Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 120: Einen Schritt, um die Plätze zu tauschen ----------------------------------------------------- Ich kann es einfach nicht glauben. Wie kommt Kai dazu in Setos Sitzung mich in den Fokus zu nehmen. In diesen Sitzungen soll es ganz allein um Seto gehen. Wenn ich ein Problem habe, dann geh ich zu Kai. Hab ich immer. Werde ich auch in Zukunft. Aber ich hab keine Probleme. Mein letztes war die Unsicherheit vor meinem ersten Mal... vor meinem ersten Mal ohne Zwang. Unruhig tigere ich in unserem Schlafzimmer auf und ab. Ich mach mir Sorgen um Seto. Er könnte die zwei, drei Fragen von Kai falsch interpretieren. Interpretieren, als würde es ein Problem für mich werden, wenn er mir von sich und seinen Erlebnissen erzählt. Könnte seine Angst schüren, mir zur Last zu fallen. Völlig absurd. Niemals würde er mir damit zur Last fallen. Ich hab doch meine Vergewaltigungen alle aufgearbeitet. Bewältigt. Ja, danach hatte ich Momente, wo ich unsicher wurde. Doch da bin ich direkt zu Kai. Und er hat mir dabei geholfen, die Unsicherheiten abzubauen. Hat mir geholfen, dass ich ein normales Sexleben haben kann. Eines ohne Angst. Ohne Scham. Ohne Ekel. Selbst das bisschen Intimität, dass ich mir mit Seto aufgebaut habe, könnte jetzt dadurch in Gefahr geraten. Was wenn Seto befürchtet, mir könnte es unangenehm werden, wenn ich ihm einen blase oder liebkose? Man... Idiot. Noch nie war ich so sauer auf Kai. Noch nie. Meine Wut kanalisiert sich schließlich in einem Tritt gegen die niedrige Bank in unserem Ankleidezimmer. Ich trete und trete und trete, bis es schließlich knackt und die Bank bricht. Erschrocken weiche ich zurück. Verdammt. Das wollte ich nicht. Ich wollte die Sitzgelegenheit nicht kaputt machen. Wie soll ich das jetzt Seto erklären. SCHEIßE! Der Schock über meine Zerstörungskraft hat meine Wut abgewürgt. Es tritt Scham an ihrer Stelle. Normalerweise hab ich eine ganz gute Methode, meine Wut sinnvoll zu nutzen. Mit kochen. Warum bin ich also hier und nicht in der Küche? Ich weiß es nicht. Vielleicht... wollte ich, dass die Wut mich für einen Moment beherrscht. Obwohl ich weiß, was für katastrophale Konsequenzen das haben kann. Doch jetzt ist mein Denken wieder klar. Ich besorg mir einen großen Müllbeutel und beginne die kaputte Bank einzusammeln und in den Sack zu stopfen. Als ich das geschafft habe verlasse ich mit dem Sack erst die Ankleide, dann das Schlafzimmer und zieh den Beutel hinter mir her den Flur entlang zur Treppe. An der Treppe begegne ich dem Hausvorsteher oder wie man seine Position auch immer nennt. Der, der in einem gewissen Rahmen befugt ist, Anschaffungen zu tätigen und Reparaturen in Auftrag zu geben. Anschaffungen, wie neue Bonsai-Bäumchen für den Wintergarten oder eben eine neue Sitzbank für die Ankleide. Er will mir den Sack abnehmen, doch ich hebe abwehrend die Hand. Mach ihm klar, dass ich das entsorgen werde, da ich es auch kaputt gemacht habe. Er nickt nur stoisch. Nachdem ich endlich die Möbelleiche entsorgt habe kehre ich zurück ins Haus und gehe in die Küche. Ich hab immer noch eine Menge Wut in mir. Das wird heute ein sehr umfangreiches Essen. Ein umfangreiches, japanisches Essen. Und so mach ich mich an die Zubereitung. Nach fast zwei Stunden spür ich, wie mich zwei Arme umschlingen und mich jemand an sich zieht. Ich lächle. Sofort hab ich den Geruch und die Hände erkannt, die sich vor meinem Bauch falten. Lehn mich gegen die Brust meines Drachens. Er schiebt seinen Kopf auf meine Schulter. Will wissen, ob ich meine Wut abgebaut habe. Ich nicke nur, bevor ich das Messer niederlege und mich in seinem Arm umdrehe, so dass ich Seto anschauen kann. Ich streck mich ein wenig und küsse ihn sanft. Er erwidert den Kuss. Streicht mir in die Haare, während die zweite Hand in meinem Rücken ihren Platz findet und mich noch etwas enger an ihn zieht. Vorsichtig fragt mich mein Drache, ob er sich über etwas Sorgen machen muss. Ich schüttle den Kopf. Versuche ihm zu erklären, dass alles in Ordnung ist. Dass er keine Angst haben muss, dass er mich triggern könnte. Ich hab meine Erlebnisse verarbeitet und überwunden. Kann frei darüber sprechen. Etwas ändert sich in seinem Blick. Das hab ich noch nie bei ihm gesehen. Fragt mich, ob das wirklich so ist. Ist das ein Zweifel? Seit wann zweifelt mein Drache an mir? Ich nicke energisch. Er wendet ein, dass ich zwar allgemein darüber reden kann, aber noch nie irgendetwas im Detail erzählt hätte. Kurz geh ich in mich. Nun ja, er hat schon Recht. Ich hab ihm einmal davon erzählt. Eine Art... Zusammenfassung. Aber was für Details sollte ich da auch schon groß erzählen? Restaurantbesitzer. Ich. Wiederholte Vergewaltigung. Aber... er hat schon irgendwo Recht. Wenn er einen Albtraum hat verlang ich von ihm, dass er mir davon erzählt. Mit jedem, schrecklichen Detail. Wieder erkenn ich die Ungleichheit in unserer Beziehung. Wie mag Seto das erst empfinden? Eie Träne der Angst perlt mit über die Wange. Angst davor, dass mein Drache mich von sich weißt. Wegschickt. Weil er sich ungerecht behandelt fühlt. Ich predige ihm so viel, aber selbst... halte ich mich ihm Gegenüber nicht. Warum sollte ich ihn mit meinem Scheiß belasten, wenn er noch nicht mal mit seinen Erlebnissen fertig wird? Oder würde ihm das etwa helfen? In der Gruppentherapie hab ich doch auch mit anderen darüber gesprochen, die das gleiche oder etwas Ähnliches erlebt haben. Ihnen hat es geholfen, wenn ich über mich sprach. Natürlich würde es ihm helfen. Er würde erkennen, dass er nicht alleine ist. Könnte aus meinen Erfahrungen Erkenntnisse gewinnen, die ich ihm nicht diktieren müsste. Mein Drache wischt mir die Träne von der Wange, bevor er mich richtig an sich zieht, so dass ich an seiner Brust lehne. Hält mich eng umschlungen und flüstert mir ins Ohr, dass alles in Ordnung sei. Das ich keine Angst haben brauch. Das auch ich schwach sein darf und nicht immer stark sein muss. Ich schließe meine Arme um ihn und drück mich eng an ihn, während ich mehr weinen muss. Eigentlich weiß ich nicht, warum ich weinen muss. Nur, dass es mir gerade gut tut. Ich fühl mich auf einmal so verletzlich und schwach. Doch mein Drache legt seine Flügel schützend um mich und hält mich einfach nur. Legt seinen Kopf auf meinen, krault mich sanft im Nacken, wie ich es sonst mach, wenn ich ihn tröste. Auf einmal sind unsere Rollen vertauscht. Mein Drachen ist stark und gibt mir Kraft, während er mich tröstet und ich bin schwach und schutzbedürftig. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich es verstehe. Aber ich hab schon vor langer Zeit gelernt, dass man nicht alles verstehen kann. Manchmal muss man Dinge einfach akzeptieren, sonst wird man wahnsinnig. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)