Watanabe von einfach_Antonia ================================================================================ Kapitel 1: Heimkehr ------------------- Tashigi war am Ende des heutigen Tages äußerst zufrieden mit sich selbst. Es war der erste Tag gewesen, an dem sie ihre Schulter bei ihrem täglichen Training wieder voll belasten konnte; und es hatte sich verdammt gut angefühlt! Tief einatmend öffnete sie ihre Kajütentür und noch bevor sie die Kajüte vollständig betreten hatte blieb sie wie angewurzelt stehen. Es lag ein Geruch in der Luft, der nicht auf dieses Marineschiff gehörte. Ein Geruch, den sie schon seit drei Jahren nicht mehr in der Nase gehabt hatte. Es roch nach Vanilletabak; und Tashigi kannte nur einen Mann, der diesen Tabak täglich rauchte. Was will er hier? Noch bevor sie sich einen Plan zur Flucht überlegen konnte packte sie etwas am Handgelenk, zog sie in die Kajüte und schloss die Tür hinter ihr. Es war bereits spät am Abend, die Sonne bereits untergegangen und die einzige Lichtquelle in Tashigis Zimmer war das hin und wieder aufglühen der Zigarette ihres Besuchers. Tashigi schluckte trocken; sie hätte nie damit gerechnet, dass er sie auf ihrem Schiff besuchen kommen würde. Das hatte er noch nie getan. „Tashigi… gut siehst du aus. Scheinst endlich mal was aus dir zu machen“, erklang seine rauchige Stimme. Er stand jetzt direkt hinter ihr. Sie hatte es immer schon gehasst, dass er sich absolut lautlos bewegen konnte. „Was willst du hier?“, fragte sie und ballte die Hände zu Fäusten. Auf ihrem Schreibtisch flammte die Öllampe auf und Tashigi konnte ihren Besucher endlich sehen. Er hatte sich kaum verändert. Dasselbe dunkelblaue Haar, dieselben braunen Augen, die selbstgedrehte Zigarette hinterm linken Ohr und noch immer trug er wohl gerne Shirts mit tiefem V-Ausschnitt. Er musterte sie eindringlich während er sich eine weitere Zigarette anzündete. „Was willst du hier, Taichi?“, wiederholte sie. „Er will dich sehen“, antwortete er ihr endlich. Tashigi riss die Augen auf. „Warum?“, hauchte sie. „Er ist mir keine Rechenschaft schuldig.“ „Ich… kann nicht. Ich muss arbeiten.“ Taichi zog die Augenbrauen in die Höhe. „Das wird ihn nicht interessieren.“ „Das hier ist mein Job, ich kann nicht einfach Alles stehen und liegen lassen, nur weil er es so will.“ Ihr Besucher lachte. „Du hast wohl vergessen wer er ist, was? Du kannst und du wirst. Er hat deine Vorgesetzten bereits informiert.“ Zum zweiten Mal riss Tashigi die Augen auf. Registrierte gar nicht wie sie zum zweiten Mal am Handgelenk gepackt und mitgezogen wurde. Wie könnte sie jemals vergessen wer er war? Er war immerhin ihr Vater. So wie eigentlich jeden Abend nach seinem selbst auferlegtem Trainingsregime lehnte Zorro mit dem Rücken an der Reling, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt und döste. Es war ein recht ruhiger Tag an Bord der Thousand Sunny gewesen; im Gegensatz zu so manch anderen Tagen. Natürlich hatte es auch Heute die üblichen Streitereien zwischen ihm und Sanji gegeben, aber das war ja nichts Neues. Jetzt genoss Zorro erst Mal die Ruhe vor dem Sturm, beziehungsweise vor dem Abendessen. Es würde noch ungefähr eine Stunde dauern bis Sanji zum Essen rufen würde und man sich mit Ruffy darum schlagen musste. Aber bis dahin würde er noch etwas dösen. Zorro spürte mehr als das er hörte wie etwas gegen die Sunny stieß, dachte sich jedoch nichts dabei. Es kam schon mal vor, dass sie von Treibholz getroffen wurden. Erst als er Stimmen vernahm öffnete er sein Auge und runzelte die Stirn. „Du sagst es ihm!“ „Nein, du sagst es ihm!“ „Nein…“ Neugierig und auch ein klein wenig genervt rappelte Zorro sich auf und blickte über die Reling. „Johnny? Yosaku? Was macht ihr denn hier?“, stieß er überrascht aus. Zeitgleich blickten seine beiden Freunde nach oben und grinsten ihn unsicher an. Das an Bord holen von Johnny und Yosaku hatte für einiges an Aufregung gesorgt und schnell hatte sich die gesamte Strohhut Bande auf Deck versammelt, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Diese schienen allerdings unter Zorros fragendem Blick immer kleiner zu werden. Sicher war Zorro erfreut die Beiden mal wiederzusehen, aber er war auch genauso überrascht. „Also… was macht ihr hier?“, wiederholte er seine Frage. „Wir haben dich gesucht“, antwortete Johnny. Zorro zog die Augenbrauen hoch. „Ach… wirklich?“, sagte er. „Es… Es… ist so…“, begann Yosaku, „Deine Eltern… haben uns geschickt…“ Zorros Kinnlade fiel geradewegs gen Boden und er konnte nicht anderes tun als seine Freunde anzustarren. Seine Eltern? Die hatte er ja schon seit… keine Ahnung wie vielen Jahren nicht mehr gesehen. „Zorro hat Eltern?“, vernahm er die Stimme seines Kapitäns hinter sich. „Jeder Mensch hat Eltern, Ruffy“, antwortete Chopper. Zorro spürte die Blicke der gesamten Crew auf sich ruhen, noch immer hatte er nicht ganz verarbeiten können, dass seine Eltern anscheinend auf der Suche nach ihm waren. Aber warum? Und wo hatten sie Johnny und Yosaku kennen gelernt? Es war jetzt nicht so, dass er und seine Eltern im Streit auseinander gegangen waren; seinen Lebensstil hatten sie aber lange Zeit nicht wirklich gutgeheißen. „Äh… und warum?“, brachte Zorro nach mehrmaligem Räuspern heraus. Johnny zuckte mit den Schultern. „So genau haben sie es uns nicht erklärt. Sie baten uns nur darum dich zu finden und zu ihnen zu bringen.“ „Sagt ihnen ihr habt mich nicht gefunden“, antwortete Zorro nach wenigen Sekunden Bedenkzeit. „Das werden sie nicht gerne hören…“, sagte Johnny. Zorro zuckte nur mit den Schultern. „Ihnen haben schon so einige meiner Entscheidungen nicht gefallen. Und wenn sie was von mir wollen, können sie auch selbst kommen.“ „Hey Zorro, das kannst du nicht bringen. Deine Eltern haben sicher ihre Gründe warum sie dich sehen wollen“, sagte Lysop und erntete dafür einen finsteren Blick von Zorro. „Da hat er nicht ganz Unrecht. Es schien ihnen ziemlich wichtig zu sein“, bemerkte Yosaku. Zorro grunzte. „Sie können doch nicht von mir erwarten Alles stehen und liegen zu lassen, wenn sie es verlangen. Ich habe auch Verpflichtungen und kann das Schiff nicht einfach verlassen.“ „Und wenn wir einfach alle mitkommen?“, schlug Ruffy auf einmal vor. „Die Eltern des Spinatschädels kennen lernen? Das könnte witzig werden“, schaltete sich Sanji ins Gespräch ein und eine Ader begann auf Zorros Stirn zu pochen. Und sie pochte immer stärker je mehr seiner Crew Mitglieder Ruffys absurder Idee zustimmten. Lorenor Zorro hätte am liebsten lautstark gebrüllt als er seinen Kapitän rufen hörte: „Super! Nami, Segel setzen. Wir besuchen Zorros Eltern!“ Zuhause. Ein Ort, an dem man sich wohlfühlte. Ein Ort, an den man gerne zurückkehrte. Tashigi empfand diese Dinge, wenn sie an ihr Marineschiff dachte; jedoch nicht als sie das Haus, in dem sie geboren wurde, betrat. Eine Woche lang hatte die Reise hierher gedauert. Eine Woche in der Taichi von den neusten Ereignissen und Errungenschaften berichtete; sie hatte ihm nur halbherzig gelauscht. Mit dreizehn hatte Tashigi mit ihrem Vater gebrochen, ihre und seine Zukunftspläne waren einfach nicht mehr miteinander kompatibel gewesen. Sie war zur Marine gegangen, während er sie mit, vorerst, Schweigen gestraft hatte. Taichi war es stets gewesen, der Nachrichten zwischen ihr und ihrer Mutter übermittelt hatte. Zehn Jahre war es her, dass sie ihre Eltern das letzte Mal gesehen hatte und dieses letzte Mal hatte sich für immer in ihrem Gedächtnis eingebrannt. Ihr Vater hatte auf seinem Stuhl gesessen und sie mit wütenden braunen Augen angestarrt und geschrien, dass sie Schande über die Familie bringt; während ihre Mutter zwischen ihnen gestanden hatte und sie Beide schluchzend angefleht hatte in Ruhe miteinander zu sprechen. Doch all die Tränen hatten nichts genützt, Tashigi war gegangen und hatte bis zum heutigen Tage nicht mehr mit ihrem Vater gesprochen. Über die Jahre hatte er stets versucht sie durch Taichi zur Rückkehr zu bewegen, doch bisher hatte sie sich erfolgreich zur Wehr setzen können. Doch dieses Mal hatte sie versagt und würde in wenigen Minuten ihrem Vater gegenüberstehen. Warum er sie nun sehen wollte und ihr nicht wie sonst befahl zurückzukehren, nur um sie nach ihrer Absage wieder monatelang zu ignorieren, hatte sie noch nicht herausfinden können. Taichi hatte weiterhin behauptet es nicht zu wissen; Tashigi vermutete, dass er log. Aber noch nie hatte ihr Vater Taichi befohlen sie bei einer Weigerung notfalls zu entführen. Noch nie hatte er sich mit ihren Vorgesetzten auseinandergesetzt. Nie im Leben hätte Tashigi gedacht, dass Smoker sie einfach so ziehen lassen würde; Taichi hatte sie bei ihrem Aufbruch direkt an ihrem Vize Admiral vorbeigeführt und Smoker hatte ihnen nur ausdruckslos hinterher gesehen. Und jetzt stand sie hier: vor den Flügeltüren, die zu der Halle führten, in der ihr Vater jeden seiner Gäste empfing und sämtliche seiner Geschäfte abwickelte. Niemand hatte sich in der vergangenen Zeit die Mühe gemacht die Tür neu zu streichen. Tashigi konnte noch immer erkennen wo sie und Taichi als Kinder ihre Initialen eingeritzt hatten oder wo sie vor zehn Jahren voller Wut so heftig gegen getreten hatte, dass die Farbe abgeplatzt war und sie selbst sich den Zehn gebrochen hatte. Das war einige Tage vor ihrer Abreise gewesen. Taichi schien all diese Kleinigkeiten nicht zu interessieren, er stieß die Türen anstandslos auf und betrat die Hallte. Tashigi selbst atmete noch einmal tief durch und folgte ihm dann. Als Erstes fiel ihr Blick auf ihren Vater und sie blieb erschüttert stehen. Hiroki Watanabe war stets ein Berg von Mann gewesen, groß gewachsen und mit Muskeln, auf die so manch Jüngerer neidisch gewesen war. Doch es war nicht dieser Mann, der nun auf dem thronähnlichen Stuhl ihres Vaters saß. Dieser Mann dort wirkte viel zu klein und schmächtig für den Stuhl; vergangen waren die Muskeln und die aufrechte Haltung, das einstmals pechschwarze Haar komplett weiß und die Wangen eingefallen. Nur die Augen… ja, seine braunen Augen hatten ihr Feuer nicht verloren. Ihr Vater starrte sie trotz seines ansonsten schlechten Zustandes geradewegs in Grund und Boden. „Tashigi!“ Sie löste den Blick von ihrem Vater und lächelte ihre Mutter an, nur wenige Wimpernschläge später umarmte ihre Mutter sie und drückte sie mit Tränen in den Augen fest an sich. Auch Tashigi spürte wie ihr die Tränen kamen. Im Gegensatz zu ihrem Vater hatte sich ihre Mutter kaum verändert. Natürlich sah man ihr das Alter mittlerweile an; ein paar Falten mehr und das blaue Haar war dabei zu ergrauen. „Hallo, Mutter“, sagte sie. Ihre Mutter schob sie auf Armlänge von sich und musterte sie lächelnd. „Es tut so gut dich wiederzusehen, mein Kind.“ „Das reicht jetzt, Hinagiku! Ich habe wichtige Dinge mit ihr zu besprechen“, donnerte die noch erstaunlich kräftige Stimme von Hiroki durch die Halle. Tashigis Blick fiel wieder auf ihn während ihre Mutter sie los ließ und zur Seite trat. „Vater“, sagte sie kühl und machte noch ein paar Schritte auf ihn zu. „Es ist erfreulich, dass du meiner Einladung dieses Mal gefolgt bist“, antwortete er. „Hatte ich denn eine Wahl?“, fragte sie und blickte dabei Taichi an. Hiroki blickte ebenfalls zu dem jungen Mann, der nun an seiner Seite stand. „Nein.“ „Also, Vater. Warum bin ich hier?“, verlangte sie zu wissen. Ihr Vater richtete sich ein wenig in seinem Stuhl auf und starrte sie durchdringend an. „Es ist an der Zeit für dich nach Hause zurückzukehren. Zu heiraten und das Familiengeschäft zu übernehmen.“ Tashigi starrte ihn mit offenem Mund an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Hatte sie ihn richtig verstanden? „Bitte was?“, sagte sie in der Hoffnung etwas missverstanden zu haben. „Ich bin älter geworden, Tashigi. Aber sprechen tue ich noch immer klar und deutlich.“ „Aber ich will das Familiengeschäft nicht übernehmen. Soll Taichi es doch machen!“ „Du weißt ganz genau, dass das nicht geht. Dein Bruder ist jünger als du und die Tradition verlangt…“ „Ich gebe nichts auf diese Tradition!“, unterbrach Tashigi ihn, „Ich will und werde das nicht tun. Und jetzt kehre ich zur Marine zurück!“ Damit drehte sie sich um und ging los, die nächsten Worte ihres Vaters ließen sie jedoch wie angewurzelt stehen bleiben. „Die Entscheidung ist gefallen und die Marine ist keine Option mehr für dich. Du wurdest am heutigen Tage ehrenhaft entlassen, die Papiere liegen in deinem Zimmer. Dein zukünftiger Ehemann ist bereits auf dem Weg und wird in Bälde hier eintreffen.“ Tashigi war zu schockiert, um auch nur irgendetwas darauf zu entgegnen. „Wir legen in etwa einer halben Stunde an!“, rief Nami über Deck und Zorro grunzte nur unwillig. Die gesamte Reise über hatte er versucht aus Johnny und Yosaku herauszubekommen warum seine Eltern ihn sehen wollten. Er war sich sicher, dass die Beiden mehr wussten als sie zugaben, doch selbst unter Androhung von Folter hatten seine Freunde eisern geschwiegen. Zorro lehnte an der Reling und beobachtete wie sie der Insel immer näherkamen; es dauerte nicht lange, da konnte er zwei ihnen entgegenblickende Gestalten ausmachen. Seine Eltern. Seufzend stieß er sich von der Reling ab… er konnte es kaum erwarten wieder in See zu stechen. „Zorro! Mein Junge! Es ist so schön dich mal wieder zu sehen.“ Zorro musste ein Lächeln unterdrücken als ihn seine Mutter fest an sich drückte, während ihm sein Vater kräftig auf den Rücken schlug. Okay, vielleicht freute er sich doch ein wenig über dieses Wiedersehen. „Mutter. Vater. Darf ich euch meine Crew vorstellen?“ Während sich alle miteinander bekannt machten begutachtete er seine Eltern. Sie waren älter geworden, doch das grüne Haar seiner Mutter hatte noch nicht begonnen zu verbleichen und sein Vater hatte schon immer graues Haar gehabt. Auch wenn Zorro es ungern zugab, tat es doch gut seine Eltern wiederzusehen. Nachdem Lorenor Juan und Alejandra die Strohhut Bande ausgiebig begrüßt hatten, wandten sie sich wieder an ihren Sohn. „Also, warum bin ich hier?“, fragte Zorro. Ihm entging nicht, dass sich seine Eltern unsicher ansahen; was ihn automatisch skeptisch machte. „Also“, begann sein Vater, „Es gab da ein Angebot, dass deine Mutter und ich einfach nicht ausschlagen konnten.“ „Und was hat das mit mir zu tun?“ „Nun… dein Vater und ich haben beschlossen, dass du die Tochter von Hiroki Watanabe heiraten wirst.“ In seinem ganzen Leben nicht hätte Zorro gedacht, dass er seinen Mund soweit aufreißen könnte wie er es tat nachdem seine Mutter diese Bombe hatte platzen lassen. Minutenlang war es still auf dem Steg und alle starrten entweder Zorro oder seine Eltern an. Nami war es, die als Erste wieder sprach: „Hiroki Watanabe? Der mächtige Waffenhändler der Welt? Der, der die besten und erfolgreichsten Auftragskiller beschäftigt und ausbildet?“ „Ja, genau der“, antwortete Juan ohne den Blick von Zorro zunehmen. „Ich wusste gar nicht, dass er eine Tochter hat. Man hört immer nur von seinem Sohn“, sagte Robin. „Oh ja. Sie und er hatten lange keinen Kontakt zueinander, aber wie es scheint ist sie jetzt bereit wieder nach Hause zu kommen“, plapperte Alejandra drauf los. „Ihr habt mich verkauft!“, dröhnte Zorro dann auf einmal los. So richtig verwunden hatte er den Schock noch nicht, aber er konnte schlecht daneben stehen während sich die anderen über die Tochter irgendeines Kriminellen unterhielten, die er anscheinend heiraten sollte. „Verkauft haben wir dich nicht“, sagte sein Vater, „Auf der Suche nach einem passenden Ehemann für seine Tochter stieß Hiroki wohl auf dich. Er kontaktierte uns und so kam eins zum anderen.“ Zorro starrte seinen Vater noch ein paar Sekunden lang wütend an, dann machte er auf dem Absatz kehrt. „Schön euch mal wieder gesehen zu haben. Bis dann.“ Perplex blickten seine Eltern ihm hinterher. „Zorro, warte!“, rief Juan. „Du hast sie doch noch gar nicht kennen gelernt! Sie ist wunderschön und äußerst begabt im Schwertkampf!“, warf seine Mutter ihm hinterher. Zorro hob nur die Hand zum Abschied und ging weiter auf die Sunny zu. Und wenn diese Frau, die schönste auf der ganzen Welt wäre würde er sie nicht heiraten. Auch die Sache mit dem Schwertkampf reizte ihn wenig; er wollte und würde nicht heiraten. Soweit kam es noch, dass seine Eltern ihn zu so etwas zwingen würden. Er… in einem Moment fluchte Zorro noch innerlich über seine Eltern und im nächsten Moment spürte er wie ihn etwas hart am Hinterkopf traf und dann wurde alles schwarz. Taichi Watanabe blickte von dem bewusstlosen Grünschopf, den seine Schwester heiraten sollte, zu dessen überraschten Eltern und den ebenso überraschten Piraten. „Mein Vater hasst es zu warten“, kommentierte er das eben Geschehene schlicht. Nachdem ihr Vater verkündet hatte, dass er für ihre ehrenhafte Entlassung aus der Marine gesorgt hatte war Tashigi sofort in ihr altes Zimmer gestürmt und hatte tatsächlich die besagten Dokumente auf ihrem Schreibtisch vorgefunden. Mit Tränen der Wut und der Verzweiflung in den Augen ließ Tashigi sich auf die Bettkante sinken. Sie konnte nicht begreifen, dass ihr Vater so weit gegangen war. Dass er so mächtig war… Sie spürte wie ihre Mutter ihr die Hand auf die Schulter legte und in dem Moment brach Tashigi endgültig zusammen. Schluchzend warf sie sich an die Brust ihrer Mutter. „Er ruiniert mein ganzes Leben“, presste sie nach einigen Minuten mühsam hervor. Hinagiku wiegte sie sanft im Arm und Strich ihr beruhigend über den Kopf. „Dein Vater hat immer nur das Beste für dich im Sinn.“ Wütend löste Tashigi sich aus der Umarmung. „In dem er meine Karriere beendet? In dem er mich zwingen will jemanden Fremdes zu heiraten? In dem er mich zwingen will das Familiengeschäft zu übernehmen? Ein Geschäft, mit dem ich nie etwas zu tun haben, wollte!“ „Tashigi, dein Vater liebt dich, aber…“ „Er liebt mich?“, unterbrach Tashigi sie, sprang vom Bett auf und begann wütend auf und ab zu laufen, „Er hat nie etwas anderes getan als mir seinen Willen aufzuzwingen. Er…“ „Tashigi Watanabe!“, donnerte die Stimme ihrer Mutter durch das Zimmer und Tashigi blieb verblüfft stehen. Noch nie hatte ihre Mutter ihr gegenüber die Stimme erhoben. „Dein Vater liebt dich und er wird stets das Beste im Leben für dich wollen. Dein Vater ist ein Mann der Traditionen ehrt, ja. Aber wenn ihr zwei Sturköpfe euch in den vergangenen Jahren mal ausgesprochen hättet, hättet ihr diese Situation Heute vermeiden können. Da aber sowohl du durch deine Weigerung nach Hause zu kommen als auch dein Vater durch seine Weigerung dich höfflich zu bitten, anstatt dir zu befehlen, dies versäumt habt, handelt dein Vater in großen Teilen aus Stolz. Was den anderen Teil betrifft… dein Vater ist sehr krank, Tashigi. Er hat nicht mehr lange zu leben… Du solltest deinen Stolz und deinen Trotz hintenanstellen und das Gespräch mit ihm suchen.“ Mit diesen Worten stand Hinagiku auf und ließ Tashigi erneut sprachlos zurück. Watanabe. Jeder Mensch kannte diesen Namen. Er stand für Waffen bester Qualität und Morde, die schnell sowie sauber ausgeführt wurden; und er stand für Diskretion. Nie konnte ihnen ein Mord nachgewiesen werden, nie war eine Waffenlieferung zu ihnen zurückzuverfolgen, nie kamen Details über Kunden oder Auftragsgeber ans Tageslicht. Seit Generationen mordete und schmuggelte die Familie und seit Generationen hatte sich die Regierung nicht darum gekümmert. Warum auch? Die Familie Watanabe war perfekt dafür, wenn ein politischer Gegner unangenehm wurde oder die heimliche Affäre drohte diese öffentlich zu machen. Mit all dem hatte Tashigi Watanabe sich nie identifizieren können. Gemeinsam mit ihrem nur einem Jahr jüngeren Bruder war sie kaum, dass sie laufen konnten, in sämtlichen Kampfkünsten ausgebildet worden und hatte gelernt einen Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen. Doch anders als Taichi war sie in all diesen Disziplinen nie besonders gut gewesen. Sie hatte sich nie die Wirkungen all der verschiedenen Gifte merken können und hatte auch nie begriffen wie man sich völlig lautlos bewegte. Erstens war sie für diese Tätigkeit einfach zu tollpatschig und zweitens hatte Tashigi schon früh in Frage gestellt, ob die Taten der Familie richtig waren. Je älter sie wurde desto stärker wurde ihr Sinn für die Gerechtigkeit und je mehr sie über das Familiengeschäft lernte desto mehr lehnte sie es ab. Sie begann sich zu weigern an den Unterrichtsstunden teilzunehmen und versuchte sogar die Aufträge zu manipulieren. Mit herzlich wenig Erfolg; sie war da gerade erst zehn und obwohl sie die Tochter des Familienoberhauptes war, nahm niemand sie ernst, wenn sie behauptete, dass der Auftrag zu einem Mord oder die Bestellung einer großen Waffenlieferung abgesagt worden war. Da Tashigi nicht nur seine braunen Augen, sondern auch seinen Sturkopf geerbt hatte, kam es bereits früh und zu dem sehr oft zu Streitereien zwischen ihr und ihrem Vater. Als Erstgeborene war sie der Familientradition nach verpflichtet nach dem Tod Hirokis dessen Geschäfte weiter zu führen, ob es ihr nun passte oder nicht. Sie müsste ja keinen Auftrag persönlich ausführen, sie müsse nur dafür sorgen, dass die Kunden zufrieden waren; hatte ihr Vater mehr als einmal gesagt. Aber auch das verstieß gegen ihre Prinzipien. Sie entschied sich mit ihrem Vater zu brechen und zur Marine zu gehen, dachte die Marine sei der beste Ort für sie und alles an das sie glaubte. Doch dem war nicht so. Zwar wusste sie in ihren jungen Jahren bereits viel darüber, dass auch die Regierung korrupt war, sie hatte jedoch nie an das Ausmaß der Korruption selbst in den Rängen der Marine geglaubt. Tashigi hatte in ihrer gesamten Laufbahn niemanden ihren Nachnamen genannt. Erstens, weil sie absolut nicht mit den Geschäften ihrer Familie in Verbindung gebracht werden wollte und zweitens, weil sie zu Beginn noch geglaubt hatte etwas gegen die Korruption in der Marine tun zu können. Ein Unterfangen, welches sie schnell aufgegeben hatte. Stattdessen hatte sie alles getan, um selbst immer das Rechte zu tun, auch wenn dies bedeutete sich mit Piraten zusammen zu tun. Mit mehr Schwung als beabsichtigt ließ Tashigi ihr Katana durch die Luft sausen und verlor dabei das Gleichgewicht. Ihr entwich ein kurzes Stöhnen als sie hart auf dem Steinboden des Übungsraumes aufschlug. Verschwitzt und ausgelaugt blieb sie einige Augenblicke einfach liegen. Wenn sie die Augen schloss konnte sie so tun als wäre sie immer noch auf ihrem Schiff. „Einmal ein Tollpatsch, immer ein Tollpatsch.“ Oder auch nicht. Seufzend rappelte Tashigi sich auf und blickte ihren Bruder an. „Wie lange bist du schon da?“ Taichi zuckte mit den Schultern. „So ziemlich die ganze Zeit. Du bist verdammt gut geworden.“ Mit harten Augen steckte Tashigi ihr Katana zurück in die Scheide. „Aber noch immer nicht gut genug“, antwortete sie. Lächelnd zündete ihr Bruder sich eine Zigarette an. „Ehrgeizig wie eh und je.“ Die Geschwister schwiegen während Tashigi sich den Schweiß aus dem Gesicht wischte und einige tiefe Züge aus ihrer Wasserflasche nahm. Auch wenn man äußerlich eine Verwandtschaft nicht bestreiten konnte, konnten Tashigi und Taichi kaum unterschiedlicher sein. Wo Tashigi stets versagt, erzielte ihr Bruder die größten Erfolge. Er war der erfolgreichste und talentierteste Auftragsmörder, den ihr Vater in seinen Reihen hatte. Taichi hatte ein gutes Auge für Zahlen und fand immer wieder neue Wege zum Schmuggeln sämtlicher Waren. Alles in Allem war er der perfekte Nachfolger für Hiroki. Deswegen verstand Tashigi auch nicht warum ihr Vater so sehr darauf pochte, dass sie an seine Stelle trat. „Also…“, begann Taichi, „Du bist jetzt bereits über vierundzwanzig Stunden wieder zurück und du tust nichts anderes als zu trainieren oder dich in deinem Zimmer zu verstecken.“ „Beobachtest du mich?“ Wieder zuckte Taichi nur mit den Schultern und Tashigi sah ihn misstrauisch an. „Vater hat dich dazu angestachelt, oder?“, fragte sie. „Möglich.“ Stöhnend ließ Tashigi sich auf eine der Bänke fallen. „Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen?“ Taichi setzte sich neben sie. „Er ist alt geworden, Tash. Er will Frieden schließen.“ „Er hat seltsame Methoden, um das zu erreichen.“ Sie spürte Taichis Hand auf ihrer Schulter. „Hör auf dich in deinem Zimmer zu verstecken und sprich dich mit ihm aus…“ Tashigi antwortete nicht, dann drückte ihr Bruder noch einmal kräftig ihre Schulter und stand auf. „Dein Zukünftiger ist übrigens eingetroffen. Yui wartet in deinem Zimmer, um dich fertig zu machen.“ Nur ein klein wenig hasserfüllt blickte Tashigi ihren Bruder hinterher. „Ich habe ihn selbst noch nicht gesehen, aber ich habe gehört, dass er äußerst ansehnlich sein soll“, plapperte Yui während sie Tashigi die Haare hochsteckte. Yui war ihr altes Kindermädchen und schon immer eine hervorragende Quelle für Klatsch und Tratsch gewesen. Nicht, dass Tashigi sich jemals groß für so etwas interessiert hätte und Heute hatte sie noch weniger Interesse daran. Niemand hatte ihr bisher einen Namen oder genaue Beschreibung des Mannes liefern können, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte. Weder Taichi noch ihre Mutter hatten ihre Fragen beantworten können beziehungsweise wollen. Sie war sich sicher, dass sie mehr wussten als sie zugaben. Natürlich hätte sie einfach ihren Vater fragen können, aber Tashigi fühlte sich noch nicht bereit dazu das Gespräch mit ihrem Vater zu suchen. So saß sie also hier: eine erwachsene Frau von dreiundzwanzig Jahren, die in ihrem Leben schon so einiges erreicht, erlebt und auch überlebt hatte und bereitete sich auf das Treffen mit ihrem ihr unbekannten zukünftigen Ehemann vor und das auch nur, weil sie noch nicht wusste wie sie aus der Nummer rauskommen sollte. Flucht war keine Option, jetzt da sie wusste, dass Taichi sie beobachtete. Er war sowohl schneller als auch stärker als sie. Also blieb ihr vorerst keine andere Wahl als bei der Sache mitzuspielen und weiter nach einer Lösung zu suchen. „Du bist wunderschön“, holte die Stimme ihrer Mutter sie aus ihren Grübeleien. Zum ersten Mal bewusst warf Tashigi einen Blick auf ihr Spiegelbild und erkannte sich selbst nicht wieder. Die blauen Haare hatte Yui kunstvoll hochgesteckt und weiße Blumen hineingeflochten. Dezenter brauner Lidschatten und ein wenig Mascara zu knallroten Lippen rundeten das Gesamtbild ab. Wunderschön war anders fand Tashigi. „Ich habe das perfekte Kleid für dich schneidern lassen.“ Nur widerwillig stand Tashigi auf und besah sich das Kleid, welches ihre Mutter auf ihrem Bett abgelegt hatte. Es war dunkelblau und nach allem was Tashigi über Kleider wusste anscheinend ein Neckholder; dementsprechend tief ausgeschnitten war es auch. Ergeben schloss Tashigi die Augen, sie wusste ganz genau, dass es nichts bringen würde mit ihrer Mutter zu diskutieren. Früher oder später würde sie das Kleid eh anhaben. Sie hätte diskutieren sollen und wie sie hätte diskutieren sollen. Nachdem Tashigi das Kleid angezogen und sich gemeinsam mit ihrer Mutter auf den Weg zur Halle gemacht hatte, hatte sie erst bemerkt, dass das Kleid nicht nur tief ausgeschnitten war, sondern auch noch geschlitzt. Und so zeigte sie bei jedem Schritt den sie tat ihr linkes Bein bis hin zum Oberschenkel. Tashigi hasste es und ihre Mutter hatte sich die Tränen vor Stolz aus den Augen wischen müssen. Doch es gab kein Zurück mehr, sie hatte das Kleid an und stand nun vor der Halle hinter deren Türen ein zukünftiger Ehemann auf sie wartete. Das dachte dieser zumindest, Tashigi war sich sicher noch einen Ausweg finden zu können. „Bist du bereit?“, fragte ihre Mutter woraufhin Tashigi ihr nur einen bedeutungsschwangeren Blick zuwarf. Bereit dieses Kleid auszuziehen? Ja. Bereit diese Insel zu verlassen? Ja. Bereit ihrem Vater und dem Mann, den er für sie ausgesucht hatte unter die Augen zu treten? Nein. Hinagiku jedoch ging nicht auf den Blick ein, sondern öffnete die Tür einen Spalt und steckte den Kopf hinein. Nur wenig später zog sie den Kopf zurück und lächelte Tashigi an. „Die Haarfarbe ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber ansonsten sieht er gut aus.“ Tashigi interessierte es nicht wie der Mann aussah, sie wollte es nur hinter sich bringen. Ein letztes aufmunterndes Lächeln seitens ihrer Mutter, dann stieß diese die Flügeltüren auf und betrat die Halle. Tashigi folgte ihr auf dem Fuß. Als aller erstes warf sie ihrem Vater einen bitterbösen Blick zu, er sollte ruhig wissen, dass sie noch immer sauer auf ihn war. Erst dann fiel ihr Blick auf den Mann, der vor ihrem Vater stand. Sie riss geschockt sowohl Augen als auch Mund weit auf und blieb ruckartig stehen. Nicht für alles Geld der Welt würde sie diesen Mann heiraten. Tashigi machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Halle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)