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Cold wind blows

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Da ich noch Urlaub hab, muss ich das ausnutzen und Kapitel posten :D Komplett anzeigen

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Mut ist die Tugend, die für Gerechtigkeit eintritt

- Kapitel acht -

 

 

Das Baden tat unheimlich gut. Hermine tat sich schwer, nach etwa einer Stunde aus der Wanne zu steigen, doch wurde ihre Haut bereits faltig, was sie früher immer unheimlich witzig fand. Indessen sah sie sich traurig um, wissend, dass sie wieder auf ihre getragene Kleidung zurückgreifen musste – sie müsste irgendwann improvisieren, da sie nicht ständig ihren einzigen Satz Kleider tragen konnte. Demzufolge ging sie auf nassen Zehenspitzen zu einem der Schränke und entnahm ein weiches Handtuch, das sie sich sorgfältig um ihren Körper wickelte, ehe sie ein zweites hinzuzog und dieses um ihren Kopf band.

 

Mit ihrem Zauberstab hätte sie ihre Haare trocken hexen können, aber da sie nicht im Besitz ihres Stabes war, musste sie sich nach vorne beugen und ihre Haare per Hand trocken rubbeln, was sie auch mehrere Minuten tat, bis schlussendlich kein Tropfen mehr zu Boden tropfte. Im Anschluss betrat sie wieder – bewaffnet mit einer Haarbürste – ihr Zimmer und setzte sich vor die Kommode. Während sie immerzu mit der silbernen Bürste ihre Haare kämmte, beschloss sie, sich darauffolgend etwas zu essen zu besorgen. Malfoy war schließlich kein armer Mensch. Im Gegenteil, er könnte womöglich eine ganze Armee ernähren.

 

Und als hätte ihr Magen nur darauf gewartet, begann er auch schon zu grummeln, woraufhin sie die Bürste zur Seite legte und die Glastür zum angrenzenden Balkon öffnete. Noch waren die Tage angenehm warm, die Sonne war jedoch schon lange untergegangen und nichts als die Schwärze strahlte ihr entgegen, während der Wind ihre gewellten Haare zerzauste.

 

„Du wirst noch verrückt, Hermine“, flüsterte sie sich selbst zu und blickte hinab zu ihrem eingewickelten Bauch, dessen Laute immer eindringlicher klangen. Als würde er der jungen Frau sagen wollen, dass sie ihn endlich mit Nahrung befüllen sollte. Aber wann hatte sie zuletzt etwas wirklich nahrhaftes gegessen? Es musste schon ewig lange her gewesen sein, angesichts der letzten strapaziösen Monate. Der Krieg, die Schlacht auf Hogwarts, der... der Tod ihrer Mutter – es waren Situationen, die ihr nicht die ersehnte Lust nach Essen gebracht hatte und dies forderte ihr Magen nun ein.

 

„Akina?“, wisperte die heranwachsende Frau in die Stille hinein. Unverzüglich ploppte es neben ihr auf dem Balkon – die kleine Elfe schüttelte leicht perplex ihren Kopf und verbeugte sich eifrig, nachdem sie Hermine entdeckt hatte. „Nein, bitte nicht“, fügte Hermine freundlich hinzu, bevor sie vor der Elfe in die Hocke ging. „Du musst dich nicht vor mir verbeugen, in Ordnung?“

 

„Aber Miss, das -“

 

„Nein, bitte verbeug dich nicht vor mir. Ich bin gewiss nicht höher gestellt als du.“ Dass Hermine die Welt der Elfe ein wenig auf den Kopf stellte, bedachte sie gar nicht. Ihr war es nur zuwider, wie schlecht Elfen behandelt wurden und das wollte sie umgehen, ehe sie lächelnd fortfuhr und der Elfe entgegensah. „Kannst du mir vielleicht sagen, wo die Küche ist, Akina?“ Noch immer umspielte ein zaghaftes Lächeln ihre Lippen, während sie nach wie vor neben der Elfe hockte und deren spitzes Gesicht betrachtete. Sie hatte kugelrunde, wunderschöne grün schimmernde Augen, jedoch wirkte ihre Haut – verursacht durch den verdreckten, alten Kissenbezug – sehr blass.

 

„Miss, Akina... Akina würde Ihnen so gerne helfen, aber das darf Akina Ihnen nicht sagen“, antwortete sie mit großen, aufgerissenen Augen, ehe sie sich die Hände vor ihren offen stehenden Mund schlug. „Der Herr hat uns ausdrücklich -“

 

„Wo ist denn dein Herr?“ Was war Malfoy bloß für ein Ekel, das sich an dem Leid und der Angst seiner Elfen bereicherte, indem er sie schamlos ausbeutete? Hinzu kam das Verbot, dass seine Elfen ihr nicht sagen durften, wo sich die Küche befand. Was wollte er damit erreichen? Dass sie irgendwann zusammengebrochen in ihrem Zimmer lag?

 

„Der Herr ist außer Haus“, flüsterte Akina in gebückter Haltung, während ihr Kopf hin und her schwang und sie sicherstellen wollte, dass niemand sie hören konnte.

 

So war es also... Der gnädige Herr war außer Haus, während er sie hier einsperrte. Schön, dass er wenigstens sein altes Leben behielt und Hermine wie... wie eine Sklavin gefangen hielt. Aber das bestärkte die ehemalige Gryffindor nur noch mehr, das zu tun, wonach ihr Magen verlangte – nämlich etwas zu essen. Folglich ging sie – ohne Akina zu antworten – zielstrebig an der Elfe vorbei; geradewegs auf die verschlossene Tür zu.

 

„Miss?“, rief Akina ihr hinterher, aber sie ging einfach weiter, woraufhin die Elfe ihr blitzschnell gefolgt war. An der Tür angekommen, blickte sie verunsichert zu der netten Menschen-Frau hinauf. „Wo- Wohin möchte die Miss gehen?“

 

Schmunzelnd erwiderte Hermine ihren Blick, da sie die Neugier der Elfe süß fand. „Ich werde die Küche suchen.“

 

„Oh nein, Miss. Das... Das dürfen Sie doch nicht.“ Völlig aufgelöst rang Akina mit sich und ihren Worten. Gleichzeitig hüpfte sie angesichts ihrer Aufregung von dem einen zum anderen Bein.

 

„Bitte mach dir keine Gedanken, Akina. Ich werde deinem Herren nichts verraten, das verspreche ich dir. Wenn du mir allerdings sagst, wo die Küche ist, finde ich sie schneller.“ Sie wollte die Elfe gar nicht unter Druck setzen, sondern ihr Vertrauen gewinnen, denn wen hatte sie in diesem Haus schon, außer die Elfen? Aber ihr Hunger... Immer mehr verspürte sie das unaufhörliche Knurren ihres Magens.

 

Unsicher wog die Elfe ab, was sie tun sollte, bis sie entschied, Hermine zu helfen. Akina mochte das Mädchen, das bisher so nett zu ihr gewesen war. „Folgen Sie mir, Miss.“ Aufmunternd blickte sie nach oben und Akina wusste, sie tat das richtige, nachdem sie die erhellten Züge des Mädchens wahrnahm. Ganz selbstbewusst griff die Elfe – trotz ihrer Aufforderung und des Verbots, Menschen zu berühren – nach Hermines Hand, die sie anschließend mit sich nach unten zog.
 

„Ich danke dir“, kommentierte Hermine und ließ sich bereitwillig von Akina mitziehen. Ihr war die Gefahr bewusst und es hätte ihr beinahe wieder Tränen in die Augen getrieben, aufgrund der Geste. Dass die Elfe sich bewusst in Gefahr begab, das... das erinnerte Hermine an Dobby – einen unglaublich lieben Elfen, der sich damals schon Lucius widersetzt hatte, um Harry vor Gefahren zu bewahren. Umso erpichter war Hermine, dass Malfoy niemals erfahren würde, dass die Elfe ihr den Weg zur Küche zeigte.

 

 
 

~*~

 

 

„Du willst mir offenbar immer noch nicht erzählen, wieso Granger bei dir ist?“, offenbarte Blaise fadenscheinig, der im Grunde gar nicht fragen wollte, aber er war im Bezug auf Granger – die Draco nicht ausstehen konnte – total irritiert. Ausgelassen lehnte er sich in seinen Stuhl zurück, während sein rechter Arm gemütlich nach vorne zum Tisch ausgestreckt war und er mit gespitzten Ohren auf Dracos Antwort wartete. „Draco, jetzt erzähl schon. Was hat ihr Vater angestellt, was es rechtfertigen könnte, sie gefangen zu halten?“

 

War er zu forsch? Nach dem Blick seines Gegenübers schien das der Grund gewesen zu sein, weswegen sich der blonde Junge in Schweigen hüllte. Zwar hatte er Blaise im Studierzimmer deutlich gemacht, wie wenig er darüber reden wollte, aber damit konnte sich der dunkelhäutige Junge doch nicht abfinden, oder? Draco zog es nicht in Betracht, sich ihm anzuvertrauen, aber wieso nicht? Als jedoch die Bedienung zu ihrem Tisch kam, wechselte Blaise das Thema auf die notwendigen Spenden, die Draco in Lucius' Namen wohl fortführen würde – eine schleppende, nicht wirklich interessante Unterhaltung, weil er sich überhaupt nicht für Finanzen, geschweige denn für das Ministerium interessierte, aber ungern würde er Draco in Bredouille bringen wollen, bezüglich des brisanten Granger-Themas.

 

„Mal ehrlich, Draco. Wieso möchtest du nicht mit mir reden?“, begann er von vorne, nachdem die junge Kellnerin die nächste Runde Butterbier zu ihrem Tisch gebracht hatte. „Du kannst mir ruhig erklären, was Granger in deinem Haus macht, oder?“ Er war verzweifelt. War er wirklich, weil er seinem besten Freund ins Gewissen reden wollte, obwohl er wusste, wie unnütz sein Handeln war. Dennoch wollte er ihm vor Augen führen, wie falsch seine Vorgehensweise war.

 

„Ich möchte es dir aber nicht erklären, Blaise“, erörtere Draco augenrollend, während er seinen Krug fester umklammerte, so dass bereits seine Knöchel weiß hervortraten. „Oder spreche ich eine andere Sprache, weil du es scheinbar nicht verstehen willst?“

 

„Wieso bist du so giftig?“, fragte er stattdessen. „Wenn du nicht darüber reden willst, dann frage ich mich, wieso du mir überhaupt erzählst hast, dass sie bei dir ist?“ Blaises Energie war unerschöpflich, aber Dracos Starrsinn genauso.

 

Infolge seiner permanenten Fragerei verlor Draco seine Fassung. Schlecht gelaunt landete seine geballte Faust neben seinem Krug, was zur Folge hatte, dass der Schaum seines Butterbiers überschwappte. „Du hast recht. Es war ein Fehler, dir überhaupt davon zu erzählen, mein Freund.“ Parallel lehnte auch er sich in seinen Stuhl zurück, nachdem ihr klar wurde, dass er überreagiert hatte. Zusätzlich ließ er seinen Blick zu der Blondine gleiten, die ihm das Butterbier gebracht hatte und ihm ständig zulächelte. Allerdings schienen ihm braune Haare irgendwie besser zu gefallen...

 

Keine Ahnung, wieso das so war und zuzüglich musste ihn auch noch seine innere Stimme damit aufziehen.

 

Was denkst du da nur, Draco? Dir gefallen braune Haare also besser, ja?“, bemerkte die Stimme anzüglich. Hätte sie ein Gesicht, würde die Stimme vermutlich bis über beide Ohren grinsen.

 

Nein, er durfte sich nicht auf diese Bemerkung einlassen. Angesichts dessen suchte er nochmals Blaises Blick und antwortete genervt: „Sind wir hier um zu feiern, oder weil du über Granger reden willst?“ Er war nicht in der Stimmung, um Granger zum Hauptthema zu machen. Zumal auch die Lust hinsichtlich des Feierns rapide sank, anlässlich der Belagerung durch Blaises Fragerei. Dabei wollte Draco all das mit sich selbst ausmachen. Er musste sich mit ihr alleine arrangieren und auskommen. Auch, weil es seine Idee war, dass sie für immer bei ihm zu bleiben hatte und sie einwillige, jenes Kriterium zu akzeptieren...

 

Sekunde mal. Das tat sie, um ihrem Vater zu helfen!“

 

Merlin, ja, das wusste er auch. Granger war heilig, ja. Sie wollte ihren Vater befreien, weil ihre Mutter gestorben war und sie sich in der Pflicht sah, ihrem Vater die Freiheit zu ermöglichen. Sie nahm die Konsequenzen auf sich, um ihrem Vater weitere Trauer zu ersparen, die sie stattdessen auf ihre zerbrechlichen Schultern lud, aber war das Dracos Problem? Nein, es war nicht sein Problem, dass sie diese Herausforderung selbstlos auf sich nahm – mit dem Wissen, dass es ihr auf Malfoy Manor nicht besser erging.

 

„Draco, bitte“, wagte Blaise dahingehend einen neuen Versuch. „Du weißt, dass du nicht von ihr verlangen kannst, dass sie eingesperrt auf Malfoy Manor lebt. Anfangs dachte ich noch, dass du dir einen Spaß daraus machst und sie gehen lässt, aber mir drängt sich der Verdacht auf, dass du sie gar nicht gehen lassen willst.“

 

„Wird sie auch nicht. Sie hat eingewilligt, für immer bei mir zu bleiben.“
 

„Was?“ Den Schluck, den Blaise gerade getrunken hatte, wäre ihm beinahe wieder aus der Nase gespritzt, da er sich verschluckte. „Du willst, dass sie bei dir bleibt – für immer? Aber... Draco, du kannst sie doch nicht für immer auf Malfoy Manor einsperren?“

 

Woher nahm sein bester Freund diesen unverschämten Mut? Dass er sich wagte und Dracos Entscheidung in Frage stellte... Unfassbar. Oder war das ein abstoßender Bonus einer Freundschaft? Dass man unangenehme Wahrheiten aussprechen durfte? Waren das diese skurrilen Grundbausteine einer echten Freundschaft – Vertrauen und Ehrlichkeit?

 

„Und wie ich das kann. Ich war im Ministerium und habe ihren Aufenthalt abgesegnet“, offenbarte er schnaufend, ehe er fortfuhr: „Sie wird bleiben, verdammt.“ Angestrengt griff er anschließend in seinen verspannten Nacken, um diesen zu massieren, während er Blaise musterte. „Ich will sie im Haus haben, weil sie eine Strafe absitzt. Punkt.“

 

„Ha, natürlich segnet das Ministerium deine Wünsche mit dem größten Wohlwollen ab. Und wir wissen beide, wieso das so ist.“

 

Was erlaubte sich sein Kumpel? „Ach, und woran liegt das?“

 

„Wir wissen beide, dass du das nur deinen Galleonen zu verdanken hast, aber du vergisst eine Sache: nämlich Potter“, entgegnete Blaise mit erhobenem Finger. „Was machst du, wenn Potter aus dem Koma erwacht? Was wirst du tun, wenn er und Weasley vor deiner Tür stehen?“

 

„Dann werden sie ihre gerechte Strafe erhalten, weil ich ihnen die Erlaubnis sicher nicht geben werde.“ Und er wusste selbst, dass er Granger nur dank seiner Galleonen an sich und das Haus binden konnte. Aber wer war Blaise, um ihm Vorwürfe zu machen? Schließlich war Blaise auch nur ein reicher, verzogener Junge, der genauso handeln würde. „Und noch was: Alles verdanke ich auch nicht meinem Gold.“

 

„Nein?“, goss Blaise weiter Öl ins Feuer. „Du verdankst deinen Luxus nicht deinem Gold?“ Nachfolgend amüsierte sich Blaise, hinsichtlich Dracos bröckelnder Fassade, die er zu verbergen versuchte, indem er gespielt langweilig sein Kinn auf seiner Hand abstützte und desinteressiert zu Blaise sah. „All die Frauen, die um dich tänzeln sind natürlich nur an deinem guten Aussehen interessiert, stimmts? Gold spielt diesbezüglich keine Rolle, was?“

 

„Blaise, du -“

 

„Nein, warte“, bemerkte er, da Blaise gerade erst in Fahrt kam und stoppte Draco mit seiner erhobenen Hand. „Die ganzen Mädchen in Hogwarts waren nicht an deinem Status oder an deinem Gold interessiert, richtig? Millicent, Pansy, Daphne – sie mochten dich, weil du ein Gentleman warst.“
 

„Blaise -“

 

„Oh, warte“, sprach Blaise ungerührt weiter. „Ich hab ja noch gar nicht die Schülerinnen aus den anderen Häusern aufgezählt.“
 

„Es reicht, Blaise!“ Dracos Oberkörper beugte sich nach vorne und seine Hand schlug nochmals auf den verschmutzten Tisch. „Das hat alles nichts mit meinem Reichtum zu tun, verstanden?“ Nein, er war tatsächlich von seinem Aussehen und seinen Qualifikationen überzeugt. Aus keinem anderen Grund waren die Mädchen zu ihm gekommen.

 

„Gut, dann kommen wir auf Granger zurück, deren Gefangenschaft du dir erkauft hast. Du kannst von Glück reden, dass Potter im Koma liegt, weil Weasley sich alleine nicht wagen wird, irgendetwas gegen dich zu unternehmen – im Gegensatz zu Potter.“ Blaise gab zu, dass er übertrieb, aber er musste Draco vor Augen führen, wie selbstgefällig er geworden war, nachdem er die Galleonen seines Vaters geerbt hatte.

 

„Du kennst mein Haus, das die beiden Trottel ohne meine ausdrückliche Erlaubnis gar nicht betreten können.“ Er war nun an der Reihe, seinem Gegenüber die Leviten zu lesen, da er Blaise nun lange genug gewähren ließ. „Und wenn man den Zeitungen Glauben schenken darf, wird sich Potters Zustand auch so schnell nicht verändern. Sofern aber ein Wunder geschieht, lasse ich es darauf ankommen. Kapiert, Blaise? Ich lasse es darauf ankommen, dass Potter und Weasley kommen!“ So, er hatte seinen besten Freund Schachmatt gesetzt. Eindeutig.
 

Wie engstirnig Draco sein konnte. Es war kaum auszuhalten, weshalb er sich ununterbrochen mit seinen Fingern über den geraden Nasenrücken rieb. „Wer austeilt, muss auch einstecken können, Draco. Deshalb frage ich dich: Willst du es dir nicht noch einmal überlegen und Granger gehen lassen? Ich versichere dir, Potter wird kommen, wenn er aufwacht und erfährt, was los ist.“

 

„Nein, ich werde es mir nicht noch einmal überlegen.“ Der junge Malfoy war an einem Punkt angekommen, der nicht weiter überschritten werden durfte. Blaise jedoch ignorierte diese Warnung geflissentlich.

 

„Aber -“

 

„Nein, verflucht nochmal!“, schnauzte er los und fegte gleichzeitig mit seiner Hand den Glaskrug zu Boden. „Es gibt kein aber, Blaise.“ Verdammt nochmal, es ging Blaise nichts an. Ferner kam es Draco so vor, als ob Blaise ihm die Schuld an allem geben wollte, aber dem war nicht so. Schuld waren sowohl Granger, als auch ihr Vater. Hätte dieser Mann sein Herrenhaus nicht entdeckt, könnte er jetzt mit Blaise seelenruhig hier sitzen und weiterhin die Blicke der Kellnerin genießen. Allerdings blieb sein Wutausbruch nicht unbemerkt. Die Leute um ihn herum sahen ihn an, als wäre er der Verrückte.

 

Merlin...

 

Nein, diesen abschätzigen Blicken wollte er nicht länger ausgesetzt sein. Angrenzend erhob er sich und bereute es jetzt schon, seinem Freund von Granger erzählt zu haben. Mürrisch warf er sich seinen Umhang über die Schulter, ehe er ihn mit einer schweren Kette verschloss und Blaise den Rücken zuwandte. Zeitgleich klopfte er sich Staub von den Schultern, der gar nicht existent war, um zumindest die Unruhe zu schmälern.
 

„Wohin gehst du?“, entschied sich Blaise unnötigerweise zu fragen.

 

„Ich gehe“, antwortete der Angesprochene grummelnd. „Sieht man das nicht?“

 

„Das ist doch albern, Draco.“ Gerne hätte er die Hand auf die Schulter seines ältesten Freundes gelegt, aber er wusste auch, wie wenig er Berührungen mochte.

 

„Lass gut sein, Blaise.“ Nein, er wollte unter keinen Umständen, dass sein Freund näher kam. Noch weniger wollte er die Berührung, die Draco angeblich Trost spenden würde. Denn das tat sie nicht. Zumal es sich anfühlen würde, als würde ein Vater seinem Sohn einen Rat geben wollen, auf den er gut und gerne verzichten konnte. Zuzüglich würde Blaise ihm vermutlich mitteilen wollen, dass man nie alleine war.

 

Pah... Draco war immer alleine, woraufhin er kopfschüttelnd zu einem der Kamine spazierte, um zurück nach Malfoy Manor zu flohen.

 

 
 

~*~

 

 

Zahllose Gänge passierte Hermine gemeinsam mit der Elfe, bis sie die Küche erreicht hatten – noch immer in ihr weiches Handtuch gewickelt. Umgeben von Schränken besah sich Hermine die große Küche. An einer Wand war ein zirka drei Meter langer Tresen angebracht worden, worauf mehrere Herdplatten thronten – umsäumt von dunklen Fliesen und weiteren Schränken, die den Raum kalt und eng erscheinen ließen. Zur selben Zeit huschten bestimmt dreißig kleine Wesen von der einen zur anderen Ecke, um sich vermutlich vor Hermine zu verstecken.

 

Verständlich. Sie kannten die junge Frau nicht und erwarteten, bestraft zu werden. Offenbar kannten sie es nicht anders und waren es gewöhnt, Schläge zu erwarten, sobald ein Mensch die Küche betrat. Gott, wie erniedrigend das war.

 

Vorsichtig näherte sich Hermine einem der großen Tische, an dem wohl die Speisen garniert und Zutaten geschnitten wurden. Gerne würde sie jeden einzelnen Sklaven befreien, aber sie erinnerte sich an Malfoys Drohung, bezüglich ihres Vorhabens. Doch eins war gewiss: Hätte sie ihren Zauberstab, sie hätte unverzüglich dreißig saubere Kissenbezüge heraufbeschworen, bevor sie jedem einzelnen Elfen eines in die Hand gedrückt hätte – ob gewollt oder nicht. Aber das hier... Diese Atmosphäre war doch eine Zumutung, wenngleich der Raum vor Sauberkeit blitzte.
 

„Ist alles in Ordnung?“, richtete sie ihre Frage an Akina, die ebenfalls verunsichert wirkte. Als wäre ihr gerade klar geworden, dass sie einen Fehler begangen hatte.
 

„Ja, Miss. Bloß... Wir sind keinen Besuch gewöhnt. Sie müssen entschuldigen.“

 

Konnte Hermine überhaupt einen einzigen Elfen befreien? Soweit sie sich erinnerte, erzählte Harry ihr einmal, dass es ihm nur mithilfe eines Tricks gelungen war, Dobby zu befreien. Ja, ein Elf musste von seinem Herren in die Freiheit entlassen werden... Aber sie hätten zumindest saubere Kleidung gehabt, sofern sie im Besitz ihres Stabes gewesen wäre.
 

„Ok, ich... ich bin ein klein wenig hungrig, wisst ihr?“, begann sie daher ein neutrales Gespräch. Sie versuchte des Weiteren ihrer Stimme etwas Fröhlichkeit zu verleihen – auch, um den armen Geschöpfen zu symbolisieren, dass sie anders war als Malfoy.

 

Doch anders als erwartet, zwängte sich ein alter Elf zwischen den Jüngeren hindurch. Er hatte einen unfreundlichen Gesichtsausdruck und ähnelte Kreacher ungemein.

 

„Brisko sagt nein“, teilte er ihr anschließend unverblümt mit. Als das Mädchen jedoch einen Schritt nach vorne wagte, weiteten sich die kugelrunden Augen des Elfen, der sich dazu berufen fühlte, die Wünsche seines Herren anstandslos zu befolgen. „Der Herr hat nein gesagt.“

 

„Ich nehme mir selbst etwas, ja?“ Sie trat einen weiteren Schritt nach vorne und erst jetzt bemerkte sie die kalten Fließen unter ihren nackten Zehen. „Ihr müsst mir nichts servieren. Somit widersetzt ihr euch eurem Herren auch nicht. Wäre das in Ordnung?“, wollte Hermine wissen, aber sie sah es schon in den Augen – der Elf missbilligte ein solches Verhalten zutiefst.

 

„Der Herr hat nein gesagt!“, wiederholte er mit mehr Nachdruck.

 

Hermine verstand die Vehemenz des Elfen durchaus, aber ihr Magen... er konnte kein Verständnis aufbringen. Andererseits wurde den Elfen jahrelang eingebläut, sich selbst Schmerzen zuzufügen, sobald sie sich ihrem Meister widersetzten. Dobby hatte das auch getan, nachdem er ohne Erlaubnis Malfoy Manor verlassen hatte, um Harry zu warnen.

 

Derweil ging sie kommentarlos weiter und ignoriere das kleine Geschöpf, doch sie hatte die Rechnung ohne ihn gemacht.

 

„Nein!“, skandierte Brisko, der sich dem Mädchen in den Weg gestellt hatte. „Der Herr hat nein gesagt und Brisko wird diesen Wunsch respektieren. Ebenso die Miss.“

 

„Sieh doch, ich werde es mir selbst nehmen, dann wird euch gar nichts passieren“, versuchte sie dem uneinsichtigen Elfen zu erklären, nachdem sie sich vor ihn kniete, um auf selber Höhe zu sein. Kurz schenkte sie ihm noch einen aufmunternden Blick, ehe sie wieder auf die Beine kam und begann, die Schränke zu durchsuchen – bis sie das fand, wonach sie suchte. Messer, Gabel, Teller.

 

Von nun an, so wusste sie, würde sie immer unter diesen Umständen essen müssen – heimlich und alleine, während Brisko verzweifelt in der Ecke verweilen würde, unzählige Minuten mit ihr diskutierte und Hermine womöglich alles Schlechte an den Hals wünschte. Im Bezug auf das Essen war sie jedoch nicht wählerisch. Nein, sie würde auch die Reste essen. Immerhin musste sie damals mehrere Wochen mit Harry und Ron durch den Wald reisen – auch dort hatten sie nichts bekömmliches zu sich genommen... Oh ja, es waren karge Mahlzeiten gewesen...

 

Aber hier war es anders. Auf dem Tisch fand sie ein Silbertablett, auf dem mehrere Amuse Bouche standen und es sah so anbetungswürdig aus – viel zu schade, um gegessen zu werden, aber ihrem Magen war es immer noch egal. Bevor sie aber zugreifen konnte, entfernte sie sich noch einmal und suchte nach einem Glas, das sie mit Wasser befüllte, ehe sie an den Tisch zurück schritt und die Kalbsmedaillons betrachtete. Daneben war eine Schüssel, gefüllt mit Pellkartoffeln.

 

Merlin, obwohl es nur die Reste waren, schaufelte sie sich mehrere Kartoffeln auf den Teller, die sie anschließend hastig mittels der Gabel in ihren Mund schob. Doch sobald der Geschmack ihre Nerven berührte, schloss sie erleichtert die Augen... Es schmeckte so unglaublich gut und es war lange her, dass sie so gut gegessen hatte. Währenddessen dachte sie immer noch daran, wie sie damals mit Ron und Harry Pilze essen musste, um zu überleben. Ach, was war es für ein Kampf, Ron zum Essen zu bewegen. Immer hatte er ihr vorgeworfen, ihm irgendwelche Giftpilze zu servieren, während Harry alles still akzeptiert hatte. Beschwert hatte sich ihr bester Freund nie und schon jetzt fehlten ihr die beiden. Sowohl Harrys Gefühlsreichtum, als auch Rons störrische Art.

 

Kurz hielt sie daraufhin inne. Wie es wohl Harry ging? Merlin, sie betete, dass sich sein Zustand schnellstmöglich besserte.

 

Umso mehr genoss die ehemalige Gryffindor-Schülerin anschließend jeden weiteren Bissen und jedes Mal schlossen sich ihre Augen, sobald sie diese Geschmacksexplosion in ihrem Mund spürte. Aber sie musste sich auch beeilen. Wer wusste schon, wann das Ekel zurückkäme? Sicher blieb er nicht über Nacht weg...

 

Gott, die Nacht... Hermine fürchtete sie schon jetzt vor diesem alten Haus.

 

Nichtsdestotrotz spülte sie ihren Teller, sowie das Besteck von Hand, nachdem sie zufrieden über ihren nun ruhigen Bauch gestrichen hatte. Vorbildlich hatte sie das saubere Geschirr weggeräumt, aber ihr Zauberstab fehlte dennoch. Nicht, weil damit alles schneller gegangen wäre, nein... Sie vermisste die Verbundenheit zwischen Mensch und Zauberstab. Bevor sie allerdings die Küche verließ, drehte sie sich am Eingang noch einmal um und lächelte.

 

„Danke. Das Essen war wirklich ausgezeichnet.“ Obzwar sie wusste, keine Antwort zu erhalten und dass jeder Elf ihr zu gerne alles Essbare weggenommen hätte, empfand Hermine es mehr als richtig, sich zu bedanken. Erst danach verschwand sie aus der Küche und stiefelte langsam hinauf... Allerdings – und das war keineswegs gut – vernahm sie Worte aus dem Salon. Worte, die gar nicht nett klangen und Hermines Neugier weckten. Ein Fehler, den sie aber nicht sah, da ihre Füße sie bereits zur angelehnten Tür trugen.

 

„Merlin, was ein Idiot.“

 

Oh nein. Malfoy war zurückgekommen.

 

„Was geht es ihn eigentlich an, was ich mache? Es geht ihn einen feuchten Kehricht an!“ Unterdessen kämmte seine Hand die weißblonden Haare nach hinten, ehe er sich schnaufend dem Kamin näherte und den herauspurzelnden Ruß mithilfe eines Zaubers entfernte. „Brisko!“, brüllte er im Anschluss gelangweilt, ehedem er seine linke Hand auf dem Kaminsims abstützte.

 

„Herr?“

 

So schnell war Brisko noch nie an seiner Seite erschienen, was Draco stutzig werden ließ. „Gab es Probleme?“, fragte er, bevor er sich der Karaffe auf dem nahestehenden Tisch zuwandte und die goldene Flüssigkeit darin in einen Kelch goss.

 

Hermines Gesicht wurde indessen kalkweiß. Der arme Elf müsste lügen, aber sie war sich sicher, dass er Malfoy niemals die Wahrheit vorenthalten würde, um sie zu schützen. Ohne es zu bemerken, biss sie sich fest auf die Unterlippe, während sie genauso gespannt aus Briskos Antwort wartete.

 

Aber wieso rannte sie nicht weg? Ihre Alarmglocken hätten schrillen müssen. Ja, eigentlich. Aber eigentlich wollte sie auch wissen, was Brisko tat, der sich in Schweigen hüllte, angesichts des inneren Kampfes, den er mit sich auszutragen schien. Er war sich anscheinend nicht sicher, ob er Hermine verraten sollte, woraufhin das Mädchen ihre Hände fest ineinander faltete, darauf bauend, dass er vielleicht doch ein Einsehen hatte und Hermine nicht verriet. Sie merkte nicht einmal, dass sich ihre Nägel mittlerweile in ihre Haut gruben.

 

„Brisko!“, knurrte Draco gereizt, nachdem er einen großen Schluck aus dem Kelch getrunken hatte.
 

„Herr, das Mädchen war in der Küche“, teilte Brisko seinem Herren ehrfürchtig mit.

 

Just in dem Moment klirrten in Hermines Kopf abertausende Glasscherben. Der Elf hatte sie verraten und sie konnte nichts weiter tun, als die Luft, die sie umgab, hektisch einzuatmen.
 

„Was? Wo war sie?“

 

„In der Küche, Herr. Brisko hat ihr verboten, von den Speisen zu essen, aber -“

 

„Das darf doch nicht wahr sein“, entfuhr es ihm und knallte gleichzeitig das Glas mit voller Wucht auf den Tisch zurück. Sich aufregen würde er sich erst, wenn er das Mädchen zwischen seinen Fingern hatte und ohne seinen Umhang abzulegen, schritt er eilig zur Tür, ohne auf eine weitere Bestätigung seines Elfen zu warten.

 

Simultan schrie Hermines Verstand, dass sie endlich weglaufen sollte. Immer wieder schrie ihr Kopf: „Renn, Hermine. Renn, so schnell dich deine nackten Beine tragen können!“ Ebenso konnte sie Schritte hören. Schwere Schritte, die von seinen schwarzen Stiefeln ausgingen. Aber was sollte sie tun? Wegrennen? Stehen bleiben? Sollte sie es in Erwägung ziehen, sich vor Malfoy zu erklären? Oder besser schweigen?
 

Aber sie durfte sich hier doch frei bewegen? Dazu zählte doch auch die Küche... 
 

Ja, sie durfte jeden Raum betreten - außer den Westflügel...

 

Was er dort wohl versteckte? Schlimme Bilder liefen an Hermines geistigem Auge vorbei, obwohl sie so unsäglich neugierig war. Doch im Moment wäre es besser, wenn sie hinauf in ihr Zimmer rannte. Ja, das war es, was sie tun sollte. Folglich drehte sie sich um und rannte los. Und vermutlich war sie sich nicht bewusst darüber, aber aufgrund dessen, dass sie barfuß war, konnte man ihre Schritte in der leeren, großen Halle nicht so laut hören, wie Malfoys immer näher kommende Schritte.

 

Doch sie schien zu spät losgelaufen zu sein, da er schon im Türrahmen stand und ihr nachsah, als sie die Treppe hinauflief.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja... Malfoy ist grausam. Er ist schwer cholerisch geworden, aber er scheint mit der Trauer nicht umgehen zu können, die ihn nach und nach in ein Monster verwandelt :< Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  sama-chan
2018-08-17T15:49:41+00:00 17.08.2018 17:49
Irgendwie musste ich beim letzten Absatz grinsen.
Das ist einfach zu köstlich zu lesen!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Draco Hermine tatsächlich Schaden zufügt, daher bin ich gespannt, wie er seine Wut kompensieren will. 😁
Von:  Narudia
2018-07-22T10:12:21+00:00 22.07.2018 12:12
Huhu, Ohje jetzt spitzt es sich zu wie Malfoy wohl auf die halb nackte Hermine reagieren wird ich meine nur ein Handtuch. Und diesmal hat er sicher seinen Zauberstab dabei da hilft alles zu schliesen der Türe nichts. Ich glaube nun wird es langsam richtig spannend bin schon sehr auf die auseinander Setzung der beiden gespannt. Vor allem da Malfoy ja schon den ganzen Tag Mega schlechte Laune geschoben hat wer weis was er nun also tun wird. Hoffe du scheinst bald weiter. Lg Narudia


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