[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 12: Vol. 1 - "Tsundere" Arc: Was es heißt, innerlich zu sterben. ------------------------------------------------------------------------ Ich schrecke auf und zu meinem Glück habe ich meine Station nicht verpasst. Das muss wohl an der Paranoia des Verpassen liegen. Ich schäle mich aus der Menge, die sich in kurzer Zeit angesammelt hat, aus dem Zug. Wenig später bin ich an meinem aktuellen Elternhaus, jenes ich vor kurzem verlassen habe, um zum alten zurückzukehren. Eine Erinnerung macht sich zum Erscheinen bereit, aber ich kann jetzt nicht daran denken. Ich stehe vor diesem Haus und der Gedanke daran, sie könnten nicht da sein, bringt mich beinahe um. Es tut so weh im Herz und ich weiß, dass ich mich gerade wie der letzte Idiot benehme. Aber ich bin jetzt schon so weit gekommen, ich kann keinen Rückzieher machen, ohne es wenigstens versucht zu haben. Auf der Klingel steht mit verwaschener Schrift mein Familienname: Kyokei. Es ist fast mitten in der Nacht und es regnet noch immer. Ich kann jetzt aber nicht klingeln. Sie schlafen noch und überhaupt, selbst wenn ich tatsächlich Arschloch genug wäre, um die Klingel zu betätigen, bekäme ich bei der Wut, Empörung und mangelndem Schlaf keine Antworten, so viel steht fest. Warten. Ich werde mindestens sechs Stunden warten müssen. Mindestens. Ich entscheide mich, mich ins Gebüsch einzunisten, und zu warten, dass mich die kommenden Sonnenstrahlen noch wecken kommen, wenn die Zeit gekommen ist. Es ist nass und kalt, mein Fieber immer noch konstant und ich komme mir noch idiotischer vor als ohnehin schon. Im Moment bin ich nichts weiter als die Ausgeburt vom Gegenteil "Du sollst Mutter und Vater ehren.". Mir wird kälter, der Regen scheint nicht ansatzweise zu schwächeln und ich habe durchgehend Angst, dass mich irgendwer sieht, mich für einen geisteskranken Obdachlosen hält und mich der Polizei aushändigt. Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte brav schlafen und am nächsten Morgen Tante Akane wegen Keita-san ausfragen, anstatt so eine unangekündigte Nacht-und-Nebel-Aktion wegen einem verstorbenen Onkel, dessen Gesicht ich teile. Aber nein, meine Gefühle haben meinen Verstand gelenkt und mich etwas tun lassen, was gegen jegliche Vorstellung von Intelligenz und Verstand verstößt. Wenn ich ehrlich bin, wusste ich doch schon immer, dass da was im Busch ist. Scheiße, war der schlecht. Ich falle in einen nassen Schlaf der Schuldgefühle. In meinem Traum bin ich nichts als Luft in der Szene. Er spielt dem Anschein nach in der Vergangenheit, in der meine Eltern mit Taiyo und mir in der Wohnung wohnen, in der jetzt nur wir beide wohnen. Ich sehe mich als Sechsjährigen in die Küche rennen, Taiyo als Elfjährigen auf dem Boden mit Actionfiguren spielen, sie können mich beide nicht sehen.   "Mama, sag mal, warum heiße ich eigentlich Elvis und Taiyo nicht?", fragt Klein Elvis meine Mutter aus dem Nichts.   Meine Mutter zuckt kurz zusammen und Klein Elvis guckt skeptisch in meine Richtung.   "Dein Vater war ein Elvis. Jemand der tanzt in einem weißen Kostüm und dabei super aussieht.", entgegnet sie mir.   In dem Moment kommt mein Vater von der Arbeit und als er den Satz hört, versteckt er sich hinter dem Jackenständer. Dann beruhigt er sich und kommt ebenfalls in die Küche, der Schweiß strahlt im abendlichen Sonnenlicht.   "Schatz, wir haben gerade von dir gesprochen, das Abendessen ist fast fertig.", macht meine Mutter auf sich aufmerksam und in ihrem herzlichen Lächeln liegt ein Hauch von Verzweiflung.   Der Blick von Klein Elvis verdunkelt sich. Er versucht so zu tun, als wüsste er nichts. Taiyo bemerkt ihn, lässt aber schnell von ihm ab und blickt zu unserem Vater hoch.   "Yay, Essen!", ich habe vergessen zu erwähnen, dass Taiyo früher noch nicht so durchtrainiert und schlank wie heute war, dass er Essen liebte konnte man förmlich spüren, wenn auch nur leicht.   Beim Abendessen sprach niemand ein Wort. "Elvis? Elvis! Was um alles in der Welt tust du hier? Beginnt nicht bald die Schule? Was hast du in meinem Garten verloren?!", eine weibliche Stimme, die ich schon eine ganze Weile nicht mehr gehört habe, dringt in mein Ohr.   Mein Mund ist trotz der Feuchtigkeit zur Wüste vertrocknet und ich kriege keinen Ton heraus.   "Antworte mir! Warum bist du hier? Das sieht dir so gar nicht ähnlich! Rede mit mir!", die Stimme, die sich als meine Mutter entpuppt, nachdem meine Pupillen ein Stück nach oben gerollt sind, um sie zu sehen, gewinnt noch mehr an Wut und Unverständnis.   "Elvis Kyokei, ich sag es zum letzten Mal: WARUM BIST DU HIER?!" Ihre Augen glänzen von den kommenden Tränen wie der Regen auf der Blumenerde.   Meine Hände umfassen ihren Knöchel, ich weiß selbst nicht, warum sie das tun. Sie zuckt zusammen, schimpft aber weiter fragend auf mich ein. Ich habe schon längst aufgehört, allem ganz genau zuzuhören. Ich beiße die Zähne zusammen, um mich nicht weiter wie ein Gefängnisinsasse beim Verhör zu fühlen. Der Speichel findet wieder den Weg zu meiner Zunge und ich spüre, wie die verlorene Kraft in mir erneut aufbrodelt.   Das Einzige, was ich hervorbringe ist: "Keita."   Die Tränen meiner Mutter treffen in Sekundentakt auf meine Haut und ich fühle, da ist mehr. Keita ist mehr. So viel mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)