Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 84: Einen Schritt zurück treten --------------------------------------- Ich kann es nicht glauben! Fast zwei Tage war ich völlig weggetreten. Nie hätte ich gedacht, dass es mir passieren könnte, dass ich in eine Lethargie verfallen würde. Nur... nur weil ich einem der Big Fives wiederbegegne. Wie konnte mich das nur so aus der Bahn werfen? Nur schwach kann ich mich an den Freitag erinnern. Schule. Alles wie immer. Mittagessen mit den anderen. Schulende. Der Weg in die Firma. Ich murrte, weil ich keinen Bock hatte. Mein Streuner meinte, er würde im Conbini auf mich warten und seinem Chef ein wenig helfen. Bin in mein Büro. Hab mich geärgert, weil ich gar nicht genau wusste, um was es in dem Meeting gehen sollte. In der Terminierung stand als Gesprächsthema nur 'Gesprächsbedarf'. Ich hass es, wenn ich mich auf ein Meeting nicht richtig vorbereiten kann. Dann kam Isono und wies mich darauf hin, dass das Treffen ein formaleres Auftreten erforderte. Nur äußerst widerwillig hab ich mich umgezogen und habe den Anzug angelegt. Dieses verdammte Ding. Schon beim Anlegen hatte ich das Gefühl, als würde es mir die Luft abschnüren. Dann bin ich mit Isono zum Konferenzraum und ab da... sind dann nur noch überwiegend Gefühle in meiner Erinnerung. Gefühle und SEIN Gesicht. Schmerz. Scham. Ekel. Hass. Wut. Angst. Panik. Der Drang sofort umzudrehen war so stark in mir. Warum bin ich diesem nicht gefolgt? Weil... ich keine Schwäche zeigen wollte. Mir fällt ein, dass ich gedacht habe, dass es ein Sieg für Kogoro wäre, wenn ich so reagieren würde. Diesen Triumpf wollte ich ihm nicht gönnen und plötzlich war alles in mir ruhig geworden. Es war, als würde sich mein Körper wie im Automodus bewegen und handeln. Aber die Panik lauerte im Hintergrund und griff immer wieder nach mir. Ich habe gewusst, dass ich das alles nur wenige Minuten aushalten würde. Hab versucht meinem Ruf gerecht zu werden. Das Gespräch an sich... war weg. Ich bin wegen irgendwas laut geworden. Doch wegen was? Ich weiß es nicht mehr. Wir haben den Konferenzraum schließlich wieder verlassen. Hab mich gezwungen langsam zu gehen. Doch dann schlug die Übelkeit in mir hoch und ich muss mich beeilen. Die Panik erwischte mich auf einmal, heizte die Übelkeit noch weiter an. Und dann verliert sich einfach alles. Von Isono und Katsuya weiß ich, dass ich mich übergeben habe. Recht lange und immer wieder. Magensäure. Pure Magensäure. Die Panik in mir hat mich völlig die Fassung verlieren lassen. Warum weiß ich das nicht mehr? Für gewöhnlich weiß ich am nächsten Morgen doch noch alles, was nach einem Albtraum geschehen ist. Jedes Detail. Warum will mir das nicht zum Freitag gelingen? Das war doch nichts anderes, als die Situationen nach einem Albtraum. Warum fehlt mir da einfach was? Kai blickt mich an. Er hat sich einen Stuhl heran gezogen und sich gegenüber unserem Bett gesetzt. Er erklärt mir etwas von Schutzmechanismen. Doch ich muss ehrlich zugeben, dass ich ihm kaum folgen kann. Mein Inneres ist immer noch in Aufruhr, dass meine Konzentration und Aufnahmefähigkeit einfach niederringt. Hinter mir sitzt mein Streuner. Seine Beine links und rechts von mir, seine Arme um meinen Bauch, sein Kopf auf meiner Schulter. Er drückt mich eng an sich und ich fühl mich sicher und geborgen. Aber die Unruhe, die sonst von mir weicht, will einfach nicht von mir abrücken. Die Stimme von Kai holt mich aus meinen Gedanken zurück. Verdammt. Wieso verliere ich ständig meinen Fokus. Doch statt mich zu maßregeln, lächelt er mich einfach nur verständnisvoll an. Dann meint er, dass es nicht gut ist, dass ich mir selbst Zwänge auferlege. Dadurch, dass ich früher oft Zwängen ausgesetzt war, denen ich mich nicht entziehen konnte, wäre es fatal, wenn ich mich heute selbst solchen Zwängen aussetze. Dass ich zukünftig mehr darauf achten muss, was ich tu und mich dabei fühle. Wenn ich etwas nicht möchte, soll ich es lassen, denn sonst kann das auf mich negative Auswirkungen haben und im Notfall schaltet mein Bewusstsein ab, weil es mich vor nicht verarbeiteten Schmerz schützen möchte, der mich erneut zerbrechen könnte. Mir wird klar, was er meint. Indem ich mich selbst gezwungen habe in diesen Raum zu gehen, mich IHM auszusetzen und ihn zu erdulden, ruhig zu bleiben und mit ihm zu dialogisieren... habe ich selbst mein Bewusstsein praktisch dazu gezwungen die Notabschaltung zu initialisieren. Ich... ich habe mir praktisch selbst Gewalt angetan. Mich selbst... Ich schlucke. Kann den Satz nicht zu Ende denken... Resigniert lass ich den Kopf hängen. Doch mein Streuner zieht mich noch ein Stückchen näher an sich. Streicht mir sanft mit seinen Daumen über meine Handrücken, denn er hat mittlerweile meine Hände mit seinen verschränkt. Ich atme nur tief ein und spüre das Zittern in meinem Inneren, kurz bevor sich die ersten Tränen lösen. Hastig lös ich eine Hand von der meines Geliebten und streich mir trotzig die Tränen weg, doch da kommen immer mehr. Was soll das? Ich... ich will diese Regung jetzt nicht hier dulden. Doch ich kann sie einfach nicht unterdrücken. Da höre ich die Stimme meines Streuners ganz nah an meinem Ohr. Das es schon okay sei und ich die Tränen ruhig fließen lassen kann. Ich soll nicht versuchen sie zurück zu halten. Das er mich hält und bei mir ist und mir nichts geschehen kann. Diese Worte, mit dieser Stimme, von meinem Streuner... sie lösen die letzte Blockade und meine Tränen fließen einfach so über mein Gesicht ohne das ich wirklich groß schluchzen muss. Aber wie soll ich solchen Situationen in Zukunft begegnen. Gerade wenn der wichtigste Zulieferer mich persönlich für so ein Gespräch verlangt kann ich nicht nein sagen. Ich kann nicht riskieren, dass meine eigene Produktion zum Stillstand kommt, nur weil die Zulieferfirma sich von mir brüskiert fühlt. Da wird mir bewusst, das Kogoro jederzeit diese Situation wiederholen kann! Er kann damit wieder Macht und Gewalt über mich ausüben. Geschäftsessen. Veranstaltungen. Businessevents. Überall dort könnte ich ihm begegnen. Mir wird wieder schlecht. Ich höre die feste Stimme von Kai, dass ich ihn anschauen soll. Wie fremdgesteuert heb ich meine tränenverschwommene Sicht zu ihm. Er hat sich zu mir vorgebeugt, wahrt aber weiterhin Abstand. Er wiederholt mit starker Stimme, dass ich hier sicher bin und mir nichts geschehen kann. Seine Worte beruhigen mich irgendwie und die Übelkeit zieht sich ein wenig zurück, auch wenn sie immer noch in meinem Bauch rotiert. Aber ich kann nicht ewig hier bleiben! Morgen ist wieder Montag. Schule. Firma. Kai schüttelt seinen Kopf. Schule, sofern ich das wollen würde, okay... das wäre ein stressfreier Raum für mich, an dem ich nicht alleine wäre. Aber die Firma steht außer Diskussion, die ist bis auf weiteres erstmal gestrichen. Ich schau ihn mit großen Augen an. Einerseits erleichtert. Andererseits recht widerwillig. Ich hab meiner Firma gegenüber eine Verantwortung und meine Pflichten. Wie kann ich diese noch einmal auf Isono abwälzen, vor allem, seit er selbst mehr als genügend Aufgaben durch seine neue Position hat? Mein Fehlen wird sicherlich bemerkt und anders, als vor dem Jahreswechsel kann ich es nicht als Jahresurlaub tarnen. Wird das nicht falsche Signale senden? Tür und Tor für Firmen öffnen, die darin ihre Chance sehen werden? Das sei unwichtig, höre ich plötzlich Katsuya. Meine Gesundheit, körperlich, wie geistig, geht vor. Isono hat bewiesen, dass er das stemmen kann und dass ich mir keinen Kopf darum machen brauch. Ich weiß, mein Streuner hat recht, dennoch gibt es einen Teil in mir, der das nicht will. Aber mit dieser Erschöpfung und Anspannung schaff ich auf keinen Fall einen Tag in der Firma. Nicht wenn der Gedanke an Kogoro ausreicht, mir Schweiß auf die Stirn zu treiben und in mir ein Zittern auslöst. So, wie in diesem Moment. Nur zögerlich nicke ich. Ich muss auf Kai und Katsuya hören und darauf vertrauen, dass das richtig ist! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)