer Aufforderung gleicht, als würden seine Worte vom ersten Mal nicht immer noch in ihrem Kopf nachhallen. „Ich kann nicht-“ Er legt seine Hände zurück an ihre Wangen, obwohl er in einer Hand immer noch den Ring hält. „Du kannst. Heirate mich.“ „Hör auf-“, verlangt sie schluchzend, doch ein weiterer wilder Kuss von ihm erstickt ihren kläglichen Protest. Seine Lippen streifen mit jedem Wort über ihre Lippen und machen es ihr beinahe unmöglich seinen Worten zu folgen. „Du musst nicht heute ja sagen. Ich werde dich immer wieder fragen und eines Tages wirst du ja sagen.“ „Sasuke-“ Aber er legt ihr erneut seine Lippen auf und dieses Mal lässt er nicht mehr von ihr ab. Sie sieht, wie er den Ring samt Kästchen in seine Hosentasche schiebt und öffnet den Mund, aber er zieht ihre Lippen zurück gegen seine und kurz darauf hat sie schon fast vergessen, dass sie noch mitten in einer Diskussion waren. Er streift ihr mit einer seltenen Hast die Kleidung vom Körper, aber sie heißt seine dringliche Eile willkommen und hilft ihm ebenso hastig aus seinen Sachen, bis er sie für einen weiteren tiefen Kuss an sich zieht. Seine Hände liegen erneut an ihren Wangen und halten sie bei ihm, als könnte sie jeden Moment davonlaufen. Ihre Berührung nimmt einen Hauch von Verzweiflung an, so als würden sie ihre Diskussion stumm weiter führen. Ihr Atem verlässt sie keuchend, als er sie auf das Bett wirft, aber ihr tiefes Atemholen endet in einem heiseren Stöhnen, als er sich über sie beugt und seinen bloßen Körper auf ihren senkt. Sie zittert spürbar unter ihm, als er seine Lippen rau zurück auf ihre legt und sie legt ihre Hände auf seine Schultern, um ihn noch näher zu sich zu ziehen. Aber seine nächste Bewegung überrascht sie, als er sich unerwartet dreht und sie mit sich nimmt und sie stützt sich haltsuchend auf seinen Schultern ab, als er sich aufsetzt und sie gleichzeitig auf seinen Schoß zieht. Sie wirft keuchend den Kopf in den Nacken, als er seine Hände auf ihre Hüfte legt, um ihren Körper nach seinem Willen zu bewegen und sie mit einer fließenden Bewegung zwingt, ihn tief in sich aufzunehmen. „Sasuke!“ Seine intime Nähe kostet sie beinahe den Verstand und lässt sie für die nächsten Minuten restlos alles vergessen, was nichts mit seinen Berührungen zu tun hat. • Sie fährt dem schlafenden Mann zärtlich mit den Fingern durch die wilden Haare, sorgfältig darauf bedacht ihn nicht zu wecken, obwohl das nicht möglich ist, nachdem sie ihre medizinischen Kenntnisse dafür eingesetzt hat, dass sein Schlaf künstlich ist. „Vergib mir.“ • - Währenddessen bei Naruto und Hinata - Auch zwischen ihnen ist die Stimmung sichtlich angespannt, als sie vor ihm sein Zimmer betritt und er die Tür hinter sich schließt, aber sie weiß nichts zu sagen und wartet, bis er die Stille zwischen ihnen bricht. „Ich dachte eigentlich, es wäre überflüssig das klar zu stellen, aber ihr müsst uns nicht beschützen! Vor was auch immer-“ „Ich war schwanger.“ Hinata schlägt ihre Hand vor den Mund, selbst überrascht und fast entsetzt, dass diese Worte eben über ihre Lippen gekommen sind. Naruto verharrt ebenso fassungslos vor ihr, in jeder Bewegung erstarrt. Die Stille zwischen ihnen wärt volle zwei Minuten, bis Naruto ein krächzendes „Was?“ über seine Lippen bringt. Er räuspert sich angestrengt und zwingt so ein wenig mehr Kraft zurück in seine Stimme. „Wann?“ Hinata schließt für einen Moment die Augen, aber jetzt kann sie nicht mehr zurück. „Vor einer Woche. Als ihr unterwegs wart, um Toma zu begegnen, hat Sakura mich operiert. Ich-“, sie vergräbt ihre Zähne so hart in ihrer Unterlippe, dass sich die Stelle in Sekunden blutrot färbt, nimmt es aber nicht war. „Ich habe es verloren.“ Er steht vor ihr, stockstarr und offensichtlich gefangen in ihrer Offenbarung, während die ersten Tränen Spuren über ihre blassen Wangen ziehen und erstickte Schluchzer ihren Körper erschüttern. „Es tut mir so leid! So so leid!“ Ihre Tränen reißen ihn aus seiner Starre und innerhalb eines Wimpernschlags steht er vor ihr und zieht sie fest in seine Arme. „Dir braucht überhaupt nichts leid zu tun!“ Seine energischen Worte treiben noch mehr Tränen aus ihren Augenwinkeln. „Du wolltest schon immer eine Familie, Naruto.“ Er löst sich ein Stück weit von ihr und nimmt ihr Gesicht fest in beide Hände. „Ich will eine Familie mit dir.“ Sie schließt die Augen, weil sie es nicht länger erträgt seinen Blick zu halten. „Und jetzt kann ich dir das nie geben.“ Aber seine Hände um ihre Wangen schütteln sie sanft und zwingen sie zurück in seine Augen zu sehen. „Hinata, ich habe bereits eine Familie. Du, Sakura und Sasuke, ihr seid meine Familie, genau wie Kakashi, Tsunade und Jiraya. Das ist bereits mehr, als ich mir je zu erträumen gewagt habe.“ Er wischt mit seinen Daumen zärtlich die Tränenspuren von ihrer Haut. „Und jetzt haben wir auch noch Nia und ich könnte sie nicht mehr lieben, wenn sie meine biologische Tochter wäre.“ Er hält sie fest und seine Augen verlassen ihre keine Sekunde. „Und wenn wir uns irgendwann noch mehr Kinder wünschen, dann werden wir zu gegebener Zeit einen anderen Weg finden. Es gibt so viele Kinder, die wie ich ohne Eltern aufwachsen müssen. Wir könnten Nia auch auf diese Weise eine Schwester oder einen Bruder bescheren.“ Sie weint immer noch unaufhaltsame, aber stumme Tränen. „Ich will nicht, dass du meinetwegen auf irgendetwas verzichten musst.“ Kopfschüttelnd beugt er sich vor und drückt seine Lippen kurz, aber energisch gegen ihre. „Hinata. Ich habe dich zurückbekommen. Das ist mein großes Wunder. Und wenn ihr nicht zurückgekommen wärt, hätte ich mein Leben damit verbracht nach euch zu suchen und es hätte niemals jemand anderen gegeben!“ Er küsst sie noch einmal und lässt sie nicht dazu kommen, etwas zu erwidern. Aber als sie in seinem Halt schwankt, setzt er sie umsichtig auf der Kante seines Bettes ab. Doch statt neben sie, sinkt er vor ihr auf die Knie. „Naruto-“ Aber er unterbricht sie mit einem vorsichtigen Lächeln. „Ich weiß, es ist zu früh und ich will dich nicht schon wieder überfordern. Aber ich habe schon vor zwei Jahren erkannt, dass ich nie derartige Gefühle für jemand anderen haben könnte. Du hast meine Welt erleuchtet, Hinata. Deine bedingungslose Liebe hat mich aus einer Dunkelheit geholt, die ich schon gar nicht mehr wahrgenommen habe, weil ich mich so sehr an sie gewöhnt habe. Ich habe gedacht, mehr könnte ich nie haben, dass ich mehr gar nicht verdienen würde. Bis du gekommen bist und mich vom Gegenteil überzeugt hast. Es gibt nichts, was jemals etwas an der Tatsache ändern wird, dass ich dich liebe. Ich wünsche mir nur, dass du bei mir bleibst, Hinata. Egal wie, wir schaffen das zusammen. Und wenn ich mir noch etwas wünschen könnte, dann wäre es, dass du meine Frau wirst.“ Sie weint schon wieder, wenn auch dieses Mal aus einem anderen Grund, als sie sich nach vorne beugt, mit ihren Fingern sein Gesicht umschließt und ihre Lippen zitternd gegen seine drückt. „Ich habe dich immer geliebt, Naruto. Und ich werde niemals damit aufhören.“ . . . - Am nächsten Morgen - Es ist für beide Männer ein Schock an diesem Morgen alleine, mit nichts weiter als einem Brief auf dem Kissen neben ihnen aufzuwachen. Naruto, ich will dich nicht um Vergebung bitten, denn was ich dir hiermit antue, ist unverzeihlich. Ich werde mein Versprechen ein zweites Mal brechen und es hat mich beim ersten Mal schon beinahe umgebracht. Und ich weiß, du glaubst, ich verlasse dich – schon wieder – dass ich den wohl gefährlichsten Kampf meines Lebens dir vorziehe, aber das ist nicht wahr, Naruto! Ich gehe, weil ich muss! Ich will nichts mehr, als mit dir zusammen sein, aber das geht nicht, solange wir dieses Problem nicht endgültig aus der Welt geschafft haben. Und du musst mir eines glauben: Wenn es mir möglich wäre, würde ich für immer bei dir bleiben. Ich liebe dich, weit mehr als mein eigenes Leben. Aber ich kann so nicht weiter machen. In ständiger Angst zu leben, immer wachsam zu sein, sich nie wirklich sicher zu fühlen… das ist kein Leben und wir sind schon zu lange gefangen in diesem Alptraum. Wir müssen zumindest versuchen, uns endgültig daraus zu befreien. Ich kämpfe für ein Leben mit dir! Tsume ist gerade dabei sein Heimatdorf auf dem Meeresgrund zu versenken. Wir werden vermutlich nie rechtzeitig ankommen, um irgendjemanden zu retten, ob sie es verdient haben oder nicht, aber wir müssen es versuchen. Versuchen ihm ein Ende zu setzen. Und wir werden alles geben, um noch einmal zurückkommen zu dürfen. Ich weiß, ihr werdet sagen, wir hätten gemeinsam gehen sollen, aber ihr habt noch nicht gesehen wozu er fähig ist. Wir können euch nicht alle in Gefahr bringen und euch dabei zu haben… es würde uns alle angreifbarer machen. Keiner von uns könnte seine vollen Kräfte entfalten, wenn wir alle zusammen wären und genau das wird nötig sein, um ihn zu vernichten. Wir müssen das alleine machen. Ich weiß, es ist dir gegenüber nicht fair. Wir hatten nicht vor unseren Gefühlen nachzugeben, als wir nach Konoha zurückgekehrt sind. Aber wie hätte ich so tun können, als würde ich nicht mehr so empfinden, wo ich mich kaum an eine Zeit in meinem Leben erinnern kann, in der ich dich nicht geliebt habe. Ich liebe dich, Naruto! Ich werde niemals damit aufhören, ob mir noch ein einziger Tag auf dieser Erde bleibt oder Tausende. Du bist das Einzige in meinem Leben, das durchweg gut war. Egal was passiert, bitte vergiss das nicht! Ich liebe dich. Hinata • Sasuke, Ich habe dir dieses verfluchte „Danke“ immer vorgeworfen. Aber in diesem Moment kann ich dich beinahe verstehen, denn ich habe keine Ahnung wie ich dieses verfluchte Wirrwarr in meinem Kopf in Worte fassen soll. Denn was du mir gegeben hast, bedeutet mir mehr als ich in Worte fassen kann. Ich weiß nicht, wie du darüber denken wirst, wenn das hier alles vorbei ist, aber ich will, dass du eines weißt: Ich bereue nichts! Ich würde ein Leben ohne dich jederzeit gegen diese paar Wochen mit dir tauschen. Danke, dass du sie mir geschenkt hast. Ich liebe dich, Sasuke. Immer. Sakura . . . - Am selben Morgen nahe des neu erbauten Uchiha-Viertels - „Haiko, wenn ich dich dieselbe Bewegung noch einmal machen sehe, dann finde ich garantiert auch in Konoha einen Platz, um den du die nächsten zwei Stunden laufen kannst!“ Der energisch erfolgende Ausruf und das darauf folgende „Hai, Sensei!“, entlocken sogar Gaara ein Schmunzeln, während seine Schwester an seiner Seite offen grinst. „Ich mag sie jetzt schon!“ Sie überwinden die letzten Meter zu dem Platz, den ihnen eine der anderen Frauen beschrieben hat, als sie nach Soya gefragt haben. Sie finden sie am Rand der Lichtung, den wachsamen Blick auf ihre drei Schüler gerichtet, deren Training sie leitet. Aber sobald sie in ihr Blickfeld treten, wandern ihre markanten Augen zu ihnen. „Gaara. Temari.“ Doch bevor die beiden Suna-nin die Begrüßung erwidern können, erheben sich die Alarmglocken laut über den friedlichen Morgen. Gaara hält Soyas Blick für einen Moment, bevor er mit seiner Schwester in Richtung des Hokage-Turms verschwindet. • Shizune winkt sie direkt durch in Tsunades Büro, wo sie bereits Sasuke und Naruto vorfinden. Der Gesichtsausdruck der beiden Männer erzählt bereits auf individuelle Weise, dass ihnen die nächste Katastrophe bevorsteht. Naruto ist aschfaal und Sasukes Mimik verkündet den drohenden Untergang eines Reiches, aber es ist Tsunade, die bei ihrem Eintreffen das Wort ergreift. „Sakura und Hinata sind verschwunden und wir haben allen Anlass anzunehmen, dass sie auf dem Rückweg in das Dorf sind, in dem sie gefangen gehalten wurden.“ Naruto fährt sich sichtlich verzweifelt durch die Haare. „Wir haben keine Ahnung, wo genau das Dorf liegt-“ „Aber es gibt jemanden, der es weiß.“ Tsunade sieht augenblicklich zurück in Gaaras Richtung. „Glaubst du, sie wird es uns sagen?“ Der Kazekage bleibt stumm, sichtlich unentschlossen, nickt dann aber. „Sie ist unsere beste Chance.“ Tsunade senkt zustimmend den Kopf. „Geht. Ich treffe alle Vorkehrungen und treffe euch mit ausreichend Verstärkung am Nordosttor!“ • Es sind kaum drei Minuten vergangen, bevor sie durch das neue Uchiha-Viertel laufen und den Hof des Anwesens erreichen, in dem Soya mit ihren Teammitgliedern und den Kindern wohnt. Aber die junge Kunoichi erwartet sie bereits im Innenhof. Gaara überquert den Abstand zwischen ihnen zuerst und kommt ohne einleitende Begrüßung zum Kern ihres Erscheinens. „Du musst uns sagen, wo genau das Dorf liegt.“ Soya greift in ihre Jackentasche, zieht ein zusammengefaltetes Papier heraus und reicht es dem Kazekagen wortlos. Er nimmt es an, bevor seine Augen zurück zu ihren wandern. „Was ist das?“ Sie hält seinen Blick, ruhig und ohne äußerlich etwas von ihren Gedanken preis zu geben. „Eine Karte, in der der genaue Standort des Dorfes verzeichnet ist.“ Verständnis klärt die Gesichtszüge des jungen Kagen schnell von der Verwirrung, die ihre Worte zuerst in ihm hervorrufen. „Du wusstest, dass sie gehen würden.“ Soya hebt ihre Schulter in einer nichtssagenden Geste. „Es war wahrscheinlich, dass es so in etwa laufen würde-“ Aber Sasuke unterbricht sie, selten aufgebracht. „Ich kann es nicht mehr hören! Man hat immer eine Wahl! Uns einzuweihen, wäre beispielsweise eine gewesen!“ Soya begegnet seinem Blick unbeeindruckt angesichts seines sichtlichen Zorns. „Ja, und die beiden haben sich vor langer Zeit entschieden. Euch und alle, die ihnen etwas bedeuten, zu beschützen.“ Sie sieht zur Seite und scheint für einen Moment in ihren Erinnerungen zu versinken. „Tsume war von Koris missratenen drei Söhnen nicht nur der Älteste, sondern auch der Menschlichste. Das macht aus ihm noch lange keinen Heiligen, aber entgegen seiner Abstammung war er halbwegs erträglich. Zumindest bis er sich als Versuchskaninchen bereitgestellt hat, um seine Mutter zufrieden zu stellen.“ Sie schüttelt den Kopf, wie um sich von einer Erinnerung zu befreien, bevor sie zurück zu Gaara und den Männern sieht. „Wie Hinata und Sakura nach ihm, ist er wundersamer Weise aus dem Koma aufgewacht und hat tatsächlich irgendwie gelernt es zu kontrollieren. Das Erdelement, an das sie seinen Körper gebunden haben.“ Sie verschränkt die Arme vor dem Oberkörper, aber nur Gaara erkennt, dass sie mit dieser Geste ihre Emotionen zu kaschieren versucht. „Er hatte eine Frau und eine fünfjährige Tochter. Eines Nachts sind wir alle durch ein Erdbeben aufgewacht. Im Dämmerlicht des Morgens konnten wir Tsumes Frau und Tochter nur noch tot aus den Trümmern ihres Hauses bergen. Und auch wenn er nicht in den Trümmern lag, ist der Tsume, den wir kannten, an diesem Tag mit ihnen gestorben.“ Sie richtet ihren Blick auf Naruto und Sasuke. „Egal, was ihr davon denkt oder wie schwer es euch fällt sie gehen zu lassen; Hinata und Sakura würden beide lieber sterben als zu riskieren, dass ihnen dasselbe passiert.“ Naruto wirkt abgekämpft und erschöpft, als er einen Schritt nach vorne tritt. „Warum sind sie dann zurückgekommen? Wenn sie von Anfang an wieder vorhatten zu gehen? Sollte es von Anfang an nur ein Abschied sein?“ Seine Stimme bricht bei dem Wort Abschied und Soya beißt sich auf die Unterlippe, abwägend wie sie ihm antworten soll. „Der Gedanke euch noch einmal zu sehen, ist alles, was sie in den letzten beiden Jahren am Leben gehalten hat.“ Ein steifes Nicken ist ihre einzige Antwort, bevor Naruto sich zuerst abwendet, dicht gefolgt von Sasuke. Bevor Gaara ihnen folgen kann, streckt Soya die Hand nach ihm aus und hält ihn am Arm zurück. „Gaara-“ Er sieht das Zögern in ihrer Körperhaltung, bevor sie sich zu ihren nächsten Worten durchringt. „Seid vorsichtig.“ Er sucht ihren Blick, aber sie lässt ihn los und dreht sich von ihm weg, doch er bewegt sich schneller. Er schlingt einen Arm um ihren Körper und reißt sie an sich, im selben Moment indem er den Kopf senkt und seine Lippen gegen ihre drückt. Er küsst sie rau und rücksichtslos, küsst ihr die Überraschung von den Lippen, bis die Anspannung aus ihrem Körper weicht und sie mit einem Seufzen gegen ihn sinkt. Als er sich von ihr löst, hält er nur ihren Blick, verliert aber kein Wort, bevor er den anderen folgt. Ein Räuspern in ihrem Rücken reist Soya aus ihrer Haltung und als sie sich umdreht, findet sie Haiko und seine Teamkameraden. „Wir führen sie hin. Das geht schneller.“ Haiko tritt nach vorne und senkt knapp den Kopf. „Mit deiner Erlaubnis.“ Ihre Antwort erfolgt mit einem knappen Nicken und einem Gruß. „Tsuneni.“ Die Erwiderung erfolgt dreistimmig. „Meiyo, Sensei!“ . . . Es haben sich ihnen Neji, Temari, Shikamaru und Ino angeschlossen. Obwohl sie Gamabunta herbeigerufen haben, sobald sie aus Konoha weg sind, waren es die längsten drei Stunden ihres Lebens, bis Haiko ihnen schließlich bestätigt hat, dass sie den Fuß des Berges erreicht haben, auf dem das Dorf versteckt ist. Aber von dort aus gehen sie nicht weiter. Die Energie des Sees, der zum Fuß des Berges liegt, verrät ihnen, dass sie ihr Ziel bereits erreicht haben. Das Wasser des Sees ist unruhig, die gesamte Umgebung zerstört und die Spuren des Kampfes, der hier ausgetragen wurde, sind deutlich sichtbar. Nur von den Teilnehmern fehlt jede Spur. „Neji!“ Narutos Pupillen huschen hektisch umher, aber auch der Hyuuga erscheint selten panisch. „Da ist so viel Energie im Wasser, ich kann-“ Aber in diesem Moment taucht einige Meter vor ihnen Hinatas Kopf aus dem Wasser. Sie zieht Sakura mit sich nach oben und geht dann fast wieder mit ihr unter. Naruto und Sasuke fallen beinahe zeitgleich am Ufer des Sees auf die Knie und greifen mit ihren Händen nach den beiden Frauen, um sie aus dem Wasser zu ziehen. Naruto atmet zischend ein, als er Hinata aus dem Wasser holt. Ihr Blut verfärbt in Sekunden seine Hände, denn auf den ersten Blick ist beinahe ihre gesamte Kleidung davon getränkt. Sie hat die Augen geschlossen und auch Sakura ist nicht bei Bewusstsein, aber als Ino neben ihr auf den Boden sinkt und gezielt ihre Vitalfunktionen überprüft, wird schnell klar, dass es noch viel schlimmer ist. „Sie atmet nicht!“ Diese Aussage lässt Sasuke neben ihr aschfaal erblassen und Tsunade, die sich neben ihr Hinatas Verletzungen angenommen hat, will augenblicklich aufspringen, um Ino zu helfen. Sie müssen jedoch alle zurückweichen, als plötzlich ein gleißendes rotes Licht aus Sakuras Brustkorb tritt. Es verweilt nur eine Sekunde zwischen ihnen und Naruto spürt die schlagartige Unruhe des Fuchses in ihm. „Ist das-“ „Das Feuerelement.“ In dem Moment, in dem Tsunade Nejis fassungslose Frage beantwortet, steigt die Kugel auf und verschwindet im nächsten Moment am Himmel. Die Stimme, die die fassungslose Stille bricht, kommt geschwächt von Hinata, die unbemerkt die Aufgen aufgeschlagen hat. „G-Geht weg von ihr!“ Sie streckt ihre Hand angestrengt in Sakuras Richtung aus und bewegt ihre Finger. Dass sie ihre Kraft eingesetzt hat, wird eine Sekunde später offensichtlich, als Sakura keuchend das Wasser ausspuckt, das sie eingeatmet hat, aber ohne ihr Bewusstsein zurückzuerlangen. „Sie atmet! Sie ist wieder da!“ Aber auf Inos erleichterten Ausruf folgt Narutos panischer Ausruf, der sie alle dahin zurückfahren lässt, wo er neben Hinata kniet. „Hinata? Hinata! Nein, nein-“ Aber alles was ihnen noch begegnet, sind die leeren, toten Augen der Clanerbin der Hyuugas. . . . Kapitel 24: Disappeared ----------------------- Aber auf Inos erleichterten Ausruf folgt Narutos panischer Ausruf, der sie alle dahin zurückfahren lässt, wo er neben Hinata kniet. „Hinata? Hinata! Nein, nein-“ Aber alles was ihnen noch begegnet, sind die leeren, toten Augen der Clanerbin der Hyuugas. Narutos verzweifeltes Gemurmel ausblendend, fällt Tsunade zurück neben Hinata auf die Knie und aktiviert augenblicklich ihr Chakra. Auch Neji sinkt augenblicklich neben ihnen in die Hocke. „Tsunade, was ist los?!“ „Ihr Herz hat aufgrund ihrer schweren Verletzungen und des hohen Blutverlustes aufgehört zu schlagen!“ „Nein!“ „Heißt das sie ist-“ Sie spüren alle, wie die Energie der Hokage stetig ansteigt. „Hier stirbt heute niemand!“ Aber wie um ihr zu widersprechen, löst sich in diesem Moment auch aus Hinatas Brustkorb eine milchig weiße Kugel, die in der Macht eines Elementes erstrahlt. Auch diese Kugel steigt vor ihren Augen in den Himmel, wo sie schließlich in gleißendem Licht verschwindet. So faszinierend dieses Naturschauspiel zweifellos ist, in ihren Köpfen hallen immer noch Sakuras und Hinatas Worte von vor einigen Tagen nach. „Es gibt nur eine uns bekannte Möglichkeit diese… Kräfte wieder loszuwerden.“ „Unser Tod.“ Doch während Tsunade noch versucht Hinata wiederzubeleben, taucht plötzlich mit lautem Geschrei etwas anderes aus dem Wasser auf. Die Konoha-nins ziehen ihre Waffen, aber keiner ist in der Lage zu benennen, was genau aus dem Wasser auf sie zukommt. Selbst Shikamaru erscheint selten ratlos. „Was zur Hölle ist das?!“ Auch Nejis Augen fahren über die Gestalt, die nur noch entfernt einem Menschen ähnelt. „Ich glaube, das ist, was von Tsume noch übrig ist.“ Naruto fährt sich mit dem Unterarm über die Augen und sieht noch einmal zu Hinata, von der Tsunade weiterhin fieberhaft versucht sie zurück ins Leben zu holen. „Es ist mir egal, wer oder was es ist. Wir bringen das jetzt zu Ende!“ Neji, Sasuke und Gaara machen sich an seiner Seite schon auf den Weg, während Temari und Shikamaru zurückbleiben, um Ino und Tsunade zu beschützen, die fieberhaft mit Hinatas und Sakuras Heilung beschäftigt sind. Neji und Sasuke haben ihr Bluterbe längst aktiviert und Sasuke formt bereits erste Schriftzeichen, während um Gaara herum bereits der Sand in der Luft vibriert. Auch Naruto lässt zum ersten Mal seit langem ungehindert zu, dass ihn das Chakra des Fuchses durchströmt, während sie Tsume von allen Himmelsrichtungen einkreisen. Es braucht keine Absprache für sie, um ihre Angriffe zu bündeln. Sie jagen sie gleichzeitig auf die Gestalt in ihrer Mitte und das Zusammenprallen ihrer Energien reist sie beinahe selbst von den Beinen. Das Wasser spritzt an allen Seiten hoch und als es die Sicht vor ihnen freigibt, ist nichts mehr zu sehen. „Neji-“ Aber bevor Naruto seine Frage formulieren kann, schießt vor ihnen ein weiteres Element aus dem Wasser. Erst beim zweiten Blick sehen sie, dass es sich um zwei Kugeln handelt – blau und grün, Wasser und Erde; eine Sekunde lang, bevor sie ebenfalls in verschiedene Himmelsrichtungen verschwinden. „Es ist nichts mehr zu sehen.“ Sasuke und Gaara verharren auch nach Nejis Worten noch einen Moment, aber Naruto fliegt beinahe zurück und fällt panisch neben Hinata auf die Knie. Ihre Augen sind geschlossen und es dauert einen Moment, bis Tsunades Worte zu ihm durchdringen. „Ihr Herz schlägt wieder.“ Er nimmt ihre Hand in seine, vorsichtig und beinahe abwesend, und es erschreckt ihn, wie kalt sie ist. Doch dann spürt er ihren Puls unter seinen Fingerspitzen, schwach, aber vorhanden. Auch Nejis nächster Atemzug verlässt ihn mit dem Blick auf seine Cousine hörbar erleichtert, bevor er sich an Tsunade wendet. „Wo sind Haiko und die anderen?“ Die Hokage ist gerade damit beschäftigt, eine der größeren Verletzungen im Bachraum der Clanerbin zu heilen, antwortet aber trotzdem. „Sie wollten in ihr Dorf und sehen, ob es dort noch jemndem gibt, dem sie helfen können.“ Sie hat den Punkt kaum hinter den letzten Satz gesetzt, als die drei jungen Shinobi neben ihnen auf dem Boden aufsetzen. In den Augen der jungen Kunoichi funkeln versteckte Tränen, als Sora sich zu ihrem Bericht durchringt. „Er hat das ganze Dorf dem Erdboden gleich gemacht.“ Selbst Haiko muss im ersten Moment schlucken. „Wir haben niemanden mehr gefunden, der noch am Leben war.“ Aber dann fällt sein Blick auf Sakura und Hinata und er formuliert die Frage, die ihnen allen auf der Seele lastet. „Wie geht es ihnen?“ Tsunade verschließt eine weitere Wunde an Hinatas Oberkörper oberflächlich und auch Ino ist immer noch mit Sakuras Verletzungen beschäftigt, aber die Sanin erteilt ihnen trotzdem ihre nächste Anweisung. „Im Moment sind sie halbwegs stabil, aber wir müssen sie so schnell wie möglich zurück nach Konoha und ins Krankenhaus bringen. Naruto, ruf Gamabunta zurück!“ • Die nächste Stunde ist gefüllt mit grausamem Warten, nachdem sie zurück in ihr Heimatdorf gekehrt sind und Tsunade und Ino mit Hinata und Sakura in zwei angrenzenden Behandlungsräumen verschwunden sind. Selbst Hiashi hat sich ihnen mittlerweile angeschlossen, aber nachem Neji ihm leise seinen Bericht erteilt hat, ist auch das stolze Clanoberhaupt wortlos in einen der Stühle des Wartebereichs gesunken. Im ersten Moment vermag auch keiner von ihnen zu deuten, mit welcher Art von Nachrichten Tsunade schließlich aus dem OP tritt. „Ich habe alles für sie getan, was ich konnte, aber ich fürchte alles Weitere liegt nicht mehr in meiner Hand. Sie sind beide soweit stabil, aber ab jetzt können wir nicht mehr viel mehr machen, als abzuwarten. Hinatas Zustand ist weiterhin kritisch, da ihr gesamter Kreislauf immer noch Gefahr läuft jederzeit unter der hohen Belastung zu versagen. Und Sakura… ihr Gehirn wurde für eine ungewisse Zeit nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt. Wir können nur warten, bis sie aufwacht und hoffen, dass sie dadurch keine dauerhaften Schäden davongetragen hat.“ Naruto fährt sich müde über das Gesicht und Sasuke schließt für einen langen Moment die Augen, bevor die Türen in Tsunades Rücken aufgehen und zwei Krankenbetten vorbeigeschoben werden. „Wir werden sie erstmal in getrennte Zimmer verlegen, um zu verhindern, dass eventuelle Überreste ihrer Energien sich gegenseitig in die Quere kommen.“ Während Sasuke und Ino Sakura folgen, folgen Naruto, Neji, Hiashi und Gaara Tsunade in das Krankenzimmer, in das Hinatas Bett gebracht wird. Tsunade hat Hinata kaum zurück an die Maschinen geschlossen, die ihre Lebensfunktionen überwachen, als die Tür hinter ihnen wieder aufschwingt und es ist Kakashi, der in den Raum tritt. „Tsunade-“ „Verdammt, jetzt lasst mich endlich durch!“ Haiko schiebt sich an dem erfahrenen Shinobi vorbei und sein Anblick lässt Gaara schlagartig erblassen. Er trägt Soya auf den Armen, bewusstlos und mit einer Platzwunde an der Schläfe, aus der immer noch Blut über ihre blassen Gesichtszüge rinnt. „Wir haben sie auf einem der Dächer gefunden, als wir zurückgekommen sind. Sie hat viel Blut verloren.“ Die Hokage tritt von Hinatas Bett weg und an die Liege heran, auf der Haiko Soya vorsichtig ablegt und die Godaime nimmt sich augenblicklich der tiefen Platzwunde auf Soyas Stirn an, während Gaara bereits neben ihr steht. „Abgesehen von der Platzwunde scheint ihr nichts zu fehlen. Sie hat eine leichte Gehirnerschütterung.“ Während sie die Heilung der Wunde an Soyas Schläfe abschließt, führt Tsunade ihre zweite Hand über den Unterleib der jungen Kunoichi und aktiviert auch an dieser Stelle ein heilendes Jutsu. Sie schließt ihre Behandlung ab, bevor sie Gaaras Blick sucht. „Dem Baby geht es auch gut.“ Haiko wechselt einen Blick mit seinen beiden Teamkameraden, der auch den beiden Kage nicht entgeht, obwohl Gaaras Aufmerksamkeit beinahe ausschließlich auf Soya liegt. „Was ist es?“ „Nia ist verschwunden.“ Das lässt auch Naruto schlagartig aus seiner Trance aufwachen und zum ersten Mal von Hinatas regungslosen Gesichtszügen aufsehen. „Was?“ „Es kann nur Kaito gewesen sein. Er hat sie geholt.“ Bevor jemand etwas auf Haikos Worte erwidern kann, schreckt Soya mit einem panischen Keuchen aus ihrer Bewusstlosigkeit und ihr Körper reagiert automatisch abwehrend, aber Gaara greift beruhigend nach ihren Armen. „Hey, hey! Ganz ruhig.” Ihre Augen bleiben mit einem wilden Ausdruck an ihm hängen und sie greift panisch nach ihm. „Gaara! Wo ist sie? Bitte sag mir, dass ihr ihn gefunden habt!“ Ihr Blick wandert von Gaara zu ihren Schülern und sie liest es bereits in ihren Gesichtern. „Es war Kaito.“ Ihr Atem stockt in ihrem Brustkorb, als ihr Blick auf Hinatas Krankenbett fällt, aber der Anblick der Clanerbin scheint sie nicht so zu überraschen wie er sollte. „Er hat sie nur geholt, um Hinata dazu zu bringen, nach ihm zu suchen! Seine Tochter ist ihm egal.“ Sie sieht über Naruto zurück zu Gaara und Tsunade. „Und keine Verletzung wird sie davon abhalten, nach ihr zu suchen, sobald sie aufwacht.“ Sie schwingt ihre Beine zur Seite, aber Gaaras Halt um ihre Arme lässt sie nicht aufstehen. „Lass mich los, Gaara! Ich habe Hinata geschworen, auf sie aufzupassen!“ „Du konntest nichts tun-“ Sie macht sich aufgebracht von ihm los, hält aber dabei seinen Blick. „Ich hätte ihn töten können!“ Mit ihrem ersten Schritt von der Liege, taumelt sie bereits und lässt zu, dass Gaara stützend einen Arm um sie schlingt. „Du verstehst das nicht, er wird ihr weh tun!“ Ihre verzweifelten Worte lassen auch Naruto aufspringen. „Er schlägt sie?!“ Soya schüttelt mit einem tiefen Atemzug den Kopf. „Nein, so primitiv ist er nicht. Aber er wendet seine Genjutsus an ihr an, um sie zu erziehen.“ „Wir werden sie finden.“ Es ist ein eisernes Versprechen, das von Haikos Seite kommt und Soya zögert nur einen Moment, bevor sie nickt. Haiko tritt an sie heran und senkt für einen Moment seine Stirn gegen ihre. „Meiyo, Sensei.“ Sie erwidert den Gruß, den sie auch mit Kaeki zum Abschied geteilt hat. „Tsuneni. Möge Kami-sama über euch wachen.“ Haiko nickt und tritt von ihr weg, aber Soyas Stimme hält ihn noch einmal zurück. „Haiko, wenn ihr ihn findet-“ Aber sie braucht ihren Satz nicht zu beenden. „Ich werde nicht zögern. Du hast uns ausgiebig auf ihn vorbereitet.“ Dieses Mal nickt Soya mit einem schweren Seufzen auch in die Richtung von Sora und Rai, die die Geste erwidern, bevor sie Haiko aus dem Raum folgen, aber Tsunade wendet sich im selben Moment an Kakashi. „Kakashi.“ Der erfahrene Shinobi begreift die Bitte der Hokage ohne weitere Ausführung. „Ich kümmere mich darum.“ Auch Hiashi tritt einen Schritt vom Fußende des Krankenbettes seiner Tochter weg. „Ich werde dir ein paar Hyuugas mitschicken.“ Auf dieses Stichwort macht auch Neji aus der hinteren Ecke des überfüllten Zimmers einen Schritt nach vorne. „Lasst mich gehen, Onkel.“ „Neji.“ „Ich kann nicht einfach hier warten und nichts für sie tun.“ Das Clanoberhaupt nickt. „Nimm mit, wen du brauchst. Tut, was nötig ist und bringt das Mädchen zurück.“ Neji senkt in Zustimmung den Kopf, bevor er Kakashi aus dem Raum folgt. Gaaras Blick ruht wachsam auf Soya, als diese sich in seinem Halt erneut aufrichtet, aber sie macht keine Anstalten mehr, sich den anderen auf der Suche nach Nia anzuschließen. Stattdessen fixiert sich ihr Blick auf Hinata. „Wo ist Sakura?“ „In einem Raum am anderen Ende des Gangs.“ Tsunades Antwort vertieft die besorgte Falte auf Soyas Stirn noch ein wenig mehr. „Ihr habt sie getrennt? Ihr müsst sie herbringen lassen! Sofort!“ „Sie sind beide absolut instabil-“ Doch Soya unterbricht selbst die Hokage. „Sie sind nur getrennt voneinander instabil.“ Es ist als hätte es ihr Stichwort gebraucht, denn in diesem Moment vermelden die Maschinen um Hinatas Bett piepend, dass ihre Werte erneut schlagartig in den Keller sacken. Tsunade kehrt augenblicklich an ihr Bett zurück, aber in diesem Moment wird die Tür auf ein knappes Klopfen hin erneut aufgestoßen und eine Krankenschwester eilt in den Raum. „Tsunade-sama, ich soll euch von Ino ausrichten, dass sie Schwierigkeiten hat Sakuras Sauerstoffsättigung stabil zu halten!“ Die Sanin sieht von Hinata zu Soya und zögert nur einen Moment. „Bringt sie her!“ Es vergehen kaum zwei Minuten, bis Sakuras Bett ins Zimmer gerollt wird, mit Ino an ihrer Seite und Temari und Shikamaru im Schlepptau, aber in dieser Zeit ist es Tsunade noch nicht gelungen, Hinata wieder zu stabilisieren. Sie schieben die Betten nebeneinander und niemand hält Soya auf, als sie nach vorne tritt. Sie ergreift Sakuras rechte Hand und legt sie direkt neben Hinatas linke, auf deren Bettkante. Es vergeht kaum eine Millisekunde, nachdem Sakuras Hand Hinatas Haut streift, aber der plötzliche Energieansprung im Raum ist deutlich spürbar und plötzlich öffnen sich um sie herum Bilder, die keinem von ihnen gehören. „Was ist-“ Naruto sieht sich fassungslos um, als das Krankenhauszimmer vor ihren Augen verschwindet und sie sich stattdessen alle in einem Kellerraum wiederfinden. Sein Blick weitet sich fassungslos, als sich das Bild vor seinen Augen klärt und er Hinata in einer der Ecken des Raumes entdeckt und die Eisenkette um ihr Fußgelenk. Auch Sasuke sieht sich um, seine Pupillen blutrot verfärbt. „Ist das eine Erinnerung?“ Soya verschränkt in ihrer Mitte die Arme. „Ihr wolltet wissen, wie die letzten zwei Jahre für sie waren? Dieser Wunsch wird euch jetzt erfüllt werden.“ Während die Konoha- und Suna-nin nur nach und nach begreifen, dass ein ausgesprochen ungewöhnliches Genjutsu sie alle in den Bann gerissen hat, spielt sich die erste Erinnerung vor ihren Augen ab. Es beginnt damit, dass Kaito in den Raum tritt, in dem Hinata eingesperrt ist, offensichtlich nur wenige Wochen nach ihrer Entführung. Ihre Gesichtszüge sind eingefallen und sie wirkt erschöpft, auch wenn ihre Mimik gewohnt stoisch ist. Sie zuckt nicht, als Kaito vor ihr in die Hocke sinkt, aber als er ihr ein Baby in die Arme legt, spiegelt sich zum ersten Mal in dieser Erinnerung ein klares Gefühl in ihren Augen, als ihre hellen Pupillen zum ersten Mal Nias entdecken. „Sie ist-“ „Gerade einmal ein paar Wochen alt.“ Im ersten Moment scheint Hinata Kaitos Worte gar nicht wahrzunehmen, aber dann stellt sie ihre Frage doch, ohne von dem Säugling in ihren Armen aufzusehen. „Was ist mit ihrer Mutter?“ „Sie war meine Frau.“ Kaitos Augen liegen kalkulierend auf Hinata, während sie seine Tochter hält. „Sie hat die Geburt nicht überlebt.“ Hinata sieht zum ersten Mal von Nia auf und begegnet seinem Blick, ohne etwas von ihren Gedanken preis zu geben. „Und jetzt willst du, dass ich mich um sie kümmere.“ Ein schmales Grinsen zupft an seinen Lippen, während er ihren Blick hält. „Ich denke, du wärst perfekt dafür geeignet, ihr die Mutter zu ersetzen. Aber mach dir keine Gedanken, ich kann auch irgendeine der anderen Frauen im Dorf finden, die sich um sie kümmern.“ Kaito wartet Hinatas Erwiderung nicht ab. Er erhebt sich, verlässt den Raum und lässt Nia zum ersten Mal bei Hinata zurück. Es ist ein ergreifender Moment, in dem Nia gähnend ihre kleinen Finger um einen von Hinatas schließt. Sobald Kaito aus dem Raum ist, spiegeln sich Hinatas Emotionen deutlich offener in ihren Gesichtszügen, als sie ihre Lippen gegen die Nias schmale Stirn drückt. „Ich werde einen Weg finden, dich zu beschützen.“ Nias Antwort ist ein leises Quengeln, das in Hinatas Armen schnell verebbt, als sie beginnt sie hin- und herzuwiegen. Doch daraufhin ertönt noch eine andere Stimme. „Ist da ein Baby bei dir?“ Sakras Stimme kommt durch eine Lücke in der oberen Wand des Raumes, der vermutlich an dieser Seite an eine ähnliche Zelle grenzt. „Ja. Hast du Kaito schon kennen gelernt?“ Die Erinnerung zeigt weiterhin nur Hinata mit Nia, aber Sakuras Stimme ist klar zu verstehen. „Nein, ich hatte bisher nur das Vergnügen mit einem Hoshi.“ „Er ist Koris anderer Sohn.“ „Und er hat dir ein Kind vorbeigebracht?“ „Sie ist seine Tochter.“ „Er hat dir seine Tochter ins Gefängnis gebracht?“ Sakuras verächtliches Schnauben hallt durch den steinernen Raum. „Ich mag ihn jetzt schon.“ „Er will mich mit ihr manipulieren.“ Es ist ein kurzes Zögern, das verrät, dass Sakura ihre nächsten Worte abwägt. „Und funktioniert es?“ Selbst in diesem anfänglichen Moment flimmert bereits aufkeimende Liebe in Hinatas Augen, als sie auf das schlafende Kleinkind in ihren Armen herabsieht, deren kleine Finger immer noch fest um ihren geschlungen sind. „Ein wenig.“ . . . Das Bild vor ihren Augen verschwimmt nur sekundenlang, bevor es sich wieder klärt und die Konoha- und Suna-nins verfolgen das unerklärliche Jutsu gleichermaßen erstaunt. Es scheint nicht viel Zeit zu vergangen sein, denn in der nächsten Erinnerung sitzt Hinata immer noch mit Nia im Arm in demselben Raum, als vor der Tür ihrer Zelle zum ersten Mal eine andere Stimme ertönt, die den Anwesenden mittlerweile ebenfalls bekannt ist und Gaaras Blick zurück auf Soya lenkt, die dem Ganzen als Einzige überwiegend gleichgültig beiwohnt. „Sie sind wundersamerweise aus dem Koma aufgewacht und ihr habt es für eine gute Idee gehalten, sie hier unten einzusperren?!“ Was daraufhin folgt ist ein Fluch und ein paar unschöne Beschimpfungen, die den Shinobi und selbst der Hokage in der Gegenwart ein müdes Lächeln auf die Lippen zaubern. „Geh mir aus dem Weg, Toma, oder ich werde dir mit dem größten Vergnügen weh tun!“ Sie können Tomas Erwiderung nicht verstehen, aber keine zehn Sekunden später öffnet sich die Tür zu Hinatas Zelle und Soya betritt den Raum. Aber als ihr Blick auf den Säugling in Hinatas Armen fällt, verengen sich ihre Augen augenblicklich. „Er hat dir Nia gebracht? Hierher? Oh, dieser widerliche-“ Ihre Beschimpfungen verlieren sich, als sie mit einem Blick auf das schlafende Baby die Stimme senkt und ein vorsichtiges Lächeln verzieht Hinatas Lippen. „Ja, er versucht mich mit ihr zu manipulieren.“ „Na, wenigstens bist du dir dessen bewusst.“ Soya streckt Hinata eine Hand entgegen und die Hyuuga ergreift sie, um sich von ihr auf die Beine helfen zu lassen, während sie mit dem anderen Arm Nia hält. „Ich bin Soya.“ Sie sinkt auf in die Hocke und löst in weniger als fünf Sekunden die Fessel um Hinatas Fußgelenk. „Hinata.“ „Ja, ich weiß. Und es tut mir leid, aber nichts davon was euch passiert ist, war meine Entscheidung. Ich war die letzten Tage auf einer Mission und diese Vollidioten unbeaufsichtigt zu lassen, ist offensichtlich jedes Mal wieder ein Fehler.“ Sie verlässt noch während ihrer Erzählung die Zelle und schließt mit dem Schlüssel in ihrer Hand auch die nächste Tür auf, hinter der Sakura bereits an der Wand lehnt, ein Schmunzeln auf den Lippen, aber der Blick in ihren grünen Augen ist misstrauisch und wachsam. „Es ist ja schon ein Fortschritt zu sehen, dass nicht alle Bewohner dieses Ortes Idioten zu sein scheinen.“ „Es ist ein Dorf.“ Soya nickt in die andere Richtung des Flures, in dem sie mittlerweile stehen. „Kommt mit und ich erkläre euch, was ihr wissen müsst.“ Während Hinata und Sakura ihr in der Erinnerung folgen, spürt Soya in der Gegenwart die Blicke auf sich und dreht den Kopf in die Richtung der Konoha-nins. Sasuke fasst seine skeptische Frage zuerst in Worte. „Du hattest genug Einfluss sie da rauszuholen?“ Ein zynisch amüsiertes Schmunzeln umspielt Soyas Lippen. „Haben sie euch das nicht erzählt?“ Ihr Blick richtet sich zurück auf die Erinnerung, die in diesem Moment verschwimmt, aber es scheinen ihre eigenen Erinnerungen zu sein, die sie in diesem Moment gefangen halten. „Ich war nach ihren Söhnen einer von Koris ranghöchsten Stellvertretern.“ „Warum?“ Gaaras ruhige Frage zieht ihre Aufmerksamkeit auf ihn, aber er kann nicht viel in ihren Augen lesen. „Weil ich verdammt gut in meinem Job war.“ Die Aussage hängt für einen Moment zwischen ihnen, bevor Soya sich entscheidet ihre Aussage weiterauszuführen. „Wir waren nicht alle Gefangene. Ich hätte jederzeit gehen können.“ Der zynische Zug um ihre Lippen bleibt. „Zumindest hätten sie mir nicht viel entgegen zu setzen gehabt, um mich davon abzuhalten.“ Sie verschränkt die Arme vor dem Oberkörper und ihr Blick geht erneut an den Anwesenden vorbei, zurück in ihre eigenen Erinnerungen. „Ich kam mit meiner Schwester in ihr Dorf, als ich zwölf war. Zu dem Zeitpunkt waren wir alles, was von unserem Clan noch übrig war und unser Zuhause ist hinter uns in Flammen aufgegangen. Wir hätten überall und nirgends hingehen können. Ein Jahr später ist sie bei der Geburt meines Neffen gestorben. Auch dann… ich hätte ihn jederzeit nehmen und gehen können. Aber bevor Hinata und Sakura in meiner Welt aufgetaucht sind, hatte ich nicht wirklich einen ausschlaggebenden Grund dafür. Mein Leben hätte überall mehr oder weniger gleich ausgesehen.“ Die bunten Farben um sie herum fokussieren sich wieder zu einem Bild und sie lassen Soyas Worte zunächst so stehen, während sich ihnen die nächste Erinnerung offenbart. „Wir suchen eine Soya-“ Sakura unterbricht sich, als ihr klar wird, dass sie den Nachnamen, nach dem sie sucht, nicht kennt. Aber die Frau vor ihr nickt bereits. „Es gibt hier nur eine Soya.“ Sie mustert die beiden einen Moment, bevor sie ihre Aussage weiter ausführt. „Ich habe sie nicht gesehen, aber um die Zeit findet ihr sie in der Regel auf dem Trainingsplatz.“ Sie nickt in eine Richtung, bevor sie sich abwendet. Mit ihrem Desinteresse verschwimmt die Erinnerung, aber es sind offensichtlich nur Minuten, die vergehen, bevor sich das Bild vor ihren Augen klärt und Soya zeigt, sichtlich noch zwei Jahre jünger als die Frau in ihrer Mitte. Sie steht in der Mitte eines Trainingsplatzes, eine schmale Klinge in der einen Hand, die andere elegant auf den Rücken gelegt und tanzt mit lockeren Bewegungen um ihren Gegner, der sie um zwei Köpfe und knapp 50 Kilo überragt. In dem Moment wo Sakura und Hinata den Platz erreichen, schlägt Soya ihrem Gegner die Waffe aus der Hand. In einer für seine Statur beeindruckend geschmeidigen Bewegung, duckt er sich unter ihrem nächsten Angriff weg, dreht sich um die eigene Achse und sinkt in die Hocke, um seine Waffe zurück in die Hand zu bekommen. Doch er bewegt sich um Millisekunden zu langsam und statt seine eigene Klinge zu erreichen, hat er im nächsten Moment Soyas Schwert an der Kehle. Er schmunzelt und erhebt sich, als Soya die Klinge von seiner Halsschlagader nimmt und es locker in der Hand dreht. „Du hast recht, es liegt wirklich gut in der Hand.“ „Dann unterschreibst du für die Lieferung?“ Soya grinst und steckt das Schwert bereits in ihren Gürtel. „Nur, wenn ich dieses Schmuckstück hier behalten kann.“ „Was du willlst.“ Sie setzt ihre Unterschrift unter ein Papier, das er ihr reicht, bevor sie den Platz überquert und an Sakura und Hinata herantritt. „Ausgeschlafen?“ „Halbwegs.“ „Genießt es. Entspannter Schlaf ist hier rar gesät. Kommt, ich zeige euch das Dorf.“ Die Erinnerung führt sie durch den Ort, der oberflächlich wie jedes andere Bergdorf aussieht, aber sie kommen nicht weit, bevor ein schwarzhaariger Shinobi mit mörderischen Augen auf sie zugestürmt kommt. „Soya! Glaubst du ich habe sie aus Konoha geholt, damit du ihnen eine Dorfführung geben kannst?“ Die Angesprochene verschränkt die Arme vor dem Oberkörper, aber die plötzliche Anspannung in ihrem Körper ist selbst zwei Jahre später noch unschwer zu erkennen. „Soll ich zur Seite treten, damit sie sich dafür ausgiebig bei dir bedanken können?“ Doch statt ihr zu antworten, zieht der dunkelhaarige Shinobi sein Katana und greift sie ohne weitere Vorwarnung an. Soya duckt sich unter seinem Schwert weg und zieht in einer fließenden Bewegung ihr eigenes. Sie rutscht in die Hocke, um seinem nächsten Hieb auszuweichen und gleichzeitig führt sie ihre eigene Klinge mit und setzt einen präzisen Schnitt unterhalb des rechten Knies ihres Gegner, das diesen augenblicklich zu Boden sinken lässt, während Soya sich in einer fließenden Bewegung erhebt und ihre Klinge drohend unter seinem Kinn platziert. „Soll ich dir das mit der Befehlskette nochmal erklären? Kori hat dich vielleicht mit ihrer Entführung beauftragt, aber meine Entscheidungen gehen dich trotzdem nichts an! Und solltest du es noch einmal wagen einen Vorgesetzten angreifst, werde ich deine Anhörung persönlich leiten!“ Aber sie hat sich kaum von ihm abgewandt, als sich der Mann in ihrem Rücken zurück auf die Beine kämpft und seine Klinge erhebt. Bevor jemand dazu kommt sie zu warnen – falls es jemand vorgehabt hätte – fährt Soya instinktiv herum. Sie weicht dem fahrigen Angriff aus, springt über die Schulter des Fremden und bohrt ihm ohne zu zögern von hinten ihr Katana durch den Brustkorb. Sie zieht das Schwert ebenso erbarmungslos zurück und sieht zu wie der Mann röchelnd zu Boden fällt und seine letzten Atemzüge nimmt, bevor sie sich an die Schaulustigen wendet, die sich um sie herum versammelt haben. „Sonst noch wer?“ Sie ist zweifellos noch keine 18 in dieser Erinnerung, aber mit dem blutverschmierten Katana in der Hand und beide Arme ausgebreitet, spielt ihr junges Alter keinerlei Rolle. Ihre Stimme trägt ihre Autorität über den Platz. „Das hier ist keine Demokratie! Wenn noch jemand ein Problem mit meinen Befehlen hat, dann macht er besser gleich den Mund auf!“ Aber es wagt niemand zu widersprechen. Soya wendet sich an einen der Männer, die am nächsten neben ihr stehen. „Bestatte ihn neben seinem Bruder.“ „Hai!“ Sie verlässt den Platz mit ruhigen Schritten und Sakura und Hinata folgen ihr. Die Erinnerung lässt das Krankenzimmer in der Gegenwart in eisernem Schweigen zurück, aber es bleibt ihnen keine Zeit Fragen zu formulieren, bevor die nächste Person in Erscheinung tritt, die ihnen allen vertraut ist. Kaito lehnt mit verschränkten Armen und einem Grinsen an einer Hausmauer. „Damit bist du jetzt für sie verantwortlich.“ Soya ignoriert Koris mittleren Sohn und bedeutet Hinata und Sakura ihr zu folgen. „Nicht unbedingt der erste Eindruck, den ich euch geben wollte, aber das war wohl unvermeidlich. Das hier ist kein Dorf wie Suna oder Konoha. Das Recht des Stärkeren ist hier das Einzige, was wirklich etwas zählt und der einzige Rat, den ich euch geben kann ist, dafür zu sorgen, dass ihr immer zu den Stärkeren gehört.“ Die erste Erwiderung kommt von Sakura. „Sollte ich fragen, was mit seinem Bruder passiert ist?“ Soya verzieht das Gesicht, aber es liegt keine Reue in der Geste. „Dem habe ich vor zwei Jahren ein ähnliches Ende bereitet.“ „Wieso?“ Es ist eine Frage in gewohnter Ruhe, ohne jeglichen Vorwurf, von Hinatas Seite. „Weil er mitten in der Nacht in meinem Schlafzimmer aufgetaucht ist.“ Es ist eine Aussage, die in diesem Kontext keiner weiteren Erklärung bedarf und Gaara in der Gegenwart um seine Beherrschung ringend die Hände zu Fäusten ballen. Bevor eine der beiden Konoha-nin dazu kommt etwas zu erwidern, taucht Kaeki an ihrer Seite auf. „Ah, Koris neues Spielzeug.“ Ein kaum sichtbares Schmunzeln verzieht in der Gegenwart Sasukes Lippen, als er Sakuras Gesichtsausdruck auf diese Aussage hin sieht. „Das war also der Grund, warum sie sie nicht mochte.“ Auch Soyas Lippen zucken kaum sichtbar. „Das war zumindest einer davon.“ In der zwei Jahre alten Erinnerung, wendet sie sich jedoch stirnrunzelnd ihrer Teamkameradin zu. „Ich versuche gerade sie davon zu überzeugen, dass hier nicht nur verrückte Egomanen rumlaufen und du bist keine Hilfe.“ Aber es liegt ein Grinsen auf ihren Lippen. „Los, verschwinde!“ „Wenn du ihnen diesen Eindruck noch ein wenig ersparen wolltest, hättest du vielleicht nicht gerade Eron vor ihren Augen abschlachten sollen.“ „Er hat mich angegriffen.“ Kaekis und Soyas Diskussion verschwimmt vor ihren Augen, bevor sie ein weiteres Wort verstehen können. In der nächsten Erinnerung betreten die drei Frauen zu dritt eine Art Trainingsplatz in einem Teich. Es führen Fliesen in einer Reihe von allen Himmelsrichtungen durch das seichte Wasser und treffen sich in der Mitte auf einer Platte. Auf jeder Platte steht bereits ein Shinobi oder eine Kunoichi, alle mit Langstöcken in der Hand. Nur der Platz in der Mitte und der östlich daneben liegende Stein sind noch frei. Ein großer Mann, der den Konoha-nin unbekannt ist, tritt in der Erinnerung vor Hinata und Sakura. „Wer von euch beiden Hübschen will anfangen?“ Aber es ist Soyas Stimme, die sich zuerst erhebt. „Wie wäre es, wenn du mit mir anfängst?“ Ihr Gesprächspartner schmunzelt lediglich. „Du kennst die Regeln.“ Soya schlüpft bereits aus ihren Schuhen und legt auch ihren Waffengurt ab, sowie die Weste, die sie trägt. Sie fängt den Langstock, den der Shinobi ihr zuwirft, locker und ein eleganter Salto durch die Luft katapultiert sie in das Zentrum der gepflasterten Steine. Sie hebt die hölzerne Waffe in ihrer Hand und sinkt in eine lauernde Abwehrhaltung, so locker und natürlich, als wäre es ein Instinkt wie das Atmen. Doch ihre perfekte Haltung währt kaum eine Sekunde, bevor die Angriffe aus allen Himmelsrichtungen auf sie niederprasseln und sie zu einer rasanten Kombination aus Ausweich- und Verteidigungsmanövern zwingen. Aber selbst in diesem Moment wirken ihre Bewegungen flüssig und geschmeidig, als würde sie wieder und wieder um ihre eigene Achse tanzen, statt mit jeder Drehung aggressive Angriffe auf jeden Zentimeter ihres Körpers abzuwehren. Vollkommen fixiert auf Soyas selbstsichere Bewegungen, wie sie Schlag um Schlag pariert, überhört Gaara beinahe Hinatas Worte – an Sakura gerichtet. „Sie gibt uns eine Chance, es zu lernen. Sieh nur auf ihre Füße.“ Während Soya einen nach dem anderen ins Wasser befördert, verschwimmen die Bilder erneut vor ihren Augen, aber die Kleidung der Frauen verrät ihnen, dass sie sich immer noch am selben Tag befinden, als Haiko, Sora und Rai zum ersten Mal in Erscheinung treten. Die Drei haben sich zu Hinata und Sakura gesellt, während Soya die Trainingseinheit absolviert hat. „Kannst du uns das beibringen?“ Haiko wirkt in ihrer Erinnerung sichtlich jünger und um einiges begeisterter, als sie ihn bisher kennen gelernt haben und um Soyas Lippen zupft ein seltenes Schmunzeln. „Was?“ Haiko wippt unruhig auf seinen Fußballen hin und zurück. „Uns so zu bewegen!“ Statt ihm zu antworten sieht Soya zurück zu einem der Männer, der gerade den Trainingsplatz verlassen will. „Taito! Hast du ein paar Minuten?“ Der Mann in ihrem Alter nähert sich ihnen augenblicklich. „Für dich doch immer.“ Soya legt ihren Waffenbeutel, den sie noch nicht wieder angelegt hat, neben sich auf der Wiese ab und mustert den Mann vor sich grinsend. „Du müsstest dafür allerdings dein T-Shirt ausziehen.“ Der blonde Shinobi seufzt jedoch nur, als würde ihm eine anstrengende Aufgabe bevorstehen. „Das würde vielversprechender klingen, wenn ich dich nicht kennen würde.“ Er kommt ihrer Bitte nach und was darauf folgt ist zunächst eine übliche trockene Trainingseinheit, wenn auch auf dem höchsten Geschwindigkeitslevel. Besonders interessant wird es aber, als Soya und ihr Partner ihr Training beenden und Soya sich an ihre Schüler wendet. „Deine Muskeln zucken bereits, Millisekunden bevor du dich bewegst. Es erfordert Training wie alles andere auch, aber wenn du weißt wonach du suchen musst, ist es einfacher zu sehen.“ Sie nickt ihrem Trainingspartner zu und im nächsten Moment formen sie miteinander eine Vielzahl von Schriftzeichen. In der Gegenwart verzieht Soya das Gesicht. „Ihr müsst euch in Erinnerung rufen, dass das hier die Realität ist. Eine Erinnerung in einer Erinnerung kann gefährlich verwirrende Auswirkungen haben.“ Bevor jemand dazu kommt ihre Worte zu hinterfragen, erkennen sie bereits, was sie gemeint hat. Das Jutsu, das sie in der Vergangenheit mit ihrem Trainingspartner angewandt hat, wiederholt ihre gezeigte Trainingseinheit. Aber dabei sind ihre Bewegungen so verlangsamt, dass man tatsächlich jede Muskelbewegung sehen kann. Eben dies erlaubt Soya, ihren Schülern zu erklären wovon sie eben gesprochen hat und Temari zieht in der Gegenwart eine Augenbraue in die Höhe. „Das ist mal eine interessante Trainingsmethode.“ Soya verschränkt die Arme vor ihrem Oberkörper. „Kaitos Genjutsu-Künste sind zwar überwiegend lästig, haben uns aber alle gleichzeitig gezwungen unsere eigenen Fähigkeiten auf diesem Gebiet schleunigst zu verbessern, wenn wir nicht ständig als sein Spielzeug herhalten wollten. Irgendwann haben wir erkannt, dass sich die Techniken in diesem Bereich noch für weit mehr als den Kampf eignen.“ Die Bilder vor ihren Augen verschwinden ein weiteres Mal und zeigen erneut Soya, die in diesem Moment einen Hausflur betritt, der in ein Wohnzimmer führt, in dem Sakura auf einer Couch sitzt. „Wo warst du noch so lange?“ „Stellvertreterkonferenz.“ Das leise Murmeln dringt über den Flur, während die abgedunkelte Beleuchtung Soyas Umrisse nur schwach erhellt. Sie entledigt sich mit automatisierten Handgriffen erst ihrer Weste und dann ihres Waffengürtels. Das vertraute Geräusch des Reisverschlusses durchbricht die Stille, als sie ihre Stiefel öffnet. Das schwache Licht reflektiert etwas und erst bei näherem Hinsehen fallen die gut verborgenen Klingen in der Innenseite des Ledermaterials auf. Auch die Haarnadeln, die Soya aus ihrer Frisur zieht, wirken auf den ersten Blick harmlos, aber die Schwere mit der sie auf die Holzkommode fallen, verrät, dass sich auch in dem harmlosen Accessoire Klingen verstecken. Mit offenen Haaren und barfuß tritt sie zu Sakura in das Wohnzimmer und sinkt in den freien Sessel. Das Licht über dem Couchtisch erhellt zum ersten Mal ihre Gesichtszüge und Gaaras zischendes Luftholen in der Gegenwart geht in Sakuras vergangenem Fluch unter, als sie sich vorbeugt. „Und wer hat dir dabei ein blaues Auge verpasst?“ „Die Stellvertreterkonferenz ist mal wieder in ein Stellvertretertraining ausgeartet.“ Sakura streckt bereits die Hand nach ihr aus und aktiviert ihr Chakra neben der bläulich verfärbten Haut. „Und diese Konferenz hattest du mit wem?“ „Toma.“ Soya legt ihre Hand auf Sakuras, als diese wütend das Gesicht verzieht. „Schau nicht so, Haruno. Ich verspreche dir, er hat wesentlich mehr davongetragen, als ich.“ Gaaras Blick auf ihr, veranlasst Soya in der Gegenwart zu einer knappen Erklärung, aber es ist zweifellos nicht die, die er eigentlich hören will. „Sie sind zu mir gezogen, nachdem sie… aus dem Koma aufgewacht sind.“ Die nächsten Bilder erfolgen Schlag auf Schlag und verschwimmen beinahe ineinander. Es zeigt die drei Frauen auf dem Trainingsplatz und Kaito, der sich ihnen mit Nia auf dem Arm nähert, als sie ungefähr ein knappes Jahr alt ist. Er setzt die Kleine auf der Wiese ab, wo sie wackelig ihr Gleichgewicht hält, aber als Hinata auf sie zugehen will, erhebt Kaito die Stimme. „Nein, bleib da.“ Nias Augen fixieren Hinata und im nächsten Moment werden sie alle Zeugen der Erinnerung, wie die Kleine ihre ersten wackeligen Schritte macht, um zu ihr zu gelangen. Im nächsten Bild sind Kaito und Hinata allein und sie alle verstehen die Worte, die er ihr ins Ohr flüstert und die Naruto in der Gegenwart einen dunklen Fluch entlocken. „Du wirst niemals selbst ein Kind haben.“ Die nächste Szene zeigt, wie Sakura Hoshis Hand von ihrer Wange schlägt, blanken Zorn in den grünen Augen. „Du glaubst wirklich, mich kontrollieren zu können?“ Das Grinsen auf Hoshis Lippen treibt ein dunkles Rot in Sasukes Augen. „Dich zu unterwerfen wird mein größtes Vergnügen sein.“ Dass der nächste Kampf zwischen Soya und Toma nicht nur ein Training ist, zeigt sich an der Menge der Schaulustigen. Auch Sakura, Hinata und Kaeki wohnen der Auseinandersetzung bei. Letztere verschränkt gerade gleichgültig die Arme. „So werden bei uns Konflikte gelöst. Der Stärkere entscheidet.“ „Warum schockt sie ihn nicht einfach?“ Sakuras Frage zieht ein zynisches Grinsen um Kaekis Lippen. „Weil der Einsatz von Bluterbe in dieser Art von Kampf verboten ist.“ Aber Hinata erkennt etwas anderes in ihren Worten. „Das hat sie gemeint, als sie mir gesagt hat, ich könne ein Abkommen mit Kaito treffen, um mich um Nia zu kümmern, ohne mich auf ihn einzulassen.“ Naruto wirkt unermesslich müde, als er seinen Blick von der Erinnerung auf die reale Soya richtet. „Hat sie mit ihm gekämpft?“ „Auf seine Art.“ Bevor er sich überwinden kann zu fragen, was das bedeutet, spricht Soya ruhig weiter. „Sie haben sich in Genjutsus miteinander gemessen.“ In diesem Moment bohrt sich Tomas Klinge ein Stück weit in Soyas Bauch, aber im nächsten Moment wird klar, dass es nur ein Ablenkungsmanöver war, dass es ihm erlaubt hat sie zu treffen. Sie entscheidet den Kampf für sich und Sakura und Hinata folgen ihr schweigend in ihre Wohnung, aber sobald die Tür hinter ihnen zufällt, greifen sie zu beiden Seiten nach Soyas Arm und führen sie auf einen der Stühle in der Küche. „Wie tief ist die Wunde?“ Während sie die unteren Knöpfe von Soyas Bluse öffnet, fällt Sakura das Schmunzeln auf den Lippen der dunkelhaarigen Kunoichi auf. „Du siehst definitiv zu zufrieden aus für jemanden, der eine klaffende Wunde im Bauch hat.“ „Ich habe Takeru gerade für ein weiteres Jahr vor den Erziehungsmethoden seines Vaters bewahrt. Das ist ein Erfolg, für den ich gerne ein bisschen blute.“ . . . Kapitel 25: Revealed -------------------- Die nächsten Bilder zeigen die abendliche Dunkelheit und es dauert eine Weile, bevor die Konoha- und Suna-nin das Geschehen nachvollziehen können. „Und ihr habt sie zurückgelassen?! Ihr erbärmlichen-“ Es ist mehr als nur Zorn, der in Kaekis Augen aufblitzt, als sie in die Richtung der beiden Männer stürzt und nur mühsam von zwei umstehenden Shinobi zurückgehalten werden kann. Einer der beiden Männer, der in Kaekis Visier geraten ist, winkt verächtlich ab. „Um Soya brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Das Miststück ist eiskalt und nicht tot zu kriegen. Die taucht schon wieder auf.“ Es vergehen keine fünf Sekunden nach der letzten Silbe aus seinem Mund, bis Kaeki sich von den beiden Männern losreißt, die sie zurückgehalten haben und im nächsten Moment sinkt der vorlaute Shinobi stöhnend auf die Knie, während sein Arm unter Kaekis Kraftaufwand knackend bricht. Auch Kori tritt zum ersten Mal in Erscheinung und zeigt sich eher amüsiert von der Gewalt unter ihren eigenen Leuten. „Beruhige dich, Kaeki, wir werden Soya suchen-“ Doch Kaeki fällt ihr aufgebracht ins Wort. „Wir werden gar nichts tun! Ich werde sie suchen! Und ich werde Hyuuga und Haruno mitnehmen und wage es nicht mir irgendwas davon zu erzählen, dass die beiden das Dorf nicht gemeinsam verlassen dürfen, das ist mir im Moment so was von-“ „Kaeki.“ Der Widerspruch kommt nicht von Kori, sondern von Hinata. „Was?“ Aber in diesem Moment tritt bereits Soya aus den Büschen in ihrem Rücken. „Das mit dem Suchen könnt ihr euch sparen.“ „Soya!“ Sie trägt einen schwarzen Mantel, der fast ihre gesamte Gestalt verbirgt, aber es ist dennoch offensichtlich, dass sie von einem Kampf mitgenommen ist. Koris Blick richtet sich auf sie, kalt und kalkulierend. „Ich erwarte deinen Bericht morgen.“ Was Soyas Lippen verzieht ist ein Hauch Verachtung und ansonsten purer Zynismus. „Aber sicher doch.“ Sie tritt gleichgültig an der Anführerin vorbei und Sakura, Hinata und Kaeki folgen ihr in angespannter Stille zu ihrer Wohnung. Soyas Schritte sind ein wenig langsamer als gewohnt, aber dennoch sicher, aber die Art wie Hinatas Augen erst über ihren Körper fahren und sich dann tiefe Sorgenfalten über ihre Stirn ausbreiten, verrät bereits, dass etwas nicht stimmt. Aber dann macht Soya einen Schritt über ihre Türschwelle und plötzlich strauchelt sie. Es ist Kaeki, die nach ihrem Arm greift und sie mit Hinatas Hilfe in die Küche bringt, während Sakura eine Arzttasche aus dem Flur holt. Als Kaeki Soya den schwarzen Mantel abnimmt, holen die Frauen im selben Atemzug zischend Luft und in der Gegenwart greift Gaara eher abwesend nach Soyas Arm. „Was zur-“ Soya erklärt die klaffende Wunde auf ihrem Rücken mit einem einseitigen Schulterzucken. „Einer von ihnen hatte so eine nette Peitsche.“ Das Krachen mit dem Kaekis Kiefer aufeinanderkrachen, ist auch in der Erinnerung hörbar. „Und die hat er dir über den Rücken gezogen?“ Das Lächeln um Soyas Lippen reflektiert den dunklen Blick in ihren Augen, als sie stolz den Kopf hebt. „Nur einmal.“ Der finstere Ausdruck verschwindet jedoch aus Kaekis Augen nicht. „Wie?“ „Ich vermute, sie haben mir irgendwas untergejubelt.“ Soya legt zischend den Kopf in den Nacken, als Sakura das Oberteil an ihrem Rücken vorsichtig von der Wunde zieht. „Jedenfalls war mein Chakra blockiert.“ „Und mit die meinst du Kiri und Hibiro?“ „Es können nur sie gewesen sein.“ Mörderischer Zorn funkelt in Kaekis dunklen Augen auf, bevor sie auf dem Absatz kehrt macht. Aber Soya bewegt sich ebenfalls, schneller als es ihr in ihrem Zustand möglich sein sollte, und greift nach Kaekis Arm, obwohl sie die Bewegung schmerzerfüllt zusammenzucken lässt. „Kaeki, nicht!“ „Nenn mir einen Grund, warum wir die beiden Ratten nicht augenblicklich ertränken sollten?!“ Aber Soya sinkt stumm zurück auf den Stuhl und während Sakura weiter ihre Verletzungen versorgt, spiegelt sich zum ersten Mal eine klare Emotion in ihren Gesichtszügen: Erschöpfung. Scheinbar liest Kaeki etwas in ihrem Schweigen. „Du willst sie nicht töten.“ „Nein, das will ich nicht. Nicht jetzt und nicht heute.“ Sie schließt die Augen und ihr Atem verlässt sie mit einem lautlosen Seufzen. „Ich hatte mehr als genug Tod für einen Tag.“ Kaeki schnaubt, aber Soya ist mit ihrer Offenbarung noch nicht am Ende. „Ich weiß nicht, wie viele es waren.“ Es ist ein geflüstertes Eingeständnis, dessen Bedeutung zunächst nicht offensichtlich ist. „Ich habe sie getötet, einen nach dem anderen. Ich weiß nicht, wie viele es waren.“, wiederholt sie leise, wie zu sich selbst. Kaeki sinkt vor ihr in die Hocke und lehnt ihre Stirn gegen Soyas. „Wir müssen sie nicht heute töten. Aber du weißt, dass die Hälfte des Dorfes sich uns anschließen würde-“ „Ich weiß, dass wir diesen Kampf gewinnen könnten, Kaeki. Aber zu welchem Preis?“ Ihre Augen flackern zur Seite, aber die minimale Bewegung entgeht Hinata nicht und sie spricht aus, was Soya ungesagt gelassen hat. „Und solange wir unsere Kräfte nicht im Griff haben, wäre es glatter Selbstmord.“ Kaekis Schnauben verhallt, während die Erinnerung verschwimmt, aber sie hören Soyas eiserne Worte noch. „Sieh mich an. Es braucht weit mehr als Koris erbärmliche Intrigen, um mich zu Fall zu bringen. Ein Tod durch die Hände ein paar namenloser Versager wird nicht das Vermächtnis meiner Familie sein." In der Gegenwart dreht Gaara den Kopf zu Soya, im Bedürfnis nach einer weiteren Erklärung. „Was war das?“ „Koris erster Versuch mich loszuwerden.“ Sie führt ihre Aussage nicht weiter aus und die Bilder vor ihren Augen formen sich bereits wieder neu. Die nächste Szene zeigt eine Trainingsszene zwischen den drei Frauen und beginnt mit Soyas amüsiertem Grinsen, während auf dem Gras neben ihr erlischende Flammen tanzen. „War das schon alles?“ Sie streckt auffordernd die Arme aus. „Los, Haruno! Wir hören erst auf, wenn du mich einmal von den Beinen gerissen hast!“ Sie sehen Sakura die Zähne zusammenbeißen und angestrengte Konzentration legt ihre Stirn in Falten. Gaaras Blick richtet sich in der Gegenwart erneut auf Soya. „Du hast sie trainiert?“ Auch wenn sie seine Frage beantwortet, bleibt ihre Aufmerksamkeit auf der Erinnerung vor ihnen. „Es gab niemand, der sie hätte trainieren können. Der Einzige, der die Begegnung mit den Elementen vor ihnen überlebt hat, hatte zu dem Zeitpunkt schon den Verstand verloren.“ Ihre Zähne vergraben sich für einen Moment in ihrer Unterlippe, aber es ist nur eine winzige Sekunde. „Ich habe versucht ihnen zu helfen.“ Ihre eindringlichen Worte an Sakura sind das letzte, was in der Szene noch deutlich zu verstehen ist. „Es ist nicht die Kraft in dir, die zählt. Es ist dein Wille. Dein Wille muss immer stärker sein, egal wie viel Kraft in dir steckt!“ . . . In dem nächsten Bild legt Soya gerade ihre Ausrüstung an und verbirgt Waffe um Waffe in ihrer Kleidung, während Sakura ihr gegenüber an der Wand lehnt und sie mit verschränkten Armen beobachtet. „Weißt du, wohin ihr geht?“ „Grob.“ „Und dafür brauchst du das volle Arsenal?“ „Wenn sie uns alle losschickt, geht das selten gut aus.“ Soya legt sich ein Lederband um den Hals, an dem ein kleiner Glasbehälter mit pechschwarzer Flüssigkeit schimmert. Auch Sakuras Blick fällt auf den Anhänger. „Ist das von Kaeki?“ Soya dreht den Anhänger für einen Moment zwischen den Fingern, bevor sie ihn unter ihr Oberteil schiebt. „Er war ein Geschenk. Die Sicherheit, niemals lebendig gefangen zu werden.“ . . . Sakura, Hinata und Soya sitzen im Wohnzimmer in ihrer Wohnung und die anhaltende Stille zwischen ihnen wird nur von einem Klopfen unterbrochen, dem Hinata wortlos nachgeht. Als Soya sich eine lose Haarsträhne aus der Stirn wischt, fällt Sakuras Blick auf die bläuliche Verfärbung unter ihrem rechten Augenlid. „Warum hast du nichts gesagt?“ „Worüber?“ „Dein Auge.“ „Ach so.“ Soya fährt eher abwesend über die empfindliche Haut. „Das ist nichts. Irgendeiner von ihnen hat mich mit dem Handrücken im Gesicht erwischt.“ Sakura streckt ihre Hand grummelnd nach Soyas Auge aus und aktiviert ihr Chakra. „Warum stehen manche Männer nur so darauf, einem ins Gesicht zu schlagen?“ „Weil sie glauben es demütigt uns.“ Ein verächtliches Schnauben verzieht Soyas Lippen. „Es demütigt mich nicht, wenn mich jemand im Gesicht trifft. Ich kann einen guten Schlag einstecken. Es ist wesentlich demütigender vor jemandem zu knien, den du nicht achtest.“ Ihr Blick fährt direkt zu Sakuras. „Und da ich die Menschen auf die das zutrifft, an einer Hand abzählen kann, knie ich nicht – vor niemandem.“ „Darauf trinke ich.“ Kaeki tritt vor Hinata in den Raum und hebt die Flasche in ihrer Hand an, aber Soya verengt kritisch die Augen. „Das ist hoffentlich nicht alles, was du dabei hast.“ Kaeki zuckt lässig mit den Schultern und sinkt bereits zwischen Soya und Sakura auf den Wohnzimmerteppich und stellt die Sakeflasche auf dem niedrigen Tisch vor ihnen ab. „Ich habe Nachschub in Auftrag gegeben.“ Hinata geht im selben Moment dem erneuten Türklingeln nach und kommt mit einem Mann in ihrem Alter wieder. Sein Anblick lässt Soya in der Gegenwart nur minimal zucken, aber die unauffällige Regung ist genug, um Gaara und Temari nicht zu entgehen. „Wer ist er?“ Die Frage der Suna-nin lässt Soya den Kopf in ihre Richtung drehen. „Er war mein bester Freund und mein Teamkamerad.“ Sie sieht zurück zu der Erinnerung und ihre letzten Worte sind nur ein leises Flüstern, das für niemanden mehr bestimmt ist. „Er war wie mein Bruder.“ In der Vergangenheit gibt der junge Shinobi zwei weitere Flaschen Sake an Kaeki weiter und sinkt an Soyas Seite auf den Boden. Sie lehnt vertrauensvoll den Kopf gegen seine Schulter und Kaeki drückt jedem von ihnen einen Becher Sake in die Hand, aber es ist Soya, die ihre Stimme erhebt. „Wir haben heute fünf Leute verloren. Fünf gute Leute.“ Kaeki kann sich ihren Beitrag jedoch nicht verkneifen. „Besonders gemessen an dem Standard, der hier vorherrscht.“ „Wir werden heute um sie trauern.“ Sie hebt ihren Becher und nimmt einen Schluck. „Und morgen weitermachen wie bisher.“ Der Zynismus in ihren Worten verhallt und die Erinnerung verschwimmt für einen Moment, aber als sie sich klärt, wird offensichtlich, dass es sich immer noch um dieselbe Erinnerung handelt. Aber zu diesem Zeitpunkt sitzen nur noch Soya und Sakura zusammen im Wohnzimmer. „Warum seid ihr noch hier?“ Die Frage lässt Soya ihren Blick vom Fenster zurück auf Sakura richten, aber sie wartet stumm, bis die junge Medic-nin ihre Frage weiter ausführt. „Ich habe gesehen wozu du fähig bist und ich bin mir sicher, dass das noch nicht alles war.“ Auch diese Aussage bleibt unkommentiert. „Zu dritt hättet ihr Takeru längst nehmen und verschwinden können.“ „Wohin hätten wir gehen sollen?“ „Zurück nach Kaminari no Kuni ist also keine Option?“ „Weil es dort nichts für uns gibt. Außer einem Machtkampf, bei dem es keine Gewinner geben würde.“ Die vage Antwort lässt mehr offen, als sie aufklärt, aber Sakura belässt es in diesem Moment dabei. „Ihr hattet also nicht wirklich einen Grund zu gehen, aber war zu bleiben wirklich die bessere Alternative?“ „Es hat immer etwas gegeben, was dafür gesprochen hat hierzubleiben. Takeru, Nia, Haiko, Sora und Rai.“ Sie zögert einen Moment und richtet ihren Blick wieder aus dem Fenster. „Außerdem gab es eine Sache, die ich Kori trotz allem immer angerechnet habe.“ „Was?“ „Sie hat nie versucht mich an den Höchstbietenden zu verkaufen.“ Diese Aussage vollführt offensichtlich das Kunststück, dass Sakura schlagartig nichts mehr zu sagen weiß, denn es ist angespannt still, bis Soya den Kopf zurück zu ihr dreht. „Ich gehe davon aus, dass Orochimaru dir ein Begriff ist?“ Sasukes Blick liegt ohnehin unterbrochen auf Sakura, deshalb entgeht ihm nicht, wie ihre Augen in diesem Moment flackern. Außerdem ist die Abscheu, mit der sich ihre Unterlippe kräuselt, nicht zu übersehen. „Das kann man so sagen.“ „Er und Kori haben vor ein paar Jahren zusammen gearbeitet.“ Sakura stellt den Zusammenhang dieser Aussage zu ihrem Gespräch in Sekundenschnelle her. „Und sie hat ihm nie etwas von dir erzählt?“ „Ich bin ihm nie begegnet. Es steckte natürlich keine Selbstlosigkeit dahinter. Sie hat früher die Hoffnung gehabt, dass ich es meiner Schwester gleich tun, vorzugsweise einem ihrer Söhne einen Erben schenken und dabei sterben würde.“ . . . Das nächste Bild erscheint zunächst verwirrend und aus dem Kontext gerissen, als sie einen kleinen Wolfswelpen ausmachen, der winselnd von der Strömung eines Flusses mitgerissen wird. Der Kontext der Erinnerung wird klarer, als ein Arm sich um den Welpen schlingt und Hinatas Stimme beruhigende Worte flüstert. „Ist schon gut, ich hab dich.“ Es ist ein sichtlicher Kampf gegen die starke Strömung, bis Hinata sich mit dem Wolf an das Ufer kämpft und dabei wird offensichtlich, dass sie nicht in der Lage ist ihr Chakra einzusetzen. Merklich außer Atem fährt Hinata dem Wolfsjungen durch das nasse Fell. „Wie bist du bloß in das Wasser geraten?“ „Wir haben ihm einen kleinen Schubs verpasst.“ Die schneidende Stimme spannt augenblicklich jeden Muskel in ihrem Körper auf und sie richtet sich ruckartig auf, während ihr Blick auf eine Gruppe von 12 Männern fällt, die sie umstellen. „Lauf!“ Ihr leises Flüstern gilt dem Welpen an ihrer Seite, der der Aufforderung ohne zu zögern nachkommt und im Wald verschwindet. „Du hättest den Wolf nicht retten sollen.“ Hinata hebt stolz den Kopf und auch ohne ihr Bluterbe aktivieren zu können, wandern ihre Augen kritisch über jeden von ihnen. „Siehst du ihre Augen?“ Der Blick des Anführers fährt über Hinata und das Grinsen auf seinen Lippen wird noch ein wenig breiter. „Was hat eine Hyuuga hier draußen verloren? So ganz allein?“ Sein Blick fährt auf eine Art über Hinatas Konturen, die durch die nasse Kleidung an ihrer Haut, betonend hervorgehoben werden, die Naruto einen tiefen Atemzug nehmen lässt, bevor er sich an Soya wendet. „Was ist das hier?“ Die dunkelhaarige Kunoichi verfolgt die Erinnerung, die als erste auch für sie neu zu sein scheint, mit verschränkten Armen. „Es war eine Tradition im Dorf als eine Art Reifeprüfung jemanden an einer Stelle, wo er ziemlich sicher in Ärger gerät, mit blockiertem Chakra auszusetzen. Es sollte jedoch eine Situation sein, aus der man sich befreien kann und kein Selbstmordkommando. Derjenige, der die beiden in diese Situation gebracht hat, war einfach nur ein Idiot.“ Während Hinata in einer aussichtslos erscheinenden Situation eingekesselt wird, verschwimmt das Bild und zeigt Sakura bereits mitten im Kampfgeschehen. Sie ringt mit neun Männern, offensichtlich ebenfalls ohne Zugang zu ihrem Chakra. Es ist ihr gelungen einem der Männer ein Katana abzunehmen, mit dem sie sich verteidigt, aber sie hat selbst bereits einige Schnittwunden und eine tiefe Wunde am Oberschenkel davongetragen, die sie bei jedem Schritt behindert. Mitten im Kampf ist ihre Situation genauso aussichtlos wie Hinatas, bis ein lauter Ruf zu ihr durchdringt. „Sakura, spring!“ Sakura kommt dem Befehl ohne zu zögern nach und sobald sich ihre Füße vom Boden heben, zucken helle Blitze über die Erde und reißen die Männer mit denen sie gerungen hat gleichzeitig von den Füßen. Während ihre Gegner stöhnend darum ringen sich wieder aufzurichten, erscheint Soya besorgt an Sakuras Seite. „Geht es dir gut?“ „Nichts, was ich nicht überleben werde.“ „Gut, dann sieh zu, dass du verschwindest und ich erledige das hier.“ Statt dieser Aufforderung ebenso protestlos nachzukommen, verengt Sakura augenblicklich die Augen. „Ich werde dich nicht zurücklassen!“ „Davon redet auch keiner! Aber ohne dein Chakra bist du mir nur im Weg und wir haben keine Zeit uns länger hier aufzuhalten, solange wir nicht wissen, wo Hinata ist, also verschwinde gefälligst! Ich bin zwei Minuten hinter dir.“ Das Widerstreben steht klar in Sakuras Augen. „Versprichst du das?“ „Klar und jetzt hau endlich ab!“ Dieses Mal nickt Sakura und verschwindet so schnell ihr Bein es zulässt. Die Erinnerung bewegt sich mit ihr, aber ein Blick über ihre Schulter zeigt ihnen noch, wie dieses Mal Soya eingekreist wird, während helle Blitze um ihre Handflächen zucken. Sakura läuft nicht allzu weit, bevor ihr Bein nicht mehr zulässt, dass sie sich noch weiter bewegt. Aber es sind wirklich nur zwei Minuten, bis Soya zu ihr aufschließt und sofort vor ihr in die Hocke sinkt, um die Wunde an Sakuras Bein in Augenschein zu nehmen. Es ist eine weitere Überraschung, als Soya ihre Hand hebt und ihr Chakra heilend einsetzt. Sakura murmelt einen Dank, aber als Soya sich erhebt, sucht Sakura entschlossen ihren Blick. „Du musst mich schocken!“ Soya hebt jedoch nur eine Augenbraue. „Hast du einen Schlag gegen deinen hübschen Hinterkopf bekommen?“ „Du musst mich schocken, um mein Chakra freizusetzen.“ Dieses Mal bleibt Soya lange genug still, um es Sakura zu erlauben, weiterzusprechen. „Wir müssen Hinata finden. Sie haben uns beide aus dem Dorf geholt.“ „Wer hat das angeordnet?“ Dieses Mal färbt eine andere Emotion Sakuras Augen dunkler. „Hoshi.“ In Soyas Miene zuckt lediglich kaum merklich ihr Kiefermuskel, aber auch das verrät genug. „Das überrascht dich also nicht.“ Soya kräuselt die Lippen. „Er ist der einzige, der so dämlich ist und den Rang dazu hat, es durchzusetzen. Außerdem sind Kori und Kaito unterwegs und jedes Mal, wenn sie die glorreiche Entscheidung treffen Hoshi als Befehlshaber zurückzulassen, bezahlt normalerweise jemand mit dem Leben für seine dummen Fehler.“ „Wir müssen Hinata finden und du weißt, dass das wesentlich schneller geht, wenn ich mein Chakra einsetzen kann. Ich weiß, du willst es nicht tun, aber wir haben keine andere Wahl.“ Dieses Mal steht der Widerwille in jedem von Soyas Zügen, aber sie nickt schließlich knapp. „Wo?“ Sakura zieht ihr Oberteil über ihre Schulter und legt das Siegel frei, dass sie unterhalb ihres Schlüsselbeins auf der Haut trägt. „Das sollte wohl am besten funktionieren.“ Soya schließt die Augen und nimmt einen tiefen Atemzug, bevor sie ihre Hand zu Sakuras Schulter hebt. Sie aktiviert ihr Chakra nur eine einzige Sekunde lang und ihre Energie zuckt kaum sichtlich durch die Luft, bevor sie auf Sakuras Haut trifft. Obwohl es nur ein winziger Kontakt ist, beugt Sakura sich keuchend nach vorne. Im nächsten Moment bewegt sich die Luft um sie herum, als sich Sakuras Chakra aktiviert und damit auch die Macht des Elementes in ihrem Körper. Sie legt keuchend und mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken, aber als sie wieder nach vorne sieht und die Augen aufschlägt, wird augenblicklich klar, dass sie nicht länger Herr ihrer Sinne ist. Soya macht Ansätze zurückzuweichen, aber bevor sie einen sicheren Abstand zwischen sie bringen kann, schließen sich Sakuras Hände fest um ihre Oberarme. „Soya Inazuma.“ Soyas Kiefermuskeln zucken, aber sie sinkt dennoch in einer Respektbekundung den Kopf. „Kasai.“ Aber im nächsten Moment zuckt ihr ganzer Körper und obwohl sie um ihre Beherrschung ringend die Hände zu Fäusten ballt, zucken helle Blitze um ihre Finger. In der Gegenwart dreht Gaara den Kopf zu Soya. „Ich dachte, die Elemente sind gut?“ Ihre dunklen Augen begegnen seinem Blick. „Grundlegend ja. Aber ich nehme an, wenn man seit Urbeginn auf der Welt ist, wird einem irgendwann langweilig.“ Sasukes Aufmerksamkeit liegt weiterhin auf der Erinnerung, aber er richtet seine Worte dennoch an Soya. „Sie manipulieren also gerne.“ „Manchmal.“ Das Beispiel wie sie es bei ihr versucht haben, sehen sie vor sich, als ein Lächeln Sakuras Lippen verzieht, das nicht ganz zu ihr passt, während Soya weiterhin darum ringt ihr Bluterbe unter Kontrolle zu halten. „Deine Willensstärke ist beeindruckend.“ „Wie wäre es, wenn du Sakura ihr Bewusstsein zurückgibst, damit wir die Luftträgerin finden können?“ Es vergehen ein paar Sekunden, aber dann klärt sich Sakuras Blick und im nächsten Moment flucht sie in vertrauter Manier. „Ich werde garantiert nie wieder jemandem mangelnde Selbstbeherrschung vorwerfen-“ Aber Soya unterbricht sie. „Es ist nichts passiert. Und jetzt lass uns Hinata finden und dafür sorgen, dass das so bleibt.“ Im nächsten Moment schleichen Sakura und Soya mit gezogenen Waffen durch ein Schlachtfeld. „Was ist hier nur passiert?“ Sakuras Augen wandern über den nächsten entstellten Körper, der ihren Weg kreuzt, aber dann streckt sich ihre Haltung plötzlich. „Hinata!“ Als sie erkennt, dass Hinata vor einem überdimensionalen Wolf kniet, stürzt sie augenblicklich los, aber Soya hält sie eindringlich zurück. „Halt, warte! Wir dürfen das nicht unterbrechen.“ „Was passiert da gerade?“ „Sie geht eine Verbindung mit ihnen ein.“ . . . Sakura, Soya und Hinata sitzen um den Küchentisch in ihrer Wohnung, als Soya das Wort ergreift. „Es gibt etwas, das ihr wissen müsst.“ Sie nimmt ihren Blick von der Teetasse in ihren Händen und richtet ihn auf Hinata und Sakura. „Kori hat noch einen Sohn. Tsume. Und vor euch, war er der Erste, der die Bindung an ein Element überlebt hat.“ Sakura blinzelt noch verdutzt, aber Hinata fasst sich schneller. „Was ist mit ihm geschehen?“ Ein selten tiefer Atemzug bewegt Soyas Brustkorb und verrät, dass ihre nach außen getragene Gelassenheit nicht der Wirklichkeit entspricht. „Ich zeige euch, was ich weiß.“ Es ist wohl dasselbe Jutsu, aber sie erinnern sich auch alle noch an Soyas Worte, die sie gewarnt haben, dass eine Erinnerung in einer Erinnerung Risiken birgt. Dennoch verfolgen sie gespannt, wie sich eine Gruppe, aus denen ihnen nur Soya bekannt vorkommt, durch den Wald bewegt. Soya wendet sich an einen jungen Mann an ihrer Seite und es dauert einen Moment, aber schließlich erkennen sie die Ähnlichkeit und begreifen, dass sie Koris Sohn Tsume vor sich sehen. „In dem Tempo schaffen wir es nie über den Mori-Pass, bevor sie uns einholen.“ Tsume nickt und wirft einen Blick auf die fünf Frauen, die vor ihnen laufen. „Selbst wenn wir die Frauen tragen, schaffen wir es nicht.“ Soya sieht über ihre Schulter, aber „Ich bleibe hier und halte sie auf.“ Der dunkelhaarige Shinobi an ihrer Seite schüttelt entschieden den Kopf. „Vergiss es, wenn jemand hierbleibt und den Helden spielt, bin ich das.“ Aber auch Soyas Kontra erfolgt unnachgiebig. „Du kannst den Helden spielen, indem du sie hier wegbringst. Und du kannst im Zweifelsfall mehr von ihnen tragen.“ Eine sanfte Stimme mischt sich in ihre Diskussion ein. „Es sind immer noch 47.“ Die hellen Augen der einen Frau, die noch neben Soya und Tsume läuft, lassen Naruto die Stirn runzeln. „Ist das-?“ Aber Soya nickt bereits. „Mari. Nias Mutter.“ „Also machbar.“ Soya grinst, aber Tsume schüttelt den Kopf. „Sei kein Narr, Soya. Du bist unglaublich, aber nicht einmal du kannst es mit 47 Männern ihres Kalibers gleichzeitig aufnehmen.“ Soya sieht noch einmal zurück und ihr Blick bleibt auf dem Flusslauf hängen, den sie eben erst überquert haben. „Ich kriege sie, wenn sie den Fluss überqueren wollen.“ Aber Tsumes Stirn legt sich nur in noch tiefere Falten. „Du hast deine Energie noch nie in so viel Wasser auf einmal geleitet.“ „Es gibt immer ein erstes Mal.“ Tsume öffnet den Mund, aber statt ihm die Gelegenheit zu einem weiteren Widerspruch zu geben, greift sie eindringlich nach seinem Arm. „Wir haben keine Zeit das zu diskutieren, also verschwindet endlich! Ich bin direkt hinter euch.“ Er zögert, aber schließlich nickt er und bedeutet Mari und den anderen Frauen ihm zu folgen. Sie sind kaum aus ihrem Sichtfeld verschwunden, als eine Gruppe Männer am anderen Ufer des Flusses auftaucht und Soya augenblicklich fokussiert. Sie wartet regungslos, bis die Männer alle im Wasser sind und sie schon fast erreicht haben und im nächsten Moment flirrt ihre Energie durch die Luft und die elektrischen Blitze jagen von Sekunde zu Sekunde unkontrollierter von ihrem Körper aus durch das Wasser. Einer nach dem anderen sinkt keuchend und schreiend zu Boden, aber dann wird die Erinnerung vor ihren Augen schlagartig schwarz. Sakura blinzelt sich zurück in die Realität, bevor sie den Kopf zu Soya dreht. „Was ist gerade passiert?“ „Mein Herz ist stehen geblieben.“ Das Bild klärt sich jedoch schnell wieder und zeigt Tsume offensichtlich noch in derselben Situation über Soya kniend, die in diesem Moment mit einem rauen Stöhnen die Augen aufschlägt. „Was ist passiert?“ Das Schmunzeln auf Tsumes Lippen hat noch nichts mit dem Ungeheuer gemein, das einmal aus ihm werden wird. „Du hast dich mal wieder selbst übertroffen.“ Er reicht ihr die Hand und sie richtet sich keuchend auf. „Und warum fühlt sich mein Brustkorb an, als wäre etwas über mich drüber gerollt?“ „Ich habe dir vermutlich ein paar Rippen gebrochen.“ Soya erwidert sein Grinsen mit einem Schmunzeln. „Du brichst mir also neuerdings schon Knochen.“ „Ich habe dir gesagt, dass du zu jung zum sterben bist.“ Aber während er sie ansieht, wird sein Blick schließlich ernst. „Willst du deine Nichte oder deinen Neffen nicht kennen lernen?“ Ihre Lider flattern zweimal, dreimal und ihr Blick geht an ihm vorbei. „Es geht nicht um das Baby. Ich habe nur schon genug Menschen sterben sehen. Ich will meine Schwester dieser Liste nicht noch hinzufügen.“ Sie kaschiert das emotionale Eingeständnis, indem sie sich auf die Beine kämpft. „Du hast versprochen, nicht zurückzukommen.“ Tsume rollt die Augen und schlingt einen Arm um ihre Hüfte, um ihr zu helfen. Es sagt viel über ihre Beziehung aus, dass sie ihn widerspruchslos lässt. „Und du hast gesagt, du wärst direkt hinter mir. Wie gut, dass wir beide Lügner sind.“ Auch wenn sich die Puzzleteile langsam zu einem Gesamtbild zusammenfügen, gibt es immer noch zu viele Lücken, um wirklich nachzuvollziehen, was sich vor ihren Augen abspielt. Aber soviel ist klar: Soya kannte Tsume, lange bevor die Macht der Elemente seinen Charakter verdorben haben. Gaara fixiert die junge Frau an seiner Seite, die kaum etwas von ihren Gefühlen erkennen lässt. „Du weißt, dass er tot ist?“ Dieses Mal sieht sie direkt in seine Augen. „Der Mann, den ich kannte, ist schon vor drei Jahren gestorben.“ Zu diesem Schluss sind auch Sakura und Hinata gekommen. „Ihr wart Teamkameraden?“ „Er war damals so etwas wie mein Mentor.“ Es ist nur ein minimales Zögern, aber verräterisch genug. „Und ein Freund.“ „Und dann?“ „Hat er sich an das Wasserelement gebunden, um seine Mutter zufrieden zu stellen.“ Statt das weiter auszuführen, präsentiert sie ihnen die nächste Szene. In ihrer nächsten Erinnerung sieht Soya ein wenig älter aus, als Kaeki auf sie zustürzt. „Tsume ist hier und greift uns an!“ Sekunden später rasen die beiden Frauen nebeneinander durch den Wald und erreichen einen zugefrorenen See. Haiko, Sora und Rai und ein paar Andere sind auf dem Eis verteilt und kämpfen darum, nicht in das eisige Wasser zu fallen, während der gefrorene Boden unter ihnen knackend einbricht. Soya läuft direkt auf die brechende Eisfläche und erwischt Sora gerade noch an der Hand, bevor sie ins Wasser stürzt. „Du willst sie nicht! Aber du kannst mich haben, wenn du sie gehen lässt.“ Ihre Worte sind scheinbar an niemanden gerichtet, aber dennoch beruhigt sich das stürmische Wasser um sie herum beinahe augenblicklich. Sie zieht Sora auf die Beine und reicht sie an Haiko weiter. „Nimm sie und dann verschwindet vom Eis.“ „Soya-“ Aber sie unterbricht Haikos Protest schneidend. „Das ist ein Befehl!“ Der jugendliche Shinobi nickt sichtlich widerstrebend und führt seine Teamkameraden schnell von der Eisfläche. Schließlich ist Soya die letzte, die noch in der Mitte des Sees auf einer Eisscholle balanciert. Sie breitet einladend die Hände zu ihren Seiten aus, aber ihre Worte sind leise, kaum mehr ein Flüstern. „Ich stehe zu meinem Wort.“ Es vergeht nur eine Millisekunde, bevor der Boden unter ihr bricht und sie tief unter die Oberfläche ins Wasser gezogen wird. Die unsichtbare Kraft zieht sie mehrere Meter in das eisige Wasser, bis das Licht der Oberfläche die Dunkelheit um sie herum nur noch schwach erhält. Aber es ist genug, um den Mann zu erkennen, der sich wie aus dem Nichts heraus vor ihr manifestiert. Nach außen hin sieht Tsume nur ein wenig älter aus, als in der Erinnerung vor drei Jahren. „Soya.“ Eine verbale Antwort ist ihr aus der offensichtlichen Lage heraus, dass sie noch einen winzigen verbleibenden Rest Sauerstoff in ihrer Lunge behält, nicht möglich, aber auch ihre Gesichtszüge bleiben ausdruckslos. Tsumes Blick wandert über sie und nach einigen Sekunden wird es trotz ihrer eisernen Beherrschung offensichtlich, dass der Sauerstoffmangel an ihrem Bewusstsein zerrt. Tsume nähert sich ihr und legt beide Hände an ihre Wangen. „Wie sieht es aus, Soya? Nach all der Zeit, stehe ich da auch auf der Liste derer, deren Hilfe du nicht einmal annehmen würdest, wenn es das einzige wäre, was dein Leben retten könnte?“ Er beugt sich vor und es wird schnell offensichtlich, wie er vorhat, sie zu retten. Sie lässt ihn an sich herankommen, aber kurz bevor seine Lippen ihre berühren, greift sie ihrerseits mit beiden Händen nach seinen Oberarmen. Und in der nächsten Sekunde flirren leuchtende Blitze voller Hochspannung durch das Wasser. Gaara dreht den Kopf zurück zu Soya, nachdem das Bild vor seinen Augen auch seine Aufmerksamkeit in den letzten Minuten beinahe vollständig gebunden hat. „Du hast versucht ihn zu töten.“ Die junge Frau an seiner Seite kräuselt die Oberlippe. „Ich habe darin versagt, ihn zu töten.“ Obwohl sie ihre Energie zielsicher in seinen Körper leitet und ihn auch trifft, treibt Tsume sie ruckartig tiefer in das Wasser. Und sobald seine Füße auf dem Grund des Sees aufsetzen, ist er verschwunden und Soya treibt schlagartig allein am Grund des Sees. Ihr Blick richtet sich auf das entfernte Licht über ihr, aber es ist offensichtlich, dass sie nicht mehr die Energie hat zu versuchen, sich zurück an die Oberfläche zu kämpfen. Temari tritt einen Schritt nach vorne, hörbaren Unglauben in der Stimme. „Hat keiner von ihnen versucht dich aus dem Wasser zu ziehen?“ Aber an Koris Lippen zupft nur ein Schmunzeln. „Keiner von ihnen war blöd genug, es zu versuchen. Nichts leitet Strom besser als Wasser.“ Shikamaru nickt verstehend. „Der ganze See war also eine Todesfalle.“ Doch gerade, als ihre Erinnerung an den Rändern schwarz verschwimmt, saust etwas vor ihr durch das Wasser. Es ist ein Stein, an das Ende einer Schnur gebunden. Soyas Finger schließen sich noch um die Schnur, dann wird ihr Blick schwarz. Die Erinnerung wird jedoch nur für einen Moment unterbrochen, bevor Soya hustend das Bewusstsein zurückerlangt und Kaekis Stimme an ihre Ohren dringt. „Du musst aufstehen! Kori kommt!“ Die Umgebung verschwimmt noch vor ihren Augen, als sie sich zurück auf die Beine kämpft, aber dann schärft sich ihr Blick gerade rechtzeitig, um Koris Zorn zu begegnen. „Du hast versucht ihn zu töten!“ Soyas Stimme klingt ein wenig heiser, aber ansonsten merkt man ihrer Haltung nicht an, dass sie vor wenigen Minuten beinahe ertrunken wäre. „Wenn er noch der Mann wäre, der er war, bevor du ihm das angetan hättest, hätte er mich angefleht, ihn zu töten!“ Kori tritt so dicht an Soya heran, dass sie sich beinahe berühren und die mörderische Absicht ist klar in ihren Augen zu lesen und verleitet Soya zu einer dreisten Provokation. „Nur zu.“ Sie senkt ihre Stimme, um ihre Worte nur Kori hören zu lassen. „Du weißt, ich zwinge dich nur zu gerne vor ihnen allen auf die Knie.“ Pure Verachtung verzieht Koris Lippen und zeigt deutlich, wie angespannt das Verhältnis der beiden Frauen zu diesem Zeitpunkt bereits war. „Dafür hast du die Kraft nicht mehr.“ „Lass es drauf ankommen.“ Der angespannte Blickkontakt zwischen den beiden hält noch zwei angespannte Minuten, bevor Kori sich abwendet und Befehle an ihre Männer verteilt. Kaeki erscheint an Soyas Seite, greift nach ihrem Ellenbogen und führt sie zurück in die Richtung ihres Dorfes. „Wir wissen alle, dass deine Familie dafür bekannt ist jung zu sterben, aber du wirst es noch hinbekommen, aus einem anderen Grund frühzeitig das Zeitliche zu segnen!“ Mit Kaekis Worten reißt die Erinnerung schlagartig ab und Soya ist zurück in der eigenen Erinnerung mit Sakura und Hinata. Aber die junge Clanerbin mustert Soya abschätzend. „Da ist noch etwas. Etwas, das du uns nicht zeigen willst.“ Soya schüttelt den Kopf, ohne es abzustreiten. „Ich kann nicht.“ Sie schließt die Augen, bevor man ihre Emotionen in ihnen lesen kann. „Ich kann das nicht nochmal durchleben. Ich habe sechs Monate so gut wie nicht geschlafen, bis ich das Bild endlich halbwegs verdrängt habe.“ „Ich habe jemanden sagen hören, dass Tsume eine Tochter hatte.“ Sakuras Worte sind vorsichtig ausgesprochen, aber sie treffen dennoch sichtlich einen Nerv. Zwei tiefe Atemzüge bewegen Soyas Brustkorb sichtbar, bevor sie sich dazu durchringt ihre Frage zu beantworten. „Es war keine zwei Tage her, seit Tsume aus dem Koma erwacht war, nachdem er das Erdelement in sich aufgenommen hatte. Er musste sich etlicher Tests unterziehen, aber dann ging er nach Hause zu seiner Frau und seiner Tochter.“ Soya lehnt ihre Stirn gegen die Fensterscheibe. „Sie war drei Jahre alt. Und mein Patenkind.“ Den Rest dieser Geschichte kennen sie bereits und Soya führt es auch in der Erinnerung nicht noch einmal aus. Aber Hinata ist bereits einen Schritt weiter. „Du hättest ihn beinahe getötet.“ „Beinahe macht auch keinen Unterschied.“ „Aber du hättest es gekonnt.“ Soya seufzt. „Ja. Wenn er damals nicht schon ebenfalls das Wasserelement in sich aufgenommen hätte, wäre es mir wahrscheinlich gelungen, ihn zu töten.“ Doch womit sie nicht rechnet ist, wohin diese Erkenntnis Sakura und Hinata nach einem stummen Blickwechsel führt. „Also könntest du uns auch töten.“ Sie sehen noch wie sogar Soyas Gesichtszüge bei Sakuras Worten entgleisen, dann reißt die Erinnerung ab und so schnell wie das nächste Bild auftaucht, lässt es keine Zeit, diese neue Offenbarung zu diskutieren. Sakura und Hinata halten sich auf einem Trainingsplatz auf, als Hinata plötzlich ihre Byakugan aktiviert. Ihr nächster Atem verlässt sie zischend und sie und Sakura bewegen sich ohne Absprache. Sie sind kaum ein paar hundert Meter weit gelaufen, als Soya in ihr Blickfeld tritt. Sie ist blutverschmiert von Kopf bis Fuß, aber das ist nicht der einzige Grund, der Sakura und Hinata hektisch an ihre Seite eilen lässt. Sie trägt ihren regungslosen Teamkameraden auf dem Rücken und stützt gleichzeitig an einer Seite Kaeki, die aufgrund einer tiefen Wunde am Oberschenkel nicht selbst laufen kann. Kaeki sinkt zuerst auf den Boden, winkt Sakuras Hilfe aber durch zusammengebissene Zähne ab. Hinatas Hände greifen derweil nach dem Mann über Soyas Schultern und sie senken ihn vorsichtig zu Boden. Als Soya ihn loslässt, spritzt augenblicklich frisches Blut aus der Verletzung in seinem Abdomen, aber Soya presst sofort beide Hände zurück über die Wunde, bis Sakura ihre Finger vorsichtig zur Seite schiebt und sofort mit ihrer Heilung beginnt. Soya sieht ihr noch einen Moment zu, dann sinkt sie zu Boden und rollt sich neben sie auf den Rücken, schließt die Augen und nimmt einen tiefen Atemzug, der ihr Hinatas Aufmerksamkeit beschert. Die Augen der Hyuuga wandern kritisch über ihren blutverschmierten Anblick, aber Soya unterbricht ihre Musterung, ohne ihre Augen zu öffnen. „Es ist nicht mein Blut.“ Die Tatsache, dass ihre Kleidung an nahezu allen Stellen rot erscheint und sogar ihre dunklen Haare Verfärbungen aufweisen, sprechen von einem Blutbad, das noch weit mehr als die Verletzungen ihrer Teamkameraden beinhaltet hat. „Was ist das?“ Temaris selten vorsichtige Frage, lässt Soya die Arme vor dem Oberkörper verschränken. „Ich nehme an, ihr habt alle diese eine Mission, die ihr um jeden Preis rückgängig machen würdet, wenn ihr könntet. Das hier ist die Erinnerung an meine.“ Sie sieht noch einen Moment zu, wie Sakura ihren Teamkameraden versorgt, dann wendet sie sich ab, aber Gaaras Aufmerksamkeit folgt ihr augenblicklich. „Wo willst du hin?“ Sie hält seinen Blick stolz und störrisch. „Ich muss Nia finden und ihr braucht mich nicht, um den Kommentator für das Ganze abzugeben. Das ist alles mehr oder weniger selbsterklärend. Und ich weiß bereits wie dieser Film endet.“ Sie will sich von ihm abwenden, aber es ist nicht Gaaras Stimme, die sie in ihrem nächsten Schritt innehalten und stocken lässt. „Soya-“ Die schwache Stimme ihres Teamkameraden, lässt sie sich in der Vergangenheit augenblicklich aufrichten und nach seiner Hand greifen. „Ich bin hier.“ Seine Augen öffnen sich und richten sich auf ihre besorgten Gesichtszüge. „Ich habe dir gesagt, dass du mich dort lassen sollst-“ „Halt die Klappe, Akai!“ Ihre Zurechtweisung kommt schroff, aber gutmütig, doch im nächsten Moment strafft sich ihre Haltung und sie erhebt sich augenblicklich. Kaeki flucht, kämpft sich aber trotz ihrer Verletzung mühsam zurück auf die Beine, kurz bevor Kaito und Hoshi in ihr Blickfeld treten. Nur Sakura sieht keine Sekunde lang von ihrer Heilung auf. Die Blicke von Koris Söhnen wandern über die Szene vor ihnen und landen schließlich gemeinschaftlich auf Soya. „Was ist passiert?“ Die Frage kommt ruhig von Kaito, lässt Soya aber augenblicklich warnend die Augen verengen und drohend einen Schritt nach vorne machen. „Lass es, Kaito! Wenn du auch nur versuchst meine Gedanken zu lesen, jag ich dir auch eine ungesunde Ladung Volt durch den Körper!“ Hoshis Blick fährt über Soyas Gestalt und bemerkt das Fehlen ihrer Ausrüstung, ebenso wie die ihrer Teamkameraden. „Ihr habt eure Westen dort gelassen?“ Soya verschränkt störrisch die Arme, aber es scheint mehr der Versuch zu sein ihr eigenes Temperament im Zaum zu halten. „Hätte ich vielleicht stattdessen sie dort lassen sollen? Und du solltest dir genau überlegen, was du mir antwortest, in Anbetracht der Tatsache, dass es dein Fehler war, der uns in diese Lage gebracht hat!“ Ob er sich mehr an ihrem respektlosen Tonfall oder an ihren Worten stört, mag schwer abzuschätzen sein, aber es ist leicht sichtlich wie der Zorn Hoshis Blick in Flammen setzt. Er tritt einen Schritt vor, bis er ihren Größenunterschied so weit ausspielen kann, dass Soya zu ihm aufschauen muss. „Knie nieder!“ Aber Soyas Lippen umspielt lediglich ein verächtliches Schmunzeln, als sie stolz und provokativ zugleich das Kinn hebt. „Ich werde nie vor einem Mann knien, der mich in einem fairen Kampf nicht einmal schlagen könnte, wenn mir beide Hände auf dem Rücken zusammengebunden wären.“ Es blitzt etwas in Hoshis Augen auf, dass dieses Mal nicht ausschließlich mit Wut in Verbindung steht und Soyas Körper stockt zuerst und zittert dann unter einer plötzlichen Anspannung. Es sind nur Millisekunden, in denen sie mit sich selbst zu ringen scheint, aber dann flirren ruckartig flimmernde Blitze von ihrer Handfläche direkt in Hoshis Brustkorb. Sobald ihre Energie ihn trifft, ist es er, der keuchend auf die Knie sinkt. „Ich habe dir gesagt, wenn du noch einmal versuchst mich zu kontrollieren, werde ich deiner armseligen Existenz ein Ende bereiten!“ Sie dreht ihren Kopf zu Kaito, der sich ihr in ihrem Rücken nähert. „Vorsicht! Noch ein paar Volt mehr und sein Herz explodiert in seiner Brust.“ Sie sieht ungerührt zurück zu Hoshi. „Fordere mich bloß nicht heraus, Kaito! Ich hatte einen wirklich beschissenen Tag und deinen nutzlosen Bruder zu töten, würde ihn um einiges besser machen!“ Sie grinst, kalt und berechnend, als sie über ihre Schulter wieder Kaitos Blick sucht. „Du entscheidest dich besser schnell. Sein Herz hält das vielleicht noch 10 Sekunden aus. 8, 7…“ Aber Kaito hebt bereits die Arme. „Schon gut, schon gut!“ Soya hält seinen Blick und jagt ihre Energie noch weitere zwei Sekundne in Hoshis Brustkorb, bevor sie mit einer einzigen Handbewegung so schnell abreißt, wie sie sich aktiviert hat. Sie erübrigt keinen einzigen Blick für Hoshi, der in ihrem Rücken stöhnend zusammensackt und tritt einen Schritt auf Kaito zu. „Schaff ihn weg! Und halt ihn bloß von mir fern!“ „Soya.“ Es ist eine markante Verwandlung, die sich innerhalb von Millisekunden in Soyas ganzer Haltung vollzieht: Von dem Moment, in dem sie Koris Söhnen die Stirn geboten hat – kalt und gnadenlos – zu dem, in dem sie zurück neben ihrem verwundeten Teamkameraden auf die Knie sinkt und seine Hand vorsichtig zurück in ihre nimmt. „Ich bin hier.“ Akais Augen öffnen sich unter sichtlichem Kraftaufwand noch einmal und er fixiert sie liebevoll mit seinem Blick. „Er ist es nicht wert, Soya.“ Soya öffnet den Mund, aber Sakura kommt ihm zuvor. „Wir müssen ihn in die Behandlungsräume bringen, Soya, sofort!“ Sie nickt, aber Akai spricht ihren Namen ein drittes Mal aus, dieses Mal erheblich schwächer als zuvor und er bringt auch seine Augen nicht mehr auf. Soya senkt ihren Kopf zu ihm und obwohl sie noch sehen, wie sich seine Lippen bewegen, können sie seine Worte nicht mehr verstehen. Sie sehen zu, wie Akai das Bewusstsein verliert und die Frauen ihn gemeinsam forttragen, bevor das Bild vor ihren Augen verschwimmt. Sasukes Räuspern bricht die angespannte Stille zuerst und Soya richtet ihren Blick auf ihn. Sie hat ihre Beherrschung in Sekundenschnelle zurückgewonnen, aber die sichtliche Anspannung in jedem ihrer Muskeln und die Tatsache, dass sie dieser Erinnerung entfliehen wollte, hat ihnen allen bereits verraten, wie dieser Tag ausgegangen ist. Sie zieht abschätzend eine Augenbraue in die Höhe, während sie Sasukes Blick hält. „Ja, ich hätte sie beide töten können. Ist es das, was du wissen wolltest?“ Der Uchiha bleibt stumm und Soya sieht zurück nach vorne, wo sich das Bild gerade neu zusammensetzt. „Und ja, mir ist klar, dass ich uns allen damit viel Kummer erspart hätte.“ „Warum hast du es nicht getan?“ Temaris Frage ist ruhige Neugier, ohne einen vorwurfsvollen Unterton und Soya begegnet auch ihrem Blick schonungslos. „Weil weder Takeru noch Nia in diesem Moment bei uns und in Sicherheit waren, ebenso wenig wie Haiko, Sora und Rai. Weil mein bester Freund neben mir sterbend auf dem Boden lag. Weil ich es nie geschafft hätte, all die unschuldigen Menschen in Sicherheit zu bringen, die auch in diesem Dorf gelebt haben. Weil wir nie alle entkommen wären, bevor Kori uns eingeholt hätte. Weil die beiden zu töten, in einem Massaker geendet hätte.“ Sie sieht zurück zu ihrem Bild, das vor ihnen wieder Form annimmt und ihre Stimme senkt sich um einige Tonlagen. „Weil wir vermutlich gewonnen hätten, aber der Preis wäre zu hoch gewesen.“ Soyas unverändert blutverschmierte Kleidung verrät, dass die nächste Szene nur Minuten später spielt. Ihre Schritte führen sie unruhig von einem Ende des Flurs zurück zur anderen Seite und wieder nach vorne. Hinata sitzt unweit von ihr in einem der Stühle, die auf dem Flur stehen und erahnen lassen, dass es sich um ein improvisiertes Krankenhaus handelt. Die Flügeltüren vor ihnen öffnen sich und während Hinata augenblicklich auf ihre Füße springt, rührt sich plötzlich kein Muskel mehr in Soyas Körper, als Sakura zu ihnen in den Flur tritt. Es steht bereits in ihren Augen, bevor sie vier leise Worte über ihre Lippen zwingt. „Es tut mir leid.“ Soya eilt wortlos an ihr vorbei durch die Flügeltür und Sakura und Hinata folgen ihr mit der Erinnerung. Sie konnten sich alle längst zusammenreimen, worauf diese Erinnerung hinauslaufen würde. Aber die eiserne Stille in dem Krankenzimmer wird dennoch von dem einen oder anderen hörbaren Atemzug durchbrochen, als ihr Blick auf Akais leblosen Körper fällt. Sein Körper ist vom Hals ab mit einem Laken bedeckt und seine Augen geschlossen. Sein Tod wirkt friedlicher, als er war. Sie sehen zu, wie Soya an ihn herantritt. Ihre Finger fahren vorsichtig, zärtlich über seine Gesichtszüge, bevor sie ihre Stirn gegen seine senkt. Die Erinnerung verschwimmt, aber sie sehen noch, wie Soya vor der Liege auf die Knie sinkt, ihre Stirn immer noch gegen die ihres verstorbenen Teamkameraden gelehnt. Gaara tritt an Soya heran und streckt eine Hand nach ihrer aus, aber bevor er sie ergreifen kann, formt sich ein neues Bild vor ihren Augen und Soya zieht ihre Hand zur Seite. Es ist ein anderes Setting, aber Soyas trägt immer noch dieselbe blutverschmierte Kleidung, als sie mit blitzenden Augen auf Hoshi zustürzt und Kaito sich ihr in den Weg stellt. „Das mit Akai tut mir leid. Aber er hat sich von dir ferngehalten und das mit den schlechten Informationen war keine Absicht-“ „Ob es Absicht war oder nicht, interessiert mich nicht. Ich will, dass er hier rüberkommt und mit mir kämpft wie ein Mann!“ Ihr Blick wandert zu Hoshi. „Falls er dazu in der Lage ist!“ Sie sieht zurück zu Kaito. „Es ist mein Recht ihn herauszufordern. Oder befolgen wir Mamis Regeln nur, wenn sie in der Nähe ist?“ Das provokante Argument erreicht ihn offensichtlich. „Versprichst du dein Bluterbe nicht einzusetzen?“ Aber Soyas volle Aufmerksamkeit liegt längst auf Hoshi, der sich im Rücken seines Bruders aufhält. „Ich kenne die Regeln und ich werde mich daran halten, solange er es tut.“ Scheinbar hat Hoshi sich ebenfalls mit dieser Situation einverstanden erklärt, denn das nächste Bild zeigt Soya und Hoshi in einem Nahkampf, der sich ausschließlich auf Taijutsu-Angriffe zu beschränken scheint. Es ist eine brutale, schonungslose Auseinandersetzung, die endet, als Hoshi zu Boden strauchelt, Soya nach ihm greift und ihr Knie in einer fließenden Bewegung anzieht, die Hoshis Nase krachend brechen lässt. Kaito unterbricht ihre Auseinandersetzung an dieser Stelle und Sakura zieht Soya vorsichtig zur Seite und weg von den neugierigen Augen der Schaulustigen um sie herum. „Warum hast du ihn nicht getötet?“ Soya spuckt einen Klumpen Blut vor sich auf den Boden. „Ein schneller Tod ist viel mehr, als er verdient und die Demütigung wird ihm länger weh tun.“ „Und ihn dazu bringen dich töten zu wollen.“ Es ist klare Verachtung, die Soya Gesichtszüge verzieht. „Ich werde geduldig darauf warten, dass er den Mut dafür zusammengekratzt kriegt.“ Aber die geringschätzende Emotion in ihren Zügen wird schnell von tiefem Schmerz verdrängt, als sie entfernt von all der Aufmerksamkeit in einen dunklen Raum treten, der nach einer Umkleide aussieht. Soya wendet sich von Sakura und Hinata ab, steht aber nur einen Moment still. Sie holt aus und schlägt ihre Faust mit einem wütenden Schrei gegen den Spiegel an der Wand, der unter der Wucht zerbricht. Die Scherben schneiden tiefe Risse in ihre Haut, während sie klirrend zu Boden fallen. Sakura und Hinata stürzen auf sie zu, aber jemand schiebt sich an ihnen vorbei. Kaeki greift zuerst nach Soya und zieht sie kompromisslos mit sich. „Wir gehen. Los!“ Ihr Weg führt sie aus dem Dorf heraus weiter nach oben auf den Berg, auf dem sie sich befinden, bis Kaeki und Soya stehen bleiben und Sakura und Hinata mit ihnen, aber das Gespräch spielt sich zwischen den beiden Teamkameradinnen ab. „Soya, du musst loslassen-“ „Ist schon gut. Ich werde nicht ausflippen und die Kontrolle verlieren.“ „Nein, der perfekten Soya würde so etwas natürlich nie passieren.“ „Kaeki-“ Aber Kaeki greift mit beiden Händen nach ihren Armen und sucht plötzlich ernst ihren Blick. „Wir wissen nicht, wie man trauert. Wir haben beide alles verloren und dann weitergemacht, als hätte sich nichts verändert. Was du im Moment spürst, wird nicht einfach wieder verschwinden-“ Aber Soya reißt sich grob von ihr los und wendet sich aufgebracht von ihr ab. „Ich will das nicht hören!“ „Willst du es lieber darauf ankommen lassen? Was, wenn Takeru in der Nähe ist?“ Blanker Zorn blitzt schlagartig in Soyas Augen auf, als sie zurück zu Kaeki herumfährt. „Lass Takeru da raus! Du weißt, ich würde nie-“ „Ich weiß, du verlierst niemals die Kontrolle, Soya! Aber egal was dir dein Vater eingedrillt hat – es ist nicht immer gut, eisern seine Beherrschung zu umklammern. Und heute ist so ein Tag. Es wäre etwas anderes, wenn dein Wesen so eisern wäre wie deine Beherrschung. Aber du fühlst zu viel, Soya, auch wenn du unschlagbar darin bist, es zu verbergen.“ Es ist eine überraschend zärtliche Geste, in der Kaeki eine Hand in Soyas Nacken schiebt und ihre Stirn gegen ihre lehnt. „Ich kann nicht meine zwei einzigen Freunde an einem Tag verlieren.“ Aber es ist nur ein Moment und dann verzieht bereits wieder ein typisches Grinsen ihre Lippen. „Und wenn dir Rache helfen würde, wäre ich direkt hinter dir. Aber wir wissen beide, dass es das nicht tut und ich werde nicht zulassen, dass du dir die Schuld an seinem Tod gibst.“ Soya schließt in ihrem Halt die Augen, aber auch in ihrer Stille liegt ein klarer Widerspruch und Kaeki schüttelt sie sanft. „Es war nicht deine Schuld!“ Aber Soya löst sich erneut von ihr. „Natürlich war es das!“ Sie legt den Kopf in den Nacken und schließt die Augen, um die Emotionen darin zu verbergen. „Er war nie wie wir! Er hätte ein normales Leben haben können!“ Sie schüttelt den Kopf. „Er hätte ein normales Leben gehabt, wenn er mir nie begegnet wäre.“ „Er wollte kein normales Leben. Er wollte ein Leben mit dir.“ Es ist ein Wissen, das sie offensichtlich quält. Kaeki tritt erneut neben sie und ergreift ungewohnt sanft das Wort. „Es ist nicht deine Schuld, dass du ihn nicht so geliebt hast, wie er dich geliebt hat.“ Scheinbar ist das, das entscheidende Argument. Denn als Soya ihre Augen wieder öffnet, liegt ein klarer Entschluss darin. „Ich muss wissen, dass hier weit und breit niemand ist.“ Ihr Blick richtet sich in einer eindeutigen Absicht auf Hinata, deren Verwirrung sich selten klar in ihren Gesichtszügen abzeichnet, aber sie kommt der indirekten Bitte dennoch nach, ohne weitere Fragen zu stellen. „Es ist niemand hier.“ Soya nickt knapp, bevor ihre ausdrucksstarken Augen zurück zu Kaeki wandern. „Ihr müsst gehen.“ Kaeki nickt ebenfalls, aber Sakura öffnet protestierend den Mund. „Was-“ Aber Kaeki umfasst ihren Arm und zieht sie kompromisslos mit sich. „Beweg dich, Haruno! Wir haben einen Berg zu erklimmen.“ Es ist wohl nur ein Moment später, der Kaeki, Sakura und Hinata auf einer Anhöhe zeigt, den Blick nach unten gerichtet, auf eine Lichtung, die unter ihnen liegt und langsam in der Dämmerung des Abends verschwindet. „Hältst du es wirklich für eine gute Idee sie jetzt allein zu lassen?“ „Es ist auf jeden Fall eine gute Idee, wenn du am Leben bleiben willst.“ Kaekis Blick wandert von Sakura zu Hinata. „Nicht einmal deine tolle Chakrahülle kann uns vor Soyas Energie retten.“ Es wird schnell offensichtlich, wovon sie spricht. Sie können Soya von ihrem erhöhten Punkt aus kaum noch sehen, aber in der einbrechenden Dunkelheit sind die Blitze, die anfangen um ihre Handflächen zu zucken, deutlich zu sehen. Aber die einzelnen Blitze bündeln sich schnell zu zwei hellen Energiefeldern. Es sind nur Sekunden, die vergehen, bis mit Soyas lautem Schrei ihre eigene Energie schließlich ihren ganzen Körper und einen Radius von fünf Metern um sie herum einhüllt. Sakura pfeift beeindruckt durch die Zähne. „Das ist also ihr Bluterbe.“ Shikamaru gibt in der Gegenwart einen ähnlichen Ton von sich und Soya dreht mit einem minimalen Schmunzeln auf den Lippen den Kopf in seine Richtung. „Kein Grund so beunruhigt auszusehen. Solange sie am Leben sind, braucht ihr euch niemals fragen, wem meine Loyalität gehört.“ In diesem Moment flucht Kaeki laut in der Erinnerung. „Natürlich muss es ausgerechnet jetzt anfangen zu regnen!“ Sie springt in unmenschlicher Geschwindigkeit von der Anhöhe, auf die sie sich zurückgezogen haben und erreicht Soya in dem Moment, in dem ihr Energie schlagartig verebbt. Es zucken nur noch einzelne Blitze über ihre Haut, aber es ist vor allem die einzelne Träne, die über ihre Wange rinnt, die auffällt. Denn selbst in der geringen Flüssigkeit, tanzt schimmernd leichte Elektrizität. Sie wischt sich die verräterische Spur von der Wange und weicht vor ihrer Teamkameradin zurück. „Bleib weg von mir, Kaeki!“ Aber natürlich macht die talentierte Kunoichi genau das Gegenteil und schlingt beide Arme um sie. „Hör auf zu spinnen! Denkst du wirklich so ein bisschen Elektrizität macht mir etwas aus?“ Nach kurzem Zögern erwidert Soya ihre Umarmung und lehnt ihre Stirn müde gegen Kaekis Schulter. . . . In der nächsten Erinnerung sitzt Sakura mit angezogenem Knien und auf dem Boden eines Wohnungsflurs und starrt ins Leere, als Hinata aus einer Tür zu ihrer Linken tritt und lautlos neben sie auf die Dielen sinkt. „Sie schläft.“ Sakura nickt steif. Ihre Kleidung verrät den Konoha-nins, dass es immer noch derselbe Tag ist und sie vermutlich von Soya sprechen. Diese bleibt in der Gegenwart stumm, während Gaaras Aufmerksamkeit sich weiterhin zwischen Soya und Sakuras und Hinatas Erinnerung, in der Hinata gerade eine Hand auf Sakuras Schulter legt, aufteilt. „Sakura, du hast alles für ihn getan-“ Die schöne Medic-nin fährt sich aufgebracht durch ihre langen Haare. „Wenn wir in Konoha gewesen wären, hätte ich ihn retten können!“ Sie presst die Augen zusammen, aber als sie sie öffnet, liegt immer noch tiefer Schmerz darin. „Wie soll ich ihr das sagen? Sie hat ihn kilometerweit zurückgetragen, um ihn zu retten. Wie soll ich ihr sagen, dass ihn letztendlich nicht seine Verletzung, sondern die Umstände getötet haben?“ Hinata rutscht neben Sakura auf den Boden und lehnt sich ebenfalls gegen die Wand. „Gar nicht. Ihr Schmerz ist so schon groß genug.“ . . . Die nächste Erinnerung liegt klar auf einem anderen Tag, aber nicht viel später und zeigt Sakura und Hinata erneut mit Kaeki vor einem Tisch, auf dem Sake und eine Torte stehen. Sakura zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Willst du mir jetzt endlich sagen, was wir hier feiern?“ Aber eine andere Stimme kommt Kaeki zuvor, falls sie überhaupt vorhatte, sich zu einer Erklärung herabzulassen. „Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?“ Soya steht mit verschränkten Armen im Türrahmen und Kaeki fährt grinsend zu ihr herum. „Das Geburtstagskind ist hier!“ „Kaeki, ich habe dir gesagt, ich will meinen verfluchten Geburtstag nicht feiern!“ Aber Kaeki schlingt ungeachtet von Soyas gegrummelten Protests einen Arm um ihre Freundin. „Süße, wenn man in unserem Metier seinen 18. Geburtstag erlebt, dann ist das allemal ein Grund zum Feiern.“ „Du hast heute Geburtstag?“ Hinatas ruhige Frage spiegelt dennoch ihre Überraschung wider und zieht Soyas Aufmerksamkeit auf sie, aber sie richtet ihre Frage an Kaeki. „Du hast ihnen nicht einmal gesagt, warum du sie hierher beordert hast?“ Kaeki zuckt gleichgültig mit den Schultern. „Sie haben gemacht, was ich wollte, wieso hätte ich das näher ausführen sollen.“ Soya geht nicht weiter darauf ein und scheint sich ihrem Schicksal zu ergeben. „Ich hoffe, du hast mehr als nur das bisschen Alkohol Zuhause.“ Kaeki grinst. „Du meinst jetzt, wo du ihn offiziell trinken darfst?“ Sie reicht Soya ein volles Glas. „Hast du dir schon überlegt, wo du es hinhaben willst?“ Soya lässt grummelnd zu, dass sie auf ihren Geburtstag anstoßen und akzeptiert die Umarmung von Sakura und Hinata, bevor Kaeki in die Hände klatscht. „Wie siehts aus, ziehst du dich jetzt endlich aus?“ Als Soya ihr Oberteil über den Kopf zieht, wenden die Männer in der Gegenwart ihren Blick ab und ernten dafür ihren Spott. „Es ist nur ein nackter Rücken.“ Temari dagegen mustert die Tattoowierung, die die Vergangenheit zeigt und die sich über Soyas gesamten Rücken erstreckt, fasziniert. „Wow.“ Soya wendet sich ihr schmunzelnd zu. „Soll ich es dir zeigen?“ Temari wirft einen Blick auf ihren Bruder, bevor sie Soya verschwörerisch zuzwinkert. „Ein ander Mal.“ Die Erinnerung verschwimmt, als Kaeki Soyas Rücken eine weitere Tätowierung hinzufügt, erneut in einem bunten Farbenmeer, bis sie sich wieder klärt und Soya zeigt, die mit geübten, aber ruckartigen Handgriffen dabei ist, ihre Ausrüstung anzulegen, während Sakura mit verschränkten Armen neben ihr steht. „Du gehst nie mit Yoto und Hiroshi auf Missionen.“ „Ja, weil die beiden die Intelligenz eines Einzellers haben. Zusammen.“ „Warum tust du es dann?“ Soyas Blick wandert auf die Urne, die auf der Kommode neben ihr steht und für wenige Sekunden spiegelt sich gedämpfter Schmerz in ihren Augen. „Weil ich Akais Asche in unserer Heimat verstreuen will.“ Aber an Sakuras unzufriedener Miene ändern Soyas sanfte Worte nichts. „Womit wir bei dem zweiten Grund wären, warum diese Mission eine katastrophale Idee ist.“ Soya legt seufzend den Kopf in den Nacken, bevor sie Sakuras Blick begegnet. „Sie lassen uns niemals zusammen gehen. Nicht einmal wenn eine von uns und die Kinder hierbleiben. Sie haben zu viel Angst, dass wir einen Weg finden würden Suna oder Konoha zu informieren und den Standort des Dorfes zu verraten.“ Sakura vergräbt ihre Zähne resigniert in ihrer Unterlippe. „Das macht es auch nicht besser, dass du alleine gehst.“ „Ich gehe nicht alleine.“ Ein aufgebrachter Fluch poltert über Sakuras Lippen. „Wenn du mit Yoto und Hiroshi gehst, könntest du genauso gut allein gehen. Außerdem wissen wir beide, dass du vorhast, dich bei der ersten Gelegenheit von den beiden abzusetzen.“ Soya nimmt den Vorwurf schmunzelnd hin. „Wenn du das alles weißt, warum reden wir dann darüber?“ Sakura seufzt hörbar. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber was ist mit Kaeki?“ „Ist seit heute Morgen auf einer Einzelmission.“ „Das gefällt mir nicht.“ „Das hast du ausführlich deutlich gemacht.“ Nachdem sie ihre Ausrüstung fertig angelegt hat, lehnt Soya sich gegen die Haustür. „Also warum sprichst du jetzt nicht auch noch aus, worum du dir wirklich Sorgen machst.“ Sakura lässt sie auch nicht lange warten. „Du trauerst. Und du wärst nicht die Erste, die das auf gefährliche Weise besonders risikofreudig machen würde.“ Aber Soya wischt den Vorwurf ruhig zur Seite. „Ich habe im Leben schon weit mehr verloren, als meinen besten Freund, Haruno. Und ich habe mich weder von der nächsten Klippe noch in das erstbeste Schwert gestürzt und ich werde heute nicht damit anfangen. Ich bin in zwei bis drei Tagen wieder da.“ „Versprichst du das?“ „Klar.“ . . . Das nächste Bild zeigt Hinata und Sakura, wie sie rasend schnell über eine Wiese eilen und panisch neben einer regungslosen Soya auf die Knie fallen. Die Kleidung, die sie trägt, lassen Gaara ruckartig zurück zu ihr sehen. „War das-“ Soya nickt knapp. „Ja.“ „Siehst du, wo sie verletzt ist?“ Hinatas Augen fahren längst über Soyas Körper. „Hüfte“, antwortet sie knapp und Sakura reißt sofort Soyas Oberteil nach oben. An ihrer Hüfte zeichnet sich eine Schnittwunde ab, deren Wundkruste auch mit einem ungeschulten Auge erkennen lässt, dass die Wunde mit einem heißen Gegenstand zugebrannt wurde. „Ich habe ihr X-Mal gesagt, dass sie diese verfluchte Mittelalter-Methode irgendwann umbringen wird!“ Sakura flucht, während sie ihr Chakra aktiviert. „Sie hat innere Blutungen!“ Sie bringen sie gemeinsam weg und sie sehen noch einen Moment lang, wie Sakura in einem Behandlungsraum um Soya kämpft, bevor das Bild kurzzeitig verschwimmt und sich kurz darauf erneut klärt und Sakura und Hinata an Soyas Krankenbett zeigt. „Wenn ich mir das nächste Mal ein cooles Bluterbe wünsche, erinnere mich doch bitte daran, dass damit offensichtlich absoluter Wahnsinn einhergeht.“ Sakura sieht müde zu Hinata. „Nichts für ungut.“ Aber das schwache Lächeln rutscht schnell von ihren Lippen, als sie vorsichtig Soyas Hand ergreift. „Wenn es gut läuft, wird sie wochenlang im Koma liegen.“ . . . Die nächste Auseinandersetzung zeigt Toma, mit zwei anderen Männern. Ihnen gegenüber stehen Sakura, Hinata und eine sichtbar gereizte Kaeki. „Es sind drei Monate. Es ist sowieso hoffnungslos.“ Kaeki positioniert sich mit ausgebreiteten Armen dicht vor Toma. „Wenn du zu ihr willst, um die Geräte abzuschalten, musst du an mir vorbei.“ Ihr Blick fährt grinsend über ihn, bevor sie zurück in seine Augen sieht. „Und ich würde nur zu gerne sehen, wie du es versuchst.“ Sein Blick wandert über ihre Schulter zu Hinata und Sakura und es ist offensichtlich, dass er seine Chancen abschätzt, an ihnen allen Dreien vorbeizukommen. Sakura reckt ihr Kinn nach vorne und hält seinen Blick. „Ich würde dieses Dorf nur zu gerne brennen sehen. Also nur zu.“ Es ist eine stumme Kapitulation, in der Toma seinen Begleitern zunickt und die Drei verschwinden. Aber die Tür ist kaum hinter ihnen ins Schloss gefallen, als Kaekis Haltung sich plötzlich ändert. „Vielleicht ist es besser, wenn sie nicht mehr aufwacht.“ „Du hast Toma gerade noch mit der Hölle auf Erden gedroht, wenn er versuchen sollte, ihre Geräte abzustellen.“ Aber während Sakura völliges Unverständnis ins Gesicht geschrieben steht, legt Hinata ruhig den Kopf schief, während ihre Augen Kaeki aufmerksam mustert. „Was ist los?“ „Haiko, Sora und Rai sind von ihrer letzten Mission nicht zurückgekehrt. Sie sind spurlos verschwunden und wahrscheinlich tot.“ Sie lehnt ihre Hand gegen die Tür, die Soya vor ihren Augen verbirgt. „Die Drei auch noch zu verlieren wird sie zerstören.“ Die Aussage hängt ein paar Sekunden schwer zwischen ihnen, bevor Kaeki ruckartig auf dem Absatz kehrt macht und ebenfalls das Haus verlässt. Sakura dagegen öffnet die Tür in ihrem Rücken und gibt den Blick auf Soya in einem Krankenbett, das von zahlreichen Geräten umgeben ist, frei. Sakura wirft einen Blick auf eine der Maschinen, während Hinata auf die Bettkante sinkt und vorsichtig Soyas Hand umschließt. Ihre Stimme durchbricht schließlich ruhig die Stille zwischen ihnen. „Vielleicht hat Kaeki Recht und wir sollten sie gehen lassen.“ „Nein, es gibt immer noch Hoffnung.“ „Du weißt, dass sie das nie gewollt hätte. Monatelang von einer Maschine am Leben erhalten zu werden.“ Aber Sakura schüttelt entschieden den Kopf. „Ich kann die Geräte nicht abstellen.“ „Sakura, es ist nicht deine Schuld. Du hast alles für sie getan, was du konntest-“ „Ich kann nicht.“ Hinatas Augen richten sich auf sie, als sie den emotionalen Unterton in ihrer Stimme registriert. „Wieso nicht?“ Sakura beißt sich auf die Lippe und weicht Hinatas Blick aus, indem sie zu Soya sieht. „Wir würden damit nicht nur sie gehen lassen.“ Es dauert ein paar Sekunden, aber dann verzerrt klärende Bestürzung Hinatas Gesichtszüge. „Was?“ Die Überraschung steht der Hyuuga selten klar ins Gesicht geschrieben, als sie zurück zu Soya und dann wieder zu Sakura sieht. „Aber wie?“ Sakura zuckt ratlos mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es kurz vor ihrer Verletzung passiert sein muss.“ Bevor sie es weiter diskutieren, zuckt Hinata plötzlich ohne ersichtlichen Grund zusammen. „Was ist es?“ „Es ist Kaito.“ Ihre Gesichtszüge sind bereits wieder relativ starr, aber man merkt ihr ihren Widerwillen dennoch an. „Er will mich sehen.“ „Warum?“ „Ich nehme an, er will endlich eine Antwort.“ Sakura verschränkt stur die Arme. „Dann geh nicht.“ Aber Hinata strebt bereits die Tür an. „Das wird ihn nur misstrauisch machen.“ Sie sieht noch einmal zurück zu Soya. „Und das können wir uns momentan nicht leisten.“ Während Hinata die Wohnung verlässt, bleibt Sakura an Soyas Bett sitzen, aber es dauert nicht lange dann reißt sie das Läuten der Tür aus ihrer Position. Sie schließt die Tür zu Soyas Zimmer sorgfältig hinter sich und überquert einen Flur, aber ihre Gesichtszüge verziehen sich bereits, bevor sie die Haustür öffnet und den Blick auf Hoshi freigibt. „Hoshi, was willst du hier?“ Sie zieht die Haustür hinter sich zu, aber das ist ihr erster Fehler. Als sie sich zurück zu Hoshi dreht und seinem Blick begegnet, fällt sie in sein Genjutsu. Erst ein lautes Krachen, erhebliche Sekunden später, reißt sie aus seiner Kontrolle. Sie blinzelt sich zurück in die Realität und holt noch in derselben Sekunde aus und schlägt gezielt gegen seinen Kehlkopf. „Du verfluchtes Arschloch!“ Sie schlägt noch einmal zu und Hoshi fällt bewusstlos zu Boden. Sakura stürzt hektisch zurück durch die Haustür den Flur entlang und nach den ersten Schritten dringen eindeutige Kampfgeräusche an ihre Ohren. Die Tür, die sie noch vor wenigen Minuten selbst zugezogen hat, ist jetzt von innen verschlossen und sie aufzubrechen, kostet sie weitere kostbare Sekunden. Als sie die Tür aufstößt, offenbart diese pures Chaos in dem zuvor unversehrten Raum. Die Wände sind blutverschmiert, das Fenster zerbrochen und drei Tote liegen in jeder Ecke, aber Sakuras Blick wandert zu Boden, wo ein Mann über Soya kniet. Sie stürzt auf sie zu, aber in diesem Moment stößt Soya ihn bereits von sich und als er auf den Rücken fällt, offenbaren sich die zahlreichen Stichwunden in seinem Oberkörper, die von dem Kunai in Soyas Hand stammen. „Soya!“ Sakura hilft ihr vorsichtig auf die Beine und mustert sie kritisch. „Es tut mir so leid! Bist du verletzt?“ Soya setzt an ihr zu antworten, aber stattdessen schlägt sie plötzlich die Hand vor den Mund und stürzt an Sakura vorbei aus dem Raum. Als Sakura kurz darauf an eine Holztür klopft, hören sie das leise Rauschen des Wassers dahinter. „Soya?“ Es dauert einen Moment, bis das Geräusch verstummt und als sich die Tür öffnet, tritt Soya in einem Handtuch aus dem Badezimmer. „Es geht mir gut. Ich musste nur sein Blut von mir waschen.“ Ein dunkles Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. „Scheinbar ekelt mich der Geruch auf einmal an.“ „Was das betrifft-“ Aber Soya winkt ihre zögerliche Erklärung ab. „Ich weiß.“ Sakura hebt überrascht eine Augenbraue. „Du hast es gemerkt?“ Soyas Gesichtsausdruck lässt sich in diesem Moment nicht deuten. „Im dritten Monat schwanger zu sein, übersieht man nicht so einfach.“ Mit Sakuras Blick wendet sich die Erinnerung für einen Moment ab, als Soya das Handtuch ablegt und den Schrank vor sich öffnet. Sie hat sich kaum fertig angezogen, als Hinata zu ihnen stößt. „Geht es euch gut? Ich habe es gesehen, aber ich musste erst Kaito loswerden.“ Man sieht Soya zwar deutliche Schwäche an, aber nicht annähernd, dass sie die letzten drei Monate im Koma lag. „Offenbar habt ihr mir das Leben gerettet.“ Sakura winkt den Dank ab. „Wir schulden dir noch weit mehr, als dir einmal das Leben zu retten.“ Aber auch Soya schüttelt den Kopf. „Ihr schuldet mir gar nichts.“ Hinata schmunzelt. „So interessant diese Diskussion auch ist, vielleicht sollten wir uns der Problematik widmen, wie wir möglichst schnell aus diesem trostlosen Dorf verschwinden können.“ Die neue Thematik zaubert augenblicklich ein verschlagenes Grinsen auf Sakuras Lippen. „Wir vergiften das Essen!“ Hinata zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Hatten wir den Plan mit dem Massenmord nicht verworfen?“ „Wir vergiften es mit einem Schlafmittel!“ Überrascht, aber nicht abgeneigt, legt Soya den Kopf schief. „Klingt, als hättet ihr euch dazu schon ausführlich Gedanken gemacht.“ Sakuras Lächeln hat deutlich zynische Züge. „Nur seit 700 Tagen.“ Das Bild wird unscharf und verschwimmt, bleibt aber in der gleichen Szene, an dem Punkt wo ihre Planung scheinbar ein Ende findet. „Dann machen wir es so.“ Soya nickt zustimmend, aber es liegt dennoch gleichzeitig sichtliches Misstrauen in ihrem Blick, als sie von Sakura zu Hinata sieht. „Da ist etwas, das ihr mir nicht sagt.“ Die beiden Konoha-Kunoichis wechseln einen Blick, der bereits zu viel verrät, aber es ist eine andere Stimme, die Soya antwortet. „Ja, und um diesen Part zu übernehmen, bin ich hier.“ Soys Blick findet ihre beste Freundin schon nach der ersten Silbe. „Kaeki.“ „Ich weiß ja, dass du Urlaub nötig hattest, aber mussten es gleich drei Monate sein?“ Statt auf ihre neckenden Worte einzugehen, tritt Soya ernst einen Schritt an ihre Teamkameradin heran. „Was verschweigt ihr mir?“ Sakura schüttelt in Soyas Rücken den Kopf, aber Kaeki ignoriert den wenig subtilen Hinweis gleichgültig. „Haiko, Sora und Rai sind vor einem Monat zu einer Mission aufgebrochen und nie zurückgekehrt.“ Es ist kein Zucken oder eine andere Emotion in Soyas Gesichtszügen zu sehen und die Frage kommt ohne zu zögern. „Wo?“ Aber Kaeki schüttelt den Kopf. „Sie sind tot. Alle drei.“ Dieses Mal ist Soyas sofortige Reaktion eine sichtliche Mischung aus blankem Entsetzen und tiefem Schmerz, als sie nach Kaeki greift. „Weißt du das sicher? Sieh mich an, Kaeki!“ Kaeki hält ihrem Blick regungslos stand und obwohl sie mittlerweile wissen, dass ihre nächsten Worte eine Lüge sind, sind sie in keinster Weise als solche auszumachen, als sie nickt. Soyas Körper sackt mit einem hörbaren Keuchen zusammen und sowohl Sakura als auch Hinata greifen stützend nach ihr. Hinata führt sie zurück in das Schlafzimmer, aber Sakura verharrt bei Kaeki und wartet nur, bis die anderen beiden nicht mehr in Hörweite sind. „Wieso hast du sie angelogen?“ „Weil sie noch heute losziehen und nach ihnen suchen würde, wenn sie wüsste, dass wir nicht sicher wissen, was mit ihnen geschehen ist.“ Kaeki hebt provozierend eine Augenbraue. „Und weil wir beide wissen, dass sie dabei nicht nur sich in Gefahr bringen würde.“ Sie wendet sich ab, aber Sakura hält sie noch einmal zurück. „Wo willst du hin?“ „Ich werde nach ihnen suchen.“ Ihr Blick hält über ihre Schulter Sakuras. „Seht zu, dass ihr endlich von hier verschwindet.“ . . . Die nächsten Bilder sind eine bunte Abfolge, die ihre Flucht aus dem Dorf zeigt und schließlich endet, als Sakura und Hinata auf Sasuke und Naruto treffen. Aber es bildet sich noch einmal ein Bild in der Morgendämmerung. Dieses Mal ist es eine Erinnerung, die noch keine 24 Stunden zurückliegt, die aber keiner von ihnen mitbekommen hat, obwohl sie in ihrer Mitte stattgefunden hat. Es zeigt erneut Hinata, Sakura und Soya, auf einem der Dächer im Uchiha-Viertel. „Denkst du es wird funktionieren?“ „Es ist der beste Plan, den wir in zwei Jahren zustande gebracht haben.“ Soya legt den Kopf in den Nacken und sieht hinauf in den Himmel. „Ich wünschte ich könnte euch begleiten.“ Hinata legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Deine Anwesenheit würde ihn vermutlich ohnehin nur misstrauisch machen.“ Soya nickt und Sakura erhebt sich aus ihrer sitzenden Position, aber die tiefen Sorgenfalten verschwinden dabei nicht, während ihr Blick über die Dächer ihres Heimatdorfes schweift. „Wenn es schief geht-“ Ebenfalls angespannt, tritt Soya neben sie. „Ich sollte es früh genug merken, um die anderen zu warnen. Aber es gibt ohnehin keinen Ort, an dem wir uns vor ihm verstecken könnten, solange er das Erd- und Wasserelement beherrscht.“ Während Soya sich von den beiden verabschiedet, kombiniert Shikamaru einen entscheidenden Zusammenhang und wendet sich Soya zu. „Sie wollte nie, dass die beiden ihn besiegen, oder?“ Er sieht zu dem Bild der Erinnerung und wieder zurück zu der Frau an Gaaras Seite. „Eigentlich sollte es genau andersrum sein.“ Die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, nickt Soya zustimmend. „Ich kenne die Einzelheiten nicht. Kori hat mir gegenüber nie eine Andeutung gemacht, aber sie war auch nie subtil genug. Wir haben angenommen, dass sie vorhatte, Hinata und Sakura die Illusion zu geben zu entkommen und dann abzuwarten, bis Tsume sie hier findet.“ Vor ihrer nächsten Offenbarung nimmt sie einen tiefen Atemzug. „Das Aufeinanderprallen der vier Elemente hätte ganz Konoha von der Landkarte gefegt.“ Ein aufgebrachtes Schnauben entflieht den Lippen der Hokage, die zwischen Sakuras und Hinatas Betten steht und neben den Erinnerungen vor allem den Gesundheitszustand der beiden konstant beobachtet. „Das war es also, was sie wollte.“ „Konoha brennen zu sehen, ist alles was Kori antreibt.“ „Angetrieben hat.“ Naruto erhebt zum ersten Mal seit etlichen Minuten müde die Stimme. „Oder glaubst du nicht, dass sie mit den anderen bei dem Angriff ihres Sohnes gestorben ist?“ Wenn es ihr missfällt, ständig im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, merkt man Soya auch das nicht an. „Kori gehört zu jenen Menschen, von denen ich erst glauben werde, dass sie wirklich tot sind, wenn ich es mit meinen eigenen Augen sehe.“ Die nächste Erinnerung, die Sakura und Hinata außerhalb des Dorfes zeigt, zieht ihre Erinnerung zurück in die Vergangenheit. Beim Verlassen ihres Heimatdorfes, halten die beiden noch einmal inne und ein wehmütiges Seufzen verlässt Sakuras Lippen. „Glaubst du, sie können uns jemals vergeben?“ Ein freudloses Lachen bricht über ihre Lippen, bevor Hinata etwas dazu sagen kann. „Vergiss die Frage. Meinem senilen Hirn ist kurzzeitig entfallen, wie Sasuke Uchiha allgemein zu Vergebung steht.“ Sakuras Worte lassen Sasuke in der Gegenwart selten emotional die Augen schließen. Hinata schlingt einen Arm um ihre Schultern. „Du konntest ihm seinen Verrat auch vergeben.“ Aber auch ihr Blick ist durch schwere Emotionen getrübt, als sie noch einmal zurück auf Konoha sieht. „Das Problem ist wohl eher, dass sie sich selbst nie vergeben werden, wenn wir das hier nicht überleben.“ Nachdem Sakura dem scheinbar nichts Aufmunterndes mehr hinzuzufügen hat, werfen beide einen letzten Blick auf ihr Heimatdorf, bevor sie sich ohne weitere Absprachen, gleichzeitig vom Boden abstoßen und die Erinnerung mit Sakuras leisem Flüstern verschwimmt. „Das sind doch mal wieder gewohnt schöne Aussichten.“ Das nächste Bild zeigt Hinata bereits sichtlich mitgenommen in der Auseinandersetzung mit Tsume. „Du wurdest als Erbin eines der mächtigsten Clans aller Zeiten geboren. Und dann hast du dich in einen der mächtigsten Männer verliebt, die unser Land je gesehen hat. Aber dir selbst war wirkliche Macht nie vorbestimmt und doch kontrollierst du jetzt ein Element. Sag mir Hinata, wie fühlt es sich an über Leben und Tod zu herrschen?“ Offensichtlich gehört es nicht zu ihrem Plan, auf seine selbstverherlichenden Reden einzugehen, denn Hinata wohnt seiner Tirade wortlos bei. „Einige sagen sogar, das Luft-Element wäre das Mächtigste von allen. Und trotzdem hast du dich dazu entschieden einmal mehr ein erbärmlicher Schwächling zu sein! Wir hätten die Welt beherrschen können! Niemand hätte sich uns in den Weg stellen können! Du hättest sogar das Bastard-Kind meines Bruders mit dem Fuchsjungen großziehen können, wenn du das gewollt hättest.“ Die Erwähnung von Naruto und Nia in diesem Kontext lässt Hinata zum ersten Mal minimal zucken, aber ihre Erwiderung erfolgt dennoch betont ruhig und regungslos. „Verschon mich mit der Märchenstunde, ja?“ Ein hässliches Grinsen verzerrt Tsumes Züge, während das Wasser des Sees, auf dem sie stehen, drohend um sie herum in die Luft schießt. „Na gut, dann sag mir, Hinata: Wie möchtest du gerne sterben?“ „Schnell.“, murmelt sie leise und für einen winzigen Moment ist ihre grenzenlose Erschöpfung in dem einen Wort zu hören. Boshafte Begeisterung blitzt in Tsumes Augen auf, während er sie mustert. „Oh, ich glaube nicht, dass ich dir diesen Wunsch erfüllen kann.“ Aber auch Hinatas Blick wird schlagartig hart. „Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dich um etwas gebeten zu haben.“ „Meine Mutter hat euch so sorgfältig ausgewählt. Zwei Elite-Kunoichi, die es noch nicht verlernt haben, aufopferungsvoll zu lieben. Wie hat sich dein Leben in den letzten Jahren angefühlt, wo dir doch bei jedem Toten, den du verursacht hast, dein kleines, sanftmütiges Herz ein Stückchen mehr gebrochen ist.“ Doch all seine Provokationen, entlocken der verwundeten Clanerbin nur ein herablassendes Schmunzeln. „Es tut mir wirklich leid. Aber deine kleinen Tricks sind nichts im Vergleich zu den wahnhaften Manipulationen deines Bruders.“ Falls es ihre Absicht sein sollte, ihn zu provozieren, gelingt ihr dies. „Wo ist eigentlich Sakura?“ Er sieht sich um, lässt aber auch Hinata dabei nicht aus den Augen, deren Mimik sich verdächtig deutlich verändert. Während er sie beobachtet, wird sein Zorn schlagartig durch gestörte Begeisterung ersetzt. „Sie hat dich verlassen?“ Sein manisches Lachen übertönt das Rauschen des Wassers. „Du weißt, dass sie das auch nicht retten wird. Ich werde sie finden, egal wohin sie geht.“ „Nicht, wenn ich dich vorher töte.“ Hinata reißt beide Arme an ihrer Seite in die Höhe und mit ihrer Kontrolle wird das Wasser um sie herum zurückgedrängt. Aber der Energieeinsatz ist so stark, dass sich ihre Finger bereits in dem Element selbst aufzulösen scheinen. „Du hast es also doch verstanden! Man kann es nicht kontrollieren, sie sind zu stark! Also musst du zulassen, dass sie dich kontrollieren!“ Tsumes wahnhaftes Lachen endet schlagartig, als plötzlich eine Frau aus den Nebelschwaden tritt. Sein ganzes Gebärden verändert sich mit ihrem Anblick und sein nächstes Wort ist nur noch ein kaum hörbares Hauchen. „Meiko!“ Die Frau tritt auf ihn zu und er ist so fasziniert von ihrem Anblick, dass er Hinata in seinem Rücken gar nicht mehr zu bemerken scheint. Er streckt die Arme nach ihr aus, aber sobald sie nah genug bei ihm ist, zieht sie plötzlich eine Waffe und sie werden Zeuge, wie Tsume von vorne und von hinten von einer Klinge durchbohrt wird. Im darauffolgenden Chaos verschwimmt auch die Erinnerung, aber sie sehen noch, wie die Gesichtszüge der Frau sich verändern und sich zurück zu Sakuras formen. „War das-“ „Es war seine Frau.“ Plötzlich unruhig, wippt Soya mit verschränkten Armen auf ihren Fußballen vor und zurück. „Um ihn töten zu können, musste er sich vollständig in seiner menschlichen Gestalt manifestieren. Es war ein Spiel mit dem Feuer, aber an seine verbleibende Menschlichkeit zu appellieren, war das einzige, was uns eingefallen ist.“ Gaara mustert ihre veränderte Haltung kritisch. „Ihr habt das Ganze geplant.“ Sie versucht nicht es abzustreiten und hält seinen Blick, während sie nickt. „Seit Monaten.“ Unerwartet formt sich vor ihnen noch einmal ein Bild und es ist die erste Erinnerung, die aus der Reihe fällt, denn plötzlich sind sie zurück in dem Dorf, das mittlerweile im Wasser versunken ist. Sie zeigt Sakura in der Küche des Hauses, in dem sie gelebt haben und um sie herum steht alles in Flammen, als Soya und Hinata hektisch im Türrahmen erscheinen. Eine Handbewegung von Hinata erstickt die Flammen, aber sie kann die Verzweiflung aus Sakuras Miene nicht wegwischen. „Ich ertrage das nicht mehr!“ Soya greift zusichernd und beruhigend zugleich nach ihren Armen. „Ich weiß, es dauert, aber ihr werdet lernen, es zu kontrollieren.“ Sakuras markante Augen rucken aufgebracht zu Soyas. „Und wenn nicht? Wir können nicht unter einem Dach mit den Kindern schlafen und ständig Angst haben, dass wir das nächste Mal, wenn einer von uns beiden die Kontrolle verliert, auch noch sie in Gefahr bringen!“ Soya sieht über ihre Schulter zu Hinata, aber auch die Clanerbin sieht in diesem Moment unheimlich müde aus und widerspricht Sakura mit keiner Silbe. Es vergehen ein paar Sekunden, bis Soya die Stille bricht. „Es gibt vielleicht noch eine andere Möglichkeit es zu kontrollieren.“ Das Bild verschwimmt, klärt sich aber schnell wieder und entlockt Sasuke und Naruto ein beinahe synchrones Zischen. Sakura und Hinata knien auf dem Boden, in Mitten von zahlreichen Schriftzeichen, die deutlich auf den Versiegelungsprozess hindeuten, während Soya in ihrer Mitte steht. Die Erklärung kommt in der Gegenwart dieses Mal unaufgefordert von der dunkelhaarigen Kunoichi. „Wie viele andere alte Clans, war es bei uns lange Tradition nur innerhalb des Clans zu heiraten, um das Bluterbe stark zu halten. Stattdessen ist unser starkes Bluterbe mit der Zeit immer unkontrollierbarer geworden. Um dem wenigstens ein wenig entgegen zu wirken, haben unsere Clanoberhäupter ein Jutsu entwickelt. Ein Jutsu, das die Macht der beiden Ehepartner verbunden hat, um es ihnen zu ermöglichen ihre Macht zu bündeln und den anderen gleichzeitig so zu ankern, dass es ihm leichter gelingt, seine eigene Kraft zu kontrollieren. Es war natürlich fatal, wenn beide Partner gleichzeitig emotional reagiert haben.“ Während die anderen zurück zu der Erinnerung sehen, in der sich etwas bewegt, liegt Gaaras Blick noch auf ihr. Sie sieht ihn an und für eine Sekunde verzieht ein schmales Schmunzeln ihre Lippen. „Ich verspreche, das ist mein letztes richtig großes Geheimnis.“ Als Soya Ansätze macht mit dem Ritual zu beginnen, sieht Hinata ruckartig auf. „Warte, warte!“ Soya hält inne und auch Sakura sieht überrascht auf. „Was ist los?“ Hinatas Blick fliegt zu ihr, ihre Augen weit und aufgerissen. „Überleg mal, das wäre, als hätte man Naruto und Gaara aneinander gebunden-“ Sakura runzelt die Stirn. „Das wäre vermutlich die verheerendste Idee, die jemals jemand gehabt hätte.“ „Es sei denn-“ Hinatas clevere Augen wandern zu Soya. „Es sei denn, es gäbe einen dritten Anker. Einen neutralen, der im Zweifelsfall die anderen beiden ausgleicht.“ Offensichtlich liest sie die Antwort in Soyas Blick, denn ihre nächsten Worte fallen selten heftig aus. „Vergiss es, du wirst dich da nicht auch noch mit reinziehen lassen!“ Ihr energischer Widerspruch lässt Soya schmunzeln. „Wie gut, dass das meine Entscheidung ist.“ Auch Sakura lehnt sich auf. „Wieso solltest du für uns sterben wollen?“ Soya teilt ihre Unruhe nicht. „Euch droht Schlimmeres, als der Tod. Ihr könntet alles verlieren, was euch ausmacht, lange bevor ihr die Möglichkeit bekommt zu sterben. Ich habe schon einmal zugesehen, wie das passiert ist, ich werde es nicht ein zweites Mal tun.“ „Nein, auf keinen Fall!“ Hinata macht Ansätze sich zu erheben, aber das beginnende Jutsu bindet sie und Sakura bereits auf den Boden und zwingt sie zuzusehen, wie Soya in ihre Mitte tritt und mit einer Klinge kleine Schnitte an die Innenseite ihrer Handgelenke setzt. „Komisch nicht. Ihr habt keine Sekunde gezögert, mich zu fragen, euch im Zweifelsfall zu töten. Aber wir wagen es nicht, jemand anderen darum zu bitten, wenn nötig für uns zu sterben.“ Das Blut tropft von ihren Händen auf den Boden und die Schriftzeichen um sie herum leuchten auf, als das Jutsu seinen Anfang nimmt. Es hat sich angedeutet, Erinnerung für Erinnerung. Dennoch hat bis zu diesem Moment keiner von ihnen das ganze Bild zusammengesetzt. Ihre Blicke wandern beinahe synchron zu der jungen Frau in ihrer Mitte. Sie hat sich in den letzten Wochen stets im Hintergrund gehalten und ist immer nur punktuell in Erscheinung getreten. Jetzt ist ihnen allen auch verspätet klar, dass hinter all dem eine strategische Planung steckte. Dass sie stets im Hintergrund das Geschehen beeinflusst und gelenkt hat, schon lange, bevor sie überhaupt in ihrem Leben aufgetaucht ist. Sie waren alle so sehr mit Hinata und Sakura beschäftigt, dass sie Soyas Anteil an allem glatt übersehen haben. Obwohl die enge Verbindung der Drei, die Tatsache, dass Hinata immer nur Soya Nia ohne zu zögern anvertraut hat, ihnen längst hätte verraten sollen, was jetzt offensichtlich ist. Sie sehen zu, wie Soya ihre Hände hebt und mit ihren Lippen über die breiten Armreifen fährt, die sie immer an beiden Handgelenken trägt. Unter ihrer Berührung öffnen sich die Schmuckstücke klickend und sie lässt sie achtlos zu Boden fallen, während sie ihre Handgelenke anhebt. Es geht ein Keuchen durch die Reihen der Anwesenden, als sie die eingebrannten Sigel sehen. Eines mit dem Luftsymbol im Zentrum, das andere für das Feuerzeichen. Gaaras Blick fährt zurück zu ihren Augen, als sich ihnen damit endlich der letzte Zusammenhang offenbart. „Du hältst sie hier.“ Auch Tsunade tritt einen Schritt an Soya heran, aber ihr Fokus liegt mit seltener Faszination auf den Symbolen an ihren Handgelenken. „Du kontrollierst, in welcher Geschwindigkeit sich die Siegel auflösen.“ Ihr Blick fliegt zu den beiden Krankenbetten in ihrem Rücken. „Deshalb leben sie noch! Einen solchen Kraftverlust auf einen Schlag hätten sie nicht überlebt!“ Shikamaru folgt ihrer Schlussfolgerung als Einziger mühelos. „Deshalb warst du auf dem Dach und hast dort das Bewusstsein verloren.“ Die Bestätigung ihrer Vermutungen bleibt aus, denn die Erinnerung ist an dem Punkt angelangt, wo sich das Jutsu vollzieht und alle drei Frauen mit seiner Macht in die Knie zwingt. Der Raum verschwimmt mit einem grellen Licht vor ihren Augen und die letzte Erinnerung reißt schlagartig ab. Im selben Moment vermelden die Maschinen um Hinatas und Sakuras Betten gleichzeitig, wie ihre Herzschläge ein weiteres Mal erlöschen. Soyas Wimpern fallen zu und ihr Körper fällt regungslos Richtung Boden, bevor sich Gaaras Hände um sie schließen. . . . Kapitel 26: Scared ------------------ Sie erwacht orientierungslos auf einem Bett, in einem Raum, in dem sie zweifellos noch niemals war und jeder Muskel ihres Körpers spannt sich schlagartig an. Aber ihre wachen Augen findet schnell die Gestalt, die vor dem großen Fenster steht, das den Blick auf das hell erleuchtete Dorf freigibt. Sie erkennt ihn schon, bevor er sich zu ihr umdreht. „Gaara.“ Sie trägt sein Kind unter dem Herzen, aber sie kennt ihn nicht ansatzweise gut genug, um in seinem Blick lesen zu können, während er mit wenigen Schritten den Raum durchquert. Er lässt sich auf der Bettkante nieder und sie setzt sich auf, um ihm auf Augenhöhe zu begegnen. „Tsunade hat mir versichert, dass du nur bewusstlos warst und nicht im Krankenhaus bleiben musstest.“ Seine Worte bringen die Erinnerungen an den Tag zurück und davon eine ganze Menge. Soya führt ihre Hand an ihre Schläfe, der mit hämmerndem Klopfen auf die Erinnerungsflut reagiert. Dabei fällt ihr Blick auf ihr Handgelenk und das Symbol, das nicht länger von ihren Armreifen verborgen wird. Sie hebt ihren Blick zurück zu seinem. „Wie geht es ihnen?“ „Tsunade meint, dass sie in eine Art Koma gefallen sind und dass es nichts gibt, was sie im Moment für sie tun kann. Aber alles in allem, sollten wir dankbar sein, dass sie überhaupt noch am Leben sind.“ Die Art wie er sie ansieht, ist ihr fremd und beschleunigt ihren Puls nervös. „Ich muss zu meinem Neffen.“ „Er schläft im Zimmer nebenan.“ Dieses Mal verengt sie die Augen, aber im ersten Moment kann sie nicht definieren, wie sie darüber denken soll, dass er sowohl sie, als auch ihren Neffen ungefragt in diese Wohnung gebracht hat, von der sie nur annehmen kann, dass es die Unterkunft ist, die für ihn reserviert ist, wann immer er Konoha besucht. Bevor sie zu einer Entscheidung kommt, bricht er die Stille zwischen ihnen. „Eine der Kunoichi aus deinem Dorf hat ihn ins Krankenhaus gebracht, nachdem er wohl längere Zeit aufgebracht nach dir gefragt hat. Er ist neben dir eingeschlafen und ich habe ein Kinderbett herbringen lassen.“ Immer noch unschlüssig, was sie daraus schließen soll, setzt sie an es herauszufinden. „Das ist ziemlich viel Aufwand für eine Nacht.“ Sie mag ihn kaum kennen, aber selbst sie weiß, dass ein derartiges Zögern ungewöhnlich für den jungen Kazekagen ist. „Ich… möchte dich bitten, hierzubleiben.“ Sie beschließt, dass sie es bevorzugt dieses Gespräch nicht länger in seinem Bett sitzend, fortzusetzen, schwingt die Beine über den Bettrand und tritt an die große Fensterfront. „Warum? Weil du mir nicht vertraust, unser Baby nicht noch weiter in Gefahr zu bringen?“ Er tritt hinter sie und das unterschwellige Gefühl, das sie in seiner Nähe immer verspürt, vervielfältigt sich schlagartig. Sein Gesicht spiegelt sich unscharf in der Scheibe. „Nein, darum geht es hier nicht. Das ist kein Versuch dich zu kontrollieren und es hat nichts damit zu tun, dass ich dir nicht vertraue. Es ist nichts weiter als eine Bitte.“ Bitten gibt es in ihrer Welt nicht. Nur Forderungen und Drohungen, wenn diese nicht eingehalten werden. Sie fährt sich mit den Fingern über die Stirn und stutzt, als sie eine raue Stelle an ihrem Haaransatz streift. Als sie ihre Finger zurückzieht, klebt trockenes Blut daran und sie ringt schlagartig mit der Übelkeit, die sie beim Anblick von Blut seit Beginn ihrer Schwangerschaft nicht mehr losgelassen hat. Was für eine Ironie in ihrem Job. Es ist nicht mehr so ausgeprägt, aber das unangenehme Gefühl macht es ihr schwer, über seine Worte nachzudenken. „Stört es dich, wenn ich zuerst dusche, bevor wir das weiter diskutieren?“ Sie verfolgt in der Fensterscheibe wie er einen Schritt von ihr zurücktritt, bevor sie sich zu ihm umdreht und seinem Blick begegnet. „Ich kann jemanden schicken, um ein paar deiner Sachen zu holen-“ Ihr knappes Kopfschütteln unterbricht sein Angebot. „Wenn du mir ein T-Shirt und ein Handtuch leihen kannst, ist das alles, was ich heute noch brauche.“ Er öffnet einen Schrank und sie nimmt den Stoff, den er herausnimmt, ohne genau hinzusehen. „Handtücher sind im Bad.“ Sie dreht sich mit einem Nicken um und geht durch den angrenzenden Raum, um einen Blick auf ihren schlafenden Neffen zu werfen, bevor sie das Badezimmer betritt und die Tür hinter sich schließt. Sie entledigt sich ihrer Kleidung und betritt die Dusche mechanisch. Es geht nicht darum, dass sie nicht weiß, was sie ihm antworten soll. Darüber hat sie längst eine Entscheidung getroffen. Aber sie braucht einen Moment, um diesen Tag von sich zu waschen. Die Sorge um Nia, ihre eigenen Schuldgefühle, dass sie sie nicht beschützen könnte und die Tatsache, dass sie Hinata unmöglich in die Augen sehen kann, solange die Kleine nicht wieder da ist, lassen sie erschöpft den Kopf in den Nacken legen. Sie wäscht das Blut von ihrer Stirn mit dem stummen Wunsch, sie könnte ihre Sorgen auch so leicht wegwaschen. Eine halbe Stunde später tritt sie gedankenverloren aus dem Badezimmer, aber als sie Gaaras Blick auf sich spürt, stockt ihr Körper plötzlich aus einem anderen Grund. Sie hat sich daran gewöhnt, dass sein Blick auf sie fällt, sobald sie einen Raum betritt, aber die Art wie er sie jetzt mustert, ist eine andere. „Wieso siehst du mich so an?“ Seine Augen wandern noch einmal über sie, während er den Abstand zwischen ihnen auf ein Minimum verringert. Sein Gang ist elegant und zielgerichtet und erinnert sie ein Raubtier. Der Vergleich lässt ihren Körper auf eine Art zittern, die seiner unmittelbaren Nähe vorbehalten zu sein scheint. Auch seine Stimme hat einen rauen, tieferen Unterton angenommen. „Wie sehe ich dich denn an?“ Sie reckt ihr Kinn nach vorne und erwidert seinen Blick offen. „So wie in der Nacht, als wir uns begegnet sind.“ Sie trägt nur sein T-Shirt und ihre Unterwäsche darunter und auch das zieht eine Parallele zu jener Nacht, als sie an einem Flussufer ihre Ausrüstung und einen Großteil ihrer Kleidung abgelegt hat, um ihre Verletzungen zu reinigen, als er plötzlich vor ihr stand. Als er stehen bleibt, trennen sie nur noch wenige Zentimeter. Obwohl er sie nirgendwo berührt, spürt sie seine Stimme am ganzen Körper. „Du meinst so, als würde ich mit dir schlafen wollen?“ Ihre Muskeln zucken, aber die Tatsache, dass er ebenso direkt ist wie sie, verzieht ihre Lippen auch zu einem Lächeln, während sie den Kopf weiter in den Nacken legt, um seinen Blickkontakt zu halten. „Ja.“ Er senkt seinen Kopf so weit, dass sie seinen warmen Atem mit jedem Wort auf ihren Lippen spürt. „Das liegt vermutlich daran, dass ich mit dir schlafen will.“ Dieses Mal lässt er ihr keine Gelegenheit mehr zu antworten. Er senkt seine Lippen auf ihre und gleichzeitig umschlingen seine Arme ihren Körper und ziehen sie gegen seinen. Sie öffnet ihre Lippen mit einem Seufzen gegen seine, streckt sich auf die Zehenspitzen und vergräbt ihre Finger in seinen Haaren. Seine Hände wandern über ihren Körper und sie zerrt ungeduldig an seiner formellen Kleidung, aber als seine Finger unter den Saum des T-Shirts und über die sensible Haut ihres Bauches fahren, löst sie sich keuchend von ihm und auch er stockt plötzlich. Ihre Blicke treffen sich für einen Moment, bevor er den Stoff umfasst und anhebt und seinen Blick auf die leichte Rundung ihres Bauches senkt, die ihre Schwangerschaft verrät. Sie öffnet ihre Lippen, aber er zieht seine Fingerspitzen hauchzart über die Haut und plötzlich vermag sie ihre Gedanken nicht mehr in Worte zu fassen. Ihr Atem verlässt sie keuchend, als der junge Kazekage vor ihr auf die Knie sinkt und ihre eigenen knicken warnend ein, als er seine Lippen sanft gegen die zarte Rundung drückt. „Gaara-“ Er bewegt sich erneut ohne Vorwarnung, schlingt beide Arme um ihre Beine und hebt sie so ruckartig hoch, dass sie ihre Hände haltsuchend auf seine Schultern legen muss, um ihr Gleichgewicht zu halten. Er trägt sie hinüber zu seinem Bett, doch statt sie auf die weiche Matratze fallen zu lassen, legt er sie mit einer Vorsicht darauf ab, die ihr eine Gänsehaut beschert. Sie setzt sich schnell wieder auf und greift zielsicher nach seiner Gürtelschlaufe. Ihr Blick hält seinen, während sie den Knoten öffnet und seine Hände helfen ihren, seine Kleidung von seinen Schultern zu streifen. Während er sich aufrichtet, um den Rest seiner Kleidung loszuwerden, umfasst sie den Saum des T-Shirts und zieht sich den Stoff über den Kopf. Seine Augen folgen jeder ihrer Bewegungen, aber als sie die Hände an ihren Slip legt, schieben seine Finger ihre zur Seite. Er zieht den Stoff quälend langsam über ihre Beine nach unten und sie muss sich zwingen nicht wegzusehen, als seine Augen sie keine Sekunde loslassen. Sie rutscht weiter auf dem Bett zurück und er folgt ihr, bis seine Arme sie zu jeder Seite einschließen und sein Körper an allen entscheidenden Stellen ihren berührt. Sie streckt sich ihm entgegen und er senkt seine Lippen auf ihre und schluckt ihr Keuchen, als er langsam in sie eindringt. Seine Finger schieben sich zwischen ihre und drücken ihre Hände über ihrem Kopf in die Kissen und seine Lippen weichen nie weit von ihren. Jede seiner Bewegungen erfolgt gezielt und ohne jegliche Hast und steht in klarem Kontrast zu ihren wilden, ungezügelten Bewegungen bei ihrem ersten Aufeinandertreffen. Feiner Schweiß überzieht ihren Körper und sie muss ihre Lippen schließlich doch von seinen lösen, als das ekstatische Gefühl, das er ihr beschert, in ihrem Körper explodiert und schwarze Ränder in ihrem Blickfeld tanzen lässt. Aber seine Lippen legen sich erneut über ihre, als wollte er ihr nicht erlauben irgendeine ihrer Reaktionen nicht vollständig mit ihm zu teilen. Sie erwidert den Gefallen, als ihm wenige Sekunden später die Kontrolle entgleitet. Während er noch einen Moment atemlos in ihr verweilt, versucht sie dazu aufzuschließen, was gerade passiert ist. Er drückt seine Lippen noch einmal gegen ihre, bevor er sich von ihr löst und neben ihr zurück in die Kissen sinkt. Sie wartet, bis sich ihr eigener Atem beruhigt hat, bevor sie den Kopf zur Seite dreht und seinen Blick sucht. „Ich bleibe. Und wenn sich hier alles beruhigt hat, werde ich mit dir nach Suna gehen.“ Sie kann seinen Blick nicht deuten und seine nächsten Worte sind nicht die Antwort, die sie erwartet hat. „Ich habe mich schon zu dir hingezogen gefühlt, als ich noch nicht das Geringste über dich wusste.“ Er dreht sich zur Seite und seine Hände schließen sich sanft um ihre Wangen. „Aber jetzt-“ Plötzlich fühlt sie sich entblößter, als noch wenige Minuten zuvor und sie muss den vertrauten Fluchtinstinkt unterdrücken und sich zwingen seinen Blick zu halten. „Solltest du wissen, dass es besser für dich wäre, dich von mir fernzuhalten.“ Ihre Worte entlocken ihm ein seltenes Lächeln. „Ich habe mich in dich verliebt.“ In diesem Moment wünscht sie sich, sie hätte in dieser Hinsicht seinen Mut. Statt ihm zu antworten, schließt sie die Augen, um das Chaos in ihrem Inneren vor ihm zu verbergen. Aber er lässt nicht zu, dass sie sich von ihm zurückzieht. „Sag mir jetzt nicht wieder, dass ich dich nicht kenne.“ Er wartet, bis sie die Augen aufschlägt und zurück in seine sieht. „Ich weiß mittlerweile alles, was ich wissen muss.“ Statt dem panischen Fluchtreflex nachzugeben, der an ihren Muskeln zieht, rutscht sie ein wenig näher an ihn heran und drückt ihre Lippen zärtlich gegen seinen Mundwinkel. „Mich zu lieben wird es dir nur schwerer machen.“ Seine Finger zucken an ihren Wangen. „Ich habe nicht vor, dich gehen zu lassen.“ Sie schließt ihre Augen erneut, dieses Mal aus Schmerz heraus. „Du wirst keine Wahl haben.“ Sie zwingt sich zurück in seine Augen zu sehen, um ihn dieses Mal ihre Gefühle sehen zu lassen. Dieses Mal will sie, dass er weiß, wie sehr sie diese Tatsache schmerzt. „Ich werde keine Wahl haben.“ Aber in seinem Blick ließt sie nur Entschlossenheit. „Man hat immer eine Wahl.“ Er lässt ihr einen Moment Zeit, noch etwas darauf zu erwidern, aber als klar wird, dass sie dazu nichts mehr zu sagen hat, beweist er, dass er seine größte Offenbarung noch nicht gemacht hat. „Heirate mich.“ Er spürt ihren Atem stocken, aber sonst kann er nichts weiter von ihrer Reaktion in ihren Zügen ablesen. Er ist sich jeder einzelnen Sekunde bewusst, die vorbeigeht, bevor sich ihre Lippen öffnen und ihn mit einer Antwort erlösen. „Okay.“ „Okay?“ Das skeptische Stirnrunzeln, das plötzlich seine Gesichtszüge verzieht, lässt sie schmunzeln und sie setzt an, ihre Antwort zu wiederholen, aber er kommt ihr zuvor. „Du sollst nicht ja sagen, um meine politische Karriere zu schützen.“ Seine Hände wandern von ihren Wangen tiefer über ihren nackten Oberkörper und als seine Finger über die Spitzen ihrer Brüste streifen, entflieht ihr statt einer kohärenten Antwort nur ein atemloses Keuchen. „Du sollst ja sagen, weil du so auf meine Berührungen reagierst.“ Seine Hände wandern tiefer und folgen erneut der Kontur ihres gerundeten Bauches. „Du sollst nicht ja sagen, weil wir ein Kind zusammen haben werden oder weil du glaubst, die Geburt nicht zu überleben. Du sollst ja sagen, weil du dein Leben mit mir verbringen willst.“ Er drückt seine Lippen wild und stürmisch gegen ihre und bringt sie so erneut um eine Antwort, die sie ohnehin noch nicht formulieren könnte. „Sag nicht heute aus den falschen Gründen ja. Überleg es dir lieber und sag morgen aus den richtigen Gründen ja.“ Sie legt ihre eigenen Hände an seine Wangen und ringt zum ersten Mal seit dem Verlust ihrer Teamkameraden mit den heißen Tränen in ihren Augenwinkeln. „Meine Antwort wird immer noch dieselbe sein.“ Es liegt ein jungenhaftes Grinsen auf seinen Lippen, als er seine Hände um ihre Hüfte schlingt und sich ruckartig mit ihr dreht, sodass sie plötzlich über ihm kniet und ihre langen Haare wie ein Vorhang um sie herum fallen. „Das hoffe ich. Ich hoffe nur, dass deine Gründe andere sein werden.“ Er bewegt ihren und seinen Körper gleichzeitig und während sie stöhnend den Kopf in den Nacken legt, ist ihr letzter bewusster Gedanke, dass sie sich vielleicht wirklich noch ein paar Tage mit ihrer Antwort Zeit lassen sollte, wenn das sein Plan ist, sie zu überzeugen. • Sie erwacht keuchend und orientierungslos und ihre Instinkte schreien ihr zu sich zu verteidigen, als sich zwei Hände auf ihre Schultern legen, aber im nächsten Moment macht sie bereits seine vertrauten Gesichtszüge in dem Hotelzimmer aus. „Gaara.“ Sie schließt die Augen und erinnert sich daran, dass sie neben ihm in seinem Hotelzimmer eingeschlafen ist. Aber mit der Dunkelheit hinter ihren Lidern, kommen auch die Bilder aus ihren Träumen zurück. Nur dass es keine Träume sind, die sie heimsuchen, sondern Erinnerungen. Eine nach der anderen, von all denen, die der heutige Tag wieder hervorgekramt hat. Sie macht sich ruckartig von ihm los, strebt den Balkon zu ihrer Linken an und stößt die Türen hektisch auf. Die kühle Nachtluft beruhigt ihren erhitzten Körper und dieses Mal lässt sie seine Berührung zu, als Gaara hinter sie tritt und vorsichtig die Hände auf ihre Oberarme legt. „Woran denkst du?“ „Daran, dass der Tod meines besten Freundes mein größtes Versagen war, bis ich es gestern nicht geschafft habe, Nia zu beschützen.“ Seine Hände drücken sie tröstend. „Nichts davon war deine Schuld.“ Sie löst sich erneut aus seinem Halt und schlingt stattdessen ihre eigenen Hände um ihren Oberkörper. „Akais Tod war allein meine Schuld. Nicht nur, weil ich an diesem Tag nicht schnell genug war. Nicht schnell genug, unsere Feinde rechtzeitig aufzuhalten, nicht schnell genug, ihn rechtzeitig zurück ins Dorf zu bringen. Sondern, weil ich der Grund war, dass er überhaupt in diesem Dorf war und dieses Leben geführt hat. Wir hatten vor zu gehen.“ Die letzten Wörter sind ein kaum wahrnehmbarer Hauch. „Wir hatten einen festen Plan das Dorf zu verlassen. Haiko, Sora, Rai, Takeru, Akai, sogar Kaeki…“ Er tritt wieder an sie heran, macht dieses Mal aber keine Anstalten sie zu berühren. „Was ist passiert?“ Soya dreht sich zu ihm um und obwohl nur der Mond ihre Umgebung erhellt, sieht er ihren Schmerz in ihren Augen schwimmen. „Sie haben Hinata und Sakura in unser Dorf gebracht. Ich konnte sie nicht einfach dort lassen und sie ihrem Schicksal überlassen. Nicht nach dem, was mit Tsume passiert war. Also haben wir uns entschieden zu bleiben.“ Ein bitterer Zug verzieht ihre Mundwinkel. „Ich habe entschieden, dass wir bleiben.“ „Du konntest das nicht vorhersehen.“ Sie legt mit einem zynischen Lächeln den Kopf schief. „Wenn einer deiner Leute bei einer Mission stirbt, hilft dir dieser Satz dann, dich nicht verantwortlich zu fühlen?“ „Nein.“ Dieses Mal legt er seine Hände an ihre Wangen und zwingt sie so sanft ihn anzusehen. „Aber es gibt etwas, das hilft.“ „Was?“ „Das Wissen, dass du diese Bürde nicht alleine schultern musst.“ Dieses Mal überwindet sie den Abstand zwischen ihnen und küsst ihn sanft, bevor sie ihm unter den Sternen doch noch eine ehrliche Antwort gibt. „Ich liebe dich.“ . . . - Am nächsten Tag im Krankenhaus - Als Tsunade, Gaara und Soya am nächsten Tag das Krankenhaus betreten und Sasuke und Naruto so gut wie unverändert neben Hinatas und Sakuras Betten vorfinden, runzelt die Hokage unzufrieden die Stirn. Doch bevor sie dazu kommt, die beiden Shinobi zu rügen, vermelden die Geräte um Sakuras Bett piepend eine Veränderung in ihren Werten. Sasuke und Naruto springen zeitgleich aus ihren Stühlen auf und auch Tsunade tritt sofort an das Bett heran. Nach den beiden Momenten, in denen ihr Herz aufgeschlagen hat, ist es der grausamste, als Sakura blinzelnd die Augen aufschlägt und ihr Blick orientierungslos durch den Raum wandert. Tsunades Worte, dass nicht einmal sie sagen kann, welchen Schaden der Sauerstoffmangel eventuell in ihrem Kopf angerichtet hat, hängen in diesen Sekunden drohend über ihnen. Sasuke beugt sich über ihr Krankenbett und ihr wirrer Blick fokussiert sich schließlich auf ihn. Ihre Lippen öffnen und schließen sich dreimal, bevor sich die Funktionalität ihrer Stimmbänder so weit wiedereinstellt, dass sie mit rauer Stimme ein Wort hervorbringt. „Sa-suke-“ Es ist eine Erleichterung, die man zweifellos noch nie so klar in den Gesichtszügen des Uchiha gesehen hat, als er sich zu ihr herunterbeugt und seine Hände sanft um ihr Gesicht legt. „Hast du wirklich gedacht, dass ich dich so einfach gehen lassen würde?“ Sie hält seinen Blick für einen Moment immer noch sichtlich orientierungslos, bevor ihre letzten Erinnerungen schlagartig zu ihr zurückkehren. Ihr Blick fliegt zu dem Krankenbett neben ihrem und Hinatas Anblick veranlasst sie zu dem abrupten Versuch sich aufrichten zu wollen, den sie jedoch stöhnend unterbricht, als jeder Muskel in ihrem Körper schmerzhaft gegen dieses Unterfangen protestiert. Stattdessen richtet sie ihren Blick zurück auf Sasuke, dessen Hände um ihre Wangen sie ebenfalls sanft zurückhalten. „Sag mir, dass es vorbei ist.“ „Er ist tot.“ Seine Finger fahren außergewöhnlich sanft über ihre Haut, als könnte er noch nicht ganz glauben, dass sie vor ihm liegt und mit ihm spricht, als hätte er sie am Tag zuvor nicht beinahe verloren. Für einen Moment ergibt sie sich seiner zärtlichen Berührung, aber dann registriert ihr Verstand verspätet, dass seine Antwort nicht ganz zu ihrer Frage passt und was das bedeutet und sie schlägt ihre Augen ruckartig wieder auf. „Aber es ist noch nicht vorbei.“ Sie hebt ihre Arme entgegen der Proteste ihres Körpers und legt ihre Hände über seine. „Was ist los?“ Es ist ein fatales Anzeichen, wenn Sasuke Uchiha eine Antwort herauszögert, aber als ihr Blick durch den Raum wandert, sieht sie alarmiert, dass Soya, Naruto und Tsunade in ähnlicher Manier den Blick zu Boden gerichtet haben und Gaara tröstend Soyas Hand ergreift. Sie sieht zurück zu Sasuke und öffnet die Lippen, um ihn zu einer Antwort zu drängen, als das schrille Piepen mehrerer Maschinen die komplette Aufmerksamkeit auf Hinatas Bett ziehen. Ihre Herzfunktion schießt vom schwachen Normalbereich innerhalb von Sekunden in rasende Höhen und ziehen Tsunade alarmiert an ihre Seite. „Das kann nicht sein, sie ist seit Stunden stabil!“ Sakura richtet sich entgegen Sasukes Proteste und der ihres eigenen Körpers stöhnend auf, während Tsunade ihr Chakra aktiviert, aber bevor sie ihre heilenden Kräfte in Hinatas Körper leiten kann, schießt diese mit einem Keuchen in die Höhe. Die Adern um ihre Augen stehen klar hervor und ihr erster Blick gilt zunächst keinem von ihnen, sondern führt sie weit aus den Wänden des Krankenzimmers heraus. Erst Narutos vorsichtige Worte scheinen sie zurück zu ihnen zu ziehen. „Hina?“ Ihr Blick wandert zu ihm, ohne die Funktion ihres Bluterbes zu verlieren. „Ist es wahr?“ Er schluckt und obwohl er ahnt, wonach sie ihn fragt, bringt er es nicht über sich, es direkt auszusprechen. „Was?“ Aber sie liest es in seinem Blick und schließt gequält die Augen. „Er hat sie geholt.“ Auch Sakura kämpft sich in eine halbwegs aufrechte Position. „Wer hat wen geholt?“ Hinatas Blick richtet sich auf sie und der tiefe Schmerz in ihren Augen, überträgt sich bereits auf sie, bevor sie weiß, worum es geht. „Kaito hat Nia entführt.“ Blinder Zorn verfärbt Sakuras Blick und lässt sie die sengenden Schmerzen in ihrem Körper schlagartig vergessen. „Du willst mir sagen, dass ausgerechnet der Bastard überlebt hat und direkt hierher gekommen ist, um seine Tochter zu holen, nur um dich ein bisschen weiter zu manipulieren?“ Tsunade unterbricht die Diskussion der beiden Frauen vorsichtig. „Deine ganze Familie und die besten Konoha-nins suchen überall nach ihr.“ Aber Hinata schüttelt den Kopf. „Er will mich. Er wird sich nur mir zeigen.“ Narutos Hände an ihrem Arm, ziehen ihre Aufmerksamkeit auf seinen Blick, der eine ähnliche verzweifelte Färbung aufweist wie ihrer. „Ich schwöre dir, ich finde sie. Aber du musst mir versprechen, hier zu bleiben.“ Sie hat gedacht, sie wäre das letzte Mal in der Position gewesen, ihn hintergehen zu müssen, wenn sie die letzten Tage überlebt. Ihn jetzt erneut ablehnen zu müssen, verstärkt das schmerzhafte Stechen in ihrem Brustkorb, dass weit schlimmer ist, als der Schmerz im Rest ihres Körpers. „Ich kann nicht.“ „Hinata-“ Sie hebt ihre Hand trotz ihrer Schmerzen entschuldigend zu seiner Wange. „Ich will dir nichts versprechen, was ich im Zweifelsfall nicht halten werde.“ Naruto nimmt ihre Hand von seiner Wange und drückt seine Lippen sanft gegen ihre Handinnenfläche, ohne seinen Blick von ihrem zu nehmen. „Dann muss ich sie einfach vor dir finden.“ Er drückt seine Lippen gegen ihre, umrundet ihr Bett und drückt auch Sakura einen Kuss gegen die Stirn, bevor er den Raum verlässt. Gaara und Tsunade folgen ihm aus dem Raum, aber Sasuke sucht noch einmal Sakuras Blick. „Ich nehme an, du wirst mir dieses Versprechen aus demselben Grund nicht geben.“ Auch in ihrem Blick liegt ehrliches Bedauern, als sie den Kopf schüttelt. „Es tut mir leid.“ Statt ihr zu antworten, senkt er seine Lippen auf ihre, aber er belässt es nicht bei einer kurzen Berührung. Er schiebt seine Zunge über ihre Lippen und küsst sie auf eine Art, die sich sündhaft in ihre Erinnerung einbrennt, bevor er sich abrupt von ihr löst und ohne ein weiteres Wort den Raum verlässt. Vor der Tür sucht er als erstes Narutos Blick. „Hältst du es wirklich für eine gute Idee, wenn wir beide gehen?“ Obwohl sie eigentlich feiern sollten, dass die beiden ohne bleibende Schäden aufgewacht sind, wirkt der Blondschopf zutiefst erschöpft und unglücklich. „Nein. Aber zusammen haben wir bessere Chancen die Kleine möglichst schnell zu finden und im Moment sind sie schlichtweg zu schwach, um unbemerkt das Dorf zu verlassen.“ Sasuke runzelt abwägend die Stirn. „Ich weiß nicht, ob ich mich darauf verlassen will.“ „Du kannst dich auf mich verlassen.“ Die Hokage tritt zwischen die beiden Shinobi. „Ich werde sie nicht aus den Augen lassen.“ Auch Gaara nickt zusichernd. „Sie werden das Dorf nicht noch einmal verlassen und falls er dumm genug sein sollte, hierher zu kommen, werden wir ihn erwarten.“ In dem Krankenzimmer hinter ihnen starrt Hinata derweil leer aus dem Fenster und Sakura kämpft darum, sich soweit aufzurichten, dass sie die Hand nach ihr ausstrecken kann, aber Soya tritt derweil an Hinatas Bett heran. Sie senkt demütig den Kopf, als Hinatas Blick zu ihr wandert. „Ich bitte dich nicht um Vergebung. Ich habe dir etwas versprochen und konnte es nicht halten. Es tut mir unendlich leid, dass ich darin versagt habe sie zu beschützen.“ Aber Hinata wiegelt ihre Selbstvorwürfe ab. „Du warst damit beschäftigt uns am Leben zu halten, Soya. Außerdem war es meine Aufgabe sie zu beschützen.“ Damit wandert ihr Blick zurück aus dem Fenster und Sakura und Soya teilen einen besorgten Blick in ihrem Rücken. Sie kennen die junge Hyuuga beide gut genug, um zu wissen, dass sie alles tun wird, um Nia zurückzuholen. Ungeachtet dessen, was das für sie selbst bedeutet. . . . Kapitel 27: Terrified --------------------- - 4 Wochen später - Temari setzt ihrem Bruder ungefragt eine Tasse Tee vor die Nase und mustert ihn kritisch. „Welche Laus ist dir denn heute schon über die Leber gelaufen?“ Trotz der Tatsache, dass von der kleinen Nia jegliche Spur fehlt, war ihr Bruder in den letzten vier Wochen beinahe verstörend gut gelaunt und sie weiß, dass sie diese positive Voraussetzung ausschließlich Soya zuzuschreiben hat. Sie ist mit ihrem Neffen in seine Wohnung eingezogen und mehr Details braucht sie auch als große Schwester nicht. Deshalb macht sie seine momentane Laune, mit der er vor einer halben Stunde vor ihrer Wohnung aufgetaucht ist, auch so stutzig. Gaara zieht seufzend etwas aus seiner Hosentasche und Temaris Kinnlade rutscht nach unten, als sie den Diamantring zwischen seinen Fingern sieht. „Ich würde ihn gerne Soya geben.“ Im ersten Moment ungewohnt sprachlos, sinkt sie perplex in den Stuhl neben ihm. „Und was hält dich davon ab?“ Zum ersten Mal in ihrem Leben, erinnert sie der Gesichtsausdruck ihres Bruders an einen eingeschnappten Teenager. „Sie denkt, ich will sie heiraten, um meinen Ruf zu retten.“ Der beinahe beleidigte Unterton in seiner Stimme, lässt sie schmunzeln. „Soll ich zu ihr gehen und ihr sagen, dass dein Ruf schon Gewaltigeres überstanden hat, als ein uneheliches Kind? Ganz abgesehen von der nebensächlichen Tatsache, dass es dir schon immer schlichtweg egal war, was die Leute denken.“ Doch statt auf ihre Neckerei einzugehen, wechselt der junge Kazekage das Thema. „Was wolltest du mir sagen?“ Normalerweise würde sie ihn nie so leicht davonkommen lassen, aber die Neuigkeit nach der er fragt, platzt beinahe über ihre Lippen. „Ich bin schwanger.“ Es vergehen vier sprachlose Sekunden, aber dann verzieht ein freudiges Lächeln die Lippen des Kagen, während er sich aufrichtet und seine Schwester in die Arme schließt. „Das ist großartig, Temari!“ Er braucht sie nicht nach ihren Gefühlen zu fragen. Ihr Strahlen sagt alles aus. „Ich habe mit Shikamaru gesprochen und wir waren auch schon bei Tsunade. Wir werden zurück nach Suna ziehen, wenn ihr zurück geht.“ „Das sind fantastische Neuigkeiten.“ Er drückt sie noch einmal an sich, aber dann wandern seine Gedanken wie die aller anderen wieder zurück zu der Tatsache, dass Naruto und Sasuke seit vier Wochen nicht mehr in ihrem Heimatdorf waren. „Jetzt müssen wir erstmal die Kleine finden.“ Seine gute Laune verflüchtigt sich und macht vertrauter Besorgnis Platz. „Soya schläft kaum und Hinata…“ Temari sinkt zurück in ihren Stuhl und nippt seufzend an ihrem Tee. „Ist ein Schatten ihrer selbst.“ . . . - Am selben Abend - Es war beinahe unmöglich Naruto dazu zu bringen, mit leeren Händen zurückzukehren, aber nach vier Wochen und keiner Spur, mussten sie sich eingestehen, dass sie zumindest für einen Tag nach Konoha zurückkehren müssen, um ihre Route mit den anderen Suchtrupps abzugleichen und sich neu zu formieren. Sie haben sich zuerst bei Tsunade gemeldet, die ihnen versichert hat, dass sie Sakura und Hinata noch zwei Wochen im Krankenhaus behalten hat und ihnen jegliches Training auch für die letzten zwei Wochen strengstens untersagt hat. Anschließend haben sie eine kalte Dusche im ANBU-Gebäude genommen, bevor sie ihre Heimkehr nicht länger herauszögern konnten. Die Wohnung ist verdächtig leise, als sie durch die Haustür treten und die beiden Männer teilen noch einen Blick, bevor jeder sein Zimmer anstrebt. Sasuke runzelt die Stirn, als er auch sein Schlafzimmer leer vorfindet, aber die offene Balkontür treibt ihn nach draußen. Sakura lehnt mit dem Rücken zu ihm gegen das Geländer und sein Blick wandert über ihre entblößten Beine zu den Shorts und dem Top, die insgesamt nicht viel verbergen. Er registriert die neue Narbe an der Rückseite ihres Oberschenkels, die ihn daran erinnert, wie knapp es das letzte Mal war. Statt sich mit dem Gedanken aufzuhalten, dass er sie beinahe verloren hätte, zieht er seine Jacke aus und hängt sie ihr ungefragt über die Schultern. Sie lehnt sich vertrauensvoll gegen ihn und er lässt seine Hände auf ihren Armen, während er seine Lippen zärtlich gegen ihre Schläfe drückt. „Es tut mir leid.“ Diese Wörter aus seinem Mund haben generell Seltenheitswert, aber in diesem Kontext schmerzen sie sie zu sehr, um es in eine witzige Anspielung umzuwandeln. „Ich weiß.“ Sie führt aus, wie viel sie genau weiß, obwohl er nicht danach fragt. „Hinatas Augen sind entzunden, weil sie ihre Byakugan überstrapaziert hat.“ „Wir werden morgen wieder aufbrechen. Wir finden sie.“ „Kaito hat Nia nicht aus väterlicher Liebe zu sich geholt. Er will Hinata und über Nia kommt er an sie ran.“ Ihre ruhige Aussage, die einmal mehr wie eine unumstößliche Tatsache ausgesprochen wird, zeichnet tiefe Furchen in seine Stirn. „Vielleicht solltet ihr uns dann begleiten. Ködern wir ihn.“ Aber Sakura schüttelt sanft den Kopf. „Kaito ist zu clever, um darauf reinzufallen. Und Hinata ist nicht wirklich in der Lage, durch das ganze Land zu reisen.“ „Was heißt das?“ Er sieht den Schmerz in ihren Gesichtszügen, als wäre es ihr eigener, von dem sie spricht. „Sie schläft nicht und isst kaum etwas. Ihre Verletzungen sind verheilt, aber körperlich sind ihre Kräfte noch nicht ansatzweise wiederhergestellt.“ Er drückt seine Lippen erneut gegen ihre Haut, schlingt seine Arme um sie und zieht sie näher gegen sich. „Ich schätze, ich brauche nicht zu fragen, wie es dir geht.“ „Nicht in der Hinsicht.“ Sie schließt die Augen und genießt für ein paar Sekunden seinen Halt und seine Nähe, bevor sie sich zu ihm umdreht und beschließt, dass sie dringend eine Pause von all den negativen Emotionen braucht. „Aber es gibt auch gute Nachrichten.“ Er zieht mit seinen Fingerspitzen die Konturen des schmalen Lächelns auf ihren Lippen nach und erwidert es mit einem minimalen Schmunzeln. „Die würde ich nur zu gerne hören.“ „Tsunade hat uns heute offiziell für genesen befunden.“ „Das sind allerdings gute Nachrichten.“ Er drückt seine Lippen gegen ihre, aber seine Zurückhaltung ist nicht nur in der zarten Berührung offensichtlich. Die hübsche Medic-nin schlingt schmunzelnd beide Arme um den Hals ihres Freundes. „Vollkommen gesund, Sasuke.“ Um ihm zu verdeutlichen, worauf sie hinaus will, streckt sie sich noch ein wenig weiter, bis sie seine Lippen mit ihren erreicht und im Gegensatz zu ihm, belässt sie es nicht bei einer sanften Berührung. Sie öffnet ihre Lippen gegen seine und streicht mit ihrer Zunge sündhaft über seine Unterlippe, bis er ihre Berührung mit einem rauen Brummen vertieft. Sie bemerkt es in derselben Sekunde, als er begreift, was sie ihm sagen will. Seine Hände wickeln sich beinahe schraubstockartig um ihre Hüfte und reißen sie so abrupt gegen seinen Körper, dass sie ihren Kuss keuchend unterbricht. „Wie gesund?“, will er knurrend wissen. „Es gibt keine Steigerung von gesund, Sasuke“, belehrt sie den Clanerben schmunzelt, doch sie verliert ihren Atem noch im selben Moment, in dem der Raum vor ihr verschwimmt und sie atemlos mit dem Rücken auf der Matratze seines Bettes landet. Sie sieht genussvoll zu, wie er sich mit ungeduldigen Handbewegungen seiner Ausrüstung und seiner Kleidung erledigt und streift sich derweil selbst seine Jacke und ihr Top von den Schultern. Seine nächste Bewegung verschwimmt vor ihren Augen, so schnell überwindet er den Abstand zwischen der Bettkante und ihr. Sie schiebt ihre Hände in seinen Nacken und seine Haare und streckt sich ihm bereitwillig entgegen, als er seinen Kopf zu ihr senkt und seine Lippen für einen rauen Kuss gegen ihre drückt. Er schiebt seine Finger unter den Saum ihres Shorts und der tiefe Laut, der über seine Lippen bricht, als er feststellt, dass sie Unterwäsche für überflüssig erachtet hat, geht von seinem Körper in ihren über und lässt sie genussvoll erschaudern. Die intime Berührung seiner Finger lässt sie stöhnend den Kopf in den Nacken legen und er senkt seine Lippen grinsend zurück auf ihre. Spürbar ungeduldig umfassen seine Hände den Saum ihrer Shorts und sie hebt ihre Hüfte bereitwillig an, um ihm zu helfen ihr letztes Kleidungsstück loszuwerden, ohne dass er sich von ihr lösen muss. Als er seinen Körper auf ihren senkt, zieht sie ihre Fingernägel seufzend über seine Schulterblätter und schlingt ihre Beine um seine Hüfte, um ihm noch näher zu sein. „Du hast mir gefehlt.“ Es ist ein geflüstertes Bekenntnis, auf das sie normalerweise keine Antwort erwartet. Aber mit der Bewegung, in der er ihre Körper eint, senkt er den Kopf zu ihr und drückt ihr einen sanften Kuss gegen die sensible Stelle unter ihrem Ohr. „Du mir auch.“ • Naruto betritt sein Schlafzimmer mit einer Niedergeschlagenheit, die er seit ihrem Verschwinden vor zwei Jahren nicht mehr so empfunden hat. Hinata sitzt auf der Fensterbank und starrt mit einem leeren Blick nach draußen, der seine Angst noch vervielfältigt. Obwohl sie ein langärmliges Oberteil und eine lange Hose trägt, ist es offensichtlich, dass sie in den letzten Wochen bedenklich viel Gewicht verloren hat. „Hinata.“ Ihre Bewegungen wirken mechanisch und haben nichts von ihrer sonstigen Eleganz, als sie sich steif zu ihm umdreht. Die tiefen Schatten unter ihren Augen und die roten Ränder um sie herum, sind weitere stumme Warnzeichen. Er ist in wenigen Schritten bei ihr, schiebt vorsichtig eine Hand in ihren Nacken und senkt seine Stirn sanft gegen ihre. „Es tut mir so leid! Ich hätte sie beschützen müssen und ich werde mir nie vergeben, dass-“ Aber zum ersten Mal seit vier Wochen, rührt sie sich, ohne dass die Bewegung zwingend erforderlich ist und legt ihm sanft einen Finger über die Lippen. „Es ist nicht deine Schuld, Naruto.“ Allein die Tatsache, dass sie in ihrer gewohnten Stimmlage mit ihm spricht, lässt einen Funken Hoffnung in ihm aufkeimen, der in der nächsten Sekunde schon wieder verlischt, als sie den Kopf erneut von ihm abwendet und ihr Blick wieder die mittlerweile vertraute Leere annimmt, als sie ihn erneut durch das Fenster auf die nächtliche Dunkelheit richtet. „Es ist meine.“ Er sinkt vor ihr auf die Knie und zieht ihre Aufmerksamkeit so zurück auf ihn. „Wir finden sie, Hinata und wenn wir das gesamte Ninjareich nach ihr absuchen müssen! Er kann sich nicht ewig vor uns verstecken.“ Es ist nicht viel, aber ein Stück weit kehrt zumindest ein wenig Licht und Wärme in ihre Augen zurück und auch wenn es nur der schwache Abklatsch eines Lächelns ist, der an ihren Lippen zupft, so ist es mehr, als er sich in diesem Moment erhofft hatte. Hinata legt ihre Hand zärtlich an seine Wange. „Ich weiß, dass du alles tun wirst, um sie zu finden.“ Bevor er ihr eben dies erneut versprechen kann, senkt sie den Kopf und küsst ihn zärtlich. Er erwidert ihre Berührung zunächst ebenso sanft, aber dann fließt ihrer beider Hilflosigkeit in die Zärtlichkeit und ersetzt ihre sanfte Nähe schnell mit einer verzweifelten Dringlichkeit. Sie zieht zuerst an seiner Kleidung und er weiß, das wird ihre Probleme bestimmt nicht lösen, aber er kann ihr keine andere Form des Trostes mehr anbieten und seine eigene Sehnsucht nach ihrer Nähe gewinnt schließlich sein inneres Tauziehen. Er hilft ihr seine eigenen Sachen loszuwerden, bevor er ihr aus ihren hilft. Ihre Berührungen werden in einem Spiegel zueinander zunehmend ungeduldiger und sie sinken an Ort und Stelle zusammen zu Boden. Sie flüstert seinen Namen mit einem verzweifelten Unterton, der an ihm zerrt und er drückt seine Lippen rau gegen ihre, in dem aussichtslosen Unterfangen ihren Schmerz lindern zu wollen. Ihre Finger schieben sich zwischen seine und er drückt ihre Hände fest und tröstend, als er sie in ihrer geteilten Qual auch körperlich so nah wie möglich zusammenbringt. Wenn es irgendwie helfen würde, würde er sie nie wieder loslassen. . . . Aber als er am nächsten Morgen allein in einem kalten Bett aufwacht, bestätigt sich, was er geahnt und ignoriert hat. Als er sich von ihr verabschiedet, um mit Sasuke und dem Suchtrupp um Neji erneut aufzubrechen, sieht sie ihn kaum an und die Schwere in seinem Brustkorb verdichtet sich noch ein wenig mehr, bei dem Gedanken daran, dass er sie erneut verlieren wird, wenn sie Nia nicht zurückbekommen. . . . - 3 Wochen später - Sie rennt so schnell und achtlos durch den Wald, dass die Zweige, die sich ihr in den Weg stellen, immer wieder grob gegen ihre Haut schlagen, aber körperliche Schmerzen registriert sie schon seit Wochen nicht mehr. Sie hat niemandem erzählt, dass es nicht nur Nias Verlust war, der sie noch weniger als sonst hat schlafen lassen. Jeder hat angenommen, dass sie Nias Verschwinden durch ihr Bluterbe gleich nach ihrem Aufwachen bemerkt hat. Die Tatsache, dass Taito in den letzten zwei Jahren so oft mit seinen Genjutsus in ihre Gedanken eingedrungen ist, dass er sie mittlerweile auch aus einer Entfernung von etlichen Kilometern erreichen kann, ist nichts, was sie jemals laut ausgesprochen hat. Nicht, dass sie es Sakura oder Soya hätte sagen müssen. Er hat sie die letzten sieben Wochen immer wieder mit Bildern gefoltert und sie weiß, dass es seine Rache dafür war, dass sie es gewagt hat, ihn abzuweisen. Er hat sie strategisch mit allen ihm zur Verfügung stehenden Waffen mürbe gemacht, bevor er ihr schließlich einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort verraten hat. Aus Konoha zu verschwinden war schon einmal einfacher, aber die Tatsache, dass der Großteil der Hyuugas und Elite-shinobi immer noch auf der Suche nach Nia sind, hat dazu geführt, dass sie letztendlich nur Tsunade und Gaara lange genug ablenken mussten. Während Soya Gaara übernommen hat, hat sich Sakura widerstrebend bereit erklärt, Tsunade darüber in ein Gespräch zu verwickeln, dass sie sich Sorgen um Hinata macht. Was im Endeffekt nicht einmal eine Lüge ist, denn es hat der Haruno zutiefst wiederstrebt, sie alleine gehen zu lassen. Aber Kaito ist zu clever, um darauf reinzufallen, wenn sie nicht wirklich alleine gekommen wäre. Sie ist in Höchstgeschwindigkeit schon fast fünf Stunden unterwegs, als sie schließlich mitten im tiefsten Wald, mitten im Nirgendwo, die kleine hölzerne Hütte entdeckt. Sie stürzt durch die Tür, ohne sich damit aufzuhalten, dass sie bereitwillig in seine sichere Falle tappt. Ihr Blick fällt zuerst auf das alte Kinderbett im linken Eck des Raumes und auf das regungslose Kleinkind darin. „Nia-“ Bevor sie sich ihr weiter nähern kann, schließen sich vertraute Finger fest um ihren Oberarm und halten sie zurück. „Es geht ihr gut, sie schläft nur.“ Sie lässt sich von Kaito in den nächsten Raum zerren, um Nia nicht zu wecken, aber bei dem Anblick der toten Frau auf dem Boden, entflieht ihr beinahe ein Keuchen. Sie macht sich von ihm los und verschränkt die Arme vor dem Oberkörper, um das Zittern ihrer Finger zu verbergen. „Wer ist sie?“ „Sie hat mich begleitet und sich um Nia gekümmert, aber sie ist mir auf die Nerven gegangen. Außerdem war sie eh nur ein temporärer Ersatz.“ Seine Kaltherzigkeit sollte sie nicht mehr überraschen, aber in diesem Moment gelingt es ihm beinahe. „Nia hat oft geweint.“ Sie schließt die Augen anhand der Grausamkeit, die hinter seinen ruhigen Worten steckt. „Aber ich habe sie nicht bestraft.“ Sie schlägt ihre Augen ruckartig wieder auf, um in seinen nach dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu suchen und lässt beinahe gleichgültig zu, dass seine Finger dabei mit einer ihrer langen Haarsträhnen spielen. „Ich wusste, du würdest nicht wollen, dass ich sie diszipliniere.“ Sie ist so erleichtert, dass sie nicht in der Lage ist die Emotion zu kaschieren, als sie noch einmal kurz die Augen schließt, obwohl sie genau weiß, dass sie sich einer Schlange gegenübersieht, die jede Sekunde nach ihr schnappen wird. „Ich danke dir.“ Seine Hand legt sich an ihre Wange und lässt sie ruckartig aufsehen. „Wir werden von hier fort gehen, Hinata. Und du musst dich hier und jetzt entscheiden, ob du uns begleitest.“ Die Erleichterung, die sie eben noch gespürt hat, wird innerhalb von Sekunden von Übelkeit verdrängt. Sie hat gewusst, was ihr bevorsteht. Es war seit zwei Jahren klar, dass sie irgendwann hier landen würden. Sie sollte nicht mehr zögern. „Ich-ich kann Sakura nicht verlassen.“ Seine Antwort ist kalt und gnadenlos. „Dann wirst du Nia nie wiedersehen.“ „Nein, ich-“ Sie beißt sich auf die Zunge und schmeckt ihr eigenes Blut, als sie sich daran erinnert, dass es ihr nichts bringen wird, ihn zu bitten. „Entscheide dich, Hinata.“ „O-okay.“ Sie weiß, dass sie ihn töten muss. Mit ihm zu gehen oder ihm Nia zu überlassen ist beides so ausgeschlossen, dass ihr nur noch diese Option bleibt. Aber auch wenn sie Nia niemals den Vater nehmen wollte, ist das nicht länger das einzige, was sie immer noch zögern lässt. Es ist die nackte Panik, die tief in ihr wohnt und sie befürchten lässt, dass der nächste Tod, den sie zu verantworten hat, ihr den Verstand rauben wird. „Braves Mädchen.“ Sie lässt zu, dass er beide Hände an ihre Wangen legt und unterdrückt die Übelkeit, die angesichts seines offensichtlichen Vorhabens in ihr aufsteigt, ebenso wie sie das vertraute Bild, das durch ihre Gedanken zuckt, hartnäckig verdrängt. Ihre Fingerspitzen zucken, als wollten sie sich selbstständig machen, um sie und Nia endlich von ihm zu befreien. Aber dann schwindet sein Halt um ihr Gesicht schlagartig und sie beobachtet verwirrt, wie Kaito mit weit aufgerissenen Augen vor ihr zurückweicht. „Was-“ „Du bist schwanger!“ „Was, nein-“ Das ist unmöglich! Aber ihr Verstand verschwendet keine Sekunde, um ihr die Bilder jener einen Nacht von vor drei Wochen aufzuzeigen, als sie Narutos Annäherungsversuch in der törichten Hoffnung nachgegeben hat, möglicherweise in ihrer physischen Verbindung jenen Trost zu finden, den sie so verzweifelt gesucht hat. Und doch kann sie es nicht begreifen. Sie sieht es nicht einmal kommen, als er ausholt und ihr eine so schallende Ohrfeige verpasst, dass sie haltlos zu Boden fällt und sich gerade so noch abfangen kann. „Du hast dich von dem blonden Bastard schwängern lassen!“ Für einen Moment verschwimmt die Welt vor ihrem Blick, aber dann friert die eiskalte Ruhe, die ihr die letzten beiden Jahre über allem anderen antrainiert haben, die nackte Panik, die heiß durch ihre Adern pulsiert, augenblicklich ein. Die Adern um ihre Augen treten bereits hervor, als sie sich mit der Geschwindigkeit einer Kunoichi in sicherer Gewissheit erhebt. In der Gewissheit, dass sie gleich töten wird. Denn ihn zu verschonen ist schon lange keine Option mehr, die sie sich leisten kann. Das Verständnis zeichnet sich in der Sekunde in seinem Gesicht ab, in der sie bereits ausholt und direkt auf sein Herz zielt. Er hätte nie damit gerechnet, dass sie ihn doch töten würde und deshalb hätte sie ihn vermutlich direkt getroffen. Aber sie verharrt noch in der Bewegung, denn bevor sie den Arm ganz durchstrecken kann, bohrt sich von hinten eine Klinge durch seinen Oberkörper. Er hält noch für eine Sekunde ihren Blick, aber als die Klinge so ruckartig, wie sie durch ihn durchgestoßen wurde, zurückgezogen wird, sackt sein Körper leblos zu Boden. Hinata begegnet für einen Moment Sakuras Blick, die ihr blutiges Katana langsam absenkt, aber dann schüttelt ein derart heftiges Zittern ihren Körper, das sie keuchend in die Knie geht. Wenn ihr Magen noch irgendeinen Inhalt vorzuweisen hätte, müsste sie sich zweifellos übergeben, aber so ringt sie angestrengt mit ihrem Würgereiz. Sie nimmt Sakuras Hand auf ihrer Schulter ebenso wenig wahr, wie die Worte, die ihre langjährige Freundin besorgt an sie richtet. Das erste, was nach einigen Minuten zu ihr durchdringt, ist das leise Weinen eines Kindes. In diesem Moment bewegt sie sich so schnell, dass sie Sekunden vor Sakura den kleinen Nebenraum erreicht. Das Kerzenlicht erhellt den Raum gerade gut genug, um den Laufstall zu beleuchten, aber ihr Blick findet Nia sofort und auch die kleinen hellen Hyuuga-Augen richten sich in demselben Moment auf sie. Nia öffnet den Mund und plötzlich stolpert Hinata in ihrem nächsten Schritt. „Nata! Nata!“ Sie hört einen Nachhall der ersten Worte ihres kleinen Mädchens in ihren Ohren, wieder und wieder, während sie sich über sie beugt und sie liebevoll aus dem Kinderbett und in ihre Arme hebt. „Mein Liebling!“ Nias kleine Arme schlingen sich fest um ihren Hals und Hinata schaukelt das Kleinkind summend hin und her, bis ihre Aufregung nach langer Zeit nachlässt und sie wieder einschläft. Erst dann dreht sie sich zurück zu Sakura, die nur einen Schritt hinter ihr steht und die Szene wortlos verfolgt hat. „Brenn es nieder.“ Sie hält Nia sorgfältig mit einer Hand im Arm und nähert sich bereits der Tür. Sie tritt nach draußen und wartet, bis Sakura ihr folgt, während sie mit dem panischen Fluchtreflex in ihrem Inneren ringt. Vor ihren verbleibenden Problemen kann sie nicht davonlaufen. Sakura nickt, sucht aber direkt Hinatas Blick. „Hat er dir was getan?“ Die junge Hyuuga schüttelt den Kopf, aber der Ausdruck in ihren Augen verrät Sakura gleichzeitig, dass es etwas Entscheidendes gibt, was sie ihr für den Moment noch verschweigt. Dafür fragt Hinata auch nicht, wie sie ihr so schnell folgen konnte und ob Tsunade schon einen Suchtrupp nach ihnen ausgesandt hat. Sie lassen das kleine Haus in lodernden Flammen zurück und treten einen schweigsamen Weg durch die nächtliche Dunkelheit an. • Das nächste Dorf, zu dem sie gelangen, liegt bereits nahe an der Grenze zu Konoha, aber selbst in den ausgestorbenen Straßen ziehen sie zu der späten Stunde zu viel Aufmerksamkeit auf sich, weshalb sie die erstbeste, strategisch am Dorfrand gelegene Unterkunft anstreben. Unter der letzten Lampe vor dem kleinen Gasthof, hält Sakura Hinata zurück. „Ich besorge uns ein Zimmer. Meinst du, du schaffst es hintenrum mit ihr reinzukommen? So sind wir ein bisschen zu auffällig.“ Es ist eine nette Anspielung darauf, dass die junge Hyuuga den verstörten Ausdruck nicht aus ihren Gesichtszügen verbannt bekommt. Allein Hinatas hölzernes Nicken, drückt ohne weitere Erklärung aus, warum es in diesem Moment besser für sie ist, sich aufzuteilen. So betreten sie Minuten später ein kleines Zimmer am Ende des Flurs im ersten Stock. Sakura zieht erst die Vorhänge zu, bevor sie ihre Waffen nahe dem Bett ablegt. „Leg sie ins Bett. Wir nehmen sie einfach in die Mitte.“ Hinata kommt ihrer Aufforderung steif nach und legt Nia umsichtig auf dem Bett ab. Sie deckt das schlafende Kleinkind sorgsam zu, bevor sie sich wieder aufrichtet. „Ich-ich muss duschen.“ Ihr Gefühl warnt sie schon, als Hinata mit zu Boden gesenktem Blick an ihr vorbei, das kleine angrenzende Badezimmer betritt, aber sie verdrängt es für den Moment. Doch als sie nach einigen Minuten nichts weiter hört, als das gleichmäßige Rauschen der Dusche, hält sie es nicht länger aus und klopft vorsichtig an die hölzerne Tür. „Hina?“ Als keine Antwort erfolgt, drückt sie die Klinke vorsichtig nach unten und betritt den Raum. „Hinata?“ Ihr Atem verlässt sie mit einem angespannten Keuchen, als ihr Blick auf Hinata in der schmalen Duschkabine fällt. „Hinata!“ Die junge Clanerbin sitzt zusammengekauert auf dem Boden und starrt regungslos ins Leere, während das Wasser stetig auf sie herunterprasselt. Sakura fällt hektisch vor ihr auf den Boden und legt ihre Hände eindringlich an die Wangen ihrer Freundin, in dem verzweifelten Versuch ihre Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt zurückzuholen. „Hinata.“ Aber die vertrauten weißen Augen starren weiterhin starr durch sie hindurch. Und nach allem, was sie in den letzten zwei Jahren durchgestanden haben, sieht sie zum ersten Mal wie Hinata vor ihren Augen zerbricht. . . . Kapitel 28: Broken ------------------ - Am nächsten Morgen - Sakura gibt den Zimmerschlüssel zurück und legt für den Moment, in dem sie niemand sieht, erschöpft den Kopf in den Nacken. Es war vielleicht nicht die schlimmste Nacht ihres Lebens, aber unter die Top Fünf schafft sie es zweifellos. Hinata aus ihrem Schockzustand zu holen hat Stunden gedauert und selbst jetzt steht die Clanerbin immer noch vollkommen neben sich und hat kaum ein Wort gesagt. Geschweige denn irgendetwas, was der Medic-nin ihren Schock erklärt hätte. Hinata klammert sich beinahe ebenso sehr an Nia, wie die Kleine an sie. Das Mädchen ist in der Nacht fünfmal aufgewacht und hat jedes Mal aufgebracht nach Hinata gerufen. Nachdem Sakura sich aus der Unterkunft abgemeldet hat, schließt sie sich in sicherer Entfernung von dem Dorf Hinata und Nia an. Die Zweijährige erliegt schließlich der Müdigkeit, die ihr nach dieser Nacht noch anhaftet und schläft in Hinatas Armen sicher ein. Sie sind noch ein ganzes Stück von Konoha entfernt, da sie mit Rücksicht auf die schlafende Nia wesentlich langsamer vorankommen, als vertraute Chakren ihre Ankunft ankündigen, Minuten bevor Naruto und Sasuke vor ihnen aufsetzen. Der Ausdruck in Sasukes Augen verstärkt das tiefe Erschöpfungsgefühl in ihren Gliedern nur noch. Sie hat gewusst, was für eine Auseinandersetzung ihr mit ihrer Rückkehr in ihr Heimatdorf bevorstehen würde, aber sie weiß nicht, wie sie nach dieser Nacht noch die Energie dafür aufbringen soll. Unterschwellig blitzt vertrautes Rot in Sasukes Augen auf, als er sie erreicht, auch wenn er seine Stimme mit einem Blick auf das schlafende Kleinkind in Hinatas Armen senkt. „Wisst ihr eigentlich, was das mit uns gemacht hat? Zurückzukommen und euch ein zweites Mal im ganzen Dorf nicht finden zu können?!“ Sakura hebt eine Hand und legt sie in einer beschwichtigenden Geste auf seinen Unterarm, von der sie hofft, dass sie ihn irgendwie davon überzeugt, sich seinen Ärger bis zu ihrer Rückkehr in ihr Heimatdorf aufzuheben. Hinata dagegen ist nicht in der Lage Narutos Blick direkt zu begegnen, selbst dann nicht, als er seine Hand auf ihre Schulter legt. Obwohl Naruto seine Fragen ebenfalls leise stellt, wacht Nia von seiner Stimme auf und wie jedes Mal in der letzten Nacht, steckt hörbare Panik in ihrem Weinen. „Nata, Nata!“ Ihre kleinen Finger klammern sich ängstlich an Hinata und diese entfernt sich ein paar Schritte von den anderen, während sie mit leiser Stimme versucht das Kleinkind zu trösten. Naruto – sichtlich überrumpelt davon, Nia gerade zum ersten Mal sprechen gehört zu haben – setzt an ihr nachzugehen, verweilt dann aber stattdessen neben seinen Teamkameraden und sucht Sakuras Blick. „Was ist mit ihr?“ Auch Sakuras Augen sind Hinata mit derselben Besorgnis gefolgt und sie gibt sich keine Mühe diese zu verbergen, als sie zu Naruto sieht. „Sie hat kaum etwas gesagt, seit ich sie gefunden habe.“ Diese Aussage lässt Naruto krachend die Zähne aufeinanderbeißen lassen, während er sichtlich um seine Beherrschung ringt. „Was hat er mit ihr gemacht?!“ Es ist ihre ehrliche Antwort, die Sakura selbst verzweifelt die Augen schließen lässt. „Ich weiß es nicht.“ • Ihre Rückkehr nach Konoha verläuft in eisigem Schweigen und ebenso ist auch der Empfang, den die Hokage ihnen persönlich am westlichen Dorfeingang bereitet. Ihre knappe Frage, ob eine von ihnen verletzt ist, verneint Sakura knapp und auch Hinata lässt sich zu einem steifen Kopfschütteln herab. Aber der Ausdruck in den Gesichtszügen der Hyuuga entgeht auch der Hokage nicht. Schock hat sie in ihrer Karriere als Medic-nin oft genug gesehen. „Geht nach Hause. Wir reden morgen darüber.“ • - Kurz darauf in Sasukes Schlafzimmer - Sie wäre in der Dusche beinahe eingeschlafen und ihre Erschöpfung trübt bereits ihr Sichtfeld. Sie schlüpft in die erstbesten Sachen, die sie aus der Kommode gezogen und mit ins Bad genommen hat, bevor sie ihren Körper zwingt ihre Haltung zu strecken und in das angrenzende Schlafzimmer tritt. Sasuke lehnt gegen die Balkontür, aber sein Blick liegt in der Sekunde auf ihr, in dem sie den Raum betritt. Sakura verharrt an Ort und Stelle, obwohl das Bett förmlich nach ihr ruft. „Sag es.“ Er steht mit einem Wimpernschlag vor ihr. „Was willst du hören?“ Sie braucht es nicht zu hören, sie sieht es in seinem Blick. Was er die letzten Stunden durchgemacht hat, während er nicht gewusst hat wo sie war. Zu wissen, was ihn die letzten Stunden gekostet haben, gibt ihr den Rest. Erschöpft und verzweifelt, vergräbt sie ihre Finger in seinem Oberteil und lehnt ihre Stirn gegen seinen Brustkorb, um die Tränen in ihren Augen zu verbergen. „Es tut mir leid.“ Sie setzt an ihm zu sagen, dass es niemals eine Entscheidung gegen ihn war, dass sie ihn nicht absichtlich getäuscht hat. Aber letztendlich ändert es nichts daran, dass sie gewusst hat, dass sie ihn verletzen würde und es ohne zu zögern dennoch getan hat. Seine Hand schließt sich um ihr Kinn und zwingt sie seinen Blick zu erwidern, bevor sie die Gelegenheit bekommt die Tränen aus ihren Augen fortzublinzeln. Aber sie erwidert seinen Blick ohne Scham und beobachtet fasziniert den seltenen Tumult in seinen Augen. „Hör auf mich zu verlassen, Sakura.“ Sie schluckt und hebt ihre zitternden Finger an, um sie zärtlich um sein Gesicht zu legen. „Ich will dich niemals verlassen, Sasuke.“ Er senkt den Kopf und drückt seine Lippen so rau und ungestüm gegen ihre, dass ihr ein Keuchen entflieht, dass ungehört in ihrer Berührung untergeht. Sein Körper drängt ihren zurück gegen die Wand und sie lehnt ihr Gewicht dankbar für den Halt vollständig dagegen. Seine Berührung lässt sie atemlos und zitternd zurück und sie braucht einen Moment, um seine nächsten Worte in ihren vorherigen Kontext einzuordnen, als er sich von ihr löst. „Und jetzt geh und sieh nach ihr.“ Statt seinen Worten, deren herrischer Tonfall nicht zu ihrer liebevollen Bedeutung passen, augenblicklich Folge zu leisten, streckt sie sich und küsst ihn noch einmal, bevor sie ihre Kräfte sammelt und den Raum verlässt. Sie hat die Tür kaum hinter sich geschlossen, als eine andere am anderen Ende des Flures aufgeht. Narutos ganze Haltung drückt seine Verzweiflung aus, als er sich gegen die nächstbeste Wand lehnt, die Hand noch an der Klinke der Tür seines Schlafzimmers. Obwohl sie nicht weiß, wo sie die Kraft dafür noch hernimmt, ist sie mit schnellen Schritten bei ihm und der Schmerz in seinen Augen ist eine Sache mehr, die ihr zusetzt. „Sie spricht nicht mit mir.“ „Sie hat einen Schock, Naruto.“ Sie legt ihre Hand tröstend auf seine Schulter. „Gib ihr ein paar Tage. Das vergeht wieder. Jetzt wo wir Nia wiederhaben, wird es ihr bald wieder besser gehen.“ Zumindest betet sie dafür. Sie wartet das schwache Nicken ihres besten Freundes ab, bevor sie seine Hand sanft mit ihrer von der Türklinke schiebt, zögert aber ihn so stehen zu lassen. Ein leises Klicken in ihrem Rücken veranlasst sie über ihre Schulter zurückzusehen und sie begegnet dankbar Sasukes dunklen Augen. Er hebt sein Kinn in die Richtung der Tür, vor der sie steht, und bedeutet ihr so stumm, dass er sich um Naruto kümmern wird, während sie sich aufmacht endlich herauszufinden, was Hinata so zusetzt hat. Der Raum ist abgedunkelt und ihre Pupillen brauchen ein paar Sekunden, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen und ihr zu erlauben, den Umriss ihrer engsten Freundin auf dem Fußboden vor dem hölzernen Bettgestell auszumachen. Hinata lehnt mit dem Rücken gegen das Bett, in dessen Mitte Nia tief und fest schläft. Sakura lässt sich lautlos neben Hinata nieder, die kaum auf ihre Anwesenheit reagiert. Sie verharren lange Minuten schweigsam nebeneinander, aber es ist keine angenehme, vertraute Stille wie so häufig davor. Deshalb dauert es auch nicht allzu lange, bis Sakura sie nicht mehr erträgt. Sie nimmt Hinatas Hand und verschränkt ihre Finger vorsichtig miteinander. „Ich weiß, es verstößt gegen alles, was Tsunade mir jahrelang eingebläut hat, dich in dieser Situation zu drängen, aber… bitte, rede mit mir.“ Hinata drückt ihre Finger, aber dies bleibt zunächst ihre einzige Reaktion. Sakura erwidert den sanften Druck und schließt schmerzerfüllt die Augen. „Sag mir, dass er dir nichts getan hat.“ Sie hat gedacht, sie wäre rechtzeitig gekommen, aber ein Blick in die Augen ihrer engsten Freundin hat sie eines Besseren belehrt. Sie war dennoch zu spät. „Er hat mir ins Gesicht geschlagen. Nichts Weltbewegendes.“ Ihre Stimme mag immer noch einen schwer mechanischen Klang haben, aber es sind dennoch zwei ganze Sätze mehr, als sie in den letzten zwölf Stunden mit irgendjemandem außer Nia gesprochen hat. Auch wenn sie sich im Nachhinein wünscht Kaitos Tod qualvoller gestaltet und ein wenig hinausgezögert zu haben, ist dies dennoch keine Erklärung für ihren Zustand. Doch für den Moment ist sie bereit sich damit zufrieden zu geben, dass er sie körperlich nicht weiter verletzt hat. Wobei die Sorge bleibt, dass Kaito schließlich doch auf eine psychische Weise zu ihr durchgedrungen ist, deren Heilung wesentlich länger dauern wird. Sie hat fest vor, so lange stumm neben ihr sitzen zu bleiben, wie nötig. Die ganze Nacht, wenn es ihr irgendwie hilft, aber nach einer Weile bricht Hinata die Stille überraschend von sich aus. „Ich bin schwanger.“ Sakuras Kopf ruckt so abrupt zur Seite, dass ihre Wirbel knackend protestieren. Sie ist sich sicher ihr Mund hängt auf und ihr sonstiges Pokerface ist absolut abwesend, aber das sind so ziemlich die letzten drei Worte, die sie in dieser Situation erwartet hat. Doch Hinata scheint ihre Reaktion kaum wahrzunehmen. Sie starrt immer noch leer geradeaus und könnte das Gespräch ebenso gut mit sich selbst führen. „Ich habe keine Ahnung, wie er es gemerkt hat. Ich will es auch nicht wissen.“ Es ist allerdings verstörend, dass Kaito innerhalb weniger Minuten etwas entdeckt hat, was die aufmerksame Hyuuga bisher nicht einmal selbst bemerkt hat – aber glücklicherweise sind sie zumindest dieses Problem mittlerweile los. Bleibt nur die Tatsache, dass sie jetzt weiß, was das Trauma ihrer besten Freundin verursacht hat. Und natürlich ist es etwas, das sie in keinster Weise beeinflussen kann. Sakura sucht immer noch nach einer Antwort, als sie die Tränen, die Spuren über Hinatas blasse Wangen ziehen, erneut stocken lassen. Obwohl sie Hinatas Tränen, so selten wie sie sind, kaum erträgt, ist sie in diesem Moment beinahe erleichtert, da die emotionale Reaktion das erste Anzeichen dafür ist, dass die junge Hyuuga anfängt über ihren Schock hinwegzukommen. „Was, wenn ich es wieder verliere? Ich kann das nicht nochmal-“ Hinatas leises Geständnis, was sie über allem belastet, beruhigt Sakura aus demselben Grund, auch wenn es ihr gleichzeitig einen weiteren Stich versetzt. Sie setzt sich auf und legt ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter, bis diese sie ansieht. „Hinata, hör mir zu! Du bist gesund und ohne die Elemente in unserem Körper stehen die Chancen gut, dass deine Schwangerschaft ohne größere Komplikationen verläuft-“ Aber die aufgebrachten Züge in Hinatas Miene verstärken sich, statt zu verblassen. „Und was, wenn nicht? Das würde mich umbringen, Sakura. Ich ertrage nicht noch mehr!“ Sie versteht ihre Aufgebrachtheit. Sie hat diese Phase, in dem sie die letzten beiden Jahre eingeholt haben, gleich zu Beginn ihrer Rückkehr bewältigt, während Hinata sich noch bemüht hat weiterzumachen, als wäre nichts. Aber nach den letzten zwei Jahren war das Trauma ihrer ersten Schwangerschaft und jetzt Nias vorübergehender Verlust offensichtlich das, was jetzt auch Hinata an den Rand ihrer Kräfte gebracht haben. Mit dem Wissen, dass auf der anderen Seite der Tür noch jemand auf sie wartet, formuliert sie vorsichtig eine andere Frage. „Willst du es Naruto sagen?“ Doch statt sie zu beruhigen, bewirkt die Erwähnung ihres Verlobten nur, dass die schöne Hyuuga beängstigend schnell noch mehr erblasst, was Sakura unauffällig an ihrer Hand nach ihrem Puls fühlen lässt, weil sie befürchtet, die aufgebrachte Clanerbin könnte jede Sekunde auch noch das Bewusstsein verlieren. „Ich weiß im Moment so schon kaum, wie ich mit ihm reden soll. Und ich kann ihm das nicht schon wieder antun-“ Sakura lässt Hinatas Hand los und legt ihr stattdessen beide Hände beruhigend auf die Schulter. „Du tust ihm gar nichts an, hörst du? Du wirst in Ruhe mit ihm darüber reden-“ Doch ihre beste Freundin schüttelt aufgebracht den Kopf. „Ich kann nicht!“ Die talentierte Medic-nin unterdrückt ein irritiertes Stirnrunzeln. Sie kennt Hinata nach all ihren gemeinsamen Erlebnissen besser, als jeden anderen Menschen. Und diese verzweifelte Reaktion ist so vollkommen untypisch für die sanftmütige Hyuuga, dass sie es nicht allein auf den Schock und die berüchtigten Hormone schieben kann. „Hina, du bist hierfür nicht alleine verantwortlich-“ „Natürlich bin ich das! Ich habe es ein zweites Mal so weit kommen lassen! Beim ersten Mal war es ein Versehen. Ein zweites Mal kann man nur als pure Idiotie werten.“ Sakura fährt mit ihrer Hand beruhigend über Hinatas Arm. „Süße, bei allem was dein Körper in den letzten Monaten durchgemacht hat, ist es nicht ungewöhnlich, dass sich einige Nebenwirkungen ergeben… aber das hätte keiner von uns wissen können.“ „Ich hätte es wissen müssen!“ „Hina, nichts spricht dagegen, dass es dieses Mal gut geht.“ Sie wiederholt ihre beschwichtigende Geste, hat aber nicht den Eindruck, dass es dieses Mal besser zu Hinata durchdringt, als beim ersten Mal. • Sie verlässt das Zimmer eine halbe Stunde später, nachdem Hinata schließlich neben Nia eingeschlafen ist und schließt die Tür mit einem schweren Seufzen hinter sich. Dieses Mal ist sie zu langsam, ihre Sorge rechtzeitig aus ihren Gesichtszügen zu verbannen, als sie bemerkt, dass Naruto und Sasuke im Wohnzimmer sitzen und ihre Blicke über den Flur hinweg auf ihr liegen. Sie bewegt sich dennoch auf die beiden Männer zu und setzt sich zwischen sie an den Tisch. „Hat sie mit dir gesprochen?“ Narutos Frage klingt so müde, wie er aussieht. Sie wägt einen Moment ab, wie sie es formulieren kann, ohne zu viel Preis zu geben. „Es ist nichts, was Kaito getan hat. Nia über die letzten Wochen zu verlieren, war einfach zu viel für sie. Sie wird eine Weile brauchen, um sich zu erholen.“ Naruto fährt sich zerstreut durch die Haare, stellt dann aber die eine Frage, die unbewusst direkt den Kern des Problems trifft. „Es ist wegen des Babys, das sie verloren hat, nicht wahr?“ Ein vorsichtiger Blick auf Sasuke verrät ihr schnell, dass diese Information dem Uchiha nicht neu ist und ihr erster Gedanke ist, dass ihr dies garantiert eine weitere Auseinandersetzung mit dem Uchiha verspricht. Ein weiteres Geheimnis, das sie ihm vorenthalten hat. Angesichts dieser vielversprechenden Aussicht fährt sie sich müde durch die Haare. „Nach den letzten zwei Jahren war das zweifellos das, was sie am härtesten getroffen hat und das heißt etwas. Lediglich Nias Entführung hat das noch übertroffen. Das wird man nicht von heute auf morgen wieder los, als wäre nichts gewesen.“ Das Schweigen, das auf ihre Worte folgt, verdichtet sich schnell zur Unerträglichkeit und nachdem sie dem nichts weiter hinzuzufügen hat, legt sie Naruto tröstend die Hand auf die Schulter, bevor sie sich erhebt und den Rückzug in ihr und Sasukes Zimmer anstrebt. Sie spürt, wie er ihr folgt und die Tür ist kaum hinter ihnen ins Schloss gefallen, als sich seine Finger um ihren Arm schließen und sie zu ihm herumdrehen. „Ich habe noch eine weitere Bedingung: Abgesehen davon, dass du mich nicht mehr verlässt, will ich, dass du endlich ehrlich zu mir bist.“ Sie schüttelt ihn ab, nicht weil sie ihn ausweichen will, sondern weil sie fürchtet, dass er das Zittern spürt, das ihren geschwächten Körper schüttelt. Die letzten Wochen sind auch an ihr alles andere als spurlos an ihr vorbeigegangen. Trotz dem Abstand, den sie zwischen sich und ihn bringt, schafft sie es nicht, noch länger an ihrer eigenen Beherrschung festzuhalten. „Du willst Ehrlichkeit? Seien wir ehrlich: Ich will das alles endlich hinter mir lassen! Ich will mit dir zusammen sein! Ich will eine Familie-“ Sie unterbricht sich, als ihr klar wird, wie sehr sie genau das will. Mit zwei Schritten steht sie vor ihm und sie greift nach seinem Hemdkragen, um sich zu ihm hochzuziehen. „Ich weiß, du hast gesagt, du könntest auch ohne Kinder glücklich werden.“ Sie schluckt hart, denn seine Worte, die ihr geschworen haben, dass sie ihm genügen würde, bringen ihr Herz Tage später immer noch erheblich aus dem Takt. „Aber jetzt, da wir welche haben könnten-“ Ihre nächsten Worte gehen an seinen Lippen verloren, die er ihr rau aufdrückt, während er sie gleichzeitig nach hinten drängt. Als sie mit dem Rücken gegen die Wand prallt, löst sie ihre Lippen keuchend von seinen. Bereits berauscht von seiner Nähe, sucht sie seine Berührung erneut, aber seine Hand umschließt ihr Kinn und sie zwingt ihre Lider zurück nach oben, um seinem Blick zu begegnen. „Ich will alles mit dir.“ Das raue Bekenntnis treibt ihr die Tränen in die Augen, doch sie versucht nicht einmal sie zu verbergen. Sie nimmt seine Ehrlichkeit als das Geschenk an, dass sie ist und keinesfalls als Selbstverständlichkeit. Sie drückt ihre Lippen zurück gegen seine. „Liebe mich.“, flüstert sie gegen seine Lippen. „Lieb mich mit allem, was du hast. Das ist meine einzige Bedingung.“ Sie begegnet seinen Lippen in einem wilden, dringlichen Kuss und sie hört ihre Kleidung reißen, so dringlich streifen sie sich die Kleidungsstücke gegenseitig vom Körper. Keiner von ihnen macht auch nur den Ansatz sich Richtung Bett zu bewegen. Sie entledigen sich ungeduldig ihrer Sachen, bevor sie ungestüm an Ort und Stelle zueinander finden, so nah, dass ihre Körper sich an jeder möglichen Stelle berühren. . . . - Währenddessen in der Hotelsuite des Kazekagen - Sie stehen einander schweigend gegenüber und nach all den Jahren in ihrem Beruf, sollte sie so ein bisschen spannungsgeladene Stille nicht im Mindesten bewegen. Aber sie ist schließlich doch die Erste, die sie bricht. „Willst du nichts dazu sagen?“ Gaara lehnt ihr gegenüber mit verschränkten Armen an der Wand und seine Haltung lässt keinen Zweifel daran, dass er die Stille zwischen ihnen nicht allzu bald gebrochen hätte. Seine Gesichtszüge verraten auch nichts über seine Gemütslage. „Wozu? Dass du Hinata und Sakura einmal mehr geholfen hast, aus dem Dorf zu verschwinden, wohl wissend, dass wir alle versucht haben sie davon abzuhalten?“ Es liegt kein hörbarer Vorwurf in seiner Stimme; es ist eher eine neutrale Zusammenfassung der Ereignisse, aber sie würde es bevorzugen, wenn er sie anschreien und seine Gefühle offensichtlich machen würde, statt sie in dieser Unsicherheit schweben zu lassen. Während Soya noch erwägt, wie sie dieses Gespräch fortführen soll, überwindet Gaara mit ruhigen Schritten den Abstand zwischen ihnen, bis er so nah vor ihr stehen bleibt, dass sie zu ihm aufsehen muss, um seinen Blickkontakt zu halten. „Du hast mir mehr oder weniger gesagt, dass du genau das tun würdest.“ Sie hat es tatsächlich ausgesprochen deutlich gemacht, dass ihre Loyalität bei Sakura und Hinata liegt. Aber das war bevor sie geahnt hat, dass sie ihm einmal so nah stehen würde. Wenn sie noch einmal vor derselben Entscheidung stehen würde, würde sie nichts anders machen. Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht ein merkwürdiges Bedauern darüber empfindet, ihn eventuell verletzt zu haben. „Willst du mit Takeru nach draußen gehen? Ich kenne da ein paar schöne Stellen in den Wäldern.“ Sie blinzelt, über den abrupten Themenwechsel noch verwirrter als über seine Gelassenheit. „Oder wir könnten ihm die Akademie zeigen.“ Es dauert ein paar Sekunden, bis sie begreift, dass das Thema damit für ihn wirklich abgehakt zu sein scheint. Ihr Herz klopft unruhig in ihrer Brust und sie erkennt schließlich auch warum. Sie schließt die Augen und registriert zufrieden, dass sie endlich eine Antwort gefunden hat, die sie lange gesucht hat. Eine Antwort, die sie ihm schuldet, weshalb sie erneut seinen Blick sucht. „Ja.“ Das minimale, kaum sichtbare Schmunzeln um seine Lippen löst ein Gefühl in ihr aus, das ihr fremd war, bevor sie ihm begegnet ist. „Ja, was?“ „Ja, ich werde dich heiraten.“ Dieses Mal steht die Überraschung in seinen Gesichtszügen und das Schmunzeln liegt auf ihren Lippen, als sie die Arme um seinen Hals schlingt und sich die Zehenspitzen streckt, bis sie beinahe auf Augenhöhe voreinander stehen. „Und nicht nur, weil ich schwanger bin und es schlecht für deine politische Karriere wäre, wenn wir es nicht tun würden.“ Sie zieht ihre Lippen über seine. „Sondern, weil ich nie einen Mann so lieben werde wie dich, egal ob ich noch eine Woche lebe oder 50 Jahre.“ Seine Hände schlingen sich schraubstockartig um ihre Hüfte und sie legt den Kopf in den Nacken, um das Feuer in seinen Augen zu sehen, das dem in ihrem Inneren entspricht. „Meine Loyalität gehört dir ebenso, wie der Rest von mir. Ich will dich heiraten, weil ich hoffnungslos verliebt in dich bin.“ Seine Hände umschließen ihre Wangen und seine Lippen drücken sich rau und wild gegen ihre und sie erwägt berauscht, ob sie wohl lange genug ungestört bleiben werden, um sich vollständig in ihm zu verlieren, aber Takeru spielt im Raum neben ihnen. Vermutlich mit demselben Gedanken löst Gaara sich zu schnell von ihr und lehnt seine Stirn gegen ihre. „Ich habe dich nicht gebeten mich zu heiraten, weil du schwanger bist und es ist mir egal, was die Leute sagen würden. Du hast mir schon in der Stunde, in der wir uns begegnet sind, den Kopf verdreht.“ Der junge Kazekage schließt die Augen und sie sehnt sich seinen nächsten Worten ebenso entgegen wie sie wünscht, dass seine Berührung sie nie mehr verlassen wird. „Ich liebe dich.“ Es ist ein geflüstertes Geständnis und wenn sie nicht so dicht vor ihm stehen würde, dass sie jedes Wort auf ihrer Haut spürt, hätte sie ihn wohl nicht verstanden. Sie zieht ihre Finger sanft über seinen Hals hinauf bis zu seinen Wangen und wartet, bis er seine Augen wieder öffnet und sie einen Moment ansieht, bevor sie sich streckt und ihre Lippen begierig für einen weiteren Kuss gegen seine drückt. Seine Arme fahren über ihren Körper und ziehen sie in eine liebevolle Umarmung und dieses Mal verweilen sie lange in der darauffolgenden Stille, bis Gaara sie noch einmal unterbricht. „Es tut mir leid.“ Die Entschuldigung, die sie nicht erwartet hat, würde sie normalerweise sorgen, aber sie ist zu entspannt und dieses Mal vertraut sie seinem ruhigen Tonfall. „Was?“ „Ich fürchte, es wird keinen Weg geben, um eine große Zeremonie herumzukommen.“ Sein hörbarer Unwille hat etwas Jungenhaftes, das ihr ein unbeschwertes Lachen entlockt. „Ich habe schon Schlimmeres überstanden.“ . . . - Am nächsten Morgen im Büro der Hokage - Tsunade hat ihrer Erklärung ungewohnt still beigewohnt und nimmt sich auch nach ihrem letzten Satz noch einige Minuten, bevor sie zu einer Antwort ansetzt. „Ich fürchte, ich kann dir nichts sagen, was du nicht selbst schon weißt. Zeit und Verständnis sind wirklich das Einzige, was wir ihr im Moment geben können.“ Das ist nicht wirklich der Rat, den Sakura sich erhofft hat, auch wenn ihr generell klar war, dass sie nicht mehr erwarten konnte. Sie musste nicht lange nach der Ursache für Hinatas Reaktion suchen. Der Verlust ihrer ersten Schwangerschaft hat ein Trauma bewirkt, dass sie von der ersten Sekunde an verdrängt hat und dass sie jetzt eingeholt hat. Aber davon kann sie Tsunade schlecht erzählen. Hinata hat nur mit den Schultern gezuckt, als sie gefragt hat, ob es ihr etwas ausmachen würde, wenn sie mit der Hokage darüber spricht, aber dieses Geheimnis jetzt zu offenbaren würde ihnen beiden und Ino nichts als Ärger einbringen. Tsunade nimmt einen Schluck von ihrem Sake. „Gib ihr ein paar Tage. So wie ich Hinata einschätze, wird sie sich schnell beruhigen, sobald sie sich erst an den Gedanken gewöhnt hat.“ Sie bezweifelt schwer, dass Abwarten allein dieses Problem lösen wird. „Du weißt, tatenlos Däumchen zu drehen liegt mir nicht. Hast du auch noch einen anderen Rat?“ Die Hokage dreht nachdenklich an ihrem Becher und findet in ihrem Sake wohl zum ersten Mal so etwas wie eine kleine Erleuchtung. „Was hältst du von Urlaub?“ Sakura runzelt jedoch nur verständnislos die Stirn. „Inwiefern soll Urlaub bitte dieses Problem lösen?“ „Ich könnte euch beide für zwei Wochen nach Suna schicken. Ihr seid immer noch mitgenommen von eurem Kampf, eine Kur zu begründen wäre damit das Einfachste der Welt. Vorausgesetzt du kannst dich zwei Wochen von Sasuke trennen.“ Sakura ignoriert die neckende Spitze ihrer ehemaligen Sensei und beugt sich interessiert vor. „Ich sage das ja nicht gern, aber das ist eine geniale Idee. Wie schnell kannst du das organisieren?“ . . . - Am selben Abend - „Eine Kur?“ Naruto lehnt mit verschränkten Armen im Türrahmen, während Hinata ihm den Rücken zugedreht hat und ein paar ausgewählte Kleidungsstücke aus ihrem Schrank in den daneben stehenden Rucksack befördert. „Ja, es war Tsunades Idee.“ Es war kein Vorschlag, den sie erwartet hat und zunächst hat sie das mit eben der Gleichgültigkeit hingenommen, die jede ihrer Empfindungen trübt. Aber zu versuchen, sich für Naruto zusammen zu reißen und es gleichzeitig nicht über sich zu bringen, ihm erklären zu können, warum sie so daneben ist, verlangen ihr Energie ab, die sie nicht hat und der Abstand, den Tsunade und Sakura ihr angeboten haben, erschienen ihr dann doch schnell als willkommene Gnadenfrist. Vielleicht schaffen es ja zwei Wochen, sie irgendwie wieder normal werden zu lassen. Sie schüttelt den bitteren Gedanken ab, bevor er sich in ihren Gesichtszügen wiederfindet. In ihrem Kopf dreht sich immer noch alles, von den letzten Wochen, der letzten Offenbarung und allem was sonst noch dazwischen lag. Sie kann sich so schon kaum konzentrieren, weil die irrationale Panik, die sie nicht los wird, ihre Gedanken vollständig beherrscht. Weil sie so sehr mit sich und ihrem inneren Tumult beschäftigt ist, bemerkt sie nicht einmal, wie Naruto lautlos von hinten an sie herantritt. „Ich denke das ist eine fantastische Idee. Aber du wirst mir fehlen.“ Er schlingt zärtlich von hinten beide Arme um ihren Bauch und vergräbt seine Nase in ihren offenen Haaren. Hinata ringt die panische Reaktion ihres Körpers verzweifelt nieder und zwingt sich in seiner liebevollen Umarmung ruhig zu bleiben. „Ja, du mir auch.“ Er küsst ihren Hals und die angespannte Clanerbin beißt sich hart auf die Unterlippe, um nicht zusammenzuzucken, doch als er mit den Fingern unter ihr Oberteil fährt und ihren nackten Bauch berührt, löst sie sich viel zu schnell von ihm, um die übertriebene Reaktion irgendwie kaschieren zu können. Natürlich runzelt er augenblicklich verständnislos die Stirn. „Hina?“ „Tut mir leid, aber ich… wollte mich noch von Tenten verabschieden, bevor wir aufbrechen. Wir sind uns in letzter Zeit wieder näher gekommen und ich will nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlt.“ Sie hasst sich selbst, als er mit einem gutmütigen Grinsen reagiert, aber sie sieht auch in seinen Augen, dass auch seine Unbeschwertheit nur gespielt ist. „Klar. Willst du, dass ich dich begleite?“ „Nein!“ Sie schimpft sich selbst eine dämliche Närrin, weil sie komplett unfähig ist ihm etwas vorzumachen. „Tenten hat angedeutet, dass sie mir etwas Wichtiges zu erzählen hat.“ Jjetzt lügt sie ihm auch noch direkt ins Gesicht, damit wäre dann auch der nächste Tiefpunkt in ihrem Leben erreicht. „Na, da will ich mich dann mal nicht einmischen. Grüß sie von mir.“ „Ja“, echot sie schwach und flieht so schnell sie kann aus dem Raum, der ihr schlagartig klein und beengt vorkommt. Aber ihr schlechtes Gewissen lastet so schwer auf ihrer Brust, dass es ihr auch draußen vor der Tür noch die Luft zum Atmen nimmt. • - Währenddessen bei Sakura und Sasuke - „Was machst du?“ Trotz ihrer neu vereinbarten Ehrlichkeitspolitik, liegt eine hörbare Skepsis in seiner Stimme, als er den Raum betritt, während sie gerade dabei ist, eine Tasche zu packen. „Tsunade hat mir und Hinata zwei Wochen Erholung in Suna verschrieben. Du kennst ihre spontanen Einfälle ja, jedenfalls will sie, dass wir noch heute Abend aufbrechen.“ Sie will sich zurück zu ihrem Kleiderschrank drehen, doch der Clanerbe greift bestimmend nach ihrem Arm und sie dreht sich fragend zurück zu ihm. „Du verheimlichst mir doch nicht schon wieder was, oder?“ „Nein.“ Theoretisch hat sie ihm alles erzählt, was sie mit Tsunade vereinbart hat. Doch ihre knappe Antwort zerstreut Sasukes Misstrauen nicht. „Ich meine, es geht dir doch gut, oder? Du hast mir doch die Wahrheit gesagt, als du mir erzählt hast, Tsunade hätte bestätigt, dass du und Hinata keine bleibenden Schäden von dem Angriff davongetragen habt?“ Seine verborgene Sorge rührt ihr Herz und sie tritt mit einem ehrlichen Lächeln näher an ihn heran und fährt mit ihren Fingern sanft über seine Wange. „Natürlich. Physisch gesehen, geht es uns absolut gut.“ Sie lässt unausgesprochen, dass es bei dieser Reise vor allem um Hinatas emotionale Gesundheit geht. Es ist ihr bewusst, dass sie ihn mit ihrer nächsten Aussage manipuliert, doch sie kann sich sein Misstrauen im Moment nicht leisten, also verdrängt sie den hinterlistigen Funken schlechten Gewissens. „Aber wenn du willst, bitte ich sie, uns nicht bis nach Suna zu schicken.“ Sie hält seinem forschenden Blick gelassen stand und weiß, dass er in ihren Augen nichts finden kann, was sie verrät. Er mag ein ungutes Gefühl haben, das er sich nicht nehmen lässt, aber nach all den Jahren ist sie die perfekte Schauspielerin geworden, wenn es darum geht, ihre Emotionen sorgfältig zu tarnen. „Nein. Erholt euch in Suna.“ Er senkt den Kopf und das erregte Schaudern, das ihren Körper erzittern lässt, sobald sein warmer Atem ihre Lippen streift, muss sie nicht spielen. „Und dann komm zu mir zurück.“ Er drückt ihr seine Lippen auf, um sie um eine Antwort zu bringen und sie ergibt sich seinem wilden Kuss seufzend, ohne jegliche Gegenwehr, während sie gleichzeitig ihre Finger unter den Kragen seines Hemdes schiebt. „Was tust du?“, will er rau wissen. „Dir beweisen, dass es mir sehr, sehr gut geht“, flüstert sie grinsend, während sie die schmalen Knöpfe seines Hemdes geschickt löst und den Kopf dreht, bis ihre Lippen seine wiederfinden. . . . - Am Abend desselben Tages, am Westausgang Konohas - Sie holen Gaara und Soya gerade noch am Westtor ein und die dunkelhaarige Kunoichi reicht den schlafenden Takeru mit einem Seufzen an Gaara weiter, als sie Sakura und Hinata entdeckt, bevor sie sich den beiden Frauen nähert. „Ihr wisst, ich will diesen Abschied nicht.“ Sakura schmunzelt neckend. „Deswegen hast du uns auch verschwiegen, dass ihr heute noch nach Suna aufbrecht.“ Aber Hinata erlöst Soya schnell von ihrem schlechten Gewissen. „Wir sind nicht hier, um uns zu verabschieden. Wir kommen mit euch.“ Soya braucht nur ein paar Sekunden, um die Taschen auf den Schultern der beiden, die schlafende Nia in Hinatas Armen und die Tatsache, dass Gaara ihr mit keiner Silbe widersprochen hat, als sie darauf bestanden hat, dass Dorf ohne Abschiede zu verlassen, zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. Sie wirft ihrem Verlobten über die Schulter einen Blick zu, der ihn wissen lässt, dass sie anerkennt, dass er sich mit dieser Überraschung für ihr letztes Geheimnis revanchiert, bevor sie die Arme für eine kurze Umarmung um Sakura und Hinata schlingt. Sie drückt die junge Hyuuga ein wenig länger, denn sie sieht ihren Schmerz und hat doch nichts, was sie ihr anbieten könnte, um ihn zu lindern. Außerdem verbirgt sie an den Schultern ihrer Freundinnen ihre eigene Rührung darüber, dass sich ihre Wege an diesem Tag noch nicht trennen. „Dann lasst uns gehen.“ . . . Kapitel 29: Courageous ---------------------- - Sechs Wochen später - „Hey, Oba-chan, was gibt`s?“ Das optimistische Grinsen rutscht ihm schon von den Lippen, als die Hokage in keinster Weise auf die verhasste Bezeichnung reagiert und ungewohnt ungerührt von den Akten auf ihrem Schreibtisch aufsieht. „Ich wollte euch lediglich darüber informieren, dass die beiden noch eine weitere Woche in Suna bleiben werden, vielleicht auch zwei.“ Naruto runzelt überrascht die Stirn, doch Sasuke verschränkt an seiner Seite stoisch die Arme. „Aus welchem Grund?“ Tsunade hebt abwartend eine fein geschwungene Augenbraue. „Uchiha?“ „Ich will wissen, warum sie den Aufenthalt der beiden schon wieder verlängern.“ „Weil ich die talentierteste Medic-nin aller Zeiten bin und tue, was ich für richtig halte. Und falls es dir entfallen sein sollte, lass mich dich daran erinnern, dass ich außerdem auch immer noch deine Kage bin und du meine Entscheidungen nicht in Frage zu stellen hast!“ Der unvorhergesehene Ausbruch der Godaime ist nichts Neues und selten friedlich gestimmt, versucht sich ausgerechnet Naruto als Schiedsrichter. „Lass es gut sein, Sasuke. Wir können sie doch besuchen.“ „Nein.“ Und gibt den Versuch im nächsten Moment als hoffnungslos auf. „Was soll das heißen, nein?“ „Ich habe die beiden extra nach Suna geschickt, damit sie sich von allem hier erholen können.“ Der blonde ANBU runzelt fassungslos die Stirn. „Und mit von allem, meinst du von uns? Was läuft hier, Tsunade?“ Die berühmte Sanin verschränkt gelassen die Hände unter ihrem Kinn. „Selbst, wenn ich wollte, unterliege ich in allem, was mit der Gesundheit der beiden zusammenhängt, der ärztlichen Schweigepflicht.“ „Wir sind ihre Freunde-“ „Solange ihr nicht verheiratet seid macht das rein rechtlich gesehen überhaupt keinen Unterschied, Naruto und das weißt du auch.“ Jirayas ehemaliger Schüler zögert einen Moment lang, bringt es aber dann doch unumwunden auf den Punkt. „Hinata und ich, wir sind verlobt.“ Die Hokage runzelt angesichts dieser unerwarteten Offenbarung, überrascht die Stirn. „Was?“ Der talentierte Shinobi, dem sie dieses Elend von Amt verdankt, vergräbt ungewohnt ernst beide Hände in den Taschen seiner Hose. „Wir wollten noch warten und haben es deswegen noch niemandem außer Sakura und Sasuke erzählt. Aber ich habe sie schon vor ein paar Wochen gefragt.“ Und letztendlich war das wohl nur noch eine Sache mehr, die zu der grenzenlosen Überforderung der jungen Frau beigetragen hat, aber das kann sie dem blonden Chaoten schließlich nicht sagen. „Das freut mich für euch, aber auch das ändert hinsichtlich dieser Angelegenheit nichts. Aber lass mich dich noch einmal daran erinnern, was ich euch nach ihrer Rückkehr so dringlich versucht habe einzubläuen: Ihr müsst den beiden die Zeit lassen, die sie brauchen. Man erholt sich von so einem Trauma nicht von heute auf morgen und auch wenn es die meiste Zeit so aussieht, als würde es ihnen gut gehen, heißt das noch lange nicht, dass es auch wirklich so ist. Und ich sage damit nicht, dass es ihnen nicht gut geht. Ich sage lediglich, dass ihr weit mehr Geduld aufbringen müsst, als euch beiden Hitzköpfen liegt, wenn ihr sie nicht verletzen wollt.“ Nach diesem Vortrag rauscht Naruto ohne einen Abschiedsgruß aus dem geräumigen Büro, aber sein bester Freund erhebt sich ruhig aus seinem Stuhl und fixiert die Hokage aus kalten, berechnenden Augen. „Ich lasse mich nicht gerne zum Narren halten, Tsunade. Du verschweigst uns etwas. Und sollte den beiden etwas zustoßen, während sie in Suna sind, wird dir dein Amt gar nichts nützen.“ Doch die Godaime hält seinen warnenden Blick ungerührt. „Glaub mir, Sasuke: Mir liegt nichts mehr am Herzen als das Wohlergehen der beiden.“ . . . - Am selben Abend in Sunagakure - Hinata summt leise die letzten Töne des Schlafliedes, während sie Nia sorgfältig zudeckt. Nach all den Wochen hat sich zumindest das Kleinkind weitgehend von den vorherigen Strapazen erholt. Ihre Albträume haben endlich nachgelassen und sie schläft die Nacht meistens wieder durch. Mittlerweile spricht sie auch mehr und mehr, wenn auch bisher nur mit ihr, Sakura, Soya und Takeru. Kurz bevor Nia einschläft, bewegen sich ihre Lippen noch einmal. „Mama.“ Hinata erstarrt an dem Kinderbett, bevor sie fassungslos von dem schlafenden Mädchen zu ihrer besten Freundin sieht, die im Türrahmen lehnt. „Hat sie gerade-“ Sakura tritt mit einem schmalen Lächeln an sie heran und schlingt beide Arme um sie. „Du bist die einzige Mutter, die sie je kannte. Du ziehst sie auf. Du bist ihre Mama, Hinata.“ Aber Hinata verharrt noch absolut starr in ihrer Umarmung. „Aber woher-“ „Sie entfernt sich zwar immer noch kaum von deiner Seite, aber sie hat dennoch Hyuuga-Augen. Sie beobachtet, vor allem die anderen Kinder. Sie hat erkannt, was du für sie bist.“ Die schöne Clanerbin schließt die Augen, um ihre Tränen zu verbergen, während sie Sakuras Umarmung erwidert und ihren Schmerz einmal mehr an deren Schulter verbirgt. Aber zum ersten Mal seit Wochen ist es eine positive Emotion, die ihr die Tränen in die Augen treibt. Sie weiß, dass es Zeit ist in ihr Heimatdorf zurückzukehren und sich ihren Problemen zu stellen, statt noch länger zu versuchen davon wegzulaufen. „Es ist Zeit, dass wir nach Hause gehen.“ Sichtlich überrascht von dem Themenwechsel, löst sich Sakura von ihr und ihre Augen mustern sie abschätzend. „Bist du dir sicher?“ „Ja.“ Sicher, dass es an der Zeit ist, ja. Ob sie schon bereit ist, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Aber sie weiß, dass es die richtige Entscheidung ist, als ein fröhliches Lächeln Sakuras Lippen verzieht. „Dann sollten wir Soya wohl möglichst schonend beibringen, dass es jetzt doch Zeit für einen Abschied ist.“ „Es ist nur ein Abschied auf Zeit.“ . . . - Eine Woche später in Konohagakure - Sie sind Zuhause. Aber es ist nicht ganz das Wiedersehen, dass sie sich ausgemalt haben. Nachdem sie sich bei Tsunade zurückgemeldet haben, sind sie nach Hause gegangen. Sie hat sich ausgiebig damit beschäftigt die schlafende Nia in ihr Bett zu legen, aber jetzt steht sie Naruto gegenüber, ohne zu wissen, wie sie das Gespräch beginnen soll, das sie führen muss. Mit dem Mann, den sie schon so lange liebt, dass sie sich selbst ohne ihre Gefühle für ihn schon lange nicht mehr kennt. Aber sie hat immer noch keine Ahnung wie sie ihm ihr merkwürdiges Verhalten erklären soll. Wie sie die Distanz begründen soll, die immer noch zwischen ihnen steht. Es ist so eindeutig, dass auch Naruto nichts Beschönigendes mehr an ihrer Situation findet. Nach sieben Wochen unfreiwilliger Trennung, die für ihn und Sasuke keinesfalls heilsam waren, kommuniziert auch der Blondschopf seine Frustration offen. „Was ist los mit dir? Du warst schon an dem Abend bevor ihr aufgebrochen seid so komisch.“ Die Tatsache, dass sie ihm kaum in die Augen sehen kann, verrät noch mehr als ihr Schweigen. Er hat keinen Ansatz gemacht sie zu umarmen, als er sie gesehen hat, wohl in weiser Voraussicht, denn als er jetzt die Hand nach ihr ausstreckt, zuckt sie zusammen und er lässt seinen Arm augenblicklich sinken. „Es geht mir gut.“ Aber das ist auch nach ihrer Zeit in Suna immer noch eine Lüge und das wissen sie beide. „Sieh mich an. Und jetzt sag mir das nochmal so, dass ich es auch glauben kann.“ Was soll sie ihm sagen? Dass sie seine Berührung zum ersten Mal in ihrem Leben meidet, weil sie in der zehnten Woche von ihm schwanger ist und sie befürchtet ihm könnte die minimale Wölbung ihres Bauches auffallen? Wenn ihr nicht all die Toten, die sie in den letzten Jahren verschuldet hat, bereits einen Platz in der Hölle reserviert haben, dann bekommt sie ihn unter Garantie dafür, dass sie die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben hintergeht. Denn sie hat auch Sakura getäuscht. Sie hat ihrer treuen Freundin vorgemacht, dass sie mittlerweile bereit wäre, mit Naruto über ihre Schwangerschaft zu reden. Und das war eine der schlimmsten Lügen, die sie in ihrem ganzen Leben erzählt hat. Denn jetzt steht sie vor ihm und hat immer noch keine Ahnung, wie sie es ihm sagen soll. „Hinata-“ Er greift nach ihr, vorsichtig und in der Absicht ihre Aufmerksamkeit zu ihm zurückzuholen, ohne zu wissen, dass diese Handlung im Moment genau das Falsche ist. Ihre hellen Augen fliegen zurück zu ihm und tragen eine klare Emotion in sich. „Lass mich los, Naruto!“ Er erkennt die schlecht verborgene Panik in ihren Augen und lässt sie augenblicklich los, aber er hat auch nicht vor das Ganze zwischen ihnen weiterhin ungeklärt zu lassen. „Rede mit mir!“ Doch Sasukes alarmierend panischer Ruf gibt ihr einen glaubwürdigen Grund, schnell aus dem Zimmer zu fliehen. • - Währenddessen bei Sakura und Sasuke - Anhand der offensichtlichen Anspannung zwischen Hinata und Naruto haben sie sich ebenfalls ohne ausführliche Begrüßung in ihr Schlafzimmer zurückgezogen. Sakura lässt ihre Tasche zu Boden sinken und legt ihre Hände in ihren Nacken, um ihr Chakra in ihre angespannten Muskeln fließen zu lassen, in der Hoffnung, dass ihre heilende Energie auch den Schwindel behebt, der sie den ganzen Tag über schon nicht loslässt. Sie spürt Sasukes Blick auf sich und sie weiß auch, dass sie seine Geduld und sein Verständnis einmal mehr überstrapaziert hat. „Du brauchst mir keine Löcher in den Kopf zu starren, ich weiß, dass du wütend bist. Es waren nur ein paar Wochen geplant, aber wir-“ Sie will sich bücken, um ihre Tasche vom Boden aufzuheben, hält aber stöhnend inne und streckt haltsuchend eine Hand nach der nächsten Wand aus, als der Raum plötzlich vor ihren Augen verschwimmt. Trotz seiner schlechten Stimmung, greift der Uchiha augenblicklich stützend nach ihrem Oberarm. „Was ist los? Was hast du?“ Sie schließt die Augen und lehnt sich blind gegen ihn. „Ich weiß nicht, mir war schon auf dem ganzen Heimweg so schwindelig. Es ist bestimmt nur der Temperaturunter-“ Doch bevor sie es auf das Wetter schieben kann, erschlafft ihr Körper in seinen Armen und sie verliert das Bewusstsein. „Sakura? Sakura! HINATA!“ . . . - Kurz darauf im Krankenhaus - Ihr Aufenthaltsort verrät sich ihr einmal mehr anhand seines sterilen Geruchs, bevor sie überhaupt die Augen aufschlägt. Ein Wiedersehen mit dem Krankenhaus, das sie so keinesfalls beabsichtigt hat. Sie blinzelt Hinata an ihrer Bettseite in den Fokus und registriert überrascht, dass sie allein in dem hellen Raum sind. Aber die Hyuuga beantwortet ihre Frage, bevor sie sie stellen kann. „Sasuke diskutiert im Gang mit Tsunade und Naruto wollte uns einen Kaffee holen, aber es könnte auch sein, dass er meine Anwesenheit im Moment einfach nicht erträgt.“ Das Lächeln um Hinatas Lippen verrät ihr, dass ihre letzten Worte hoffentlich nicht ernst gemeint waren, aber sie setzt dennoch an, etwas dazu zu sagen, als Hinata ihr eine Hand auf die Schulter legt und sie sanft davon abhält, sich aufzurichten. „Du bist schwanger.“ „Ich weiß.“ Die hellen Augen ihrer Freundin fragen nach einer Erklärung und sie setzt seufzend dazu an, warum sie diese Offenbarung nicht überrascht. „Wenn ich ehrlich bin, ist es mir schon seit ein paar Tagen bewusst.“ Als Medic-nin nicht zu bemerken, dass sie mittlerweile in der siebten Woche schwanger ist, wäre allerdings eine Schande, die sie lieber nicht öffentlich zugeben würde. Doch als Hinata schuldbewusst zusammenzuckt, wünscht sie sich für einen Moment, sie hätte gelogen, aber das würde alles verletzen, was sie sich vor langer Zeit geschworen haben. Die schöne Hyuuga schließt reuevoll die Augen. „Es tut mir leid.“ „Hina-“ Aber Hinata schüttelt den Kopf. „Nein, ich war nicht ehrlich zu dir und das war nicht fair. Aber ich wollte dich nicht noch länger in Suna festhalten und ich wusste, du wärst niemals ohne mich zurückkommen.“ „Süße, ich wäre auch noch zwei weitere Monate mit dir in Suna geblieben.“ Das ist ihr durchaus bewusst und einer der Gründe, warum sie jetzt hier ist. Aber es ist auch höchste Zeit endlich nicht mehr vor ihren Problemen davonzulaufen. „Ich werde es ihm sagen.“ Die talentierte Medic-nin drückt die Hand ihrer Freundin ermutigend. „Du wirst sehen, deine Sorge ist völlig unbegründet. Und sag ihm, ich bring ihn um, wenn es nicht so ist.“ Hinata ringt sich ein müdes Lächeln ab. „Wie geht es dir damit?“ Sakura setzt sich vorsichtig auf und ignoriert die Missbilligung, mit der Hinata diese Absicht verfolgt. „Ganz ehrlich?“ „Immer.“ „Ich freue mich.“ Das Lächeln, das ihre Lippen ohne ihr zutun verzieht, drückt genau das aus. „Sasuke und ich haben darüber gesprochen und das ist, was wir beide wollen. Nur jetzt, wo es so weit ist, bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich schon bereit bin Mutter zu werden.“ „Du bist bereit“, versichert Hinata ihr ernst und Sakura nimmt es mit einem Nicken an. „Und du auch.“ „Ja.“ Aber sie wissen beide, dass ihre Angst nicht daher rührt. Die Tür öffnet sich ohne Klopfen und offenbart einen sichtlich schlecht gelaunten Sasuke. Hinata erhebt sich und drückt ihre Lippen sanft gegen Sakuras Stirn. „Ich lasse euch allein.“ Das Klicken der Tür hüllt den Raum in ein eisiges Schweigen, das nicht lange zu ertragen ist. „Sasuke-“ Aber er ist offensichtlich nicht in der Stimmung für ihre Beschwichtigungen. „Ich werde nicht gerne angelogen, Sakura. Besonders nicht von dir.“ Sie öffnet erneut den Mund, um sich zu entschuldigen, aber er wirft ihr wortlos eine Akte in den Schoß. Die hübsche Kunoichi runzelt verwirrt die Stirn, als sie ihren eigenen Namen auf dem Umschlag liest. „Was- Du hast den Schwestern meine Akte geklaut?!“ Sie sieht entgeistert in sein emotionsloses Gesicht, das außer der gewohnten Unnachgiebigkeit rein gar nichts verrät. Die talentierte Medic-nin schluckt betroffen, als sie begreift, was vermutlich längst Eintrag in ihre Akte gefunden hat. „Und du hast sie gelesen?“ Sie wollte nicht, dass er es so erfährt. „Noch nicht. Ich will, dass du mir sagst, was mit dir los ist. Aber solltest du es nicht tun, werde ich es selbst herausfinden. Ich werde nicht tatenlos mit ansehen, wie dir noch einmal etwas zustößt.“ Er mag ein arroganter Idiot sein, der seine Sorge nicht anders auszudrücken weiß, aber die Emotionen hinter seinem barschen Tonfall berühren sie trotzdem. „Komm her.“ Sie rutscht ein wenig zur Seite und registriert durchaus überrascht, dass er ihrer Bitte ohne weitere Diskussion nachkommt. Er setzt sich auf die Kante, mit ausreichendem Abstand zu ihr, aber sie rutscht vorsichtig zu ihm herüber, schiebt ihre Finger sanft zwischen seine und lehnt ihre Stirn gegen seine Schulter. „Mir stößt nichts zu. Es ging mir schon lange nicht mehr so gut-“ „Sakura-“ Es liegt eine Warnung in ihrem Namen, aber statt sie zu hören, drückt sie ihre Lippen sanft gegen seine und flüstert: „Wir bekommen ein Baby, Sasuke.“ Sie spürt, wie er gegen ihren Körper erstarrt und lehnt sich ein wenig zurück, um in seine Augen sehen zu können. Es ist ein faszinierender Anblick, ihn um seine Fassung ringen zu sehen. „Du meinst…“ Sein Blick wandert von ihren Augen zu ihrem Bauch und zurück. Das Schauspiel wiederholt sich noch ein paar Mal und sie amüsiert sich einen Augenblick lang über seine seltene Sprachlosigkeit, bevor sie ihn erlöst und ihre Lippen erneut gegen seine drückt. „Wir haben scheinbar schon oft genug geübt.“ Es vergehen noch zwei Sekunden, in denen ihr Herz rasend schnell in ihrem Brustkorb pocht, bevor er sich so schnell bewegt, dass ihr erneut schwindelt. Seine Hände umschließen ihre Wangen und sein Körpergewicht drückt sie zurück in die Kissen, während sich seine Lippen stürmisch gegen ihre bewegen. Sie erwidert seinen Kuss mit derselben Hingabe und das freudige Flattern in ihrem Bauch erlischt auch unter dem ernsten Blick, den er ihr zuwirft, nicht. „Spätestens jetzt muss sich einiges ändern.“ „Ich weiß.“ Sie drückt ihre Lippen noch einmal gegen seine und zieht ihre Fingerspitzen liebevoll durch seine dunklen Haarsträhnen. „Ich werde keine Versprechungen mehr machen, die ich nicht halten kann und du wirst dennoch noch ein wenig Geduld mit mir haben müssen. Aber ich glaube wirklich, dass wir das irgendwie hinkriegen.“ „Das werden wir.“ • Ihre Blicke treffen sich im Flur, als sie gerade Sakuras Krankenzimmer verlässt und sie einigen sich wortlos darauf, in einen kleinen Nebenraum abzubiegen. Der Raum ist staubig und schlecht beleuchtet, was ihr die bevorstehende Herausforderung eventuell erleichtern könnte, aber der Abstellraum ist gleichzeitig so beengt, dass zwischen sie kaum ein Meter Platz passt. Während sie noch nach halbwegs passenden Worten sucht, dieses Gespräch zu beginnen, kommt Naruto ihr mit einer Aussage zuvor, die ihr ein weiteres Mal den Boden unter den Füßen wegreißt. „Hinata, ich habe dir nicht das Versprechen abgenommen, dass du mich nie verlassen wirst, um dich gegen deinen Willen an mich zu binden. Wenn du“, er schluckt hart, weil es ihm beinahe unmöglich scheint die Worte auch nur auszusprechen, „mich nicht mehr liebst-“ Er bringt es trotz seines festen Vorsatzes nicht über sich ihr zu sagen, dass sie ihn verlassen kann, sollte das ihr Wunsch sein. Es ist ein weiteres erstes Mal, dass sie in seiner Gegenwart beängstigend erblasst, als sie begreift, zu welcher Schlussfolgerung ihn ihr Verhalten getrieben hat. „Nein! Kami, Naruto, nein! Ich liebe dich-“ „Du willst mich also nicht verlassen?“ Die hübsche Clanerbin schüttelt verzweifelt den Kopf. „Nein! Ich würde nie auch nur-“ Aber er unterbricht sie erneut, indem er mit beiden Händen nach ihr greift, sie ungestüm nach hinten gegen die Wand drängt und ihr im selben Moment wild seine Lippen aufdrängt. Sie erwidert seinen Kuss nicht nur, um ihn von der absurden Idee abzubringen, sie könnte ihn nicht mehr lieben. Die Reaktion ihres Körpers auf seine unmittelbare Nähe erinnert sie eindringlich daran, dass sie zwar konstant Angst vor diesem Gespräch hatte, ihn aber dennoch jede Minute in den letzten Wochen schmerzlich vermisst hat. Doch genau dieses Gespräch und seine Überfälligkeit, verhindern auch, dass sie sich seiner Nähe bedenkenlos hingeben kann. „Naruto“, unterbricht sie ihn seufzend, „ich muss mit dir reden.“ Es passt zu ihrer Glückssträhne der letzten Wochen, dass genau in dem Moment, in dem sie endlich bereit ist dieses Gespräch zu führen, ein lauter Alarm dazwischen kommt. Sie wechseln einen Blick, bevor Naruto nach ihrer Hand greift und sie mit sich aus dem Raum zieht. Hektische Schritte führen sie über den Flur zurück in Sakuras Krankenzimmer, wo sie Sakura und Sasuke unverändert vorfinden. Mit der Erleichterung, dass der Alarm nichts mit einem von ihnen zu tun hat, streben sie zurück zu der Tür, aber diese fliegt auf, bevor einer von ihnen die Hand um die Klinke schließt und offenbart eine aufgebrachte Hokage. „Ein kleines Mädchen wird vermisst und unter meinem Kommando verschwindet niemand mehr aus diesem Dorf! Wir riegeln das Krankenhaus ab! Würdet ihr-“ „Wir helfen beim Suchen!“ Hinata bestätigt Narutos Angebot mit einem Nicken, aber Tsunade wartet nicht auf ihre Antwort. Naruto setzt an ihr zu folgen, aber Hinata sieht über ihre Schulter zu Sasuke. „Bleib du bei Sakura.“ Der Uchiha bestätigt ihre Bitte mit einem Nicken, als hätte er nie etwas anderes vorgehabt und die Reaktion veranlasst die rosahaarige Medic-nin zu einem Augenrollen. „Ich bin nicht senil, wisst ihr? Ich kann euch hören. Und aufstehen kann ich auch.“ Die junge Clanerbin sieht schmunzelnd von ihrer schmollenden Freundin zu dem dunkelhaarigen Uchiha. „Und fessle sie im Zweifelsfall an das Bett. Tsunade hat ihr nämlich gesagt, dass sie sich schonen und sich nicht aufregen soll.“ „Verräterin“, grummelt Sakura leise, aber an ihren Lippen zupft ein glückliches Lächeln, angesichts der Tatsache, dass Hinatas ungezwungene Art ihr verrät, dass ihre engste Freundin sich wieder gefangen hat. „Außerdem ist es vollkommen unnötig, dass du aufstehst.“ Die talentierte Medic-nin rollt spottend mit den Augen. „Es ist generell unnötig, überhaupt einen Suchtrupp auf die Beine zu stellen, während sich ein Hyuuga im Gebäude befindet.“ • Hinata findet die Kleine innerhalb von Sekunden im Heizungskeller des Krankenhauses. Das Kleinkind dazu zu bewegen ihr Versteck zu verlassen, erweist sich jedoch als weniger einfach. Sie schickt Naruto los, um Tsunade Bescheid zu geben, während sie selbst auf die Knie sinkt und einen direkten Blick unter die schweren Geräte wirft, um die Dreijährige in der hintersten Ecke des Raumes auszumachen. „Deine Mama und dein Papa werden gleich hier sein. Sie haben dich schon überall gesucht. Bis sie hier sind, werde ich einfach hier sitzen bleiben, okay?“ Sie wartet das zögerliche Nicken des Mädchens ab, bevor sie ganz auf die Knie sinkt, in der festen Absicht an Ort und Stelle zu verweilen. Während sie ihren Blick auf die Kleine gerichtet lässt, machen sich ihre Gedanken selbstständig und sie führt ihre Hand unbewusst über ihren Bauch. Ich werde mein Kind niemals aus den Augen lassen. Mit dem Gedanken stockt plötzlich ihr ganzer Körper und ihr Blick verliert sich im Nichts, als sich das erdrückende Gefühlswirrwarr, dass ihr die letzten Wochen über beinahe den Verstand geraubt hat, schlagartig lichtet und ihr offenbart, wovor sie wirklich Angst hat. Es ist nicht wirklich eine Überraschung, aber dennoch das letzte Puzzleteil, das ihr die letzten Wochen gefehlt hat, um herauszufinden, woher genau die Panik rührt, die sie keinen Tag losgelassen hat. Schmale Finger, die sich zögerlich um ihre Hand schließen, reißen sie aus ihren Gedanken und sie begegnet fragenden braunen Augen. „Warum weinst du?“ Es dauert ein paar Sekunden, bis ihr klar wird, dass Tränen über ihre Wange fließen und offensichtlich der Grund für die Frage des Mädchens sind. Sie fährt sich mit dem Ärmel über die Augen und setzt zu einer Antwort an, aber dann fliegt die schwere Eisentür vor ihnen auf und ihre aufgelösten Eltern tragen die Kleine fort, bevor sie ihr antworten kann. Sie nimmt Tsunades Dank am Rande wahr und sieht zu, wie die Hokage den Eltern aus dem Keller folgt, aber als Naruto sich ebenfalls umdreht, greift sie schnell nach seiner Hand. Die Tür fällt hinter Tsunade zu und lässt sie einmal mehr in Stille zurück. Dieses Mal will sie es ihm sagen, aber die passenden Worte dazu fehlen ihr noch immer. Ihre eigene Sprachlosigkeit leid, sucht sie seinen Blick, während sie den Abstand zwischen ihnen mit einem Schritt nach vorne auf ein Minimum verringert. Seine Hand ruht noch in ihrer und mit einem tiefen Atemzug führt sie seine Finger unter den Saum ihres Oberteils. Die kleine Wölbung ihres Bauches ist noch kaum sichtbar, aber seine Fingerspitzen ertasten sie sofort und seine Augen weiten sich, als er begreift, was sie ihm wortlos offenbart. „Wolltest du deswegen nicht, dass ich dich berühre?“ Hinata schließt mit einem schweren Atemzug die Augen. „Ich konnte einfach nicht damit umgehen, ich-“ Er hört ihre Verzweiflung immer noch verborgen in ihrer Stimme und zieht sie sanft in eine tröstende Umarmung. „Ist schon gut.“ Denn für ihn ist es das wirklich. „Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Du und Sakura, ihr habt die Hölle durchgemacht und du hast so viel verloren.“ Er hat es bewusst nicht direkt angesprochen, aber ihre Gedanken wandern trotzdem augenblicklich zurück zu dem Baby, das sie vor einigen Monaten verloren hat und sie zittert unterdrückt in seinen Armen, bevor sie es verbergen kann. Sie löst sich ein Stück weit von ihm, aber er umschließt sanft ihre Oberarme und hält sie bei sich. Er wartet, bis sie ihren Blick zurük zu seinem hebt, bevor er seinen Gedanken in eindringliche Worte formuliert. „Das wird nicht noch einmal passieren.“ „Das kannst du nicht wissen.“ Trotz ihrer besten Bemühungen ist ihre Stimme in diesem Moment kaum mehr, als ein Wispern. „Aber ich glaube daran.“ Seine rechte Hand ruht immer noch auf ihrem Bauch und er senkt seine Stirn gegen ihre, ohne sie loszulassen. „Ich bitte dich nur um eines.“ „Alles“, verspricht sie ihm mit belegter Stimme und ringt erneut mit den Tränen. „Rede das nächste Mal mit mir, wenn du dich überfordert fühlst. Und lauf bitte nicht mehr weg vor mir. Ich ertrage es nicht, nicht zu wissen wo du bist und wie es dir geht.“ „Ich verspreche es.“, schwört sie leise und ringt sich dazu ihre Gefühle in Worte zu fassen. „Ich habe nicht nur Angst, es wieder zu verlieren.“ Das Zucken seines Körpers ist minimal und verrät doch, dass ihn diese Furcht ebenso berührt wie sie. „Sondern?“ Aber statt ihm zu antworten schließt sie die Augen und kaut unglücklich auf ihrer Unterlippe herum. „Hinata- sag es mir“, fordert er besorgt. „Was- was, wenn ich es nicht beschützen kann?“ Sakura hatte Recht, die Angst vor einer weiteren Fehlgeburt, ist mit jeder Woche ein wenig geringer geworden. Aber gleichzeitig hat sich diese Angst jeden Tag mehr verstärkt. Seine Hände schließen sich um ihre Wangen und zwingen sie sanft seinem Blick zu begegnen. Seinem Blick, der ihr alles verspricht. „Es ist nicht nur deine Aufgabe, unser Baby zu beschützen. Du musst nichts mehr allein machen.“ Seine Worte sind eindringlich, als wollte er sie in ihren Kopf hämmern und sie umschließt seine Hände haltsuchend mit ihren. „Ich weiß.“ Mit ihrem leisen Flüstern streckt sie sich auf die Zehenspitzen und lehnt ihre Stirn liebevoll gegen seine. „Ich wollte dir nicht weh tun. Es tut mir leid. Ich war nur-“ Er unterbricht ihren kläglichen Versuch sich ihm zu erklären, indem er seine Lippen sehnsüchtig gegen ihre drückt. Seine Hände wandern ihren Körper entlang zurück zu ihrem Bauch und als er seine Finger erneut unter ihr Oberteil schiebt, zittert sie spürbar in seinen Armen. Aber dieses Mal hat die Reaktion nicht das Geringste mit Furcht zu tun. Sein Blick findet ihren erneut, als er sich gerade soweit von ihr zurückzieht, dass er ihr wieder in die Augen sehen kann. „Du bekommst unser Baby.“ Sie spürt jedes seiner geflüsterten Worte gegen ihre Lippen und blinzelt die Tränen in ihren Augen fort. „Ja.“ Seine Finger fahren über ihre Wangen und wischen die Nässe aus ihren Augenwinkeln. „Wir werden eine Familie sein.“ Ihr Schluchzen verhallt gegen seine Lippen, aber dieses Mal ist seine Berührung so ungestüm, dass sie unter all der Anspannung der letzten Wochen explodiert. Wer auch immer zuerst an der Kleidung des anderen zieht, plötzlich sind sie ein einziges Knäuel suchender Hände. Ihre Kleidung fällt Stück für Stück zu Boden, achtlos zur Seite geworfen. Sie wispert seinen Namen atemlos, als seine nackte Haut ihre streift und schließt überwältigt die Augen, aber seine Hand schließt sich erneut um ihr Kinn. „Sieh mich an“, verlangt er rau und sie kommt seinem Willen nach, doch als er ihre Körper mit einer fließenden Bewegung miteinander vereint, unterbricht sie den Kontakt stöhnend, bevor sie seinen Blick wieder sucht. „Ich liebe dich“, flüstert sie heiser und lässt seine leidenschaftlichen Berührungen damit endgültig eskalieren. Er hält sie an ihren Hüften bei sich und streift seine Lippen kostend über ihre. „Sag es nochmal.“ „Ich liebe dich!“ • Er hält ihre Hand immer noch, als sie eine halbe Stunde später in Sakuras Krankenzimmer zurückkehren und ihr Anblick zaubert ein höchst zufriedenes Lächeln auf die Lippen der Medic-nin. „Ich werde jetzt nicht sagen, dass ich es dir ja gesagt habe.“ Naruto scheint die Stichelei kaum zu hören und auch das glückliche Schmunzeln um Hinatas Mundwinkel weicht keine Sekunde. „Wirst du nicht?“ . . . - 4 Monate später in Konoha-gakure - Sie erreichen Soya gleichzeitig und so weit es ihnen möglich ist, schlingen sie alle die Arme umeinander. „Es ist schön dich zu sehen!“ Soya reagiert grinsend auf Sakuras Worte. „Es ist gerade mal drei Monate her, dass ihr zu meiner Hochzeit in Suna wart und noch nicht einmal halb so lange, seit wir hier bei euren Hochzeiten waren.“ „Viel zu lange.“ Hinatas Sanftmut erntet ein Augenrollen von der dunkelhaarigen Kunoichi. „Jaja, ihr habt mir auch gefehlt.“ Doch während sich die Männer in ihrem Rücken begrüßen, senkt Sakura die Stimme im Hinblick darauf, dass es einen ernsten Grund gibt, warum sie hier sind. „Hast du mit ihm darüber gesprochen, dass wir dich nicht wiederbeleben können, wenn dein Herz stehen bleibt?“ Auch Soya wirft einen vorsichtigen Blick auf Gaara, bevor sie antwortet und in ihren Augen spiegelt sich gut verborgener Schmerz. „Es ist nicht wirklich ein Thema, dass er gerne diskutiert hat.“ Hinata legt in stummer Unterstützung ihre Hand auf den Arm ihrer langjährigen Freundin, denn sie weiß, es gibt keine Worte, die ihr diesen Moment erleichtern können. Von nun an, bleiben ihnen nur Gebete und eine verzweifelte Hoffnung. . . . - Am nächsten Abend im Krankenhaus - Sakura hält Gaara am Arm zurück, bevor er Tsunade und Hinata in den Behandlungsraum folgen kann, in den die beiden Soya gerade geschoben haben. „Du solltest draußen warten-“ Aber der Kazekage begegnet ihrem Blick mit einem Ausdruck, der deutlich macht, dass er in dieser Angelegenheit keine Diskussion dulden wird. „Ihr sagt mir, dass eine 50-prozentige Chance besteht, dass sie die nächsten Stunden nicht überlegt. Ich werde keine Sekunde von ihrer Seite weichen.“ Anerkennend, dass Widerspruch in dieser Hinsicht zwecklos ist, nickt sie knapp und folgt ihm in den Behandlungsraum. Gaara strebt augenblicklich an Soyas Seite und legt beide Hände um ihre. Ihre markanten Augen richten sich auf ihn, als die Wehe, die sie gerade erlebt hat, abebbt und sie wieder geradeaus sehen lässt. „Du bist so ein Sturkopf.“ Gaara beugt sich nach vorne und drückt seine Lippen zärtlich gegen ihre Stirn. „Wer im selben Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen nach anderen werfen.“ Ein paar Meter neben ihnen, senkt Tsunade an Sakuras und Hinatas Seite die Stimme. „Es gefällt mir nicht, dass wir einfach nur hier stehen und nichts tun sollen.“ Sakura nickt zustimmend und Hinata wirft einen mitfühlenden Blick auf das Paar. „Es gibt nichts, was wir sonst für sie tun können.“ Doch ihre Aussage zieht Tsunades unzufriedene Aufmerksamkeit auf sie und Sakura. „Ich finde auch, dass ihr nicht hier sein solltet. Vor allem nicht, wenn es so ausgehen sollte, wie ihr befürchtet. Besonders nicht-“ Aber ihre ehemalige Schülerin fällt ihr leise aber entschieden ins Wort. „Weil wir auch schwanger sind? Es ist nicht so, dass es uns weniger treffen wird, wenn wir draußen vor der Tür stehen und-“ Hinata greift beschwichtigend nach ihrem Arm, sucht aber über ihre Schulter Tsunades Blick. „Sie hat uns in der schwersten Zeit unseres Lebens nie verlassen und wir werden jetzt auch keine Sekunde von ihrer Seite weichen.“ Ihre Antwort erntet ein steifes Nicken von Sakura und die Hokage lässt die Diskussion mit einem Seufzen ruhen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit zurück auf Soya, während diese ein schmerzerfülltes Keuchen an Gaaras Schulter erstickt. • „Es ist ein Mädchen!“ Sakura legt das schreiende Kleinkind mit einem Lächeln in Soyas Arme. „Sieh sie dir an.“ Soyas bewegtes Flüstern ist überflüssig; Gaaras volle Aufmerksamkeit liegt längst auf ihrer neugeborenen Tochter. „Sie ist so winzig.“ „Sie ist wunderschön.“ Soya beugt sich nach vorne und drückt ihre Lippen sanft gegen die kleinen Finger ihres Babys, doch mit der Bewegung schießt ein sengender Schmerz durch ihren Brustkorb, den sie zwar zu verdrängen versucht, aber die Maschine an ihrer Seite verrät sie dennoch und zieht Sakura zurück an ihre Seite. „Soya-“ Sie unterbricht die Warnung der Haruno, ohne den Blick von ihrer Tochter zu nehmen. „Ich weiß.“ Aber Gaara sieht an ihrer Seite beunruhigt von Sakura zurück zu ihr. „Was weißt du?“ „Mein Herz ist zu schwach.“ Ihre ruhige Aussage löst eine Panik in ihm aus, die er in seinem Leben noch nie in diesem Ausmaß empfunden hat. „Nein-“ Soya löst vorsichtig eine Hand von ihrem Halt um ihre Tochter und greift nach ihrem Mann, während sie ernst seinen Blick sucht. „Wenn es aufhört zu schlagen, wirst du unsere Tochter nehmen, diesen Raum verlassen und nicht zurücksehen.“ „Nein!“ Sie ignoriert die Schmerzen in ihrem Körper und streckt sich zur Seite, um ihn zu küssen. „Ich liebe dich und du wirst mir nicht beim Sterben zusehen. Du wirst ein fantastischer Vater sein, Gaara. Und jetzt nimm sie und geh!“ Der junge Kazekage schüttelt den Kopf und seine Augen funkeln verräterisch, aber er setzt dennoch an, ihrem Wunsch zu entsprechen. Doch in dem Moment, in dem er die Hände nach seiner neugeborenen Tochter ausstreckt, bildet sich ein vertrauter Blitz um die winzigen Finger des Babys. Sakura nimmt Soya die Kleine blitzschnell aus der Hand, aber nicht schnell genug, um zu verhindern, dass die Elektrizität Soyas geschwächten Körper erreicht. Soya beugt sich keuchend nach vorne und drückt ihre Hand gegen ihren Brustkorb, als könnte sie so den Schmerz eindämmen. Sie spürt Gaaras Hände auf sich und sie nimmt dumpf wahr, dass er ihren Namen ruft, aber im ersten Moment hört sie nur Rauschen. Es ist das Weinen ihrer Tochter, das schließlich zu ihr durchdringt und ihren Blick auf Sakura zieht, die das Neugeborene beschwichtigend in ihren Armen wiegt. „Gib sie mir.“ Sie streckt die Hände aus, aber Sakura zögert ihrer Bitte nachzukommen. „Sie hat dich geschockt.“ Soya kann sich trotz der Ernsthaftigkeit ihrer Situation eines Schmunzelns nicht verwehren. „Ich weiß.“ Sakura legt das Baby zurück in die Arme ihrer Mutter, die mit einem Lächeln auf sie herabsieht. „Das solltest du noch gar nicht können.“ Während Soya mit einer Hand nach Gaaras greift und ihn neben sich auf die Matratze zieht, zupft Hinata an Sakuras Arm und flüstert mit gesenkter Stimme: „Sieh dir ihre Werte an.“ Sakuras Blick folgt ihrer Aufforderung zu dem Monitor, der Soyas Herzfrequenz überwacht und die Werte, die sie sieht, lassen ihren Kiefer ein Stück weit nach unten sacken. „Das kann nicht sein-“ „Es ist ein Wunder.“ Normalerweise würde sie ihre engste Freundin darauf hinweisen, dass es so etwas wie Wunder nicht gibt. Aber sie hat keine medizinische Erklärung für das, was sich gerade vor ihren Augen abspielt. „Weißt du, als ich gesagt habe, wir brauchen ein Wunder, habe ich nicht wirklich damit gerechnet, dass wir es auch kriegen würden.“ • Sie warten noch einige Minuten ab, aber als sich Soyas Werte weiter stabilisieren, fällt die Anspannung langsam von ihnen ab und sie verständigen sich mit einem Nicken darauf, die kleine Familie allein zu lassen. Im Gang vor dem Zimmer warten Temari und Shikamaru mit angespannten Gesichtszügen neben Sasuke und Naruto, der Nia auf dem Arm trägt. Hinata beeilt sich, sie mit einem Nicken zu beruhigen und Temari verbirgt ihre Erleichterung in Shikamarus Armen. Auch Hinata strebt direkt zu Naruto und drückt Nia einen liebevollen Kuss auf die Stirn, bevor sie dem Blick ihres Mannes begegnet. „Was ist es?“ Ein breites Lächeln verzieht ihre Lippen, mit einer Unbeschwertheit, die sie seit Jahren nicht mehr empfunden hat. „Ein Mädchen.“ „Baby?“ Nias Frage zieht die Aufmerksamkeit der beiden Erwachsenen zurück auf das Kleinkind. „Ja, Tante Soya hat ein Baby bekommen.“ Die vertrauten Adern treten um Nias Augen hervor, als sie sich in Narutos Armen nach vorne beugt und eine Hand auf Hinatas gerundeten Bauch legt. „Baby?“ Ihr Lachen vermischt sich und Naruto schlingt seinen freien Arm um Hinatas Hüfte. „Ja, wir bekommen auch ein Baby. Unsere Familie wird bald ein bisschen größer.“ Seine Worte zaubern ein Lächeln auf Nias Lippen, als sie zufrieden wiederholt. „Unsa Familie.“ Hinata fährt Nia zärtlich durch die dunklen Haare und sucht über ihren Kopf Narutos Blick. „Ich liebe dich“, flüstert sie leise und seine Lippen formen dieselben Worte zurück. Sasuke lehnt mit verschränkten Armen gegen die Wand, aber sein wacher Blick verfolgt jede ihrer Bewegungen, als sie auf ihn zu tritt. „Es geht ihr gut?“, fragt er leise. Sie schlingt beide Arme um seine Mitte und lehnt ihre Stirn gegen seinen Brustkorb. „Frag mich nicht wie, aber ja.“ Seine Arme legen sich über ihre Schultern und sie verweilt für einen Moment in seinem Halt, bevor sie mit einem Lächeln zu ihm aufsieht. „Dir wäre ein Junge lieber oder?“ Es ist schmal, aber mittlerweile entdeckt sie das feine Schmunzeln um seine Züge mit Leichtigkeit. „Ich würde auch zu einer Miniaturausgabe von dir nicht nein sagen.“ Die schöne Medic-nin zieht skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. „Ernsthaft? Bist du dir sicher, dass dich das nicht heillos überfordern würde?“ Sie ahnt schon, dass sie ihn für seine nächste Aussage verfluchen wird, als er sie noch enger zu sich zieht und seine Lippen gegen ihre drückt. „Ich werde schließlich auch mit dir fertig.“ Seine rauen Worte streifen über ihre Haut und zünden ein warnendes Funkeln an ihren Augen, doch er erstickt ihren Protest erneut mit seinen Lippen und sie ergibt sich seiner Berührung innerhalb von Sekunden mit einem Seufzen und einem inneren Augenrollen. Sie löst sich von ihm, verweilt aber in seinen Armen, während seine Hände schützend über ihren Bauch fahren. Sie begegnet über den Flur hinweg Hinatas Blick und in dem unbeschwerten Lächeln ihrer Freundin liegen dieselben Emotionen, die ihren eigenen Körper beherrschen. Dass sie alle in dieser Konstellation hier sind, nach allem was passiert ist, ist in der Tat ein Wunder. Nicht, dass sie je offen zugeben würde, dass sie an überirdische Mächte glaubt. . . . Epilog: Reunited ---------------- - 3 Monate später nahe Konoha-gakure - Sakura sitzt am Rande einer Schlucht, aber ihre Aufmerksamkeit verschiebt sich von den beiden Frauen am Boden dieser Schlucht, zu den Männern, die in ihrem Rücken aus dem Wald treten. Ihr Blick wandert über Gaara und Naruto zu Sasuke und sie runzelt skeptisch die Stirn. „Ihr habt besser eine sehr gute Erklärung, wo ihr unsere Kinder gelassen habt.“ Statt ihrem Mann antwortet ihr bester Freund. „Tsunade wollte sich als Großmutter erproben.“ Allerdings verstärkt diese Aussage ihre Skepsis nur. „Mit allen fünf auf einmal?“ Naruto zuckt mit den Schultern. „Jiraya war auch da.“ „Und das soll mich beruhigen?!“ Nicht, dass sie kein Vertrauen in ihre ehemalige Lehrmeisterin hat. Aber der Gedanke, ihre zwei Wochen alte Tochter überhaupt bei irgendjemandem zu lassen, missfällt ihr generell. Weshalb sie mit verengten Augen Sasukes Blick sucht. „Darüber reden wir noch.“ Es liegt nicht in der Art der Drei, die sich alle auf ihre Art als eher überfürsorgliche Väter entpuppt haben, ihre Kinder bei jemand anderem zu lassen. Selbst Naruto hat seine Augen im letzten Monat kaum von seinem Sohn genommen und Nia entwickelt sich zwar nach und nach zu einem ansatzweise unbeschwerten, fröhlichen Mädchen, ist aber dennoch immer noch die meiste Zeit an Narutos oder Hinatas Seite zu finden. Doch sie weiß, was die drei hierher getrieben hat und Gaaras Frage bestätigt es. „Was läuft da unten?“ „Soya wird ihr Bluterbe zum ersten Mal wieder einsetzen.“ Ihre ruhige Aussage, beschert ihr gleich dreifach einen vorwurfsvollen Blick. „Ich weiß, ich weiß. Das hier sieht aus wie ein Rückschritt. Aber wir hatten nicht vor es geheim zu halten.“ Ihre nächsten Worte murmelt sie so leise, dass keiner der Männer sie hören kann. „Wir wollten es nur ohne Zuschauer erledigen.“ Naruto tritt an die Kante heran. „Warum ist Hinata mit ihr da unten?“ „Weil Hinata noch die besten Chancen hat Soyas Energie einzudämmen, sollte sie außer Kontrolle geraten.“ Sakura fängt Gaaras Blick auf und kommt seinem Einwand zuvor. „Jaja, ich weiß, du wärst dafür noch besser geeignet, aber es sollte dir nicht schwerfallen nachzuvollziehen, warum sie es nicht unbedingt dir gegenüber ausprobieren wollte.“ „Geht ihr davon aus, dass es außer Kontrolle gerät?“ Die Furchen auf Narutos Stirn vertiefen sich, aber Sakura winkt seinen Protest ab. „Soya hat noch nie die Kontrolle verloren, seit wir sie kennen. Aber sie hat ihr Bluterbe auch noch nie zehn Monate unterdrückt. Also sind die abgelegene Schlucht und Hinata als Vorsichtsmaßnahmen da.“ In Sasukes Augen blitzt verborgenes Rot. „Ich dachte, sie kann ihr Bluterbe nicht mehr einsetzen.“ Dieses Mal übernimmt Gaara die Antwort. „Sie wollte sehen, ob sie es dauerhaft unterdrücken kann.“ Er wirft Naruto einen bedeutungsvollen Blick zu. „Aber das ist in etwa so einfach, als würde einer von uns das versuchen.“ Sakura senkt ihre Stimme erneut auf ein undeutliches Murmeln. „Nicht nur in etwa.“ „Wir haben Zuschauer.“ Obwohl sie Hinatas erweitertes Sichtfeld nicht teilt, sieht Soya nicht hinauf zu ihrem Publikum und behält ihren Blick stattdessen grinsend auf ihre Freundin gerichtet. „Wundert es dich wirklich, dass sie uns hierher gefolgt sind?“ Hinata zuckt schmunzelnd mit den Schultern. „Nicht im Geringsten.“ Das Amüsement weicht jedoch schnell aus Soyas Blick und Hinata folgt ihr prompt. „Bist du soweit?“ „Bereit, wenn du es bist.“ Soya schließt die Augen und mit einem tiefen Atemzug hört sie endlich auf ihr Bluterbe zu unterdrücken. Es sind nur Sekunden, bis die Energie in ihrem Inneren durch jede Zelle ihres Körpers pulsiert. Sie legt mit einem Seufzen den Kopf in den Nacken und ergibt sich der Macht, die ihr innewohnt. Es ist ein markantes Schauspiel und ihr erhöhter Platz in der ersten Reihe garantiert ihnen einen perfekten Blick. Sie bemerken kaum, dass Haiko, Sora, Rai, Temari und Shikamaru hinter ihnen aus dem Schatten der Bäume treten, im selben Moment in dem die ersten Blitze um Soyas Finger zucken. „Es ist mir egal, was du sagst. Wir brauchen sie unbedingt als Ausbilderin.“ Temari wirft ihrem Bruder einen bedeutungsvollen Blick zu, aber der reagiert kaum auf ihre Worte. Soyas Energie umschließt innerhalb von Sekunden ihren ganzen Körper und mit ihrem Schrei entlädt sich die Elektrizität in einer Explosion, deren Helligkeit sie kurzzeitig blendet und sie spüren den Lufthauch selbst in ihrer Entfernung. Sobald sie wieder klar sehen, ist Naruto der Erste, der einen leisen Pfiff durch die Zähne ausstößt. „Wow.“ Soyas Körper ist von einer leuchtenden Kugel flirrender Elektrizität umschlossen und sie verfolgen fasziniert, wie sich die Blitze unter ihrem Willen konzentrieren und formen, bis sie schließlich nur noch über ihre Handflächen zucken. Soyas Blick findet Hinata und auf deren Nicken holt sie aus und mit einem lauten Schrei entlädt sich ihre Energie erneut, dieses Mal konzentriert in Hinatas Richtung, die gerade noch rechtzeitig zur Seite springt, bevor die Elektrizität ein Loch in den Boden sprengt, wo sie eben noch gestanden hat. Sakura springt mit einem vorfreudigen Grinsen auf die Beine und drückt einem selten überraschten Sasuke einen wilden Kuss auf die Lippen. „Ich leih mir das kurz.“ Sie zieht sein Katana aus seinem Gürtel und zwinkert ihm neckend zu, bevor sie einen Schritt zurücktritt und sich blind nach unten in die Schlucht fallen lässt. Sie ist noch nicht auf dem Boden angekommen, als Haiko mit einem „Endlich!“ an ihnen vorbei und ihr hinterher springt, dicht gefolgt von seinen Teamkameraden. Bis sie ihnen selbst nach unten gefolgt sind, duckt sich Soya unter den Angriffen von Sakura und Haiko weg und Hinata unterhält sich schmunzelnd mit Sora und Rai. Naruto lässt sich davon jedoch nicht abhalten und schlingt von hinten die Arme um seine Frau. Sie legt ihre Hände über seine und lehnt sich vertraut gegen ihn. Auch Soya beendet ihre kleine Trainingsübung, als sie Gaaras Blick auf sich spürt und strebt auf ihren Mann zu. Dieser rollt die Augen, als seine Schwester hartnäckig an seinem Ärmel zupft und wirft ihr einen genervten Blick zu. „Warum fragst du sie nicht selbst?“ „Sie ist deine Frau. Und es ist dein Dorf.“ Soya tritt schmunzelnd an die Geschwister heran. „Mich was fragen?“ Gaara hält Temaris Blick noch einen Moment, bevor er seufzend die Augen seiner Frau sucht. „Ob du als Ausbilderin für Suna arbeiten willst.“ „Natürlich will sie.“ Haiko gesellt sich grinsend neben Soya, die seinen Einwand mit einer gehobenen Augenbraue bedenkt. „Ach, will ich das?“ Sora stößt ihrem vorlauten Teamkameraden ihren Ellenbogen in die Seite. „Was er damit sagen will ist, dass du der beste Sensei bist, den wir je hatten.“ „Ich bin der einzige Sensei, der es je länger als zwei Tage mit euch ausgehalten hat.“ Haiko nickt grinsend. „Eben, sag ich ja.“ Sakura drückt Sasuke sein Katana zurück in die Hand und unterbindet die Diskussion der Suna-nin mit einer Handbewegung. „Okay, genug gespielt! So sehr ich Tsunade auch schätze – und wehe einer von euch erzählt ihr das – aber die Tatsache, dass sie und Jiraya gerade allein mit all unseren Kindern sind, ist der schlimmste Albtraum, den ich hatte, seit Kori mich gefragt hat, ob ich ihren missratenen Sohn heiraten will.“ Temari, die ihre gerade neugeborene Tochter ebenfalls in dem spontan gegründeten Kindergarten abgegeben hat, wischt sich gelassen eine Haarsträhne aus der Stirn. „Sie sind Sanin. Sie werden ja wohl eine Stunde mit ein paar Säuglingen und Kleinkindern fertig werden.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Die bekannte Stimme lässt sie alle herumfahren und verstärkt die Furche in Sakuras Stirn. „Kakashi?“ Ihr ehemaliger Sensei setzt vor ihnen auf dem Boden auf und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Ich glaube, ihr solltet lieber ins Dorf zurückkehren. Schnellstmöglich.“ „Ich wusste es!“ Mit einem gemurmelten Fluch, stößt Sakura sich vom Boden ab, dicht gefolgt von den anderen. Sie erreichen den Hokageturm in weniger als zehn Minuten, aber der Anblick, der sich ihnen dort bietet, ist etwas, dass sie alle in ihren Jahren als Shinobi und Kunoichi noch nicht erlebt haben und lässt sie für einen Moment einheitlich verharren. Von dem verheerenden Zustand des Büros einmal abgesehen, sitzt Jiraya auf dem Boden, umgeben von ihren Säuglingen, die einheitlich und lautstark nach Aufmerksamkeit verlangen und starrt regungslos ins Leere. Takeru ist gerade dabei, das Bücherregal zu erklimmen, springt jedoch unter dem vorwurfsvollen Blick seiner Tante sofort zurück auf den Boden. Nia sitzt ebenfalls auf dem Teppich und hält die winzigen Finger ihres kleinen Bruders in den Händen und Tsunade sitzt an ihrem Schreibtisch, die Stirn auf die Tischkante gelegt und regt sich nicht. Sakura hebt ihre Tochter hoch und legt sie Sasuke in den Arm, bevor sie über beschmierte und zerrissene Pergamentstücke steigt und an ihre ehemalige Lehrmeisterin herantritt. „Tsunade?“ Als sich die Godaime in keinster Weise regt, tastet sie vorsichtig nach ihrem Pulspunkt, aber die Berührung lässt die Hokage ruckartig aufspringen. „Was?! Kinder? Nein! Ich gehe in Rente!“ Sie rennt ihre ehemalige Schülerin beinahe über den Haufen, so schnell verlässt sie ihren Schreibtisch, drückt dem perplexen Naruto einen Stapel Pergament in die Hände und verlässt mit einem gemurmelten „Viel Spaß damit!“ den Raum. Sogar ihre Babys verstummen einheitlich und erlauben für mehrere Sekunden eine perplexe Stille in dem Raum voller Elite-Ninja. Hinatas Blick findet Sakura und der Schock macht amüsiertem Gelächter Platz, auch wenn sich Hinata bemüht sich ihr Schmunzeln zu kaschieren. „Ich fürchte, unsere Kinder haben unsere Hokage kaputt gemacht.“ ~ THE END ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)