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~ anioł ~

von

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*start another story*

"Wieso bin ich überhaupt noch hier? Wie habe ich...so lange durchgehalten?"
 

Die gelben Schlangenaugen waren starr gegen die Decke seines Zimmers gerichtet. Crowley hatte die Beine auf seinem Schreibtisch ausgestreckt, in seiner linken Hand baumelte eine leere Flasche Rotwein. Die dritte Flasche um genau zu sein. Er bemerkte nicht, wie ihm die Tränen über die Wangen liefen.
 

"Es sollte so sein! Gehörte wohl auch zum großen Plan, dass du sterben solltest! Aber dass ich dich wieder nicht beschützen konnte...ja, es sollte wohl so sein. Das war wohl Schicksal, mein Engel."
 

Er hob die Flasche an, brauchte all seine Kraft um auf seinen Mund zu zielen, dabei ging die Hälfte daneben und durchnässte sein schwarzes Oberteil. Wutentbrannt holte er aus und warf die Flasche gegen die Wand.
 

"Wieso, Gott? Warum er? Du hast...so viele Engel da oben, die du hättest bestrafen können! Warum musstest du mir den einzigen Engel nehmen, der mir wichtig ist? Okay, auch ich bin gefallen, ich kenne den Schmerz aber ich habe...ich habe diesen Engel ehrlich geliebt und ich hätte alles für ihn getan! Warum...bitte...sag es mir doch. Wieso musste Erziraphael...an jenem Tag sterben? Und warum...bin ich noch hier? Der Dämon, der es eher verdient hätte zu sterben?"
 

Er wartete hoffnungslos auf eine Antwort, dann erhob er sich.
 

"Ich weiß, ich werde von dir keine Antwort erwarten können. Ich habe bis zum Ende an dich, an die Menschen geglaubt, während Erziraphael früh seine Hoffnungen in den Himmel verloren hatte und ich kann es ihm nicht mal verübeln. Gabriel...er ist ein Scheißkerl! Aber...warum Erziraphael? Er war vielleicht zu leichtgläubig, zu nett, zu naiv, zu unperfekt...und ich habe diesen dummen Engel geliebt. War mir...denn so wenig Glück vergönnt? Gerade, wo ich dachte, ich könnte ihm nach all den Jahren endlich sagen, was ich empfinde, nach gefühlten 6000 Jahren...und dann...muss ich mit ansehen, wie sie ihn holen und...er im Höllenfeuer verbrannt wird. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie herausfinden würden, dass die ganze Weihwasser- und Höllenfeuergeschichte nur eine Farce war. Mir wäre es doch egal gewesen! Aber warum...der Engel?"
 

Langsam schlenderte Crowley zum Fenster und öffnete es. Der Wind bließ ihm ungewöhnlich stark ins Gesicht, obwohl es eigentlich ein ruhiger Tag werden sollte, doch er sah dicke Wolken, die den Himmel verdichteten und ein baldiges Gewitter ankündigten. Es interessierte ihn nicht mehr als er einen Fuß vor den anderen setzte und schließlich auf dem Geländer seines Balkons stand.
 

"Ich bin kein Feigling, Gott. Aber ich ertrage diesen Schmerz nicht mehr. Ohne Erziraphael...möchte ich nicht mehr sein. Ohne ihn...bin ich unvollkommen. Was soll's. Fallen ist nicht das Problem, es ist angenehm wenn man sich daran gewöhnt hat."
 

Er schaute in die Tiefe und schloß die Augen. Dann setzte er einen Fuß in die Luft.
 

"Es ist wie...langsam herunterschlendern. Erziraphael...vergib mir."
 

~"Dämon Crowley! Halte ein!"~
 

Gelähmt hielt der Dämon im Sturz inne und begann sich langsam in die Richtung seines Apartments zu drehen, aus der die Stimme kam. Eigentlich wäre sie für gewöhnliche Menschen zu laut, denn ihr Gehör war auf die Frequenz des Allmächtigen nicht ausgestattet aber in Crowley's Ohren klang die Stimme sanft und in jenem Moment als er sich umdrehte, blickte er in ein warmes Licht, das ihn sanft einhüllte und dazu brachte vom Geländer herabzusteigen und wieder sein Apartment zu betreten.
 

"Gott...bist du das?"
 

Dem Dämon rann eine Träne über die Wange. Das Letzte, mit was er gerechnet hatte war mit der Anwesenheit des Herren und nun sprach sie zu ihm laut und deutlich und der Dämon horchte ihren Worten.
 

~"Dämon Crowley, dein Leben, deine Existenz hat immer noch einen Sinn. Hauche es nicht einfach aus, Dämon Crowley."~
 

"Warum bist du hier? Warum jetzt, Gott? Ich dachte, du hättest mich verlassen."
 

~"Ich war nie weg, Crowley. Ich habe dich nie verlassen. Und jetzt bin ich hier..."~
 

"Wieso? Was ist geschehen?"
 

~"Dämon Crowley, du musst etwas für mich tun. Ich bin hier...weil ich einen Auftrag für dich habe..."~

*the order*

"Einen Auftrag...für mich? Was soll das heißen, Herr?"
 

Die Stimme des Dämons klang belegt als er dem Allmächtigen antwortete. Eher perplex waren seine gelben Schlagenaugen auf das helle Licht gerichtet, denn auf ein Wort mit dem Herrn war er nicht vorbereitet gewesen.
 

~"Ich habe lange Zeit dem Treiben meiner Kinder im Himmel als auch den Kreaturen der Hölle zugesehen, ich höre ihr Leidklagen und das Verlangen endlich Vergeltung zu üben. Himmel und Hölle sind unruhig geworden über die letzten Jahre, sie planen ein weiteres Mal in den Krieg zu ziehen."~
 

"Nun, das klingt alles andere als schön. Dennoch...was hat das mit mir zu tun? Bei allem Respekt, Herr, nach allem, was geschehen ist und Ihr mir nie Antworten auf meine Fragen gegeben habt soll ich nun in Eurem Dienste die Welt retten? Bedauere, ich habe schon einmal mich gegen meine Seite gestellt und was am Ende passiert ist...das wisst Ihr ja bereits. Und allgemein, was interessiert es Euch wenn sich Himmel und Hölle in den Krieg stürzen? Vielleicht...gehört das ja auch alles wieder zu dem großen Plan, nicht wahr? Kommt Euch das bekannt vor?"
 

~"Du verstehst mich nicht, Dämon Crowley. Es hat mit weitaus mehr zu tun als einem großen Plan. Seit geraumer Zeit haben Himmel und Hölle angefangen untereinander zu integrieren. Sie planen mit einem neuen Krieg gegen die Menschheit zu ziehen, um endgültig die Fronten zu klären."~
 

"Und? Der Antichrist ist menschlich geworden, sie werden Adam Young schlecht als ihren Anführer für ihre Vorhaben wählen können, ihre Pläne sind also zum Scheitern verurteilt."
 

~"Dämon Crowley, ich bin hergekommen weil ich deine Hilfe benötige. Und nun bin ich hier und du hörst nicht zu. Soweit ich weiß liebst du die Menschen und diese Erde genauso sehr...wie es einst Erziraphael getan hat."~
 

"JA, UND WAS HAT ES IHM AM ENDE GEBRACHT? ICH FRAGE DICH, OH HERR, HAST DU ZUGESEHEN ALS ER IN DEN FLAMMEN DER HÖLLE VERBRANNT IST? HAST DU...GESEHEN, WIR ER GELITTEN HAT? SELBST...selbst im Angesicht des Todes hat er noch gelächelt. Und du...du hast wie immer nichts getan. Er...er war so viel mehr als all deine anderen Engel da oben! Die, die sich heilig schimpfen und doch nur Heuchler sind. Wieso hast du nicht eingegriffen, Herr? Nur das eine Mal...gerade als ich dachte, mir wäre ein wenig Glück vergönnt wird es mir wieder aus den Händen gerissen. Du hast es nicht verhindert, dass Erziraphael starb. Seit 49 Jahren quäle ich mich mit dem Gedanken, dass ich ihn nicht retten konnte, dass es...meine Schuld ist, dass er gestorben ist. Von mir aus...kann die Welt ruhig dem Untergang geweiht sein, es interessiert mich nicht mehr. Deswegen verzeih, wenn ich an deinem übernatürlichen Würfelspiel nicht teilhaben möchte."
 

~"Ich verstehe deinen Zorn, deine Wut, Dämon Crowley. Aber...Erziraphael wusste, was er tat. Aber denke nach, Dämon Crowley. Denkst du, dass er bei seinem Tod nicht auch an dich gedacht hat? Dass es vielleicht zum Wohle deiner Sicherheit geschehen ist?"~
 

"Wie auch immer, er ist nicht mehr da! Es ist alles vorbei."
 

~"Du irrst, Dämon Crowley! Erziraphael...er ist hier."~
 

"Was? Wie meinst du das?"
 

~"Ich weiß, du bist sauer aber höre mich an! Erziraphael ist nicht grundlos gestorben, er wusste, warum er sich für diesen Weg vor 49 Jahren entschieden hat. Nicht nur um dich zu schützen, sondern die ganze Welt."~
 

"Wieso? Warum?"
 

~"Erziraphael war kein gewöhnlicher Engel, Dämon Crowley. Er war ein Fürst, der seine Kräfte lange im Verborgenen hielt. Um genau zu sein, Erziraphael war ein Cherub mit unvorstellbarer Macht. Warum denkst du war er sonst im Besitz eines Flammenschwertes? Mit dem Ende der Welt waren die Prophezeihungen noch nicht zu Ende, denn Erziraphael fand heraus, welches Schicksal ihn ereilen würde wenn Himmel und Hölle über seine Kräfte Bescheid wüssten. Erziraphael beherbergte die Macht eine Rebellion anzuführen, eine Welt zu unterwerfen hätte er seine Kräfte zugelassen aber du weißt, wie sehr er die Menschen und das Leben auf der Erde liebte, deswegen hatte er diese Kräfte nie zugelassen."~
 

"Und...was hat das jetzt alles mit mir zu tun?"
 

~"Erziraphael starb in erster Linie, um dich zu schützen. Ich bat ihn eines Tages auf ein Wort, dort teilte er mir mit, wie nahe Ihr Euch standet aber auch wie nahe er auch den Menschen stand. Er fand heraus, was Himmel und Hölle planten, deswegen hat er sich geopfert."~
 

"Was war ihr Plan, Herr?"
 

~"Sie wollten Erziraphael's verborgene Kräfte nutzen und ihn so manipulieren, dass er für sie gegen die Menschen in den Krieg zieht. Erziraphael war mächtig aber gegen eine Übermacht zwischen den Erzengeln und Himmel und Hölle hätte sogar er nicht bestehen können. Er mag an jenem Tag vor 49 Jahren gestorben sein, um genau zu sein...wurde Erziraphael an jenem Tag zu einem gefallenen Engel...aber er war nie weg."~
 

"Was? Ich verstehe nicht..."
 

~"Erziraphael gab sein Leben auf, um dich und die Menschen zu retten. Im Gegenzug bat er mich ihn als Mensch auf der Erde leben zu lassen. Er liebte die Menschen und wollte so unter ihnen wandeln. Er wurde wiedergeboren. Ich erfüllte ihm diesen Wunsch, allerdings für einen hohen Preis."~
 

"Erziraphael...ist ein Mensch? Wieso hast du mir das nicht schon früher gesagt?"
 

~"Weil ich es nicht durfte. Ich habe es Erziraphael damals versprechen müssen. Damit du nicht der Gefahr ausgesetzt wirst. Aber, und deswegen bin ich heute hier, mittlerweile haben Himmel und Hölle Wind von ihm bekommen und sind ihm auf den Versen. Sie wissen nicht, wo er sich aufhält, da er seine himmlischen Kräfte nicht mehr besitzt aber ein kleiner Teil seines himmlischen Wesens muss damals bei seiner Reinkarnation erhalten geblieben sein, ich konnte allerdings den Quell dieser Macht bisher nicht ausfindig machen. Sie suchen ihn und wollen seine versteckten Kräfte nutzen, um ihn auf ihre Seite zu ziehen. Manipuliert als Engel oder Dämon...könnte er die Welt mit einem Schlag vernichten. Deswegen...bin ich heute hergekommen, weil ich dich dazu auserkoren habe, Erziraphael zu finden und über ihn zu wachen."~
 

"Wieso gerade ich...Herr? Ich bin ein gefallener Engel. Ein Dämon. Wieso schickst du keinen anderen Engel, dem du vertraust?"
 

~"Weil ich dir vertraue, Dämon Crowley und...weil ich weiß, wie wichtig dir dieser Engel war und immer noch ist, sonst wärst du nicht bereit gewesen, dir für ihn das Leben zu nehmen."~
 

"Ich habe nichts mehr zu verlieren, Herr. Ich habe...diesen Engel geliebt. Mehr als mein Leben."
 

~"Und deswegen habe ich dich auserwählt, um über ihn zu wachen. Möchtest du ihn denn nicht wiedersehen?"~
 

"Doch! Mehr als alles andere auf der Welt! Aber...was soll ich tun? Was kann ich als Dämon gegen eine Armee ausrichten?"
 

~"Habe keine Furcht, denn genauso wie Erziraphael wirst auch du, Dämon Crowley, als Mensch unter ihresgleichen wandeln."~
 

"Als Mensch...aber...wie soll ich Erziraphael beschützen wenn ich meine Kräfte nicht nutzen kann?"
 

~"Ich werde dich mit neuen Fähigkeiten ausstatten, die dir helfen werden, Erziraphael zu beschützen! Bleib in seiner Nähe! Beschütze ihn wenn es nötig ist, doch gebe dich so wenig wie möglich zu erkennen!"~
 

"Wird er sich...an mich erinnern?"
 

~"...ich bedauere, leider nicht. Das war der Preis, von dem ich sprach. Ich musste seine Erinnerung an dich sowie an sein früheres Leben als Engel vollkommen auslöschen. Die Gefahr wäre zu groß gewesen, dass er entdeckt werden könnte. Bewege dich in seiner unmittelbaren Nähe aber gebe dich ihm nicht zu erkennen! Ich weiß nicht, wie groß der Quell seiner Macht noch ist aber...ein Wort, eine Berührung von dir...und Himmel und Hölle könnten auf ihn aufmerksam werden. So sehr es dich auch verlangt...halte dich bedeckt."~
 

"Ich...bin also nur ein Werkzeug, das deinen Befehl ausführt...und darf ihn...noch nicht mal berühren?"
 

~"Verzeih mir, Crowley. Ich hoffe, du kannst mich eines Tages verstehen."~
 

"Ich werde es tun. So gesehen...habe ich nichts mehr zu verlieren aber auch...wenn er mich nicht erkennen wird...ich möchte ihn wiedersehen. Aber...das tue ich nicht für dich oder die Menschen sondern...für Erziraphael. Ich könnte es mir niemals verzeihen wenn ich...ihn nochmal verliere."
 

~"Dann...soll es so sein. Du hast meinen Segen...sei wachsam, Anthony J. Crowley."~
 

"Mein Name...wenigstens etwas, was mir bleibt. Ich denke...daran muss ich mich gewöhnen."
 

Damit schloß der Dämon die Augen, er spürte, wie eine unsichtbare Macht von ihm Besitz ergriff, ihn in die Höhe hob...und im Moment seiner Verwandlung stahl sich eine Träne in sein Auge, die sich im gleißenden Licht des Herren verlor.

*to be human*

Der Allmächtige war fort und Crowley war alleine. Als er die Augen öffnete, war sein Blick getrübt. Als erstes registrierte er die Stille, die sein Apartment eingenommen hatte. Dann blickte er auf seine Hände.

"Was...meine Hände. Sie fühlen sich...so anders an."

Zaghaft, als ob er etwas zerbrechliches anfassen würde berührte er seine Wangen und bekam etwas zu spüren, was sich kratzig anfühlte. Abrupt richtete er sich auf und bahnte sich seinen Weg ins Badezimmer. Zitternd begab er sich vor den Spiegel und...

"Oh...mein...Gott! Bin das...ich?"

Erneut tastete er mit den Händen sein Gesicht ab und war erstaunt über diese ungewöhnliche Verwandlung. Seine Haare hatten noch dieselbe Länge, doch waren sie nicht mehr rot sondern Dunkelbraun, ebenso seine Augen, die die Farbe von einem dunklen Kastanienbraun angenommen hatten. Er hatte das Gefühl, dass seine Wangen kantiger wirkten als zuvor schon oder er hatte es nie bemerkt weil er sonst solch glatte Haut im Gesicht hatte. Nun zierte sein Kinn und seine Wangen ein leichter Flaum, ein Anzeichen für einen Dreitagebart. Crowley blickte ein weiteres Mal auf seine Hände.

"Eigenartig. Ist es das, was sich wie...Menschsein anfühlen soll?"

Seine Haut fühlte sich im Vergleich zu seiner dämonischen Gestalt viel weicher an, sogar ein Buttermesser hätte fein durch seine Haut gleiten können. Zumindest...dachte er dies in jenem Moment. Er richtete sich auf und atmete einmal tief ein und wieder aus.

"Ich bin...ein Mensch."

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz, was ihn noch viel härter schlug war allerdings der plötzliche Druck in seiner Brust, der auf einmal ganz stark zunahm und den ehemaligen Dämon vor Schreck zusammenfahren ließ.

"OH GOTT! WAS IST DAS? DAS...FÜHLT SICH JA EKELHAFT AN! Ist das...mein Herz?"

Er tastete die Stelle vorsichtig ab, danach beruhigte er sich wieder.

"Okay, ich bin ein Mensch. So viel ist schon mal klar. Gott, wieso hast du mich nicht darauf vorbereitet? Hast du das mit Absicht gemacht? Jetzt verstehe ich auch, warum die Menschen so oft Herzleiden haben. Das fühlt sich einfach grauenvoll an! Aber...da muss ich jetzt wohl durch. Ich sollte erst einmal durchatmen und mir was anziehen...wieso bin ich überhaupt nackt? Wenn hätte sie mir doch direkt auch neue Kleidung wundern können!"

Er ging ins Schlafzimmer, warf sich frische Kleidung über und setzte sich einen Moment lang auf's Bett. Seine Gedanken wirkten zerstreut und die Erkenntnis, dass Erziraphael doch lebte traf ihn wie ein Blitz aber langsam fasste er sich und dachte nach.

"Ich soll...Erziraphael also beschützen. Wenn Gott schon persönlich zu mir herabsteigt und mich bittet auf Erziraphael aufzupassen, muss es zwischen Himmel und Hölle wirklich toben! Aber...warum hat er es mir nie gesagt? Dass er solch gewaltige Kräfte besitzt? Er wollte mich schützen...Erziraphael..."

Crowley ballte die Hand zur Faust und schloß einen Moment die Augen, dann erhob er sich und warf sich seinen schwarzen Mantel über.

"Nun gut, ich werde es tun! Nur...muss ich Erziraphael erst mal finden. Ohne meine Kräfte wird das sicher schwieriger sein als angenommen. Obwohl..."

Als er seine Hand öffnete und in seine Handfläche schaute, erkannte Crowley sowas wie ein leichtes Glimmen in seiner Hand.

"Ich frage mich...ob ich nun die Kräfte des Himmels oder noch die Kräfte der Hölle besitze. Gott, mit was für Fähigkeiten hast du mich ausgestattet? Naja, ich werde es nie herausfinden wenn ich hier rumsitze. Ich sollte mich auf die Suche machen. Ich darf nicht...mit ihm reden. Ich darf..."

Einen Moment lang hielt Crowley inne, dann schluckte er hart und ging zur Haustüre.

"Nun gut, ich soll den Engel beschützen? Dann spielen wir das Spiel aber auch nach meinen Regeln! Ich sollte mich nur langsam an meinen neuen Namen gewöhnen! Puh, wieso ist mir denn auf einmal so kalt? Ach ja, ich bin ja ein Mensch und in London ist es Herbst! Schon verstanden..."

Und so machte sich "Anthony" schweren Herzens auf den Weg in die Innenstadt von London, wo seine Suche nach dem gefallenen Engel beginnen sollte.
 

"Gott, war es in London im Herbst immer so kalt? Und warum sind die Menschen alles so schlecht gelaunt? Wahrscheinlich die Herbstdepression! Wie soll ich Erziraphael nur ohne meine Kräfte finden in so einer Stadt, die nur so von Menschen überfüllt ist? Das ist, als ob man eine Engel auf einer Stecknadel tanzen suchen würde. Wo habe ich überhaupt meine Sonnenbrille gelassen? Ach stimmt ja, die brauche ich ja auch nicht mehr...sah aber cool aus!"

Der Wind pfiff Crowley schwer um die Nase und er bereute es einen Moment lang keinen dickeren Mantel angezogen zu haben aber dieser sollte es auch tun. Wundern konnte er vor allen Leuten schlecht. Er pustete sich in die kalten Hände und versuchte diese so warm zu halten.

"Wo soll ich nur anfangen? Wo könnte er sich nur aufhalten?"

Er suchte vom Picadilly Circus bishin zu Westminster Abbey, dann weiter durch die Innenstadt, doch ohne jegliche Anzeichen. Irgendwann führte ihn sein Weg in den St. James Park, dort, wo er und Erziraphael sich früher immer heimlich getroffen und Unterredungen geführt haben und spürte, wie er auf einmal wehmütig wurde.

"Erziraphael...du fehlst mir so sehr. Wo könntest du nur sein?"

Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

"Nein. Nein, so einfach...kann es nicht sein. Oder...vielleicht doch? Ob ihm wenigstens...das erhalten geblieben ist?"

Sein Herz raste als er sich in Richtung Soho begab. Die engen Straßen erinnerten ihn an längst vergangene Zeiten. Seit Erziraphael's Ableben war Crowley nicht mehr hierhergekommen. Doch nun...stand er vor dem riesigen Buchladen, den der Engel einst sein Eigen nannte und atmete erleichtert auf als er die Überschrift sah.

"Azira Fell und Co. Antiquitäten und Bücher. Erziraphael...hattest du das so geplant?"

Crowley war immer der Meinung gewesen, dass nach Erziraphael's Tod der Laden zu einem Modegeschäft oder irgendetwas anderem umgebaut worden wäre aber nun stand er hier und blickte auf den Titel des Ladens, der allerdings auch schon mal bessere Tage gesehen hatte. Allgemein fiel Crowley direkt auf, dass der Laden sehr viel Farbe verloren hatte und trist wirkte. Die Außenfassade bröckelte und wenn Crowley es nicht besser gewusst hätte, nahm er an, dass das Gebäude kurz vor dem Zusammenbruch stand. Mit dem Abgang des Engels war auch die Liebe verloren gegangen, von dem das Haus einst gelebt hatte.

Zögerlich setzte Crowley einen Fuß vor den anderen.

"Sie sagte, ich dürfte mich ihm nicht nähern aber...ich muss doch sichergehen, dass er es wirklich ist. Er wird mich doch eh nicht erkennen."

Als er den Türknauf ergriff, zuckte er instinktiv zusammen. Sein Herz begann zu rasen und er merkte eine gewisse Übelkeit in seiner Magengegend. Er war eindeutig nervös als er den Laden betrat, doch als er die Inneneinrichtung betrachtete, wurde es ihm auf einmal ganz warm ums Herz. Die Bücherregale, die Kunstgegenstände sowie die Möbel, es war alles noch in dem Zustand wie vor 49 Jahren. Nur dass einige dieser Dinge einen dicke Staubschicht angesetzt hatten und genauso, wie Erziraphael mit seinem Ableben eine Lücke hinterließ, hinterließ auch der Eindruck des Ladens einen tiefe Leere in Crowley. Einen Moment lang schaute er sich ruhig im Laden um und erinnerte sich an die vielen schönen Abende, die sie hier zusammen verbracht hatten, bis...

"Guten Tag! Kann ich Ihnen helfen?"

Ein Ruck durchfuhr Crowley als er die Stimme erkannte. Beinahe wäre ihm sein Name über die Lippen gerutscht. Langsam drehte er sich zu der Person, die soeben hinter ihm erschienen ist und...blickte in zwei himmelblaue Augen in einem sehr ernsten Gesicht. Crowley's Atem ging für einen Moment ganz schwer und seine Brust füllte sich mit einem furchtbaren Druck, er konnte nicht sprechen, so trocken fühlte sich auf einmal sein Mund an. Sein Gegenüber blickte ihn unter der Lesebrille skeptisch an.

"Sir, kann ich Ihnen weiterhelfen?"

"Ja, ich...denke, dass könnten Sie. Ich...suche je...etwas, Mister...?"

"Fell. Mister Azira Fell."

*lost and found*

"Sir, ist mit Ihnen alles in Ordnung?"

Crowley bemerkte nicht, dass er schon seit geschlagenen 10 Sekunden da stand und Azira anstarrte. Der Buchhändler studierte Crowley eingehend und zog unsicher eine Augenbraue hoch.

"Sir, alles in Ordnung?"

"Eh..ja, natürlich. Verzeihung, ich wollte nicht unhöflich sein."

"Nun denn, dann könnten Sie mir ja sicher sagen, was Sie hierhergeführt hat? Vielleicht habe ich es da!"

"Ja...ja, es...gäbe da tatsächlich etwas."

"Nun?"

Langsam erinnerte er sich zurück an damals. Als Crowley mit Erziraphael im Globe Theatre stand und sie zusammen Hamlet angeschaut hatten.

"Hamlet...von William Shakespeare."

"Sehr gute Wahl! Welche Auflage?"

"Wenn Sie haben...die Erstauflage."

"Sehr selten aber ich schau mal nach, was sich in den Regalen finden lässt. Sehen Sie sich ruhig solange um."

Azira drehte Crowley den Rücken zu und wandte sich seinen Regalen zu. In einem Moment spürte Crowley einen furchtbar stechenden Schmerz in seiner Brust, der ihm das Gefühl gab erdrückt zu werden, dabei hätte er am liebsten laut gelacht. Stattdessen schüttelte er nur ungläubig den Kopf. Er beobachtete, wie Azira seine verstaubten Regale durchforstete, sein Blick hätte dabei nicht ernster sein können. Er hatte das gleiche Gesicht wie sein geliebter Engel es einst hatte, doch aus ihm war jegliche Freude gewichen. Es war ungewohnt Azira mit schwarzen Haaren zu sehen, die er zu einem Seitenscheitel zurückgekämmt und anscheinend mit viel Haargel gebändigt hatte. Seine Kleidung bestand aus einem weißen Hemd mit grauem Jacket, darüber trug er eine rote Fliege. Er war keinesfalls unattraktiv und Crowley war der Meinung, dass er bei Frauen sicher gut ankäme, sähe er nicht aus wie ein totaler Langweiler. Es wirkte eher als ob er sich schon seit Jahren in diesem Buchladen verkriechen und kaum noch an die frische Luft gehen würde, zudem wirkte die Brille ohne Rahmen und den viel zu dicken Gläsern fehl auf seiner Nase. Nichtsdestotrotz spürte Crowley, wie ihm das Herz aufging und innerlich verfluchte er sich ein weiteres Mal für sein Menschsein und dieses überflüssige Herzrasen.

Es dauerte nicht lange, da hatte Azira ein dickes Buch in der Hand, bei dem es offensichtlich viel zu lange her war, seit es das letzte Mal das Sonnenlicht gesehen hatte. Es war eingestaubt und an einigen Stellen hingen feine Spinnenweben, doch Crowley nickte und versuchte zu lächeln.

"Ist es das, wonach Sie suchten?"

"Ja...genau das war es."

"Nun denn, folgen Sie mir."

"Crowley begleitete Azira zur Kasse, dort begann er sein Geld aus der Tasche zu ziehen und es dem Buchhändler hinzulegen.

"Verzeihen Sie...dieser Buchladen...war der schon immer hier?"

"Ich wüsste nicht, dass mal ein anderer Laden hier drin gewesen wäre."

"Ah...okay, danke."

Nachdenklich kniff Azira die Augen zusammen als er Crowley musterte.

"Haben wir uns schon mal irgendwo gesehen?"

"Eh...nein, nicht dass ich wüsste. Wie kommen Sie darauf?"

"Weil Sie mich schon die ganze Zeit über so anschauen, Mister...?"

"Anthony! Anthony J. Crowley, Mister Fell!"

"Nie gehört."

"Ja...sieht wohl so aus. Das war dann wohl ein Schuß in den Ofen."

"Verzeihung, wie meinen?"

Erschrocken schaute Crowley auf. Es waren genau die gleichen Worte, die er zu Erziraphael gesagt hatte als sie sich das erste Mal im Garten Eden getroffen hatten.

"Nichts, ich...habe nichts gesagt."

Azira verpackte das Buch, kam aber nicht drumherum immer wieder nervös zu dem gut gekleideten Herren hochzuschauen.

"Ich habe das Gefühl, dass Sie irgendwie ein wenig...zerstreut wirken, Sir."

"Verzeihen Sie, das...bin ich vielleicht auch. Ent-entschuldigen Sie bitte mein merkwürdiges Verhalten. Es ist nur...Sie sehen jemandem sehr ähnlich, den ich vor vielen Jahren mal gekannt und sehr nahe gestanden habe."

"Oh...nun, mich gibt es nur einmal!"

"Ja, verzeihen Sie bitte."

"Nun gut, bitte sehr!"

"Vielen Dank!"

Als Azira Crowley das Buch über den Tisch reichte, spürte er, wie er innerlich zusammenzuckte, denn nur für einen kurzen Augenblick berührten sich ihre Finger. Es reichte aus um Crowley aus dem Konzept zu bringen. Er schaute instinktiv auf Azira's Hände und...sah ihn! Den Ring! An seinem kleinen Finger! Es war genau derselbe Ring, den Erziraphael immer getragen hatte und Crowley's Atem begann schwerer zu gehen.

"Wunderschöner Ring."

"Der? Ein Erbstück. Ich hatte ihn bereits bei meiner Geburt geschenkt bekommen. Ich weiß nicht warum aber ich habe ihn seit meiner Kindheit nie mehr abgenommen. Als ob wir...irgendwie miteinander verbunden wären. Naja, wie dem auch sei, die Arbeit ruft! Ich wünsche einen guten Tag, Mister Crowley und viel Spaß mit dem Buch!"

"Danke, das...wünsche ich Ihnen auch...Mister Fell."

Crowley war bereits in Richtung Eingangstüre gegangen, da rief Azira nochmal hinter ihm her.

"Sie haben Ihr Wechselgeld vergessen!"

"Schon gut, behalten Sie den Rest!"

Er wartete nicht ab, ob Azira noch etwas hinterherrufen würde, er verließ den Laden und als er außer Reichweichte war, presste er das Buch eng an sich und versteckte sich in einer Gasse, wo er laut anfing zu schluchzen.

"Oh Gott! Erziraphael! Erziraphael, mein...lieber Erziraphael!"

Als er sich langsam wieder beruhigt hatte, bemerkte er erst, dass er einer seiner geliebten Sonnenbrillen in seiner Jackentasche hatte. Vorsichtig klappte er diese auseinander und setzte sie sich auf. Nicht weil es einfach cool aussah, sondern um die Tränen zu verstecken, die ihm die Sicht raubten bevor er nach Hause ging.
 

Er saß stundenlang auf dem Boden in seinem Büro, dabei hatte er das Buch an sich gedrückt. Crowley wusste nicht, wie lange er da gesessen und geweint hatte aber seine Augen waren stark gerötet und seine Brust fühlte sich an, als ob sie jeden Moment zerbersten würde.

Als er aufsah schüttelte er fassungslos den Kopf.

"Gott? War es ein schlechter Scherz, als Erziraphael wiedergeboren wurde? Azira Fell...Fell wie gefallen. Als ob er mit seinem Tod nicht schon genug gestraft gewesen wäre und dann gibst du ihm auch noch diesen Namen? Es ist ein Wunder, dass weder Himmel und Hölle ihn noch nicht entdeckt haben. Aber...ich werde es auch nicht zulassen."

Gedankenverloren öffnete Crowley das Buch und blätterte durch die bereits vergilbten Seiten.

"Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage! Ja, das frage ich mich mittlerweile auch. Ich habe nie gerne Bücher gelesen aber...ich habe es geliebt wenn Erziraphael aus ihnen vorgelesen hatte."

Er klappte langsam das Buch zu und drückte es sich an die Brust. Ein weiterer Schwall von Trauer erfasste ihn und erneut ließ er seinen Tränen freien Lauf. Der Schmerz in seiner Brust wuchs und wurde unerträglich.

"Erziraphael! OH GOTT, ERZIRAPHAEL! ES TUT MIR SO LEID! ES TUT MIR SO LEID, MEIN ENGEL! Mein...geliebter Engel..."

Er drückte sich die Hand auf den Mund um sein Schluchzen zu unterdrücken, dann schaute er auf und legte das Buch auf den Schreibtisch.

"Ich werde mich an seine Versen heften. Ich verspreche es, ich werde ihn beschützen. Sie werden ihn niemals kriegen. Das schwöre ich."

*books and cocoa*

Kurz nachdem er am Folgetag eine warme Dusche im Apartment genoßen und sich angekleidet hatte, hatte Crowley sich am Buchladen eingefunden und lag seitdem auf der Lauer. Es dauerte einen Moment bis Azira seinen Buchladen verließ um anscheinend diverse Botengänge zu erledigen. Crowley schob den Kragen seines Mantels bis ins Gesicht hoch und folgte Azira unauffällig.

Es war schon ein merkwürdiger Anblick und Crowley wusste langsam nicht mehr, ob er lachen oder weinen sollte, denn von Erziraphael's anmutiger Gestalt war so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Stattdessen war es nicht zu übersehen, wie Azira damit kämpfte, nicht dauernd irgendwelche Passanten anzurempeln während er sich seinen Weg durch dichte Menschenmassen bahnte. Der graue Trenchcoat, den Azira trug untermalte das triste Szenario noch zusätzlich, der Buchhändler wirkte wie ein genervter Buchhalter und Crowley war sich langsam nicht mehr sicher, ob dieser Mann wirklich mal der Engel gewesen war, den er einst so geliebt hatte, denn er hatte außer der Liebe zu seinen Büchern nichts mehr, was ihn an Erziraphael erinnerte. Schweren Herzens versuchte Crowley hinter Azira aufzuholen und erreichte ihn als dieser eine andere Buchhandlung betrat. Crowley nutzte die Zeit, die er warten musste, indem er sich einen Coffee To Go genehmigte und musste mit Erstaunen feststellen, dass dieser gar nicht so schlecht schmeckte. Als Azira die Buchhandlung wieder verließ, ließ Crowley beinahe seinen Kaffeebecher fallen denn das erste Mal lächelte Azira, in der Hand ein Paket, welches durchaus sehr schwer aussah und es anscheinend auch war. Crowley vermutete, dass es sich hierbei um eine neue Lieferung Bücher handelte. Er pflückte ein weiteres Buch aus seiner Jackentasche und begann trotz des schweren Pakets unter dem Arm an zu lesen. Anscheinend schlug sein Herz mehr für Bücher als für seine Mitmenschen, denn auf dem Rückweg stieß er erneut mit einigen Passanten zusammen, die sehr ungehalten reagierten und Crowley konnte nichts tun als einfach den Kopf zu schütteln. Schließlich holte er Azira im St. James Park kurz vor einer stark befahrenden Kreuzung ein und lehnte sich nachdenklich an einen Baum während Azira auf einer Parkbank Platz nahm und in Ruhe sein Buch las. Er konnte ein kleines Lächeln auf seinen Lippen ausmachen und spürte, wie ihm das Herz schwer wurde.

"Ich kann einfach nicht glauben, dass dieser Mensch Erziraphael sein soll. Er ist so...vollkommen anders. Vollkommen verändert. Ist das wirklich noch der Engel, den ich einst so geliebt habe? Aber der Ring! Er ist es, ich weiß es ja und...ja, er erinnert sich nicht mehr an mich. An nichts, was uns einst verband. Damit muss ich wohl leben. Wach endlich auf, Crowley!"

Er bemerkte, wie Azira nach einer Weile seinen Weg fortsetzte bevor er an der Kreuzung ankam, doch er war so in sein Buch vertieft, dass er nicht bemerkte, wie er dabei war die rote Ampel zu überqueren und mit Schrecken musste Crowley zusehen, wie von rechts ein roter Doppeldecker-Linienbus angerast kam. Crowley machte einen Satz nach vorne, bekam Azira gerade so am Kragen seines Trenchcoats zu packen und zog ihn zurück auf den Bordstein, bevor dieser von dem heranrollenden Bus überfahren werden konnte. Seine Augen waren vor Schock weit geöffnet und er blickte sichtlich irritiert als er das Gesicht seines gestrigen Kundens erkannte.

"Sie sollten wirklich etwas besser aufpassen, Mister Fell!"

"Mister Crowley! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll."

"Ein danke würde mir schon reichen!"

"Ja...vielen Dank! Ich war wohl zu sehr in Gedanken!"

"Oder in Ihren Büchern."

"Wie auch immer, ich muss wohl einen Schutzengel haben."
 

"Wenn du nur wüsstest...wohl eher das Gegenteil aber nah dran!"
 

Crowley verdrängte Geschehenes und half Azira beim Aufheben des Pakets, das er vor Schreck fallengelassen hatte.

"Darf ich Ihnen beim Tragen behilflich sein?"

"Sehr gerne! Aber was für ein Zufall, dass wir uns erneut begegnen!"

Erneut sah Crowley Skepsis in Azira's Augen, er hatte wohl bereits verdrängt, dass er ihm soeben das Leben gerettet hatte und dachte wohl nun, dass Crowley ihn verfolgt hätte.

"Ich bin erst kürzlich nach London gezogen und wollte mir die Stadt ein wenig genauer anschauen."

Er war sich fast sicher, dass Azira ihm die Lüge nicht abnahm aber er war dankbar als Crowley ihn zum Buchladen begleitete und ihm das Paket mit den Büchern überreichte.

"Vielen Dank nochmal, Mister Crowley. Und...danke nochmal für die Rettung."

"Nicht dafür, Mister Fell. Sie sollten in Zukunft etwas besser auf sich aufpassen."

Als er das sagte, bemerkte Crowley die leicht angezogenen Mundwinkel Azira's.

"Stimmt etwas nicht?"

"Tja, es ist komisch. Da lebt man seit 49 Jahren in Soho, kennt niemanden und dann taucht da ein Fremder auf, der einem hilft und sich um einen Sorgen macht. Das hat bisher nie jemand für mich getan."

"Manchmal kommt Hilfe von unerwarteter Seite, Mister Fell."

Er schenkte Azira ein sanftes Lächeln, dieser wich seinem Blick aber unsicher aus. Er rückte sich die Lesebrille auf der Nase zurecht und räusperte sich.

"Nun...ich bin jedenfalls sehr dankbar. Vielleicht...kann ich mich irgendwann mal erkenntlich zeigen? Kann ich Sie auf einen Kaffee einladen?"

"Das würde mich durchaus freuen! Direkt dort drüben habe ich einen Coffeeshop gesehen!"

"Gut, meine Adresse kennen Sie ja! Suchen Sie mich auf wenn Sie Zeit haben. Ich muss wieder an die Arbeit."

"Verstehe. Nun...auf dann, Mister Fell!"

"Guten Tag, Mister Crowley."

Während Azira die Türe hinter sich ins Schloß fallen ließ, blieb Crowley seufzend zurück. Er steckte seine Hände in die Manteltaschen und ging in Richtung des Coffeeshops, wo er sich einen Kaffee kaufte, dieser hinterließ aber einen bitteren Beigeschmack auf seiner Zunge als er ins Grübeln kam.

"Erziraphael...ich verstehe, warum du so verbittert bist. Wie muss es sein wenn man so lange alleine ist? Du musst...furchtbar einsam sein. Wieso hast du dich für dieses Leben entschieden? Ich verstehe es nicht."
 

Als es später Abend wurde, stand Crowley immer noch an dem Coffeeshop und blickte auf den Buchladen. Hinter den Fenstern sah er Azira immer wieder auf und ab laufen, gelegentlich sortierte er ein paar Bücher ein und manchmal erkannte Crowley sogar den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht. Anscheinend war ihm der Laden sowie er sich selbst mehr als genug. Was also tat Crowley noch hier?

"Entschuldigung, könnte ich...könnte ich vielleicht noch einen Kakao haben?"

"Sehr gerne!"

Er wusste nicht, warum Crowley dieses süße Heißgetränk jetzt bestellte. Vielleicht weil Erziraphael es so gerne getrunken hatte oder glaubte er, dass Azira ebenfalls gerne Kakao trank? Als er das Heißgetränk entgegennahm, ging er wieder in Richtung Buchladen und sah, wie Azira die Rolladen herunterließ. Einen Moment lang blieb Crowley noch stehen, er war der Meinung, dass Azira ihn durch das letzte Fenster noch gesehen haben muss. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und wollte in eine andere Richtung gehen als plötzlich die Stimme Azira's hinter ihm ertöhnte.

"Mister Crowley! Sie sind noch hier?"

"Eh...ja! Ja, ich...ich war wohl schon etwas zu neugierig, was den Coffeeshop anging. Ich glaube, ich habe bereits meinen vierten Kaffee verschlungen."

"Wie schade, ich wollte gerade mir einen Kakao holen. Dann hätten wir noch etwas zusammen trinken können aber der Laden schließt auch gleich. Dann mache ich mir einen im Laden."

"Oh, müssen Sie nicht auch nach Hause?"

"Der Laden...ist mein Zuhause, Mister Crowley."

Als Crowley Azira lächeln sah, umklammerten seine Finger den Becher fast schon etwas zu feste. Er spürte, wie sich eine Träne aus seinem Augenwinkel löste und über seine Wange glitt.

"Alles in Ordnung?"

"Ja, alles in Ordnung, mir geht es gut. Es ist nur...so ironisch. Ich habe...nun...das hier ist eigentlich kein Kaffee. Es ist Kakao. Ich...hatte ihn mir in Erinnerung an diesen gewissen Jemand gekauft, den ich einst gekannt hatte, er hat leidenschaftlich gerne Kakao getrunken. Dabei trinke ich selbst gar keinen Kakao."

Er wollte nicht weinen aber er konnte es nicht zurückhalten.

"Tu-tut mir leid, ich...Sie müssen mich für wohl ziemlich verrückt halten."

"Ganz und gar nicht. Okay, ein wenig vielleicht."

Aber dabei merkte Crowley, wie Azira lächelte. Vielleicht war er doch kein so schlechter Kerl.

"Sie sagten eben, dass Sie gerne Kakao trinken. Wenn Sie möchten können Sie meinen haben. Ich habe noch nicht davon getrunken."

"Oh...das ist...wirklich sehr freundlich, vielen Dank!"

Er nahm den Kakao vorsichtig entgegen und für einen Moment trafen sich ihre Blicke.

"Nun gut, ich...sollte langsam mal nach Hause gehen, es ist schon spät."

"Soll ich Ihnen ein Taxi rufen, Mister Crowley?"

"Nein danke, das ist nicht nötig. Ich gehe lieber zu Fuß."

Mit einem Mal merkte Crowley, dass er schon seit er zum Mensch geworden ist nicht mehr mit seinem geliebten Bentley gefahren ist. Er drehte sich um und wollte gehen.

"Möchten Sie mir vielleicht noch eine Weile Gesellschaft leisten?"

Crowley versuchte dem Drang zu widerstehen, sich umzudrehen.
 

"Es geht nicht. Du darfst nicht. Dreh dich nicht um. Dreh dich...nicht um! Es tut...so weh!"
 

Doch dann konnte er nicht anders und wandte sich Azira wieder zu. Er gab seinem inneren Verlangen nach und spürte direkt, wie er sein Versprechen Gott gegenüber brach sich von Erziraphael weitesgehend fernzuhalten.

"Wenn es...für Sie in Ordnung ist. Ich habe nichts weiter vor."

"Es gibt sonst nicht viele Leute, mit denen ich rede. Ein bisschen Gesellschaft würde mir vielleicht gut tun. Außerdem...schulde ich Ihnen noch einen richtigen Kaffee! Oder ein Glas Rotwein?"

Bei dem Wort wurden Crowley's Ohren hellhörig. Er lächelte und seine Augen glänzten als er mit Azira den Buchladen betrat.

"Rotwein klingt sehr gut, Mister Fell!"

*red wine*

Die Atmosphäre im Buchladen war von ein auf die andere Sekunde sehr angenehm geworden nachdem Azira das Licht angeschalten und eine ruhige Schallplatte aufgelegt hatte. Letzten Endes war doch vieles innerhalb dieser Wände, was Crowley immer noch sehr an Erziraphael erinnerte und eine wohlige Wärme durchzog seinen Körper. Er berührte einige der Bücherregale, es war als ob Erziraphael's Seele immer noch hier wäre und in ihnen weiterleben würde.

Als Crowley in Richtung Hinterzimmer ging, fing sein Herz urplötzlich an zu rasen. Tatsächlich war noch alles so, wie damals als Erziraphael hier gelebt hatte. Der Sessel, das Sofa, einfach alles. Azira machte Crowley mit einer Handbewegung deutlich auf dem Sofa Platz zu nehmen und schenkte ihm ein gutes Glas Rotwein ein. Als Crowley das Glas anhob und sich die Reflexion seiner selbst in dem dunklen Trunk widerspiegelte, musste er mit den Tränen kämpfen. Azira nahm ihm gegenüber im Sessel Platz, er hatte sich eine Art Cardigan übergezogen und ließ sich tief in den Sitz sinken während er den Becher mit Kakao in seiner Hand balancierte.

"Vielen lieben Dank nochmal für die Einladung, Mister Fell!"

"Nicht doch, seien Sie mein Gast! Es ist selten, dass ich Besuch habe, außer wenn meine Kunden eintreten. Naja, eigentlich habe ich nie Besucher."

"Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf und...das soll jetzt nicht respektlos klingen, Sie scheinen sehr eigenbrötlerisch zu sein."

"Ja, das stimmt. Da ist was dran. Die Bücher...das ist meine Welt. Mit Menschen...hatte ich es bisher nie so richtig. Aber Bücher haben mich schon immer fasziniert. Selbst als Kind."

"Sind Sie hier in Soho aufgewachsen, Mister Fell?"

"Ja, das bin ich. Soho ist zwar nicht der schönste Teil von London aber ich mochte dieses kleine Viertel immer. Das ist mein Zuhause."

"Ist es...nicht komisch, so oft und so lange alleine zu sein?"

"Ich habe mich daran gewöhnt, Mister Crowley. Was ist mit Ihnen?"

"Mit mir?"

"Sie sind ein durchaus gutausehender Mann, der sich sehen lassen kann! Sie müssen doch bei den Frauen gut ankommen!"

"Naja...wie man es nimmt. Ich bin...um ehrlich zu sein bin ich seit einigen Jahren Single. Es gab da mal jemanden, den ich sehr mochte aber...das ist lange her."

"Dieser...besondere Jemand?"

"So kann man es sagen."

Langsam setzte Crowley das Glas an seine Lippen und nahm einen tiefen Schluck. Dann lachte er leise.

"Gott, ich schütte Ihnen hier mein Herz aus, dabei kenne wir uns gerade mal zwei Tage! Ich müsste doch eher sowas wie ein Fremder für Sie sein!"

Azira's Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln und seine blauen Augen leuchteten.

"Wie Sie schon sagten, Hilfe kommt manchmal von unerwarteter Seite, Mister Crowley. Oder zumindest...ein guter Zuhörer."

Einen Moment lang schauten sich beide tief in die Augen.

"Gerade bei Ihnen hätte ich gedacht, dass Sie eine schöne Frau und Kinder hätten aber Sie sprechen die ganze Zeit von diesem besonderen Jemand."

Ein Riss schnitt durch Crowley's Herz, seine Hand krallte sich in das Weinglas.

"Wie war diese Person? Vom Charakter meine ich?"

"Sie war...unbeschreiblich. Worte...könnten nicht beschreiben, wie sehr ich diesen Person geliebt habe. Sie war...alles für mich. Wie eine...wunderschöne Melodie. Wie ein himmlischer Chor. Sie war...ein Engel."

Und in jenem Moment als Crowley aufsah, sah er für einen Moment die Silhouette Erziraphael's im Sessel sitzen, der ihm sein schönstes Lächeln zeigte und Crowley stockte der Atem.

"So wie Sie denjenigen beschreiben muss er wie das schönste Gedicht gewesen sein. Ein ganz besonderes Wesen."

"Ja...ja, das...war sie. Diese Person...war mein Leben."

"Was ist mit ihr geschehen?"

"Sie ist...sie ist..."

Als er wieder aufsah, sah er wieder Azira im Sessel vor sich sitzen, doch seine Sicht verschwamm als die Tränen unaufhaltsam über seine Wangen flossen.

"Mister Crowley? Alles in Ordnung?"

"Bitte? Was?"

"Sie waren auf einmal...ganz weit weg."

"Tu-tut mir leid. Mir fällt es immer noch sehr schwer über diese Person zu reden."

"Aber vielleicht ist das schon längst überfällig. Sie sollten darüber reden wenn es Ihnen solchen Kummer bereitet."

Crowley versuchte das Thema zu wechseln.

"Sie mochte Hamlet! Es war ihr Lieblingsstück von Shakespeare!"

"Ah, ein Shakespeare Liebhaber! Hat sich diese Person auch schon mal das Stück angesehen?"

Ein weiteres Mal erinnerte sich Crowley an den Tag, wo er neben Erziraphael im Globe Theatre stand und die Uraufführung bewundert hatte.

"Oh ja, durchaus und sie war hellauf begeistert! Sie...sie war ein großer Liebhaber seiner Bücher und...hat selbst so viele Bücher verschlungen. Ich bin mir sicher, dass Ihr Buchladen das reinste Paradies für diese Person gewesen wäre."

"Jetzt schmeicheln Sie mir aber, Mister Crowley! Aber...ja, ich liebe diesen Laden. Er begleitet mich jetzt schon das halbe Leben. Als ich mich ihm damals an mich genommen habe, war es als ob...mich irgendetwas hierher gezogen hätte. Als ob ich mit ihm verbunden gewesen wäre. Ohne diesen Buchladen...wäre ich nichts. Ich möchte verdammt sein!"

Ein Grinsen huschte Crowley über die Lippen und er zwinkerte.

"Ach, es ist gar nicht so schlimm wenn man sich daran gewöhnt hat!"

"Ehm...bitte wie meinen?"

Erst im Nachhinein fiel Crowley auf, was er da gerade gesagt hatte. Es war jener Abend als er und Erziraphael ihren Plan hinsichtlich des Antichristen durchsetzten.

"Eh...verzeihen Sie, ich..."

Sein Herz dröhnte in seiner Brust.
 

"Ich muss hier raus! Ich...muss hier raus! Ich kann das nicht! Mir ist so schlecht! Ich kann nicht atmen! Ich kann...nicht atmen!"
 

"Mister Crowley, alles in Ordnung? Soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen?"

Doch Crowley schüttelte abwehrend den Kopf.

"Nein, nein danke, machen Sie sich keine Umstände. Ich...danke Ihnen sehr für Ihre Gastfreundschaft aber...ich denke, ich gehe jetzt besser nach Hause."

"Sie...Sie können auf auf dem Sofa schlafen. Oder...soll ich Ihnen wirklich kein Taxi rufen?"

"Vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen aber ich denke, ich gehe zu Fuß. Ein wenig frische Luft wird mir gut tun."

"Nun...es tut mir leid wenn ich alte Wunden aufgerissen haben sollte."

"Bitte nicht, Mister Fell! Ich muss mich für mein taktloses Verhalten entschuldigen."

"Wenn Sie gerne nochmal reden wollen, Sie wissen ja, wo Sie mich finden."
 

Crowley verließ den Laden mit einem Lächeln auf den Lippen. Als er Zuhause ankam, spürte er das erste Mal den bitteren Geschmack von Erbrochenem als er sich auf der Toilette übergeben musste. Ihm war furchtbar übel und das Gesprächt hatte es für ihn nicht besser gemacht. Er machte sich sauber, fluchte darüber, was Erbrechen für eine ekelige Angewohnheit der Menschen sei und ging in seinem Schlafzimmer nervös auf und ab.

"Ich kann das nicht! Ich kann es einfach nicht! Ich weiß, du hast gesagt, ich solle ihm nicht näherkommen aber anders geht es leider nicht. Aber...immer wenn ich Azira ansehe, sehe ich dauernd Erziraphael vor mir. Ich will mich ihm nicht zu sehr annähren aber...was ist wenn ich es nicht mehr verhindern kann? Wenn ich...diese Gefühle nicht mehr kontrollieren kann? Ich habe...solche Angst davor! Und dabei...ist Azira ein ganz anderer Mensch!"

Zitternd drückte Crowley sich seine Hand auf die Brust und fühlte seinen Herzschlag.

"Erziraphael...was hast du dir nur dabei gedacht? Er ist...dir so ähnlich, doch so anders und doch...fühle ich mich so sehr zu ihm hingezogen, dabei...ist er nicht du! Aber...warum ist mir dann...das Herz so schwer? Warum...tut es so furchtbar weh?"

*following*

Tage vergingen bis Crowley seine Beobachtungen Azira's wieder aufnahm. Der Schmerz saß einfach zu tief und beinahe war er kurz davor gewesen, alles hinzuschmeißen. Er versuchte sogar mit Gott zu sprechen, doch vergebens.

"Natürlich! Es war klar, dass du mir im Nachhinein nicht mehr antworten würdest. Aber langsam frage ich mich, was für ein sadistisches Spiel du spielst. Willst du mich leiden sehen? Es lässt sich ja nicht verhindern in seiner Nähe zu sein. Wie soll ich sonst auf ihn aufpassen? Ich frage mich, ob es meine Strafe ist, dass ich nun so leiden muss. Das menschliche Herz muss einiges ertragen. Du kannst es nicht sehen, nicht nachempfinden aber jeder Moment in seiner Nähe tut weh. Auch wenn er anders ist, ich...sehe immer nur Erziraphael's Gesicht."

Doch irgendetwas in seinem Inneren weigerte sich, das Versprechen, welches er Gott gegeben hatte zu brechen und so wagte er sich erneut eine Woche später an den Buchladen ran. Er kam sich nach einer Weile wie ein Stalker vor, denn Crowley bemerkte, wie die Leute, die mehr als einmal die Straßen in Soho entlanggingen ihn skeptisch musterten. Eigentlich passierte auch nicht wirklich viel, Azira verließ seinen Laden hin und wieder, um entweder neue Ware abzuholen oder sich beim Coffeeshop einen Kakao zu holen, allerdings bemerkte Crowley, wie er sich ab und an nervös umsah. Ob er auf Crowley gewartet hatte? Oder...wurde er vielleicht von jemandem beobachtet? Vielleicht von Himmel oder Hölle? Crowley wollte sich dabei eigentlich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen aber man konnte ja nie wissen. Vielleicht lag Crowley mit seiner Vermutung aber auch nicht so falsch, denn in jenem Moment, wo er den Gedanken wieder verwerfen wollte, durchfuhr ihn ein kalter Schauer, der ihm durch Mark und Bein ging. Sofort schaute er sich in alle Richtungen um und bemerkte in der Ferne...

"Um Gottes Willen! Ist das nicht der Erzengel Gabriel? Verdammt, sind sie Azira doch auf die Spur gekommen?"

Crowley versuchte weitesgehend unentdeckt zu bleiben, doch er bemerkte, dass Gabriel nicht der Einzige war, der nach Azira Ausschau hielt. Etwas weiter entfernt bemerkte Crowley Lord Beelzebub, die anscheinend verzweifelt versuchte die Anwesenheit des Engels auszumachen. Crowley versuchte sich in der Nähe der beiden zu positionieren und lauschte ihrem Gespräch.

"Und? Irgendetwas neues?"

"Nein, gar nichts! Selbst meine Leute haben es bisher nicht geschafft ihn ausfindig zu machen!"

"Es kann doch nicht so schwer sein einen gefallenen Engel zu finden!"

"Bedenke, er ist ein Mensch! Nur weil sein ehemaliger Laden noch hier ist bedeutet es nicht, dass er es auch ist. Mich wundert es sowieso, warum dieser Schrotthaufen hier überhaupt noch rumsteht! Das Gebäude ist zum Scheitern verurteilt."

"Wir werden ihn finden, keine Sorge. Ich habe meine Engel bereits seit längerem auf seine Pfährte angesetzt. Er ist nur ein einfacher Mensch, es dürfte nicht so schwierig sein."

Crowley war mehr als verwundert, schließlich war Azira Erziraphael wie aus dem Gesicht geschnitten und war ihnen sein Ring nicht aufgefallen? Oder...hatte sich Gott doch erbarmt und Azira für Engel und Dämonen so unscheinbar gemacht, dass selbst sie es nicht bemerkten? Die ganze Sache war mehr als merkwürdig und Crowley wurde auch nicht richtig schlau. Wichtig für ihn war es, dass Azira verborgen bleibt, deswegen musste er erst mal auf Distanz bleiben.

"Wie dem auch sei, wir müssen auf der Hut sein! Nicht, dass der Dämon Crowley sich noch an seine Versen heftet."

"Crowley? Dieser Verräter geht seit 49 Jahren davon aus, dass Euer Engel tot sei, er wird nichts bemerken! Du hast es doch selbst in seinen Augen gesehen, Gabriel. Er wird nichts tun, Crowley ist eine gebrochene Seele."

"Hoffen wir mal, dass du recht hast. Wir sollten Crowley nicht unterschätzen. Solange er nichts davon erfährt, dass Erziraphael sich hier irgendwo aufhält, ist alles gut."

"Dann lass uns endlich mit der Suche fortfahren! Je schneller wir den gefallenen Engel finden, desto schneller können wir unsere Pläne in die Tat durchsetzen!"

"Hast du dir eigentlich schon überlegt, ob er eher himmlischer oder dämonischer Gestalt sein soll?"

"Er wird ein ultimatives Wesen sein, dass nach Rache dürstet. Wir werden ihn manipulieren und für die Ziele unserer beider Seiten beanspruchen! Davon muss weder Gott noch Satan etwas wissen."

"Ich bin schon sehr gespannt."

Mit diesen Worten verschwanden die beiden Gestalten in der Menge und Crowley spürte, wie sein Herz für einen Moment aussetzte.

"Dann...hatte Gott also recht gehabt! Sie wollen Erziraphael wirklich für ihre Pläne missbrauchen! Ich muss...es unbedingt verhindern, dass sie ihn finden! Ich frage mich, ob ich überhaupt noch ein Wunder wirken kann."

Er betrachtete seine Hände, dann ging er hinüber zum Buchladen und öffnete mit einem Fingerschnipsen die Türe. Leise trat er ein und ließ die Türe blitzschnell wieder ins Schloß fallen. Eine lange Zeit sah sich Crowley im Buchladen um, dann berührte er sanft einige Gegenstände.

"Ein kleines Wunder, auf dass sie dich nie finden werden! Ich werde alles, was dir wichtig ist mit einem Wunder belegen, damit sie von dir abgeschirmt sind und du für sie unsichtbar bist. Sie sollen dein Gesicht nicht erkennen wenn sie dich sehen."

Crowley spürte ein leichtes Kribbeln in den Fingern als er den Buchladen mit diesem Wunder belegte und merkte in diesem Augenblick, wie der Raum auf einmal viel heller wurde und Wärme ausstrahlte. Nun sollte er aber schnell wieder gehen bevor Azira zurückkommen würde...

"Mister Crowley! Was machen Sie denn hier und...wie sind Sie hier reingekommen? Ich habe die Türe doch abgeschlossen!"

"Mister Fell! Verzeihung, ich...anscheinend war sie es nicht!"

"Was machen sie denn da mit meinen Büchern? Suchen Sie etwas? Sind Sie vielleicht einer dieser geheimen Stalker, die mich seit Wochen verfolgen?"

"Wie? Was meinen Sie?"

"Ich wusste es, ich hätte Ihnen niemals vertrauen dürfen! Raus hier! Ich habe schon genug Ärger mit diesen Typen am Hals, die mir den Laden dauernd abkaufen wollen, damit sie hier ein Modegeschäft oder ähnliches hinbauen können! Raus hier, da ist die Türe!"

"Mister Fell, verzeihe Sie, da muss es sich um eine Verwechslung handeln! Ich würde niemals..."

"RAUS ODER ICH RUFE DIE POLIZEI!"

"JETZT HÖREN SIE MIR DOCH MAL ZU!"

Erst zu spät bemerkte Crowley den Stapel Bücher, der links von ihm stand und kurzerhand kam er ins Stolpern und stieß mit Azira zusammen, welcher aus dem Gleichgewicht geriet und Crowley mitriss als sie zu Boden gingen. Eine Weile lagen sie beide regungslos da, dann öffnete Azira seine Augen und blickte Crowley einen Moment lang intensiv an.

"Tu-tut mir leid, Mister Fell, ich wollte..."

"Raus hier...bitte gehen Sie, Mister Crowley."

"Ich versichere Ihnen, ich war das nicht! Glauben Sie mir doch bitte."

"Verschwinden Sie! Ich meine es ernst!"

Doch bevor Crowley sich erhob schloß er für einen Moment die Augen, legte Azira die Finger auf die Stirn und wirkte auf ihn ein kleines Wunder, so dass er von nun an für Engel und Dämonen unsichtbar war. Der Buchhändler verstand die Welt nicht mehr, mit einem Mal schubste er Crowley von sich runter, ergriff eines seiner Bücher und warf es nach ihm.

"RAUS HIER! VERSCHWINDEN SIE! UND LASSEN SIE SICH HIER NICHT MEHR BLICKEN!"

Crowley stürmte regelrecht aus dem Laden, als er sich nach draußen geflüchtet hatte, sah er noch einmal zurück. Fassungslos stand er da und schüttelte den Kopf. Für Azira hatte sich die Berührung wie...halt eine einfache Berührung angefühlt aber wahrscheinlich geriet er in Panik. Es wunderte Crowley immer mehr, warum sowohl Himmel als auch Hölle den Buchhändler schon die ganzen 49 Jahre nicht ausfindig machen konnten, vielleicht...vielleicht lag es auch an dem Ring! Hat Erziraphael ihn vielleicht vor seinem Ableben mit einem starken Wunder belegt? Und warum starb er überhaupt wenn Himmel und Hölle ihren Plan mit ihm so oder so durchsetzen wollten? Wahrscheinlich weil er davon ausging als Mensch schwieriger zu finden zu sein, doch langsam war sich Crowley da auch nicht mehr so sicher.

Es wäre wohl besser gewesen, einfach weiterzugehen, denn das Buch, was ihn sodann am Kopf traf sah er erst kommen als er sich nochmal in die Richtung des Buchladens drehen wollte. Im nächsten Moment wurde ihm schwindelig als der Schmerz eintrat und wenige Sekunden später wurde seine Welt schwarz. Er bekam nicht mehr mit, wie Azira sich über ihn beugte, anscheinend selbst schockiert über das, was er gerade getan hatte. Er dachte an Erziraphael, seinen Verlust und am liebsten wollte er nicht mehr aufwachen.

*guardian angel*

Er hob langsam die Augenlider als er wieder zu sich kam. Seine Sicht war immer noch verschwommen, dennoch spürte er, wie etwas oder jemand mit einem feuchten Tuch seine Stirn abtupfte.
 

"Engel...Erziraphael...mein Engel..."
 

Dann erklang eine Stimme.

"Mister Crowley? Sind Sie...sind Sie wach?"

Als sein Blick sich klärte, blickte Crowley in die Augen Azira's der über ihn gebeugt war und durchaus besorgt aussah. Crowley richtete sich langsam auf, sein Kopf tat tierisch weh und seine Schläfe schmerzte.

"Geht es Ihnen gut?"

"Ich denke schon. Gut, dass Sie nicht mein Gesicht getroffen haben."

Er raffte sich zu einem Lächeln auf doch Azira lehnte sich auf dem Sofa neben Crowley zurück und starrte auf seine Knie.

"Es...es tut mir unendlich leid. Ich wollte Sie nicht verletzten. Als ich Sie in meinem Laden vorfand, habe ich Panik bekommen. Ich dachte...ich dachte, Sie wären einer von denen."

"Mister Fell, wir kennen uns zwar noch nicht lange aber ich kann Ihnen versichern, dass ich nie vorhatte oder vorhabe Ihnen etwas anzutun. Oder Sie zu stalken. Wollen Sie mir davon erzählen? Ich denke, das sind Sie mir schuldig."

"Ich habe es die ganze Zeit versucht zu verdrängen aber in der letzte Zeit oder schon seit einem längeren Zeitraum...okay, seit ein paar Jahren tauchen immer wieder Personen vor meinem Laden auf, die penetrant hier reinschauen aber nicht eintreten. Sie überwachen manchmal die Straßen und halten sich stundenlang in der Gegend auf aber...ich werde das Gefühl nicht los, dass sie etwas im Schilde führen und ganz besonders meinen Laden in Augenschein genommen haben."

"Darf ich fragen, wie diese Personen aussehen?"

"Einer von ihnen ist hoch gewachsen, ich bin mir nicht sicher aber er scheint lilafarbene Augen zu haben. Sehr ungewöhnlich. Neben ihm finden sich dann meist noch drei weitere Personen ein, die allesamt weiße Kleidung tragen.

Crowley's Stirn legte sich in Falten, dabei konnte es sich nur um Gabriel, Michael, Uriel und Sandolphon handeln.

"Und dann sind auch manchmal düstere Kreaturen dabei. Sie sehen...ich weiß, das klingt verrückt, wahrscheinlich spielt mir mein Verstand schon einen Streich aber sie wirken nicht menschlich. Die Sache ist ich kenne die Art von Menschen, die versuchen mir meinen Laden wegzunehmen aber diese wirken, als ob sie noch viel mehr wegnehmen könnten. Sie machen mir Angst. Ich...habe Sorge um mein Leben. Sie sind bisher nie hier reingekommen, dennoch...scheinen sie es ganz besonders auf den Laden hier abzusehen."

Nun wurde es für Crowley auch klarer, anscheinend hatte etwas so eine starke Wirkung auf Azira und den Laden, dass er für Engel und Dämonen unbewohnt wirkt. Falls es das Werk des Ringes war, hatte Erziraphael wirklich ganze Arbeit geleistet und alle Möglichkeiten in Betracht gezogen.

"Haben diese Personen Sie schon mal angesprochen?"

"Nein, noch nie! Sie sind mir öfters auf der Straße begegnet wenn ich neue Lieferungen holen wollte, einer von ihnen hat mich sogar schon mal angerempelt, ist dann aber wortlos weitergegangen."

Okay, nun war Crowley alles klar. Anscheinend hatte Erziraphael sein Wesen so stark eingeschränkt, dass sie es nicht bemerkten, dass er es war und das war auch gut so. Immerhin in dieser Hinsicht hat Gott mit ihrer Vermutung recht gehabt. Azira war für Himmel und Hölle weitesgehend unauffällig, für Crowley als Mensch jedoch sichtbar. Das machte es ihm einfacher auf Azira aufzupassen.

"Bitte verzeihen Sie nochmal meinen Ausbruch von vorhin. Ich hatte nur solche Angst gehabt. Ich muss leider eingestehen, dass ich bisher auch nie den Mut hatte zur Polizei zu gehen. Ich bin nur ein einfacher Buchhändler mit einem einfachen Laden, ich möchte mir das hier...nicht kaputtmachen aber...ich habe niemanden, an den ich mich sonst wenden könnte."

Crowley blickte in Azira's Augen, er schien sich eindeutig zu fürchten, doch Crowley wusste, was zu tun war.

"Mister Fell, wenn Sie es mir erlauben würden, dann würde ich Ihnen gerne meine Dienste als Bodyguard zur Verfügung stellen.

"Bitte?"

"Nunja, ich bin sowas wie professioneller Bodyguard! Sollte eigentlich einen Job in einem Casino als Security annehmen, die haben mich aber nicht genommen!"

Crowley wusste, dass es geflunkert war aber es würde für den einen Moment reichen. So gesehen konnte man es als kleine Notlüge abtun, schließlich beschützte er Azira auf gewisse Weise ja.

"Stimmt, Sie hatten mir noch gar nichts von Ihrem Job erzählt, Mister Crowley."

"Naja, ich dachte, es täte nichts zur Sache oder wäre unwichtig aber...ich sehe ja, dass sie dringend Hilfe benötigen."

"Ich...kenne Sie zwar noch nicht so lange aber...seit ich Sie getroffen habe, habe ich das Gefühl, Ihnen vertrauen zu können."

"Glauben Sie mir, Mister Fell. Ich habe nie in Erwägung gezogen Ihnen zu schaden."

"Vielleicht...war das ja auch gar keine zufällige Begegung."

"Glauben Sie an Zufälle, Mister Fell?"

"Eigentlich nicht. Naja, vielleicht...ich sollte meine Meinung dahingehend nochmal überdenken."

Beide mussten lachen, dann blickte Azira wieder auf seine Knie.

"Die Sache ist...ich kann Sie nicht bezahlen, Mister Crowley. Ich bin Buchhändler und mit den Büchern verdiene ich nicht viel. Ich bin froh wenn ich den Laden halten kann und über die Runden komme."

"Ich möchte auch kein Geld von Ihnen!"

"Ach...nein?"

"Schenken Sie mir einfach ein wenig von Ihrer Zeit, das würde mir schon reichen."

"Eh...okay, wenn Ihnen das reicht."

"Ich kann Sie gut leiden, Mister Fell und...ich sehe doch, dass Sie sehr einsam sind. Ich könnte mich mit dem Gedanken anfreunden ein oder zwei Rotweine mit Ihnen zu trinken."

"Ja, stimmt irgendwie. Aber...ich bin nicht alleine. Ich habe die Bücher."

"Reich Ihnen das denn?"

Azira schwieg, dann krallte er sich in seine Hose und es war das erste Mal, dass Crowley ihn weinen sah.

"Ich...ich würde...mich sehr über Ihre Gesellschaft freuen, Mister Crowley."

Crowley sah sein Lächeln, es war aufrichtig und voller Leben.
 

"Ich weiß, dass du nicht Erziraphael bist. Du bist ein ganz anderer Mensch. Dennoch...ich möchte deine Tränen nicht sehen. Ich möchte für dich da sein, deine Tränen trocknen und dich beschützen. Ich werde alles dafür tun, um dich glücklich zu machen und meine schützende Hand über dich halten."
 

Danach wurde es Crowley leichter ums Herz. Er lehnte sich im Sessel zurück und atmete tief durch.

"Danke! Ich danke Ihnen vielmals, Mister Crowley."

"Bedanken Sie sich nicht andauernd, Mister Fell. Ich werde auf Sie aufpassen und dafür sorgen, dass Ihnen niemand schaden wird."

"Ich würde mich nur gerne irgendwann dafür erkenntlich zeigen."

"Für den Anfang würde mir schon etwas einfaches völlig reichen."

"Und das wäre?"

"Dass Sie endlich anfangen mich beim Vornamen zu nennen."

Er schenkte Azira ein verschmitztes Grinsen, Crowley's braune Augen glänzten und es war ihm egal, ob er sich Azira zu sehr öffnete. Azira entlockte er ein sanftes Lächeln und er spürte, wie das Eis zwischen ihnen brach.

"Nun gut, Anthony. Mein Name ist Azira. Es freut mich sehr dich kennenzulernen."

"Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Azira."

*first time*

Stunden, Tage, Wochen vergingen und Crowley merkte, dass Azira die Zeit seines Lebens hatte. Über wenige Wochen hinaus hat sich zwischen den beiden Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten eine tiefe Freundschaft entwickelt und Crowley war sehr froh, dass Azira langsam auftaute. Am Anfang sich noch dagegen sträubend begann Crowley allerdings Azira als den Mensch zu sehen, der er jetzt war und nicht als den Engel, den er einst geliebt hatte, denn das wäre Azira gegenüber nicht gerecht gewesen.

Viele Abende saßen sie zusammen, tranken Rotwein, wahlweise Bier oder zogen durch die Stadt. Es war ein komisches Gefühl aber wenn Azira lachte, ging Crowley das Herz auf. In der Zeit hatte er auch allerdings weder Engel noch Dämonen ausfindig machen können, die auf der Lauer lagen. Anscheinend hatten seine kleinen Wunder große Auswirkungen.

Einen Abend gingen sie an der Themse vorbei, die Abendsonne schien angenehm auf London, was für die Stadt des Nebels eher ungewöhnlich war. Sie hatten sich gerade ein Bierchen gegönnt als sie auf einer Bank Platz nahmen. Azira lachte.

"Gott, ich...danke dir so sehr, dass du in mein Leben getreten bist, Anthony! Ich habe...ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel Spaß gehabt!"

"Das freut mich sehr zu hören!"

"Ich habe nie wirklich Freunde gehabt gerade weil ich so ein Einzelgänger war. Ich wusste nicht, dass man so viel Spaß haben könnte. Und dabei bin ich schon 49! Gott, die Zeit rast so schnell, ich glaube, ich habe mein halbes Leben verpennt!"

"Soll ich dir ehrlich was sagen? Ich finde, du siehst eher wie 29 aus!"

"Ach, jetzt hör aber auf, Anthony!"

"Cheers, Azira!"

"Cheers, Anthony!"

Sie stießen an und jeder nahm einen kräftigen Zug aus seinen Flaschen bevor sich ihre Blicke wieder auf der glitzernden Oberfläche der Themse verlor.

"Soll das eigentlich auch heißen, dass du noch nie eine Frau hattest?"

Damit hatte Crowley was ausgelöst, denn er bemerkte den nervösen Blick sowie die Röte in Azira's Gesicht und wie er zügig einen weitere Schluck seines Bieres zu sich nahm.

"Naja...vielleicht, nun...nein."

"Soll das heißen, du hattest in deinem ganzen Leben noch nie eine Frau?"

"Ja, mach dich ruhig lustig!"

"Ich mache mich nicht lustig, Azira, ich verstehe es nur nicht! Weil...du keineswegs unattraktiv bist."

Ihm entging nicht, wie Azira ihn nervös von der Seite musterte als er das sagte und wie sein Gegenüber hart schlucken musste. Er begann sich nervös an den Fingern zu spielen. Ein Tick, den Erziraphael auch besaß.

"Ich...finde mich selbst gar nicht so hübsch aber danke, dass du versuchst mich aufzumuntern."

"Es ist nur die Wahrheit, Azira. Aber möchtest du wirklich als alte Jungfer sterben? Das Gefühl wenn zwei Körper tief miteinander verbunden sind, dieses Gefühl ist einzigartig!"

Crowley merkte, dass er angefangen hatte zu flüstern und ihm entging nicht, wie seine Fähigkeiten der Schlange durchkamen. Er versuchte Azira in Versuchung zu führen und sah eindeutig, wie dieser schwer anfing zu atmen.

"Möchtest du nicht einmal wissen, wie es sich anfühlt?"

"Ich...weiß nicht. Ich habe sowas noch nie gemacht und...welche Frau möchte mich denn?"

"Sicher genug! Und deswegen..."

Crowley erhob sich und zog Azira mit sich.

"...werde ich dich jetzt auch mit entführen! In ein ganz bestimmtes Etablissement!"
 

Sie saßen nun gefühlt fast eine halbe Stunde an ihrem Tisch und Crowley konnte nur grinsen als er Azira's Gesicht sah. Der Buchhändler wirkte, als ob er gleich einen Nervenzusammenbruch kriegen würde, denn nicht nur, dass er anscheinend kurz vorm Hyperventilieren war, er schaute Crowley schon seit knapp einer Viertelstunde unentwegt an, als ob er krampfhaft nach Hilfe rufen wollte. Crowley hingegen lehnte sich in den Sessel mit dem roten Samt zurück und genoss das Bier, was ihm einer der Damen an den Tisch brachte.

"Könntest du dich jetzt vielleicht mal ein bisschen entspannen?"

"Mir ist nicht wohl dabei, Anthony! Wir sind in einem Bordell und ich bin total unerfahren!"

"Ich komme immer noch nicht darauf klar, dass du noch nie eine Frau hattest."

Er bemerkte, wie Azira bei der Bemerkung hart schluckte und das Gesicht zur Seite drehte.

"Du solltest es dir wirklich überlegen, bevor es zu spät ist. Das Leben ist zu kurz um nicht einmal in den Genuss fleischlicher Vereinigung gekommen zu sein!"

"Vielen Dank, das muntert mich sehr auf! Du scheinst ja genug Erfahrung zu haben!"

Darauf zwinkerte Crowley nur und schenkte Azira ein vielsagendes Grinsen. Er sah schon süß aus, wie er so schüchtern da saß, an seinem Bier nippte und und die Lippen leicht geöffnet hatte. Allerdings wurde Crowley aus seinen Gedanken gerissen als sich wirklich ein sehr süßes Mädel an ihren Tisch gesellte.

"Hi Ihr zwei Hübschen! Sucht Ihr ein wenig Gesellschaft?"

Crowley hob sein Glas und deutete auf Azira.

"Nun, mein Freund hier, er würde gerne mit einer hübschen Dame Bekanntschaft machen."

"Ich denke, das lässt sich einrichten. Er ist süß."

"Ich denke, das freut ihn sehr zu hören. Sei bitte nett zu ihm."

"Sehr gerne, nett ist mein zweiter Vorname!"

"Und wie ist dein erster, hübsche Dame?"

"Serenity!"

"Ich denke, Ihr beide werdet Euch gut verstehen!"

Azira bekam kein Wort raus, als die Dame ihn sanft an der Hand fasste und mitzog, schaute er hilfesuchend zu Crowley.

"Anthony, ich weiß nicht, ob ich das kann. Bitte...lass uns gehen."

"Komm schon, Azira. Du siehst doch, sie ist scharf auf dich. Lass es dir ein wenig gutgehen und schalte mal ab. Ich denke, dass das hier genau das Richtige ist, was du jetzt brauchst. Hier, sieh es als Geschenk an."

Damit drückte er Azira 200 Pfund in die Hand und ließ ihn mit der Lady ziehen. Erst als sie um die Ecke verschwunden waren setzte er sich wieder auf den Sessel und spürte, wie Tränen in seine Augen schoßen.

"Es ist besser so, glaub mir. Für uns beide. Erziraphael ist nicht mehr da. Ich muss dich...einfach gehen lassen."

Crowley genehmigte sich schweren Herzens ein weiteres Bier und versuchte die Vorstellung, was gleich mit Azira passierte zu ignorieren, doch es nahm ihm nicht den Druck auf der Brust.

Fünf Minuten vergingen, dann zehn und irgendwann tippte ihm jemand auf die Schulter, worauf sich Crowley fragend umdrehte und mit Erstaunen die Dame ausmachte, die Azira soeben begleitet hatte.

"Du solltest deinem Freund besser schnell hinterherlaufen, er ist soeben durch den Hinterausgang raus!"

"Was? Aber wieso? Ist etwas nicht in Ordnung?"

"Bei mir schon, nur beim ihm anscheinend nicht. Ich will ja nichts sagen aber...ich glaube, dieses Bordell ist nicht der richtige Ort für ihn. Das Geld hat er übrigens liegen lassen."

Crowley blickte die Frau mit Namen Serenity verwirrt an, dann wurde es ihm klar und ihm lief es eiskalt den Rücken runter.

"Behalt das Geld, Süße! Danke für die Info!"

Er erreichte den Ausgang, der in einer Gasse endete, die wieder auf eine Hauptstraße Soho's führte und sah, wie sich Azira schnellen Schrittes davon machen wollte als Crowley ihm hinterherrief.

"AZIRA! HEY, AZIRA! BLEIB BITTE STEHEN!"

"Du bist wirklich ein toller Freund, Anthony! Danke, dass du mich blamiert hast!"

"Hä? Was? Ich weiß doch überhaupt nicht, was passiert ist!"

Azira warf sich atemlos die Hände ins Gesicht und lief mehrmals auf und ab bevor er weitersprach.

"Ich weiß schon, warum ich nie wieder was mit einer Frau angefangen habe! Ich bin halt...ein totaler Versager!"

"Nein Azira, das bist du nicht."

"Doch, sonst...wäre da unten ja auf jeden Fall was passiert!"

"Eh...wie meinen?"

"Es hat sich gar nichts getan! Kein bisschen! Es hat...mich einfach nicht erregt als sie mich angefasst hat. Genauso...wie damals."

"Azira..."

"Ich habe gelogen als ich sagte, ich hätte noch nie was mit einer Frau gehabt. Habe ich...so eigentlich auch nicht, es kam nie dazu. Als ich jung war, war ich mit einem Mädchen zusammen, das ich sehr gerne hatte und...irgendwann waren wir neugierig und wollten mehr. Als wir dann endlich zusammen lagen...tat sich bei mir überhaupt nichts. Es hat mich nicht angemacht, überhaupt nicht! Sie gab sich die Schuld, obwohl ich ihr immer wieder gesagt habe, dass es an mir läge. Kurz darauf hat sie sich von mir getrennt."

"Azira...das...tut mir..."

"Entschuldige dich bloß nicht! Ich will kein Mitleid für etwas, was schon Jahre zurückliegt! Aber...ich hatte seitdem halt nie wieder den Mut, mich mit einer Frau zu treffen, obwohl...ich durchaus oft genug die Möglichkeit gehabt hätte. Naja...jetzt weißt du es! Bist zu jetzt zufrieden?"

Crowley's Schweigen brachte Azira auf falsche Gedanken, doch Crowley war wie vor den Kopf gestoßen. Ob Azira...vielleicht doch auf Männer stand?

"Was ist? Wider ich dich jetzt an? Gut, dann gehe ich jetzt! Ich will einfach nur noch zum Buchladen zurück!"

"Azira! Azira, bitte warte!"

Crowley rannte ihm hinterher, doch Azira blieb nicht stehen.

"AZIRA, JETZT WARTE GEFÄLLIGST! BLEIB STEHEN! VERDAMMT, ICH HAB GESAGT BLEIB STEHEN!"

Und dann packte er Azira am Kragen, drehte diesen in seine Richtung und presste ihn im Anschluß an die Mauer, wo er ihn am Kragen hochzog und tief in die blauen Augen schaute. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast, Azira's Atem ging schwerer.

"Du widerst mich überhaupt nicht an! Hast es nie und wirst es auch nie! Ich mag dich, Azira! Und ich verurteile dich nicht! Egal, was es ist...denn...bei mir wäre es auch nicht anders gewesen."

Er lockerte seinen Griff, worauf Azira Crowley durchdringend musterte.

"Was meinst du?"

"Ich meine damit, dass...meine erste große und einzige Liebe...ein Mann war."

"Dein...besonderer Jemand?"

Obwohl es dunkel war spiegelte sich Crowley's Gesicht in Azira's blauen Augen wieder und...für einen kurzen Moment überkam Crowley das Verlangen, Azira zu küssen. Ihre Lippen waren sich so nahe, es hätte nicht viel gefehlt. Doch dann...liefen Crowley Tränen über die Wangen und er ließ den Buchhändler los. Mit dem Handrücken fuhr er sich über die Augen bevor er sich den Kragen seines Mantels tief ins Gesicht zog.

"Tut mir leid. Du findest den Weg sicher zum Buchladen zurück."

"Und was machst du?"

"Ich suche mir eine Bar und betrinke mich. Ich kann jetzt dringend etwas gebrauchen!"

Mit einem unangenehmen Gefühl im Magen blieb Azira zurück. Crowley hätte es ja nicht wissen können und nun war er seinem einzigen Freund über den Mund gefahren. Er senkte den Blick während sich Crowley immer weiter aus seinem Blickfeld entfernte. Azira's Hand wanderte an seine Brust. Sein Herz schlug schnell als er seinen Weg zum Buchladen antrat.

*dancing queen*

Azira konnte sich nicht auf sein Buch konzentrieren als er es sich im Buchladen gemütlich gemacht hatte mit einer Tasse Kakao. Er wollte es zuerst nicht wahrhaben aber er konnte es durchaus nicht leugnen, dass er sich um Anthony sorgte.

"Gott, ich bin wirklich ein Idiot!"

Er legte seine Lesebrille beiseite, klappte das Buch zu und rieb sich die Augen bevor er sich seinen Trenchcoat überzog und ein weiteres Mal in das Nachtleben aufbrach. Er könnte es sich nicht verzeihen wenn sein erster und einziger Freund etwas dummes tun oder diesem sogar etwas zustoßen würde. So führte ihn sein Weg erneut in das Freudenviertel von Soho, wo er in diversen Bars nach Anthony suchte.

"Ich hoffe, es geht ihm gut. Ich hätte ihn nicht alleine lassen sollen. Bestimmt sitzt er jetzt irgendwo, betrinkt sich und weint. Wieso muss ich eigentlich immer so ein Arschloch sein?"

Irgendwann blieb er vor einem gut besuchten Striptease Club stehen und er rückte nervös seine Fliege zurecht.

"Nun gut, das ist meine letzte Anlaufstelle. Wenn er nicht hier ist, dann weiß ich auch nicht weiter."

Schweren Herzens trat er ein und schaute sich um. Leicht betuchte Damen mit üppigen Dekolletes brachten Männern haufenweise Bier an ihre Tische während Tänzerinnen an den Stangen ihre Tänze zum Besten gaben. Geld wurde in Slips und Strapsen gesteckt und Azira fühlte sich ein weiteres Mal ziemlich unwohl in seiner Haut. Schließlich wanderten alle Blicke in Richtung Bühne und auf einmal wurde ein Scheinwerfer auf eine ganz bestimmte Person gerichtet. Azira musste erst einmal genau schauen, um wen es sich dabei handelte, als er denjenigen allerdings schließlich erkannte, warf er sich vor Schock die Hände auf den Mund.

"Anthony?"

Dieser hingegen hatte den Moment seines Lebens. Anthony oder besser gesagt Crowley hatte in Azira's Abwesenheit mindestens sechs Bier und weitere alkoholische Getränke zu sich genommen, um seine Gedanken zu vernebeln und hatte dann die Gunst der Stunde ergriffen, um an einer der Stangen zu tanzen, die zufällig gerade frei war. Durchaus konnte er sich sehen lassen und selbst Azira musste sich eingestehen, dass er an sich gar keine so schlechte Figur dabei machte. Er hatte diese schmalen Hüften und diesen wohlgeformten Hintern in der engen Hose und Azira spürte, wie ihm auf einmal ganz anders wurde als Crowley sich mit dem Rücken als auch mit seinem Schritt gegen die Stange presste und nicht gerade minder anzüglichen Eindruck hinterließ. Pfiffe gingen durch den Raum, Frauen gröhlten und klatschten, Crowley war zu benebelt um überhaupt noch was mitzubekommen. Er tanzte sich die Seele aus dem Leib und wollte einfach vergessen.

Er warf die Beine durch die Luft, wirbelte herum während im Hintergrund "You can leave your hat on" von Joe Cocker spielte und er sich immer wieder gegen die Stange drückte. Irgendwann bemerkte er Azira, der vorne in den ersten Reihen stand und zwinkerte ihm mit einem breiten Grinsen zu.

"Anthony, komm bitte da runter!"

"Wieso? Ich hab den Spaß meines Lebens!"

"Bitte, ich bringe dich nach Hause!"

"Ich möchte aber noch nicht gehen!"

"Anthony!"

"Sag mir, Engel, gefällt dir die Show?"

"Hast du mich gerade Engel genannt?"

"Genieß den Anblick!"

Ein weiteres mal gab Crowley seine Show zum Besten und diesmal musste sogar Azira lachen, allerdings warf er sich erneut die Hände ins Gesicht als sich eine starke Röte auf seine Wangen legte. Irgendwann schaffte es Crowley allerdings von der Bühne runter und Azira war so frei, ihm einem Arm um die Schulter zu legen, damit sie den Club verlassen konnten.

"Na los, ich bringe dich zum Buchladen! Gott, wieviel hast du getrunken?"

"Gar nicht so viel, Engel! Sag mir, kannst du mir sagen, wieviele Engel auf einem Stecknadelkopf tanzen können?"

"Bitte?"

"Okay, ich nämlich auch nicht!"

"Ich denke, du hattest heute genug Alkohol. Bei mir kannst du dich ausnüchtern."
 

Crowley brauchte einen Moment bis er wieder nüchtern war. Von der ganzen Trinkerei hatte er beinahe schon fast seine geheimen Kräfte vergessen. Zum Glück zählte das Ausnüchtern noch mit darunter, sonst hätte Azira ihn die Nacht sicher noch rausgeworfen. So blickte er seinen Gegenüber eher verwundert an als dieser nach kurzer Zeit wieder voll da war.

"Tut mir leid. Es überkam mich einfach. Es war...einfach zu viel auf einmal."

"Ich bin einfach nur froh, dass ich dich gefunden habe. Dieses Viertel ist nichts für mich."

"Hast du dir Sorgen um mich gemacht?"

"Ja, durchaus, ich habe mir große Sorgen um dich gemacht!"

Crowley lehnte sich zurück und blickte Azira einfach nur schweigsam an.

"Es tut mir leid, dass ich wieder alte Wunden aufgerissen habe, Anthony. Dieser Jemand...muss dir sehr wichtig gewesen sein."

"Du hast keine alten Wunden aufgerissen, Azira."

"Aber...ich erinnere dich andauernd an deinen besonderen Jemand. Das muss sehr schmerzhaft für dich sein."

"Dieser Jemand...war mein Leben. Und dann...ist er gestorben und hat mich zurückgelassen. Viele Jahre konnte ich nicht mehr lachen aber...nach all der Zeit hast du endlich mal wieder...ein wenig Wärme in mein Leben gebracht."

Er bemerkte, wie Azira rot um die Nase wurde.

"Vielleicht...wird es dann Zeit für dich mit der Vergangenheit abzuschließen und einen Neuanfang zu wagen. So wie du mir geholfen hast, mir bei meinem Neuanfang zu helfen, Anthony!"

"Ja...vielleicht hast du recht."

Damit erhob sich Crowley und streckte Azira die Hand hin.

"Lass uns tanzen!"

"Wie?"

"Tanzen! Ich würde gerne mit dir tanzen."

"Ich...nein, ich habe noch nie getanzt. Ich kann gar nicht tanzen, außerdem habe ich zwei linke Füße."

"Dann lernst du es jetzt halt."

"Anthony, nein!"

Doch Crowley griff nach Azira's Hand und zog ihn mit einem Ruck an sich. Für einen Moment schauten sich die beiden tief in die Augen bis Crowley die Hand Azira's ergriff und seine andere Hand sich auf Azira's Rücken legte. Der Buchhändler, total überfordert mit der Situation blickte Crowley aufgeregt an und Crowley bemerkte, dass seine Unterlippe zitterte.

"Hab keine Angst. Ich zeige dir, wie es geht."

Langsam begannen sie miteinander zu tanzen, dabei merkte Crowley, wie schwer es Azira fiel ihm in die Augen zu schauen. Am Anfang stellte sich Azira noch etwas tollpatschig an und trat Crowley mehrfach auf die Füße, dann konzentrierte er sich allerdings nur noch auf Crowley's Stimme und dessen dunkelbraune Augen und er war wie gebannt. Seine Hand wanderte nach und nach langsam auf Crowley's Rücken, bis sie dort ruhen blieb und während sie sich langsam in Kreis drehten, die Melodie von "save the last dance for me" leise im Hintergrund spielte, verloren sie sich gegenseitig in ihren Blicken bis Azira langsam sein Gesicht an Crowley's Nackenbeuge vergrub und die Augen schloß. Schweres Atmen vernahm Crowley von Azira, der immer unregelmäßiger wurde und auch Crowley spürte, wie ihm heiß wurde. Irgendwann gab er einem inneren Verlangen nach und sein Mund näherte sich Azira's Nackenbeuge, wo er leicht gegen die weiße Haut des Buchhändlers hauchte und dieser darauf entzückt zusammenfuhr. Dann allerdings löste er sich aus Crowley's Griff und schaute diesen mit hoch geröteten Wangen an.

"Okay, stopp! Bitte, ich denke, das reicht. Mir ist...ganz schwindelig."

"Ja, du bist auch ganz rot im Gesicht! Aber das war schon mal nicht schlecht für den Anfang."

"Ja...ganz und gar nicht...wenn du möchtest, kannst du auf dem Sofa schlafen."

"Danke, ich denke, das Angebot werde ich dieses Mal gerne entgegen nehmen."

"Nun gut, dann...wünsche ich dir eine angenehme Nacht, Anthony."

"Danke, dir aber auch...Azira."

Er schaute Azira noch einen Moment nach bis er in der oberen Etage verschwunden war und Crowley machte sich auf dem Sofa lang. Während er da so lag musste er wieder an Erziraphael denken, wie sie fest umschlungen manchmal einfach so im Buchladen angefangen hatten zu tanzen. Seine Augen wollten nicht, wie er wollte, so lag er noch lange hellwach bis er aus der oberen Etage Geräusche vernahm, die er nur mehr als zu gut kannte.

"Azira..."

Er dachte wohl, dass Crowley ihn nicht hören würde aber es war offensichtlich, dass er gerade dabei war sich selbst zu befriedigen und Crowley ging ein erregtes Lächeln über die Lippen.

"Wie schön du klingst wenn du stöhnst. Ich frage mich, ob du gerade dabei an mich denkst."

Das Stöhnen Azira's heizte Crowley ebenso an. So befreite er seine Länge aus seiner Hose und begann ebenfalls diese zu stimulieren und zu bearbeiten. Er war sich nun sicher, Azira stand auf Männer und irgendwie machte dieser Gedanke Crowley sehr glücklich. Er lauschte lange dem Stöhnen des Buchhändlers, steigerte dabei seine eigene Lust.

"Ja! Stöhn für mich! Ich will dich kommen hören!"

Und als sie fast gleichzeitig kamen und ihrer Lust Luft machten, biss Crowley die Zähne aufeinander um nicht zu stöhnen, dafür aber das sinnliche Seufzen Azira's zu genießen. Crowley leckte sich verspielt die Finger ab während er sich vorstellte, dass es Azira's Liebestropfen wären, die er mit der Zunge aufnahm, verwarf den Gedanken aber schnell wieder und während sich sein Körper wieder beruhigte, stellte sich ein prüder Buchhändler während er den Gipfel der Lust erklomm vor, wie Anthony seinen Körper erforschen würde. Er verdrängte die Vorstellung schnell wieder und wandte sich auf die Seite. Er wollte einfach nur noch schlafen. Das war sicher das Beste, was er tun konnte.

*take me to church*

"Erziraphael..."

Es wunderte Crowley aufgrund der letzten Nacht nicht, dass er in seinem Traum Erziraphael begegnete und diesen angefangen hatte zu berühren. Es war als ob er wirklich da gewesen wäre, seine Haut riechen, seine Lippen schmecken konnte. Wie sehr hatte er seine Lippen geliebt. Er hatte so wunderschöne Lippen und traumhaft schöne Hände. Als sich ihren Lippen berührten, Crowley spürte, wie ihre Körper heiß verschmolzen, wurde er sanft aus dem Schlaf gerüttelt.

"Anthony? Hey, Anthony!"

Langsam öffnete Crowley die Augen und blickte in das Gesicht von...

"Ein Engel..."

"Jetzt hör auf, ich...bin doch kein Engel."

Dann erkannte er Azira und richtete sich auf.

"Oh, Azira! Tut mir leid! Guten Morgen!"

"Guten Morgen. Wieso nennst du mich dauernd Engel? Als ich dich letzte Nacht aus dem Club geholt habe, hast du mich auch zweimal so genannt."

Crowley war es sichtlich unangenehm, denn das Letzte, was er wollte, war weitere Vergleiche zwischen Azira und Erziraphael ziehen aber er wollte Azira auch nicht anlügen.

"Ich...tut mir leid, ich habe...meinen Freund damals immer so genannt. Alte Angewohnheit, die ich nicht loswerde."

"Als wir uns kennengelernt haben, hast du zu mir gesagt, dass ich jemandem sehr ähnlich sehe. Hattest du ihn damit gemeint?"

Verlegen schaute Crowley zur Seite aber auch wenn er keine Antwort gab, er wusste, dass es Azira verletzte.

"Schon okay. Er muss dir sehr wichtig gewesen sein. Ihr habt bestimmt...viele schöne Jahre miteinander verbracht."
 

"Nur 6000 Jahre...und du kannst dich an nichts von alldem erinnern...
 

Crowley wusste, dass es nicht fair gegenüber Azira war, letzten Endes verfluchte er Erziraphael im Inneren für diesen gerissenen Plan. Wenn er dem Engel irgendwann, warum auch immer nochmal begegnen würde, würde er ihm dazu seine Meinung geigen. Einen neuen Körper zu beseelen ohne jegliche Erinnerungen an sein früheres Leben. Nichts war geblieben und mittlerweile begann Crowley den Engel ein wenig dafür zu hassen. Er wollte ein Mensch sein, schön und gut aber dann einer, der so einsam, so verlassen war? Kein Wunder, dass Azira so skeptisch und misstrauisch gegenüber seinen Mitmenschen war. Erziraphael war immer so voller Lebensfreude, machte Freunde wo auch immer er hinkam, sogar in japanischen Restaurants mit dem besten Sushi und nun...

Es machte Crowley wütend und er wollte etwas an der Situation ändern. Der Engel hatte seinem jetzigen Ich nicht gerade ein schönes Leben bescherrt, das sollte sich ändern, denn auch dieser Mensch hatte ein wenig Glück im Leben verdient.

"Azira, ich habe jetzt viel Zeit bei dir im Buchladen verbracht, ich...würde dir aber auch gerne mal mein Apartment zeigen. Außerdem...würde ich dich heute gerne mal ausführen."

"Wie? Wirklich?"

"In meinem Bentley!"

"Du hast einen Bentley?"

"Jupp! 90 Jahre alt, mein treues Mädchen."

Ihm entging nicht der erstaunte Blick Azira's aber er bemerkte den Anflug eines Lächelns auf seinem Gesicht.

"Das...ja! Ja, sehr gerne! Wow...ein Bentley..."

"Dann...machen wir uns fertig und machen uns auf dem Weg! Sollen wir?"
 

*~*
 

"Wie konnte es das nur passieren? Wieso jetzt?"
 

Crowley bemühte sich mit ganzer Kraft den Bentley in der Spur zu halten während die nicht enden wollende Langstraße entlangrasten, Scharren von Dämonen saßen ihnen im Nacken.

Sie hatten Crowley's Apartment besichtigt und Crowley war überglücklich als Azira seine Pflanzen so eindringlich bewundert hatte. Danach waren sie mit dem Bentley zum Ritz gefahren, obwohl sich Crowley am Anfang noch sehr dagegen gesträubt hatte. Zu viele Erinnerungen an Erziraphael aber als sie das erste Mal anprosteten, spürte Crowley eine schon vor vielen Jahren gekannte Wärme in sich aufsteigen. Danach wollte er Azira eigentlich wieder zum Buchladen zurückfahren, doch ihr Weg führte sie nach Tadfield, wo sie einen langen Spaziergang hinter sich gelegt hatten und nun rasten sie mit solch einer Geschwindigkeit über diese Landstraße, dass Azira sich panisch in den Haltegriff der Beifahrerseite krallte.

"ANTHONY, WER SIND DIE? WAS SIND DAS FÜR KREATUREN?"

Doch Crowley antwortete nicht. Er wusste nicht, wie es passiert ist aber irgendwas muss sein Wunder durchbrochen haben, so dass Azira für die Dämonen auf einmal sicht- und spürbar war. Er konzentrierte sich auf die Straße, versuchte das Lenkrad halbwegs ruhig zu halten, hörte die Schreie der Dämonen im Rücken und hatte nur einen Gedanken, und zwar dass er Azira sicher hier raus befördern würde.

"ANTHONY!"

"Hab keine Angst! Ich habe einen Plan! Keine Sorge, ich beschütze dich!"

Er blickte kurz zu Azira rüber und obwohl diesem die Furcht ins Gesicht geschrieben war, vertraute er Crowley. Schließlich erreichten sie den Ort, wo Crowley hinwollte und grinste.

"Azira, du musst mir jetzt vertrauen! Geh in die Kirche und bleibe da drin bis ich dir sage, dass du wieder rauskommen kannst! Und was immer du auch hörst oder was gleich passiert, komm bloß nicht raus!"

Ihm entging Azira's ungläbiger Blick nicht, doch als er erneut einen Blick in seinen Rücken warf und die schwarze Masse an Dämonen sah, die sich auf sie zu bewegten, stieg er aus dem Auto gefolgt von Crowley und rannte in Richtung Pforte. Er drehte sich noch einmal zu Crowley um, wollte noch etwas rufen, doch Crowley kam ihm zuvor.

"NA LOS, JETZT GEH SCHON!"

Damit verschwand Azira hinter der Türe und Crowley wirkte in jenem Moment ein so gewaltiges Wunder, dass die Dämonen panisch in die Flucht geschlagen wurden. Er blickte auf seine Hände.

"Was...ist das für eine enorme Kraft? Sind das...wirklich die Kräfte Gottes?"

Er musste sich wohl erst einmal mit dem Gedanken abfinden, denn innerhalb der Kirche gab es jemanden, der ganz dringend Hilfe brauchte. Crowley stand auf der Schwelle, zögerte und atmete tief ein und wieder aus. Für einen Moment schloß er die Augen und setzte einen Fuß vor den anderen. Tatsächlich! Der heilige Boden! Er tat ihm nicht mehr weh!

Er begab sich schnurstracks in den Innenbereich der Kirche, wo Azira wie gelähmt da stand. Sein Blick war auf eine Person gerichtet, die ihn breit angrinste.

"Azira, was ist...nein!"

"A-Anthony..."

"Anthony nennt er dich? Was besseres ist dir wohl auch nicht eingefallen, oder?"

"Gabriel..."

"Was geht hier vor? Ich will wissen, was hier vor sich geht. Anthony!"

"Azira, verschwinde! Es ist zu gefährlich!"

Doch der Erzengel ging gelassen auf Azira zu und legte ihm eine Hand auf die Stirn. Darauf riss dieser panisch die Augen auf, Tränen rannen ihm über das Gesicht.

"Du bist es...tatsächlich. Aber jetzt...bist du erst einmal ruhig. Du solltest schlafen. Um dich kümmern wir uns später."

Kurz darauf ging Azira zu Boden.

"AZIRA!"

"Hätte nicht gedacht, dass wir uns unter diesen Umständen wiedersehen, Dämon Crowley. Du bist...so menschlich."

"Gabriel, du Mistkerl! Ich verstehe es nicht. Wie konntet ihr...wie habt ihr..."

"...ihn gefunden? Alleine durch deine Hilfe, mein Lieber. Es war ja offensichtlich, dass du dich nicht lange von ihm fernhalten würdest und deine Nähe zu ihm sowie...die Berührungen seines Rings haben uns zu ihm geführt."

"Aber das kann nicht sein! Ich wollte ihn geschützen und euch nicht ausliefern!"

"Du scheinst anscheinend kein vollwertiger Mensch zu sein, oder? Sind da himmlische oder dämonische Kräfte im Spiel? Es ist sehr schwer einzuschätzen. Wie ist es überhaupt soweit gekommen?"

"Das geht dich einen feuchten Dreck an!"

"Ich kann es mir so schon denken. Es war Gott, nicht wahr? Sie hat dir die Kraft gegeben, Erziraphael zu beschützen. Oder...zumindest glaubst du, dass es Gott war, nicht wahr?"

Crowley antwortete nicht aber Gabriel's Worte machten ihn stutzig. Er hatte sich schon die ganze Zeit gewundert, warum Gott auf einmal persönlich auftauchen und ihn bitten würde, auf den Engel aufzupassen aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

"Glaubst du wirklich, der Allmächtige würde mit einem Dämon wie dir reden? Das muss selbst für dich lächerlich sein! Wie dem auch sei, ihr seid uns genau in die Falle gegangen. Ich werde mich Azira annehmen. Schade, dass es so schnell für euch vorbei war."

Doch bevor Gabriel Azira packen konnte, breitete Crowley gigantische weiße Engelsflügel aus, stürzte sich auf Gabriel und versetzte ihm so einen Stoß, dass dieser gegen die hintere Wand knallte.

"Du wirst Azira gefälligst in Ruhe lassen! Ich lasse nicht zu, dass du auch nur einen Drecksfinger an ihn anlegst. Ich werde nicht zulassen, dass ihr ihn für Eure Zwecke missbraucht!"

"Crowley, du nimmst dir für einen Dämon ganz schön viel raus! Wenn du kämpfen willst, dann komm her!"

Damit zog Gabriel ein Schwert und für eine Weile brach ein erbitterter Kampf zwischen den beiden aus. Crowley versuchte seinem Schwert so gut wie möglich auszuweichen, doch es war schwerer als gedacht, vor allem er Gabriel seine Flügel traf.

"Glaubst du wirklich, Gott hätte dich einfach so wieder zu einem himmlischen Wesen gemacht? Du bist weder Mensch noch Engel, Crowley! Du wirst immer ein Dämon bleiben! Das liegt in deiner Natur! Und deswegen wirst...du Erziraphael auch nicht beschützen können!"

"Du redest zu viel, Erzengel Gabriel! Lass lieber dein Schwert für dich sprechen als mir dohende Worte ins Gesicht zu speihen!"

Crowley steckte tatsächlich ein paar herbe Schläge ein, doch irgendwann wurde seine Wut so groß. Er bündelte seine Energie, holte aus und eine Art dunkle Materie begann Gabriel einzuhüllen und der Erzengel schrie unter Schmerzen auf. Eine Weile später blickte er Crowley entsetzt an, denn dessen Augen hatten wieder die Form einer Schlange angenommen, auch wenn es nur für einen kurzen Moment war, denn als Gabriel die Flucht ergriff landete Crowley sanft auf dem Boden und nahm wieder seine menschliche Form an.

"Er ist fort. Gott sei Dank. Was sind das nur...für merkwürdige Kräfte in mir? Sind sie...himmlischer oder dämonischer Natur? Was genau...bin ich?"

Eine Weile starrte er auf seine zitternden Hände bis er von ihnen abließ und sich Azira zuwandte. Er kniete sich neben den Buchhändler, der langsam wieder zu Bewusstsein kam und blickte diesem sanft in die Augen während Crowley Azira sanft im Arm hielt.

"Azira? Azira, geht es dir gut. Bist du okay? Keine Sorge, sie sind weg."

Doch plötzlich riss Azira panisch die Augen auf und befreite sich aus Crowley's Griff.

"NEIN! VERSCHWINDE, DÄMON! VERSCHWINDE! GEH MIR AUS DEN AUGEN! LASS MICH IN RUHE!"

"Azira, was ist los?"

"DU DÄMON! DU BESTIE!"

Was auch immer Gabriel getan hatte, er hatte Azira zwar nicht dazu gebracht sich an Erziraphael zu erinnern oder dass der Engel wieder in diesem Körper wohnte aber er schien den Buchhändler irgendwie so beeinflusst haben, dass negative Energie von Himmel und Hölle sich auf ihn ausgewirkt hatten und er in jenem Moment Crowley's wahre Form sah. Er ging rückwärts, fiel beinahe als Crowley auf ihn zukam.

"SCHERR DICH ZUM TEUFEL, ANTHONY! HAU AB!"

"Azira, bitte beruhige dich! Was du siehst...ist nicht real!"

"GEH! H-HAU EINFACH...hau einfach ab! Bitte..."

"Azira, das ist alles nur ein böser Traum. Du solltest schlafen."

Damit legte Crowley dem Buchhändler einen Finger auf die Stirn, worauf Azira in Crowley's Arm fiel und tief einschlief. Den Rückweg zum Buchladen bekam er nicht mehr mit, auch nicht als Crowley ihn sanft auf dessen Sofa legte, damit er sich ausruhen kann. Er hatte Träume von einem Engel, dessen Gesicht er nicht sehen konnte und Erinnerungen, die sich ihm nicht erschließen wollten. Aber...unterbewusst wurde er das Gefühl nicht los, diesem Wesen irgendwie vertraut zu sein.

*craving for you*

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

*don't leave me*

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

*secrets of truth*

"Wieso? Wieso musste das passieren?"
 

Sein Blick war getrübt und er wusste, was gleich passieren würde. Er wusste, dass er Azira verloren hatte aber er war froh, dass er den Buchhändler doch noch in Sicherheit wiegen konnte. Nun lag Crowley auf dem Boden seines Apartments und kämpfte mit seinen inneren Dämonen, denn diese versuchten mit aller Macht an die Oberfläche zu kommen.

"Lügen! Alles Lügen! Wie konnte ich nur so dumm sein? Als ob Gott...jemals mit mir gesprochen hätte! Es ist alles vorbei!"

Er hatte Azira ein weiteres Mal beschützt, nur dieses Mal waren ihnen die Dämonen zuvor gekommen. Sie waren durch die starkbefahrene Londoner Innenstadt gefahren und als die Dämonen ihre Pfährte aufnahmen, hatte Crowley so sehr das Gaspedal durchgetreten, dass die Räder durchdrehten. Azira hatte sich erneut auf dem Beifahrersitz festgekrallt, schaute hin und wieder zu Crowley rüber, dem selbst die Panik ins Gesicht geschrieben war. Sie verließen London, gelangten auf die M25, die zu ihrem Glüück ausnahmsweise mal nicht stark befahren war, Crowley beschleunigte, verlor die Kontrolle über das Auto und plötzlich war die Hölle los als sie der Bentley dreimal hintereinander überschlug und sie anschließend auf dem Kopf zum Stehen kamen. Azira regte sich nicht, er war nicht tot aber ohnmächtig und Crowley schaffte es nur unter schlimmen Schmerzen aus seinem geliebten Auto auszusteigen. Er zog Azira ebenfalls aus dem Wagen, legte ihn auf die Straße während Scharren von Dämonen auf sie herabblickten und dann erschien er. Satan höchstpersönlich. Die Wahrheit, die darauf folgte traf Crowley so hart wie ein Schlag ins Gesicht und für einen Moment war er froh, dass Azira nicht bei Bewusstsein war.
 

"Hattest du wirklich geglaubt, Gott hätte mit dir persönlich gesprochen? Ich bitte dich, Crowley! Gott würde niemals mit einem Dämon wie dir reden! Das alles, dein ganzer Auftrag...war mein teuflisches Werk! Dein Engel starb weil er den Himmel mit der Abwendung der Apokalypse verraten hat, kein großer Plan steckte dahinter. Allerdings hat der Allmächtige wohl seine Finger im Spiel gehabt als er den Engel als Menschen zurückkommen ließ und uns somit mit der seiner Amnesie in die Hände gepielt. Mir kam schon lange der Plan zwischen Himmel und Hölle zu Ohren und da ich mit meinem rebellischen Sohn nicht rechnen kann, warum nicht einen gefallenen Engel auf meine Seite ziehen? Letzten Endes...warst du leicht zu manipulieren! Du hast nie aufgehört ein Dämon zu sein! Ich habe dich nur...mit einigen Schwächen der Menschen ausgestattet, um dich und deine Fähigkeiten einzuschränken und dich schwächer in Gegenwart des Engels werden zu lassen und dass du dich nicht von diesem Engel losreißen konntest, das war uns schon vorher bewusst. Du bist schließlich eine Schlange, du verführst, führst andere in Versuchung doch...warst du es nicht, der diesmal in Versuchung geführt wurde? Du konntest deine Hände einfach nicht still halten, nicht wahr, Crowley? Die Tarnung des Engels ist aufgeflogen deinetwegen, Crowley und nun kannst du nichts mehr dagegen unternehmen! Denkst du immer noch, dass du ihn beschützen kannst? Ich denke, nicht! Aber keine Sorge, wir haben bereits den Grundstein für seine Transformation gelegt, du wirst es nicht aufhalten können! Letzten Endes...lief alles genauso wie geplant und nun...benötigen wir dich nicht länger."
 

Als die Dämonen und Satan verschwanden, als ob es sie nie gegeben hatte, spürte Crowley, wie sein Körper transformierte. Seine Haut und seine Haare veränderten sich, doch nur langsam. Es reichte, um Azira nach Hause zu bringen und gerade so mit den Resten seiner heiligen Kraft ein Wunder zu bewirken, um den Buchhändler von seinen Verletzungen zu befreien und gerade als Crowley den Buchladen verlassen wollte, ertöhnte eine Stimme hinter ihm.

"ANTHONY!"

"Azira..."

"Anthony, bitte warte! Dieser Unfall heute...ich weiß, dass es kein Traum war und das, was in der Kirche passiert ist, das war auch kein Traum. Bitte...was ist hier los, Anthony? Warum sagst du mir nicht die Wahrheit?"

Er bemerkte, dass Crowley sich nicht umdrehte, denn dieser begann immer mehr wieder seine dämonische Gestalt anzunehmen. Seine Haare nahmen wieder die rötliche Farbe an und...seine gelben Schlangenaugen reflektierten am Fenster gegenüber.

"Bitte...sag mir die Wahrheit, Anthony! Diese Sache, das alles passiert wegen mir, nicht wahr? Bitte...ich habe ein Recht zu erfahren, was hier passiert. Bitte sag es mir."

Nein, er wollte Azira nicht länger belügen aber er wusste auch, dass er ihn verlieren würde. Dennoch...so sehr es ihn auch schmerzte, er wollte Azira nichts mehr verheimlichen.

"Du hast recht. Schluss mit den Lügen. Keine Geheimnisse mehr."

Und damit drehte sich Crowley zu Azira rum und zeigte es ihm...seine gelben Schlangenaugen, und Azira erstarrte. Er kam näher und er bemerkte, wie Azira panisch nach hinten auswich bevor er sich gegen eines der Regale lehnte.

"Wer...oder was bist du?"

"Mein Name ist Crowley. Ich bin...ein gefallener Engel. Ein Dämon."

"Was?"

Seine schwarzen Schwingen erschienen und ließen den Buchhändler erschaudern. Seine Unterlippe zitterte.

"D-du...bist ein Dämon. Gehörst du auch zu denen?"

"Nein! Ich hatte einen Auftrag, ich sollte dich beschützen in Form eines Menschen, da Himmel und Hölle es auf dich abgesehen hatten. Ich hätte dir nie etwas antun können."

"Ich...verstehe das alles nicht..."

"Ich dachte, ich hätte von Gott den Auftrag erhalten, dich zu beschützen. Deswegen blieb ich an deiner Seite und passte auf dich auf. Aber...am Ende habe ich es...wieder nicht geschafft denjenigen zu beschützen, der mir wichtig war."

"So...wie dein Engel?"

Crowley schaute traurig auf und Azira wusste Bescheid.

"Wieso ich? Wieso nicht jemand anderen?"

"Weil du...die Wiedergeburt dieses Engels bist, Azira."

"Nein...nein, das stimmt nicht."

"Doch, es ist wahr. Alleine, dass du seinen Ring, seinen Buchladen, sein...Gesicht besitzt. Alles hat darauf hingedeutet."

Crowley erzählte Azira, was vor 49 Jahren geschehen war, wie sie Armageddon aufgehalten hatten und wie er zusehen musste, als Erziraphael starb. Er war sich mittlerweile sicher, dass sein Ableben so nicht geplant war irgendetwas muss dahintergesteckt haben. Gott würde ihn nie einfach als Mensch wieder ins Leben holen wenn nicht ein größerer Plan dahintersteckte, doch das war jetzt nicht wichtig, denn Azira begann zu weinen und schüttelte fassungslos den Kopf.

"Also...hatte ich die ganze Zeit recht. Die ganze Zeit, in den ganzen schönen Momenten, die wir miteinander verbracht hatten...hast du nur ihn gesehen weil ich es bin! Es war nie ich gewesen, den du wolltest."

"Es tut mir so unendlich leid, Azira. Ich wünschte, ich könnte das alles rückgängig machen. Ich wünschte...ich hätte derjenige an deiner Seite sein können, den du liebst und den du brauchst. Verzeih, dass ich so eine bittere Enttäuschung für dich war."

"Ich will deine Entschuldigungen nicht! Du hast mich ausgenutzt, du hast nie mich selbst gesehen, sondern immer nur ihn! Ich...habe dir vertraut, Crowley oder Anthony oder wie auch immer du heißen magst! Es interessiert mich nicht mehr und von mir aus können mich diese Dämonen oder Engel auch holen kommen! Du hast mich genug verletzt...Anthony. Ich wollte...ich wollte so sehr glücklich mit dir werden weil du...so viel Licht in mein Leben gebracht hast. Ich habe mich in dir getäuscht."

"Ich wollte...ich wollte mich so sehr in dich verlieben, Azira. Du hast...so viel Glück in deinem Leben verdient und ich weiß, dass du mir nie verzeihen kannst. Auch verstehe ich deine Wut. Aber bitte glaub mir, dass ich dich nur beschützen wollte und ich es auch immer noch möchte, denn du bist in großer Gefahr. Durch...meine Nähe sind sie auf dich aufmerksam geworden und sie wollenen die verborgenen Kräfte in dir nutzen, um die Welt ins Chaos zu stürzen und ein zweites Armageddon einleiten."

"DAS...ist mir vollkommen egal, Anthony! Sollen sie mich holen kommen. Ich hatte Vertrauen in dich, ich...habe dich geliebt. Und du...du hast mich die ganze Zeit über angelogen."

"Azira...bitte..."

"NEIN! VERSCHWINDE ENDLICH! HAU AB, DU DÄMON! GEH ENDLICH UND LASS MICH ALLEINE! SCHERR DICH ZUM TEUFEL! ICH WILL DICH...NIE WIEDERSEHEN, ANTHONY! Verschwinde endlich..."

Der Dämon hörte das Schluchzen des Buchhändlers und spürte den eigenen Schmerz, der auf seiner Brust ruhte. Es war vorbei, er konnte nichts mehr tun. Wenn sie ihn finden, wäre Azira' Schicksal besiegelt und in seinem jetzigen Zustand war diesem alles egal. Er setzte sich weinend auf das Sofa und bemerkte nur noch, wie Crowley ohne eine Wort den Buchladen verließ und er im Dunkeln zurückblieb.
 

Geschlagen saß Crowley am Boden seines Apartments, eine Flasche Rotwein in der Hand. In seinen Augen Tränen, die er nicht länger verborgen halten wollte. So viele Fragen, die er hatte aber nie eine Antwort drauf bekommen würde. Er würde niemals erfahren, warum Erziraphael das alles geplant hatte, er würde den Engel nie wiedersehen, denn seinetwegen würde Azira die Welt zerstören wenn sich Himmel oder Hölle seiner bemächtigen. Menschen sind halt leicht zu manipulieren und wieder mal gab Crowley sich die Schuld, dass erneut ein unschuldiges Wesen seinetwegen sein Leben lassen musste und bald als Waffe für den großen Krieg missbraucht werden würde. Er hätte es wissen, es ahnen müssen. Gott hat nie mit jemandem gesprochen, sie würfelt nur mit dem Universum und wahrscheinlich gehörte auch das hier zu ihrem großen kranken Spiel.

Crowley zog vor sich an diesem Abend ins Koma zu saufen und Armageddon abzuwarten. Er hatte keine Hoffnungen mehr, die sind ihm genommen wurden, bis es an seiner Türe klopfte.

"Wer soll das sein? Es ist mitten in der Nacht."

Genervt ging er an die Türe und öffnete sie, jedoch hatte er nicht mit der Person gerechnet, die davor stand. Sie weinte und zitterte am ganzen Körper.

"Azira?"

"Es...es tut mir so leid, ich...ich wusste nicht, ob ich herkommen sollte aber...ich musste einfach zu dir."

Er trat ein und betrachtete Crowley eindringlich.

"Ich...habe eingesehen, dass du mich die ganze Zeit über nur beschützen wolltest aber ich...ich war so blind. Ich habe mein Herz an dich verloren und...wollte einfach an deiner Seite sein. Als du mir die Wahrheit über all das hier, was geschehen ist gesagt hast, auch...was dich betrifft...da überkam mich einfach die Wut. Ich war eifersüchtig auf jemanden, der dir wichtig ist, den du...lange Zeit zuvor verloren hattest und dabei...kanntest du dieses Wesen über 6000 Jahre und noch länger. Aber...in Wirklichkeit...will ich dir bei dir bleiben."

Er kam näher, schaute in Crowley's stechende gelbe Augen und berührte seine Wange zärtlich während er dem Dämon sein schönstes Lächeln schenkte.

"Mir ist egal, ob du mich nicht liebst und...mir ist egal, ob du diesen Mann nicht vergessen kannst. Er war ein Teil deines Lebens aber...das möchte ich auch für dich sein. Auch wenn du mich nicht liebst. Ich liebe dich...Anthony. Und wenn du es mir erlaubst, dann würde ich gerne bei dir bleiben. Bitte...ich habe Angst. Bleib bei mir. Verlass mich nicht."

Sein Blick wirkte monoton als er den Buchhändler anschaute, doch dann ließ Crowley ein weiteres Mal seine gewaltigen schwarzen Schwingen erscheinen und hüllte Azira sanft mit diesen ein.

"Ich werde dich...für immer beschützen. Koste es, was es wolle. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich kriegen. Das verspreche ich dir...Azira Fell."

Seine Lippen legten sich sanft auf die Lippen des Buchhändlers. Es war wie ein Versprechen, was er ihm gab und als sich ihre Körper kurz darauf in Crowley's Bett wiederfanden und sie ihre Leidenschaft gegenseitig spürten, liebte der Dämon Azira wild und ungehemmt, so, wie er es mit Erziraphael getan hätte. Die Lustschreie, die aus Azira's Mund drangen in dieser Nacht hallten an den Wänden von Crowley's Apartment wider und für einen Moment ließ der Dämon ihn vergessen, denn das sollte Azira. Vergessen, denn der Schmerz war unerträglich.

*too emotional*

*~I tried to play it cool

but I can't even talk to you.

I'm not usually like this.

I don't know where my left and my right is.

Tongue-tied, I can't move,

I can't breathe when I'm close to you.

I'm not usually like this.

I don't know where my left and my right is.~*
 

Der Song spielte im Radio als Crowley schon das gefühlte hunderste Mal über Azira hergefallen war. Er war geblieben und Crowley ließ ihn nicht mehr gehen. Es hatte nichts mit Liebe zu tun, er war ein Dämon und stillte einfach nur ein Verlangen, was unstillbar zu sein schien. Seit Azira sein Apartment aufgesucht hatte, waren Tage vergangen. In der Zeit hatte sich Crowley unzählige Male an Azira vergangen, der sich auf das Spiel einließ, es sogar genoss, doch Crowley...er hatte das Gefühl, dass mit jedem Moment, wo er Azira innig liebte immer mehr ein Teil seines Selbst abgetötet wurde. Wie ein wildes Tier hielt er seine Beute fest umschlungen, Azira hatte tiefe Bisse an den Oberschenkelinnenseiten sowie an den Brustwarzen und am Hals. Einige bluteten zum Teil stark. Seine Hüften wiesen dunkle blaue Flecke auf, während dieser tiefe sowie lange rote Kratzspuren auf Crowley's Rücken hinterlassen hatte. Azira wusste, dass Crowley ihn nicht so liebte wie er es sich wünschte und...innerlich verfluchte er diesen Engel dafür, den Crowley so liebte. Doch solange "Anthony" bei ihm war, war ihm alles egal, denn zum ersten Mal im Leben liebte er ehrlich und dafür nahm er jeden Schmerz in Kauf. Doch es war nicht nur seine Seele, die darunter litt sondern auch sein Wesen, denn Crowley's negative Aura wirkte sich so stark auf Azira aus, dass dieser anfing dämonische Züge anzunehmen. Crowley...war es egal. Er hatte alles verloren, seinen Engel würde er so, wie er ihn geliebt hatte nie wiederbekommen. Warum also Azira an seiner Seite nicht unsterblich und als Dämon lieben können? Was wäre schon dabei...

Er saß an jenem Abend am Bettrand und schaute mit aufgerissenen Augen aus dem Fenster. Azira, vollkommen erschöpft und schwer atmend sowie übersehen von schweren Bisswunden lag neben Crowley auf dem Bett. Crowley schaute ihn nicht an. Er konnte es nicht, denn er wusste, was er getan hatte. Ja, es war so leicht einen Dämon zu erschaffen, man musste nur tief genug graben und sie brechen. Azira war gebrochen und dabei war es nicht nur sein Herz, das gebrochen war. Als er die Augen öffnete, war das Weiß in ihnen vollkommen verschwunden, dafür hatte ein tiefes Schwarz diese Stellen ausgefüllt. Seine blauen Augen waren nach wie vor vorhanden, nur spiegelten sie kein bisschen an Wärme wieder sondern eisige Kälte. Als er zu Crowley hochschaute, saß dieser immer noch mit dem Rücken zu dem Dämon, der soeben in Azira erwacht war.

"War es das...was du wolltest, Anthony?"

"Ich weiß...überhaupt nicht mehr, was ich will. Mir ist alles egal."

"Das glaube ich dir nicht..."

"Du wirst die Welt zerstören und von mir aus soll es so geschehen."

"Hast du deswegen deine ganze Wut auf mich übertragen? Ich fühle, wie du leidest, Anthony. Und auch...wenn mein Körper sich über die letzten Tage verändert hat, so bin ich doch immer noch...Azira, oder?"

Crowley traute sich nicht sich umzudrehen doch das brauchte er auch nicht mehr, denn in jenem Moment nahm Azira ihn von hinten in den Arm.

"Ich...ich wäre dir besser...nie begegnet, Azira. Nicht, weil ich es nicht wollte. Sondern weil du dein unbekümmertes Leben hättest weiterführen können."

"Ja, vielleicht wäre das eine Möglichkeit gewesen, Anthony aber...mein Leben wäre nicht vollkommen gewesen ohne dich."

Langsam drehte sich Crowley zu Azira um und sah seine Augen. Trotz der Schwärze, die sie durchzog lächelte er.

"Ich war mit dem, was ich hatte immer zufrieden gewesen. Es war nicht immer leicht aber ich habe mein Leben geliebt. Auch wenn es meist...einsam und trist gewirkt hatte. Aber ich war glücklich. Doch...als du kamst und dich mir angenähert hattest, da wollte ich nicht mehr zurück. Du hast mir gezeigt, dass ich zu mir selbst stehen sollte und...du hast mir gezeigt, was Liebe heißt."

"Azira, ich..."

"Bitte lass mich ausreden, Anthony. Vielleicht...beruhen diese Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit aber...ich bin glücklich. Weil du mein Leben vollkommen gemacht hast und...ich bereue keinen einzigen Moment."

Crowley konnte kaum glauben, dass Azira unter diesen Tränen, unter diesen Wunden immer noch lächeln konnte. Genau das war es wohl, was Satan vorgesehen hatte. Crowley war der Auslöser weil er seine Gefühle nicht in Zaum halten konnte und hatte sein Gift in Azira entfesselt als er anfing ihm zu nahe zu kommen und nun...war Azira ein vollkommener Dämon. Er spürte, die negative Energie, die von Azira ausging, sah wie seine Tränen zu Blut wurden. Draußen wurde die Welt von einem Gewitter erschüttert und Crowley wusste, dass das Ende nahte. Es würde nicht lange dauern, dann würden Himmel und Hölle aufeinanderprallen und...der Krieg würde anbrechen. Die Welt würde vernichtet werden und Crowley wäre schuld. Doch dann sah er Azira's Blick während seine Haut langsam anfing Risse zu bilden.

"Ich..war wirklich froh an deiner Seite sein zu durfen. Ich...hatte keine Angst davor, deine Wut zu spüren, die du durch Lust an mir ausgelassen hast und dass du mir dabei nicht ins Gesicht sehen konntest. Ich verstehe deinen Schmerz...es ist okay, Anthony. Ich weiß, eigentlich...sollte ich nicht so denken und für das, was du mir die letzten Tage und Wochen angetan hast sollte ich dich hassen. Aber das kann ich nicht, denn...ich liebe dich. Ich habe dich die ganze Zeit geliebt. Und...das Letzte, was ich möchte, ist...der Untergang dieser Welt zu sein. Ein Werkzeug, was die Menschen auslöscht. Das hätte...dein Engel sicher auch nicht gewollt, nicht wahr?"

"Azira..."

"Ich kann es spüren, Anthony. Die Wut, die Macht in mir, sie will raus. Aber wir wissen, es gibt nur einen Weg das alles aufzuhalten. Deshalb bitte ich dich...töte mich, Anthony!"

"NEIN!"

"Es geht nicht anders! Durch meinen Tod...wird alles zu Ende sein. Als ob...all das nie passiert wäre."

"Nein, Azira...ich kann dich nicht sterben sehen! Nicht nochmal! Ich habe doch bereits...jemanden verloren, der mir wichtig ist."

"Und diesen Jemand liebst du. Er sollte...an meiner Stelle bei dir sein und deine Tränen trocknen. Nicht ich. Ich habe keine Angst, Anthony! Ich bitte dich...ich möchte weder Himmel und Hölle in die Hände fallen. Deswegen...mach meinem Leben...ein Ende."

Er hatte kein Herz mehr, trotzdem fühlte Crowley eine furchtbare Leere in sich als er Azira in den Arm nahm. Auch er weinte als seine Finger zitternd in Azira's Nacken lagen.

"Es tut mir so leid! Es tut mir so...unendlich leid!"

"Es gibt nichts zu verzeihen! Bitte tu es! Wenn du es jetzt nicht tust..."

Crowley blickte Azira einen Moment lang an als er diesen auf sein Bett legte. Ein Teil von Azira war noch menschlich und Crowley...musste nur seine Finger auflegen...und ein Wunder wirken.

"Ich wünschte, wir hätten uns zu einer anderen Zeit kennengelernt, Azira. Nicht unter diesen Umständen. Ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst."

Doch Azira lächelte nur. Er griff Crowley's Hand und schloß die Augen. Dann legte Crowley ihm die Finger auf die Stirn...und nach kurzer Zeit spürte er, wie die negative Energie sowie sein Körper langsam anfing sich aufzulösen. Crowley blieb die ganze Zeit bei ihm, hüllte Azira mit seinen schwarzen Schwingen ein und stoppte die Zeit. Er stellte sich eine wunderschöne Kirche vor, beide trugen sie traumhaft schöne Anzüge, denn es sollte nicht das Ende der Welt sein, was Azira sehen sollte. Er hatte vielmehr verdient als das und Crowley wollte ihm dieses bisschen Glück nicht verwehren.

"Das ist...wunderschön...Anthony. Wenigstens...kann ich ein letztes Mal dein Gesicht sehen."

"Es wird...ganz schnell gehen. Hab keine Angst."

"Ich habe keine Angst wenn du bei mir bist, Anthony. Ich hoffe, du findest, wonach du suchst. Wenn du deinen Engel eines Tages wiedersehen solltest, sag ihm bitte, dass ich ihm sehr dankbar bin."

"Dankbar? Dankbar wofür?"

"Dass ich...dich lieben durfte. Leb wohl...An...tho...ny..."

Crowley's Hände zitterten als Azira's Körper zusammensackte und die Hand, die gerade noch auf Crowley's Wange geruht hatte schlaff herunterfiel, doch er starb mit einem Lächeln auf den Lippen und jegliche böse Energie löste sich in millionen von wunderschönen Sternen auf, die sich am dunklen Firmament verteilten. Der Dämon jedoch...blieb zurück und als die Zeit wieder normal lief, war es still um ihn herum. Die Welt hatte aufgehört zu toben. Azira war nicht mehr da. Crowley war allein...und schrie laut bevor er seinen Kopf ins Kissen drückte und solange weinte, bis alle seine Tränen versiegt waren.

*fallen angel*

Crowley hielt eigentlich nichts von Friedhöfen aber er war der Meinung, dass Azira ein anständiges Begräbnis verdient hatte. Auch wenn sein Körper nicht mehr hier war wollte er dennoch, dass dieser Mensch seinen Frieden finden konnte. Nun stand er da, schaute betreten auf den Grabstein und fegte mit der Hand ein wenig Herbstlaub von der steinernen Oberfläche, auf den Azira's Name stand. Crowley lächelte sanft und verbarg seine Tränen hinter der dunklen Sonnenbrille, die er wieder trug.

"Wie schön, dass du mich am Ende trotz meiner wahren Identität immer noch Anthony genannt hast. Du hast...halt den Menschen geliebt, den du kennengelernt hast. Du hast ehrlich geliebt, Azira. Es tut mir...so leid, dass ich dir dasselbe nicht zurückgeben konnte. Ich hoffe, dass deine Seele Frieden finden wird."

Er kehrte an diesem Tag nicht in sein Apartment zurück, sondern dahin, wo sein Zuhause war. In den Buchladen. Der Buchladen, der die Seelen von Erziraphael als auch Azira beherbergte. Durch sein kleines Wunder, den Laden unentdeckt zu halten hatte in den vielen Wochen, wo Azira bei ihm im Apartment gelebt hatte sich keiner dem Buchladen genähert. Es war, als ob er gar nicht existieren würde. Crowley öffnete mit einem Fingerschnipsen und trat ein. Ein weiteres Schnipsen und warmes Licht hüllte den Raum ein sowie sanfte Musik, die aus dem Grammophon drang. Crowley schaute sich um und schloß die Augen. Er sah Erziraphael vor sich, wie er lächelte. Seine blauen Augen, die Crowley so sehr geliebt hatte und der Dämon brach am Boden zusammen. Immer wieder schlug er mit der Faust auf den Boden ein, schrie und weinte bis er nicht mehr konnte. Wäre er nicht gewesen, wären weder Erziraphael, noch Azira gestorben. Aber er war noch hier und sterben wollte er auch nicht aber...er wollte nicht alleine sein. Er fürchtete die Einsamkeit. Er richtete sich auf, stieg langsam die Treppe empor und betrat das Schlafzimmer, das einst Erziraphael gehörte. Der Dämon legte Jacke und Schal ab, stellte seine Schuhe neben das Bett und legte sich auf die weichen Laken, wo er das Kissen des Engels an sich drückte. Auf dem Nachttisch stand der weiße Kaffeebecher mit den Engelsflügeln, den Erziraphael so geliebt hatte. Wo er so gerne Kakao drauß getrunken hatte und Crowley musste lächeln.

"Es ist...als ob du...immer noch in diesen Räumen bist, Engel. Deine Wärme...hat diese Räume nie verlassen. Dennoch...konnte ich weder dich, noch Azira beschützen. Ich habe alles nur schlimmer gemacht. Vielleicht...ist es besser so. So, wie es jetzt ist. Alleine sein. So kann man...wenigstens niemandem weh tun, den man liebt."

Doch Crowley krallte sich in die Bettwäsche, nahm den Geruch des Engels auf und begann erneut bitterlich zu weinen.

"ERZIRAPHAEL! ERZIRAPHAEL! KOMM ZURÜCK! BITTE KOMM ZURÜCK! ICH LIEBE DICH! ICH LIEBE DICH, MEIN ENGEL!"
 

Stunden vergingen, es war stockfinstere Nacht und Crowley fror am ganzen Körper. Er konnte nicht schlafen, seine Trauer hielt ihn wach.

"Sei unbesorgt. Du wirst heute Nacht...wunderschöne Träume haben."

"Er...Erziraphael?"

Crowley bekam es nicht mit als jemand sich neben ihn legte und ein kleines Wunder wirkte, so dass der Dämon diese Nacht von jeglichen Albträumen bewahrt wurde. Er schlief tief und feste und sein besonderer Jemand...der Engel...er war sich sicher, dass er dem Dämon am nächsten Tag so einiges erklären musste, ganz besonders seine Wiederkehr nach Azira's Ableben, denn er war ein Teil eines Ganzen. Ein Teil, der den Engel wieder vollkommen machte, der Teil, den er aus reiner Vorsorge vor seinem Tod in den Flammen der Hölle abgelegt hatte, damit seine Seele einen neuen Körper bewohnen und Erzirapahel die Welt vor Schaden bewahren konnte. Der menschliche Teil. Den, den Erziraphael schon seit Anbeginn der Zeit in sich getragen hatte...und ihn zu einem besseren Engel als alle anderen machte. Er war sich sicher, dass Crowley weinen und schreien und Erziraphael verfluchen würde, doch der Engel würde ihn um Vergebung bitten, dem Dämon sagen, dass es ein notwendiges Übel war. Und...dass Azira...glücklich im Himmel angekommen war. Er hatte sich sogar bei Erziraphael bedankt bevor ihre Körper wieder eins wurden. Aber dies würde er dem Dämon erst morgen früh erklären. Nicht heute Nacht. Er war erschöpft und hatte sehr viel Ruhe verdient. Er atmete ruhig und gleichmäßig, während er einen wunderschönen Traum hatte und Erziraphael lächelte während seine himmelblauen Augen sanft auf dem Dämon ruhten und seine Lippen das Lächeln bildeten, welches Crowley so sehr liebte.

"Verzeih, dass ich dich so lange warten lassen habe...mein lieber Crowley."
 

*~ Fin ~*



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von:  KiraNear
2019-08-18T19:22:04+00:00 18.08.2019 21:22
Aww OMG ich bin grad echt sprachlos und gerührt 😖😣 Das mit der Beerdigung war eine echt schöne Idee, und ich freue mich so sehr, dass die Beiden am Ende wieder zusammen gefunden haben ❤️😢 Die FF war wie eine wilde, harte und traurige Reise, aber mit einem schönen Trostpflaster am Ende ~
Von:  KiraNear
2019-08-18T18:45:18+00:00 18.08.2019 20:45
Wow, das ist echt harter Stoff und nicht einfach uu verkraften, auch wenn ich verstehen kann, warum er es getan hat. Vermutlich hätte ich das gleiche getan... Ich hoffe trotzdem, dass wenigstens einer von beiden am Ende doch noch glücklich werden kann. Also so richtig, irgendwie. Auch wenn es sehr schwer sein wird, besonders in Crowleys Fall.
Von:  KiraNear
2019-08-17T23:06:59+00:00 18.08.2019 01:06
Hach, die Beiden haben es echt sowas von nicht leicht ;_;
Ich würde auch zu gerne wissen, was sich Ezri und/oder Gott bei der ganzen Sache letzten Endes gedacht haben ...
Und ich kann mir schon vorstellen, dass Crowley sich irgendwann in Azira verlieben könnte, also in ihn als eigenständige Person :3
Von:  KiraNear
2019-08-17T21:56:44+00:00 17.08.2019 23:56
Besonders am Anfang musste ich mich ja hart zusammen reißen, dass ich mir nicht in meine Brille weine 😢... Ich bin echt mal gespannt, wie das zwischen den beiden ausgehen wird. Ich kann Crowley total verstehen, aber irgendwie sind die beiden auch süß zusammen. Auch wenn Azira anders als Erzi ist.
Von:  KiraNear
2019-08-17T11:23:36+00:00 17.08.2019 13:23
Argh, mein Herz X_X
Erst wird es durch den Fleischwolf gedreht, aber hinterher nur noch zum Schmachten gebracht :3
Ja, dass sie sein Gesicht kennen, ist tatsächlich ein Problem. Aber ich glaube fest daran, dass sie das Problem auch noch lösen können >_<
Von:  KiraNear
2019-08-16T22:57:51+00:00 17.08.2019 00:57
THAT TURN OF EVENTS D:
Uiuiui, und dabei hat es doch so schön angefangen. Aber gut, das hat er ja nicht ahnen können.
Pfft, Gabriel ist echt ein sehr mieser Kerl, ich hoffe, der bekommt eins auf die Mütze, aber so, dass es gleich richtig knackt >_<
Und das Ende ... hach, ich kann verstehen, dass Azira so reagiert, aber es ist trotzdem wie ein brennendes Messer für den armen Crowley :/
Von:  KiraNear
2019-08-16T00:59:01+00:00 16.08.2019 02:59
Ich finds voll süß von ihm, dass er nochmal extra rausgegangen ist, um nach Crowley zu suchen :3
Und auch, dass sie miteinander getanzt haben. 
Uff, im Rausch ist Crowley ja mehr über die Lippen gerutscht, als eigentlich passieren sollte, aber wer kann es ihm verdenken? Auch wenn ich das Gefühl habe, dass ihn Azira darauf in den nächsten Tagen irgendwann darauf ansprechen wird, besonders wird er bestimmt wissen wollen, warum Crowley ihn Engel genannt hat^^°
 
Und ui, das Ende <3 <3
War so klar, dass die Beiden sich näher kommen, die könnten noch so oft wiedergeboren werden und ihre Herzen würden trotzdem immer zueinander finden <3
Von:  KiraNear
2019-08-16T00:36:05+00:00 16.08.2019 02:36
Uiuiui, den Ausgang hatte ich jetzt nicht erwartet und irgendwie wundert es mich trotzdem nicht^^°
Dass er sich unwohl gefühlt hat, aus mehreren Gründen, das hat man ihm mehr als deutlich angesehen. Armer Crowley, es wird wohl nie aufhören weh zu tun, wenn es zu jenem Thema im Gespräch kommt :/
Von:  KiraNear
2019-08-15T18:43:34+00:00 15.08.2019 20:43
Lustigerweise dachte ich mir: Hm, er könnte doch wie son Leibwächter auf ihn aufpassen, das würde sich auch gut mit seiner Mission decken :D
Ui, das wird jetzt echt interessant werden. Interessant, aber bestimmt auch traurig^^°
Von:  KiraNear
2019-08-15T18:30:17+00:00 15.08.2019 20:30
Ich finde es lustig, aber auch ziemlich beunruhigend, dass die Beiden nun zusammenarbeiten, nur um Erzi bzw seine Wiedergeburt zu finden D:
Aber schön, dass sie wenigstens Crowley nicht mit in der Rechnung drin haben, so werden sie nicht mit ihm rechnen, das könnte noch ein großer Vorteil für ihn sein. Dann sind sie vllt auch mit ihrer Planung weniger vorsichtig, weil sie nicht damit rechnen, dass sich ihnen jemanden entgegenstellen könnte, was die neuesten Pläne angeht.
 
Ohje, das ist echt nach hinten losgegangen >_<
Vllt hätte er mit dem Reinschleichen noch warten sollen, obwohl, wer weiß, vllt wäre es später auch zu spät gewesen?
Ist trotzdem echt hart zu lesen, dass er ihn rauswirft >_<
Das mit dem "Bitte nicht mehr aufwachen", kann ich verstehen, würde mir in dem Moment wohl das Gleiche wünschen.
Antwort von:  BexChan
15.08.2019 20:32
Meine Beste könnte Azira gerade echt verkloppen weil er so anders als Erzi ist und mir tut es weh das alles zu schreiben aber ich freue mich, dass dir die FF so gut gefällt <3


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