[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 3: Vol. 1 - "Hinedere" Arc: Ihre Stimmen hinter dir ----------------------------------------------------------- “Kyokei-chan, du hast es geschafft!”, freut sich Shuichiro, als ich den Raum betrete.   “Ja, nachdem die Sonne verglüht ist.”, macht sich Akira über mich lustig und grinst.   Es herrscht eine gewisse Unordnung vom Vorgänger und im Hintergrund spielt die Karaoke-Version von irgendeinem Lied. LOVE & JOY¹ von Yuki Kimura, wenn ich mich recht entsinne.   “Wie auch immer, was habe ich verpasst?”, frage ich und lasse mich neben Kaishi auf die scharlachrote Lehne nieder.   “Wir haben uns hauptsächlich irgendwelche Theorien über dich und Failman-san ausgedacht. Da konnte ich auch nicht widerstehen.”, berichtet dieser.   “Über so was unterhaltet ihr euch, wenn ich weg bin? Na, jetzt weiß ich aber Bescheid.”, kommentiere ich.   “Das ist gar nicht so weit hergeholt, wenn man bedenkt, dass Failman-chan dich heute praktisch angebaggert hat und das ziemlich mutig von ihr war, so vor der ganzen Klasse.”, verteidigt Shuichiro den Sinn dieser Unterhaltung und zieht die blaue Flasche Ramune aus meiner Tüte.   “Das war doch keine Anmache, Shuichiro.”, widerspricht ihm Akira. “   “Wenn sie sich auf seinen Tisch gesetzt und Darling gesagt hätte, das wäre eine Anmache, mein Freund!”, findet dieser absolut überzeugt.   “Wer um alles in der Welt hätte so etwas gemacht?”, versteht Kaishi nicht.   “Zero Two? Das pinkhaarige Dinosaurier-Mädchen aus den Memes? Darling in the Franxx²? Lebst du eigentlich komplett hinter dem Mond?”,   “Ist das nicht die Serie mit den Mechas³, die von minderjährigen Pärchen in komischen Posen gesteuert werden?”, fragt Kaishi nach.   “Jep.”,   “Wieso sollte ich mir den Streifen geben, wenn ich Evangelion⁴ haben kann? Da schauen die Leute nicht wegen der Memes rein.”,   “Tun sie wohl!”, protestiert Akira.   “Aber viel wichtiger ist doch”, kommt auch Shuichiro zu Wort. “Was jetzt zwischen Kyokei-chan und Failman-chan läuft. Was genau war denn da los?”,   “Du willst wirklich wissen, was los war?”, stelle ich mich dumm.   “Und wie! Spann mich doch nicht so auf die Folter, Mensch!”, mault Shuichiro und macht ein Gesicht, wie man es flehend nennt.   “Wir haben... uns unterhalten.”, sage ich die Wahrheit, ohne zu viel zu verraten.   “Mensch, das kann es doch nicht gewesen sein! Wo bleibt die Liebe, die Light-Novel⁵-Action, die am Morgen so abgegangen ist? Kyokei-chan, dass du nichts sagst, ist so gemein von dir!”, brummt er grinsend und schmollt gespielt.   “Du bist heute ja gut gelaunt, Mann. Macht es dir wirklich so einen Spaß, in meinem unfruchtbaren Liebesleben herumzustochern?”, will ich wissen.   “Aber klar!", bestätigt der Blonde. "Wie sagt man so schön, alle guten Dinge sind… acht?”,   “Drei.”, hilft ihm Kaishi auf die Sprünge.   “Ist doch egal, wie viel alle guten Dinge sind, d-das spielt in der Liebe doch überhaupt keine Rolle! Fakt ist: Failman-chan steht total auf dich! Ich erkenne sowas, wenn ich es sehe!”, beharrt er auf seinen Standpunkt und sieht mir ganz tief in die Augen. Herrschaft nochmal, der meint es echt ernst.   “Seht, seht, vielleicht kommt Kyocchi diesmal ja wirklich mit dem Mädchen zusammen, nachdem sich niemand mehr getraut hat, ihn zu fragen. Ich glaube an dich, Sohnemann!”, pflichtet Akira ihm offenbar bei.   “Sohnemann?”, meine Stimme hat einen fragenden Ton.   “Wie auch immer, es gilt abzuwarten. Ihr wisst alle, dass man sich an mir die Zähne ausbeißt, wenn man von mir verlangt, jemandes Liebe zu erwidern. Das ist ja sehr zuvorkommend von Shuichiro, mich mit der Neuen zu shippen, aber es ist hoffnungslos.”, versuche ich, diese Jungs zumindest etwas mit der Vernunft vertraut zu machen.   “Ach, Kyocchi, Alter, mach dich doch nicht immer so steif. Das klingt wirklich so, als wärst du dreißig.”,   “Ich bin nicht dreißig.”,   “Und sie auch nicht! Was ich damit sagen will, es ist nicht schlimm, dass es aussieht, als wären alle guten Dinge… acht. Glaub mir, irgendwann sind alle guten Dinge vielleicht dreizehn und das klingt wiederum wie ein Todesurteil, auch wenn es das nicht ist.”,   “Falls du damit sagen willst, dass ich aufhören soll, nach der Einen zu suchen, im Grunde habe ich das sowieso bereits getan.”,    “Das meine ich nicht! Du musst einfach mehr…”, er sucht in sein Sprachzentrum⁶ nach diesem einen Wort ab.   “Offen sein?”, schlägt Kaishi vor.   “Genau! Offen. Wir sind jetzt zwar im dritten Jahr, aber so alt sind wir dann doch nicht. Meinst du nicht, du hast das Recht, dich ein kleines bisschen zu amüsieren?”, jetzt bin ich es, der seine Worte absucht, nur diesmal nach ihrer tieferen Bedeutung.   “Mit anderen Worten… YOLO⁷?”, Akira verzieht etwas verstört das Gesicht und sagt dann aber doch:   “Ja… genau...”, das ist nicht gerade überzeugend.   “Außerdem…”, Akira grinst wieder sein typisches Grinsen und wirkt wieder überzeugt. “Fällt es dir bestimmt leichter, deine Hemmungen fallen zu lassen, wenn du sie erstmal im Bikini gesehen hast- Aua! Mann, was soll das, Kaishi?”, weicht sein perverses Lächeln, als er vom Brillenträger eins aufs Dach bekommt.   “So über neue Mitschülerinnen zu reden schickt sich nicht.”,   “Du schickst dich nicht!”,   “Ich glaube, was Egaoshita-san eigentlich damit sagen will, ist”, erregt Kaishi meine Aufmerksamkeit.  “Dass sich bei unserer Klassenfahrt ans Meer die Gelegenheit bietet, Chika Failman-san besser kennen zu lernen.", mimt Kaishi den Übersetzer für Akiras raue Ausdrucksweise. "Er meint es wirklich gut, nur hat er das Feingefühl eines Bären."   “Und was soll das jetzt heißen?”   ***   'Ein Bär?', dachte ich, als die etwas kleinere Frau den Bären auf dem Tisch platziert.   “Ich weiß, dafür bist du bald zu alt und überhaupt, aber... Mir hat er viel bedeutet, weißt du, Elvis-chan. Ich will einfach, dass du ihn hast. Kannst du mir den Gefallen tun und gut auf meinen Bären aufpassen?”, sie sah mich nicht direkt an, aber ich fühlte mies, weil ich es infrage gestellt hatte.   Ich nickte unmerklich, was bereits reichte, um ihre Augen zum Strahlen zu bringen. Sie schien vor Glück fast zu weinen. So toll war das nun auch nicht. Wenn man bedachte, dass ich, im Körper ihres Neffen, der nicht sprechen oder laufen konnte, einfach kein Arschloch sein wollte, dann war das meines Erachtens keine große Sache. Sie holte Luft, um noch mehr zu sagen. Diese ganze Situation schaffte sie.   “Die anderen Ärzte meinen, dein Aufenthalt wird sehr lange dauern, da deine Verletzungen sehr gravierend sind und der Schaden am Hirn sehr stark. Du wirst für eine lange Zeit nicht mehr zur Schule gehen können. Deshalb habe ich beschlossen, dich zu unterrichten, bis du wieder draußen bist. was hältst du von dieser Idee?”, ihre Augen strahlten wieder, wenn auch etwas verzweifelter. Heute war Verneinen wohl ein Tabu.   Wieder nickte ich mein stilles Nicken und das freute sie ebenso wie dass ich ihren Bären annahm.   Diese Frau war wirklich leicht zu beeindrucken.   “Ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst. Zehn Monate sind eine lange Zeit, ich werde alles tun, dass es dir besser geht, darauf kannst du zählen!”, versicherte sie mir.   Dann näherte sie sich meinem Bett und ehe ich weitere Zeichen hätte geben können, umarmte sie mich auch schon. Zaghaft und vorsichtig, da ich,  schwer verletzt, wie ich war, immer noch Gefahr lief, mich noch mehr zu verletzen.   “Dem Personal ist es nicht erlaubt, die Patienten so zu berühren. Aber du bist kein normaler Patient. Du gehörst zur Familie. Und ich bin froh... dass du überlebt hast.”, flüsterte sie mir ins Ohr.   Damals wusste ich nicht, was eine Familie bedeutete. Sie war einfach eine Ansammlung von Menschen, die “meine” Blutlinie teilen. Ein Haufen vorprogrammierter “Freunde”. Doch wenn ich ganz ehrlich war, irgendwas in mir sagte mir, dass der Junge, trotz der Amnesie, die mir den Zugang zu seinem internen Speicher verweigerte, im früheren Leben, ehe ich hier war, sowieso nie gewusst hatte, was dies eigentlich bedeutete.   ***   Der Tag klingt friedlich aus, so mein Gedanke, als ich durch die Straße gehe, in der mein Bruder und ich wohnen. Ein Vogelpaar fliegt vorbei und die Kirschblüten flattern durch die sich anschleichenden Dunkelheit, während im Hintergrund Kinder schreien und Failman mir auflauert. Und Failman mir auflauert. Warte mal…  Sofort verstecke ich mich hinter einem Strommast, bevor sie mich entdecken kann.  Jetzt reicht es. Jetzt reicht es auf allen Ebenen.  Sieh sie dir an. Wie sie geistesabwesend in den Himmel starrt und mit den Armen hinter dem Rücken ihre Tasche hält. Dieses Mädchen will doch, dass man es findet. Wie soll ich mich jetzt ins Haus schleichen, ohne, dass diese verrückte Hexe mich sieht? Sie kann die Klingel bimmeln hören, wenn ich sie drücke, sie kann das Rattern im Schloss hören, wenn ich den Schlüssel benutze, es ist völlig egal, was ich tue. Ich analysiere die bekannte Umgebung und komme auf die glorreiche Schlussfolgerung, dass sie mich hundertprozentig entdecken wird, völlig gleich, dass ich nicht mal an ihrem Haus vorbeigehen muss, um zu entkommen.  Ich will ihr wirklich nicht über den Weg laufen. Nicht, wenn ich weiß, dass sie in Elvis verliebt und absolut durchgeknallt ist. Das ist schlecht, das ist so abartig schlecht. Ein weiches, haariges Etwas streift mein Bein und damit ist die Tarnung, die ich mir in letzter Sekunde aus dem Hintern gezogen habe, dahin. Als ich mich erschrecke, fliege ich förmlich aus meinem Versteck raus auf die blanke Straße. Diese kleine Geräuschkulisse, die ich wegen eines bescheuerten Katzenschwanzes verursache, reicht für diese grünhaarige Psychopathin, um sich nach mir umzudrehen.   “Da bist du ja wieder, Ellie!”, begrüßt sie mich und lächelt friedlich.   Houston, wir haben ein ganz großes Problem⁸. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)