Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 193: Einen Schritt der Offenbarung ------------------------------------------ Wir befinden uns gerade auf dem Heimweg zur Hütte, als wir den Ferienort erreichen. Honda hat im Internet einen Freiluft-Kletterpark gefunden. Also sind wir nach einer kurzen Einweisung der Trainer und gut gesichert den halben Tag an verschiedenen Sandsteinwänden hochgekraxelt. Ich hab mich ja schon immer gewundert, warum diese Griffe immer so bunt sind, die an solchen Kletterwänden angebracht sind. Seit heute weiß ich, dass man beim Klettern gar nicht alle benutzt. Man überlegt sich am Anfang wie schwer das Klettern sein soll, dieser Schwierigkeitsgrad entspricht einer Farbe und dann sollte man nur die Griffe dieser Farbe verwenden. Plötzlich deutet Yugi auf einen traditionellen Hauseingang, der an einer Felswand angebracht wurde und irgendwie, wie eine Schauspielkulisse wirkt. Auf einem Schild über dem Eingang steht in großen Kanji Onsen - heiße Quelle. Die anderen lassen sich prompt vom Enthusiasmus anstecken, außer mir und Seto. Als ich gerade prüfend zu ihm schaue wird er bereits von Mokuba mit zum Eingang gezogen. Also folge ich auch. Als wir eintreten ziehen wir unsere Schuhe aus und stellen sie in das Schuhregal, wobei wir drauf achten, dass unsere Schuhe alle nebeneinander stehen. Dann betreten wir den Vorraum und entrichten eine Gebühr. Dann erst dürfen wir in die Umkleide, in der sich Regal mit Kleiderkörben befinden. In den freien Fächern liegt im Körbchen ein Tenugui, ein traditionelles japanisches Handtuch aus dünnem Baumwollstoff. Erst jetzt fällt mir auf, dass der Boden mit flachem Naturstein gefliest ist. Während die anderen es kaum erwarten können sich auszuziehen, lass ich mir etwas Zeit und Seto... mein Drache sitzt auf der Bank und betrachtet den Deko-Bambus, der hier in großen Töpfen angepflanzt wurde. Als die anderen bereits unbekleidet sind nicke ich ihnen zu und signalisiere ihnen, dass sie schon mal in den Waschraum weiter gehen sollen. Erst als sie alle im nächsten Raum sind rutsche ich eng neben meinen Drachen. Leg eine Hand auf seine. Er blickt mich an und ich lächle liebevoll. Sag ihm, dass er nicht mit rein muss. Er nickt nur. Beugt sich zu mir und küsst mich sanft. Nach diesem Kuss schau ich ihm in die blauen Augen und frage, ob ich bei ihm bleiben soll. Er schüttelt nur den Kopf und meint, dass ich mir die Onsen nicht entgehen lassen soll. Nur schweren Herzens nicke ich und ziehe mich restlos aus, bevor ich den anderen folge. Der kühle Steinboden fühlt sich gut an und als ich in den Nebenraum komme stelle ich erfreut fest, dass mit niedrigen Bambuswänden die Waschplätze in kleinen Zellen von einander abgetrennt sind. Ich setz mich in einer freien Waschzelle auf einen Hocker und beginne mich zu waschen, als ich Mokuba fragen höre, wo Seto bleibt. Ich sag nur so sachlich, wie möglich, dass Seto nicht kommen wird. Sofort schnappt Mokubas Kopf hinter der niedrigen Wand hoch und schaut mich entsetzt an. Etwas maßregelnd blick ich den Jüngeren an, der seinen Fauxpas sofort bemerkt und sich wieder auf seinen Schemel setzt. Ich hör ihn fragen, warum Seto nicht kommen wird und ich frage zurück, ob er es sich nicht denken kann. Stille. Scheinbar ist der Groschen bei dem Jüngeren endlich gefallen. Einen langen Augenblick - Yugi und Ryou sind bereits fertig - kommt von Mokuba nur schuldbewusst, dass er daran nicht mehr gedacht habe. Wow... nachdem ich das erste Mal Setos vernarbten Rücken gesehen habe, hab ich diesen Anblick tagelang nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Mokuba hat es am Wochenende zum ersten Mal gesehen und so schockiert reagiert, dass ich erwartet hätte, dass er wesentlich länger damit zu kämpfen gehabt hätte. Aber dem ist scheinbar nicht so. Schließlich haben wir uns alle gründlich genug gewaschen und verlassen nackt den Waschraum. Durch eine weitere Tür mit Stoffstreifen treten wir dann endlich in den Außenbereich und ich bleibe erstaunt stehen. Der Außenbereich ist anfangs noch der Teil einer Naturhöhle, in die das Gebäude gebaut worden war. Nach zwei, drei Metern öffnet sich die Naturhöhle zu einem offenen Gebiet, in dem sich mehrere Becken tummeln, die alle durch Bambus und Sträuchern von einander getrennt sind und somit etwas Privatsphäre bieten. Von hier aus hat man einen weitläufigen Blick auf den tiefer gelegenen Teil der Ortschaft und den großen See, an dessen Ufer auch die Hütte irgendwo im Wald steht. Was für eine schöne Gegend, geht es mir kurz durch den Kopf und ich spüre, wie auch die anderen kurz ergriffen sind. Dann deutete Otogi auf eines der Naturbecken, welches etwas weiter hinten und an der Kante liegt. Erst jetzt merkt Mokuba, dass in einem anderen Becken Mädchen sitzen und er hält sich verlegen sein Tenugui vor den Schritt. Ich muss über diese Verlegenheit etwas kichern. Dann machen wir uns auf den Weg zu dem auserkorenen Becken. Wir sitzen noch keine drei Minuten in dem heißen Wasser, als Yugi lächelt, mich anstößt und in Richtung des Eingangs nickt. In diesem steht Seto. Nackt. Etwas verlegen. Dennoch versucht er Selbstsicherheit vorzutäuschen. Die anderen Becken sind leer und unwillkürlich frag ich mich, wo die Mädels hin sind. Vielleicht lag die Verlegenheit nicht nur bei Mokuba und sie sind raus geeilt, nachdem wir an ihnen vorbei waren. Mein Drache entdeckt uns und kommt dann in unsere Richtung. Ich bin regelrecht baff, hab ich nicht erwartet, dass er doch nicht draußen wartet, sondern zu uns kommt. Er muss das Becken einmal umrunden, um zum Einstieg zu kommen und das bedeutet... Yugi keucht kurz auf, als er Setos Rücken sieht. Auch Ryous Augen weiten sich schockiert. Otogi bewahrt besser sein Pokerface, für Honda ist der Anblick von Setos Rücken nichts Neues. Mokuba blickt kurz betroffen auf die Wasseroberfläche. Dann erreicht Seto den Einstieg und steigt in das Becken, bevor er zu uns kommt. Er schmiegt sich eng an mich und ich kann ein seichtes Zittern spüren. Erkenne, was für eine Überwindung es ihn gekostet hat, sich so zu offenbaren. Auch wenn er seine Maske trägt, die deutlich sagt, dass es ihm egal ist, ob er Blicke auf sich zieht. Unter dem Wasser angelt er nach meiner Hand und ich verschränke meine Finger mit den seinen. Yugi hat sich gefangen und lächelt Seto an. Meint sanft zu ihm, dass es ihn freut, dass er doch noch zu uns gekommen ist. Seto stiert ihn nur stumm an. Für manche könnte der Blick abschätzig und missbilligend wirken, doch ich seh, wie er die Zähne aufeinander presst und gezwungen ruhig durch die Nase atmet. Dann wendet sich Yugi von der Gruppe ab und deutet auf die Aussicht. Er schwimmt - nicht wirklich, aber tatsächlich kommt man mit einigen Schwimmbewegungen der Arme leichter durch das Wasser - zum Rand und setzt sich dort auf die Sitzstufe unter Wasser, verschränkt seine Arme und legt sie auf dem Rand ab. Ryou folgt ihm. Sanft zieh ich Seto mit mir neben Yugi, damit auch wir uns dorthin setzen können. Ich hoffe, dass das heiße Wasser Setos Anspannung löst, wenn wir ruhig irgendwo sitzen. Und tatsächlich beginnt sich Seto langsam zu entspannen. Auch Mokuba, Honda und Otogi sind an den Rand gekommen und haben sich neben uns gesetzt. Seto scheint es nicht zu stören, dass Honda und Otogi neben ihm sitzen. Das heiße Wasser umspült unsere Schultern. Wir sitzen vielleicht zehn Minuten als Seto leise beginnt etwas zu sagen. Er sagt, dass wir - er meint wohl eher Yugi und Ryou, will sie aber scheinbar nicht vor den Kopf stoßen - es ohnehin bald erfahren werden. Yugi fragt naiv von was Seto spricht. Mein Drache blickt nur nachdenklich auf die Wasseroberfläche. Dann antwortet er, dass er am letzten Tag vor den Sommerferien auf der Polizei eine Aussage machen wird, die möglicherweise große Wellen schlagen wird. Alle schauen ihn verwirrt an. Mokuba und ich nicht. Wir wissen davon schon längst und ich streichle unter Wasser mit dem Daumen über Setos Handrücken. Dann holt er tief Luft, hebt seinen Blick und meint zu den anderen, dass er jahrelang von seinem Adoptivvater und dessen Vorstand missbraucht und misshandelt wurde. Stille. Absolute, betroffene Stille. Mokuba kuschelt sich an Seto. Honda und Otogi wussten es ja schon, haben aber wohl nicht erwartet, dass Seto es einmal so offen ansprechen wird. Yugi und Ryou sind regelrecht von dieser Information erschlagen. Seto erzählt, dass eine Polizistin ihn um Hilfe bat, weil einer dieser Männer wohl andere Jungs und junge Männer missbraucht und diese mit Geld zum Schweigen gebracht hat. Ja, mir fällt auf, dass Seto nur von Missbrauch redet, nicht von Vergewaltigung. Aber ich lass ihn. Allein das er gerade offen mit den anderen darüber spricht, ist schon ein Wunder. Da will ich jetzt nicht kleinlich sein, denn eigentlich bin ich mächtig stolz auf Seto. Wieder vergeht ein langer Moment der Stille. Dann fragt Yugi, warum er erst in sechs Wochen diese Aussage machen will? Noch ehe Seto anfangen kann hakt Otogi ein und meint nur: Öffentliches Interesse. Yugi versteht erst nicht. Doch Ryou und er erklärt Yugi, dass die Verhaftung eines so einflussreichen Mannes auch in der Presse landen wird und dann könnte bekannt werden, dass und was Seto ausgesagt hat. Das könnte ihn wiederrum in den öffentlichen Fokus rücken. Dann meint Seto - weiterhin ganz leise - dass er in den Sommerferien zu Hause bleiben und die neugierigen Fragen der Reporter an seiner Grundstücksmauer abprallen lassen kann. Das er hofft, dass das Interesse an ihm bis zum ersten Schultag nach den Ferien abgeflaut ist und möglicherweise ein Teil der Klasse von all dem nichts mitbekommt hat. Honda legt eine Hand auf Setos Schulter und meint, dass sie alle hinter ihm stehen werden. Seto blickt ihn nur mit so einem Blick á la 'Was soll mir das jetzt bringen?' an und ich muss schmunzeln. Schließlich meint Yugi, dass es ihm zu heiß im Wasser wird und wartet dann Richtung Ausstieg. Ryou folgt ihm wieder und schließlich auch Honda und Otogi. Nur Mokuba, Seto und ich bleiben noch einen Moment. Wir beobachten, wie die anderen durch den Ausgang den Außenbereich verlassen und weil sonst niemand da ist zieh ich Seto sanft zu mir, küss ihn auf die Stirn und lächle stolz. Er legt seinen Kopf an meine Schulter, umschlingt mich mit seinen Armen und ich spüre, wie seine Anspannung von ihm fällt und er kurz mit sich ringt. Mokuba schmiegt sich von hinten an ihn ran und will ihm Kraft leihen. Sanft löst Seto eine Hand von mir und schiebt sie über seine Schulter in den Wuschelkopf seines Bruders. Dann rafft er sich wieder etwas und drängt seine Gefühle zurück. Ein Drache bleibt ein Drache. 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