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[Beta Ver.] CONDENSE

An jenem schicksalhaften Regentag
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
EXTREM WICHTIGE INFO:
Ich dulde keine Raubkopie auf anderen Plattformen oder das Aneignen meines geistigen Eigentums!
Zum anderen ist die Geschichte in ihrem jetzigen Zustand noch nicht vollständig, die Kapitel extrem fehlerhaft.
Als ich die Geschichte begonnen habe, war ich selbst noch sehr jung und wusste entsprechend nicht sehr viel. Weder was ich mit dem Plot noch was ich mit den Charakteren tun soll. Vieles von dem, was ich wie in die Geschichte integriert habe, würde ich heutzutage unter keinen Umständen so umsetzen.
Demnach ist es ratsam, auf das Release der Light Novel zu warten.
Informationen zum Kauf der jeweiligen Volumes werden auf der Startseite dieser Geschichte vermerkt.
Dadurch wird hier aber nichts gelöscht, sondern auch weiterhin kostenlos aufrufbar sein.
Die angegebenen Genres haben sich mit der Zeit leicht verändert. Zwar begann es als "Romantik, Drama, Hetero", entwickelte sich mit meiner wachsenden Unzufriedenheit allerdings in eine Richtung, in der "Romantik, Drama, Hetero, Boys Love, Girls Love, Lime, Darkfic, Parodie" es wohl viel eher trifft.
Figuren und Handlungen sind frei erfunden. Komplett anzeigen

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Vol. 2 - "Deredere" Arc: Wie die Gezeiten kann auch ich mich nicht entscheiden.

Hanako:

Die Sache mit Egaoshita-kuns Verschwinden ist nun eine Woche her. Die mit Shuichiros  versuchten Selbstmord ebenfalls. Außer Kazukawa-kun hat sich niemand sonst getraut, ihn zu besuchen. Wenn man außer Acht lässt, dass auch ich ihn besucht habe, als niemand hingeschaut hat. Es scheint generell viel passiert zu sein, als niemand hingeschaut hat. Und ich wünschte, ich wäre, was das angeht, eine Ausnahme. Ich habe etwas Grauenhaftes getan. Etwas Egoistisches. Etwas Unverzeihliches. Ich habe ihre Schwäche ausgenutzt, aufs Übelste. Habe mich einen Dreck darum geschert, ob sie krank war oder nicht. Ob sie bei Sinnen war oder nicht. Ich habe mich mitreißen lassen und jetzt kann ich mit niemandem, aber auch niemandem, darüber reden!

 

"Liebe Klasse 3-6, ich möchte euch eine neue Schülerin vorstellen.", kündigt Katsuoka-sensei an und wir sehen nach vorn.

 

Als ich nach vorne schaue, um zu sehen, um wen es sich da handelt, fahre ich zusammen und unterdrücke einen Schrei. Diese neue Schülerin ist niemand Geringeres als dieses mit Grasflecken übersäte, Pferdeschwanz tragende Mädchen, auf das wir letztens in Arashiyama getroffen sind. Und jetzt steht sie da, grinst sich die Zähne aus dem Gesicht und tut so, als ginge alles mit rechten Dingen zu und als wäre die Tatsache, dass sie hier ist, in keinster Weise auch nur irgendwie verrückt.
 

"Guten Morgen, Mitschüler. Mein Name ist Sanae Uchihara. Ich bin aus Arashiyama hierhergezogen. Zwar kenne ich hier noch nicht so viele, aber ich hoffe, wir kommen gut miteinander aus.", lautet ihre strahlende Vorstellung, während im Klassenzimmer das große Gemurmel ausbricht.

 

Sie scheint ähnlich wie Chika-san ziemlich beliebt bei den Jungs zu sein. Es wundert mich nicht. Sie ist schließlich echt hübsch. 

 

Seither haben wir nicht mehr miteinander gesprochen, Elvis weiß davon aber nichts, zumindest sieht es nicht so aus. Ich will nicht wissen, wie sauer er auf mich sein wird, wenn das nicht mehr so ist. Ich muss das schnellstmöglich vergessen, vergessen, was ich angestellt habe und weitergehen. Für Elvis, für Chika-san und für mich selbst.

 

"Hanazawa-chan, kann ich mich neben dich setzten?", fragt mich Uchihara etwas schüchtern. Gewagt von ihr, diese "Irgendwas-chan"-Anrede.

 

"Mach nur.", erwidere ich halbherzig und widme mich wieder meinen Gedanken, bevor der Geschichtsunterricht beginnt.

 

Ich höre nur halbherzig zu, wie seit einer Woche, nachdem ich die Beherrschung verloren habe. Was soll ich nur tun?

 

"Hanazawa-chan, kann ich bitte deinen Radiergummi ausleih-",

 

"Kannst du mich nicht in Ruhe lassen, verdammt?!", rufe ich durch das Klassenzimmer und alle Augenpaare sind auf mich gerichtet.

 

"Tut mir leid, du kannst meinen Radiergummi haben.", entschuldige ich mich kleinlaut und überreiche ihn ihr still.

 

Den Rest der Stunde sage ich nichts mehr.

 

***

 

In der Pause fängt mich dann Elvis ab.

 

"Hey, sag mal, stimmt vielleicht was nicht?", fragt er und hält meinen Arm fest.

 

Er ist einer der Letzten, die die Wahrheit erfahren sollten.

 

"Weiß nicht, ich.. bin einfach schlecht drauf. Glaub, ich krieg meine Tage oder so, was weiß ich. Ich weiß es doch selbst nicht.", erkläre ich und er schweigt. "Lass bitte meinen Arm los.", bitte ich ihn und er tut es.

 

"Sag Bescheid, wenn ich dir helfen kann.", murmelt er und geht zurück zu Chika, die ein Fertigsandwich isst.

 

Egaoshita-kun und Elvis scheinen sich auch nicht gerade zu verstehen, da ist eine Distanz zwischen den beiden, auch wenn sie es zu verstecken versuchen und so tun als wäre alles so wie immer. Als hätte jeder seine ganz eigenen Geheimnisse, sowohl ich, als auch die beiden als auch Chika-senpai und Kaishi. Ich entscheide mich ebenfalls für die vorgelogene Normalität, denn wir wissen alle, dass sie nicht echt ist.

 

"Sag mal, Uchihara, wie konntest du eigentlich so schnell die Schule wechseln?", fragt Egaoshita-kun die Neue.

 

"Deine Uniform. Und deine Worte. Mehr hat es für meine Recherche nicht gebraucht. Daraufhin konnte ich dann die Schule wechseln. Auf die Chinobara Oberschule. Zu dir, Egao-kun.", erklärt sie und kommt etwas näher an ihn ran.

 

"Aber... warum? Wieso solltest du den ganzen Weg hierher kommen, um einen Jungen zu treffen, den du doch überhaupt nicht kennst?", versteht dieser nicht.

 

"Ach, so würde ich das nicht sagen. Das hat viele Gründe.", höre ich sie murmeln und sehe etwas Röte in ihrem rosigen Gesicht.

 

"Zum Beispiel...?", ich höre eine Unsicherheit in Egaoshita-kuns Stimme.

 

"Zum Beispiel, dass... ich dich mag.", bitte was?!

 

"Ähm... ach echt?", wow, das ist ja ein ganz Toller, in den sie sich da verguckt hat.

 

"Ich liebe dich!",

 

"Du tust was?!", 

 

"Ich will dich heiraten!",

 

"Du kennst mich nicht mal!", 

 

"Ich will ein Kind von dir!"

 

"Kinder gucken gerade zu!",

 

Ich entferne mich von meinen Freunden, um das Mädchenklo aufzusuchen. Den Rest der Konversation kriege ich nicht mit. Diese Uchihara ist ja mal eine Nummer. Gesteht dem Kerl einfach ihre Liebe. Was denkt die sich? Ist die dumm oder so?

Ich muss nicht wirklich aufs Klo, ich brauche einfach etwas Kälte im Gesicht, um mich besser zu fühlen.

 

Ich zucke zusammen, als ich das Eiswasser in mein Gesicht klatsche. Der Schock ist klein, die Erfrischung dagegen aber umso kürzer. Aber gut genug. Ich darf Chika-san nicht mehr lieben. Ich darf einfach nicht mehr. Schließlich habe ich Taiyo. Ja, genau, ich habe Taiyo.

 

"Was mache ich hier eigentlich?", flüstere ich und erschrecke mich fast zu Tode, als ich Schritte höre, welche sich als die von Chika-san herausstellen. Diese sieht mich besorgt an und so, wie sie im Türrahmen steht, sieht sie fast genauso hilflos aus wie ich mich fühle. Als würden wir einander besser verstehen als jeder andere.

 

Das ist gemein und unfair. Ich wollte doch endlich aufhören, mir selbst etwas vorzumachen.

 

"Hanazawa-chan, ist alles in Ordnung?", fragt Chika-san vorsichtig.

 

Ich antworte nicht.

 

"Bitte rede mit mir, Hanazawa-chan.", fleht sie kleinlaut und kommt näher.

 

Verschwinde.

 

"Es tut mir weh, wenn du mich ignorierst.",

 

Verschwinde!

 

"Deshalb, bitte-",

 

"Bleib weg von mir!", knirsche ich und erschrecke selbst über meinen Tonfall.

 

Als ich Chika-san ins Gesicht sehe, sieht sie nur noch trauriger aus.

 

"Du bist sauer auf mich, ich weiß. Ich... war nur besorgt um dich, Hanazawa-chan. Du sahst so traurig aus. Uchihara-chan macht sich auch Sorgen.",

 

"Die Neue? Obwohl ich so zickig zu ihr war?",

 

"Du hast allen Grund, zickig zu sein.",

 

"Bitte?",

 

"Schließlich war ich es, die nicht den Mut hatte, dich zur Rede zu stellen. Ich habe dich verletzt, mehrmals, auf ganz grausame Weise. Ich bin nicht gut darin, immerzu ehrlich zu sein, so wie du und Ellie. Ich habe Angst davor. Ich will weder dich noch Ellie verlieren, weißt du? Auch, wenn ich weiß, wie du mir gegenüber empfindest, hält mich das nicht davon ab, dich wissen zu lassen, dass du mir wirklich am Herzen liegst.", viel zu nah.

 

"Bitte hör nicht auf, meine Freundin zu sein.", schluchzt sie, als sie mich an sich drückt.

 

"Auch, wenn mein Herz Ellie gehört.", Ihre Brüste, ihre Brüste, ich kann ihre Brüste spüren!

 

"Auch, wenn ich dich verletzt habe und auch jetzt verletze.", ihre Haare kitzeln mein Gesicht!

 

"Ich will nicht, dass wir uns auseinanderleben! Ich will nicht, dass du mich hasst! Das ist zu grausam! Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen soll!", oh nein, sie klingt als wäre sie kurz davor zu weinen. 

 

"Also wirklich, Chika-san.", tue ich so, als hätte ich mein Selbstbewusstsein zurück, als ich mich vorsichtig aus ihren Armen schäle. "Du bist doch die Ältere von uns. So egoistisch und verheult zu sein, wäre, wenn dann, meine Aufgabe.",

 

"Mann, Hanazawa-chan, wie gemein!", sie schmollt.

 

"Hanako reicht.", sage ich etwas Unerwartetes.

 

"Huh?",

 

"So nennt mich schließlich Elvis seit letztens. Wäre also nur fair, wenn du das auch dürftest.", grinse ich.

 

"Ist, Hanako-chan!", grinst sie ebenfalls diese Tatsache in den Hintergrund. Wir tun beide so, als wäre nichts dergleichen passiert. Und doch können wir uns nicht vor der Wahrheit verstecken.

 

"Die Pause ist fast vorbei, lass uns gehen, Hanako-chan!", führt sie das Schauspiel fort und ich folge ihr zurück ins Klassenzimmer.

 

***

 

Die nächste Stunde ist Sport angesagt. In der Umkleide ist der Klatsch und Tratsch wieder einmal voll im Gange.

 

"Ich hab gehört, du hast Egaoshita-kun eine Liebeserklärung gemacht! W-wie war denn das so?", will Ayase schüchtern wissen.

 

"Mich... würde das allerdings auch interessieren. Wie hat er denn auf dich reagiert?", Barutani ist das wohl fast genauso peinlich.

 

"Ach, das ist doch...",

 

"Spuck schon aus, Mädel.", unterbrechen sie sie gleichzeitig. 

 

"Wir als eingefleischte Klassenkameraden wissen, wie das immer abläuft. Ohne dir wehzutun, Egaoshita-kun ist ein notorischer Playboy. Die Mädchen, die trotz allem mit ihm ausgehen wollen, wissen, worauf sie sich einlassen. Bist du sicher, dass du Babyface es mit ihm aufnehmen kannst?",

 

"Barutani-san, das ist unhöflich! So kannst du doch nicht mit einer neuen Mitschülerin sprechen!", ermahnt sie Ayase ganz empört, wobei die Ermahnte ein leises "Ist doch so." brummt.

 

"Ach, alles gut, ist ja nicht so, als würde ich das alles nicht wissen. Ich denke, ich weiß, was für ein Mensch Egao-kun ist, wisst ihr?",

 

"Bist du dir da auch wirklich sicher?", mischt sich auch noch die Klassensprecherin in die Runde.

 

"Warum denn nicht?", versteht Uchihara nicht.

 

"Du hast ihm doch gesagt, dass du ihn liebst, ist es nicht so?",

 

"Genau so war es, ja. Worauf willst du hinaus?",

 

"Es war nicht besonders klug von dir, jemandem deine Liebe zu gestehen, der keine Zeit hatte, selbige Gefühle für dich überhaupt erst zu entwickeln, denkst du nicht?",

 

"Also, jetzt bist du die Unhöfliche, Otosaka-san!", ist Ayase wieder empört. Otosaka ignoriert das.

 

"Ich gebe dir jetzt einen guten Rat unter Mädchen. Als jemand, der ebenfalls mal den ersten Schritt gemacht hat, ist es wichtig, den Jungen, den du magst, auf keinen Fall unter Druck zu setzen. Geh nicht auf Krampf auf ihn zu mit der Intention, irgendwas Verrücktes anzustellen, womit du ihn beeindrucken kannst. Wenn du sein Herz wirklich nachhaltig gewinnen willst, dann musst du zunächst das werden, was du auf keinen Fall werden willst.",

 

"Fett?",

 

"Nein.", Otosaka atmet ein und wieder aus.

 

"Nur eine gute Freundin."

 

***
 

Der Schultag geht schleichend zu Ende. Nachdem die Schulglocke zum Abschluss des Tages läutet, findet sich die Gang bei den Schulschuhen wieder zusammen. 

 

"Na, schon eingelebt, Uchihara?", fragt Egaoshita-kun und klingt etwas unbeholfen.

 

"Jep!", antwortet sie fröhlich. 

 

"Das freut mich, Uchihara-san.", lässt sie Kazukawa-kun wissen. "Ich hoffe doch, die Mädchen aus unserer Klasse waren nicht zu stürmisch zu dir wie zu Failman-san.", Uchihara grinst.

 

"Ach nein, das sind alles ganz Liebe. Ihr von der Chinobara seid echt voll knorke!", findet sie.

 

"Niemand sagt das.", kommt das von meiner Seite, woraufhin sie für den Bruchteil einer Sekunde ein bisschen enttäuscht aussieht.

 

"Was ich mich schon den ganzen Tag gefragt habe.", sie macht ein angestrengtes Gesicht. "Seid ihr Leute eigentlich so was wie ein Club oder so?",

 

Stille.

 

"Offiziell sind wir das nicht, nein.", bricht diese Elvis.

 

"Echt nicht?", sie sieht wieder etwas enttäuscht aus.

 

"Echt nicht. Aber Akira spricht immer von der Gang, wenn wir alle gemeint sind.", ergänzt er, woraufhin ihre Augen funkeln.

 

"Wirklich? Wie cool! Egao-kun ist ja so was von mein Typ!", platzt es aus ihr heraus, ehe sie augenblicklich das Gesicht verzieht und dreinblickt, als wurde sie angeschossen.

 

"Uchihara, hey, was ist denn los?", erkundigt sich dieser.

 

"Uchihara-san, geht's dir vielleicht nicht gut?", will auch Kazukawa-kun wissen, ehe sie sich wieder fängt.

 

"Ja, ja, alles gut, ich... also, Egao-kun.", sie sieht zu Egaoshita-kun.

 

"Wegen heute morgen wollte ich mich entschuldigen.", überrascht sie mich erneut an diesem Tag.

 

"Es war falsch, dir einfach so zu sagen, dass ich dich liebe. Ich meine, es ist die Wahrheit, es stimmt, was ich sage, nur... hätte ich doch auch auf... deine Gefühle Rücksicht nehmen sollen. Dich einfach so zu überrumpeln, deine feste Freundin werden zu wollen, obwohl ich noch nicht einmal eine normale Freundin sein konnte, war einfach... falsch. Ich weiß, dass der Start, den ich hatte, nicht unbedingt der Beste war. Vielleicht habe ich jetzt dafür gesorgt, dass das nie wieder möglich sein wird, aber... dennoch...", sie zögert bei ihrem Satz und die leichte Röte, die sich wieder in ihr Gesicht schleicht, lässt sie ganz bedürftig aussehen.

 

"Würde ich mich freuen, wenn ihr mich trotz der verrückten Dinge, die ich gesagt habe... in euren lustigen Freundeskreis... aufnehmen könntet.", die kann ja richtig schüchtern sein!

 

"Aaaaawww, Uchihara-chan, du bist ja noch viel süßer als ich dachte!", freut sich Chika-san und nimmt die Hand der Neuen in ihre.

 

"Ach, du...", haucht diese immer noch ganz verlegen und wendet leicht den Blick ab.

 

"Aber klar doch, Uchihara.", kommt Egaoshita-kun ebenfalls zu Wort, worauf diese ihn wieder ansieht wie ein Auto.

 

"Du scheinst ziemlich korrekt zu sein. Wir vestehen uns doch super. Also, warum nicht? Außerdem... wer weiß, vielleicht überlebe ich es mir ja irgendwann wirklich, auch dich so mal richtig auseinanderzu-... Aua, Mann, was soll das, Kaishi?",

 

"Das zu dem Mädchen zu sagen, dass dich mag, schickt sich wirklich überhaupt nicht.",

 

"Du schickst dich nicht!", aber Uchihara findet gar nicht, dass sich das nicht schickt, denn sie lacht und sieht dabei aus, als ob sie nie glücklicher gewesen wäre.

 

***

 

"Ach, Hanazawa-chan, der Tag war so toll!",

 

"Das musst du mich nicht wieder wissen lassen, nur weil wir den selben Weg haben.",

 

Dass sie mich immer noch Hanazawa-chan nennt. Aber mehr soll's recht sein. Bis vor ein paar Stunden hat Chika-san mich schließlich auch noch so genannt. Das ist wohl die Wirkung, die ich auf andere Leute zu haben scheine. Das ist okay. Aber so vertraut, wie diese Uchihara mit mir spricht, das ist so... merkwürdig.

 

"Was genau findest du an Egaoshita-kun denn eigentlich?", interessiert mich und ich meine es auch so.

 

"Braucht es einen Grund, um sich zu verlieben?",

 

"Schon vergessen, dass du gleich die Schule für ihn gewechselt hast?", erinnere ich sie und klinge genervter als beabsichtigt.

 

"Ich meine, der Typ, dem du da nachläufst, müsste ja schon ziemlich toll sein, um so einer radikale Entscheidung zu gerecht zu werden.",

 

"Du hast ja recht.", seufzt sie grinsend. "Irgendwie... ", sie zögert wieder, sieht mich an, nur um dann wieder auf den Weg vor uns zu sehen.

 

"Ist es mir peinlich, die ganze Zeit davon anzufangen!",

 

"Erst machst du es spannend und dann brichst du ab, ich fasse es nicht!", maule ich und Uchihara lacht wieder.

 

"Hast du denn einen Freund, Hanazawa-chan?", ich stolpere fast, als ich das höre.

 

"Wie bitte, was?!",

 

"Einen Jungen, den du magst?",

 

"Ja, ja, schon verstanden. Nur, wo kommt die Frage denn jetzt auf einmal her?",

 

"Reine Neugier. Ich meine, du hast doch bestimmt einen, so hübsch, wie du bist!", wie ist die denn drauf?!

 

"Also, danke für die Blumen, aber...", ich streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht. 

 

"Nein, Jungs sind doof.", ich könnte mich ohrfeigen!

 

"Huh?",

 

"Ich meine... Nein, ich habe keinen. Vergiss den letzten Satz.", ergänze ich schnell.

 

"Ist gut.", gibt sie sich zufrieden. "Selbst, wenn ich mir dich auch als Kampflesbe sehr gut vorstellen könnte."

 

"Noch so ein Kommentar und ich ramm dir diesen Ast ins Rektum!",

 

"Oh nein, nicht mein Rektum! Die perverse Hanazawa-chan belästigt mich sexuell!", trällert sie, während ich sie am Kragen packe und böse anfunkle.

 

"Die perverse Hanazawa-chan wird gleich handgreiflich!", Uchihara lacht und schiebt mich sanft von ihr.

 

"Ist lustig mit dir.", findet sie und schaut geradeaus. "Wie musst du weiterlaufen?",

 

"Einfach den Weg entlang und anschließend nach links, weiter hinten, abbiegen.", antworte ich.

 

"Ich muss gleich da, rechts, abbiegen.", sagt sie und lächelt mich an. "Bis morgen, Hanazawa-chan!"

 

"B-bis morgen!", stammle ich, als sie auf der anderen Straßenseite verschwindet.

 

"Komisches Mädchen.", brumme ich und gehe den restlichen Weg.

 

***

 

Zu Hause angekommen gehe ich gleich in mein Zimmer und lasse mich aufs Bett fallen. Für das Mittagessen fehlt mir irgendwie der Appetit. Ich hab keine Kraft mehr für irgendetwas. Ich bin seelisch müde. Ich bin am Ende.

 

"Was ein Tag heute.", flüstere ich.

 

Ich lasse diesen Tag Revue passieren. Elvis' Griff um mein Handgelenk. Chika-sans Körper an meinem. Uchiharas Bemerkung. Shuichiro, der nicht da ist.

 

"Irgendwas läuft hier ja mal so was von falsch.",

 

Wer hätte gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden? Dass Egaoshita-kun abhaut, Elvis zusammenbricht und Shuichiro sich vom Dach stürzt? Wann hat das Leben, das wir kannten, angefangen, so abgefuckt zu werden? Wie hängt das alles zusammen?

 

Ich richte mich auf dem Bett und starre die Tür an.

 

Oh Mann, Shuichiro. Der Junge sah echt nicht gut aus. Er ist einfach von der Bildfläche verschwunden und jetzt liegt er mit gebrochenen Knochen im Krankenhaus. Und Uchihara weiß nichts davon, anders als wir. Sie ist einfach da und er ist weg. Wir tun so, als wäre nichts dergleichen passiert. Jemand verschwindet, jemand taucht auf. Das hört sich irgendwie traurig an.

 

Während ich aus dem Bett steige und mein Handy aus meiner Tasche ziehe, denke ich nach, wie ich den Rest meines Nachmittages verbringen will. In mein eigenes Hauptmenü eingedrungen, gehe ich auf Line* und tippe auf Taiyos Icon. Mir fällt nicht ein, mit wem ich jetzt sonst reden könnte. Ich denke nach und die Auswahl ist echt nicht groß.

Chika-san? Nein...

Elvis? Nein!

Uchihara? Hab ihre Nummer nicht und nervig ist die auch noch.

Kazukawa-kun? Der ist... gruselig.

Egaoshita-kun? Ich mag den nicht mal!
 

"Argh, seid wann habe ich so wenig Freunde?!", schnauze ich die Wand an.
 

Na und? Dann ist es eben Taiyo, der mir meine Langeweile austreibt. Also schreibe ich halt dem.

 

"Mir ist langweilig.", kommt es grün von rechts.

 

"Triff dich mit Freunden, du Pflaume.", daraufhin weiß von links.

 

"Bist du dumm, oder so?",

 

"Hey, nicht beleidigend werden.",

 

"Ist ja gut, du Memme.",

 

"Hast du nichts zu tun, oder so?",

 

"Tatsächlich, nein.",

 

"Läuft bei dir.",

 

"...",

 

"Punkt-Punkt-Punkt mich nicht so von der Seite an.",

 

"...",

 

"Haha, lustig. Ich lach mir den Arsch ab.",

 

"...",

 

"...",

 

"Ich brauche dich.",

 

***

 

"Wie war dein Tag so?", fragt mich Taiyo, an meinem Bett lehnend.

 

"Langweilig.", antworte ich gelangweilt.

 

"Fühle ich.",

 

"Wir haben eine neue Mitschülerin, das war schon das Interessanteste an diesem Tag.", erzähle ich ihm das ohne Grund.

 

"Cool. Wie ist sie denn so?",

 

"Stell dir Kozue Ayuhara** mit pinken Haaren und einem Dauergrinsen vor.",

 

"Klingt nach 'ner netten Kombi für mich.", meint er.

 

"Na ja, gewissermaßen ist sie ja auch nett.",

 

Stille.

 

"Sind ihre Augen auf Dauer genauso gruselig?",

 

"Dummkopf."

 

Stille.

 

"Weißt du, Hanako? Du könntest ruhig ein wenig netter zu mir sein. Wenn du mich schon bittest, diesen arschweiten Weg zu dir nach Hause aufzunehmen, um... gar nichts zu tun.",

 

"Hättest absagen können.",

 

"Liegt mir nicht.",

 

"Sagen, dass du mich nicht sehen willst.",

 

"Glatte Lüge.",

 

"Mich ignorieren, indem du es einer anderen besorgst.",

 

"Halt die Klappe.",

 

"Du bist aber auch nicht besonders nett, weißt du?",

 

"Ich bin immer noch netter als du.",

 

Neugierig, woher das Geräusch von energischem Tippen auf den Bildschirm und die leise Musik herkommt, schaue ich runter zu seinem Handy. Er spielt irgendein bescheuertes Eroge***.

 

"Du widerst mich an.", lasse ich ihn wissen.

 

"Cool.",

 

"Spielst du das jetzt extra, um mich zu ärgern?",

 

"Möglich.",

 

"Ekelhaft.", ich rutsche vom Bett runter und setze mich neben ihn.

 

"Macht es wenigstens Spaß, so einen Mist zu spielen?",

 

"Glaub mir, Kleines, ich habe hier den Spaß meines Lebens.", antwortet er mit der überzeugenden Begeisterung eines Beamten am Montagmorgen.

 

"Dieses Spiel ist der Grund, warum du Penner keine Freundin hast.",

 

"Stimmt doch gar nicht.",

 

"Ihr Nerds zieht euch doch immer mit euren dreckigen Eroges in eure Ecke zurück, anstatt auch nur zu versuchen, mal eine richtige Frau anzufassen.",

 

"Ich hab auch noch Gefühle, nur, dass du es weißt. Ich glaube, sie sind gerade verletzt worden.",

 

"Warum wackeln überhaupt ihre Brüste bei allem, was sie sagt?",

 

"Du verstehst die Kunst dahinter nicht.",

 

"Welche Kunst?",

 

"Die Kunst, ein nettes Zwischendurch-Spiel zu entwickeln?",

 

"Was ist mit dir falsch?!",

 

"Bitte schrei nicht so, du verdirbst die Spannung.",

 

"Welche Spannung?! Da geht es doch nur um Sex!", rege ich mich auf und ich glaube, ein Stück weit sauer bin ich dabei tatsächlich.

 

Dass er mich so ignoriert und dieses blöde Spiel mir vorzieht, das ist so... bescheuert. Auch, dass ich daraufhin die Beherrschung verliere, ist so... bescheuert. Immer noch angefressen über meine Angefressenheit baue ich mich auf allen Vieren vor ihm auf und funkle ihn böse an. Ist es Eifersucht? Bin ich so einsam, dass ich mich jetzt vernachlässigt fühle? Was auch immer es ist, ich werde schon Sorgen, dass ich kriege, was ich will. Im nächsten Moment mache ich diese bescheuerte Situation noch bescheuerter, indem ich gewaltsam meine Lippen auf seine drücke.

 

Er könnte mich von sich schieben, mich fragen, was um alles in der Welt mir einfiele, aber nichts dergleichen tut er. Stattdessen er widert er den Druck meinerseits und dafür könnte ich ihn küssen, wenn ich das nicht sowieso bereits tun würde.

 

So ist's gut, widme mir alles.

 

Ohne, dass ich es ihm sagen muss, steht er auf, ohne dabei den Kontakt unserer Lippen zu unterbrechen.

 

Denk nur an mich. Sie nur mich an.

 

Nun stehe wir, einander heftig küssend, so überhaupt nicht jugendfrei oder zurückhaltend.

 

Zeig mir, wie sehr du mich liebst.

 

Unter der Zurückhaltung, die nicht da ist, gerate ich uns Taumeln und ziehe Taiyo mit mir in das weiche Verderben unter uns. Die Mattratze quiekt ein wenig auf, als wir auf ihr landen. Ich höre uns beide etwas geschafft nach Luft ringen, als wir uns voneinander lösen, um einander tief in die Augen zu sehen.

 

"Was ist denn jetzt in dich gefahren, Kleines? Bist du bescheuert?", haucht er.

 

"Idiot.",

 

"Ist dein Hass auf Senran Kagura**** wirklich so groß?",

 

"Idiot.",

 

"Sag bloß, du bist eifersüchtig.",

 

"Idiot.",

 

Er ist so ein Idiot. Warum habe ich ihn nur herkommen lassen? Warum hat er nicht abgesagt? Er ist doof, sitzt auf einem hohen Ross und versucht immer, den vernünftigen Erwachsenen zu spielen. Er versucht so sehr, dieser vernünftige Erwachsene zu sein, dass er so tut, als würde er nichts für mich empfinden. Und doch ist er hier. 

 

"Du hast keine Ahnung, was du da tust.", lässt er mich wissen.

 

"Na und? Die hast du doch genauso wenig.",

 

Da sind Sommersprossen, die man sehen kann, wenn man ihm nur nah genug ist. Stimmt, schließlich haben wir ja wirklich Sommer.

 

"Warum tust du das alles, Kleines?",

 

"Warum hörst du nicht auf?",

 

Aber im Ernst, warum tue ich das? Verdammt, warum sieht dieser Typ nur so verflucht schön aus? Dieses Gesicht passt nicht zu dem Idioten hinter diesen smaragdgrünen Augen. Warum sieht er aus, wie er aussieht?

 

"Macht es dir Spaß, schwachsinnig zu sein?", will er von mir wissen.

 

"Du bist schwachsinnig, weil du immer wieder darauf einsteigst.",

 

Als hätte ich keine andere Wahl berühre ich vorsichtig sein Gesicht mit meinen Fingerspitzen. Er zuckt etwas zusammen unter der Berührung, wehrt sich jedoch nicht dagegen.

 

Wie kommt es, dass mich sein Äußeres so dermaßen anzieht? Warum fühle ich mich so allein? Wieso verlangt alles in mir so sehr nach seiner Nähe?

 

Ich fahre mit meiner Hand mehr und mehr unter die Mütze, die er immer trägt. Dass ihm überhaupt nicht heiß ist, so fast mitten im Juni. Seine Haare fühlen sich seidig an. Das tiefe Rot macht sich gut zum streicheln.

 

"Hab ich dir schon gesagt, dass du absurd bist?",

 

"Jetzt hast du es gesagt. Was willst du tun, noch absurderer Kobold?",

 

"Was willst du tun, blonder Dämon?",

 

Ich will dich ohne Mütze sehen. Ich will, dass du alles in mir verdrängst, was mir Angst macht. Ich will diese Narben auf meiner Haut spüren.

 

"Warum bin ich ein Dämon?",

 

"Weil du weißt, dass es falsch ist und du trotzdem tust, wonach dir der Sinn steht. Auch, wenn es böse und verhängnisvoll ist. Ist das nicht die Definition eines Dämonen?",

 

"Leute Dämon zu nennen, ist gemein.",

 

"Leute Kobold zu nennen, das ist gemein.",

 

Wie soll das weitergehen? Soll ich diesen Schritt wirklich gehen? Und das nur, um meine Einsamkeit zu verdrängen? Liebe ich sie wirklich so sehr, dass ich sie derart aus meinem Kopf verdrängen muss? Bin ich wirklich so grausam, dass ich seine Gefühle für mich derart ausnutze, um meinen inneren Qualen zumindest temporär zu entfliehen?

 

"Hey, Taiyo...", ich verliere mich in seinen Augen.

 

"Das ist mein Name.", ich will diesen Idioten so sehr, dass es wehtut.

 

"Ich will nicht, dass du gehst.", hauche ich. Ich komme so was von in die Hölle.

 

"Was soll ich dann machen?", er ist so dumm. Dumm wie Brot. Ich will sein ganzes dummes Wesen spüren, mit allem was dazugehört.

 

"Mach das Gegenteil. Bleib.", will ich das hier wirklich so sehr?

 

"Lass uns weitergehen.", meine Fresse, ja! Ich will das hier wirklich so sehr.

 

Taiyo schweigt und starrt mich einfach nur an, wie er es auch vorher getan hat. Keine Ahnung, ob er verstanden hat, was ich meine. Für den Fall, dass dieser Idiot so tut, als hätte er mich nicht gehört, werde ich einfach noch deutlicher.

 

"Ich weiß, es ist spontan...",

 

"Ich weiß, dass wir nicht wirklich zusammen sind...", 

 

"Ich weiß, dass ich in deinen Augen immer noch das kleine Mädchen bin, welches du nicht anrühren darfst...",

 

"Aber trotzdem, trotzdem... trotzdem...",

 

"Trotzdem was?", hakt er nach und ich könnte sterben vor Scham.

 

"Trotzdem will ich dich in mir spüren.", ich bin die fieseste Schlampe auf diesem verdammten Planeten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Trivia (kann Spuren von Spoilern enthalten);
Ehemaliger Titel aus Version 1.0 - Wie die Gezeiten kann auch ich mich nicht entscheiden.
Grund:
-

*Line = japanischer Messenger-Dienst
**Kozue Ayuhara = Protagonistin aus dem Shojo-Manga Mila Superstar (jp. "Atakku No. 1") von Chikako Urano
***Eroge = Kurzform von "Erotic game", japanischer Sammelbegriff für Videospiele mit pornographischen Inhalt
****Senran Kagura = Videospielfranchise vom Entwickler Tamsoft sowie dem Publisher Marvelous Komplett anzeigen

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