Cold wind blows von Dracos-Princess ================================================================================ Kapitel 14: Die Vernunft erscheint im Leben zuletzt --------------------------------------------------- - Kapitel vierzehn -       Übermannt von den Gedanken und den Gefühlen, bezüglich des Wissens, dass Malfoy für sie in die Breche gesprungen war, war... es war erdrückend. Ein Mensch, der Hermine womöglich nichts sehnlicher wünschte als den Tod, war zum Ministerium gegangen und erkaufte ihre Freiheit. Eine eingeschränkte Freiheit, die die ehemalige Gryffindor vor dem sicheren Tod – aufgrund der psychischen Belastung – in Askaban bewahrte. War das zu fassen? Trotz ihrer stringenten Abneigung Malfoy gegenüber, fühlte sie sich ihm gegenüber zu Dank verpflichtet – etwas, das nicht sein durfte. Immerhin war er derjenige, der Hermine gefangen hielt. Ferner öffnete sie zaghaft die Tür zu ihrem Zimmer, das von der Nachmittagssonne erleuchtet wurde und die Konturen ihrer Möbel rot schimmerten. Er hatte sie demzufolge nicht angezeigt, sondern lediglich erwirkt, dass sie bei ihm bleiben musste. Ja, sie musste bei ihm bleiben. Malfoy – der Mann, den sie nie leiden konnte – tat etwas, das Hermine nie von ihm erwartet hätte: Sie vor Schaden bewahren. Anfangs glaubte sie, dass er es tat, um sie hier zu Tode zu quälen, aber im Nachhinein tat er ihr einen Gefallen, über den Hermine zuvor nicht nachgedacht hatte. Nein, so weit hatte sie zuvor nicht gedacht.   Wozu auch? Malfoy war ein Arsch. Ein Mann, der nicht an andere, sondern nur an sich dachte.   Dieser Gedanke hinterließ einen faden, bitteren Beigeschmack. Zumal ihm die Summe, die er gezahlt hatte, nicht wehtat. Malfoy musste sich bezüglich seiner finanziellen Situation niemals Sorgen machen – er schwamm in Gold. Allerdings war es nicht selbstverständlich – schon gar nicht für Draco Malfoy. Seine Devise war vermutlich, dass man nur reich blieb, wenn man das Gold nicht sinnlos ausgab und in ihrem Fall war es – laut seiner Auffassung – sicherlich ineffektiv, eine solche Unmenge an Galleonen zu zahlen. Aber konnte man nicht genau daraus schließen, dass er sich verändert hatte, wenngleich er das nicht hören, gar sehen wollte? Schließlich hätte er niemals für Hermine gezahlt, wenn nicht ein Funken Anstand in ihm ruhen würde, oder?   Und genau das war das Thema, das Hermine beschäftigte. Sie stand in seiner Schuld und dachte ernsthaft darüber nach, inwiefern sie sich bedanken konnte. Hinzu kam auch noch, dass er sie aus der Schlucht gezogen hatte und egal wie lange sie darüber nachdachte, es würde niemals zur Selbstverständlichkeit werden, obwohl sie sogar in Betracht zog, es seiner Berechnung zuzuschreiben – aus dem einfachen Grund, jemanden zu brauchen, den Malfoy willkürlich schikanieren konnte. Wollte er deshalb, dass Hermine von seiner selbstlosen Handlung erfuhr, um sie in falsche Sicherheit zu wiegen, ehe er zum nächsten verbalen Schlag ausholte? Nein, denn dagegen sprach, dass er sichtlich erschrocken wirkte, als Narzissa ihr offenbarte, dass Malfoy die Angelegenheit mittels Galleonen geklärt hatte.   Bei Merlin, die ehemalige Hogwarts-Schülerin war gar nicht mehr in der Lage zwischen Ernst und Spaß zu differenzieren, nachdem sie dem natürlichen Treiben außerhalb der malfoy'schen Grenzen zusah. Wenn man es letzten Endes genau nahm, war Malfoy ein schlechter, niederträchtiger und gemeiner Mensch – schon immer, aber er hatte ihr geholfen. Ob aus Eigennutz oder Selbstlosigkeit, das war Hermine im ersten Moment egal. Jedoch durfte es ihr nicht egal sein.   Merlin, ihre Gefühle fuhren Achterbahn. Was sollte sie noch denken? Wie sollte sie sich ihm gegenüber zukünftig verhalten? Kopfschüttelnd wandte sie sich vom Fenster ab, um sich anschließend auf ihr Bett fallen zu lassen – gefangen in ihrem Gefühlschaos, denn Hermine war – wie sie selbst befand – eben kein schlechter Mensch. Im Gegensatz zu ihm, konnte sie ihre Dankbarkeit zeigen, sogar in Worte fassen. Es waren stets ehrliche und aufrichtige Worte, worum es letztendlich auch ging, wenn man dankbar war. Malfoy hingegen... nun, er fühlte sich noch nie für etwas schuldig – sei es für seine Diffamierungen oder Schandtaten. Oh ja, Hermine würde arg daran zweifeln, wenn er sich jemals entschuldigen würde. Der verzogene Draco Malfoy tat nämlich nur das, was für ihn gut war und dazu gehörten keine versöhnlichen Worte. Zugleich dachte sie immer noch daran, wie sie sich erkenntlich zeigen konnte – bis ihr seine unmoralischen Worte in den Sinn kamen...   Dass er alles von ihr verlangen könnte und sie zu gehorchen hatte.   Eine Tatsache, die Hermine seufzend aufstehen ließ.   Ob es einstudierte Phrasen waren, die die junge Frau einschüchtern sollten? Wollte er ihr aufzeigen, dass er die Macht über sie besaß? Er, der reinblütige Draco Malfoy. Dagegen sprach jedoch, dass er niemals ein Schlammblut, das unter seiner Würde stand, freiwillig berühren würde – zumindest ein kleiner Wermutstropfen, der Hermine beruhigte. Aber wieso in Merlins Namen schützte er sie vor Askaban? Weil Lucius in dem Zauberergefängnis war? Nahm die Erfahrung Einfluss auf Malfoy? Hatte es den damals noch unreifen Draco erschrocken, seinen gebrochenen Vater in dem Zustand zu sehen, weshalb er Hermine vor selbiger Erfahrung bewahren wollte? Gleichzeitig fragte sie sich, ob Malfoy seinen Vater jemals besucht hatte?   Oder aber beruhte sein Mitgefühl auf der Tatsache, dass er sich verändert hatte, wie Hermine zuvor angenommen, Malfoy diese Idee jedoch zerschlagen und sie als einfältige Närrin hingestellt hatte? Ja, irgendwie belächelte auch Hermine ihre eigene Naivität, bezüglich ihrer Gedanken. In Anbetracht dessen hätte sie sogar fast aufgelacht, obzwar es keinen Grund zum Lachen gab, seit ihrer Anwesenheit auf Malfoy Manor. Womöglich schützte er sie bloß, um wieder einmal an seine eigene Haut zu denken, hinsichtlich des Umstandes, dass bereits genug Dreck an seiner Zauberstabspitze hing und diese nicht mit noch mehr Schmutz behaftet werden sollte.   Wie sie es auch drehte, Hermine würde sich bedanken, weil sie sich sicher war, dass Malfoy im ersten Moment aus Mitgefühl und Anstand gehandelt hatte und nicht, um sein Gewissen zu beruhigen. Sie würde sich etwas überlegen müssen, das sie gemeinsam machen könnten – was wiederum die Frage aufwarf, was sie auf Malfoy Manor machen konnten, ohne sich Vorwürfe zu machen.   Vielleicht sollten sie etwas außerhalb ihrer Gefängnismauern unternehmen – auf neutralem Boden? Aber würde er sie überhaupt mitnehmen – nach draußen? Hinzu kam die Frage, wie sie die Zusammenkunft mit Malfoy rechtfertigen konnte, sofern sie gemeinsam in der Öffentlichkeit gesehen wurden?   Ach herrje, es war alles so kompliziert, aufgrund dessen dass Malfoy eine einsame Seele war. Ein verlassener Mann, der wenig über sich preisgab. Keinen einzigen Freund hatte sie bisher hier gesehen – weder Gregory Goyle, noch Blaise Zabini. Freunde aus seiner Jugend. Menschen, mit denen Malfoy in Hogwarts seine Zeit verbracht hatte und es war seltsam, aber Hermine konnte sich nicht vorstellen, dass sie nach der Schule keinen Kontakt mehr zu Ron, Harry oder Ginny haben könnte. Natürlich wusste sie, dass man sich nach der Schule aus den Augen verlor, jeder lebte sein eigenes Leben, man ging neue, getrennte Wege, aber... man würde sich doch immer noch sehen können, etwas unternehmen und zusammen lachen können, oder? Merlin, sie war bis dato tatsächlich der Auffassung, dass Zabini und Goyle die Einzigen seien, die zu Malfoy standen, aber das schien bloß ein Irrglaube ihrer eigenen Vorstellung einer langen Freundschaft zu sein. Allerdings, fernab dieser düsteren, niederschmetternden Gedanken, kam ihr eine rettende Idee – Malfoy war für Sport zu begeistern. Immerhin war er in Hogwarts Sucher des Slytherin-Teams gewesen und sie wusste – wenngleich sie auch unfreiwillig Zeugin von Lavenders damaliger Schwärmerei wurde –, dass er während seiner gesamten Schulzeit sportlich aktiv gewesen war. Jedoch wollte sie nicht zu einem Quidditch-Spiel, weil die Gefahr zu groß war, erkannt zu werden. Zumal sie schon in Hogwarts immer versucht hatte, sich vor einem bevorstehenden Spiel zu drücken. Ha, und doch war sie bei jedem Spiel anwesend... Harry, Ron und Ginny zuliebe.   Es sollte – im Bezug auf Malfoys Überraschung – allerdings etwas sein, das nichts mit Zauberei zu tun hatte. Ob Fußball geeignet wäre? Eine Sportart fern jeglicher Magie. Ok, nicht ganz. Hermine konnte nicht ausschließen, dass kein einziger Zauberer dort wäre, nachdem sie sich daran erinnerte, dass Dean Thomas ein begnadeter Fußball-Fan gewesen war. Außerdem erinnerte sie sich daran, wie Harry ihr einmal erzählt hatte, dass er Ronald dabei erwischte, wie er vor Deans Fußballposter stand – das über seinem Bett hing –, und die Spieler darauf aufforderte, sich endlich zu bewegen.   Ach, was waren das schöne Erinnerungen... Erinnerungen, die hoffentlich niemals verblassten.   Aber sie sollte ihren Fokus auf Malfoy und ihren Plan legen. Sofern ihr Vorhaben klappte, würden die Erinnerungen nämlich weiterhin Bestand haben und nicht von der düsteren Umgebung auf Malfoy Manor verdrängt werden. Zwischenzeitlich dachte sie fieberhaft darüber nach, wann Malfoys Geburtstag war – instinktiv rief sie sich die Schulakten zu denen sie als Schulsprecherin Zugang hatte ins Gedächtnis und plötzlich blitzte das Datum vor ihr auf. Es war der 5.Juni 1980 – Malfoys Geburtstag. Demzufolge könnte sie es so aussehen lassen, als würde es sich bei ihrer Überraschung um ein Geburtstagsgeschenk handeln, in der Hoffnung, mithilfe dieser Farce auch wieder in den Besitz ihres Zauberstabes zu kommen. Hermine müsste ihm bloß genügend Honig um den Mund schmieren.   Oh ja, begierig rieb sich Hermine daraufhin ihre Hände. Das war eine brillante Idee. Sie würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – sich erkenntlich zeigen und Malfoy weismachen, ihm etwas zu Geburtstag zu schenken. Wäre sie ein durchtriebenes Weibsbild, müsste sie sich dafür feiern, angesichts dieses Plans. Ja, nicht Malfoy steuerte sie... Oh nein, Hermine würde Malfoy zu ihren Gunsten steuern – nach ihren Wünschen und Vorstellungen.   „Akina?“, flüsterte Hermine ehrfürchtig, weil sie tatsächlich glaubte, die Wände hätten Ohren und jemand Bestimmtes würde hören, wie sie nach der Elfe rief. Aber noch keine fünf Sekunden waren vergangen, da konnte sie das ihr bekannte Plopp hören, bevor die Elfe vor ihr erschien.   „Die Miss hat Akina gerufen?“ Freudig wackelte das Geschöpf mit den Ohren – darauf hoffend, dem Mädchen einen Wunsch erfüllen zu können.   Lächelnd ging Hermine anschließend in die Hocke. Sie sah dem Wesen eindringlich in die Augen und sprach: „Akina? Sag mal, kannst du disapparieren?“   Überrascht von der Frage, flog einer ihrer knochigen Finger zu ihren rauen Lippen, bevor sie wortlos nickte.   „Du kannst an beliebige Orte apparieren – von Malfoy Manor aus?“ Irgendwie keimte Hoffnung in der ehemaligen Gryffindor auf. „Wenn... Wenn du das kannst, dann -“ Sie pausierte, nicht sicher, wie sie ihre Frage fortführen konnte. „Kannst du jemanden mitnehmen?“   „Oh Miss.“ Akina verstand, worauf ihr Gegenüber hinauswollte. „Akina beherrscht das Seit-an-Seit-apparieren.“ Gleich würde sie dem Mädchen die Hoffnung nehmen müssen, was ihr unendlich leid tat, aufgrund der leuchtenden Augen, die Akina entgegenstrahlten. „Aber ich kann die Miss nicht mitnehmen – das Anwesen meines Herren würde das verhindern.“   „Ich verstehe“, entgegnete Hermine betroffen, aber sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. „Könntest du dann für mich ein Geschenk für deinen Herren besorgen?“   Unglaube blitzte in den runden Elfenaugen auf.   „Dein Herr hat doch demnächst Geburtstag, oder? Ich möchte ihm gerne etwas schenken.“ Einmal – so erinnerte sie sich – war Hermine mit ihrem Vater im Stadion. Es war ein warmer Sommertag und die Welt war in Ordnung. Damals kannte sie den Namen Voldemort noch nicht, die Zaubererwelt war ihr unbekannt, da sie damals noch ein kleines Mädchen war, das in ihrer friedlichen Seifenblasenwelt – beschützt von ihren Eltern – lebte. Außerdem konnte sie sich daran erinnern, dass ihr Vater ihr haargenau die Regeln erklären musste. Ja, Hermine wollte all das verstehen, was ihren Vater so begeisterte. Jedoch – und sie hätte es fast beschwören können – war ihr Vater leidenschaftlicher Arsenal London Anhänger, wohingegen Hermine damals für die schönen blauen Trikots des FC Chelsea schwärmte. Und plötzlich – als wäre ihre Zaubererwelt surreal – wirkten die Erinnerungen an ihre Eltern so klar, so... so als wäre es erst gestern passiert. Alles andere – Hogwarts, Voldemort, die Schlacht, sowie ihre Fähigkeiten zaubern zu können – schien auf einmal nebensächlich zu werden.   „Ich weiß, Miss. Der Herr hat bald Geburtstag.“   „Genau“, erwiderte Hermine paralysiert – noch immer in ihren damaligen Gedanken versunken. „Kannst du ins Highbury Stadium in London apparieren?“ Zugleich schämte sie sich, nachdem sie die Frage laut gestellt hatte. Immerhin benutzte sie die kleine Elfe, sie forderte quasi ein magisches, hilfloses Geschöpf dazu auf, in ein Muggelgebäude zu apparieren um Fußball-Karten zu entwenden. Allerdings fehlte ihr das nötige Muggelgeld, um es irgendwo platzieren zu lassen... Schlussendlich war es Diebstahl, keine Frage, aber im Fußball würde es niemandem wehtun, wenn zwei Karten nicht gezahlt wurden. „Dort suchst du nach Fußball-Tickets. Das sind kleine langgezogene Kärtchen, wovon du bitte zwei Stück mit hierher bringst, ja?“   Auch bat Hermine Akina nicht darum, Tickets für die Tribüne oder eine Lounge zu nehmen. Sie wollte Malfoy den beliebtesten Sport der Muggel näher bringen – was am Besten ging, wenn man das Feeling, sowie die Stimmung nicht hinter einer gläsernen Wand miterlebte. Außerdem erhoffte sie sich Chancen, in dem Trubel verschwinden und abhauen zu können und wenn sie die Karten bereits hätte, würde er es ihr nicht abschlagen, gemeinsam mit ihr ins Stadion zu gehen, oder?   „Kannst du das machen, Akina?“   Die Elfe überlegte kurz, doch willigte sie innerhalb weniger Sekunden ein, da sie – ihrem Anschein nach – etwas wichtiges erledigen musste, das außerhalb von Malfoy Manor lag. „Akina wird der Miss zwei Tickets besorgen und hierher bringen.“   „Aber sei bitte schnell zurück, bevor Mal-“ Hermine unterbrach sich selbst, räusperte sich und fuhr in ruhigem Ton fort: „Ich meine, bevor dein Herr etwas merkt. Es soll ja schließlich eine Überraschung sein, nicht?“   Wieder nickte Akina und verschwand. Indessen hoffte Hermine inständig, dass niemand die kleine Elfe erwischen würde.       ~*~     Inzwischen war auch Draco zum Ende gekommen, wonach er – sehr zu seinem Missfallen – feststellen musste, dass das Essen wirklich gut war. Das war es schließlich immer, bemerkte er innerlich, nachdem er die Gabel neben den Teller legte, nach der Serviette griff und diese über seinen Mund tupfte. Granger musste ihm diesbezüglich keine Vorträge halten. Insofern war es unnötig zu erwähnen, dass das Essen von seinen Elfen zubereitet wurde. Draco wusste das, verdammt nochmal. Aber womöglich wollte sie ihn provozieren – absichtlich. Dabei war er es, der stark war. Draco war derjenige, der verbal über sie herfallen durfte. Immerhin war er frei, er konnte Malfoy Manor verlassen, wann immer ihm danach war – im Gegensatz zu ihr. Und sich noch einmal der Grenze nähern, das würde sich Madame auch nicht mehr wagen, aufgrund der Erfahrung, die sie am eigenen Leib machen musste. Ja, sein Anwesen würde jeglichen Ausbruch zu verhindern wissen – eine Tatsache, über die er Granger aufgeklärt hatte. Und hatte sie gehorcht? Natürlich nicht. Irgendwann würde er nach Hause kommen und Granger noch im Brunnen vorfinden, in den sie hineinstürzen würde. Ja. So weit gingen bereits seine Gedanken – ihretwegen. Wegen einem impertinenten Weib, das seine Hilfe nicht zu schätzen wusste, seine Warnungen ignorierte und mit den Konsequenzen nicht leben konnte. Dass Draco aber derjenige war, der sie gerettet hatte, das berücksichtigte das sture Mädchen nicht. Stattdessen verschlimmerte sie alles – mit bloßen Äußerungen, die Dracos Blut zum Kochen brachte.   Merlin nochmal. Er wollte sie eigentlich quälen, sie leiden lassen und gleichzeitig auf Abstand halten. Jedoch war er gezwungen – angesichts der Vorkommnisse – in ihrer Nähe zu bleiben, bestenfalls noch auf sie aufzupassen. Himmel nochmal, er verabscheute den Gedanken daran schon jetzt. Vielleicht sollte er sie wirklich einfach laufen lassen. Immerhin hätte er dann Ruhe und könnte sein reiches, sorgenloses Leben auskosten.   Aber gehen lassen war letztendlich keine Option.   Ob er sie einmal mit nach Hogsmeade nehmen sollte? Oder... Oder vielleicht zu Potter? Vielleicht bestand dann die Möglichkeit, dass die Situation sich beruhigte oder... dass Granger sich beruhigte, wenn sie ihren Pantoffelhelden einmal sah und sich selbst vergewissern konnte, dass es ihm... nun ja, den Umständen entsprechend gang? Allerdings – und Dracos Mundwinkel sanken daraufhin genervt nach unten – bezweifelte er, dass sich danach die Stimmung verbesserte. Nie würde Granger so sein, wie es sich vorgestellt hatte. Sie war keine Marionette, die sich so einfach lenken ließ.   Aber wie konnte er dafür Sorge tragen, dass sie sich endlich fügte? Sein Blick wanderte durch den Raum, bis er schlussendlich nach draußen sah und den wehenden Bäumen einige Minuten stillschweigend zusah. Es war beruhigend, den Blättern zuzusehen, wie sie sanft und geräuschlos zur Erde fielen – was auch zu Dracos Gedankenblitz führte.   Sie liebte Bücher. Und Draco besaß eine Privatbibliothek, die er dieser halsstarrigen Person zeigen könnte, oder? Es war jedenfalls eine nette Geste, die er gewillt war, preiszugeben. Außerdem wollte er endlich Frieden in seinem Haus. Hinzu kam, dass er mit jemandem reden musste. Er brauchte einen Freund, der ihm zuhörte. Und war es nicht herrlich lächerlich? Er, Draco Malfoy, bräuchte jemandem zum Reden... In Hogwarts hatte er diesen Stress nie gehabt. Nie hatte er jemanden gebraucht – abgesehen von den Mädchen, die er reihenweise im Schloss bestiegen hatte. Das war ein schönes Leben gewesen und Draco vermisste diese Zeit. Damals war alles so... so einfach, doch mit dem Alter wuchs auch die Verantwortung.   „Scheiß drauf“, murmelte Draco beflissen, ehedem er aufstand und zum Kamin marschierte. Sollte Blaise doch denken – wie Dracos es selbst von sich dachte –, dass er weich geworden war. Infolgedessen lehnte er einen Ellenbogen auf den Kaminsims, während seine andere Hand nach dem Flohpulver griff, das er übergangslos in ie Flammen streute und sprach: „Zabini Manor, Grafschaft Bristol, Blaise Zabini.“   Augenblicklich loderten die giftgrünen Flammen auf, bevor die Verbindung hergestellt und Zabinis Zimmer nebulös zum Vorschein kam. Ungeduldig tippten seine Finger abwechselnd auf dem Sims, bis eine schemenhafte Gestalt hervortrat und den Kopf in die Flammen steckte.   „Ach“, vernahm Draco die lachende Stimme seines besten Freundes. „Was für ein seltener Anblick und ich muss gestehen, deine Beine reizen mich nicht wirklich, Malfoy“, scherzte Blaise, der – bedingt durch Dracos Haltung – eben nur seine Beine erkennen konnte.   „Ha, echt witzig, Zabini, aber die Zeiten, in denen ich mich wie ein kleines Kind begeistert in die Flammen setze, sind vorbei. Hast du Zeit?“, fuhr der ehemalige Slytherin nonchalant fort.   „Eigentlich nicht. Ich bekomme später noch Besuch, wenn du verstehst.“ Blaise war sich sicher, dass Draco ihn nicht gut sehen konnte, dennoch wackelte er frivol mit den Augenbrauen.   „Aha.“ Merklich angespannt, verschränkte Draco die Arme vor der Brust, trat vom Kamin weg und fügte mürrisch hinzu: „Der Kamin ist offen, komm durch.“   Binnen weniger Sekunden vernahm Draco – der inzwischen wieder Platz genommen hatte – ein Geräusch, das ihm signalisierte, dass Blaise durch den Kamin gestiegen war.   „Was ein... herzlicher Empfang, Draco. Woher die gute Laune?“   Weshalb hatte er sich nochmals an Blaise wenden wollen und nicht an Gregory? Ach ja, Blaise schimpfte sich bester Freund, der alles bis ins kleinste Detail ausdiskutieren wollte. Gregory hingegen dachte pragmatischer, weswegen er auch zuerst an Blaise dachte. Das nächste Mal würde er Gregory rufen oder alles einfach aussitzen. Punkt. Anmutig, wie es nur Draco schaffte, schob er den leeren Teller zur Seite, während die Elfen damit begonnen hatten, im Hintergrund den Tisch abzuräumen. Zeitgleich umfingen Dracos Zeige-, Mittelfinger, sowie sein Daumen den Hals seines Glases, um sich weiterhin zu beschäftigen. Ungern wollte er vor Blaise sein Gesicht verlieren, aufgrund seiner Arroganz, die er stets perfektionierte. Ja, Eitelkeit, Wohlstand und Arroganz zeichneten Draco aus und würde er diese Maske fallen lassen, wäre er gesellschaftlich ruiniert. Aus dem Grund musste er es so aussehen lassen, als ob es ein belangloses Gespräch werden würde. Anschließend schnappte er sich die Flasche Whiskey, deren goldener Inhalt er in sein Glas füllte, ehe er das Glas hob und mithilfe einer galanten Bewegung die Flüssigkeit hin und herschwappen ließ.   „Möchtest du auch etwas?“, wollte Draco der Höflichkeit halber wissen.   „Nein, danke“, erwiderte Blaise mittels einer knappen Handbewegung. „Aber du kannst mir erklären, wieso du säufst?“   „Saufen? Blaise, ich bitte dich“, empörte sich der Malfoy-Erbe. „Ein Glas.“ Was glatt gelogen war, aber Draco konnte schon gar nicht mehr die Anzahl seiner bereits getrunkenen Gläser aufzählen.   „Natürlich“, seufzte sein Gegenüber. „Ein Glas – muss ich mir Sorgen machen?“   „Du machst dir Sorgen?“, antwortete Draco leicht gehässig, wohl wissend, dass sein bester Freund sich eher um Granger sorgte, wie er in ihrem letzten Gespräch nur allzu deutlich gemacht hatte. „Das musst du nicht. Erzähl mir lieber von deinem Besuch“, versuchte Draco gekonnt abzulenken. „Ich nehme an, sie ist blond?“ Anzüglich hob er sein Glas und trank einen kräftigen Schluck.   „Du hast mich kommen lassen, weil du wissen willst, wie Geneviève aussieht?“ Nun lächelte auch Blaise, der sich im Anschluss nach vorne lehnte und Draco eindringlich ansah, bevor auch er nach einem der sauberen Gläser griff und sich Whiskey eingoss, ohne den Blick von seinem Gegenüber abbrechen zu lassen. „Draco, ich kenne dich, auch wenn dir das unangenehm ist.“   Fuck, ja. Blaise kannte ihn und das zu gut offenbar. Na und? Anscheinend durfte man seinen besten Freund nicht mehr einladen, ohne dass der direkt an irgendwelche Verschwörungen dachte.   „Falsch!“, klinkte sich die innere Stimme in den Zwiespalt mit ein. „Du hast ihn zu dir kommen lassen, weil du reden willst. Hierbei handelt es sich in keinster Weise um eine Verschwörung, mein Lieber.“ Die Stimme kam wieder in Fahrt, was man deutlich an den gewählten Worten erkannte und vor allem daran, dass sie wieder nicht auf Dracos Seite stand – was nichts Neues war. „Sei wenigstens dir selbst gegenüber so fair und ehrlich.“   Dracos Freund wusste, dass er recht behielt, weshalb er unbeeindruckt fortfuhr: „Nun ja, sie ist tatsächlich blond. Recht schlank – Standard, Draco. Du kennst ja meinen Geschmack, aber deinen scheine ich seit Neustem nicht mehr zu kennen, richtig?“   „Was soll das, Blaise?“   Bevor er antwortete, gönnte sich Blaise ebenfalls noch einen kräftigen Schluck. Nachdem er das Glas abgesetzt hatte, leckte er sich freudestrahlend über seine feuchten Lippe, beäugte Draco und wischte sich abschließend über den Mund. „Na ja, Granger ist ja so blond, wie ich es bin, richtig? Erzähl, wie geht es unserer Miss? Oder sollte ich eher deine Prinz-“   „Untersteh dich, Blaise!“   „Draco“, begann Blaise erneut – dieses Mal sanfter. „Du willst doch über Granger reden.“   Ja, vorhin wollte er das auch noch. Aber jetzt... Jetzt, nachdem die Situation eingetroffen war und er sich seinen Ballast von der Seele reden konnte, wollte er zurück in sein Schneckenhaus kriechen. Er war schlichtweg feige, zuzugeben, dass er jemanden zum Reden brauchte und baute auf Blaise, dass er derjenige war, der den Fokus auf Granger rückte – was er auch tat. Eben weil er erkannte, dass Draco ein Feigling war.   „Du offensichtlich mehr“, ergänzte Draco daraufhin.   „Nein“, entfuhr es ihm entnervt. Draco hielt ihn also tatsächlich für dumm. Er war scheinbar der Annahme, dass er so unnahbar wäre, so undurchschaubar, aber das war Draco momentan so gar nicht. „Du“, betonte Blaise, „willst über Granger reden. Das ist der Grund, wieso du mich angefloht hast“, offenbarte er das Unaussprechliche.   Und genau das führte auch dazu, dass Draco sein Whiskeyglas auf die Tischplatte knallte, woraufhin etwas der goldenen Flüssigkeit überschwappte. „Brisko!“   „Zum Henker, Draco. Was brüllst du so nach dem Elfen? Die können am allerwenigsten etwas dafür, dass du in der Situation steckst, in die du dich selbst manövriert hast. Komm mal wieder runter.“ Argwöhnisch, weil er Draco nicht einschätzen konnte, faltete er seine Hände ineinander, ohne seinen Freund aus den Augen zu lassen. „Erzähl mir lieber, was Granger macht? Hat... sie sich eingelebt?“   Lachend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, hob das Whiskeglas und sah hindurch zu Blaise. „Ist das dein verdammter ernst? Ich glaube nicht, dass sie sich jemals einleben wird.“   „Das sollte sie aber“, entgegnete Blaise.   „Das sollte sie nicht!“   „Draco, für immer ist eine recht lange Zeit.“ Er wusste, dass man Feuer nicht mit Benzin löschen konnte, aber so wie Draco sich benahm, war es kein Wunder, dass Granger sich nicht einleben konnte. Wer wusste schon, wie abtrünnig er mit ihrer ehemaligen Schulkameradin sprach?   „Wenn du denkst, dass du witzig bist, dann lass dir gesagt sein, dass du es nicht bist.“ Unterdessen stellte er sein Glas zurück und beobachtete seinen Elfen, wie er herbeigeeilt kam um die Flüssigkeit wegzuwischen.   „Glaub mir, ich will nicht witzig sein“, betonte er händeringend. „Aber du willst über Granger reden, doch sobald wir das tun, wirst du hitzköpfig und stur, weil du scheinbar die Wahrheit nicht verträgst. Verständlich“, provozierte Blaise weiter. „Wer will schon hören, dass man jemanden gerne um sich hat, den man eigentlich nicht mögen darf, weil man es jahrelang eingetrichtert bekam.“   „Was? Du spinnst dir was zusammen.“   „Im Gegensatz zu dir, bin ich aber hier, Draco. Ich bin da und ertrage deine Launen, obwohl ich mir was besseres vorstellen könnte, als deine Stimmung zu erdulden.“   Schnaufend wandte Draco seinen Blick ab. Wollte sein bester Freund ihm gerade vorwerfen, was für ein miserabler Freund er war? Das musste er nicht. Draco wusste das auch ohne Blaises Worte.   „Tze, ja. Schnaufen kannst du gut – das konntest du schon immer. Aber merk dir, dass du mich herbestellt hast. Also rede endlich mit mir. Sowas machen Freunde nämlich und auch wenn du das nicht gerne hörst, aber ich bin dein Freund.“   Wusch Blaise ihm gerade den Kopf? Es sah ganz danach aus, was Draco nicht einordnen konnte und Verblüffung seine markanten Züge zierte. Zumal sich Blaise noch nie zuvor so gegen ihn aufgelehnt hatte, indem er ihm den Zauberstab – im wahrsten Sinne des Wortes – auf die Brust drückte. Es war ein Novum, woraufhin sich der ehemalige Slytherin abermals Whiskey in sein Glas goss.   „Schön“, blaffte Blaise anschließend, nachdem sein Gegenüber schweigsam blieb. „Dann eben nicht.“ Im Umkehrschluss erhob er sich, schnappte nach seinem Umhang und legte diesen um seine Schultern.   „Ihr geht es gut“, murmelte Draco – den Blick noch immer abgewandt. „Körperlich jedenfalls“, fügte er hinzu, ohne zu bemerken, wie sich sein Mund bei diesen Worten verzerrte. Er verabscheute sich womöglich selbst dafür, was er Granger bisher alles angetan hatte, doch Blaises Reaktion versetzte ihm den Rest. „Sie ist oben – glaub ich.“   „Aha, und weiter?“, pochte Blaise, während er sich nach vorne beugte und die Hände auf der Stuhllehne abstützte.   „Dein Blick auf mich ist beunruhigend“, antwortete Draco stattdessen, ohne Bezug auf Blaises Frage zu nehmen. „Was ist los?“   „Was los ist, willst du wissen?“, entfuhr es Blaise entnervt, ehe er den Stuhl umrundete und sich nochmals setzte. „Man, Draco. Es gibt Menschen, die reißen sich den Arsch für dich auf, aber du schätzt das nicht einmal – das ist los. Du nimmst alles für selbstverständlich und das ist es nicht“, fuhr er gereizt fort. „Ich schenke dir meine aufrichtige Zeit, ich bin dein Kumpel und ich weiß, dass du... schwierig bist und man vielleicht etwas mehr Verständnis für dich aufbringen muss. Das weiß ich, Draco. Immerhin verbringen wir seit unserer Kindheit Zeit miteinander, weswegen ich auch weiß, dass du es nie für nötig halten wirst, Opfer zu bringen, geschweige Aufopferung zu schätzen. Das hat sich seit Hogwarts nicht geändert und du denkst, dass man dir zu Füßen liegen muss – was okay ist. Manche brauchen diesen... Narzissmus. Aber“, murmelte Blaise mit erhobenem Finger, „nur weil du wie ein Adonis aussiehst und du es deinem guten Aussehen verdankst, dass dir alle Frauen zu Füßen liegen, heißt das noch lange nicht, dass ich dir auch hörig bin, okay?“   Jap. Das nächste Mal würde Draco definitiv zuerst an Goyle denken und ihn anflohen. Der warf ihm wenigstens keine Gemeinheiten, und vor allem keine Wahrheiten an den Kopf. „Ich bin ein Adonis?“ Draco wusste, dass er gut aussah und das hatte nichts mit Arroganz zu tun, aber sein Erscheinungsbild gehörte nun einmal zu ihm, wie der Zauberstab zum Zauberer.   „Als ob du das nicht wüsstest“, bemerkte er augenrollend. „Aber das zieht nicht, Draco. Also, wie geht es Granger?“   Mürrisch versuchte Draco, sich weiter in seinen Stuhl zu pressen, in der Hoffnung, er würde ihn verschlingen. „Wie soll es ihr gehen, Blaise? Beschissen, man. Ich halte sie gefangen.“ Unbewusst strich er sich währenddessen die Haare aus dem Gesicht. Vielleicht tat er es auch bewusst, um Blaise nicht länger anzusehen.   „Das dachte ich mir. Wieso lässt du sie nicht gehen?“   „Ja, Draco. Wieso lässt du sie nicht gehen?“ Seine innere Stimme rieb das Salz noch tiefer in die offene Wunde – herrlich. „Wenn du darauf bestehst, kann ich meine Vermutung doch noch aussprechen. Oder kommst du von alleine drauf?“   Nein, bei Merlin. Die Stimme musste gar nichts sagen. Sie sollte sich am Besten gar nicht mehr dazu äußern und Draco in Frieden lassen, aber selbst das gönnte man ihm nicht. Sein Innerstes stellte sich wieder einmal gegen ihn und zu allem Überfluss trat Blaise auch noch nach.   „Ich werde dir sagen, wieso du sie nicht gehen lässt“, holte Blaise aus. „Weil du ihre Anwesenheit in diesem großen, verdammten Anwesen genießt. Mittlerweile ist es nämlich so, dass du sie gerne um dich hast, wenngleich du sie dir noch auf Abstand hältst – sei es um ihret- oder um deinetwillen. Das weiß ich noch nicht, aber ich weiß, dass du gerne in ihrer Nähe bist, und weißt du, wieso das so ist?“ Blaise ließ sein Gegenüber gar nicht antworten, er sprach einfach weiter: „Weil Granger keine von deinen Gespielinnen ist. Sie ist keine Schlampe, wie all die anderen Weiber, die du mit hierher genommen, ausgenutzt und beglückt hast. Scheiße, was?“   „Was willst du mir eigentlich sagen, Blaise?“ Nachdenklich schloss Draco seine Augen, bevor seine Finger mit leichtem Druck über die geschlossenen Lider rieben.   „Dass Granger anders ist. Dass Grangers Art dich fasziniert, aber wieso sage ich dir etwas, was du schon längst weißt?“   Entsetzt über diese Analyse, öffnete er seine grauen Augen, legte sie Arme auf die Lehnen und versuchte, sich mühevoll in dem Holz festzukrallen. Kannte Blaise ihn wirklich so gut, obwohl Draco immer verschlossen, rücksichtslos und wortkarg im Umgang mit seinen Gefühlen und Emotionen war? Hatte Blaise ihn nicht sogar indirekt einen miserablen Freund genannt, eben weil er so war, wie er eben war?   „Du strapazierst meine Nerven ganz schön. Weißt du das auch, Blaise?“   „Leb damit, und ich werde nicht müde, dir weiterhin auf die Nerven zu gehen.“   „Tja, dann hoffe ich, dass du nicht allzu enttäuschst sein wirst, wenn ich dir sage, dass deine Vermutungen kompletter Nonsens sind“, grinste Draco ihm entgegen – sicher, das Wortgefecht gewonnen zu haben. Schließlich war Lucius sein Vater – ein Meister in Wortkriegen. Abschließend setzte er sich wieder gerade hin und sah dem Menschen entgegen, der Draco zu kennen schien – allerdings mit leerem Blick, so dass es Blaise schwerfallen würde, irgendetwas in seinen Augen herauskristallisieren zu können.   „Ah“, lachte auch Blaise. „Da ist er wieder: Dein Schäm-dich-Blick. Clever, Draco. Wirklich clever, aber du wirst noch an mich denken, wenn auch du zu der Erkenntnis kommst, dass Granger anders ist.“   Dazu müsste er nicht an Blaise denken. Draco wusste bereits, dass Granger anders war. Allerdings war es nichts Positives. Granger war... sie war eben Granger. Die Granger, die keinen Sex hatte. Die Granger, die weder trank noch rauchte. Granger war ein Mädchen, das ein langweiliges Leben führte und es scheinbar genoss – im Gegensatz zu ihm. Draco wollte Sex. Draco hatte auch Sex. Er trank und rauchte das eine oder andere Mal. Demzufolge gab es nichts, was er auch nur annähernd anziehend an ihr fand.   „Lügner!“, spie die Stimme halsbrecherisch. „So langweilig kann sie gar nicht sein, wenn du dauernd an ihre Beine und ihren Hintern denkst. Und wieso stellst du dir immer wieder vor, wie sie nackt aussieht?“   Natürlich. Die Stimme... sie durfte nicht fehlen. Das Gespräch mit Blaise war schon kräftezehrend, aber seine innere Stimme war eine Herausforderung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)