Ippo ni Yoko von MAC01 (Seto x Jou) ================================================================================ Kapitel 40: Einen Schritt der Annäherung ---------------------------------------- Ich frag meinen Drachen noch einmal, ob er wirklich für dieses Gespräch schon bereit ist. Er lächelt mich an und meint, solange ich bei ihm bin, ist er für alles bereit! Sanft lächel ich zurück und leg meine Hand an seine Wange. Was für eine Wandlung! Noch vor wenigen Wochen hätte ich nie im Leben geglaubt, dass Seto mich so nah an sich heran und in sein Leben lassen würde, hat er mich doch gänzlich ignoriert. Jetzt bin ich nicht nur Teil seines Lebens, sondern er vertraut mir scheinbar auch bedingungslos. Akzeptiert, dass er nicht alles alleine stemmen kann und muss, lässt sich bei mir fallen und vertraut darauf, dass ich ihn auffange, erlaubt sich selbst die gebotene Hilfe und Kraft anzunehmen. Stolz erfüllt mich, wenn ich diese Entwicklung meines Drachens betrachte. Er angelt nach meiner Hand und ich halte sie ihm bereitwillig entgegen. Sanft drück ich seine Hand und streich mit meinem Daumen über seinen Handrücken. Dann humpelt er los, ich geh neben ihm. Sich von mir stützen zu lassen möchte er nicht. Die Verstauchung wäre nicht mehr so schlimm, meinte er nur. Okay, ich akzeptiere das. Falls er strauchelt bin ich da und werde ihn auffangen. Er weiß das! Schließlich erreichen wir das Wohnzimmer, in dem Mokuba sitzt und gerade auf einer Konsole das neue Final Fantastica XXVII zockt. Er lächelt uns an, als wir zur Couchgarnitur kommen, konzentriert sich dann aber wieder auf das Geschehen des Rollenspiels. Langsam löst sich Seto von mir, setzt sich dann neben seinen Bruder und legt einen Arm um ihn. Ich setzte mich in einen Sessel etwas abseits. Für einen Moment schauen wir Mokuba einfach zu, wie er mit seiner Figur einen fies dreinschauenden Gegner vermöbelt. Als dieser endlich zu Boden geht und Beute fallen lässt pausiert Mokuba das Spiel und blickt zu seinem großen Bruder auf. Dieser versucht seinen kleinen Bruder zaghaft anzulächeln, aber so recht will ihm das nicht gelingen. Mein Drache ist nervös. Das seh ich ihm an. Da muss ich gar nicht erst neben ihm sitzen und spüren, wie er sich an- und verspannt. Er zieht seinen Arm von Mokuba ab und noch ehe jemand ein Wort sagen kann beginnt er seine linke Armschiene abzunehmen. Als sie ab ist schiebt er den Pullover zurück, so dass seine Narbe frei und gut sichtbar daliegt. Mokuba's Augen werden größer und blicken seinen Bruder überrascht an. Dieser muss schlucken. Sein Blick haftet an der Narbe und wie so oft, wenn er sie sieht, kann er nicht anders als mit seinem rechten Daumen drüber zu fahren. Vorsichtig legt Mokuba seine Hand auf Seto's rechte Hand und hindert ihn daran, weiter über die Narbe zu fahren. Nur zögerlich hebt Seto seinen Blick und schaut seinen Bruder ernst an. Nun ja, es könnte ernst wirken... aber ich weiß es besser. Was sich in seinen Augen wirklich widerspiegelt ist Angst. Angst davor, wie Mokuba reagieren wird. Angst davor, dass sein kleiner Bruder sich von ihm abwenden könnte. Angst davor, sich ein weiteres Mal dieser Erinnerung zu stellen. Fast zeitgleich rufen die beiden Brüder eine Entschuldigung und beugen sich nach vorne. Ihre Köpfe knallen aneinander und beide zucken mit schmerzverzerrter Miene zurück, während jeder seine Stirn reibt. Ich muss mich arg zusammenreißen, um nicht loszulachen. Definitiv Brüder! Die ticken haargenau gleich! Dann will mein Drache von seinem kleinen Bruder wissen, wofür der sich meint entschuldigen zu müssen! Mokuba senkt betroffen den Blick und eine Träne bahnt sich ihren Weg über seine Wange. Er murmelt etwas, das ich kaum verstehe. Irgendwas von 'schlechter Bruder'. Mein Drache schaut ihn nur völlig irritiert und verblüfft an. Wie Mokuba darauf kommt, er sei ein schlechter Bruder, will er schließlich wissen. Nur zögerlich hebt Mokuba seinen Blick, eine weitere Träne löst sich und läuft ihm über das Gesicht. Sanft streicht Seto ihm die Träne weg. Mokuba braucht einen Moment, bis er sich überwinden kann zu antworten. Er schluchzt förmlich los, dass - wenn er ein besserer Bruder wäre - schon viel früher diese Narbe entdeckt oder gar gespürt hätte, dass Seto einmal am Abgrund des Suizids gestanden hätte. Seto ist total überrascht und verblüfft. Er hatte damit gerechnet, dass Mokuba wütend auf ihn sein würde. Ihn mit Vorwürfen bombardieren würde. Sich von ihm abwenden könnte. All das hatte er mir anvertraut. Niemals - nicht einmal - hatte er wirklich in Erwägung gezogen, dass sich sein Bruder wegen seinem Suizidversuch selbst schwere Vorwürfe machen und Schuldgefühle empfinden könnte. Nach einem Augenblick der Schockstarre schlingt mein Drachen seine Arme um seinen kleinen Bruder und drückt ihn fest an sich. Der erwidert augenblicklich die Umarmung und ergeht sich in weiteren Tränen. Nur zu gerne würde ich jetzt zu ihnen rüber gehen und sie umarmen. Aber das ist so ein Bruder-Ding! Da müssen die beiden jetzt alleine durch. Ich bin nur die moralische Unterstützung. Bin gar nicht wirklich da. Mein Drache wispert seinem jüngeren Bruder zu, dass das Schwachsinn ist. Das Mokuba der beste kleine Bruder sei, den es auf der Welt gibt. Mokuba stemmt sich gegen Seto's Brust und blickt mit tränengeschwängerten Augen zu ihm auf. Verzweifelt versucht er seine Argumente zu wiederholen, doch Seto, der seine Hände an Mokuba's Wangen legt, schüttelt nur den Kopf. Dann meint er, dass wenn Mokuba hier gewesen wäre, ihn das sicherlich davor bewahrt hätte, soweit zu gehen. Erschrocken blickt Mokuba ihn an. Was mein Drache damit meint, will der Kleine wissen. Seto's Hände sinken in seinen Schoss, während er seinen Kopf ein wenig hängen lässt und seinen Blick senkt. Schon als er mir davon erzählt hat, konnte er mich dabei nicht anschauen. Hatte mir den Rücken zugewandt. Ich hatte gehofft, dass es bei seinem Bruder anders wäre. Aber zumindest wendet er sich nicht von ihm ab. Kleiner Fortschritt! Die Antwort kommt leise und stockend von meinem Drachen. Erklärt seinem Bruder, dass dieser zu diesem Zeitpunkt im Internat war. Erkenntnis macht sich in Mokuba breit. Jetzt ist er es, der seine Hände an Seto's Wangen legt und sein Gesicht hält. Dann flüstert er etwas: Sein 15. Geburtstag!? Es ist halb eine Aussage, halb eine Frage. Wow... diese Scharfsinnigkeit von dem Kleinen beginnt mir Angst zu machen und mich zu beeindrucken. Seto's Blick schnappt kurz hoch und ihre Blicke begegnen sich, bevor er seicht nickt und wieder zwischen sie beide schaut. Vorsichtig fragt Mokuba, was damals geschehen sei. Seto muss schwer schlucken, bevor er zur Antwort ansetzen kann. Er habe Gozaberu nicht länger ertragen und wäre schwach geworden, meint mein Drache leise. Mir war schon klar, dass er seinem Bruder gegenüber nicht so sehr ins Detail gehen wird, so wie er es mir gegenüber gegangen ist. Wobei er sich auch bei mir noch recht bedeckt gehalten hatte. Er wollte aufgeben und nicht länger kämpfen, führt er weiter leise aus. Doch Isono habe ihn gefunden und gerettet. Erst Isono habe ihm klar gemacht, dass er Mokuba im Stich lassen würde, wenn er diesen Weg wählen würde. Stille breitet sich aus. Noch immer stiert mein Drachen auf ein Stück Couch zwischen sich und Mokuba. Ich seh, wie er mit sich kämpft und versucht seine Tränen zurück zu halten. Er will stark wirken. Das Mokuba durch seine Hände an seinen Wangen spüren kann, dass er in diesem Augenblick mit sich ringt, ist ihm scheinbar nicht bewusst. Gerade als Mokuba etwas sagen möchte, nimmt Seto die Hände seines Bruders und zieht sie von seinem Gesicht. Er hält sie und verbeugt sich gegenüber dem Schwarzhaarigen. Mein Drache entschuldigt sich mit brüchiger Stimme bei Mokuba dafür, so ein schlechter, schwacher, großer Bruder zu sein. Dass er weiß, dass das, was er tat, unverzeihlich ist, er aber trotzdem hofft, dass Mokuba ihn ... weiter kommt Seto nicht. Da springt Mokuba ihm an den Hals, schlingt seine Arme fest um ihn und drückt ihn so fest an sich, dass ich seh, wie meinem Drachen die Luft wegbleibt. Moki schluchzt, dass sein Bruder ein großer Dummkopf wäre, er ihn aber über alles lieben würde. Und jetzt kann Seto seine eigenen Tränen nicht länger zurück halten. Er erwidert die Umarmung mit festem Druck, als würde Mokuba ihm sonst entgleiten, und verbirgt sein Gesicht in der wilden Mähne des Vierzehnjährigen. Ich muss schmunzeln. Es ist alles so verlaufen, wie ich es erwartet habe! Langsam steh ich auf und entferne mich leise aus dem Wohnzimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)