Woods von Silberstrich ================================================================================ Kapitel 25: Mia --------------- Pierre rannte auf Ben zu und sprang ihn ernsthaft an. Sie drückten sich fest und klopften sich mehrfach gegenseitig auf den Rücken. "Oh man Alter. Das war diesmal definitiv zu lange!", lachte Pierre euphorisch und sie drückten sich wieder. "Ich hab doch gesagt Becky soll das Baby drin behalten bis ich wieder da bin!", lachte Ben ebenfalls. Sophie verdrehte kurz die Augen. Als Becky dann mit dem kleinen Würmchen um die Ecke kam wurde es ganz still. "Möchtest du sie mal halten..?", fragte sie und lächelte. Ben zögerte. Die Kleine sah so zerbrechlich aus. Seine Hände kamen ihm auf einmal viel zu groß vor. Becky zeigte ihm wie er sie richtig hielt und dann stand er da und sah auf sie runter. Ihre winzig kleinen Hände ...er war fast ein bisschen hypnotisiert davon. So ein winzig kleiner Mensch. Als Mia dann seinen Daumen griff, schmolzen alle umstehenden dahin. "Endlich lernen Mia und du euch mal kennen.", schmunzelte Becky und fotografierte diesen Moment schnell. Dann nahm sie ihr Kind wieder, weil sie Ben ansehen konnte, dass er sich damit noch nicht sicher genug fühlte. Lukas kam sich ziemlich dämlich vor aber als Ben da so mit dem Baby im Arm stand hatte er ein ganz komisches Gefühl bekommen. "Sie hat so riesige Augen..", grinste Ben..dann wurde sein Gesicht ernster immerhin müsste Mia jetzt schon ungefähr 3 1/2 Monate alt sein und er konnte erst jetzt hier sein.. "Sie hat uns auch schon angelächelt!", strahlte Becky. Doch Pierre winkte schnell ab: "Sie lächelt nur Becky an ...mich pupst sie an." "Aber Pupsen ist auch was gutes!", meinte Becky sofort. Alle lachten. Dabei hatte sie das eigentlich ganz ernst gemeint. Dann zog sie sich mit Mia auch schon wieder in deren Zimmer zurück. Als sie damals mit Pierre nach dem Waldtrip zusammen gezogen war, hatten sie sich eine größere Wohnung gesucht, weil Pierre gerne ein Männerzimmer haben wollte....tja....das war inzwischen eher ein Prinzessinnenzimmer. Lukas grinste: "Mensch Pierre das sowas süßes von dir kommen kann. Kaum zu glauben." Pierre zuckte mit den Schultern: "Sie kommt 100% nach der Mama..." "Man dann hat sie ja nochmal Glück gehabt!", lachte Ben. "Tut mir leid aber ich muss gleich zur Arbeit...", seufzte Pierre, der gerne noch mehr Zeit mit allen verbracht hätte. "Wir hätten uns halt ankündigen müssen..aber bevor du gehst. Wir haben noch was mitgebracht. Ich wollte euch eigentlich einen guten Whisky kaufen aber Lukas meinte ne Großpackung Windeln wäre besser und dann noch so n' ....ähm...Schatz wie hieß das Teil??", Ben drehte sich hilfesuchend zu seinem Freund um. "Schnuffeltuch..", schmunzelte Lukas, amüsiert darüber, dass Ben gerade zum ersten Mal das Wort "Schatz" vor Pierre verwendet hatte. Es war nicht immer einfach gewesen sich in ihre neuen Rollen einzufinden. "Was er sagt.", grinste Ben. Pierre fiel Lukas um den Hals: "Danke." Dann zog er sich unwillig an und verabschiedete sich. Sophie, Tamara, Ben und Lukas blieben noch bei Becky und frühstückten mit ihr. Es gab viel zu erzählen und Becky hatte ein Fotoalbum angelegt in das Ben sich sofort vertiefte. Später sah Lukas zu Ben, der sich gerade hinters Steuer setzte. "Man ist die kleine süß.", lächelte er. "Ich hatte Angst ihr weh zu tun.", gab Ben zu und machte sich ans Ausparken. Während der Fahrt sah Lukas immer wieder zu Ben rüber und überlegte ob er ihn darauf ansprechen sollte was er gesehen hatte. Doch aus irgendeinem Grund traute er sich einfach nicht. Schließlich kamen sie bei Lukas an, gaben sich noch einen Abschiedskuss, dann stieg er aus. Eigentlich wäre er am liebsten noch wenigstens ein paar Tage länger bei Ben geblieben, aber er hatte hier in seiner eigenen Wohnung morgen früh Handwerker da und sie führten eben getrennte Leben. Was er leider nicht wusste war, dass Ben auch gern bei ihm geblieben wäre aber Sorge hatte Lukas damit zu erdrücken, wenn er ihn jeden Tag für sich einnahm. Also fuhr Ben. Lukas sah ihm noch nach bis er nicht mehr zu sehen war, dann ging er hoch zu seiner Wohnung und entdeckte Nick der davor wartete. Sofort ging er zu ihm rüber und verpasste ihm eine Ohrfeige. "Was ist denn in dich gefahren?!" "Du weißt ganz genau was in mich gefahren ist! Ich dachte wir könnten zumindest wieder Freunde werden aber nach der Aktion mit den Fotos bin ich durch mit dir!", Lukas war wirklich selten wütend, aber das hatte ihn wütend gemacht. Immerhin hätte Ben auch ganz anders reagieren können und darauf hatte Nicolas es ja scheinbar angelegt. Widerlich! "Man das war die Idee von diesem blonden Giftzwerg. Ich bin doch schon hier um mich zu entschuldigen, dass ich da mitgemacht habe.." "....Jenny...?!!", Lukas hätte es irgendwie wissen müssen. Was stimmte nur nicht mit der?! "Ja...ich kenne sie schon einige Jahre...aber erst vor einer Weile ist uns aufgefallen, dass wir gemeinsame Bekannte haben nämlich eben u.a. dich und nach und nach kam sie mit diesem ....dummen Plan...Ich geb zu erst fand ich's gut aber...inzwischen tut's mir echt leid." "Sollte es auch!" "Das ändert aber nichts daran, dass ich gern wieder mehr Kontakt zu dir haben will und glaube, dass wir jetzt nach dieser Pause dem ganzen noch eine Chance geben sollten." Lukas holte tief Luft, fasste sich ein Herz und sagte dann entschlossen: "Nick ich möchte dich ...nie wieder sehen." "Wegen ihm?" "..wegen dem was du getan hast und ja auch wegen ihm..." "Ist das denn wirklich was ernstes..?" "Er ist die Liebe meines Lebens.." "Werden wir sehen...", mit diesen Worten verschwand Nick ärgerlich die Treppen runter. Schon der zweite Korb. Sowas war er überhaupt nicht gewohnt.. Am nächsten Tag lehnte Ben auf einem leeren Parkplatz gegen sein Auto. Er musste 10 Minuten warten, dann parkte ein anderes neben ihm und Pierre stieg aus. Er wirkte ziemlich übermüdet. "Was ist los?", fragte Pierre direkt, wie es eben seine Art war. "Es geht um Lukas..", sagte Ben leise. "Was ist mit ihm?" Es dauerte eine Weile bis er die Worte über die Lippen brachte. "Ich glaub ich muss mit ihm Schluss machen.." Pierre starrte ihn an als hätte Ben gerade gesagt,dass er eine Karriere als Ballerina anstreben würde. "Ben?" "Ja?" "Bist du total bescheuert? Oder...hast du Fieber?!", Pierre fühlte die Stirn seines besten Kumpels und sah ihn weiter fassungslos an. "Ich mach mir das doch auch nicht leicht man..." "Ben ich weiß es war anfangs komisch für mich das mit euch beiden. Ich gebs ja zu aber ...fuck ihr gehört zusammen. Wieso zur Hölle meinst du du müsstest ihm jetzt das Herz brechen." "Das hat viele Gründe..." "Ich scheiß auf deine Gründe. Ihr liebt euch doch. Was sollen das für Gründe sein?!" "Vorletzte Nacht hab ich ihn im Schlaf geschlagen....ich hab grad ziemlich viel Mist im Kopf und ich will ihn damit einfach nicht belasten....ich hab doch gesehen wie es ihn fertig gemacht hat, dass ich überhaupt weg war...ich hab jetzt einfach das Gefühl, dass ich ihm nicht noch mehr zu muten kann.." "Ben..." "Und was wenn ich wieder weg muss? Selbst wenn es nicht ins Ausland ist...ich wurde auch hier schon weit weg stationiert und es würde ihn jedes Mal so hart treffen....ich will ihn doch nicht verlieren Pierre aber ich bin nicht gut für ihn. Ich tu ihm weh und das tut mir weh. Gerade weil ich ihn so....sehr liebe.." "Ich würde dir gerade so gern eine reinhauen ....denk nicht nur an ihn, denk an dich. Du willst ihn behalten oder?" "Natürlich ich würde alles für ihn tun." "Weiß er das?" "Ich hoffe es..." "Sieh mal ich glaube er würde auch alles für dich tun und ich bin mir sicher, dass er lieber die Scheiße mit dir aushält als dich zu verlieren." "Pierre er ist zu sensibel er geht kaputt an mir... ich will ihn doch nur schützen. Er braucht jemanden mit festen Arbeitszeiten, mit weniger Ballast...der ihm nicht Nachts eine reinhaut..." "Sei nicht so hart zu dir. Lukas ist nicht dumm....er kann sich denken, dass du momentan immernoch sehr belastet bist..." "Ich weiß nicht ob das aufhört ..und ich hab tatsächlich Angst, dass er mit mir Schluß machen wird wenn ich wieder auf einen Einsatz muss...er wird nicht nochmal warten." "Also machst du vorher Schluß..." "Ich erspare ihm dadurch viel Kummer. Ich kann ihn nicht nochmal so kaputt sehen..Pierre....er hat was besseres verdient als mich.", sagte Ben bitter und kickte einen kleinen Stein über den Parkplatz. "Du bist hier für meine Meinung, oder?" "Ja..." "Tus nicht. Kämpf darum dass es weiter funktioniert." "Ich will nicht dass er sich dauernd sorgt...ich hab mit meiner Mutter telefoniert er war während ich weg war bei ihr und hat fast die ganze Zeit geweint. Ich halt diesen Gedanken nicht aus ihm sowas nochmal anzutun..." "Weiß er schon von deiner Verletzung?" "Nein ich konnts ihm nicht sagen..aber er weiß von der Therapie..was mir schon unangenehm genug ist.." "Ben ob du nicht gut genug für ihn bist muss doch Lukas entscheiden..." "Als ob Lukas es übers Herz bringen würde mir zu sagen, dass es ihm zu viel wird..ich will ihm einfach ersparen dass er es tun muss. Lieber bin ich der Arsch und er ist frei und brauch kein schlechtes Gewissen haben." "Schlaf da nochmal drüber Ben.." Ben nickte nur, hatte seinen Entschluss allerdings gerade gefasst und stieg wieder in sein Auto. Dann fuhr einer nach links und einer nach rechts. Schließlich stand Ben vor Lukas' Tür. Lukas öffnete: "Hey. Ich dachte du bist heute unterwegs?" "Ich muss dir was sagen..", platzte es sofort aus Ben raus, wenn er es jetzt nicht sofort machte dann wusste er nicht , ob er es schaffen würde. Er musste das Pflaster schnell abreissen. "Was denn?", lächelte Lukas, griff nach Ben's Händen und sah zu ihm auf. "Ich liebe dich aber...das mit uns hat einfach ....keine Zukunft..." Manchmal bedeutete jemanden zu lieben eben auch stark genug zu sein ihn loslassen zu können wenn es dem anderen dadurch besser gehen würde. Und er liebte Lukas mehr als sein Leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)