Woods von Silberstrich ================================================================================ Kapitel 10: Der Schlüssel ------------------------- Sie hatten das Hilfe nur ganz schwach gehört. Und wenn man sich nicht knallhart konzentrierte, hätte es auch was anderes sein können, so leise war es. Wie Pierre es gehört hatte war ihnen ein Rätsel vorallem, weil er da gerade geschimpft hatte wie ein Rohrspatz. "BECKY!!!", brüllte Pierre so unvermitttelt und so immens laut, dass Sophie zusammen zuckte und Ben direkt etwas Abstand von ihm nahm. Dann ging die Suche erneut los. Diesmal etwas optimistischer. Auf einmal waren sie alle wieder hellwach. Jenny legte ein Ohr gegen eine der Wände und klopfte dagegen. "Ja genau als ob sie in der Wand ist:", Sophie musste sich zusammen nehmen um nicht zu lachen. Ben sah nochmal in allen Zimmern nach. Immer wieder blieben sie stehen und lauschten angestrengt. Schließlich riss Pierre die Kellertürauf. "Becky?!" Becky hob den Kopf. Ihr Freund stand gerade ohne es zu wissen direkt über ihr und durch die Ritzen im Boden rieselte Dreck auf sie runter. "HIER! HIER UNTEN!!" Pierre hätte vor Erleichterung beinahe geweint, konnte sich aber zusammen reissen. Noch hatte er sie nicht wieder im Arm. "Becky gehts dir gut??" "Ich will hier nur raus", schluchzte sie, was Pierre einen ziemlichen Stich ins Herz versetzte. Kopflos begann er zu suchen. Das Regal kippte auf ihn zu und schlug gegen seine Schulter. Schnell brachte er es wieder zum Stehen und hatte Glück, denn nur zwei Gläser waren heraus gefallen und auf dem Boden in tausende kleine Scherben zersprungen. Er schob Kisten zur Seite und tastete überall herum. Becky schniefte leise dann rief sie erneut: Da ist irgendwo eine Luke im Boden!" Durch das schummrige Licht war es wirklich nicht einfach diese auszumachen. Als er sie entdeckte fluchte er leise vor sich hin, weil der Griff fehlte. "Scheiße." "Was ist los?", kam die ängstliche Stimme von unten. "Nichts..", versicherte Pierre und versuchte irgendwie in die Ritzen der Luke zu kommen, wobei er sich einen kompletten Fingernagel abriss. Schließlich sprang sie einen Spalt nach oben und er klemmte seine Finger schnell dazwischen ein. Das Teil war überraschend massiv und bereitete ihm ganz schöne Schmerzen. Er keuchte kurz auf, als sie seine Finger einquetschte und drückte sie schließlich nach oben. Licht fiel nach unten in die Kammer und beschien Becky's blasses Gesicht. Sie war voller Staub und ihre Haare voller Spinnenweben und sie humpelte etwas. Mit einem kräftigen Stoß brachte er die Luke zum stehen und hielt sie so mit seinem Rücken, dann streckte er die Arme nach Becky aus und zog sie nach oben. Schnell robbten sie gemeinsam von dem Loch weg, die Luke schlug wieder zu und er presste sie an seine Brust und küsste ihren Kopf. Die Spinnenweben waren ihm dabei herzlich egal. "...krieg ...keine ...Luft..", krächzte sie und er lockerte seinen Griff etwas, lies sie aber nicht los. Erneut begann sie zu schluchzen und schlang ihre Arme fest um ihren Freund. So saßen sie am Boden. Dann spürte sie es und sah zu Pierre auf. Der rieb sich schnell mit dem Arm über die Augen. Sie hatte ihn noch nie weinen gesehen. "Schatz..", flüsterte sie und nahm sein Gesicht zwischen ihre Hände. "Ich dachte....", begann Pierre mit ungewohnt brüchiger Stimme. "Nein Schatz... ich lass dich niemals allein..", sie küsste ihn sanft. "Niemals..", wiederholte er. "Niemals...", lächelte sie. Dann sah sie seine Hände an , die ziemlich lädiert waren und bemerkte auch den fehlenden Nagel. "Oh gott..." "Das ist nichts...", er drückte sie wieder fest an sich. Dann brauchten sie noch eine Weile ehe sie wieder hoch gingen. Dabei hatte er die ganze Zeit den Arm um sie gelegt und wollte sie am liebsten nicht mehr los lassen. Die anderen kamen angelaufen, doch Ben versperrte die Kellertür. "Hat er sie gefunden??", fragte Sophie aufgeregt. "Ja aber lasst die beiden mal kurz...wir warten bis sie von selbst hoch kommen, okay?", Ben bedeutete den anderen in die Küche zu gehen. Dort setzten sie sich brav und leise an den Tisch und liesen erstmal die ganze Anspannung von sich abfallen. "Gott sei dank...", flüsterte Lukas. Es dauerte noch ganze 20 Minuten bis Becky und Pierre zu ihnen stießen. Es folgte eine erleichterte und freudig-emotionale Gruppenumarmung. "Soll ich uns einen Mitternachtssnack machen?", fragte Becky lächelnd in die Runde. "Oh mein Gott Becky! Setz dich erstmal hin!", lachte Sophie. "Wie siehst du überhaupt aus? Ach du schei-", begann Jenny, die die ganzen Spinnenweben und den Staub entdeckt hatte und wurde von Ben am Arm gepackt und raus auf den Flur gezogen. "Aua Ben spinnst du?!" "Du bist meine Freundin und ich liebe dich aber wenn du nur noch eine Sache zu oder über Becky sagst ....dann ist das mit uns vorbei.", diese Worte kosteten ihn viel Überwindung aber sie hatte es in den letzten Tagen hier wirklich geschafft ihn bis an seine Grenze zu treiben. Und sie in so einer Extremsituation zu erleben hatte ihm ein ganz neues Bild von ihr gezeigt, das er leider nicht besonders mochte. "Du tust mir weh lass mich los!", zischte sie, verpasste ihm eine Ohrfeige und verschwand in ihr Zimmer. Diesmal ging Ben ihr nicht direkt hinterher, sondern zurück zu den anderen. Er würde sie jetzt nur anbrüllen und das wollte er nicht. Ja, dafür würde er sich entschuldigen müssen. Später. Das änderte aber nichts daran, dass er seine Worte ernst gemeint hatte. Sie war seine Freundin und er war bereit an Problemen zu arbeiten aber wenn sie seine Freunde permanent runter machte und sich in ernsten Situationen derartig unpassend verhielt musste er ernsthaft darüber nachdenken, ob sie die richtige Frau an seiner Seite war. Die anderen die natürlich versucht hatten zu lauschen, sahen ihn besorgt an. "Habt ihr euch gestritten?", fragte Sophie geradeheraus. "Schon gut. Es geht jetzt um Becky.", lächelte Ben und legte den Arm um eben diese, denn Pierre hatte sie kurz freigeben müssen weil er ihr ein Kühlpack aus dem Bus besorgt hatte. So standen und saßen sie in gemütlicher Runde mitten in der Nacht in der Küche und tranken auf den Schrecken noch jeder einen Schnaps oder einen Wein. Pierre stand auf und dann kniete er sich vor Becky. Auf einmal hielten alle die Luft ein. Pierre lachte tatsächlich leicht verlegen: "Nein, man Leute, das ist kein Antrag! Seid nicht bescheuert!" Becky bekam rosa Wangen und sah zu ihrem Freund runter. "Gib mir deine Hand...", murmelte er. Sie streckte sie vertrauensvoll aus und spürte etwas kleines, kühles. An dem Schlüssel, den er ihr gab, hing ein glitzernder Cupcake Anhänger. Pierre war es etwas peinlich, aber er räusperte sich tapfer und erklärte: "Es sind 3 Jahre verdammt zieh endlich bei mir ein.....bitte..." Sie musste leise lachen, nickte heftig , schlang die Arme um ihn und küsste ihn innig. "Ich liebe dich." Lukas bemerkte, dass Ben eine Hand auf seinen Rücken gelegt hatte, sagte aber nichts damit es Ben nicht auch auffiel, denn der schien das unterbewusst gemacht zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)