Watanabe von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 2: Begegnungen ---------------------- Angefressen rieb Zorro sich die Beule an seinem Hinterkopf, die er dem Mistkerl nur drei Meter weiter zu verdanken hatte. Entführt hatte der Kerl ihn. Zorro war auf dem besten Weg der Abreise gewesen, nachdem er erfahren hatte, dass seine Eltern ihn wie ein Stück Vieh verschachert hatten und dann war dieses blauhaarige Arschloch wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte ihn K.O. geschlagen. Er hatte ihn weder kommen sehen, gehört oder gespürt. Es war Zorro ein Rätsel wie der Typ es geschafft hatte. Und so hatten seine Eltern doch noch ihren Willen bekommen. Gemeinsam mit ihnen und seiner Crew stand Zorro nun in dieser komischen Halle und wartete auf seine unbekannte Verlobte. Vor ihm auf einem erhöht stehenden Stuhl saß dieser Hiroki Watanabe, also der Drahtzieher des Ganzen. Dafür, dass Robin und Nami nur in den höchsten Tönen von dem Kerl gesprochen hatten sah der Alte ziemlich klapprig aus. Neben dem Alten stand der Kerl, der ihn niedergeschlagen hatte und hatte ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen, welches Zorro ihm gerne aus dem Gesicht schlagen würde. Abgesehen von seinen Eltern hatte seit ihrem Eintreffen niemand ein Wort gesagt. Dann wurde einer der Türen einen Spalt breit geöffnet und eine ältere Frau steckte den Kopf hinein. Der Alte auf seinem Stuhl nickte ihr zu und kurz darauf wurde die Tür aufgestoßen und die Frau trat ein. Gefolgt von einer Jüngeren, die den alten Knacker wütend anstarrte. Zorro musste zugeben, dass sie nicht schlecht aussah und sie eine super Figur hatte, aber heiraten wollte er trotzdem immer noch nicht. Plötzlich fiel der Blick der Jüngeren auf ihn und sie blieb wie angewurzelt stehen, drehte abrupt wieder um und stürmte los. Während Zorro verwundert die Augenbrauen hochzog sprach der alte Mann das erste Mal: „Tashigi! Bleib sofort stehen!“ Zorro lief es auf einmal eiskalt den Rücken runter. Tashigi? Wie in Kapitän Tashigi? Bei der Marine? Schwertnerd? Immer im Schlepptau der ollen Qualmsocke? Er bekam gar nicht mit wie der blauhaarige Mann der Fliehenden hinterher stürmte; zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt. Tashigi und diese doch sehr ansehnliche Frau konnten nicht ein und dieselbe Frau sein; das war einfach nicht möglich. Die Tashigi, die er kannte würde niemals ein so aufreizendes Kleid anziehen… und war der Alte nicht irgendwie der König der Kriminellen? So einer konnte niemals Tashigis Vater sein, dafür war sie viel zu rechtsschaffend. „Taichi! Lass mich sofort wieder runter! Ich warne dich! Lass mich los!“ Tashigis Gebrüll riss Zorro endgültig aus seinen Gedanken. Der Mann namens Taichi hatte sich die Flüchtige über die Schulter gelegt und trug sie seelenruhig zurück in die Halle. Zorro konnte nicht anders als daran zu denken wie er Tashigi vor nicht allzu langer Zeit genauso auf seiner Schulter getragen hatte. „Sorry, Schwesterlein, aber aus der Nummer kommst du nicht mehr raus“, antwortete der Mann und lud seine „Fracht“ genau vor Zorro ab. Tashigi, er war sich jetzt absolut sicher, dass sie es war, verschränkte wütend die Arme unter ihrer Brust, welche dadurch nur noch mehr betont wurde; nicht, dass Zorro darauf achten würde. Sie starrte erst ihn wütend an, dann den Mann, der anscheinend ihr Bruder war und zu guter Letzt fixierte sie ihren Vater. „Du machst keinen sehr guten ersten Eindruck“, sagte dieser. „Den brauch ich auch nicht zu machen. Ich kenne den Mooskopf nämlich schon, wie du ganz sicher weißt“, antwortete Tashigi kalt. Auf dem Gesicht des Alten breitete sich ein Lächeln aus. „Natürlich weiß ich um eure Vorgeschichte. Deswegen habe ich ihn ja ausgewählt.“ „Ich werde ihn nicht heiraten“, sagte Tashigi trotzig. Zorro erwartete beinahe, dass sie auch noch mit dem Fuß auf stapfen würde. „Du hast gar keine andere Wahl.“ „Er ist Pirat!“, argumentierte Tashigi weiter. Und Piraten durften nicht heiraten, oder was? „Dessen bin ich mir bewusst.“ „Ich… bin bei der Marine…“ „Du warst bei der Marine.“ Zorros Blick blieb auf Tashigi haften. Sie war nicht mehr bei der Marine? Wie war das denn passiert? „Ich…“ Ganz offensichtlich suchte sie verzweifelt nach weiteren Argumenten und Zorro spürte wie sich etwas in ihm zusammenzog, schob dieses Gefühl aber schnell beiseite. „Nur fürs Protokoll: Ich will dich auch nicht heiraten!“, sagte er und blickte Tashigi wütend an. „Ich würde dich auf der Stelle heiraten, Tashi-Maus!“, erklang Sanjis Stimme von der Seite. Zeitgleich wendeten Zorro und Tashigi die Köpfe zu dem Koch. „Halt die Klappe!“ „Das reicht jetzt!“, donnerte die doch noch sehr kräftige Stimme des Alten durch die Halle, „Eure Eheschließung ist beschlossen und es führt kein Weg daran vorbei!“ Wieder verschränkte Tashigi die Arme unter der Brust und dieses Mal stampfte sie wirklich mit dem Fuß auf. „Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, Vater“, sagte sie und verließ dann wieder die Halle. Zorro blickte ihr wortlos hinterher und dieses Mal ließ sich dieses unbekannte Gefühl in seiner Brust nicht so einfach bei Seite schieben. Barfuß und mit Tränen in den Augen lief Tashigi von ihrem Elternhaus zum Hafen. Sie wusste ganz genau, dass sie keinerlei Chance hatte von der Insel zu entkommen. Ihr Vater hatte seinen überall verteilten Spionen mit Sicherheit aufgetragen sie niemals aus den Augen zu lassen. Aber der weite Hafen der Insel hatte Tashigi schon immer ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt. Doch dieses Mal blieb dieses Gefühl aus, zu aufgewühlt war sie. Lorenor Zorro. Von all den Menschen, die es auf dieser Welt gab, wählte Hiroki Watanabe ausgerechnet Lorenor Zorro aus. Und das auch noch mit voller Absicht. Aber warum? Was hatte er davon sie mit einem ihrer ärgsten Feinde zu verloben? Gegen ihrer Beider Willen. Ja, sie konnte zugeben, dass sowohl Lorenor als auch die restlichen Strohhüte ihre guten Seiten hatten, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie Piraten waren und Tashigi ein Marinemitglied. Ehemaliges Marinemitglied, erinnerte sie sich. Sie dachte, sie hätte sich vor Jahren von ihrem Vater befreit, doch allem Anschein nach hatte er sie das nur glauben lassen. Er hätte jederzeit dafür sorgen können, dass sie nach Hause zurückkehren musste und jetzt hatte er es getan. Auch wenn Tashigi seine Beweggründe noch nicht verstand. Was hatte er davon die Geschäfte an sie abzugeben? Er wusste doch ganz genau, dass sie weder die Morde noch die Waffenschmuggelei guthieß. Sie würde seinen hart erarbeiteten Erfolg zu Nichte machen. Sie… Tashigi riss die Augen auf als ihr klar wurde welche Möglichkeiten sich ihr hier eröffneten, aber dafür müsste sie Lorenor Zorro heiraten… „Tashigi? Tashigi Watanabe? Bist du es wirklich?“ Überrascht wandte Tashigi sich um und blickte in ein paar blaue Augen, von denen sie nicht gedacht hatte, sie jemals wieder zu sehen. „Akito? Akito! Wow! Was… Es ist schön dich wiederzusehen“, stieß Tashigi aus und umarmte den jungen Mann vor sich. „Ich hätte nicht gedacht dich jemals wiederzusehen, Tashigi. Gut siehst du aus.“ „Danke. Du hast dich aber auch gemacht.“ Akito war genauso alt wie Taichi und in Kindertagen sein bester Freund gewesen. Niemals hatte man den Watanabe Jungen ohne seinen kleinen Schatten namens Akito angetroffen. Aus dem damaligen viel zu kleinen und viel zu schmächtigen Jungen war jedoch ein großer, kräftiger und gutaussehender junger Mann geworden. „Was machst du hier? Wir alle dachten Hiroki würde dich nie dazu bewegen wieder nach Hause zu kommen“, fragte Akito. Tashigis Lächeln verschwand. „Um eine lange Geschichte kurz zu halten: Er hat Taichi mich entführen lassen und will mich mit einem Piraten verheiraten.“ Akito sah sie erst mit großen Augen an und dann lächelte er bedrückt. „Wenn dein Vater sich etwas in den Kopf gesetzt hat, findet er immer Mittel und Wege sich durchzusetzen.“ Tashigi seufzte und blickte wieder auf das Meer. „Ja… er hat sogar dafür gesorgt, dass ich aus der Marine entlassen wurde.“ Eine ganze Zeit lang schwiegen sie sich an, jeder von ihnen schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. „Und was hält dich auf dieser Insel? Du wolltest früher doch immer die Welt bereisen“, fragte Tashigi irgendwann. Akito brauchte erstaunlich lange, um ihr zu antworten. „Ich arbeite für deinen Vater.“ Überrascht blickte sie den Mann neben sich an. Es war Fakt, dass viele Heranwachsende auf dieser Insel davon träumten in den Dienst der Watanabe Familie zu treten, doch Akito hatte sich nie dahin gehend geäußert. „Das ist… überraschend“, sagte sie. Akito lächelte sie traurig an. „Kurz nachdem du die Insel verlassen hattest geriet meine Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Hiroki bot mir eine Stelle an und jetzt…“ „Hängst du bei ihm fest.“ „Nicht wirklich. Ich habe meine Schuld schon vor langer Zeit abbezahlt. Mir gefällt mein Job allerdings.“ Jetzt war Tashigi sprachlos; damit hatte sie absolut nicht gerechnet. „Schockierend, nicht?“, fragte Akito grinsend. „Ein kleines bisschen.“ „Aber immerhin nennt mich jetzt niemand mehr Taichis Schatten.“ Daraufhin musste Tashigi lachen. Mit gerunzelter Stirn beobachtete Zorro wie Tashigi mit dem fremden Mann lachte. Er hatte ihr gar nicht folgen wollen, aber nachdem sie sie alle in der Halle hatte stehen lassen, hatte auch er sich die Freiheit genommen zu gehen. Und irgendwie war er am Hafen gelandet und hatte sie entdeckt. Lange hatte er mit sich selbst debattiert, ob er sie ansprechen oder lieber Abstand halten sollte, doch das auftauchen und die darauffolgende herzliche Umarmung des Fremden hatten ihm diese Entscheidung abgenommen. Zorro war sich noch immer nicht sicher, ob er alles verstand was gerade vor sich ging, aber er und Tashigi sollten heiraten und Tashigi wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Es war jetzt nicht so, dass er selbst auf Grund der Tatsachen Freudensprünge machte, aber warum machte sie so ein Gewese darum? Er hatte ja auch nicht vor diese Sache durchzuziehen, aber deswegen flippte er nicht gleich aus. Was hatte sie überhaupt für ein Problem mit ihm? Zugegeben er war nicht immer furchtbar freundlich zu ihr gewesen, aber er hatte gedacht nach Punk Hazard wären sie auf einer… freundlicheren Ebene angekommen. Anscheinend hatte er sich geirrt. „Na, eifersüchtig?“ Aus seinen Gedanken gerissen blickte Zorro zur Seite. Schon wieder hatte es dieser Kerl geschafft sich ihm unbemerkt zu nähern. „Was willst du?“ „Ich habe Anweisung weder dich noch meine Schwester aus den Augen zu lassen. Es besteht bei euch Beiden erhöhte Fluchtgefahr.“ Zorro antwortete nicht, starrte den Mann neben sich einfach nur finster an. Normalerweise reichte das aus, damit man ihn in Ruhe ließ, doch der andere ließ sich dadurch nicht beeindrucken, hatte sogar noch die Frechheit ihm die Hand entgegenzustrecken und sich vorzustellen: „Taichi. Und entschuldige, dass ich dich niedergeschlagen habe.“ Wieder antwortete Zorro nicht, wandte den Blick nur wieder zu Tashigi und dem anderen Mann. „Meine Schwester scheint keine sehr hohe Meinung von dir zu haben“, sprach Taichi ungerührt weiter, „Was mich wundert, du scheinst genauso sehr auf Schwerter zu stehen wie sie. Meiner Meinung nach wärt ihr perfekt füreinander.“ „Finde den Fehler. Ich bin Pirat und sie bei der Marine“, antwortete Zorro dann doch ohne Tashigi aus den Augen zu lassen. „Sie war bei der Marine“, korrigierte sein aufdringlicher Gesprächspartner. „Hätte nicht gedacht, dass sie den Verein lebend und freiwillig verlässt.“ Hätte Zorro wirklich nicht. Tashigi war immer so darauf aus das Richtige zu tun und die Welt zu verändern, dass er nicht begriff, dass sie die Marine hinter sich gelassen hatte. Er hatte immer geglaubt, dass sie eines Tages bei einem Kampf gegen einen für sie viel zu starken Gegner ihr Leben verlieren würde. Während Taichi sich eine Zigarette anzündete bekam Zorro seine Antwort: „Sie ist nicht freiwillig gegangen. Unser Vater hat dafür gesorgt, dass sie ehrenhaft entlassen wird. Es macht halt keinen guten Eindruck, wenn das Oberhaupt der Watanabe Familie bei der Marine ist. Schlecht fürs Geschäft und so.“ „Meuchelmörder und Schmuggler… schwer vorstellbar, dass Tashigi mit euch verwandt ist“, sagte Zorro mehr zu sich selbst als zu seinem Nebenmann. Taichi zog kräftig an seiner Zigarette. „Sie war schon immer anders, wollte schon früh nichts mit dem Familiengeschäft zu tun haben. Mit dreizehn ist sie von der Insel abgehauen und hat sie nie wieder betreten, bis Vater beschlossen hat sie zurückzuholen.“ „Und was hat er davon, das alles gegen ihren Willen zu tun?“ „Er ist mir keine Rechenschaft schuldig“, antwortete Taichi, „Der Familientradition nach ist es immer das älteste Kind, welches die Geschäfte übernimmt. Es muss allerdings verheiratet sein, was deine Rolle in dem Ganzen erklärt.“ „Und wie kommt er auf mich?“, fragte Zorro. „Er hat Tashigi seit ihrem Weggang immer beobachten lassen und irgendetwas an eurer ersten Begegnung in Loguetown muss ihn fasziniert haben. Aber auch da hat er sich mir nicht weiter erklärt.“ Unten am Hafen umarmten sich Tashigi und der andere Mann wieder und in Zorros Brust zog sich etwas schmerzhaft zusammen. Etwas, dass er nicht kannte. Etwas, dass er nicht einordnen konnte. Etwas, dass ihn wahnsinnig machte. „Ich verstehe selbst nicht was er davon hat. Er hätte sie genauso gut mit Akito vermählen können. Sie sind seit Kindertagen befreundet und er arbeitet für uns. Oder er hätte sie einfach ihr Leben so führen lassen können wie sie es für richtig hielt.“ Zorro sagte dazu nichts, beobachtete nur wie Tashigi und der Mann, der anscheinend dieser Akito war, den Hafen verließen. Vielleicht hatte ihr Vater das erkannt was auch Zorro schon bemerkt hatte. Nämlich, dass Tashigi sich eher früher als später umbringen würde, weil sie sich ständig Leuten in den Weg stellte, die so viel stärker waren als sie. „Soll ich dir mal verraten was ich spannend finde?“, fragte Taichi. „Ich kann dich ja doch nicht daran hindern.“ Das Grinsen, welches sich auf Taichis Lippen ausbreitete, gefiel Zorro nicht. „Du hast während des gesamten Gespräches nicht einmal bestritten, dass ihr Beide zusammen passen würdet.“ Auch zwei Tage später wusste Zorro noch immer nicht warum dieser ganze Zirkus veranstaltet wurde. Was er wusste war, dass die Hochzeitsvorbereitungen begonnen hatten und Tashigi wann immer und wo immer sie konnte auf die Barrikaden ging. Er hatte mit seinen Eltern gesprochen, in der Hoffnung, dass sie ihm sagen konnten warum dieser Hiroki ausgerechnet ihn ausgewählt hatte und warum er so versessen darauf war diese Hochzeit trotz aller Proteste durchzuziehen. Doch er wurde enttäuscht. Vor einigen Monaten hatte Hiroki Taichi zu ihnen geschickt und ihnen die Verlobung vorgeschlagen; natürlich würden sie eine stattliche Summe Geld bei Zustimmung erhalten. Da Lorenor Juan und Alejandra seit Zorros Weggang fürchteten niemals eine Schwiegertochter, geschweige denn Enkel zu bekommen, hatten sie nach einer kurzen Bedenkzeit zugestimmt. Es war ihnen dabei absolut nicht um das Geld gegangen. Wie man auf Zorro aufmerksam geworden war hatte man ihnen auch auf Nachfrage nicht erklärt. Taichi behauptete ihm schon alles gesagt zu haben was er wisse, Tashigi weigerte sich seine Anwesenheit überhaupt anzuerkennen und wann immer Zorro versuchte mit diesem Hiroki selbst zu sprechen hatte man ihm klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass er keine Chance auf ein Gespräch mit dem Alten hatte. Noch am selben Abend ihrer Ankunft hatte Zorro die aktuelle Situation mit seinen Freunden diskutiert, denn niemand hatte damit gerechnet, dass Zorro heiraten sollte. Sanji hatte ihm während des gesamten Gespräches den Tod gewünscht und auch das ein oder andere Mal versucht wahr zu machen. Der Koch war gar nicht davon begeistert, dass jemand wie Zorro die liebreizende Tashigi heiraten sollte. Der Rest der Crew schien von den ungewöhnlichen Begebenheiten seltsam amüsiert und Ruffy hatte laut verkündet, dass sie bis zur Hochzeit bleiben würden. Nicht die Art von Unterstützung, die Zorro sich erhofft hatte. Aber nun gut: Er hatte nicht vor Tashigi zu heiraten, aber er würde herausfinden was dieser Hiroki hier spielte. Seitdem Tashigi erfahren hatte, dass Lorenor Zorro ihr Ehemann werden sollte, hatte sie mit niemanden aus ihrer Familie ein Wort gesprochen. Egal wie oft Taichi und ihre Mutter an ihre Zimmertür geklopft hatten, egal wie oft ihr Vater sie in die Halle zitiert hatte, sie hatte geschwiegen. Auch weigerte sie sich stur an den Hochzeitsvorbereitungen teilzunehmen; sie erschien nicht zu Terminen bei der Schneiderin und äußerte weder ihre Meinung zur Dekoration noch zum Essen. Sie verhielt sich kindisch, das war ihr bewusst, aber sie würde die Sache einfach aussitzen. Ihr Vater hatte es erfolgreich geschafft sie nach Hause zu holen und ihre Karriere zu zerstören, er konnte sie jedoch nicht dazu zwingen vor den Traualtar zu treten, geschweige denn Ja zu sagen. Zuerst hatte Tashigi noch überlegt sich mit Lorenor zu verbünden, hatte diese Idee aber schnell wieder in den Wind geschlagen; nach reiflicher Überlegung und einer Beratung mit Akito. Mit ihm hatte sie die meiste Zeit seit ihrer Rückkehr verbracht und die war jetzt schon fast drei Wochen her. Sie war erstaunt wie angenehm die verbrachte Zeit mit ihm war. Auch wenn sie als Kind schon Zeit mit ihm verbracht hatte, hatte sie in ihm auch nie mehr gesehen als den Schatten ihres kleinen Bruders. Aber dieser Schatten war erwachsen geworden und schaffte es erstaunlich leicht sie von all dem Chaos abzulenken. Es war zu einem abendlichen Ritual geworden, dass Tashigi und Akito sich am Hafen trafen und über vergangene Zeiten redeten, so auch diesen Abend. Meist war es Tashigi die als Erste eintraf, sich auf die Kaimauer setzte und während sie wartete auf das Meer hinausblickte. „Darf ich mich zu dir setzen?“ Verwundert über die ungewohnte Stimme blickte Tashigi auf und sah ihren Schwiegervater in Spe neben sich stehen. „Sicher“, antwortete sie und konnte sich nicht vorstellen was er von ihr wollte. „Lorenor Juan. Ich glaube, offiziell haben wir uns noch gar nicht vorgestellt“, sagte der Mann und streckte ihr die Hand entgegen. „Tashigi“, entgegnete sie und schüttelte die dargebotene Hand. „Tashigi, ich möchte mich bei dir entschuldigen.“ „Was?“ Davon völlig überrumpelt blickte sie den Mann neben sich an. „Meine Frau und ich hatten ja überhaupt keine Ahnung welche Wellen diese Verlobung schlagen würde. Wir dachten wir tun unserem Sohn etwas Gutes damit. Niemand sagte uns, dass ihr auf zwei völlig unterschiedlichen Seiten des Gesetzes steht und dass ihr euch schon mehrmals begegnet seid.“ Eine ganze Weile blickte Tashigi Juan nur an und ließ seine Worte auf sich wirken, dann antwortete sie: „Euch trifft keine Schuld. Die trifft allein meinen Vater. Er hat schon immer Informationen zurückgehalten, wenn er es für richtig hielt.“ Juan nickte verständnisvoll. „Wie seid ihr euch begegnet? Du und Zorro.“ Ein kleines Lächeln schlich sich auf Tashigis Lippen. „Es war in Loguetown… er hat meine Brille kaputt gemacht und da er kein Geld hatte, um den Schaden zu bezahlen habe ich ihn gezwungen in der Marinebases zu putzen.“ Juan lachte laut auf. „Das hätte ich nur zu gern mit eigenen Augen gesehen. Und du hast ihn damals nicht gleich erkannt?“ „Nein, ich war ziemlich naiv und habe nicht einmal nach seinem Namen gefragt. Im Gegenteil, später habe ich ihm sogar noch einen Vortrag über ihn selbst gehalten und er hat die ganze Zeit nur gegrinst und nicht einen Ton gesagt.“ Auch nach all der Zeit kam Tashigi sich deswegen noch reichlich dämlich vor. Da legte Juan ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. „Lass mich dir etwas über meinen Sohn erzählen“, begann er, „Als Zorro von uns fort ging, um seinen Traum zu erfüllen, war das nächste was wir von ihm hörten, dass er nun Piratenjäger sei. Begeistert waren wir natürlich nicht, aber immerhin jagte er die Bösen, sagten wir uns. Als wir dann hörten er sei selbst Pirat geworden fiel seine Mutter als aller erstes in Ohnmacht.“ Juan stoppte und blickte einige Augenblicke aufs Meer hinaus. „Zorro war schon immer sehr eigenwillig und sehr eigenständig gewesen, doch wir hatten gedacht, dass wir und sein Sensei ihm die richtigen Werte vermittelt hätten. Zu hören er sei nun Pirat war ein Schock und wir dachten wir hätten in seiner Erziehung vollständig versagt. Doch die Strohhut Piraten sind anders als andere Piraten. Sie morden und stehlen nicht aus Spaß. Eher im Gegenteil. Sie helfen Menschen in Not wo sie nur können. Diese Erkenntnis gab uns die Hoffnung zurück, dass unser Sohn doch kein so übler Kerl geworden ist.“ Wieder blickte Tashigi Juan nur an, sie war nicht sprachlos, aber sie musste erst einmal verarbeiten, dass man ihr nun die Tatsachen an den Kopf warf, die sie bisher versucht hatte zu leugnen. Lorenor Zorro war unverschämt, ungehobelt und manchmal ein richtiger Kotzbrocken, aber er war bei weitem kein schlechter Mensch. Auch, wenn er gerne so tat als wäre er einer. Wahrscheinlich hatten er und seine Freunde schon mehr Menschen das Leben gerettet als so manch eines Marinemitglied. „Außerdem glaube ich, dass er dich gernhat“, sagte Juan und Tashigi riss entsetzt die Augen auf. „Was?“ Der Mann lächelte sie nur schelmisch an. „Ja. Er hat dich ständig im Auge; er glaubt zwar, dass es keiner mitbekommt, aber Zorro war noch nie die hellste Kerze im Leuchter.“ Trotz ihrer noch immer bestehender Verblüffung musste Tashigi lachen. „Nein, im Ernst“, sagte Juan nachdem sie sich beruhigt hatte, „Mein Sohn hat dich auf seine eigene verquere Art und Weise gern. Wie tief diese Gefühle gehen kann ich dir nicht mit Sicherheit sagen. Aber irgendetwas an dir scheint ihm wichtig, denn nach seinem ersten Fluchtversuch hat er diese ganze Situation, meiner Meinung nach, viel zu gelassen mitgemacht.“ Tashigi blickte wieder auf das Meer hinaus. „Nach allem… was er bei unseren Begegnungen zu mir sagte fällt es schwer diesen Worten Glauben zu schenken.“ „Das ist leider seine Art Gefühle auszudrücken. Wir haben stets versucht einen höflichen Menschen aus ihm zu machen. Höflich ist er nicht, aber immerhin doch recht anständig.“ Die nächsten Minuten schwiegen sie sich an bis Juan einmal tief seufzte. „Tashigi, so sehr ich dich auch als Schwiegertochter haben würde, aber du und Zorro seid die Einzigen, die diese Situation zu eurer Zufriedenheit lösen könnt. Du solltest über deinen Schatten springen und mit ihm reden.“ Ihr Blick fiel wieder auf den älteren Mann an ihrer Seite, der jetzt aufstand und sie anlächelte. „Ich lasse dich dann mal wieder in Ruhe. Vielen Dank für deine Zeit.“ Tashigi hatte zu viele andere Sachen im Kopf, um sich an ihre Manieren zu erinnern und starrte ihm nur nachdenklich nach. „Tashigi?“ Akitos Stimme holte sie wieder in das Hier und Jetzt zurück. „Hat er dich belästigt?“, fragte er. „Wer? Juan?“ Akito nickte und Tashigi lächelte. „Nein… eher im Gegenteil…“ „Was soll das bedeuten?“, fragte ihr Jugendfreund sie zweifelnd. Seufzend stand sie auf und antwortete: „Er hat mir ein paar gute Dinge gesagt. Entschuldige, aber ich muss heute Abend noch etwas erledigen.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und machte sich auf den Weg nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)