Watanabe von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 1: Heimkehr ------------------- Tashigi war am Ende des heutigen Tages äußerst zufrieden mit sich selbst. Es war der erste Tag gewesen, an dem sie ihre Schulter bei ihrem täglichen Training wieder voll belasten konnte; und es hatte sich verdammt gut angefühlt! Tief einatmend öffnete sie ihre Kajütentür und noch bevor sie die Kajüte vollständig betreten hatte blieb sie wie angewurzelt stehen. Es lag ein Geruch in der Luft, der nicht auf dieses Marineschiff gehörte. Ein Geruch, den sie schon seit drei Jahren nicht mehr in der Nase gehabt hatte. Es roch nach Vanilletabak; und Tashigi kannte nur einen Mann, der diesen Tabak täglich rauchte. Was will er hier? Noch bevor sie sich einen Plan zur Flucht überlegen konnte packte sie etwas am Handgelenk, zog sie in die Kajüte und schloss die Tür hinter ihr. Es war bereits spät am Abend, die Sonne bereits untergegangen und die einzige Lichtquelle in Tashigis Zimmer war das hin und wieder aufglühen der Zigarette ihres Besuchers. Tashigi schluckte trocken; sie hätte nie damit gerechnet, dass er sie auf ihrem Schiff besuchen kommen würde. Das hatte er noch nie getan. „Tashigi… gut siehst du aus. Scheinst endlich mal was aus dir zu machen“, erklang seine rauchige Stimme. Er stand jetzt direkt hinter ihr. Sie hatte es immer schon gehasst, dass er sich absolut lautlos bewegen konnte. „Was willst du hier?“, fragte sie und ballte die Hände zu Fäusten. Auf ihrem Schreibtisch flammte die Öllampe auf und Tashigi konnte ihren Besucher endlich sehen. Er hatte sich kaum verändert. Dasselbe dunkelblaue Haar, dieselben braunen Augen, die selbstgedrehte Zigarette hinterm linken Ohr und noch immer trug er wohl gerne Shirts mit tiefem V-Ausschnitt. Er musterte sie eindringlich während er sich eine weitere Zigarette anzündete. „Was willst du hier, Taichi?“, wiederholte sie. „Er will dich sehen“, antwortete er ihr endlich. Tashigi riss die Augen auf. „Warum?“, hauchte sie. „Er ist mir keine Rechenschaft schuldig.“ „Ich… kann nicht. Ich muss arbeiten.“ Taichi zog die Augenbrauen in die Höhe. „Das wird ihn nicht interessieren.“ „Das hier ist mein Job, ich kann nicht einfach Alles stehen und liegen lassen, nur weil er es so will.“ Ihr Besucher lachte. „Du hast wohl vergessen wer er ist, was? Du kannst und du wirst. Er hat deine Vorgesetzten bereits informiert.“ Zum zweiten Mal riss Tashigi die Augen auf. Registrierte gar nicht wie sie zum zweiten Mal am Handgelenk gepackt und mitgezogen wurde. Wie könnte sie jemals vergessen wer er war? Er war immerhin ihr Vater. So wie eigentlich jeden Abend nach seinem selbst auferlegtem Trainingsregime lehnte Zorro mit dem Rücken an der Reling, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und döste. Es war ein recht ruhiger Tag an Bord der Thousand Sunny gewesen; im Gegensatz zu so manch anderen Tagen. Natürlich hatte es auch Heute die üblichen Streitereien zwischen ihm und Sanji gegeben, aber das war ja nichts Neues. Jetzt genoss Zorro erst Mal die Ruhe vor dem Sturm, beziehungsweise vor dem Abendessen. Es würde noch ungefähr eine Stunde dauern bis Sanji zum Essen rufen würde und man sich mit Ruffy darum schlagen musste. Aber bis dahin würde er noch etwas dösen. Zorro spürte mehr als das er hörte wie etwas gegen die Sunny stieß, dachte sich jedoch nichts dabei. Es kam schon mal vor, dass sie von Treibholz getroffen wurden. Erst als er Stimmen vernahm öffnete er sein Auge und runzelte die Stirn. „Du sagst es ihm!“ „Nein, du sagst es ihm!“ „Nein…“ Neugierig und auch ein klein wenig genervt rappelte Zorro sich auf und blickte über die Reling. „Johnny? Yosaku? Was macht ihr denn hier?“, stieß er überrascht aus. Zeitgleich blickten seine beiden Freunde nach oben und grinsten ihn unsicher an. Das an Bord holen von Johnny und Yosaku hatte für einiges an Aufregung gesorgt und schnell hatte sich die gesamte Strohhut Bande auf Deck versammelt, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Diese schienen allerdings unter Zorros fragendem Blick immer kleiner zu werden. Sicher war Zorro erfreut die Beiden mal wiederzusehen, aber er war auch genauso überrascht. „Also… was macht ihr hier?“, wiederholte er seine Frage. „Wir haben dich gesucht“, antwortete Johnny. Zorro zog die Augenbrauen hoch. „Ach… wirklich?“, sagte er. „Es… Es… ist so…“, begann Yosaku, „Deine Eltern… haben uns geschickt…“ Zorros Kinnlade fiel geradewegs gen Boden und er konnte nicht anderes tun als seine Freunde anzustarren. Seine Eltern? Die hatte er ja schon seit… keine Ahnung wie vielen Jahren nicht mehr gesehen. „Zorro hat Eltern?“, vernahm er die Stimme seines Kapitäns hinter sich. „Jeder Mensch hat Eltern, Ruffy“, antwortete Chopper. Zorro spürte die Blicke der gesamten Crew auf sich ruhen, noch immer hatte er nicht ganz verarbeiten können, dass seine Eltern anscheinend auf der Suche nach ihm waren. Aber warum? Und wo hatten sie Johnny und Yosaku kennen gelernt? Es war jetzt nicht so, dass er und seine Eltern im Streit auseinander gegangen waren; seinen Lebensstil hatten sie aber lange Zeit nicht wirklich gutgeheißen. „Äh… und warum?“, brachte Zorro nach mehrmaligem Räuspern heraus. Johnny zuckte mit den Schultern. „So genau haben sie es uns nicht erklärt. Sie baten uns nur darum dich zu finden und zu ihnen zu bringen.“ „Sagt ihnen ihr habt mich nicht gefunden“, antwortete Zorro nach wenigen Sekunden Bedenkzeit. „Das werden sie nicht gerne hören…“, sagte Johnny. Zorro zuckte nur mit den Schultern. „Ihnen haben schon so einige meiner Entscheidungen nicht gefallen. Und wenn sie was von mir wollen, können sie auch selbst kommen.“ „Hey Zorro, das kannst du nicht bringen. Deine Eltern haben sicher ihre Gründe warum sie dich sehen wollen“, sagte Lysop und erntete dafür einen finsteren Blick von Zorro. „Da hat er nicht ganz Unrecht. Es schien ihnen ziemlich wichtig zu sein“, bemerkte Yosaku. Zorro grunzte. „Sie können doch nicht von mir erwarten Alles stehen und liegen zu lassen, wenn sie es verlangen. Ich habe auch Verpflichtungen und kann das Schiff nicht einfach verlassen.“ „Und wenn wir einfach alle mitkommen?“, schlug Ruffy auf einmal vor. „Die Eltern des Spinatschädels kennen lernen? Das könnte witzig werden“, schaltete sich Sanji ins Gespräch ein und eine Ader begann auf Zorros Stirn zu pochen. Und sie pochte immer stärker je mehr seiner Crew Mitglieder Ruffys absurder Idee zustimmten. Lorenor Zorro hätte am liebsten lautstark gebrüllt als er seinen Kapitän rufen hörte: „Super! Nami, Segel setzen. Wir besuchen Zorros Eltern!“ Zuhause. Ein Ort, an dem man sich wohlfühlte. Ein Ort, an den man gerne zurückkehrte. Tashigi empfand diese Dinge, wenn sie an ihr Marineschiff dachte; jedoch nicht als sie das Haus, in dem sie geboren wurde, betrat. Eine Woche lang hatte die Reise hierher gedauert. Eine Woche in der Taichi von den neusten Ereignissen und Errungenschaften berichtete; sie hatte ihm nur halbherzig gelauscht. Mit dreizehn hatte Tashigi mit ihrem Vater gebrochen, ihre und seine Zukunftspläne waren einfach nicht mehr miteinander kompatibel gewesen. Sie war zur Marine gegangen, während er sie mit, vorerst, Schweigen gestraft hatte. Taichi war es stets gewesen, der Nachrichten zwischen ihr und ihrer Mutter übermittelt hatte. Zehn Jahre war es her, dass sie ihre Eltern das letzte Mal gesehen hatte und dieses letzte Mal hatte sich für immer in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Ihr Vater hatte auf seinem Stuhl gesessen und sie mit wütenden braunen Augen angestarrt und geschrien, dass sie Schande über die Familie bringt; während ihre Mutter zwischen ihnen gestanden hatte und sie Beide schluchzend angefleht hatte in Ruhe miteinander zu sprechen. Doch all die Tränen hatten nichts genützt, Tashigi war gegangen und hatte bis zum heutigen Tage nicht mehr mit ihrem Vater gesprochen. Über die Jahre hatte er stets versucht sie durch Taichi zur Rückkehr zu bewegen, doch bisher hatte sie sich erfolgreich zur Wehr setzen können. Doch dieses Mal hatte sie versagt und würde in wenigen Minuten ihrem Vater gegenüberstehen. Warum er sie nun sehen wollte und ihr nicht wie sonst befahl zurückzukehren, nur um sie nach ihrer Absage wieder monatelang zu ignorieren, hatte sie noch nicht herausfinden können. Taichi hatte weiterhin behauptet es nicht zu wissen; Tashigi vermutete, dass er log. Aber noch nie hatte ihr Vater Taichi befohlen sie bei einer Weigerung notfalls zu entführen. Noch nie hatte er sich mit ihren Vorgesetzten auseinandergesetzt. Nie im Leben hätte Tashigi gedacht, dass Smoker sie einfach so ziehen lassen würde; Taichi hatte sie bei ihrem Aufbruch direkt an ihrem Vize Admiral vorbeigeführt und Smoker hatte ihnen nur ausdruckslos hinterher gesehen. Und jetzt stand sie hier: vor den Flügeltüren, die zu der Halle führten, in der ihr Vater jeden seiner Gäste empfing und sämtliche seiner Geschäfte abwickelte. Niemand hatte sich in der vergangenen Zeit die Mühe gemacht die Tür neu zu streichen. Tashigi konnte noch immer erkennen wo sie und Taichi als Kinder ihre Initialen eingeritzt hatten oder wo sie vor zehn Jahren voller Wut so heftig gegen getreten hatte, dass die Farbe abgeplatzt war und sie selbst sich den Zehn gebrochen hatte. Das war einige Tage vor ihrer Abreise gewesen. Taichi schien all diese Kleinigkeiten nicht zu interessieren, er stieß die Türen anstandslos auf und betrat die Hallte. Tashigi selbst atmete noch einmal tief durch und folgte ihm dann. Als Erstes fiel ihr Blick auf ihren Vater und sie blieb erschüttert stehen. Hiroki Watanabe war stets ein Berg von Mann gewesen, groß gewachsen und mit Muskeln, auf die so manch Jüngerer neidisch gewesen war. Doch es war nicht dieser Mann, der nun auf dem thronähnlichen Stuhl ihres Vaters saß. Dieser Mann dort wirkte viel zu klein und schmächtig für den Stuhl; vergangen waren die Muskeln und die aufrechte Haltung, das einstmals pechschwarze Haar komplett weiß und die Wangen eingefallen. Nur die Augen… ja, seine braunen Augen hatten ihr Feuer nicht verloren. Ihr Vater starrte sie trotz seines ansonsten schlechten Zustandes geradewegs in Grund und Boden. „Tashigi!“ Sie löste den Blick von ihrem Vater und lächelte ihre Mutter an, nur wenige Wimpernschläge später umarmte ihre Mutter sie und drückte sie mit Tränen in den Augen fest an sich. Auch Tashigi spürte wie ihr die Tränen kamen. Im Gegensatz zu ihrem Vater hatte sich ihre Mutter kaum verändert. Natürlich sah man ihr das Alter mittlerweile an; ein paar Falten mehr und das blaue Haar war dabei zu ergrauen. „Hallo, Mutter“, sagte sie. Ihre Mutter schob sie auf Armlänge von sich und musterte sie lächelnd. „Es tut so gut dich wiederzusehen, mein Kind.“ „Das reicht jetzt, Hinagiku! Ich habe wichtige Dinge mit ihr zu besprechen“, donnerte die noch erstaunlich kräftige Stimme von Hiroki durch die Halle. Tashigis Blick fiel wieder auf ihn während ihre Mutter sie los ließ und zur Seite trat. „Vater“, sagte sie kühl und machte noch ein paar Schritte auf ihn zu. „Es ist erfreulich, dass du meiner Einladung dieses Mal gefolgt bist“, antwortete er. „Hatte ich denn eine Wahl?“, fragte sie und blickte dabei Taichi an. Hiroki blickte ebenfalls zu dem jungen Mann, der nun an seiner Seite stand. „Nein.“ „Also, Vater. Warum bin ich hier?“, verlangte sie zu wissen. Ihr Vater richtete sich ein wenig in seinem Stuhl auf und starrte sie durchdringend an. „Es ist an der Zeit für dich nach Hause zurückzukehren. Zu heiraten und das Familiengeschäft zu übernehmen.“ Tashigi starrte ihn mit offenem Mund an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Hatte sie ihn richtig verstanden? „Bitte was?“, sagte sie in der Hoffnung etwas missverstanden zu haben. „Ich bin älter geworden, Tashigi. Aber sprechen tue ich noch immer klar und deutlich.“ „Aber ich will das Familiengeschäft nicht übernehmen. Soll Taichi es doch machen!“ „Du weißt ganz genau, dass das nicht geht. Dein Bruder ist jünger als du und die Tradition verlangt…“ „Ich gebe nichts auf diese Tradition!“, unterbrach Tashigi ihn, „Ich will und werde das nicht tun. Und jetzt kehre ich zur Marine zurück!“ Damit drehte sie sich um und ging los, die nächsten Worte ihres Vaters ließen sie jedoch wie angewurzelt stehen bleiben. „Die Entscheidung ist gefallen und die Marine ist keine Option mehr für dich. Du wurdest am heutigen Tage ehrenhaft entlassen, die Papiere liegen in deinem Zimmer. Dein zukünftiger Ehemann ist bereits auf dem Weg und wird in Bälde hier eintreffen.“ Tashigi war zu schockiert, um auch nur irgendetwas darauf zu entgegnen. „Wir legen in etwa einer halben Stunde an!“, rief Nami über Deck und Zorro grunzte nur unwillig. Die gesamte Reise über hatte er versucht aus Johnny und Yosaku herauszubekommen warum seine Eltern ihn sehen wollten. Er war sich sicher, dass die Beiden mehr wussten als sie zugaben, doch selbst unter Androhung von Folter hatten seine Freunde eisern geschwiegen. Zorro lehnte an der Reling und beobachtete wie sie der Insel immer näherkamen; es dauerte nicht lange, da konnte er zwei ihnen entgegenblickende Gestalten ausmachen. Seine Eltern. Seufzend stieß er sich von der Reling ab… er konnte es kaum erwarten wieder in See zu stechen. „Zorro! Mein Junge! Es ist so schön dich mal wieder zu sehen.“ Zorro musste ein Lächeln unterdrücken als ihn seine Mutter fest an sich drückte, während ihm sein Vater kräftig auf den Rücken schlug. Okay, vielleicht freute er sich doch ein wenig über dieses Wiedersehen. „Mutter. Vater. Darf ich euch meine Crew vorstellen?“ Während sich alle miteinander bekannt machten begutachtete er seine Eltern. Sie waren älter geworden, doch das grüne Haar seiner Mutter hatte noch nicht begonnen zu verbleichen und sein Vater hatte schon immer graues Haar gehabt. Auch wenn Zorro es ungern zugab, tat es doch gut seine Eltern wiederzusehen. Nachdem Lorenor Juan und Alejandra die Strohhut Bande ausgiebig begrüßt hatten, wandten sie sich wieder an ihren Sohn. „Also, warum bin ich hier?“, fragte Zorro. Ihm entging nicht, dass sich seine Eltern unsicher ansahen; was ihn automatisch skeptisch machte. „Also“, begann sein Vater, „Es gab da ein Angebot, dass deine Mutter und ich einfach nicht ausschlagen konnten.“ „Und was hat das mit mir zu tun?“ „Nun… dein Vater und ich haben beschlossen, dass du die Tochter von Hiroki Watanabe heiraten wirst.“ In seinem ganzen Leben nicht hätte Zorro gedacht, dass er seinen Mund soweit aufreißen könnte wie er es tat nachdem seine Mutter diese Bombe hatte platzen lassen. Minutenlang war es still auf dem Steg und alle starrten entweder Zorro oder seine Eltern an. Nami war es, die als Erste wieder sprach: „Hiroki Watanabe? Der mächtige Waffenhändler der Welt? Der, der die besten und erfolgreichsten Auftragskiller beschäftigt und ausbildet?“ „Ja, genau der“, antwortete Juan ohne den Blick von Zorro zunehmen. „Ich wusste gar nicht, dass er eine Tochter hat. Man hört immer nur von seinem Sohn“, sagte Robin. „Oh ja. Sie und er hatten lange keinen Kontakt zueinander, aber wie es scheint ist sie jetzt bereit wieder nach Hause zu kommen“, plapperte Alejandra drauf los. „Ihr habt mich verkauft!“, dröhnte Zorro dann auf einmal los. So richtig verwunden hatte er den Schock noch nicht, aber er konnte schlecht daneben stehen während sich die anderen über die Tochter irgendeines Kriminellen unterhielten, die er anscheinend heiraten sollte. „Verkauft haben wir dich nicht“, sagte sein Vater, „Auf der Suche nach einem passenden Ehemann für seine Tochter stieß Hiroki wohl auf dich. Er kontaktierte uns und so kam eins zum anderen.“ Zorro starrte seinen Vater noch ein paar Sekunden lang wütend an, dann machte er auf dem Absatz kehrt. „Schön euch mal wieder gesehen zu haben. Bis dann.“ Perplex blickten seine Eltern ihm hinterher. „Zorro, warte!“, rief Juan. „Du hast sie doch noch gar nicht kennen gelernt! Sie ist wunderschön und äußerst begabt im Schwertkampf!“, warf seine Mutter ihm hinterher. Zorro hob nur die Hand zum Abschied und ging weiter auf die Sunny zu. Und wenn diese Frau, die schönste auf der ganzen Welt wäre würde er sie nicht heiraten. Auch die Sache mit dem Schwertkampf reizte ihn wenig; er wollte und würde nicht heiraten. Soweit kam es noch, dass seine Eltern ihn zu so etwas zwingen würden. Er… in einem Moment fluchte Zorro noch innerlich über seine Eltern und im nächsten Moment spürte er wie ihn etwas hart am Hinterkopf traf und dann wurde alles schwarz. Taichi Watanabe blickte von dem bewusstlosen Grünschopf, den seine Schwester heiraten sollte, zu dessen überraschten Eltern und den ebenso überraschten Piraten. „Mein Vater hasst es zu warten“, kommentierte er das eben Geschehene schlicht. Nachdem ihr Vater verkündet hatte, dass er für ihre ehrenhafte Entlassung aus der Marine gesorgt hatte war Tashigi sofort in ihr altes Zimmer gestürmt und hatte tatsächlich die besagten Dokumente auf ihrem Schreibtisch vorgefunden. Mit Tränen der Wut und der Verzweiflung in den Augen ließ Tashigi sich auf die Bettkante sinken. Sie konnte nicht begreifen, dass ihr Vater so weit gegangen war. Dass er so mächtig war… Sie spürte wie ihre Mutter ihr die Hand auf die Schulter legte und in dem Moment brach Tashigi endgültig zusammen. Schluchzend warf sie sich an die Brust ihrer Mutter. „Er ruiniert mein ganzes Leben“, presste sie nach einigen Minuten mühsam hervor. Hinagiku wiegte sie sanft im Arm und Strich ihr beruhigend über den Kopf. „Dein Vater hat immer nur das Beste für dich im Sinn.“ Wütend löste Tashigi sich aus der Umarmung. „In dem er meine Karriere beendet? In dem er mich zwingen will jemanden Fremdes zu heiraten? In dem er mich zwingen will das Familiengeschäft zu übernehmen? Ein Geschäft, mit dem ich nie etwas zu tun haben, wollte!“ „Tashigi, dein Vater liebt dich, aber…“ „Er liebt mich?“, unterbrach Tashigi sie, sprang vom Bett auf und begann wütend auf und ab zu laufen, „Er hat nie etwas anderes getan als mir seinen Willen aufzuzwingen. Er…“ „Tashigi Watanabe!“, donnerte die Stimme ihrer Mutter durch das Zimmer und Tashigi blieb verblüfft stehen. Noch nie hatte ihre Mutter ihr gegenüber die Stimme erhoben. „Dein Vater liebt dich und er wird stets das Beste im Leben für dich wollen. Dein Vater ist ein Mann der Traditionen ehrt, ja. Aber wenn ihr zwei Sturköpfe euch in den vergangenen Jahren mal ausgesprochen hättet, hättet ihr diese Situation Heute vermeiden können. Da aber sowohl du durch deine Weigerung nach Hause zu kommen als auch dein Vater durch seine Weigerung dich höfflich zu bitten, anstatt dir zu befehlen, dies versäumt habt, handelt dein Vater in großen Teilen aus Stolz. Was den anderen Teil betrifft… dein Vater ist sehr krank, Tashigi. Er hat nicht mehr lange zu leben… Du solltest deinen Stolz und deinen Trotz hintenanstellen und das Gespräch mit ihm suchen.“ Mit diesen Worten stand Hinagiku auf und ließ Tashigi erneut sprachlos zurück. Watanabe. Jeder Mensch kannte diesen Namen. Er stand für Waffen bester Qualität und Morde, die schnell sowie sauber ausgeführt wurden; und er stand für Diskretion. Nie konnte ihnen ein Mord nachgewiesen werden, nie war eine Waffenlieferung zu ihnen zurückzuverfolgen, nie kamen Details über Kunden oder Auftragsgeber ans Tageslicht. Seit Generationen mordete und schmuggelte die Familie und seit Generationen hatte sich die Regierung nicht darum gekümmert. Warum auch? Die Familie Watanabe war perfekt dafür, wenn ein politischer Gegner unangenehm wurde oder die heimliche Affäre drohte diese öffentlich zu machen. Mit all dem hatte Tashigi Watanabe sich nie identifizieren können. Gemeinsam mit ihrem nur einem Jahr jüngeren Bruder war sie kaum, dass sie laufen konnten, in sämtlichen Kampfkünsten ausgebildet worden und hatte gelernt einen Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen. Doch anders als Taichi war sie in all diesen Disziplinen nie besonders gut gewesen. Sie hatte sich nie die Wirkungen all der verschiedenen Gifte merken können und hatte auch nie begriffen wie man sich völlig lautlos bewegte. Erstens war sie für diese Tätigkeit einfach zu tollpatschig und zweitens hatte Tashigi schon früh in Frage gestellt, ob die Taten der Familie richtig waren. Je älter sie wurde desto stärker wurde ihr Sinn für die Gerechtigkeit und je mehr sie über das Familiengeschäft lernte desto mehr lehnte sie es ab. Sie begann sich zu weigern an den Unterrichtsstunden teilzunehmen und versuchte sogar die Aufträge zu manipulieren. Mit herzlich wenig Erfolg; sie war da gerade erst zehn und obwohl sie die Tochter des Familienoberhauptes war, nahm niemand sie ernst, wenn sie behauptete, dass der Auftrag zu einem Mord oder die Bestellung einer großen Waffenlieferung abgesagt worden war. Da Tashigi nicht nur seine braunen Augen, sondern auch seinen Sturkopf geerbt hatte, kam es bereits früh und zu dem sehr oft zu Streitereien zwischen ihr und ihrem Vater. Als Erstgeborene war sie der Familientradition nach verpflichtet nach dem Tod Hirokis dessen Geschäfte weiter zu führen, ob es ihr nun passte oder nicht. Sie müsste ja keinen Auftrag persönlich ausführen, sie müsse nur dafür sorgen, dass die Kunden zufrieden waren; hatte ihr Vater mehr als einmal gesagt. Aber auch das verstieß gegen ihre Prinzipien. Sie entschied sich mit ihrem Vater zu brechen und zur Marine zu gehen, dachte die Marine sei der beste Ort für sie und alles an das sie glaubte. Doch dem war nicht so. Zwar wusste sie in ihren jungen Jahren bereits viel darüber, dass auch die Regierung korrupt war, sie hatte jedoch nie an das Ausmaß der Korruption selbst in den Rängen der Marine geglaubt. Tashigi hatte in ihrer gesamten Laufbahn niemanden ihren Nachnamen genannt. Erstens, weil sie absolut nicht mit den Geschäften ihrer Familie in Verbindung gebracht werden wollte und zweitens, weil sie zu Beginn noch geglaubt hatte etwas gegen die Korruption in der Marine tun zu können. Ein Unterfangen, welches sie schnell aufgegeben hatte. Stattdessen hatte sie alles getan, um selbst immer das Rechte zu tun, auch wenn dies bedeutete sich mit Piraten zusammen zu tun. Mit mehr Schwung als beabsichtigt ließ Tashigi ihr Katana durch die Luft sausen und verlor dabei das Gleichgewicht. Ihr entwich ein kurzes Stöhnen als sie hart auf dem Steinboden des Übungsraumes aufschlug. Verschwitzt und ausgelaugt blieb sie einige Augenblicke einfach liegen. Wenn sie die Augen schloss konnte sie so tun als wäre sie immer noch auf ihrem Schiff. „Einmal ein Tollpatsch, immer ein Tollpatsch.“ Oder auch nicht. Seufzend rappelte Tashigi sich auf und blickte ihren Bruder an. „Wie lange bist du schon da?“ Taichi zuckte mit den Schultern. „So ziemlich die ganze Zeit. Du bist verdammt gut geworden.“ Mit harten Augen steckte Tashigi ihr Katana zurück in die Scheide. „Aber noch immer nicht gut genug“, antwortete sie. Lächelnd zündete ihr Bruder sich eine Zigarette an. „Ehrgeizig wie eh und je.“ Die Geschwister schwiegen während Tashigi sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte und einige tiefe Züge aus ihrer Wasserflasche nahm. Auch wenn man äußerlich eine Verwandtschaft nicht bestreiten konnte, konnten Tashigi und Taichi kaum unterschiedlicher sein. Wo Tashigi stets versagt, erzielte ihr Bruder die größten Erfolge. Er war der erfolgreichste und talentierteste Auftragsmörder, den ihr Vater in seinen Reihen hatte. Taichi hatte ein gutes Auge für Zahlen und fand immer wieder neue Wege zum Schmuggeln sämtlicher Waren. Alles in Allem war er der perfekte Nachfolger für Hiroki. Deswegen verstand Tashigi auch nicht warum ihr Vater so sehr darauf pochte, dass sie an seine Stelle trat. „Also…“, begann Taichi, „Du bist jetzt bereits über vierundzwanzig Stunden wieder zurück und du tust nichts anderes als zu trainieren oder dich in deinem Zimmer zu verstecken.“ „Beobachtest du mich?“ Wieder zuckte Taichi nur mit den Schultern und Tashigi sah ihn misstrauisch an. „Vater hat dich dazu angestachelt, oder?“, fragte sie. „Möglich.“ Stöhnend ließ Tashigi sich auf eine der Bänke fallen. „Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ Taichi setzte sich neben sie. „Er ist alt geworden, Tash. Er will Frieden schließen.“ „Er hat seltsame Methoden, um das zu erreichen.“ Sie spürte Taichis Hand auf ihrer Schulter. „Hör auf dich in deinem Zimmer zu verstecken und sprich dich mit ihm aus…“ Tashigi antwortete nicht, dann drückte ihr Bruder noch einmal kräftig ihre Schulter und stand auf. „Dein Zukünftiger ist übrigens eingetroffen. Yui wartet in deinem Zimmer, um dich fertig zu machen.“ Nur ein klein wenig hasserfüllt blickte Tashigi ihren Bruder hinterher. „Ich habe ihn selbst noch nicht gesehen, aber ich habe gehört, dass er äußerst ansehnlich sein soll“, plapperte Yui während sie Tashigi die Haare hochsteckte. Yui war ihr altes Kindermädchen und schon immer eine hervorragende Quelle für Klatsch und Tratsch gewesen. Nicht, dass Tashigi sich jemals groß für so etwas interessiert hätte und Heute hatte sie noch weniger Interesse daran. Niemand hatte ihr bisher einen Namen oder genaue Beschreibung des Mannes liefern können, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte. Weder Taichi noch ihre Mutter hatten ihre Fragen beantworten können beziehungsweise wollen. Sie war sich sicher, dass sie mehr wussten als sie zugaben. Natürlich hätte sie einfach ihren Vater fragen können, aber Tashigi fühlte sich noch nicht bereit dazu das Gespräch mit ihrem Vater zu suchen. So saß sie also hier: eine erwachsene Frau von dreiundzwanzig Jahren, die in ihrem Leben schon so einiges erreicht, erlebt und auch überlebt hatte und bereitete sich auf das Treffen mit ihrem ihr unbekannten zukünftigen Ehemann vor und das auch nur, weil sie noch nicht wusste wie sie aus der Nummer rauskommen sollte. Flucht war keine Option, jetzt da sie wusste, dass Taichi sie beobachtete. Er war sowohl schneller als auch stärker als sie. Also blieb ihr vorerst keine andere Wahl als bei der Sache mitzuspielen und weiter nach einer Lösung zu suchen. „Du bist wunderschön“, holte die Stimme ihrer Mutter sie aus ihren Grübeleien. Zum ersten Mal bewusst warf Tashigi einen Blick auf ihr Spiegelbild und erkannte sich selbst nicht wieder. Die blauen Haare hatte Yui kunstvoll hochgesteckt und weiße Blumen hineingeflochten. Dezenter brauner Lidschatten und ein wenig Mascara zu knallroten Lippen rundeten das Gesamtbild ab. Wunderschön war anders fand Tashigi. „Ich habe das perfekte Kleid für dich schneidern lassen.“ Nur widerwillig stand Tashigi auf und besah sich das Kleid, welches ihre Mutter auf ihrem Bett abgelegt hatte. Es war dunkelblau und nach allem was Tashigi über Kleider wusste anscheinend ein Neckholder; dementsprechend tief ausgeschnitten war es auch. Ergeben schloss Tashigi die Augen, sie wusste ganz genau, dass es nichts bringen würde mit ihrer Mutter zu diskutieren. Früher oder später würde sie das Kleid eh anhaben. Sie hätte diskutieren sollen und wie sie hätte diskutieren sollen. Nachdem Tashigi das Kleid angezogen und sich gemeinsam mit ihrer Mutter auf den Weg zur Halle gemacht hatte, hatte sie erst bemerkt, dass das Kleid nicht nur tief ausgeschnitten war, sondern auch noch geschlitzt. Und so zeigte sie bei jedem Schritt den sie tat ihr linkes Bein bis hin zum Oberschenkel. Tashigi hasste es und ihre Mutter hatte sich die Tränen vor Stolz aus den Augen wischen müssen. Doch es gab kein Zurück mehr, sie hatte das Kleid an und stand nun vor der Halle hinter deren Türen ein zukünftiger Ehemann auf sie wartete. Das dachte dieser zumindest, Tashigi war sich sicher noch einen Ausweg finden zu können. „Bist du bereit?“, fragte ihre Mutter woraufhin Tashigi ihr nur einen bedeutungsschwangeren Blick zuwarf. Bereit dieses Kleid auszuziehen? Ja. Bereit diese Insel zu verlassen? Ja. Bereit ihrem Vater und dem Mann, den er für sie ausgesucht hatte unter die Augen zu treten? Nein. Hinagiku jedoch ging nicht auf den Blick ein, sondern öffnete die Tür einen Spalt und steckte den Kopf hinein. Nur wenig später zog sie den Kopf zurück und lächelte Tashigi an. „Die Haarfarbe ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber ansonsten sieht er gut aus.“ Tashigi interessierte es nicht wie der Mann aussah, sie wollte es nur hinter sich bringen. Ein letztes aufmunterndes Lächeln seitens ihrer Mutter, dann stieß diese die Flügeltüren auf und betrat die Halle. Tashigi folgte ihr auf dem Fuß. Als aller erstes warf sie ihrem Vater einen bitterbösen Blick zu, er sollte ruhig wissen, dass sie noch immer sauer auf ihn war. Erst dann fiel ihr Blick auf den Mann, der vor ihrem Vater stand. Sie riss geschockt sowohl Augen als auch Mund weit auf und blieb ruckartig stehen. Nicht für alles Geld der Welt würde sie diesen Mann heiraten. Tashigi machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Halle. Kapitel 2: Begegnungen ---------------------- Angefressen rieb Zorro sich die Beule an seinem Hinterkopf, die er dem Mistkerl nur drei Meter weiter zu verdanken hatte. Entführt hatte der Kerl ihn. Zorro war auf dem besten Weg der Abreise gewesen, nachdem er erfahren hatte, dass seine Eltern ihn wie ein Stück Vieh verschachert hatten und dann war dieses blauhaarige Arschloch wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte ihn K.O. geschlagen. Er hatte ihn weder kommen sehen, gehört oder gespürt. Es war Zorro ein Rätsel wie der Typ es geschafft hatte. Und so hatten seine Eltern doch noch ihren Willen bekommen. Gemeinsam mit ihnen und seiner Crew stand Zorro nun in dieser komischen Halle und wartete auf seine unbekannte Verlobte. Vor ihm auf einem erhöht stehenden Stuhl saß dieser Hiroki Watanabe, also der Drahtzieher des Ganzen. Dafür, dass Robin und Nami nur in den höchsten Tönen von dem Kerl gesprochen hatten sah der Alte ziemlich klapprig aus. Neben dem Alten stand der Kerl, der ihn niedergeschlagen hatte und hatte ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen, welches Zorro ihm gerne aus dem Gesicht schlagen würde. Abgesehen von seinen Eltern hatte seit ihrem Eintreffen niemand ein Wort gesagt. Dann wurde einer der Türen einen Spalt breit geöffnet und eine ältere Frau steckte den Kopf hinein. Der Alte auf seinem Stuhl nickte ihr zu und kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen und die Frau trat ein. Gefolgt von einer Jüngeren, die den alten Knacker wütend anstarrte. Zorro musste zugeben, dass sie nicht schlecht aussah und sie eine super Figur hatte, aber heiraten wollte er trotzdem immer noch nicht. Plötzlich fiel der Blick der Jüngeren auf ihn und sie blieb wie angewurzelt stehen, drehte abrupt wieder um und stürmte los. Während Zorro verwundert die Augenbrauen hochzog sprach der alte Mann das erste Mal: „Tashigi! Bleib sofort stehen!“ Zorro lief es auf einmal eiskalt den Rücken runter. Tashigi? Wie in Kapitän Tashigi? Bei der Marine? Schwertnerd? Immer im Schlepptau der ollen Qualmsocke? Er bekam gar nicht mit wie der blauhaarige Mann der Fliehenden hinterher stürmte; zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt. Tashigi und diese doch sehr ansehnliche Frau konnten nicht ein und dieselbe Frau sein; das war einfach nicht möglich. Die Tashigi, die er kannte würde niemals ein so aufreizendes Kleid anziehen… und war der Alte nicht irgendwie der König der Kriminellen? So einer konnte niemals Tashigis Vater sein, dafür war sie viel zu rechtsschaffend. „Taichi! Lass mich sofort wieder runter! Ich warne dich! Lass mich los!“ Tashigis Gebrüll riss Zorro endgültig aus seinen Gedanken. Der Mann namens Taichi hatte sich die Flüchtige über die Schulter gelegt und trug sie seelenruhig zurück in die Halle. Zorro konnte nicht anders als daran zu denken wie er Tashigi vor nicht allzu langer Zeit genauso auf seiner Schulter getragen hatte. „Sorry, Schwesterlein, aber aus der Nummer kommst du nicht mehr raus“, antwortete der Mann und lud seine „Fracht“ genau vor Zorro ab. Tashigi, er war sich jetzt absolut sicher, dass sie es war, verschränkte wütend die Arme unter ihrer Brust, welche dadurch nur noch mehr betont wurde; nicht, dass Zorro darauf achten würde. Sie starrte erst ihn wütend an, dann den Mann, der anscheinend ihr Bruder war und zu guter Letzt fixierte sie ihren Vater. „Du machst keinen sehr guten ersten Eindruck“, sagte dieser. „Den brauch ich auch nicht zu machen. Ich kenne den Mooskopf nämlich schon, wie du ganz sicher weißt“, antwortete Tashigi kalt. Auf dem Gesicht des Alten breitete sich ein Lächeln aus. „Natürlich weiß ich um eure Vorgeschichte. Deswegen habe ich ihn ja ausgewählt.“ „Ich werde ihn nicht heiraten“, sagte Tashigi trotzig. Zorro erwartete beinahe, dass sie auch noch mit dem Fuß auf stapfen würde. „Du hast gar keine andere Wahl.“ „Er ist Pirat!“, argumentierte Tashigi weiter. Und Piraten durften nicht heiraten, oder was? „Dessen bin ich mir bewusst.“ „Ich… bin bei der Marine…“ „Du warst bei der Marine.“ Zorros Blick blieb auf Tashigi haften. Sie war nicht mehr bei der Marine? Wie war das denn passiert? „Ich…“ Ganz offensichtlich suchte sie verzweifelt nach weiteren Argumenten und Zorro spürte wie sich etwas in ihm zusammenzog, schob dieses Gefühl aber schnell beiseite. „Nur fürs Protokoll: Ich will dich auch nicht heiraten!“, sagte er und blickte Tashigi wütend an. „Ich würde dich auf der Stelle heiraten, Tashi-Maus!“, erklang Sanjis Stimme von der Seite. Zeitgleich wendeten Zorro und Tashigi die Köpfe zu dem Koch. „Halt die Klappe!“ „Das reicht jetzt!“, donnerte die doch noch sehr kräftige Stimme des Alten durch die Halle, „Eure Eheschließung ist beschlossen und es führt kein Weg daran vorbei!“ Wieder verschränkte Tashigi die Arme unter der Brust und dieses Mal stampfte sie wirklich mit dem Fuß auf. „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, Vater“, sagte sie und verließ dann wieder die Halle. Zorro blickte ihr wortlos hinterher und dieses Mal ließ sich dieses unbekannte Gefühl in seiner Brust nicht so einfach bei Seite schieben. Barfuß und mit Tränen in den Augen lief Tashigi von ihrem Elternhaus zum Hafen. Sie wusste ganz genau, dass sie keinerlei Chance hatte von der Insel zu entkommen. Ihr Vater hatte seinen überall verteilten Spionen mit Sicherheit aufgetragen sie niemals aus den Augen zu lassen. Aber der weite Hafen der Insel hatte Tashigi schon immer ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Doch dieses Mal blieb dieses Gefühl aus, zu aufgewühlt war sie. Lorenor Zorro. Von all den Menschen, die es auf dieser Welt gab, wählte Hiroki Watanabe ausgerechnet Lorenor Zorro aus. Und das auch noch mit voller Absicht. Aber warum? Was hatte er davon sie mit einem ihrer ärgsten Feinde zu verloben? Gegen ihrer Beider Willen. Ja, sie konnte zugeben, dass sowohl Lorenor als auch die restlichen Strohhüte ihre guten Seiten hatten, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie Piraten waren und Tashigi ein Marinemitglied. Ehemaliges Marinemitglied, erinnerte sie sich. Sie dachte, sie hätte sich vor Jahren von ihrem Vater befreit, doch allem Anschein nach hatte er sie das nur glauben lassen. Er hätte jederzeit dafür sorgen können, dass sie nach Hause zurückkehren musste und jetzt hatte er es getan. Auch wenn Tashigi seine Beweggründe noch nicht verstand. Was hatte er davon die Geschäfte an sie abzugeben? Er wusste doch ganz genau, dass sie weder die Morde noch die Waffenschmuggelei guthieß. Sie würde seinen hart erarbeiteten Erfolg zu Nichte machen. Sie… Tashigi riss die Augen auf als ihr klar wurde welche Möglichkeiten sich ihr hier eröffneten, aber dafür müsste sie Lorenor Zorro heiraten… „Tashigi? Tashigi Watanabe? Bist du es wirklich?“ Überrascht wandte Tashigi sich um und blickte in ein paar blaue Augen, von denen sie nicht gedacht hatte, sie jemals wieder zu sehen. „Akito? Akito! Wow! Was… Es ist schön dich wiederzusehen“, stieß Tashigi aus und umarmte den jungen Mann vor sich. „Ich hätte nicht gedacht dich jemals wiederzusehen, Tashigi. Gut siehst du aus.“ „Danke. Du hast dich aber auch gemacht.“ Akito war genauso alt wie Taichi und in Kindertagen sein bester Freund gewesen. Niemals hatte man den Watanabe Jungen ohne seinen kleinen Schatten namens Akito angetroffen. Aus dem damaligen viel zu kleinen und viel zu schmächtigen Jungen war jedoch ein großer, kräftiger und gutaussehender junger Mann geworden. „Was machst du hier? Wir alle dachten Hiroki würde dich nie dazu bewegen wieder nach Hause zu kommen“, fragte Akito. Tashigis Lächeln verschwand. „Um eine lange Geschichte kurz zu halten: Er hat Taichi mich entführen lassen und will mich mit einem Piraten verheiraten.“ Akito sah sie erst mit großen Augen an und dann lächelte er bedrückt. „Wenn dein Vater sich etwas in den Kopf gesetzt hat, findet er immer Mittel und Wege sich durchzusetzen.“ Tashigi seufzte und blickte wieder auf das Meer. „Ja… er hat sogar dafür gesorgt, dass ich aus der Marine entlassen wurde.“ Eine ganze Zeit lang schwiegen sie sich an, jeder von ihnen schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. „Und was hält dich auf dieser Insel? Du wolltest früher doch immer die Welt bereisen“, fragte Tashigi irgendwann. Akito brauchte erstaunlich lange, um ihr zu antworten. „Ich arbeite für deinen Vater.“ Überrascht blickte sie den Mann neben sich an. Es war Fakt, dass viele Heranwachsende auf dieser Insel davon träumten in den Dienst der Watanabe Familie zu treten, doch Akito hatte sich nie dahin gehend geäußert. „Das ist… überraschend“, sagte sie. Akito lächelte sie traurig an. „Kurz nachdem du die Insel verlassen hattest geriet meine Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Hiroki bot mir eine Stelle an und jetzt…“ „Hängst du bei ihm fest.“ „Nicht wirklich. Ich habe meine Schuld schon vor langer Zeit abbezahlt. Mir gefällt mein Job allerdings.“ Jetzt war Tashigi sprachlos; damit hatte sie absolut nicht gerechnet. „Schockierend, nicht?“, fragte Akito grinsend. „Ein kleines bisschen.“ „Aber immerhin nennt mich jetzt niemand mehr Taichis Schatten.“ Daraufhin musste Tashigi lachen. Mit gerunzelter Stirn beobachtete Zorro wie Tashigi mit dem fremden Mann lachte. Er hatte ihr gar nicht folgen wollen, aber nachdem sie sie alle in der Halle hatte stehen lassen, hatte auch er sich die Freiheit genommen zu gehen. Und irgendwie war er am Hafen gelandet und hatte sie entdeckt. Lange hatte er mit sich selbst debattiert, ob er sie ansprechen oder lieber Abstand halten sollte, doch das auftauchen und die darauffolgende herzliche Umarmung des Fremden hatten ihm diese Entscheidung abgenommen. Zorro war sich noch immer nicht sicher, ob er alles verstand was gerade vor sich ging, aber er und Tashigi sollten heiraten und Tashigi wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Es war jetzt nicht so, dass er selbst auf Grund der Tatsachen Freudensprünge machte, aber warum machte sie so ein Gewese darum? Er hatte ja auch nicht vor diese Sache durchzuziehen, aber deswegen flippte er nicht gleich aus. Was hatte sie überhaupt für ein Problem mit ihm? Zugegeben er war nicht immer furchtbar freundlich zu ihr gewesen, aber er hatte gedacht nach Punk Hazard wären sie auf einer… freundlicheren Ebene angekommen. Anscheinend hatte er sich geirrt. „Na, eifersüchtig?“ Aus seinen Gedanken gerissen blickte Zorro zur Seite. Schon wieder hatte es dieser Kerl geschafft sich ihm unbemerkt zu nähern. „Was willst du?“ „Ich habe Anweisung weder dich noch meine Schwester aus den Augen zu lassen. Es besteht bei euch Beiden erhöhte Fluchtgefahr.“ Zorro antwortete nicht, starrte den Mann neben sich einfach nur finster an. Normalerweise reichte das aus, damit man ihn in Ruhe ließ, doch der andere ließ sich dadurch nicht beeindrucken, hatte sogar noch die Frechheit ihm die Hand entgegenzustrecken und sich vorzustellen: „Taichi. Und entschuldige, dass ich dich niedergeschlagen habe.“ Wieder antwortete Zorro nicht, wandte den Blick nur wieder zu Tashigi und dem anderen Mann. „Meine Schwester scheint keine sehr hohe Meinung von dir zu haben“, sprach Taichi ungerührt weiter, „Was mich wundert, du scheinst genauso sehr auf Schwerter zu stehen wie sie. Meiner Meinung nach wärt ihr perfekt füreinander.“ „Finde den Fehler. Ich bin Pirat und sie bei der Marine“, antwortete Zorro dann doch ohne Tashigi aus den Augen zu lassen. „Sie war bei der Marine“, korrigierte sein aufdringlicher Gesprächspartner. „Hätte nicht gedacht, dass sie den Verein lebend und freiwillig verlässt.“ Hätte Zorro wirklich nicht. Tashigi war immer so darauf aus das Richtige zu tun und die Welt zu verändern, dass er nicht begriff, dass sie die Marine hinter sich gelassen hatte. Er hatte immer geglaubt, dass sie eines Tages bei einem Kampf gegen einen für sie viel zu starken Gegner ihr Leben verlieren würde. Während Taichi sich eine Zigarette anzündete bekam Zorro seine Antwort: „Sie ist nicht freiwillig gegangen. Unser Vater hat dafür gesorgt, dass sie ehrenhaft entlassen wird. Es macht halt keinen guten Eindruck, wenn das Oberhaupt der Watanabe Familie bei der Marine ist. Schlecht fürs Geschäft und so.“ „Meuchelmörder und Schmuggler… schwer vorstellbar, dass Tashigi mit euch verwandt ist“, sagte Zorro mehr zu sich selbst als zu seinem Nebenmann. Taichi zog kräftig an seiner Zigarette. „Sie war schon immer anders, wollte schon früh nichts mit dem Familiengeschäft zu tun haben. Mit dreizehn ist sie von der Insel abgehauen und hat sie nie wieder betreten, bis Vater beschlossen hat sie zurückzuholen.“ „Und was hat er davon, das alles gegen ihren Willen zu tun?“ „Er ist mir keine Rechenschaft schuldig“, antwortete Taichi, „Der Familientradition nach ist es immer das älteste Kind, welches die Geschäfte übernimmt. Es muss allerdings verheiratet sein, was deine Rolle in dem Ganzen erklärt.“ „Und wie kommt er auf mich?“, fragte Zorro. „Er hat Tashigi seit ihrem Weggang immer beobachten lassen und irgendetwas an eurer ersten Begegnung in Loguetown muss ihn fasziniert haben. Aber auch da hat er sich mir nicht weiter erklärt.“ Unten am Hafen umarmten sich Tashigi und der andere Mann wieder und in Zorros Brust zog sich etwas schmerzhaft zusammen. Etwas, dass er nicht kannte. Etwas, dass er nicht einordnen konnte. Etwas, dass ihn wahnsinnig machte. „Ich verstehe selbst nicht was er davon hat. Er hätte sie genauso gut mit Akito vermählen können. Sie sind seit Kindertagen befreundet und er arbeitet für uns. Oder er hätte sie einfach ihr Leben so führen lassen können wie sie es für richtig hielt.“ Zorro sagte dazu nichts, beobachtete nur wie Tashigi und der Mann, der anscheinend dieser Akito war, den Hafen verließen. Vielleicht hatte ihr Vater das erkannt was auch Zorro schon bemerkt hatte. Nämlich, dass Tashigi sich eher früher als später umbringen würde, weil sie sich ständig Leuten in den Weg stellte, die so viel stärker waren als sie. „Soll ich dir mal verraten was ich spannend finde?“, fragte Taichi. „Ich kann dich ja doch nicht daran hindern.“ Das Grinsen, welches sich auf Taichis Lippen ausbreitete, gefiel Zorro nicht. „Du hast während des gesamten Gespräches nicht einmal bestritten, dass ihr Beide zusammen passen würdet.“ Auch zwei Tage später wusste Zorro noch immer nicht warum dieser ganze Zirkus veranstaltet wurde. Was er wusste war, dass die Hochzeitsvorbereitungen begonnen hatten und Tashigi wann immer und wo immer sie konnte auf die Barrikaden ging. Er hatte mit seinen Eltern gesprochen, in der Hoffnung, dass sie ihm sagen konnten warum dieser Hiroki ausgerechnet ihn ausgewählt hatte und warum er so versessen darauf war diese Hochzeit trotz aller Proteste durchzuziehen. Doch er wurde enttäuscht. Vor einigen Monaten hatte Hiroki Taichi zu ihnen geschickt und ihnen die Verlobung vorgeschlagen; natürlich würden sie eine stattliche Summe Geld bei Zustimmung erhalten. Da Lorenor Juan und Alejandra seit Zorros Weggang fürchteten niemals eine Schwiegertochter, geschweige denn Enkel zu bekommen, hatten sie nach einer kurzen Bedenkzeit zugestimmt. Es war ihnen dabei absolut nicht um das Geld gegangen. Wie man auf Zorro aufmerksam geworden war hatte man ihnen auch auf Nachfrage nicht erklärt. Taichi behauptete ihm schon alles gesagt zu haben was er wisse, Tashigi weigerte sich seine Anwesenheit überhaupt anzuerkennen und wann immer Zorro versuchte mit diesem Hiroki selbst zu sprechen hatte man ihm klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass er keine Chance auf ein Gespräch mit dem Alten hatte. Noch am selben Abend ihrer Ankunft hatte Zorro die aktuelle Situation mit seinen Freunden diskutiert, denn niemand hatte damit gerechnet, dass Zorro heiraten sollte. Sanji hatte ihm während des gesamten Gespräches den Tod gewünscht und auch das ein oder andere Mal versucht wahr zu machen. Der Koch war gar nicht davon begeistert, dass jemand wie Zorro die liebreizende Tashigi heiraten sollte. Der Rest der Crew schien von den ungewöhnlichen Begebenheiten seltsam amüsiert und Ruffy hatte laut verkündet, dass sie bis zur Hochzeit bleiben würden. Nicht die Art von Unterstützung, die Zorro sich erhofft hatte. Aber nun gut: Er hatte nicht vor Tashigi zu heiraten, aber er würde herausfinden was dieser Hiroki hier spielte. Seitdem Tashigi erfahren hatte, dass Lorenor Zorro ihr Ehemann werden sollte, hatte sie mit niemanden aus ihrer Familie ein Wort gesprochen. Egal wie oft Taichi und ihre Mutter an ihre Zimmertür geklopft hatten, egal wie oft ihr Vater sie in die Halle zitiert hatte, sie hatte geschwiegen. Auch weigerte sie sich stur an den Hochzeitsvorbereitungen teilzunehmen; sie erschien nicht zu Terminen bei der Schneiderin und äußerte weder ihre Meinung zur Dekoration noch zum Essen. Sie verhielt sich kindisch, das war ihr bewusst, aber sie würde die Sache einfach aussitzen. Ihr Vater hatte es erfolgreich geschafft sie nach Hause zu holen und ihre Karriere zu zerstören, er konnte sie jedoch nicht dazu zwingen vor den Traualtar zu treten, geschweige denn Ja zu sagen. Zuerst hatte Tashigi noch überlegt sich mit Lorenor zu verbünden, hatte diese Idee aber schnell wieder in den Wind geschlagen; nach reiflicher Überlegung und einer Beratung mit Akito. Mit ihm hatte sie die meiste Zeit seit ihrer Rückkehr verbracht und die war jetzt schon fast drei Wochen her. Sie war erstaunt wie angenehm die verbrachte Zeit mit ihm war. Auch wenn sie als Kind schon Zeit mit ihm verbracht hatte, hatte sie in ihm auch nie mehr gesehen als den Schatten ihres kleinen Bruders. Aber dieser Schatten war erwachsen geworden und schaffte es erstaunlich leicht sie von all dem Chaos abzulenken. Es war zu einem abendlichen Ritual geworden, dass Tashigi und Akito sich am Hafen trafen und über vergangene Zeiten redeten, so auch diesen Abend. Meist war es Tashigi die als Erste eintraf, sich auf die Kaimauer setzte und während sie wartete auf das Meer hinausblickte. „Darf ich mich zu dir setzen?“ Verwundert über die ungewohnte Stimme blickte Tashigi auf und sah ihren Schwiegervater in Spe neben sich stehen. „Sicher“, antwortete sie und konnte sich nicht vorstellen was er von ihr wollte. „Lorenor Juan. Ich glaube, offiziell haben wir uns noch gar nicht vorgestellt“, sagte der Mann und streckte ihr die Hand entgegen. „Tashigi“, entgegnete sie und schüttelte die dargebotene Hand. „Tashigi, ich möchte mich bei dir entschuldigen.“ „Was?“ Davon völlig überrumpelt blickte sie den Mann neben sich an. „Meine Frau und ich hatten ja überhaupt keine Ahnung welche Wellen diese Verlobung schlagen würde. Wir dachten wir tun unserem Sohn etwas Gutes damit. Niemand sagte uns, dass ihr auf zwei völlig unterschiedlichen Seiten des Gesetzes steht und dass ihr euch schon mehrmals begegnet seid.“ Eine ganze Weile blickte Tashigi Juan nur an und ließ seine Worte auf sich wirken, dann antwortete sie: „Euch trifft keine Schuld. Die trifft allein meinen Vater. Er hat schon immer Informationen zurückgehalten, wenn er es für richtig hielt.“ Juan nickte verständnisvoll. „Wie seid ihr euch begegnet? Du und Zorro.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf Tashigis Lippen. „Es war in Loguetown… er hat meine Brille kaputt gemacht und da er kein Geld hatte, um den Schaden zu bezahlen habe ich ihn gezwungen in der Marinebases zu putzen.“ Juan lachte laut auf. „Das hätte ich nur zu gern mit eigenen Augen gesehen. Und du hast ihn damals nicht gleich erkannt?“ „Nein, ich war ziemlich naiv und habe nicht einmal nach seinem Namen gefragt. Im Gegenteil, später habe ich ihm sogar noch einen Vortrag über ihn selbst gehalten und er hat die ganze Zeit nur gegrinst und nicht einen Ton gesagt.“ Auch nach all der Zeit kam Tashigi sich deswegen noch reichlich dämlich vor. Da legte Juan ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. „Lass mich dir etwas über meinen Sohn erzählen“, begann er, „Als Zorro von uns fort ging, um seinen Traum zu erfüllen, war das nächste was wir von ihm hörten, dass er nun Piratenjäger sei. Begeistert waren wir natürlich nicht, aber immerhin jagte er die Bösen, sagten wir uns. Als wir dann hörten er sei selbst Pirat geworden fiel seine Mutter als aller erstes in Ohnmacht.“ Juan stoppte und blickte einige Augenblicke aufs Meer hinaus. „Zorro war schon immer sehr eigenwillig und sehr eigenständig gewesen, doch wir hatten gedacht, dass wir und sein Sensei ihm die richtigen Werte vermittelt hätten. Zu hören er sei nun Pirat war ein Schock und wir dachten wir hätten in seiner Erziehung vollständig versagt. Doch die Strohhut Piraten sind anders als andere Piraten. Sie morden und stehlen nicht aus Spaß. Eher im Gegenteil. Sie helfen Menschen in Not wo sie nur können. Diese Erkenntnis gab uns die Hoffnung zurück, dass unser Sohn doch kein so übler Kerl geworden ist.“ Wieder blickte Tashigi Juan nur an, sie war nicht sprachlos, aber sie musste erst einmal verarbeiten, dass man ihr nun die Tatsachen an den Kopf warf, die sie bisher versucht hatte zu leugnen. Lorenor Zorro war unverschämt, ungehobelt und manchmal ein richtiger Kotzbrocken, aber er war bei weitem kein schlechter Mensch. Auch, wenn er gerne so tat als wäre er einer. Wahrscheinlich hatten er und seine Freunde schon mehr Menschen das Leben gerettet als so manch eines Marinemitglied. „Außerdem glaube ich, dass er dich gernhat“, sagte Juan und Tashigi riss entsetzt die Augen auf. „Was?“ Der Mann lächelte sie nur schelmisch an. „Ja. Er hat dich ständig im Auge; er glaubt zwar, dass es keiner mitbekommt, aber Zorro war noch nie die hellste Kerze im Leuchter.“ Trotz ihrer noch immer bestehender Verblüffung musste Tashigi lachen. „Nein, im Ernst“, sagte Juan nachdem sie sich beruhigt hatte, „Mein Sohn hat dich auf seine eigene verquere Art und Weise gern. Wie tief diese Gefühle gehen kann ich dir nicht mit Sicherheit sagen. Aber irgendetwas an dir scheint ihm wichtig, denn nach seinem ersten Fluchtversuch hat er diese ganze Situation, meiner Meinung nach, viel zu gelassen mitgemacht.“ Tashigi blickte wieder auf das Meer hinaus. „Nach allem… was er bei unseren Begegnungen zu mir sagte fällt es schwer diesen Worten Glauben zu schenken.“ „Das ist leider seine Art Gefühle auszudrücken. Wir haben stets versucht einen höflichen Menschen aus ihm zu machen. Höflich ist er nicht, aber immerhin doch recht anständig.“ Die nächsten Minuten schwiegen sie sich an bis Juan einmal tief seufzte. „Tashigi, so sehr ich dich auch als Schwiegertochter haben würde, aber du und Zorro seid die Einzigen, die diese Situation zu eurer Zufriedenheit lösen könnt. Du solltest über deinen Schatten springen und mit ihm reden.“ Ihr Blick fiel wieder auf den älteren Mann an ihrer Seite, der jetzt aufstand und sie anlächelte. „Ich lasse dich dann mal wieder in Ruhe. Vielen Dank für deine Zeit.“ Tashigi hatte zu viele andere Sachen im Kopf, um sich an ihre Manieren zu erinnern und starrte ihm nur nachdenklich nach. „Tashigi?“ Akitos Stimme holte sie wieder in das Hier und Jetzt zurück. „Hat er dich belästigt?“, fragte er. „Wer? Juan?“ Akito nickte und Tashigi lächelte. „Nein… eher im Gegenteil…“ „Was soll das bedeuten?“, fragte ihr Jugendfreund sie zweifelnd. Seufzend stand sie auf und antwortete: „Er hat mir ein paar gute Dinge gesagt. Entschuldige, aber ich muss heute Abend noch etwas erledigen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und machte sich auf den Weg nach Hause. Kapitel 3: Offenbarung ---------------------- Tashigi fand Lorenor Zorro im Übungsraum des Hauses. Auch ihn hatte sie in der vergangenen Zeit gemieden; warum sie das getan hatte, konnte sie im Nachhinein gar nicht so genau sagen. Wahrscheinlich war es so eine Mischung aus dem so überraschenden baldigen Wiedersehen und der Tatsache, dass ihre Eltern beschlossen hatten sie zu verheiraten. Aber eigentlich konnte sie über die Wahl ihres Vaters noch froh sein, es hätte sie weitaus schlimmer treffen können. Tashigi stutzte… Wo kam dieser Gedanke auf einmal her? Egal. Sie betrat den Übungsraum und räusperte sich. Der Grünschopf blickte von seinen Gewichten auf und Tashigi könnte schwören, dass er sie kurz fragend ansah, bevor er sie wie gewohnt finster anblickte. „Hey“, sagte sie, nicht sicher wie sie dieses Gespräch beginnen sollte. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte er, ohne seine Übung zu unterbrechen. „Ähm… ich habe mit deinem Vater gesprochen.“ Jetzt hielt Zorro doch inne und blickte sie skeptisch an. „Worüber?“ Tashigi konnte das Grinsen auf ihrem Gesicht nicht unterdrücken. „Ach… über dies und jenes“, antwortete sie wage. „Tashigi…“, knurrte er leise und sie blickte ihn überrascht an. Hatte er sie gerade mit ihrem Namen angesprochen? „Worüber habt ihr gesprochen?“, fragte Zorro nach einer Weile, in der sie ihn einfach anstarrte. Tashigi räusperte sich einmal. „Er sagte, dass du mich magst.“ Dieses Mal versuchte er seinen Gesichtsausdruck nicht zu verstecken und blickte sie offen überrascht an. „Was?“ „Dein Vater ist der Meinung, dass ich dir ein bisschen was bedeute.“ Der Schwertkämpfer grunzte kurz und nahm dann seine Übung wieder auf. „Du bist nicht mehr ganz so ätzend wie am Anfang, das stimmt“, sagte er dann, ohne den Blick von der Hantel zu nehmen. In Tashigi breitete sich ein unbekanntes warmes Gefühl aus und sie wusste, dass sie rot wurde. Dann räusperte sie sich mehrmals und schlug sich ein paar Mal mit beiden Händen auf die geröteten Wangen. Lorenors kritische Blicke halfen ihr allerdings nicht gerade dabei sich zu beruhigen. „Ähm…“, begann Tashigi, „Dein Vater hat mir… den ein oder anderen Tipp für unsere aktuelle… Misere gegeben.“ Der Schwertkämpfer legte die Hantel ab und fixierte sie dann durchdringend. „Hat er das?“ Tashigi brauchte eine Weile um den Blick von Lorenors mit schweißbedecktem Oberkörper zu lösen. Warum musste der Kerl auch ohne Oberteil trainieren? Um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können, drehte sie sich um und blickte an die Wand. „Er sagte, dass du und ich die Einzigen sind, die dieses Problem lösen können.“ „Das sehe ich ein wenig anders.“ Überrascht wandte sie ihm den Blick wieder zu. „Dein Vater hat all das hier eingefädelt, somit liegt es an dir das alles aufzuklären.“ „Und wie soll ich das bitteschön machen?“, fragte sie schnippisch. Lorenor stand auf du trat auf sie zu. Tashigi hasste es, dass er so viel größer war als sie. „Ganz einfach: Rede mit ihm.“ Und damit ließ Lorenor Zorro sie sprachlos und ein klein wenig empört im Übungsraum stehen. Mit ihm reden? Mit ihrem Vater reden? Was glaubte Lorenor eigentlich wer er ist? Mit ihrem Vater konnte man nicht reden! Nicht in tausend Jahren würde sie eine vernünftige Erklärung von Hiroki Watanabe bekommen! Laut stöhnend ließ Tashigi sich auf ihr Bett fallen. Zwei Tage war Lorenors „Rat“ nun her und sie regte sich noch immer darüber auf. Er hatte ihren Vater doch kennen gelernt, wie konnte er da erwarten, dass sie sich einfach so mit ihm unterhalten würde? Im Gegensatz zu Lorenors Vater war ihrer nicht so nett und freundlich. Seufzend starrte Tashigi an die Zimmerdecke. Aber irgendwie… hatte der Idiot sogar recht. Sie WAR die Einzige, die diese Sache irgendwie klären konnte und dafür musste sie mit ihrem Vater sprechen. Frustriert drückte sie ihr Gesicht in ihr Kopfkissen, aber sie wollte nicht mit ihm sprechen. Er würde ihr bestimmt wieder nur erzählen wie sehr sie der Familie mit ihrer Arbeit für die Marine geschadet hatte… oder so etwas ähnliches. Aber sie wollte auch nicht Lorenor Zorro heiraten. Tashigi lüftete das Kissen von ihrem Gesicht und warf einen Blick auf die Uhr; normalerweise würde sie sich jetzt auf den Weg zum Hafen machen, um sich mit Akito zu treffen. Doch das hatte sie schon gestern Abend nicht getan und sie würde es wohl heute Abend auch nicht tun. Ihr war bewusst, dass sie durch die Abende mit ihrem alten Freund das Unvermeidliche nur herausgezögert hatte, bereuen tat sie es jedoch nicht. Mit einem weiteren Seufzer erhob sie sich von ihrem Bett, richtete ihre Brille und machte sich auf den Weg zum Schlafzimmer ihrer Eltern. Alles Jammern und kindisches Verhalten nützten ja doch nichts, es gab Dinge, die geklärt werden mussten und sie würde ihren Vater nicht eher in Frieden lassen bis er ihr Rede und Antwort gestanden hatte. Es war ihre Mutter, die ihr die Tür öffnete und sie überrascht anblickte. „Tashigi… was kann ich für dich tun?“ Tashigi atmete noch einmal tief durch bevor sie antwortete: „Ich würde gerne mit Vater sprechen.“ Ihr entging nicht, dass ihre Mutter einen unsicheren Blick über ihre Schulter hinein ins Zimmer warf. „Es geht ihm heute Abend nicht so gut, wenn du vielleicht Morgen…“ „Lass sie hinein, Hinagiku. Und geh und hol dir einen Tee oder sowas“, unterbracht Hirokis schwache Stimme sie. Ihre Mutter blickte noch einmal in das Zimmer, dann lächelte sie Tashigi liebevoll an, bevor sie wortlos den Flur hinab verschwand. Zeit ihres Lebens hatte Tashigi sich gefragt wie ihre Mutter es in der Ehe mit ihrem Vater aushielt. Sie schob den Gedanken beiseite und betrat das Schlafzimmer ihrer Eltern. Hiroki saß in einem Sessel vor dem Kamin und hatte eine dicke Wolldecke über den Beinen ausgebreitet. Er wirkte in dem Sessel seltsam verloren und noch schmächtiger. „Es wird auch Zeit, dass du dich blicken lässt. Setz dich“, sagte er nachdem sie die Tür geschlossen hatte. Augenblicklich stellten sich ihr vor Wut die Nackenhaare auf und sie überlegte direkt wieder zu gehen. Aber sie blieb und setzte sich gehorsam ihrem Vater gegenüber. „Die Hochzeit findet in zwei Wochen statt und wie ich hörte warst du noch nicht einmal bei der Schneiderin wegen deines Kleides.“ „Ich bin nicht hier, um mir eine Schelte abzuholen“, sagte Tashigi durch zusammengebissene Zähne. „Und doch wirst du eine erhalten. Anstatt dich um deine Hochzeit und deinen Verlobten zu kümmern, verplemperst du deine Zeit mit Trotzerei und Akito.“ „Es war ein Fehler hierherzukommen“, stieß sie aus, stand auf und ging zur Tür. „Tashigi, ich sterbe! Schon sehr bald und das nicht des Alters oder einer Krankheit wegen.“ Die Hand bereits an der Türklinke drehte Tashigi sich geschockt um und starrte ihren Vater an. „Was?“ Wenn sein Zustand nicht an seinem Alter oder einer Krankheit lag, gab es nur eine Erklärung. „Ich wurde vergiftet.“ Ihre Hand fiel von der Klinke; sie war fassungslos. Vergiftet? Ihr Vater wurde vergiftet? „Wie? Wer?“, hauchte sie. Wie in Trance ging sie wieder auf ihren Vater und ließ sich in den zweiten Sessel fallen. „Wie? Ich vermute, dass man es mir unter die Nahrung gemischt hat. Wer? Ich weiß es nicht. Feinde habe ich viele.“ Nachdem Tashigi den ersten… Schock hinter sich gelassen hatte begann ihr Hirn auf Hochtouren zu arbeiten. „Was ist mit deinen Vorkostern? Wieso ist denen das Gift nicht aufgefallen? Hast du eine Liste mit Leuten, die am ehesten dafür in Frage kommen aufgestellt? Und warum erfahre ich erst jetzt davon? Warum haben Taichi und Mutter die Sache mir gegenüber nie erwähnt?“ Tashigi konnte es nicht fassen, sie begriff nicht wie so etwas nur passieren konnte. Wer würde es wagen den mächtigen Hiroki Watanabe zu vergiften? Klar hatte ihr Vater mehr als genug Feinde und auch Neider, die seinen Platz einnehmen wollten, aber sie war immer davon ausgegangen, dass ihr Vater von seinen Leuten bestens beschützt wurde. Sie hörte ihren Vater rasselnd Luft holen und lenkte ihre volle Aufmerksamkeit auf ihn. „Keinem meiner Vorkoster ist es so ergangen wie mir; also wurde entweder einen von ihnen bestochen oder es war jemand, der mir sehr nahestand. Eine Liste mit möglichen Verdächtigen liegt in der ersten Schublade meines Nachttisches, du kannst sie haben, wenn du willst. Dein Bruder und deine Mutter haben deswegen nichts gesagt, weil sie es nicht wissen. Niemand außer dir und mir weiß es.“ Mit großen Augen blickte sie ihn nun an. „Warum?“, hauchte sie. Hiroki schloss für einige Minuten die Augen. „Dein Bruder und deine Mutter stehen mir zu nah, um sachlich in der Angelegenheit forschen zu können. Damit will ich nicht sagen, dass du und ich uns nicht nahestehen. Aber ich hoffe, dass du durch deine lange Abwesenheit den nötigen Abstand hast, um herauszufinden wer mir das angetan hat.“ Natürlich war ihr Vater die Sache absolut logisch angegangen; Tashigi konnte es ihm nicht übelnehmen. „Hast du mich deswegen zurückgeholt?“, fragte sie leiser. Ihr Vater nickte. „Auch. Aber ich möchte wirklich, dass du das Familiengeschäft übernimmst.“ „Was wird mich daran hindern das komplette Geschäft umzukrempeln? Das Morden und Schmuggeln zu beenden.“ Das sanfte Lächeln ihres Vaters warf Tashigi völlig aus der Bahn. „Nichts“, antwortete er, doch Tashigi war noch zu verwirrt, um zu antworten, also sprach Hiroki weiter: „Du kannst mit dem Familiengeschäft tun und lassen was du möchtest. Eigentlich bin ich sogar der Meinung, dass eine Veränderung längst überfällig ist. Behalte jedoch im Kopf, dass du dir mit jeder deiner Entscheidungen Feinde machen wirst.“ Baff ließ Tashigi sich tiefer in den Sessel sinken; sie hatte mit allem gerechnet, jedoch nicht damit, dass ihr Vater ihr praktisch seinen Segen für das Ändern des Familiengeschäftes geben würde. „Natürlich musst du heiraten bevor du deine Pläne in die Tat umsetzt.“ Ah… stimmt, da war ja der Haken an der Sache. „Warum ausgerechnet Lorenor Zorro?“, fragte sie matt. Ihr Vater lachte leise, ein Ton, den Tashigi seit Ewigkeiten nicht mehr gehört hatte. „Ich finde, ihr Beide passt ganz gut zueinander und wenn ihr eure ewigen Zickereien endlich mal beenden würdet, würdet ihr ein gutes Team abgeben. Zudem würde kaum Einer der Ehefrau von Lorenor Zorro ein Haar krümmen.“ „Aber er ist Pirat… und er hat seine eigenen Ziele und Träume“, argumentierte sie. „Es steht nirgendwo geschrieben, dass er den Rest seines Lebens diese Insel nicht mehr verlassen darf. Nach der Hochzeit könnt ihr Beide tun was ihr möchtet; vorausgesetzt du kümmerst dich weiterhin um das Familiengeschäft. Woraus dieses dann auch immer besteht.“ Tashgi hatte, als sie dieses Gespräch gesucht hatte, mit vielen gerechnet; vor allem mit sehr viel Wut und Geschrei. Diese offene und vertrauliche Haltung ihres Vaters war erfrischend. Verwirrte sie jedoch auch zunehmend. Minutenlang starrte sie in die Flammen des im Kamin brennenden Feuers bis ihr Vater wieder das Wort ergriff: „Tashigi, ich weiß nicht wie viel Zeit mir noch bleibt. Ich weiß nicht einmal, ob ich deine Hochzeit erleben werde, aber ich vertraue dir. Du wirst denjenigen finden, der mir das angetan hat. Auch wenn es Jahre dauern sollte. Als Oberhaupt der Familie stehen dir alle Türen offen. Du musst nur den richtigen Leuten vertrauen.“ Eindringlich blickte er sie an und für einen kurzen Moment war er wieder ganz der Alte. Tashigi blinzelte und dann saß wieder ihr schwach gewordener Vater vor ihr. „Nimm dir die Liste aus meinem Nachttisch und dann geh. Ich bin müde.“ Bevor Tashigi diesem… Befehl nach kam drückte sie ihrem Vater einen kurzen Kuss auf die Wange. „Schlaf gut, Vater.“ „Tashigi?“ Hastig wandte sie sich zu der Stimme um. Sie war gerade im Begriff gewesen ihr Zimmer zu betreten als Akito sie aufhielt. „Akito. Was kann ich für dich tun?“, fragte sie. „Ich habe am Hafen auf dich gewartet.“ „Oh ja… ich habe mit meinem Vater gesprochen.“ „Und gestern Abend? Wo warst du da?“ Unter Akitos durchdringendem Blick begann Tashigi sich unwohl zu fühlen und sie wusste auch nicht warum er so gerne wissen wollte wo sie gewesen war. „Ich fühlte mich nicht gut und bin früh ins Bett gegangen“, antwortete sie. Sie fand, dass er nicht recht überzeugt aussah, doch als es schien, dass er etwas erwidern wollte kam Lorenor Zorro den Gang entlang. Tashigi wusste, dass man ihn nur ein paar Zimmer entfernt von ihrem untergebracht hatte, also war es nicht weiter verwunderlich, dass er hier entlang ging. Ihr unfreiwilliger Verlobter und ihr alter Freund blickten sich ernst in die Augen. Sie konnte spüren wie die Spannung zwischen den Beiden immer weiter anstieg und sie nahm erst ab, nachdem Zorro um die Ecke im nächsten Gang verschwunden war. „Ist zwischen euch irgendetwas passiert?“, fragte sie dann. Belustigt sah Akito sie an. „Zwischen dem Piraten und mir? Nein, wir haben noch nicht einmal miteinander gesprochen.“ „Aber warum…“, begann sie wurde jedoch unterbrochen. „Also… gehen wir noch runter zum Hafen? Dann kannst du mir von dem Gespräch mit deinem Vater berichten.“ Tashigi blickte ihn einige Augenblicke an, dann lächelte sie sanft. „Nein. Es ist spät und ich bin müde., aber wir sehen uns Morgen. Gute Nacht, Akito.“ „Gute Nacht, Tashigi.“ Zorro atmete erst aus als er hörte wie sich Tashigis Zimmertür schloss und die Schritte dieses Akitos verklungen waren. Warum er die Luft überhaupt angehalten und das restliche kurze Gespräch zwischen Tashigi und Akito belauscht hatte, konnte er sich selbst nicht erklären. Es beruhigte ihn jedoch, dass Tashigi um diese Uhrzeit nicht mehr das Haus verließ, um am Hafen rumzuhängen. Ihm war mehr als bewusst, dass er kein Recht besaß sich überhaupt darüber Gedanken zu machen was sie mit ihrem Leben anstellte. Aber Gedanken ließen sich nun mal schwer ausstellen. Zorro gefiel es auch nicht, dass sie ständig mit diesem Akito Zeit verbrachte. Irgendetwas an diesem Typen brachte Zorro jedes Mal dazu sich vollkommen anzuspannen, ganz so als müsste er jederzeit mit einem Angriff seitens des anderen Mannes rechnen. Was natürlich völliger Schwachsinn war, wie Akito richtig gesagt hatte, hatten sie Beide noch nicht ein Wort miteinander gewechselt. Aber auch seine Instinkte konnte Zorro nicht ausschalten. Er schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg in sein Zimmer, zumindest hoffte er, dass dies der Weg war. Seitdem er auf dieser Insel war hatte er begonnen sich irrational zu verhalten, zumindest in Bezug auf Tashigi und es nervte ihn ungemein, dass er nicht wusste wieso er sich so verhielt. Seufzend öffnete er eine der vielen Türen und stellte mit Freuden fest, dass er tatsächlich sein Zimmer gefunden hatte. Aber immerhin hatte Tashigi anscheinend mit ihrem Vater gesprochen und vielleicht erfuhr er dann auch bald was genau hier los war. „Also, Tash, wie lief das Gespräch mit Hiroki?“, fragte Akito und sah sie auffordernd an. Es war der nächste Abend und wie verabredet hatte Tashigi sich am Hafen eingefunden. Den Tag hatte sie damit verbracht all die neu erhaltenen Informationen zu verarbeiten und zu überdenken. Sie war noch immer geschockt und irgendwie völlig überfordert. Dass ihr Vater ihr solch brisanten Informationen gab und ihr völlig vertraute war für sie absolutes Neuland. Was jedoch nichts an der Tatsache ändern würde, dass sie ihre ganze Energie in die Ermittlungen stecken würde. Sie hatte sich auch bereits die Liste mit den Verdächtigen angesehen, einige Namen kannte sie aus ihrem Dienst bei der Marine, einige sogar noch aus ihrer Kindheit und einige wiederum kannte sie gar nicht. „Tashigi? Hast du mir überhaupt zugehört?“ Tashigi riss den Blick vom Meer los und lächelte Akito entschuldigend an. „Es war… nervenaufreibend… hitzig. Am Ende haben wir uns nur wieder gestritten“, antwortete sie, wobei der letzte Teil glatt gelogen war. Aber solange Tashigi noch keinen engeren Verdächtigen Kreis hatte, hatte sie beschlossen niemanden in die Sache einzuweihen. Außer vielleicht Taichi und ihre Mutter. Und auch, wenn sie zu neunundneunzig Prozent sicher war Akito vertrauen zu können blieb immer ein Rest von Zweifel. Wenn sie ihre Zeit bei der Marine eines gelehrt hatte, dann, dass man Niemandem blind vertrauen sollte. Nicht mal Freunden oder Kollegen. „Das dachte ich mir“, kommentierte Akito, „Hat er dir denn erklärt was diese ganze Show hier soll?“ Tashigis Blick wanderte wieder zum Meer. „Meinst du, warum ich ausgerechnet Lorenor Zorro heiraten soll?“ Akito brummte zustimmend. „Nein.“ Wieder gelogen. Es war nicht so als würde sie ihm in dieser Sache nicht vertrauen, aber Tashigi selbst hatte so ihre Schwierigkeiten die Argumente ihres Vaters nachvollzuziehen. Sie und Lorenor ein gutes Team? Wahrscheinlich nicht mal, wenn die Hölle zufrieren würde. Aber jetzt, wo ihr Vater ihr gesagt hatte, dass es ihm praktisch egal war was sie aus dem Familiengeschäft machen würde, sah sie all die Möglichkeiten vor sich. All das Gute was sie mit der Reichweite und dem Geld ihrer Familie erreichen könnte. Aber dafür musste sie Lorenor Zorro heiraten und das behagte ihr immer noch nicht so recht. „Du könntest auch immer noch heimlich jemand anderen heiraten“, schlug Akito vor. Tashigi sah ihn amüsiert an. „Und wen?“ Es war jetzt nicht so, dass in jedem Hafen ein Verehrer auf sie wartete oder dass die Männer bei ihr Schlange standen. „Ich weiß nicht… mich zum Beispiel?“ Sie riss die Augen weit auf und starrte ihn an. „Was?“ „Ich würde mich opfern dich zu heiraten“, antwortete der Mann neben ihr. Daraufhin zog Tashigi die Stirn kraus… Opfern. Das klang ziemlich gemein, so als wäre sie nicht fähig selbst einen Mann für sich zu finden. Zugegeben, sie hatte bisher nie einen Gedanken daran verschwendet zu heiraten, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht in der Lage dazu war selbst jemand passenden zu finden. „Ich meine, jeder ist besser als dieser Pirat und wir kennen uns ja bereits eine ganze Weile und zusätzlich könntest du deinem Vater so noch einmal eins reinwürgen“, sprach Akito ungerührt weiter. Tashigi hatte ihrem Vater noch nie eins reinwürgen wollen, sie wollte immer nur, dass er sie ihr Leben so führen ließ wie sie es wollte… „Danke, nein Akito. Ich… weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich fühle mich nicht wohl dabei den besten Freund meines kleinen Bruders zu heiraten. Ich werde jetzt auch wieder nach Hause gehen. Gute Nacht.“ „Gute Nacht, Tash.“ Sie spürte nicht wie Akito ihr hinterher sah, dafür spürte sie jedoch den Blick einer anderen Person auf sich ruhen; sie hob den Kopf und erblickte Lorenor Zorro, der einige Meter weiter stand und sie zu beobachten schien. Ihr Kopf war zu voll mit all den anderen Dingen, so dass sie einfach zu erschöpft war, um sich auch noch über das seltsame Verhalten des Piraten Gedanken zu machen. Welche Gründe hätte er haben können sie zu beobachten? Also wandte sie sich einfach von ihm ab und machte sich auf den Weg nach Hause. Seit seinem ersten Abend auf dieser Insel und seit dem er Tashigi das erste Mal mit Akito am Hafen gesehen hatte, war Zorro früher oder später ebenfalls dorthin zurückgekehrt. Jeden einzelnen Abend und immer hatte er die Beiden beobachtet. Niemals war er auf Hörweite herangekommen, er wollte gar nicht wissen was die Beiden besprachen. Manchmal hatte er sie Stundenlang beobachtete, manchmal nur wenige Minuten. Je nachdem wie schnell er den Weg zum Hafen gefunden hatte. Warum er die Beiden beobachtete? Er traute diesem Akito einfach nicht und ihm war wohler dabei ein Auge auf Tashigi zu haben. Warum er der Meinung war auf Tashigi aufpassen zu müssen konnte Zorro sich auch nicht erklären, hatte aber schnell gelernt diese Tatsache so hinzunehmen. Heute war jedoch der erste Abend an dem Tashigi ihn dabei erwischt hatte, jedoch anders als erwartet hatte sie so überhaupt nicht auf seine Anwesenheit reagiert; was Zorro mehr als verwirrte. Er hatte mit Geschrei und sogar vielleicht mit einer Herausforderung zum Duell gerechnet, aber nicht damit, dass sie einfach wegging. „Was willst du denn hier?“ Na toll, Akito hatte ihn wohl ebenfalls entdeckt und im Gegensatz zu Tashigi beschlossen ihn anzusprechen. Zorro warf dem Mann einen abfälligen Blick zu. „Ist ne freie Insel, oder?“ „Beobachtest du Tashigi etwa?“, bohrte der Kerl weiter nach. „Und wenn? Was willst du dagegen tun?“ Akito trat einen Schritt näher und Zorro legte instinktiv eine Hand auf eines seiner Schwerter. Der Kerl wollte Stress? Den konnte er haben. „Hör mir mal genau zu, Pirat“, begann Akito, „Mir gefällt es nicht zu wissen, dass du Tashigi beobachtest. Ehrlich gesagt gefällt mir deine komplette Anwesenheit nicht. Tashigi hat jemand besseren verdient als dich.“ „Ja? Dich etwa?“, entgegnete Zorro amüsiert. „Ja, zum Beispiel.“ Nun machte Zorro einen Schritt auf Akito zu und stieß ihm den Finger vor die Brust. „Jetzt hörst du mir mal zu. Ich, an deiner Stelle, würde den Ball mal schön flach halten, denn wenn Tashigi und ich erst einmal verheiratet sind bin ich nämlich dein Boss.“ „Du glaubst wirklich, dass Tashigi dich heiraten wird? Dich? Einen dreckigen Piraten?“ Zorro wusste nicht woher er diese Sicherheit nahm, aber er war sich ziemlich sicher, dass weder Tashigi noch er selbst einen Weg finden würde diese Hochzeit zu umgehen. „Lieber mich als einen dreckigen Meuchelmörder“, antwortete er. Akitos Hand schnellte zu seinem Hosenbund und Zorro war sich sicher, dass der Andere eine Waffe ziehen würde. Sein Schwert bereits halb gezogen wurde Zorro dann von der Stimme seiner Mutter abgelenkt. „Alles in Ordnung bei euch, Jungs?“ Es war beiden Männern ein Rätsel wo auf einmal Lorenor Alejandra herkam, doch Beide ließen die Hände sinken. Akito warf Zorro noch einen letzten abfälligen Blick zu, dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort zu sagen um und ging. „Mutter, was machst du hier?“, fragte Zorro und wandte sich zu ihr um. „Man sollte meinen, nun da wir uns auf derselben Insel aufhalten, ist es ein Leichtes dich für ein Gespräch zu finden. Aber nein. Nie treibst du dich dort rum wo man dich erwartet, stattdessen prügelst du dich beinahe mit anderen Jungen am Hafen“, antwortete Alejandra tadelnd. „Ich bin erwachsen, Mutter.“ „Es ist völlig egal wie alt dein Kind ist, Zorro, für dich wird es immer das kleine Bündel sein, welches auf dich angewiesen war. Das wirst du noch früh genug selbst lernen.“ Zorro blickte seine Mutter ausdruckslos an und setzte sich dann auf die Kaimauer. Er war sich sicher, dass seine Mutter noch nicht fertig mit ihm war und er behielt recht. „Also“, sagte sie während sie sich neben ihn setzte, „Die Hochzeit ist in weniger als zwei Wochen.“ „Wenn sie denn überhaupt stattfindet“, warf Zorro ein. „Ach… eben klang das aber noch ganz anders.“ „Das habe ich nur gesagt, weil mir der Kerl auf die Nerven ging und ich ihn nicht leiden kann“, versuchte Zorro sich raus zu reden. „Aber Tashigi kannst du doch leiden, oder?“ Zorro seufzte. „Sie ist okay.“ Für Zorro unverständlicherweise seufzte nun seine Mutter. „Du bist genauso begabt darin deine eigenen Gefühle zu verstehen wie darin dich in deinem eigenen Zimmer zurechtzufinden.“ Zorro blickte seine Mutter von der Seite an; das ging jetzt aber unter die Gürtellinie fand er. Ein mitfühlender Ausdruck trat in die blauen Augen seiner Mutter. „Dein Vater und ich haben dich ein wenig beobachtet und wir sind uns ziemlich sicher, dass du Tashigi mehr als nur okay findest.“ „Ach ja? Ich habe einmal mit ihr gesprochen. Wie wollt ihr euch da sicher sein.“ „Es liegt in deinem Blick, Zorro. Die Art und Weise wie du sie ansiehst und sie nicht aus den Augen lässt bis sie sicher und wohlbehalten den Weg vom Hafen zum Haus hinter sich gebracht hat. Niemand tut so etwas, wenn er denjenigen einfach nur okay findet.“ Er hatte wirklich gehofft, dass sein Verhalten niemanden aufgefallen war, aber anscheinend war das vergebens gewesen. „Ihr meint also, dass ich sie liebe“, sagte er und wagte es nicht seine Mutter anzusehen. „Das hast du gesagt. Ich sagte, dass du sie mehr als okay findest. Ob du sie liebst kannst nur du dir beantworten.“ Zorro schwieg und das für eine ganze Weile. Liebte er Tashigi? Er wusste überhaupt nicht wie sich Liebe anfühlte. Ja, okay. Zorro liebte seine Eltern, seine Freunde und auch Kuina hatte er wohl irgendwie geliebt, aber diese Liebe war etwas völlig anderes gewesen, oder? „Als ich sie zum ersten Mal sah, sah sie aus wie Kuina“, sagte er irgendwann leise. Alejandra legte ihm eine Hand auf den Rücken. „Ich weiß… ihre Mutter zeigte mir alte Bilder von ihr. Es muss ein Schock für dich gewesen sein.“ Der Schwertkämpfer brummte und fand, dass das sogar noch eine Untertreibung war. Aber er hatte schnell gelernt, dass Tashigi und Kuina nicht unterschiedlicher sein konnten und von da an war es für ihn einfacher geworden. Und jetzt hatte Tashigi so gar keine Ähnlichkeit mehr mit seiner Kindheitsfreundin. „Es ist spät. Begleitest du mich zum Haus?“ Ohne ein Wort zu sagen stand Zorro auf und folgte seiner Mutter schweigend. Er wusste, dass sie verstand, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders war. „Hey Schwesterlein.“ Tashigi bekam beinahe einen Herzinfarkt als sie die Stimme ihres Bruders vernahm. Sie war gerade ins Bett gegangen und hatte das Licht gelöscht, allem Anschein nach saß er neben ihr auf dem Bett. „Taichi! Wie kommst du hier rein?“ Sie war sich ziemlich sicher, dass sie allein in ihrem Zimmer gewesen war. „Bin durch das Fenster eingestiegen“, antwortete er ihr während sie das Licht wieder anschaltete. „Kannst du nicht wie jeder normale Mensch die Tür benutzen?“ Taichi grinste sie amüsiert an. „Wo bleibt denn da der Spaß?“ Seufzend setzte Tashigi sich auf und lehnte sich etwas an das Kopfende ihres Bettes. „Was kann ich denn für dich tun?“ „Ich wollte einfach nur ein wenig mit dir quatschen. So wie in alten Zeiten.“ So wie in alten Zeiten? Sie musste lächeln als sie an diese Zeiten zurückdachte. Schon als Kind hatte Taichi sich mit Vergnügen in ihr Zimmer geschlichen und sie so immer wieder zu Tode erschreckt, anschließend hatten die Geschwister die Zeit damit verbracht zu spielen oder einfach nur zu reden. Solange bis sie von ihrer Mutter erwischt und wieder in ihre Betten geschickt worden waren. „Also, was läuft da zwischen dir und Akito?“, holte Taichi sie aus ihrer Erinnerung. „Nichts, wir unterhalten uns einfach nur.“ „Aber du verbringst ziemlich viel Zeit mit ihm“, entgegnete ihr Bruder leise. Tashigi blickte ihn fragend an. „Das mag sein, aber da läuft nichts. Er lenkt mich halt von diesem ganzen Chaos ab… obwohl er mir heute Abend wohl so etwas wie einen Antrag gemacht hat.“ Taichis Kopf schnellte zu ihr herum und er sah sie geschockt an. Was für Tashigi ein äußerst seltener Anblick war. „Den hast du aber nicht angenommen, oder?“, sagte er. „Gott, nein. Er ist dein bester Freund. Das wäre als würde ich dich heiraten“, antwortete sie. Ihr Bruder schien erleichtert auszuatmen und sie runzelte die Stirn. „Er war mal mein bester Freund.“ „Was ist passiert?“ Taichi rutschte tiefer in ihrem Bett so, dass er nun mehr lag als saß. Er sah sie nicht an während er ihr antwortete: „Die Zeit ist passiert… Wir haben uns auseinander gelebt kurz nachdem er angefangen hatte für uns zu arbeiten. Er macht einen verdammt guten Job und vor ein paar Tagen habe ich Vater gefragt warum er dich unbedingt mit Zorro verheiraten will, wo Akito doch die logischere Wahl wäre.“ „Was hat er gesagt?“, fragte sie neugierig. Sie kannte zwar die Gründe ihres Vaters Zorro auszuwählen, war aber gespannt ob er Taichi dieselben genannt hatte. Ihr Bruder blickte ihr nun tot ernst in die Augen, was seltsam war, denn Taichi Watanabe hatte sonst immer ein amüsiertes Funkeln in den Augen. „Vater erklärte mir, dass Akito zwar ein hervorragender Mitarbeiter sei, er allerdings schon des Öfteren Menschen aus eigenem Antrieb oder persönlicher Rache beseitigt hat.“ Tashigi starrte ihn eine ganze Weile mit offenem Mund an. „Wenn er Leute ohne Auftrag tötet, wieso beschäftigt Vater ihn noch?“, fragte sie nach einigen Minuten. „So hat er ihn zumindest ein wenig unter Kontrolle. Wer weiß was Akito tun würde, wenn er sich vor Niemanden mehr rechtfertigen müsste?“ Darüber wollte Tashigi gar nicht nachdenken. Es war schon schwer vorstellbar gewesen, dass Akito jetzt überhaupt für ihren Vater arbeitete, aber sich vorzustellen, dass Akito Menschen umbrachte, die ihn vielleicht nur schief angeguckt hatten, vermochte sie nicht. „Deswegen bin ich ganz froh, dass du seinen Antrag abgelehnt hast und Vater sich für Zorro entschied.“ Da war es wieder: das amüsierte Funkeln in Taichis braunen Augen und Tashigi konnte nicht anders als zu lächeln. „Und wie ich heute hörte ist dein Verlobter der Hochzeit gegenüber auch gar nicht mehr so abgeneigt“, sagte er grinsend. Tashigi sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wo hast du das denn gehört?“ Das war doch völlig absurd. Lorenor Zorro sollte sie freiwillig heiraten wollen? „Ich hab halt so meine Quellen.“ Dafür boxte sie ihrem Bruder einmal kräftig gegen die Schulter, doch er schien davon völlig unbeeindruckt. „Daher weiß ich auch, dass du mit Vater gesprochen hast“, sprach er weiter. „Also dafür braucht man keine Spione oder Quellen. Ich wette Mutter hat dir das erzählt“, antwortete sie. „Worüber habt ihr gesprochen?“ Nun blickte Tashigi ihn ernst an. Für einen kurzen Augenblick überlegte sie Taichi schon ins Vertrauen zu ziehen, verwarf den Gedanken aber wieder. Sie würde sich erst selbst einen Plan machen und selbst Informationen beschaffen. „Wenn ich die Struktur des Familiengeschäftes komplett umkrempeln würde, würden du und die restlichen… Angestellten dann hinter mir stehen?“, antwortete sie stattdessen mit einer Frage. Taichi blickte sie ein wenig überrascht an. „Wie genau meinst du das?“ „Wenn ich das Morden und Schmuggeln einstellen würde und unsere Ressourcen für das Gute nutzen würde. Zum Beispiel um vermisste Personen zu finden oder Verbrecher dingfest zu machen.“ „Deine eigene kleine Marine also.“ So hatte sie das noch gar nicht gesehen, aber er hatte recht. Sie würde sich ihre eigene kleine Marine aufbauen, so wie sie sich die eigentliche Marine immer vorgestellt hatte. Taichi seufzte. „Du würdest dir auf jeden Fall nicht nur Freunde machen, aber was unsere Leute angeht… manche würden sich anpassen, manche würden gehen und manche würden wahrscheinlich versuchen ihr eigenes Geschäft aufzuziehen.“ „Und du? Was würdest du tun?“, fragte sie leise. Er ergriff ihre Hand und sah sie erneut ernst an. „Ich mag nicht immer deiner Meinung sein, aber ich werde jede deiner Entscheidungen respektieren und akzeptieren. Du bist meine Schwester, ich liebe dich und ich werde immer an deiner Seite sein.“ Mit Tränen in den Augen warf sie sich auf ihn und umarmte ihn. „Also hast du dich entschieden Zorro zu heiraten?“, fragte er und sie konnte sein Grinsen geradezu hören. Tashigi antwortete nicht. Vielleicht hatte sie sich dazu entschieden, vielleicht aber auch nicht. Kapitel 4: Tod -------------- „Und was hätte Yosuke Kubaru für einen Grund dich zu vergiften?“, fragte Tashigi, den Blick auf ihre Notizen gerichtet. „Ich habe mich geweigert ihm Waffen zu verkaufen“, antwortete Hiroki, „Tashigi, die Hochzeit ist nächste Woche und du warst noch immer nicht bei der Schneiderin, um dein Kleid anzupassen.“ Sie antwortete nicht, war zu vertieft in ihre Notizen. „Tashigi!“, stieß ihr Vater aus, gefolgt von einem Hustenanfall. Da hob sie endlich ihren Kopf und sah ihn besorgt an. „Ich geh Morgen zu ihr, versprochen.“ Tashigi hatte die letzten Abende damit zugebracht am Fußende des Bettes ihres Vaters zu sitzen und ihn über seine Verdächtigen auszufragen. Dementsprechend war ihr auch nicht entgangen, dass Hiroki Watanabe von Tag zu Tag schlechter aussah. Seine Haut hatte mittlerweile einen grauen Ton angenommen, er nahm rapide ab, aß aber auch noch kaum etwas, seit fünf Tagen war er nicht mehr aus dem Bett aufgestanden und jeder seiner Atemzüge rasselte. Sie wussten es alle, doch keiner sprach es offen aus: Hiroki würde vermutlich die Hochzeit seiner Tochter nicht mehr erleben. Nach diesem Hustenanfall sah er sie schwach an. „Sei so gut und hol mir ein Glas Wasser“, sagte er; es war kaum mehr als ein Wispern. Tashigi stand auf, doch noch während sie damit beschäftigt war das Glas aufzufüllen begann ihr Vater erneut an zu husten. Hilflos trat sie wieder an ihn heran und wartete mit dem Glas in der Hand darauf, dass der Hustenanfall vorüber ging. Plötzlich riss ihr Vater die Augen weit auf, beugte sich ein Stück vor und begann sich zu erbrechen. Genau auf ihre nur in Socken steckenden Füße. Sie hatte schon so einige furchtbare Dinge gesehen und selbst erlebt; aber hier und jetzt das war der schlimmste Augenblick ihres gesamten Lebens. Das war ihr Vater gerade erbrach war weder Mageninhalt noch etwas ähnliches. Es war reines Blut und anscheinend hatte Hirokis Körper beschlossen sein gesamtes Blutvolumen auf dem Boden zu entleeren. Tashigi stieg der metallische Geruch in die Nase während sie ihren Vater mit weit aufgerissenen Augen anstarrte und ihr fiel das Glas aus der Hand. Panik machte sich in ihr breit; ihr Vater hörte urplötzlich auf sich zu erbrechen, atmete noch einmal röchelnd ein und fiel dann zurück aufs Bett und starrte mit offenen leeren Augen an die Decke. „Vater?“, sagte sie leise in die Stille hinein und trat näher an ihn heran, realisierte gar nicht, dass sie durch Blut lief. Er reagierte nicht, sie war sich nicht mal sicher, ob er noch atmete. „Papa?“ Sie legte ihm eine Hand auf die Brust und spürte keine Bewegung. Er atmete nicht. Tashigi schossen die Tränen in die Augen. Er war tot. Hiroki Watanabe war tot. In diesem Moment brach Tashigi zusammen. Sie schrie, schluchzte, weinte und bettelte, doch ihr Vater begann nicht wieder zu atmen. Es war absolut nichts Neues für Zorro, wenn er sich verlief, aber das bedeutete nicht, dass es ihm nicht tierisch auf die Nerven ging, wenn das passierte. Gerade wanderte er durch einen der unzähligen Gänge dieses Hauses. Warum musste Tashigis Familie auch in so einer riesigen Villa wohnen? Er war bereits am Überlegen nicht einfach eine der Mauern durchzuhauen, um voran zu kommen als er einen Schrei hörte. Ohne weiter darüber nachzudenken stürmte Zorro los, direkt durch die nächste Tür und da stand sie. Tashigi. Seine unfreiwillige Verlobte. Er brauchte nur einen Blick, um die Situation zu erfassen. Die Blutlache, in der sie stand, ihre Schluchzer, der leblose Körper auf dem Bett. Der alte Mann war gestorben und nicht auf eine angenehme Weise. Normalerweise wusste Zorro nichts mit weinenden Menschen anzufangen, doch in diesem Moment schien es ihm das Richtige zu sein sie in den Arm zu nehmen. Tashigi schrie noch einmal laut auf als er sie am Handgelenk an seine Brust zog. Für wenige Augenblicke wehrte sie sich gegen ihn, doch Zorro hielt sie fest an sich gedrückt und so dauerte es nicht lang bis Tashigi sich an ihm festklammerte. Sie schluchzte, weinte, brüllte und Zorro wiegte sie sanft hin und her. Durch die nun offene Zimmertür war Tashigis Wehklangen noch besser auf dem Flur zu hören und nach und nach strömten immer mehr Menschen in das Zimmer und erblickten die Szene. Hinagiku wurde beim Anblick ihres toten Mannes ohnmächtig, während Taichi nur grimmig die Hände zu Fäusten ballte. Akitos Blick ruhte länger auf Zorro und Tashigi als auf dem Toten, Juan und Alejandra wagten sich nach einem kurzen Blick durch die Tür gar nicht erst in das Zimmer und die Strohhutpiraten versicherten sich schnell bei Zorro, ob bei ihm alles in Ordnung sei bevor sie wieder gingen, um niemanden im Weg zu stehen. Dies alles geschah während Zorro mit Tashigi im Arm noch immer an Ort und Stelle stand. Sie war zwar verstummt, aber ihr liefen noch immer die Tränen über das Gesicht. Niemand hatte es gewagt sie direkt anzusprechen, nicht einmal ihr eigener Bruder. Es kam ihm vor wie Stunden bis Hiroki Watanabes Leichnam aus dem Zimmer gebracht worden war und ein paar Dienstmädchen damit begonnen sich um das viele Blut zu kümmern. Zorro blickte auf die Frau in seinen Armen und realisierte, dass sie vor lauter Erschöpfung eingeschlafen sein musste. Kurzerhand hob er sie hoch und brachte sie aus diesem furchtbaren Zimmer. Als Tashigi die Augen aufschlug hatte sie keine Ahnung wo sie war. Alles was sie wusste war, dass ihr Vater einen furchtbaren Tod gestorben war. Neue Tränen bahnten sich ihren Weg, doch Tashigi blinzelte sie weg, dafür war später noch Zeit, erst einmal musste sie herausfinden wo sie war. Es war stockdunkel und sie lag auf jedem Fall auf einem Bett, ihr Kopf aber nicht auf einem Kissen. Und es war auch nicht ihr Bett, dafür war die Matratze zu hart und das, worauf auch immer ihr Kopf lag, bewegte sich auf und ab. Durcheinander hob sie den Kopf und versuchte in der Dunkelheit zu erkennen worauf sie denn nun gelegen hatte, sie blinzelte ein paar Mal konnte aber nichts erkennen. Ein Seufzer entfuhr ihr und auf einmal bewegte sich dieses Etwas auf dem sie gelegen hatte und nur ein paar Sekunden später flammte Licht auf und geblendet schloss Tashigi die Augen. „Du bist wach“, hörte sie eine allzu bekannte Stimme sagen und sie erstarrte. „Lorenor?“, quickte sie während sie gleichzeitig die Augen aufriss und vom Bett aufsprang, bemerkte erst da, dass sie barfuß war. Hatte er ihr etwa die Socken ausgezogen? „Wer denn sonst?“, antwortete der Grünhaarige und blickte sie an. Tashigi lief es eiskalt den Rücken runter als ihr wieder bewusst wurde, dass Lorenor nach dem grausamen Tod ihres Vaters der Erste gewesen war, der eingetroffen war. Er hatte sie fest an sich gedrückt und sie hatte sich an seiner Brust ausgeheult; allem Anschein nach war sie irgendwann eingeschlafen und er hatte sie mit in sein Zimmer genommen. Wo sie mit ihm in ein und demselben Bett geschlafen hatte, den Kopf auf seiner Brust. Sie spürte wie ihr die Röte ins Gesicht schoss und sie wagte es nicht den Mann anzusehen. „Wie geht es dir?“, fragte er dann sanft. So sanft, dass Tashigi nun doch den Blick hob, um sich zu vergewissern, dass wirklich Lorenor Zorro mit ihr sprach. Den Ausdruck in seinen Augen hatte sie noch nie zuvor gesehen. War das Sorge? War er besorgt um sie? Nun war sie vollkommen verwirrt. „Den Umständen entsprechend“, antwortete sie dann auf seine Frage, „Ich geh dann auch jetzt. Es gibt sicher viel zu erledigen…“ Eilig ging sie zur Tür, doch bevor sie das Zimmer verließ drehte sie sich noch einmal um. Zorro saß auf seinem Bett und blickte sie nach wie vor mit diesem Blick an. Und dann handelte sie aus einem Impuls heraus. Forschen Schrittes ging Tashigi zurück zum Bett, lehnte sich vor und küsste den verdutzten Zorro sanft auf die Stirn. „Danke“, sagte sie leise und dann verließ sie das Zimmer. Hiroki Watanabe hatte in seinem letzten Willen festgelegt, dass er allerspätestens zwei Tage nach seinem Ableben beerdigt werden musste. Er hatte ebenso festgelegt, dass nach ihm seine erstgeborene Tochter die Führung der Geschäfte übernehmen sollte. Sollte sie zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht verheiratet sein, fiel die Führung vorerst an Hinagiku Watanabe. Und so kam es, dass Tashigi nur zwei Tage, nach dem wohl traumatischsten Erlebnis ihres Lebens auf dem Privatfriedhof ihrer Familie stand und dabei zusah wie der Sarg ihres Vaters in das Grab hinabgelassen wurde. Die Beerdigung war das reinste Klischee. So gut wie jeder Bewohner der Insel und jeder Mitarbeiter, der vom Tod Hirokis erfahren hatte und es bewerkstelligen konnte war zu seiner Beerdigung gekommen. Also standen nun um die tausend dunkel gekleidete Menschen im strömenden Regen vor dem Grab und lauschten dem Lobpreis des Freisprechers. Ihr Vater hatte noch nie etwas mit der Religion am Hut gehabt, deswegen hatte ihre Mutter sich gegen einen Priester entschieden. Wie es von ihnen erwartet wurde stand Tashigi mit ihr und Taichi in der vordersten Reihe. Anders als Hinagiku vergoss Tashigi keine Tränen, sie trauerte noch immer um ihren Vater, aber der größte Teil ihrer Trauer war mittlerweile in Wut umgeschlagen. Wut auf den- oder diejenigen, die ihrem Vater das angetan hatten. Sie konnte es kaum erwarten aus den nassen Klamotten zu kommen und mit ihren Ermittlungen zu beginnen. Ein leichtes Drücken ihrer Hand ließ sie einen Blick über ihre Schulter werfen. Hinter ihr stand Zorro und hielt ihre Hand fest in seiner, bereits seit Beginn der Beisetzung. Seit Hirokis Tod war er ihr kaum von der Seite gewichen, war ihr gefolgt wie ein Schatten. Zuerst hatte Tashigi dies noch äußerst befremdlich gefunden, doch dann hatte sie begriffen, dass Zorro sich um sie sorgte und jetzt fand sie die Tatsache eigentlich ganz süß. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit nun wieder vollends auf den Freiredner. „Und so nehmen wir Abschied von dem großartigen Mann, der Hiroki Watanabe war.“ Zorro hatte sich in den letzten achtundvierzig Stunden einiges anhören müssen. Zum Beispiel wie stolz seine Eltern auf ihn waren oder beißenden Spott seiner Freunde. Dann blieb er halt immer in Tashigis Nähe und hielt ihre Hand, na und? Es schien ihr gut zu tun, ihr zu helfen und das war das was für Zorro zählte. Was ihn zu all dem bewegte konnte er selbst nicht sagen, aber er fühlte sich einfach wohler damit stets in Tashigis Nähe zu sein und mehr brauchte er erst einmal nicht zu wissen. Zorro lauschte der Rede nur recht halbherzig, war er doch eher als Halt für Tashigi vor Ort als dem Toten die Ehre zu erweisen, aber als die Menschenmasse begann sich langsam aufzulösen, begriff er, dass sie endlich ins Trockene konnten. Ohne Tashigi loszulassen drehte er sich halb um, um einen schnellen und einfachen Weg zum Haus zu finden. Durch den auf den Boden prasselten Regen hörte Zorro es nicht, aber er spürte, dass etwas mit rasender Geschwindigkeit auf Tashigis Hinterkopf zu flog. Ohne darüber nachzudenken warf er sich auf sie und riss sie so zu Boden, nur Millisekunden später schlug die für Tashigi bestimmte Kugel in das aufgestellte Bild des Verstorbenen. Noch während sie geschockt auf das Bild blickte stand Zorro bereits wieder; die Schwerter gezückt blickte er sich um, um herauszufinden wer es gewagt hatte einen Schuss auf seine Verlobte abzufeuern. Er war bei weitem nicht der Einzige, der seine Waffen gezogen hatte. Immerhin waren unter den Trauergästen mehr als nur ein paar Auftragsmörder und die nahmen es anscheinend nicht gut auf, wenn man versuchte die Tochter des toten Chefs zu ermorden. Während Zorro noch dabei war die Umgebung mit seinem Blick zu scannen, war Taichi schon dabei seine Leute in Suchtrupps einzuteilen, bevor er sich selbst auf die Suche nach dem Schützen machte warf er ihm noch einen bedeutungsvollen Blick zu. Zorro verstand sofort: natürlich würde er dafür sorgen, dass Tashigi und ihre Mutter sicher nach Hause kamen. „Wir haben die komplette Insel abgesucht, konnten aber nichts Verdächtiges feststellen“, erklärte Taichi. „Keine Hinweise? Keine Spuren? Noch nicht einmal die Waffe?“, fragte Hinagiku. „Nein, nur die abgefeuerte Kugel und die ist Standartmunition. Sowohl bei uns als auch zum Beispiel bei der Marine.“ „Ich will mir gar nicht vorstellen was wäre, wenn die Kugel getroffen hätte.“ „Ja, wenn Zorro nicht gewesen wäre…“, sagte Taichi und blickte zu Tashigi, die dem Gespräch schweigend gelauscht hatte. Stunden waren seit dem Anschlag auf ihr Leben vergangen und nun saß sie nach einer langen und heißen Dusche auf einem Sessel in ihrem Zimmer, gemeinsam mit dem Rest ihrer Familie. Taichi war gerade erst von seiner Spurensuche zurückgekehrt. Ihre Mutter war seit dem Schuss nicht von ihrer Seite gewichen, genauso wenig wie Zorro. Dieser war erst gegangen nachdem Taichi zurückgekehrt war und ihm versichert hatte, dass Tashigi bei ihm sicher war. Der Schwertkämpfer hatte ihr das Leben gerettet. Mal wieder. Wäre er nicht gewesen wäre sie jetzt mit Sicherheit tot und das erschütterte sie. Es war bei weitem nicht das erste Mal, dass man versucht hatte sie umzubringen, aber normalerweise geschah dies in einem offenen Kampf und nicht aus dem Hinterhalt. Und der Ausdruck in Zorros Augen ließ sie auch nicht mehr los. Wut. Pure Wut darüber, dass man versucht hatte ihr das Leben zu nehmen und so ganz verstand sie auch nicht warum er so empfand. Aber etwas hatte sich in den letzten Tagen zwischen ihnen verändert, aber sie konnte nicht genau sagen was das bedeutete. „Was hätte jemand davon Tashigi umzubringen?“, fragte ihre Mutter. Tashigi seufzte und antwortete mit einer Gegenfrage: „Was hätte jemand davon Vater und mich umzubringen?“ Beide blickten sie einen Moment lang an. „Nach Vaters Tod fällt die Führung der Geschäfte an dich. Wenn du stirbst bevor du jedoch verheiratet bist ist die Familie führerlos und ein Kampf um den Chefposten würde beginnen“, schlussfolgerte Taichi. „Aber das stimmt ja nicht ganz“, warf ihre Mutter ein, „Noch führe ich die Geschäfte und wenn Tashigi stirbt ohne einen Ehemann oder Erben zu hinterlassen wärst auch immer noch du da.“ „Gründe, aber keine Hindernisse. Vater und ich waren die Ziele mit der höchsten Priorität, vor allem mit der bevorstehenden Hochzeit. Wenn jemand wirklich unser Geschäft übernehmen will, hätte er euch Beide auch noch beseitigt.“ Taichi sah sie mit großen Augen an und sie wusste, dass er verstanden hatte. „Willst du damit sagen, dass Vater ermordet wurde?“, fragte er. „Nein! Euer Vater war krank“, stieß Hinagiku aus. „Er wurde vergiftet, Mutter. Wir dachten es nimmt jemand Rache an ihm, aber anscheinend lagen wir falsch und es geht um etwas ganz anderes.“ Schockiert sah ihre Mutter sie an. „Warum hat er uns nichts davon erzählt?“ Tashigis Blick wanderte zu ihrem Bruder. „Er war der Meinung ihr zwei wärt nicht objektiv genug, um herauszufinden wer dahintersteckt.“ „Was? Aber du bist es, oder was?“ „Ja.“ „Das kann überhaupt nicht angehen! Ich hätte die Sache völlig objektiv betrachten können. Auch für solche Situationen wurde ich ausgebildet!“, fuhr er auf, wurde jedoch von seiner Mutter ausgebremst. „Taichi! Das ist kein Wettbewerb um die Zuneigung eures Vaters! Wenn ich eines in dieser Ehe gelernt habe, dann, dass euer Vater immer seine Gründe hatte und wenn er sich dazu entschieden hatte nur Tashigi ins Vertrauen zu ziehen, dann werden wir dies akzeptieren!“ Hinagiku sah ihn so lange eindringlich an bis er den Blick senkte, dann sah sie zu Tashigi. „Wer hat meinen Ehemann vergiftet?“ „Ich weiß es nicht. Er hatte eine Liste mit Verdächtigen erstellt. Ich war sie gerade mit ihm durchgegangen als er starb…“ Für mehrere Minuten war es absolut still in ihrem Zimmer, dann stand Tashigi auf und ging auf ihre Zimmertür zu. „Wo willst du hin?“, fragten sowohl ihr Bruder als auch ihre Mutter zeitgleich. „Ich muss etwas mit Jemanden besprechen“, antwortete sie während sie die Tür öffnete. Fast augenblicklich stand Taichi an ihrer Seite. „Nach dem was Heute passiert ist wirst du erst einmal nirgends mehr allein hingehen.“ Sie wusste seinen Einsatz und seine Sorge absolut zu schätzen, aber dennoch… „Tai“, sagte sie sanft, „Ich liebe dich und ich weiß das sehr zu schätzen, aber ich werde nur diesen Flur runter gehen und ich muss diese Sache allein erledigen.“ Ihr Bruder sah sie an und seufzte, dann zog er sie in eine feste Umarmung. „Wir werden den oder die Verantwortlichen finden, die unserer Familie das angetan haben“, sagte er leise. „Das werden wir“, versicherte sie ihm und sie war sich sicher, dass keiner von ihnen bis dahin eine ruhige Minute haben würde. Kurze Zeit später stand Tashigi vor der Tür eines gewissen Schwertkämpfers und klopfte. Sie brauchte seine Hilfe und hoffte, dass er in gönnerhafter Stimmung war; als Zorro jedoch die Tür öffnete blieb ihr erst einmal die Luft weg. Zorro war natürlich bewusst warum Tashigi ihn mit offenem Mund anstarrte; er war gerade aus der Dusche gestiegen als sie geklopft hatte und deswegen hatte er sich nur schnell eine Hose angezogen. Er wusste auch, dass er nicht unbedingt ein Frauenschwarm war, aber sein durchtrainierter Oberkörper hatte noch Jede beeindruckt. „Komm doch rein“, sagte er und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Tashigi sagte nichts, ging nur geradewegs an ihm vorbei, setzte sich in den erstbesten Sessel und versuchte dann überall hinzusehen nur nicht zu ihm. Zorro lachte leise in sich hinein, es war erfrischend wie peinlich ihr diese Situation war. Dabei störte es ihn gar nicht, dass sie ihn so sah, er genoss den Anblick ihrer, nur in einer Shorts steckenden Beine ja auch; wenn auch weniger offensichtlich. „Also“, begann er, wurde aber sofort von ihr unterbrochen. „Also, Taichi konnte keinen Hinweis auf den Attentäter entdecken, wird aber weitersuchen. Er sagte auch, dass sich einige unserer Männer dazu bereit erklärt haben mir als Bodyguard zu dienen bis die Sache geklärt ist.“ „Gut“, antwortete er. Zorro selbst konnte nicht immer in ihrer Nähe sein und sie beschützen, auch wenn ihm so am wohlsten wäre, aber er hatte gelernt, dass die Jungs hier gut ausgebildet und somit kompetent waren. Und deren Schutz war immer noch besser als gar keiner. „Ich wollte mich auch noch einmal bei dir bedenkan“, sprach Tashigi weiter, „Ohne deine schnelle Reaktion würde ich hier wahrscheinlich nicht sitzen.“ Daran wollte Zorro gar nicht denken, es war wahrscheinlich reines Glück gewesen, dass er sich in dem Moment umgedreht und somit die Kugel kommen gespürt hatte. Wäre es nicht so gewesen wäre sie jetzt tot… nicht mehr bei ihm… er hätte sie nie wieder sehen können… nie wieder ihre Hand halten können… Zorro schüttelte den Kopf, um sich von diesen Gedanken zu befreien. Es war alles gut gegangen, er hatte rechtzeitig reagiert und Tashigi saß gesund und munter vor ihm und er würde alles in seiner Macht stehende tun, dass dies auch so blieb. Sein Blick fixierte sich wieder auf seinen Gast und er zuckte nur mit den Schultern. „Nicht der Rede wert“, sagte er. Nur weil er langsam begriff was sie ihm bedeutete, hieß das nicht, dass er sie daran auch schon teilhaben lassen wollte. Tashigi sah ihn einige Augenblicke schweigend an, dann atmete sie tief ein und sagte: „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“ Zorro zog die Augenbrauen nach oben. Wie viel ihres Stolzes hatte sie wohl schlucken müssen, um diese Worte an ihn zu richten? „Und um was für einen?“ Sie seufzte, stand auf und begann in seinem Zimmer auf und ab zu laufen. „Irgendjemand hat es darauf abgesehen mein Familiengeschäft zu übernehmen. Irgendjemand hat meinen Vater vergiftet, irgendjemand hat versucht mich umzubringen und solche Sachen nehme ich persönlich. Ich werde denjenigen finden und ihn zu Rechenschaft ziehen, ich werde nicht zulassen, dass jemand meiner Familie schadet. Aber das kann ich nur unter einer Bedingung. Ich muss offiziell die Führung des Familiengeschäftes übernehmen, nur so erhalte ich die nötigen Ressourcen, um denjenigen zu finden, der meiner Familie das angetan hat, aber dafür…“ Sie verstumme und sah ihn vielsagend an. „Dafür müssen du und ich heiraten.“ „Ich weiß es ist super viel verlangt, eine Ehe sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen… und du musst danach auch gar nicht bei mir bleiben. Nach der Hochzeit könnt ihr wieder in See stechen und eure eigenen Ziele verfolgen. Niemand würde etwas sagen.“ Zorro blickte sie an. „Und du bist dann der Boss von Schmugglern und Meuchelmördern.“ Tashigi blieb stehen und antwortete: „Zu Beginn, ja. Aber ich habe vor die Aufgabengebiete neu zu ordnen. Ich will Gutes tun und Leuten helfen.“ Er lächelte. Nichts anderes hatte er erwartet. „In Ordnung“, sagte er. „Was?“, stieß sie scheinbar überrascht aus. „Ich tu dir den Gefallen und heirate dich. Kapitel 5: Erkenntnis --------------------- „Ich wünschte dein Vater könnte heute hier sein. Du siehst umwerfend aus“, sagte ihre Mutter mit Tränen in den Augen. Tashigi blickte sie durch den Spiegel lächelnd an und versuchte sich ihre Zweifel nicht anmerken zulassen. Heute war ihr Hochzeitstag. Ein Tag an den sie bis vor wenigen Wochen nie einen Gedanken verschwendet hatte; und doch stand sie nun hier. Die langen Haare gelockt und offen, der Schleier reichte ihr bis zur Hüfte. Das Make-Up dezent und natürlich gehalten und das Kleid… Das Kleid war selbst in Tashigis Augen ein Traum. Ein Ballkleid mit herzförmigem Ausschnitt, ohne Träger und einer einem Meter langen Schleppe, auf Spitze oder anderweitige Verzierungen hatte man verzichtet. Als farblichen Akzent hatte man ein auf die Haarfarbe des Bräutigams abgestimmtes Seidenband um Tashigis Taille gebunden und die Braut fand diese Idee perfekt. Es fiel ihr noch immer schwer zu glauben, dass Lorenor Zorro wirklich zugestimmt hatte sie zu heiraten. Zweifel, dass er im letzten Moment aussteigen würde hatte sie nicht, er war ein Mann, der zu seinem Wort stand, aber sie fragte sich wieso er zugestimmt hatte. Lag es tatsächlich daran, dass er sie mochte? So wie Juan es behauptete. Und selbst wenn es zutraf hieß es ja nicht, dass er sie heiraten musste. Sie mochte zum Beispiel Smoker, würde ihren alten Vorgesetzten aber niemals heiraten wollen. Was sprang also für den Piraten bei dieser Eheschließung raus? Und warum hatte sie selbst jetzt überhaupt keine Probleme mehr damit ihn zu heiraten? Auch wenn es nur eine Ehe zum Schein war. Zorro hatte sie schon immer fasziniert; auch als sie ihn noch überhaupt nicht verstanden hatte. In der vergangenen Zeit hatte sie jedoch immer mehr über ihn herausgefunden und gelernt und nun verstand sie ihn und die Motivation hinter seinem Traum so viel besser. Und wenn sie an die letzten Tage zurückdachte… Was er für sie getan hatte und wie er mit ihr umgegangen war, dann wurde ihr ganz warm ums Herz. Hatte sie es tatsächlich geschafft sich in ihn zu verlieben? Tashigi wusste wie töricht das wäre, aber was konnte man schon gegen seine Gefühle tun? Was auch immer Zorro für Gründe hatte, dass er sich ebenfalls in sie verliebt hatte war eher unwahrscheinlich. „Wow… Schwesterlein. Du siehst umwerfend aus“, holte die Stimme ihres Bruders sie aus ihrer Grübelei. „Meinst du wirklich?“, fragte sie und strich nicht vorhandene Falten aus dem Rock ihres Kleides. Taichi trat näher an sie heran und nahm ihre Hände. „Das ist mein voller ernst. Zorro wird gar nicht wissen wie ihm geschieht, wenn er dich sieht. Und wo wir gerade von ihm reden: Er wartet am Altar auf dich und scheint ziemlich nervös zu sein.“ Ein nervöser Zorro war etwas, das Tashigi sich nur schwer vorstellen konnte, aber bevor sie ihre Zweifel äußern konnte trat ihre Mutter an sie heran. „Dann sollten wir ihn nicht länger warten lassen. Bist du bereit, mein Schatz?“ Tashigi nickte. Sie war so bereit wie sie nur sein konnte. Ihre Mutter legte ihr den Schleier über das Gesicht und drückte sie noch einmal fest, dann übergab sie sie an Taichi und machte sich auf den Weg, um ihren Platz unter den anderen Gästen einzunehmen. Taichi gab ihr lächelnd den Brautstrauß und bot ihr dann seinen Arm an. Er würde sie an ihres Vaters statt zum Altar führen und an Zorro übergeben. Die Hochzeit fand in ihrem Elternhaus statt; für die Zeremonie hatte man die Empfangshalle vorbereitet und die Feier würde im Garten stattfinden. Tashigi wusste, dass ihr Vater für jeden seiner Mitarbeiter Anwesenheitspflicht angeordnet hatte, es würden also gleich unfassbar viele Augen auf sie gerichtet sein und das machte sie fast noch nervöser als die Hochzeit an sich. „Und du bist dir wirklich absolut sicher?“, fragte Taichi als sie vor den geschlossenen Türen der Halle stehen blieben. Sie blickte ihn unter ihrem Schleier lächelnd an und nickte. „Absolut.“ In dem Moment begann der Hochzeitsmarsch zu spielen und die Flügeltüren der Halle öffneten sich. „Dann wollen wir mal“, wisperte ihr Bruder und ging los. Tashigi hob den Blick und das Erste was sie sah war Lorenor Zorro, der sie mit offenem Mund anstarrte. Tashigi war in Zorros Augen schon immer hübsch gewesen, auch wenn er lange Zeit gebraucht hatte sich das einzugestehen. Aber heute… heute sah sie atemberaubend aus und er konnte einfach nicht anders als sie mit offenem Mund anzustarren. Wahrscheinlich machte er sich so gerade zum Idioten, aber es war ihm egal. Diese wunderschöne Frau, die da auf ihn zu kam, würde in ein paar Minuten seine Ehefrau sein. Sie würde zu ihm gehören, für den Rest seines Lebens. Womit hatte er so ein Glück nur verdient? Er selbst fühlte sich in ihrer Gegenwart in seinem schwarzen Anzug, dem weißen Hemd und der Krawatte in Farbe seiner Haare auf einmal völlig underdressed. Taichi blieb mit ihr neben ihm stehen, lüftete ihren Schleier und legte ihre Hand in Zorros, danach nahm er neben Hinagiku Platz. Tashigi lächelte ihn an und Zorro hatte nicht erwartet, dass sie so glücklich aussehen würde. „Hey“, sagte sie leise. „Hey“, antwortete er ihr und blendete völlig aus wie der Priester mit der Zeremonie begann. Zorro konnte die Augen nicht von ihr nehmen. Gott, wie sehr er sie doch liebte. Er wusste nicht wann oder wie es passiert war, aber irgendwann zwischen all den Streitereien und Zickereien war der Funke übergesprungen. Ihm war bewusst, dass die Chancen, dass sie dasselbe auch für ihn empfand gering waren, aber er würde die Hoffnung nicht aufgeben. Immerhin war sie heute hier und lächelte ihn an wie noch niemals zuvor. Nach dem Tod ihres Vaters hätte sie jeden anderen auf dieser Insel heiraten können, um die Führung der Geschäfte übertragen zu bekommen und doch hatte sie sich für ihn entschieden. Dies musste doch etwas bedeuten, oder? Zumindest konnte er ihr nicht völlig egal sein und eines Tages würde er ihr auch sagen was sie ihm bedeutete. „Tashigi. Willst du den hier anwesenden Zorro zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen? Wirst ihn Lieben und Ehren in guten wie in Schlechten Zeiten; bei Gesundheit und Krankheit bis das der Tod euch scheidet?“ Zorro blinzelte ein paar Mal als er diese Worte hörte, da war er aber ganz schön lange in seinen Gedanken versunken gewesen. Tashigi lächelte ihn noch immer an, dann steckte sie ihm den schlichten silbernen Ring auf den Finger. Ohne den Blick von ihm zu lösen antwortete sie: „Ja, ich will.“ In Zorro breitete sich ein nie gekanntes warmes Gefühl aus und er konnte das ein Meter breite Grinsen auf seinem Gesicht nicht verbergen. „Zorro. Willst du die hier anwesende Tashigi zu deiner rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen? Wirst sie Lieben und Ehren in guten wie in Schlechten Zeiten; bei Gesundheit und Krankheit bis das der Tod euch scheidet?“ Zorro nahm den Ring aus seiner Hosentasche und während er Tashigi den Ring ansteckte und antwortete sah er ihr die ganze Zeit über fest in die Augen. Er wollte, dass sie verstand wie ernst es ihm war. „Ja, ich will.“ Er konnte gar nicht in Worte fassen was er empfand als Tashigis Lächeln noch glücklicher zu werden schien. „Damit erkläre ich Euch, Kraft des mir verliehenen Amtes zu Mann und Frau.“ In der ganzen Halle explodierte der Applaus und vereinzelt waren sogar Jubelrufe zu hören, doch Tashigi und Zorro hatten nur Augen füreinander. „Zorro, du darfst die Braut jetzt küssen.“ Tashigi blinzelte. Küssen? Diesen Teil einer Hochzeit hatte sie ja völlig vergessen. Etwas unsicher geworden blickte sie Zorro nun an, doch dieser lächelte noch immer so glücksselig wie eh und je. Behutsam nahm er ihr Gesicht in seine Hände und näherte sich ihr. Sie konnte den Blick nicht von seinen Lippen lösen. Würde er sie wirklich küssen? Ihre Frage wurde ihr nur einen Atemzug später beantwortet als Zorros leicht spröde Lippen auf den Ihren lagen. Instinktiv schloss sie die Augen und neigte den Kopf zur Seite. Als sie spürte wie Zorros Zunge über ihre Unterlippe fuhr entwich ihr ein leises Stöhnen, dadurch öffnete sich ihr Mund und keine Sekunde später hatte sie Zorros Zunge in ihrem Mund. Tashigi wünschte sich, dass dieser Moment nie vorbeigehen würde, dass sie für den Rest ihres Lebens seine Lippen und Hände auf sich spüren könnte. Für ihren Geschmack viel zu früh löste sich Zorro von ihr. Er lehnte seine Stirn gegen ihre und sah sie so eindringlich an, dass Tashigi Gänsehaut am ganzen Körper bekam. „Du gehörst jetzt zu mir“, wisperte er, „Für den Rest deines Lebens bist du meine Ehefrau.“ Tränen schossen ihr in die Augen; sie empfand gerade nichts als Liebe für diesen jungen Mann und sie konnte nicht glauben, dass er jetzt tatsächlich ihr allein gehörte. Sie konnte gerade bestätigend nicken als Zorro sie bereits wieder küsste; gefolgt von tosendem Applaus und lauten Jubelschreien. In den nächsten Stunden versuchte Tashigi nicht allzu sehr über das nachzudenken was das zwischen Zorro und ihr war. Abgesehen von einer rechtsgültigen Ehe, die sie eigentlich nur zum Schein geschlossen hatten. Aber all die Küsse, Blicke und Berührungen, die sie auch nach der Zeremonie teilten, mussten doch etwas bedeuten, oder nicht? Sie hatte sich jedoch vorgenommen heute nicht zu viel zu grübeln, sondern einfach diese wundervolle Zeit zu genießen. Es würde sicherlich die Zeit kommen, in der sie sich damit auseinandersetzen musste, aber diese Zeit war nicht heute. Die Feier war ein voller Erfolg, es wurde getrunken, gegessen, getanzt und gelacht. Absolut jeder schien Spaß zu haben und Tashigi hatte längst aufgehört zu zählen wie oft Alejandra sie schon überglücklich umarmt hatte, bis Juan, ebenfalls überglücklich, kam und seine Frau mit auf die Tanzfläche zog. Selig seufzend legte Tashgi ihren Kopf auf Zorros Schulter ab und beobachtete das Treiben ihrer Gäste. Ihr Ehemann drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und legte ihr einen Arm um die Hüfte, bevor er damit fortfuhr sich scherzhaft mit Sanji zu streiten. Konnte dieser Abend noch besser werden? Einige Stunden später kam Tashigi von der größten Herausforderung des Abends, der Toilette, als sie in ihren Kindheitsfreund lief. „Akito“, stieß sie überrascht aus während sie sich an seiner Brust abstützte. Alkohol und hohe Absätze vertrugen sich halt nicht. „Tashigi“, antwortete er und richtete sie an ihren Schultern wieder auf, nahm danach die Hände nicht wieder weg. „Du siehst irgendwie grimmig aus. Gefällt dir die Feier nicht?“, fragte sie. „Doch, doch. Sie ist gut.“ „Aber?“, forderte Tashigi zu wissen. Sie wusste, dass etwas nicht mit ihm stimmte, ihn etwas bedrückte. Seit dem Tod ihres Vaters hatte er sich auch von ihr zurückgezogen und nicht mehr mit ihr gesprochen. Ernst blickte er sie nun an. „Ich hätte halt nie gedacht, dass du die Hochzeit wirklich durchziehst und dabei auch noch so glücklich aussiehst.“ Diese Aussage versetzte ihrem Glück einen gehörigen Dämpfer, erinnerte Akito sie doch mit einem Schlag an all ihre Gespräche darüber wie sehr sie die Idee ihres Vaters verabscheute. Und nun stand sie glücklich in ihrem Brautkleid vor ihm und war ihrem Vater für seinen Plan sogar dankbar. „Ich habe meine Gründe, Akito. Und Zorro… er ist kein schlechter Kerl, war er noch nie. Ich habe mich nur stets geweigert dies auch zu akzeptieren. Mein Vater hatte in meinem besten Interesse gehandelt, es hätte mich weitaus schlechter treffen können“, erklärte sie leise. Akito nahm seine ernsten blauen Augen nicht für eine Sekunde von ihr, sie war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt blinzelte. Für einen kurzen Augenblick zog sie es in Erwägung ihn einzuweihen; was mit ihrem Vater geschehen war und dass sie deswegen Zorro um diesen Gefallen gebeten hatte. Doch sie hatte Zorro und ihre Familie schwören lassen mit niemanden sonst über die Vergiftung Hirokis zu sprechen. Da sie noch immer keine Spur hatten wollte Tashigi noch nicht zu viele Leute einweihen. Sie vertraute Akito, aber nachdem sie erfahren hatte, dass er auch gerne Menschen eliminierte, für die es keinen Auftrag gab, war sie vorsichtiger geworden. „Du hättest es aber auch sehr viel besser treffen können“, antwortete Akito und drückte ihre Schultern. Aber sie wollte nichts Besseres, es gab nichts Besseres als Zorro. Er war der, den sie wollte; sie hatte nur sehr lange gebraucht es zu verstehen und dann auch zu akzeptieren. Und plötzlich glaubte sie zu verstehen warum Akito so grimmig war. Die Antwort lag in seinem Blick, seinem Griff an ihren Schultern und der Tatsache, dass er sich ihr als Ehemann angeboten hatte. Akito mochte sie… mehr als eine alte Freundin. Sie wusste, dass sie ihn gerade mit geöffnetem Mund anstarrte, aber sie wusste sich nicht anders zu helfen. Sollte sie es ansprechen? Vielleicht irrte sie sich ja auch, sie war noch nie gut darin gewesen romantische Gefühle richtig zu deuten. „Hey, da bist du ja. Ich hab mir schon Sorgen gemacht“, rettete sie in diesem Moment die Stimme ihres Ehemannes. Zorros Blick verfinsterte sich als er Akitos Hände auf ihren Schultern sah. Ihr alter Freund nahm diese daraufhin sofort weg und trat einen großen Schritt zurück. Zorro trat neben sie, legte seinen Arm um sie und drückte ihr einen fast schon besitzergreifend zu nennenden Kuss auf die Lippen. „Alles okay?“, fragte er sie anschließend leise. „Wir haben uns nur unterhalten, Boss“, kam Akito ihr mit einer Antwort zuvor. Zorro warf ihm einen bösen Blick zu und sagte: „Dich hat keiner gefragt.“ Tashigi spürte wie die Spannung zwischen den Beiden immer weiter anstieg und legte Zorro daher beruhigend eine Hand auf die Brust. „Es ist alles okay. Wir haben nur geredet. Komm, lass uns wieder zur Feier gehen.“ Sie musste drei Mal an seinem Arm ziehen ehe er den Blick von Akito löste und sich in Bewegung setzte, aber auch auf dem Weg zurück in den Garten warf Zorro Akito über seine Schulter noch böse Blicke zu. „Ich kann den Kerl einfach nicht leiden“, rechtfertigte Zorro sich nachdem sie wieder an ihrem Tisch saßen. Tashigi seufzte und sah ihn vielsagend an. „Mich konntest du am Anfang auch nicht leiden.“ „Das ist gar nicht wahr! Du warst nur ein bisschen nervig.“ Sie musste lachen. „Du warst aber auch nicht ganz ohne.“ Zorro blickte sie eine Zeitlang amüsiert an, dann seufzte er. „Ganz im Ernst… mir wäre wohler, wenn du dich von ihm fernhalten würdest. Ich habe einfach kein gutes Gefühl bei ihm.“ „Ich kann es dir nicht versprechen, er arbeitet immerhin für uns“, antwortete sie. Wer wusste jedoch schon wie lange Akito bei ihnen bleiben würde, wenn sie erst einmal ihre geplanten Veränderungen verkündet hatte und damit begann diese auch umzusetzen. „Ich habe mit Nami gesprochen als du weg warst… Wir legen Übermorgen ab.“ „Oh…“, stieß Tashigi nur enttäuscht aus. „Ja… sie sagt, sie wird dir regelmäßig unseren Standort schicken und Jedem, dem wir begegnen erzählen, dass ich jetzt mit der Tochter des verstorbenen Hiroki Watanabe verheiratet bin.“ „Mein Bruder hat unseren Männern und Frauen aufgetragen zu verbreiten, dass ich jetzt mit Lorenor Zorro verheiratet bin“, antwortete Tashigi lächelnd. Zorro drückte ihre Hand. „Also, Ehefrau, dann lass uns unseren vorerst letzten gemeinsamen Abend genießen. Wer weiß bei uns schon wann wir uns wiedersehen.“ Bei diesen Worten wurde Tashigi schwer ums Herz, doch sie ließ es sich nicht anmerken und genoss stattdessen ihre Hochzeitsfeier in vollen Zügen. „Ich hätte nicht erwartet dich heute im Übungsraum zu sehen.“ Verdutzt legte Tashigi die Hantel ab und blickte Akito an. „Warum nicht?“, fragte sie. „Nun, ich hörte, dass die Piraten Morgen ablegen. Da hatte ich einfach erwartet, dass du den Tag mit deinem Ehemann im Bett verbringen wirst.“ Bei diesen Worten schoss Tashigi die Röte ins Gesicht und Bilder der vergangenen Nacht zogen vor ihrem inneren Auge vorbei. Es war vereinbart gewesen, dass sie und Zorro, um den Schein zu wahren im selben Zimmer schlafen würden, nicht jedoch im selben Bett. Aber wie so oft war es ganz anders gekommen als geplant. Sie und Zorro waren im Bett gelandet, im selben, und zwar nackt. Und sie hatten Dinge getan… nun, Dinge, die ein frisch verheiratetes Paar in seiner Hochzeitsnacht nun einmal tat. Tashigi versuchte es darauf zu schieben, dass sie Beide doch recht betrunken gewesen waren, doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie auch nüchtern mit ihm geschlafen hätte. Als sie am heutigen Tag aufgewacht waren hatte Zorro versucht mit ihr darüber zu sprechen, doch kaum hatte er den Mund zum Sprechen geöffnet, hatte sie panisch die Flucht ergriffen. Sie wusste, dass sie früher oder später mit ihm reden musste, aber sie hatte Angst. Angst vor dem was Zorro zu ihr sagen würde. Vielleicht bedeutete sie ihm gar nichts, vielleicht spielte er einfach nur seine Rolle und das ziemlich gut… „Ach weißt du… er hat seine Abreise vorzubereiten und ich sollte mich langsam, aber sicher mit unserer Auftragslage beschäftigen. Vater hatte keine Möglichkeit mehr dazu mich vernünftig einzuarbeiten“, antwortete sie ausweichend. Akito nickte und nahm eine der leichteren Hanteln auf. „Es ist eine Schande was mit Hiroki geschehen ist“, sagte er. Tashigi nickte nur, ließ den jungen Mann jedoch nicht aus den Augen. „Ein langsamer und furchtbarer Tod. Das hatte ich nicht erwartet.“ Mit der Hantel in der Hand ging Akito zur Tür des Übungsraumes, zog sie zu und schloss ab. Als sie das Klicken des Schlosses hörte, überlief sie ein eiskalter Schauer am ganzen Körper. Akito drehte sich wieder zu ihr um und sah sie mit einem mörderischen Blick an. Tashigi spürte wie ihr Herzschlag sich beschleunigte, ihre Atemzüge wurden kürzer und flacher, kalter Schweiß brach ihr aus. „Man hatte mir gesagt, das Gift wirke schnell. Doch dein Vater war schon immer ein zäher alter Hund. Wochenlang schleppte er sich von einem Tag zum Nächsten; hatte sogar noch Zeit dich wieder nach Hause zu holen und deine Hochzeit zu arrangieren. Selbst nachdem ich ihm eine zweite und höhere Dosis unters Essen gemischt hatte.“ Tashigi sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, Tränen liefen ihr über das Gesicht. „Du…“, hauchte sie, „Du hast meinen Vater getötet.“ Akito stand jetzt direkt vor ihr und grinste sie triumphierend an. „Ja, Tash. Ich habe deinen Vater getötet. Den großen Hiroki Watanabe von dem stets jeder glaubte er sei unsterblich. Wie sich herausgestellt hat war er das nicht.“ Wut breitete sich in Tashigi aus. „Und warum?“, forderte sie zu wissen, „Als deine Familie Hilfe brauchte war er für euch da. Er gab dir Arbeit und Unterstützung!“ „Du willst wissen warum ich es getan habe?“, fragte er sie leise. Doch noch bevor sie etwas erwidern konnte schlug Akito ihr die Hantel ins Gesicht. Hart schlug sie auf dem Boden auf, hatte auf Grund der Wucht des Schlages überhaupt keine Möglichkeit ihren Fall abzufedern. Tashigi schmeckte Blut und konnte spüren wie es ihr warm übers Kinn lief. Akito ging über ihrem Körper in die Hocke und blickte sie starr an. „Ich war deinem Vater immer loyal und dankbar. Er hat meine Familie und mich vor der Armut gerettet. Und dann habe ich hin und wieder jemanden umgebracht, der nicht auf unserer Liste stand. Na und? Was solls? Es ist ja nicht so als würde man diese Mistkerle vermissen, aber Hiroki war nicht begeistert; erzählte mir von einem Ehrenkodex und das er jedes Ziel erst einmal prüfe bevor er einen Auftrag annimmt. Er sagte mir, dass ich als sein Angestellter nicht das Recht hätte zu entscheiden wer lebt und wer stirbt; egal wie sehr sie mich in meiner Kindheit schikaniert haben. Und dann habe ich beschlossen ihm zu zeigen, dass ich mir nicht vorschreiben lasse was ich in meinem Leben tun kann und was nicht.“ Tashigi sah ihn fassungslos an. Das war nicht der Akito mit dem sie aufgewachsen war. Dieser Mann war völlig irre. „Du hast ihn umgebracht, weil er dir untersagt hat deine persönlichen Mobber umzubringen?“, sagte sie wütend; stechender Schmerz überzog ihr gesamtes Gesicht. Es grenze an ein Wunder, dass er ihr nicht den Kiefer gebrochen hatte. „Ich habe nichts anderes getan als das woraus euer hübsches Familiengeschäft besteht. Wie viele Menschen hat deine Familie schon über all die Jahre umgebracht, hm?“ Sie konnte und wollte die Taten ihrer Familie gar nicht rechtfertigen, sie hatte nicht umsonst vor das komplette Geschäft zu verändern. Aber Akito schien aus reinem Vergnügen zu töten. Und so wie er sie im Moment ansah war er drauf und dran auch sie zu töten. Plötzlich traf sie die Erkenntnis und sie sah ihn noch fassungsloser an. „Du hast auf mich geschossen!“ Akitos Gesicht verzog sich zu einer Grimasse der Wut und er schlug die Hantel mit aller Kraft auf den Boden, nur Millimeter von ihrem Kopf entfernt. Dann erhob er sich und drehte ihr den Rücken zu. „Ich wollte dich eigentlich nicht töten, Tash“, begann er zu erzählen und Tashigi sah ihre Chance zur Flucht gekommen. Langsam und leise begann sie damit zur Tür zu robben. „Nachdem ich deinen Vater vergiftet hatte und hörte, dass er begonnen hatte deine Rückkehr und Übernahme des Geschäftes zu planen, kam mir der Gedanke, dass du und ich das perfekte Team wären. Ich kenne eure Traditionen, also ging ich zu ihm und bot mich als dein Ehemann an. Und weißt du was er getan hat?“ Tashigi hatte etwa die Hälfte des Weges hinter sich gebracht, hielt jedoch inne, weil sie fürchtete, dass Akito sich umdrehen würde. „Was?“, fragte sie nachdem er keine Anstalten machte weiterzusprechen. „Er hat mich ausgelacht und gesagt, dass ich deiner nicht würdig bin. Ich! Von ihm selbst ausgebildet soll deiner nicht würdig sein! Und dann verheiratet er dich mit einem dreckigen Piraten!“ Bei diesen Worten schlug er gegen die Wand und schien sich gar nicht darum zu kümmern, dass seine Fingerknöchel aufplatzten. Tashigi sah ein, dass sie schneller aus diesem Raum verschwinden musste als es ihr robbend möglich war. Warum hatte sie auch ihren Bodyguards gesagt, dass sie schon zum Abendessen gehen könnten? Normalerweise war sie niemand, der einem Kampf aus dem Weg ging, aber erstens hatte sie Shigure nicht bei sich und zweitens war Akito ihr körperlich überlegen. Sie stellte sich in dem Moment auf die Beine als er sich zu ihr umdrehte, doch er schien sie gar nicht richtig wahrzunehmen. Fiebrig blickte er durch sie hindurch und sprach weiter: „Ich hatte es mir so schön ausgemalt. Du und ich, wie wir gemeinsam die Geschäfte leiten und sie irgendwann an unsere Kinder übergeben, doch dein Vater verwehrte mir dies… Also musste ich auf deine Rückkehr warten und darauf hoffen, dass du deine Einstellung nicht geändert hattest. Und das hattest du zum Glück nicht… doch dann hast du mein Angebot dich zu heiraten ebenfalls abgelehnt und deswegen musst du sterben!“ Akitos Blick wurde klarer und dieses Mal schlug er ihr mit der Faust ins Gesicht. Doch diesmal blieb Tashigi auf den Beinen und sah ihn wütend an. „Du willst mich töten, weil ich dich nicht heiraten wollte? Weil ich deinen Stolz verletzt habe? Du warst einmal wie ein kleiner Bruder für mich, Akito! Und ich war so froh als ich dich nach all dieser Zeit wieder getroffen hatte. Ich dachte, du wärst mein Freund!“ „Ich hätte so viel mehr für dich sein können, doch du hast alles kaputt gemacht! Du hast alles zerstört!“ „Ich habe überhaupt nichts zerstört, dass hast du ganz allein geschafft.“ Dann drehte sie sich um und sprintete los, es war nicht weit bis zur Tür, doch sie musste sie auch noch aufschließen. Sie hatte die Tür so gut wie erreicht als Akito sie am Fuß packte und zog. Ihr Kopf prallte gegen die massive Holztür; Schmerz explodierte in ihrem Schädel und sie stieß einen lauten Schmerzensschrei aus. Akito presste ihr von hinten die Hand auf den Mund und zischte ihr ins Ohr: „Du wirst diesen Raum nicht lebend verlassen. Und dann hol ich mir deine Mutter und Taichi. Zu guter Letzt schlitz ich deinem dreckigen Ehemann die Kehle auf.“ Tashigis Kopf dröhnte wie noch nie zuvor und sie musste immer wieder darum kämpfen nicht das Bewusstsein zu verlieren, aber trotzdem wehrte sie sich mit aller Macht gegen Akitos Griff. Sie musste unbedingt von ihm wegkommen. Während er noch versuchte sie ruhig zu stellen begann sie damit gegen die geschlossene Tür zu treten. Irgendjemand musste sie einfach hören! Mit all seiner Kraft warf Akito sie plötzlich gegen die nächste Wand und während erneut Schmerz durch ihren gesamten Körper schoss und sie zum zweiten Man auf den Boden prallte, wurde die Türklinke hektisch heruntergedrückt. „Tashigi?! Bist du da drin?!“ Tashigi konnte ein Lächeln nicht unterdrücken als sie erkannte wer auf der anderen Seite der Tür stand. „Zorro!“ Kapitel 6: Zukunft ------------------ Zorro hatte Tashigi den Tag über Zeit gelassen, um über die Ereignisse der vergangenen Nacht nachzudenken. Als sie heute Vormittag das gemeinsame Zimmer fluchtartig verlassen hatte, war ihm klar geworden, dass sie dies alles erst einmal verarbeiten musste. Ihm selbst war klar warum er die Dinge tat, die er getan hatte, aber Tashigi war sich dessen wohl nicht so bewusst. Zorro hatte nicht sonderlich viel Ahnung von Gefühlsdingen, aber er kannte Tashigi gut genug, um zu wissen, dass sie seine Zärtlichkeiten niemals erwidern würde, wenn sie nicht zumindest ein kleines bisschen Liebe für ihn empfinden würde. Sie war einfach nicht der Mensch, der mit jemanden schlief, ohne Gefühle für ihn zu haben. Auch wenn er gerne bereit war ihr Zeit zu geben, war er doch fest entschlossen das Thema noch vor seiner Abreise mit ihr zu besprechen und da sie nicht, wie verabredet, zum gemeinsamen Abendessen erschienen war hatte er beschlossen sie zu suchen. Er war selbst für seinen Geschmack bereits viel zu lange unterwegs, aber was sollte er tun? Seine Orientierung war nun mal für den Allerwertesten. Aber immerhin hatte er schon ausschließen können, dass sie in ihrem Zimmer war, denn das hatte er schon gefunden und sie war nicht da gewesen. Zorros nächstes Ziel war der Übungsraum und er war sich absolut sicher, dass er hier irgendwo sein musste. Um seine Suche zu beschleunigen öffnete Zorro einfach jede Tür, an der er vorbeikam; er war jedoch kurz davor aufzugeben und einfach in ihrem Zimmer auf sie zu warten als er zwei Türen weiter einen lauten Knall, gefolgt von einem Schmerzensschrei vernahm. War das nicht Tashigis Stimme gewesen? Mit gerunzelter Stirn und schnellen Schritten begab er sich zur Tür, doch noch bevor er sie erreichte hörte er wie immer wieder etwas gegen die Tür stieß. Langsam, aber sicher machte sich eine gewisse Unruhe in ihm breit. Plötzlich gab es einen dumpfen Schlag und erneut schrie Tashigi vor Schmerz. Ein letzter großer Schritt und Zorro hatte die Tür erreicht, eilig drückte er die Klinke hinunter und stellte frustriert fest, dass sie abgeschlossen war. „Tashigi?! Bist du da drin?!“ „Zorro!“ Eine Welle der Erleichterung überkam ihn als er ihre Stimme hörte, doch da war etwas in ihrem Tonfall was ihm nicht gefiel. Sie brauchte ihn und eine verschlossene Tür würde ihn nicht davon abhalten zu ihr zu gelangen. „Tashigi! Geh von der Tür weg, ich trete sie ein!“, warnte er für den Fall der Fälle. Zorro machte einen Schritt zurück, zog zwei seiner Schwerter und dann trat er gegen die Tür. Selbst wenn seine Tritte nur halb so stark wie die von Sanji waren, für diese blöde Tür reichte seine Kraft alle Mal. Ohne Rücksicht auf Verluste stürmte er in den Raum und blieb dann erschüttert stehen. Dieser elende Akito wagte es doch tatsächlich Tashigi ein Messer an die Kehle zu halten! Und was hatte er noch mit ihr angestellt? Ihr gesamtes Gesicht war blutüberströmt, sie hatte eine aufgeplatzte Lippe sowie eine Platzwunde auf der Stirn und scheinbar schien sie Probleme zu haben ihn mit ihrem Blick zu fixieren, nichtsdestotrotz lag ein schwaches, aber erleichtertes Lächeln auf ihren Lippen. „Sieh mal einer an wer uns da besuchen kommt.“ Zorros Griff um seine Schwerter festigte sich als er Akitos Stimme vernahm. „Lass sie sofort los!“, knurrte er bedrohlich. Der andere Mann lachte. „Ich glaube kaum, dass du in der Position bist Forderungen zu stellen, denn ich bin der mit der Geisel.“ Mit diesen Worten drückte er Tashigi das Messer fester gegen die Kehle und erste Blutstropfen liefen ihr den Hals hinab. Heiße Wut durchströmte Zorro, doch er ermahnte sich nicht die Kontrolle zu verlieren. Wenn er in dieser Situation unüberlegt handelte, gefährdete er das Leben seiner Frau. „Ich bin immer noch dein Boss“, versuchte er es auf die rationale Weise, auch wenn er damit keinen Erfolg erwartete. „Du? Mein Boss? Du hast doch Tashigi nur geheiratet, damit du an das Geld ihrer Familie kommst!“ „Das ist nicht wahr! Ich habe sie geheiratet, weil sie mich darum gebeten hat und weil ich sie liebe.“ Gut, dass war jetzt nicht unbedingt der perfekte Moment für dieses Geständnis gewesen, aber er steckte hier ein wenig in der Bredouille. „Und du liebst sie auch, oder?“, fuhr er fort und versuchte Tashigis lädiertes Gesicht nicht zu beachten, „Deswegen hast du ständig mit ihr rumgehangen, nicht? Ich bin mir sicher, dass du ihr eigentlich gar nicht weh tun willst. Also warum legst du nicht das Messer weg und dann reden wir ganz in Ruhe über das hier?“ Akito machte mit Tashigi einen Schritt vor und antwortete: „Wie wäre es, wenn du deine Schwerter ablegst, und zwar alle! Und dann können wir vielleicht reden.“ Zorros Blick wanderte zu Tashigi, die ihn hilflos und flehend ansah. Er war verzweifelt und das war kein Gefühl, welches er besonders leiden konnte. Unschlüssig stand er einige Augenblicke einfach nur da, dann machte Akito einen weiteren Schritt nach vorn, dabei drückte er Tashigi das Messer nur noch stärker in den Hals und mehr Blut quoll hervor. In diesem Moment resignierte Zorro; er hatte sich nicht ewig mit seinen Gefühlen für Tashigi auseinandergesetzt, nur damit er sie durch diesen Irren wieder verlor. Er sah den Schock in ihren Augen als er seine drei Schwerter auf den Boden warf, ignorierte ihn jedoch. „Weise Entscheidung, Pirat. Und jetzt Hände nach oben und langsam rückwärts den Raum verlassen! Wir machen einen kleinen Spaziergang.“ „Was? Wohin?“ Erneut machte Akito einen Schritt vor und zog Tashigi mit. „Ich will Taichi und Hinagiku ins Gesicht sehen während ich Tash die Kehle aufschlitze.“ Zorro ballte die Hände vor Wut, er musste einen Ausweg finden, und zwar ganz schnell. Vorerst jedoch fügte er sich den Anweisungen des Irren, hob die Hände und begann behutsam rückwärts den Raum zu verlassen. Er vermied es Tashigi anzusehen, konnte die Fassungslosigkeit in ihrem Gesicht nicht ertragen. „Rechts rum, du Idiot!“ Er korrigierte seinen Weg und beobachtete wie Akito Tashigi vor sich herschob. Sie hatten den Übungsraum bereits verlassen als eine plötzliche Bewegung hinter Akito Zorro zu einem Plan verhalf. Tashigi war absolut fassungslos. Nicht nur wegen dem was Akito tat, sondern auch wegen dem was Zorro tat. Beziehungsweise dem was er nicht tat. Als er die Tür eingetreten hatte und mit gezückten Schwertern in den Übungsraum gestürmt war, war sie sich sicher gewesen, dass dieser Albtraum ein Ende haben würde. Aber stattdessen gehorchte Zorro ihrem Geiselnehmer aufs Wort und ging mit erhobenen Händen brav vor ihnen her. Nie im Leben hätte sie so ein Verhalten von Lorenor Zorro erwartet, nicht nach all dem was sie von ihm gehört und gesehen hatte. Hielt er sich wegen ihr zurück? Weil er sie liebte und nichts riskieren wollte? Es war ein Schock gewesen zu hören, dass er sie liebte und trotz der aktuellen Umstände hoffte sie, dass Zorro seine Worte ernst meinte und nicht nur gesagt hatte, damit Akito sie frei ließ. „Ist es, weil sie sich für mich entschieden hat und nicht für dich?“, fragte Zorro in dem Moment und blieb stehen. „Halt die Fresse und geh weiter“, antwortete Akito. Tashigi spürte durch das Messer an ihrer Kehle wie er zitterte. „Das ist doch der Grund, oder? Du bist in sie verliebt, wahrscheinlich schon seit eurer Kindheit und sie hat in dir nie mehr gesehen als den besten Freund ihres kleinen Bruders. Ist es nicht so?“ Mit jedem von Zorros gesprochenen Worten zitterte Akitos Hand stärker. Panisch blickte Tashigi zu Zorro, versuchte Blickkontakt zu ihm aufzubauen. Was war das für eine Schnapsidee den Irren mit dem Messer auch noch zu provozieren? „Du hast überhaupt keine Ahnung!“, brüllte Akito. „Dann klär mich auf“, antwortete Zorro und ließ den jungen Mann nicht aus den Augen. „Ich bin perfekt für Tashigi. Zusammen hätten wir Großes erreichen können.“ Akito machte einen Schritt vor und nahm dann tatsächlich das Messer von ihrer Kehle, allerdings nur um damit nun auf Zorro zu deuten. „Und dann kamst du dreckiger Pirat daher und nimmst sie mir weg! Deswegen muss sie sterben, deswegen müsst ihr alle…“ Ein lauter Knall ertönte und Akito sowie Tashigi wurden nach vorne geschleudert. Während Tashigi von Zorro aufgefangen wurde kam Akito mit einem dumpfen Prall auf dem Boden auf. Tashigi sah über ihre Schulter und erblickte ihren Bruder, der noch immer mit erhobener Waffe am Ende des Flures stand und grimmig auf seinen am Boden liegenden Kindheitsfreund starrte. Ihr Blick wanderte zu Akito, seine blauen Augen waren überrascht aufgerissen, das Messer lag noch immer in seiner Hand und aus der Austrittswunde auf seiner Stirn sickerte das Blut. Er war tot. „Der Arzt hat gesagt du sollst dich hinlegen.“ Tashigi wandte den Blick vom im Kamin brennenden Feuer zu den soeben eingetretenen Personen. Ihre Mutter, ihr Bruder, ihr Ehemann. „Ich will nicht liegen“, antwortete sie an ihre Mutter gewandt. „Schatz, du hast eine heftige Gehirnerschütterung und mehrere Platzwunden. Du brauchst Ruhe.“ „Ausruhen kann sie sich auch im Sitzen“, antwortete Zorro während er sich auf die Lehne ihres Sessels setzte. Seine Schwerter waren wieder an seiner Seite. Hinagiku seufzte und setzte sich dann ebenfalls in einen der Sessel, Taichi stellte sich an ihre Seite. Eine ziemlich lange Weile sagte keiner von ihnen etwas. Tashigi konnte sich gut vorstellen wie geschockt ihre Mutter und ihr Bruder über Akitos heutige Tat waren. „Hat er euren Vater vergiftet?“, fragte ihre Mutter dann. Tashigi nickte. „Warum?“ „Vater hat ihm verboten Personen nach seinem eigenen Gutdünken umzubringen.“ „Oh…“, war wohl das einzige was ihrer Mutter dazu einfiel, „Dabei war er immer so ein süßer Junge gewesen.“ „Er war es, der auf dich geschossen hat, oder?“, merkte Taichi an. Wieder nickte Tashigi nur. „Was hat er mit all dem nur bezweckt?“ Sie unterdrückte ein Seufzen; sie konnte nur allzu gut nachvollziehen, dass ihre Familie Antworten wollte, aber ihr dröhnte noch immer der Schädel und eigentlich wollte sie nichts anders als Schlafen, konnte es jedoch nicht. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss sah sie Akito tot vor sich liegen. „Ich weiß es nicht…“, antwortete sie dann, „Vater hat er vergiftet, um zu beweisen, dass er sich nichts sagen lässt. Mich wollte er töten, weil ich ihn nicht heiraten wollte. Zorro wollte er töten, weil er mich ihm weggenommen hat. Was seine Gründe für euch gewesen sind weiß ich nicht. Vielleicht wollte er so das Familiengeschäft übernehmen, vielleicht…“ „Macht euch darüber nicht zu viele Gedanken. Der Typ ist völlig irre gewesen“, unterbrach Zorro sie. Tashigi blickte ihn an. Wahrscheinlich hatte er sogar recht und irgendetwas war mit Akito nicht in Ordnung gewesen; das machte es aber nicht sehr viel einfacher es zu akzeptieren. Sie und Taichi hatten ihre gesamte Kindheit mit ihm verbracht und nicht einmal hatte sie den Eindruck gehabt, dass Akito Spaß am Töten haben könnte. Sie seufzte tief und lehnte ihren Kopf gegen Zorro. Aber sie waren noch Kinder gewesen und wer achtete als Kind schon auf so etwas? Außerdem veränderten sich Menschen. Vielleicht hatte Akito seine Lust am Töten erst entdeckt nach dem er angefangen hatte für ihren Vater zu arbeiten. Vielleicht wäre das alles nie geschehen, wenn Akito, wie sie, die Insel verlassen hätte. „Wir lassen euch dann mal allein. Sagt Bescheid, wenn ihr etwas braucht“, sagte ihre Mutter und Tashigi öffnete die Augen. Dabei war sie sich gar nicht bewusst gewesen sie geschlossen zu haben. Müde sah sie zu wie ihre Mutter und Taichi das Zimmer verließen, dann spürte sie wie Zorro sie sanft von sich drückte und sich auf den Sessel setzte. Halb auf dem Sessel und halb auf Zorros Schoß sitzend schloss sie wieder die Augen und genoss Zorros Nähe. Zorro verbrachte die nächste Stunde damit Tashigi im Arm zu halten und ihren gleichmäßigen Atemzügen zu lauschen. Er war noch nie jemand gewesen, der an einen Gott glaubte oder etwas ähnliches, doch in dieser Stunde dankte er ihm, dass Tashigi lebend aus dieser Geiselnahme entkommen war. Nicht auszudenken was vielleicht geschehen wäre, wenn Taichi nicht genau im richtigen Moment um die Ecke gekommen wäre. Und zum Glück war Taichi seit seiner Kindheit auf Extremsituationen geschult worden und hatte genau richtig geschaltet und gehandelt. Er hätte sie für immer verlieren können und er hatte schon bei der Beerdigung festgestellt, dass ihm diese Vorstellung nicht schmeckte. „Wann?“, erklang auf einmal Tashigis leise Stimme. Dabei war er sich sicher gewesen, dass sie schlief. „Wann was?“, fragte er nach. „Wann hast du dich in mich verliebt?“ Zorro stutzte. Ja, wann eigentlich? „Ich… hab keine Ahnung. Vielleicht als du auf Punk Hazard vor meinen Augen ohnmächtig geworden bist, vielleicht auch schon früher. Kapiert hab ich es als auf der Beerdigung auf dich geschossen wurde.“ Seine Frau brummte nur und schmiegte sich noch fester an ihn. Lächelnd festigte er seinen Griff um sie und legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. „Alabasta.“ „Huh?“, fragte Zorro und versuchte sie anzusehen, doch sie hatte sich so sehr an ihn gedrückt, dass dies in diesem Winkel unmöglich war. „Bei mir war es in Alabasta. Nachdem ihr Crocodile aufgehalten und die Stadt gerettet habt, hab ich euch mit meinen Männern schlafend auf der Straße vorgefunden. Es war das erste Mal, dass ich gesehen habe, dass keiner von euch auch nur annähernd so ist wie all die anderen Piraten und da ist es passiert.“ „Da ist was passiert?“ Er hatte eine ungefähre Ahnung was sie ihm jetzt sagen wollte, aber er musste es hören. Sie musste es aussprechen! Tashigi hob den Kopf und blickte ihn ernst an. „Ich liebe dich.“ Ganz vorsichtig, er wollte ihr nicht unnötig noch mehr Schmerzen bereiten, legte Zorro seine Hände an ihr Gesicht und zog sie näher an sich heran. Sanft begann er sie zu küssen. Mehr brauchte er nicht mehr zu wissen. Abschiede waren Tashigi schon immer zu wider gewesen. Sie wusste nie genau wie sie sich verhalten sollte und heute war es ganz besonders schlimm. Da für Tashigi keinerlei Gefahr mehr bestand und die Strohhüte schon einiges an Zeit verloren hatten, hatte Nami beschlossen nichts an den Aufbruchsplänen zu ändern. Selbst als Zorro sie, angeblich, auf Knien angefleht hatte war Nami eisern gewesen. Während Tashigi den Piraten beim Beladen des Schiffes zusah musste sie ein wenig lächeln. Als sie erfahren hatte, dass die Piraten hier waren hatte Tashigi ihre Abfahrt kaum erwarten können und jetzt wünschte sie sich, sie müssten nicht fahren. Aber es wäre selbstsüchtig von ihr zu erwarten, dass jeder Einzelne von ihnen seinen Traum aufgab oder dass sie auf Zorro verzichten würden, damit Tashigi ihn für sich behalten konnte. Es würde eine Zeit kommen, in der Tashigi und Zorro gemeinsam leben konnten, aber bis dahin hatten sie Beide noch einen langen Weg vor sich. Keiner von ihnen wusste so genau wann sie sich wiedersehen würden, doch Nami hatte versprochen ihr regelmäßig ihre Route zu übermitteln und mittlerweile wusste jeder von Tashigis Mitarbeitern, dass die Strohhutpiraten jetzt zur Familie gehörten also würde man irgendwie in Kontakt bleiben können. In dem Moment kam Zorro mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf sie zu und blieb vor ihr stehen. „Ich will nicht wirklich gehen“, sagte er leise. „Heißt das, du bleibst?“, fragte sie traurig lächelnd und wusste es doch besser. Gequält sah er sie nun an. „Tash… ich…“, begann er, doch sie unterbrach ihn. „Hey. Ich weiß, dass du deine Crew niemals im Stich lassen würdest, das würde ich auch nie von dir verlangen. Und ich weiß auch, dass du noch eine offene Rechnung mit Falkenauge hast. Legt ab, mach dir keine Sorge. Ich bin hier jetzt sicher.“ Sie sah die Liebe in seinem Blick als er seine Hände an ihr lädiertes Gesicht legte. Es tat noch immer weh, aber sie liebte es einfach zu sehr, wenn er dies tat als dass sie ihn bitten würde es zu unterlassen. „Ich liebe dich“, wisperte er nachdem er den Kuss löste. „Ich liebe dich auch.“ Ein letzter Kuss, ein letzter Blick und dann legte die Sunny ab. Mit schweren Herzen stand Tashigi am Hafen und blieb auch so lange dort stehen bis sie das Schiff nicht mehr sehen konnte. Aber sie war nicht allein. Sowohl Taichi, ihre Mutter als auch Zorros Eltern leisteten ihr stille Gesellschaft. „Komm schon, Tai. Wir verpassen es noch!“ „Ich kann nichts dafür, dass wir zu spät sind! Ich war rechtzeitig bereit!“ Tashigi ignorierte die patzige Antwort ihres Bruders und schob sich weiter durch die Menschenmasse. Ausgerechnet heute war sie zu spät dran! Normalerweise war sie diejenige, die immer viel zu früh da war, aber Heute hatte irgendwie nichts so hingehauen wie sie es geplant hatte. „Tash! Gib her, dann kannst du vorlaufen. Es ist nicht so schlimm, wenn ich es verpasse. Aber wenn du es verpasst, wirst du dir das ewig anhören müssen.“ Eine Minute später drängelte sie sich etwas energischer durch die Menschen, doch je näher sie dem Marktplatz kam, desto schwieriger wurde es. Warum zum Teufel hatte er den Kampf auch groß ankündigen müssen? Da half es ihr auch nicht, dass sie Tashigi Watanabe war. Die Menschen waren viel zu sehr auf das Spektakel fokussiert als das sie darauf achteten wer versuchte sich weiter nach vorne zu drängeln. Die Reaktionen der Menschen, die sie mitbekam, halfen ihr auch nicht gerade einzuschätzen, wer bei diesem Kampf die Oberhand hatte. Warum musste sie auch so verdammt klein sein? Plötzlich begannen die Menschen um sie herum an zu applaudieren und zu jubeln, dann riefen sie immer wieder ein und denselben Namen. Und Tashigi begriff, dass sie es verpasst hatte. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie konnte nicht fassen, dass sie es nicht rechtzeitig geschafft hatte! Jetzt nur noch motivierter begann sie sich geradezu durch die Menschen zu boxen und nach einer Ewigkeit erreichte sie endlich den Marktplatz und da saß er dann… umringt von Gratulanten, blutüberströmt, die Kleidung zerrissen, aber das ewige Dauergrinsen auf den Lippen und einen Krug Sake in der Hand. Ihr Ehemann. Als hätte er ihre Ankunft gespürt wandte er ihr nun den Blick zu und sein Grinsen wurde noch breiter. Er stellte den Krug ab, schüttelte die Hände der Gratulanten ab und kam auf sie zu. Sie trafen sich auf halben Weg. „Ich hab es verpasst, oder?“, fragte sie leise. „Das hast du“, antwortete er. „Muss ich dich jetzt immer mit bestem Schwertkämpfer der Welt ansprechen oder ist Zorro noch ausreichend?“ „Weil du es bist will ich mal nicht so sein. Zorro reicht.“ Sie konnte ihm gar keine Antwort geben, da hatte er sie schon an sich gedrückt und küsste sie stürmisch. Genießerisch schloss sie die Augen. Sechs lange Jahre hatten sie sich immer nur sporadisch sehen können… Was es nicht gerade einfach gemacht hatte eine Ehe zu führen, doch sie hatten immer einen Weg gefunden ihre Probleme zu meistern und nun… nun hatte er seine Rechnung mit Falkenauge erfolgreich beglichen und Zorro hatte ihr bereits vor vier Jahren versprochen, dass er dann endlich bei ihr bleiben würde. Für immer! „PAPA!“ Sie lösten sich voneinander und blickten beide zum Rand des Marktplatzes. Dort drängelte sich gerade Taichi durch die letzten Ausläufer der Menschenmasse, vor ihm her liefen jedoch zwei Kleinkinder, die sich gar nicht darum kümmerten, dass ihr Onkel ihnen befahl auf ihn zu warten. Zorro ging in die Hocke und fing die Beiden auf, um sie dann ganz fest an sich drücken. „Hey, ihr Zwei! Seid ihr etwa schon wieder gewachsen? Hatte ich euch das nicht verboten?“ Tashigi rechnete fast damit, dass ihr Herz vor lauter Liebe platzen würde. Ihren Ehemann mit den gemeinsamen Zwillingen zu sehen war ein Anblick, an dem sie sich niemals satt sehen würde. Sie konnte sich noch genau an Zorros Gesichtsausdruck erinnern als sie ihm vor drei Jahren mitgeteilt hatte, dass sie schwanger war. Es war nicht leicht gewesen, die meiste Zeit der Schwangerschaft war Zorro auf See gewesen und da sie Zwillinge erwartet hatte, hatte sie keine Möglichkeit gehabt ihn alle paar Monate auf irgendeiner Insel zu treffen. Doch Zorro hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt und hatte es tatsächlich knapp, aber rechtzeitig zur Geburt der Kinder geschafft. Kuina war fünf Minuten älter als ihr Bruder Hiroki und würde nach Tashigi die Führung des Familiengeschäftes übernehmen, doch Tashigi war sich ziemlich sicher, dass sie sich diese Aufgabe später mit ihrem Bruder teilen würde. Die Beiden waren unzertrennlich und sie sah nicht, dass sich das in den nächsten Jahren ändern würde. Die Umstrukturierung des Familiengeschäftes war ebenfalls kein leichtes Unterfangen gewesen und sie hatte sich zu Beginn auch nicht gerade viele Freunde mit ihren Veränderungen gemacht. Ungefähr ein Drittel der Mitarbeiter hatte sie verlassen, nachdem sie verkündet hatte, dass sie ab sofort niemanden mehr töten und auch keine Waffen mehr schmuggeln würden. Viele von ihnen hatten ihr eigenes Geschäft aufgebaut und Tashigi wusste, dass zwei von ihnen damit auch sehr erfolgreich waren. Denn immerhin hatten sie so gut wie alle Kunden der Watanabe Familie übernehmen können. Aber sie hatte auch sehr viel guten Zuspruch erhalten und mehr als nur ein paar ihrer ehemaligen Kollegen der Marine hatten begonnen für sie zu arbeiten, da sie selbst mit der Arbeit der Marine nicht mehr zufrieden waren. Und gemeinsam wurden sie nicht müde die neu aufgebauten Firmen ihrer ehemaligen Mitarbeiter zu sabotieren, auf völlig legale Weise versteht sich. Auch hatten sie schon so viel anderes Gutes tun können. Hatten Familien wieder zusammengeführt und Verbrechen aufklären können. An ihrer Seite immer ihren Bruder und ihre Mutter sowie ihre Schwiegereltern. Keiner von ihnen war sich zu Schade dafür gewesen sich mit Tashigi die Nächte um die Ohren zu schlagen, um vermisste Personen aufzuspüren oder neue Strategien zur Untermauerung der neuen Firmen zu erarbeiten. In nur wenigen Jahren war es Tashigi tatsächlich gelungen ihre eigene kleine und sehr erfolgreiche Marine aufzubauen. Eine Marine, wie sie sie sich immer vorgestellt hatte. Zorros Stimme holte sie aus ihren Gedanken. „Tash, jetzt wo ich Zuhause bleibe… Wie wäre es, wenn wir noch mal zwei von diesen Rabauken produzieren?“ Skeptisch blickte Tashigi ihn an. „Du willst noch mehr Kinder?“, hakte sie nach. „Klar, warum denn nicht?“, antwortete er, während die Zwillinge damit begannen ihn an den Haaren zu ziehen. Warum nicht? Er war ja auch nicht derjenige gewesen, der nachts kaum geschlafen hatte, weil einer der Beiden immer wach war. Er hatte auch nicht tausende von Windeln gewechselt… Ein Grinsen breitete sich auf Tashigis Gesicht aus. Ja, warum eigentlich nicht? Denn dieses Mal würde er bei ihr sein! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)