Lügner! von Maginisha ================================================================================ Kapitel 14: Taschenspielerei ---------------------------- Time had become fuzzy around the edges. Seconds accumulating to minutes running before their due point of time in the current of events. Words, gestures and sounds blurring with their future counterparts. It was becoming more and more difficult to...   Crawford schüttelte leicht seinen Kopf. Seine Konzentrationsfähigkeit neigte sich langsam dem Ende entgegen. Er machte nicht mehr die Fehler, die er am Anfang gemacht hatte. Einmal hatte er auf eine Frage geantwortet, die Schuldig noch gar nicht gestellt hatte, und ein anderes Mal Nagi das Salz gereicht, bevor dieser danach verlangt hatte. Danach war er vorsichtiger geworden, hatte sich weniger am Gespräch beteiligt, das Schuldig ihm ohne Probleme aus der Hand genommen hatte. Trotzdem war der Anstieg seiner Präkognition zunehmend schwerer zu kontrollieren. Er hatte keine Bedenken, dass er es in einigen Tagen perfektioniert haben würde, doch solange Fujimiya so dicht neben ihm saß, war seine Fähigkeit, es zu begrenzen, limitiert. Er warf einen Blick zur Seite. Der Junge saß mit geröteten Wangen und glänzenden Augen neben ihm und hing förmlich an Schuldigs Lippen. Allerdings war das Bild auf der anderen Seite des Tisches in etwa das Gleiche. Er versuchte sich einzureden, dass Schuldig lediglich seine Rolle sehr, sehr gut spielte, aber wenn er an die Vision von vor zwei Tagen dachte, war er sich da nicht mehr ganz so sicher. Er würde das Ganze im Auge behalten müssen. „Möchtest du noch etwas Wein?“ Er richtete die Frage an Ran, obwohl er wusste, wie die Antwort ausfallen würde. „Nein, danke, Mr. Crawford. Ich glaube, ich hatte wirklich genug.“ Die zwei halben Gläser, die der Junge getrunken hatte, waren wohl tatsächlich schon mehr, als er eigentlich vertrug. Crawford erinnerte sich an die Diskussion, die darüber entstanden war und in der er irgendwann gestanden hatte, dass er noch nicht alt genug war, um zu trinken. Schuldig hatte das nicht gelten lassen und darauf bestanden, dass er es trotzdem probierte. Und nun hatte der rothaarige Japaner den ersten Schwips seines Lebens. Crawford sah auf und bemerkte Nagis Blick. Auch er hatte sein Limit ganz offensichtlich erreicht. Er war bereits den ganzen Abend sehr schweigsam gewesen, aber jetzt mischte sich Müdigkeit in die ohnehin schon schlechte Laune, die lediglich während des Desserts ein wenig besser geworden war. Es wurde Zeit, diesen Abend zu beenden.   Mit einer gewählten Geste tupfte er sich den Mund ab und legte die Serviette zur Seite. Danach blickte er auf die Uhr. Es war bereits halb eins. „Ich glaube, wir sollten uns langsam auf den Heimweg machen. Haruka wird schon auf uns warten und Nagi gehört ins Bett.“ Schuldig nickte. „Das ist sicherlich eine gute Idee. Der Kleine schläft ja schon fast auf dem Tisch ein.“ „Das ist gar nicht wahr“, protestierte Nagi und unterdrückte im nächsten Moment nur mühsam ein Gähnen, das ihn selbst Lügen strafte. Crawford stand auf, um die Rechnung zu begleichen. Als er zurückkam, hatten sich die anderen drei bereits erhoben. Gemeinsam gingen sie zum Ausgang. „Ich muss mich noch einmal bei Ihnen für die Einladung bedanken, Mr. Crawford. Sie waren sehr großzügig.“ Schuldig so reden zu hören, war zunächst seltsam gewesen, aber inzwischen hatte er sich fast daran gewöhnt. Er ergriff die ausgestreckte Hand und schüttelte sie. Danach wendete er sich Fujimiya zu. „Es war mir auch eine Ehre, Sie kennenzulernen, Ran. Vielleicht haben wir mal wieder das Vergnügen.“ Er streckte seine Hand aus und wie beim ersten Mal fühlte er beim direkten Hautkontakt ein leichtes Ziehen in seinem Hinterkopf. Entschlossen, noch ein wenig mehr aus der Begegnung herauszukitzeln, hielt er die Hand weiter fest und sah dem jungen Japaner tief in die Augen. „Dass Sie mir ja auf Tim aufpassen. Er hat manchmal noch ein wenig eigenartige Vorstellung davon, wie es hier in Japan zugeht. Ich hoffe, dass Sie weiterhin so einen guten Einfluss auf ihn haben werden wie bisher.“ Innerlich lachte er über die Zweideutigkeit der Aussage. Immerhin hatte Fujimiya keine Ahnung davon, zu was sie ihn gerade benutzten. Er fragte sich, wie weit die Verstärkung seiner Fähigkeit wohl gehen könnte, wenn man es forcieren würde. Andererseits war ihm nicht daran gelegen, seine Visionen so weit zu steigern, dass sie ihm am Ende vollkommen den Blick auf das Hier und Jetzt verstellten. Die Fähigkeit die Zukunft zu kennen war wertvoll, aber gleichzeitig ein zweischneidiges Schwert, durchaus in der Lage, denjenigen zu köpfen, der sich ihrer zu leichtfertig bediente. Es gab genug Geschichten, die versuchten, die Menschheit vor diesem Fehler zu warnen. Ob es nun die klassische Antike mit dem König von Theben war, der seinen Sohn Ödipus verstieß und dadurch die Umstände provozierte, die dazu führten, dass sich die Prophezeiung, sein Sohn würde ihn einst töten, tatsächlich erfüllte, oder das Märchen vom Teufel mit den drei goldenen Haaren, in dem der habgierige König dem Glückskind seine Tochter verwehren wollte und am Ende genau dadurch für dessen Vermählung sorgte, während er selbst bis in alle Ewigkeit auf einem Ruderboot als Fährmann dienen musste. Wann immer die Menschen danach getrachtet hatten, die Zukunft mit brachialer Gewalt zu ändern, waren sie gescheitert. Es erforderte viel Sorgfalt und ein großes Geschick, um sich dieser Gabe zu bedienen. Ein Geschick, das ihm in jahrelanger Kleinstarbeit eingetrichtert worden war. Doch seine Ausbilder in Rosenkreuz hätten sich sicherlich nie träumen lassen, dass sich seine Fähigkeiten eines Tages noch derart steigern würden. Er lächelte bei dem Gedanken. „Ich werde es versuchen“, antwortete Fujimiya leicht verspätet und zog mit ein wenig unsicherem Blick seine Hand zurück. Er umfasste sie mit der anderen und massierte sie leicht. Anscheinend hatte der Prozess auch für ihn spürbare Auswirkungen. „Dann wünsche ich euch beiden noch viel Spaß. Komm, Nagi, wir gehen nach Hause.“   Er und Nagi liefen eine Weile schweigend nebeneinander her, bevor Crawford beschloss, das brütende Schweigen des Jungen mit ein wenig Aufmerksamkeit zu bedenken. „Was ist los? Hat es dir nicht gefallen?“ „Das Essen war furchtbar.“ Eine Ausrede, die Crawford sofort durchschaute. „Das ist es nicht, was dich beschäftigt. Also los, raus mit der Sprache. Du kannst ganz offen reden.“ Je eher er das hinter sich brachte, desto besser. Nagi musste wissen, wo sein Platz war. „Es ist Schuldig. Er ist so … anders, wenn er mit diesem Typ zusammen ist. Fast so, als wäre er ein anderer Mensch.“ Crawford nickte leicht. Das war ihm bereits selber aufgefallen. Trotzdem war das nichts, mit dem Nagi sich beschäftigen sollte. Der Junge hatte nicht genug Weitblick und war zu schwach, um es mit Schuldig aufzunehmen. „Ich bin mir sicher, dass du dich da täuschst. Er spielt lediglich eine Rolle. Du kannst es ihm kaum vorwerfen, dass er seinen Job richtig macht.“ „Ja aber, wir haben doch jetzt, was wir wollen. Warum räumen wir Fujimiya nicht einfach aus dem Weg?“ Crawford blieb stehen und fasste Nagi scharf ins Auge. „Diese Entscheidung obliegt nicht dir, haben wir uns da verstanden? Wir wissen noch nicht, ob der Effekt permanent ist. Und wir werden unser Ziel nicht deiner persönlichen Befindlichkeit unterordnen. Nimm dir ein Beispiel an deinen Landsleuten, Nagi, und schluck es runter.“ Der Junge sah ihn für einen Moment mit wildem Blick an, bevor er den Kopf senkte. „Ich bitte um Verzeihung. Ich werde es mir merken.“         Aya hatte das Gefühl, den Handabdruck von Mr. Crawford immer noch auf seiner Haut zu spüren, als habe er sie sich verbrannt. Aber natürlich war das Unsinn. Ihm war vermutlich einfach die Art, wie die Westler miteinander umgingen, zu fremd. Er warf einen Seitenblick auf Tim, der neben ihm ging, die Hände in die Hosentaschen gesteckt, sodass sie sein Jackett nach oben schoben. Die bunten Lichter des Vergnügungsviertels liefen über seine helle Haut und zauberten ein wildes Farbenspiel auf seine Gestalt. Er bemerkte Rans Blick und sah ihn an. „Und jetzt? Was machen wir noch mit dem angefangenen Abend?“ Ran antwortete nicht sofort. Das Viertel, durch das sie sich bewegten, war laut und bunt. Es versprach alle möglichen Vergnügungen und er konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken plötzlich zu ihrem ersten Date zurückwanderten. Würde Tim ihn heute wieder nach Hause bringen wollen? Würden sie womöglich …? Ihm wurde warm. Tim lachte. „Also wenn ich Gedanken lesen könnte, würde ich sagen, dass du gerade an etwas Unanständiges denkst. Kann das sein, mein kleiner Samurai?“ Die Hitze kroch in Rans Gesicht. Er fühlte immer noch den Wein in seinen Adern kreisen und konnte plötzlich verstehen, was es mit der Redensart 'sich Mut antrinken' auf sich hatte. Er hatte plötzlich das Bedürfnis, den ersten Schritt zu machen. Sich Tim von sich aus zu nähern und ihn zu küssen und ... mehr. Lust wallte ihn ihm auf und zog sich wie eine gespannte Bogensehne durch seinen Körper. Er atmete schnell ein paar Mal durch, bevor sie sich körperlich manifestieren konnte. „Okay, dann sind wir ja schon zwei.“ Tim grinste und wurde dann plötzlich ernst. „Weißt du, ich glaube, jetzt wäre vielleicht der richtige Moment, um dir von der Überraschung zu erzählen. Ich hoffe, du verstehst das nicht falsch.“ Die Worte ließen Ran schaudern. Was hatte Tim vor? Der nestelte jetzt an seine Hosentasche herum und zog schließlich eine kleine, weiße Plastikkarte hervor. Nervös drehte er sie zwischen den Fingern hin und her. „Tja, ich habe dir doch von Ms. Crawford erzählt. Weißt du, wie sie ihren Mann kennengelernt hat?“ Ran schüttelte den Kopf. „Ihre Familie, nun, sie besitzt mehrere Hotels. Mr. Crawfords Firma wurde damit beauftragt, die Hotels neu auszustatten und dabei sind sie sich wohl irgendwie nähergekommen. Und, naja, als ich hörte, um was für Hotels es sich handelt, da habe ich … also ich habe sie gefragt, ob ...“ Er brach ab und sah Ran von unten herauf an. Der brauchte einen Moment, bis er verstand. Die Karte gehörte zu einem Stundenhotel. „Bist du böse? Ich musste mich einfach mit jemandem darüber unterhalten, wie das hier so läuft. Sie war wirklich sehr nett und verständnisvoll und hat gemeint, das hier wäre ein tolles Zimmer.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich komme mir echt schäbig vor. Das Abendessen, das Hotel. Ich hätte selbst nie das Geld dafür. Aber ich möchte … ich möchte dir einfach etwas bieten. Weil ich … ich ...“ Er brach ab und sah Ran in die Augen. „Du bedeutest mir einfach sehr viel. Ich wollte, dass unser erstes Mal was besonderes wird. Aber wenn du nicht möchtest, dann ...“ Rans Magen machte während der gesamten Rede eigenartige Luftsprünge. Er war aufgeregt und angespannt und gleichzeitig hatte er das Gefühl, schweben zu müssen. Er brauchte einen Anker, damit er nicht wegflog. Er hob die Hand, um Tims Redestrom zu unterbrechen. „Es ist okay“, sagte er und lächelte leicht. „Ich fühle mich geehrt, dass du so einen Aufwand betrieben hast. Ich würde … gerne mit dir dorthin gehen.“ Da, er hatte es gesagt. Er hatte es wirklich gesagt. War er denn von allen guten Geistern verlassen? Sein Herz hämmerte wie ein wild gewordenes Uhrwerk gegen seine Brust und ihm liefen heiße und kalte Schauer über den Rücken. Doch gleichzeitig war da auch eine beruhigende Wärme, die sich in ihm ausbreitete. Das hier war nicht nur Sex, obwohl das schon aufregend genug war. Das war mehr. Er warf einen Blick auf die Karte. „Weißt du, wo wir hinmüssen?“ Auf Tims Gesicht prangte ein breites Grinsen. „Na klar. Wenn Sie mir bitte folgen würden? Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer für die heutige Nacht.“     Als das Hotel in Sichtweite kam, wurde Ran noch einmal nervös. Was würde das Hotelpersonal denken, wenn sie eincheckten? Würde man wissen, was sie dort wollten? Natürlich würde man das. Der Gedanke ließ seinen Magen schon wieder Purzelbäume machen. Wie sich herausstellte, waren die Bedenken allerdings unbegründet. Da sie bereits einen Zimmerschlüssel besaßen, schleuste Tim ihn einfach an dem kleinen Fenster vorbei, hinter dem sich wohl der Portier befand, von dem man allerdings nicht viel mehr als einen schmalen Streifen und seine Hände sah. Anscheinend wurde hier großen Wert auf Diskretion gelegt. Schweigend gingen sie nebeneinander durch einen Gang aus schwarzem Marmor, von dem rechts und links Türen abgingen. Kleine Kästchen an der Wand zeigten durch ein rotes Licht an, wann ein Zimmer besetzt war. Es waren nicht wenige und Ran wurde ein wenig rot bei dem Gedanken, was sich wohl gerade hinter den Türen abspielte. Und noch mehr, als sie an ihrem eigenen Zimmer ankamen. „Wir sind da“, erklärte Tim und schob die Karte in den Türöffner. Ein kleines, grünes Licht leuchtete auf und die Tür schwang nach innen auf. Ran holte noch einmal tief Luft und betrat den Raum. Hinter ihm schloss Tim leise die Tür.   Im nächsten Augenblick hatte er ihn schon herumgedreht und seine Lippen lagen auf Rans. Vollkommen überrumpelt erwiderte Ran den Kuss, bevor er irgendwann lachend nach Luft schnappte. „Wollen wir uns das Zimmer nicht erst einmal ansehen?“ Tim atmete schnell. „Ich hatte Angst, dass du wieder gehst, wenn es dir nicht gefällt.“ Ran schlang die Arme um ihn und küsste ihn noch einmal sanft auf die Lippen. „Ich bin doch wegen dir hier.“ Das genügte offensichtlich, um Tim von seinem Anfall von Unsicherheit zu heilen. Sein Grinsen kehrte wieder zurück und er zog Ran hinter sich her durch den Raum, der neben einem großen, bequem aussehenden Bett und einem in der Wand eingelassenen Fernseher noch eine Couch und einen kleinen Tisch beherbergte. Auf einer Konsole neben dem Bett standen allerlei Utensilien, die sich Ran lieber nicht so genau ansah. Er konnte sich schon denken, was in den verschiedenen Packungen und Tütchen war. Das Kribbeln in seinem Magen nahm zu. „Bingo!“, rief Tim, als er eine kleine Tür öffnete, die in ein ebenfalls sehr geräumiges Badezimmer führte, das eine im Boden eingelassene Badewanne hatte. Auf dem Wasser, das von unten in verschiedenen Farben beleuchtet wurde, schwammen einzelne Blütenblätter. Auch der Boden des Badezimmers und das Bett waren mit weißen und roten Blütenblättern bedeckt. In der Luft lag ein leichter Rosenduft. Tim zog Ran an sich. „Du. Ich. Badewanne.“ Er küsste Ran und griff nach den Knöpfen seines Hemdes. Langsam begann er, sie zu öffnen. Seine Fingerspitzen glitten dabei leicht über Rans Haut. Der erschauderte und ließ zu, dass Tim ihn an den Türrahmen drückte. Lage um Lage fiel seine Kleidung unter Tims Berührungen, sodass er plötzlich, bevor er es wirklich mitbekommen hatte, nackt vor dem anderen stand. Seine Erektion drückte sich an den Stoff von Tims Hose, während warme Hände an seinen Seiten entlangglitten „Das er scheint mir irgendwie nicht ganz fair“, gab er zu bedenken und atmete kurz darauf heftig ein, als Tims Hand zwischen seine Beine wanderte. „Keine Sorge, ich bin schneller ausgezogen, als du 'Abrakadabra' sagen kannst. Es sei denn, du möchtest mir dabei zusehen.“   Tim zog sich von ihm zurück und ließ seine Finger über den eigenen Oberkörper gleiten. Er begann, den Knoten der Krawatte zu lösen und zog den gemusterten Stoff mit geradezu quälender Langsamkeit aus dem Kragen seines Hemdes. Ran konnte den Blick nicht abwenden, als er danach begann, das Hemd aufzuknöpfen und sich so langsam zum Bund der Hose vorarbeitete. Trotzdem erschien ihm die Distanz zwischen ihnen verkehrt. „Nein, ich will dich bei mir haben“, sagte er und zog Tim wieder an sich. Er half, auch ihn von den störenden Stoffschichten zu befreien, bis sie schließlich nur noch Haut an Haut in der Tür standen. „Wenn wir noch lange hier herumstehen, wird das Wasser kalt“, grinste Tim und bevor Ran reagieren konnte, hatte er ihn genommen und rückwärts in die Wanne befördert. Das Wasser spritzte und eine Flutwelle schwemmte die Rosenblätter davon. Ran gab einen erschrockenen Laut von sich und schüttelte sich das Wasser aus den Haaren. „Bist du verrückt?“ Er wollte noch anfügen, dass sie sich eigentlich erst hätten waschen sollen, bevor sie die Wanne betraten, aber er kam nicht mehr dazu, denn Tim glitt zu ihm ins Wasser und küsste ihn solange, bis ihm die Luft ausging. „Verrückt? Natürlich. Verrückt nach dir.“   Ran legte den Kopf in den Nacken und gewährte Tims forschenden Lippen Zugang zu seinem Hals. Sie wanderten ihn hinauf, bis sie an der Stelle direkt unter seinem Ohr ankamen. Eine vorwitzige Zunge wagte sich hinaus und strich über seine Ohrmuschel, während heißer Atem überlaut darin widerhallte. Er war so abgelenkt von den zarten Berührungen, dass er gar nicht merkte, wie Tims Hände unaufhaltsam abwärts wanderten. Erst, als sie sich über seinen Bauch in tiefere Regionen schoben, keuchte er überrascht auf. Das fühlte sich zu gut an. Starke Finger, die sich um seine Erektion legten, daran entlang glitten und ihn mit sanfter Härte umfingen. Er drehte sich leicht in die Bewegung und merkte erst, als sich Tim gegen seinen Rücken presste, dass der plötzlich hinter ihm stand. Eine unmissverständliche Silhouette drückte sich gegen seinen Hintern. Ohne lange zu überlegen, bewegte er sich dagegen und erntete ein erregtes Grollen. „Da könnte man fast schwach werden“, wisperte Tim in sein Ohr und fuhr fort, sich an ihm zu reiben. Das Wasser ließ daraus eine sanft gleitende Bewegung werden. Ran schloss die Augen und konzentrierte sich auf das, was er fühlte. Die Finger, die seine Erektion umfassten, das warme Wasser, der feste Körper in seinem Rücken, eine Hand, die an seiner Seite entlang wanderte, Lippen, die seine Schulter liebkosten. „Leg deine Hände auf den Rand.“ Ran tat, wie ihm geheißen wurde, und das warme Gefühl in seinem Rücken verschwand, wurde abgelöst von gleitenden Fingern, die stetig tiefer wanderten. Tiefer und tiefer, bis sie schließlich in das Tal eintauchten und ihn dort sanft zu massieren begannen. Er spürte den Druck auf den ringförmigen Muskel und öffnete erstaunt die Augen. „Sch...“, machte Tim an seinem Ohr. „Keine Angst. Ich will dir nur etwas zeigen. Entspann dich und genieß es.“ Die kreisenden Bewegungen wurden kräftiger und er spürte heiße Wellen durch seinen Unterleib laufen. Unwillkürlich lehnte er sich gegen den Widerstand und atmete scharf ein, als er gebrochen wurde. Das Eindringen war ungewohnt und er war sich nicht sicher, ob es ihm gefiel, aber Tims Hand, die weiter die pulsierende Härte an seiner Vorderseite umfing, lenkte ihn so weit ab, dass er es geschehen lassen konnte. Langsam ging das Vordringen in kreisende Bewegungen über, die den Muskel weiter dehnten und den Druck zu einem durchaus aufregenden Gefühl werden ließen. Das warme Wasser tat sein Übriges dazu, dass er sich weiter entspannte, sich sogar noch ein wenig mehr dem forschenden Finger entgegenstreckte, der immer weiter eindrang. Er hörte sein Atmen von den Wänden des Bades widerhallen, das Plätschern des Wassers und Tims Stimme an seinem Ohr. „Du bist wunderschön“, flüsterte er und fasste fester zu, während sein Finger... Ran keuchte auf, als Tim plötzlich einen Punkt in seinem Inneren berührte, der ihm die Knie weichwerden ließ. Er stützte sich schwer auf den Wannenrand und versuchte, wieder zu atmen. Doch Tim kannte keine Gnade und strich wieder und wieder über den Punkt, der Rans Blut zum Kochen brachte. „Siehst du, so wird es nachher sein, wenn ich an deiner Stelle bin und du ...“ Tim sprach nicht weiter. Stattdessen machte er mit dem Becken eine eindeutige Bewegung, die seine Erektion an Rans Hüfte drückte. Die Vorstellung, die das in Rans Kopf entstehen ließ, ließ ihn leise stöhnen.   Tim lächelte gegen seine Schulter und zog seine Hände zurück. Er drehte Ran herum und küsste ihn. Sanft, zärtlich, so als wären die letzten Minuten nicht passiert. Mit den Fingern strich er ihm eine nasse Strähne aus dem Gesicht, „Lass uns ein wenig Tempo rausnehmen. Immerhin haben wir die ganze Nacht.“ Ran nickte nur. Seine Gedanken hatten sich noch nicht wieder so weit geordnet, dass er zu einer Antwort fähig war. Die Härte zwischen seinen Beinen pulsierte und er hätte am liebsten zugegriffen um zu Ende zu bringen, was Tim angefangen hatte. Der aber nahm seine Hände und legte sie sich um den Hals. Seine Finger strichen über Rans Rücken, ihre Lippen fanden sich zu einem Kuss. Unter Streicheln und Küssen ebbte Rans Erregung langsam wieder ab. Sein Atem ging immer noch schnell, aber die drängende Hitze war zu einem wärmenden Feuer heruntergebrannt. Er hatte keine Ahnung, wie Tim das geschafft hatte, aber die Anspannung, die er erst jetzt, da sie nicht mehr da war, wirklich registrierte, war verflogen. Langsam ließ auch er seine Hände über Tims Körper wandern, erkundete Hügel und Täler, strich mit seinen Fingern über die nasse Haut, kostete seine Lippen, seinen Hals, den er ihm bereitwillig darbot. Sein Mund wanderte tiefer, fanden das Schlüsselbein und schließlich eine Brustwarze. Spielerisch strich er mit der Zunge darüber und bekam die Reaktion, die er erwartet hatte. Er lächelte und intensivierte seine Bemühungen. Tims Finger bohrten sich in seine Seite, sein Atem wurde schneller. Ran führte das Spiel noch ein wenig weiter, bezog auch die andere Brustwarze mit ein, bis Tim sich schließlich unter seinen Händen zu winden begann. Erst dann tauchte er wieder aus der Versenkung aus und raubte sich einen atemlosen Kuss. „Ich würde vorschlagen, wir verlegen das Ganze ins Bett“, murmelte Tim gegen seine Lippen. Ran grinste ihn an und nickte. Sie fanden weiche, weiße Handtücher auf einem Regal und ließen sich Zeit damit, sich gegenseitig abzutrocknen. Ran ließ seinen Blick über Tims Körper streifen. Die fein definierten Muskeln, die schlanken Beine, das kantige Becken und zwischen seinen Beinen ein … Rans Gedanken stockten bei dem, was da eingebettet zwischen feinen, hellen Haaren aufrecht stand und nur darauf wartete, von ihm ergriffen zu werden. Er leckte sich über die Lippen und musste an ihr erstes Zusammentreffen denken. Tim bemerkte seinen Blick. Seine blauen Augen funkelten belustigt. „Tu dir keinen Zwang an.“ Langsam ließ Ran sich auf einem der dicken Handtücher auf die Knie sinken und streckte die Hand nach Tims Hüfte aus. Kurz darauf schlossen sich seine Lippen um den warmen Schaft und er begann, leicht daran zu saugen. Tims Hand legte sich auf seinen Kopf, ohne jedoch einen Rhythmus vorzugeben. Ran fuhr mit der Zunge über die weiche Haut, spürte das Pulsieren und Beben unter seinen Lippen. Vorsichtig strichen seine Finger an Tims Beinen empor, erkundeten die flache Rundung seines Hinterns und wanderten schließlich zur Vorderseite zurück, um dort die Hoden in seine Liebkosungen mit einzubeziehen. Als er von dort aus weiter vordrang und begann, die Region dahinter mit sanftem Druck zu massieren, erzitterte Tim unter ihm. „Bett. Sofort“, keuchte er und zog Ran auf die Füße und in einen gierigen Kuss.   Sie fielen mehr auf die weiche Matratze als irgendetwas anderes. Noch bevor Ran sich fragen konnte, wie es jetzt weiterging, hatte Tim ihn auf den Rücken befördert und nach einem der Päckchen gegriffen, die neben dem Bett bereitlagen. Er öffnete es und ließ den Inhalt auf seine Hand tropfen. Es roch nach einer würzigen, leicht holzigen Duftnote, die in Rans Nase kitzelte. Er sah zu, wie Tim hinter sich griff und dort anscheinend wiederholte, was er zuvor schon mit Ran gemacht hatte. Sein Atem ging schnell und als er die Augen öffnete, um Ran anzusehen, stand blaues Feuer darin. Er griff nach einem zweiten Päckchen und ließ sich über Ran gleiten. „Du erlaubst doch, dass ich die Führung übernehme?“, fragte er und öffnete die zweite Packung. Ran nickte nur und atmete scharf ein, als das kühle Gel über seine Erektion floss, nur um gleich darauf von warmen Fingern verteilt zu werden. Das glitschige Gefühl war eigenartig und erregend zugleich.   Es war jedoch nichts im Vergleich zu dem, was folgen sollte. Tim beugte sich zu ihm herab, ihre Münder prallten hart auf einander und Tims Haare fielen wie ein Vorhang um ihre Gesichter. Ran spürte eine Hand zwischen seinen Beinen und dann traf die Spitze seiner Erektion auf einen Widerstand. Tim löste den Kuss und richtete sich leicht auf. Er hatte die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet, während er sich langsam nach hinten sinken ließ. Ran verkrampfte sich unwillkürlich. Er hatte plötzlich Angst, seinem Freund wehzutun, ihn dabei zu verletzen, aber eine kleine Stimme in seinem Kopf erinnerte ihn daran, was er vorhin erfahren hatte. Die Lust, die das Eindringen von Tims Finger ihm verschafft hatte. Der Gedanke daran, das er jetzt das Gleiche und mehr in Tim auslösen würde, sandte einen Funkenregen in seine Lenden. Er griff nach Tims Hüfte und spürte mit ihm die gleitende Bewegung, mit der er sich auf Ran niedersenkte. Eine heiße, pochende Enge umschloss ihn und entlockte seiner Kehle ein heiseres Keuchen. Erst, als er bis zur vollen Länge versunken war, öffnete Tim wieder die Augen. Sein Blick bohrte sich in Rans und jagte einen heißen Schauer über dessen Rücken. Langsam begann er sich zu bewegen. Das Gefühl war unbeschreiblich; heiß und eng, ein Reiben und Gleiten, das Beben und Zittern des fremden und doch so vertrauten Körpers über sich. Tim lehnte sich noch ein wenig weiter zurück, legte den Kopf in den Nacken, hob und senkte sich in einem stetig steigenden Tempo. Ran ließ die Hände über Tims Oberkörper gleiten, den Bauch, die Schenkel und griff schließlich nach der Erektion, die sich ihm entgegenstreckte. Seine Bemühungen wurden mit einem Stöhnen belohnt, die Enge um ihn zog sich für einen Moment fast schmerzhaft intensiv zusammen. Tim sagte irgendetwas, das Ran nicht verstand, und ließ sich wieder nach vorne fallen. Seine Lippen verschlossen Rans mit einem leidenschaftlichen Kuss. Ihre Münder verschmolzen, ihre Zungen tanzten umeinander, während ihre Körper sich im wechselnden Gleichklang gegeneinander bewegten. Plötzlich stoppte Tim die Bewegung und sah ihm in die Augen. Er lächelte und küsste Ran mit federleichten Lippen. „Möchtest du mal nach oben?“ Ran zögerte, aber er sah in Tims Blick, dass dieser sich genau das wünschte. Von ihm … genommen zu werden. Sich dem Rhythmus zu ergeben, den Ran vorgab. Fast unmerklich nickte er und noch bevor er sich fragen konnte, wie das jetzt vonstatten gehen sollte, hatte sich Tim von ihm heruntergerollt und lag mit aufforderndem Blick und gespreizten Beinen neben ihm. Ran biss sich auf die Lippe und erhob sich. Der Anblick war zu einladend, um ihm nicht Folge zu leisten. Er positionierte sich erneut, sah noch einmal zu Tim hinauf und drang dann langsam in ihn ein. Es ging leichter als beim ersten Mal und so wagte er sich weiter und weiter. Tim kam ihm zur Hilfe, indem er die Hüfte leicht anhob. Der Anblick, wie er sich in dem schönen Körper versenkte, ließ seinen Mund trocken werden. Tim schlang die Beine um ihn und zog ihn tiefer. Er beugte sich vor und sie küssten sich wieder. Die weichen, wellenartigen Bewegungen ihrer vereinten Körper wurden langsam aber stetig schneller, steigerten sich mehr und mehr zu einem härteren Staccato und Ran musste sich schließlich auf dem Bett abstützen, während er immer wieder und wieder tief in Tims Körper stieß. Der hatte die Augen wieder geschlossen, seine Hand war zwischen sie geglitten und massierte sich selbst dort im gleichen Takt, in dem Ran in ihn eindrang. Langsam, aber sicher wurden seine Bewegungen abgehackter, die Laute aus seinem Mund, die irgendwo zwischen Worten und Stöhnen lagen, wurden höher und langgezogener. Ran wusste plötzlich, dass er kurz davor war, zu kommen. Er verdoppelte seine Anstrengungen, stieß härter zu als zuvor und wurde schließlich mit einem Anblick belohnt, der ihm den Atem nahm. Tim, der sich unter ihm aufbäumte, Rans Namen auf seinen Lippen, die freie Hand in die weißen Laken gekrallt. Die heiße Enge um Ran herum zog sich zusammen und er hörte sich selbst heiser aufkeuchen. Er stieß noch ein paar Mal zu, bevor auch sein Orgasmus in seinem Inneren explodierte wie ein riesiges Feuerwerk. Welle um Welle pumpte es durch seinen Körper und aus ihm heraus, eine Explosion aus tausend Farben, die die restliche Welt in Dunkelheit tauchte. Er kniff die Augen zusammen, unfähig die Bewegung zu unterbrechen, mit der er wieder und wieder vordrang, bis er schließlich in die Knie brach. Zitternd, mit tauben Sinnen und einem Kribbeln, das seinen gesamten Körper erfasst hatte, zog er sich aus Tim zurück und ließ sich neben ihn fallen. Für einen Moment war er nicht fähig, sich zu rühren. Er lag da und lauschte dem galoppierenden Hämmern seines Herzens, dem Rasseln des Atems in seiner Brust und den wohligen Lauten, die Tim neben ihm von sich gab. Eine Bewegung. Eine Hand strich über sein Gesicht, wischte die Strähnen, die an seiner schweißnassen Stirn klebten, beiseite und trockene Lippen platzierten einen Kuss auf seinen. Er öffnete die Augen und sah in Tims Gesicht. In dessen Blick lag eine Wärme, die Rans Herz zusammenzog. Er legte die Hand in Tims Nacken und zog ihn noch einmal in einen Kuss, in den er alles legte, was ihm nicht über die Lippen kommen wollte. Und er fühlte genau, dass es Tim ebenso erging. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösten sie sich wieder voneinander. Ran spürte bleierne Müdigkeit, die von ihm Besitz ergreifen und ihn mit lockenden Armen in die schwarze Tiefe ziehen wollte. Schläfrig blinzelte er ein paar Mal und unterdrückte ein Gähnen. Tim grinste. „Du hast ganz recht. Schlafenszeit, kleine Blume. Ich muss nur nochmal kurz ins Bad. Wir haben in der Aufregung irgendwie das Kondom vergessen.“ Er zwinkerte Ran zu und war verschwunden, bevor der Sinn der Worte ganz zu ihm vordringen und er rot werden konnte. Als Tim zurückkam, hatte er sich schon wieder soweit gefangen, dass er die Decke zurückgeschlagen und es sich darunter gemütlich gemacht hatte. Er hob den Stoff an, um Tim hineinzulassen und zog ihn dann an sich. Tim platzierte einen Kuss auf seiner Nasenspitze. „Das war fantastisch. Du warst fantastisch.“ Noch bevor Ran antworten konnte, hatte Tim den Arm über seine Brust gelegt und den Kopf unter sein Kinn geschoben. Ganz automatisch legte Ran ebenfalls den Arm um ihn und schloss die Augen. Es musste mittlerweile schon irgendwas nach zwei Uhr nachts sein. Ohne sich noch lange Gedanken zu machen, ließ er es schließlich zu, dass die Müdigkeit die Oberhand gewann und driftete unaufhaltsam hinüber in die Welt des Schlafes und der Träume.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)