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Der Waldläufer Nousagi

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!
Viel Spass beim lesen *.* Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen
hier ist nun da zweite Kapitel unseres lieben Nousagis..
Er hat es wirklich nicht leicht, doch lest selbst :-)
Eure Dudisliebling Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen ihr lieben Leser

Da ich nächste Woche eine größere Op habe, kann ich nicht versprechen ob alle Updates wie gewohnt kommen.. Es kann zu Verzögerungen oder auch ausfällen kommen (Klingt ja fast wie bei der Bahn xD)
Sobald ich entlassen werde werde ich aber alles aktualisieren, damit wir wieder in unserem gewohnten Flow sind..
Bis dahin viel Spaß beim lesen
Eure Dudisliebling Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey ihr lieben..
es geht weiter ;-)
viel Spass beim lesen
Eure Dudisliebling Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen
Wie immer Mittwochs gibt es ein neues Kapitel *.*

Nousagi hat eine kleinigkeit vergessen und bekommt zum Glück eine kleine Hilfestellung..
______________________________________

Ich wollte euch ein bisschen über den Aktuellen Stand informieren.. also ich schreibe aktuell an Kapitel 30 und es werden sicher noch 10 oder vllt auch 12 Kapitel werden bis die Story komplett ist.. Vielleicht wird es mehr Uploads geben sobald ich fertig geschrieben habe..

Lasst mir gerne eure Meinung da
Eure Dudislibling Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Guten Morgen.. das nächste Update ist da ;-)
Mit dem wunsch von KritzelFuchsKurai nach dieser Szene, die aus einem wirklich wundervollen Lied stammt, habe ich dieses Kapitel geschrieben.. Ich hoffe es gefällt dir

viel spass beim lesen

Dudisliebling Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Frohe Weihnachten wünsche ich euch..
Zum dank für eure Lesetreue gibt es heute, Morgen und Übermorgen jeweils ein Kapitel in JEDEM meiner laufenden Geschichten..
Besinnliche Weihnacht
Eure Dudisliebling Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo liebe leser!
Auch diese Geschichte hat nun ein ende gefunden.. Hier ist der Epilog und man erfährt in einem kurzen einblick wie Nousagi seinen letzten Auftrag erhält..
Nächste Woche wird es noch ein Bonus-Kap von Shiju geben, doch die eigentliche Geschichte ist hiermit beendet

Ich hoffe sie hat euch gefallen. Lasst es mich gerne wissen :-D
Liebe Grüße
Eure Dudisliebling Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hey hey ihr Lieben
Da sind wir am Ende angekommen und ich muss sagen, dass ich echt traurig und doch auch froh bin..
nousagis Story endet hier sehr traurig, aber er hat eine Zukunft die sich zum Guten wenden wird...
wenn ihr lesen wollt, wie es mit Nousagi weiter geht, dann würde ich euch Hana No Maho empfehlen.. auch wenn es dort um Toga und Izayoi geht, so erfährt man auch viel über Nousagis weiteres Leben.. ebenso auch in Schicksalsband...

Ich hoffe sehr das euch diese Story gefallen hat :D
Eure Dudisliebling Komplett anzeigen

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Feuer

“Verdammt”, knurrte der Junge vor mir, als ich ihn ein weiteres Mal entwaffnete. Er würde noch viel Training benötigen und ich würde es ihm in aller Härte zukommen lassen. “Heb es auf”, befahl ich und der Junge klaubte das Schwert vom Boden auf. “Das bringt doch eh nichts”, ließ er seinen Unmut heraus und ich verengte meine Augen. “Wenn du so einen schwachen willen hast, denke ich es wäre wirklich verschwendete Zeit, sich mit dir hier abzugeben”, warf ich ihm an den Kopf und schob mein Schwert zurück in seine Scheide. Ich hatte nie wirklich mit dem Schwert gekämpft, denn meine Stärke lag woanders, aber als mich der Junge fragte, ob ich es ihm nicht beibringen könnte, lies ich mich erweichen.

Als ich mich abwendete und gehen wollte, bekam er aber doch Gewissensbisse. “Nousagi-sama bitte bleibt!”, bat er und kam einige Schritte auf mich zu. Ich hielt in meiner Bewegung inne und sah über meine Schulter zu ihm hinab. “Hast du es dir anders überlegt?”, fragte ich und er nickte knapp, doch in seinen Augen fehlte die Entschlossenheit.

Seufzend ging ich weiter, hörte wie er kurz schreckhaft die Luft einsog und lies mich dann an der Veranda einer verfallenen Hütte nieder. Schweigend klopfte ich auf das Holz neben mir und der Junge kam zu mir, schob auch sein Schwert in dessen Scheide und setze sich neben mich. Kurz schwiegen wir beide bis ich meine Stimme räusperte. “Weißt du Junge. Manchmal bringt es nichts eine Sache aus dem Stehgreif zu lernen. Manchmal muss man mit dem Leben an einer Aufgabe wachsen.”, begann ich und sah zu ihm. Seine Augen hoben sich und erwiderten leicht verwirrt meinen Blick. “Was soll das heißen?”, fragte er und ich schmunzelte kurz. So unbeholfen und naiv und das trotz dieser harten Zeiten. “Auch ich lernte durchs Leben mehr, als durch das harte Training welches ich einst genießen durfte.”, erklärte ich weiter und hob meinen Kopf zum Himmel, an dem gerade die Sonne aus den dichten Wolken brach und ihre wärmenden Strahlen auf uns niederließ.

“Erzählt mir davon”, bat er und ich öffnete meine Augen einen Spalt weit und blickte in den Himmel. Wo hatte ich mich da nun wieder hineingeredet? Sehr schlau Nousagi, schollt ich mich innerlich. Gab mich dann aber doch geschlagen und sah zu dem Jungen neben mir.

“Also gut. Ich erzähle es dir”
 


 

Am Rande eines Waldes, fern ab des Dorfes, welches eine Stunde Fußmarsch entfernt war, wuchs ich auf. Meine Eltern, beides Yokai der Rasse Inu, waren fromme und Naturverbundene Wesen. Meine Mutter Natsuki, gütig und liebevoll, mit ihrem schneeweißen Hüftlangen Haar, den ebenso bronzenen Augen wie meine. Mein Vater Yuma, stark und Ehrenvoll, ein Meister der Natur, mit pechschwarzem Haar, denselben die er auch mir schenkte und goldenen, strahlenden Augen, zogen mich hier auf.

Ich war untypisch für unsere Rasse, welche mit kräftigen Muskeln und starker Statur gesegnet war, denn ich war eher klein, schmächtig und schlaksig. Somit war ich kaum geeignet unserem Herrn, dem Inu No Taisho zu dienen und somit half ich meinem Vater auf dem Feld, dem Wald und allem was wir verkaufen konnten.

Vater hatte wirklich eine Gabe für alle Pflanzen, kannte sie mit Namen, ebenso wie sie wuchsen und was sie brauchten, um den besten nutzen aus ihnen zu ziehen. Doch seit seinem Tod vor nun genau einem Jahr, vermisste ich dieses Wissen fast ebenso sehr, wie seine Person selbst. Auch wenn Mutter vieles wusste, so hatte sie allerhand damit zu tun, die Dinge die wir züchteten zu verkaufen. Sie war eine stolze Inu und somit ließ sie sich nicht an der Nase herumführen, wenn es um die Preise für unsere Waren ging. Leider wurde ihr das oft zum Verhängnis seit Vater nicht mehr an ihrer Seite war um sie zu schützen. Doch sie nahm die gelegentlichen Beleidigungen oder Angriffe gerne in Kauf, wenn sie mich so nur anständig ernähren konnte. Ob sie damals ahnte, dass ich das alles zu vollem Bewusstsein mitbekam? Ich weiß es nicht und bin ihr einfach bis heute dankbar, dass sie mir die Mutter war die sie war.
 

An einem Sonnigen Tag, der sich alsbald dem Ende zuneigte, half ich Mutter dabei das Abendessen zu bereiten. Wie immer schälte ich die Kartoffeln, die wir am heutigen Tage frisch aus der Erde gezogen hatten. “Du sollst sie nur Schälen! Wenn du so weiter machst, ist bald nichts mehr von ihr übrig, mein Sohn”, neckte Mutter mich wie immer. Auch wenn ich sie nicht so akkurat Schälte wie sie selbst, so war ich besser geworden. Sie scherzte trotzdem noch gerne über meine ehemaligen Hackereien an den verschiedenen Gemüsesorten. Schmunzelnd trat sie näher zu mir. “Nousagi, geh bitte und hol noch etwas Feuerholz”, bat sie mich und ich nickte gehorsam, rutschte von meinem Hocker und lief zur Tür.

Ich war nun acht Sommer alt. Inus wuchsen ihre ersten Lebensjahre ebenso schnell wie Menschen, wodurch wir uns ihnen gut anpassen konnten. Ich lief also einige Minuten in den Wald hinein und sammelte einige trockene Äste auf, als mir ein ungewöhnlicher Geruch in die Nase stieg. Rauch und Qualm. Aber nicht in der Menge wie man es gewohnt war, wenn das Feuer in der Hütte entzündet wurde, welches einem Wärme und warmes Essen bescherte. Eher von dem Ausmaß, welches ganze Häuser und Wälder zerfraß und zunichte machte.

Sofort sprang ich los und lief so schnell ich konnte in die Richtung aus der ich es roch. Im laufen war ich gut, der schnellste wie Vater immer sagte, was auch wirklich stimmte. Allerdings sah ich damals noch nicht den Nutzen darin, weil ich oft gehänselt und verspottet wurde. Mit Menschen konnte ich schlecht spielen, denn ich war einfach zu schnell, selbst wenn ich versuchte mich zu zügeln. Yokai wollten nicht wirklich etwas von mir wissen und dazwischen gab es nichts.

Trotzdem hatte ich eine Freundin, im angrenzenden Dorf, welches ich gerade erreichte und geschockt feststellte das es lichterloh brannte. Überall waren schreie zu hören. Umherirrende Kinder, Frauen die um ihre gestorbenen Kinder weinten, saßen dort und all jene die den tot gefunden hatten, pflasterten den Weg der vor mir lag. Voller Schock versuchte ich mich zusammen zu Reißen und lief zu dem Haus in dem meine Freundin lebte. Doch als ich es schon von weitem erblickte, traute ich mich nicht weiter zu gehen, denn es war eines aus dem die Flammen schon nicht mehr herausschlugen. Völlig verrußt und kaum noch als Haus zu erkennen, stand es da.

Aus irgendeinem Grund, trugen mich meine Füße aber weiter darauf zu und als ich, vom weg aus hineinsah, hielt ich die Luft an. Meine Freundin und ihre Eltern, lagen dort. Pfeile hatten ihre Körper durchbohrt und überall haftete der Geruch von Blut, verbranntem Fleisch und Holz. Ich weiß nicht wie lange ich dort stand und auf meine Shizu, die einzige die mich anerkannte und mit mir Spielte, hinabsah, doch als eine Hand an meinem Arm zog blickte ich in die verängstigten Augen einer Frau.

“Junge was tust du hier?!”, rief sie und ich konnte ihre Worte gar nicht richtig aufnehmen. “Lauf schnell zu deiner Mutter! Die Banditen sind weitergezogen. Hoffentlich haben sie nicht auch euer Haus entdeckt”, schluchzte sie und brach im nächsten Moment weinend zusammen. Erst jetzt fiel mir der leblose kleine Körper in ihren Armen auf.

Doch als ihre Worte langsam mein Hirn erreicht hatten, setzte mein Herzschlag einige Sekunden aus und ich lief los. Lief so schnell ich konnte. Meine Luge brannte wie Feuer, als ich durch den Wald preschte. Das mich die niederen Äste und Pflanzen dabei verletzten interessierte mich nicht. Die Wunden würden ohnehin schnell heilen. Bitte bat ich in Gedanken und lief die letzten Meter zu meinem Zuhause. Bitte lass sie sicher sein!

Mein Wunsch allerdings wurde mir nicht erfüllt. Meine Mutter stand nicht unversehrt an der Feuerstelle und wartete darauf, dass ich mit dem Feuerholz kam. Nein, das Feuer verschlang sie, ebenso wie das Haus in dem wir lebten. Ohne darüber nachzudenken lief ich zum Haus, wurde aber kurz bevor ich an die Tür kam, am Arm gepackt und auf den Boden geschleudert. Schmerzerfüllt keuchte ich auf, denn mein Kopf war auf einen der Steine aufgeschlagen, der den Weg ins Haus markierte. Warme Flüssigkeit fand seinen Weg über meine Schläfe, als ich wieder auf die Füße gezogen wurde.

“Was willst denn du halbe Portion hier?”, brummte mich eine tiefe Stimme an und als ich meine Augen zu dessen Besitzer drehte und die Sicht langsam wieder zurückkam, erblickte ich einen älteren ungepflegten Mann in einer Rüstung. Er stank bestialisch nach getrocknetem Blut, ruß, qualm und schweiß, was mir den Magen verkrampfte. Ich musste sehr ängstlich ausgesehen haben, denn dieser Mann lies von mir ab, nachdem er mich ausgiebig gemustert hatte. “Den können wir nicht gebrauchen. Zu schwach und sieht eher aus wie ein Weib.”, bemerkte er, als er mich unsanft auf den Boden warf und sich wegdrehte.

Sofort nutzte ich meine Chance und stürzte ins Haus. Der Bandit lachte laut auf und beschimpfte mich als Idioten, denn das Haus war ebenso verloren wie das Weibsbild welches er darin gefunden hatte. Wut kochte in mir auf und ich suchte in dem kleinen Raum nach meiner Mutter. “Mutter!”, rief ich einige male und lief dann in den kleinen Nebenraum. In diesem fand ich sie und als ihre Augen sich schwach schlossen, ergriff mich eine ungeahnte Kraft. Ich lief zu ihr, obwohl meine Haut längst verbrannte und höllisch schmerzte.

Sie lag unter einem schweren Balken, welcher zuvor einmal zum Dach gehört haben musste. “Mutter”, flüsterte ich und meine Stimme war längst kratzig und rau geworden. Sie sah mich an und lächelte kaum merklich. “Ich hole dich hier raus!”, gab ich uns Hoffnung und zog an dem großen Balken, der sich nicht bewegte. Oh Kami, bettete ich und zog noch einmal mit voller Kraft daran.

Warum muss ich nur so schwach sein, weinte ich mittlerweile, denn selbst mit meinen Beinen, die ich dagegen stemmte schaffte ich es nicht den Balken auch nur einen Zentimeter weiter zu bewegen. Die kalte Hand meiner Mutter, die zitternd auf meiner landete, ließ mich zu ihr sehen. “Hör auf Nousagi”, bat sie leise. Eifrig schüttelte ich den Kopf und schob mit aller Kraft noch einmal meine Beine gegen den Balken. “Ich lasse dich nicht sterben”, versprach ich. Das durfte ich nicht! Ich hatte es Vater versprochen. “Achte auf deine Mutter”, hatte er mich gebeten und was tat ich? Ließ sie alleine und brachte sie so in Gefahr.

“Nousagi”, hörte ich die schwache Stimme noch einmal und als ich zu ihr sah, schwand langsam das leuchten in ihren Augen. Die Tränen die längst ihren Weg auf meine Wangen gefunden hatten, versiegten für einen Moment und als ich mich zu ihr beugte, legte sie ihre Hand an meine Wange. “Bitte geh und rette dich”, bat Mutter mich. “Niemals!”, knurrte ich ihr ernst entgegen und presste mein Gesicht an ihre Hand.

In diesem Augenblick brach der Rest des Daches über uns herein und begrub uns unter ihm. Ich fiel in tiefe Ohnmacht und hätte den Tot mit offenen Armen empfangen, auch wenn ich Vater im Jenseits nicht unter die Augen treten könnte.
 

Leider wurde mir auch dieser Wunsch nicht erfüllt.

Apfel

Kapitel 2
 

Als sich der dichte Schleier meiner Bewusstlosigkeit langsam öffnete, konnte ich meiner Umwelt, zunächst nur lauschen. Mein Kopf war so voller Schmerz, dass ich es kaum beschreiben konnte. Wie in einem Schraubstock eingezwängt, brannten die Wunden an meiner Stirn und meinen Augen. Keuchend versuchte ich mich irgendwie zu bewegen, doch es war einfach nicht möglich. Vielleicht sollte ich einfach hier liegen und auf den Tod warten. Warum hatte er mich nicht sofort heimgesucht? Warum musste ich so sehnlichst und fast bittend darauf warten?
 

„Oh man! Auch dieses Haus ist völlig zerstört.“, Hörte ich eine männliche tiefe Stimme unweit von mir. Ob das die Banditen waren, die uns alle überfallen hatten? Waren sie zurückgekommen, um nachzusehen ob wir auch wirklich tot waren?
 

Schweigend stellte ich mich einfach tot, konnte mich ja eh kaum bewegen, so eingezwängt unter dem ehemaligen Dach dieses Hauses, welches ich mein Zuhause nannte.
 

„Zieht die Leichen heraus und begrabt sie wie die anderen“, sprach nun eine andere männliche Stimme und ich hörte wie sich Schritte näherten. Polternd gingen einige Dinge zu Boden oder wurden schleifend über diesen gezogen, bis die Schritte genau neben mir endeten. Sahen sie etwa das Elend, welches ich nun war? Ein Häufchen elend in Form eines Kindes, welches hier eingeklemmt und totgeglaubt lag?
 

Die Person hob den Balken an, unter dem ich gemeinsam mit meiner Mutter lag und warf ihn zur Seite. Krachend barsten die Überreste, auf dem er aufkam. „Hier liegen ein Weib und ihr halbwüchsiger“, gab er seine Beobachtung kund. Seine Hände ergriffen meine schmerzende Haut und als er an meinen Armen zog, entglitt mir ein schmerzerfülltes keuchen. Sofort wurde ich in einem einzigen Ruck hinaufgezogen und dicht an den Körper des Mannes gezogen. „Der Bursche lebt noch“, brummte der Mann und sein stinkender Atem traf meine empfindliche Nase.
 

„Das Weib ist tot. Wahrscheinlich schon vor dem Feuer gestorben“, vernahm ich nun noch eine dritte stimme, welche ich direkt an meiner Mutter wahrnahm. „Nicht!“, keuchte ich mit aller Kraft und wurde mit einem Lachen bedacht. Ohne ein weiteres Wort, wurde ich hinausgebracht und in den Dreck geworfen. Meine Krallen bildeten kleine Furchen in der Erde, als ich sie hindurchfahren lies. Das man solch starke Schmerzen überhaupt fühlen konnte, war mir niemals auch nur in den Sinn gekommen. Warum war das alles nur passiert!?
 

„Seine Wunden sehen schlimm aus“, sprach es neben meinem Ohr und ich spürte wie eine winzige Person auf meiner verbrannten Haut auf und ab sprang. Knurrend gab ich ihm zu verstehen, mich in Ruhe zu lassen. Die Person verschwand und langsam auch mein Bewusstsein. Vernebelt hörte ich das scharren in der Erde und erst als ich einen dumpfen laut vernahm, so als wenn jemand einen Körper auf den Boden warf, öffnete ich wieder meine Augen.
 

Meine Wunden rissen dabei wieder auf und nahmen mir fast gänzlich die Sicht. Ein Mann, der in eine schwarze Rüstung gekleidet war und ein Schwert an seiner Hüfte trug, schob gerade den restlichen Haufen Erde auf das Loch, indem wohl meine Mutter nun ruhte. Ironischer Weise lag es unweit von dem Grab meines Vaters. Ob sie es wohl bemerkt hatten und eins und eins zusammengezählt hatten?
 

Hinter dem Mann, erblickte ich noch eine weitere Person. Das musste wohl die zweite Person sein, die, die dem Befehl zur Beerdigung gab. Sein Haupt glänzte in der aufgehenden Sonne, wie die Sonne selbst. Gleißend stach das silberne Haar in meinen Augen, die ohnehin so sehr schmerzen, dass ich sie bald schließen musste. Doch ich wollte meine Beobachtung noch etwas fortführen und glitt zu dem Gesicht des Mannes, der eine noch prächtigere Rüstung trug wie der erste und ich sah die blauen Yokaimahle und goldenen Augen. Ob er wohl sein Herr war? Zumindest sah er sehr erhaben aus und starrte in den anliegenden Wald, anstatt dem Totengräber dabei zuzusehen, wie er die Erde fest trat.
 

Wieder vernahm ich die dritte Stimme und sah in der Ferne nur einen schwarzen Punkt, welcher auf der breiten Schulter dieses Yokai herumhüpfte. „Was passiert jetzt mit dem Burschen, Oyakata-Sama?“, fragte er und ich schloss nun endgültig, gepeinigt durch den Schmerz, meine Augen. „Er ist vollkommen ungeeignet um rekrutiert zu werden. Vielleicht sogar blind, bei diesen Verletzungen“, hörte ich den Gräber sagen, gefolgt von dem klappern der beiden Rüstungen, welche ich zuvor etwas mustern konnte. Die beiden Personen setzen sich wohl in Bewegung und würden mich hier zurücklassen. Sollten sie nur. Sobald die Wunden geheilt waren, würde ich mich schon selbst versorgen können.
 


 

Als ich das nächste Mal meine Augen öffnen konnte, bemerkte ich den starken Regen der sich über meinem Körper ergoss. Ich war schon komplett durchnässt und spürte wie sich die einzelnen Tropfen ihren Weg über meine Haut bahnten. Flatternd schlug ich die Augen auf und blinzelte kurz, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Mit aller Kraft schob ich die Hände nah an meine Brust und stemmte mich schmerzerfüllt auf.
 

Zischend presste ich die Luft durch meine zusammengebissenen Zähne und schaffte es, mich auf die Knie zu setzen. Völlig außer Atem verweilte ich erst einmal so und der Schwindel erfasste immer wieder kurz meinen Geist. Ich musste unheimlich viel Blut verloren haben und auch jetzt flossen an manchen Stellen noch immer warme Bächlein aus meinen Wunden. Nachdem ich mich einigermaßen gefasst hatte, kroch ich über den nassen und matschigen Boden zu der Stelle, an der dieser Mann meine Mutter begraben hatte.
 

Ich legte meine Handflächen flach auf den durchnässten Boden. „Mutter“, hauchte ich und Tränen brachen sich durch meine Augen auf meine Wangen. Wie dumm war ich nur gewesen, sie ganz allein in der Hütte zu lassen. Ich hätte bei ihr bleiben müssen, sie schützen müssen. So wie ich es Vater versprochen hatte. Ich war schwach.
 

Unzählige Bilder, derjenigen die mich immerzu so beschimpft hatten. Die, die mich wie einen Aussätzigen behandelten und ausgegrenzt hatten. All diejenigen die mich verspottet hatten und auch meine Mutter damit belasteten. All diese Personen tauchten vor meinen inneren Augen auf und ehe ich mich versah, wuchs meine Wut über diese Schwäche. Diese Schwäche, mit der sie alle recht gehabt hatten. Ich war schwach und würde es immer bleiben.
 

Die Wut wuchs ins unermessliche und mein Körper begann zu kochen. Knurrende laute entflohen meiner Kehle und mein Körper veränderte sich. Meine Hände wurden zu krallenbesetzten Pfoten. Mein Körper krümmte sich und ich wurde zu dem, was meine Natur war. Ohne jeglichen Geist lief ich los und irrte ziellos umher.
 

Ich weiß nicht genau, wie lange es war. Ob es Tage, Monde oder sogar Jahre waren, doch ich wurde zu einer Plage für alle, die mir über den Weg liefen. Nicht das ich je jemanden etwas antat, doch meine Erscheinung war so furchteinflößend, dass sie alle davonliefen.
 

Als ich einmal an einen Fluss vorbeikam um zu trinken, erblickte ich selbst mein Gesicht. Der Hund der mir da entgegenblickte, mit seinem schwarzen Fell und den bronzenen Augen, war fürchterlich entstellt. Eine riesige Narbe zog sich über die gesamte Stirn, fast bis hinunter zu den Augen. Fiepend lies ich mich ins Gras sinken und leckte mir die letzten Tropfen vom Maul. Was war nur aus mir geworden? Alle Wunden waren verheilt, nur diese eine Narbe war geblieben. War das meine Strafe für die Unfähigkeit, meine Mutter zu schützen? Ich wusste es nicht, doch ich begann damit zu leben. Vor allem auch deshalb, weil ich es nicht mehr ändern konnte.
 


 

~
 


 

An einem heißen Sommertag schaffte ich es seit langem, mich zurück zu verwandeln. Dieser Akt passierte meist unwillkürlich und wenn es passierte, fiel ich meistens in eine Art Ohnmacht. Wenn ich dann erwachte, lief ich sofort ins nächste Dorf. Da ich als Hund nichts anbauen konnte, hatte ich nichts um mir etwas zu verdienen. Also stand wie immer in diesen Situationen, klauen auf dem Plan.
 

Ich schämte mich dafür, gerade weil Mutter mich dafür verachten würde, doch es blieb mir nichts anderes übrig. Als Hund jagte ich mir wild, welches im Wald lebte, doch durch den großen massigen Körper verwertete ich diese Mahlzeiten immer komplett.
 

Nun saß ich also hier, zwischen zwei Häusern und beobachtete den Markt. Dieses Dorf war eines der größeren, hatte sogar mehrere Wege und es herrschte ein reges Treiben. Es galt als Handelsplatz und somit bot sich mir hier eine große Auswahl an Lebensmitteln. Gierig lief mir das Wasser im Mund zusammen, als ich die verschiedenen Früchte sah.
 

Ich musste allerdings Vorsicht walten lassen. War ich doch schon öfter hier gewesen und hatte für einiges Aufsehen gesorgt. Hätte ich gewusst, dass ich längst unter Beobachtung stand, dann wäre ich wahrscheinlich weit weggelaufen. Weit weit weg.
 

Doch ich wusste es nicht und so plante ich, wie ich mich wohl an die glänzenden reifen Früchte wagen konnte. Ich musste schnell sein, sehr schnell. Und so setze ich mich leicht in die Hocke, um mich bestmöglich abzustoßen. Kurz ging ich noch einmal in mich und Atmete ruhig aus. Im nächsten Moment presste ich mich vom Boden weg und lief in unsagbarer Geschwindigkeit auf den Marktstand zu, griff mir einen Apfel und lief zurück in mein Versteck.
 

Ohne lange zu warten, biss ich in den roten saftigen Apfel und genoss den süßen Geschmack. „Hmmm“, stöhnte ich und biss noch einmal ab. Schnell war alles Fruchtfleisch abgenagt. Mein Magen war aber noch immer nicht gefüllt und knurrte jetzt nur noch mehr. Ich müsste mir noch einen holen, was riskant war, denn es würde sicherlich auffallen. Bei einem sagte niemand etwas, doch bei zwei oder mehr, fiel es einfach auf, dass der Haufen des Händlers weniger wurde, obwohl niemand etwas kaufte. Sollte ich es also tun? Oder lieber hungrig versuchen etwas anderes zu fangen?
 

Ich war, seit der letzten zurück-Verwandlung, wirklich gewachsen, stellte ich in diesem Moment fest. War schon fast ein Mann in heiratsfähigem Alter. Wenn sie mich also erwischten, würden die Kulleraugen eines Kindes nicht mehr ziehen. Also, was tun?
 

„Was überlegst du so lange, Bursche?“ sprach mich eine Stimme an, welche von oben zu mir sprach. Zögernd sah ich hinauf und wurde von dem gleißenden Licht der Mittagsonne geblendet. Dort saß jemand auf dem Dach und sah, emotionslos und desinteressiert zum Markt hinunter. Warum sprach er mich überhaupt an?
 

Ich warf den Apfelrest in eine Ecke und wollte mich davon machen. „Los, hol dir noch einen“, befahl die Stimme des Mannes auf dem Dache und ich sah verwirrt hinauf. Irgendwie kam mir seine Stimme bekannt vor. Mein Geist spielte mir sicher einen Streich. „Warum sollte ich eure Befehle befolgen?“, fragte ich und hörte meine Stimme seit Jahren das erste Mal wieder sprechen. Sie war tiefer und die eines Mannes ähnlicher geworden.
 

„Ja warum solltest du“, bekam ich Antwort und hörte wie sich der Mann erhob und über das Dach in die andere Richtung schlenderte. Mein Beobachter war also fort und würde keine Gefahr mehr darstellen, oder? Mein Magen knurrte noch einmal heftig und mein Entschluss, es sein zu lassen, schwand. Somit stellte ich mich nochmal in Position und visierte den Stand an. Schneller als zuvor, lief ich an ihm vorbei, schnappte mir ein paar Äpfel auf einmal und lief weiter. Leider entglitt mir einer und zog die Aufmerksamkeit aller auf sich.
 

„Da ist er wieder!“ rief einer der Männer und weitere rufe folgten. In Panik lief ich los und wollte in den Wald, übersah dabei allerdings den Mann, der sich vor mir abstellte und seine Hand ausstreckte. Ich versuchte auszuweichen und wollte über ihn hinwegspringen. Dabei packte er meinen Fuß und riss mich zu Boden. Hart knallte ich auf den trockenen Boden und spürte meine Rippen brechen. Die Luft entwich schlagartig aus meinen Lungen und ich japste nach Luft.
 

„Ich habe ihn Oyakata-sama“, hörte ich die Person sagen und erkannte auch diese Stimme, sowie die höfliche Anrede wieder. Das waren die Männer, die mich damals aus meinem verbannten zuhause zogen. Er war der Gräber und der Mann auf dem Dach, musste der Anführer sein.
 

Ich rappelte mich auf und spürte im nächsten Moment einen harten Tritt in meinen Rücken. „Schön hier geblieben Bürschchen“, befahl er mit ekligem Ton und lies sich schlussendlich komplett auf mir nieder.
 

„Runter von mir“, zischte ich und versuchte mich hinaus zu winden. Der Mann war allerdings sehr schwer, was wohl an der wuchtigen Rüstung lag, die der ähnelte die er bei unserer ersten Begegnung getragen hatte. Als ich kurz verschnaufte, um mir einen Plan zu machen, wie ich aus dieser misslichen Lage fliehen könnte, traten zwei paar schwarze Schuhe direkt vor mich.
 

Ich hielt die Luft an und hob langsam meine Augen, um denjenigen anzusehen, den ich damals gemustert hatte. Die blauen Yokaimahle auf jeder Wange und das Gold in seinen strengen Augen, stachen mir direkt in die Augen. Er trug einen hochwertigen Suikan und an seiner Rüstung war ein prächtiger Pelz angebracht, der sich über den Rücken, bis hinab zum Boden erstreckte. Dieser Mann war ohne Zweifel von hohem Rang, das stand fest. Doch wer war er und was wollte er verdammt nochmal von mir?

Aufbruch

Kapitel 3
 


 

Eilige Schritte näherten sich uns und das hastige atmen lies mich wissen das es wohl die Männer aus dem Dorf waren. „Das ist er, Taisho-sama!“, rief einer. „Der hartnäckige kleine Dieb“, rief ein anderer und gemeinsam stellten sich die Männer um uns herum auf.
 

Mein Brustkorb schmerze unheimlich, aber ich spürte wie meine Rippen langsam zusammenkamen und in ein paar Stunden, würden die Wunden der Vergangenheit angehören. Doch dafür müsste ich erstmal aus dieser misslichen Lage herauskommen.
 

„Was tut ihr jetzt mit ihm?“, wurde nun gefragt und auch mein Interesse lag bei dem hochgewachsenen Mann vor mir. Würde er mich jetzt töten, weil ich ein paar Äpfel gestohlen hatte? Benommen fragte ich mich was besser wäre? Ein Leben als Dieb, welcher sich unkontrolliert in ein schwarzes biest verwandelte. Oder der Tod.
 

„Er hat im Wald sein Unwesen getrieben und unsere Jäger brachten kaum noch Beute mit nach Hause. Außerdem fürchteten Wanderer immer mehr durch diesen Wald zu gehen.“, „Taisho-sama! Bitte bestraft ihn angemessen!“, plapperten die Männer wild herum. Langsam wendete ich meinen Blick von den Männern wieder hinauf zu dem Yokai vor mir. Bevor dieser allerdings etwas sagte, drückte eine Hand meinen Kopf hinab.
 

„Hey Bürschchen, da hast du ja ordentlich Mist gebaut.“ Schleimte der Mann auf meinem Rücken und ich warf ihm einen finsteren Blick zu. Lachend lehnte er sich zurück und nahm mir damit wieder etwas Luft aus meinen Lungen. Als wenn das Atmen nicht schon schwer genug wäre!
 

„Satoru“, erklang die tiefe Stimme des Taishos und ich linste kurz zu ihm und zurück über meine Schulter zu dem eben genannten. Dieser hatte schlagartig aufgehört sich zu amüsieren und räusperte sich kurz. „Nimm den Jungen. Wir gehen“, bekam er seinen Befehl und Satoru erhob sich sofort. Fast erlösend sog ich die Luft ein und meine Lungen spannten sich bis zum Bersten an. Lange konnte ich mich aber nicht über die neugewonnene Luftzufuhr freuen, denn mein Kragen wurde gepackt und ich wurde unsanft auf die Füße gezogen.
 

Kurz entfloh mir ein Knurren und ich fixierte den Blick Satorus. Dieser hatte Nussbraunes Haar, durch das sich kleine silberne Fäden zogen und grünliche Augen. Sein grinsen, welches er mir entgegenbrachte konnte fieser nicht sein und versprach nichts gutes.
 

„Wo bringt ihr ihn hin?“, fragte einer der Dorfbewohner und bekam prompt Antwort. „Das geht euch nichts an. Das Bittgesuch ist erledigt. Geht wieder eurer Tätigkeit nach“, befahl der Taisho mit strengem Ton und machte dann auf dem Absatz kehrt um loszugehen.
 

Bittgesuch? Fragte ich mich und sah dem Mann hinterher bis auch Satoru sich mit mir in seinen Klauen, losbewegte. „Wo bringt ihr mich hin?“, keuchte ich und versuchte mich aus dem harten Griff zu lösen. Vergebens natürlich. Was zum einen daran lag, dass ich meine Arme durch die Verletzung kaum bewegen konnte und das Satoru unglaublich stark war.
 

Satorus Grinsen wurde breiter und er holte einige Schritte später, die Distanz zum Taisho auf. „Ich hoffe, dass du eine richtig schöne Strafe erhältst. Sodass du dir wünscht niemals geboren worden zu sein“, sprach er hämisch. Plötzlich blieb der Taisho stehen und sah zu uns. Satoru wäre fast in ihn hineingelaufen und konnte mich grad noch so, vor noch mehr Ärger bewahren. Fragend sah Satoru seinen Herrn an und wartete wohl auf die köstlich schmerzhafte Strafe, die auf mich zukommen sollte. Er sah schon fast freudig aus. Was waren das nur für Kerle?
 

„Wir nehmen ihn mit.“, Beschloss der Taisho und brachte Satorus Gesicht zum Entgleisen. „A-aber Oyakata-sama! Das kann doch nicht euer Ernst sein! Das ist ein Haufen elend und wiegt weniger wie jede anständige Inuyokai!“, beleidigte er mich und stemmte mich sogar etwas in die Höhe, um meine körperliche Leichtigkeit zu demonstrieren. Die starre Miene des Taishos sah zu uns und lies kaum einen seiner Gedanken hindurchsickern. Was wollte er nur? Und wohin wollte er mich mitnehmen?
 

Diese Fragen blieben allerdings ungestellt, als die goldenen Augen des Taishos meinen Blick aufnahmen und ich hart schluckte. Irgendwie hatte ich plötzlich so einen riesigen Respekt vor diesem Mann. Wie konnte er das mit nur einem Blick in mir hervorrufen?
 

„Kannst du laufen Bursche?“, fragte er dann und ohne darüber nachzudenken nickte ich. Ein strenger Blick zu Satoru signalisierte diesem, dass er mich herunter lassen sollte. Knurrend ergab sich Satoru und setze mich unsanft auf den Boden ab. Seine kleine Rache sozusagen. Dafür, das er mir nicht den Schädel brechen dürfte.
 

„Wenn er flüchtet, darfst du mit ihm machen, was du willst“, versprach der Taisho seinem Untergebenen, welcher grinsend zu mir sah. Schluckend quittierte ich dies und war gezwungen mit Ihnen zu ziehen. Wo auch immer sie hinwollten.
 


 

~
 


 

Nach einigen Tagen Fußmarsch, in denen wir bei kleineren Dörfern hielten und Satoru sein Unwohlsein über meine Existenz weiter hinaustrug als noch zu Anfang, kamen wir an. Er ärgerte sich darüber mein Aufpasser zu sein, denn in den Nächten suchte der Taisho sich immer nette Unterhaltung in den Freudenhäusern und Satoru musste mit mir im Wald bleiben.
 

Knurrend saß er manchmal da und lies seine Beschimpfungen über mich heraus. Mir war das alles egal. Ich suchte mir eine Vertiefung an einem Baum welcher seine Wurzeln über der Erde schlug und kauerte mich dort zusammen um zu schlafen. Tagsüber wurde kein Wort gewechselt, wenn es nicht um irgendwelche Gesuche ging.
 

Doch nun brachen wir durch den Wald und ich erblickte zum ersten Mal den Palast des Westens. Auch wenn mir niemand etwas sagte, so dämmerte es mir nach dem zweiten Tag das dieser Yokai mit dem silbernen Haar wohl DER Taisho war. Also nicht irgendein Herr. Sondern der Herr der Inuyokai und der Herrscher über den Westen.
 

Ehrfurchtsvoll folgte ich ihm zum großen Haupttor und wurde wie immer von Satoru am Flüchten gehindert. Obwohl ich diese Versuche niemals in die Tat umsetzen wollte. Auch wenn es komisch klingt, ich war etwas neugierig. Jahrzehnte hatte ich in den Wäldern gelebt und nun würde ich eine ganz neue Welt entdecken. Ich fragte mich nur immerzu, was er mit mir vorhatte?
 

Das Tor wurde geöffnet und die Wachen verneigten sich sofort vor dem Taisho. Als sie sich erhoben musterten sie mich genau. Ich konnte an ihren Blicken sehen, wie sie mein Aussehen verurteilten. Oder dachten sie vielleicht, dass es eine frische Narbe war, die einfach noch nicht ganz verheilt war? Weil Satoru mich vielleicht im Gesicht getroffen hatte?
 

Schnell wendete ich meinen Blick ab und folgte stumm dem Taisho. Wir kamen in einen großen Hof, von dem aus mehrere offene Korridore, in die verschiedenen Häuser führten. „Was soll ich nun mit ihm machen, Oyakata-sama?“, fragte Satoru und sah gelangweilt zu mir, ergriff unsanft meinen Arm und zog mich etwas zu sich. Er wollte mich wohl endlich loswerden, was auf Gegenseitigkeit beruhte.
 

„Dir wird schon etwas einfallen“, antwortete der Taisho, legte seine Rüstung ab und überreichte sie einem der Schmiedhelfer. „Aber Herr. Was soll ich mit ihm denn anstellen? Ich kann ihn schlecht zu den Kriegern stecken“, protestierte Satoru und wurde schweigend stehen gelassen. Taisho verlies uns über einen der Gänge und wurde sofort von einigen Yokai belagert.
 

Grimmig verzog Satoru seine Lippen und blickte ihm nach. „Ich hätte dich einfach töten sollen, als ich die Chance hatte“, drohte er und seufzte dann schwer. „Los komm“, befahl er dann und ging voraus. Wir nahmen die entgegengesetzte Richtung, die der Taisho genommen hatte und kamen bald in einem großen Haus an. Viele verschiedene Gerüche trafen auf meine Nase und mein Magen zog sich schmerzlich zusammen, als wir wohl an der Küche vorbeikamen. Sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen und ich fragte mich, wie schnell ich durch die Küche laufen könnte, um mir irgendwas zu schnappen. Egal was. Ich würde alles an Lebensmitteln nehmen.
 

„Denk nicht mal daran, du wirst schon früh genug etwas bekommen“, ertappte mich Satoru und ich wendete beschämt den Blick zu ihm. Er ging zu einer Tür die unweit der Küche war, klopfte genau dreimal an und wartete dann einige Momente.
 

Die Tür wurde aufgeschoben und eine kräftige Yokai mit rötlichem Haar stand in der Tür. „Satoru! Wo hast du dich nur wieder herumgetrieben!? Bei Kami! Du bist ja ganz ausgehungert. Komm herein!“, keifte sie los und zog Satoru an ihre massige Brust. Augenrollend grinste Satoru. „Ich war mit Oyakata-sama unterwegs und habe dir eine neue Küchenhilfe mitgebracht“, erwiderte er und die Yokai sah an ihm vorbei zu mir.
 

Sie verzog ihr Gesicht und sah missbilligend zu Satoru. „Was soll ich mit einem Burschen in meiner Küche?“, fragte sie und kam auf mich zu, ergriff mein Kinn und zog es unangenehm hin und her, um mein Gesicht aus der Nähe zu betrachten. „Was hast du nur mit ihm gemacht?“, schellte sie dann. Satoru sah derweil durch die Tür in die Küche hinein und grinste einem jungen Mädchen zu, welches dort stand.
 

„Ich habe gar nichts getan. Oyakata-sama hat es verboten“, erklärte er ganz nebenbei und bekam etwas Reis von der jungen Dame gereicht. Doch bevor sie gehen konnte, ergriff er ihre Hand und zog sie nah an sich. Sie wehrte sich kurz dagegen, doch als er ihr einen Kuss auf die Wange gab, ließ sie es zu.
 

Die Yokai entließ mich mit einem verachteten Blick und wendete sich dem lüsternen Paar zu. „Finger weg Satoru! Vergreif dich nicht an den jungen Dingern! Sie wissen nicht was für ein Kerl du bist“, schimpfte sie und Satoru löste sich grinsend von dem Küchenmädchen, welches sich lächelnd abwendete und verschwand. „Nun verschwinde hier du Lüstling!“, warf sie ihm noch an den Kopf und ging zur Küchentür, sah zu mir und zog auffordernd die Augenbraue in die Höhe. „Los komm Junge“
 

Wie befohlen folgte ich ihr in die Küche und sah mich darin um. Sie war größer wie das Haus indem ich mit meinen Eltern gelebt hatte und es liefen viele junge Frauen darin herum die nun alle zu mir sahen. Einige weiteten geschockt ihre Augen und konnten wohl nicht glauben was sie sahen.
 

Die ältere Yokai ging um einen Tisch herum, begutachtete was das Mädchen, welches dort stand machte und sah dann zu mir. „Sag mir deinen Namen Junge“, befahl sie.
 

„Ich heiße Nousagi“, antwortete ich leise. Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lachen und sie tat es in einem ekligen, heiseren Ton. „Ein Kaninchen in der Küche also? Na wie passend“, brachte sie heraus und als sie endlich aufgehört hatte, sah sie sich um. „Was stelle ich nun mit dir an?“, sprach sie mit sich selbst.
 

Ich dagegen musterte was die Mädchen neben ihr zubereitete. Es roch köstlich nach Kräutern und Gewürzen, die sie dort mit etwas Fleisch vermengte. Ich rang den Klos in meinem Hals herunter, doch mein Magen tat lautstark kund, was er wollte. Ich hatte auf der Reise kaum etwas gegessen, denn ich kam nicht zum Jagen, geschweige denn zum Stehlen. Und Satoru schien wohl nichts zu benötigen.
 

Die Mädchen vor mir kicherten und eines kam, nach einem Wink der alten Yokai zu mir. Sie hatte eine große Schale Reis mit Fleisch und brühe in der Hand und reichte sie mir. Zuerst wollte ich zögern, doch ich hatte einfach keine Wahl gegen das Verlangen meines Körpers. „Danke“ sprach ich schnell und legte die Schale an meine Lippen. Kichernd hielt mich eine Hand auf und ich sah noch einmal zu dem Mädchen vor mir. Sie hielt mir ein paar Stäbchen hin und strahlte mich belustigt mit ihren blauen Augen an. „Nimm die Nousagi“, bat sie und ich nahm sie ihr aus der Hand. „Ich heiße Ayaka“ stellte sie sich vor und ich lächelte kurz, begann dann zu essen und brachte aus irgendeinem Grund, alle zum Lachen.
 


 

Als ich so aß beobachtete ich die anderen in der Küche. Die alte Yokai, ihr Name schien Sanae zu sein, dirigierte gekonnt alle anderen um sich herum. Einige schnitten immerzu irgendwelche Gemüse, füllten sie in große Schalen und stellten sie akribisch genau auf einen Tisch zurecht, neben dem die Feuerstelle war. Sanae-sama schürte das Feuer frisch und begann aus den verschiedenen Dingen zu kochen. Einige Mädchen mussten dabei zusehen und bekamen eine Lehrstunde.
 

Ich stellte meine Schüssel ab und stellte zufrieden fest, dass mein Magen randvoll war. Seit langem das erste Mal. Ich ging einige Schritte zu der Feuerstelle, als Sanae-samas Blick hochschnellte. “Hey Nousagi! So dreckig kommst du nicht hier heran! Geh zu Satoru und lass dir frische Kleidung geben!”, befahl sie und ich blieb wie eingefroren stehen. Ayakas Blick traf auf meinen und sie neigte ihren Kopf in Richtung Tür.
 

“Jawohl”, sprach ich und verneigte mich kurz bevor ich den Raum verließ. Wieder hörte ich das quirlige lachen hinter mir. Wo war ich hier nur hineingeraten?

Veränderung

Kapitel 4

Auf dem Gang blieb ich kurz stehen und filterte Satorus intensiven Geruch heraus. Als ich

ihn fand, folgte ich seiner Spur und sah mich etwas um. Die offenen Korridore ließen viel

Einblick auf die verschiedenen Häuser. Zentral lag ein großer öffentlicher Garten, durch die

sogar einige Yokaikinder flitzen. Sicherlich waren das Kinder der Angestellten oder hatte der

Taisho eigenen Nachwuchs? Aber dann wären sie sicher nicht so öffentlich und in

wertvollere Stoffe gekleidet.

Ich kam an einem Großen Platz vorbei auf dem eigenartige Dinge standen. Ob die wohl zum

Trainieren gedacht waren? Als ich Satorus Geruch ganz nah aufspürte, vermischte sich dieser

mit unzähligen anderen männlichen Gerüchen. Außerdem herrschte hier eine beachtliche

Lautstärke, weswegen dieser Trakt wohl mit Absicht, so weit von der Küche und dem

Restlichen Palast entfernt war.

Zögernd öffnete ich die Tür und wurde regelrecht von den vielen Stimmen erschlagen.

Ohrenbetäubend musterte ich den Raum, oder eher gesagt den Saal in dem an die fünfzig

Männer saßen, speisten und tranken. Einige der Männer die genau vor mir saßen, musterten

mich kurz und gaben sich dann wieder ihrem Sake hin. Sie schienen schon angetrunken zu

sein und ich fragte mich wie viel Sake ein Yokai trinken musste, um angeheitert zu sein.

Doch das war nicht meine Mission hier und so sah ich über die unzähligen schwarzhaarigen,

Brünetten und rothaarigen Köpfe hinweg, um genau den zu finden, welcher silberne strähnen

hatte. Ich fand ihn. Natürlich am anderen Ende des Raumes, wodurch ich gezwungen wäre

durch alle hindurchzulaufen, nur um zu diesem Satoru zu gelangen. Grummelnd starrte ich

ihn an, bis einer der Männer vor mir an meiner Hose zog. “Was willst du hässlicher

Bengel?!”, fragte er und Wut kochte in mir auf. Schnippisch entzog ich ihm mein Hosenbein

und knurrte kurz auf. Sofort drehten sich alle Köpfe nach mir und dem Mann herum und man

hätte eine Nadel fallen hören können.

Mein Blick glitt durch die Reihen, bis er auf Satorus traf der mich breit grinsend musterte.

“Was willst du Nousagi?”, fragte er und alle begannen zu lachen. “Wer hat ihm nur solch

einen Namen gegeben?”, kicherte einer unter ihnen. “Vielleicht weil er so schnell flüchten

kann wie einer”, rief ein anderer und das Lachen wurde noch größer, umschwänglicher und

manche prosteten sich für diesen schlechten Scherz sogar zu.

Unter meiner Haut brodelte es und ich hätte sie am liebsten alle gelyncht. Doch diese

schwäche. Satoru funkelte mich noch immer an und brachte mit einem Schnipser alle zum

Schweigen. “Los. Zeig uns mal wie schnell du bist”, befahl er und ich weitete meine Augen.

Reichte es denn nicht, dass sie sich schon so über mich lustig machten? Musste ich das auch

noch demonstrieren? Sie waren alle Krieger und sicherlich Zehnmal so schnell wie ich

kleiner Hänfling. Herausfordernd stand Satoru auf und streckte mir eine Flasche Sake

entgegen.

“Hol sie dir Nousagi”, befahl er und ich seufzte schwer. Ich musste mich fügen sonst würden

diese Männer mein tot sein. Also fixierte ich die Flasche und lief. Lief so schnell ich konnte,

sprang zwischen den Männern hindurch und schnappte mir die Flasche. Ebenso schnell

machte ich kehrt und kam wieder auf meinem Ausgangpunkt an. Zögernd wanderte mein

Blick zu Satoru, der etwas perplex dort stand und mich musterte. Auch die anderen Blicke

hafteten auf mir und ich sah verwirrt in die Runde.

Genau in diesem Moment trat jemand an die Tür und die Männer kreischten auf. Als ich zu

der Person sah, entdeckte ich eine Junge rothaarige Frau, welche augenrollend zu den

Männern sah und am Ende ihren Blick zu mir lenkte. “Ich soll dich holen Nousagi. Taisho￾sama verlangt nach dir”, sprach sie und ich sah verwirrt zu Satoru und wieder zu der Frau.

“Satoru-sama sollte mir neue Kleidung geben”, erklärte ich der Frau und versuchte das

Gepfeife und vulgäre Schreien zu verdrängen.

Sie lächelte und zeigte auf Satoru. “Der weiß doch nicht mal wo neue Kleidung für ihn selbst

liegt. Komm Junge ich gebe dir welche, bevor du zu Taisho-sama gehst”, erklärte sie und

ergriff meinen Arm. Wieder herrschte kurze Stille, bevor wieder alle lauthals lachten. Diese

Frau hatte sich gegen Satoru aufgelehnt und die anderen lachten ihn für diese Beschämung

nun aus. Ein bisschen Schadenfreude breitete sich in mir aus und ich warf ihm noch einmal

einen Blick zu. Doch ihm schien dieses Gelächter nichts auszumachen und sah mit

nachdenklichem Blick zu mir und rieb sich das Kinn.

~

Yukara, wie sie sich vorstellte führte mich durch die Gänge und schlussendlich in einen

großen Waschraum. “Zieh dich schon mal aus und wasch dich. Du siehst aus, als ob du Jahre

nicht gebadet hättest und entschuldige, aber du riechst auch so”, bemängelte sie und hielt sich kurz die Nase zu. Ihre grünen Augen strahlten trotzdem so etwas wie Freude aus und als ich

zögerte kicherte sie los. “Nun zier dich nicht! Runter mit deinen Lumpen. Waschen! Los Los!

Ich hole derweil deine Kleidung”, befahl sie und als sie den Raum verlassen hatte, entledigte

ich mich meiner Kleidung. In einem Spiegel erblickte ich mich und musste feststellen, dass

ich wirklich schmächtig war. Nun wo ich noch ein Stück gewachsen war und doch kaum

gegessen hatte, glich ich eher einem Skelett als einem lebendigen Wesen.

Angewidert über mein eigenes Gesicht, drehte ich mich zum Waschbereich und setze mich

auf einen der Hocker. Warmes Wasser stand bereit. Sicher hatte Yukara es bereitgestellt,

bevor sie mich holen ging. Eilig kippte ich mir einen der beiden Eimer über den Kopf und

mein schwarzes Haar, ergoss sich über meine Schultern. Mit einem Lappen schruppte ich mir

den Dreck von der Haut und nahm den zweiten Eimer um diesen über mir zu entleeren. Als

ich gerade fertig war, wurde mir ein Tuch auf den Kopf geworfen und ich sah im

Augenwinkel wir Yukara meine Kleidung in ein Regal ablegte. “Zieh dich an. Ich warte so

lange vor der Tür”

Dankend, dass sie den Raum verließ stand ich auf und rubbelte meine Haut, ebenso mein

Haar trocken. Am Regal nahm ich die Kleidung heraus und streifte mir zunächst die braune

Hose und dann den grünlichen Suikan über. Am Ende erwarteten mich braune Stiefel und ich

musterte sie zunächst mit fragendem Blick. Bis jetzt hatte ich nur normale Zori getragen.

Sicher würde Yukara mir nicht erlauben, sie wieder anzuziehen und als ich mich umsah

bemerkte ich, dass meine ehemalige Kleidung verschwunden war. Kurz knurrte ich, denn es

war das letzte was ich noch selbst besessen hatte. Geschlagen, schlüpfte ich in die Schuhe

und trat zu Yukara nach draußen.

Sie musterte mich und ihre Augen strahlten ein wenig mehr. “Na da steckt ja noch ein Yokai

unter dem ganzen Dreck!”, lobte sie. Allerdings schien eine Sache noch nicht zu passen und

sie zog mich mit sich mit. In dem Raum neben dem Waschraum, stieß sie mich förmlich

hinein und drängte mich auf einen Stuhl. Hart schluckte ich, denn ich war mir nicht ganz

sicher was diese, ich musste zugeben, sehr hübsche Frau nun mit mir vorhatte. Als sie dann

noch eine Schere zur Hand nahm und auf mich zu kam, ergriff ich ihre Hand und hielt sie auf

Abstand.

“Was willst du damit?”, fragte ich und fixierte ihre grünen Augen. Lächelnd strich sie mir mit

der freien Hand über den Kopf. “Lass mich das noch etwas begradigen. So stören sie dich

doch nur”, erklärte sie und ich sah zu meinen Haaren die weit über meine Brust hingen. Sie

gingen mir schon fast bis zum Bauch und so ergab ich mich. Yukara trat hinter mich und

begann damit mein Haar zu kürzen. “Ich mache es nicht ganz zu kurz. Inuyokai tragen sie

stets lang. Das zeigt ihren hohen Rang in der Natur. Doch sie sollten nie länger, als die des

Taishos sein, das würde unehrenhaft aussehen. Und du willst unserem Herrn ja zeigen, dass

du Respekt vor ihm hast” sagte sie hinter mir und irgendwie genoss ich ihre Berührungen,

wenn sie mein Haar glatt strich. Wie bei Mutter, schoss es mir durch den Kopf und ich kniff

die Augen schmerzlich zusammen. Ich sollte nicht mehr an sie denken. Ich war schuld, das

sie mir nicht mehr über den Kopf streicheln konnte.

“So fertig!”, hörte ich wieder Yukara und blickte zu ihr. Sie lächelte freudig, bis ihr plötzlich

etwas einfiel. “Wir sollten es trotzdem etwas hochbinden. Vielleicht wie Taisho-sama es

selbst trägt, damit er sieht das du dich ihm hier fügst?” sprach sie mehr zu sich, als zu mir

und kramte in der Kommode herum die neben mir stand. Aus dieser holte sie ein Haarband, legte es sich an die zarten rosigen Lippen und trat wieder hinter mich. Doch klaubte sie meine

Haare zusammen und band sie zu einem hohen Zopf. Mit dem Haarband befestigte sie ihn

und klatschte dann in die Hände. “So kannst du gehen! Und nun schnell! Wir haben viel zu

lange gebraucht!”, plapperte sie los und zog mich auf die Beine. Kurz erhaschte ich einen

Blick im Spiegel und erkannte mich selbst nicht wieder. Ich war ein gänzlich anderer

geworden.

~

Yukara führte mich durch die Gänge und erklärte mir nebenbei wo sich was befand. Es gab

den Dienstbotentrakt, in dem sie mich zurecht gemacht hatte, den Kriegertrakt, die

Hauswirtschaft und eben das Haupthaus in dem der Taisho und seine Berater, wohnten und

arbeiteten. In eben diesen Trakt des großen Schlosses brachte sie mich und blieb vor einer der

Türen stehen. „Ich werde dich ankündigen“, sagte sie und klopfte vorsichtig an, bevor sie auf

die Knie ging und auf ein kleines Zeichen hin, die Tür aufschob.

„Herr, der Junge ist nun da“, erklärte sie ihr Anliegen, obwohl es ja eher seines war, denn er

verlangte schließlich nach mir. „Er soll reinkommen“, sprach die tiefe Stimme und Yukara

sah auffordernd zu mir. Nun kam mir erst einmal in den Sinn, das ich gar nicht wusste wie

ich mich vor ihm verhalten sollte. Bis zu meiner Ankunft, hatte er nicht nach irgendwelchen

Gepflogenheiten verlangt, aber hier im Schloss, wo eine Hierarchie herrschte die ich nicht

verstand, war das anders. Schluckend und nervös ging ich an Yukara vorbei und betrat den

großen Raum.

Dieser Raum war das Arbeitszimmer wie ich feststellte. Zentral stand ein großer Tisch aus

massivem dunklem Holz, welcher zum Schreiben und lesen gedacht war. Dahinter an der

Wand war Deckenhoch ein riesiges Regal, aus dem man viele verschiedene Schriftrollen

herausragen sah. Links von mir war ein Zugang zu einem Teil des Gartens den ich zuvor

noch nicht gesehen hatte. Es musste so eine Art privater Garten sein.

Der Taisho saß an seinem massiven Tisch und besah sich eine Schriftrolle. Schweigend sah

ich ihm einige Momente zu, bis er sich räusperte und mich kurz ansah. „Setz dich Junge“,

befahl er und ich sah zu dem Platz ihm gegenüber. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als

ich mich niederlies und ihn weiter beobachtete wie er las. Wieder verstrichen einige

Sekunden, bis er die Schriftrolle beiseitelegte und sich kurz streckte. Dabei vielen die Ärmel

seines Kimonos herunter und entblößten seine kräftigen Muskeln. Sicher könnte er mich mit

nur einem Griff zerquetschen.

Als er sich bequemer hinsetzte sah er zur Tür. „Yukara! Bring mir noch Sake bevor du

gehst“, rief er und durch das kurze rumpeln ihres Herzens, wusste ich das sie wohl gewartet

hatte, was nun mit mir passieren würde. Sie verschwand und nun war ich wirklich alleine mit

dem Taisho. Dachte ich zumindest, bis eine kleine Gestalt auf mich zu sprang. „Kaum zu

glauben das du derselbe bist! Was ein Bad doch alles bewirken kann“, lobte er Yukaras

Vorbereitungen.

Ich musterte den kleinen Mann, welcher vier kleine Ärmchen an seinem runden Körper trug.

Er musste ein Flohgeist sein. Vater hatte mir mal einen gezeigt der zufällig bei uns vorbei

kam. Schüchtern neigte ich meinen Kopf um den Fremden zu begrüßen, welcher auf meine

Nase sprang. Ein kurzes stechen durchzog meine Nase und aus eine, Reflex heraus schlug ich

den Floh platt. Sofort fiel mir mein Vergehen auf und ich fing den flatternden Mann auf. „Oh bitte verzeiht mir! Das war keine Absicht“, bat ich eilig und stupste den Floh in meiner

Handfläche an.

Dieser ploppte auf und sah mich an. „So etwas ungehobeltes!“, schimpfte er und ich legte mir

in Gedanken, schonmal meine letzten Worte zurecht, bis Taisho wieder das Wort ergriff.

„Mach nicht so einen Aufstand Myoga. Du müsstest es doch gewohnt sein“

Lederner Stoff

Kapitel 5 Lederner Stoff
 


 

Der Flohgeist hüpfte über den Schreibtisch und setze sich auf ein kleines, rechteckiges Stück Stoff, auf dem ein winziges Kissen lag. Darauf machte er es sich bequem und sah beleidigt drein. Taisho schien dies allerdings nicht zu stören und so fixierte er wieder meinem Blick. „Wo hat Satoru dich untergebracht?“, wollte er wissen und ich schluckte einmal hart. Dieser Yokai strahlte eine unglaubliche Aura aus und ohne, dass er viel tat versprühte ich einen großen Respekt.
 

„I-ich soll in der Küche helfen", antwortete ich und Taisho zog eine Augenbraue in die Höhe. Im nächsten Moment schien er allerdings zu überlegen und legte seine Ellenbogen auf dem Tisch ab. „Weißt du wer ich bin?“, fragte er dann plötzlich und ich weitete meine Augen. Ich hatte ja nur eine Vermutung und alle Zeichen standen dafür, dass er unser Herrscher war, doch zu 100% hatte mir das noch keiner bestätigt.
 

„Ihr seit der Taisho", antwortete ich etwas kleinlaut und Myoga sprang auf. „Junge! Ist dir denn auch klar, was das bedeutet?“, fragte er und schien angefressen über mein Verhalten. Ich fühlte mich immer unwohler und wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte. Taisho allerdings hob beschwichtigend seine Hand und ließ Myoga aufspringen.
 

„Vor einigen Jahrzehnten, beendete ich den Krieg und damit die Herrschaft der Drachen. Die Göttin des Mondes ernannte mich daraufhin zum Taisho, dem neuen Herrscher über den Westen und allen Inuyokai.“, Begann er zu erklären was weit vor meiner Geburt passiert war. Meine Eltern erzählten mir einmal davon, denn auch Vater hatte damals im Krieg gedient. Allerdings eher als heiler, denn er kannte die verschiedenen Heilkräfte sehr gut und half damit vielen Kriegern. „Viele wollten mich am Anfang nicht anerkennen und einige Räuberbanden trieben ihr Unwesen. Viele Gesuche ereilten mich. Aber ich habe eine Regel. Ich helfe nur dann, wenn ich weiß das sie es ohne meine Hilfe nicht schaffen", sprach er weiter und ich nahm die Informationen auf. Er half also nur, wenn er gebraucht wurde. Es klang hart aber Vater brachte mir einst bei, dass die Natur eine gewisse härte benötigte. So wie wir die Fische und Schweine aßen, so aßen sie von die Gräser und kleinere Insekten, die sich ebenfalls an uns labten, wenn wir starben.
 

Vorsichtig nickte ich als Taisho nicht weitersprach und er räusperte sich. „Auch damals als wir dich das erste Mal fanden“, begann er und ich musste unwillkürlich an diesen Moment denken. „Damals waren wir eher zufällig vorbeigekommen und beerdigten die Toten. Oft rekrutierten wir zu dieser Zeit neue Krieger, denn meine Kriegerschaft war relativ geschwunden, als der Krieg geendet hatte. Viele starke Yokai waren darüber hinaus verletzt oder wollten nicht mehr dienen. Ich ließ ihnen damals die Entscheidung und so suchte ich nach neuen Kriegern.“ Schweigend hörte ich zu und verkrampft meine Hände immer mehr in den Stoff meiner Hose. Warum erzählte er mir das alles nun? Wollte er mir etwa sagen, warum er mich damals im Dreck liegen ließ und ich zu dieser grauenhaften Bestie wurde?
 

„Wie heißt du Junge?“, fragte er weiter und hatte seine kleine Erzählung anscheinend beendet. „Mein Name ist Nousagi“, antwortete ich und er lehnte sich wieder zurück. Myoga hatte sich auf dessen Schulter niedergelassen und sah zum Taisho. Ich hatte das Gefühl das jetzt noch eine wichtige Sache auf mich zukommen würde und fürchtete etwas, dass es mit unserem damaligen Treffen zu tun haben könnte. Doch es kam anders.
 

„Ich will dich als Krieger.“, Sprach er und ich sah ihn mit entgleisten Gesichtszügen an. Myoga sprang wieder auf mich zu. „Mach deinen Mund zu Junge! Das gehört sich nicht im Angesicht des Taisho!“, rügte er und ich schloss meinen Mund augenblicklich und setze mich gerade auf. „A-aber Taisho-sama. Ich denke nicht das ich geeignet bin, euch im Heer zu dienen. In der Küche kann ich sicher mehr ausrichten", fing ich an meine Erstauntheit zu erklären. Taisho begann zu grinsen und stand dann schnell auf. Er öffnete die Tür zum Garten und bat mich per Handzeichen näher zu kommen. Ich tat sofort wie befohlen und trat neben ihn.
 

„Siehst du den Apfelbaum?“, fragte er und ich ließ meinen Blick durch den Garten schweifen. Dort standen allerhand Bäume und viele Blumen waren dort gesetzt worden. Es war ein wunderschöner Garten, musste ich zugeben und als ich den Apfelbaum erblickte nickte ich kurz. „Gut. Hol mir einen Apfel.“, Befahl er und ich setze mich in Bewegung. Doch es schien ihm nicht zu gefallen. „Schneller Nousagi!“, befahl er strenger und ich zuckte sogar kurz zusammen. Ich lief zum Apfelbaum, pflügte eine reife Frucht und lief zurück. Wartend reichte ich dem Taisho den Apfel und er schlug ihn mir aus der Hand.
 

„Hol mir einen Apfel", befahl er wieder und ich sah ihn schockiert an. Was wollte er denn jetzt von mir? Also drehte ich mich wieder zum Apfelbaum und wollte gerade losgehen, da hörte ich ihn noch einmal sprechen. „So wie auf dem Markt“
 

Stutzend sah ich ihn an und seine Fassade ließ seinen wahren Grund nicht hindurchsickern. Also machte ich mich bereit, suchte einen festen Stand und fixierte einen Apfel der in griffweite hing und in der Sonne glänzte, wie ein roter Stein. Ich ließ die Luft noch einmal in meine Lungen und preschte vor. Schneller als zuvor bei Satoru und dem Sake kam ich am Apfelbaum an, nahm die reife Frucht und wendete. Kurz vor dem Taisho blieb ich stehen und mein Zopf flog mir vor lauter Schwung über die Schulter und streifte sogar kurz den Taisho selbst. Ich war nicht mal aus der Puste und entließ die angestaute Luft.
 

Die goldeneren Augen des silberhaarigen Mannes vor mir fixierten meine und seine Lippen verzogen sich dann leicht amüsiert zu einem Schmunzeln. Er hob seine Hand und hielt sie mir geöffnet entgegen. Perplex legte ich ihm den Apfel hinein und er nahm den Apfel an. Daraufhin drehte er sich ab und nahm einen biss vom Apfel. Ich blieb dagegen wie angewurzelt stehen und wusste nicht was er eigentlich genau wollte. Wollte er nur sehen wie schnell ich war? Oder missbrauchte er mich dafür, sich seinen Nachtisch holen zu lassen, ohne einen Schritt zu tun?
 

Myoga sprang auf meine Hand und sah mit großen Augen zu mir hinauf. „Du hast eine wirklich große Gabe, Nousagi“, sprach er erstaunt und ich wusste nicht was er meinte. Welche Gabe? Er meinte doch wohl nicht das schnelle laufen!? Das könnte jeder der anderen Krieger mindestens genauso schnell. Oder?
 

Mir fielen die verwunderten blicke der Krieger wieder ein und auch Satoru schien überrascht gewesen zu sein. „Ich habe noch keinen Inuyokai so schnell laufen sehen“, riss mich Myoga wieder aus den Gedanken und ich sah hinein in den Raum, indem der Taisho verschwunden war. Ich folgte ihm und entdeckte ihn an einer Art Kommode.
 

„Du wirst dich morgen bei Morgengrauen bei Satoru und den Kriegern melden.“, Begann er zu sprechen ohne mich anzusehen. „Egal was er sagt. Du lässt dich nicht von ihm davonjagen und nimmst am Training Teil“, befahl er mit strenger Stimme und ich nickte schnell. Myoga zwickte mir in die Hand und ich verstand was er wollte, neigte meinen Kopf leicht und antwortete: „Jawohl Herr“
 

Als ich meinen Kopf wieder hob, drehte sich der Taisho gerade herum und ging zum Tisch zurück. Dort lies er sich nieder und biss den letzten Rest des Apfels ab. Ich folgte ihm an den Tisch und lies mich ebenfalls nieder. „Ich will das du hart trainierst und deinen Körper robuster machst. Ich werde Sanae mitteilen lassen, dass sie dir doppelt so viel Reis geben soll.“, Erklärte er und fummelte an einem brauen Stück Stoff herum. Er hielt kurz inne und erfasste dann meinen Blick. Er beugte sich zu mir herüber und legte das Stück Stoff vor mir auf den Tisch.
 

Ich wendete meinen Blick von seinem, als er sich zurücklehnte und eine Schale mit klarer Flüssigkeit zur Hand nimmt. Sake roch ich heraus und erblickte die Tonflasche, welche auf dem Tisch stand. Yukara muss hier gewesen sein als wir draußen waren. Als nächstes musterte ich das Stück Stoff und blinzelte einige Male. Was sollte ich damit?
 

Myoga sprang neben den Stoff und zupfte an einem Teil davon herum. „Trage sie.“, Befahl der Taisho und ich sah zu ihm. Er hatte seine Augen geschlossen und nippte an der Schale. Myoga streckte den Stoff zu mir und ich führte meine Hand langsam zu dem ledernen Stoff. Er war ganz glatt und kühl. Ich hob den Stoff auf und öffnete ihn soweit bis ich erkannte was es war. Eine Maske. Meine Augen weiteten sich und ich wusste genau, für was sie gedacht war. Sie sollte meine Narbe bedecken.
 

Eins wurde mir in diesem Moment mehr als bewusst. Das Training würde hart werden und so wie ich die anderen gesehen hatte, würden sie mich nicht schonen. Ich musste lernen, viel lernen und sicher würde Satoru dafür sorgen das es mir eingeprügelt werden würde.
 

„Nun geh. Yukara wird dir deine Unterkunft zeigen“, befahl der Taisho und stand auf. Bevor ich aufspringen konnte, war er schon an der Tür und ging einfach hinaus. Als ich ihm nachsah und beobachtete wie das silberne Haar in der Dunkelheit verschwand, trat Yukara immer näher. Sie lächelte mich an. „Komm Nousagi. Ich zeige dir dein Bett.“, Verkündete sie und ich ging auf sie zu. Sie wendete und ging mir voraus in den Trakt der Krieger.
 


 

Am nächsten Morgen wachte ich vor dem Morgengrauen auf, denn ich hatte kaum ein Auge zu getan. Zu sehr fürchtete ich mich davor, zu verschlafen. Ich wusste das Satoru mich nicht mochte. Hatte er es ja bereits einige Male zum Besten gegeben, als wir auf dem Weg hier her zum Schloss gewesen waren. Also musste ich zeigen was in mir steckte und ich wollte mit Pünktlichkeit glänzen. Ich stand also auf, sah mich kurz in dem großen Raum um, indem noch viele andere schliefen. Leise Schlich ich mich hinaus, wusch mir mein Gesicht im Waschraum und richtete meine Kleidung. Zum Schluss zog ich die Maske aus meiner Hosentasche und hielt sie vor mich. Diese Narbe. Warum bist du nur da, fragte ich mich, so wie ich es oft getan hatte. Mein Herz wog schwer, als ich die Narbe um meine Augen und an meinen Wangenknochen im Spiegel betrachtete. Nousagi hörte ich Mutters stimme in meinen Ohren und wendete angewidert den Blick ab. Ich würde diese Narbe hinter der Maske verstecken. Meine Schuld würde versteckt werden und ich könnte es vielleicht irgendwann wieder gut machen. Und wenn nicht, dann würde ich Mutter bitten mir zu verzeihen, sobald ich ihr gegenübertreten werde.
 


 

Ich band das Leder um meinen Kopf, genau so das ich etwas sehen konnte und richtete meinen Blick wieder zum Spiegel. Nun sah ich zwar immer noch nicht normal aus, aber die Narbe war bedeckt. Niemand könnte mich jetzt mehr verurteilen.

Training

Kapitel 6 Training
 


 

Als ich zum Trainingsplatz kam, war dieser leer. Ich sah mich etwas auf dem großen Platz um und musterte die komischen Gebilde die dort standen. Sie waren aus Holz und als ich etwas näher ging und sie berührte, fielen mir die vielen Schwertmahle daran auf. Sie waren zum Trainieren, das hatte ich mir schon gedacht. Doch, dass man damit den Schwertkampf übte, wusste ich nicht.
 

„Was willst du hier?“, sprach mich eine bekannte Stimme an und ich drehte mich zu Satoru. Er sah ernst zu mir und ich verneigte mich vor ihm. Sein Lachen lies mich wissen, dass er dies nicht erwartet hatte und ich hörte wie seine Schritte näherkamen. „Warum so förmlich auf einmal?“, fragte er und blieb vor mir stehen. Ich stellte mich wieder gerade auf und sah in seine Augen. Er schien amüsiert und auch wenn er fragte schien er zu wissen, was ich hier tat. „Taisho-sama will das ich trainiere, um ihm im Heer dienen zu können“, antwortete ich und in Satorus Augen lugte noch mehr Freude hervor.
 

Diese Freude versicherte mir, dass ich recht behalten würde und er eine Freude daran haben würde mich auszubilden. Innerlich schluckte ich hart und versuchte mich darauf gefasst zu machen. Das würden harte Jahre werden.
 

Satoru grinste weiter und wendete sich dann ab. „Es wird noch dauern, bis die anderen kommen. Ich werde dir also etwas vorab zeigen können. Natürlich nur wenn du das willst“, bot er mir an und ich hob die Augenbrauen. An dieser Bewegung bemerkte ich zum ersten Mal wirklich die Maske, denn sie lag mittlerweile warm an meiner Haut.
 

Ich nickte und sah ihn fragend an. Irgendwas schien ihn daran zum Lachen zu bringen, denn er tat es lauthals. Er ging zu einer kleinen Tür, die sich an der Hauswand befand und öffnete sie. Dieser Teil des Hauses war gemauert und als er die Tür aufklappte rieselten kleine Staubpartikel herum. Die aufgehende Sonne lies die Partikel glänzen und als Satoru hineintrat und kurze Zeit wieder heraus, glänzen die silbernen Strähnen seiner Haare darin.
 

Er holte aus und warf mir etwas zu. Bevor mich der Gegenstand treffen konnte, fing ich ihn auf und brauchte einige Momente um ihn richtig zu halten. „Du musst achtsamer sein. Dein Feind wartet nicht bis du bereit bist.“, Rügte er mich und ich musterte ihn. Er legte sich einen Armschutz um und hielt ein Schwert in seinem Oberarm geklemmt. Nun musterte ich den Gegenstand, den er mir zugeworfen hatte und schluckte hart. Es war ein Schwert. Ich hatte nur einmal ein Schwert gehalten. Damals als Vater mir seines aus dem Krieg zeigte. Es war sehr schwer gewesen und er hatte verboten es noch einmal herauszuholen. Es war zu besudelt, sagte er damals. Ich hatte es nicht verstanden und würde auch jetzt noch etwas brauchen um es zu verstehen, doch ich konnte mir denken, was er gemeint hatte.
 

Wie viele schon durch diesen geschliffenen Stahl gestorben waren, den ich hier in Händen hielt? Ich verdrängte den Gedanken und ergriff den Griff, welcher in rotem Leder gewickelt war. Der Parier glänzte im lackierten schwarz, ebenso wie die Schwertscheide.
 

„Los, träum nicht herum“, rügte Satoru wieder und ich sah, dass er sich bereitgestellt hatte. Das Schwert ruhte nun an seiner Hüfte und er sah mich auffordernd an. Ich nahm das Schwert und band es mir ebenfalls an die Hüfte. „Falsche Seite“, hallte Satorus Stimme zu mir und ertappt änderte ich die Seite. Schnell Band ich es fest und sah zu meinem Lehrer. Satorus Blick fixierte den meinen und ohne ein weiteres Wort lief er auf mich zu. Erschrocken ging ich einige Schritte zurück und wollte das Schwert ziehen, doch es war länger als gedacht und so steckte es fest, bevor ich Satorus Schlag abwehren konnte. Schützend drehte ich mich zur Seite weg und lief einige Schritte. Der Windschlag seines Schwertes traf meinen Suikan und zerschnitt ihn an der Seite.
 

„Flucht ist unehrenhaft Nousagi“, sprach Satoru wieder und schob das Schwert zurück an seine Hüfte. Meines hing halb drin halb draußen herum und ich schob es zurück. Niedergeschlagen und gedemütigt sah ich zu Boden. Nicht mal ein Schwert konnte ich ziehen. Wie sollte ich Taisho-sama nur jemals dienen?
 

Satoru stellte sich neben mich und griff an sein Schwert. „Sieh genau zu. Ich zeige es nur ein einziges Mal.“, Erklärte er und ich sah zu ihm. Auffordernd hob er die Augenbraue und ich ergriff ebenfalls meinen Schwertgriff. „Du musst es fest greifen und über den Schutz hinausziehen. Jede gute Scheide hat einen Schutz, damit die Klinge beim laufen nicht hinausrutscht.“, Begann er zu erklären und zog die Klinge leicht über die Barriere, um es mir zu zeigen, verschloss die Klinge am Ende allerdings wieder. „Je öfter du übst, desto schneller wirst du sein, diese Barriere zu überwinden. Danach ziehst du es heraus.“ Er demonstrierte mir wie und war sehr elegant dabei. “Bleib gerade dabei und Strecke deinen Arm, anstatt zu versuchen die Klinge zu biegen. Das wird nämlich nicht funktionieren und du bist schneller hinüber, als du flüchten kannst.“, Beendete er seine kleine Lehrstunde und ich tat es ihm nach. So wie er es gezeigt hatte, war es einfach. Ich würde so viel üben wie ich konnte!
 

Männergerede kam näher und ich wand mich zur Quelle. „Was macht denn der Hase hier?“, fragte einer und kratze sich am Bauch, denn er trug keinen Suikan oder Kimono. Genauso die anderen die hinter ihm herkamen. Die Schienen allesamt nicht ausgeschlafen, doch sie waren gekommen um zu trainieren.
 

“Das hat euch nicht zu interessieren”, antwortete Satoru und lies mich stehen, um zu der Gruppe Männer zu gehen. Kurz unterhielten sie sich und Satoru schickte die verschiedenen Gruppen los. Einige sprangen über die anliegende Mauer. Einige gingen in Zweiergruppen zu einem Feld, welches an den Trainingsplatz grenzten und begannen damit zu kämpfen. Der Rest trug ihr Schwert bei sich und kam in meine Richtung.
 

„Na meinst du denn, du kannst einen von uns überhaupt berühren?“, lachte einer mit schwarzem kurzem Haar und lies dabei seine langen Fangzähne herausblitzen. „Baku, geh trainieren. Der Neuling lernt heute bei mir“, erwiderte Satoru ihm und die braunen Augen Bakus huschten kurz zu ihm, bevor sie mich wieder fixierten. „Ist mir lieber, sonst besudele ich noch mein schönes Schwert mit seinem Hasenblut“, warf er mir entgegen und die Gruppe seiner Anhänger folgte ihm lachend.
 

„Wir beginnen“, warnte mich Satoru und griff mich auch schon an. Ich wich ihm aus und zog mein Schwert, was mir diesmal gelang und hielt es schützend vor mein Gesicht. Satorus Klinge traf auf meine und ich spürte seine unglaubliche Kraft und schwere. Er lehnte sich auf die Klinge und trat mir dann in den Bauch. Mir blieb die Luft weg und ich stolperte einige Schritte zurück. „Nur weil du ein Schwert führst, schützt es dich nicht alleine. Dein ganzer Körper ist Angriffsfläche“, erklärte Satoru und griff wieder an. Diesmal zielte er auf meine Arme und es gelang mir gerade so auszuweichen, oder zu parieren. Ich war nicht sehr gut und jedes Mal trat oder schlug Satoru mich davon.
 


 

„Weich nicht ständig aus!“, befahl Satoru als die Sonne schon hoch am Himmel stand. Mir lief der Schweiß über die Stirn und ich verfluchte die lederne Maske ungemein. An meinen Armen und Beinen waren überall Schnittwunden, welche mitunter schon heilten. Mein Hals war unglaublich trocken, denn ich hatte nicht mehr getrunken, seit ich heute Morgen im Waschraum gewesen war. Ich traute mich nicht nach einer Pause zu fragen, denn Satoru zeigte mir wirklich viel seiner Technik. Ab und zu gab er mir Tipps, doch sie brachten mir noch nicht sehr viel, denn er war viel geübter. Natürlich, er war ja schließlich der General.
 

Ein nicken von Satoru zusammen mit einem finsteren Blick, signalisierte mir das er weiter machen wollte. Es kam ihm allerdings jemand zuvor. „Nousagi!“, rief es und ich wendete den Blick zu der weiblichen Stimme. Sanae und eine junge Frau, ich glaube sie hieß Ayaka, standen am Rande des Korridors und winkten mich zu sich. Ich sah zu Satoru der mir mit einem kopfneigen sagte, dass ich gehen durfte. Schnell verstaute ich mein Schwert und lief zu den Damen.
 

„Nousagi, erklär mir warum der Herr veranlasst das du doppelt so viel bekommst und dann wartet das Essen den ganzen Morgen auf dich?!“, keifte Sanae und zeigte zu Ayaka, die ein kleines Tablett in den Händen hielt auf dem zwei große Schalen standen. Sie lächelte mich an und hob das Tablett in meine Richtung. „Danke, ich sollte mich vor Sonnenaufgang melden und habe gar nicht ans Essen gedacht.“, Gestand ich. „Nicht daran gedacht. Was bist du nur für ein Inuyokai?“, lachte Sanae kehlig und schubste Ayaka näher zu mir. Ihre Wangen würden leicht rot und ich nahm ihr das Tablett ab. „Nun iss und dann kannst du weiter trainieren Junge“, befahl Sanae und ging zusammen mit Ayaka zurück Richtung Hauswirtschaft.
 

Ich begann zu essen und sah den anderen zu. Auch wenn Satoru mir den Schwertkampf näherbrachte, so bewunderte ich doch diejenigen, die sich nur durch ihre Körperkraft verteidigten. Es war eine gewisse Technik darin zu erkennen. Ob ich sie wohl auch bald erlernen würde? Sicher würde es Satoru sehr viel Spaß machen, mir die Knochen zu brechen. Seufzend aß ich auf und stellte die Schalen ordentlich auf dem Tablett zusammen. Ich würde sie später zurückbringen. Den restlichen Tag trainierte ich weiterhin mit Satoru und am Ende schaffte ich es sogar, ihn einmal am Arm zu streifen.
 

„Nicht schlecht für deinen ersten Tag“, grinste mir Satoru entgegen und durchschaute dann meine fehlende Deckung, um mir noch einmal tief in die Seiten meines Oberkörpers zu schneiden. Zischend zog ich die Luft ein und ging zu Boden. „Es ist Schluss für heute“, beendete er das Training und griff zu meinem Schwert. Ich umfasste es allerdings eisern. „Bitte, kann ich es behalten. Nur falls ich morgen wieder so früh trainieren will“, bat ich und sah bittend zu Satoru auf. Er schien zu überlegen und ich neigte den Kopf. „Bitte Satoru-sama“
 

Satoru ließ vom Schwert ab, erhob sich und ging. Die anderen folgten ihm und sprachen schon von ihrem unsagbaren Durst nach Sake. Ich gönnte mir eine kurze Pause und spürte den Regen langsam auf mich niederprasseln. Dieses Geräusch gab mir unglaubliche Ruhe im inneren und ich schloss meine Augen. Meine Glieder schmerzten so sehr und die Wunden schlossen sich einfach zu langsam für meinen Geschmack.
 

Das Geräusch von schritten, die über den Matsch zu mir kamen, ließen mich meine Augen wieder öffnen. Warme, zarte Hände berührten mein Gesicht und ich wurde liebevoll angelächelt. Blaue Augen lächelten mich an und ich erkannte die junge Frau sofort wieder. „Ayaka?“

Machtkampf

Kapitel 7 Machtkampf
 


 

Die junge Frau lächelte mich an und ich stütze mich langsam auf meine Unterarme, um ihr mein Gesicht zu entziehen. Vorsichtig setze ich mich auf und schüttelte kurz die Tropfen aus meinem Pony. Ayaka musterte mich dabei und wurde immer nasser, weswegen ich aufstand und zum Korridor ging. „Flüchtest du wieder?“, fragte sie mich und ein Stich durchzog mein Herz. Warum dachten alle immer das ich flüchten würde? Als wären sie alle dabei gewesen, als Satoru mich einfing.
 

Schweigend sah ich sie an und knickte dann leicht weg, bevor sich eine größere Wunde an meinem Oberschenkel schloss. Sie kam sofort zu mir gerannt und berührte meinen Arm. „Hast du schmerzen? Soll ich dir helfen?“, fragte sie und ich entzog ihr meinen Arm. „Schon gut“, antwortete ich und ging wieder einige Schritte. Ich wollte nur kurz einen Schluck trinken gehen, um dann weiter zu trainieren, doch meine kleine Begleiterin lies nicht von mir ab. „Du bist überall verletzt! Du solltest wenigstens einen Verband anlegen“, quengelte sie hinter mir her und ich blieb abrupt stehen. „Was willst du von mir?“, fragte ich direkt und sie warf ihr dunkles schulterlanges Haar locker zur Seite, damit ihr Pony sie nicht im Gesicht störte und sie ihre ganze Kraft in den Augen aktivieren konnte. „Na dir helfen! Sag ist die Wunde im Gesicht schon geheilt? Wie hat Satoru sie dir nur zugefügt?“, plapperte sie los. Ich ignorierte ihre Frage, verbeugte mich leicht vor ihr und antwortete: „vielen Dank aber ich brauche keine Hilfe.“
 

Danach ging ich weiter und stellte erfreut fest, dass mein kleiner Störenfried stehen blieb. Doch zu früh gefreut. Gerade als ich an einem Platz ankam, an dem es Wasser gab, welches ich zu trinken erhoffte, kam mir ihr Geruch wieder näher. Sie stellte sich neben mir ab und beobachtete mich. Als ich getrunken hatte, sah ich sie fragend an. „Was ist denn noch?“, wollte ich wissen und Ayaka begann zu lächeln. „Ich habe eine Wette mit einigen der Mädchen laufen. Sagst du mir wie Satoru es geschafft hat?“, fragte sie und ich schnaubte abfällig. Sogar bei den Frauen in der Küche war ich ein Gespött. Taisho-sama hatte weise gehandelt, als er mir diese Maske schenkte. In Gedanken versunken wusch ich meine Hände und streifte mir dann durchs Haar. Immer noch ruhten Ayakas Augen auf mir und ich wollte einfach nur weg von ihr. „Ich werde es nicht sagen. Satoru-sama ist mein General und ich werde ihm keine Schande machen, indem ich Gerüchte herumerzähle“, erklärte ich kurzerhand und ging an ihr vorbei. Nach der nächsten Ecke lief ich los und zu meiner eigenen Schande, flüchtete ich nun wirklich. Vor einer jungen Frau!
 


 

Ich trainierte die ganze Nacht weiter. Zu meinem Glück kam Ayaka nicht mehr und als ich Sanae die Schalen zurückbrachte, war niemand in der Küche. Nachts war es hier unglaublich ruhig. Wenn man nicht unbedingt bei den anderen Kriegern saß, konnte man die Stille genießen. Seufzend lies ich mich auf der Veranda nieder, welche den Trainingsplatz umrundete. Ich war überraschenderweise kaum müde und musterte das langsame dämmern der Morgensonne.
 

Ich hörte die Schritte meines Generals und fühlte seinen Blick auf mir ruhen. Langsam schloss ich meine Augen und wartete auf die rüge Begrüßung. Sicher war es falsch sich keine Ruhe zu gönnen und somit vielleicht schlechter trainieren zu können. Satoru-sama setze sich neben mich und ich öffnete meine Augen wieder. „Guten Morgen Satoru-sama“, begrüßte ich stattdessen und er sah weiterhin zur Sonne.
 

„Hast du die ganze Nacht trainiert?“, fragte er und ich nickte. Sein Lächeln wurde breiter und mit Schwung stand er auf, ging auf den kleinen Raum zu und holte, wie am Tag zuvor, sein Schwert heraus. „Dann zeig mir mal, was über Nacht aus dir geworden ist.“, Befahl er und machte sich bereit. Ich stand auf und begab mich in Position.
 

Ohne Vorwarnung preschte Satoru auf mich los und zog im laufen sein Schwert. Zu seiner Verwunderung wich ich nicht aus, zog mein Schwert und parierte so gut ich konnte. Natürlich war ich ihm körperlich unterlegen, doch sein Erstaunen konnte ich ausnutzen und trat ihn in den Bauch. Keuchend stolperte er zurück und sah mich mit großen Augen an.
 

„Wenn nur jeder, von den Säufern da drinnen, so hart trainieren würde wie du, dann müssten wir nie mehr trainieren“, murmelte er und stellte sich dann gerade auf. Etwas stolz kroch in mir auf und ich besah das Schwert in meiner Hand. Satoru nutze das allerdings aus und gab mir einen Schlag gegen die Schulter. Knackend brach mein Schlüsselbein und ich verzog schmerzhaft die Lippen. „Geh hinein und iss dein Frühstück. Solange sollte es brauchen bis deine Schulter wieder verheilt ist. Sanae war gestern echt eine Furie, weil du nicht zum Essen kamst“, befahl er und ich verneigte mich zum Abschied. Ich wollte zwar am liebsten gleich weiter trainieren, gerade weil es mit Satoru so wirksam war. Aber ich durfte mich nicht widersetzen. Außerdem konnte ich mit dem Bruch sowieso nichts machen.
 

Als ich auf die Veranda sprang, hörte ich noch einmal Satorus Stimme. „Das Schwert bleibt hier“, sagte er und blinzelnd hielt ich inne. Ich hatte es seit gestern die ganze Zeit getragen und es fühlte sich schon so an, wie wenn es immer dort gewesen wäre, deshalb fiel es mir gar nicht auf. Ich löste es also von meinem Gürtel und überreichte es meinem General.
 


 

~
 


 

Es vergingen einige Wochen in denen ich fast den ganzen Tag trainierte. Der Schwertkampf lag mir immer mehr, doch ich unterlag allen meinen Gegnern durch meine Schmächtigkeit. Ich wurde allerdings kaum noch verletzt, weil ich lernte schnell auszuweichen, was mir wiederum als Flucht dargelegt wurde, doch das war mir egal. Es erfüllte seinen Zweck. Schließlich sollte man im Krieg einsatzbereit bleiben und nicht wegen seiner Wunden zur Last werden.
 

Satoru trainierte kaum noch mit mir, wenn die anderen zugegen waren. Er musste Härte zeigen und alle seine Krieger gleich behandeln und das wusste ich. Oft kam er allerdings so früh wie ich auf den Platz und wir trugen einen kleinen Kampf aus, bis die anderen kamen. Ich weiß nicht warum, aber ich glaube Satoru war nicht so ein Griesgram, wie ich am Anfang dachte.
 

Durch die gute Ernährung die mir Sanae zukommen ließ, und ja, sie achtete sehr darauf das ich alles aß, war ich kräftiger geworden. Somit befahl Satoru mir eines Tages, dass ich zur Truppe in den Nahkampf gehen sollte. Er wäre heute sowieso mit dem Taisho auf Patrouille. Ich war erstaunt gewesen, doch natürlich folgte ich dem Befehl meines Generals.
 

Zu meinem Pech war Baku mein Trainingspartner. Baku mochte mich nicht, vielleicht hasste er mich sogar, denn er beleidigte mich von Anfang an. Satoru sagte nichts dagegen. Warum auch? Ich sollte ja schließlich ein Krieger werden und müsste mich von sowas, nicht ablenken lassen.
 

„Na Hasenjunge!? Darfst du dich heute von mir verprügeln lassen?“, fragte er hämisch und band sich dicke Bänder um die Hände. Auch ich hatte welche bekommen und band sie mir um ohne auf seine Ansprache zu antworten. Er stand zwar im Rang über mir, doch ich hatte gelernt, dass es mehr brachte, nichts zu sagen. Also machte ich mich bereit und stellte mich ihm gegenüber. Ich hatte die anderen Kämpfer beobachtet und auch Baku. Baku griff meistens mit demselben Angriff an und so machte ich mich gefasst, als er grinste und vorpreschte. Ich wich aus und wollte gerade zum Gegenschlag ausholen, da klappte er seinen Ellenbogen zu mir und rammte ihn mir in den Bauch. Zischend stolperte ich zurück, wollte mir die Blöße aber nicht geben und sprang auf ihn zu. Er hatte sich wohl gerade eine nette Gemeinheit einfallen lassen, doch diese blieb ihm im Hals stecken, als ich ihm zu nahekam und meine Faust in sein Gesicht rammte.
 

Erschrocken sahen unsere Kameraden zu uns und hielten inne. Baku tapste einige Schritte zurück und hielt sich seinen Kiefer. Er war ausgerenkt und Baku zog ihn wieder richtig, bevor er seinen Mund einige Male auf und zu bewegte. „Du verdammter Hase“, knurrte er dann und fixierte meinen Blick. Ich dagegen war stolz, denn seine Sprüche nervten mich. Schade das sein Kiefer nicht gebrochen war, dann hätte ich einige Stunden Ruhe gehabt, dachte ich. Leider bemerkte ich Bakus Angriff zu spät und wurde auf den Boden geschleudert. Er hatte mir die Beine weggezogen und kniete im nächsten Moment auf meinem Brustkorb. Meine Lungen ächzten und ich versuchte seinen Fuß von mir wegzuschieben.
 

Grinsend sah Baku zu mir herab und ergriff meinen Kragen. „Na was ist Junge? Kannst du nicht ausweichen?“, spottete er und ich biss die Zähne zusammen, mobilisierte meine ganze Kraft und schob seinen Fuß etwas davon. Bakus Augenbrauen hoben sich, doch sein grinsen wurde nur noch breiter. Er griff mir ins Gesicht und drückte meinen Kopf auf die Erde. „Haah“, keuchte ich, denn es fühlte sich an, als ob er mir den Schädel brechen wollte. „Na Junge mit der Maske? Willst du uns nicht die Narbe zeigen, die du unter diesem Lappen verbirgst? Man hätte dir das ganze Gesicht zerreißen sollen!“, knurrte er weiter und seine Kameraden hatten sich um uns ausgestellt. Satoru war nicht zugegen und somit konnte Baku hier etwas zur Show stellen.
 

Sein griff wurde immer stärker und ich spürte den wachsenden Druck auf meinen Kopf. Lange würde es nicht mehr dauern und mein Schädel war dahin. Ich ergriff sein Handgelenk und presste es von mir, doch er war zu stark. „Baku“, ertönte plötzlich eine ruhige, steife Stimme und mein Angreifer hielt erstarrt inne. Auch ich gab nach und wusste wem die Stimme gehörte. Beschämt schloss ich die Augen, als die Schritte näher kamen und Baku seine Hände von mir nahm. „Taisho-sama, nehmt ihr heute auch am Training Teil?“, fragte Baku schamlos und stand von mir auf. Erleichtert sog ich die Luft ein und richtete mich langsam auf. Die Haut in meinem Gesicht spannte und seine Krallen hatten einige kleine Wunden verursacht, welche kleine, blutige Rinnsale bildeten.
 

„Ich dulde keine Machtkämpfe unter meinen Kriegern“, befahl Taisho-sama und Baku schluckte hart, bevor er sich verbeugte. Ebenso seine Anhänger die plötzlich mucksmäuschenstill waren. Mit gesenktem Kopf setze ich mich auf. „Nousagi“, sprach mich der Taisho an und ich sah vorsichtig zu ihm. „Ja Herr“, antwortete ich und sein Gold erstach mich kalt. Wollte er mich nun Strafen?
 

„Wasch den Dreck aus deinem Gesicht und komm zum Tor“, befahl er und mit einem letzten strengen Blick sah er zu den anderen, bevor er zur Veranda ging und dort auf Satoru traf. Diesem sagte er irgendetwas und wendete so Satorus Blick zu uns.
 

Nachdem Taisho und Satoru gegangen waren, löste ich mich von der Gruppe meiner Kameraden. Natürlich lies Baku seinen Hass noch einmal über mich ergehen und warf mir grausame Sätze hinter her. Dass ich es nicht wert war bei den Kriegern zu sein, lieber auf mich achten sollte, denn man mochte keine Hasen, die sich vom Taisho schützen ließen. Schnell lief ich zum Waschraum und versuchte die Worte nicht an mich heran zu lassen.
 

Yukara kam mir dabei entgegen und lächelte mich an. Ich hatte herausgefunden das sie und Satoru wohl soetwas wie eine Beziehung führten. Nichts offizielles, aber ich hatte sie des öfteren zusammen gesehen, wenn sie sich Dinge zuflüsterten, welche Yukaras Wangen zum Leuchten brachten. „Hey Nousagi. Heute kein Training?“, fragte sie, als ich auf sie zulief und lächelte ihr kurz entgegen. „Der Taisho bat mich zum Tor zu kommen“, antwortete ich und ihre Augen wurden groß. „Wirklich? Normalerweise darf nur Satoru mit dem Taisho reisen“, erwiderte sie und ich stutze kurz. Stimmte das? Wollte er mich auf seine Reise mitnehmen?

Kontrollverlust

Kapitel 8 Kontrollverlust
 


 

Am Tor angekommen, hatte sich schon eine Traube um den Taisho und Satoru gebildet. Eine Hand voll Schmiede und Gehilfen, half ihnen dabei ihre Rüstungen anzulegen. Taisho-samas war prachtvoll und strahlte ebenso, wie er selbst, etwas Majestätisches aus. Zusammen mit dem Fell und den einzelnen Armpanzern bildete sie einen perfekten Schutz und sah zugleich prächtig aus. Satorus war ebenfalls prächtig und glich sehr, die des Taishos. Außer dem Panzer, welcher den Oberkörper und die Oberschenkel schützte, trug Satoru einen Armschutz mit spitzen Dornen auf der einen und auf der anderen Seite, eine Art Schild über dem Arm.
 

Als ich näherkam, gab Satoru den Schmieden ein Zeichen. Diese eilten zu mir und musterten mich zunächst skeptisch. Ein großgewachsener, kräftiger Mann kam dazu und brummte vor sich hin, als er mich sah. „Er ist ziemlich schmächtig, ich glaube kaum, dass ich etwas so kleines habe“, sprach er zu Satoru, welcher wissend grinste. „Irgendwas wirst du schon für ihn haben. Ohne Schutz, können wir ihn nicht mitnehmen“, antwortete Satoru dann und lies den Schmied auf knurren. „Ich werde mal nachsehen“, versprach der Schmied und ging mit seinen Helfern in seine Kammer. Ich war noch nicht darin gewesen, doch als ich mit Yukara einige Botengänge tat, sie hatte erkannt das man in mir einen treuen Helfer hatte, erklärte sie mir alle Räume genauestens.
 

Satoru unterhielt sich mit dem Taisho, als ich näherkam und meinen Blick gesengt hielt. Natürlich fragte ich mich auch, warum ich eine Rüstung, oder ähnliches bekommen sollte und warum ausgerechnet ich, mit auf Patrouille sollte. „Nousagi“, sprach mich Satoru an und ich hob den Blick zu ihm. „Ja, Satoru-sama?“, antwortete ich. „Wie steht es eigentlich um dein Tier? Die Dorfbewohner sagten damals, dass du als schwarzes Biest umhergeirrt bist.“ Wollte er wissen und ich wusste wohl, was er meinte. Aber irgendwie auch nicht. „Ich weiß nicht genau, was ihr meint. Es stimmt was die Dorfbewohner sagten, doch ich habe keinerlei Kontrolle darüber“, gab ich zur Antwort und erntete erstaunte Blicke von meinem General, ebenso wie vom Taisho, welcher sich nun auch zu Wort meldete. „Wie meinst du das Junge?“, fragte er und ich sah in seine goldenen Augen.
 

Hart schluckend zog ich die Schultern kurz hoch. „Ich weiß nicht, wie die Verwandlung funktioniert. Es geschah damals nachdem ihr weitergezogen wart einfach so und wenn ich mich zurück verwandelte, war dies auch nur von kurzer Dauer. Diese Phase jetzt, ist die längste in der ich diese Gestalt halten konnte.“, erklärte ich. Satoru wechselte einen fragenden Blick mit dem Taisho und beide schienen zu überlegen. Da kam der Schmied wieder heraus und trug einen kleinen Teil Rüstung bei sich.
 

„Das sollte erst einmal genügen, bis ihr wieder zurück seid.“ Brummte der Schmied und kam mir näher. Er öffnete die Rüstung an zwei Stellen und legte sie mir um. Schwer zog sie an meiner Brust, als der Schmied sie befestigt hatte und mich musterte. Mein Gesicht schien überrascht genug, damit es ihm auffiel und er begann zu grinsen. „Das ist die leichteste die ich habe Bursche. Besser du gewöhnst dich daran“, riet er und ich verneigte mich dankend vor ihm. Ich würde sie einfach immer tragen, um mich daran zu gewöhnen.
 

Satoru gab mir ein Zeichen und sprang dann voraus. Hinter ihm lief der Taisho los und ich bildete den Schluss. Auch wenn ich nicht wusste, wo sie hinwollten, so genoss ich es endlich wieder außerhalb des Schlosses, sein zu dürfen. Der Wald war mein Zuhause gewesen, bevor ich hierherkam und auch wenn es harte Zeiten gab, so war er auch ruhig und friedlich in der Nacht. Etwas was ich sehr schätzte.
 

So liefen wir einige Stunden und schienen ein bestimmtes Ziel zu haben. Auch wenn meine Herren schnell waren, so lief ich regelrecht angenehm hinter ihnen her. An einer großen Lichtung hielt Satoru dann und wir taten es ihm gleich. Meine Augen weiteten sich, als ich sah das hier alles voller Asche war. Es hatte gebrannt und Satoru ging einige Schritte vorwärts und begutachtete die kleinen Berge, die sich gebildet hatten. Als er sich zum Taisho wandte, schüttelte er kurz den Kopf und lief weiter. Taisho tat es ihm gleich. Doch ich zögerte. Irgendetwas in mir sträubte sich und mir wurde warm. Unglaublich warm. Unbewusst hielt ich meine Brust und hörte mein Herz immer lauter schlagen. Mein Atem wurde schneller und als ich kurz davor war zu ersticken, ergriff mich eine Hand am Arm. „Beruhig dich Nousagi“, befahl Satoru und ich erhaschte seinen Blick.
 

Er sah verwundert und ernst aus. Was war mit mir los, damit ich so einen Blick bei ihm auslöste? Sein griff würde härter und ich zischte kurz auf, als seine Nägel sich in mein Fleisch bohrten. „Ruhig“, sprach er noch einmal, wie wenn er ein wildes Pferd zähmen wollte.
 

Ich atmete einige Male tief ein und aus und es schien ihn zu beruhigen, denn einige Momente später, entließ er meinen Arm. „Hab dich besser unter Kontrolle, Junge“, sprach Satoru und wendete sich zum Taisho der uns beobachtete. „Was war das?“, fragte ich etwas hechelnd. Satoru wechselte kurz einen Blick mit dem Taisho, welcher ihm zunickte.
 

„Du warst kurz vor einer Verwandlung. Genauso wie schon heute Morgen, als Baku dich Angriff. Deshalb haben wir dich mitgenommen.“ Das war also der Grund gewesen, warum ich mit auf Patrouille gehen durfte. Ich stellte eine Gefahr für das Schloss dar, obwohl die Krieger mich sicher sofort unter Kontrolle gehabt hätten. Beschämt sah ich zu Boden und konnte nicht glauben, das ich eine so große Gefahr war. Wieder eine neue Schwachstelle an mir. Doch wieso bemerkte ich diese Veränderung ausgerechnet, wenn ich ein Feld mit Asche sah?
 

„Wir ziehen weiter“, befahl der Taisho und Satoru sah streng zu mir. Ich musste mich zusammenreißen und als sie sich in Bewegung setzten, lief ich ihnen nach. Wieder vergingen einige Stunden und wir kamen an einer Art Tempel an. „Bleib wachsam Nousagi. Wir sind nah an der Grenze“, erklärte Satoru und ich nickte. Fragend sah ich mich um und musterte meine Umgebung. Außer Wald sah ich hier nichts, was auf eine Grenze hindeutete, doch es musste wohl stimmen, denn ich roch einen mir unbekannten Geruch.
 

„Wie die stinken“, spuckte Satoru flüsternd und ein schnauben des Taishos bestätigte dessen Gedanken. Es roch wirklich streng und beißend. Irgendetwas wollte uns fernhalten. Allerdings hörte ich Schritte näherkommen. Taisho stellte sich auf und sah kalt in die Richtung, aus der sich die Schritte näherten. Auch Satoru war in Alarmbereitschaft und gab mir ein Zeichen. Ich stellte mich bereit und richtete mein Schwert, welches ich mitgenommen hatte.
 

Die Schritte waren nun so nah das sich eine Person zeigte. Sie war etwas kleiner wie wir, hatte eine schlanke, kurvige Figur welche sich geschmeidig bewegte, als sie auf den Taisho zutrat. Der Körper war mit einer ähnlichen Rüstung gekleidet, wie wir sie trugen, allerdings ohne protzigen Armpanzer. Alles lag eng am Körper und die Teile die nicht gepanzert waren, waren mit langem, seidigem Stoff bedeckt. Ein Schwert ruhte an der Hüfte. Als ich genauer hinsah, erkannte ich das es eine Frau war, denn sie trug langes rötliches Haar, welches an manchen Stellen zusammengefasst war.
 

„Taisho-sama“, begrüßte die Frau meinen Herrn und verneigte sich tief vor ihm. Dabei fasste sie ihren Rock sogar etwas zusammen und breitete ihn anerkennend aus. Taisho schmunzelte kurz und neigte dann auch kurz sein Haupt. „Kora-sama“, begrüßte er sie knapp und angesprochene lächelte. „Was führt euch zu mir?“, fragte sie dann und sah kurz zu Satoru und mir. „Ihr braucht euch nicht zu fürchten“, teilte sie uns mit und Satoru schnaubte kurz leise. Auch wenn es mir missfiel, so folgte ich dem Handzeichen meines Generals und lies die Hand vom griff meines Schwarzes sinken. Trotzdem beobachtete ich die Yokai genau.
 

„Einige deiner Kriegerinnen haben die Grenzen überschritten und einige Dörfer angegriffen“, warf Taisho der Frau vor und sie weitete ihren Blick. „Ich glaube ihr irrt euch Taisho. Meine Kriegerinnen patrouillieren zwar die Grenzen, aber sie würden es niemals Wagen, eines eurer Dörfer zu attackieren. Sie haben lediglich Befehl, sich in der Not zu verteidigen.“, erklärte Kora empört und verschränkte leicht die Arme. „Wollt ihr mir damit unterstellen, das meine Grenzwahrer eure Kriegerinnen angegriffen haben?“, fragte Taisho und die Luft begann langsam zu knistern. Beide Yokai waren angespannt. Es gab ein Problem und keiner der beiden wollte zugeben, bei wem der Fehler lag.
 

„Natürlich nicht Taisho-sama“, ruderte Kora zurück, „doch es wundert mich schon, dass ihr dieser Sache so viel Beachtung schenkt. Habt ihr vielleicht eine Idee, was passiert sein könnte?“, fragte sie und Taisho verengte seine Augen. „Ich denke es ist noch jemand beteiligt“, dachte er laut nach und Satoru wendete seinen Kopf hin und her.
 

Er neigte sich zu mir. „Kannst du das auch riechen?“, flüsterte er und ich hielt meine Nase etwas in die Höhe. Ich filterte die verschiedenen Gerüche, welche ich in den letzten Wochen in einer Art ˋRiechschule´ beim Trainieren erlernt hatte, zu erkennen. Allerdings kam mir jemand mit der Antwort zuvor und ich sah in die Baumkronen, welche uns umringten.
 

„Wölfe“, sprach eine weibliche Stimme und ihre gelben Augen leuchteten in der nahenden Dunkelheit, die die Sonne hinterließ, als sie sich hinter dem Horizont versteckte. „Komm herunter Toran“, befahl Kora und die angesprochene sprang vom Ast. Ihr helles Haar schimmerte, als es direkt vor mir landete und ich einen Schritt zurück trat, um ihrer Nähe zu entgehen. „Herrin wir sollten der Fährte folgen“, bat sie ihre Herrin und ich sah zu meinem General. „Lange nicht gesehen Toran“, begrüßte Satoru die junge Frau vor mir und schenkte ihr ein breites Lächeln. Doch Toran schien nicht angetan und begrüßte ihn nur knapp: „Satoru“.
 

„Was meint ihr Taisho-sama?“, fragte Kora und das Gold meines Herrn huschte kurz zu Satoru und mir. Er neigte seinen Kopf schnell und Satoru gab mir das Zeichen, welches mir sagte das wir der Fährte folgen sollten. Ohne zu zögern setzen wir uns in Bewegung und liefen durch den dichten Wald. Toran folgte uns und ich sah sie kurz fragend an. Doch der Geruch der Wölfe kam näher und so blieb keine Zeit, für größere Beobachtungen.
 

Als wir durch die letzten Bäume preschten und auf eine Lichtung kamen, erblickten wir ein Rudel wilder Wölfe. Inmitten stand ein Yokai und sah lässig zu uns. Er beugte sich gerade über sein letztes Opfer. Ein kleines Mädchen, welches leblos und voller Blut in seinen Klauen lag. Shizu, schallte es durch meinen Kopf und das Bild meiner Freundin, die damals im Dorf starb, tauchte vor meinen inneren Augen auf.
 

Sofort kochte die Wut in mir hoch und bevor ich es mir versah, brach die Hitze in mir aus. Mein Blut fühlte sich an, als wenn es zu kochen beginnen würde. Meine Klauen knackten und meine Sicht verschwamm immer mehr. Knurrende laute lösten sich aus meinem Hals. Das letzte was ich hörte war die Stimme meines Generals, der nach mir rief.
 


 

Mit gefletschten Zähnen wandelte sich mein Körper. An meinem ganzen Körper wuchs Schwarzes dichtes Fell, mein Rücken beugte sich über und ich landete, auf allen vieren. In nur wenigen Sekunden, wuchs ich zu einem riesigen schwarzen Hund heran und knurrte laut auf. Der Wolfsyokai richtete seine Augen erstaunt zu mir und auch Satorus Blick war erstaunt. Doch im nächsten Moment verschwand meine Vernunft und ich konnte nur noch nebenher beobachten, was ich tat.
 

Ohne zu zögern griff meine Hundegestalt den Wolfsyokai an. Mein Maul packte ihn, doch er war schnell und warf sich rücklings über meine Schnauze herum und landete mit seinen Füßen darauf. Ich versuchte ihn zu schnappen, er wich aus und schlug mir zwischen die Augen, direkt auf die Narbe. Jaulend zuckte ich zurück und schüttelte ihn ab. Allerdings flüchtete er nicht und sah abfällig zu Satoru. „Ist das etwa euer Wachhund, ihr Hunde?“, fragte er und wich gekonnt einem weiteren Angriff meinerseits aus. Wie von Sinnen rannte ich dem Wolf nach, der flinke Haken schlug, um mich weiter zu provozieren. Ich riss mein Maul auf und machte einem Satz nach vorne, um ihn endlich zu packen, als mir die harte Faust meines Generals Einhalt gebot.
 

Voller Schmerz fiel ich auf die Seite und knurrte als nächstes aufgebracht. Ich wusste das mich meine Bestie noch meinen Hals kosten würde, doch ich konnte nichts ausrichten. Ich versuchte mich zu konzentrieren und meiner Wut, Einhalt zu gebieten doch es klappte nicht. Die Wut und Enttäuschung über diese Schwäche, half dem Biest weiter mich zu unterdrücken und die Verwandlung aufrecht zu erhalten. Als mein Biest die Augen öffnete und vor ihm zwei Füße auftauchten, hielt es endlich still.
 

Eine unglaublich große Aura erdrückte meinen Körper. Das Biest wand sich und rollte sich immer wieder von Seite zu Seite. Ich wusste nicht genau, was es tat und wozu das gut war, doch ich erkannte Taisho-sama, der schweigend und kühl auf meinem verwandelten Körper hinabsah. Scham machte sich in meinem Herzen breit und ich wünschte mir, dass er den Hund einfach zum schwiegen brachte. So war ich doch nur eine große Schande für sein Heer. Er hatte mir eine Chance auf einen Platz als Krieger gegeben und nun enttäuschte ich ihn schon, bei meinem ersten Ausgang.
 

Ich versteckte mich in meinem inneren und versuchte nicht an den Blick des Taishos zu denken. Ich war eine einzige Enttäuschung.

Ungeschickt

Kapitel 9 Ungeschickt
 


 

Das nächste was ich spürte, war Satorus griff um meinen Hals. Er brachte mich unter Kontrolle und als mein Biest sich immer weiter wehrte, brachte er es, mit einem gezielten Schlag zum Aufjaulen. Es verlor das Bewusstsein und klappte zusammen. Satoru hatte uns die rechte Schulter zerschmettert. Wäre ich nicht so voller Scham, dann wäre das sicherlich meine Chance gewesen, doch ich vergrub mich lieber weiter, in meinem Inneren. Dieser Rückzug wurde mir aber wieder einmal verwehrt, als der Taisho begann zu mir zu sprechen. „Komm heraus Nousagi“, befahl er und als ich mich nicht rührte, reichte ein Blick zu Satoru, um seinen Fuß in meine Schulter zu pressen. Dieser Schmerz zog durch meinen Körper und es fiel schwer, die plötzliche Schwäche aufrecht zu erhalten. Ich wollte nicht heraus.
 

Ich verlor allerdings den Kampf in meinem inneren und langsam wandelte sich mein Körper wieder zurück. Wie ein Häufchen Elend, das ich da und bemerkte erst jetzt, dass auch die Panter zu uns aufgeschlossen hatten. Die Damen hatten sich um den Wolf gekümmert und sprachen mit ihm. Er sah nicht glücklich aus und kroch fast vor Kora auf dem Boden. Gemeinsam mit seinen Wölfen, lief er dann auf den Waldrand zu und verschwand.
 

„Was für eine Frechheit von diesen stinkenden Wölfen. Die sollen gefälligst im Norden bleiben und Ruhe geben“, keifte Toran herum. „Diese Wilden akzeptieren einfach keine Grenzgebiete“, antwortete Kora und ihr Blick wandere zu meinem Herrn. Dieser war wirklich mehr wie nur still und hatte seinen Blick bis jetzt, nicht von mir abgewendet. Er sah zu Kora. „Ich werde mich mit seinem Herrn in Kontakt setzen. Bitte verzeiht das Missverständnis und diesen Tumult“, sprach er sie an und gab Satoru ein Zeichen. Dieser packte mich unsanft an meiner noch unverletzten Schulter und zog mich auf die Beine. „Lauf Nousagi!“, knurrte er mit einer eiskalten und erbosten Stimme. Ich konnte gar nicht anders als seinem Befehl zu folgen.
 


 

Nachdem wir im Schloss des Westens angekommen waren, wurde ich sofort zu meinem Bett geschickt. Meine Schulter hatte sich nicht wirklich gebessert bis jetzt und ich konnte den Arm nicht bewegen. Schlaff hing er an meiner Seite herum. Ich suchte mir etwas, was ich zum Richten benutzen könnte, denn so konnte es nicht richtig heilen. Außerdem müsste ich die Gnade meines Herrn danken und noch mehr trainieren. So etwas dürfte nie mehr passieren, sollte ich überhaupt jemals wieder eine Chance erhalten.
 

Ich fand nichts und so nahm ich meine Decke zur Hand, führte sie an meine Lippen und biss auf das Ende, um mit meiner Hand ein langes Stück abzutrennen. Doch ich wurde in meinem Tun unterbrochen. „Das würde ich lassen. So schnell bekommst du keine neue Decke“, ertönte eine mir bekannte weibliche Stimme. Heute würde mir nichts mehr erspart bleiben, doch irgendwie, war sie mir nun am aller liebsten. Yukara hätte mich nur ausgeschimpft und Sanae scherte sich nicht um Krieger, wenn es nicht um deren Verköstigung ging.
 

„Ayaka“, begrüßte ich sie mit leiser Stimme. Sie lächelte mich an und ihr langer Pony verdeckte etwas ihren Blick. „Satoru-sama schickt mich zu dir. Er sagte du seist schwer verletzt und würdest etwas Hilfe brauchen“, erklärte sie mir ihr auftauchen und ich sah beschämt zu Boden. „Ich habe unseren Herrn enttäuscht. Satoru hat mich unter Kontrolle bringen müssen“, erzählte ich von den Geschehnissen und sie nickte kaum merklich, bevor sie an mein Bett trat. Sie legte eine Schüssel neben mir auf dem Bett ab und kniete sich vor mich hin.
 

„Zeig mir erstmal deine Verletzung und dann kannst du mir sagen, was passiert ist“, bat sie und ich zeigte mit der gesunden Hand auf meine Schulter. Ihre Augen weiteten sich etwas und sie pustete sich ihren Pony aus dem Blick. „Da hat er ganze Arbeit geleistet“, sagte sie und berührte einige Stellen an meinem Arm. Ihre Berührungen waren sehr sanft und irgendwie hatte ich keinerlei Abscheu davor, dass sie es tat.
 

Sie ergriff meinen Suikan und schob ihn behutsam über meine Schulter, um diese besser ansehen zu können. Meine Wangen wurden irgendwie heiß und ich hielt ihre Hand kurz auf. Ich hatte Angst mich wieder zu verwandeln, wenn ihre Berührungen so eine Hitze auslösten. Ayaka jedoch lächelte weiter und schob meine Hand beiseite. „Bleib ruhig. Ich will dir doch nur helfen“, sagte sie und legte meine gesunde Hand auf meinem Bein ab, hielt sie dort kurz fest und nahm dann etwas aus ihrer Schale. Ich wusste nicht warum, doch mein Herz schlug kurz höher. „Ich habe nur Angst, dass ich meine Kräfte nicht zügeln kann“, versuchte ich zu erklären und brachte sie zum Lachen. „Glaub mir. Gegen dich schaffe ich es“, kicherte sie und somit war die Luft raus. Ich war ein Gespött in diesem Schloss und würde das nicht mehr loswerden. Besonders nicht mit solchen Taten.
 

Ayaka hob vorsichtig meinen Arm an und ich zischte vor Schmerz auf. Sie befreite meinen Arm aus dem Suikan und öffnete meine Rüstung. Somit legte sie meine ganze rechte Hälfte frei und ich spürte ihren huschenden Blick darauf. Ihr Herzschlag wurde kurz schneller, doch sie schien sich darauf konzentrieren zu wollen, ihre Aufgabe zu erfüllen. Also fing sie an den Arm in Position zu bringen und entriss mir einige kleine schmerzlaute.
 

Dann nahm sie einem Verband zur Hand und legte ihn an. Zumindest versuchte sie es und sie war sehr ungeschickt. Erst band sie ihn zu locker, dann zu fest und am Ende hing er halb drauf und halb drunter. „Darf ich fragen, was du da versuchst?“, fragte ich und konnte mir trotz Schmerzen ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Ihre Augen blinzelten beschämt und ihre Wangen wurden rot. „Entschuldige, ich bin leider etwas ungeschickt“, murmelte sie und verbarg ihre Augen vor mir.
 

Schmunzelnd mustere ich sie und zupfte dann am Ende des Verbandes. Ihr Blick traf meinem und als sie merkt, dass ich ihr helfen würde, lächelte sie kurz. Gemeinsam legten wir den Verband an und ich würde meine Schulter bald wieder nutzen können. Sie packte den Rest wieder in die Schüssel und Stand dann auf. „Du solltest dich auf jeden Fall heute schonen. Satoru hat wirklich alles zerschmettert. Es wird sicher zwei Tage dauern“, bemerkte sie noch und klopfte mir dann leicht auf die Schulter. Ich verzog den Mund und sie hielt inne. „Oh entschuldige“, bat sie mit schriller Stimme und ich schloss einfach die Augen. Sie war ein wirklicher Tollpatsch.
 


 

„Sag mal“, begann sie und ich hob wieder meinen Blick zu ihrem. „Ist sie immer noch da?“, fragte sie dann und ich wusste nicht, was sie meinte. Sie schien dies zu bemerken und tippte vorsichtig auf ihre Schläfe. Achso, das meinte sie. Meine Narbe. Ob sie immer noch ihre Wette am Laufen hatte und deshalb fragte? Irgendwas in meinem Inneren wurde schwer denn ich hatte einen Funken Aufrichtigkeit in ihrer Hilfe erhofft.
 

„Das geht dich nichts an“, antwortete ich ihr dann und lehnte mich an die Wand in meinem Rücken. Der Verband war etwas unangenehm. Es schränkte mich wirklich sehr ein. Ich sah zur Seite und hoffte das sie beleidigt abhauen würde. Aber sie tat es nicht und stellte sich vor mir auf. „Entschuldige die Sache von letztens“, bat sie und nahm ihre Schale. „Ich denke nicht das Satoru-sama dir diese Narbe zugefügt hat“, klärte sie mich auf und ich hob den Blick. Sie dachte also nicht, das er mich verletzt hatte? Irgendwie fühlte ich mich nun wieder schuldig, sie zu Unrecht beschuldigt zu haben, ein Biest zu sein. „Naja, ich werde morgen nach dir sehen. Oder soll ich Yukara zu dir schicken?“, fragte sie und ihr Blick traf den meinen.
 

„Es war nicht Satoru-sama“, fiel es mir aus dem Mund und sie blinzelte kurz bevor sie anfing zu lächeln. „Ich hoffe du wirst sie irgendwann los“, sagte sie und wendete sich von mir ab. Sie ging zur Tür und bevor sie hinaus ging, gab ich ihr Antwort auf ihre Frage. „Bis morgen Ayaka“
 


 

Die Nacht war die reine Hölle. Meine Schulter pochte und schmerzte. An Schlaf war nicht zu denken und so stand ich mitten in der Nacht auf. Leise Schlich ich durchs Schloss und genoss die Ruhe hier. Man hörte zwar hier und da schnarchende Geräusche und auch manchmal welche, die ich nicht genau zuordnen wollte, weswegen ich am Ende auf dem Trainingsgelände landete. Seufzend trat ich einige Steine umher und versuchte das pochen zu ignorieren.
 

„Wenn du schläfst heilt es sicher besser“, ertönte eine Stimme und ich wendete mich sofort zu ihr. Im faden Schein des Mondes glänze ein silberner Schopf und ich schluckte hart, bevor ich mich versuchte zu verneigen. Es stellte sich als schmerzhafter Fehler heraus und ich biss die Zähne zusammen. „Stell dich hin“, befahl der Taisho und sein strahlendes Gold sah zu mir. Er hielt eine Schale Sake in der Hand und führte sie an seine Lippen, um daraus zu trinken. Dabei schloss er fast genüsslich seine Augen.
 

Ich wusste nicht ganz wie ich mich nun verhalten sollte und blieb einfach stehen und sah ihm zu. Das pochen im Arm wurde stärker. Taisho öffnete wieder seine Augen und senkte die Schale. „Du hast die Kontrolle verloren“, warf er mir mit ruhiger Stimme zu und ich schloss ertappt die Augen. Ich traute mich nicht, ihm zu antworten. „Hast du dazu etwas zu sagen?“, fragte er dann noch, als wenn er meine Angst spüren würde.
 

Ich schluckte den Klos in meinem Hals herunter. „I-ich weiß. Es tut mir leid Herr“, entschuldigte ich mich und verneigte mich nun tief. Die Schmerzen waren mir vollkommen egal. Dieser Mann gab mir eine Chance, obwohl ich eigentlich ungeeignet war und lies mich hier in diesem Palast Leben. Ich fühlte mich hier wohl. Seit Jahren das erste Mal überhaupt und nun bangte ich darum, das alles zu verlieren.
 

„Nousagi“, begann der Taisho. Ich verblieb in meiner Haltung. Wollte ihm zeigen, dass es mir wirklich leidtat. „Du kannst nichts dafür“, sprach er weiter und ich verlor meine Haltung. Vor lauter Schreck über seine Aussage, fiel ich vorn über und landete auf meinen Knien. Zum Glück konnte ich mich halten, um nicht mit dem Gesicht im Dreck zu laden. Sein ruhiges Gold starrte mich an. Ich nannte Ayaka einen Tollpatsch und war selbst einer. Ausgerechnet vor meinem Herrn.

Aufrüstung

Kapitel 10 Aufrüstung
 


 

„Aber Herr, ich habe euch mit meiner Tat, Schande gebracht und wer weiß, was passiert wäre, hätte ich Satoru oder euch verletzt!“, plapperte ich los und brachte den Taisho wieder einmal zum Lachen. Doch er tat es recht kurz, zog eine seiner Augenbrrauen hoch und fixierte meinen Blick mit seinem. „Meinst du wirklich, du, hättest Satoru und mir ein Haar krümmen können?“, fragte er freundlich, auch wenn es eigentlich eine Beleidigung war. Beschämt sah ich zu Boden, auf dem ich kniete. Er hatte recht. Satoru hatte mich mit Leichtigkeit zu Fall gebracht und meine Schulter zerschmettert. Wie immer, war ich zu schwach, selbst in meiner Hundegestalt.
 

„Ich werde dich ab jetzt auf jedes Gesuch mitnehmen", erklärte der Taisho und ich sah wieder auf. „Warum?“, plumpste die Frage aus meinem Mund und er schmunzelte mich an. „So wirst du am besten lernen, die Kontrolle über dein Biest zu erlangen. Satoru wird hierbleiben und die restlichen Krieger trainieren“, erklärte er seinen Gedankengang. Doch es kam mir ungerecht vor. Warum sollte ich, kleiner Neuling der Krieger, ausgerechnet die Ehre erhalten, beim Taisho selbst trainieren zu dürfen?
 

„Wird Satoru nicht sehr wütend sein?“, fragte ich kleinlaut. „Das wird er vielleicht, aber nicht, wenn sich die Nachricht bewahrheitet, die mir heute vom Wolfsrudel des Nordens überbracht wurde“. Sie hatten sich bereits gemeldet? So schnell? Wie war das möglich? „Was haben sie gesagt Herr?“, platze es diesmal aus mir heraus, denn mein Hirn überschlug sich. Ich war schuld an diesem Schlamassel und musste versuchen, es wieder gut zu machen.
 

„Noch gibt es keine genaue und offizielle Nachricht. Doch es wird wohl unschön werden“, sagte er, stand auf und streckte sich kurz. „Du solltest nun schlafen. Morgen Abend brechen wir auf. Bis dahin sollte deine Schulter geheilt sein. Ach und Nousagi", sprach er mich am Ende an und ich sah ihn fragen an. „Auch wenn du mit mir trainierst. Das Training hier, ist fast noch wichtiger. Vernachlässige es nicht", befahl er und sah mich streng an. Ich verneigte mich sofort und passte auf, nicht umzufallen, denn ich kniete ja noch immer am Boden. Sein leises freudiges schnauben, war das letzte was er mir darbrachte, bevor er davon ging.
 


 

Am nächsten Tag sah Ayaka wieder nach mir. „Na? Konntest du etwas schlafen heute Nacht?“, fragte sie und kniete sich wieder vor meine Schlafstätte. Ich hatte mich aufgesetzt und meine Beine in den Schneidersitz gebracht. Die Schulter war wirklich besser geworden. Trotzdem musste ich sie bis heute Abend schonen, damit ich Kraft genug hatte den Herrn zu dienen. Ich wollte nicht, das er mich schützen müsste, denn ich war ja für seinen Schutz da.
 

„Ein wenig", antwortete ich dann und sie lächelte durch ihren Pony hindurch zu mir auf. „Das ist gut. Dann lass mich mal deine Schulter sehen.“, Bat se und ich zog meinen Ärmel hinab. Wieder überflogen ihre blauen Augen meinen Körper und nur Augenblicke später, zierte ein sanftes rot ihre Wangen. Warum sie mein Aussehen, wohl dazu brachte? Ich wusste es nicht und würde mir nicht sie Blöße geben, sie danach zu fragen. Heute schien sie geschickter zu sein, denn sie legte den Verband recht schnell an. Er drückte kaum und so zog ich meinen Suikan wieder gerade. „Danke Ayaka"
 

„Keine Ursache Nousagi. Satoru hat es mir schließlich aufgetragen.“, sagte sie und begann dann zu kichern. „Was ist?“, fragte ich, denn ihr Verhalten war komisch. „Ach nichts. Ich habe nur gedacht, dass ich dir auch so geholfen hätte", antworte sie und nun wurden meine Wangen leicht warm. Sofort fürchtete ich die Verwandlung und sah zur Seite. Die Hitze verschwand, doch Ayaka setze sich neben mir aufs Bett. „Wenn die Schulter weiter so gut heilt, kannst du morgen wieder trainieren", bemerkte sie.
 

Brummend regte sich ein Körper, der unweit von uns, im Bett lag und knurrte. „Den brauchen wir nicht im Heer. Taishos Liebling“, stichelte er ohne aufzustehen. Ich war diese Sprüche mittlerweile gewohnt, doch Ayaka schien nichts davon zu halten. Sie stand auf, baute sich richtig auf und stämmte ihre Hände in die Hüfte. „Und warum liegst du hier so faul herum, du Taugenichts!?“, brüllte sie meinen Kameraden an und ich hielt die Luft an. Sie lehnte sich hier gerade, gegen jemanden auf der weit stärker war, als sie und sie im Nu hätte töten können.
 

Der Körper drehte sich und während er das tat, stand die Person auf. „Was hast du da gesagt Weib?“, fragte er und sah sie drohend an. „Du hast mich schon verstanden. Also geh hinaus und trainiere!“, befahl sie ihm und ich hörte sein Knurren. Gerade als er zu uns kommen, ich halb aufgesprungen war, um Ayaka zu schützen, kam Satoru herein und sah uns fragend an. „Wo bleibst du Zeno?“, fragte er und angesprochener sah ihn ruhig an. „Ich komme schon Herr“, murmelte er und sah uns noch einmal finster an.
 

Erleichtert ließ ich mich aufs Bett sinken und sah zu Ayaka auf. Satoru wechselte kurz einen Blick zu mir, bevor er fragte, wie es mir ginge. Ich antwortete ihm das es wohl heute Abend genesen sei, ich aber mit dem Taisho aufbrechen sollte. Zenos Blick entgleiste. Satorus dagegen schien wissend auf mir zu liegen und er nickte stumm, bevor er mit Zeno im Schlepptau Richtung Trainingsplatz ging.
 

„Du hast nerven", lobte Ayaka und sie schnaubte. Danach lächelte sie, nahm ihre Schüssel und verabschiedete sich von mir. „Ich muss nun wieder gehen. Sanae will bald das Abendessen bereiten“, erklärte sie und ich nickte ihr zu. Lächelnd Strich sie mir über den Kopf und ging dann hinaus. Mein Herz schlug schneller, als ich an ihre Tat dachte. Sie hatte mich in Schutz genommen. Genauso wie damals meine...
 

Ich unterbrach meine Gedanken, denn ich wollte nicht an sie denken. Dann würden meine Gefühle nur wieder verrücktspielen und ich könnte mich nicht auf meine abendliche Mission konzentrieren. Es würde sicher eine harte Reise werden, mit all dem Training. Doch vor allem fürchtete ich mich vor den Gesuchen. In meiner Zeit als Hund, hatte ich auch viel Elend gesehen. Kinder die verlassen worden waren. Entweder durch nahrungsknappheit, dem tot oder einfach, weil sie nicht gewollt waren. Frauen waren meistens tot, wenn ich sie fand. Von Yokai ausgeweidet, von Banditen übel zugerichtet und sterbend zurückgelassen. Es war schon irgendwie verständlich, warum ich diese Gestalt behalten hatte.
 


 

Am Abend wartete ich am großen Tor. Der Schmied kam auf mich zu und winkte mich zu sich. „Komm mit Junge", befahl er als ich bei ihm ankam und ich tat es. Er führte mich in seine Schmiede. Dort war ein Feuer in einem Ofen entfacht, welcher sehr dicke Wände hatte. In der Mitte des Raumes brannte noch ein Feuer, daneben stand eine Art Gestell mit Lappen und einem Eimer mit Wasser. An der Wand, zu dem der Schmied gerade ging, hingen Unmengen an verschiedenen Waffen. Schwerter, Dolche, Äxte und verschiedene Ketten mit großen kugeln daran.
 

„Satoru bat mich darum, dich ausreichend auszurüsten", sprach der Schmied und ich sah ihn fragen an. Ich hatte die letzte Rüstung abgeben müssen und nicht erhofft noch einmal eine zu bekommen. Er hatte allerdings recht, dass ich sie brauchen würde, denn der Taisho wollte mich mitnehmen.
 

Ich trat also näher und als ich beim Schmied stand und noch einmal die verschiedenen Werkzeuge, welche auf einem Tisch lagen begutachtete, kamen seine Gehilfen. Sie musterte mich, ebenso wie das letzte Mal, genau und rannten dann wie verrückte durch die ganze Schmiede. Der Schmied rollte mit den Augen und als es ihm zu bunt wurde, nahm er einen Hammer zur Hand und schlug diesen auf den Ambos, der an der Feuerstelle stand. Sofort blieben die Gehilfen stehen, als wenn sie zu Stein geworden wären.
 

„Holt die Rüstung und macht hier nicht so ein Getöse, ihr unruhige Bande!“, brüllte er laut und die Gehilfen, alles jüngere Yokai, verbeugten sich tief, bevor sie in eine versteckte Ecke des Raumes gingen und einzeln verschiedene Bestandteile herausbrachten. Der erste trug den Armschutz, der nächste den Brustpanzer und der letzte brachte ein Schwert. Sie kamen zu mir und fingen an, an mir herumzufummeln und die Rüstung anzulegen. Die kleinen Yokai sahen immer wieder schüchtern zu mir auf und wenn ich ihren Blick erwiderte, schnellten ihre Blicke weg und sie beeilten sich. Sie hatten wohl Angst vor mir. Sicherlich wegen der Maske.
 

„Sieht schon besser aus und ist besser geeignet, um dein Tempo nicht zu beeinträchtigen“, erklärte der Schmied und zeigte zu einem Spiegel. Ich ging zu ihm und betrachtete mich. Der Brustpanzer, bestand aus zwei Farben die durch einen silbernen Streifen getrennt waren. Der untere Teil war bräunlich und an der Brust war er schwarz. Der Armschutz war glatt und matt gehalten, passte farblich zu dem ledernen Stoff in meinem Gesicht. Zuletzt überreichte mir der Schmied das Schwert. Es hatte einen rot gehaltenen Ledergriff. Ich Band es an meine Hüfte, bevor ich mich vor dem Schmied bedankte. „Sei froh das Satoru dich so unter seine Fittiche nimmt“, war seine Antwort.
 

Noch einmal betrachtete ich mich im Spiegel, als der Schmied mir noch etwas reichte. „Ich habe dich beim Schwertkampf gesehen. Eine Schande, was du den guten Dingern antust", beurteilte er mein können und mein Kopf sank hinab. Ich hatte mich schon für gut befunden und auch Satoru sagte es. „Ich denke das hier", er zeigte mir vier kleine Messer, deren Griff ebenso wie das Schwert aussahen. „Ich denke das, würde eher zu dir passen. Wenn du deine Kampfkunst dahingehend verbesserst, könnte etwas aus dir werden“, nekräftigte er mich und ich sah ihn erstaunt in die grauen Augen. „D-danke", hauchte ich und nahm die Messer an. Nur wo hin nun damit, fragte ich mich gerade als der Schmied mir zusah. „Ich habe dafür kleine Verstecke eingebaut", erklärte er und zeigte sie mir an meiner Rüstung. Er hatte recht. So war ein Überraschungsangriff gewiss und ich müsste nicht auf meine Kraft vertrauen, mit der ich im Schwertkampf sowieso immer unterlag. Voller Dankbarkeit verstaute ich die Messer, verneigte mich tief und dankte ihm noch einmal.
 

Ein räuspern an der Tür, ließ uns hinsehen und der Schmied grinste breit. „Ich denke du wirst abgeholt, Junge", sagte der Schmied und ich sah in das Gold meines Herrn. Ich ging zu ihm und sein Blick huschte über meine neue Rüstung die ich stolz trug, auch wenn ich es vielleicht nicht nach außen hin zeigte. Seine Lippen formten ein kurzes schmunzeln, bevor er zum Schneid sah und sich dann abwandte. „Schon immer, Wortkarg", lachte der Schmied als der Taisho draußen war und ich ihm folgte.
 

„Wir gehen Richtung Süden“, klärte mich der Taisho auf und schon öffneten die Wachen das Tor. Kurz bevor ich loslief, um ihm zu folgen, hielt mich Satoru an der Hand auf. „Wie immer unachtsam, Nousagi", grinste er hinter mir und sah mich dann streng an. „Beschütze unseren Taisho!“, befahl er und ich nickte schnell. Ich wollte mich wieder abwenden, als er mich erneut aufhielt. „Du musst mir etwas besorgen. Ich hätte es selbst getan, aber die Krieger brauchen mal etwas härteres Training", schollt er indirekt über meine Kameraden und legte mir dann seinen Wunsch offen. „Bitte bring mir Perlen mit.“
 

Verwundert sah ich ihn an und als er bemerkte, was ich mich im Inneren fragte, schlug er mir gegen den Kopf. „Nicht für mich, Idiot! Bring sie einfach mit!“, knurrte er und ich nickte.

Prüfung

Kapitel 11 Prüfung
 

So liefen wir also gen Süden und es wurde tiefste Nacht. Bis zum Morgen sprach der Taisho kein Wort mit mir. Doch als wir an einem kleinen Dorf hielten, sah er mich an. „Hol Dir etwas zu essen“, befahl er und ich weitete die Augen. Warum sorgte er sich um die Bedürfnisse, welche ich eventuell haben könnte? Sollte es nicht eher umgekehrt sein?
 

Da er mich noch immer begutachtete und sein Blick auffordernder wurde, ging ich eben den Abhang hinab und direkt auf einen der Marktstände zu. Die ersten die ich erblickte, seit wir das Schloss verlassen hatten, waren Kinder. Sie sperrten ihre Augen und Münder auf, als ich an ihnen vorbeiging. Die Scham kroch in mir hinauf, denn ich wusste, dass sie sich vor mir fürchten müssten. Ein fremder Mann mit Maske, noch dazu in Rüstung und ein Yokai. Wer würde da nicht erstarren?
 

Ich hielt am Stand und sah mir die verschiedenen Dinge an. Er hatte Obst und Gemüse zu verkaufen, ebenso Reis und Getreide. Der Verkäufer trat aus dem anliegenden Raum und ich erkannte ihn sofort wieder. Ebenso er mich und mein Herz blieb stehen. Das war der Apfelverkäufer, welchen ich vor einigen Wochen bestohlen hatte. Meine Hände begannen zu schwitzen und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mein Hals war staubtrocken und als ich mir endlich einige Worte zurechtgelegt hatte, trat jemand neben mich. Taisho stand neben mir und sah zum Verkäufer. Dieser war nun derjenige, welcher stotternd zu unserem Herrscher aufsah. Die Kinder quietschen hinter uns auf und plapperten wild umher.
 

Taishos Blick wanderte zu mir und ich zuckte zusammen. „Was wählst du?“, fragte mein Herr und ich sah blitzschnell zum Tisch. Ich nahm einen Rettich und ein paar Äpfel, vielleicht wollte Taisho ja auch einen und sah zum Verkäufer. Dieser stammelte noch immer und warf sich am Ende auf den Boden, um Taisho zu ehren. Dieser schnaubte kaum hörbar auf und wendete sich ab. Hin und her blickend, sah ich zwischen ihm und dem Verkäufer. „Nousagi“, hörte ich meinen Herrn und als der Verkäufer mich mit den Händen weg bat, lief ich Taisho nach.
 

„Hätten wir das nicht bezahlen müssen?“, fragte ich, nachdem ich aufgeschlossen hatte. Taishos Blick glitt zu mir und das kleine schmunzeln kam wieder. „Ich zahle für nichts hier im Land“, antwortete er und es klang etwas arrogant. Doch mir kam ein ganz anderer Gedanke dazu. Wie hätte ich denn bezahlen wollen? Außer den Dingen die ich trug, besaß ich nichts, im Grunde genommen sogar nicht mal das. Es war alles dem Taisho zu verdanken. Das ich gut gekleidet, geschützt und gelehrt wurde. Warum er das getan hatte, war mir immer noch schleierhaft. Auch wenn er es wohl wegen meinem Talent tat. Wenn schnell sein als dieses zählte.
 

Aber ich müsste mir etwas suchen, mit dem ich Geld verdienen könnte. Etwas anbauen war im Schloss nicht nötig. Ich hatte mir die Felder genauestens angesehen und Sanae und der Gärtner verstanden etwas davon. Was könnte ich da nur machen?
 

Seufzend sah ich auf die Dinge in meinen Armen und spürte wie mein Magen knurrte, bevor mir etwas einfallen konnte. „Iss ruhig“, ertönte Taishos stimme und er griff nach einem Apfel. Stolz darauf, das ich richtig gewählt hatte und er auch etwas aß, legte ich die anderen beiden Äpfel auf den Boden und biss herzhaft in den Rettich. Die leichte Schärfe machte mir nichts aus und ich verputzte ihn vollständig.
 

Immer wieder sah ich zu meinem Herrn auf. Ob ich ihn mal fragen könnte, wohin unsere Reise genau ging? Lieber nicht dachte ich und aß fertig. Sie Sonne kletterte immer weiter Richtung Himmel und wir liefen nach einem kurzen Blickaustausch weiter. Die beiden Äpfel verstaute ich sicher, damit wir später noch etwas essen konnten. Am Abend hielt Taisho wieder und verkündete mir mein erstes Training. Nicht das ich müde oder ausgelaugt war, aber es kam mir komisch vor.
 

Ein Geruch stieg mir in die Nase und als wir die Letzen Meter durch den Wald machten, ahnte ich, was auf mich zu käme. Das Dorf welches sich vor uns erstreckte, war gerade dabei einen großen Yokai abzuwehren. Waren wir deswegen gekommen? Oder war es nun ein Zufall? Ich wusste es nicht. Aber als ich die Schreie der Menschen hörte, den Geruch der brennenden Pfeile und das viele Blut roch, welches mir in der Nase brannte, wusste ich was dort auf mich wartete.
 

„Was meinst du. Sollten wir uns darum kümmern?“, fragte Taisho und erntete einen geschockten Blick meinerseits. Warum fragte er ausgerechnet mich? „Ich“, stotterte ich und überlegte panisch, was ich sagen wollte. Die Hitze stieg in meinem Körper auf, genauso wie schon bei der letzten Verwandlung und ich fürchtete, das es passieren könnte. „Ja“, bat ich am Ende und Taisho nickte.
 

Die nächsten Geschehnisse ließen mich staunen. Ich hatte Taisho, an sich, noch nie etwas machen sehen, außer laufen und sprechen. Ab und zu sah ich ihn, wenn er durch die Gänge seines Bereiches schritt und von seinen Beratern belagert wurde. Hier und jetzt, ging er auf das Dorf zu, wurde immer schneller und hielt vor dem wurmförmigen Yokai, der sich weit in den Himmel erstreckte. Er war sogar weit höher, als die Bäume und grinste nun frech seinem Herrn entgegen. „Was willst du?“, grölte es mit metallischer Stimme. Wusste es den nicht, wer da vor ihm stand? Wenigstens hatte es aufgehört zu wüsten und musterte Taisho.
 

Dieser sprach kein Wort und schien wie erstarrt. Musste ich ihm zur Hilfe eilen? Das kann doch nicht sein oder? Die Dorfleute warfen sich vor Freude in die Arme und waren froh ihn zu sehen. Warum also tat er nichts? Der Yokai schlängelte sich herum und kam mit seinem Gesicht, welches schuppig und glitschig glänzte, näher. „Stell dich mir nicht in den Weg“, grollte es wieder und aus seinem Mund quoll grünlicher Schleim. Als dieser den Boden berührte verätze dieser sofort. Doch Taisho schien es nicht zu interessieren. „Lass dieses Dorf ruhen“, erklang nun endlich das Wort meines Herrn und ich entließ erleichtert die Luft aus meinen Lungen. Allerdings warf sich der Yokai zurück und fing an so etwas wie ein Lachen zu produzieren. Dabei riss es sein Maul weit auf und entblößte lange Fangzähne. Sie erinnerten mich an eine Schlange und zusammen mit dem ätzenden Speichel, musste dieser Yokai einer dieser Rassen abstammen.
 

„Nousagi“, riss mich die Stimme Taishos aus meiner Beobachtung. Er hatte sich noch immer nicht bewegt und sah nur mit seinen Augen in meine Richtung. Was wollte er nun? Fragte ich mich und rannte schnell zu ihm. Nur einige Sekunden, hatte ich dafür gebraucht. „Ja Herr?“, fragte ich und sah zu ihm. Er wendete den Blick wieder zum Yokai, der sich langsam wieder in den Griff bekam. „Du willst helfen, oder?“, fragte mein Herr und ich nickte, sah ebenfalls hinauf zu der Schlange. „Dann tu du es. Zeig mir, was dein Training bis jetzt gebracht hat.“
 

Erschrocken sah ich Taisho an. Er überlies mir diesen Yokai? Komplett und alleine mir? Das würde also meine Feuerprobe sein. Ich musste einfach alles geben. „Aber keine Verwandlung“, stellte er eine Bedingung. Also stellte ich mich in Position, während Taisho sich abwendete und zu den Dorfbewohnern ging. Diese waren entsetzt und sprachen wild auf ihn ein. „Vertraut ihm“, sagte er ihnen und mein Herz setze aus. Taisho vertraute mir?!
 

Der Yokai hatte das Prozedere beobachtet und sah grimmig zu mir und dann zu Taisho. „Hey Silberling! Was soll ich mit dieser halben Portion?“ Wie ich diese Beleidigung, doch langsam nicht mehr hören konnte. Es nervte! Ich würde ihm schon noch zeigen, wer hier eine halbe Portion war. „Rede nicht so unverschämt zu unserem Herrn, du Schlange!“, schrie ich ihn an und machte mich bereit. Er war sicher impulsiv und ich hatte recht. „Dich zerreiße ich in Stücke, du mieser kleiner Bursche!“, keifte die Schlange und griff mich an. Mit ihrem Maul versuchte sie mich zu packen. Ich wich ihr aus und stieß mich vom Boden ab. Ich sprang auf ihren Körper und so schnell ich konnte, lief ich auf ihren Kopf zu. Der Yokai brummte los und wand sich wie ein wilder Aal. Ich hatte Mühe auf dem Körper zu laufen und so sprang ich wieder hinab. Mir blieb nur keine Zeit, eine weitere Beobachtung zu tun, denn diese Schlange, spie mir ihren ätzenden Speichel entgegen. Gut das ich schnell war, so traf mich keine Säure und ich zog mein Schwert. Noch ein kurzer Blick, wo wohl die beste Stelle wäre und ich sprang los, bereit das Viech zu köpfen.
 

Dieses grinste dann aber plötzlich und wand sich blitzschnell um, griff meinen Herrn und die Dorfbewohner an, indem er die Säure in ihre Richtung spritzte. Meine Gedanken setzen aus. „Beschütze unseren Taisho“, schallten Satorus Worte durch meinen Kopf und die Hitze, die ich gerade unter Kontrolle gehabt hatte, kämpfte sich nach oben. Mein Atem wurde schneller, doch ich wollte Taisho nicht enttäuschen. Also lies ich mein Schwert fallen, preschte vor und mit aller Geschwindigkeit riss ich die Dorfbewohner zur Seite, bevor ich zu Taisho eilte. Dieser hatte sich keinen Millimeter bewegt. „Du hast dein Schwert verloren“, rügte er mich gerade als ich ihn packen wollte und brachte mich zum Stillstand. Mein Schwert? Stimmt. Ich hatte es fallen lassen, um schneller hier zu sein und ihn zu retten.
 

Taisho stand auf, trat um mich herum und zog sein Schwert. Nicht das Langschwert auf seinem Rücken, sondern eines welches an seiner Hüfte ruhte. Noch bevor die Säure uns treffen konnte, fegte er sie mit einer schnellen und kraftvollen Bewegung davon. Ebenso zerriss es den Yokai dahinter und ich staunte. Hatte er so eine Kraft, das er nicht mal in die Nähe dieses Yokai musste? Die Schlange zerfiel in 100 Stücke und landete mit lautem Krach auf dem Boden. Die Dorfbewohner waren außer sich und diejenigen die ich schützend zur Seite geschubst hatte, sahen verblüfft auf. Es waren ja nur einige Sekunden vergangen.
 

Taisho steckte sein Schwert ein und wendete sich zu mir. Sein Blick war ernst und er schien wütend zu sein. Sicher auf meine Unfähigkeit. „Hol dein Schwert“, sagte er und drehte sich ab, um den Abhang hinauf zu gehen. Die Dorfbewohner warfen sich in den Dreck und beteten ihn förmlich an. Ihn interessierte das jedoch nicht. Eilig holte ich mein Schwert und sah noch einmal auf den Yokai. Seine Aura war erloschen. Auch wenn Taisho mir schlussendlich half, so war ich froh das dieses Wesen, keinen mehr verletzen könnte.
 


 

„Verzeiht mir Herr“, bat ich Taisho als ich zu ihm aufgeschlossen hatte. Sein Gold traf mich und sah mich ruhig an. „Du hast dein erstes Training gut gemacht“, lobte er und schmunzelte dabei. Erschrocken starrte ich ihn an. Was sagte er denn da? Ich hatte den Yokai doch nicht erledigt, sondern er. Wieso lobte er mich also?
 

„Ich habe euch nicht enttäuscht?“, fragte ich und er verzog seine Lippen und schloss die Augen. „Wir müssen zwar noch etwas an dir arbeiten, aber du hast dein Biest unter Kontrolle gehabt und das war die Aufgabe“, antwortete er und ich blinzelte. Erschrocken stellte ich selbst fest, dass er recht hatte. Ich hatte der Hitze nicht nachgegeben, hatte ihr gestrotzt und war meinem Herrn zur Hilfe geeilt. Auch wenn ich sicher war, dass er diese nicht gebraucht hätte. Stolz schwoll meine Brust an und ich lächelte.

Verwandlungen

Kapitel 12 Verwandlungen
 


 

So liefen wir also weiter und mein Herr erledigte sein Gesuch im Süden, für das er eine Belohnung in Form, der Überreste des Yokais bekam. Beziehungsweise nahm er sie schlichtweg mit und die Dorfbewohner flehten ihn förmlich darum an, ihm ihre Kostbarkeiten, geben zu dürfen. Taisho, wie immer schweigsam, gönnte sich ein paar schluck Sake und etwas zu essen für sich und mich. Damit war das Dankeschön erledigt und wir zogen des Nachts weiter. Ich trug die schweren Knochen des Onies und folgte so gut ich konnte meinem Herrn. Er teilte mir mit, dass wir noch etwas holen müssten, bevor wir den Weg zurück ins Schloss antraten.
 

Als der Mond schon hoch am Himmel stand und es bald grauen würde, hielt er an und sah mich an. “Wir ruhen uns kurz aus”, erklärte er und sprang im nächsten Moment auf eine hohe Tanne. Er schlief grundsätzlich im Baum, was ich noch für komisch empfand, doch ich sah den nutzen darin. Hier unten waren allerlei Yokai unterwegs. Niedere, wie auch jene, die nicht wussten wer ihr Herr war und die uns einfach angreifen würden. Nicht das ich an Taishos Kräften zweifelte, schließlich erledigte er die Yokai stets in einem Schlag, aber er wollte sicher einfach seine Ruhe, wenn er schon ruhte.
 

So warf ich die Knochen, welche in einem großen Tuch gewickelt waren, beiseite und strecke meine angespannten Muskeln. Langsam gewöhnte ich mich an die schwere der Rüstung. Die Knochen allerdings, sprengten den Rahmen meiner Stärke zusätzlich und nur, weil ich keine Schwäche zeigen wollte, biss ich mich durch und lief weiterhin mit dem Taisho auf einer Höhe mit. Wofür er die Knochen wohl benötigte?
 

Ich schüttelte meine Arme aus und sah auf die kleine Lichtung vor uns. Der Mond erhellte sie fast komplett und da ich zwar erschöpft, aber nicht müde war, erinnerte ich mich an meine Pflicht. Das Training durfte nicht schleifen. So lief ich einige Meter auf die Lichtung und begann damit meiner Kampfkünste zu trainieren. Ohne Partner war es zwar schwer, doch die Schläge und Abfolge konnte ich üben. Außerdem wollte ich die Wurfmesser, die mir der Schmied gab, testen. An einem Baum, gegenüber der Seite wo Taisho ruhte, übte ich das werfen. Die ersten, wirklich viele Male, landete das Messerchen im Boden. Meine Geduld wanke und ich wollte es endlich schaffen. Als ich kaum noch meine Augen offenhalten konnte und lieblos den letzten Wurf tat, traf ich dann doch endlich den Baum und es entbrannte eine weitere Welle des Ehrgeizes.
 

Weitere Stunden warf ich immer wieder die Messer auf den Baum und als ich ihn sicher traf, lief ich um die Lichtung. Immer wieder warf ich dabei eines der Messerchen, indem ich sie blitzschnell aus den verstecken fischte und auf die Bäume zu sausen lies. Freudig stellte ich fest, dass der Schmied recht behalten hatte. Diese Waffen waren wirklich besser für mich.
 


 

Am späten Morgen weckte mich die Stimme meines Herrn und als ich verschlafen die Augen öffnete sah ich sofort zu ihm auf. Erschrocken schreckte ich auf meine Füße und klopfte mir den Staub von der Kleidung. “Entschuldigt Herr! Ich bin sofort bereit weiter zu reisen”, plapperte ich, bevor ich mich verneigte und zu den Knochen lief um sie zu holen.
 

Als ich zurückkam, sah Taisho mich schweigend an und hielt eines meiner Messer in seiner Hand. Blinzend schluckte ich den Kloß im Hals hinunter. Ich musste es im Baum stecken gelassen haben. Taisho trat näher zu mir und schob ungeniert das Messer in das Versteck meiner Rüstung. “Achte auf deine Waffen”, bat er ruhig und ich nickte eilig. Wie Peinlich!
 


 

Die Reise führte uns weiter und zum ersten Mal in meinem Leben, sah ich das Meer. Wir liefen einige Stunden am Strand entlang und ich staunte nicht schlecht. Dieses blaue nass, glitzerte und schimmerte in der Sonne und ich kannte nichts womit ich es hätte vergleichen können. Als Taisho dann abrupt hielt, krachte ich fast in ihn hinein, weil ich meine Augen aufs Meer gerichtet hatte. Entschuldigend sah ich ihn an als er mich leicht tadelnd ansah.
 

“Wir müssen noch etwas warten”, erklärte er und ich nickte. Schnell legte ich die Knochen am Rand des angrenzenden Waldes ab und wieder streckte ich mich. Was er wohl hier wollte? Ob es mit den Knochen zu tun hatte?, fragte ich mich und kniete mich zum Sand. Vorsichtig strich ich darüber und schmunzelte. Er war sehr angenehm und warm.
 

“Willst du wieder etwas Trainieren?”, fragte Taisho und ich sah zu ihm hinüber. Er hatte sich kaum bewegt, doch sein langer Zopf und das Fell seiner Rüstung, wehte in der lauen Briese des Meeres. Schnell nickte ich und stellte mich auf.
 

“Nach welchem Training beliebt es euch Herr?”, fragte ich und ging näher zu ihm. Er verzog keine Miene und hatte wohl nicht mit einer genauen Frage gerechnet. Allerdings schmunzelte er im nächsten Moment und ich ahnte schreckliches, so wie er mich ansah. Was würde er nun von mir verlangen?
 

“Ich will das du dich verwandelt”, befahl er und ich hielt die Luft an. Was er da verlangte, konnte ich nicht. Wie sollte ich ihm das also zeigen? Hilfesuchend stand ich da und wusste einfach nicht, wie ich das anstellen sollte. Fragen traute ich mich nicht. Schließlich sollte mein Herr nicht denken, das ich schwach war. Andererseits wusste er bereits, das ich keine Kontrolle darüber hatte. Vielleicht war es gut, es hier mit ihm zu trainieren, wo ich niemanden schaden konnte. Sicher könnte er mein Biest unter Kontrolle bringen, sollte ich den Verstand verlieren.
 

“Wie?”, fragte ich leise und Taisho hörte meine Frage. Er trat noch etwas näher und rieb sich das Kinn, während er überlegte. “Du musste dein Biest unter Kontrolle haben”, begann er und ich schluckte. Das konnte ich ja eben nicht. “Dafür musst du lernen, über es du regieren. Was ist der Grund, wenn es ausbricht?”, fragte er gelassen und fixierte meinen Blick. Ich spürte wie seine Aura anstieg. Irgendwas in meinem Körper begann sich zu sträuben und ich spürte wieder die Hitze, welche langsam an meinen Beinen hinaufkroch. Taishos Blick wurde ernster und doch ließ er meine Augen nicht los. Als wenn er versuchte mich zu provozieren, drängte er seine unglaublich große Aura auf mich und verschlang mich förmlich. Ein Knurren entrann meiner Kehle und auch in meinem Kopf begann es du dröhnen. Wollte er mein Biest auf diese Weise hinausdrängen?
 

“Denk an den Auslöser”, sprach Taisho ruhig und seine Augen verfärbten sich Blau, während sie von roten leuchten umrandet wurden. Die Aura erdrückte mich immer mehr und ich versuchte mich zu konzentrieren. Was waren die Auslöser meiner Verwandlungen gewesen? Bilder der Verwandlungen, tauchten vor meinen Augen auf. Der Wolfsyokai, welcher das kleine Mädchen in den Armen hielt, dessen Gesicht dem von Shizu glich und am Ende die erste Begegnung mit Taisho und Satoru, an dem Tag als meine Mutter starb.
 

Pochend bog sich mein Körper durch und ich spürte eine Höllenhitze. Meine Augen rissen auf und ich spürte wie meine Krallen wuchsen. Knackend verwandelten sich meine Knochen und ich versuchte die Kontrolle meiner Gedanken beizubehalten. Doch diese Bilder. Das ganze leid und der schmerz darin, zerrissen mir beinahe meinen Verstand. Mein Blut rauschte in meinen Ohren und mein eigener wilder Herzschlag dröhnte durch meinen Körper. Hechelnd versuchte ich die Kontrolle über mein Biest zu erlangen und stand eisern da. Meine Krallen vergruben sich im warmen Sand und nachdem ich einigermaßen sicher war, meinen Verstand beizubehalten, sah ich zu Taisho.
 

Seine roten Augen sahen mich an und als er mich forschend ansah, erlosch das rot darin. Seine goldenen Augen sahen mich nun an, bevor er fragte: “Wie läuft es?” Innerlich schnaubte ich auf. Es war mehr wie anstrengend und ich nickte kaum merklich. Taisho kam näher und schien zu überlegen. “Vielleicht solltest du etwas in dieser Phase bleiben, um die Macht beizubehalten”, grübelte er und verwarf seine Idee dann doch. “Aber du solltest dich auch zurückverwandeln können, ohne, das ich dir deine Knochen brechen muss”
 

Peinlich berührt schloss ich die Augen. Taisho dagegen grinste und entfernte sich dann mit einigen Sprüngen. “Verwandele dich zurück”, befahl er dann und ich schnaufte nun wirklich. Es war schon schwer genug, gegen mein Biest anzukämpfen und nun sollte ich diese Macht aufgeben. Hoffentlich klappte es diesmal. Ich löste meine Kraft nach und nach auf, doch es geschah nichts. Bis auf einmal mein Biest auf den Plan kam und mich kurzerhand nach hinten drängte.
 

Knurrend fletschte es die Zähne und sah zu Taisho. Leise hörte ich sein schnauben der Enttäuschung, weil es nicht geklappt hatte und als mein Biest ihn angriff, wich er gekonnt aus. Wieder kletterte die Scham in mir auf. Ich war ein Schwächling!
 

Das Biest kämpfte gehen Taisho, welcher einfach nur auswich und auf Abstand ging. Nachdem ich einige Male Sand geschluckt hatte, erspähte mein Biest den Taisho, welcher hunderte Meter von uns zum Stehen kam. Seine Augen füllten wieder dieses bedrohliche rot und sofort wuchs die Aura um ihn herum. Eine Druckwelle erfasste den losen Sand und trieb ihn uns in die Nase und die Augen. Mit der Pfote versuchte das Biest, sich davor zu schützen und die verirrten Körnchen herauszureiben.
 

Nachdem es einigermaßen gelungen war, sah es auf und ich versuchte den Taisho zu erkennen. Allerdings sah ich nur eine gewaltige Staubwolke und je mehr ich mich anstrengte erkannte ich nirgends seine Silhouette. Bis ich plötzlich zwei rote, gigantisch große Augenpaare vor mir erkannte. Die blauen Iriden fixierten mich und sofort warf sich mein Biest in den Dreck. Die Scham wich der Angst und ebenso der Erstauntheit. Das war also Taishos wahre Gestalt?
 

Meine Kraft schwand augenblicklich und die Verwandlung machte sich rückgängig. Als winziger, schmächtiger Inuyokai saß ich nun vor riesigen krallenbesetzen Klauen. Ich konnte meinen Blick kaum von der riesigen Gestalt abwenden die sich vor mir türmte. Der Sand hatte sich gelegt und somit bestaunte ich das silber glänzende Fell, des Hundes vor mir.
 

Taisho-sama sah mich an und schnupperte mit seiner Nase kurz an mir, bevor er sich hinsetzte. “Daran müssen wir wirklich arbeiten”, hörte ich eine grollende tiefe Stimme und blinzelte fragend. Er konnte sogar in dieser Gestalt mit mir reden?! Natürlich Nousagi! Sei kein Idiot, das ist schließlich der Taisho!
 

“Versuch es nochmal”, sprach mich mein Herr an und ich sah zweifelnd zu ihm hinauf. Er würde mich nun so lange darin testen, bis ich wohl hinbekommen würde. Innerlich seufzte ich. Ich musste diese stärke erlangen, sonst war ich eine zu große Gefahr für das Schloss. Wenn ich mein Zuhause also nicht verlieren wollte, müsste ich es schaffen die Kontrolle zu haben. Sowohl bei der Verwandlung, als auch währenddessen. Ich stand also auf und probierte es erneut.
 


 

Der Nachmittag verging und kein einziges Mal schaffte ich es, mich aus eigener Kraft zurück zu verwandlen. Es wurde sogar so schlimm, dass sich mein Biest gegen meinen Herrn auflehnte, da es merkte, das er mir nichts tat. Knurrend schlug ich in den Sand, nachdem Taisho das Biest unter Kontrolle gebracht hatte und mich dafür sogar zu Boden bringen musste. Erschöpft wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, denn die Verwandlungen und kleineren kämpfe, hatten meinem Körper zugesetzt.
 

Taishos Schuhe tauchten vor mir auf und ich sah erschöpft zu ihm auf. Er hatte wieder seine eiserne Miene aufgesetzt. “Für heute ist es genug, Junge”, gab er mich vom Training frei und ich senkte den Kopf. Wann würde es wohl endlich aufhören mit den Enttäuschungen?
 

Lange konnte ich mich allerdings nicht ausruhen, denn von weitem näherten sich zwei Auren. Komischerweise erspürte ich sie nicht vom Land aus, sondern aus dem Himmel, auf uns zu kommen. Fragend blickte ich in den roten Himmel, denn die Sonne ließ gerade ihre letzten strahlen über den Horizont kriechen.
 

Auch Taisho sah in den Himmel und als ich seiner Blickrichtung folgte, erkannte ich zwei kleinere Lichtkugeln. Diese landeten einige Meter weiter am Waldesrand und materialisierten sich zu zwei gestalten. Sofort sprang ich auf, bereit meinem Herrn zur Seite zu stehen, doch als die beiden Personen zu erkennen waren, stockte mir der Atem.
 

Dort stand eine Inuyokai mit silbernem Haar und Yokaimahlen in Form eines Sichelmondes auf ihrer Stirn und kleinen roten Streifen auf ihren Wangenknochen. Ihr Blick war kühler wie Eis und sie war in einen prächtigen, mehrlagigen, weißen Kimono gehüllt. Um den Hals trug sie eine imposante Kette aus großen Perlen, an der ein leuchtendes Amulett hing. Neben ihr stand ein junger Mann, ungefähr in meinem Alter. Auch er trug, ebenso wie die Frau, einen Sichelmond auf der Stirn. Nur seine roten Mahle, zogen sich länger wie ihre und gingen über seine ganze Wange bis zu seinen Ohren. Er trug eine Rüstung und einen ebenso edlen Kimono an sich, wie die Frau.
 

Die Frau musterte mich kurz, bevor sie zu meinem Herrn sah und ihn leicht anlächelte. “Ich bringe ihn dir heute mal etwas entgegen. Du warst so in das Training dieses Burschen vertieft”, erklärte sie und tadelte meinen Herrn indirekt. Dieser seufzte kaum hörbar und trat dann einige Schritte auf sie zu. Sie kam ihn entgegen und er nahm ihre Hand, um einen kurzen Kuss auf ihren Handrücken zu platzieren. “Tsukyomi”, begrüßte er sie und entließ ihre Hand sofort.
 

Etwas geschockt sah ich dem Schauspiel zu und grübelte hart nach, ob ich etwas nicht mitbekommen hatte, als Yukara mir die Informationen darbrachte, die ich wissen sollte? Der junge Mann vor mir, sah mich musternd, doch ebenso kühl, wie die Frau, an. Wer das wohl war?, grübelte ich und musterte ihn nochmal genau, bis mir etwas auffiel. Er sah jeweils der Frau, als auch meinem Herrn irgendwie ähnlich. Könnte es etwa sein?
 

“Nousagi”, riss mich die Stimme meines Herrn aus meinen Gedanken und ich sah ihn schnell an. “Das ist Tsyukiomi, die Göttin des Mondes”, erklärte er, wer die Frau war. Eilig Kniete ich mich hin und senkte mein Haupt. Sie war also diejenige, die meinen Herrn zum Taisho auserkoren hatte. “Und das hier”, sprach mein Herr weiter und ich erhaschte wieder seinen Blick, welcher mich zu dem Jungen lenkte.
 

“Das ist Sesshomaru. Der Prinz des Westens, mein Sohn”

Perlen

Kapitel 13 Perlen
 


 

Der Prinz des Westens musterte mich weiter und ebenso sah auch ich ihn an. Als er anscheinend genug von mir hatte, wendete er weinen Blick zu seinen Eltern. Er schwieg und sagte nichts, doch die beiden Yokai schienen ihn zu verstehen. „Geh mit deinem Vater. Ich werde euch eine Nachricht zukommen lassen, sobald du zurückkehren kannst", erklärte die Göttin und Taisho schloss kurz die Augen. Irgendwie wirkte er angespannt und nervös. Ob es an dem Jungen lag? Er sah doch ganz harmlos aus.
 

„Nun geht“, hauchte die Yokai und ging in das helle Licht auf, mit dem sie gekommen war. Sesshomaru blieb bei uns zurück und sah schweigend zu seinem Vater auf. Dieser sah kurz zu mir und dann zu Sesshomaru. „Wir reisen ab", gab er kund und das war mein Zeichen um die Knochen, welche ich abgelegt hatte, einzusammeln und für die Reise auf meinen Rücken zu binden. Sobald ich soweit war, rannte Taisho los. Sesshomaru folgte ohne ein Wort und ich nahm den Schluss ein.
 


 

Im schloss des Westens angekommen, sollte ich die Knochen zum Schmied bringen, der sich sehr darüber freute und die sogleich mit in die Schmiede nahm. Also ging ich Richtung Waschraum. Des Nachts hatte man hier sowieso die meiste Ruhe und so konnte ich mich in Ruhe reinigen. Frisch gebadet ging ich zur Küche und hoffte noch jemanden anzutreffen. Mein Magen knurrte. Die regelmäßigen Essenszeiten, machten das hungern schwer und mein Magen hatte sich schnell daran gewöhnt.
 

In der Küche angekommen, war diese natürlich leer. Seufzend suchte ich nach den Gemüsevorräten und müsste mich damit wohl begnügen. Als ich gerade einen Sellerie fand und ihn auf die Tischplatte legte, spürte ich eine Aura hinter mir. Schnell stand ich auf und drehte mich zu ihr um. Dort stand Ayaka und sah mich mit ihren großen blauen Augen an. „Erschreckt mich doch nicht so", schollt sie sofort und ich musste schmunzeln. „Sollte ich das nicht lieber dir sagen, so wie du dich hier an mich heranschleichst?“, fragte ich und sie verschränkte die Arme. Sie trug einen leichten Yukata mit einem dünnen Gürtel in form einer Kordel. Ob das ihr Nachtgewand war?
 

„Warum bist du noch auf?“, fragte ich und ergriff den Sellerie. Kurz vor meinem Mund wurde er mir allerdings entwendet und ich sah sie geschockt an. „Hey ich habe Hunger!", maulte ich und sie hielt ihren Zeigefinger in die Höhe. „Das solltest du nicht essen“, entschied sie und legte das Gemüse ab. Ich wusste nicht, was sie hatte. Ich mochte Sellerie. Ayaka ging durch die Küche, zu einer Ecke und hob einen kleinen Vorhang. Von dort holte sie eine Schale, in der noch etwas Eintopf war. „Wir heben immer etwas zu essen auf, wenn der Herr auf Reisen ist. Man weiß ja nie, wann er wieder kommt", erklärte sie und entfachte ein kleines Feuer an der Feuerstelle. Darauf erwärmte sie den Eintopf. Ich sah ihr dabei zu und fragte mich, warum sie mir schon wieder half.
 

„Beantwortest du mir noch meine Frage?“, bat ich sie und sie sah kurz zu mir, bekam rote Wangen und sah dann zum Topf in dem sie rührte. „Ich konnte einfach nicht schlafen", war ihre Antwort und ich nahm es so hin. Es war am Tage sehr heiß gewesen und auch wenn wir Yokai waren, so konnten auch wir, manchmal Nachts nicht schlafen.
 

Der Eintopf war fertig und Ayaka stellte mir die Schale auf die Arbeitsfläche. Mit einem Löffel aß ich gierig und verbrannte mich an den ersten bissen sogar. Aber es tat gut, ein wenig Fleisch zu essen und noch dazu in dieser deftigen Kombination.
 

„Wie war die Reise?“, fragte meine kleine Freundin und ich sah zu ihr hinüber. Sie spülte gerade den Topf ab und lächelte mir zu. „Sie war sehr interessant. Ich habe hart trainiert und einiges gelernt", erklärte ich und sie blinzelte ungläubig. „Taisho-sama hat mir dir trainiert?“, fragte sie. Ich nickte und nahm noch einen weiteren bissen. War das denn so ungewöhnlich?
 

„Warum so überrascht?“, fragte ich dann doch nach, denn Ayakas Verhalten kam mir einfach zu komisch vor. Sie räumte gerade den Topf weg und hängte das Tuch an einen kleinen Harken. „Naja. Du bist der erste außer Satoru-sama der überhaupt mit ihm mit Reisen durfte. Das er dich auch noch schult, hätte ich nicht gedacht", erklärte sie. Fragend grübelte ich nach. Der erste, außer Satoru. SATORU!
 

Da fiel mir doch glatt ein, das ich etwas wichtiges vergessen hatte. Die Perlen um die er mich gebeten hatte. Oh nein! Satoru-sama würde mich in Stücke Reißen. Ich war Ungehorsam! Und hatte sein Privileg, mit dem Taisho zu reisen, auch nicht eingenommen.
 

Schnell sprang ich auf und Ayaka sah mich verwirrt an. „Was ist los?“, fragte sie und ich rannte eilig an ihr vorbei. „Ich habe etwas wichtiges vergessen!“, rief ich ihr zu und lief davon. „Nousagi warte!“, bat sie aber ich war schon zu weit weg, um noch so mal anzuhalten. Auch wenn es nicht erlaubt war, so sprang ich über die Mauer und lief los. Ich wusste nicht wohin genau ich musste, aber ich lief einfach den Weg zurück den wir heute passiert hatten. Irgendwo müsste ich einen Händler finden und ihm nach den Perlen fragen. Egal was er dafür wollte, ich würde ihm schon irgendwas geben können.
 


 

Als der Morgen graute kehrte ich zum Schloss zurück. Enttäuscht, denn ich hatte keinen Händler gefunden. Wie auch? Des Nachts, mitten im Wald? Ich war wirklich ein Idiot zu glauben noch einmal eine Lösung zu finden. Satoru würde mich heute Morgen auf dem Trainingsplatz sehen und nach seinem Gefallen fragen. Und was konnte ich ihm sagen? Das ich es vergessen hatte. Bei all dem Training und der Verwunderung über den Sohn unseres Herrn, hatte ich es einfach vergessen. Somit musste ich die Konsequenzen dafür tragen und die Strafe in Kauf nehmen. Seufzend schlurfte ich durch das gerade erwachende Schloss und ging kurz zu meiner Schlafstätte. Die Säufer, welche sich meine Kameraden schimpften, schliefen noch und in dem Raum herrschte ein muffiger, fast schon ekliger Geruch.
 

An meinem Bett angekommen, setze ich mich darauf und lehnte mich auf meinen Händen zurück. Ich schloss die Augen und atmete einmal lang aus. Hoffentlich wäre Satoru nicht zu grob, sonst könnte ich wieder einen Tag nicht trainieren, dachte ich gerade als mir etwas unter meiner Decke auffiel. Unter meiner Hand ließ sich etwas bewegen. Fragend öffnete ich die Augen und sah neben mich, zog die Decke langsam weg und entdeckte ein kleines Stückchen aus rotem Stoff. Wer hatte das denn hier abgelegt?
 

Mit der Hand nahm ich das rote Säckchen und beugte mich vor. Es war nicht schwer, doch ich spürte wie etwas darin herumkullerte. Also öffnete ich das kleine Band daran und ließ den Inhalt in meine andere Handfläche fallen. Die Luft blieb mir im Hals stecken, als ich sah was sich in dem Säckchen befand. Drei kleine Perlen lagen in meiner Hand und schimmerten mich in ihrem zarten rosa an.
 

Schnell blickte ich mich um. Wer hatte sie denn hier abgelegt? Wo waren die nur hergekommen? Wer wusste außer mir davon, dass ich Satoru welche mitbringen sollte? Doch nur.. Taisho-sama. Nur er könnte es gewesen sein.
 

Ich verstaute die Perlen wieder im Säckchen und sprang auf, lief am Trainingsplatz vorbei und wollte zu meinem Herrn. Was schwachsinnig war, denn ohne seine Anordnung durfte niemand in seinen privaten Bereich. Auf dem Weg wurde ich allerdings aufgehalten und das von keinem geringeren als dem, dem ich die Perlen versprochen hatte.
 

„Hey Nousagi! Wie war deine Reise?“, fragte er und grinste dabei fies zu mir. Mein Herz schlug schnell und ich wurde nervös. „Was ist Bursche? Sprache verloren?“, brummte er dann und kam mir näher. Seine hühne Gestalt schüchtert mich irgendwie ein. Ich war zwar in der Lage mein Versprechen zu halten, doch hatte nicht ich, sondern Taisho ihm diese bitte erfüllt.
 

Grimmig sah Satoru auf mich nieder und fixierte meinen Blick. „Hast du mir etwas zu sagen Nousagi?!“, fragte er dann und ich zuckte zusammen. Aus einem Impuls heraus reichte ich ihm das Säckchen mit den Perlen und seine Miene veränderte sich schlagartig. Er riss mir das Säckchen aus der Hand und besah den Inhalt. Sein Gesicht hellte sich auf und er strahlte. Als er mich starren sah, nahm er wieder etwas an Haltung an und räusperte sich. „Hab dank Nousagi. Du hast mir einen großen Gefallen getan", bedankte er sich und drehte sich dann zum Gehen um. „Aber", flüsterte ich noch, doch er war schon verschwunden.
 

Seufzend sah ich Satoru nach, bis mir auffiel das mich jemand beobachtete. Ich sah mich zu diesem jemand um und erblickte Sesshomaru. Er sah mich schweigend an und musterte mich. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, verneigte ich mich leicht. „Guten Morgen Oji-sama", grüßte ich und er verengte seine Augen. „Vater hat die Perlen für Satoru geholt", sagte er. Ich erhob mich und nickte ihm zu. „So ist es. Ich werde es Satoru-sama sagen, sobald er zurück ist", erklärte ich und erntete ein kleines schnauben.
 

Der Prinz des Westens drehte sich um und ging, schwebte förmlich zum Kampfplatz. Würde er heute mit uns trainieren? fragte ich mich und erblickte die anderen Krieger, die müde und laut gähnend auf das Gelände kamen. So früh waren sie vor meiner Abreise noch nie da gewesen. Satoru-sama hatte sie wohl hart ran genommen. Naja egal.
 

Mit ruhigen Schritten folgte ich dem Prinzen und begann mit meinem Training. Die anderen begannen ebenfalls. Nur der Prinz stand da und sah uns zu. Ob er überhaupt schon einmal trainiert hatte? Kurz sah ich zu ihm. Ob ich ihm helfen sollte? Nein lieber nicht. Er war kein normaler Inuyokai. Er war der Erbe dieses Landes. Er würde sich sicherlich nicht mit einem einfachen jungen Mann messen. Wohl eher mit Satoru oder eben seinem eigenen Vater.
 

Wie gerade gedacht, trat der Taisho und auch Satoru auf die Veranda. Satoru lachte freudig. Auch Taishos Gesicht zierte ein Lächeln, was ich so freudig, das erste Mal sah. Was sie wohl besprochen hatten? Hoffentlich hatte Taisho ihm nichts gesagt. Ich musste diese Lüge schnell klarstellen!
 

„Nousagi!“, schreckte mich das rufen meines Generals aus den Gedanken. Sofort hörte ich in meinem tun auf. „Ja Satoru-sama?“, fragte ich und verneigte mich, bis er bei mir war. „Du wirst heute mit Sesshomaru trainieren. Ihr habt ein alter und somit könnt ihr euch sicher einiges beibringen“, erklärte mein General und ich blickte in das Gold den jungen Prinzen.

Abweisung

Kapitel 14 Abweisung
 


 

Ergeben trainierte ich also mit dem Erben. Zunächst musterte er mich nur, schweigend wie immer, seit ich ihn das erste mal sah. Er hatte etwas Unheimliches an sich und lies nicht hindurch blicken, was er dachte. Bei Taisho hatte ich schon gedacht, er wäre kühl und abweisend. Doch dieser Junge hier vor mir, war der Meister seines Fachs. Naja, dachte ich und erinnerte mich an die Göttin des Mondes, welche selbst wie Eis gewesen war.
 

Die Krieger kämpften um uns herum, als ich auf Sesshomaru zuging und mich verbeugte. “Ich werde heute euer Partner sein”, erklärte ich und als ich aufsah, wendete sich der Erbe einfach ab. Er ging einige Meter weiter und stellte sich mir entgegen. Er schien auf irgendetwas zu warten, also begab ich mich in Kampfposition. Wie genau er kämpfen wollte stand nicht fest. Er trug aber auch kein Schwert bei sich, wodurch ich mir sicher vorkam.
 

Noch einmal prüfte ich meinen Stand und preschte dann auf den Erben zu. Dieser lächelte kaum merklich und hob dann seinen rechten Arm. Aus seiner Hand bildete sich so etwas wie eine Peitsche und er holte aus. Gerade so konnte ich dem Ding entkommen und als ich zum Stehen kam, griff mich der Erbe mit seiner anderen Hand an. Diese umgab ein grünliches Licht und ich schreckte zurück. Ungeschickterweise landete ich auf meinem Hintern und Sesshomaru folgte meiner Bewegung. Ich ergriff seinen rechten Arm und presste ihn so weit von mir weg, wie es ging. Zusammen mit meinem Knie hielt ich ihn auf Abstand, doch ich hatte seine andere Klaue vergessen und diese legte sich nun auf mein Gesicht. Verdammt!
 

Die Haut unter dieser Berührung begann fürchterlich zu brennen. Wieder wurde mir heiß und das Biest kratze an meiner Oberfläche. Ich konnte mich hier im Schloss nicht verwandeln und schon gar nicht, um mich vor dem Erben des Herrn zu schützen. Knurrend nahm ich den Schmerz in Kauf und nahm meine ganze Hitze, um sie in einem kräftigen Schlag einzusetzen. Auch wenn es mir ärger bescheren würde, so schlug ich den Erben ins Gesicht und er flog einige Meter von mir weg. Keuchend setze ich mich auf und sprang auf die Füße.
 

In diesem Moment bemerkte ich den ledernen Stoff, wie er von meinem Gesicht fiel und auf dem Boden landete. Ich hielt mir eine Hand an die Stelle und bemerkte den Sinn, hinter dieser Attacke. Sesshomaru hatte Interesse an meinem Geheimnis und war deshalb so aggressiv vorgegangen. Eilig hob ich den Stoff auf und sah, dass er verätz war. Damit war nichts mehr anzufangen und ich musste mir Ersatz holen. Zorn stieg in mir auf und ich sah zum Erben, welcher dort stand und sich den Mundwinkel vom Blut befreite. Sein Blick war nun nicht mehr nur kalt. Nein, er war hasserfüllt. Ohne ein weiteres Wort ging ich zu Satoru, verneigte mich und ging ins Schloss. Mir war es egal, was er dachte, was der Taisho dachte oder der Prinz. Ich wollte nicht mehr an diese Narbe erinnert werden und so suchte ich mir einen Ersatz. Als ich diesen aufsetze, fühlte ich mich endlich wieder normal. Komisch, dass ich so empfand, denn als ich die Maske bekam, kam es mir zunächst komisch vor, sie zu tragen. Nun war sie ein Teil von mir und ich wollte sie nicht missen.
 


 

„Huch, Nousagi?“, erklang Yukaras Stimme und ich sah zu ihr. Ich war wieder zum Hauptgang gelaufen und hatte sie gar nicht bemerkt. „Bist du denn nicht beim Training?“, fragte sie und als sie ihre Haarsträhnen hinters Ohr legte, bemerkte ich etwas. Perlen. Die wenigen die ich heute Morgen an meinen General übergeben hatte. Yukara folgte meinem Blick und begann zu strahlen. „Sind die nicht schön? Satoru hat sie mir geschenkt und", begann sie zu erklären und ihre Wangen wurden immer roter. Fragend sah ich sie an, bis sie endlich weitersprach. „Er hat um meine Hand angehalten", quietschte sie fröhlich und lächelte so sehr, das man es ihr nur erahnen konnte, wie sehr sie sich freute. Für mich war es dennoch verwunderlich. Dafür hatte er sie also haben wollen. Vielleicht sollte ich ihm doch nicht sagen, das sie vom Taisho und nicht von mir kamen. Für Yukara und ihn hatten sie sowieso einen anderen Wert. Aber eines machte mich stutzig. Hatte Taisho-sama das etwa gewusst?
 

„Es freut mich sehr Yukara-san", beglückwünschte ich sie und sie hüpfte regelrecht durch den Flur. „Nun geh zurück zum Training!“, befahl sie dann aber doch, bevor sie um die Ecke bog. Schnaubend lächelte ich ihr hinterher und lief dann auf den Trainingsplatz.
 

Der Rest des Trainings verlief relativ ruhig, bis auf die Sprüche und das Gelächter über mich und meine kurze Auszeit, die ich mir ohne Genehmigung genommen hatte. Baku verstand sich exzellent mit dem Prinzen und ich spürte, dass sie sich wohl oder übel an mir vergreifen würden.
 


 

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Einige Wochen später hatte sich leider einiges verändert. Es gab eine Schlacht und am Tag bevor die Krieger losziehen würden, gab es noch ein kleines Fest. Satoru-sama nahm Yukara zu seiner Frau und das ganze Schloss feierte mit.
 

Am Abend, nachdem sich das Brautpaar davon gemacht hatte, saß ich mit Ayaka an einem kleinen Tisch. Es gab wie immer Sake und sie schenkte mir etwas in einen Becher. „Nicht doch", bat ich, denn es war das zweite Mal das ich trank. Und vom ersten Mal, hatte ich genug gehabt. Baku hatte sich einen Scherz erlaubt und meine Wasserflasche getauscht. Satoru-sama fand es zunächst gar nicht lustig, doch er amüsierte sich danach sehr.
 

„Na komm Nousagi. Es gibt doch etwas zu feiern", trällerte Ayaka und warf wie immer ihren Pony zur Seite. Warum sie ihn nicht einfach Abschnitt, war mir ein Rätsel, doch ich hatte mir etwas vorgenommen. Sobald ich wieder auf Patrouille war, würde ich ihr irgendwo eine Spange besorgen.
 

„Ich vertrage eben nichts. Also reicht das jetzt", entgegnete ich und sie lehnte sich lächelnd zurück. Sie war so unbeschwert, ich dagegen nervös und angespannt. Morgen früh würde es in den Krieg gehen. Hoffentlich würden die meisten wieder zurückkehren. „Nun mach dir nicht so viele Gedanken Nousagi. Es wird schon alles gut gehen", versuchte sie mich aufzuheitern und ich trank einen Schluck des Reisweins. Er brannte fürchterlich. „Ich bin mir sicher, das wir die Wölfe schlagen können. Doch es ist meine erste Schlacht. Darf ich da nicht etwas angespannt sein?“, fragte ich und Ayaka kicherte. „Natürlich darfst du das. Aber heute ist erstmal die Vermählung und die feiern wir", sagte sie freudig und trank von ihrem Pflaumenwein. Viel zu süß, dachte ich als ich an den Geschmack zurückdachte. Ayaka hatte ein einnehmendes Wesen und zwang mich einige Stunden zuvor, den Wein zu probieren.
 

„Ob die Markierung schon stattgefunden hat?“, murmelte sie plötzlich und als ich sie ansah wurden ihre Wangen so rot, wie bei einem Sonnenuntergang. „Was meinst du damit?“, fragte ich, denn mir war nicht bewusst was sie genau meinte. Ayaka blinzelte mir zu und die Farbe ihres Gesichtes wurde nur noch strahlender. „Sag mir nicht.. Du weißt nicht.. was das ist?“, stotterte sie und ich zuckte mich den Schultern.
 

Meine kleine Freundin kam zu mir herüber gekrabbelt und platzierte sich so nah bei mir, das mir ganz warm wurde. „Was tust du da?“, fragte ich und sie legte mir einen Finger auf die Lippen. Hart schluckte ich, als sie mir mit ihren blauen Augen so tief in die meinen sah. „Als Mann solltest du wissen, was das ist", schmollt sie flüsternd und ich verfluche mich dafür sie danach gefragt zu haben. Sie schürzte ihre vollen Lippen und ich versuchte etwas auf Abstand zu gehen. Sie bewirkte irgendetwas in mir, doch ich wollte das nicht. Wieso war diese Situation nur so komisch?!
 

„Ich werde es ihm wirklich erklären müssen", fluchte sie und lehnte sich leicht zurück. Ihr Blick fixierte weiter meinen und sie atmete einmal tief ein. „Deine Eltern waren doch zusammen oder?“, fragte sie dann und ich verlor dieses eigenartige Gefühl sofort. Warum fragte sie gerade jetzt nach meinen Eltern? Schweigend nickte ich und versuchte die Gesichter meiner Eltern nicht weiter in meinen Kopf hineingelassen. „Sicher waren auch sie die Markierung eingegangen“, erklärte Ayaka und langsam verstand ich, was es damit eventuell auf sich haben könnte. Eilig stand ich auf und sah sie von oben herab an.
 

„Du meinst die Vermählung oder?“, fragte ich nach und wusste schon das es nicht alles sein konnte was sie meinte. Ayaka stand ebenfalls auf und grinste frech. Ihr schien es zu gefallen, dass ich nicht wusste was es war. „Ach Nousagi. Weißt du eigentlich wie niedlich du bist?“, fragte sie und ich verzog die Lippen. „Rede keinen quatsch Aya..“ weiter kam ich nicht denn sie lehnte sich an mich. Ihr Körper presste sich an mich und ich hielt die Luft an. Wie versteinert sah ich sie an und bemerkte wie sie mir näherkam. Nein, was tat sie da nur?! Dachte ich panisch und ging einen Schritt zurück. Dort spürte ich die Wand im Rücken und war gefangen. Ayaka nahm meine Hand, welche zitterte und ich sowieso keine Ahnung hatte, wohin ich sie legen sollte. „Ayaka", hauchte ich und hörte meine eigene Angst in meiner Stimme. Sie führte meine Hand an ihren Mund und mein Herz schlug immer schneller und die Hitze stieg in mir auf. Ich fürchtete langsam das mein Biest ausbrechen würde und wollte weg. Eisern entriss ich meine Hand den ihrigen und stieß sie an den Schultern zurück. „Nicht!“, bat ich und sie sah mich mit großen Augen an. „Keine Angst Nousagi“, hauchte sie und ich bemerkte das sie betrunken war. Ihr Blick war leicht verschleiert und ich könnte sie nicht einfach hier stehen lassen. „Lass es mich dir erklärrn", lallte sie und nahm wieder meine Hand. „Ayaka nicht", bat ich wieder und spürte die Hitze. Sie führte meine Hand an ihre Lippen, öffnete sie und biss mir in den Zeigefinger. Doch es tat nicht weh, war eher zaghaft und nur zur Demonstration. Peinlich berührt sah ich ihr zu wie sie meinen Finger wieder entließ und mich anlächelte. „Das ist eine Markierung", kicherte sie und ich verstand es immer noch nur halb. Sicher war der Akt derselbe, doch die Situation eine andere. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass die Markierung welche gemeint war, so zaghaft und unbedarft auf irgendeinem Flur stattfinden würde. Dieser Bund war sicherlich ein anderer.
 


 

Am nächsten Tag stand ich früh auf. Ich hatte Ayaka zu ihren Küchendamen gebracht, denn sie konnte nach ihrer kleinen Demonstration kaum noch laufen. Danach ging auch ich zu Bett, auch wenn mein Herz unaufhörlich stark schlug. Nun richtete ich meine Kleidung, wusch mich und begab mich auf den Trainingsplatz. Dort war es noch ruhig und so lief ich in Richtung Schmied. Dieser hatte seit Tagen alle Hände voll zu tun und so blaffte er seine Gehilfen herum und sie taten eilig was man ihnen befahl.
 

Als ich also näherkam und sie mich sahen, blaffte er auch mich an. „Hey Nousagi! Was treibst du in dieser herrgottsfrühe hier? Wenn du nichts zu tun hast, komm her und hilf“, knurrte er und ich ging eilig um zu helfen. Nach etwa einer Stunde kam unser General in die Schmiede und sah zu mir. „Guten Morgen Satoru-sama“, grüßte ich ihn und hob gerade einige Schwerter auf. Sein Blick war kühl, anders wie am Tag zuvor, als er freudestrahlend seine Braut ehelichte. „Komm zu mir“, befahl er und ging hinaus in den Hof. Fragend sah ich zu den Gehilfen, die schulterzuckend weiterarbeiteten.
 

Ich ging hinaus in den Hof und die kühle der Herbstnacht erfasste mich. Der Platz für die Schwerter war genau neben der Tür und so legte ich sie darauf ab, um dann zu meinem General zu gehen. Vor ihm verneigte ich mich und wartete auf seinen Befehl. Sicher könnte ich auch ihm noch einen Gefallen tun, bevor wir in den Krieg zogen.
 

„Du bleibst im Schloss", verkündete er mir und ich weitete meine Augen. „Was?“, entwich es mir und mein Hals fühlte sich staubtrocken an. Ich war doch Krieger, oder? Warum sollte ich dann hierbleiben und das Schloss hüten? Wir hatten fähige und kräftige Wachen die das Schloss beschützen konnten. Warum durfte ich also nicht mitkommen?
 

„Der Taisho hat es befohlen. Nun hilf dem Schmied und steh nicht im Weg rum", befahl er mir und ließ mich dann einfach stehen.

Freundschaft

Kapitel 15 Freundschaft
 


 

Vollkommen überrascht stand ich da und sah meinem General nach, bis er aus meinem Sichtfeld verschwand. Das konnte doch nicht deren Ernst sein, dachte ich zornig und beschloss ihm nach zu gehen. Nur wenige Wimpernschläge später stand ich bei ihm und versperrte seinen Weg. Satoru sah mich an, als wenn er das schon geahnt hätte und sein Blick wurde ernst. “Ich diskutiere hier nicht mit dir, Bengel!”, knurrte er mich an und sein Blick versprach eine ordentliche Strafe, sollte ich mich weiterhin so aufspielen. Aber das war mir egal. Ich verstand einfach nicht, für was ich so hart trainiert hatte. Gerade als es feststand das es Krieg geben würde, war ich nur noch härter ran gegangen, was auch etwas an Sesshomarus Anwesenheit gelegen hatte. Er war ein harter Gegner mit seinen Giftklauen und anderen Tricks. Auch mit dem Schwert war er gut gewesen. Doch das hatte mich nur noch mehr angespornt. Tag und Nacht hatte ich trainiert und nun sollte ich hierbleiben und auf die Rückkehr der Krieger warten, zu denen ich doch eigentlich gehörte?
 

“Warum?!”, wollte ich wissen und Satoru rollte die Augen. Anstatt mir zu antworten, ging er allerdings um mich herum und lief weiter seinen Weg. Grimmig starrte ich ihn an. “Satoru-sama!”, rief ich ihm hinterher und folgte ihm wieder. So könnte er mich hier nicht einfach stehen lassen. “Ich will wissen warum!”, rief ich immer weiter und ergriff dann den Arm meines Generals. Dieser packte blitzschnell zu und verdrehte mein Handgelenk. Zischend zog ich die Luft ein und ging auf die Knie, weil er einen Arm gleich mit verdrehte.
 

“Wage es nicht so anmaßend zu sein, Bengel! Es ist eben ein Befehl unseres Herrn und auch ich habe dem Folge zu leisten. Ich weiß sehr wohl, wie sehr du dich angestrengt hast, aber ich darf nicht ungehorsam sein. Daran solltest du dir mal ein Beispiel nehmen Junge!”, hielt Satoru seine Standpauke und entließ meinen Arm. Er schmerzte, war aber nicht gebrochen. Ein letzter strenger Blick ereilte mich und danach ging Satoru seines Weges. Ich blieb deprimiert zurück.
 


 

Später beobachtete ich die Truppe, die sich im Hof aufgestellt hatte. Ayaka kam zu mir und sah mich verwundert an. “Nousagi was machst du denn hier? Musst du dich nicht rüsten?”, fragte sie und goss ungeahnt Öl ins Feuer. Ich antwortete ihr nicht und sah weiter zu meinen Kameraden. Baku hatte meinen Blick aufgefangen und grinste mich frech und widerlich an. Er machte Gesten mit seinen Armen, die mir sagen sollten, dass ich schwach war. Sollte er nur. Ich konnte Taishos Entscheidung zwar nicht nachvollziehen, aber für irgendwas sollte es sicher gut sein.
 

So zogen sie, einige Zeit später los und Ayaka streichelte mir über den Arm. “Mach dir nichts daraus Nousagi. Ich bin froh das du nicht gehen musst”, sagte sie und ich wendete meinen Blick schnell zu ihr. “Was redest du da? Als Krieger sollte ich dabei sein und unsere Grenze verteidigen”, schimpfte ich sie an und entzog mich ihrer Berührung. Ayaka sah mich entschuldigend an und versuchte sich dann zu erklären. “Das stimmt schon Nousagi, aber..” “Was?”, blaffte ich dazwischen und sie zuckte zusammen. “Ach du verstehst das eh nicht”, antwortete sie mir dann knapp und ging davon. Der Geruch von Salz drang in meine Nase und ich empfand sofort Schuldgefühle. Nun weinte sie, nur, weil ich so zornig war, für etwas wozu sie nichts konnte. Ich musste ihr nach und mich entschuldigen.
 

Als ich in den Hof trat, entdeckte ich Yukara die vor dem Mächtigen Tor stand und in die Richtung sah, in der die Krieger verschwunden waren. Satoru hatte sich von ihr mit einem Kuss auf sie Stirn verabschiedet. Als ich sie so dort stehen sah, dämmerte mir, was Ayaka gemeint haben könnte. Wie schmerzhaft muss es sein, seinen Liebsten fortgehen zu sehen und nicht zu wissen ob er wiederkehrt?
 


 

~
 


 

Es vergingen einige lange Wochen und ich langweilte mich fürchterlich. Die einzigen Lichtblicke waren das Training, welches alleine auch kaum etwas brachte und die Berichte die uns Myoga-sama zukommen ließ. Ich war stets der erste der ihn entdeckte und sofort belagerte. Es sah wohl ganz gut aus und wir würden siegen. Leider hatten wir auch einige starke Schläge einstecken müssen. “Mach dir nicht so viele Gedanken Junge. Damals gegen die Drachen haben wir viel mehr Krieger verloren”, versuchte Myoga mich zu beruhigen und ich fand sein Beispiel makaber. “So ich werde mich nun wieder auf den Weg machen”, erklärte Myoga-sama und sprang vom Tisch, um den ich mit den Beratern des Taishos saß. Sie waren am Anfang dagegen gewesen, dass ich daran teilnahm, doch ich hatte mich einfach immer wieder hineingeschlichen, sodass es keinen Unterschied machte, wenn ich nun am Tisch oder irgendwo anders im Raum saß. “Ich begleite euch ein Stück Myoga-sama", bot ich an und er sprang auf meine Schulter.
 

Draußen sprang ich über die Mauer und lief in die Richtung, die mir Myoga-sama nach seinem ersten Berichtsbesuch gezeigt hatte. “Junge du solltest nicht zu weit vom Schloss entfernt herumlungern”, sprach mich Myoga-sama an und ich sah zu ihm. “Wieso denn? Die wachen sind fähig”, erwiderte ich und der Flohgeist seufzte hart aus. “Junge, es hat doch sicher einen Grund warum du hierbleiben solltest. Unterschätze die Befehle unseres Herrn nicht”, warnte er und mir ging dieser Satz langsam auf die Nerven. Yukara, Sanae und Ayaka sagten ihn ständig, denn sie wussten, das es mich nervte das ich dort verharren musste.
 

Obwohl. Ich musste zugeben das ich ein paar Mal weiter in den Wald gelaufen war, als ich sollte. Eine Nacht war ich bis fast zur Grenze gekommen und hatte dann kehrt gemacht, um keinen Ärger zu bekommen. Als ich dann am Morgen zurück kam gab es ordentlich ärger von Yukara.
 

Auch sie war angespannt. Sie erledigte ihre Aufgaben zwar, aber oft unkonzentriert. Viele Tongefäße waren in den letzten Wochen zerbrochen.
 


 

“So Junge, das reicht. Ab hier gehe ich wieder allein”, befahl Myoga-sama und ich hielt an. Vorsichtig setzte ich ihn ab. “Bis zum nächsten Mal Junge. Pass gut auf das Schloss auf”, verabschiedete er sich und ich verbeugte mich tief.
 

Nachdem ich im Schloss ankam, machte ich einen kleinen Besuch in der Küche. Ayaka hatte Putzdienst und schruppte die Töpfe gerade aus. Zumindest sollte sie das, denn sie saß am Boden und schlief. Die Ärmel hochgekrempelt und mit Scheuerbürste in der Hand. Schmunzelnd musterte ich sie kurz und sah dann zu dem Stapel Töpfe, die noch auf sie warten würden. Ihre Müdigkeit lag nur daran, weil ich sie abends mit ihrer Anwesenheit einspannte. Sie war das Opfer meiner Langeweile und so entschied ich ihre Aufgabe zu übernehmen. Ich schruppte die Töpfe und dachte an die Gespräche mit Ayaka. Eines war mir besonders im Gedächtnis geblieben,
 

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“Nimmst du sie ab?”, hatte sie gefragt und ich sah sie an. “Was meinst du?”, fragte ich zurück, denn ich wusste nicht was sie genau meinte. Sie rollte die Augen und berührte meine Maske. Sofort erstarrte ich und wendete meinen Blick ab. “Wieso kannst du nicht aufhören, mich an sie zu erinnern?”, fragte ich sie und sah auf meinen Becher Tee. Ayaka dagegen berührte meine Wange und zwang mich sanft sie wieder anzusehen. “Mir ist egal was sich darunter befindet. Nousagi du bist mein Freund und daran wird dein Aussehen nichts ändern”, ermutigte sie mich und mein Herz schlug schneller.
 

Ja, wir waren Freunde geworden. Sie war meine Ansprechpartnerin bei allem. Naja nur das was sich geziemte, mit einer jungen Dame zu besprechen natürlich, denn auch wenn sie mein Herz berührte, so schätze ich ihre Freundschaft mehr, als irgendwelche Hintergedanken zu haben. Auch wenn ich im Heiratsfähigen Alter war, so hatte ich dieses Thema abgeschrieben. Ich wollte alleine bleiben, denn so würde keiner um mich trauern, sollte mir in einer Schlacht etwas geschehen.
 

Ayakas blaue Augen sahen mich noch immer liebevoll an und ich schloss ergeben meine Augen. “In Ordnung”, hauchte ich und sie löste die Schleife des ledernen Stoffes. “So ist es doch schon viel besser”, lächelte sie mich an, als ich meine Augen öffnete. Ihr Pony hing ihr wie immer halb im Gesicht und ich strich ihn ihr hinters Ohr, was nicht wirklich etwas brachte. “Hast du denn keine Angst vor dieser Narbe?”, fragte ich und lehnte mich zurück an die Wand. Ayaka begann zu lachen und faltete das Leder ordentlich zusammen. “Ich mag den Yokai hinter dieser Maske mehr, als dass sie mich abschrecken könnte”, antwortete sie aufrichtig.
 

Es beruhigte mich sehr, dass sie so etwas sagte. Nie hatte ich mir erhofft mal jemanden zu haben, der so von mir sprach. Noch wichtiger war es mir diese Freundschaft zu erhalten. Ich fischte etwas aus meinem Kimono und betrachtete es noch einmal. “Ich habe etwas für dich. Es ist zwar nicht so schön, wie ich mir erhofft hatte, aber” “Zeig her!” unterbrach mich Ayaka und ergriff meine Hand. Ihre Augen weiteten sich erstaunt und sie blickte zwischen mir und dem Kleingut hin und her. “Die ist für mich?”, fragte sie und ich nickte schweigend. “Steck sie mir an!”, bat sie und strahlte mich an. “Okay”, stotterte ich und nahm ihren Pony etwas zusammen. Ihr braunes Haar, passte perfekt zu dem Holz, aus der ich die kleine Spange geschnitzt hatte. Ich hoffte sehr, dass sie ihr gefallen würde. Sie hatte die Form einer kleinen Blume, war aber unförmig und ich würde noch weiter üben, um ihr eine schönere zu machen. Ayaka nahm einen kleinen Handspiegel aus ihrem Kimono, den sie stets bei sich trug und betrachtete sich darin. Sie strahlte und lächelte von einem Ohr zum anderen. “Gefällt sie dir?”, fragte ich vorsichtshalber nochmal nach und sie sah mich an. “Und wie Nousagi! Danke!”
 

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Das war vor einigen Tagen gewesen und sie trug seitdem immer meine Haarspange. Es gefiel mir, das ihr Pony nun nicht ständig in ihrem Blickfeld hing und sicher, war es auch für sie von Vorteil, wenn sie sah was sie arbeitete. War sie doch manchmal ein richtiger Tollpatsch. Jeden Abend kochte ich uns den Tee, weil sie es schon geschafft hatte, die Kanne komplett zu entleeren und ich dankte Kami für meine Schnelligkeit. Sie hatte sich hundert Mal entschuldigt und seitdem machte ich lieber den Tee. Außerdem bat sie mich, seit jenem Abend als ich ihr die Spange schenkte, das ich meine Maske ablegte, wenn wir alleine waren. Ich tat ihr den gefallen und so fühlte ich mich wirklich von ihr angenommen, so wie ich eben war. Auch wenn sie immer noch nicht wusste weswegen ich die Narbe hatte. Zum Glück fragte sie auch nicht mehr danach.
 


 

Gerade als ich den letzten Topf fertig hatte und wegstellte, wachte die kleine Schlafmütze auf. “Nousagi?”, murmelte sie verschlafen und ich kniete mich zu ihr. “Na bist du wieder wach?”, begrüßte ich sie und reichte ihr dann die Hand. Sie ergriff sie und ich zog sie auf die Beine. “Was machst du denn hier in der Küche?”, fragte sie und sah sich augenreibend um. Erschrocken stellte sie fest, das sich ihre Arbeit in Luft aufgelöst hatte. “Nousagi! Warst das etwa du?”, fragte sie und ich kratze mir den Hinterkopf. “Ja warum denn nicht? Ich halte dich doch abends immer mit meinem Gelaber auf. Kein Wunder, das du dann schon einschläfst obwohl du schruppen solltest”, erklärte ich und erntete einen beleidigten Blick. War ihr das etwa peinlich?
 

Gerade als sie mich wieder ansprechen wollte, ertönte ein Markerschütternder Schrei. Sofort lief ich los und folgte dem Schrei. Schnell fand ich die Quelle und kniete mich zu der am Boden liegenden Yokai. “Yukara-san was ist mit dir?!”, rief ich ihr zu und hob ihren Kopf an. Sie krallte sich augenblicklich an meiner Kleidung fest und aus ihren grünen Augen quollen dicke Tränen. “Satoru!”, wimmerte sie laut und presste ihr Gesicht an mich. Ich wusste nicht was hier passierte, doch die Küchendamen und Ayaka kamen angerannt. Verwirrt und fragend sahen wir uns an. Ayaka kniete sich zu mir und streichelte Yukara über den Kopf. Diese Schrie unentwegt und weinte ganze Seen. Sanae kam dazu und kniete sich zu uns. “Oh nein”, hauchte sie. “Sanae-sama was ist mit ihr!?”, fragte ich schnell und sie sah mich gequält an. “Die Markierung ist gebrochen”

Reisen

Kapitel 16 Reisen
 


 

Wie ein Irrer lief ich durch den Wald und wich allen Bäumen, Flüssen und Schluchten aus bis ich, nach etwa einem Tag, auf eine große Truppe stieß, die auf dem Rückweg war. Als erstes traf mich der verwunderte blick Bakus, doch ich lief an ihm vorbei. Ich hatte vor einigen hundert Metern einen Geruch wahrgenommen, der mich nervös und auch ängstlich machte. Ich musste mein Gewissen beruhigen und den Verdacht bestätigen, auch wenn ich hoffte das es nicht so wäre.
 

Fast am Ende der Truppe angekommen, sprang ich über die letzten Reihen und hörte immer wieder verwundert meinen Namen, bis ich am Ende landete und wie erstarrt stehen blieb. Taishos goldene Augen starrten mich an. Doch er schien kaum überrascht, so wie die anderen. Mein Blick fiel von ihm zu den Wagen, der von zwei Kameraden gezogen wurde. Dort lag ein Körper und mir wurde kalt. Die Luft zog sich aus meinen Lungen zurück und ich erstarrte. Bitte nicht.
 


 

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“Was heißt das Sanae-sama?", fragte Ayaka und auch ich wollte wissen, was das zu bedeuten hatte. Markierung war mir nun ja schon ein Begriff, auch wenn ich immer noch nicht wusste was genau es war. Aber wenn es so eine Reaktion auslöste, musste es eine starke Verbindung zwischen dem Ehepaar sein. Gebannt sah ich auf das alte Gesicht der Küchenchefin, bis sie endlich anfing zu reden. “Satoru-sama muss etwas schreckliches passiert sein. Yukara spürt seine Verletzungen und wenn das Band reißt heißt das nur eines”, erklärte sie bedrückt und wurde zum Ende hin immer leiser. Ich erstarrte für einen Moment und nahm die Worte auf, um sie zu filtern. Das konnte nicht sein! Nicht unser General!
 

Ich übergab Ayaka, die weinende Yukara und sprang auf. “Nousagi wo willst du hin?”, hörte ich Sanae-sama noch rufen, doch ich lief einfach weiter.
 

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Dort auf dem Wagen lag Satoru mit geschlossenen Augen. Sein Körper war übersäht mit Wunden, die stark geblutet hatten. Ich horchte genau hin. Aber da war nichts. Nichts. Kein Herzschlag war mehr zu hören und auch ich, glaubte mein Herz würde stehen bleiben. Unser General war tot.
 

Taisho kam auf mich zu und legte mir eine Hand auf die Schulter. Auch seine Kleidung und Rüstung war getränkt von Blut, ebenso stark wie die Kleider meiner Kameraden. “Er starb, als er mich Schützte und ermöglichte uns so den Sieg”, erklärte Taissho knapp und ging dann weiter. Der Trupp regte sich und auch der Wagen zog an mir vorbei. Ich war wie erstarrt und hielt noch immer die Luft an. Wie konnte das nur sein? Wie konnte es nur sein, das unser General, der starke und gesickte Satoru, starb?
 


 

Nachdem ich die Truppen schon lange nicht mehr laufen hören konnte, fand ich endlich meine Bewegung wieder und tapste ihnen nach. Im Schloss angekommen, hatte sich ein dunkler Schleier aus Wolken über uns gelegt und es begann langsam zu regnen. Der Wagen auf dem Satoru gelegen hatte, war einer Art Bare gewichen, welcher im Korridor stand und als ich näher kam, erblickten Ayakas nasse Augen mich. Sofort rannte sie zu mir und warf sich in meine Arme. Wie mechanisch umschlang ich ihren zierlichen Körper und lies sie sich an meiner Brust ausweinen. Doch meine Augen waren immerzu auf den leblosen Yokai gerichtet, bei dem seine Frau lag und bitterlich weinte.
 


 

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Eine Woche war vergangen seitdem wir Krieger unseren General begraben hatten. Er hatte ein prachtvolles Grab erhalten und Yukara konnte immer dort hin, um ihren Gatten zu betrauern. Vor einigen Tagen hatte sie verkündet, dass sie wohl ein Kind erwarten würde und auch wenn sie so voller Trauer war, konnte man ihre Freude darüber spüren. Sie sagte, dass so ein Teil von Satoru bei ihr bleiben würde. Ayaka war nun stets an ihrer Seite und half ihr mit allem. Taisho hatte sie zwar solange freigestellt wie sie bräuchte, doch nach der Trauerfeier war Yukara wieder an die Arbeit gegangen. Sie brauchte das, sagte sie mir, als ich ihr half.
 

Für uns Krieger war nun eine große Aufgabe gekommen. Wir brauchten schließlich einen neuen General und Taisho würde uns heute verkünden, wie das ablaufen würde. Normalerweise entschied der Taisho, wer ihm am liebsten war, doch ich glaubte das auch er sehr litt, unter dem Tot seines Vertrauten. Genaueres wusste ich nicht, doch ich glaubte das sie sowas wie Freunde waren. Da wäre es nur natürlich das er auch trauerte.
 

Ich wartete zusammen mit meinen Kameraden auf unserem Trainingsplatz und als der Taisho zu uns kam, hörten wir mit unserem Training auf und stellten uns in Reih und Glied. Das silberne Haar glänzte wie immer als Taisho zu uns trat und die Sonne darauf fiel. Ebenso seine strengen goldenen Augen. “Ihr wisst das wir heute beschließen, wer der neue General werden wird. Doch es wird eine kleine Änderung geben”, begann er zu erklären und ich spitzte die Ohren. “Ich habe beschlossen das Aufgabengebiet des Generals, etwas zu verändern. Der zukünftige General wird sich ausschließlich, um das Training und Ausrüstung kümmern. Ich verlange ständige Bereitschaft. Dafür dürft ihr jemanden auswählen, denn zur Zeit gibt es, in meinem Augen, keinen Favoriten.”
 

Meine Kameraden sahen sich zunächst fragend an und begannen dann mit ihren Vorschlägen. Zuerst murmelnden sie sich die Namen hin und her, bis Taisho ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. “Baku”, ertönte seine Stimme und angesprochener trat vor. Ich schluckte hart und hoffte das nicht ausgerechnet er, der neue General werden würde. “Dein Name fiel am meisten Baku”, sprach Taisho zu ihm und sah dann wieder in die Menge der Krieger. “Jeder hebt die Hand, der Baku für geeignet empfindet”, befahl er und natürlich gingen viele Hände nach oben. Baku hatte viele Anhänger und das wurde für ihn nun zum Vorteil. Ich dagegen senkte den Blick und seufzte leise aus. Das würde eine harte Zeit werden.
 

“So sei es nun. Baku ist euer neuer General”, verkündete der Taisho und die Mehrheit freute sich sehr und bejubelte ihren neuen General. Ich dagegen wollte mich gerade abwenden, als die Stimme meines Herrn wieder sprach. “Nousagi”, sprach er mich an und ich sah fragend auf. Er winkte mich zu sich und ich stellte mich auf seine freie Seite. Baku stand nun links von ihm und ich rechts. Was hatte das nur zu bedeuten?
 

“Nousagi wird mein persönlicher Begleiter auf meinen Reisen. Diese Aufgabe zählt zu den Privilegien, die der neue General verliert. Da Nousagi ausgezeichnet Trainiert und seine Schnelligkeit ihn auszeichnet, wird er von nun an meine Begleitung und somit meinen Schutz gewährleisten”, erklärte der Taisho und ich war wie erstarrt. Er sagte zwar warum ich geeignet war, doch wollte das nicht in meinen Kopf eindringen.
 

Bakus blick traf meinen und ich sah seine Wut darin. Er musste seinen Generalsposten sozusagen mit mir, dem schwächlichen Hasen teilen und das missfiel ihm sichtlich. Auch die anderen waren erstaunt. Doch nur bis zu dem Punkt bis unser Herr ihnen Sake bringen lassen wollte, um zu betrinken, das es einen neuen General gab.
 

Baku wurde von den Kameraden gepackt und durch die Luft geworfen. Seine Anhänger freuten sich sehr und mir lag es schwer auf dem Herzen, sie so freudig zu sehen. Erst vor einer Woche hatten wir unseren alten General begraben und nun führten sie einen Freudentanz darüber auf. Ich konnte es nicht verstehen und spürte die Hand Taishos auf meiner Schulter. “Denk nicht darüber nach, Junge”, riet er und ging dann ins Innere des Schlosses.
 


 

~
 


 

Jahrzehnte vergingen und es änderte sich alles. Yukara bekam ihre Tochter, welche ihrem Vater sehr ähnlich sah und ebenso ein freches Gemüt besaß wie er. Ayaka war nun nicht mehr in der Küche, sondern ebenfalls für den Herrn zuständig, womit ich sie stets aufzog, denn sie war immer noch ein Tollpatsch. Baku hatte seinen Posten sehr gut unter Kontrolle, was daran lag, dass er jeglichen Fehler mit einer harten Strafe belegte. Nicht wenig, hatte ich das zu spüren bekommen. Taisho missfiel es zwar, was er mir mal erzählte als wir auf reisen waren, doch er sah auch den Nutzen darin. Die Krieger waren disziplinierter und stärker geworden. Es hatte einige Schlachten gegeben, zu denen ich nun auch mit durfte und wir hatten stets gesiegt.
 

Die Reisen mit meinem Herrn waren für mich ein unglaubliches Privileg und mit der Zeit wurde mir ein eigener Raum zur Verfügung gestellt. Baku war sauer darüber gewesen, dabei besaß er selbst einen eigenen Raum. Er war einfach eifersüchtig, dass ich das vertrauen unseres Herrn genoss und mit ihm viel Zeit verbrachte.
 


 

Als ich an diesem Abend von der Reise zurückkam und in mein Gemach ging, um mich auszuruhen, klopfte es nur einige Momente nachdem ich mich ins Bett sinken gelassen hatte. “Komm rein Ayaka”, bat ich und die Tür öffnete sich augenblicklich. “Nousagi! Endlich bist du wieder da”, quietschte sie und ich verzog meine Lippen. “Musst du immerzu so schrill sein Ayaka?”, maulte ich und drehte mich auf die Seite, verschränkte die Arme und schloss meine Augen. Es machte mir nichts aus das Ayaka bei mir im Raum war, selbst wenn ich schlief.
 

“Du solltest erstmal baden Nousagi. Sonst verdreckst du das ganze Bett”, schimpfte sie dann in einem tiefen Ton und ich musste lachen. “So klingst du wie ein alter Mann” Ein Kissen traf meinen Kopf und ich spürte, dass sie sich auf die Bettkante setzte. “Du bist wirklich frech geworden, seit du so viel mit Taisho-sama reist”, entgegnete sie und berührte meine Wange. “Geht es dir gut?”, fragte sie dann sanft und öffnete meine Maske. Ich nickte kaum merklich und lies sie machen. Nachdem der Stoff verschwunden war, sah ich in ihre blauen Augen.
 

“Und wie war es hier? Gab es Probleme?”, fragte ich ruhig und sie lächelte mich an. “Nein es war alles in Ordnung. Unser General achtet doch auf uns”, sagte sie ironisch. Ich rollte die Augen und setze mich auf. “Hat er euch wieder herumgejagt, als wenn er der Taisho wäre?”, fragte ich und Ayakas kichern sicherte mir die Antwort. “Dieser Idiot”, brummte ich und sprang vom Bett, schnappte mir dabei die Maske und setzte sie wieder auf. “Wo gehst du hin?”, fragte meine Freundin und ich ging zur Tür. “Na, mir wurde gesagt ich wäre dreckig, also gehe ich mich nun Baden, in der Hoffnung danach in Ruhe schlafen zu dürfen”, erwiderte ich frech und sie warf erneut ein Kissen nach mir.
 


 

Im Bad angekommen sank ich ins warme Wasser und wusch mich. Es tat gut zu reisen, doch wir hielten zu wenig in den Dörfern und das bisschen Wasser, welches wir bei den kurzen Rasten hatten, reichte nur zum Waschen. So ein warmes Bad war da der reinste Segen.
 

Doch ich war meinem Herrn sehr dankbar für die Möglichkeit, die er mir gab. Ich war ein reisender und würde niemals nur in einem Haus herumsitzen können. Der Wald war irgendwie ein Teil von mir geworden. Taisho hatte ebenfalls herausgefunden, dass ich mich mit der Landwirtschaft auskannte und so gab er mir immer wieder kleine Alleingänge in Dörfer die Hilfe in diesen Dingen benötigten. Viele kannten mich so schon und ich wurde stets freudig begrüßt, egal ob Yokai oder Menschendorf.
 

Außerdem trainierte er am Anfang lange mit mir, wie ich mich verwandeln konnte und was soll ich sagen? Ich habe es nach 5 Jahren endlich geschafft, halbwegs die Kontrolle über mein Biest zu erlangen. Es lag vielleicht auch daran, dass ich so viel Elend und leid sah, das mir mein eigenes Leid der Kindheit, nicht mehr so schlimm vorkam, wie einst. Mein Biest hatte somit kaum eine Angriffsfläche mehr und somit konnte ich es kontrollieren. Als es das erste Mal richtig klappte, klopfte mir der Taisho stolz auf die Schulter und auch ich war sehr stolz auf mich.
 

Allerdings bemerkte ich in den letzten Jahren, das unser Taisho seiner Aufgabe müde wurde. Er erledigte die Gesuche zwar stets zu voller Zufriedenheit, doch er verzog sich oft aus dem Schloss oder unserem Lager, um seine Ruhe zu haben. Es sei ihm vergönnt, dachte ich, denn er war unter ständiger Beobachtung. Im Schloss belagerten in die Berater mit allem möglichem und auf reisen, war ich ja stets bei ihm, um ihn zu schützen sollte etwas passieren.
 

Nach meinem Bad, trocknete ich mich ab und ging in den Vorraum, indem ich schon frische Kleidung vorfand. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte, aber ich hatte mich an Ayakas Führsorge gewöhnt. Sie richtete mir stets Kleidung, obwohl ich sie mir ja selbst aus dem Regal ziehen könnte. Schließlich gab es hier Alltagskleidung für alle. Frisch angezogen ging ich in mein Gemach und dort fand ich ein Tablett mit essen darauf vor und einen Becher mit Tee. Sie kannte mich wirklich gut und so setzte ich mich daran, die Mahlzeit zu verschlingen und legte mich danach zu Bett.
 


 

Am nächsten Morgen wurde ich zu Taisho-sama gerufen und ging sofort zu ihm. “Herr ihr habt nach mir gerufen”, begrüßte ich ihn und er sah mich kurz an. “Ich habe einen Auftrag für dich Nousagi”, begann er und ich fragte mich, was es wohl sein könnte. “Du musst für mich in den Norden und etwas abholen, was ich dort in Auftrag gegeben habe”, erklärte er und ich verneigte mich. “Jawoll Herr. Was ist es und wo genau kann ich es abholen?”
 

Taisho kam zu mir und überreichte mir ein Bündel in dem wahrscheinlich Geld war und sah mir in die Augen. “Das Dorf Yaku liegt am Fuße eines Berges. Etwas abseits des Dorfes soll der Meister wohnen, bei dem ich den Auftrag gab. Frage nach Shijukara. Das ist sein Name”, erklärte er mir und ich nickte. Ich wusste wo dieses Dorf war, denn wir waren schon einmal daran vorbeigekommen. “Ich mache mich sofort auf den Weg Herr”, verabschiedete ich mich, machte eine Verbeugung und ging dann hinaus. Beim Schmied holte ich meine Rüstung und verabschiedete mich kurz von Ayaka. Sonst gäbe es nur wieder ärger, wenn ich das Vergessen würde.

Meister Shijukara

Kapitel 17 Meister Shijukara 

 

Nach einem Tag Fußmarsch kam ich am Fuße des Berges an. Der Norden war ein felsiges Land mit vielen dichten Wäldern und da der Winter schon vor der Tür stand, war es hier unheimlich kalt. Ich hatte mir einen dicken Haori mitgenommen und ihn über meine Rüstung gezogen. Dieser Schütze mich nicht nur vor der Kälte, sondern versteckte ebenso das ich ein Krieger war. Meine Kampftechnik, die ich mir beigebracht hatte, basierte zum größten Teil auf dem Überraschungsmoment. Dieser war mir mit der Verkleidung noch sicherer und so kam ich gegen Mittag in das Dorf Yaku.  

„Guten Tag. Ich suche den Meister Shijukara. Könnt Ihr mir sagen, wo ich ihn finde?“, fragte ich einen alten Greis und dieser schnaubte verächtlich. „Meister sagst du?! Ich kenne hier keinen Meister der so heißt. Aber du kannst das Weib da drüben fragen. Die kennt ihn“, war seine schroffe Antwort und ich folgte seinem Fingerzeig.  

Dort stand eine zierliche, schlanke Frau in einem dunkelblauen Kimono, über dem sie einen dicken braunen Haori trug. Ihr Haar war kaum auszumachen, denn sie trug eine Art Mütze in demselben Braunton. Ich wendete mich von dem Mann ab und ging auf sie zu. „Verzeihung", sprach ich sie an und ihr Gesicht wandte sich mir zu. Ihre Azurblauen Augen durchstachen mich und ich blieb erstarrt stehen. Ihr Gesicht war so fein und hübsch, dass ich es kaum beschrieben konnte. Mein Herz schlug augenblicklich schneller und ich musste mich beherrschen, um es unter Kontrolle zu bekommen.  

„Was willst du denn?“, fragte sie schroff und zog den Korb in ihrem Arm etwas zurecht. Ich blickte hinein und sog den Geruch ein. Yokaiknochen?, fragte ich mich und ihr schien es zu reichen. Sie wendete sich ab und warf dem Händler einiges Geld zu. „Hier nimm! Du Halsabschneider!", warf sie ihm zu und er schimpfte über ihre Frechheit. Danach ging sie an mir vorbei und ignorierte mich einfach. Perplex stand ich da und wurde von Händler gemustert. Er verkaufte Messer und kleinere Werkzeuge. „Was kann ich für dich tun Bursche? Brauchst du ein anständiges Schwert?“, fragte er mich und bot mir sogleich ein Modell an. Ich schüttelte schnell den Kopf und sah ihn Entschuldigen an. „Nein Herr, ich brauche nichts. Danke!“  

Nachdem ich den Mann verlassen hatte, suchte ich in der Menge des Platzes die junge Frau. Ich hatte mir automatisch ihren Geruch eingeprägt und er versetze mir Gänsehaut. Konzentrier dich, rügte ich mein inneres und filterte die vielen Gerüche bis ich ihren fand. Sie roch irgendwie nach frischem Holz und harz, was sie interessant machte. Wenige Frauen rochen nach solch maskulinen Dingen. Ich folgte ihr und als sie das Dorf verließ und in Richtung Wald ging, holte ich sie ein.  

„Wartet bitte", bat ich, doch sie hielt nicht an. Fragend sah ich ihren Rücken an und seufzte. „Ich habe eine Frage Weib", versuchte ich es nochmal und bekam nun ihre Aufmerksamkeit. „Wie sprichst du mit mir?“, fragte sie und ich blinzelte. Hatte ich etwas Falsches gesagt?  

Wieder zog sie den Korb näher an sich heran und mir kam der Gedanke, das er wohl sehr schwer sein könnte. So wie sie ihn hielt könnte es sein. „Ich suche Meister Shijukara. Könnt ihr mir sagen, wo ich ihn finde?“, bat ich um ihre Hilfe und sie rollte mit den Augen. „Wenn du mir meinen Korb trägst, dann zeige ich es dir", antwortete sie und sah mich dann auffordern an. Sofort war ich bei ihr und sie sah mich überrascht an. Ich hatte vergessen meine Schnelligkeit zu zügeln. Hatte sie das überrascht?  

Sie reichte mir den Korb und ich ging dafür näher an sie heran. Kurz berührten sich unsere Hände und ich bemerkte das ihre eiskalt waren. Sie zuckte zurück und drehte sich schnell herum. „Nun komm", bat sie und ich folgte ihren Schritten. Der Korb war wirklich sehr schwer gewesen. Vor allem für eine menschliche Frau und so trug ich ihn nur zu gerne für sie. 

„Da sind wir“, klärte sie mich auf, als wir in eine kleine Hütte gingen, die am Waldrand stand. Das Feuer prasselte angenehme Wärme in den Raum und meine Muskeln entspannten sich sofort. Die junge Frau ging noch näher ans Feuer und warf zwei Scheite Holz darauf damit es nicht ausgehen würde. „Stell den Korb auf den Tisch", befahl sie kurz und ich fragte mich, warum ich neuerdings Knecht war. Doch ich tat es und sah mich dann weiter im Raum um. In der einen Ecke befand sich die Schlafstätte, die mit mehreren Decken bedeckt war. Ob sie hier wohl schlief? Ihre Finger waren wie Eis gewesen. Auf der linken Seite befand sich das Feuer und somit auch die Kochstelle. In der Mitte lagen Kissen aus, die zum Sitzen einluden. An einer Seite des Raumes stand ein Tisch und auf den lud ich den Korb ab. Wofür sie diese Knochen wohl benötigte? 

Als ich mich umdrehte, entfernte die junge Frau gerade ihren Umhang und ich erhaschte ihren kurvigen Körper. Hart schluckte ich, auch wenn ich nicht wusste, woher diese plötzlichen Gedanken kamen. Sie war wirklich schön anzusehen. Ruhe! Schluss Nousagi!, rügte ich und beobachtete sie weiter, wie sie die Mütze abnahm. Ihr Haarknoten löste sich augenblicklich und ihr tallienlanges braunes Haar, fiel ihr über den Rücken. Dies bewirkte das ihr Geruch wieder stärker zu mir strömte und mein Herz in Wallung brachte. Was war das nur? Ich musste schnell hier weg! 

“Sag, wo finde ich den Meister?”, fragte ich schnell und sie sah zu mir. Dieses blau. “Was willst du eigentlich von ihm?”, fragte sie zurück und mein Blick fiel auf ihre rosigen Lippen, die einen wunderschönen Schwung hatten. Was denkst du da eigentlich Nousagi!? schollt ich wieder. “Ich bin im Auftrag des Taishos hier und soll etwas abholen”, erklärte ich mich und ihre Augen wurden größer. “Du dienst dem Taisho?”, war ihre erstaunte Frage und ich verzog die Augenbrauen. “Ja. Ich bin einer seiner Krieger und seine Leibwache”  

Ihre Augen blinzelten überrascht und sie kam näher zu mir. Sie schien mich zu mustern. Sie war ungefähr einen Kopf kleiner wie ich, war ich in den letzten Jahrzehnten noch einmal ordentlich gewachsen. Doch was mich nervös machte, war das sie versuchte unter meinem Haori etwas zu erspähen. Was suchte sie denn da? So auffällig waren die Weiber im Palast, bei Kami, nie gewesen. Das hier glich ja fast einer Fleischbeschau. Obwohl ich das gar nicht sagen durfte, hatte ich sie doch selbst die ganze Zeit gemustert. 

“Trägst du deine Waffen versteckt, um nicht aufzufallen?”, fragte sie und öffnete ungeniert meinen Haori. Darunter kam meine Rüstung zusammen mit meinem Schwert zum Vorschein. “Hey. Bist du nicht etwas unhöflich?”, fragte ich und sie schnaubte. “Ihr Männer stellt euch vielleicht an”, schollt sie, warf mir meinen Stoff um die Ohren und drehte sich weg. „Und die Maske?“, fragte sie als sie Abstand von mir nahm und ich meinen Haori richtete. Ich würde sie einfach anlügen, denn es ging sie schließlich nichts an. „Teil der Verkleidung“, antwortete ich und sie wendete ihren Blick ab. Zum Glück. 

An einer Seite der Hütte befand sich eine Tür und diese öffnete sie nun. Sie ging hinein und ich roch einen starken Holzgeruch, gemischt mit Staub. Was dort wohl war?, wollte ich wissen und ging ihr hinterher. In dem Raum traf mich der Schlag. Er war komplett mit Regalen ausgekleidet, in dem allerhand kleine und auch große Dinge aus Holz standen. Auf einer Seite roch ich allerdings auch Dämonenknochen, die ebenfalls in andere Formen gebracht worden waren. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch mit einem hohen Stuhl. Auf der Arbeitsfläche, waren unzählige Werkzeuge, Tücher und es lagen dicke Handschuhe dort. Am Boden waren überall Holzreste, fast wie ein dicker Teppich.  

“Was guckst du denn so?”, fragte die junge Frau und ich sah zu ihr. “Ich weiß nicht was mein Herr in Auftrag gab und hatte nicht mit einer Schnitzerei gerechnet”, antwortete ich wahrheitsgemäß und erntete ein kleines kichern. “Euer Taisho scheint ein geheimnisvoller Mann zu sein. Auch wenn ich nur schlechtes von ihm gehört habe”, entgegnete sie und suchte etwas aus einem Regal. Wut keimte in mir auf und ich ging zu ihr. “Wie sprichst du über unseren Herrn?”, knurrte ich leise und sie sah mich fast schon gelassen an. Hatte sie denn keine Angst in Gegenwart eines Yokai, allein in dieser kleinen Hütte?  

“Man sagt das er sich viel herumtreibt und die Freudenhäuser dieses Landes, allesamt kennt wie sein eigenes Zuhause.” Ich konnte nicht glauben, was sie da gerade sagte. Obwohl sie Recht hatte, doch ich wusste das es anders war. Einmal hatte er mich gezwungen mit in so ein Etablissement zu gehen, auch wenn ich mich gesträubt hatte. Mein Herr war den ganzen Abend in netter Gesellschaft gewesen. Hatte Sake und Tee getrunken und gegessen. Mich fanden die Damen allesamt sehr ´süß´, wie sie sagten und verköstigten auch mich. Als sie versuchten meinen Herrn zu bezirzen, lehnte er stets dankend ab und am Ende bat er einfach darum, in dem Raum nächtigen zu dürfen, in dem sie uns empfangen hatten. Sie waren zwar etwas bedrückt, weil sie an ihrer Schönheit zweifelten und hatten dann auch bei mir ihr glück versucht, doch auch hier waren sie auf Granit gestoßen. Am Ende schliefen wir stets in diesen Häusern. Besonders wenn es draußen kalt und nass war. Taisho war eben schlau und wusste, das ihn niemand von dort ablehnen würde, um ein großes Geschäft abstauben zu können. Doch am Ende trickste er sie aus. 

“Für ihn sind das nur Gasthäuser”, antwortete ich und er lachte los. “Natürlich”, schrie sie fast schon und ich rollte die Augen. “Glaub eben was du willst. Hast du ihn denn je zu Gesicht bekommen, damit du es genau wissen könntest?”, fragte ich spitz und sie hörte auf zu lachen. “Nein habe ich nicht.”  

Seufzend sah ich mich noch einmal um. “Wo ist nun dein Meister? Wann kommt er zurück?”, bat ich noch einmal, denn ich wollte endlich meinen Auftrag erledigen. “Ich kann dir einen Teil der Bestellung schon geben”, begann sie und nahm einen Gegenstand aus dem Regal, der in einen dicken Stoff gewickelt war. “Der andere Teil hat leider länger gedauert und ich konnte erst heute die geeigneten Materiealien finden. Ich werde eine Nachricht senden, sobald ich es fertig habe”, klärte sie mich auf und ich stutze. “Was meinst du damit ´sobald ICH es fertig habe´?”, fragte ich nach und nahm das Bündel zur Hand, welches sie mir gegeben hatte. “Na ich muss es noch fertig machen”, antwortete sie, als wenn ich blöd wäre. “Das meine ich nicht!”, maulte ich und sie kicherte kurz. “Ach das meinst du”, begann sie und reichte mir dann die Hand zur Begrüßung. “Ich bin Shijukara.” 

Schutz

Kapitel 18 Schutz
 


 

Perplex stand ich da und sah der jungen Frau in ihre schönen blauen Augen. Sie war der Meister zu dem ich geschickt worden war? Ein wenig wollte ich das nicht glauben, aber es schien zu stimmen. Hier stand nur eine Schlafstätte und auch sonst sah es danach aus, als wenn hier nur eine Person leben würde. Trotzdem hatte ich an einen Mann gedacht. Ob ich meinen Herrn falsch verstanden hatte?
 

Shijukara bemerkte mein Nachdenkliches verhalten und kam mir mit fragendem Blick näher. “Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?”, fragte sie tadelnd und ich zuckte zusammen. “Nein. Ich hatte nur eher”, begann ich und sie unterbrach mich: “An einen Mann gedacht?” und drehte sich von mir weg. Wieder flog ihr Geruch in meine Richtung und in mir rührte sich etwas. Ich musste hier weg. Das Biest war komisch unruhig. “Entschuldigt. Wahrscheinlich habe ich einfach meinen Befehl falsch gedeutet”, entschuldigte ich mich und nahm dann das Geld zur Hand. “Hier ist dein Lohn. Meldet euch einfach sobald der Rest fertig ist”, sprach ich und gab ihr das Säckchen mit Geld. Sie nahm es an und grinste frech. “Auf einmal kann er höflich ein?”, zog sie mich auf und ich drehte mich zum Gehen. Dabei schnaubte ich und sah dann zu ihr, wie sie kicherte. Dabei sah sie wirklich hübsch aus, musste ich zugeben. Wieder dieser Druck im inneren. “Ich sollte nun gehen”, kündigte ich an und ging in den Hauptraum. Sie folgte und hielt mir die Tür auf. “Dann bis bald Krieger”, verabschiedete sie mich und mir fiel jetzt erst auf, das sie meinen Namen nicht kannte. “Nousagi, ist mein Name. Bist bald Shijukara-sensei", lächelte ich ihr zu und ihre Wangen wurden leicht rot, als ich das Kürzel für Meister dazusetzte.
 


 

Ich lief einige Meilen, bis mir auffiel das ich ihr den falschen Stoffbeutel gegeben hatte. Ich war so von ihrem Aussehen und dem Gespräch, zudem mit dem aufkeimenden Biest, beschäftigt gewesen das ich ihr meinen eigenen Stoffbeutel mit Geld gegeben hatte. Seufzend blieb ich stehen. Bei dem wenigen hab und gut, welches ich besaß, durch die Kleinigkeiten die ich den Damen des Schlosses ab und zu schnitzte, kam bei weitem nicht so viel zustande, wie das Bündel in meinem Armen kosten würde. Ich musste also zurück und das Missverständnis klären, bevor sie in ihrer Botschaft noch über mich herzog. Sie war sicher die Sorte frau die so etwas tat, denn sie hatte ja gezeigt, dass sie ein freches Mundwerk hatte.
 

Also machte ich kehrt und lief die zwei Stunden wieder zurück. Als ich näher kam roch ich allerdings etwas was mir Unbehagen bereitete. Angst. War etwas vorgefallen? Denn der Geruch kam definitiv aus ihrer Richtung. Ich rannte noch etwas schneller und kam bald am Waldrand hinter ihrem Haus an. Dort hörte ich schon laute schreie von ihr und weiteren Männlichen Stimmen. Meine Nase filterte drei Personen und Shijukara in dem Haus heraus. Augenblicklich sprang ich vor die Tür und bemerkte das sie, trotz der Kälte weit aufstand. Drinnen hörte ich Gegenstände fallen und Dinge zu Bruch gehen.
 

Ohne weiter zu zögern ging ich hinein und erschrak. Dort waren drei Männer gerade dabei über die wehrlose Frau herzufallen. Zwei hielten Shijukara am Tisch fest und der dritte wollte wohl gerade seine Kleidung lockern und sah mich jetzt wütend an. “Hey Yokai! Was machst du denn noch hier?! Verschwinde gefälligst!”, brüllte er mich an und ich ließ meinen Blick zu Shijukara schweifen. Sie zitterte und an den roten und blauen Flecken in ihrem Gesicht und ihren Armen, welche, ebenso wie ihre Beine, von der Kleidung befreit worden waren, schloss ich das sie sich hartnäckig gewehrt haben musste. Ihre blauen Augen allerdings wendeten sich ab, als sie meinen Blick sah.
 

In meinem inneren brach die Hitze aus und bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, leuchteten meine Augen rot auf. “Weg von ihr”, knurrte mein Biest bedrohlich und die beiden die Shijukara festhielten, fingen an, an ihrer Tat zu zweifeln und entließen sie. Doch der dritte grinste und trat zu mir. Er öffnete seinen Haori und zeigte mir sein Schwert welches dort an seiner Hüfte ruhte. “Willst du halbe Portion dich etwa mit uns anlegen?”, drohte er und forderte mich dann auch noch heraus. “Na dann komm und ich zerlege dich vor ihren Augen. Danach wird sie sich nicht mehr wehren”
 

Mit einem gezielten Griff, packte ich ihn am Hals und warf ihn zur Tür hinaus. “Du solltest dich nicht mit mir anlegen! Du Abschaum von einem Mensch!”, knurrte mein Biest und ich ließ es gewähren. Solche Wesen gehörten in die Hölle. Ein Blick zu den anderen beiden, brachte sie dazu die Flucht zu ergreifen. Mein Blick wanderte zu Shijukara die sich langsam aufrappelte. Sie musste schmerzen haben und ich wollte ihr helfen, doch sie zuckte zurück.
 

“Hey Bursche ich bin noch nicht fertig mit dir!”, rief es von draußen. Hatte dieser Affe denn keinen überlebenssinn?, fragte ich mich und sah zur Tür. Danach wanderten meine Augen aber nochmal zu Shijukara welche sich auf den Boden sinken lies. Ich kniete mich zu ihr und ignorierte das zucken ihres Körpers. “Fürchte dich nicht. Ich kümmere mich um diese Kerle”, versprach ich und ihr Kopf nickte kurz.
 

Draußen stand der Mann mit seinem Langschwert und grinste mich frech an. “Dir werde ich es zeigen du Yokai. So lasse ich nicht mit mir umgehen!”, rief er und griff an. Ich wich einfach aus, als er zuschlug und versetze ihn damit in Erstaunen, als ich neben ihm landete. “Ihr lasst euch so etwas nicht gefallen?!”, fragte ich und wich seinem nächsten unkontrollierten Schlag aus. “Aber sie soll sich von euch vergewaltigen lassen?!”, warf ich ihm vor und fing seine Klinge mit meiner Hand ab, als er diese direkt auf meinen Kopf hinabsausen lies. Seine Augen weiteten sich und die beiden anderen liefen angsterfüllt davon. Menschen waren manchmal solche Feiglinge. Ohne auf den Schmerz in meiner Hand zu achten, drängte ich die Klinge zurück, behielt sie allerdings in der Hand. “Verschwindet von hier und kommt nie wieder”, sagte ich mit bedrohlichen grollen und sah dem Kerl tief in die Augen. Dieser bemerkte sein unterliegen und ergriff die Flucht, ohne sein Schwert mit zu nehmen. Seufzend warf ich es ihm nach und sah noch einige Sekunden in die Richtung. Was sollte ich denn jetzt nur tun? Ich könnte die Frau doch nicht alleine hierlassen. Wer wusste denn, ob diese Idioten nicht wiederkommen würden?
 

Eine warme Berührung weckte mich aus meinen Gedanken und ich sah zu meiner Hand. Shijukara kniete neben mir und besah sich die blutverschmierte Haut. Langsam hockte ich mich zu ihr, denn ich wollte sie nicht verschrecken. “Das ist nichts”, beruhigte ich sie und nahm etwas Schnee vom Boden, um es in meiner verletzten Hand zu verteilen. Es begann sofort zu schmelzen und vermischte sich mit dem Blut. Als es nur noch Wasser war, war die wunde verschwunden. Shijukara schwieg und sah nur zu. Es schien sie nicht zu überraschen. Sie musste wahrlich viel über uns Yokai wissen, weswegen sie die Knochen wohl auch benutze um Dinge anzufertigen. Taisho experimentierte ja ähnlich. Auch wenn ich nichts Genaueres darüber wusste.
 

“Ich werde dich mitnehmen”, beschloss ich und endlich sah ich das blau ihrer Augen. “Nein. Das geht nicht”, ging sie dagegen. “Ich kann dich schlecht hierlassen. Wer weiß ob diese Kerle noch einmal wiederkommen”, erklärte ich und sie schüttelte den Kopf, welcher voller beulen und blauer flecken war. “Ich kann selbst auf mich aufpassen!” Schnaubend sah ich zur Seite. “Das habe ich gesehen.” Ihr Körper setze sich in Bewegung und ging schnellen Schrittes auf das Haus zu. War sie nun beleidigt, weil ich das gesagt hatte? Eilig folgte ich ihr und sie drehte sich zu mir um. In ihren Augen hatten sich Tränen gesammelt, die ihrer Wut Platz machten. “Verschwinde von hier!”, schrie sie mich an und ich stoppte in meinen Bewegungen. Ich wollte ihr doch nur helfen und sie in Sicherheit wissen. Ich öffnete meine Lippen um etwas zu sagen, doch sie fuhr mir dazwischen als sie einen Becher nach mir warf, denn ich vor meinem Gesicht abfing. “Verschwinde einfach!”, schrie sie mit einem Ton der in meinen Ohren schmerzte. Es machte keinen Sinn. Ich müsste ihr Ruhe gönnen, damit sie die Situation erst einmal verdauen konnte. Geschlagen stellte ich den Becher verkehrt herum auf den Tisch und ging schweigend hinaus, verschloss die Türe und sprang auf einen hohen Baum. Mucksmäuschenstill setze ich mich auf einen Ast und lauschte ihrem Zusammenbruch.
 

~
 

Eine ganze Woche blieb ich dort auf dem Baum sitzen und verließ ihn nur, wenn auch sie ihre Hütte verließ, was kaum der Fall war. Ich lauschte dem kratzen ihrer Werkzeuge, die sie am Holz oder den Knochen ausließ. Sicher würde ich einen Mordsärger von meinem General bekommen, weil ich länger als nötig fortblieb, aber das war mir egal. Zunächst wollte ich nur einige Tage bleiben um sicher zu gehen, das die Männer nicht wiederkamen. Es stellte sich heraus das niemand hier her kam. Die Dorfbewohner blieben in ihrem Dorf und Shijukara ging nur dort hin, um Lebensmittel zu holen. Sie führte ein einsames leben, stellte ich fest.
 

Eines Nachts, ich hatte etwas die Augen geschlossen, hörte die Umgebung aber noch genau ab, hörte ich plötzlich ihre Schritte nahe dem Baum auf dem ich saß. “Nousagi”, hörte ich sie rufen und öffnete langsam die Augen. Sie hatte mich entdeckt. “Komm herunter du Gaffer”, schollt sie ruhig und ich sah hinab zu ihr. Das Azurblau ihrer Augen funkelte mich von dort unten an und ich sprang hinab. “Was tust du denn immer noch hier?”, fragte sie mit einem vorwurfsvollen Ton. Lächelnd sah ich sie an und zuckte mit den Schultern. “Du wolltest ja nicht mitkommen und ich wollte dich in Sicherheit wissen”, erläuterte ich mein handeln. Ihre Augen wurden größer, bevor sie zur Seite sah. “Das musst du nicht”, bat sie. “Ich wollte es aber”, erwiderte ich schneller als ich darüber nachdenken konnte. Dabei kam mir ein Gedanke. Warum wollte ich das eigentlich? Es war ja klar, dass ich ihr helfen wollte damit die Kerle nicht doch noch das bekamen, was sie beim letzten Mal, durch mich nicht bekommen hatten. Aber eine Woche überspannte den Zeitraum ja dann schon irgendwie.
 

“Dein Taisho wird doch sicher nicht erfreut sein, wenn du dich so lange herumtreibst, oder?”, fragte sie dann und ich erhaschte wieder ihren Blick. Irgendwie konnte ich mich in diesen Augen verlieren, die wunderschön im Mondlicht schimmerten. “Es wird sicher keine fröhliche Begrüßung. Das liegt aber eher an meinem General”, erklärte ich und musterte noch einmal die zarte Haut ihrer Wangen, welche fast gänzlich geheilt waren und ihre rosafarbenen Lippen. Sie zogen mich irgendwie an, auch wenn ich nicht verstand warum. “Du solltest nun gehen”, bat sie erneut leise und ich riss mich von ihren Lippen los um wieder in ihre Augen zu sehen. Diese strahlten mich an und sie lächelte. “Du kannst mich ja mal wieder besuchen kommen”, bot sie an und auch ich musste schmunzeln. “Sobald du Bescheid gibst, komme ich zu dir”, versprach ich und sie schloss ihre Augen, ohne das lächeln sterben zu lassen.

Gefühle?

Kapitel 19 Gefühle? 

 

Mein Herr empfing mich genauso normal wie immer. Kein Wort ließ er über meine längere Abwesenheit fallen und dankte mir das ich den Auftrag erledigt hatte. Er war nur missgelaunt, weil sein Auftrag nicht zur Gänze fertig gewesen war.  

Nachdem ich den Taisho verlassen hatte, traf ich auf dem Weg zum Training auf Ayaka. Da sie ebenfalls eine Inu war roch sie mich natürlich immer, wenn ich von meinen Aufträgen wiederkam. „Wie war dein Auftrag? Ist alles gut gegangen?“, fragte sie sofort los. „Ja alles hat gut geklappt. Ich musste dem Meister nur etwas beschatten", erklärte ich und ihre blauen Augen funkelten auf. „Wieso denn das? Ist der Meister nicht ebenfalls ein Yokai?“, dachte sie mit nach und ich musste kurz lachen als ich an den wahren Meister dachte. Das lange braune Haar und diese funkenden azurblauen Augen. „Warum lachst du?“, grummelte Ayaka und ich versuchte meine Fassung wieder zu erlangen. „Ach weißt du. Der Meister ist eine Meisterin und nein, keine Yokai"  

Ayaka klappte die Kinnlade herunter und ihr Blick wurde noch verwunderter. „Eine menschliche Frau erfüllt Aufträge für unseren Herrn?“, war das einzige was sie dann herausplapperte und ich schüttelte den Kopf. Warum denn nicht? Menschen waren nicht schlauer oder dümmer wie wir. Das einzige was uns Unterschied war die Lebensdauer und unsere Fähigkeiten.  

„Na sag mal Nousagi?“, hörte ich meine Freundin dann aber kleinlaut fragen und sah sie an. „Hm?“. Ihr blick war zu Boden gerichtet und sie fummelte an dem Korb den sie trug herum. „War sie hübsch?“, fragte sie dann und wendete den Blick zu mir. Sofort stieg mir die Hitze in die Wangen und mein Herz schlug schneller. Natürlich war Shijukara eine hübsche Frau gewesen und ich hatte sie unverschämt lange betrachtet. Aber warum wollte Ayaka das nun wissen? War mein Verhalten anders geworden?  

Ihre Augen wurden plötzlich traurig und sie senkte wieder ihr Haupt. „Vergiss es. Das war eine blöde Frage", gab sie auf und lief etwas schneller. „Ayaka?“, fragte ich, denn ich wusste nicht warum sie nun so reagierte. Wollte sie nun doch keine Antwort mehr darauf haben? Verwirrt ging ich ihr nach, doch am Trainingsplatz wurde ich aufgehalten.  

„Hey! Hasenjunge! Wo hast du die ganze Woche gesteckt?!“, ertönte Zenos aufgespielte Stimme. Er liebte es, uns Krieger herumzuschubsen, wenn wir nicht zum engeren Kreis von Bakus Leuten gehörten. „Was geht es dich an Zeno?", fragte ich und verschränkte die Arme. „Zeno-sama für dich kleinen Fluchtyokai", knurrte er und hörte schnell auf als unser General auf den Platz trat. „Nousagi. Wo warst du?“, fragte er noch ruhig, doch ich kannte den gewissen Unterton in seiner Stimme. Diesen hatte er immer dann, wenn er sich große und schmerzhafte Strafen für uns ausdachte. Trotzdem ging ich näher zu ihm und sah ihm in die Augen. „Ich war im Auftrag des Herren"  

„Ich dachte du bist so schnell? Warum hast du dann eine Woche gebraucht? Sicher hast du auch dein Training vernachlässigt. Solches Verhalten dulde ich nicht!“, redete er los und brüllte am Ende förmlich. Schnaubend drehte ich mich um und wollte gehen. Doch Zeno griff nach meinem Arm und riss mich zu ihm. „Ein bisschen mehr Respekt vor deinem General du kleiner unverschämter Bengel!“, grollte er und hielt mich fest. Kurz sah ich zu Baku und dann wieder zu Zeno nur um zu schmunzeln. „Das dort, ist nicht mein General. Das ist nur ein aufgeblasener Yokai, der es durch euch Affen ohne Hirn geschafft hat, General zu werden.“  

Diese Antwort war natürlich zu viel. Zeno explodierte und riss mich auf den Boden. Ich konnte mich allerdings abstützen und drehte meinen Körper so, das ich ihn mit der Hacke gegen den Oberkörper treten konnte. Dies blieb natürlich nicht unbemerkt von ihm und er schrie auf. In diesem Moment lockerte er unbewusst seinen Griff und ich schlüpfe unter ihm heraus. Im Stand klopfte ich mir den Schnee vom Haori und sah zu Baku. Dieser knurrte und funkelte mich wütend an. „Das wirst du noch bereuen Hasenjunge“, drohte mir der General und ich wendete mich einfach ab. 

Das Baku und ich niemals auf einen Nenner kommen würden, stand schon bei unserer ersten Begegnung fest. Doch dieses Theater nervte unheimlich. Warum konnte er nicht ein normaler General sein? Der einfach das Training anordnet und beobachtet, hilft wenn nötig und mit uns in den Krieg zog? 

Baku trank ohne Ende, wenn kein Training war. Natürlich gefiel das seinen Anhängern und auch den anderen gut. Da war er fast schon umgänglich. Doch beim Training und besonders bei meinen Aufträgen, schaute er so akribisch auf alle Fehler die man machen konnte, um uns nur ordentlich bestrafen zu können. Schläge und Hiebe waren da noch die leichtere Variante. Bis jetzt konnte ich mich meistens herauswinden. Aber Baku hatte auch dafür eine Lösung, denn er wusste das ich ein mitfühlendes Wesen hatte. Und so passierte es oft, das er einige Krieger zusehen lies. Manchen gefiel es, anderen nicht und an mir kratze mein Biest. Oft gab es keinen großen Grund für die Zurechtweisung und das lies mein Inneres wahrlich rebellieren und toben. In diesen Situationen war es oft schwer alles zu kontrollieren, aber ich musste mich fügen. Taisho gefiel es zwar nicht, doch er konnte nichts machen. Manchmal drohte er Baku oder brummte ihn ungebührliche Aufträge auf, nur damit wir etwas Ruhe haben konnten. Neuwahlen wären aber auch unnötige Zeitverschwendung, solange Baku so viele Anhänger hatte. Also lebten wir alle damit und hoffen das er irgendwann fallen würde. 

„Nousagi?“, riss mich Yukaras Stimme aus den Gedanken. Ich erblickte sie und ihre Tochter. „Hallo ihr beiden“, begrüßte ich sie und bekam zwei lächelnde Gesichter. „Was hast du denn angestellt?“, fragte die ältere und kam zu mir auf Augenhöhe. „Ich habe länger in meinem Auftrag gebraucht und Baku gefällt das nicht“, antwortete ich und Yukara rollte die Augen. „Natürlich. Der große General Baku“, äffte sie kurz und kicherte dann. „Aber das meine ich gar nicht. Ayaka kam uns eben, so geknickt, entgegen. Damit hast du doch sicher etwas zu tun“, sprach sie weiter und funkelte mich kurz an. Blinzelnd sah ich zu ihr und wusste nichts darauf zu sagen, also verteidigte ich mich einfach: „Ich weiß nicht was sie verärgert haben könnte“ 

Yukara lachte auf und ihre Tochter Aiko stimmte mit ein. Verwirrt sah ich zwischen ihnen hin und her. „Könnt ihr mir mal erklären, warum ihr so lacht?“, fragte ich nachdem die beiden minutenlang lachten und sich sogar schmerzend den Bauch hielten. „Oh Nousagi! Siehst du es denn nicht?“, fragte Aiko. „Was sehen?“, fragte ich denn ich wusste nicht was sie meinte. Aiko kam zu mir und tippte auf meine Brust. „Sehen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Spürst du es denn nicht, was Ayaka für dich empfindet?“  

Ayaka empfand etwas für mich? Natürlich Freundschaft, oder war da noch mehr? Und wenn ja, was genau? Das Wort liebe existierte für mich, auch nur als solches. Ich wollte niemanden der um mich trauern würde, wenn mir mal etwas passieren sollte. Aber ich konnte ihr ja nicht verbieten diese Gefühle zu empfinden. Allerdings musste ich ihr klar machen, das ich daran kein Interesse hegte.  

„Sprich mit ihr Nousagi. Ihr müsst diese Dinge klären, denn ich kenne dich“, bat Yukara und ihr Gesicht war ernst. Sicher dachte sie nun an Satoru. Auch wenn die beiden sich liebten und eine Tochter hatten, so wäre es sicher besser gewesen diese Liebe nicht zu leben, denn es schmerzte noch immer zu sehr. Also nickte ich und die beiden Frauen ließen mich allein. 

Einige Wochen vergingen und ich fand einfach keine Gelegenheit mit Ayaka zu reden. Zuerst Mal fürchtete ich mich vor diesem Gespräch. Ich hatte Angst ihre Freundschaft zu verlieren und zweitens war ich mir nicht sicher ob es überhaupt einen Grund dafür hatte. Ayaka benahm sich ganz normal, suchte keine unnötige Nähe oder ähnliches, weswegen ich dann einfach daraus schloss das Yukara und Aiko falsch lagen. 

 

Am heutigen Tag tobte ein schrecklicher Schneesturm. Es war so schlimm, das wir nicht außerhalb des Schlosses trainieren konnten und am Ende beschloss Baku es schlichtweg zu lassen. Ich half Yukara unter dessen schwere Stoffe an den Korridoren anzubringen, damit der Schnee nicht überall hineinkam. Besonders beim Taisho musste alles stimmen. Als sie mich schickte, weitere Stoffe zu besorgen, denn der Wind hatte kein Erbarmen, bekam ich ein lauteres Gespräch mit. Ayaka unterhielt sich aufgebracht an einem der Hoftore und ich beschloss zu ihr zu gehen. Ab und zu passierte es mal, das Yokai oder Menschen ihre Gesuche persönliche vorbringen wollten und das war nicht gestattet.  

„Verschwinde von hier! Der Taisho hat verboten Gesuche persönlich entgegenzubringen. Hau ab“, schimpfte Ayaka und ich quittierte es damit, das ich recht gehabt hatte. Trotzdem trat ich hinter sie und wollte schon mit meiner Stimme ausholen, als ich sah wer dort stand.  

Shijukara. 

Schneesturm

Kapitel 20 Schneesturm
 


 

„Du?“, fragte die weibliche Stimme und ihre Augen erblickten die meinen. Sofort raste mein Herz und ich konnte nicht verstehen, was sie hier machte und das bei diesem Sturm. Ayaka sah zwischen uns herum und wurde immer zorniger. „Kennst du dieses Weib?“, grummelte sie angespannt und ich fing mich wieder aus meiner starre. „Äh, ja Ayaka. Das ist die Meisterin, bei der ich vor einigen Wochen etwas abholte“, erklärte ich und bemerkte das Zittern der jungen Frau. Wir Yokai hatten eine ganz andere Körperwärme und spürten die Kälte nicht so schnell. Trotzdem machte uns dieser Sturm auch etwas aus und so langsam nässten wir unter den tausenden Schneeflocken durch.
 

„Kommt rein Shijukara-sensei“, bat ich sie und ergriff ihre Hand. Diese war so eisig kalt, das es mich schockte. Ayaka japste nach Luft, als ich die junge Frau zu mir zog und einen Arm um sie legte. „Schnell rein, diese Kälte bringt euch den tot“, bat ich sie und bemerkte ihre roten Wangen. Sie musste komplett durchgefroren sein. Ayaka tappte uns wütend hinterher.
 

Ich wusste nicht so recht, wohin wir hingehen sollten, also brachte ich sie in die Küche. Dort brannte das Feuer noch warm und ich manövrierte sie direkt davor. Danach sah ich mich um und stellte den Teekessel auf das Feuer. „Was soll das werden Nousagi?“, brummte Ayaka und beäugte die dick eingepackte Person. Shijukara hatte wieder ihren dicken Hut und die dicke Kleidung am Leib. Sie ähnelte etwas einem Bären und man konnte ihre schöne Figur darunter, bei weitem nicht erahnen.
 

„Ich mache Tee“, erklärte ich und Ayaka schnaubte. „Das musst du nicht Nousagi“, sprach Shijukara und ich blickte zu ihr. Selbst ihre Lippen waren ganz blau. Sie brauchte Wärme. „Tee wird dich aufwärmen“, bat ich darum ihn zu machen und sie schüttelte den Kopf. „Ich brauche nur einige Minuten hier vor dem Feuer und dann gehe ich zu Taisho-sama“
 

„Was wollt ihr von ihm?“, fragte ich und sie wurde wieder kurz roter. Ich hoffte es kam nun von der Wärme. „Sein Auftrag ist fertig und ich wollte es ihm bringen, als Entschuldigung für die Wartezeit“, erläuterte sie und rieb sich wärmend die Hände, bevor sie sich dann abwendete und sich umsah. „Kannst du mir den Weg zeigen?“, fragte sie und ich nickte sofort. Ayaka knurrte kurz und ich sah sie fragend an, woraufhin sie sich abwendete und die Küche vor uns verlies.
 

„Ist sie deine liebste?“, fragte Shijukara auf dem Weg zum Taisho und mein Herz sträubte sich. „Nein, sie ist wie eine Schwester“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Shijukara nickte kurz und griff dann an ihren dicken Haori und den Hut. „Willst du die Sachen ablegen?“, sprach ich sie an und griff nach dem Stoff. Wieder rote Wangen, bemerkte ich als sie schweigend zustimmte. Ich nahm ihr den Stoff ab und trug sie weiter mit. Auf dem Weg kämen wir an meinem Gemach vorbei und da würde ich sie ablegen.
 

„Ich lege deine Kleidung in mein Gemach, dann kann ihnen nichts passieren", bemerkte ich als wir an meiner Tür vorbeikamen. Shijukara sah mich mit großen Augen an und folgte mir dann kurzerhand in mein Gemach. Es war recht groß, hatte ein Bett einen kleinen Tisch und einen Schrank für meine Kleidung. Zudem stand in einer Ecke ein Schrank indem ich meine Schnitz-werkzeuge aufbewahrte. Genau dort erblickte ich sie, als ich ihre Sachen über eine Kleiderstange hängte, damit sie etwas trocknen könnten.
 

„Hast du die hier gemacht?“, fragte die Meisterin und nahm eine kleine Figur in die Hand. Etwas stolz darauf, das sie mein Meisterstück begutachtete ging ich zu ihr und lächelte. „Ja das sind meine Werke“, protzte ich und bekam sofort einen Dämpfer. „Sie sind recht stümperhaft. Das arme Holz!"
 

Mein stolz verflog sofort und ich hätte mich Ohrfeigen können. Natürlich waren dies keine Meisterwerke, wenn eine Meisterin dabei war, sie zu begutachten. „Ich übe noch“, stotterte ich dann und ließ den Kopf leicht hängen. Eine Eiseskälte strich über meine Wange und als ich ihren Blick wieder auffing, lächelte sie dieses bezaubernde Lächeln, wie bei unserer Verabschiedung vor einigen Wochen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, welcher staubtrocken wurde. Ihre Hand war so eisig und doch brannte sie sich in meine Haut, als wäre sie aus Feuer. Plötzlich erstarrte sie kurz und zog die Hand schnell weg. Wie zum Schutz umklammerte ihre andere Hand diese und presste sie dicht an ihre Brust.
 

„Du solltest bei mir in die Lehre gehen“, bot sie nach einigen Minuten an und ging Richtung Tür. „Und nun bring mich bitte zu deinem Herrn.“
 

Nach nur wenigen Metern erreichten wir das Arbeitszimmer des Taishos. Ich klopfte an und einige Sekunden später, nahm ich seine ruhige Stimme wahr. Durch seinen Geruchssinn wusste er sowieso, wer vor seiner Tür stand und musste somit keine Bedenken haben.
 

Ich schob die Tür also auf und verneigte mich tief. „Taisho-sama, ich bringe euch Shijukara, die Meisterin. Sie hat die restliche Bestellung fertiggestellt und ist persönlich hergereist, um sie euch zu bringen“, kündigte ich das Anliegen meiner Begleitung an und stellte mich wieder auf. Zu meiner Überraschung verneigte sich Shijukara nicht und sah dem Taisho erhobenen Hauptes entgegen. Hatte sie denn keinen Anstand? Selbst ich, als Waisenkind wusste nun, wie man sich in Gegenwart unseres Herrn verhielt.
 

„Kommt herein“, bat mein Herr und Shijukara ging schnellen Schrittes auf ihn zu. „Habt dank, Taisho, das ihr mich empfangen habt. Hier ist das letzte Teil für das Schwert, welches ihr in Auftrag geben wollt“, begrüßte sie ihn in einem schnellen Satz und legte das Bündel aus ihren Armen auf den Tisch. Taisho sah kurz zum Bündel und dann zu der jungen Frau die zwischen uns stand. Ich war noch immer verdutzt darüber, das sie so einfach mit unserem Herrn sprach, doch seine Worte schreckten mich aus meiner Starrheit. „Habt dank Shijukara“, begann er. „Nousagi?“ sprach er dann mich an und auch seine Augen sahen zu mir. „Bitte lass Yukara ein Zimmer für unseren Gast richten“, befahl er ruhig und Shijukara ging dazwischen. „Aber nein! Das brauche ich nicht. Ich werde mich gleich wieder auf den Weg machen. Es war mir nur wichtig, das ich euch das Stück bringe, denn wegen mir musstet ihr länger darauf warten, wie ausgemacht.“
 

Taisho stand auf und nahm das Bündel, um es in das Regal hinter sich abzulegen. „Ich denke nicht, das ihr heute oder die nächsten Tage abreisen könnt. Der Wind ist stärker geworden und es wird noch lange so weiter schneien. Ihr solltet lieber hier im Palast bleiben“, erklärte er weiter und ich sah zum Fenster. Er hatte Recht. Das Glas klapperte unaufhörlich und draußen konnte man nichts, außer den kalten und eisigen Schnee erkennen. „Aber Taisho!“ bat Shijukara wieder und ich ergriff ihr Handgelenk. „Der Herr meint es nur gut. Bei dem Wetter holt ihr euch den tot“, versuchte ich sie umzustimmen. Allerdings wendeten sich ihre blauen Augen von mir ab. „Ich bleibe in keinem Schloss voller Yokai“, hörte ich sie murmeln und zog die Augenbrauen hoch. Natürlich sah man das nicht, doch sie schien trotzdem zu bemerken was ich dachte. Und auch Taisho bemerkte es. „Nousagi, du bleibst als Schutz in ihrer Nähe. Außerdem solltest du ihr alles zeigen. Weihe Yukara ebenfalls ein. Euch wird hier nicht geschehen Shijukara. Das kann ich euch versichern. Und sobald der Sturm aufgehört hat, geht ihr in euer Heim“, befahl Taisho endgültig. Sein Ton lies keine Gegenwehr mehr zu und auch wenn Shijukara sich verkrampfte, seit sie hörte, das ich bei ihr bleiben sollte, nickte sie bejahend und das Gespräch war beendet.
 


 

„Das kann er nicht einfach bestimmen“, brummte Shijukara hinter mir, als wir zu meinem Gemach gingen. Ich hatte ihre Hand nicht losgelassen, doch als sie stoppte, entließ ich sie reflexartig. „Er meint es nur gut“, hauchte ich. Die junge Frau schüttelte ihren Kopf und ihre Haare wackelten herum. „Ich kann hier einfach nicht bleiben“, sagte sie wieder und lief dann an mir vorbei, öffnete die Tür zu meinem Gemach und schnappte sich ihren Mantel. „Ich werde nun gehen“, entschied sie und legte sich alles um.
 

Schnell sprang ich zu ihr und ergriff ihre zierlichen Schultern. „Nein. Bleibt hier. Das ist zu gefährlich dort draußen. Allein die Kälte“, fing ich an auf sie einzureden, aber sie wollte nicht zuhören, wendete ihren Blick ab und versuchte meinem Griff zu entkommen. „Lass mich los Nousagi“, bat sie streng, doch ich dachte nicht daran. Mein Herr hatte mir klare Anweisungen gegeben und außerdem wollte ich nicht, dass ihr etwas zustieß. „Nein!“, knurrte ich hart zurück und sie erstarrte. „Ich werde nicht zulassen, das euch da draußen etwas passiert. Entweder ihr bleibt hier, oder“, keifte ich und sie verengte die Augen. „Oder was?“, fragte sie und funkelte mich an. „Ich werde mit euch gehen.“
 

Dieser Satz schien sie zu überraschen, denn sie gab den widerstand auf. „Warum Nousagi?“, war ihre einfache Frage und ich musste schlucken. Warum? Das wusste ich selbst nicht. Aber diese Frau brachte etwas in mir zum Kochen. Mein Herz schlug schneller, mein Hals wurde trocken und ich wollte sie nicht in diesen Sturm oder sonst einer Gefahr wissen. Meine Hände ließen von ihr ab und ich sah in ihre Augen. „Ich will einfach nicht das euch etwas geschieht“, hauchte ich und hielt die Luft an. Was redete ich da nur? Ich verhielt mich untypisch, zumindest fühlte es sich so an. Doch ich konnte ihre nächsten Worte nicht erfahren, denn ich hatte jemand gravierendes vergessen.
 

„NOUSAGI“, rief Yukara hinter mir und stand wütend in der Tür. „Da schicke ich dich um mir Stoffe zu holen, damit dieses verdammte Schloss nicht erfriert und du gabelst eine Menschenfrau auf, um dich mit ihr zu vergnügen?“, schrie sie herum und als ich mich umdrehte um sie anzusehen, entdeckte sie zuerst, das besagte Frau hinter mir stand. Sofort hielt sie die Luft an und sah zwischen uns hin und her. „Ayaka hat wirklich nicht gelogen“, stammelte sie und ich ging auf Yukara zu. Schnell verneigte ich mich vor ihr und senkte den Kopf. „Entschuldige bitte. Aber die junge Frau musste zum Taisho gebracht werden. Er bat mich darum dir Bescheid zu geben, das sie hier bleibt bis der Sturm vorüber ist“, erklärte ich meine Lage und ihre Wut verrauchte schnell. „Achso ist das“, murmelte sie und ging an mir vorbei. „Sei gegrüßt, mein Name ist Yukara und ich bin die Kammeroberin des Herrn. Bitte kommt mit mir und ich zeige euch ein Gemach, indem ihr euch ausruhen könnt“, stellte sie sich Shijukara vor und lächelte freundlich. Shijukara verzog kurz die Lippen, das sah ich, weil ich zu den beiden Damen sah. Außerdem schweifte mein Blick immerzu zu Shijukaras Gesicht. Was spielte in meinem Körper nur falsch?
 

„Geh ruhig mit ihr. Ich werde zu Sanae gehen und sie um etwas zu essen bitten“, schlug ich vor und Yukara bejahte das schnell. „Nun komm“, bat Yukara eindringlicher und nahm Shijukaras Arm. Lächelnd führte sie sie nach draußen und der verwirrte und Hilfesuchende Blick der jungen Frau traf mich.

Hör auf das Biest

Kapitel 21 Hör auf das Biest
 


 

Nachdem ich bei Sanae war und mir eine große Portion Reis und Gemüse, welches in Brühe eingeweicht war, geholt hatte, lief ich meiner Nase nach. Ich folgte den Gerüchen der beiden Frauen. Doch zu meinem Leidwesen, waren sie im Damentrackt. Dort war der Zutritt für alle Männer verboten. Seufzend stand ich also da und wusste nicht wohin mit dem Essen. Also setze ich mich mit den beiden Schüsseln in der Hand vor die Anschlusstür dieses Bereiches.
 

Zu allem elend kam Zeno mit seiner Flamme vorbei und lachte mich aus. „Was machst du denn da schon wieder Hasenjunge?“, lallte er betrunken. Die Dame hielt ihn mit aller Kraft oben, damit er nicht fiel. Viel laufen würde da heute nicht mehr. Das wusste auch die Dame und zog meinen Kameraden näher an sich. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich. Zeno stieg sofort drauf ein und presste seine Lippen auf ihre. Sofort wurde es inniger und ich sah sogar ihre Zungen, wie sie sich abschleckten. Leicht angeekelt stand ich auf und entfernte mich, bevor sie noch weiter gehen würden.
 

Ich beschloss in mein Gemach zu gehen und als ich ankam, entdeckte ich einen Geruch. Er war überall in meinem Raum. Auf meiner Schlafstätte, dort wo ihre Kleidung gelegen hatte, an der kleinen Holzfiguren, welche sie berührt hatte und in der Luft, die sie mit ihrem Geruch geschwängert hatte. Mit geschlossenen Augen stellte ich die Schüsseln auf dem Tisch ab und nahm ihren Geruch war. Holzig und nach Wald. In mir regte sich das Biest und lechzte nach der Quelle, des für mich betörenden Geruches. Ich wusste nicht warum, aber dieser Geruch vernebelte mir die Sinne, machte mich warm und brachte meine Gedanken um den Verstand.
 

Klopfen riss mich aus meiner Trance und ich lief zur Tür. Nur Sekunden später öffnete ich die Tür und die Quelle meiner Benebelung stand davor. „Shijukara“, flüsterte ich und betrachtete sie. Sie roch nach Seife, ihre Kleidung war eine andere und ihr Haar fiel seidig glatt über ihre Schultern. „Bitte Nousagi. Ich muss mich bei dir verstecken“, bat sie und ging ungeniert in mein Gemach. Ich schloss die Tür, denn mein Innerstes wünschte sich nichts mehr, als ihre Nähe. Ich musste dringend mit Yukara reden. Mein Biest wollte durchdrehen und ich musste wissen warum.
 

„Bitte, ich hatte dir essen geholt. Iss“, bat ich leicht stotternd und zeigte auf den Tisch. Ihre Augen wurden groß und im nächsten Moment hörte ich ihren Magen Knurren. Sie wurde beschämt und das brachte ihre Wangen zum Strahlen. „Iss“, bat ich sanft und setzte mich an den kleinen Tisch. Shijukara kam zu mir und setze sich. Sofort begann sie zu essen, denn Stäbchen lagen dabei. Sie schlürfte und verdrückte die Mahlzeit ohne mit der Wimper zu zucken. Ihr Appetit musste riesig gewesen sein. Seufzend lehnte sie sich zurück, als sie fertig war und sah dann zu mir. „Ich danke dir. Ich habe schon seit Tagen, kaum etwas gegessen“, beichtete sie und ich presste sie Zähne aufeinander. Hunger war mir nur zu bekannt. „Ihr solltet angemessen Speisen Shijukara-sensei“, riet ich. Sie begann nur zu kichern und hielt sich dabei die Hand vor den Mund. „Ach Nousagi. Du bist zu fürsorglich. Ich kann mir kaum vorstellen, das du ein Yokai bist“, lachte sie lieb und ich rollte die Augen. „Ich bin aber einer, seit euch das gewiss“, erwiderte ich und ihr Lachen wurde lauter. „Ich glaube dir. Aber du bist trotzdem zu weich.“
 

„Was soll das heißen?“, fragte ich und ihr Lachen erstarb. Sie lächelte mich an und sah genau in meine Augen. „Du würdest einer Frau niemals etwas tun, selbst wenn sie dein Feind wäre. Da bin ich mir sicher“, setze sie mich unter Druck. Doch da konnte sie mich nicht mit locken. Natürlich würde ich niemals einer Frau etwas zu leide tun, wenn es nicht eine durchgedrehte Yokai war, die mein Herr und ich bekämpfen mussten, um die Menschen zu schützen. Aber eine Menschenfrau war natürlich keine große Gefahr und deshalb hatte Shijukara irgendwo Recht.
 

„Willst du mir damit sagen, dass du mein Feind bist?“, fragte ich stichelnd zurück und sie verengte die Augen. Sie änderte ihre Position und neigte sich über den Tisch zu mir. „Wer sagt denn, das ich es nicht sein könnte?“, hauchte sie spielerisch und ich ging darauf ein. „Du arbeitest für unseren Herrn.“ Ihre Lippen schmunzelten und sie schloss kurz die Augen. „Ein Ablenkungsmanöver vielleicht?“, hauchte sie und ihre nähe lies mein Herz wild schlagen. Ich konnte ihren unverwechselbaren Geruch einatmen und er machte mein Hirn wirr.
 

„Was verbirgst du Nousagi?“, brach die Stimme meine Gedanken und ich sah sie verwirrt an. Sie setze sich zurück und ich musste einige Male tief ausatmen um mein Herz zu beruhigen. „Was meint ihr?“, fragte ich nüchtern, doch sie erwidertet nicht. Sicher meinte sie die Maske. War ja klar, dass es auf kurz oder lang dazu kommen würde. „Unwichtig“, hauchte ich und stand auf um mein Gemach zu verlassen. Ich konnte diese ständige Fragerei danach nicht mehr ertragen.
 


 

Die ganze Nacht trainierte ich, um diese blauen Augen aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Ebenso ihren Geruch und diese rosigen, vollen Lippen. All diese Dinge ließen sich nicht mehr aus meinem Geist löschen. Aber warum war das so? Warum verdrehte mir diese verrückte, ungehobelte kleine Menschenfrau den Kopf?
 

Am Morgengrauen lies ich mich auf eine Veranda sinken. Meine Muskeln waren angespannt und ich bräuchte eine Pause. Doch mein Innerstes machte mich verrückt. Mein Biest drängte mich ständig und sendete mir Bilder von ihr. Dieser hübschen Menschenfrau. Warum es mich quälte. Ich musste es endlich herausfinden. Deswegen stand ich wieder auf und suchte nach der einzigen Person, die mir helfen konnte, doch ich wurde entdeckt, bevor ich aus der Trainingshalle gehen konnte.
 

„Wo warst du?“, erklang die Stimme, mit der mich mein Biest die ganze Nacht quälte. Und als ich ihr folgte, erblickte ich das Azurblau ihrer Augen. Mein Herz schlug schlagartig schneller. Wie wenn sich ein Schalter umlegen würde, sobald sie in meiner Nähe war. „Ich habe trainiert“, antwortete ich knapp und zog meinen Suikan von einem Schrank. Ich hatte oberkörperfrei trainiert, denn auch wenn es kalt war, heizte mein Körper beim Training auf. Zudem noch diese Tortur mit meinem Biest.
 

Ich schlüpfte in die Ärmel und fing ihren musternden Blick ein. Warum sah sie mich so genau an? „Ist etwas?“, fragte ich nebenbei und schloss meinen Suikan. Ihr Blick brach ab und ihre Augen sahen in meine. „Ich wartete in deinem Gemach. Entschuldige das es gestern so auseinander ging. Ich war aufdringlich“, entschuldigte sie sich. Ich zog meinen Zopf aus dem Kragen und ging an ihr vorbei. „Frag einfach nie mehr danach“, bat ich und ging dann. Ich wusste, das es hart war. Aber vielleicht spürte sie so, zumindest etwas, wie ich mich immer fühlte, wenn man diese Frage stellte.
 


 

Vorsichtig klopfte ich an der Tür, in der die Kammerdienerinnen stets anzutreffen waren. „Oh Nousagi. Was willst du denn hier?“, fragte Aiko die ihrer Mutter half. Yukara blickte auf und lächelte. „Sicher gibt es etwas für mich zu tun oder?“, bat ich um Einlass und Yukara schien zu verstehen. So eröffnete ich die meisten Gespräche, wenn mir etwas auf dem Herzen lag und nur sie mir helfen konnte.
 

„Komm her, du kannst mir die schweren Schachteln ins Regal legen“, gab sie mir eine Chance und ich trat ein. Sie zeigte auf einen Stapel und ich nahm mir sogleich eine Schachtel. „Unser Gast scheint nicht an Gastfreundschaft gewohnt zu sein“, begann Yukara und erhielt so meine Aufmerksamkeit. Yukara hatte eine erstaunliche Begabung für die Richtung unserer Gespräche. Als wenn sie wüsste, was in mir vorgehen würde. „Als ich heute Morgen nach ihr sehen wollte, war sie verschwunden“, redete sie weiter und stopfte gerade ein Loch in einem der hochwertigeren Kimonos. „Warum erzählst du mir das Yukara?“, fragte ich gespielt gelangweilt und brachte Aiko zum Lachen. Fragend sah ich sie an. „Ach Nousagi. Als wir nach ihr suchten, lag sie bei dir ihm Gemach und schlief. Sie hat uns nicht mal bemerkt“, kicherte sie und ich hielt die Luft an. Schnell sah ich zu Yukara, welche kokett zu mir sah. „Was läuft da mein lieber?“, stichelte sie und ich versuchte meine Gesichtszüge zu erhalten. „Nichts“, antwortete ich und die Damen wurden noch lauter.
 

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Ayaka kam dazu. Diese lächelte freundlich und trat ein. „Was ist denn hier los? Worüber lacht ihr?“, fragte sie und setze sich zu Yukara. Sicher wollte auch sie helfen. „Ach nur über Nousagis erste liebe“, lachte Aiko und ich rollte die Augen. „Das ist nicht wahr“, maulte ich und sah in Ayakas entsetzte Augen. „Ist das wahr?“, flüsterte sie. Vehement schüttelte ich den Kopf. „Nein! Sie schlief zwar in meinem Zimmer, aber wir hatten ein Gespräch was ungut auseinander gegangen ist. Warum sie dann dort blieb, weiß ich nicht“, versuchte ich mich aus der Gefahrenzone zu bringen, aber anscheinend zählte das nicht. „Oh schon der erste Beziehungsstreit. Zwar etwas früh aber lieber jetzt alles regeln“, stichelten die Weiber weiter und ich räumte schnell alle Schachteln weg.
 

„Ich höre mir das nicht weiter an“, grummelte ich und wollte zur Tür. „Ach Nousagi, denkst du denn wir sind blöd? Wir wissen, das da nichts passiert ist. Dein Geruch war viel zu schwach in deinem Gemach und an ihr nicht vorhanden. Wir wollen dich nur ärgern“, entschuldigte Yukara sich lächelnd und brachte mich zum Stoppen. „Warum hattet ihr Streit?“, fragte sie und bevor ich antworten konnte, öffnete sich wieder die Tür. „Yukara, der Herr braucht etwas“, bat ein Diener und Yukara sah zu Ayaka. „Geh du. Es wird nichts wichtiges sein“, befahl sie und Ayaka klappte der Mund auf. Sicher wollte sie wissen, was da zwischen Shijukara und mir los war. Aber die Arbeit verlangte nach ihr und mit Yukara war in solchen Dingen nicht zu spaßen.
 

Also verließ meine Kindheitsfreundin uns und Yukara klopfte neben sich auf das Sitzkissen. Sofort folgte ich ihrem stummen Befehl und lies mich neben ihr nieder. „Also nun erzähl mal“, bat sie erneut und ich seufzte tief auf. „Sie meinte ich wäre zu nett. Vor allem in Bezug auf Frauen“, schmollte ich vor mich hin und Yukara nickte, dass sie verstanden hatte. „Also ich finde nicht, das das eine schlechte Angewohnheit von dir ist. Ich schätze deine freiwillige Hilfe. Du hast mich noch nie abgewiesen, wenn ich dich gebraucht habe“, lobte Yukara und auch Aiko nickte mir aufmunternd zu. „Aber warum stört es dich, das sie so etwas sagt?“
 

Yukaras Augen strahlten warm zu mir und sie gab mir ihre ganze Aufmerksamkeit. „Ich weiß nicht. Shijukara soll nicht denken das ich schwach bin“, gab ich Antwort und Yukaras lächelnd wurde wissend. „Achso. Nun weiß ich, was bei dir los ist.“ „Wirklich?“ fragte ich sofort nach und sie begann weiter zu nähen. „Mach dir keine Sorgen. Dein Biest wird dir schon ein Zeichen geben, glaube mir“, bekräftigte sie mich zu etwas, wobei ich gar nicht wusste was es sein sollte. „Im Moment ärgert es mich eher mit Bildern“, murmelte ich in mich hinein und Yukara schloss nickend die Augen. „Folge deinem inneren Nousagi. Es weiß, was gut für dich ist und was du in deinem Leben brauchst“, erläuterte sie und wieder bekam ich das Gefühl das sie genau wusste, es in mir vor ging.
 

Als ich mich an diesem Mittag verabschiedete, hielt Yukara mich noch einmal an der Hand auf. „Gib ihr auch etwas Zeit. Bei uns Yokai gehen diese Dinge sehr schnell. Bei Menschen dauert es länger, Gefühle zu entwickeln“, gab sie mir Rat und ich würde etwas rot um die Nase. „Warum denn Gefühle? Ich versteh gar nichts mehr“, stöhnte ich und lies den Kopf hängen. „Das wirst du noch verstehen. Hör einfach auf das Biest“

Offenes Buch

Kapitel 22 Offenes Buch
 


 

Am Abend trainierte ich noch etwas, nachdem ich alleine in meinem Gemach gegessen hatte. Ich wollte eigentlich meine Ruhe, doch nach einigen Stunden, als die Sterne schon am Himmel standen, kam Ayaka. „Nousagi“, sprach sie mich an und ich wendete ihr meinen Kopf zu. Sie hielt ein kleines Körbchen mit Gebäck in der Hand und lächelte mich an. Meine kleine Freundin, dachte ich schmunzelnd und ging zu ihr. Schweißnass setzte ich mich auf die Veranda und Ayaka tat es mir gleich.
 

„Ein so spätes Training? Hat dich Yukaras Rat so aus der Fassung gebracht?“, kam sie gleich zum Punkt und fischte sich einen Keks aus dem Körbchen. “Ich weiß auch nicht. Irgendwie verstehe ich nicht, was sie mir sagt“, seufzte ich wahrheitsgemäß und nahm den Keks an den sie mir reichte. Bröselig schmolz er auf meiner Zunge als ich ihn genüsslich kaute. „Was hat sie denn gesagt? Du musst zugeben, das es schon komisch ist, wie sich diese Menschenfrau verhält“, versuchte Ayaka mich aus der Reserve zu locken und ich musste lachen. „Du hättest sie beim Herrn erleben müssen. Sie hat sich nicht einmal verbeugt. Die Frau hat mehr Mumm wie Überlebenssinn“, gab ich wieder und Ayaka japste auf. „Nicht dein Ernst?“, fragte sie ungläubig und ich nickte nur wild.
 

„Aber nun sagst du mir mal, was Yukara gesagt hat“, bat Ayaka und aß noch einen Keks. Ich hatte mich etwas beruhig und sah zum Nachthimmel auf. Es war kühl und mein Suikan lag wie immer auf der Kommode. Shijukaras Gesicht tauchte vor mir auf und ich schmunzelte leicht. Gefühle. Das hatte Yukara gesagt und ich musste zugeben, dass irgendetwas davon stimmte. Aber Shijukara war ein Mensch, ein ungehobelter noch dazu. Und doch. Mein Herz schlug schneller, wenn ich an sie dachte, was ich ziemlich oft tat. Wenn ich sie sah, wurde mein Hals zur staubigsten Wüste und sie machte mich nervös. Zudem war das Biest aufgebracht. Es fiel mir schwer es zu unterdrücken und ich fürchtete mich ehrlich gesagt davor, das es wieder überhandnahm.
 

Der wartende Blick meiner Freundin lies mich ihre Frage wieder aufnehmen. „Sie sprach von Gefühlen und das ich auf mein Biest hören sollte“, erklärte ich. Ayakas Blick veränderte sich urplötzlich und sie wendete ihn ab. „Achso ist das“, murmelte sie. Ich wurde hellhörig. Wusste sie etwa, was das zu bedeuten hatte? Was wollte mir das Biest mit seiner Unruhe mitteilen? „Was weißt du darüber?“, fragte ich schnell und Ayaka setzte sich in Bewegung. Bittend sah ich zu ihr auf, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Das musst du schon selbst herausfinden. Bitte entschuldige mich“, bat sie und ging schnell davon. Fragend sah ich ihr nach und stand nach einigen Minuten auf.
 

Nachdem ich mein Suikan geholt hatte, ihn mir über die Schultern warf, ging ich zu meinem Gemach. Schon vor der Tür bemerkte ich eine schwache Aura hinter der Tür die in mein Reich führte. Wurde das nun zur Gewohnheit? Leise klopfte ich an und schob dann die Tür auf. Mein Zimmer war dunkel. Nur eine fast abgebrannte Kerze spendete ein winziges Licht an meiner Schlafstätte. Auf leisen Sohlen schlich in mein Gemach, schloss die Tür und ging zuerst an meinen Schrank, aus der ich mir frische Kleidung herauszog. Ein kurzer Blick zu meinem Bett, sagte mir das ich keinerlei blicke zu erwarten hatte und so zog ich mich schnell um. In einem langen Yukata setze ich mich an meinen kleinen Tisch und sah wieder zu meinem Bett. Leise und gleichmäßig atmete die zierliche Person darin. Ihr Geruch lag überall in dem Raum. Das Biest rebellierte und spornte mein Herz zur Höchstleistung an. Was sollte das nur alles bedeuten?
 

Augen schließend, sog ich ihren Geruch ein und das Biest grollte in meinem inneren. Ich will sie, bat es und ich öffnete die Augen wieder. Was wollte es von ihr? Vorsichtig krabbelte ich zu meinem Bett und lies mich dort im Schneidersitz nieder. Ihr Gesicht sah so friedlich aus. So rein und makellos. Ohne darüber nachzudenken, strich ich ihr eine verirrte Haarsträhne zur Seite und spürte zum ersten Mal wieder ihre Haut. Meine Finger brannten förmlich und das Biest krisch in mir. Mein Körper pulsierte und ich konnte mich nicht lange wehren. Aber diese junge Frau hatte etwas in mir berührt, obwohl sie es nicht beabsichtigt hatte.
 

Ein stummer Pfiff drang an mein Ohr und ich sah zum Fenster. Der Herr rief nach mir. Ich erkannte den kleinen feinen Unterschied in der Stimmlage dieses Rufes, den nur Inuyokai hören konnten. Der Herr führte ihn damals in der großen Schlacht gegen die Drachen ein, um kommunizieren zu können, auch wenn man viele Meter voneinander entfernt war.
 

Ich stand also auf und ging zum Fenster, öffnete es und stieg hinaus. Auf dem Gang, welcher den Garten mit den Häusern verband, saß Taisho-sama auf einer Bank. Es war zwar kalt, doch der Sturm hatte vor einigen Stunden nachgelassen und nun war es sogar sternenklar geworden. „Morgen soll es noch einmal schlimm werden“, begann mein Herr sein Gespräch, als ich mich neben ihm auf die Bank niederlies. „Ich kann es riechen“, antwortete ich und versteckte die Arme in meinen Ärmeln.
 

„Sie schläft in deinem Gemach wurde mir gesagt“, sprach mein Herr weiter und ich sah zu ihm. Das warme Gold traf mich und ein Schmunzeln umspielte seine Lippen. „Sie scheint dich zu mögen.“
 

Schnaubend schüttelte ich den Kopf. „Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat. Sicher fürchtetet sie sich nur vor den anderen. Sie mag keine Yokai, glaube ich“, stellte ich meine Theorie auf und er lehnte sich lachend zurück. „Dafür erscheint sie mir mehr als mutig. Schon lange hat sich niemand mehr so, in meiner Anwesenheit verhalten“, begann er herauszulachen und als er sich wieder fasste fügte er hinzu: „sie scheint eine interessante Frau zu sein.“
 

Ich hielt schlagartig die Luft an. Natürlich war mir das klar und auch meine Gefühle und das Biest schienen dies ebenso zu sehen. Aber konnte man mir das, so sehr ansehen? Auch Yukara hatte es gemerkt. Taisho etwa auch? Verlegen hielt ich einfach den Mund und starrte auf die schneebedeckte Wiese vor uns.
 

„Dein Biest scheint das auch zu sehen, habe ich Recht?“, fragte er. Mir stockte der Atem und ich nickte nur kurz. Es war mir mehr als unangenehm, das er es bemerkt zu haben schien. Was würde das nun für ein Gespräch werden? Würde er mir sagen können, was ich nicht verstand?
 

„Ach das Biest ist doch ein seltsames Wesen, welches in uns Yokai wohnt. Es macht uns stark und kann uns ebenso schwach machen. Doch am Ende lenkt es uns in unserem Leben und führt uns auf den, für uns besten Weg“, sinnierte mein Herr. Nervös rieb ich den Ärmel meines Yukatas zwischen meinen Fingern und hörte ihm einfach zu. Er kannte mich von allen am besten und würde mich nicht dafür verurteilen das ich ihm nicht antwortete. Auch auf unseren Reisen, hatte es Jahrzehnte gedauert bis sich unser Gesprächsfeld, über dem des Auftrages hinausbewegte. Größtenteils sprachen wir in den Pausen meines Trainings. Nur durch ihn, habe ich mein Biest einigermaßen unter Kontrolle, doch er sagte mir einmal das sich das irgendwann auch wieder ändern könnte. Das Biest im inneren war unberechenbar. Mein Herr war in dieser Zeit zu meinem vertrauten geworden. Ich wusste, das ich mit allem zu ihm gehen konnte und er konnte dafür auf meine bedingungslose Treue und Loyalität zählen. Sicher dachte er anders über unsere Beziehung, doch mir genügte, das er mir zuhörte und mir mit seinem Rat zur Seite stand.
 

„Hat dein Biest schon über die Markierung gesprochen?“, fragte er weiter und holte mich aus meinen Gedanken. Markierung. Dieses Wort hatte Ayaka mir damals versucht zu erklären, als Satoru-sama und Yukara heirateten. Eilig schüttelte ich meinen Kopf und die Wärme stieg in meine Wangen. An so etwas hatte ich niemals gedacht. Natürlich dämmerte es mir, das mein Biest diese Frau mochte und ich natürlich auch, aber Markierung? Zudem wusste ich ja immer noch nicht genau, was damit gemeint war. Als Taisho nicht weiter redete, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn zu fragen. „Was hat es damit auf sich? Ich hörte es damals als Satoru-sama und Yukara ehelichten, doch so richtig erfahren habe ich nichts drüber“, murmelte ich leise und hoffte er würde mich hören.
 

Nun war Taisho derjenige, der etwas rot um die Nase wurde und der hart schluckte, bevor er anfing zu reden. „Naja ich kann es dir auch nur theoretisch erklären“, begann er. Doch mir kam gleich eine Frage auf. „Habt ihr und Tsuky no Megami nicht diese Markierung geschlossen?“, fragte ich und nun schüttelte er, mit einer harten Grimasse, den Kopf. „Bloß nicht. Nein. Tsukyomi und ich haben nur einen Erben gezeugt. Ich bin niemals einen Bund auf dieser Basis eingegangen. So wie es nun ist, wird es sich auch nicht ändern. Als Taisho habe ich keine Zeit für eine Ehefrau“, brummte er am Ende und sah leicht traurig zum Apfelbaum, von dem ich ihm damals einen Apfel holte.
 

„Das heißt, die Markierung ist eine Art Vermählung?“, fragte ich um ihn wieder auf das Thema zu bringen. Sein Blick traf meinen und er schmunzelte. „So in der Art. Allerdings ist es noch mehr. Das Yokaipaar vereinigt sich nicht nur körperlich“, erklärte er und ich bekam wieder rote Wangen. „Sondern auch Mental. Durch einen Biss, egal wo am Körper, tauscht das Paar sein Yoki miteinander.“
 

„Dadurch spürt man dann die Schmerzen des anderen? So wie bei..“, stotterte ich und Taisho räusperte sich. „Genau. Wie damals als Satoru starb.“
 

Wir wurden ruhig und sahen einfach in den Garten hinaus. Nach einigen Minuten stand Taisho dann neben mir auf und streckte sich. „Höre auf dein Biest Nousagi. Es wird Dir schon sagen, ob diese Frau, die richtige für dich ist“, gab er mir seinen Rat und streckte mir die Hand zum Aufstehen zu. Ich ergriff sie und stand nun neben ihm. „Ich wünsche dir, das sie dich auch erwählt.“
 

Mit roten Wangen lies ich seine Hand los und bemerkte wie er sich lächelnd umdrehte. „Eine gute Nacht Nousagi“, wünschte er und streckte winkend die Hand. Doch mir lag noch etwas auf der Zunge, was ich ihm sagen musste.
 

„Ich wünsche mir, das ihr auch die richtige findet, Herr. Ich habt es hundert Mal mehr verdient, wie ich“, rief ich ihm zu und brachte ihm dazu, kurz stehen zu bleiben. Schnaubend ging er weiter und schloss die Tür zu seinem Gemach.
 


 

Zurück in meinem, nahm ich wieder neben dem Bett Platz und lehnte mich an die Wand. Shijukara hatte sich etwas bewegt und die Decke bedeckte Ihren Körper nur noch Sperlich. Kurzerhand zog ich die Decke über sie und sie murmelte anerkennend irgendetwas unverständliches. Sie schien einen festen Schlaf zu besitzen. Noch ein letztes Mal betrachtete ich ihre zarten Züge und schloss dann selbst die Augen.
 


 

Am Morgen wachte ich vor ihr auf und schlich mich zum Training. Als wir unser Frühstück zu uns nahmen entdeckte ich zwei azurblaue Augen. Shijukara stand am Rand der Halle und sah durch die Tür hinein. Kurzerhand winkte ich sie zu mir, was Baku nicht gefiel.
 

„Muss sie hier, nun auch noch alles mit ihrem Geruch verpesten“, gröllte er und Shijukara zuckte. Ich hörte wie sie Luft holen wollte und rannte zu ihr. Sie schreckte auf und ich hielt ihr den Mund zu. Sie würde sich doch nicht, auch noch mit meinem General anlegen wollen? „War ja klar, das der Hasenjunge sich mit ihr anfreundend“, spie Zeno und kam mit einigen seiner Bande zu uns. Auch Baku trat dazu und musterte uns. „Sie scheint genau richtig für dich zu sein. Obwohl. Sie scheint mehr Mumm zu haben, als du Hasenjunge“, beleidigte er herum und die anderen lachten los. Ich rollte mit den Augen und hielt weiterhin den Mund der kleinen Menschendame zu. Aber sie biss mir in die Hand und ich zuckte kurz zurück.
 

„Was fällt dir ein Yokai!?“, knurrte sie ihn an und ich legte wieder meine Hand auf ihre Lippen. „Hör auf!“, knurrte ich in ihr Ohr. Eine Gänsehaut überlief ihren Körper und sie schwieg endlich. Baku dagegen funkelte sie wütend an. „Pass auf was du sagst Menschlein, sonst lasse ich dich zu mir holen und ich zeige dir mal, was ein Yokai so alles kann“, drohte Baku und ich knurrte lauter als gewollt auf. Verdutzt sahen mich seine Kameraden an und Baku grinste wissend.
 

„Wie ein offenes Buch“

Flucht

Kapitel 23 Flucht
 


 

Shijukara stolperte hinter mir her, als ich sie eilig durch die Gänge des Schlosses zog. „Nosuagi?“, bettelte sie abermals und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. Doch ich war wütend. Mehr als das. Wie konnte sie nur so mit Baku reden. Er war ein starker Krieger und unberechenbar. Sollte er sie jemals angreifen oder sonst noch etwas, dann würde ich mich gegen meinen General stellen und dann wäre ich ein Verräter. Ob Taisho das dann verstehen konnte, zählte nicht. Ich würde alles verlieren. Allerdings wäre sie es mir Wert. Zum Glück konnte ich ihn abwimmeln. Er hatte sowieso gelacht, weil er meine Gedanken durchschauen konnte. Zumindest dachte er das.
 

In meinem Gemach angekommen, zog ich sie hinein und knallte die Tür zu. „Sag mal, weißt du überhaupt was du da getan hast?“, knurrte ich etwas grob und sie sah mich mit großen Augen an. Sie rieb sich das Handgelenk und es tat mir sofort leid, sie so umhergeschleift zu haben. „Ich… Entschuldige, aber er hat nicht so mit dir zu reden“, murmelte sie zaghaft und ich schnaubte abfällig. „Du hast doch keine Ahnung von dem hier! Baku ist mein General. Es liegt ihm frei, mit mir zu reden, wie er es will“, klärte ich sie auf und ging zu meinem Tisch. Dort setze ich mich hin und sah zum Fenster hinaus. Der Sturm zog wieder auf und das Glas klapperte wieder schnell in seinem Rahmen.
 

Ich hörte wie sie sich bewegte und sich neben mir niederkniete. „Nousagi?“, fragte sie leise und legte ihre Hände an die Tischplatte, auf der mein Ellenbogen ruhte. Ich war mehr wie sauer, doch ihrer Nähe konnte ich einfach nicht widerstehen und so sah ich ihr in die Augen. Dieses blau würde mich noch umbringen, aber es besänftigte mich ungemein. „Bitte. Erziehung mir“, hauchte sie leise. Eine Gänsehaut überzog meine Haut, als sie meine Hand nahm und sie in ihren Händen heilt. Ihre Haut war so unglaublich kalt, obwohl es hier im Raum warm genug war.
 

Wie sie so da saß und ich ihr Gesicht so nah bei mir betrachten konnte, ebenso wie in den Nächten in denen ich sie beobachtet hatte, schlug mein Herz bis zum Hals. Ich will sie, sprach das Biest erneut und ich wollte sie auch. Aber ich konnte sie niemals dazu zwingen mich zu mögen, oder gar mehr. Zudem ich mir meinen Gefühlen, erst seit einigen Stunden sicher war. Vielleicht irrte mein Biest ja auch einfach, oder ich. Es war alles so verwirrend.
 

Als Zeichen das ich ihre Entschuldigung annahm, entzog ich ihr meine Hand und umschloss ihre beiden zierlichen Hände mit dieser. Ihre Wangen wurden rot und sie sah hilfesuchend zu unseren Händen und dann wieder zu mir. Ich lächelte sie nur schweigend an und so blieb es für den Moment.
 

~
 

„Morgen kann ich wieder abreisen, sagt Yukara“, erklärte Shijukara mir am Abend beim Essen. Wir saßen zusammen, auf einem der Flure die vom Sturm geschützt waren. Den Nachmittag über war sie mit Yukara zusammen gewesen, denn diese packte alles für die Abreise zusammen. Taisho hatte es angeordnet. Er schätzte Shijukara als seine Zulieferin und wollte sie sicher auf die Reise schicken. Mich allerdings machte es nervös.
 

Letzte Nacht war sie in ihr Gemach gegangen, denn anscheinend war es ihr peinlich, direkt bei mir zu schlafen, wenn ich noch im Raum war, wenn sie einschlafen wollte. Und das war die reine Hölle gewesen. Zwar hatte ich mein Bett für mich alleine, aber meinem Biest war es zu einsam. Es quälte mich mit ihrem Gesicht und lies mein Herz rasen, sodass ich kein Auge Zutat. Als Yokai brauchte ich nicht so viel Schlaf, aber nicht mal ein bisschen Erholung zu haben, schlauchte auch mich.
 

„Nousagi? Hörst du mir zu?“, fragte ihre Stimme mich und ich schreckte aus meinen Gedanken. „Ja entschuldige. Ich freue mich für dich“, sagte ich lächelnd und sie wendete den Blick zur Seite ab. „Hat Yukara dir alles gegeben was du brauchen könntest?“, fragte ich und sah zu ihren Händen, die nervös mit einander spielten. „Ja. So viel kann ich gar nicht tragen“, antwortete sie und ich setze mich gerade auf. „Achja?“, fragte ich schnell und sie sah wieder zu mir. Vorsichtig nickte sie. Freudig sprang ich auf und grinste. Sie musste mich sicher für verrückt halten, doch mir kam diese Aussage mehr wie recht. Vielleicht würde Taisho mir erlauben, sie zu begleiten und ich könnte sie sicher in ihrem Zuhause abliefern. Auch wenn ich mich jetzt schon davor fürchtete. Wie sollte ich nur ohne das Wissen leben, nicht zu wissen, wann ich wieder zu ihr Reisen durfte.
 

„Bitte entschuldige mich“, bat ich und wollte los. Doch ihre kalten Finger berührten meine Hand. Erstarrt blieb ich stehen und sah zu ihr. Sie lächelte und wie automatisch kniete ich mich vor ihr hin. „Ich weiß was du da planst. Du solltest es nicht tun“, begann sie zu sprechen und ich stutze. Warum sagte sie so etwas. Wenn sie wusste das ich sie begleiten wollte, warum wollte sie es dann nicht? War ich etwa doch zu aufdringlich? Quoll mein komisches Verhalten etwa schon aus mir heraus?
 

Prüfend löste ich meine Hand aus ihren, doch sie ließ nicht locker. Was wollte sie dann also von mir? War da etwas und ich konnte es nicht sehen? Konnte es etwa sein, das sie das selbe fühlte? Mein Herz schlug wild und ich hätte sie gerne an mich gerissen. „Wieso?“, fragte ich leise. Schmunzelnd schnaubte sie und schloss dabei ihre wunderschönen Augen. „Das frage ich dich“, begann sie ruhig und rieb meine Hand mit ihrem Daume. „Warum willst du das tun?“
 

Erstarrt sah ich sie an, spürte nur ihre kühle Haut und das laute pochen in meinen Ohren. Warum? Ich wusste es nun, doch das konnte ich ihr doch nicht einfach sagen. Oder? Hart schluckte ich den Klos in meinem Hals herunter und starrte in ihre Augen. Was sollte ich ihr nun sagen und vor allem wie? Was würde sie von mir halten, wenn sie es wusste?
 

„Nousagi?!“, rief es durch den Flur und ich löste mich aus meiner starre. Ayaka stand am Ende des Flures und kam auf mich zu. Ich zog meine Hände zurück und stand schnell auf. Shijukara sah verwirrt zu mir und dann zu Ayaka die leicht erbost wirkte. „Was treibst du denn hier? Solltest du nicht zurück zum Training gehen?“, schimpfte sie. „Ich weiß, doch ich habe mich gerade unterhalten“, antwortete ich entschuldigend. Aber das war nicht genug. Ayaka schien es sehr zu stören, das ich so viel Zeit mit Shijukara verbrachte. Zumindest war ihre Laune seit unserem Gespräch am Boden.
 

„Baku wird sauer werden, außerdem wird Shijukara-sama sicher noch zu packen haben“, sprach sie für sie und beschwor damit dessen Verteidigung hervor. Shijukara stellte sich auf und funkelte Ayaka an. „Was geht es dich an, was ich noch zu tun habe?“, spie sie wütend. Ayaka plusterte sich auf und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es geht mich nichts an, aber du solltest Nousagi nicht mit deinen Gesprächen belästigen. Er vernachlässigt seine Pflichten“, beschuldigte sie sie und ich ging dazwischen. „Ayaka hör auf! Baku wird es überleben, wenn sein schwächstes Mitglied ein paar Minuten später kommt“, bat ich und erntete einen bösen Blick. Ayaka knurrte und drehte sich weg. „Warum sorge ich mich überhaupt noch um dich!?“, blaffte sie und ging.
 

Ich fühlte mich schuldig. Sie sorgte sich um mich und ich speiste sie so ab. Sie meinte es ja nur gut, doch warum musste sie so auf Shijukara losgehen? Natürlich hatte sie auch recht, denn Shijukara verdrehte mir den Kopf. Doch mein Training lies deswegen nicht nach. Hatte sie sich vielleicht nur einen Vorwand gesucht, um mich anzusprechen?
 

„Du solltest nun zu deinem Training“, hauchte die braunhaarige neben mir und drehte sich schnell weg. Mit schnellen Schritten lief sie den Gang entlang und ich war nun allein.
 


 

Am Abend ging ich meiner Nase nach. Ich hatte Shijukara den Rest des Tages nicht mehr gesehen. Ich musste sie sehen. Mein Herz sehnte sich nach ihr und als ich an unser letztes Gespräch dachte, musste ich ihr die Wahrheit sagen. Ich mochte sie, und darum wollte ich sie beschützen. Und das für immer. Auch wenn ich mich davor fürchtete, das sie es nicht annehmen würde oder die Gefühle nicht erwiderte, so wollte ich es ihr nun endlich sagen.
 

An ihrem Zimmer angekommen klopfte ich an und horchte auf Geräusche aus dem inneren. Doch es rührte sich nichts. Fragend klopfte ich noch einmal und wieder war dort nichts. Nervös sah ich zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Als ich das Innere erkannte, schlug ich sie in einem Ruck auf. Ihr Umhang und auch der Hut, war verschwunden. Ihr ganzer Proviant von Yukara war fort. Ihr Geruch war nirgends frisch und so schloss ich daraus, das sie abgereist war. Und das bei dem noch wüteten Sturm. Ohne nachzudenken lief ich los, über die Gänge, auf denen dicker Schnee lag, in mein Zimmer. Dort packte ich meine Rüstung und zog sie im Laufen an. Auch mein Schwert hatte ich mitgenommen. Draußen angekommen sprang ich über die Mauer und versuchte mich gegen die dicken Schneeflocken zu wehren. Der Sturm war erbarmungslos und es fiel schwer, überhaupt zu sehen wohin man lief. Wie konnte sie einfach so abreisen!? Wusste sie denn nicht, was ihr alles passieren konnte?
 


 

Stundenlang lief ich durch den immer dichteren Wind und war schon komplett mit Schnee bedeckt. Als ich kurz an einem Baum hielt und mein Gesicht schützte, indem ich mich an einen Baumstamm lehnte und die Arme über meinem Kopf überkreuzte. Keuchend dämpfte mein Atem vor mir empor. Wütend kratze ich mit meinen Krallen in der Rinde. Ich war nervös, meine Nerven zum Zerreißen gespannt. Wo sollte ich sie nur suchen, wenn ich kaum etwas sehen konnte? Reichen war auch keine Option, denn der Wind drehte sich ständig. Seufzend lehnte ich meine Stirn ebenfalls an die Rinde und schloss kurz die Augen. Mir war kalt, meine Glieder steif und die Haut die den Schnee stand halten musste, brannte wie Feuer. Wenn ich schon so fühlte, wie war es dann bei ihr? Ich musste weitersuchen! Sie durfte nicht in Gefahr geraten.
 

Ich löste mich also vom Baum und rannte los. Die Bewegung wärmte mich wenigstens etwas und ich versuchte einfach nicht aufzuhören. Zum Glück kannte ich ihren Weg einigermaßen und hoffte das sie ihn auch nahm und nicht durch den Sturm verwirrt wurde. Als ich gerade an einen gefrorenen Fluss kam, der eine große Lichtung um sich herum, sein Eigen nannte, flog mir kurz ihr Geruch entgegen. Ich stoppte augenblicklich und versuchte die Fährte aufzunehmen. Ganz leicht, aber unglaublich verwaschen, nahm ich ihn war und versuchte über die Lichtung zu sehen. Der Wind hatte sich leicht beruhigt, dennoch flogen dicke Flocken vom Himmel.
 

Am Ende meiner Sichtweite, erkannte ich etwas, was aussah wie ein Tier. Es lag am Boden und das Fell bewegte sich nicht mehr, denn der Schnee hatte es steifgefrohren. Schlagartig lief ich los und war nur einige Sekunden später bei dem Haufen Fell. Natürlich war es kein Tier. Es war Shijukara.

Erste Erfahrungen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Pfeife

Kapitel 25 Pfeife
 


 

Noch immer langen wir dort. Es war zwar einige Zeit vergangen, doch sie hatte angefangen meinen Kopf zu streicheln und ich genoss es, ebenso ihre nun Erhitze Haut an der meinen. Ihr Geruch hatte sich leicht verändert, sodass ich nun auch meinen eigenen Geruch an ihr wahrnahm. Ob es nun an dem Akt lag oder so bleiben würde, wusste ich nicht und es war mir auch egal. Ich würde diese Frau lieben, egal was passieren würde.
 


 

So vergingen einige Tage, in denen wir uns ständig liebten. In den wenigen Stunden, in denen wir schliefen oder ich uns Nahrung beschaffte, schöpften wir neue Energie. Ich sah ihr gerne dabei zu, wie sie kochte oder versuchte in dem eiskalten Wasser des Flusses zu baden. Dabei schlich sich immerzu ein Lächeln auf meine Lippen. Die Maske lag seit jener Nacht über der Leine. In Shijukaras Gegenwart brauchte ich sie nicht. Wenn wir gemeinsam aßen sprachen wir immer zu miteinander. So erfuhren wir einiges voneinander. Die magischen Worte fielen zwar nie, doch ich spürte auch so, dass wir zusammengehörten. Allein wie sie mich anlächelte, mich berührte oder sprach zeigte es mir.
 

Leider gab es ein Problem, vor dem wir uns in jeder Minute hier in diesem Tempel davonschlichen. Sie musste nach Hause. Und ich zurück ins Schloss. Ich konnte mir jetzt schon sicher sein, das eine harte Strafe auf mich wartete. Baku würde mein Verhalten nicht dulden. Ich war ohne ein Wort, im stärksten Schneesturm gegangen. Das kam einem Verrat in Bakus Augen gleich. Doch ich nahm es in Kauf. Diese Zeit hier mit Shijukara war mir jeder Schlag, Tritt oder Hieb wert.
 

„Usa?“, hörte ich Shijukaras Stimme und sah zu ihr. Sie hatte etwas geschlafen und ich saß draußen auf der Veranda des Tempels. Usa. Diesen Spitznamen hatte sie mir gegeben, nachdem ihr mein voller Name, in einem Akt, im Hals stecken geblieben war. Danach hatte sie ihn einfach beibehalten. Mir machte es nichts aus, dass die Bedeutung meines Namens noch verniedlicht wurde, als ohnehin schon.
 

„Ich bin hier“, gab ich Antwort und horchte ihren Schritten, wie sie zu der Tür in meinem Rücken kam und diese aufschob. Ohne ein weiteres Wort, trat sie zu mir in die Kälte und umschloss mich mit der Decke. „Du wirst dich noch erkälten“, flüsterte sie in mein Ohr und legte ihre Arme um meinen Hals. „Ich werde nicht so schnell krank. Mach dir keine Sorgen“, gab ich lächelnd zurück und küsste ihre Wange.
 

Einige Minuten blieben wir so miteinander, bevor sie tief Luft holte. „Du musst zurück. Baku wird dich sicher hart Strafen, weil du tagelang dein Training versäumst“, murmelte sie leise und ich ergriff ihre Hand, welche an meiner Brust lag. „Sagte ich nicht, du sollst dich nicht sorgen?“, antwortete ich fragend und sie krabbelte um mich herum, setze sich auf meinen Schoß und schmiegte sich an meine Brust. Sofort umschloss ich sie mit meinen Armen. „Aber du hast recht. Ich sollte dich heimbringen” begann ich und legte mir die Worte zurecht. “Bitte komm mit mir“, bat ich sie endlich. Diese Frage lag mir immerzu auf der Zunge, doch ich fürchtete mich davor das sie ablehnen würde. War diese Zweisamkeit hier einfach nur von kurzer Dauer? Würde uns, unsere Verpflichtung und unser Leben wieder voneinander trennen?
 

Geduldig wartete ich auf ihre Antwort und ahnte das es die Ablehnung sein würde. Je länger sie nichts sagte, desto mehr würde es so sein. „Nousagi, ich.. ich denke es wäre keine gute Idee“, stotterte sie los und nahm etwas Abstand zu mir, damit wir besser reden konnten. „Warum? Dort wärst du bei mir und ich wüsste das du immerzu in Sicherheit bist“, zählte ich meine Argumente auf. Allein das ich sie immer bei mir haben könnte, war für mich Grund genug. Shijukara war aber keine von diesen Frauen, die ohne Kommentar einfach so, ja sagte zudem was man ihr vorschlug. Sie diskutierte gerne, an dem ich gefallen hatte, denn sie war klug und eine gute Taktikerin. „Du hast recht aber..“ „Was aber?“, grätschte ich dazwischen und nahm ihr Kinn in die Finger. Mit einem ernsten Blick sah ich sie an. „Ich kann dich nicht mehr allein lassen. Du bist mir das wichtigste“, begann ich und sie unterbrach mich diesmal. „Du hast dort eine Familie. Du wirst mich dort nicht vermissen. Außerdem bin ich doch nicht weit weg. So schnell wie du bist, kannst du mich jederzeit besuchen und bei mir sein, wann immer du willst.“
 

„Du bist ab jetzt meine Familie. Shiju bitte! Ich kann nicht ohne dich zurück“, bettelte ich leicht und sie schloss ihre Augen, stand auf und ging hinein. Sofort ging ich ihr nach. „Warum?“, schlug sie mir die Frage entgegen und ich blieb erstarrt stehen. Das Feuer welches aufgeregt in der Feuerstelle knisterte flammte auf, denn der Wind wühlte es auf. Ich schloss die Tür, denn Shijukara fror schnell. Danach ging ich zu ihr, nahm ihre Hände und legte sie an meine Brust. „Spürest du es?“, hauchte ich leise, sodass nur sie es hören konnte. Ihre blauen Augen sahen mich benommen an und sie nickte zaghaft. „Ich wusste lange Zeit nicht das es da ist, aber du hast es mir gezeigt Shiju. Ich liebe dich“, brachte ich meine Gefühle zum Punkt. Die ganzen Tage waren diese Worte zwischen uns nicht gefallen.
 

Nun hatte ich den Mut gehabt, es als erstes zu sagen. Shijukaras Augen sahen unentwegt in meine. Hoffentlich spürte sie das es mir ernst war. Als sie ihre Lippen endlich bewegte starrte ich sie förmlich an. Empfand sie genauso wie ich, oder war das alles eine Phrase gewesen? „Ich empfinde ebenso“, hauchte sie und wollte weiterreden. Ich unterbrach sie mit meinen Lippen und küsste sie voller Leidenschaft. Sie ließ sich fallen und erwiderte meine Bewegungen.
 

Die Freude die ihre Worte in mir ausgelöst hatten, brachte mich in eine andere Welt. Mein Herz schlug bis zum Hals. So viel Glück konnte kein Wesen empfinden, so wie ich es gerade tat. Aber sie beendete meinen Höhenflug und drückte mich etwas von sich. Fragend sah ich sie an. „Dennoch kann ich nicht mit dir kommen“, beichtete sie und ich verstand einfach nicht warum. Das schien sie zu bemerken und nahm mein Gesicht in ihre Hände. „Bitte glaube mir, ich liebe dich, doch du hast eine wichtige Aufgabe und Freunde dort. Sie wollen sicherlich nicht, das du ihnen einen Menschen vor die Augen setzt.“ „Ich werde Taisho bitten“, ging ich dazwischen und beschwörte ihre Wut herauf. „Lass mich bitte ausreden“, bat sie und ich presste meine Zähne aufeinander. „Rede mit deinem Herrn. Sicher gibt es eine Möglichkeit für uns. Ich möchte dich für immer bei mir haben, aber das Schloss des Westens ist kein Ort für mich. Auch wenn ich einsam in meiner Hütte lebe, so habe ich mir das ausgesucht. Kannst du das verstehen?“
 

Vorsichtig nickte ich. Mein Herz allerdings wurde mit jedem Wort schwerer. Ich würde einen Weg finden müssen, allerdings würde dieser Preis ein hoher sein. „Morgen früh werde ich dich in dein Heim bringen“, versprach ich und gab ihr einen keuschen Kuss. Danach löste ich mich von ihr und ging wieder hinaus. Ich begann eine Trainingseinheit, denn mein Kopf dröhnte. Wie konnte ich das hinbekommen? Wie konnte ich die Liebe meines Lebens sehen und meine Pflichten nachkommen? Ich musste Taisho bitten, mir einen Rat zu geben.
 


 

Am Morgen wachte ich, ohne sie in meinen Armen auf. Hingelegt hatten wir uns gemeinsam, nachdem wir uns innig versöhnt hatten. Auch wenn ich lange außerhalb der Hütte gewesen war, hatte sie auf mich gewartet. Eilig stieg ich aus unserer Schlafstätte auf und stolperte fast über unsere Kleidungsstücke, als ich zur Tür ging und sie aufschob. Mein Blick schweifte über die Lichtung. Heute schien die Sonne und auch wenn der Schnee noch überall, alles Bedeckte, strahlte er jetzt eine Friedlichkeit aus. Sein glitzern verriet nicht das er uns vor einigen Tagen noch so sehr gepeinigt hatte.
 

Shijukara hockte am Fluss und um sie herum flatterten einige kleine Buntmeisen herum. Mir war aufgefallen, das diese Vögel oft bei ihr waren, wenn sie hier draußen war. Ob es an ihrem Namen lag oder einfach an ihren ruhigen Bewegungen, war mir ein Rätsel. Bei mir oder auch anderen, fürchteten sich so schreckhafte Tiere wie Vögel sich, doch bei ihr schien das anders zu sein. Erleichtert sprang ich zu ihr und hockte mich neben sie. Die Vögel zwitscherten aufgebracht herum und als sie mich lächelnd küsste, flatterten sie fast schon beleidigt davon. „Guten Morgen Shiju“, hauchte ich ihr entgegen und sie schmiegte sich an mich. „Guten Morgen. Ich habe dich hoffentlich nicht geweckt“, fragte sie nach und ich schüttelte eilig den Kopf. „Ich wollte uns nur etwas Wasser, für den restlichen Weg vorbereiten“, verkündete sie und brachte das Thema Abreise und die damit verbundene Trennung wieder näher. Schweigend sah ich ihr zu, wie sie ein Bambusgefäss mit Wasser befühlte und danach aufstand. Ich tat es ihr gleich und gemeinsam gingen wir zur Hütte. Dort legte sie sich ihren dicken Fellmantel um und auch ich schlüpfte in meine Rüstung. Sie kam mir wieder schwerer vor, doch sicher lag dies nicht an Gewicht selbst, sondern daran, das sie mich von der Person fernhalten würde, die ich an meiner Seite wissen wollte.
 

Nachdem wir alles wieder an seinen Platz gelegt hatten und das Feuer gelöscht war, hob ich Shiju auf meine Arme. Sie wehrte sich zwar erst, doch ich versprach ihr, sie nicht fallen zu lassen. Zum Glück spendete sie Sonne etwas Wärme und so würden wir ohne Frostbeulen an ihrer Hütte ankommen.
 


 

Viel zu schnell waren wir am Ziel angelangt und ich setze sie vor ihrer Tür ab. Gemeinsam gingen wir hinein, nur um in nächsten Moment angegriffen zu werden. Schnell zückte ich eines meiner Messerchen und griff nach dem kleinen Übeltäter. Shiju schrie kurz auf, doch sie ergriff meinen Arm und schützte das kleine Bündel in meiner Hand. „Nicht Usa! Das ist Seki“, bat sie und ich sah genauer hin. In meiner Hand lag ein schneeweißer kleiner Hase, welcher einen braunen Ring um eines seiner Augen hatte. Perplex gab ich ihn an Shiju weiter und steckte das Messer weg. „Was macht der Hase hier?“, fragte ich und betrachtete wie das Tier sich an seine Herrin anschmiegte. „Er gehört mir. Ich habe ihn einst aus einer Falle befreit. Seitdem ist er bei mir. Sein Name ist Seki“, klärte sie mich auf und drückte das Fellknäul an sich. Der Hase allerdings roch an seiner Herrin und funkelte daraufhin böse zu mir. Er musste bemerkt haben, das mein Geruch an ihr haftete und das schien ihm zu Missfallen. Er drehte sich in ihren Armen herum und knurrte mich an. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gedacht es wäre ein Hund.
 

„Er scheint dich nicht zu mögen“, kicherte Shiju und setzte Seki auf ihrem Tisch ab. Sie kam zu mir und schlang ihre Arme um meinen Hals. Automatisch wanderten meine Hände an ihre Taille und wir küssten uns. Zart und sanft wie die ersten Male, denn wir wussten das nun der schwerste Moment gekommen war. Ich müsste aufbrechen. Aber vorher musste ich ihr noch etwas geben.
 

„Ich habe dir etwas geschnitzt“, murmelte ich an ihre Lippen und sie löste sich von mir. „Dann zeig mal her, mein Schüler“, kicherte sie schelmisch und ich rollte spielerisch die Augen. „Ich weiß, es wird niemals so perfekt sein wie deine Werke, aber es erfüllt seinen Nutzen“, erklärte ich und zog eine kleine hölzerne Pfeife aus meiner Hosentasche. „Eine Pfeife?“, fragte sie und nahm das Stück Holz zur Hand. Sofort begann sie damit es zu begutachten, wendetet es hin und her und legte es an ihre Lippen. Mit Kraft blies sie hinein, doch es tat sich nichts. Zumindest für ihre Ohren nicht. „Was soll ich damit?“, fragte sie und ich lächelte. „Sie erzeugt einen Ton, den nur Inuyokai kennen. Er reicht über eine lange Distanz und nur so kann ich halbwegs sicher von dir gehen“, erklärte ich und legte meine Sorge noch einmal konkret offen: „Ich habe wirklich sorge, dich allein zu lassen.“
 

Shiju dagegen befestigte die Pfeife an ihrem Obi und trat näher zu mir. „Sorge dich nicht, liebster. Ich kann gut auf mich aufpassen“, versprach sie und schmiegte sich an meine Brust. „Trotzdem danke. Ich werde sie sofort nutzen, sollte etwas sein“, versprach sie und damit besänftigte sie meine Sorge.

Strafe

Kapitel 26 Strafe
 


 

Auf meinem Heimweg fühlte es sich an, als wenn ich mein Herz zurücklassen würde. Es gefiel mir nicht, das sie allein dort war. Allerdings musste ich zurück. Es reichte jetzt schon die Strafe, die ich erhalten würde.
 

Als ich also am Schloss ankam, sprang ich über die Mauer und wurde sogleich von Ayaka in Empfang genommen. „Nousagi! Wo warst du denn nur die letzten Tage?“, rief sie mir entgegen und kam bei mir zum Stehen. Ihr Blick veränderte sich augenblicklich, als sie meinem Geruch bemerkte. „Du hast..“, stotterte sie. Ich wollte mich gerade erklären, als ich schon Bakus Stimme vernahm die über den ganzen Hof zu mir schallte. „Nousagi. Sofort auf den Trainingsplatz“, brüllte er und schien vor Wut zu kochen. Ob es nur wegen meiner Abwesenheit war oder ihn zuvor etwas anderes geärgert hatte, konnte mir nun egal sein. Ich sah kurz zu Ayaka, deren Augen schockgeweitet auf mich gerichtet waren. Auch sie wusste, was nun folgen würde. Schweigend ging ich an ihr vorbei, vorbei an Baku und kam bald auf dem Trainingsfeld an.
 

Mein General folgte mir und seine Bande kam dazu. Ich ging an den gewohnten Platz, an dem Baku gerne seine Strafen austeilte und blieb stehen. Schweigend sah ich ihn an und er begann zu grinsen. „Du hast die Menschenfrau also gefunden was? Und zum Mann hat sie dich auch noch gemacht", verkündete er hämisch und seine Leute pfiffen aufreizend. Mir war das alles egal. Sollte er sich nun abreagieren und ich konnte zu Taisho gehen und ihn um Rat bitten.
 

Baku fiel mein Desinteresse auf und das machte ihn zornig. „Leg deine Rüstung und deine Waffen ab", befahl er und ich tat es. Wehren brachte dabei nicht viel, denn Baku hatte seine Komplizen dabei, die nur zu gerne mithalfen, wenn es um die Wiederherstellung des Rufes unseres Generalen ging. Ich hatte den Ruf Bakus mit meiner Aktion geschadet. Man würde ihn dafür verurteilen, uns nicht im Griff zu haben und das er schwach wäre. Mit einer kleinen Lektion, zeigte er das es anders war und Log einfach nur alle an.
 

„Stell dich an den Pfosten", war der nächste Befehl und wieder tat ich es. Zeno kam auf ein Zeichen Bakus zu mir und Band meine Hände an den Holzpfosten, an dem wir mit den Schwestern trainieren konnten. Dabei grinste er so finster und voller Freude, das einem fast schlecht werden konnte.
 

Nun war ich also bereit meine Strafe zu empfangen und sah zu Baku. Was es wohl werden würde? Geduldig wartete ich bis er endlich sprach. „30 Schwerthiebe", verkündete er und einige meiner Kameraden zogen die Luft ein, andere freuten sich und feuerten nden General an. Ich schluckte nur hart und hoffte das er schnell fertig war. Baku zog also sein Schwert und ich schloss meine Augen. Die Schläge waren der kleinste Schmerz. Baku legte Wert auf scharfe Klingen und so spürte man sie kaum, wenn sie durch die Haut glitten. Schmerzhaft waren nur seine Kommentare und das brennen welches die Wunden hinterließen. „Ob sie es wert war, dass du nun so eine Strafe erhälst?“, fragte er und schlug zum 15. Mal zu. Nur noch die Hälfte. „Sicher war sie sehr gut darin, es dir zu besorgen was?“, brüllte er beim 20. Hieb und brachte seine Bande zum Lachen. „Hast du sie überhaupt zum Höhepunkt gekriegt? Kleiner Hasenjunge?!“, lachte er beim 29. Hieb und vollzog schnell noch den letzten. Erschöpft und schmerzerfüllt ließ ich mich fallen und hing an meinen Handgelenken. Keuchend versuchte ich die Schmerzen zu unterdrücken, doch es gelang mir nur schwer. Baku war ein Dreckskerl und hatte auf die Teile meines Körpers gezielt, die besonders lange brauchten um zu heilen. Sehnen waren gekappt und Muskeln angeritzt oder durchtrennt.
 

Der General schob sein Schwert weg und drehte sich weg. „Ich hoffe wirklich sie war es wert“, rief er mir noch zu, bevor er das Trainingsfeld mit meinen Kameraden verließ. Erleichtert versuchte ich zu atmen und meine Füße wieder stabil aufzustellen. Ayaka kam auf mich zugerannt und Umschlag mich mit ihren Armen. „Nicht", krächzte ich, denn das Blut würde sie nur besudeln. Außerdem wusste ich nun auch, das sie mehr empfand als nur Freundschaft. „Er hat dich fürchterlich zugerichtet", schluchzte sie und Schnitt meine Fesseln los. Ich Sacke in mich zusammen und begrub sie fast mit. „Nousagi", flehte sie zitternd und ich verlor das Bewusstsein.
 


 

Als ich das nächste Mal aufwachte, lag ich in meinem Gemach auf dem Bett. Meine Wunden schmerzten schon weniger und als ich meinen Arm begutachtete, stellte ich fest das er verbunden war. Meine Nase verriet mir gleich, wer meine kleine Helferin gewesen sein musste, denn sie lag neben mir am Bett abgelehnt und schlief. Ein kurzer Blick zum Fenster sagte mir das es Nacht war. Hoffentlich hatte ich nicht zu lange geschlafen.
 

Unter Schmerzen richtete ich mich auf und ging an meine Kommode, auf der immer etwas zu trinken bereitstand. Meine Beine brannten wie Feuer, aber sie hielten mich aufrecht und so nahm ich einen Schluck direkt aus der Tonkanne. Erfrischend legte sich das nass auf meinen trockenen Mund und rann dann kühlend in meinen Magen. Nachdem das geschafft war, ging ich zum Fenster und pfiff meinen geheimen Ton mit Taisho. Mit der unverletzten Hand öffnete ich meine Verandatür und trat hinaus in die Kälte.
 

Als ich zur Bank ging erschien Taisho vor mir und sah mich mit ruhigen Augen an. „Da hat Baku seinen Dienst ja wohl getan", begrüßte er mich und nickte, bevor ich mich leicht verbeugte. Zu mehr anstand war mein Körper nicht in der Lage. Taisho genügte dies und nachdem er sich gesetzt hatte, gab er mir das zeichen, das ich es auch tun sollte.
 

„Konntest du sie finden?“, fragte er in die Nacht hinein. „Ja ich fand sie bewusstlos in der Nähe des Tempels, der im Wald steht", erklärte ich. „Gut das du ihr nach bist. Bei dem Sturm wäre sie sicher umgekommen“, sprach er erleichtert und schenkte mir einen Blick seiner goldenen Augen. „Hast du es mit ihr klären können?“, fragte er weiter und ich nickte. Meine Wangen begannen zu brennen, wenn ich daran zurückdachte. Die vielen Male die wir uns unsere liebe gezeigt hatten und am Ende konnten wir es uns sogar sagen. Mein Herz schlug sofort schneller, wenn ich an sie dachte. Meine Shiju.
 

„Wie soll es nun also weiter gehen? Hier im Schloss wird sie sicher nicht leben wollen, wenn sie sich vor Yokai so fürchtet“, dachte Taisho nach. „Ich hatte sie darum gebeten, doch sie lehnte ab. Taisho-sama, ich kann sie nicht allein dort lassen“, stellte ich fest und er nickte wissend. Ich konnte mir an dieser Stelle kaum vorstellen, das dieser Mann noch keine Gefährtin hatte. Er wies so viel Verständnis dafür auf, wie ich wohl fühlen musste. Ob unser letztes Gespräch etwas in ihm ausgelöst hatte?
 

„Ich wollte dich ohnehin bald wieder zu ihr schicken. Ich benötige noch einige Dinge, denn ihre Arbeit ist ausgezeichnet“, erklärte er und verschränkte die Arme. „So könnt ihr euch regelmäßig treffen. Ich werde Baku berichten, das diese Aufgaben längere Zeit in Anspruch nehmen. Circa eine Woche vielleicht. Doch ihr solltet euch einen Plan überlegen, wenn ihr es ernst miteinander meint. Vor allem wenn du gedenkst sie zu markieren, sollte sie in deiner Nähe sein“, sprach er weiter und mein Herz schlug immer wilder. Natürlich wollte ich Shiju mehr als alles andere zu der meinen machen. Jetzt da ich wusste, das sie mich ebenso wollte. Aber das könnte ich nicht überstürzen und musste sie einweihen. Ich wusste außerdem nicht wie es sich verhielt, wenn nicht beide Partner Yokai waren. Sicher müsste man da Vorsicht walten lassen.
 

Ich werde dir dabei helfen, bot mein Biest an und ich drängte es vorerst zurück.
 

„Ich danke euch Herr. Ich werde sicher eine Lösung finden“, gab ich ihm eine Antwort auf seinen Vorschlag und er lächelte mir zu. Auch wenn es komisch klang. Er strahlte eine Art väterlichen Stolz aus, der mich in seinen Bann zog und beruhigte.
 


 

~
 


 

Nach zwei Wochen war es endlich soweit und Taisho schickte mich mit einem Auftrag los. Er wollte ein Siegel aus dem Material eines Drachens. Welchen Teil genau Shiju benutzen sollte, war ihr überlassen. Mich interessierte der Auftrag weniger, als das ich endlich zu ihr konnte. Die Distanz zu ihr war die reine Hölle für mich. So lange hatte ich mein Herz nicht mehr benutzt und nun zerbarst es schmerzhaft, in jeder Sekunde die ich nicht mehr bei ihr sein konnte. Normalerweise vergingen Tage oder Wochen für uns Yokai wie im Flug. Was war schon ein Tag, eine Stunde oder eine Minute, wenn das Leben mal locker 4000 oder mehr Jahre ging?
 

Aber nun wo ich Shiju in mein Herz geschlossen hatte, sie aber so weit weg war und ich sie nicht täglich sehen konnte, brachte meine Geduld und meine Zeitwahrnehmung durcheinander. Ein Tag fühlte sich an wie Jahre. Minuten wie Tage und so weiter. Das Biest half nicht unbedingt mit und verstärkte meine Sehnsucht nur noch mehr. Es begann sogar wieder damit, sich an die Oberfläche zu kämpfen und nicht weniger oft wurde ich von meinen Kameraden gescholten, da ich im Training meine Kraft nicht unter Kontrolle halten konnte. Baku strafte mich für meine fehlende Konzentration, doch seine Krallen taten mir schon lange nicht mehr weh.
 


 

Nun war ich endlich auf dem Weg, riss dem Schmied die Rüstung fast schon aus der Hand und sprang in einem riesigen Satz über die Mauer. Schneller wie jemals zuvor lief ich durch den Wald. Die Bäume machten mir förmlich Platz und nach nur einem halben Tag kam ich an ihrer Hütte an. “Shiju”, rief ich und Klopfte kurz an der Tür bevor ich sie öffnete und eintrat. Doch die Hütte war leer. Sofort ergriff mich eine unbändige Angst und mein Biest kämpfte sich empor.
 

Wo ist sie?, knurrte es und ich sah mich kurz noch einmal um. Nicht mal der Hase war da und so ging ich wieder hinaus und sog die Luft tief ein. Ihr Geruch war frisch, ihr ging es also gut. Ich folgte ihrem Geruch und fand bald einen Platz an dem viele Quellen waren. Einige beherbergten kühles Wasser, doch je weiter ich ging, desto heißer wurde das Wasser darin. Ob sie hier wohl badete? Fragte ich mich und nachdem ich noch einige Meter weiter gegangen war, erkannte ich einen Schatten, welcher im dichten Nebel umherging.
 

Blitzschnell spürte ich eine kleine Aura auf mich zurasen. Mein Biest knurrte kurz grimmig und ich fing das kleine Bündel gekonnt auf, welches auf mich zu gestürmt war. Seki dieser kleine Knirps strampelte wild in meinen Klauen und ich grinste fies. Dies war zumindest der beweis das dort meine Liebste im Nebel wandelte und der alberne versuch mich davon zu jagen ging gehörig daneben. Ich spürte die Feindseligkeit des Hasen. Hatte ich ihm doch seine Herrin genommen, zumindest aus seiner Sichtweise.
 

Fies grinsend setzte ich das Fellknäul auf einen dicken Ast in einem Baum und er sah ängstlich in die Tiefe. Recht so, du kleiner Angreifer. Als nächstes schlich ich weiter und stieß an einigen Steinen an. Das Quellbecken begann bereits und die Silhouette der Frau war einige Meter entfernt. “Seki?”, hörte ich die stimme, welche meine Ohren so sehr herbeigesehnt hatten. Shiju suchte wohl nach dem kleinen Hasen, welchen ich mit einem fiesen Blick bedachte.
 

“Nicht ganz”, antwortete ich und sah wie sie stillstand, bevor sie den Kopf in meine Richtung drehte. “Usa?”, flüsterte sie und blieb an Ort und Stelle. Ob sie sich fürchtete, das ich ein fremder war, der Böses im Schilde führte? Schnell schlüpfte ich aus meiner Kleidung und aus den Schuhen und trat in das warme Wasser. “Kommt nicht näher!”, bat sie und ich grinste frech. Es war gemein das ich sie so ärgerte, doch ich wollte zu ihr. Doch um es nicht noch schlimmer zu machen und sie zu erlösen antwortete ich: “Ich bin zurück Shiju” und trat zu ihr.
 

Ihre Azurblauen Augen sahen zu mir hoch und ehe ich mich versah umschlang sie meinen Hals und zog mich zu sich. Ihre Lippen legten sich auf meine und wir waren endlich wieder vereint.

Wiedersehen

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Der Yokai-Friedhof

Kapitel 28 Der Yokai-Friedhof
 


 

Mir war überhaupt nicht wohl dabei, als ich mit Shiju zu diesem Friedhof reiste. Der Weg führte durch den Wald zu einem hohen Berg. Dort gingen wir einige Meilen hinauf, wobei ich Shiju wieder auf die Arme nahm und einfach die Vorsprünge hinaufsprang. Durch eine Schlucht, mit einem Weg so breit wie unsere Körper gingen wir hindurch und kamen am Ende zu einem Krater. Überall hingen Kadaver der gestorbenen Yokai und je näher wir ihrem Ziel kamen, desto mehr wurden es. Langsam kam mir auch eine Idee warum es so schwer für die Yokai war dorthin zu gelangen. Dieser Krater strahlte eine heilige Energie aus und diese kratzte auch an mir. Das Biest sträubte sich, konnte sich aber zurück halten denn es wollte, ebenso wie ich das Shiju nichts passierte. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie mich, als ihr der Schweiß auf meiner Stirn auffiel. Ich nickte und drückte ihre Hand kurz. „Ich kann auch alleine weiter gehen", bot sie besorgt an und ich schüttelte den Kopf. „Ich lass dich nicht allein dort hin. Wer weiß ob gerade ein Yokai dort ist", begründete ich und ging weiter.
 

Als wir am Kraterrand ankamen glaubte ich meinen Augen kaum. Dort lagen Unmengen Gebeine von allerhand Yokai. Große, fast riesige Glieder und ebenso kleine oder komisch aussehende lagen dort. „Komm mit", hörte ich Shiju der dieser Anblick anscheinend nicht fremd war. Also folgte ich ihr und tastete nebenbei die Umgebung ab. Dort war nicht nur die heilige Energie, sondern auch ein Youki zu spüren und dieses war nicht klein. Ich ließ den Blick schweifen und versuchte es ausfindig zu machen. Allerdings war nichts im Krater zu sehen. Vielleicht war dieser Yokai noch auf dem Weg zu diesem ominösen Ort.
 

Shiju dagegen kletterte die Felsen hinab und suchte die Gebeine ab. „Ich habe hier glaube ich schon mal eine Kralle gesehen. Ich muss sie nur wiederfinden", sprach sie mit mir. Ich dagegen folgte dem Youki und nahm sie nur nebenher wahr. Es kam näher und das beunruhigte mich. „Bitte beeil dich mit suchen“, sagte ich und sah in ihre Richtung. Doch da wo sie gestanden hatte, war sie nicht mehr. Panisch sah ich mich um und konnte sie nicht entdecken. „Shiju?!“, rief ich und lief ihrem Geruch nach. Die heilige Energie machte es mir allerdings schwer meine Sinne zu benutzen. Als wenn es sie abgeschaltet hätte, lief ich weiter und fand sie endlich. „Shiju bitte bleib in meiner Nähe“, bat ich hechelnd und sie sah mich nur fragend an. „Wieso? Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie wieder besorgt und kam zu mir. Sie fühlte meine kalte Stirn und ich schloss meine Augen. Normalerweise waren ihre Hände immer eiskalt, doch nun kamen sie mir heiß vor. „Ja. Es nähert sich nur ein Yokai“
 

„Ein Yokai?“, fragte sie und zuckte mit den Schultern. „Die meisten die hier her kommen sind schon fast tot. Wenn seine Überreste noch frisch sind, sind sie am besten um die Macht darin zu nutzen", plapperte sie schon fast freudig darüber und ich traute meinen Ohren kaum. „Ist das dein Ernst?“, fragte ich etwas launig. Shiju dagegen klopfte mir auf die Schulter und drehte sich um. „Mach dir nicht so viele Gedanken liebster."
 

Grummelnd verschränkte ich die Arme und sah ihr zu wie sie weitersuchte und dabei durch ein riesiges Gerippe lief. Plötzlich spürte ich das Youki direkt über uns und sprang sofort zu Shiju, zückte eines meiner Messer und hielt ihr mit der anderen Hand den Mund zu. „Nousagi", nuschelte sie und sah mit schockgeweiteten Augen zu mir. Anscheinend hatte ich sie mehr erschreckt wie der Yokai, welcher über uns hinweg schwebte. Es war eine Art Kappa in riesigem Ausmaß. Er trug eine Kette mit Unmengen Schädeln daran und auch etwas, was das Augenmerk meiner liebsten auf sich zog. Sie zog meine Hand von ihrem Mund und stützte sich in meinen Arm. „Dort Usa! Eine Drachenklaue!“, rief sie entzückt und ich presste wieder meine Hand auf ihren Mund. Der Kappa hielt an und wand seinen Kopf zu uns. Er hatte uns entdeckt. „Na klasse", knurrte ich und hob Shiju auf meine Arme. „Usa nicht! Lauf zurück wir brauchen die Kralle“, zeterte Shiju und strampelte auf meinem Arm herum. „Die kannst du hier sicher später noch finden. Aber nun warten wir bis dieser Kappa verreckt ist, bevor er uns noch umbringt", erwiderte ich und sprang den Krater hinauf. Der Kappa aber war noch flink und schlug mit seiner eigenartigen Hand auf unsere Richtung zu. Schnell setze ich Shiju auf einem Felsvorsprung ab und drehte mich um. Die Hand prallte auf mich ein und ich stemmte mich dagegen. „Lauf Shiju!“ befahl ich schreiend und sie sah mich erstarrt an. Knurrend drückte ich die Hand weg und versuchte nicht abzurutschen. Dieses Ding sonderte irgendein Sekret ab und machte seine Haut dadurch rutschig.
 

Mein Biest wollte helfen und brachte mich dazu einzustimmen. Meine Augen verfärbten sich und ich schaffte es mit der Kraft des Biestes den Kappa davon zu stoßen. Augenblicklich schnappte ich mir Shiju und sprang weiter den Krater hinauf. Der Kappa war nun erzürnt und setze zum erneuten Schlag an. Wir hatte sie gesagt? Kurz vorm verrecken? Dafür hatte er noch mächtig Kraft. „Usa“, hauchte Shiju in meinen Armen und ich sah sie an. Ihr Blick verriet mir ihr Entsetzen über meine glühenden Augen. Doch das war egal. Ich müsste sie in Sicherheit bringen. Ich fand eine Höhle und schlüpfte mit ihr in den schmalen Spalt der zu ihr führte. Hoffentlich würde der Kappa uns in Ruhe lassen. Leider hatte ich falsch gehofft. Er sprang auf uns zu und schlug mit seiner Hand auf die Höhle ein. Schützend stemmte ich mich über Shiju. „Usa pass auf!“, japste sie auf und ich spürte die schwere im nächsten Moment. Dieser Kappa hatte den Höhleneingang zum Einsturz gebracht. Das jedoch schien ihm zu reichen und so machte er sich hoffentlich dazu auf, zu verrecken.
 

Nun war ich in einer misslichen Lage. Die Höhle war schmal und eng. Wir hatten gerade genug Platz für uns gehabt und nun lastete der Eingang auf meinem Körper. Ich wusste nicht wie verkeilt die Steine und Brocken waren, doch nach einem kleinen Test, indem ich versuchte mich zu bewegen, fielen schon die ersten Brocken. Wenn ich uns hier nicht begraben wollte, müsste ich weiterhin die Brocken halten, bis der Kappa draußen tot war. Solch eine harte Prüfung hätte sich nicht mal Baku ausdenken können. Das war nun egal. Ich konnte Shijus Leben nicht gefährden und so blieb ich stehen. „Wir müssen einen Weg hinausfinden“, beschloss Shiju und sah sich panisch um. Sie begann damit die Steine hinter sich zu schieben damit weniger Gewicht auf mir lastete. Ich wusste aber auch das der Eingang um die zwei Meter hinunter ging. Er war zwar eng gewesen, aber das reichte aus um ein gewisses Gewicht hervorzurufen. „Lass das und warte einfach bis der Kappa krepiert ist“, schimpfte ich grob. Hätte sie etwas auf mich gehört, wären wir hier nun nicht eingeschlossen. Aber ich wollte ihr keine Schuld geben. Sie handelte schließlich im Auftrag. Auch wenn ich mir nun zurechtlegte, jemanden ausfindig zu machen, der ab jetzt ihre Materialien besorgte. Das hier war definitiv eine Nummer zu groß für die zierliche Brünette vor mir. „Aber“, begann sie und ich knurrte im Auftrag meines Biestes. Sie sah mich mit großen Augen an und sofort bereute ich mein handeln. „Verzeih mir, aber bitte warte einfach“, bat ich und sie sah bedrückt zu Boden.
 

Es vergingen Stunden in denen ich diese Steine in Schach hielt und draußen versuchte die Aura des Kappes zu erspüren. Sie wurde schwächer aber leider war sie noch nicht erloschen. Der Schweiß tropfte von meinem Kinn und ich hatte die Augen geschlossen. Kraft war meine größte Schwäche und ausgerechnet das, wurde nun seit Stunden von mir verlangt. Zudem machte diese heilige Energie auch noch seinen Teil aus und schwächte mein Youki. „Wir müssen hier raus“, begann Shiju erneut, denn sie sah besorgt zu mir.
 

Meine Augen verfärbten sich wieder, denn das Biest musste mir langsam mit seinen Kraftreserven aushelfen. „Warte noch eine Stunde“, bat es grollend und es hallte dumpf von den Wänden zurück. „Bist du das Biest?“, fragte Shiju und es antwortete wieder grollend: „Das bin ich“
 

„Wo ist Usa jetzt?“, fragte sie und musterte mich fragend. Ich hatte meine Gestalt beibehalten, denn als Hund würde ich diesen Raum sprengen. „Er ist sozusagen im Hintergrund. Wir sind uns leider nicht immer einig, doch wenn er die Kraft benötigt, dann setze ich sie in seinem inneren frei“, erklärte es sich. Ich musste zugeben das es recht nett sein konnte. „Das einzige bei dem wir uns einig sind, bist du. Und nun lass uns noch etwas aushalten. Diese Kröte wird bald ihr Leben aushauchen. Bitte vertraue auf uns und nächstes Mal, hörst du auf die Warnungen die wir dir geben“, brummte es unverschämt und ich schämte mich. das Biest war eben doch nicht annähernd so wie ich. Shiju sah schuldbewusst zur Seite und nickte.
 

Nach einigen Minuten war es endlich soweit. Die Aura des Kappa erlosch und das Biest zog sich zurück. Keuchend atmete ich aus. Meine Beine wurden augenblicklich weich. Wir mussten hier raus. „Komm zu mir“, bat ich mit kratziger Stimme und Shiju sah zu mir. Sie krabbelte zu mir herüber. „Was soll ich tun?“, fragte sie und ich sah ihr tief in die Augen. „Bitte schling die Arme um meinen Hals und halte dich so fest wie nur möglich“, wies ich sie an und sie tat es augenblicklich. „Wie willst du uns hier herausbekommen?“, murmelte sie ihre Frage an meinen Hals und kitzelte damit meine Haut. Zu anderer Zeit wäre mir das nur zu Recht gewesen, doch nun kam der schwierige Teil. „Bitte halt dich so fest wie möglich.“
 

Ich bat das Biest um die letzte Kraft die wir noch hatten und es lies meine Augen glühen. Mein Körper veränderte sich und die Steine und Brocken schoben sich nach oben. Mein Körper wurde von dickem schwarzem Fell überzogen und ein lautes Knurren flüchtete aus meinem Hals. Shiju klammerte sich an meinen Hals und ich bäumte mich immer wieder auf und schob die Steine weg. Den Rest schob ich uns mit meinen krallenbesetzen Klauen durch die Brocken. Als wir endlich draußen waren, verwandelte ich mich zurück und legte meine Arme sofort um Shiju. „Ist alles in Ordnung?“, fragte ich heiser und tastete ihren Kopf ab. Shiju hob ihr Gesicht und dicke Tränen rollten über ihre Wangen. „Wie geht es dir? Oh Gott Nousagi“, schluchzte sie zitternd und legte ihre Hände an meine Wangen. Ich schloss meine Augen und seufze stark aus. Mir tat alles weh, doch meiner Seele ging es gut. Ich hatte Shiju heile hier rausbringen können. Sie küsste mich und ich schöpfte neue Kräfte. „Bitte bleib bei mir, bis ich wieder aufstehen kann. Danach holen wir diese Kralle und verschwinden von hier“, erklärte ich meinen Plan und Shiju nickte diesmal zustimmend.
 


 

Als wir endlich in ihrer Hütte ankamen, legte ich die Kralle in ihren Arbeitsraum und lehnte mich dann erschöpft mit dem Rücken an den Türrahmen. „Usa?“, flüsterte sie und ich öffnete meine Augen um sie anzusehen. Sie schien irgendwie ruhiger, hatte den Rückweg kaum etwas gesagt. Sicher spuckten ihr noch die Anschuldigungen des Biestes durch den Kopf. Ich streckte meine Hand nach ihr aus, sodass sie sie nehmen konnte. Sie verstand was ich wollte, nahm meine Hand und ich zog sie sanft zu mir in die Arme. Langsam senkte ich den Kopf auf ihre Schulter, vergrub meine Nase in ihrem Haar. „Weist du, was ich an dir liebe?“, fragte ich leise und sie schüttelte ganz leicht ihren Kopf. Ihre Finger streichelten meine Brust und ich genoss den Moment der Zweisamkeit einfach. Dieser Tag hatte genug Aufregung gebracht. „Das du dir von niemandem etwas vorschreiben lässt. Selbst Taisho-sama hast du respektlos behandelt.“ Sie kicherte leicht an meiner Brust und schmiegte ihr Gesicht an meine Schulter. „Ich liebe dich Shiju“
 

Shiju drückte sich fester an mich und umschlang mich mit ihren Armen. „Ich liebe dich auch. So sehr Usa. Bitte verzeih mir“, bat sie und rieb ihre Tränen an meiner Schulter ab. „Bitte weine nicht“, bat ich und spürte die unendliche Müdigkeit. Selbst das Biest meldete sich seit Stunden nicht mehr. Sicher würde ich bald einfach umfallen. „Lass mich einfach etwas schlafen liebste“
 

Vorsichtig löste sie sich von mir, sah mir in die Augen und gab mir einen Kuss. Sie begann damit ihre Schlafstätte vorzubereiten, doch wie sie fertig wurde, bekam ich schon gar nicht mehr mit. In der Nacht wachte ich nur einmal kurz auf, da mein Hals sich staubtrocken anfühlte und sah neben mich. Shiju lag neben mir in ihrem Bett. Wie sie mich hier her gebracht hatte, war mir ein Rätsel, aber wie sie hier in meinem Arm lag, erinnerte mich das an unsere Zeit im Tempel. Ich hoffte das wir für immer so aneinander liegen würden. Vorsichtig wand ich mich aus ihrer Umklammerung und stand auf, um etwas zu trinken. Das Mondlicht fiel durch ihr Arbeitszimmer und mein Blick fiel auf den Tisch. Dort lagen verschiedene Werkzeuge und ein großes Stück Knochen. Was sie wohl noch alles für Auftraggeber hatte? Naja egal. Ich trank einen Schluck und kroch wieder zu Shiju unter die Decke. Nach einem Kuss auf ihre Stirn glitt ich wieder in einen tiefen Schlaf.

Verbot

Kapitel 29 Verbot
 


 

Die nächsten Tage arbeitete Shiju an dem Siegel. Sie war sehr begeistert von der Kralle des Drachen. Ich beobachtete sie, wie geschickt sie die Werkzeuge benutzte und sie zeigte mir ebenfalls einiges. Einen Nachmittag hatten wir komplett damit verbracht zu schnitzen. Shiju lobte mein Talent ebenso wie sie mich ausschimpfte, wenn ich ihrer Meinung nach etwas falsches tat. Sie war eine strenge Lehrerin.
 

Aber an den Abenden, wenn die Sterne klar am Himmel standen, nahm ich sie auf meine Arme, setze mich mit ihr in einen Baum und wir betrachteten die Sterne. Dabei war Shiju stets in eine dicke Decke eingekuschelt und lehnte sich an meine Brust.
 

„Wann musst du wieder aufbrechen?“, fragte sie an diesem Abend. Ich hatte die Augen geschlossen und war einfach nur entspannt. „Mehr als eine Woche kann ich nicht bleiben. Taisho hat Baku über diesen Zeitraum informiert", antwortete ich dann und zog sie enger an mich. Die Woche wäre morgen vorbei und ich wollte nicht fort. Allein der Gedanke an die Trennung zu Shiju machte mich trüb. Auch sie schob ihre Arme um mich und drückte ihr Gesicht in meine Halsbeuge. „Das heißt du musst morgen aufbrechen?“, stellte sie Fest und ich nickte kaum merklich. „Ich will nicht von dir fort. Ich weiß nicht, wann ich das nächste Mal zu dir kommen kann", brummte ich angespannt und Shiju sah zu mir hoch. Ich erwiderte ihren Blick und spürte ihre Hände an meinen Wangen.
 

„Wir finden schon eine Lösung“, versuchte sie mich aufzumuntern, doch das schlug in Trotz meinerseits aus. Was sollten wir schon für eine Lösung finden? Entweder sie gab ihr Heim auf oder ich meines, zudem meine Anstellung als Krieger. Genau das könnte ich eben nicht. Taisho hatte mich damals aufgelesen und mich aufgenommen, versorgt, trainiert und gefördert. Wir verstanden uns gut und ich würde für immer in seinem Dienst stehen. Andererseits würde er mich sicher auch befreien, weil er von meinen Gefühlen wusste. Aber meine Treue und die Schuld in der ich stand, würden es nicht zulassen das ich es tat. Shiju darum zu bitten alles aufzugeben, wäre auch nicht die Lösung. Sie wollte nicht mit mir ins Schloss und das musste ich akzeptieren. Sie war ein Mensch und wir alle Yokai dort.
 

„Lass uns irgendwann durchbrennen", schlug sie vor und ich sah sie verwundert an. Hatte sie meine Gedanken mitgelesen? „Sowas ist doch Quatsch“, antwortete ich und sie stemmte die Hände in ihre Hüften.“Warum denn nicht? Wir bauen uns irgendwo unser eigenes Leben auf. Ich kann von überall aus arbeiten und du könntest ein großes Feld anlegen und wir verkaufen die Dinge gemeinsam“, plapperte sie ihre Vorstellungen vor. Ich musste zugeben das es sich nicht schlecht anhörte. Ich könnte einiges Pflanzen was sich zu gutem Geld machen lassen ließe. Und vielleicht ließ sich auch eine Art Training für jüngere Leute anpreisen, welche sich besser verteidigen können wollten. Viele ungeübte Menschen besaßen ein Schwert und verletzten eher sich selbst damit, wie ihre Feinde. Aber leider war da immer noch meine Treue.
 

„Ich habe meinen Herrn Treue geschworen. Außerdem verdanke ich es ihm allein das ich dich heute in den Armen halten kann", erklärte ich ihr und zog sie wieder an mich. Liebevoll rieb ich meine Nase an ihrer, legte meine Stirn an ihrer ab. „Du könntest ihn fragen", bat Shiju leise und ich erforschte ihre Augen. „Ich werde es versuchen."
 


 

Am nächsten Abend musste ich also aufbrechen. Langsam erhob ich mich aus ihrer Schlafstätte und sie sah mich schon wehleidig an. Die letzten Stunden hatten wir eng aneinander verbracht. Der Hautkontakt tat gut, bevor wir ihn doch so lange nicht mehr spüren würden. Ich zog mich an und auch Shiju stellte sich auf, schlüpfte in ihren Kimono und wickelte ihn um ihren zarten Körper. Als ich meine Rüstung ergriff, umschlag sie mich noch einmal von Hintern und ich spürte ihr Gesicht an meinem Rücken. „Bitte melde dich liebster. Bleib nicht zu lange fort", bat sie und ihre Stimme war leicht kratzig. Sie hatte schon beim letzten Mal, die starke spielen wollen, doch ich roch ihre Tränen bereits.
 

In ihren Armen drehte ich mich zu ihr, ließ die Rüstung noch einmal auf den Boden sinken und hob ihr Kinn, damit ich ihre Augen sehen konnte. Vorsichtig wischte ich die kleinen Tränen beiseite. „Ich komme bald wieder. Versprochen", gab ich ihr mein Wort. Wie könnte ich auch wochenlang fortbleiben, wo ich sie jetzt schon nicht verlassen wollte. Stumm warf sie sich in meine Arme und ich drückte sie in einer festen Umarmung an mich. Einige Minuten standen wir so da und ich musste diesen Moment durchbrechen. „Ich muss aufbrechen, sonst gibt es nur ärger", versuchte ich es sanft klingen zu lassen und hatte Erfolg. Shiju löste sich von mir. „Eine Sache noch, dann lasse ich dich gehen", bat sie und ich sah sie fragend an. Was wollte sie denn nun von mir?
 

„Bitte schließe deine Augen“, bat sie mich und ich tat ihr den gefallen. Aber nur, weil ein Yokai seine Augen geschlossen hielt, hieße das nicht das er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm. Ich hörte ihre Schritte, wie sie in ihr Arbeitszimmer ging und wie sie dort etwas vom Tisch nahm. Es roch nach dem großen Knochen, welchen ich einige Nächte zuvor dort stehen sah. Was sie damit nun vorhatte? Sie kam zurück und stand nah bei mir. Ich spürte ihre Finger immer wieder an meinen Wangen und in meinem Gesicht. „Was tust du da?“, fragte ich lächelnd und legte meine Hände an ihre Hüfte. Sie kicherte leise. „Eine kleines Geschenk für dich", verkündete sie „und ich teste es."
 

Ein Geschenk? Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Geschenke in dem Sinne waren mir fremd. Ich hatte niemanden, der mir etwas schenkte und selbst hatte ich nur Ayaka etwas geschenkt. Warum also schenkte Shiju mir etwas? „Das brauchst du nicht. Du allein bist mein Geschenk", sagte ich zu ihr und zog sie näher an mich. Noch immer hielt ich meine Augen geschlossen. Sie hatte es mir ja noch nicht erlaubt, sie wieder zu öffnen. „Bitte lass mich. Du weißt ja, das ich sowieso nicht auf dich höre“, stichelte sie und ich grinste breit. „Darf ich meine Augen wieder öffnen?“, fragte ich liebevoll und sie bejahte. Den Knochen hatte sie wohl schnell hinter sich versteckt. Also öffnete ich meine Augen und sah in ihr glücklich strahlendes Azurblau. Wie sehr ich diese Augen liebte und diese Frau vor mir. Shiju streckte sich zu mir hoch, schloss wieder ihre Augen und legte ihre Lippen auf meine. Genüsslich kostete ich diesen Kuss. Es würde für lange Zeit der letzte sein.
 

Shiju Band mir zum Schluss noch meine Maske um und mit einem letzten Blick auf sie sprang ich in die finstere Nacht.
 


 

~
 


 

Im schloss des Westen angekommen, wurde ich diesmal nicht empfangen. Sicher war Ayaka noch sauer auf mich. Also ging ich in mein Gemach. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich das sich etwas verändert hatte. Sesshomaru war vor einigen Jahrzehnten ins Schloss gezogen, hatte sich allerdings mehr außerhalb herumgetrieben. Aber nun schien er sich im Schloss aufzuhalten. Taisho erzählte mir einmal, das die Mondgöttin ihn zu seinem Vater schickte, damit er lernen könnte ein Taisho zu sein. Das Kämpfen und die schulischen Dinge hatte sie übernommen, nun fehlte noch die Praxis. Für meinen Herrn war dies ein komisches Gefühl gewesen, denn er hatte zuvor nicht viel mit Sesshomaru zu tun gehabt. In den Zeiten wo er hier im Schloss war, hatte er ebenso viel zu tun, wie sonst auch und so war Sesshomaru oft bei uns Kriegern oder eben bei den Beratern und gelehrten gewesen. Als er nun endgültig hier her sollte war es also, als ob ein fremder ins Schloss käme, der auf der gleichen Stufe stand wie Taisho-sama. Die Bediensteten Damen wollten schnell nicht mehr für ihn zuständig sein, denn Sesshomaru war ebenso wie ich, ein Mann geworden und nutzte seine Macht gerne aus.
 

Ich hatte bis auf sie gelegentlichen Trainingseinheiten, in denen ich für Sesshomaru parat stehen musste, nichts mit ihm zu tun. Wollte es auch nicht, denn er stand über mir und doch gehorchte ich nur Taisho. Ihm war ich zu Dank verpflichtet und keinem anderen.
 

Erschöpft von der Rückreise und dem schweren Herzen, welches in meiner Brust schlug legte ich mich zunächst in mein Bett. Taisho-sama Aura war nicht zu spüren und so hatte ich noch einige Stunden Zeit ihm das Siegel zu überreichen.
 

Leider wurden aus Stunden, Tage und sogar eine ganze Woche. Ich wollte zu Shiju zurück, musste ihm das Siegel geben und ihn bitten meine Pflichten zu mildern. Vielleicht könnte ich weiterhin auf die Gesuche mitgehen und ihm als Krieger zu Diensten stehen, aber eben bei Shiju wohnen. So hatte ich mir einen Plan gesponnen, konnte aber nicht fragen ob es möglich war. Wo Taisho nur war?
 

Am frühen Morgen ging ich wie gewohnt zum Training und machte meine gewohnten Übungen. Baku kam bald dazu und beobachtete mich schweigend. Genervt versuchte ich ihn zu ignorieren und machte weiter. Doch als der Prinz dazu kam und mit ihm redete konnte ich nicht mehr weghören. „Mit einem Menschenweib. Wirklich schrecklich. Er zieht das Ansehen des gesamten Heeres in den Dreck", spottete Baku. Sesshomaru sah weiterhin schweigend zu mir und verzog keine Miene. Ob er genauso dachte? Sicherlich. Baku und er hatten mehr gemein, als der Prinz mit unserem Herrn.
 

„Irgendwann wird er schon sehen, was er davon hat. Obwohl ich zugeben muss, das er sich ein hübsches Weib genommen hat. Wäre sie kein Mensch, wäre sie auch nach meinem Geschmack“, sprach Baku dann weiter und ich erstarrte augenblicklich. Das Biest in mir grollte und meine Aura spielte leicht verrückt. Das schien der Prinz zu bemerken, doch Baku war immer weiter damit beschäftigt Shiju zu beschreiben. Außerdem was er gerne an Frauen hatte. Mir wurde es schlecht und ich hatte alle Mühe meine Wut unter Kontrolle zu bekommen. Sesshomaru beobachtete mich nur und wendete sich nach einiger Zeit zu Baku. „Es ist verboten, so von der Gefährtin eines anderen zu reden", sprach er und ich wunderte mich. Nahm er mich hier gerade in Schutz? „Ebenso ihr Leid anzutun. Auch wenn es wahrlich eine Schande ist, das hohe gut der Markierung, für ein paar lausige Jahrzehnte zu opfern", zog er am Ende doch noch darüber her. Ich entspannte meine Haltung als Baku schnaubend auf den Platz ging und auf die andere Seite des Trainingsgelände verschwand. Sesshomaru musterte mich noch kurz und drehte dann ab. Es kam mir ein wenig so vor, als hätte er gewollt, das ich diese Information bekomme. Vielleicht war der Prinz doch nicht so ein schlechter Zeitgenosse.
 


 

Ich hatte etwas für mich Wichtiges herausgefunden. So würde ich Shiju überreden können. Wenn ihr kein Yokai etwas tun durfte, weil es verboten war, dann wäre sie hier sicher und würde sicher auch Freundschaften schließen. Das müsste ich ihr dringend sagen und so beschloss ich am Ende des Tages zu ihr zu gehen. Ich müsste mich nur beeilen dann wäre ich zum Sonnenaufgang wieder hier.

Vergangenheit

Kapitel 30 Vergangenheit
 


 

In der Nacht lief ich los. Das Biest war entzückt und schenkte mir die Gabe der Verwandlung. Hoffentlich klappte es, wenn es um Shiju ging, auch mit der rückverwandlung. Auf halben Weg stach mir dann plötzlich ein Geruch in der Nase. Ich blieb stehen und schnüffelte nach dem Geruch, der mir bekannt vorkam. Im nächsten Moment sprang mir ein kleines Fellknäul ins Gesicht und ich erkannte was es war. „Seki", brummte mein Biest. Aber als der Hase in der nächsten Sekunde aufsprang und wild zappelte, erkannte ich ein kleines Halstuch, an dem etwas befestigt war. Ich verwandelte mich schnell zurück und löste das Stück Permanent von Sekis Hals. Der Hase sträubte sein Fell und sah mich abwartend an.
 

Mein liebster,
 

Konntest du mit deinem Herrn reden?
 

Ich hoffe Seki konnte dir meine Nachricht überbringen. Bitte melde dich und schicke Seki zurück. Ich kann es kaum erwarten dich wieder zu sehen.
 

Deine Shiju
 


 

Sie hatte mir einen Brief geschrieben. Mein Herz schlug bis zum Hals und ich stopfte das Pergament in meine Hosentasche. Was würde sie wohl sagen, wenn ich ihr meine Nachricht selbst überbrachte? Also lief ich mit Seki auf meiner Schulter schnell zu ihr. Es war stockfinstere Nacht und mein Plan kam mir etwas dämlich vor. Sie wusste ja nicht das ich kommen würde, wie sollte ich also zu ihr in die Hütte kommen, ohne sie zu tote zu erschrecken?
 

Zum Glück war mir ja, ein kleiner Kumpan im Wald zugelaufen und dieser musste jetzt herhalten. Ich nahm Seki von meiner Schulter und sah ihn ernst an. „Weck sie für mich und zeig ihr das ich da bin. Sonst nehme ich dich mit und Ayaka macht eine tolle Suppe aus dir“, drohte ich und erhoffte mir so seine mithilfe. Sekis kleines Herz bollerte wie wild in seiner Brust, doch er strich sich kurz mit den Pfoten über sein Gesicht. Also ließ ich ihn durch das Fenster in die Hütte. Von dort aus beobachtete ich, wie er zu ihr ging und in ihrem Gesicht herumknabberte, bis sie ihre Augen aufschlug. Schnell war sie hellwach und suchte den Hasen ab. „Du warst aber schnell Seki! Hast du Usa meine Nachricht gegeben?“, plapperte sie los und bemerkte dann das keine Antwort von mir am Hasen war. Betroffen sackte sie zusammen und sah zum kleinen Hasen. Dieser stupst ihre Hand an und lief dann zur Hüttentür. Shiju sah ihn nach und seufzte. „Willst du noch etwas hinaus?“, fragte sie und ihre Stimme klang wirklich traurig. Sich die Augen reibend, stand sie auf und ging zur Tür. Ich tat es ihr gleich und stellte mich genau auf die andere Seite der Tür. Als sie Seki dann öffnete blickte sie zu ihm auf den Boden und erkannte ein paar Schuhe. Meine Schuhe und ihre Augen schraken auf. Sie schnellten zu mir hoch und ehe sie etwas sagen konnte, zog ich sie an mich und küsste sie. Ihr blieb die Luft weg, vor Schreck oder unserem Kuss, das war ungewiss, aber ich gab ihr, nach einigen Sekunden, Zeit zum Atmen. „Usa“, hauchte sie und sah mich noch immer geschockt an.
 

„Was machst du hier?“ fragte sie und fummelte an meiner Kleidung. Ob sie testen wollte ob ich wirklich vor ihr stand? Das konnte ich ihr auch anders beweisen, aber dafür wäre heute Nacht keine Zeit. „Ich muss mir dir reden“, erklärte ich und schob sie in die Hütte um einzutreten. Wir legten uns ins Bett und ich nahm meine liebste in den Arm. „Ich habe heute etwas erfahren“, begann ich und Shiju hörte mir aufmerksam zu. Sie schien noch immer etwas durcheinander zu sein. Was Verständlich war. „Es scheint, das es verboten ist, die Gefährtin eines Kameraden anzugreifen oder sie zu gefährden. Das hieße du könntest doch mit mir kommen. Sicher könnten wir auch eine kleine Hütte in der Nähe des Schlosses bauen. Solange ich weiter zum Training komme und meine Pflichten nachgehe, wäre das doch eine gute Lösung.“ Freudig sah ich zu Shiju, welche immer ruhiger wurde. Sie schien sich nicht wirklich darüber zu freuen, das ich diese Neuigkeiten hatte.
 

„Was ist Shiju? Freust du dich denn nicht?“, fragte ich und bat sie sanft mich anzusehen. Ihre Augen strahlten etwas Trauriges aus. „Shiju was ist mit dir?“, fragte ich noch einmal und sie vergrub ihr Gesicht an meiner Brust. „Usa. Ich kann nicht. Bitte versteh mich. Es ist auch nicht wegen dir, es ist..“ „Was?“, unterbrach ich sie und beugte mich über sie. Sie sollte mir von Angesicht zu Angesicht sagen können, was sie belastete. Ich wollte sie zu meiner Gefährtin, sie ihr Leben mit mir verbringen, also warum sträubte sie sich so sehr mit mir zu kommen? „Ich kann nicht in diesen Teil des Westens zurück“, beichtete sie zitternd und ich versuchte, sie durch streicheln, zu beruhigen. „Warum?“, bat ich ruhig um sie zu ermutigen. „Ich komme aus einem Dorf in der Nähe, in der das Schloss des Westens steht. Meine Eltern und ich mussten damals von dort fliehen, weil niedere Yokai dort ihr Unwesen treiben. Sie töteten meinen kleinen Bruder und da beschlossen meine Eltern hier her zu gehen. Leider schafften sie die Reise nicht, denn sie wurden von einer Schlange vergiftet. Als sie starben musste ich ihnen versprechen, niemals mehr dorthin zu gehen und vor allem stark gegenüber Yokai zu sein“, erzählte sie und ich verstand langsam. Auch ich war niemals mehr in das Dorf zurück gegangen, aus dem ich stammte. Wollte die Gräber meiner Eltern nicht sehen, wenn sie überhaupt noch existierten. Ich war um die 1000 Jahre alt, sicher waren dort nun andere Häuser und niemand außer mir, erinnerte sich noch an die beiden.
 

Shiju sah mich mit kleinen Augen an. Es tat mir leid, das ich sie nun wieder so bedrängt hatte mit mir zu kommen. „Es tut mir leid“, bat ich sie um Verzeihung und lehnte meine Stirn an ihre. Wir schloßen unsere Augen und ich sog ihren Geruch ein. „Muss es nicht. Es ist lange her und so wie es nun ist, ist es gut. Wir werden schon noch gemeinsam leben mein liebster und bis dahin, kann ich deine Gefährtin sein“, sagte sie lächelnd und ich bekam rote Wangen. „Weißt du, was du da sagst?“, fragte ich stotternd und sie kicherte. „Ich weiß so einiges über euch Yokai, Usa. Auch das ihr Inuyokai eure Frauen gern ganz für euch habt. Wie nennt ihr das nochmal?“, fragte sie und überlegte selbst. „Markierung“, antwortete ich und ihre Augen leuchteten auf. „Genau! Wie genau ihr das anstellt, weiß ich nicht. Nur das es ein Leben lang zählt, wie eine Ehe und dass man ähnliche Gefühle oder so hat“, plapperte sie ihr Halbwissen aus und ich musste leicht lachen. Sie blinzelte überrascht und fing dann an zu schmollen. „Warum lachst du denn? Es stimmt doch oder?“, grummelte sie und verschränkte die Arme, brachte so etwas Abstand dazwischen.
 

„Oh liebste. Bitte sei mir nicht böse, aber du hast nicht ganz recht. Ich bin zwar kein Experte aber“, glitt ich vom Lachen ins raunen und beugte mich wieder zu ihr. „Ich weiß, das man mehr als nur Gefühle teilt. Man spürt, wenn der andere schmerzen hat“, hauchte ich ihr ins Ohr und biss in ihr Ohrläppchen. Shijus Atmung veränderte sich, doch sie hörte mir ruhig zu. „Aber ist das nicht schlecht, wenn du dich verletzt und ich mir dann sorgen mache“, keuchte sie und ich musste zugeben sie hatte recht. „So oft wie du dich in die Finger schneidest, bin ich da wohl der Leidtragende“, stichelte ich zurück und sie schob mich von sich. Lachend lehnte ich mich auf die Seite. „Sei doch nicht so dünnhäutig liebste“, bat ich kichernd und sie stieg mit ein. Dieser Moment war so unbeschwert.
 

„Und wie?“, begann sie und zog mich wieder näher zu sich, berührte mit ihren rosigen Lippen fast die meinen. „Wie geht diese Markierung?“, stellte sie die Frage aller Fragen. Taisho hatte es mir damals gesagt. Hoffentlich war das auch wirklich alles. Vielleicht hätte ich auch nochmal Yukara Fragen sollen, auch wenn es sich nicht gehörte, das ein Mann eine Frau so etwas fragte. Also entschied ich mich einfach, das wieder zu geben was ich von Taisho wusste.
 

„Ich, naja, wir..“, stotterte ich und sie verzog die Augenbrauen. „Sag es Usa“, bat sie ungeduldig und ich schluckte den Klos in meinem Hals herunter. „Wenn wir uns lieben, dann beiße ich dich, mein Biest hat sich da schon eine Stelle ausgeguckt“, gestand ich. Shiju wurde hochrot und sah mich an. „Es hat was? Wann? Wo?“, fragte sie los und fummelte an ihrer Kleidung. „Dein Nacken, würde mir gefallen“, raunte ich und küsste ihre Wange. Ihre Haut überzog blitzartig eine Gänsehaut. „Und dann?“, hauchte sie und ich nahm das als Einverständnis. Ihre Hände wanderten meine Brust hinauf und ich spürte ebenfalls die Lust aufsteigen. „Dann werde ich mein Youki mit dir teilen. Dir ein bisschen davon übertragen“, hauchte ich auf ihre Lippen und küsste sie dann. Sofort entbrannte ein Feuer zwischen uns.
 

Sie machte mich einfach glücklich damit, das sie meine Gefährtin sein wollte. Doch ich musste dieses wichtige Ereignis noch aufschieben. Ich wollte, das wir Zeit dafür hatten und würde mich nochmal genauer informieren. Für heute Nacht blieb zu wenig Zeit. Also löste ich mich wieder von ihr, bevor wir doch noch die Kleidung verlieren würden. „Ich muss zurück“, beichtete ich und sie sah mich lächelnd an. „Danke das du hier warst. Nächstes Mal werde ich deine Gefährtin“, versprach sie und ich bekam ein breites Lächeln. „Länger werde ich dann nicht mehr warten. Versprochen liebste“, gab ich das Versprechen zurück und gab ich noch einen kleinen Kuss, bevor ich aufstand und zurücklief.
 

Gerade rechtzeitig schaffte ich es zum Training und begann nach einem ausreichenden Bad sogleich damit. Shijus Geruch haftete an mir und ich wusch ihn eilig davon, damit niemand etwas von meinem Ausflug mitbekommen konnte. Ich war nicht mal müde denn das Gespräch hatte mich beflügelt. Ich würde Shiju für immer bei mir haben. Sie würde die meine werden. Und das machte mich mehr wie nur glücklich.
 

„Eine lange Nacht gehabt?“, fragte mich Baku plötzlich und ich sah zu ihm auf. „Nein ich bin ausgeruht Baku-sama“, antwortete ich und wollte weiter machen. Sah man mir an, das ich die Nacht nicht geschlafen und fast nur gerannt war? „Ach ich dachte, weil du bei deiner kleinen warst, wärst du etwas ausgelaugt“, warf er mir hin und ich musste mir den Schrecken verkneifen. Woher wusste er das? Hatte er etwas mitbekommen? „Du fragst dich sicher woher ich das weiß, oder“, fragte er schmierig und ich stellte mich auf die Füße. Wollte er mich hier etwa unter Druck setzen? „Warum antwortest du nicht mehr Hasenjunge? Angst davor, das es peinlich für dich wird?“, fragte er weiter und grinste ekelig. „Ich habe keine Angst vor dem, was ihr denkt Baku-sama“, antwortete ich und band den Verband meiner linken Hand ab. Er stoppte mich mit seiner Hand und sah mir ernst in die Augen. „Pass auf wie du dich mir gegenüber verhältst“, drohte er und ich riss ihm meinen Arm weg. „Ich werde das Training unterbrechen Baku-sama“, verabschiedete ich mich und drehte mich zum Gehen.
 

„In Ordnung“, gab er mich frei und verschränkte die Arme. Bevor ich ganz weg war schien ihm aber doch noch etwas einzufallen, was er mir hinterherrief: „Ach Hasenjunge! Eine schicke Hütte hat deine Gefährtin. Sie sollte allerdings mal das Dach überprüfen, das hat einige undichte Stellen.“ Die Bombe platzte in mir und machte mich nervös. Woher wusste er überhaupt wo sie wohnte. Nicht mal Taisho hatte mir damals genau sagen können, wo sie wohnte. Hatte er mich etwa verfolgt? Hatten er und der Prinz mich in eine Falle gelockt?

Chance

Kapitel 31 Chance
 


 

Als ich zu meinem Gemach stapfte kam mir Yukara entgegen. „Nousagi. Heute kein Training?“, tadelte sie mich leicht und ich versuchte meiner Wut über Baku Luft zu machen. „Baku und ich haben eine Meinungsverschiedenheit“, berichtete ich diskret. Es müssten ja nicht noch mehr Gerüchte im Schloss umherirren. „Ach lass dich von ihm nicht ärgern. Aber sag mal", begann sie und roch leicht an mir. „Ist der Grund für euren Ärger vielleicht das du in der Nacht zu deiner liebsten gehst? Du weißt, das ihr nur auf Anweisungen das Schloss verlassen dürft“, tadelte sie wieder und ich brummte kurz. „Es war nur für diese Nacht. Ich musste etwas wichtiges mit ihr besprechen", versuchte ich ihr meine Sichtweise nahezulegen. Yukara setze sich auf die Bank, die hier stand um in den Garten sehen zu können. Mit einer klopfbewegung signalisierte sie mir, neben ihr Platz zunehmen.
 

„Was war denn so wichtig? Du kannst froh sein, das Baku dich dafür nicht wieder bestraft", fragte sie. „Ich habe erfahren das Gefährtinnen einen besonderen Schutz genießen. Ich hätte Shiju gerne hier, bei mir. Sie will zwar meine Gefährtin werden, doch hier her kommt sie trotzdem nicht“, erklärte ich. Yukara hörte mir aufmerksam zu. „Ach so ist das. Doch seine Shiju hat recht. Das Schloss ist kein geeigneter Ort. Auch wenn es Regeln gibt die das untersagen, halten sich die meisten Krieger ja sowieso nicht gerne daran. Dann gibt es diese Kämpfe, bei dem der Gefährte meistens gewinnt und trotzdem ist es da meistens schon passiert. Und bei einer so zierlichen Menschenfrau wie deiner Shiju, wäre einmal schon zu gefährlich. Vor allem, weil du Baku zum Feind hast, solltest du sie so weit weg vom Schloss verstecken, wie nur möglich", gab sie mir Rat und ich konnte es verstehen. „Doch es ist so schwer. Ich vermisse sie, sobald ich bei ihr aus der Tür gehe", maulte ich betrübt und Yukara legte mir eine Hand an den Rücken. „Das kann ich gut verstehen Nousagi“, beruhigte sie mich und ich sah sie entschuldigend an. Wie sehr sie ihren Gefährten wohl vermisste? Yukara schüttelte leicht den Kopf und lächelte. „Mach dir um mich keine Gedanken. Geh am besten zu Taisho-sama und frage ihn um Rat.“ „Danke Yukara", dankte ich ihr und sie streichelte mir über den Kopf. „Keine Ursache. Ach und wenn du sie zu deiner Gefährtin machst: beiss nicht zu feste zu, das tut ganz schön weh", kicherte sie und ging dann. Und ich blieb mit hochrotem Kopf zurück.
 


 

Am Nachmittag kam endlich der Taisho zurück ins Schloss. Wo er sich die ganze Zeit herumgetrieben hat wusste niemand. Das Gesuch auf dem er verlangt wurde, hätte höchstens zwei Tage gedauert. Sicher wollte er etwas Ruhe oder es kam noch etwas dazwischen. Auf jeden Fall, wartete ich geduldig bis seine Berater bei ihm fertig waren und ging dann mit einer Kanne Tee, die ich aus der Küche von Sanae holte und seinem Essen zu ihm. Leise klopfte ich an und hörte dann seine Begrüßung. „Komm rein Nousagi."
 

Das tat ich dann auch und lächelte ihn an. „Guten Tag Taisho-sama. Sanae gab mir euer Essen und den Tee mit", erklärte ich mich und er zog fragend die Augenbrauen hoch. „Ist dafür nicht Yukara zuständig? Geht es ihr gut?“, fragte er ruhig und las in einem Pergament. „Ja es geht ihr gut. Ich habe ein Anliegen und deswegen bringe ich euch das essen", klärte ich auf und er nickte, legte seine Papiere zur Seite und lehnte sich streckend zurück. „Wie war euer Gesuch?“, fragte ich und stellte alles vor ihm ab, setze mich dann gegenüber von ihm hin und sah zu, wie er begann zu essen. „Es ist alles glatt verlaufen.“ Fragend sah ich ihn an und er schien zu merken, was ich dachte. „Ich brauchte etwas Zeit um nachzudenken", gab er zu. Deshalb war er also länger dort gewesen. „Wie ich sehe hatte Sesshomaru ja auch alles im Griff", bemerkte er stolz und trank einen Schluck Tee. Er schien sehr froh darüber zu sein. „Herr? Ich muss euch etwas wichtiges fragen", begann ich und er schenkte mir seinen Blick. Signalisierte mir so zu reden. „Shiju kann nicht hier her ins Schloss und ich“, stotterte ich und war plötzlich unglaublich nervös. „Du willst nicht auf sie verzichten, wenn du hier bist, stimmt’s?“, fragte er und ich sah beschämt zur Tischplatte. „Es tut mir leid Herr, aber ja, ihr habt Recht. Ich vermisse sie so unglaublich, wenn ich nicht bei ihr sein kann. Es klingt sicher schwächlich, doch ich..“ „Entschuldige dich nicht dafür", unterbrach er mich und schob die leeren Schalen beiseite. „Leider kann ich dich noch nicht von deinen Pflichten entlassen. Ich habe einen neuen Auftrag erhalten und brauche dafür mehrere Krieger. Auch Sesshomaru und Baku werden mitkommen. Meinst du, du schaffst es noch etwas ohne sie?“, fragte er netterweise und wusste das ich niemals etwas dagegen einwenden würde. Also nickte ich ergeben.
 

„Worum geht es bei dem Auftrag?“, fragte ich nach einigen Minuten und wollte mich von meiner Niedergeschlagenheit ablenken. Taisho nahm ein Pergament vom Tisch und zeigte es mir. „Die Pantheryokai brauchen unsere Hilfe. Ich vermute darin allerdings eine Falle. Seit ein paar Jahren versuchen die Nachfolger Korans, die Grenzen auszuloten. Nun bitten sie um Hilfe um gegen die Wölfe anzukommen. Ich denke allerdings sie wollen uns nur anlocken um mich zu töten und somit den Westen sofort zu übernehmen. Ich brauche meine fähigsten Männer, damit eben dieser Überfall nicht geschiet. Wenn sie sehen, wer mir zum Schutz zur Seite steht, dann werden sie solche Dinge lassen“, erzählte er und ich war geschockt. Wie konnten die damaligen Verbündeten nun zu Feinden werden? Es war doch nichts vorgefallen.
 

„Ihr könnt auf mich zählen Taisho!“, versprach ich und verneigte mich. Taisho lächelte breit und ich stand auf. „Wann soll es los gehen?“, fragte ich noch und er sah mich entschuldigend an. „In einem Monat." Das hieße ich würde Shiju nun für einen Monat nicht sehen können und dann das Gesuch abwarten müssen. Das wäre eine harte Probe.
 

„Hat Shijukara das Siegel fertig gestellt?“, fragte er. Erschrocken tastete ich mich ab und holte das Siegel aus einer kleinen Innentasche. „Ja natürlich. Sie fertigte es aus einer drachenklaue“, erklärte ich und überreichte meinem Herrn ein kleines Päckchen. Er nahm es an und öffnete es. Strahlend grinste er. „Wunderbar“, lobte er und packte es wieder ein. „Ich werde Morgen zu Totosei abreisen, genug Zeit für dich, zu Shijukara zu reisen und in einer Woche treffen wir uns, einige Meilen von hier. So wird niemand Verdacht schöpfen“, plapperte er freudig und ich stutze. „W-was?“, stotterte ich und Taisho begann zu lachen. „Ich bin sicher du hast richtig gehört. Baku werde ich sagen, das du mit mir reist, mehr muss er nicht wissen", erklärte Taisho und mir schlug das Herz bis zum Hals. „Danke Herr!“, dankte ich und verneigte mich tief. Er sah stolz zu mir und lächelte. „Ich gönne dir dein Glück Nousagi.“
 


 

Überglücklich lief ich neben Taisho her und konnte es nicht abwarten, abzudrehen und zu Shiju zu laufen. An einem kleinen Hügel blieb Taisho stehen und sah zu mir. „Das dürfte reichen“, kündigte er an und es brannte förmlich in mir, endlich loszulaufen. Nun konnte ich wieder eine ganze Woche zu Shiju. „Hör zu Nousagi. Hier treffen wir uns in einer Woche wieder. Und nun geh zu deiner Shijukara“, befahl er und ich verneigte mich schnell. „Danke Herr!“, rief ich schon fast hibbelig. Als ich mich umdrehte und schon losspringen wollte sagte Taisho doch noch etwas: „Du solltest Shiju ein kleines Geschenk machen, bevor sie deine Gefährtin wird. So hatte es Satoru damals auch getan. Sicher kannst du dich noch an die Perlen erinnern“, sprach er und ich starrte ihn an. Er hatte natürlich Recht. Yukara trug die Perlen noch immer. „Aber was..“, murmelte ich und er grinste, kam zu mir und steckte mir etwas in die Hand. Fragend sah ich in diese und erstarrte. Er hatte mir etwas Lohn gegeben. „Nein das geht nicht Herr“, bat ich und wollte es zurückgeben, aber er lief einfach los. „Dir wird schon etwas nettes einfallen“, rief er winkend und war schon verschwunden.
 

Seufzend stand ich da. Was sollte ich damit jetzt nur anfangen? Selbst wenn ich nun Geld hatte, um ihr etwas Schönes zu holen, wusste ich nicht, was es sein sollte. Was würde meiner liebsten gefallen? Perlen wie bei Yukara sollten es nicht sein. Aber was dann? Ich beschloss zunächst einmal loszulaufen und dann darüber nachzudenken, wenn ich bei ihr war.
 


 

Bei ihr angekommen, fand ich niemanden vor. Fragend suchte ich das Haus ab und musste feststellen, das ihr Geruch nur dezent war. Keine frische Fährte. Ich beschloss etwas zu warten, doch nach einer Stunde kam sie immer noch nicht. Ich wurde nervös und würde es wohl angehen, sie zu suchen. Vor der Tür sog ich die Luft tief ein und fand eine winzige Fährte. Dieser folgte ich und zum Glück wurde sie immer stärker. Das einzige was mich Beunruhigte war, das sie anscheinend auf dem Weg zu diesem Friedhof war. Alleine! Diese kleine zarte Menschenfrau war wirklich eine Klasse für sich. So ein ungehorsam hätte mich im Training oder der Truppe den Kopf gekostet. Sorge breitete sich in mir aus und ich wurde schneller. Bald hatte ich den Friedhof erreicht und Steig über den Kraterrand. Sie musste hier sein. Ich musste sie nur noch finden. Die heilige Energie kratze an meinem inneren, doch diesmal war zum Glück kein Yokai zu spüren.
 

Ich folgte also meiner Nase so gut ich konnte und bald fand ich meine liebste. Sie stöberte, fast als würde sie über einen Markt laufen, herum und bemerkte mich gar nicht. Um sie herum flatterten ihre steten Begleiter in Form der Bundmeisen. Lächelnd sah ich ihr zu und dachte mir einen kleinen Schrecken für sie aus. Leise pirschte ich mich an sie heran, die Vögel verließen sie schlagartig und bevor sie es bemerkte, schnappte ich sie mit meinen Armen. Sie schreckte laut schreiend zusammen und ich warf sie mir über die Schulter.
 

„Hatte ich dich nicht gebeten, nicht mehr hier her zu kommen liebste?“, tadelte ich sie lachend und hörte ihr wild schlagendes Herz. Sie war so geschockt, das sie erst einige Sekunden später antwortete. „Usa“, stellte sie heiser fest und schlug nicht mehr auf meinen Rücken ein. Nach einigen Schritten zog ich sie in meinen Arm so, das sie auf den Armen sitzen konnte. Sie sah mich immer noch mit großen Augen an und ich grinste frech. „Du hast mir einen riesen Schrecken eingejagt“, beichtete sie. „Ich weiß“, antwortete ich frech. „Aber im Ernst. Hatten wir nicht darüber redetet, das es hier zu gefährlich für dich ist“, tadelte ich sie und sie legte die Arme um meinen Hals. „Und du weißt, das ich sowieso nicht auf dich höre. Außerdem war ich, bevor du in meinem Leben gestolpert bist, auch schon hier und mir ist nie etwas passiert“, versuchte sie diese Gegend abzumildern und ich seufzte ergeben. „Du bist unverbesserlich liebste.“
 

Unter meiner Aufsicht lies ich sie noch etwas suchen, denn sie brauchte es angeblich für etwas sehr sehr Wichtiges. Danach gingen wir Hand in Hand zurück zu ihrer Hütte. Dort angekommen, musste ich erst einmal an der Tür warten. Shiju hütetet ein Geheimnis und das musste sie in Sicherheit bringen. „Alles in Ordnung Shiju? Du musst doch nicht so ein Geheimnis daraus machen“, brummte ich, denn ich wollte ihr erzählen was ich mit Taisho besprochen hatte. „Nur einen Moment Usa“, bat sie noch und ich wartete geduldig. Seki hatte Shiju auch zum Friedhof begleitet und saß nun auf dem Tisch. Er sah mich an, als ob er genau wusste, was meine Liebste dort versteckte. Ob er es mir gönnte oder eher neidisch war, nicht zu erahnen.
 

Shiju kam zu mir und lächelte mich liebevoll an. Sie schlang ihre Arme um mich und ich umfasste sie mit meinen. „Wie kommt es, das du so schnell wieder bei mir bist?“, nuschelte sie an meine Brust. „Wieso? Ist es dir nicht recht?“, fragte ich spitz und legte meine Wange an ihrem weichen Haar ab. Sofort war ihre Kampfbereitschaft erwacht und sie maulte: „Natürlich ist mir das recht oder denkst du, ich würde dich nicht vermissen?“
 

Amüsiert küsste ich ihr Ohr. „Na ich will doch hoffen, das du auch mich so vermisst, wie ich dich. Du machst meine Gedanken ganz verrückt, wenn ich nicht bei dir bin“, gestand ich und sie blickte zu mir hoch. „Ist das so?“, hauchte sie provozierend und ich ging gerne darauf ein. „Du machst mich wahrlich wahnsinnig liebste“, raunte ich und küsste ihre Lippen. Shiju stieg drauf ein. Allerdings stieg mir ein Geruch in die Nase der mir Sorgen bereitete. Er war zuvor noch nicht so präsent gewesen, doch jetzt wurde er immer stärker an ihr. Also löste ich mich und sah sie an. Fragend blickte sie zu mir hoch. „Was ist?“, fragte sie kurzerhand und ich roch noch einmal diskret an ihr, um mir sicher zu sein. „Du blutest“, antwortete ich und Shijus rosige Haut wechselte in eine Schamesröte. Sofort drehte sie ihr Gesicht ab und versteckte es an meiner Brust. War ihr das etwa peinlich? Für uns Inuyokai war so etwas normal. Wir rochen alles und ich wusste, das von Zeit zu Zeit jede Frau diesen Geruch an sich trug. „Alles in Ordnung?“, fragte ich und Shiju nickte stumm. „Entschuldige“, bat sie und ich streichelte ihren Rücken. „Schon gut. Ich bin ja nun eine ganze Woche hier“, verkündete ich stolz und sie sah mich wieder an. Lächelnd begannen wir noch einen keuschen Kuss und richteten dann unser Abendessen her. In der Nacht schlief sie in meinem Arm und ich dachte an das Gespräch zurück. Wir hatten uns wie immer auf unseren Baum niedergelassen, kuschelten und redeten über das, was ich mit Taisho besprochen hatte. Shiju freute sich einerseits riesig, das Taisho mich lossagen oder zumindest vom Heer befreien würde. Andererseits war sie niedergeschlagen, das es da diese lange Spanne des Alleinsein, geben würde. Ich konnte ihr schließlich nicht sagen wie lange die Mission dauern würde, doch sie machte mir Mut damit, an das endgültige Ziel zu denken. Freudig hatte ich sie an mich gezogen und fest umarmt. Sie schaffte es einfach immer, mich aus den schlechten Gedanken zu holen.

Eifersucht

Kapitel 32 Eifersucht
 


 

Die Tage vergingen und ich grübelte darüber nach, womit ich Shiju eine Freude machen könnte. Ich hatte sogar versucht etwas aus ihr herauszukriegen, doch sie hatte wirklich nur ihre Arbeit im Kopf. Als ich an diesem Morgen dann etwas Wäsche wusch, Shiju arbeitete an ihrem Geheimnis und hatte mich aus der Hütte verbannt, fiel mir etwas auf. Shiju hatte in unseren gemeinsamen Zeiten, stets drei Kimonos getragen. Natürlich abwechselnd, aber es schien mir, das sie nicht mehr besaß. Ob ihr ein neuer Kimono gefallen würde, wenn ich ihn ihr schenkte? Oder sollte ich zurück zu meiner ersten Idee und ihr etwas schnitzen? Mir war da schon eine gute Idee gekommen, aber ihrer würdig, wären meine stümperhaften versuche, wie sie mich gerne kritisierte, sicher nicht. Vielleicht konnte ich also wirklich mal nach einem hübschen Stoff Ausschau halten. Der Geruch ihrer besonderen Zeit hatte sich bis heute fast komplett gelegt. Lange würde es also nicht mehr dauern und sie würde mir ein Zeichen geben. Ich hatte sie darum gebeten, selbst zu entscheiden, wann sie die Markierung eingehen wollte. Ich wollte sie nicht drängen, denn sie war zerbrechlich und sollte sich sicher bei der ganzen Sache fühlen. Ich zweifelte nicht an ihren Gefühlen, ebenso konnte sie auf meine vertrauten, doch es würde uns für immer aneinanderbinden. Wir würden jeden Schmerz miteinander teilen.
 

In Gedanken zog ich die nassen Teile auf die Leine und bemerkte nicht, das meine liebste zu mir kam. Erst als ich die Leine zwischen den Stäben spannte, legten sich ihre Arme von hinten um meinen Bauch. „Nun hast du doch alles alleine gemacht liebster“, maulte sie und ich schmunzelte. „Das ist doch nicht schlimm. Ich helfe dir gern“, gestand ich und streichelte ihre Hand. Ihre Finger zuckten zurück und sie löste sich. „Du bist eiskalt“, bemerkte sie und nahm meine Hände in ihre. Liebevoll pustete sie sie mit ihrem warmen Atem an. Sie war unglaublich niedlich. „Ich habe es nicht einmal gemerkt“, gestand ich und entzog ihr meine Hände. „Lass mich das noch schnell ausleeren, dann können wir hinein gehen“, bat ich sie und kniete mich zum Bottich in dem ich gewaschen hatte, hob ihn an und entleerte das Wasser. „Ich wollte heute ins Dorf. Es ist Markt dort. Willst du mit liebster?“, fragte sie und ich sah zu ihr auf. Das würde mir gut in die Karten spielen. Sicher war dort auch ein Stoffhändler unter den Marktverkäufern. „Gerne. Ich wollte noch etwas besorgen“, sagte ich und somit war es beschlossen.
 

Am Mittag machten wir uns auf den Weg und ich trug Shiju durch den Schnee. In der letzten Nacht hatte es geschneit und die Schicht reichte mir fast bis zu den Knien. „Du bist so warm“, schnurrte Shiju an meiner Brust und ich schmunzelte. „Ich hoffe dir ist warm genug hier in meinen Armen.“ Shiju nickte schnell und gab mir einen Kuss auf den Kiefer. Wir durchbrachen den Waldrand und ich ließ sie auf ihre Füße sinken.
 

„Den Rest schaffe ich Usa“, sagte sie und nahm meine Hand. Leider kam mir wieder die Erinnerung an meinen ersten Besuch hier. Die Menschen im Dorf hatten nicht sonderlich gut auf mich reagiert und so entzog ich ihr meine Hand. „Es wäre sicherer für dich, wenn ich nur zu deinem Schutz bei dir bin. Denk an die Bande damals“, versuchte ich ihr mein Tun zu erklären. Aber wie immer, hatte ich nicht mit meiner liebsten gerechnet. Sie ergriff meine Hand eisern und zog mich daran dicht zu sich. Sie streckte mir ihr Gesicht entgegen und so kamen sich unsere Nasen ganz nah. „Was diese Menschen dort denken, ist mir egal. Genauso was sie von dir halten. Du bist mein Gefährte und ich werde nichts Vorspielen, nur damit diese Idioten was anderes denken“, schollt sie mich an und ich musste zugeben, das sie diese Sache etwas übertrieb. „Nun gib mir deine Hand und sei mein Mann. Beschützen tust du mich ja sowieso“, grummelte sie zu Ende und ich wagte es nicht mal meine Finger noch zu bewegen.
 

Wir kamen zum Markt und alle Blicke langen auf uns. Die Kinder kreischten herum sobald sie mich sahen, aber auch Shiju schien hier nicht gerne gesehen. Viele sahen sie verachtend an, als wäre sie eine Hexe. Jeder der sie so ansah, bekam von mir einen bösen Blick, der sie sofort wegschauen lies. An einem Marktstand für Farben und Feilen, Pinsel und Kleinkram blieb Shiju stehen. „Ich würde hier gerne etwas schauen“, sagte sie mir Bescheid und ich sah das als Chance, um nach einem Stoffhändler zu sehen. „Ist gut. Ich gehe etwas weiter. Sollte etwas sein, hast du ja die Pfeife dabei“, bat ich sie und Shiju nickte, zeigte auf ihre Brust, denn dort trug sie heute die Pfeife. Erleichtert lächelte ich ihr zu und ging los. Einige Stände weiter entdeckte ich das gesuchte. Der Händler führte, ein paar Damen gerade, einen hellblauen Stoff vor, auf dem kleine Muster aufgemalt worden waren. Doch mir fiel ein anderer Stoff ins Auge. Er war schon zu einem Kimono geschneidert worden und war dunkelblau mit helleren Silhouetten kleiner Vögel. Er gefiel mir und so fühlte ich an ihm. Er war unglaublich weich und erinnerte mich an die Haut meiner Gefährtin. Er war perfekt und so sah ich zu dem Händler der mich missgünstig ansah. „Was willst du Yokai?“, fragte er barsch und ich versuchte einfach nett zu bleiben. Warum er so schlecht gelaunt war, würde ich sicher noch erfahren. „Ich möchte diesen Kimono kaufen. Was verlangt ihr dafür?“, fragte ich also ganz normal und er schnaubte, verschränkte die Arme. „Ich verkaufe nicht an Yokai. Sicher kannst du dir das auch gar nicht leisten“, brummte er. „Sagt was er kostet und ich sage euch, ob ich es mir leisten kann“, bat ich erneut und er schien langsam aufzugeben. Vielleicht hatte er auch einfach Angst, denn ich roch das Unwohlsein an ihm. „Er kostet 30 Silbermünzen“, verkündete er und die Damen neben mir schnappten nach Luft. Ich hörte wie sie tuschelten und das aussprachen, was ich mir dachte. Das er viel zu überteuert wäre.
 

„Das ist wahrlich ein stolzer Preis. Ich hätte nicht mehr wie 20 gezahlt, bei dieser Qualität“, versuchte ich ihn aus der Reserve zu locken. Er wurde nervöser und als ich spielerisch meine Hände knacken lies, natürlich nur als wenn ich es ganz nebenbei tun würde, wurde er schwach. Die Damen taten ihr übriges und sprachen auf ihn ein. Sie lächelten mich an und schienen als einzige im Dorf, keine Abscheu gegenüber mir zu haben.
 

„Nun gut ich gebe ihn dir für 20“, versprach der Händler und nahm den Kimono zur Hand um ihn zusammenzurollen. Dankend überreichte ich ihm das Geld und er mir das Bündel. Ich verstaute es in meinem Haori, so würde er Shiju nicht auffallen, bis ich ihn ihr geben würde. Doch die beiden Damen waren noch nicht fertig mit dem Händler und zogen mich mit rein. „Hey Händler. Letztes Mal gabst du uns eine Haarnadel als Geschenk. Willst du ihm denn keine geben?“, fragten sie und stellten ihn damit etwas schlecht. Ich sah schmunzelnd zu den Damen und dann zum Händler. „Geben sie sie ihnen, als Dank für die Hilfe“, bat ich und die Damen quietschten auf. Sie kamen zu mir und bedankten sich, kicherten und forderten ihre Nadeln.
 

Als ich aufsah, entdeckte ich Shiju, die uns mit einem gleichgültigen Blick musterte. Sie schien in Gedanken, als ich zu ihr kam und ihre Hand nehmen wollte. Sie zog sie allerdings weg wodurch ich stutzig wurde. „Darf ich deine Hand nicht mehr halten? Willst du nun also auf mich hören?“, fragte ich spielerisch und erzürnte sie noch mehr. „Hattest du deinen Spaß?“, fragte sie dann urplötzlich und ich wusste nicht, was sie meinte. Oder doch, sicher das am Händlerstand mit den Damen. „Meinst du eben am Stand? Die Damen haben mir bei einem Kauf geholfen, dafür habe ich mich bedankt. Wieso stört dich das?“, fragte ich und sie seufzte. „Warum bist du nur so nett“, grummelte sie und nahm meine Hand nun doch wieder. „Warst du etwa in Sorge, das ich den Damen meine Aufmerksamkeit schenke?“, fragte ich und traf den Nagel auf den Kopf. Sie drückte ihre kleinen Fingernägel unbewusst in meine Haut. Es tat nicht weh, aber verriet mir ihre Gedanken. „Da brauchst du dir niemals, nur einen Gedanken drüber machen“, versicherte ich ihr und wir kamen langsam am Dorfrand an. „Bist du dir sicher, das du für immer nur mich willst?“, fragte sie trüb und sah zu Boden. Ich hielt an und zog sie in meine Arme. In einigen Sätzen war ich mit ihr im Wald und sprang bald auf unseren Lieblingsbaum. Dort ließ ich mich mit dem Rücken am Baumstamm runtergleiten und setze sie mir auf den Schoß. Ihre Wangen würden rot, denn sie saß breitbeinig auf meinen Schenkeln. „Ich werde für immer, nur dich wollen und lieben. Wie könnte ich es dir nur beweisen, als das ich dich zu meiner Gefährtin will? Für uns Yokai ist es das höchste gut und hält ewig. Selbst wenn du einmal vor mir gehen musst, werde ich nicht zulassen, das ich alt zu lange von dir getrennt bin. Lieber opfere ich mein Leben, nur um auch im tot mit dir vereint zu sein. Reicht dir das, als Beweis für meine Liebe? Ich liebe dich Shiju. Du bist mein Leben!“, redete ich mich in Rage und Shiju biss sich auf die Unterlippe. Geduldig wartete ich darauf was sie sagen würde, doch ihr schien die Luft weggeblieben zu sein.
 

Ich legte meine Hand an ihre Wange und sah sie lächelnd an. „Bitte glaube mir“, bat ich und Shiju warf sich in meine Arme, presste ihre Lippen auf meine und lies erst von mir ab, als sie kaum noch zu Atem kam. „Ich liebe dich auch Nousagi! Bitte verzeih das ich eifersüchtig war, aber..“ „Nichts aber“, unterbrach ich sie. „Du bist perfekt.“
 

Wir küssten uns immer inniger und sie schlang bald nicht nur ihre Hände um mich. Sie hatte längst auch ihre Beine um meine Hüfte geschlungen. „Dir wird kalt“, keuchte ich zwischen unseren Lippen, denn meine Hand wanderte ihrem Oberschenkel hinauf. Die Haut war schon etwas unterkühlt und ich wollte nicht, das sie krank wird. „Dann Lass und ins Haus gehen“, leckte sie mir über die Lippen und brachte mein Blut zum Kochen.
 

Nach weiteren atemlosen küssen, schnappte ich sie an ihrem wohlgeformten Hintern und zog sie auf meine Hüfte als ich aufgestanden war. Sie klammerte sich ebenfalls an mich wie ein kleines Äffchen. Am Boden angekommen ging ich in die Hütte und war froh das Seki noch draußen war. Ich wollte nun keine Zuschauer. Schnell schloss ich die Tür, indem ich sie mit dem Fuß ins Schloss manövrierte und setze Shiju dann auf dem Tisch ab. „Schließ deine Augen“, bat ich mit tiefer Stimme und sie tat es kichernd. Ob sie sich etwas erwünschte was ich mit ihr tat? Aber da musste ich sie enttäuschen. Ich musste nur schnell ihr Geschenk verstecken und so zog ich meinen Haori aus und legte ihn gemeinsam mit ihrem Geschenk auf einen der Stühle.
 

Aber wie ich meine liebste kannte, hatte sie ihre zwar ihre Augen geschlossen, verfolgte mich aber und schlang ihre Arme von hingen um mich. „Usa“, hauchte sie lüstern und drückte ihre Hände an meine Brust, drückte mich so an sich und ich spürte ihre Brust in meinem Rücken. Sie öffnete meinen Kimono und zog ihn über meine Schultern. Genießerisch lies ich ihr das Treiben und spürte die Gänsehaut, wenn ihre kalten Finger meine Haut berührten. Doch dann tat sie etwas, womit ich nun nicht gerechnet hatte und schlug meine Augen weit auf. Sie biss mir in den Nacken und leckte über die Stelle.
 

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich zu ihr in die Augen sah, die mich lüstern ansahen. „Mach mich endlich zu deiner Gefährtin.“

Verlorene Einsamkeit I (Shiju)

Kapitel 33 Verlorene Einsamkeit I (Shiju)
 

Ich hatte mir für immer geschworen allein zu bleiben. Nachdem meiner Familie damals so viel Unglück wiederfuhr, hatte ich mit allem abgeschlossen. Auch wenn ich jung war, so hatte ich immer schon ein besonderes Talent für die Holzverarbeitung gehabt. Damit hielt ich mich über Wasser und konnte mir sogar eine verlassene Hütte aneignen. Mit etwas Arbeit war sie schnell aufgehübscht und bietete mir, mehr als genug Platz. Ich arbeitete für verschiedene Auftraggeber. Es waren sowohl Menschen als auch Yokai, was mir sowieso egal war. Ich behandelte alle gleich, auch wenn es bei manchen auf unmuß stieß, wie ich es tat. Es gehörte nicht zu meiner Natur zu allem ja und amen zu sagen. Ich teilte meine Meinung mit und oft erzürnte ich die Leute damit. Auch ein Grund, warum ich lieber allein war.

Das allein sein, änderte sich das erste Mal als ich einen kleinen Hasen aus einer Falle befreite. Nachdem ich ihm das Seil vom Füßchen gezogen hatte, erwartete ich eigentlich, das er so schnell wie möglich das Weite suchte. Aber das geschah nicht. Er blieb bei mir und folgte mir in mein Haus. Also ließ ich ihn und kümmerte mich ab sofort um ihn. Er war ein seltsamer Genosse. Manchmal mehr Hund oder Wolf, als Hase. Er gehorchte aufs Wort und half mir sogar bei kleineren Dingen. Ich gab ihm den Namen Seki.

Das zweite Mal, änderte sich mein einsames leben mit Seki als dieser Yokai in das Dorf kam, in dem ich mich mit Lebensmitteln und Werkzeugen versorgte. Es war zum Glück recht groß und bietete einen guten Handelsplatz. Mir war die Präsenz des Yokai sofort aufgefallen, denn ich hatte eine bestimmte Gabe in diese Richtung. Seit einigen Jahren verwendete ich zum Schnitzen auch Dämonische Materialien. Knochen, Sehnen und Haut waren gute dinge die man nutzen konnte und oft lebten bestimmte Kräfte der Yokai in ihren Überresten weiter. Ich suchte mir natürlich nur die guten Eigenschaften aus und vermied die Bösen Auren, die sich um manche herumwanden.

Der Yokai war in Erscheinung eines jungen Mannes gekommen, hatte sein schwarzes Haar zu einem Zopf gebunden und trug ungewöhnlicherweise eine Maske über seine Stirn, die bis zu seiner Nase reichte. Sicher eine Kriegsverletzung, denn ich erkannte die Rüstung und das Schwert unter seinem langen Haori. Als ich mitbekam, das er nach mir suchte, entschied ich mich zu beeilen und schnell vom Acker zu machen. Allerdings musste ich mir Werkzeuge besorgen und dort griff er mich auf. Bei unserem ersten Gespräch fielen mir seine unglaublichen Augen auf. Sie waren wie aus Bronze geschlagen und leuchteten wunderschön. Schnell versuchte ich ihn abzuschütteln, doch er war schneller wieder bei mir, als ich es fassen konnte. Wirklich anhänglich dieser Wicht!

Als er mir dann verriet das er im Auftrag des Taishos war, musste ich ihn mitnehmen. Aber er schien an jemand anderes zu denken, denn er sprach immerzu von meinem Meister. Sicher, es war ungewöhnlich das eine Frau in den Diensten eines so hochrangigen Yokai stand, wenn es nicht um bestimmte Dinge ging. Hier ging es um einen Schwertgriff aus dem Schild eines Schildkrötenyokais. Taihso hatte mir einen Teil davon zukommen lassen, mit der bitte, den Griff und einen Parier daraus anzufertigen. Es war eine Mühsame Arbeit gewesen und der Schild werte mich die ersten Male ab, als ich versuchte ihn zu brechen. Mit dicken Handschuhen aus dem Fell eines Yokais der die Energie abschotten konnte, bekam ich dann aber was ich wollte und schnitzte ihm einen prächtigen Griff. Wofür und was für ein Schwert es werden sollte, war mir egal. Die Bezahlung war gut und würde mich über den noch langen Winter bringen.

Ich nahm den Yokai also mit und übergab ihm den Griff. Der Parier würde noch brauchen teilte ich ihm mit. Natürlich versuchte ich ihn etwas aus der Reserve zu locken und überraschte ihn mit der Offenbarung, das er die ganze Zeit nach mir gesucht hatte. Ich musste zugeben, seine Art gefiel mir. Er war anders als die Yokai mit denen ich Kontakt gehabt hatte. Eher schüchtern und vorsichtig, darüber hinaus aber sehr zuvorkommend und Gut. Er bezahlte und verriet mir dann auch endlich seinen Namen. Nousagi. Ein wilder Hase also. Etwas ungewöhnlich für einen Yokainamen. Die meisten bedeuteten etwas mit stärke oder Ausdauer. Aber ich glaubte, dass seine Eltern weise entschieden hatten. Er war mit Sicherheit stark und ausdauernd, aber sein Gemüt verriet mir, das er ein sanftes Wesen hatte.

Er verließ mich und ich ging weiter meiner Arbeit nach, bis es einige Zeit später meine Tür aufgeschlagen wurde und drei Männer hereinkamen. Sie schrien mich an. Wollten wissen warum ich neuerdings Yokai ins Dorf lockte und beschimpften mich als Hure. Die Angst ergriff mich und ich versuchte mich in meinem eigenen Heim irgendwie zu verteidigen. Aber was sollte eine Frau schon gegen drei Männer tun? Sie schnappten mich und schlugen auf mich ein. Ich hielt mich standhaft, doch sie führten noch widerlichere Gedanken im Schilde. Zwei der Männer warfen mich auf meinen Tisch auf dem ich für gewöhnlich aß und der dritte legte seine Waffe zur Seite. Er grinste und redete abscheulich ekelige Dinge. Nebenbei wollte er sich seiner Kleidung entledigen und die beiden Männer, die mich festhielten zogen an meinem Rock. Ich fürchtete das schlimmste und bemerkte dann, das ein weiterer Mann dazu gekommen war. Aber dieser war nicht hier, um mir ein Leid zuzufügen. Mit großen Augen sah er auf die Szenerie und ich schämte mich so sehr dafür, drehte meinen Kopf weg und hoffte das er mir helfen würde oder einfach verschwand.

Mein Gefühl hatte mir allerdings richtig geraten, indem ich ihn als gut bezeichnete. Er zog die Männer von mir, schmiss sie aus meinem Haus und verteidigte mich, als wäre ich seine Familie. Warum tat er das? Wollte er einfach nur nett sein? Ich wusste es nicht und krabbelte unter Schmerzen nach draußen. Dort griff ihn der Mann mit seinem Schwert gerade an und Nousagi fing das Schwert mit seiner bloßen Hand ab. Erschrocken wollte ich aufjapsen doch es tat sich nichts in meinem Hals. Nousagis Aura veränderte sich immer mehr und bald schlug er die Angreifer in die Flucht. Dankend wollte ich seine blutige Hand verarzten und staunte über die unglaublichen Heilungskräfte die er hatte. Warum er also diese Maske trug, war jetzt noch rätselhafter. Sicher versteckte er keine Narbe darunter.

Ich schickte ihn mit meinem großen dank für die Rettung fort. Er hatte allerdings andere Pläne und dachte, ich würde es nicht merken, wenn er eine Woche in einem der Bäume saß die einige Meter weit im Wald stand. Er beobachtete mich und sicher tat er das, um sicher zu gehen, das es mir gut ging. Nach einer Woche allerdings ließ ich ihn auffliegen und schickte ihn endgültig nach Hause.

Nun war er zwar fort, doch in meinem Herzen hatte er sich eingenistet. Wie ein Parasit durchbrach er meine Gedanken, brachte mein Herz zum Schlagen und eröffnete Gefühlen eine Chance in mir heranzureifen, für die ich lange gebraucht hatte um sie zu verschließen.

Ich beschloss mein Versprechen, ihn zu kontaktieren, wenn der Parier fertig war, zu brechen und das Stück selbst zum Taisho zu bringen. So konnte ich sicher gehen, das ich Nousagi wieder sehen würde. Außerdem könnte ich Taisho so noch einmal selbst von meiner Gestalt überzeugen. Dummerweise suchte ich mir die ungünstigste Zeit für meine Reise aus. Ich würde zwei Tage brauchen und über mir tobte der stärkste Schneesturm, den ich je miterlebt hatte. Zum Glück hatte ich Seki zuhause gelassen und ihm eine riesige Schüssel Gemüse bereitgestellt. Sicher lag er gewärmt und zufrieden inmitten der leckeren Dinge. Und ich lief hier draußen im Schnee herum. Meine Hände waren zu Eis geworden und mein dicker Fellumhang schütze mich nur mäßig, was einfach daran lag, das ich ohnehin immer fror.

Als ich endlich am Schloss des Westens ankam stand ich vor dem nächsten Problem. Wie sollte ich nur hereinkommen? Ich hatte kein offizielles schreiben dabei, worin stand das der Taisho meine Hilfe beanspruchte. Zudem fand ich keine Wache vor dem Tor vor und vermutete, das sie sich eher im inneren aufhielten. Durch ihre guten Sinne würden Yokai sicher schnell bemerken, wenn Gefahr drohte und die strahlte ich mit Sicherheit nicht aus.

Zum Glück erkannte ich aber, an einem Teil der Mauer, eine junge Yokai. Eilig lief ich zu ihr und bat sie um Hilfe. Sie war allerdings eine dieser zicken, die darauf überhaupt keine Lust hatten. Sicher auch eine kleine Menschenhasserin. Warum verfolgte mich das Pech nur so?

Nachdem ich ihr noch einmal erklärt hatte, das ich zum Taisho musste, trat jemand zu ihr und als sich unsere Blicke trafen, erkannte ich ihn sofort wieder. Ebenso mein Herz welches mir bis zum Hals schlug. Nousagi bat mich sofort hinein. Er führte mich in die Küche und die kleine Zicke, dessen Name Ayaka war, verfolgte uns. Sie war aus unerfindlichem Grund gegen mich und so bat ich Nousagi darum mich schnell zu seinem Herrn zu bringen. Auf dem Weg, kamen wir an seinem Gemach vorbei und ich musste wirklich staunen. Es war fast so groß wie meine Hütte und sehr geräumig. Er hatte alles, was man so brauchte als Krieger, sowie als junger Mann. Da kam mir zum ersten Mal die Frage wie alt er wohl in Wirklichkeit war. Schließlich lief die Uhr für Yokai ganz anders. Aber fragen konnte und wollte ich dann doch nicht und sprach mit Taisho, überreichte ihm sein Parier und wollte dann wieder aufbrechen. Allerdings verbot er es, denn der Sturm würde noch wüten und er wollte mich nicht hinausjagen. Kurzerhand befahl er Nousagi mir ein Zimmer richten zu lassen und eine gewisse Yukara übernahm das.

Sie schien eine stolze Yokai zu sein, auch wenn ich etwas Trauriges in ihren Augen wahrnahm. Zusammen mit ihrer Tochter steckten sie mich in eine warme Wanne und wuschen mich gründlich. Es war mir echt unangenehm, doch manchmal war es sicherer andere machen zu lassen, als sich zu wehren. Das warme Bad war natürlich auch sehr schön und so genoss ich es einfach. Aber die beiden Damen begannen beim ankleiden damit, mich mit Fragen zu löchern. Sie hatten bemerkt das ich Nousagi kannte und erklärten mir, das er sich seit seinem letzten Auftrag komisch verhielt. Sie rätselten ob das vielleicht mit mir zu tun haben könnte und das weckte dieses eigenartige Gefühl in mir. Ob er mich etwa mochte? Ich glaubte, das ich es sehr wohl tat und schlich mich nach meinem Kreuzverhör in sein Zimmer. Er empfing mich mit einem essen und ich verschlang es fast schon zu gierig. Wir begannen ein Gespräch was irgendwie in die falsche Richtung verlief. Ich setze ihn unter Druck und fragte dann noch nach dem, was er verbarg. Ich hatte einen wunden Punkt getroffen und er verließ das Zimmer. Nun war ich allein und traute mich nicht durch das Schloss in mein Zimmer zu gehen. Hier, in dem Raum wo er lebte, wo seine Sachen waren fühlte ich mich sicher und er würde in der Nacht wieder zurückkommen. Er würde mich schützen und nicht verurteilen. Also schlief ich in seinem Bett.

Am nächsten Tag passierte mir leider wieder ein Missgeschick. Ich legte mich mit dem General an, weil er mit Nousagi sprach, als wäre er ein nutzloses Tier. Die Wut kochte so schnell in mir hoch, das ich einfach nicht darüber nachdachte. Nousagi zog mich dann vom Trainingsfeld und verfrachtete mich in sein Gemach. Er war wirklich sehr sauer und doch schien die Wut schnell zu verrauchen, nachdem ich mich entschuldigt hatte. Ich nahm seine Hand vorsichtig in meine. Die Krallen schreckten mich nicht ab und ich stellte fest, das seine Hände sehr weich waren. Kaum zu glauben das diese Hände einem Krieger gehörten. Als er mir dann vergab, umschlang seine Hand meine beiden und sie wirkten winzig in seiner Klaue. Er lächelte und meine Gefühle spielten verrückt. Das erste Mal nach so langer Zeit, lies ich eine Berührung zu und bekam eine zurück.

Yukara teilte mir am nächsten Tag mit, das ich gehen durfte. Einerseits freudig, denn Seki sorgte sich sicher schon, andererseits traurig darüber, das ich Nousagi nicht mehr sehen würde, lief ich zu ihm und erzählte es. Ich tat so als ob ich mich sehr freuen würde, um zu ergründen wie er darüber fühlte. Er schien sich ein lächeln herauszuquälen und das brachte mein Herz zum Schlagen. Er würde mich also vermissen. Sein Beschützerinstinkt oder sein Wille mich nicht gehen zu lassen, veranlassten ihn dazu, sogar los zu sprinten um Taisho zu fragen mit mir zu kommen. Dies wollte ich verhindern, denn es würde den Schmerz nur verlängern, oder noch größer machen, wenn wir uns noch näherkamen. Ayaka störte unser Gespräch, als ich ihn direkt fragte, warum er das alles für mich tat. Sie befehligte Nousagi herum und geschuldigte mich, das ich seine Pflichten beeinträchtigen würde. Das war zu viel für meine kurze Geduldslinie und ich schimpfte sie zurück. Was ging sie das alles eigentlich an? Hatte sie etwa Gefühle für ihn? Eifersucht kochte in mir hoch. Ich war so wütend das ich Nousagi bat zu seinem Training zu gehen.

In diesem Moment beschloss ich abzureisen. Sofort! Ich würde keinen Tag mehr warten, egal was für ein Sturm draußen herrschte. Ich wollte ihm keine last sein und dieser Ayaka nicht noch mehr die Stirn bieten. Wenn seine Gefühle sprunghafter Natur waren, dann würde er sich bald zu ihr hingezogen fühlen und mich vergessen. Dieser Gedanke versetze mir einen heftigen Stich, aber so war es besser. Wir konnten keine gemeinsame Zukunft haben.

Verlorene Einsamkeit II (Shiju)

Kapitel 34 Verlorene Einsamkeit II (Shiju)
 


 

Ich verlies also das Schloss mit allem was mir gehörte und stapfte durch den dichten Schnee. Es war eine miese Idee gewesen und wenn ich Pech hatte, würde sie mir den Tod bringen. Weit trugen mich meine Beine, auch wenn ich sie kaum noch spürte. Der Schnee war so dicht, das ich kaum etwas sah. So passierte, was passieren musste und ich verlor das Bewusstsein.
 

Als ich unerwarteterweise wieder aufwachte, knisterte neben mir ein Feuer und ich war in einem Raum. Eine Bewegung lies mich zu dieser sehen und erkannte Nousagi, welcher halbnackt dastand und seine Maske trocknete. Auch ich war fast nackt, stellte ich fest. Erschrocken, aber auch erleichtert sah er mich an und fragte sofort, wie es mir ginge. Ebenso schimpfte er das es waghalsig gewesen sei zu gehen. Ich fragte wo seine Maske war, nachdem ich diese schreckliche Narbe entdeckte, die er darunter verbarg. Sie musste höllisch geschmerzt haben, als er sie erhalten hatte. Bevor er seine Maske aufsetzen konnte, bat ich ihn es nicht zu tun. Warum verheilte die Narbe nicht? Er war doch ein Yokai. Das fragen würde ich ihm ersparen, solange bis er es mir sagen wollte. Aber ich wollte das er bei mir der sein konnte, der er war und so machte mir das Aussehen keine Angst. Ich nahm seine Hand und zog ihn näher zu mir. Er erstarrte zwar doch kroch er, durch meinen Einsatz, unter die Decke. Trotz der Kälte war er unglaublich warm. Wie ein kleiner Ofen. Nousagi legte seinen muskulösen Arm um mich und ich betete meinen Kopf darauf. Sofort ergriff eine unglaubliche wohltat meinen Körper. Ich fühlte mich wohl, wollte am liebsten für immer so in seinen Armen liegen.
 

Nousagi fragte mich ob ich nicht wissen wollte, was diese Narbe bedeutete und ich schlug die Antwort aus. Er schien es mir aber sagen zu wollen und so erklärte er mir, das er versucht hatte seine Mutter zu schützen und dabei getroffen worden war. Wehmütig zog sich mein Herz zusammen. Ich hatte schon ein paar Mal gehört, das sichtbare Wunden nicht verschwinden konnten, wenn derjenige die Schuld im inneren nicht ablegen wollte. Ob das bei ihm auch so war? Er gab sich die Schuld das war ganz klar und ich sprach auf ihn ein. Er hatte das doch nicht mit Absicht gewollt. Seine Mutter war sicher stolz auf ihn, das er es so weit gebracht hatte. Er war ein ehrenvoller, netter und guter Yokai geworden. Diente unserem Taisho und war sogar sein engster Verbündeter. Mehr stolz würde eine Mutter nicht fühlen können. Ich konnte ihn davon überzeugen und presste im nächsten Moment meine Lippen auf seine. Ein Impuls hatte mich dazu angeleitet und er steig darauf ein.
 

Unser Verlangen war kaum zu bändigen und ich spürte seine liebe und Zärtlichkeit mir gegenüber. Sie lies mich willig werden und ich vertraute ihm bald meinen Körper an. Auch wenn wir beide unerfahren waren, so war er es noch mehr wie ich. An manchen Stellen dirigierte ich ihn und am Ende brachte er uns in Sphären, die ich nie für möglich gehalten hatte.
 

So vergingen einige Tage in diesem Tempel, in den er uns gebracht hatte. Wir liebten uns, wann immer wir wollten, auch wenn wir es niemals sagten so spürte ich es. Er liebte mich und das machte mich glücklich. Nur hatten wir beide Verpflichtungen und er sprach etwas davon das Baku es nicht gutheißen würde, das er einfach gegangen war. Dieser Baku war mir ein Dorn im Auge. Wie konnte man nur so missgünstig sein? Selbst als Yokai. So entschieden wir uns bald aufzubrechen und Nousagi sprach aus, was er fühlte. Als er das tat zersprang mein Herz fast vor Freude und ich beichtete ihm auch meine Gefühle. Ich liebte diesen Yokai. Mehr als alles andere auf dieser Welt und wenn er das wollte, würde ich mein Leben mit ihm verbringen.
 


 

Wir trennten uns und die Wochen kamen mir wie leergefegt vor. Was hatte ich nur die ganze Zeit ohne ihn getan? Zum Glück schickte Taisho ihn bald wieder zu mir, mit einem ungewöhnlichen Auftrag. Er brauchte ein Siegel und das von einem Drachen. Also musste ich dieses Material besorgen. Nousagi und ich gerieten in große Schwierigkeiten, die ich verursachte, weil ich nicht auf ihn hören wollte. Er rettete uns und ich musste versprechen diesen Ort, den Yokaifriedhof, nicht mehr zu besuchen. Ich wusste das ich dieses Versprechen nicht halten könnte, denn es war meine beste Quelle für die Materialien. Außerdem hatte ich mir eine Idee in den Kopf gesetzt, mit dem ich ihm eine Freude machen wollte.
 

Nachdem das Siegel wieder fertig war, musste er aufbrechen. Er wollte das ich mit ihm ginge, aber das konnte ich nicht. Zu viel schlimme Erinnerungen lagen in diesen Teil des Westes und ich würde nie mehr dorthin gehen um dort zu wohnen. Er nahm meine Abweisung an und versprach mit seinem Herrn zu reden.
 

Wieder verging eine Woche ohne mein Herz in meiner Brust. Sehnsüchtig hatte ich es mir angewöhnt aus dem Fenster nach ihm Ausschau zu halten. Aber er kam natürlich nicht. Seine Pflichten würden ihn aufhalten und das wusste ich. Mein Herz wollte das aber nicht wahrhaben und so schreib ich ihm einen Brief. Ich bat Seki zu ihm zu laufen. Sekis Nase war gut und sicher würde er den Weg zum Taisho finden.
 

In der nächsten Nacht schreckte mich Seki wieder auf. Er war nur einige Stunden fort gewesen und ich wunderte mich. Hatte er sich verlaufen und war einfach wieder zurückgekehrt? Doch der Brief fehlte und so stutze ich wirklich, wie er das gemacht hatte. Seki lief zur Tür und wollte anscheinend noch mal raus. Ich tat ihm den gefallen und öffnete die Tür. Vor mir erschienen zwei Beine und eine große Gestalt. Das bronzene licht leuchtete zu mir und sofort sprang ich Nousagi in die Arme. Mein liebster war zurückgekommen.
 

Begeistert berichtete er mir, das er mit Taisho gesprochen hatte und darüber hinaus eine Information bekommen hatte, die verfügte das einer Gefährtin kein Schaden zugefügt werden durfte. Gefährtin klang erst einmal komisch in meinen Ohren, aber ich wusste in etwa, was gemeint war. Yokais, besonders die Inus, gingen eine Art Verbindung miteinander ein, wenn sie sich liebten. Nur wahre Pärchen konnten dann eine Art Gespür für den anderen hervorrufen, in dem sie sich Markierten. Wie genau das funktionierte wusste ich nicht aber Nousagi erklärte es mir. Ein wenig schämte ich mich ja dafür. Er wollte mich in den Nacken beißen und sprach über das Biest in seinem inneren, welches ich bei der Rettungsaktion auf dem Friedhof kennenlernen durfte. Es war der tierische Geist eines Yokai.
 

Mein Herz sagte mir, das ich es wagen sollte. Ich wollte ihn zu meinem Mann und wenn es für ihn nur so ganz und gar wäre, dann würde ich es machen. Er freute sich, auch wenn es ihm unangenehm zu sein schien. Er war wirklich unerfahren, mein Liebster.
 

Nur einige Momente später verließ er mich, nachdem ich ihn kurz bat für meine kleine Überraschung stillzustehen und seine Augen zu schließen. Er kam zum Glück nur zwei Tage später wieder. Er bemerkte das ich eine besondere Phase des Mondes durchlief und gab mir den Freiraum den ich brauchte. Ich arbeitete an seinem Geschenk und gemeinsam gingen wir einige Tage später auf den Markt, in dem Dorf in dem er mich damals suchte. Es fühlte sich schon an, als wären wir ein Ehepaar, so wie wir gemeinsam alles taten. Freudig hielt ich seine Hand, die er mir aus sorge vorenthalten wollte. Ich konnte ihn aber davon überzeugen, es nicht zu tun und allen zu zeigen, wer wir waren. Auf dem Markt brauchte ich etwas Farbe und einen Pinsel. Sein Geschenk sollte einfach perfekt werden und ich hatte eine konkrete Vorstellung. Nousagi ging weiter und blieb am stoffstand stehen. Was er da wollte, war mir schleierhaft. Aber mir vielen die Damen auf, die zunächst mit dem Händler und dann mit ihm sprachen. Sie warfen sich ein wenig zu sehr an ihn heran und als ich mit meinem Einkauf fertig war, sah ich zu. Die Eifersucht machte sich in mir breit und ich wartete bis er zu mir kam. Leider platze meine Wut aus mir heraus. Nousagi aber wusste damit umzugehen und brachte mich zu unserem Lieblingsbaum. Auf diesem saßen wir des Nachts und sprachen über alles mit den Sternen, die über uns leuchteten. Dort beschwor er mir seine liebe und wie sehr er mich bei sich haben wollte. Dieser Moment machte mich so glücklich, das ich beschloss das er mich zu seiner Machen sollte. Meine Zeit war vorbei und so würde ich die seine werden und für immer bei ihm bleiben.
 

In meiner Hütte umarmte ich ihn und zog ihm seinen Haori von den Schultern. Seine breiten Schultern wurden vor mir sichtbar und er sah über diese zu mir, als ich ihn sanft in den Nacken biss. Seine Wangen wurden feuerrot und er schien sofort zu wissen, was ich wollte.

Markierung

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Die Falle

Kapitel 36 Die Falle
 


 

Wie ein besessener lief ich zurück zu Shiju und kam in weniger als einem Tag bei ihr an. Völlig außer Atem kam ich am Haus an und bemerkte nichts. Es sah alles in Ordnung aus und doch spürte ich den Schmerz in meiner Hand. War sie doch einfach nur ungeschickt gewesen? Ich öffnete die Tür und erstarrte. Im Haus lag alles kreuz und quer. Hier hatte ein Kampf gewütet. “Na da bist du ja endlich Nousagi”, wurde ich heiß ersehnt angesprochen. Doch leider nicht von derjenigen, um dessen Gesundheit ich mich gerade sorgte. Sondern Zeno, mein Kamerad und Anführer von Bakus Bande. Ich ging in Shijus Arbeitszimmer und dort saß Zeno mit Shiju auf dem Schoß. Shiju schien ihr bewusstsein verloren zu haben und ihre Hand blutete unentwegt. Der Kimono den ich ihr geschenkt hatte war mit Blut getränkt und ich erkannte was hier gespielt wurde. Sie hatten mich in eine Falle gelockt.
 

“Was ist hier los?”, wollte ich wissen und knurrte laut auf. Mein Biest war außer sich und kratze gefährlich nahe, an meiner ohnehin kleinen Selbstbeherrschung. Zeno grinste frech und stand dann auf. Shiju fiel in sich zusammen und er zerrte sie regelrecht auf seinen Arm. “Eine tolle Gefährtin hast du. Sie hat wirklich mumm und nimmt Sätze in den Mund, die sich für kein Weibsbild gehören”, spielte er sich auf und lobte Shijus Kräftiges Wesen. “Lass sie los”, knurrte mein Biest durch mich und ich ging auf Zeno zu. Doch er wich aus und schlug mit seiner Keule nach mir. Er besaß als einziger unseres Heers eine Mächtige Keule, an der Dornen aus Stahl waren. Mit einer Kette konnte er sie sogar auf weite Distanz werfen und verlor sie dennoch nicht. Ich wich aus und die Hütte wurde leider in Mitleidenschaft gezogen.
 

“Ich warne dich!”, knurrte mein Biest wieder und meine Augen begannen zu leuchten. Das Biest ließ sich kaum noch unterdrücken und an sich hatte ich nichts dagegen. Wäre da nicht Shiju auf seinem Arm. Genau das wusste Zeno und trug sie deswegen weiter. Er wusste das ich nichts Unüberlegtes machen würde, solange ihr Gefahr drohte. “Du warnst mich? Das ich nicht lache, du halbe Portion”, lachte Zeno und zog seine Waffe zurück. Alles lag in Trümmern. Alles was Shiju hier so mühsam aufgebaut hatte, wurde durch diesen Idioten zerstört.
 

“Hat Baku dich geschickt?”, fragte ich dann und versuchte mein inneres zu sortieren. Ob ich ihn mit meinem Schwert kurz ablenken könnte, um Shiju zu befreien? Zeno rieb sich das Kinn und grinste breit. “Wahrlich hat der General mich um diese Kleinigkeit gebeten. Er hätte es ja gerne selbst getan, wahrscheinlich wäre er noch grober gewesen. Er hasst dich wirklich abgrundtief, weil du ihm den Generalsposten nicht ganz überlassen hast. Aber er musste ja mit auf diese Mission und fand darin die perfekte Lösung”, erzählte er groß und breit. Meine Wut kochte. Also hatte wirklich mein eigener General mir diese Falle gestellt und brach damit selbst eine Regel des Taishos. “Ihr dürft keine Gefährtinnen schaden”, warf ich ihm an den Kopf und Zeno lachte erneut auf. “Ach das! Das war doch nur ein Gerücht. Ich kenne keines dieser Gesetze Nousagi”, entgegnete er und ich erstarrte. Das konnte doch nicht sein!
 

Ohne weiter nachzudenken zog ich mein Schwert. “Gib mir Shiju!”, befahl ich und würde sie holen, egal was mit mir passierte. Zeno schmunzelte und sah mich mit einem Blick an, der mir sagen sollte, das er darauf schon ewig gewartet hatte. “Na Los Hasenjunge. Hol dir dein mickriges Menschenweib”, stichelte er und ich hob mein Schwert. Doch meine Technik war nie das Schwert gewesen. Weswegen ich es so schnell ich konnte, auf ihn zu warf und als er es gerade auffing, ergriff ich Shijus schlappen Körper. Zeno bemerkte das und donnerte mir mit seiner riesigen Faust auf den Kopf. Mein Hirn erschütterte sofort und obwohl sich mein Biest aufbäumte, verlor ich das Bewusstsein. Shiju, ich konnte dich nicht Schützen.
 

~
 

Als ich erwachte brummte mein Schädel schmerzhaft. Doch schnell kam das geschehende in meinen Sinn und ich schreckte auf. Ich tastete meine Umgebung ab und entdeckte Shiju mir gegenüber. Wir waren draußen und sie war wieder bei Bewusstsein. “Shiju”, hauchte ich und unsere Blicke trafen sich. “Usa!”, schrie sie und dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. Ihr Kimono saß kaum noch an Ort und Stelle, was mich zum knurren brachte. Ich wollte zu ihr, doch meine Hände waren an Ketten festgemacht.
 

“Du bist also wieder aufgewacht Hasenjunge”, erkannte ich Bakus Stimme und sah zu ihm. Er trat galant aus dem Wald und grinste süffisant. “Du kleiner Mistkerl”, beschimpfte er mich und kam auf mich zu. Er zog sein Schwert und schlug damit nach mir. Am Bauch zog er mir eine schmerzhafte Verletzung und ich zischte hart, als sich der schmerz durch meine Eingeweide zog. Aber schlimmer war der Aufschrei meiner liebsten. Auch sie spürte diesen schmerz und ich verfluchte mich in diesem Augenblick dafür, sie Markiert zu haben. Nicht wegen meinen Gefühlen, sondern für diese Schmerzen, die sie nun erleiden musste. Meine Augen wanderten zu ihr und ich beobachtete wie sie sich schmerzlich den Bauch hielt. An einer Hand war sie ebenfalls festgebunden und ich erkannte die tiefen Wunden an ihrem Handgelenk.
 

“Ihr Schweine”, knurrte ich und versuchte den Schmerz zu verarbeiten. Baku lachte als er Shiju dabei beobachtete, wie sie versuchte stark zu sein. Es war an sich ja auch kein physischer Schmerz, sondern Psychischer Natur. Sie würde daran nicht verbluten. “Ach Hasenjunge”, seufzte er und ging dann auf meine Gefährtin zu. Er zwang sie auf die Beine und sah ihr in die Augen. Shiju sah ihn nur angewidert an. “Ach Weib. Du hättest dich niemals mit so einem Schwächling einlassen sollen. Sieh dir den Mann, dem du deine Seele verkauft hast, genau an”, sprach er auf sie ein und zwang ihren Blick, indem er ihr Kinn in meine Richtung drückte, zu mir. “Er kann dich nicht mal schützen. Dieser Schwächling”, sprach Baku weiter und lies sie dann einfach auf den Boden fallen. “Shi-!”, wollte ich rufen, doch ihre Handbewegung ließ mich erstarren. Sie hielt Bakus Knöchel fest und lenkte seinen Blick wieder zu sich. “Den einzigen, den ich hier als Schwächling sehe, bist du, du Abschaum”, spie sie ihm entgegen und ich hielt die Luft an. Warum hatte sie nur diese Willenskraft und musste sich allem entgegenstellen? “Shiju hör auf”, bat ich sie. Doch sie sah nicht zu mir. Baku entzog ihr seinen Fuß und trat dann auf ihre Hand. Der schmerz ihrer gebrochenen Knochen zog in meine Hand und sie japste auf.
 

“Da haben sich zwei gefunden, findest du nicht auch Zeno”, plapperte Baku weiter als ob nichts sei und kam dann auf mich zu, zog mich auf seine Höhe und ich fand endlich halt auf meinen Füßen. Er zog an meinem Kragen und kam meinem Gesicht näher. Seine stechenden Augen widerten mich an, aber so hätte ich Gelegenheit ihn anzugreifen. Dieser Versuch wurde allerdings im Keim erstickt, als er anfing mit mir zu reden. “Ich werde dir nun deine Strafe austeilen und gebe dir die gnädige Chance, das deine Gefährtin lediglich nur zuschaut”, bot er an und ich weitete die Augen. Er würde sie verschonen? Aber warum?
 

“Tu das nicht Nousagi!”, bat Shiju sofort und der Klang ihrer Stimme brachte mein innerstes zum Beben. Ihre Stimme war stark, aber auch voller Leid der vergangenen Tage und dem schmerz den sie ertragen musste. Noch mehr davon würde ich ihr nicht antun und das wusste sie in dem Moment, als ich ihren Blick auffing. “Nein!”, schrie sie und bat mich erneut darum, es nicht zu tun. Aber ich hatte keine Wahl. Was sollte ich denn auch tun? Ich hatte mich bewusst für diese Strafe entschieden, als ich zu ihr lief um sie zu retten. Dass das nun alles so verläuft, hätte niemand erahnen können.
 


 

“Nun wie ist deine Antwort Hasenjunge?”, fragte Baku und ich sah wieder in seine Augen. “Ihr darf nichts mehr passieren und sie darf keinen Schmerz spüren”, stellte ich meine Bedingung und Baku zauberte dies ein Lächeln auf die Lippen. Er ließ meinen Kragen los und wendete sich um. Im Gehen zog er etwas aus seinem Kimono und ich erkannte eine kleine Schachtel. Er öffnete diese und nahm etwas, was aussah wie eine Kräuterkugel heraus. Er nahm sie in den Mund und kniete sich dann zu Shiju. Knurrend sah ich zu, wie er sie am Kragen ergriff und hochzog. “Sei froh, das er so ein gutes Herz hat. An meiner Stelle würdest du jeden Stich und Schlag miterleben, bis dein Hirn aufgibt”, flüsterte er ihr zu und zwang ihr dann seine Lippen auf. Shiju riss die Augen auf und versuchte sich mit der einen Hand und den Füßen von ihm wegzudrücken. Mein Biest grollte und brach an die Oberfläche. Ich zerriss die Fesseln und wollte zu ihr, doch Zeno warf seine Keule um mich herum und zwang mich mit der Kette und seinem Gewicht zu Boden. “Nichts da kleiner”, säuselte er mir zu und blieb auf meinem Rücken sitzen. Baku ließ von Shijus Lippen ab und ich erkannte das Blut an seinen. “Bissiges Ding”, bemerkte Baku und wischte sich sein Blut von den Lippen.
 

Forschend sah ich zu Shiju und sie erwiderte meinen Blick. Ich musste sie irgendwie in Sicherheit bringen. Aber nur wie? “Nun zu dir Hasenjunge”, trällerte Baku und trat zu mir. Ich war immer noch in meiner Yokai Gestalt und knurrte ihn aus tiefster Seele an. Allerdings schien ihm das zu gefallen und er hockte sich vor meine Schnauze. “Was stelle ich nun nur mit dir an?”, flüsterte er und hob seine Hand an meinen Kopf. Sofort schnappte ich nach ihm und bäumte mich auf. Mein Fell stellte sich auf und ich versuchte Zeno von mir zu schütteln. “Das bringt doch nichts”, freute sich Zeno und bekam von Baku den Befehl mich ruhig zu halten. “Nun wollen wir doch erst einmal testen, ob deine Gefährtin noch etwas merkt oder nicht?”, grinste Baku und zog sein Schwert. Ich hielt die Luft an und beobachtete Baku. Vielleicht würde er mir nach der Strafe gewähren Shiju in Sicherheit zu bringen. Oder mich gleich ganz aus dem Heer werfen. So würde ich Taisho zwar verraten, aber so könnte ich Shiju retten, die mir alles bedeutete. Was sollte ich nur tun?

Verletzungen

Kapitel 37 Verletzungen
 


 

Schlussendlich entschied ich, das es besser war die Strafe anzunehmen und zu hoffen das sich dadurch etwas erbot und ich Shiju retten könnte. Mein Biest war vollkommen dagegen, aber es sah ebenfalls ein, das wir so nicht weiterkamen. Zeno war zu stark und würde uns ruck zuck wieder das Bewusstsein nehmen. Dann wäre Shiju in noch größerer Gefahr und das konnte ich nicht riskieren. Also verließ die Kraft meines Biestes mich und ich verwandelte mich zurück. Zeno grinste und schloss die Ketten seiner Waffe enger um mich.
 

Baku quittierte es nun auch als Unterwerfung und hob sein Schwert. Als erstes schlug er mir die Klinge über die Brust und ich schloss angespannt die Augen. Shiju schrie im Hintergrund auf und ich hoffte einfach das sie wegsehen würde. Diese schmerzen nicht miterlitt und das ich sie damit in Sicherheit wissen konnte. Als der nächste Schlag über mir herüber glitt, ging ich in die Knie. Baku trat nach mir und meine Haut riss blutig auf. So vergingen unzählige Schläge und ich bekam kaum noch mit, was um mich herum geschah. Meine Ohren hörten nur das wimmernde Geräusch meiner liebsten und das Rauschen, welches mein Blut in meinem Körper hervorrief. Das Biest knurrte unaufhörlich durch meine Kehle. Meine Haut schmerzte und brannte, verschloss sich an manchen Stellen und wurde dann wieder aufgerissen, als Baku seine Wut über mich ergehen ließ. Womit ich diesen Idioten nur gekränkt hatte, war mir ein Rätsel. Wie konnte so jemand nur so sein?
 

Der letzte Schlag lies mich endgültig zu Boden gehen und Zeno hatte aufgehört mich festzuhalten. Wofür auch, denn ich konnte meinen Körper kaum bewegen. Zu viele Muskeln und Sehnen waren zerstört und durchtrennt. Es würde Wochen dauern, bis ich einigermaßen geheilt war. Der Tot wäre sicherlich die einfachste Lösung gewesen, doch ich durfte Shiju nicht allein lassen. Ich hatte sie nun endlich, als die meine gefunden. Sie liebte mich trotz meines Wesens, meiner Vergangenheit und alle dem hier. Ich dürfte sie nicht im Stich lassen.
 

Als sich Baku eine kurze Pause gönnte, öffnete ich meine Augen und sah verschwommen zu Shiju. Sie saß da und betete, weinte ihre ganze Sorge zu mir heraus. Doch was mir dann auffiel war das sie zwischen ihren Lippen die Pfeife hielt und unentwegt hineinblies. Wie lange tat sie das schon? Fragte ich mich denn das Geräusch drang erst zu mir, als ich es nun sah. Es war ein anderer Ton wie der den Baku und Zeno kannten und auf den sie reagieren würden. Nur einer, außer mir, würde auf diesen Warnruf reagieren. Und wie, wenn ich es gerade erkannt hätte, sprang dieser auf das geschehen zu und kniete sich sofort zu meiner liebsten. Er musterte sie kurz und stand dann auf.
 

Baku war erschrocken ein paar Schritte zurückgewichen und auch Zeno wirkte nervös. “Herr”, hauchte Zeno und ich dankte Kami das er hier war. Nun würde er die beiden hoffentlich strafen und wir wären in Sicherheit. Shiju wäre in Sicherheit.
 

“Baku, was du hier getan hast, ist ein weiterer Verrat”, knurrte Taisho und sein Blick flog kurz über mich. Was mich Verwunderte war das Wort ´weiterer´. Was meinte er damit? “Du hast hier nichts mehr zu suchen Baku. Wer die Gefährtin eines unter meinem Schutz stehenden Yokai gefährdet, sei es Mensch, Hanyou oder Yokai, muss das Land verlassen. Du hast jegliche Funktion verloren und das ich dich hier nun antreffe und sehen muss was du in deiner Wut getan hast, erschüttert mich. So sehr das es eine Schande war, dich als General anzustellen. Verschwinde von hier!”, befahl Taisho und ich konnte ihm nicht folgen. Gab es dieses Gesetz nun oder nicht? Mein Kopf arbeitete auf Grund der unzähligen Verletzungen einfach nicht mehr, brauchte das Blut an anderer Stelle.
 

Baku schnaubte verachtend und griff dann einfach den Taisho an. War der denn lebensmüde? Aber Taisho ließ sich davon nicht beeindrucken und wich gekonnte aus, zog sein Schwert an dem ich Shijus Parier und den griff erkannte und ohne Baku zu berühren, wurde er mit einer gewaltigen Druckwelle davon gefegt. “Verschwinde, bevor ich mich vergesse”, knurrte Taisho und seine Augen leuchteten bedrohlich. Baku stand keuchend auf und hielt sich die Seite, an der er Blutete. Die Druckwelle musste so stark gewesen sein, das er sogar verletzt worden war. Zeno stand wie angewurzelt neben mir und hielt seine Keule. Er war sich nicht mehr so sicher, das es gut war, was er hier getan hatte. Aber es setze sich ein Schalter in seinem Kopf um und er befreite mich von seiner Kette. Keuchend fanden meine Arme den Boden und ich blieb weiterhin liegen, wie zuvor. Ich musste wirklich einen schwächlichen Anblick abgeben. Scham ergriff meine Seele und ich fühlte mich mehr wie nur schlecht. Shiju hatte durch mich leiden müssen, ich konnte sie nicht davor schützen. Meine Narbe begann stark zu schmerzen und ich kniff die Augen zusammen. Warum musste das alles nur passieren? Warum hatte sich mein Herz nur verliebt und warum erwiderte sie diese liebe auch noch? Es wäre sicherer für sie gewesen, wenn sie mich nie getroffen hätte. Dann hätte sie das alles nicht durchleben müssen.
 

Mein Hirn setze immer weiter aus, je mehr ich meine Schuld heraufbeschwor. Doch ich spürte eine leichte kühle an meiner Wange und schlug noch einmal kurz meine Augen auf, welche sofort erstarrten. Shiju war zu mir herüber gekrochen und ich sah ihre blauen Augen vor mir. “Usa”, flüsterte sie und die vielen Tränen hatten ihr Gesicht durchnässt. Ich wollte sie so nicht sehen, aber war ebenso froh, das sie lebte und bei mir war. Sie streichelte meine Wange und legte sich neben mich. Mit dem Wissen das sie nah bei mir war, schloss ich die Augen und verlor endgültig meinen Geist.
 

~
 

„Nousagi?“ hörte ich eine Stimme und bekam immer mehr aus meiner Umgebung mit. Es zwitscherten Vögel in der Nähe, raschelnd bewegte sich Stoff nah neben mir und jemand atmete ruhig an meiner Seite. Schwerfällig und flatternd öffnete ich meine Augen, die vom Licht geblendet wurden. Als ich die Person erkannte, die mich zuvor angesprochen hatte, erkannte ich Yukara. Sie seufzte tief und lächelte mich dann liebevoll an. „Wie schön! Endlich wachst du auf“, bekundete sie und wischte mir mit einem Tuch über die Wange. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie im nächsten Moment und da schoss es auf mich ein. Der Schmerz war mir zuvor noch dumpf und nebensächlich vorgekommen. Aber da ich nun so darüber nachdachte, trafen mich unsägliche Schmerzen. Mein ganzer Körper stand in Flammen. Manche Teile konnte ich nicht mal bewegen, denn sie waren fixiert worden.
 

„Shhh. Bewege dich nicht. Du weckst sonst noch Shijukara“, bat Yukara und ich japste angestrengt auf, wendete meinen Kopf zur anderen Seite und sah auf das schlafende Gesicht meiner liebsten. Sie sah angespannt und unausgeschlafen aus. „Wie geht es ihr?“, krächzte ich. Meine Stimme war kaum zu hören, so kratzig war sie. „Ihr geht es gut. Sie hat nur Probleme mit deinen Wunden“, antwortete Yukara und ich musterte Shiju weiter. „Meinen Wunden?“, keuchte ich. Wieder verfluchte ich die Tatsache das ich sie markiert hatte. Wer hatte sich das alles nur ausgedacht? Shiju war ein Mensch. Ich hatte vorsätzlich gehandelt und sie so in Gefahr gebracht. Ich war ein Idiot.
 

Yukaras Hand strich mir durchs Haar und wendete sich meinen Blick zu ihr. „Mach dir keine Gedanken. Sie ist eine stolze Gefährtin und stärker wie keine andere. Ich bewundere deine liebste wirklich sehr“, lobte sie Shiju und ich schloss die Augen. Aus irgendeinem Grund bildeten sich kleine Tränen, die ich nicht vergoss. Shiju war wahrlich eine starke Frau. Meine Gefährtin.
 

„Nun schlafe noch etwas Nousagi. Ich werde Ayaka bescheid geben, das du endlich aufgewacht bist. Sie wird sich sicher freuen“, erklärte Yukara und stand dann auf. Ich sah ihr noch nach, wie sie aus dem Raum ging und schloss dann meine Augen. Tief und lange Atmete ich aus und versuchte den stechenden Schmerz meiner Brust zu ignorieren. Aber ein kleines wimmern neben mir, lies mich zu ihr sehen. Shiju spürte es und krallte ihre kleine Hand in das Laken. Da fiel mir auf das wir in meinem Gemach lagen. Mein Futon war durch einen größeren ersetzt worden und auch meine Decke war eine andere. So hatten Shiju und ich beide genug Platz und lagen trotzdem beieinander.
 

Am liebsten hätte ich Shiju berührt. Ihre Wange gestreichelt und ihr gezeigt das ich bei ihr war. Aber mein Körper hatte keine Kraft, jegliche Bewegung schmerzte unheimlich. „Shiju“, hauchte ich leise und hoffte das sie mich hören würde und erwachte, aber sie schlief weiter. Also lies ich sie und spürte selbst wieder, das starke Verlangen nach Ruhe. Meine Augen schlossen sich und ich driftete in einen tiefen Schlaf.
 


 

Das nächste Mal als ich erwachte, verschwamm mein Blick nur kurz und ich entdeckte blaue Augen. „Nousagi!“, rief Ayaka und warf sich fast auf mich. Ich japste kurz auf und sie heilt sich gleich wieder zurück. „Was bin ich froh, das es dir gut geht“, schluchzte sie und wischte sich ihre Tränen aus den Augen. „Gut ist anders“, murmelte ich und sah neben mich. Sofort beruhigte sich mein Herz, als ich Shiju schlafend neben mir liegen sah. „Sie schläft schon über zwei Wochen“, klärte Ayaka mich auf. So lange hatten wir geschlafen? „Yukara meint das sie wohl bald erwachen wird, sobald deine Wunden schneller heilen. Der Heiler hatte euch beiden ein Mittel gegeben, damit ihr schlafen könnt und so zur Ruhe kommt.“
 

So war das also. Schwerfällig versuchte ich meine Hand zu bewegen. Ballte sie langsam zur Faust und streckte dann meine Finger. Es schmerzte kaum, aber es fühlte sich steif an. „Bewege dich noch nicht! Du musst dich ausruhen“, befahl Ayaka und legte eine Hand auf meine Brust. Neben mir vernahm ich ein Husten und mein Blick haftete sofort auf Shiju. Sie bewegte sich etwas und schmiegte sich an meinen Arm. Erleichterung baute sich in meinem inneren auf und ich hob die Hand. Auch wenn es schwerfiel, legte ich sie auf Shijus Wange und streichelte sie kurz. Ihre Lippen zuckten zu einem kleinen Lächeln und das lies mich schmunzeln. „Ich werde nun Taisho Bescheid geben, das du wach bist“, brummte Ayaka. Das sie ihre Eifersucht nicht in diesem Moment unterdrücken konnte, ärgerte mich. Aber es tat mir leid für sie. Sie war unerwidert verliebt und doch konnte sie froh sein. Schließlich wäre sie das Opfer Bakus geworden, wäre ich ihr verfallen.
 

Ich nickte schwach und legte meinen Arm wieder zurück aufs Bett. Nachdem Ayaka aus dem Raum gegangen war, versuchte ich mich etwas aufzusetzen. Mein Rücken schmerzte, ob von den Schmerzen oder dem langen liegen. Sitzen würde mir guttun, aber ich schaffte es nicht, also lehnte ich mich wieder zurück ins Kissen. Hätte ich Ayaka doch nur darum gebeten, mir zu helfen.
 

Seufzend schloss ich die Augen und spürte erneut Bewegungen. „Usa“, vernahm ich die schönste Stimme in meinem Leben. Meine Augen schlugen auf und ich sah neben mich. Das Azurblau, welches so schön wie das Meer war, als ich es damals das erste Mal sah, blickten zu mir auf. „Shiju“, hauchte ich und sie schenkte mir ein Lächeln.

Revue

Kapitel 38 Revue
 


 

Shiju war gerade erwacht und ich sah sie einfach nur an. Bewegungen taten noch zu sehr weh oder funktionierten gar nicht. Aber ich wollte sie berühren, etwas von ihr spüren. „Komm her“, bat ich und Shiju versuchte sich zu regen. Sie beugte sich zu mir, rutschte zwischen meinen Arm und meinen Körper und schmiegte sich äußerst vorsichtig an meine Brust. „Endlich bist du wach“, krächzte sie und ich schob meinen Arm um ihren schmalen Körper. „Wie geht es dir?“, wollte ich sofort wissen und vergrub meine Nase in ihrem Haar. Ihr Geruch erfüllte mich, machte mich leichter und ich bildetet mir ein, das die Wunden schneller heilten. „Meine Hand wird heilen, sonst geht es mir prima“, log sie halb und ich klopfte ihr leicht auf den Rücken. „Du spürst die gleichen Schmerzen wie ich“, erinnerte ich sie daran, das ich es wusste. Shiju biss sich auf die Unterlippe und schmunzelte dann. „Es ist nicht so schlimm wie bei dir“, wollte sie mich in die Irre führen und ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
 

Ein klopfen riss uns aus unserer kleinen, ruhigen Begegnung, nach diesem schrecklichen Strafbefehl. Ich sah noch einmal in Shijus Augen, saugte ihren Blick auf und löste mich dann, um zur Tür zu sehen. Die Tür öffnete sich langsam und es trat ein Mann ein.
 

Taisho schloss die Tür und kam dann zu uns, um sich zu setzen. „Nousagi“, begrüßte er erst mich und sah dann zu Shiju. „Shijukara. Schön das es euch besser geht“, begrüßte er auch sie und klopfte mir leicht auf die Schulter. Ich versuchte mich aufzurichten, wollte nicht unhöflich sein, aber Shiju zwang mich zurück. „Nicht, bleib noch liegen“, bat sie und ich sah gequält zu ihr. „Sie hat recht Nousagi“, beschloss auch Taisho und nahm eines der losen Kissen. Er stopfte es hinter meinem Rücken und drückte mich darauf. Erleichternd nahm ich die Erlösung meines Rückens war. Shiju setze sich dagegen auf und hielt sich den Bauch. Was war mit ihr? Hatte sie doch noch schmerzen von den Wunden? Ich musterte ihre Verletzte und verbundene Hand.
 

„Ich möchte mit euch, über den Tag vor zwei Wochen reden. Ist das in Ordnung?“, fragte Taisho. Einstimmig nickten wir. Wir würden ihm alle Fragen beantworten die er hatte, schließlich war er der Grund, das wir noch hier liegen konnten. Außerdem wollte auch ich erfahren, was geschah bevor ich dazu kam. Wieso Baku sich dann auch vom Auftrag trennte und was mit ihm und Zeno passierte.
 

„Nun gut“, begann Taisho. „Wie kam es zu diesem Vorfall?“, fragte Taisho und Shiju schnaubte auf. „Euer General hasst Nousagi! Er wollte ihn schlichtweg aus dem Weg haben", giftete sie. Ich musste zugeben das sie Recht hatte, aber Taisho konnte nicht dafür das Baku damals General wurde. „Ich weiß das es unangenehme Auseinandersetzungen gab. Doch das Heer wollte Baku zum General. Nousagi war dadurch zu meinem Begleiter, auf den Gesuchen geworden und das missfiel ihm. Aber Shijukara, was ich wissen wollte ist, wie lief dieser Übergriff ab?“, fragte Taisho weiter und ich bemerkte Shijus nervöse Finger. Sie fummelte an der Decke herum und ich schob meine Hand auf ihre, um sie zu beruhigen. Auch für mich würde ihre Antwort schwer werden, denn es geschah ihr alles nur wegen mir. Ich war schuld an ihren Schmerzen und dem zerstörten hab und gut.
 

„Dieser andere Yokai kam ungefragt in mein Haus. Ich bat ihn hinaus und es begann ein kleiner Kampf. Ich bin keine Frau die sich nicht wehrt", sagte sie am Ende stolz und ich musste an ihr loses Mundwerk denken. „Aber er schaffte es mich zu packen, fesselte mich und zwang mich, das Zeichen zu verraten", erklärte sie weiter und Taisho fragte dazwischen: „welches Zeichen?“
 

Shiju hob ihre Hand an der ein dicker Verband gelegt worden war und durch den leichte Blutflecken hindurch schimmerten. „Nousagi bat mich, mir in die Hand zu schneiden, sollte ich in Gefahr sein und dann die Pfeife zu benutzen", klärte sie Taisho auf und er sah kurz zu mir und dann wieder zu Shiju. „Ein guter Einfall“, lobte er. „Ich hatte mich gewundert, warum ich den Warnruf hörte, obwohl du kaum noch dazu in der Lage warst, ihn zu machen Nousagi."
 

Schmunzelnd sah ich zu ihm. Es war ein gequälter stolz, den ich auf dieses Zeichen hatte. „Und dann?“, bat Taisho Shiju weiter zu sprechen. „Er war sehr grob und schlussendlich Verbot er mir den Mund, indem er mich schlug. Das er dann ausgerechnet den Schnitt in meine Hand setzte, war reiner Zufall. Ich weiß nicht ob er es ahnte oder wusste, aber so hatte er Nousagi gerufen“, flüsterte sie gegen Ende und drückte sanft meine Finger.
 

Mein Herz wurde mit jedem Wort schwerer. Er hatte Shiju geschlagen, nur um mich anzulocken. Er hatte sie gequält und verletzt nur wegen mir. Wut, Zorn über mich selbst und Scham brachen in mir aus und wirbelten mein innerstes durcheinander. Taisho schien den Anstieg meines Youkis und meine Gefühle zu bemerken und legte seine Hand auf meine Schulter. Seine goldenen Augen sahen mich ruhig an. Mein innerstes beruhigte sich, aber die Schuld auf meinen Schultern blieb. Ich war nicht gut für Shiju und ich hatte sie in Gefahr gebracht.
 

„Was dann geschah, weiß ich nicht mehr, bis zu dem Punkt als ich Nousagi an den Fesseln entdeckte", gestand Shiju und beendete so den Teil von dem ich nichts wusste. Taisho verschränkte seine Arme, schloss die Augen und nickte vorsichtig. „Danke das du es uns gesagt hast. Nousagi? Was geschah als du meintest, das Shiju dich rief?“, ging die Fragerei weiter und Taisho schenkte mir wieder seinen Blick.
 

„Als ich den Schmerz spürte, dachte ich sofort daran, das ihr etwas passiert war. Ich hielt an und teilte Baku mit, das ich nicht weiter könnte und Shiju in Gefahr war. Er wollte mich nicht gehen lassen und drohte, mich zu bestrafen. Ich nahm das in Kauf und eilte zu meiner Gefährtin. Als ich dort ankam empfing Zeno mich mit ihr. Shiju war bewusstlos und ich forderte sie zurück. Zeno ließ dies natürlich nicht zu und ich versuchte sie zu holen. Dabei schlug er die Hütte zusammen und ich wurde bewusstlos“, erzählte ich meine Version bis ich ohnmächtig wurde. Shiju hatte meiner Erzählung gelauscht und sah zu Boden. Ihr Pony verdeckte ihre Augen und doch spürte ich ihre Angespanntheit. Ich drückte ihre Hand und versuchte ihren Blick aufzufangen, aber sie ließ es nicht zu.
 

„Und als du wieder zu dir kämst war Baku da?“, dachte Taisho weiter und lenkte meinen Blick zu sich. „Ja er kam dazu. Zeno hielt Shiju noch immer. Diesmal mit Fesseln an ihrer Hand." Genau die Hand die ich gerade hielt. „Ich versuchte mich von meinen zu befreien, was nicht klappte. Baku schlug mir einen Handel vor, den ich einging um so Shiju zu schützen.“ „Einen Handel?“, fragte Taisho rasch und Shiju fiel mir ins Wort. „Das war kein Handel! Er wollte, das du dich ihm fügst! Warum hast du dir das antun lassen?“, warf sie mir meine Entscheidung vor, mit der ich ihr noch mehr Schmerzen ersparte. „Shiju bitte", bat ich leise und sie entzog mir trotzig die Hand. „Ich hätte das schon ausgehalten. Du hättest ihn sicher bekämpfen können", schmollte Shiju und ihr Kampfgeist war wieder etwas präsenter.
 

„Wie sah dieser Handel aus Nousagi?“, bat mich Taisho um eine Aufklärung. Ich seufzte schwer und ließ Shiju etwas Ruhe, zum zornig sein. „Er wollte, das ich keinem Wiederstand leiste. Dafür gab er Shiju etwas, das die Schmerzen bedeckt und sie sie nicht spüren lässt", damit schien ich Taisho zu überraschen. Ob er dieses Mittel nicht kannte? Mir quoll das Bild von Bakus Lippen, die auf Shijus lagen, in den Sinn. Er vergiftete meine Sinne und wieder stieg die Wut auf.
 

„Herr was habt ihr mit Baku gemacht?“, fragte ich und Taisho änderte seine Haltung. Er legte seine Hände locker in den Schoß und streckte den Rücken durch. „Ich bestrafte Zeno ebenso wie ihn. Leider entkam Baku, als ich Zeno im Kampf tötete", erzählte er. Zeno war also tot? Diese Strafe war mir nur recht, dafür was er getan hatte. Aber das Baku es geschafft hatte, zu entkommen schürte meine Wut. Ich wollte ihn bestraft wissen, am liebsten tot. Aber dafür müsste ich genesen und ihn ausfindig machen. Er würde für alles bezahlen, was er Shiju und mir angetan hatte. „Ich hoffe er wagt es nicht, in den Westen zurück zu kehren“, sprach Taisho wieder weiter und fixierte dann meinen Blick. „Ich will das du dich in Ruhe auskuriert. Dann werden wir einen erneuten Versuch starten, den Osten zu überprüfen. Ich musste den Angriff abbrechen. Sesshomaru zweifelt an dieser Entscheidung. Aber ohne General und ohne dich, werde ich nichts unternehmen."
 

So stand also der Plan von Taishos Seite aus. Wir hatten den Tag Revue passieren lassen und deswegen stand mein Herr auf und verabschiedete sich. Er wollte mich also immer noch im Dienst. Als General zwar nicht, aber ich spürte, das ich in meiner aktuellen Situation auch nicht dazu geeignet wäre. Mein Körper musste heilen. Außerdem würde Shiju sicher zu ihrem Haus wollen. Oder dem, was davon noch über war. Es waren noch viele Dinge zu erledigen, bis wir diese Mission angehen konnten. Und ich entschloss, das es die letzte sein sollte.
 

Da Shijus Haus ohnehin zerstört war, würden wir alles retten, was man noch gebrauchen konnte. Wenn das gesichert war, dann würde ich uns eine neue Hütte bauen, an einem Ort der uns gefiel. Vielleicht in der Nähe des Meeres.
 

„Usa?“, hörte ich Shiju neben mir. Ich war ganz in Gedanken versunken gewesen. Doch nun sah ich sie an und sie mich. Ich zog ihre Hand mit meiner an meine Lippen und küsste ihre Fingerknöchel. „Entschuldige", hauchte ich darauf und Shiju verkrampfte. „Was redest du da?“, brummte sie leise und schmiegte sich an meine Brust. Wieder war ihr Geruch so nah und vollmundig. Es besänftigte meinen Geist. „Das alles ist dir nur zugestoßen, weil ich bei dir bin", erklärte ich mein Schuldgefühl. Shiju rieb ihr Gesicht an mir, was zwar leicht schmerzte, sie aber nicht zu interessierten schien. „Und wenn. Ich bin froh, das du bei mir bist und das du lebst", gestand sie. Sanft drückte ich sie an mich, genoss ihre Wärme und das Geräusch ihres schlagenden Herzens. „Ich liebe dich", flüsterte ich an ihrer Stirn. Sie hob den Kopf, neigte ihre Lippen zu den meinen und gab mir die gleichen drei Worte, bevor sie mich sanft küsste.

Alter Mann

Alter Mann
 


 

Es verging eine Woche bis ich wieder laufen konnte. Zumindest humpeln, war die ersten Tage noch das richtige Wort dafür. Aber es ging und das machte mich glücklich. Das Bett hatte zwar seine Vorteile, vor allem wenn man so liebevoll gepflegt wurde, wie ich. Aber es war ein Gefängnis für jemanden, der es gewohnt war täglich zu trainieren und lange Strecken zu laufen. Ich fühlte mich unausgeglichen und so stahl ich mich, schon am zweiten Tag meiner Gehversuche zum Training. Taisho hatte einen neuen General ernannt. Diesmal ohne Abstimmung und ich war zufrieden mit der Entscheidung. Kasimir war ein Inuyokai aus einem anderen Land. Er war klein, hatte ein strenges Gesicht und dunkles Haar. Er war überaus gerecht und förderte die Stärken der anderen. Ich hatte oft Kontakt mit ihm gehabt, als wir trainierten und er durchschaute die Schwächen der anderen, innerhalb von Sekunden.
 

Als ich also beim Training ankam und versuchte meine Glieder zu dehnen, beobachtete er mich nur ein paar Minuten. „Was tust du da?“, fragte er und ich hörte den unverkennbaren Akzent in seiner Stimme. „Ich nehme am Training teil Kasimir-sama", antwortete ich und grinste freudestrahlend. Aber zu früh gefreut. Shijus Geruch kam näher und als Kasimir aufsah, wusste ich das sie hinter mir sein musste. „Ich denke es ist noch zu früh fürs Training Nousagi. Bitte verlasse den Platz", bat Kasimir höflich und ich sah ihn mit offenem Mund an. Warum tat er mir das an?
 

„Usa was machst du da?“, fragte Shiju und berührte meine Hand. „Du bist eiskalt. Sicher hast du dich gleich überanstrengt", säuselte sie besorgt und versuchte mich zu stützen. Lächelnd sah ich zu ihr. „Es geht schon liebste. Ich wollte einfach nur etwas trainieren." „Du spinnst doch!“, knallte sie mir ihre Meinung sofort ins Gesicht. Ergeben fügte ich mich und ließ mir von ihr helfen, wieder ins schlossinnere zu kommen.
 

Am Abend aßen wir auf gemeinsam mit Yukara und ihrer Tochter auf meiner Terrasse. Yukara hatte sich die ganze Zeit um uns gekümmert und Aiko half ihrer Mutter wunderbar dabei. Sie hatte Shijus Kimono sogar retten können, den ich ihr schenkte und welcher voller Blutflecken, Erde und an manchen Stellen gerissen war. Dankend hatte ich Aiko dafür umarmt und auch wenn Shiju wusste warum, war sie glaub ich kurz eifersüchtig gewesen. Meine liebste hatte einfach ein herrliches Wesen.
 

„Ich würde gerne zu meiner Hütte gehen", seufzte Shiju. Sie hatte mich schon einige Male gebeten, dorthin zugehen und ich hatte nichts dagegen. Allerdings konnte ich nicht und würde den Teufel tun und sie hinauslassen. In einer Welt in der Baku noch hinter jedem Baum lauern könnte. Also hatte ich sie immer schön vertröstet. „Wir können sicher in ein paar Tagen gehen", versprach ich und Yukara schnaubte lachend auf. „So wie du noch verletzt bist, solltest du tagelange Märsche lassen“, fiel sie mir in den Rücken und erntete einen ernsten Blick von mir. „Ach du hättest ihn heute Morgen sehen sollen. Er ist sogar zum Training gegangen", verriet mich nun Shiju und ich war in der unterzahl. Drei Weiber die das gleiche dachten, dagegen würde ich mich nicht auflehnen. „Im Ernst!? Nousagi!", schollt mich Yukara und ich nickte leicht. Wiederstand war zwecklos. „Reicht es denn nicht, das es nun drei Wochen dauerte, in dennen du nicht laufen konntest? Willst du das alles wieder hinwerfen, nur, weil du jetzt nicht in der Verfassung bist? Bitte denk nach Nousagi und warte noch einige Wochen", bat Aiko. Sie hatte das gleiche Wesen wie ihre Mutter und das spürte man immer mehr. „Wochen?!“, maulte ich entsetzt und brachte alle zum Kichern. Weiber! Dachte ich und verschränkte die Arme.
 

Taisho ging gerade aus seinem Gemach und kam zu uns herüber. Es war in unserer Genesungszeit immer wärmer geworden. Bald würden die ersten Blumen sprießen. Die Luft war klar und am Tage schon sehr warm. Als Taisho also über die restlichen matschigen Schneelachen lief, grinste er immer breiter. „Du scharrst die Damen ja reihenweise um dich Nousagi", begrüßte er mich und bekam sofort das geplapper, eben der Damen ab. Sie kicherte und machten Witze auf seine Kosten. „Tja Herr die jungen Männer sind eben doch was feines", kam es von Yukara und ich wurde rot. Was redest sie da auf einmal!? Sie hatte eher die Funktion einer liebevollen Mutter für mich, als die einer Dame die man begehrte. Sie war immer noch Satorus Gefährtin, auch wenn das Band schon lange nicht mehr existierte. „Heißt das etwa ich bin zu alt?“, brummte Taisho und ließ sich auf dem Kissen, welches zufällig noch bereit lag nieder. Aiko schenkte ihm sofort etwas Sake in einen Becher und reichte ihn dem Herrn. „Na so jung seid ihr ja nicht mehr“, kicherte Yukara weiter und brachte eine gewisse Person dazu, dieser Frage auf den Grund zu gehen. „Wie alt ist er denn?“, fragte meine liebste und ich versank fast vor Scham im Boden. Wir hatten zwar mal über das Alter von uns beiden gesprochen, Shiju war 25 Sommer alt und ich hatte einfach mit alt geantwortet. Unser genaues Alter merkten sich die wenigsten Yokai. Aber nun war Shiju auf die Neugierde gestoßen und die musste befriedigt werden.
 

Taisho räusperte sich und hielt sich die Faust vor den Mund. „Naja was soll ich sagen?“, versuchte er sich herauszuwinden und schien wirklich hart zu grübeln. Shiju sah neugierig zu ihm und Yukara brach das Lachen aus. Sie lachte heller als jedes Glockenspiel, welches im Sommer an den Terrassen befestigt war. „Oh Herr bitte verzeiht mir. Aber rückt doch einfach mit der Sprache heraus“, platzten kleine Gesprächsfetzten zwischen ihren Lachen heraus. Aiko schämte sich sichtlich für ihre Mutter und auch mir, war das unangenehm. Warum hatte Shiju nur damit angefangen? Taisho war unser Herr und der Schützer dieses Landes. Da fragte man doch nicht einfach solche Sachen. Doch da fiel mir das Wesen meiner liebsten wieder ein. Sie war besonders und mutig. Niemand würde das noch ändern können.
 

„Na gut. Was schätzt ihr denn?“, drehte Taisho den Spies um und sah zuerst zu Aiko. Diese stotterte los: „Nousagi ist um die 1000 Jahre sagt Mutter. Dann müsst ihr mindestens 4000 Jahre sein.“
 

Taishos Kopf sank hinab und er machte ein erschreckendes Gesicht. „Nein so alt bin ich nicht“, maulte er leise und wand dann den Blick zu mir. „Was schätzt du?“, brummte er. Ich glaube er hatte sich die Schätzungen anders vorgestellt. Nun musste ich ihn wieder auf die gute Bahn lenken. „2500 Jahre würde ich sagen“, schätzte ich und Taishos Blick erhellte sich. „Nah dran. Nun du Shijukara“, bat er meine liebste und wir sahen zu ihr. Sie schien sehr überrascht und blinzelte wild. Am Ende wendetet sie ihr Gesicht zu mir. Sie hatte den Atem angehalten und ich streichelte ihr über den Rücken. „Atmen nicht vergessen“, lachte Yukara und Shiju holte Luft. „Du bist 1000 Jahre alt?“, fragte sie verdutzt und total aus der Fassung. Nun war ich ihr Opfer und ich kratze mich verlegen am Hinterkopf. „So in etwa. Ich weiß es nicht genau“, gestand ich und Shiju wendete den Blick zu Yukara, dann zu Aiko und zum Schluss zu Taisho. „Nun?“, fragte er lächelnd und Shiju schluckte bevor sie antwortete: „2000?“
 

Taishos Grinsen wurde immer breiter. Wir waren sicher auf der falschen Fährte, doch jünger konnte er nicht sein. Er war längst ausgewachsen als ich als Junge hierherkam. Zudem war er in einem jahrelangen Krieg gewesen und zum Taisho geworden. Er musste viel älter sein. Yukara räusperte sich und grinste den Taisho frech an. „Ihr seid 3000 Jahre alt. Ebenso wie mein Gefährte es war“, lies sie das Geheimnis platzen und Taisho lachte los. „Du hast recht“
 

Shiju verdrehte die Augen und lehnte sich an mich. Ich lachte ebenfalls über ihr überraschtes Gesicht und drückte sie an mich. „Ach liebste“, sprach ich ihr zu und sie klammerte sich an mein Oberteil. „Alter Mann“, flüsterte sie und ich blinzelte. Meinte sie etwa mich? Doch bevor ich sie fragen konnte, wendete sie sich zu Taisho und sah ihn ernst an. „Alter Mann! So werde ich euch ab jetzt nennen!“, entschied sie. Schnell packte ich sie und zog sie auf meinen Schoß, schloss ihr vorlautes Mundwerk mit meiner Hand und sah zu Taisho. Die beiden Damen hielten angespannt die Luft an und konnten nicht glauben was hier gerade geschah. Auch ich hoffte das Taisho es Shiju nicht krummnehmen würde. Er wusste schließlich auch langsam, wie sie drauf war. Oh Kami bitte lass ihn sie nicht hinauswerfen.
 

Taishos lachen war augenblicklich verstummt und er sah zu meiner liebsten. Schweigend schob er seine Lippen vor und stand dann auf. Mein Herz rutschte mir davon und ich betete wirklich, das er sie nun nicht verbannen würde. Meine liebste hatte ihren wiederstand ebenfalls aufgegeben und sah mit großen Augen zu unserem Herrn auf.
 

„Alter Mann also?“, säuselte Taisho und ich atmete kaum noch. Hart schluckte ich den Klos in meinem Hals hinunter. Aber Taisho erlöste die heftige Stimmung, indem er anfing zu schmunzeln. Yukara und Aiko atmeten auf und bedachten Shiju mit einem beschämten Lächeln. „Mach was du denkst Shijukara“, bedachte Taisho sie mit knappen Worten und sah dann zu mir. „Du hast dir wahrlich einen Wildfang zur Gefährtin genommen, mein lieber.“
 

~
 

Einige Tage später packten Shiju und ich unsere Proviante zusammen. „Und du meinst wirklich das es geht, liebster?“, fragte Shiju besorgt und musterte mein Bein, welches noch immer dick eingewickelt war. Ich hatte mir lediglich eine kurze Hose angezogen, denn in meinem Gemach brauchte ich mich nicht fein kleiden. Shiju dagegen war wahrlich schön anzusehen. Sie hatte sich von Yukara beknien lassen, sie auszustatten. Auch wenn Shiju sich wehrte gab sie am Schluss doch auf. Wunderschön bestickte Stoffe kleideten nun ihren Körper und so langsam wuchs meine Begierde zu ihr ins unermessliche. Seit jenem Tag war an nichts in dieser Richtung zu denken gewesen, aber mein Biest erwachte langsam.
 

Heute war die Farbe ihres Kimonos, der einer hellen Rose gleich. Passenderweise war er mit roten Blüten bestickt und ihr Obi trug dieselbe Farbe. Genüsslich sog ich ihren Anblick auf als sie gerade noch eine Tonflasche in eine Tasche stopfte. Sie bemerkte meinen Blick und sah mich fragend an. „Was ist?“, fragte sie und ich schüttelte leicht meinen Kopf, brachte meinen Pony zum Schwingen. „Alles gut. Ich habe dich nur betrachtet liebste“, gestand ich und sie wurde leicht rot um die Nase. Mit der gesunden Hand strich sie sich ihre Haare über die Schultern und sah zu mir. Langsam ging ich zu ihr und umschlang ihre Hüfte mit meinen Armen. „Du bist hübsch“, gab ich ihr ein Kompliment und sie sah mich ungläubig an. „Es stimmt. Du kannst mir ruhig glauben“, ermutigte ich sie. Seufzend legte sie ihren Kopf an meine Brust und gab mir die Möglichkeit sie noch fester an mich zu drücken. „Danke Usa“, hauchte sie und ich gab ihr einen Kuss auf den Kopf.
 

„Nun lass uns aufbrechen“, beschlossen wir einige Minuten später und ich zog mich vollends an. Shiju half mir dabei und richtete meinen Kragen. Lächelnd strich sie über meine Brust. „Du bist hübsch“, lobte sie nun mich und ich grinste breit.

Pläne schmieden

Pläne schmieden
 


 

“Kannst du noch?”, fragte Shiju zum gefühlten tausendsten Mal. Ich musste zugeben, das es mir schwer fiel und meine große Wunde, beziehungsweise der Trümmerbruch noch immer schmerzte. Der Heiler sagte mir das der Knochen zwar gut zusammenwachse, aber an manchen Stellen einfach noch mehr Zeit benötigte. “Es ist alles in Ordnung”, versicherte ich ihr und ging weiter. Aus der Vernunft heraus, hatten wir uns auf ein Menschliches Tempo geeinigt. So brauchten wir zwar länger, aber kamen auf jeden Fall gut an. In der Nacht schlief Shiju an meine Brust gekuschelt ein. Ich dagegen blieb wach und hielt wache, lauschte den Geräuschen des Waldes, seiner Bewohner und beobachtete den Mond, wie er über das Himmelszelt wanderte.
 

Am Morgen gingen wir weiter und am Abend kamen wir unserem Ziel näher. Gut einen Kilometer entfernt von Shijus Hütte nahm ich einen Geruch wahr, auf den ich sehr gehofft hatte. Es hätte Shiju sicher das Herz gebrochen und auch wenn sie es nie öffentlich sagte, sorgte sie sich unglaublich, um das nervige Fellknäul. Seki schien uns bemerkt zu haben und seine Aura kam blitzartig näher. Shiju sah fragend zu mir, als ich auf einen Punkt vor uns starrte. “Was ist los?”, fragte sie leicht besorgt als ich dann stehen blieb. “Seki”, antwortete ich knapp und Shiju folgte schlagartig meinem Blick. Das weiße Tier kam auf uns zu gesprungen und landete direkt in Shijus Armen. “Oh Kami sei Dank!”, schrie sie freudig und ich musterte die beiden lächelnd. Seki schien unverletzt und rieb seine Nase an Shijus Kiefer. Tränen lösten sich aus Shijus Augen und ich legte meinen Arm um ihre Schultern. Nach einigen Minuten des Wiedersehens, setzte sie sich Seki auf die Schulter und wir gingen weiter.
 

Am Waldrand angelangt ließ ich meinen Blick in die Ferne, zu dem Punkt wo ihre Hütte stand schweifen. Dort war der Ort des Geschehens gewesen und meine Vermutung bestätigte sich. Shiju hielt die Luft an, als auch sie ihr ehemaliges Zuhause sah. “Es tut mir leid”, hauchte ich demütig. Doch ihre Hand drückte die meine fest und zog mich weiter. Die Hütte war halb zerstört. Das Dach lag schief auf der linken Seite der Hütte auf. Auf der rechten Seite war keine Wand mehr vorhanden. Die halbe Front war eingestürzt und man konnte das Innere des Hauses erkennen. Shiju löste sich aus meinem Griff und Seki sprang voraus. Ohne darüber nachzudenken schlich sie hinein und schlug die Hand vor ihre Lippen. Ich beschloss ihr nachzugehen und sah mich um. Man erkannte zwar, wo alles mal gewesen war, doch die vielen Gegenstände und Holzteile lagen überall herum.
 

Shiju ging in ihren Arbeitsraum und fing an auf dem Boden herumzuwühlen. Suchte sie etwas? Fragte ich mich und sah ihr zu. “Was suchst du?”, fragte ich nach einigen Minuten und half ihr den zerstörten Tisch beiseite zu schieben. “Nichts”, brummte sie und suchte weiter, nahm verschiedene Dinge in ihre Hand. Einige schien sie zu sortieren. Es waren ihre Werkzeuge und kleinere Dinge. Da ihre Laune bedrückt war, beschloss ich diese Dinge in ein großes Tuch, welches wir mitgebracht hatten, zu legen um sie zurück transportieren zu können.
 

Seki sprang auf ein Brett zu und schnupperte an einer Stelle intensiv nach etwas. Ich nutze auch meine Nase und versuchte nachzuvollziehen, wonach nun auch noch der Hase suchte. Ich erkannte den Geruch des Knochens, welchen Shiju in den letzten Wochen vor dem Überfall bearbeitet hatte. Seki sprang auf und hoppelte aufgeregt zu seiner Herrin. Sie schien seine Körpersprache zu verstehen und stand auf. Shiju stürzte regelrecht dorthin und hob das Brett auf. Erleichtert japste sie auf und ging in die Hocke. “Zum Glück”, seufzte sie und sah dann zu mir. Ich lächelte ihr zu und streckte meine Hand zu ihr, um den Gegenstand anzunehmen. “Nichts da”, schollt sie sofort und ich blinzelte. “Wa-”, wollte ich meine Frage formulieren aber Shiju sprach dazwischen. “Augen zu!”, befahl sie und ich war etwas perplex. Warum versteckte sie dieses Ding vor mir? Da fiel mir ein, das sie ja ein Geschenk hatte. War es etwa dieser Knochen?
 

Also seufzte ich auf, faltete das Tuch zusammen und stand auf, um es hochzuziehen. “Ich werde draußen warten. Bring die Dinge die du Findest zu mir, damit wir sie mitnehmen können”, bat ich sie und trat ins Freie. Ich war nicht beleidigt, denn an diesen Trümmern war ich schuldig. Aber es ärgerte mich, das sie nun noch immer so ein Geheimnis um dieses Geschenk, welches ich nicht von ihr verlangte, machte. Mein einziges Geschenk war Shiju. Sie wäre für immer mein Lebensinhalt, egal was passierte.
 

Auf einem Stein machte ich es mir gemütlich und sah in den Himmel. Meine Muskeln im Bein schmerzten leicht, wie ein Muskelkater, weswegen ich es ausstreckte und seufzend die Augen schloss. Das gelegentliche krachen und räumen hielt mich aufmerksam, auch wenn die Müdigkeit mich bald einholte. Bevor ich allerdings einschlief hörte ich Schritte auf mich zukommen. “Ich glaube das war alles”, hörte ich Shijus betrübte Stimme. “Darf ich meine Augen öffnen?”, fragte ich vorsichtig, denn sie hatte ja ihr kleines Geheimnis sicher auch mit nach draußen gebracht. “Natürlich. Entschuldige wegen eben”, murmelte sie und ließ sich neben mir nieder. Sanft lehnte sie sich an meinen Arm, welchen ich dann kurzerhand um ihren Rücken legte. “Schon in Ordnung”, hauchte ich und öffnete dann meine Augen. Sie hatte einen Korb vor mir abgestellt, welcher mit einem Deckel verschlossen war. Aus ihm roch ich den Knochen und andere Dinge aus Holz.
 

“Was wird nun aus der Hütte?”, fragte ich vorsichtig und sah zu dem Überbleibsel. Shijus blick flog ebenso zu ihr und dann zu mir. “Wir sollten sie Reparieren”, begann sie und schmiegte sich dann noch etwas näher an mich. “Oder wir brennen durch”, sinnierte sie und brachte die Stimmung etwas in andere höhen. “Genau”, schmunzelte ich und begann mehr darüber nachzudenken. Eigentlich war es keine schlechte Idee, hegte ich den Wunsch danach langsam wirklich sehr. Irgendwo in der Nähe des Meeres, vielleicht einige Stunden Laufweg. So würde ich mit Shiju im Arm jeden Tag dorthin gehen und wir könnten den Strand und das Meer genießen.
 

“Usa?”, holte mich Shiju aus meinen Gedanken und ich erwiderte ihren Blick. Das blau darin erinnerte mich umso mehr ans Meer und der Wunsch fasste fuß in meinem Herzen. “Warum eigentlich nicht?”, schlug ich vor und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Prüfend legte sie mir eine Hand auf die Stirn. “Fieber hast du keines, aber du redest Unsinn”, stichelte sie. Grinsend sah ich sie weiter an. “Was spricht dagegen?”
 

Shiju blinzelte und schien zu überlegen. Ihr blick wanderte noch einmal zu ihrer Hütte, dann zu mir und am Ende nahm sie meine Hand in ihre beiden. “Nichts außer deiner Anstellung”, flüsterte sie leise und ließ den Kopf hängen. Ich verstand natürlich jedes Wort und seufzte. “Lass mich den Letzen Auftrag meines Herren erledigen. Danach werde ich ihn bitten mich gehen zu lassen. Sicher tut er es”, versprach ich und Shijus Augen krochen zu meinen hoch. “Okay. Also brennen wir durch?”, fragte sie vorsichtig und ich bestätigte mit einem breiten Grinsen. Um das Versprechen zu besiegeln, zog ich sie auf meinen Schoß und Küsste sie. Somit würden wir in wenigen Wochen unser eigenes Leben aufbauen und für immer zusammenbleiben.
 

~
 

Einige Wochen nach unserer Rückkehr, saßen wir abends auf der Terrasse. Shiju schnitze an einer kleinen Figur, welche sie für Yukara machen wollte. Sie hatten sich wirklich angefreundet und verstanden sich gut. Shiju half ihr und ihrer Tochter ab und zu, wenn ich meinen Verpflichtungen nachging. Das sie sich am Anfang so sträubte, hier im Schloss zu leben, hatte sie anscheinend abgelegt. Auch wenn ich dachte das es wohl daran liegen könnte das sie das Ende im Blick hatte. Mein letzter Auftrag würde bald sein. Taisho musste mir nur Bescheid geben und wenn wir unterwegs wären, würde ich ihn bitten mich zu entlassen.
 

Taisho war in den letzten Wochen noch abwesender geworden. Oft war er gar nicht im Schloss oder hielt sich in seinem Arbeitszimmer oder dem Gemach auf. Da ich ihn von meinen Reisen her kannte, fiel mir die Veränderung auf. Er hatte das Herrschersein satt, wollte freier sein. Sicher war er auch einsam, denn auch wenn sein Sohn hier im Schloss verweilte und er ihn während meiner Genesungszeit oft mitnahm, schienen die beiden in verschiedenen Welten zu leben. Sesshomaru war kalt und selbstherrlich. Taisho dagegen hatte den Sinn für alle Lebewesen und wollte sie schützen. Perfekte Gegebenheiten für das Herrscherdarsein. Aber das brachte die Einsamkeit mit. Alle im Schloss behaupteten zwar das Inu No Kami seine Gattin war, aber diese bequemte sich äußerst selten ins Schloss des Westens und selbst dann, haftete nie der Geruch von ihr an ihm oder umgekehrt.
 

In diesem Moment kam Taisho aus seinem Gemach und lief auf mich zu. Ich stand auf und verneigte mich eilig vor ihm. Shiju tat das natürlich nicht und fand es affig, das ich so Wert darauf legte. Aber für mich war es wichtig, diesem Yokai zu zeigen das ich ihn respektierte. “Nousagi. Shijukara”, begrüßte er. Ich erwiderte seinen Blick. Das flüssige Gold welches gütig und ruhig zu mir sah. “Alter Mann”, brachte Shiju die Situation zum Kippen. Sie hatte sich wirklich an ihr Versprechen gehalten und rief ihn so. Selbst vor den anderen. Taisho machte sich einen Scherz daraus und lachte immerzu, wenn sie das tat. Mir war es zunehmend peinlich.
 

“Ich wollte mit dir sprechen Nousagi”, bat er und ich schüttelte meine Fremdscham von mir, um ihm meine Aufmerksamkeit zu geben. “Ja Herr?”
 

Taisho ließ sich auf die Terrasse nieder und ich setzte mich neben ihn. Shiju schnitze weiter, beobachtete uns aber mit flüchtigen Blicken. “Ich konnte ein weiteres Treffen mit den Herrschern im Osten arrangieren”, begann er und ich spitzte die Ohren. Die letzte Mission würde also bald stattfinden. “Wann?”, fragte ich etwas vorschnell und er lächelte mir zu. “Du scheinst ungeduldig auf deinen ersten Auftrag zu sein”, lobte er indirekt und ich schluckte. Aus anderen Gründen wir er es dachte und dafür schämte ich mich. “Es ist relativ kurzfristig. Schon in einigen Tagen werden wir aufbrechen müssen”, gestand er und mein Herz schlug wieder schneller. Das kratzen von Shijus Werkzeug hatte ebenfalls gestoppt und sie sah zu mir. Flüchtig erwiderte ich ihren blick. Sollte ich Taisho nun fragen, ob er mich gehen ließ?
 

“Liegt dir etwas auf dem Herzen, Junge?”, fragte Taisho dann auch noch und mir blieb das Atmen fern. Wir sollte ich ihn nur fragen? Er hatte so viel für mich und nun auch für meine Liebste getan. Mich und auch uns gerettet. Er ließ mich mit ihm reisen, trainierte mich und das Biest, somit wir wenigstens halbwegs zusammenarbeiteten. Machte mich zu einem vertrauten und nun würde ich das alles von mir schieben. Konnte er verstehen, wie ich fühlte und weswegen ich es tat? Würde er es verstehen und mich frei geben?
 

Je länger ich grübelte, desto mehr fürchtete ich mich davor, das Shiju für mich sprach. Sie hielt sich allerdings zurück und so schüttelte ich leicht den Kopf. “Nein Herr. Es ist nur”, begann ich und er zog fragend die Augenbrauen hoch. “Sprich ruhig”, gab er mit Mut. Ich zog die Luft tief ein, nahm allen meinen Mut zusammen. “Ich sorge mich um Shiju in meiner Abwesenheit”, stammelte ich dann und hatte mich doch nicht getraut.
 

Shiju drückte meine Hand. Aber sie würde mir die Zeit geben die ich bräuchte. Sie verstand das es mir schwer fiel meine Treue und Loyalität, die mit großen Dank verbunden war aufzugeben.
 

“Mach dir darüber keine Gedanken. Sie wird hier bei Yukara und den anderen Yokai-damen bleiben. Ihr wird kein Leid geschehen. Kasimir wird uns zwar begleiten, aber wir werden das Heer zum Schutz im Schloss lassen. Wenn Sesshomaru uns begleitet, werden wir den Auftrag schon meistern”, sprach er zuversichtlich und ich seufzte tief aus. “Danke Herr”

Nähe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wahn

Wahn
 

An diesem Morgen ging die Sonne in einem wundervollen, satten rot auf. Die Bäume um das Schloss herum, wurden durch das strahlen in ein dunkles schwarz getaucht und gaben einen tollen Kontrast ab. Leise beobachtete ich, wie sie sanft im Wind umherwogen. Meine liebste schlief noch und ich hatte beschlossen meine Kleidung und das kleine Gepäck zurecht zu legen. Als ich meinen dicken Haori aus der Kommode zog, fiel mir auf das Shijus Pfeife darauf lag. Hatte sie mir nicht versprochen, sie stets bei sich zu tragen?

Fragend nahm ich das Kleingut in die Hand und sah zu meiner schlafenden Schönheit. Sie regte sich in diesem Moment und streckte ihre Arme aus dem Bett. Lächelnd ging ich zu ihr, setze mich neben sie ins Bett und beugte mich über sie. „Guten Morgen“, hauchte ich ihr ins Ohr und ihre Lippen verzogen sich zu einem breiten schmunzeln. Seki war in der Nacht auch hineingekommen und lümmelte sich in seinem kleinen Körbchen, welches er als Bett nutzte.

„Aufstehen liebste“, raunte ich in ihr Ohr und sie biss sich auf die Unterlippe. Ihre Haut überzog eine sanfte Gänsehaut, bevor sie ihre Arme hob und mich damit umschlang. „Noch nicht“, bat sie um noch ein paar Minuten. Leider konnte ich ihr den Wunsch nicht erfüllen. In weniger als einer Stunde müsste ich zum Haupttor. Dort würden Taisho, Sesshomaru und Kasimir auf mich warten. „Bitte verabschiede dich von mir“, bat ich liebevoll und küsste ihren Kiefer. Murmelnd schlug sie die Augen auf und ich sog ihren Anblick vollkommen auf. Wir waren nach unserem Liebesspiel nackt eingeschlafen und so lag sie nun in meinen Armen. Lediglich eine dünne Decke bedeckte ihre reizvollen Stellen. „Ich würde dich lieber hierbehalten“, gestand Shiju und zog mich noch enger an sich. Schnaubend lächelte ich. „Ich will dich auch nicht hierlassen, aber denk an unser Ziel. Nur noch dieser Auftrag und dann brennen wir durch liebste“, versprach ich ihr erneut und sie kicherte. „Ja dann brennen wir durch“
 

Shiju winkte mir nach als ich zu Taisho und den anderen aufschloss. Zuvor hatte ich sie noch einmal leidenschaftlich geküsst, ihren Anblick in mich aufgenommen und sie an unser Zeichen erinnert. Auch wenn ich wusste, das sie hier sicher war, wollte ich das sie mich benachrichtigen kann, egal was passierte.

Mit einem letzten Blick zu ihr brachen wir auf und liefen in den Osten. Nach zwei Tagen kamen wir an und ich war freudig überrascht. Taishos Verdacht hatte sich nicht bestätigt. Es würde keinen Krieg geben. Allerdings handelte er zwei Tage mit den Panthern, um die Grenzen sicherer zu machen und Fehltritte zu verringern. Am Ende machten wir uns guten Wissens auf den Rückweg.

Nach einem Tag bemerkte ich etwas Komisches. Ich hatte ständig Hunger, obwohl ich mehr aß als sonst. Ich dachte mir nichts dabei und schob es auf die anstrengende Reise. Sesshomaru war genervt, da ich ständig zurückblieb, aß und dann wieder aufschloss. Eigenartig, dachte ich aber nahm es hin. Als nächstes fiel mir unglaublicher Durst auf. Ständig hatte ich einen trockenen Mund und musste etwas trinken.

„Was ist mit dir?“, fragte Kasimir, dem meine Eigenarten auch langsam zu stören schienen. „Entschuldigt Kasimir-sama. Das ist meine erste Mission nach den Verletzungen. Ich glaube ich habe meine Kraft überschätzt“, entschuldigte ich mich und schämte mich dafür. Ich war so schwächlich. Sesshomaru schnaubte sein ˋhnˋ und wir zogen weiter.

Als Taisho am Abend beschloss eine Rast zu machen, sprang ich auf einen Baum und legte eine Hand auf meinen Bauch. Irgendwas stimmte nicht. Hoffentlich spürte Shiju das nicht. Ob Yokai doch krank werden konnten? Oder war Shiju etwa erkrankt? Sie hatte nackt und nur unter der dünnen Decke geschlafen. Ob sie sich da erkältete hatte? Besorgt sah ich zum Mond auf und spürte dann ein weiteres Gewicht, auf dem Ast auf dem ich saß.

„Taisho-sama”, begrüßte ich ihn und neigte mein Haupt. „Lass nur“, schmunzelte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Geht es dir gut?“, fragte er und sah zum Mond auf. Kurz sah ich fragend zu den anderen beiden. Kasimir lehnte am Baumstamm, nahe dem Feuer und schlief. Sesshomaru hatte das Lager gleich verlassen als wir hielten. Ich konnte also ungestört mit Taisho reden. Vielleicht war das nun mein Zeichen, um ihn zu bitten, mich zu entlassen.

„Ja es geht mir gut. Außer Hunger und Durst plagt mich heute nur eines“, begann ich meine Bitte aufzubauen. Taisho wendete seinen Blick zu mir. Fragend sah er mich an, sprach aber nichts, um mich weiter reden zu lassen. „Herr ich möchte euch um etwas bitten, sobald wir von unserer Reise zurück sind“, fing ich an und sah auf meine Hände. Diese fummelten nervös an meinem Ärmel herum. „Nur zu“, bat er ruhig. Seine tiefe Stimme beruhigte mich und gab mir Mut es endlich zu fragen.

„Herr ich..“, wollte ich beginnen und mir blieb die Luft weg. Ein unglaublich stechender Schmerz durchbrach meine Rippen, mein Becken und am Ende spürte ich einen betäubenden Schmerz in meinem Hals. Geschockt brachte ich kein Wort mehr hinaus und hielt mir den Hals.

„Nousagi?“, fragte Taisho und ich wendete den Blick zu ihm. Seine Augen weiteten sich geschockt. Bemerkte er etwa was los war? Meine Lungen begannen zu brennen und in meinem Kopf begann es zu schwirren. Das Rauschen meines Blutes war so laut, das kaum hörte was Taisho zu mir sprach. Als ich nicht antwortete, schubste er mich vom Baum. Hart schlug ich am Boden auf und riss Kasimir aus dem Schlaf. Heftig japste ich nach Luft und vergrub meine Finger in meinen Kragen.

„Er bekommt keine Luft“, bestätigte Kasimir meine Vermutung. Er nahm etwas aus seiner Tasche und stopfte es mir in den Mund. Mit Wasser spülte er es hinab und langsam löste sich dieses Gefühl des Erstickens. „Was war das?“, keuchte ich erstickt und auch Taisho sah geschockt zu mir.

„Du solltest so schnell wie möglich aufbrechen“, riet Kasimir. Angst kroch in mir auf. Hatte das etwa etwas mit Shiju zu tun? Schnell sprang ich auf und sah zu den beiden vor mir. „Kasimir-sama! Sagt was hat das zu bedeuten!?“, schrie ich ihn an. Die Angst wurde immer größer in mir und ich spürte wieder einen stechenden Schmerz in meinem Becken.

Shiju, knurrte das Biest und ich wusste was los war.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und darüber hinaus. Das Dröhnen in meinem Kopf wurde so groß, das ich einfach los lief. Ich lief ohne nachzudenken. Als Sesshomaru mir über den Weg lief, sah er mich gleichgültig an. Ich schlug einen Haken um ihn und preschte weiter. Weiter zu ihr. Ich musste zu Shiju. Oh Kami! Was war nur im Schloss los, das sie in Gefahr geraten könnte? Ging es Yukara, Ayaka und Aiko gut?

Ich spürte wie auch Taisho und Kasimir mir in die Richtung des Schlosses folgten. Sie waren nur langsamer wie ich. Meine Füße berührten beinahe nicht mehr den Boden, so schnell lief ich, wich den Bäumen aus und preschte durch Gestrüpp und Büsche. Die feinen Äste schlugen Kratzer in meine Haut, die anfingen zu bluten.

Nach nur wenigen Stunden lief ich eine Strecke für die wir normalerweise einen halben Tag bräuchten. Mein Innerstes war zerrissen, das Biest trieb mich immer mehr an, brüllte und knurrte unaufhörlich. Hör auf, bat ich nahm einiger Zeit, aber das interessierte es nicht.

An einer Klippe geriet ich ins Stolpern und fiel die steile Böschung hinab. Auf einem kleinen Vorsprung blieb ich liegen und spuckte das Blut aus, welches sich aus meinem Mund gelöst hatte. Was war das nur?
 

Baboom
 

Schlug es in mein Herz ein, sodass es erstarrte. Mich erfasste ein eiskaltes, klammes und ekeliges Gefühl. Mein ganzer Körper erstarrte und ich hörte auf zu atmen.
 

Aaaaaaarrrrrrrrrrrgggghhhh, schrie das Biest.
 

Nach Luft ringend, stiegen mir die Tränen in die Augen. Der Sauerstoff wollte einfach nicht mehr in meine Lungen gelangen und meine Glieder wurden immer schwerer. Shiju, spuckte es in meinem Kopf herum und ihr Gesicht tauchte vor mir auf. Lächelnd und mit den wunderschöneren azurblauen Augen strahlte sie mich an.

Du musst zu ihr! Oh Kami! Sie stirbt!, Jaulte das Biest und bestätigte meine größte Angst. Nein. Nein das konnte nicht sein. Nicht meine Shiju. Nicht meine liebste. Nicht der Mensch der mein Herz gefangen hatte und mich liebte, wie ich war. Trotz meiner Schuld und meinem Leben. Trotz dem Youki welches durch meine Adern floss und mich fast unsterblich machte. Nein. Shiju. SHIJU!!!

Lauf!, Dröhnte das Biest in meinem Kopf. Ich sprang auf und wandelte meinen Körper, lief noch schneller und entwurzelte ganze Bäume mit meinem Körper. Die Wunden die ich dabei bekam, waren mir egal. Der Schmerz war für mich irrrelevant. Das einzige was nun noch zählte war Shiju. Shiju war mein Leben. Wenn sie sterben würde, würde auch ich sterben. Mein Leben hätte keinen Sinn. Niemals mehr.

Und in diesem Augenblick geschah es. Mein Biest schrie auf, so laut das ich winselte. Aber meine Beine liefen weiter, auch wenn ich den Kopf schüttelte und meine Orientierung verlor. Das Biest lenkte mich in eine andere Richtung. Wir liefen nicht mehr zum Schloss und ich gab nochmal alles.

Das Band reißt, jaulte mein Innerstes und mein Nacken begann zu brennen. Shiju was passiert da nur? Wo bist du? Liebste!

Baboom, dröhnte es wieder und wie eine Klinge durchstach es mein Herz. Wieder erstarrte ich und flog einige Meter über eine Lichtung. Meine Pfoten waren starr und ich hechelte nach Luft. Mein Herz schmerzte, als wenn man es mit einem glühenden Stab durchbohren würde. So schmerzhaft, das man sich wünschte zu sterben. So heftig und unaufhörlich. Mein Biest peinigte mich weiter und zwang mich trotz Schmerz auf die Beine. Doch nur wenige Schritte weiter, durchstieß ein noch viel heftigerer und heißerer Schmerz mein Innerstes.

Ich war zu spät……..
 

Zu spät, war das letzte was mein Biest sagte, bevor es meinen Willen übernahm und weiterlief. Ich konnte nur im Hintergrund verweilen und dem stetigen winseln lauschen, welches das Biest ausstieß. Mein Herz war nicht mehr zu fühlen. Es brannte, stand in Flammen, welche es verbrennen würde, bis nicht mehr vorhanden war. Doch ich konnte den Schmerz nicht mehr erfassen. Er war einfach zu stark.

Das Biest lief immer weiter und so langsam kam mir die Umgebung bekannt vor. Wir waren auf dem Weg zu einem besonderen Platz. Einen den ich durch meine liebste erst kennen lernte. Aber wie konnte das sein? Was wollte das Biest hier? Shiju war im Schloss des Westens. Und da beschlich mich ein ungeheures Gefühl. Hatte sie das Schloss etwa wieder verlassen? Aber sie hatte nichts gesagt, nichts anmerken lassen. Und das obwohl wir über alles Sprachen und durchbrennen wollten. Warum verließ sie dann den sicheren Ort, an dem ich sie zurückgelassen hatte?

Meine Gedanken waren verwirrt und durchwühlt. Ich konnte nichts mehr denken, fühlen oder erfassen. Mein Hirn war in einem ewigen Strudel gefangen, der mich in die Tiefe reißen wollte. Gleich sind wir da, jaulte das Biest und lief die letzten hunderte Meter. Wir waren auf dem Weg zum Yokaifriedhof gewesen und hielten an einer Lichtung, auf der ich schon einmal Pause mit Shiju gemacht hatte, als wir das erste Mal dort gewesen waren.

Ich sprang durch den letzte Reihe Bäume und spürte den erdigen, nassen Boden unter meinen Füßen. Es regnete, das hatte ich gar nicht wahrgenommen in meinem Wahn. Stolpernd ging ich die letzten Meter und erblickte einen Körper, welcher am Boden im Dreck lag. Die Regentropfen stachen auf ihn ein, wie kleine Pfeile und die Kleidung war durchnässt.

Nein….., schluchzte das Biest und rückte in den Hintergrund. Es überlies mir unseren Körper in seiner tierischen Gestalt. Nun erkannte ich, was das Biest erkannt hatte. Mein Herz brach in eine Million Teile, mein Hirn schaltete sich ab. Ebenso mein Leben.

Trauer (Taisho)

Kapitel 43 Trauer
 

Taisho Sicht
 


 

Diese Schnelligkeit. Das ich jemals einen so schnellen Yokai kennen und ihn in meinem Heer haben würde, hätte ich niemals gedacht. Doch genau in diesem Moment verfluchte ich das Talent meines Vertrauten. Es war schon eine gewisse Ironie, das ich ihn seit Satorus tot als einen Vertrauten empfand. Nachdem ich ihn damals einfach in diesem Dorf zurückließ, weil er mir unnütz vorkam. Heute schätze ich ihn sehr. Ihm konnte ich meine Gedanken anvertrauen und konnte mir seines Schweigens sicher sein. Nousagi war zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden.
 

Im Nachhinein wäre es besser gewesen, ihn damals in dem Dorf weiter wüten zu lassen, oder ihn niemals mit auf die Gesuche zu nehmen. Sicher hätte das eine oder andere länger gebraucht und mehr Kraft gekostet, doch ich hätte diesem jungen Yokai das schlimmste ersparen können, was es für Yokai gab. Den Verlust seiner Gefährtin.
 

Das Innere Biest sucht sich nur einmal in unserem langen Leben eine Gefährtin. Und diese gehört es zu erobern und an sich zu binden. Sie zu schützen und für immer zu lieben. Ich hatte nicht damit gerechnet, das das Biest sich auch Menschen als Gefährten aussucht, doch bei Nousagi war es Beweis genug.
 

Als er also an jenem Tag so überstürzt loslief, versuchten Kasimir und ich ihm zu folgen. Wir informierten Sesshomaru mit unserem Warnruf darüber. Er würde uns sicher nicht folgen und gemächlich zurück ins Schloss gehen. Auf halben Weg bemerkten wir das Nousagi nicht zum Schloss, sondern in eine andere Richtung lief. Fragend entscheiden wir, das Kasimir ihm folgen und ich zum Schloss laufen würde. Da Nousagi schneller war wie wir, könnte es sein das er nur einen Umweg genommen hatte, Shijukara gefunden und sie nun zurück im Schloss war.
 

Mir war schleierhaft, warum sie überhaupt außerhalb des Schlosses war. Yukara hatte von mir den klaren Befehl bekommen, auf sie zu achten. Was war also passiert? Kasimir hatte für mich sehr in Gedanken gewirkt und als ich ihn fragte was er Nosuagi gegeben hatte, erklärte er es mir. Er gab ihm die gleichen Kräuter die Baku damals Shiju gab, um die Verbindung zu schwächen. Er klärte mich aber darüber auf, das die Mischung die er nutzte, nur für einige Minuten half. Danach spürte man wieder alles. So hatte er Nousagi getestet und gewusst das etwas mit Shijukara nicht stimmte.
 

Das war eine wirklich schlimme Situation und als ich im Schloss ankam, hoffte ich noch das Beste. Yukara kam mir auf dem Hof schon entgegengerannt und warf sich vor mir auf die Knie. „Oh Herr es ist etwas schreckliches passiert! Shijukara ist fort und niemand kann sie finden“, gab sie wimmernd bekannt und kauerte zitternd am Boden. Es tat ihr leid, das sah man ihr an und so ging ich an ihr vorbei.
 

Ich wollte gerade zum Heer gehen, als ich etwas hörte und einen Geruch wahrnahm. Leider bereitete mir die unglaublich große und aufgewühlte Aura sorgen. In wenigen Sätzen sprang ich auf die Mauer. „Alle hinein mit euch! Schnell“, rief ich und bekam so die Aufmerksamkeit meiner Wachen, des Schmiedes und seiner Helfer und von Yukara die am Boden saß und nun aufsah. „Sofort!“, knurrte ich und griff an mein Schwert. Nousagi was ist nur los!?
 

Yukara wurde vom Schmied in dessen Schmiede gezogen und der Hof leerte sich. Die Wachen heilten sich bereit, auch wenn sie in Deckung gingen. Allerdings hatte ich eine Person nicht bedacht, die eine ebenso starke Bindung, wenn nicht sogar noch innigere Bindung zu Nosuagi hatte, wie Yukara oder ich. Ayaka lief auf den Hof und sprang neben mich auf die Mauer. „Hinein mit dir Ayaka! Er wird von Sinnen sein!“, knurrte ich sie an und hoffte das sie einfach hinein gehen würde. Aber sie tat es nicht, hielt die Luft an, als das Biest in welches sich Nosuagi verwandelt hatte, zeigte. Er stand am Waldrand, welcher einige hunderte Meter von der Mauer entfernt war. „Oh Kami“, hauchte Ayaka und schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund. „Hinein“, knurrte ich und schubste sie von der Mauer in den Hof. Ayaka war so geschockt, das sie fast hinfiel. Doch sie stolperte zum Korridor und blieb hinter einer der Säulen stehen. Es kam mir so vor, als wenn sie wüsste, was mit Shiju geschehen war, aber dem nachzugehen, dafür hatte ich jetzt keine Zeit.
 


 

Nousagi kam näher und ich sprang ihm entgegen. Ich müsste das Schloss schützen und da war so viel Abstand wie möglich am besten. Der Inuyokai wurde auf Mitte der Lichtung langsamer und ich schnappte den Blick des Yokai vor mir auf. Er war erschöpft, gebrochen und wirkte einfach nur leer. So etwas hatte ich in meinem langen Leben noch nie gesehen. Mir schmerzte das Herz selbst, wenn ich ihn so sah.
 

Das Biest wurde langsamer und hielt direkt vor mir. Ich ließ mein Schwert los und öffnete meine Arme. Nousagis schnauzte kam meinen Armen näher und ich spürte das Gewicht eines Körpers auf meinen Armen. Ehrfürchtig hielt ich die Luft an, als sich der Yokai auflöste und Nousagi leblos vor mir zusammenbrach. In der Hand hielt er Haar und meine empfindliche Nase verriet mir, das es Bakus Geruch war, der an dem Haar klebte. Ergeben und schuldig schloss ich die Augen, bevor ich zu dem Körper in meinen Armen sah.
 

Shijukara lag dort, geschunden und entstellt. Bis auf ihr Gesicht hatte sie überall Wunden. Ihr Kimono war durchtränkt von Blut. Ihr Becken und einige Rippen gebrochen. Ich wollte mir nicht vorstellen, was für schmerzen sie erleiden musste, bis sie letztendlich starb. Ohne ein weiteres Wort wollte ich gehen, aber Nosuagi ergriff mein Bein. „Ein Grab“, flüsterte er so ruhig und Monoton, das nur ich es hören konnte. Schweigend nickte ich und ging los.
 


 

Ich beschloss sie an einem Ort, den die beiden mochten zu beerdigen. Als ich die beiden damals rettete, war mir ein Baum in der Nähe der Hütte aufgefallen, an dem der Geruch der beiden stark haftete. Sie mussten oft dort auf dem Baum gesessen haben. Das wäre der richtige Ort dafür und so errichtete ich ihr Grab. Als ich ihren Namen in den Stein kratzte und ihn aufstellte, kam mir ein kleiner Bekannter, unter die Augen. Er musste seine Herrin gerochen haben und schmiegte sich trauernd an die Erde. Bedrückt sah ich ihm einige Minuten zu und nahm dann das Bündel, welches Shiju an ihren Körper gedrückt hielt. Es war mir heruntergefallen als ich sie vorsichtig in das Erdloch ablegte. Das Tuch war jedoch an ihr hängen geblieben und so erkannte ich den Inhalt, als er zu Boden fiel. Es war eine Maske, welche aus einem Yokaiknochen geschnitzte worden war. Shiju musste sie angefertigt haben und ich entschied, das ich sie Nosuagi geben würde. Sicher hätte sie es so gewollt.
 

„Lass uns zu deinem neuen Herrn gehen, kleiner Kerl“, bat ich Seki und der Hase löste sich gequält vom Grab seiner Herrin. Er sprang auf meinen Arm, vergrub sich in meiner Armpanzerung, die an meiner Schulter endete und in das Fell überging, welches von meiner Yokaigestalt stammte. Der Hase vergrub sein Gesicht. Es hatte auch ihn schwer getroffen. Allerdings fürchtete ich mich vor den Schmerzen, die mein Vertrauter in diesem Moment erleidet. Würde sich Nousagi jemals davon erholen können?
 


 

Am Schloss angekommen, waren alle in hellem Aufruhr. „Wo ist Yukara?“, fragte ich den Schmied als ich ankam und wurde auch gleich von Kasimir begrüßt. „Sie ist bei ihm“, berichtete er und ich nickte. „Sehr gut. Niemand anderes darf nun zu ihm“, befahl ich allen die dabeistanden. Das Zeichen meiner strengen Stimme sagte ihnen, dass sie meinen Befehl weiter zu tragen hätten.
 

Mit einem Fingerzeig bedeutete ich Kasimir mir zu folgen und ging durch einen der Korridore zu Nousagis Gemach. Auf dem Weg forderte ich Kasimir auf, seine Beobachtungen zu berichten. „Als ich ankam, auf dem Berg richtigung Yokaifriedhof“, erzählte er und ich wunderte mich nicht, das Shijukara dorthin wollte. Schließlich hatte sie alle Knochen von dort holen müssen. Wie sonst würde ein so zierlicher Mensch, an diese Materialien kommen. „Erkannte ich Nousagis Biest. Er riss den Übeltäter in Stücke. Ohne mit der Wimper zu Zucken. Er war wie eine Bestie. Unberechenbar und kühl, eisern und voller Hass. So etwas habe ich noch nie gesehen Herr“, gestand er erschüttert. Ich spürte das auch er innerlich aufgewühlt war. Und das obwohl er härtere Kriege in seinem Land miterlebt hatte, wie ich damals mit den Drachen.
 

„Wer war es?“, fragte ich und wusste bereits die Antwort. „Baku“, bestätigte Kasimir. Schuld erfüllt schloss ich die Augen und trat auf den Gang zu seinem Gemach. „Nousagi hat ihn getötet?“, fragte ich auch danach, denn auch wenn Blut an Nousagi und den Haaren geklebt hatte, das nach Baku roch, könnte er ihn ebenso wie ich, verfehlt haben. „Tausend Teile, Herr“, antwortete Kasimir und ich nickte. Es musste ein schrecklicher Anblick sein, doch ich empfand keinerlei Gefühle für diese Tat. Es war eher eine Genugtuung, gepaart mit der Schuld das ich ihn damals nicht erledigen konnte und dies nun zu dieser Tragödie geführt hatte.
 

Am Gemach, saßen Ayaka und Aiko. Ayaka war in Tränen aufgelöst, weinte und wimmerte schlimm und auch Aiko war schweigsam. „Wie steht es um ihn?“, bat ich Aiko um Auskunft und sie verneigte sich auf dem Boden. „Er lebt. Doch es sind nicht seine körperlichen Wunden, die uns Sorgen bereiten, Herr“
 

Wissend nickte ich und schob dann die Tür auf. Yukaras Blick traf meinen. Ich erkannte ihre Sorge und Trauer. Leise kniete ich mich an Nousagis Bett. „Kannst du mir sagen, wie es dazu kommen konnte das Shijukara hinausgelangte?“, fragte ich Yukara und sie schluchzte auf. „Herr ich bin an alle dem Schuld! Ich hatte sie ins Bad geschickt. Sie lag mir seit zwei Tagen in den Ohren, das sie zu diesem Friedhof müsste. Sie wollte etwas für Nousagi fertig stellen. Ich hatte es ihr verneint und daraufhin muss sie auf eigene Faust gegangen sein“, klärte sie mich auf. Schweigend hörte ich zu und legte ihr am Ende eine Hand auf sie Schulter. “Gräme dich nicht. Es ist sicher besser, wenn wir ihn nun in Ruhe lassen. Geh schon mal. Ich will noch kurz mit ihm reden, vielleicht hört er mich an“, bat ich sie zu gehen und natürlich ging sie. Wir alle würden an diesem Tag mit unseren Gedanken zu tun haben.
 

Ich musterte Nousagis Erscheinung. An sich sah er aus, als wenn er schlafen würde. Er hatte keinerlei äußere Verletzungen. Seine Aura war auf ein Minimum beschränkt und doch merkte ich etwas, was Yukara wohl verborgen geblieben war.
 

„Du bist wach oder Junge?“, fragte ich mit ruhiger Stimme. Als Antwort kullerte eine einzige Träne über Nousagis Gesicht. Er presste die Augen zusammen und begann zu schluchzen. Der Schmerz musste so tief und hart sein, dass ich mich sorgte, das er daran zerbrechen würde. Auch damals hatte es viele Jahrzehnte gedauert, bis er offener wurde und das größte Überbleibsel seiner Trauer, war noch immer in seinem Gesicht zu sehen. Wie würde er das hier nur verkraften?
 

Vorsichtig ergriff ich seine Hand. Sofort presste Nousagi seine Finger zusammen, klammerte sich an meine Hand. Seinen anderen Arm legte er sich auf die Augen. Das schluchzen wurde immer lauter. Ich gab Nousagi meinen Beistand so lange wie er es brauchen würde.
 

Nachdem er sich beruhigt hatte, öffnete er das erste Mal seine Augen. Leere erblickte mich und der Druck auf meine Hand lies nach. „Ich habe einen besonderen Platz gefunden. Sobald du es willst, können wir zu ihr gehen“, erklärte ich ruhig und erwiderte seinen leeren Blick. Dieser löste sich von mir und sah zur Decke. Heute würde er sicher nicht mehr mit mir reden. „Ich habe etwas, was sicher für dich bestimmt war“ sprach ich dann weiter und nahm das Bündel hoch, welches ich neben mir abgelegt hatte. „Ich will es nicht“, flüsterte Nousagi monoton und schloss wieder seine Augen. Das hatte ich mir schon gedacht, aber es brachte nun auch nichts, alles von ihr fern zu halten, nur um den Schmerz nicht zu spüren. „Es ist für dich bestimmt“, erwiderte ich weiterhin ruhig und vorsichtig, legte das Bündel neben seiner Hand ab und stand dann auf. „Lass dir Zeit Nousagi“

Das Geschenk

Kapitel 44 Das Geschenk
 


 

„Lass dir Zeit Nousagi“, schwirrten seit einigen Stunden die letzten Worte meines Herrn durch meinen Kopf. Sonst konnte ich nichts denken, nichts spüren, hatte kaum ein Gehör für meine Außenwelt oder roch irgendetwas.
 

Leer… So konnte man mein Innerstes beschreiben. Unglaubliche Leere.
 

Auch wenn mein Körper aufgegeben hatte, nachdem ich bei Taisho angekommen war, war mein Geist wach geblieben. Ich bekam mit, wie der Schmied mich vom Rasen auflas und mich in mein Gemach brachte. Auf dem Weg dorthin waren Yukara, Ayaka und Aiko zu uns gekommen. Ihre tränenerstickten Stimmen trafen auf mein Gehör, aber ich konnte nicht wahrnehmen, was sie sagten. Benommen lies ich mich von Yukara ins Bett verfrachten. Ich wollte nicht mehr atmen, wünschte mir die Atemnot herbei, die ich hatte als ich zu ihr gerannt war. Als ich spürte wie sie erstickte, wie sie Schmerzen erlitt und wie sie am Ende daran starb. Zu gern wollte ich ihr folgen, aber mein Körper ließ sich nicht bewegen. Alles war taub und still in mir. Das Biest schien wie ausgelöscht. Ob ich überhaupt noch ein Yokai war?
 

Die Tür öffnete sich, was ich bemerkte dar Yukara sich bewegte und jemand neben ihr Platz nahm. Zum ersten Mal versuchte ich zu lauschen wer es war und erkannte meinen Herrn. Taisho war gekommen und schickte Yukara fort. Ich hoffte sehr, das er auch einfach gehen würde, mich hier zurück lies und ich in Ruhe meinen Geist auslöschen könnte. Mein Lebenssinn war fort.
 

„Du bist wach oder Junge?“, fragte er und etwas in meinem Inneren kämpfte sich hoch. Mein Inneres zerbarst und mit einem Schlag spürte ich die ganze Trauer auf mich zu kommen. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich entließ eine. Taisho ergriff meine Hand. Ich spürte seine Wärme, ganz anders als die Kälte, welche sie immer an sich getragen hatte. Kalte Finger.
 

Mein Atem wurde so stark das ich ihn schluchzend hinauspresste. Meine Trauer schaffte sich einen Weg nach außen. Warum es ausgerechnet bei seiner Anwesenheit geschah, wusste ich nicht, aber er gab mir Halt. Ließ zu das ich seine Hand zudrückte und weinte wie ein kleiner Junge. Im Grunde war es mir egal, ob er dachte das ich schwach war. Mein ganzes Leben war ich schwach gewesen. Zu schwach um Mutter zu retten, zu schwach um Krieger zu sein und am Ende von allem, zu schwach meine Gefährtin zu schützen. Den wichtigsten Menschen in meinem Leben. Was sollte ich jetzt nur tun?
 

Es vergingen lange Minuten, in denen ich meine Trauer hinausließ und am Ende stumm meine Augen öffnete. Zunächst verschwommen, dann wieder klar, sah ich in das Gesicht meines Herrn. Seine Augen waren ernst, die Augenbrauen zusammengezogen. In einer anderen Situation hätte man meinen können, das er einen bald ausschimpfen würde, aber so war es nicht. Auch aus seinen Augen trat die Trauer heraus. Was er wohl gerade dachte?
 

Seine Lippen öffneten sich und er teilte mir mit das er Shiju an einen guten Ort gebracht hatte. Er wollte mit mir dorthin reisen, sobald ich mich dafür in der Lage fühlte. Mein Blick glitt zur Decke meines Gemachs. Wann ich dazu wohl bereit wäre?
 

Als nächstes nahm Taisho etwas hoch, ich erkannte es am Geräusch des Stoffes, welcher darum gewickelt war. Zum ersten Mal setze ich wieder meine Nase ein um zu erspähen was darin sein könnte. Doch es war zu schmerzhaft. An diesem Gegenstand klebte ihr Geruch. So intensiv und schmerzhaft das es mein Herz zum Stillstand brachte. Meine Augen fielen zu. Musste die Trauer unterdrücken und tief in mir verankern.
 

„Ich will es nicht“, sprach ich meine ersten Worte. Taisho allerdings ließ keinen wiederstand zu. Er legte es neben mir ab. „Es ist für dich bestimmt“, teilte er mit und stand dann auf, lies mich allein.
 


 

Dieser Tag war nun ein Monat her. Der Schmerz hatte nicht ein wenig abgenommen, nein er war noch viel stärker geworden. Hielt mich wie eine Schlange in ihren Griff und presste jeglichen Tatendrang aus mir heraus. Die meiste Zeit verbrachte ich in einem Baum, nahe der Mauer des Schlosses. Ich hatte in der ersten Nacht Reißaus genommen, weil ihr Geruch mich überall fand. In meinen Kissen, meiner Decke, meiner Kleidung. Überall war Shijus Geruch. Überall in meinem Gemach. Und so gab ich es erst einmal auf.
 

Am Training nahm ich auch nicht Teil, denn ich wollte den Blick der anderen nicht sehen. Wollte allein sein. Allein mit mir und ihrem Überbleibsel, welches noch immer verpackt vor mir lag. Ich starrte es immerzu an. Kannte jede Falte des Stoffes auswendig, ebenso jede Nuance des Geruches, welches davon ausging. Das war der einzige Gegenstand welcher ihren Geruch hier draußen trug und welchen ich ertragen konnte.
 

Seki schmiegte sich an meinen Hals, als ich wieder stundenlang auf das Tuch gestarrt hatte. Er forderte mich immer wieder dazu auf, es endlich auszuwickeln. Aber ich konnte nicht, wollte nicht. Wegen diesem Ding, war sie hinaus gegangen, hatte ihr Leben gegeben nur um es mir geben zu können. Ich wollte es nicht. Niemals. Sie war doch das einzige für mich gewesen. Die einzige die mich liebte.
 

„Nousagi?“, hörte ich die Stimme derjenigen, die mich seit Anfang an versuchte zu versorgen. Ayaka stand einen Ast neben meinem und schaute vorsichtig um den Stamm des Baumes herum. Ich antwortete ihr nicht und trotzdem kam sie näher und setze sich vor mir ab. Das Geschenk lag nun zwischen uns und auch wenn sie da war, starrte ich es weiter an.
 

„Du solltest etwas essen. Seit einem Monat hungerst du. Du wirst noch sterben, wenn du so weiterer machst“, bat sie mich und öffnete eine Schachtel in der es herrlich duftete. Sie gab sich immer mehr Mühe und bereitete köstliche Speisen für mich zu, aber ich wollte nichts.
 

„Und wenn es so wäre“, hauchte ich monoton und schloss die Augen. Das ich einen Monat nichts gegessen hatte, störte mich kaum. Ich nahm den Schmerz meines Magens und auch des restlichen Körpers nicht wahr. Ayaka schnappte nach Luft, kniete sich auf und warf mir die Schachtel mit dem Essen an den Kopf. Die heißen Speisen landeten auf meiner Brust und ich sah zu ihr. Ihre Augen weiteten sich und dicke Tränen stiegen in ihnen auf. „Weißt du eigentlich was du da redest!? Du bist ein törichter Idiot Nousagi!“, schrie sie mich an. Ich wendete den Blick ab und wischte mir über die klebrige Kleidung. „Lass mich einfach in Ruhe!“, bat ich sie flüsternd. Ayaka war zwar entsetzt, aber das ließ sich auch schnell in Wut umsetzen. Und dann sagte sie etwas, was meine starrte augenblicklich löste. „Shijukara würde sich schämen, dich so zu sehen.“
 

Erstarrte starrte ich zu ihr auf. Wie konnte sie es wagen so etwas zu sagen? „Was fällt dir ein?“, fragte ich heiser und Ayaka stemmte die Hände in ihre Hüften. „Deine Gefährtin würde sich schämen! Jemanden wie dich, hier sitzen zu sehen. In seiner Trauer gefangen und stinkend vor Scham und Unglück! Steh endlich auf Nousagi! Meinst du, Shiju hätte gewollt das du nun hier sitzt und stirbst?“, lies sie eine Tirade auf mich nieder. Mein Hirn setzte aus und ich schnappte sie mir, drehte mich herum und presste sie an den Baumstamm. „Sag du mir nicht, was sie denkt, verstanden! Du weist gar nichts, über das was ich fühle!“, knurrte ich sie aus tiefster Kehle an. Ayakas Blick blieb stark und sie funkelte mich an. „Du kannst ihr ja nicht mal die Ehre erweisen, das Geschenk anzunehmen und es ihr zu ehren zu tragen. Du bist schwach Nousagi!“
 

Das war genug! Ich lies Ayaka los, schnappte mir das Bündel und Seki und sprang in den Wald hinein. Wie konnte sie mir nur so etwas an den Kopf werfen! Als ob sie Shiju verstehen würde, oder mich. Hatte sie sie doch gehasst, weil ich mich für sie entschieden hatte. Weil Shiju meine Gefährtin wurde und meine Liebe für sich hatte. Woher wollte sie also wissen wie Shiju fühlte.
 

Nach einigen Meilen blieb ich stolpernd stehen. Mein Körper war zu schwach. Shiju, dachte ich an sie und lies kurz ihr Gesicht in meinem Geist aufleben. Es schmerzte zwar unheimlich, aber in diesem Moment brauchte ich es. Ihre azurblauen Augen. Ihre lächelnden Lippen. Das braune Haar. Hart schluckte ich und nahm das Bündel vor mich. Du kannst ihr ja nicht mal die Ehre erweisen, das Geschenk anzunehmen und es ihr zu ehren zu tragen, schossen Ayakas Worte durch meinen Kopf.
 

Shiju hatte dieses Ding nur für mich angefertigt. Es war ihr so wichtig gewesen, das sie dafür in den Trümmern ihrer Hütte, als erstes danach suchte und sogar das Schloss verließ. War es also in meiner Pflicht sie so zu ehren? Zumindest solange ich noch leben würde?
 

Zitternd legte ich meine Finger an den Knoten, welcher den Stoff festhielt. Seki schmiegte sich an meine Wange, gab mir Halt und so schaffte ich es das Bündel zu öffnen. Zum Vorschein kam der Yokaiknochen. Er war in Form einer Maske geschnitzt und mit angsteinflößenden Mahlen, die sich um die Augenlöcher schmiegten, bemalt worden.
 

Ich lies mich auf die Knie sinken und betrachtete ihr Geschenk für mich. Es war eine Maske. Unmissverständlich das sie für mich gedacht war, denn sie hatte die perfekte Form. Andächtig wendete ich sie um und entdeckte einen kleinen Fetzen Pergament. Auf dem Stand folgendes geschrieben: verstärkende Wirkung des Biestes, Besänftigung des Biestes.
 

War das etwa der Grund gewesen, warum sie sie mir anfertigte? Wenn ich recht darüber nachdachte, begann sie mit dem Geschenk nachdem wir das erste Mal an diesem Friedhof waren und ich sie vor dem herabfallenden Geröll geschützt hatte. Dort war das Biest ihr das erste Mal erschienen. Hatte sie sich sorgen um mich gemacht, weil das Biest damals sagte, dass wir uns nur in einer Sache einig waren. Nämlich wenn es um Shiju ging.
 

Sie wollte mir etwas geben, was mich selbst ohne sie, dazu befähigte mit meinem Biest zusammen zu arbeiten. Mir die Kraft gab, mich mit ihm zu verstehen und seine Macht nutzen zu können, wenn ich sie brauchte?
 

Usa, erklang ihre freudige Stimme in meinem Kopf. Mir kamen Erinnerungen darüber wie sie immer versuchte das Geschenk geheim zu halten. Meine liebste, klug schlau und schön, hatte hier etwas geschaffen, um mich stärker zu machen.
 

Seki stupste mich wieder mit seiner Nase an und ich sah kurz schmunzelnd zu ihm. „In Ordnung“, hauchte ich und setze die Maske auf. Mit den roten Bändern band ich sie zu und staunte. Sie passte perfekt, schmiegte sich meine Gesichtsform an. Seki betrachtete mich und klopfte anerkennend mit seinem hinterlauf auf den Boden. Lächelnd sah ich auf ihn herab und streichelte seinen kleinen Kopf. „Danke liebste“
 


 

Es verging ein weiterer Monat, indem ich das Schloss mied und für mich allein trainierte. Doch ich beschloss zurück ins Schloss zu gehen. Ich war lange genug meinen Pflichten ferngeblieben und hatte mir ein Ziel gesetzt. Ich würde sterben. Wann genau war mir noch nicht klar, aber ich wusste das ich zum Friedhof gehen würde und warten wollte, das die heilige Energie mein Youki verschlang. Ich wollte mich noch von Taisho verabschieden, bevor ich auf meine Reise gehen wollte.
 

Einige Meter vor dem Schloss wurde ich schon erwartet. Kasimir stand dort und betrachtete mein neues Gesicht. Ich verneigte mich vor ihm und wartete darauf das er mich ansprach. „Der Herr hat einen Auftrag für dich“, verkündete er und ich weitete meine Augen. Fragend sah ich zu Kasimir auf. Dieser schien wie immer. So als wenn ich niemals fort gewesen wäre.
 

„Ich..“, stotterte ich und Kasimir hob die Hand. „Er will nur dich. Bitte führe den Auftrag aus bevor du uns verlässt“, bat Kasimir mich und ich erstarrte. Ahnte er was ich vor hatte?

Epilog: Der letzte Auftrag

Epilog
 


 

Kasimir klärte mich über meinen Auftrag auf. Der Herr hatte tatsächlich jemanden gefunden, für den er wahre und ehrliche Gefühle hegte. Ich freue mich wirklich für ihn, auch wenn Freude eines der dumpfen und seltenen Gefühlsregungen geworden war. Tief in mir drin war noch immer ein leerer, schwarzer See, den niemand mehr füllen könnte. Doch das tat jetzt nichts mehr zur Sache. Mein General wusste anscheinend, das ich entschlossen hatte zu gehen. Und wäre es nicht der ausdrückliche Wunsch des Taishos gewesen, wäre ich sofort aufgebrochen. Aber nun hatte ich mich entschieden ihm zu Diensten zu sein.
 

Ich sollte ins Schloss des Yashimoto, welches nur wenige Stunden entfernt war. Ich lief also dort hin und fragte mich, wie ich diejenige erkennen sollte, für die ich im Auftrag war. Sicher hatte Taisho sich eine hübsche Frau ausgesucht. Aber ob sie von hohem Rang war, war mir unbekannt.
 

Lautlos sprang ich auf die Mauer und lies mich in den Garten fallen. Fast schon gemütlich schlenderte ich auf die Veranda und ging die Treppe hinauf. Der leichte Anflug eines Geruchs stieg mir in die Nase und ich erkannte meinen Herrn darin. Mit meiner Nase würde ich schon herausfinden, wo sie war.
 

In einem etwas abseitsstehenden Gebäude war sein Geruch sehr präsent. Als ich an die Verandatür des Gemachs kam, wo er am stärksten war, horchte ich auf das was im Raum war. Eine Person war dort. Ich sog ihren Geruch ein. Er war süß, fast schon zu süß mit einem Hauch Kirsche darin. Wie sie wohl aussah?
 

Fragend sah ich mich um. Wie sollte ich mich denn nun zu erkennen geben. Wusste sie überhaupt das ich kommen würde? Hatte Taisho sie informiert? Seufzend sah ich mich um. Dabei knackte eine Paneele der Veranda und die kleine Person im Raum wurde auf mich aufmerksam. Meine Chance dachte ich und als sie die Tür öffnete, sah ich in warme braune Augen, die mich freudig empfingen.
 

Die Frau vor mir war bildschön. Eine Hime, ganz klar. Ihr Schwarzes seidiges Haar war lang und reichte ihr weit über den Hintern. Sie trug einen prachtvollen Kimono, der sicher sehr wertvoll war.
 

Ihr Blick veränderte sich. Sie hatte wohl auf jemand anders gehofft. Auf meinen Herrn sicherlich. Also erklärte ich ihr, wer ich war. „Mein Herr schickt mich, werte Hime-sama. Bis zur Feier, werde ich euer Bote und Beschützer sein. Mein Name ist Nousagi“
 


 

~
 


 

„Und so lerntet ihr ein Krieger zu sein?“, fragte der Junge und ich wachte aus meinen Erinnerungen auf. An den Blick der Hime konnte ich mich noch heute sehr gut erinnern. Wenn ich an sie dachte, trat mir genau dieser Moment als erstes vor die Augen. So strahlend und voller Freude sah sie mich damals an.
 

Traurig schmunzelte ich. Es war schon so viele Jahre her. Dieses eine Jahr hatte damals alles verändert. Shijus Tod riss mich in ein tiefes Loch. Der Auftrag brachte mir Izayoi-sama zur Freundin und schenkte mir die Möglichkeit mit Taisho zu klären wie nahe wir uns doch waren. Er gab mir Shiju zurück und brachte meinem Leben den Sinn zurück den sie mir gab. Er starb und nach genau einem Jahrzehnt ging auch die Hime. Sie übergab mir ihren Jungen, welcher das Aussehen seines Vaters hatte und die strahlenden Augen der Hime.
 

Genau dieser Junge saß nun neben mir. Ihm hatte ich die Geschichte erzählt. Die Geschichte vom Waldläufer Nousagi.

*Spezial* Shijus Entschluss

Shijus Entschluss
 

Das erste, woran ich mich erinnern konnte war, das ich in einer Welt erwachte, die ich nicht kannte. Kein Schnee bedeckte diese Wiese und so stutze ich, als ich auch die angenehme Wärme der Luft verspürte.

Wo war ich hier nur? Fragte ich mich und öffnete meine Augen.

Mit schwerem Kopf richtete ich mich auf und sah in die Umgebung. Die Wiese war weit und hinter mir, grenzte ein Stück Wald an. Vor mir entdeckte ich, weit hinten eine kleine Hütte, die von einem kleinen Zaun und einem Feld umringt war. Ich konnte mich an keinen Ort erinnern, an dem ich einmal war, der diesem ähnlich kam. Vor allem, weil der Himmel nicht blau war, sondern von seltsamen schimmernden Wolken bedeckt wurde. Trotzdem erstrahlte so etwas, wie Sonnenlicht die Umgebung und tauchte alles in ein frühlingshaftes Erscheinungsbild. Langsam stand ich auf und spürte die Leichtigkeit meiner Bewegungen.

Und da passierte es. Mir fiel ein, das ich wegen der Maske noch einmal zum Friedhof gegangen war. Aber ich war nicht dort. Panisch suchte ich den Boden nach der Maske, dem Geschenk für meinen liebsten ab. Doch ich fand sie nicht. Wo könnte sie nur hin verschwunden sein?

Als ich versuchte mich daran zu erinnern, prasselten erneut Erinnerungsfetzen auf mich ein und ich hielt mir den Kopf. Dort war Baku zu sehen, welcher mir aufgelauert war. Er hatte mich geschnappt und hart geschlagen, bevor er mir den Mund zuhielt und sich an mir verging. Ich weiß nicht wann ich das Bewusstsein verlor und was dann noch geschah, aber mir wurde eines klar.

Ich müsste gestorben sein.

Denn dort wo ich nun war, konnte nicht die Welt sein, auf der ich zuvor gelebt hatte. Geschockt sackte ich zu Boden und weinte. Ich hatte mein Leben verloren. Versiegt durch den Wunsch meinem liebsten zu helfen, sein Biest zu zähmen und gemeinsam mit ihm eine Zukunft zu haben.

Ach hätte ich doch auf Yukara gehört! Sie sollte auf mich achten. Durch einen Trick, hatte ich die Chance aus dem Schloss zu gehen und war so schnell gelaufen, wie ich konnte. Anscheinend hatte niemand so schnell meine Flucht bemerkt und so kam ich nach einigen Tagen am Friedhof an. Ich brauchte eine letzte, bestimmte Zutat für die Maske. Die Maske bestand aus dem Knochen eines Yokai, der Youki verstärken und kontrollieren konnte.

Bei meinem ersten gemeinsamen Besuch mit Nousagi hier, waren wir in Gefahr geraten und sein Biest erschien mir. Nousagi schien kaum Gewalt über es zu haben und das Biest selbst, teilte mir mit das er Nousagi nur in Bezug auf mich, helfen würde. Ich wollte Nousagi die Möglichkeit geben, es zu beherrschen und die volle Kraft des Yokis nutzen zu können. Dafür die Maske, welche zudem seine Narben vor der Welt verstecken würde.

Ich fand wonach ich suchte, das Haar eines Dämonenpferdes, welches rot war und die Maske perfekt halten würde. Dieses Haar war sehr robust und würde niemals reißen.

Als ich einen ruhigen Ort, auf einer Lichtung erreichte, beschloss ich hier etwas an der Maske zu arbeiten. Das Haar des Pferdeyokai musste geflochten werden. Also tat ich es dort auf einem Stein, denn die Sonne schien seit Tagen, das erste Mal wieder warm und innig. Ich genoss die Sonnenstrahlen und konnte die Maske fertig stellen. Stolz und glücklich betrachtete ich sie noch einmal.

Der weiße Knochen, welcher in der Sonne strahlte. Die roten Verzierungen, welche ich mit der besonderen Farbe aufgetragen hatte, um der Maske etwas Bedrohliches zu geben. Nousagi war ein starker Kämpfer und sollte seinen Gegnern dieses als erstes zeigen. Niemand sollte jemals mehr über ihn herziehen. Ich verschloss die Bänder an den Enden und wickelte die Maske in ein dickes Tuch. Dieses Band ich mir auf den Rücken und wollte aufbrechen.

Leider kam mir Baku in die Quere. Ängstlich schüttelte ich die nachfolgenden Gedanken fort.
 

„Nanu? Wer bist denn du?“, hörte ich eine Frauenstimme und schreckte kurz zusammen. Meine Augen wanderten zur Quelle der Stimme und ich erstarrte. Bronzene Augen sahen mir entgegen und ich sah sofort Nousagi vor meinem inneren Auge. War ihm etwas geschehen? Doch als ich ein zweites Mal in das Gesicht der Person sah, erkannte ich das es eine Frau war. Sie hatte schneeweißes Haar und lächelte mir freundlich entgegen. Unter ihren Augen zierten kleine, grünliche Dreiecke ihre Wangenknochen und so wusste ich, das sie eine Yokai war.

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte die Frau noch einmal und ergriff meine Hand. Sie schreckte kurz zurück und betrachtete mich eingehender.

„Du bist ein Mensch?“, murmelte sie fragend und ich fasste endlich wieder klare Gedanken.

„J-ja. Wo bin ich hier?“, fragte ich und sah ihr in diese Augen, welche mir so bekannt vorkamen.

„Du bist im Jenseits, Kleines.“, erwiderte die Frau und ich schluckte hart. Also war ich wirklich tot.

„Nazuki! Hast du den Vogel auch gesehen?“, rief jemand und diesmal, erkannte ich eine männliche Stimme. Angesprochene wendete ihren Blick zu dem Mann, der gerade durch den Waldrand brach und auf die sonnige Lichtung Schritt. Wieder blieb mein Herz stehen, als meine Augen zuerst jemand anderes erkannten. Dort ging ein Mann, mit schwarzem Haar, welches zu einem Zopf gebunden war. Er war groß und kräftig, doch trotzdem glich sein Gesicht, dem eines geliebten Wesens. Dieser Mann sah aus wie Nousagi und langsam dämmerte es mir. Ich war im Jenseits, seine Eltern beide vor langer Zeit gestorben und nun auch ich. Ich war bei Nousagis Eltern im Jenseits.

„Na wer ist denn das?“, fragte der Mann und Nazuki stand auf.

„Yuma, wir haben wohl jemanden, um den wir uns kümmern müssen. Sie ist gerade erwacht", erklärte die Frau und lächelte freundlich zu mir und sah dann zu ihrem Mann. Dieser musterte mich kurz und lächelte dann auch. Dieses Lächeln brach mir das Herz. Es war Nousagis so ähnlich.
 

Es vergingen einige Monate und immerzu hoffte ich darauf Nousagi an meinem Grab zu hören. Ich hatte durch Yuma und Nazuki erfahren, das es am eigenen Grab möglich war, jemanden aus dem Reich der Lebenden zu hören. Sie selbst hatten auch nie wieder mit jemanden aus der Außenwelt Kontakt gehabt. Doch erzählten sie nie, mit wem, sie dort gerne geredet hätten, auch wenn ich es wusste. Ab und zu ließ Nazuki nämlich fallen, das sie einen Sohn hatten und sie hoffte, das es ihm gut ginge, denn sonst wäre er hier gewesen.

An einem Abend, Yuma holte gerade Feuerholz, als ich in einer alten Schrift las. Ich hatte eine längere Reise durchs Jenseits unternommen, um Nachforschungen anzustellen. Ich wollte hier weg. Nichts das ich Yuma und Nazuki nicht sehr mochte und die beiden sich sehr gut, um mich sorgten und kümmerten, aber ich wollte nicht akzeptieren das ich tot war. Ich musste Nousagi erklären, was passiert war. Sicher gab er sich wieder alle Schuld der Welt, an meinem tot und würde seines Lebens nicht mehr froh werden. Nur, weil ich kleiner Dummkopf nicht auf ihn gehört hatte.

„Weißt du, was ich an dir liebe? Das du dir von niemanden etwas sagen lässt“, schossen mir oft seine Worte durch den Kopf, als wir eines Abends gemeinsam in meinem Bett gelegen waren. Er liebte mich dafür und doch würde er diese Worte bereut haben, als er mich nicht mehr Lebens vorgefunden hatte.

Seufzend blätterte ich in den weiten des Pergamentbündels und las einige Sätze. »Im Jenseits ist es üblich, zu seinen Familien zu kommen«, stand dort und doch war es bei mir nicht so gewesen. Ich war bei der Familie meines liebsten. »Wenn ein Yokai seine Markierung Teilt, dann ist dieses Band stärker als alle Familienbande«, las ich weiter und nun wusste ich, warum ich hier war.

„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Nazuki neben mir. Sie stickte gerade etwas und ich blickte auf den kleinen Vogel den sie liebevoll, auf einem weißen Stück Stoff gestickt hatte. Sie hatte da wirklich Talent dafür.

„Bitte", bat ich und sie legte das Stück Stoff zur Seite und gab mir meinen Becher. Lächelnd tranken wir ein paar Schlucke bis sie mir wieder eine Frage stellte:

„Hast du gefunden wonach du suchst?“

Kurz weiteren sich meine Augen und ich sah in die ihren. Das bronzefarbene darin strahlte mich an und ich wendete den Blick ab.

„Ja. Ich glaube, ich weiß nun warum ich bei euch gelandet bin", antwortete ich und sie strahlte.

„Ach Ja? Und warum?“, wollte sie gleich wissen und nun saß ich in der Falle.

Nazuki hatte ein wirklich einvernehmendes und starkes Wesen. Dagegen hatte niemand eine Chance. Also holte ich Luft und erzählte meine neuesten Erkenntnisse.

„Ich denke, das es mit meinem Partner zu tun hat", begann ich und Nazuki begann leicht zu grinsen. Ihre Fangzähne stachen dabei leicht hervor und ich redete weiter. Wusste sie etwa schon mehr wie ich zuvor?

„Er ist ein Yokai, so wie ihr. Wir gingen die Markierung ein", klärte ich weiter und Nazuki rutschte aufgeregt auf ihren Knien herum. Ich glaube sie wusste wirklich, was ich nun sagen würde.

„Ich denke, er ist euer Sohn und deshalb bin ich hier. Nazuki? Ist dein Sohn, mein Nousagi?“, fragte ich am Ende und sie nickte wild.

In Windeseile wurde ich an ihre Brust gedrückt und herzlich umarmt.

„Ich habe es gewusst! Ich wusste es sofort, als du damals Yuma so angesehen hast, als würdest du ihn kennen! Niemals zuvor ist jemand bei uns gelandet. Du musstest einfach zur Familie gehören!“, sprach sie auf mich ein und streichelte meinen Rücken. Sie presste ihre Wange an meinen Kopf und ich spürte wie sie anfing zu zittern.

„Was ist aus ihm geworden?“, wollte Nazuki wissen.

Meine Hände wanderten auf ihren Rücken und gemeinsam hielten wir uns aneinander fest.

„Er ist ein wundervoller Mann geworden. Er hat viele Freunde und trägt das Herz am rechten Fleck. Er ist Krieger beim Taisho und dient ihm. Er hat sein volles Vertrauen", erzählte ich und Nazuki schluchzte auf.

„Oh Kami! Das habe ich mir so gewünscht“, flüsterte sie und löste sich dann plötzlich von mir. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und räusperte sich. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür und Yuma kam herein.

„Oh, störe ich euch bei etwas?“, fragte er und sah fragend zwischen uns hin und her. Er musste die Tränen gerochen haben. Yuma legte das Holz ab und kniete sich vor Nazuki. Diese lächelte zwar und doch Strich er ihr über die geröteten Wangen.

„Nein, es ist alles gut. Shiju hat mir nur erzählt, was sie versucht herauszufinden.“

„Achso?“, fragte Yuma und sah fragend zu mir. „Konntest du etwas herausfinden?“, fragte er und ich wollte gerade antworten, als ich Nazukis Blick erhaschte. Sie bat still darum, ihm noch nichts zu sagen und so ruderte ich mit meiner Antwort zurück:

„Noch nicht direkt. Aber ich werde einen Weg finden, zurück nach Hause und zu meinem liebsten zu kommen.”

Nazuki kam wieder eine Träne und sie wischte sie sich ruhig weg. Yuma sah zu ihr, streichelte ihr durchs Haar und küsste dann liebevoll ihre Stirn.
 

Wieder vergingen Monate und noch immer war Nousagi, nicht an meinem Grab gewesen. Langsam zweifelte ich an seinen Gefühlen zu mir. Oder es war, wie ich dachte und er gab sich die komplette Schuld an dem was passiert war. Wieso war mein liebster nur so ein schuldüberladener Typ? Er hatte doch nie, nur eine Sekunde Schuld an meinem tot. Ich war selbst dafür verantwortlich und deswegen musste ich einen Weg hier heraus finden, um zu ihm zurückkehren zu können. Ich wollte meine liebe nicht aufgeben. Ich wollte ihm eine gute Frau und Mutter seiner Kinder werden. Das hatte er einfach verdient.

Heute hatte ich ein gebundenes Buch erhalten, welches mich ein großes Stück weiter in diese Richtung bringen sollte. Außerdem hatte ich erfahren das Kami no Megami, jemandem die Macht der Meido gegeben hatte. Das wäre meine Chance! Ich müsste nur Kontakt zu diesem jemand bekommen und dann könnte ich wiedergeboren werden. Ganz sicher.

Ich setze mich mit dem Buch unter einen Baum. Um mich herum sprangen wie so oft sie kleinen Buntmeisen herum. Ich war gerade bis zur Hälfte durch, da sah ich über der Baumkrone, riesige braune Schwingen fliegen. Sie brachten die Äste des Baumes zum rascheln und ich wusste, was dies zu bedeuten hatte. Mein Herz blieb stehen. Das konnte nicht sein.

Sofort sprang ich auf meine Beine und lief die letzten Meter durch die Baumstämme des Waldes. Von weitem blendete mich die Sonne immer mehr und als ich auf die freie Fläche der Lichtung trat sah ich ihn. Meinen Nousagi.
 

Warum war er hier!? Was hatte das zu bedeuten? Das konnte nicht sein! Yuma trat hinter mich und sah ebenfalls überrascht in die Richtung, wo die beiden Yokai eng umschlungen standen.

„Yuma-san hast du den Vogel auch gesehen?“, fragte ich ihn und er erstarrte. Ich folgte seinem Blick und erkannte, das ich entdeckt worden war.

Irgendwie froh ihn wieder zu sehen und ebenso traurig, weil ich wusste was passiert sein musste damit er hierher kam, ging ich auf ihn zu. Er ging mir entgegen und bevor ich anfangen konnte zu schimpfen, zog er mich in seine Arme und küsste mich. So voller Liebe, Sehnsucht und Leidenschaft das all meine Wut verrauchte. Mein Herz sehnte sich nach ihm, noch mehr wie je zuvor und ihn nun hier zu haben, ihn zu spüren und zu küssen, das besänftigt meine Seele.

Wir verbrachten die nächsten Stunden miteinander. Doch ich spürte eine seltsame Aura an ihm. Er schien nicht so betrübt, wie in der Zeit als ich ihn kennen lernte. Er schien glücklich, da wo er nun war. Er hatte mir erzählt, das er nun bei Taishos Gemahlin lebte und ihr zum Schutz gestellt war. Eine wundervolle Aufgabe für ihn, wie ich fand. Er konnte freier sein, war nicht an den Rest der Truppe gebunden und die Gemahlin, schien eine nette Person zu sein. Mein Herz beruhigte sich, das es ihm dort gut ergangen war.

Aber diese Aura hatte sich an seinen Körper geheftet und wurde immer stärker. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das er nicht lange bei mir bleiben würde und gerade als ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, ergriff ich meine Chance. Ich hatte ein Amulett gefertigt, nachdem ich in einem Buch davon las, in dem ich meine Seele schließen könnte und brauchte nur die Möglichkeit, das sich derjenige, der die Macht über die Meido hatte, meldete. Und so war es.

Taisho war derjenige und rief nun die Seele meines liebsten zu sich. So schnell ich konnte, drückte ich das Amueltt, welches ich über dem Herzen trug an mich und sah in Nousagis verwirrten Blick. Er löste sich langsam auf und wollte nicht fort von mir. Wollte tot sein, um bei mir zu bleiben. Ich bekräftige ihn, das wir uns Wiedersehen würden und das er sich keine Sorgen machen müsste.

Nosuagi verschwand und auch ich spürte den heißen Sog des Amuletts. Ich klammerte mich an die Aura, die Nousagi fortnahm und hatte es geschafft. Ich würde bei ihm sein können. Für immer und ich würde von nun an, auf ihn hören und ihn nie wieder verlassen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Na? Seit ihr nun etwas Neugierig wie es mit Nousagi weiter geht?

Lasst es mich wissen

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Na? eine idee was nun passieren könnte?
Was wollen die beiden Yokai wohl von Nousagi?

Nächste Woche Mittwoch geht es weiter! Komplett anzeigen

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Von:  Lysandira
2020-02-25T08:10:55+00:00 25.02.2020 09:10
Huhu

Ein sehr schönes Kapitel. Erst wollte ich dich fragen, ob nicht noch ein Kapitel aus Shijus Sicht schreiben kannst, aber das hat sich ja erledigt 😁
Auch wenn der Aufenthalt von Nousagi kurz war, war es trotzdem sehr belastend für mich als ich es laß 😭😅 Naja wir wissen ja wie weiter geht bzw gegangen ist. 😁😁
Eine super super Story

LG Lysandira
Antwort von:  Dudisliebling
25.02.2020 09:28
Hey hey
Es freut mich das ich dir einen unausgesprochenen Wunsch erfüllen konnte :D
Ich bin selbst ganz ergriffen, das Nousagi schon zuende ist aber es ist ja nicht zuende mit ihm.. du wirst ja wie es weiter geht ;-)
Lg deine Dudisliebling
Von:  MissVegeta
2019-09-26T04:44:30+00:00 26.09.2019 06:44
Hör auf das Biest in dir, Nousagi. Schön, dass er doch Leute um sich hat, die sich um ihn kümmern.
Nicht nur schlechte, wie den neuen General.

Hatte mich erst gewundert, wo er denn trainiert, weil es doch stürmt, aber dann erwähntest du noch die Halle und alles war klar. Manchmal kommst du mit so Infos etwas spät :P
Antwort von:  Dudisliebling
26.09.2019 19:14
I´m sorry..! ja ich hab oft auch ganz verdrehte sätze.. solche späten sachen kommen dann oft wenn ich die Kaps gespalten schreibe und dann noch verteilt beta.. obwohl cih immer versuche alles am stücl zu machen.. Die kids kommen eben doch manchmal dazwischen und dann sind solche infos mal schnell weg xD
Ich werde versuchen das zu verbessern...
Als kleine Info: am 01.10. werde ich eine neue Story online bringen, die mir super spontan im auto eingefallen ist als ich meinen Sohn zur Logo gefahren habe.. dort hab ich dann gleich das 1. Kap geschrieben und naja.. Es brennt wieder im Kopf xD Wird diesmal aber auch leider nicht so ganz Sanft zu zart.. Also falls du magst schicke ich dir dann da auch den Link sobald ich ihn hab..
LG deine Dudisliebling
Und DANKE DANKE DANKE für die vielen lieben Kommis.. ich liebe sie
Antwort von:  MissVegeta
30.09.2019 03:09
Dürfte doch abonniert haben. Sollte da auch Bescheid kriegen, denke ich :)
Werde jedenfalls mal reinlesen. Bin offen für viele Arten von Stories. Bin auch ein Fan von hoteps Detektiv Geschichten rund um Sesshoumaru, hehe.
Ich mag deine vielfältigen Ideen. Wenn ich Zeit habe, hast du einen treuen Leser in mir.

Kann nicht schlafen...
Von:  MissVegeta
2019-09-26T04:35:01+00:00 26.09.2019 06:35
Da war Ayaka wohl etwas grantig x) und schon direkt eifersüchtig.
Shiju scheint Dämonen nicht sehr zu mögen oder zu respektieren. Hmmm... da muss noch mehr vorgefallen sein.
Antwort von:  Dudisliebling
26.09.2019 19:08
Natürlich gibt es da ein bisschen feedback, obwohl ich nicht zu sehr ins detail gehen werden/gegangen bin.. außerdem ist Shiju niemand der sich untergraben lassen würde.. Nousagis gegenstück eben ;.)
Von:  MissVegeta
2019-09-26T04:26:54+00:00 26.09.2019 06:26
Verliebter Narr xD
Ayaka wird als erste die Gefühle erraten, die zwischen den beiden am erwachen sind. Dann auch noch mit einem Menschen. Wie gut sie das nur weg steckt?
Antwort von:  Dudisliebling
26.09.2019 19:11
Naja wie genau sie es wegsteckt.. hmmm.. sagen wir mal das sie ihn noch ein paar mal versucht umzustimmen.. aber selbst nousagi könnte sich nicht gegen seine gefühle und vor allem dem biest im inneren wehren.. Da ist es wurscht ob Mensch oder sonst was.. Liebe ist nicht aufzuhalten *Keule schwing* Für ayaka tut es mir leid, aber irgendwie würde sie auch gar nicht zu ihm passen..
Von:  MissVegeta
2019-09-26T04:20:21+00:00 26.09.2019 06:20
Da hat es sehr gefunkt zwischen beiden :)
Finde deine Cliffhanger echt gut, aber vor allem gibts immer wieder Wendungen, die man nicht immer erwartet.
Antwort von:  Dudisliebling
26.09.2019 19:09
Hui so ein Lob lässt mein Herz höher schlagen.. Das macht mich happy das ich es doch schaffe spannende enden zu schreiben und euch leser zu verführen weiter bei der story zu bleiben x)
Von:  MissVegeta
2019-09-09T10:46:43+00:00 09.09.2019 12:46
Da ist aber jemand schwer verknallt :D
Hat Ayaka nicht auch so schöne Augen? Aber die ist nun in der Friend Zone hehe
Antwort von:  Dudisliebling
09.09.2019 16:01
Stimmt.. Ayaka hat sich blaue Augen.. aber nicht die auf die Nousagi steht ;-) die hat eben nur shiju xD
Ayaka ist und bleibt in der friendzone! I'm Sorry!
Du bist heute aber sehr sehr fleißig! Dafür gibt's n dickes Lob :-*
Von:  MissVegeta
2019-09-09T10:27:36+00:00 09.09.2019 12:27
Uhhhh bald begegnen wir Shiju !
Antwort von:  Dudisliebling
09.09.2019 12:44
Aujaaaaaa.. nur noch wenige Kapitel und es gibt etwas love <3
Von:  MissVegeta
2019-09-09T10:19:03+00:00 09.09.2019 12:19
Schöne Szenen mit den beiden :)
Dann das Chaos... arme Ayaka.
Antwort von:  MissVegeta
09.09.2019 12:21
Yukara* meinte ich. Nicht Ayaka!
Antwort von:  Dudisliebling
09.09.2019 12:44
Jaaa arme yukara.. aber sie wird daran nicht kaputt gehen
Von:  MissVegeta
2019-09-09T05:14:11+00:00 09.09.2019 07:14
Ayaka ist sehr vernarrt in den schüchternen Nousagi. Die beiden wären sicher auch ein schönes Pärchen geworden.
Er darf nicht mitkämpfen? Erstaunlich
Antwort von:  Dudisliebling
09.09.2019 08:13
Auja Ayaka und Nousagi wären sicher ein tolles paar geworden.. aber nun ja.. der schüchterne Junge Mann weiß gar nicht was sie von ihm will xD

Nousagi darf nicht mit.. das macht ihn wirklich sauer.. aber es hat einen grund.. ;-)
Von:  MissVegeta
2019-09-09T05:06:30+00:00 09.09.2019 07:06
Der gute Inupapa :'D
Das wird ein Training!


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