[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 43: Vol. 2 - "Deredere" Arc: Im Labyrinth der benebelten Sinne ---------------------------------------------------------------------- Chika: Ellie und ich sehen uns gerade zusammen eine Folge von "Die Melancholie der Haruhi Suzumiya" an, als Onii-sama die Haustür öffnet und mir einfällt, dass er noch mit Hanako-chan verabredet war. Er sieht mich und geht dann in Richtung Kühlschrank, um sich etwas zu essen zu holen, eine Tüte Chips und dann verschanzt er sich in sein Zimmer. "Sollen wir ihn fragen, was los ist?", frage ich Ellie, der gerade eher unbeeindruckt den Kampf zwischen Yuki und Asakura verfolgt. "Eher nicht, Taiyo redet nicht gern über Probleme, warten wir, bis er sich beruhigt hat.", schlägt er vor. "Na, wenn du das sagst.", murmle ich und lasse es darauf beruhen. Es gibt Dinge, von denen ich eben nicht die kleinste Ahnung habe und das gilt nicht nur für seinen Bruder. Auch als es um Akiras Verschwinden ging, schien er so als hinge sein Leben davon ab, dass Akira wieder auftauchen muss. Seit dieser Sache wirken die beiden so distanziert und fremd, ich frage mich, ob das zusammen hängt. Ob Ellie der Grund ist? Nein, so ein Schwachsinn, das macht keinen Sinn. Zumindest glaube ich das. Ich habe auch geglaubt, dass Hanako-chan mit mir abgeschlossen hat. Ich irre mich doch auch. Und ich hoffe, dass auch Hanako-chan sich in der Annahme irrt, dass Ellie eine Affäre hätte. Sie ist meine beste Freundin, aber tat echt weh. Auch wenn ich nicht will, dass es wehtut. Ich will nicht eifersüchtig sein, ich hasse diese Eigenschaft mehr als alle anderen, deshalb lass ich das. Ich muss endlich einen klaren Kopf kriegen und danach mit Ellie sprechen, wenn ich ihm wirklich helfen will, dann muss ich mir zuerst helfen. Ellie schaltet nach Wiederholung dieser alten Episode auf einen Teleshopping-Kanal und als ich da eine Werbung für eine Buddha-Figur sehe, stockt mir das Herz und ich zucke zusammen. "Schalt weg!", zische ich voller Panik. Ellie dreht sich ohne Worte zu mir um und sieht mich an. "Ähm, okay, wenn du meinst.", sagt er nur, aber noch ist der Sender nicht gewechselt. "Ich habe eine Buddha-Phobie.", gestehe ich leise. "Du hast was genau?", fragt er, ohne so zu klingen, als wäre das lustig. "Dieser Kerl macht mir einfach echt Angst, ich... nein, vergiss es.", gebe ich den Erklärungsversuch auf. Ellie schaltet dann auf eine Doku über Hühnerhabichte und ich beruhige mich. Ich hasse Buddha wirklich wie die Pest seit jenem Tag. Immer wenn ich diese Fratze sehe, dann sehe ich Bilder, die ich ohnehin schon niemals wieder aus meinem Kopf bekommen werde. "Willst du mir vielleicht sagen, warum du vor einer Steinstatue Angst hast? Vielleicht verstehe ich es dann.", meint Ellie und nippt etwas an seinem Tee. "Ich kann gerade nicht, das ist etwas sehr Persönliches, mit dem ich... Nein, ich kann wirklich nicht.", bedauere ich mein Schweigen. "Sag Bescheid, wenn du reden kannst.", bittet er mich und lässt es darauf beruhen. Das macht er in letzter Zeit ziemlich oft, wenn er nicht weiß, wie er reagieren soll, dann überlässt er mir, was geschieht, wie zum Beispiel das mit meiner Krankheit, die bis heute andauert. Ich kann sie immer noch spüren und sie ist kein bisschen nachlässiger geworden, wenn mich nicht alles täuscht, ist sie womöglich noch stärker geworden. Das fiebrige Gefühl und das Blut, das mir aus der Nase schießt, wann auch immer das passiert, es macht mir Angst. Fast noch mehr als Buddha. Mein Körper glüht schon wieder und ich will auf einmal nur noch weg von hier. "Ich dreh eine Runde um den Block, spazieren und so.", merke ich an und stehe auf. Ellie sieht mir kurz nach, erwidert aber nichts darauf. Ich ziehe Jacke und Schuhe an und die trockene Kälte von draußen erwartet mich schon herzlichst. Ich wandere eine Weile durch unser Viertel und ignoriere die Hitze in meiner Stirn. Es fühlt sich so an, als würde mich der Buddha von vorhin immer noch verschmitzt angrinsen und der Gedanke macht mich wahnsinnig. "Kapier`s, es ist nur eine scheiß Statue, Chika!", schimpfe ich mit mir selbst und laufe weiter. Ich komme in der Stadtmitte an, dort, wo mehr Menschen sind. Ich sehe ein Mädchen mit brünetten Haaren vor meinen Augen aufblitzen und quetsche mich durch die Menschenmenge zu ihr hindurch. "S-S-Sayaka!", rufe ich und falle am Rand der Menge auf die Knie. Das ist sie nicht. Sayaka ist tot und es ist meine Schuld, dass es so gekommen ist! Geht es nur mir so oder... schneit es? Zumindest ganz leicht, die Flocken sind noch klein und der Boden noch nicht gefroren genug, um sie in ihrer festen Form zu empfangen. Ich blicke zum Nachthimmel hinauf, er ist dunkel und die Sterne nicht zu sehen. Ich habe für ein paar Sekunden das Bedürfnis für immer so auf dem Boden zu sitzen und die Gefühle nicht zuordnen zu können. Dann denke ich wieder an die vermeintliche Sayaka und den Buddha aus dem Fernsehen, der aussah, wie sein Zwilling, der meine Schwester auf dem Gewissen hat. Seitdem hasse ich ihn. "Sayaka...", winsle ich und schaffe es wieder auf die Beine. Ich habe noch immer meine Schuluniform an, fällt mir ein, ich sollte morgen wieder in Strumpfhosen zur Schule, wenn es noch kälter wird. Jetzt will ich raus aus der Stadt, bevor noch mehr Mädchen wie Sayaka aussehen. Ich schaffe es raus und bin wieder an einem unbelebteren Ort mit weniger Menschen und Lärm. Und in der Ruhe holt mich die Erinnerung an das Fieber wieder ein. Mein Kopf fühlt sich an als könnte er jeden Moment explodieren, alles dreht sich nur um die Bilder vom Buddha und der toten Sayaka. Das ist doch lange genug her um damit abzuschließen, warum kann ich mich ausgerechnet jetzt auf nichts anderes konzentrieren? Ich habe bisher doch ganz gut leben können, ich habe nur nachts an sie gedacht, zumindest habe ich das versucht. Aber ich habe nie vergessen, was ich angerichtet habe. Wie viel Leid ich mein ganzes Leben meinen Eltern und später auch Sayaka zugefügt habe. Verdammt, was habe ich in meinem Leben eigentlich erreicht? Habe ich jemals von mir behaupten können, etwas wirklich verdient zu haben, habe ich je eine ehrliche Rolle gespielt? Das Fieber lässt mich das alles denken, als wäre das mein Ende. Das alles fühlt sich an wie ein Abschied von vielen. Ein Tod von vielen. Weil ich irgendwann ja wirklich sterben muss, wenn nicht jetzt, dann irgendwann später, wenn nicht noch viel später an Altersschwäche. Ich weiß lange nicht mehr, wann meine Zeit zum Sterben kommen wird. Ob ich meinen Tod selbst verursache, oder es am Ende doch meine Krankheit oder mein Alter ist, was mich zum Erliegen zwingt. Ich höre in der einsamen Ecke der Straße Schritte hinter mir und wenn es mich genug interessieren würde, hätte ich mich vielleicht sogar umgedreht. Aber irgendwie ist mir in diesem Moment alles so... gleichgültig. Ich weiß nicht mehr, wo mir eigentlich der Kopf steht, doch als ich mit dem Glauben spiele, es zu wissen, stürze ich zu Boden und lande ohnmächtig auf der Straße. Die Schritte kommen näher, aber meine Augen sind geschlossen und selbst wenn sie es nicht wären, ist mein Geist viel zu weit abseits der Stadt, als dass er irgendjemanden erkennen könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)