Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 124: Einen Schritt des Zufalls -------------------------------------- Katsuya hat sich wieder einmal selbst übertroffen mit dem Abendessen. Er hat verschiedene Spieße zubereitet, die er mit einer Sojasauce glaciert hat und zusammen mit selbst aromatisiertem Reis und einem Algensalat serviert. Es schmeckt einfach fabelhaft und zergeht auf der Zunge. Ich hab schon ewig kein Teriyaki mehr genossen. Ich könnte mich geradezu in dieser Marinade hineinlegen und mich darin baden. Zugegeben, die Sauce wieder abzukriegen wäre eine Herausforderung, da sie doch etwas klebrig ist, aber sie ist ein Traum. Das Abendessen ist entspannt und ich genieße die Gesellschaft von Isono. Der - wenn ich das richtig deute - ist auch hin und weg vom Essen. Er war genau pünktlich zurück, was mich wundert. Ich hätte nicht gedacht, dass das Heimfahren von Keizo wirklich so lange dauern würde. Also erkundige ich mich, wo Keizo wohnt. Isono beschreibt mir ein Wohnviertel mit freistehenden Häusern der Mittelschicht. Als er den Stadtteil benennt halte ich inne und starre ihn an. Isono blickt mich plötzlich fragend an, als Katsuya meint, dass das doch der Stadtteil wäre, wo der Park liegt, in dem wir uns mit Keizo das erste Mal getroffen haben. Ich nicke. Mein Streuner grinst zufrieden und meint, was es für ein Zufall ist, dass Keizo in dem gleichen Stadtteil wohnt, in dem auch ich aufgewachsen bin. Sofort halten Isono und Mokuba inne und blicken mich mit großen Augen an. Doch Mokuba begnügt sich nicht nur mit dem Blick, sondern fragt gleich darauf was Katsuya gemeint hat. Ich erkläre ihm, dass unsere Eltern vor ihrem Tod mit uns auch in diesem Stadtteil gewohnt haben und wir oft in dem dortigen Park gewesen seien. Mokuba ist hell auf begeistert und stellt Fragen über Fragen. Ich kann verstehen, warum er so enthusiastisch nach Details fragt, er kann sich schließlich kaum an unsere Eltern erinnern und noch weniger an unser Leben vor dem Waisenhaus. Also tu ich etwas, was ich sonst tunlichst vermeide: Ich erzähle von dem Haus am Ende der Straße, dem gegenüber der Park liegt, der terrassenförmig in verschiedene Bereiche gegliedert und vom Wald umgeben war. Erzähle von dem Fächer-Ahorn im Vorgarten und dem großen Garten in dem der Sakura und der Ume stand, die einmal im Jahr Kirschen und Aprikosen trug und die von unserer Mutter mit uns gemeinsam eingesammelt und dann eingekocht wurden. Mokuba hängt mir förmlich an den Lippen, aber auch Isono und Katsuya schauen mich verträumt mit einem seltsamen Lächeln an. Mein kleiner Bruder will natürlich mehr hören. Mehr von dem Haus, in dem wir aufgewachsen sind, mehr von unserem damaligen Alltag und vor allem mehr von unseren Eltern - insbesondere unserer Mutter. Doch ich spüre diesen Schmerz in mir aufkeimen, den ich schon sehr lange nicht mehr hatte und der mich daran erinnert, warum ich für gewöhnlich nicht darüber rede. Also vertröste ich ihn sanft, was er mir mit einem Schmollen quittiert. Isono ergreift das Wort und meint nur, dass das ein interessanter Zufall wäre. Ich blicke ihn nichtverstehend an. Als er meinen Blick bemerkt fährt er fort, ohne das ich was sagen muss. Er erzählt, dass auch Keizo am Ende einer Straße wohnt, seinem Haus ebenfalls ein schöner Park gegenüberliegt und er vor dem Haus eben jene Baumart erkannt habe, die ich beschrieben habe und die es gar nicht so oft in Vorgärten gibt. Ein anderer Park im gleichen Stadtgebiet? Soweit ich weiß gibt es da nur diesen einen, der genau unserem Elternhaus gegenüberlag. Zögerlich, fast ängstlich frag ich Isono nach der Adresse, bei der er Keizo abgesetzt hat. Als er sie mir nennt zieht sich etwas in mir zusammen. Das kann unmöglich sein, dass Keizo heute in dem Haus wohnt, das einst unseren Eltern gehört und wir unsere ersten Jahren darin aufgewachsen sind. Völlig unmöglich! Aber die Adresse und die Ortsbeschreibung lassen daran eigentlich keinen Zweifel und ich weiß nicht, was ich von dieser Offenbarung nun halten soll. Wieder herrschen in mir widersprüchliche Gefühle, die ich jetzt nicht auseinander pfriemeln will. Dabei spüre ich den fragenden, nicht verstehenden Blick von Mokuba auf mir. Er fragt mich, ob es nicht ein schöner Zufall ist, dass Keizo in unserem alten Zuhause wohnt und seiner Familie dort sicherlich ein schönes Leben bereitet. Mein Blick ruht lange auf Mokuba bevor ich langsam nicke. Dann nehm ich mir den nächsten Spieß und lasse das Fleisch auf meiner Zunge zergehen. Ich sehe, wie Mokuba erst fragend zu Isono und dann zu Katsuya blickt, der ihn nur anlächelt und ihm auch noch ein Spießchen reicht. Scheinbar versteht mein kleiner Bruder, dass er nicht weiterhaken soll. Aber ich sehe, wie schwer es ihm fällt. Er war schon immer jemand, der alles sofort wissen wollte. Das er jetzt nicht aufbegehrt und weiter bohrt ist schon eine enorme Leistung für ihn und zeigt mir, wie erwachsen er geworden ist. Dann wechselt Isono das Thema. Er fragt mich, ob ich schon ein Projekt im Kopf habe, welches ich angehen möchte. Ich blicke zu ihm und nicke. In der Tat hab ich da bereits mehrere Ideen. Doch als erstes werde ich mich an einer Optimierung der derzeitigen Duell Disk setzen. Es kann nicht sein, dass die gesamte Produktion der Duell Disk gefährdet ist, nur weil der Lieferant eines einzigen Teiles anfängt zu spinnen und uns mit Lieferverzögerungen droht, um uns unter Druck zu setzen und seinen Willen - nämlich ein Gespräch mit mir - durchzusetzen. Isono grinst und erzählt von seinem Telefonat mit Kogoro. Wie er ihm den Wind aus den Segeln genommen und ihm eine Schnappatmung verpasst habe. Wie er sekundenlang scheinbar irritiert über die neusten Entwicklungen bei Kaiba Corp gewesen sei. Er wäre so außer sich gewesen, dass der Arsch sogar aufgelegt hatte. Irgendwie fühl ich eine gewisse Befriedigung, als ich das höre. Kogoro aus der Bahn zu werfen ist eine Leistung, die es zu würdigen gilt. Denn vor allem in der Geschäftswelt ist er dafür bekannt, dass er sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Ich frage mich, warum dieser Mann nach all den Jahren wieder aufgetaucht ist und so erpicht darauf ist mich erneut zu traktieren? Er ist ein sadistischer Psychopath, genau wie es Gozaburo gewesen war, aber ich bin seit über drei Jahren nicht mehr sein Opfer und auch nicht mehr das Kind, dass er damals... benutzt hat! Es ist völlig widersinnig, dass er sich so an mir festbeißt... sicherlich könnte er an andere Opfer leichter heran kommen. Auf einmal halte ich erneut inne, als mir bewusst wird, was ich da denke. Hab ich gerade echt einem anderen Mensch gewünscht, dass Kogoro auf ihn aufmerksam wird und sich ihm widmet? Nein, natürlich nicht. Es war nur eine Feststellung, dass ich ein Ziel bin, an das er so nicht mehr rankommen wird. Also warum verschwendet er seine Energien darauf. Natürlich hoffe ich, dass es nie wieder jemand geben wird, der unter diesem perversen Monster zu leiden hat. Ich beiß mir auf die Unterlippe. Es gäbe einen Weg Kogoro aus dem Verkehr zu ziehen und ihn öffentlich bloß zu stellen. Dummerweise müsste ich dazu nur der ganzen Welt erzählen, was er Keizo und mir angetan hat. Nein! Das kann ich nicht. Will ich nicht. Das geht niemanden etwas an. Wie sollte ich mir noch Respekt verschaffen, wenn jeder wüsste, was ich fünf Jahre lang über mich ergehen gelassen habe? Auf einmal spüre ich eine warme Hand an meiner Wange. Als ich aus meinen Gedanken zurück kehre blicke ich in die bernsteinfarbenden Augen Katsuya, der neben mir kniet und mich von unten herauf anblickt. Sanft lächelt er mich an und ich erwidere dieses bezaubernde Lächeln nur. Zieh ihn zu mir und küss ihn inniglich. Dann steht er auf und holt den Nachtisch, den er vorbereitet hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)