Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 170: Einen Schritt durch die Nacht ------------------------------------------ Noch immer spült Panik und Angst durch meinen Körper. Ich liege im Arm meines Streuners und kann nicht schlafen. Was heute passiert ist spukt mir noch im Geiste herum. Als er heute Nachmittag auf einmal weggelaufen ist, hat mir das einen gehörigen Schrecken eingejagt. Dieses abrupte Stehenbleiben, Zurückweichen, Umdrehen und Weglaufen ging einfach so unglaublich schnell. Zum ersten Mal ist mir wirklich bewusst, wie sich das wohl für Katsuya und Mokuba angefühlt haben muss, als ich neulich in Panik davon gelaufen bin. Ich hab selbst danach, nachdem mein Kopf endlich wieder klar gewesen war, nie gedacht, dass so ein Schreck noch so lang nachwirken kann. Eben ist mein Streuner noch an meiner Seite und auf einmal ist er weg. Wäre ich mit ihm alleine unterwegs gewesen wäre ich ihm hinterher gestürzt, aber Mokuba hatte mich an der Hand. Wieso hab ich auch nicht nachgeforscht, in welchem Restaurant er seine schlimmen Erfahrungen gemacht hat? Dann hätte ich sofort erkannt, wohin es gehen soll und hätte das abwenden können. Aber das hab ich nicht. Ich war nachlässig. Das wird mir nicht noch einmal unterlaufen. Also werde ich nach der Golden Week mir das ganze noch einmal im Detail anschauen. So etwas wird mir auf keinen Fall noch einmal passieren. Plötzlich zuckt mein Streuner und ich blicke fragend zu ihm auf. Für gewöhnlich bin ich es, der von Albträumen gequält wird und dann schreiend aufwache, nur um mich dann in seine Arme zu flüchten und von ihm trösten zu lassen. Noch vor sechs Monaten war das völlig undenkbar für mich. Doch mein blonder Streuner... er hat mich verändert. Da... er zuckt noch einmal zusammen. Was soll ich tun? Was tut er bei mir? Alles was mir einfällt ist ihm ein 'sssh' zuzuflüstern. Ihm sanft über die Brust zu streichen. Doch scheinbar reicht das nicht aus oder hat die gegenteilige Wirkung, denn er schreckt auf einmal hoch und bleibt schwer atmen neben mir sitzen. Wenn ich so aufwache rutscht er vorsichtig hinter mich. Also werde ich das jetzt auch tun. Langsam. Behutsam. Lege meine Arme um seine Hüfte und zieh ihn an meine Brust. Dankbar lehnt er sich an mich. Braucht einige Minuten, bis sich sein Atem beruhigt hat. Dann blickt er mich an und entschuldigt sich dafür, dass er mich geweckt hat. Ich sag ihm, dass es nichts gibt, wofür er sich entschuldigen muss. Streich ihm eine Strähne aus dem schweißnassen Gesicht. Er schmiegt sich mehr in meinen Arm. Scheinbar ist das genau was er gerade braucht. Halt. Schließlich zieht er die Decke wieder höher und um uns herum. Langsam lass ich uns nach hinten gleiten, bis wir wieder liegen, mit dem Unterschied, dass er nun in meinem Arm liegt. Sein Kopf liegt auf meiner Brust. Ob er meinen Herzschlag hören kann? Wenn ich aus einem Albtraum schrecke gibt mir Katsuya immer etwas Zeit und fragt mich dann, was ich geträumt habe. Wann ist der richtige Moment dafür? Doch bevor ich etwas sagen kann beginnt mein Streuner von ganz alleine zu reden. Erzählt mir, dass er wieder in diesem Keller war und sich neben der Kühltruhe versteckt hatte. Doch der Alte habe ihn trotzdem gefunden. Er war wütend auf ihn und hat ihn geohrfeigt. Dann hätte er ihn... Ich spüre, wie mein Hemd an einer Stelle etwas feucht wird, also streiche ich ihm sanft durch das Haar, bis er dann weitererzählt. Wie schlussendlich sein Vater sie erwischte und dass er sich genauso ängstlich fühlt, wie damals. Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, hör ich einfach nur zu. Mir fällt auf, wie schwer es ist jemand tröstende Worte oder etwas anderes aufbauendes zu sagen. Wie macht das Katsuya nur seit Monaten immer wieder bei mir? Woher nimmt er nur die Weisheit, die man dafür braucht? Er blickt schließlich zu mir auf und dankt mir fürs Zuhören. Dann streckt er sich etwas und gibt mir einen Kuss auf die Wange, bevor er sich wieder in meinen Arm kuschelt. Nach einem weiteren Moment durchbricht er wieder die Stille und stellt fest, dass ich noch gar nicht geschlafen habe. Überrascht schau ich zu ihm und frag mich, woher er das weiß. Dann fragt er mich, ob mich sein Weglaufen noch beschäftigt. Unglaublich, was er für ein Gespür hat. Bin ich so gläsern oder ist er einfach so durchschauend? Ich nicke aber. Behutsam legt er mir eine Hand an die Wange und streicht mir sanft über die Haut. Entschuldigt sich auch dafür noch einmal. Ich leg meine Hand auf seine und wiederhole, dass es nichts gibt, wofür er sich entschuldigen muss. Er lächelt schwach. Schmiegt sich wieder mehr an mich. Dann - nach weiteren Minuten der Stille - meint er ganz ohne Kontext, dass er wohl mal wieder ein paar Gespräche mit Kai braucht. Erstaunt blick ich zu ihm. Das er von sich aus das erkennt und sich vornimmt... ich hab am Anfang alles getan, damit ich mich nicht mit diesem Mann unterhalten muss. Doch Katsuya... er scheint in Kai eine große Stütze zu finden. Jemand, dem er voll und ganz vertraut. Ich hingegen überlege manchmal immer noch sehr angestrengt, was ich diesem Mann anvertrauen kann und was ich lieber für mich behalte. Ohne Katsuya würde ich die Gespräche gar nicht wahrnehmen, obwohl... es mir mittlerweile besser geht. So ist das halt: Mein Streuner ist einfach mutiger als ich. Weiser als ich. Intuitiver als ich... Wenn ich so darüber nachdenke, dann muss ich sagen, dass ich eigentlich gar keine Intuition habe. In der Geschäftswelt, wenn es ums Business geht oder die niederen Beweggründe von Männern, die meinen ihnen gehöre die Welt und sie dürfen sich alles erlauben, dann hab ich auch Intuition... aber bei allem anderen... muss ich mich auf Mokuba oder Katsuya verlassen. Ich sag meinem Streuner, dass ich das für eine gute Idee halte. Er nickt und zieht mit seinem Finger Kreise auf meiner Brust. Langsam beug ich mich zu seinem Haar und küss ihn auf den Kopf. Er blickt wieder zu mir auf mit diesen honigbraunen Augen. Diese warmherzigen, weisen braunen Augen, die mich nie täuschen würden. Mich nie hintergehen... und denen es immer noch unendlich leid tut, dass sie vorhin vor mir weggelaufen sind. Dann herrscht wieder Stille im Zimmer. Nach und nach verlier ich mich in meinen Gedanken und dämmer weg. Mein letzter Gedanke, bevor ich mich in der Bewusstlosigkeit des Schlafs verliere, ist, dass mein Streuner hoffentlich nie wieder weglaufen und mich alleine lassen wird. Nie wieder möchte ich mich so einsam und verloren fühlen. Bin ich deswegen egoistisch? . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)