Cold wind blows von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 16: Das Misstrauen gegenüber dem Witz ist der Anfang der Tyrannei ------------------------------------------------------------------------- - Kapitel sechzehn -       Außer Stande etwas zu sagen, öffnete sich lediglich Hermines Mund. Aufgrund ihrer mangelnden Selbstsicherheit war es für Malfoy ein leichtes gewesen, sie der Lüge zu überführen. Er wusste genau, was sie vorgehabt hätte, wenn er dem stattgegeben hätte und mit ihr nach London gegangen wäre. Verflucht, wieso konnte sie nicht auch so schamlos lügen wie er? Wieso war sie so unsicher? Nun, weil Hermine ein Mensch war, der weder Regeln brechen, noch Leute belügen wollte, aber in dieser Situation wäre es so angebracht gewesen, um ihrem Gefängnis zu entkommen. Betrübt rieb sie sich indessen ihre Arme, um zumindest etwas zu tun – rauf und runter, immer wieder. Und jetzt im Nachhinein tat es Hermine sogar ein wenig leid, dass sie ihn ausnutzen wollte, um ihr Ziel zu erreichen, aber konnte Malfoy sie nicht verstehen? Konnte er nicht nachvollziehen, dass sie hier raus wollte? Dass sie sich eingeengt fühlte und dieser Beklommenheit entfliehen wollte?   Nein, vermutlich konnte er das nicht nachempfinden. Schließlich war er nie ein Gefangener. Malfoy war diesem Gefühl, von Wänden erdrückt zu werden, nie ausgesetzt gewesen. Wie sollte er demzufolge etwas verstehen, das er zuvor nie erlebt hatte? Zumal ihm die nötige Empathie fehlte.   „Und du denkst, dass deine Überraschung ernst gemeint war?“, giftete sie ihm im Anschluss entgegen, während sie versuchte, Blickkontakt zu ihm zu halten. „Als ob du mir diese Bücher geben würdest. Das war doch nur ein Vorwand, um -“ Ja, um was, Hermine? Möglich, dass aus ihr der Trotz sprach, vielleicht entglitten ihr die Worte auch im Affekt, um diesem... diesem Idioten aufzuzeigen, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war.   „Um was, Granger?“   „- um mich ruhig zu stellen.“ Als sie in sein Gesicht blickte, musste sie wieder einmal neidlos anerkennen, dass Malfoy ein schönes Gesicht hatte, wenngleich sie so sauer auf ihn war. Zusätzlich fielen ihm seine weißblonden Haare vor die Stirn, was ihn so unnahbar erscheinen ließ. Das eine oder andere Mal musste er sie zurückkämmen, sodass sie ihm nicht die Sicht versperrten – sie waren länger geworden. Nicht so kurz und nach hinten gekämmt wie im sechsten Schuljahr und es stand ihm ausgesprochen gut. Es wirkte erwachsener... männlicher. Er sah perfekt aus. Seine schiefergrauen Augen passten unheimlich gut zu seinem äußeren Erscheinungsbild. Seine Lippen waren voll und so schön geschwungen, dass Hermine gezwungen war, auf ihre Lippe zu beißen. Mittels ihrer Zähne versuchte sie herauszufinden, ob ihre Lippen ebenso schön geschwungen waren, aber sie bezweifelte es. Seine weißen Zähne blitzen durch den Spalt seiner Lippen und Hermine war sich sicher, ihr Vater wäre hingerissen gewesen... genauso wie... wie ihre Mutter. Malfoy wäre ideal für Zahnpasta-Werbung geeignet. Ob das nur Mädchen auffiel – diese äußerlichen Eindrücke? Worauf Männer wohl achteten? Sie wusste es nicht, aber in ihren Augen war Malfoy ein schöner Mensch gewesen – was sowohl das Aussehen, als auch seine Intelligenz betraf. Charakterlich war er mit Sicherheit der größte Idiot unter der Sonne.   „Du kleine Besserwisserin“, murmelte er genervt, ehe er sich zu ihr beugte. „Ich kann dieses Mal mit ruhigem Gewissen behaupten, dass meine Intention ernst gemeint war.“ Himmel nochmal, dieses Weib. Wie schaffte sie es nur, ihn innerhalb weniger Sekunden zur Weißglut zu treiben, ihn gleichzeitig jedoch so zu faszinieren? Unnachgiebig haftete sein Blick auf ihrem Gesicht, während Draco versuchte, alles darin zu studieren. Aus ihrem geflochtenen Zopf fielen einzelne Strähnen, die sich orientierungslos über ihre Schultern legten. „Kannst du das auch von dir behaupten?“ Alleine ihre Gestik verriet ihm, dass Kalkül dahinter steckte. Die Arme verschränkte sie vor ihrer Brust, ihr Mund hatte sich zu einer schmalen Linie verzogen, bevor sie missmutig ihren Kopf zur Seite drehte.   Tja, er hatte sie ertappt. Draco war eben nicht so dumm, wie Miss-Superschlau sich erhoffte.   „Ha“, lachte er anschließend auf. „Erwischt, Granger. Aber du bist auch einfach eine grottenschlechte Lügnerin“, klärte er sie siegessicher auf. Draco war nicht einmal wirklich wütend – es amüsierte ihn viel mehr. Viel mehr rechnete er schon eher damit, dass sie wieder irgendwelche Dummheiten plante, die Draco vereiteln würde.   „Malfoy, ich lege gar keinen Wert darauf, ob ich jemals eine gute Lügnerin sein könnte.“   Unverzüglich mussten die amüsanten Gesichtszüge den harten, markanten Zügen weichen. Dracos Lachen verblasste nach dieser unverfrorenen Dreistigkeit, die das Miststück an den Tag legte. Zu seinem Leidwesen wurde allerdings nicht nur seine Mimik alleine härter. Auch andere Regionen erwachten zum Leben, darunter auch der untere Lendenbereich. Wusste Merlin, wie dieser Bereich unter diesen Bedingungen hart werden konnte, aber es passiert, was Draco zusätzlich erzürnte. Verfluchter Mist. Sie vermittelte ihm doch geradewegs, dass es ihm nicht egal war, ein guter Lügner zu sein. Ja, er genoss das Talent – half es ihm doch oft, wenn man nur an seine Zeit in Hogwarts zurückdachte. Bei Merlins Bart, wie oft hatte er schon Snape angelogen, wenn er seinen Hals aus der Schlinge ziehen musste, nachdem er dabei erwischt wurde, wie er spät abends mit einem Mädchen aus dunklen Nischen kroch? Er müsste lügen, aber es waren bestimmt unzählige Male.   „Neidisch, Granger?“   „Worauf? Dass ich nicht gut lügen kann? Bedaure, Malfoy.“   Daraufhin kräuselten sich seine Lippen. Die Wut steigerte sich in unermessliche Höhen, während sein Blick auf ihren Lippen haftete. Zu allem Überfluss fragte er sich in diesem Dilemma auch tatsächlich, wie sie schmeckten. Eine Tatsache, die ihn maßlos enervierte.   „Granger, der Punkt ist doch, dass -“ Inmitten seines Satzes, der in seinen Gedanken so schön spöttisch klang, erstarrte er. Die verdammte Härte, die unaufhörlich gegen die Innenseite seiner Hose stieß, ließ ihn verstummen. Sie zwang ihn in die Knie, obwohl er ihr sagen wollte, dass er sie lediglich veralbern wollte, seine Geduld jedoch nicht grenzenlos war und sie die Grenzen nicht überschreiten sollte. Das war alles. Dafür wurde er nun mit einer Erektion bestraft, die unpassender nicht sein konnte?   „Was ist der Punkt?“   Konnte sie nicht einfach ihren blöden, vorlauten Mund halten? Musste sie weiterhin Öl ins Feuer gießen? Wieso musste die Erektion ausgerechnet jetzt auftreten? Warum suchten ihn Gedanken heim, die ihn nahezu zwangen, seinem Verlangen nachzugeben? Hinzu kam der Schmerz, dieses beengende Gefühl, das er nicht abschütteln konnte und was blieb ihm übrig? Draco hatte zwei Alternativen – eine störender als die andere. Entweder er drehte sich um und ging wortlos, oder er würde sich weit aus dem Fenster lehnen und der Versuchung – ihre Lippen zu erkunden – nicht länger widerstehen. Er könnte das Gespräch als Verlierer verlassen oder er könnte sich eine Ohrfeige einfangen – beides unschöne Szenarien, die ihm in Erinnerung bleiben würden.   Was sollte er tun? Noch immer starrte er auf ihre Lippen, die ihn sowohl schon angelacht, als auch schon angeschrien hatten. Es waren so viele unschöne Worte aus ihrem Mund gekommen – ebenso aus seinem. Wobei seine Worte bedeutend treffender und schlimmer gewesen waren, als all das, was sie bisher nur gedacht hatte.   Wie dem auch war. Er musste eine Entscheidung treffen und das schnell.   „Merlin, ich -“ Keuchend suchte er Halt an einem der Bücherregale, das ihm am Nächsten stand.   „Malfoy?“ Erschrocken wich Hermine zurück, doch fing sie sich recht schnell, woraufhin sie erneut nach vorne trat und nach Malfoys Arm griff. „Malfoy, ist alles in Ordnung?“ Vorsichtig wanderte ihre Hand über sein Gelenk, bis hin zu seinem Handrücken, worüber sie behutsame Kreise mittels ihres Daumens fuhr, in der Hoffnung, ihn zu beruhigen. Aber anstatt ihm zu helfen und die Situation zu verbessern, schien sie mit ihrer Berührung alles verschlimmert zu haben. Immer heftiger schüttelte er seinen blonden Schopf, als würde er versuchen, ein lästiges Insekt abzuschütteln.   „Geh, Granger“, schnaufte Draco, der mehr und mehr den Verstand zu verlieren schien. Allein ihre Berührung, die aus freiwilligen Stücken und aus Sorge geschah, warf ihn völlig aus der Bahn.   „Was hast du denn?“   „Du sollst endlich gehen!“, befahl er knurrend, ehe sein Kinn gegen seine Brust sank. Seine Atmung wurde lauter, er kniff widerwillig die Augen zusammen, während er sich mühsam auf die Lippen biss.   „Ich kann dich in dem Zustand doch nicht alleine lassen“, entgegnete sie vorwurfsvoll. Egal wie gemein und grobschlächtig er war, Hermine dachte keine Sekunde daran, ihn alleine zu lassen. Schließlich war er ihr auch zu Hilfe geeilt, als sie fast die Schlucht hinabgestürzt wäre. Sie wäre die Letzte, die ihm Hilfe verweigern würde. „Bitte rede doch mit mir. Ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht sagst, was dir fehlt.“ Unterdessen suchte sie immer wieder seinen Blick, den er ihr jedoch verwehrte, da seine Augen konstant geschlossen blieben.   Sie war zu gütig. Ein viel zu guter Mensch, der es nicht verdiente unter diesen Umständen zu leben. Das wusste Draco, der – als der Schmerz kurz nachließ – ihren Blick erwiderte. Er sah ihr direkt in die Augen, was ihre Wangen erröten ließ und es stand ihr verdammt gut. Gott, Merlin selbst wusste es auch, sie sah bildschön aus. Nochmals schüttelte er seinen Kopf – dieses Mal, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Aber was nützte es einem, wenn man die Augen vor der Wahrheit verschloss? Es würde ihn nicht voranbringen. Sie war eben schön, das entsprach der Wahrheit. Das konnte er sich noch so oft schlecht reden wie er wollte. Ein weiteres Kopfschütteln würde das nicht ändern, weshalb er erneut in ihr Gesicht blickte, das solch ehrliche Sorge ausdrückte. Eine Sorge, die so ehrlich war und er sie noch nie in dem Ausmaß verspürt hatte. Nicht einmal seine Mutter hatte ihn so angesehen, als er – etwa im Alter von sechs Jahren – von einem Baum gefallen war und sich sowohl den linken Arm, als auch das dazugehörige Bein gebrochen hatte.   „Du... Du solltest wirklich gehen“, informierte er sie mit einem aufgesetzten Lächeln, das ihm zusehends schwerer fiel.   „Nein. Ich -“   „Dann tut es mir leid, Granger“, erklärte seine raue Stimme halbherzig. Im Anschluss berührte er mit beiden Händen ihre zinnoberroten Wangen, ehe er ihr Gesicht rasch zu seinem heranzog und ihre Lippen mit seinen verschloss. Zumindest würde sie jetzt den Mund halten. Oh, aber er würde in Bredouille und arge Erklärungsnot geraten, sobald sie sich aus dieser verfänglichen Situation befreit hätte. Sie würde ihn rund machen, aber es war ihm egal. Vielleicht gefiel es ihm sogar, wenn sie ihm ordentlich den Marsch blies? Er würde es jedenfalls darauf ankommen lassen, weshalb er den Kuss intensivierte. Und es war, wie er vermutet hatte – ihre Lippen waren göttlich weich. Er konnte sogar ihr Parfum riechen, das sie offenbar in ihrem Bad gefunden hatte. Sie roch so verdammt gut und es machte sie noch unwiderstehlicher. Ihr Hals duftete nach Flieder – ein so betörender Duft. Parallel wanderte eine Hand zärtlich über ihre Wange, hinauf zu ihrem Haar, während er den unangenehm Druck – herbeigeführt durch ihre Hände – auf seiner Brust spüren konnte. Aber auch das kümmerte ihn nicht. Sollte sie ihre zarten Hände doch gegen seine Brust stemmen – es würde nichts bezwecken.   „Mal-“ Weiter konnte ihre empörte Stimme nicht sprechen, da er ihre Lippen augenblicklich wieder in Beschlag nahm. Er ließ ihr gar nicht die Zeit, sich gebührend darüber zu echauffieren. Er machte sich nichts daraus, dass sie sich erschrak. Stattdessen waren seine Hände nach vorne geschossen, um sie mit seinem Vorhaben zu überrumpeln. Und dann küsste er sie auch noch. Es war so ungewohnt und skurril, aber der Kuss war... er war so anders. Malfoy war anders... Fordernder und doch einfühlsamer als Ron und Dean es gewesen waren. Ja, mit Dean Thomas hatte sie ihren ersten Kuss erlebt. Im vierten Schuljahr – ziemlich am Anfang. Es geschah noch vor dem trimagischen Turnier. Zugegeben, es war alles andere als traumhaft, aber sie beide dachten, dass das der richtige Zeitpunkt wäre, es doch einmal auszuprobieren. Allerdings war das auch das einzige Mal, dass sie Dean geküsst hatte. Durch nichts in der Welt wollte sie ihre Zensuren gefährden, wodurch jedoch ihr Liebesleben – sofern man es so nennen konnte und dies nicht einmal aus Berührungen und Intimitäten bestand – auf der Strecke geblieben war. Im Vergleich zu Ronalds Kuss, war das mit Dean sowieso nur... nur ein gewöhnlicher Kuss. Was zwischen ihr und Ronald in der Kammer des Schreckens passiert war, war schon intensiver. Doch auch hier wussten sie beide, dass der Kuss für keinen von Bedeutung gewesen war. Der Funke war einfach nicht übergesprungen, obwohl Hermine felsenfest davon überzeugt war, in Ron verliebt zu sein und irgendwann eine Schar Weasley-Kinder zu hüten. Eine – wie Hermine mittlerweile befand – verstörende Vorstellung. Aber Merlin, sie war damals sogar eifersüchtig auf Lavender gewesen, nachdem sie eine Liaison mit Ron anfing. Letztendlich war sie froh, auch, dass der Kuss zwischen ihnen nichts an ihrer Freundschaft verändert hatte.   Aber das! Das ging dann doch zu weit. Sie ignorierte auch rigoros die innere Stimme, die schadenfroh lachte und ihr zuflüsterte, dass ihr insgeheim der Kuss gefiel.   Nein, der Kuss gefiel ihr nicht, oder? Gerne hätte Hermine laut geschrien, ihrer Stimme gesagt, dass ihr der Kuss missfiel, aber... das wäre gelogen. Obwohl sie sich anfänglich noch gegen ihn wehrte und vergeblich versuchte, Malfoy von sich zu stoßen, schien es diesen Arsch nur noch mehr zu animieren, genau damit weiterzumachen, was er eben tat. Das alles war aber allem Anschein nach noch nicht schlimm genug. Nein, denn Hermine verspürte plötzlich ein seltsames Ziehen. Woher es genau kam, konnte sie aufgrund ihrer Benommenheit gar nicht sagen, aber es war ein ihr unbekanntes Gefühl, das sich schleichend seinen Weg suchte. Zu ihrem Entsetzen ging es sogar so weit, dass sie Malfoys Kuss erwiderte.   Bei Merlin, sie erwiderte den Kuss.   Auch Draco blieb der Sinneswandel nicht verborgen. Er fühlte, wie ihre Hände nunmehr sanft auf seinem Hemd lagen, statt sich weiter darin zu verhaken, darauf hoffend, ihn von sich zu stoßen. Ihre Gegenwehr erstarb langsam, was Draco zum Anlass nahm, beide Hände über ihren zierlichen Rücken wandern zu lassen, bis er schlussendlich sein Ziel erreichte – ihren Hintern. Endlich. Wären ihre Lippen nicht miteinander verbunden, hätte er jubelnd aufgeschrien. Endlich berührte er ihren Hintern. Der Hintern, der ihm schlaflose Nächte bereitet hatte und bereits seine Gedanken kontrollierte. Durch die eng anliegende Hose wurde die Form noch mehr hervorgehoben und selbst das war perfekt. Es ließ ihn unvermindert knurren – kein böses Knurren. Es war eher ein lustvolles Knurren.   Was wohl noch alles perfekt an ihr war? Er wollte es unbedingt herausfinden. In dem Moment vergaß er alles. Er vergaß, was sie war, woher sie kam und wer sie war. Momentan war sie Hermine. Eine Frau, die perfekt zu ihm passte und die er problemlos gegen eines der Bücherregale drücken konnte. Es fühlte sich so richtig an, weshalb er seine Lenden gieriger gegen ihre Mitte presste. Er wollte, dass sie spüren konnte, was sie alleine mit ihm und seinem Körper gerade anstellte. Ja, sie sollte ruhig wissen, was sie mit ihm tat.   Recht widerwillig zog er sich zurück. „Bei Merlin, spürst du das?“, stöhnte er verheißungsvoll in ihr Gesicht, nachdem er sich für eine Sekunde von ihren Lippen entfernte – nur um sie im gleichen Moment wieder zu küssen. Aber das war womöglich der Angst zuzuschreiben. Er fürchtete sich vor ihrer Antwort... Stattdessen begann er mit seiner linken Hand über ihren Hosenbund nach vorne zu wandern. Mit einem geschickten Handgriff – ohne den Kuss nochmals zu unterbinden – hatte er den Knopf geöffnet. Doch um sie noch ein bisschen erzittern zu lassen, ließ er seine Hand zu ihre Oberschenkel gleiten – ganz sachte, nur mit den Fingerspitzen, die über den weichen Stoff ihrer Hose strichen. Anschließend wanderten sein Zeige- und Mittelfinger zur Mitte, bis zum Bund hinauf. Mit dem Daumen drückte er den Bund etwas nach unten, so dass es leichter war, seine Hand hineinzuführen, wo er den Saum ihrer Unterwäsche bereits fühlen konnte. Und noch etwas fühlte Draco – die Nässe. Granger war so verrucht und vor allem verboten für ihn. Sie war tabu, aber er konnte sich nicht mehr aufhalten.   Er würde verrückt werden, wenn er all das jetzt unterbrach, weshalb er seine Hand unter der Hose zu ihrem Hintern gleiten ließ. Bedingt dadurch, schob er auch ihre Hose ein Stück weit über ihre Hüften. Abschließend packte er sie an ihrem Hintern und hievte sie nach oben, wodurch sie gezwungen war, ihre Beine um seine Hüften zu schlingen. Dass sie das mitmachte... das ließ tief blicken und erahnen, dass sie bereit war, all jene Schandtaten mit ihm auszuüben, die sich in seinem kranken Kopf Gehör verschafft hatten.   „Fuck, Granger... Das... Das ist kaum auszuhalten.“   Hermine brachte allerdings nichts weiter zustande, als zu Keuchen. Auf seine Worte konnte sie sich nicht fokussieren, stattdessen warf sie bloß ihren Kopf in den Nacken, während das Ziehen immer hartnäckiger wurde. Draco hingegen nutzte die Chance. Wer ihm so bereitwillig das Dekolletee entgegenstreckte, der wollte, dass es mit der Zunge erforscht wurde, was er auch tat. Seine Finger knöpften inzwischen ihre weiße Bluse auf – mithilfe seines Körpers, sowie des Bücherregals und ihren Beinen, die noch immer um seine Hüften geschlungen waren, war es ein Leichtes, sie oben zu halten. Knopf für Knopf ließ er aufspringen, bis er die Mitte erreichte und den oberen Teil vorsichtig über ihre Schultern streifte. Ähnlich verfuhr er auch mit den Trägern ihres BH's.   Draco wollte jeden Zentimeter ihrer Haut mit Küssen bedecken. Er spürte wie sie unter seinen Fingerkuppen erzitterte, während ihm bereits die Schweißperlen im Nacken hinabrannen. Aber irgendetwas fühlte sich anders an... Etwas, das nicht zur Situation passte. Es schien, als würde er plötzlich dehydrieren, hinsichtlich der vielen Schweißperlen.   Und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen.   Was tat er hier? Was zum Teufel ritt ihn? Resigniert beendete er seine Tortour, ihre Haut weiterhin zu küssen und hob angeschlagen seinen Kopf.   „Malfoy?“, röchelte Hermine. Augenblicklich war ihr die Veränderung aufgefallen, weshalb auch sie ihren Kopf nach unten sinken ließ und zu Malfoy blickte.   Nicht sie war es, die sprachlos war, sondern er. Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte sich nicht aus der Schlinge befreien wie in Hogwarts, wenn Snape ihn wieder einmal nach einem Schäferstündchen erwischt hatte. Dieses Mal hatte er keine passende Lüge. Dieses Mal musste er sich der Realität stellen, aber wie? Wie konnte er seine Ignoranz am besten ausdrücken? Und was hatten sie beide gerade getan? Als er sich ihrer Brust genähert hatte, umso mehr schien auch sein Verstand zurückzukehren, den er zuvor noch lächelnd über Bord geworfen hatte.   Ja, es war ihm sogar egal, dass es Granger gewesen war. Es war ihm scheißegal, dass es ihre Haut gewesen war, über die seine Lippen sanft strichen. Himmel nochmal, hatte sein Verstand es genau darauf angelegt? Dass er sich fallen ließ, bis er sich schlussendlich nicht mehr kontrollieren konnte und das erreicht hatte, was er wollte? War das das Ziel? Dass seine Rationalität kurz vor der Ziellinie ihn einholte, um ihn auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen – ihn zuvor aber noch von der Klippe stieß und der Aufprall die Erkenntnis assoziierte, die er gerade verspürte?   Ja, er verspürte Abscheu – sich selbst gegenüber. Er fühlte sich schäbig.   Fuck.   Langsam wanderte sein Blick zu ihrem Gesicht, er akklimatisierte sich und setzte das Mädchen vorsichtig ab, ehe er schluckend einen Schritt nach hinten setzte. Jetzt, genau jetzt, nachdem er sie intensiv betrachtete, wurde ihm bewusst, dass vor ihm Granger stand. Die Granger, die er jahrelang gedemütigt und verachtet hatte. Die er zu sich jeder bietenden Gelegenheit beleidigt und schikaniert hatte.   „Malfoy?“, wiederholte sie stotternd. Auch Hermine wusste nicht, was gerade geschehen war. Nun, sie wusste es, aber sie konnte sich den abrupten Abbruch nicht erklären. War sie in einem ihrer Albträume gefangen, aus dem sie nicht aufwachen konnte? Diese Träume sollte es ja auch geben.   Unterdessen drückte er Daumen und Zeigefinger gegen seine geschlossenen Lider. Er musste hier raus.   „Malfoy!“, entfuhr es Hermine nun lauter.   „Was?“, giftete der Angesprochene genauso laut zurück. Was wollte sie denn jetzt noch?   Fassungslos wich Hermine daraufhin zurück, wo sie prompt mit dem Rücken gegen das Regal stieß, gegen... gegen das Malfoy sie vor Minuten noch hievte. „Was... Was hast du denn?“, wollte sie konsterniert wissen, ausgelöst durch seinen plötzlichen Sinneswandel.   „Was ich habe, willst du wissen, ja? Willst du das?“, entkam es ihm nüchtern, bevor er künstlich lächelte, seine verschwitzten Haarsträhnen nach hinten kämmte und zu Granger aufschloss. „Verdammt nochmal, ich habe dir gesagt, dass du gehen sollst!“, bemerkte er bösartig und schlug im selben Atemzug wenige Zentimeter neben ihrem Kopf gegen das Regal. Ja, es war ihre Schuld. Ganz allein ihre Schuld. Nicht seine. Schließlich hatte er sie zuvor noch aufgefordert, zu gehen. Er wollte, dass sie ihn alleine ließ. Ihn in Ruhe ließ, weil er die Situation alleine bewältigen wollte, aber nein. Wie könnte es auch anders sein? Sie missachtete natürlich seinen Befehl, bemühte sich sogar noch um ihn, indem sie fragte, was ihm fehlte.   Typisch Granger. Typisch Gryffindor. Hilfsbereit und freundlich – wie immer. Und genau diese Eigenschaften wäre den beiden fast zum Verhängnis geworden. Verflucht, er war so kurz davor, mit ihr zu schlafen. Sie an sich heranzuziehen und das zu tun, was er schon so oft getan hatte. Sie war eben doch nicht anders. Granger war genauso ein Miststück wie all die anderen Frauen. Auch sie wurde unter seinen Händen zu Wachs und Blaise, der große Frauenversteher, hatte Unrecht. Gott verdammt, ja. Sie war nicht heilig. Denn wäre sie das gewesen, hätte sie Größe und Stärke bewiesen. Sie hätte ihn in seine Schranken gewiesen, ihn abserviert und das Fiasko verhindert, das entstanden war. Aber nein. Sie tat nichts dergleichen. Im Gegenteil, sie hatte ihn gewähren lassen.   „Ach, mein lieber Draco, ist es nicht erfrischend?“, meldete sich seine Stimme kichernd zu Wort. „Es ist so einfach, die Fehler anderer zu sehen, nicht? Aber die eigenen Fehler, die ignoriert man so gerne.“   Schnaufend hielt er sich seine Hände gegen seine pulsierenden Schläfen. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, aber das war abzusehen, dass sich die Stimme in Momenten meldet, in denen Draco am verwundbarsten ist. Aber wo war sein glorreicher Helfer denn, als die Situation ihren Anfang fand und drohte, Überhand zu nehmen? Ja, wo war da die Stimme? Jedenfalls nicht da, um ihn davon abzuhalten.   „Ich dachte, dass -“   „Verfluchte Scheiße, was dachtest du, Granger?“, unterbrach er sie schonungslos. „Dass ich Hilfe brauche? Von dir?“   „Ich... Ich -“   „Kannst du immer noch keine normalen Sätze bilden, oder was?“ Er spürte die drohende Explosion, die sich in seinem Innern anbahnte. „Ist dir eigentlich klar, was hier beinahe passiert wäre?“ Vermutlich war dem prüden Weib nicht klar, was sie beinahe getrieben hätten.   „Was soll das heißen? Willst du mir sagen, dass das meine Schuld war?“, schlussfolgerte sie aus seiner herausfordernden Fasson. „Willst du das sagen, Malfoy?“, fuhr sie mit mehr Bissigkeit in der Stimme fort, während sie sich beschämt die Träger ihrer Unterwäsche, sowie die Bluse über ihre Schultern zog, bevor sie diese hastig zuknöpfte.   „Ja, verdammt. Es ist deine Schuld, Granger!“   Dieser Satz ließ Hermine schockiert und empört zu ihm aufblicken. War er nicht derjenige, der seine Lippen ungefragt auf ihre presste? Sich für dieses Verhalten im Voraus sogar noch entschuldigte? Wortlos öffnete sich ihr Mund, Tränen sammelten sich in ihren Augen, die den Nebel der aufkeimenden Lust wegspülten und sie seinen wahren Beweggrund erkannte. Schamlos ausnutzen wollte er sie. Nein, er hatte sie bereits ausgenutzt und man durfte das Kind ruhig beim Namen nennen. Malfoy wollte sie flachlegen.   „Du bist ein verdammtes... Arschloch, Malfoy.“ In letzter Sekunde hatte er im wahrsten Sinne des Wortes den Schwanz eingezogen, nachdem ihm scheinbar aufgegangen war, wer eigentlich unter ihm lag und das... das machte Hermine irgendwie traurig. Dass er sich an ihrer Herkunft so festhielt und dies ein triftiger Grund zu sein schien, einen Rückzieher zu machen. Nicht dass Hermine es darauf angelegt hätte, aber... sie konnte wenigstens sich selbst gegenüber zugeben, dass sie... dass sie es vermutlich gewollt hätte. „Ein... Ein Vollidiot, der Frauen ausnutzt, um sein Ziel zu erreichen.“   „Wach endlich auf, Granger. Es ist nicht alles Gold was glänzt. Der Mensch ist nun mal so – zielstrebig und egoistisch.“ Nicht alle Menschen waren so... Das Mädchen vor ihm jedenfalls nicht.   Sie war wütend, aber nicht einmal auf Malfoy, sondern auf sich selbst. Zielsicher ging sie zwei Schritte nach vorne – zu verlieren hatte sie nichts mehr und solange sie noch ein Quäntchen Mut in ihren Knochen fand, würde sie ihr Vorhaben in die Tat umsetzen. Ohne weiter darüber nachzudenken – bevor es ihr am Ende doch noch leid täte – hob sie ihre Hand, die anschließend krachend in Malfoys Gesicht landete. Und es tat gut, als ihre flache Hand seine Wange mit voller Wucht traf.   „Bist du jetzt fertig?“, fragte er erbost nach, ehedem er sich über seine schmerzende Wange rieb. Oh ja, der Schlag tat weh und selbst die langsame Berührung darüber ließ ihn kurz zusammenzucken. Nicht im Ansatz hätte er damit gerechnet, dass sie ausholte und zuschlug, angesichts ihrer eingeschüchterten Haltung zuvor. Hinzu kamen die lästigen Tränen, die über ihre Wangen rannen, die er vorher noch berührt hatte. Es waren Tränen, an denen er Schuld war. Tränen, die er nicht sehen wollte und dennoch schaute er die weiterhin an, weil er sein Gesicht wahren musste.   Hermine indes schwieg eisern. Jetzt konnte sie an ihm vorbeigehen – mit erhobenem Haupt. Im Vorbeigehen rempelte sie ihn noch absichtlich an, ehe sie fluchtartig die Bibliothek verließ. Sie war perplex, bezüglich der Information, dass Malfoy ihr an allem die Schuld gab und seit wann war sie so oberflächlich, dass sie auf sein blödes makelloses Aussehen hereinfiel?   „Ich hab es deinetwegen getan“, flüsterte Draco in die Stille, doch hören konnte sie ihn nicht, da sie bereits gegangen und verschwunden war. Mit herunterhängenden Armen stand er mitten in der Bibliothek – den Blick zur Tür gerichtet, durch die Granger mit nassen Augen geflohen war. Ja, im Grunde hatte er es auch um ihretwillen beendet. Nicht, weil sie unrein oder ein Schlammblut war, nein. Er tat es um sie zu schützen – vor sich. Weil er ein Arschloch war, das sich letztendlich nicht zügeln konnte. Granger war in seinen Augen eine Blume, der er keinen Schaden zufügen wollte und doch hatte er sie verletzt. Gefangen im Wahn seiner Gelüste, was dazu führte, dass die Rose einen Knick bekommen hatte. Aber hatte er wirklich diese schmerzliche Ohrfeige verdient?   „Du hast noch viel mehr verdient, Draco“, murmelte die Stimme. „Diese Ohrfeige hast du noch viel mehr verdient, als die, die sie dir im dritten Schuljahr verpasst hatte.“   Natürlich. Sein Innerstes war mal wieder auf Grangers Seite – wie üblich. Im Anschluss zog er die Vorhänge wieder zu, verließ die Bibliothek und schloss die Tür, denn so schnell würde sie sicherlich nicht mehr diesen Ort aufsuchen. Schon gar nicht, wenn sie ständig mit der Erinnerung konfrontiert wäre, die sich vermutlich in ihr Gedächtnis gebrannt hatte. Verdammt.   „Das hast du dir selbst zuzuschreiben“, flötete die Stimme.   „Schnauze!“, brüllte Draco dem nervigen Etwas entgegen, das sich von seinen Tiraden nicht beeindrucken ließ. Viel mehr war die Stimme darauf bedacht, noch Salz in die offene Wunde zu pressen. Nie hatte er eine Frau auf sexueller Ebene sitzen lassen – ein Novum. Aber genau für diese Andersartigkeit hatte er einen Orden verdient – ein riesigen Orden. Einen monströs großen Orden. Man hätte die Winkelgasse nach ihm benennen sollen, weil er seine Triebe hinten anstellte, aus Furcht, er könnte Granger verletzen. Man, er genoss stets das Anhimmeln der Frauen, das Gefühl der Macht beflügelte ihn, aber diese neue Erfahrung setzte ihm zu und er fühlte sich genötigt, Blaise anzuflohen. Zum Einen, um ihm zu sagen, dass Granger doch wie all die anderen Frauen war – was er im Nachhinein sowieso wieder verneinen würde –, und zweitens, um mit ihm darüber zu spekulieren, wieso er alles abgebrochen hatte. Schließlich behauptete Blaise doch von sich, ein Genie zu sein, hinsichtlich solcher... Neuheiten und Situationen. Blaise kannte sich doch so wundervoll gut mit dem anderen Geschlecht und den ach so herzlichen Gefühlen aus. Jetzt bekäme er die Gelegenheit, endlich unter Beweis zu stellen, wie himmlisch gefühlvoll Blaise doch war, oder Draco bekam eindrucksvoll vorgeführt, wie lächerlich Blaise sich mit seinen Ansichten machte.         ~*~         Mit wässrigen Augen rannte sie die Korridore entlang. Die Überraschung, die Malfoy ihr versprochen hatte, war am Ende nach hinten losgegangen. Zwar waren die vielen Bücher wundervoll, aber was danach folgte, war anscheinend nicht miteinkalkuliert. Weder von ihm, und schon gar nicht von ihr. Oder sollte sie auch eine namenlose Trophäe werden? Ein Gedanke, der sie noch trauriger machte, weil sie nicht stark genug gewesen war, ihm zu widerstehen. Hermine achtete doch sonst nie auf Äußerlichkeiten und war stets darauf fokussiert, sich nie in solch einer Zwickmühle wiederzufinden. Aber seine grauen Augen und diese weißblonden Haare trugen waren nicht förderlich, ihn unattraktiv zu finden. Es lag vermutlich daran, dass sie seit Hermines Ankunft auf Malfoy Manor immer aufeinandertrafen. Wenigstens erreichte sie zügig ihren Zufluchtsort. Die ehemalige Gryffindor hatte sich schnell an das schöne Zimmer gewöhnt, doch so schön es auch war, es war ein Teil von Malfoy, woraufhin sie abgeklärt die Tür ins Schloss knallte, bevor sie zu ihrem Bett rannte und sich wie ein nasser Sack fallen ließ.   „Man, Hermine, wie konntest du nur so dämlich sein?“, schniefte sie in ihr weiches Kissen hinein. Schluchzend wischte sie mithilfe des weichen Stoffes die feuchten Wangen trocken. Nicht nur, dass Malfoy ihr Leben zur Hölle macht, nein, nun gesellte sich auch der Gedanke hinzu, dass er das Gedächtnis ihres Vaters verändert hatte – mit allen Erinnerungen, die er an seine Frau und Hermine hatte. Dieses Elend versuchte er wohl mit seiner Überraschung zu kaschieren und Hermine ließ sich davon blenden. Gott, wie konnte sie so naiv sein?   Als ob das alles nicht schlimm genug war, musste sich Hermine eingestehen, dass der Kuss zwischen ihnen alles andere als miserabel war. Sie wünschte sich sehnlichst, der Kuss würde spurlos an ihr vorziehen, aber das tat er nicht. Der Kuss war schön, so sehr es Hermine auch missfiel. Und was in Merlins Namen trieb Malfoy bloß dazu, sie zu küssen? War alles wirklich nur Berechnung? Das hatte er doch gar nicht nötig. Und was dachte sie sich eigentlich dabei, dass sie diesem Sadisten Fußball-Karten schenkte? Wie kam sie auf die hirnrissige Idee, Malfoy überhaupt etwas zu schenken? Das war absurd. Zumal er sie nach dieser Aktion für die größte Idioten halten musste, was ihr im Grunde egal war, aber die Möglichkeit – ihrem Gefängnis zu entkommen – war zum Greifen nah gewesen. Allerdings würde sie sich von dieser Vorstellung nun endgültig verabschieden müssen. Ihr Wunsch, nach draußen zu kommen, war binnen Sekunden zerplatzt – wie eine Seifenblase. Sie könnte sich aber auf die Suche nach ihrem Zauberstab machen und Malfoy in eine andere Dimension hexen, einfach so, weil sie es konnte. Für all die Gemeinheiten, die Frechheiten und Dreistigkeiten, die er sich bisher erlaubt hatte. Wäre da nicht die Sache mit dem Kuss und dem Wissen, dass er sie vor Askaban verschont hatte. Oder die Überraschung mit der Bibliothek. Sie wollte unbedingt die Bücher lesen – alles Aspekte, die dagegen sprachen, Malfoy zu verhexen.   War es vielleicht auch Schicksal, dass ihr Vater ausgerechnet auf Malfoy Manor landete? Nein, sie glaubte nicht an Schicksal oder Zufälle. Fieberhaft überlegte sie auch, wieso sie plötzlich so viel in diesen dummen Kuss hineininterpretierte. Es war doch nur ein Kuss...   Für sie war es außergewöhnlich, für Malfoy Routine. Für Hermine war ein Kuss etwas intimes, was sie schmunzeln und an Pretty Woman denken ließ – den Lieblingsfilm ihrer Mutter. Oh, wie oft hatten die beiden Frauen diesen Film gesehen? Jedes Mal quietschten sie erfreut, bezüglich des glücklichen Endes. Ja, die Liebe hatte am Ende gesiegt. Aber es war nur ein Film. Es entsprach nicht der Realität, die oftmals grau und finster war. Sie würde womöglich nie wieder Pretty Woman sehen können. Schließlich war sie auf Malfoy Manor. Ein Ort, wo Muggelgegenstände nicht erlaubt waren.   Aber Bücher waren erlaubt, was sie zum Anlass nahm, wieder zurück in die Bibliothek zu gehen. Bevor Malfoy sie überfiel, hatte sie sogar ein paar bequem aussehende Ohrensessel erhaschen können. Danach – je nachdem, wie lange sie blieb – würde sie sich unauffällig umsehen. Vielleicht würde sie ja rein zufällig ihren Zauberstab finden? Möglich wäre es, und Hermine klammerte sich an jeden erdenklichen Strohhalm.   Enthusiastisch und mit neuem Elan, schlenderte sie zu ihrer Zimmertür. Sichtlich besser gelaunt als zuvor, weil sie gleich unzählige Bücher berühren und verschlingen konnte, schwang sie die Tür auf und trat hinaus in den Flur. Allerdings blieb sie abrupt stehen, ihr Entsetzen zeichnete sich auf ihren zuvor erschienenen glücklichen Zügen ab, da vor ihr eine Person stand, mit der sie gar nicht gerechnet hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)