Not yet another Fairytale von Hypsilon ================================================================================ Kapitel 9: The Will to Change the World --------------------------------------- „Verdammte Scheiße noch mal, was sollte das denn?!“, Schneeweißchen schimpfte gerade mit ihren Navigator während sie alle die Flucht ergriffen. Der Jungspund hatte sich Streit mit einem eingebildeten Barkeep eingefangen, als es immer direkter und beleidigender wurde, zündete ihr Crewmitglied auch noch eine Rauchbombe, die die gesamte Bar zur Flucht motivierte und so zahlte an diesem rauen Abend niemand seine Zeche. „Er hats verdient, so wie er euch Mädls angemacht hat, das gehört sich nicht“, verteidigte sich der Punk und Bärchen stimmte sofort ein, Schneeweißchen allerdings sah das anders. „Wir sind Piraten, wir können mit Schlimmerem umgehen“, prustete sich die junge Frau auf und gab damit zu verstehen, dass sie keine Anstandsdame brauchte. Die Crew hatte sich, nachdem Rosenrot wieder über den Berg war aufgemacht, dem Logport zur nächsten Insel zu folgen, mit der Hoffnung, dort einen Arzt zu finden. „Ich versteh nicht, wie du so schnell genesen kannst“, sagte Marco zu Rosenrot, als sie am Tag nach der Bluttransfusion zu Mittag bereits wie ein Löwe Essen in sich hineinstopfte, von Fieber oder Erschöpfung war keine Spur mehr. „Bin halt n starkes Mädchen“, sagte sie und stopfte sich zwei Kartoffeln und eine Frikadelle gleichzeitig in den Mund. „Und so ein kultiviertes“, sagte Marco und ließ die Rothaarige mit ihrer Crew essen. Er wollte sie eigentlich noch etwas beobachten, doch Whitebeard lag es näher, die Truppe schnellstmöglich wieder weiter zu haben. „Nicht, dass sie sich hier einleben“, knurrte er in einem Nebensatz. Der Abschied fiel ihnen diesmal nicht so schwer, den Stuhl hatte der Piratenkapitän bereits ersetzt und an dem alten kein Interesse, vor allem weil der neue viel bequemer war, was wiederum Rosenrots Interesse weckte. Auf einen Tausch wollte er aber nicht eingehen, auch wenn sie so einiges versucht hatte. Schneeweißchen kündigte einen nächsten Besuch an, den der Riese strengstens ablehnte. „Du hast mir dein verfluchtes Ehrenwort gegeben, dass ich dich nie wieder sehen muss“, polterte er. „Indianer Ehrenwort“, besserte ihn die Weißhaarige aus und fügte noch hinzu: „Ich bin kein Indianer, ich bin Pirat!“ daraufhin ließ sie ein wildes Lachen los und zeigte ihre linke Hand, die Zeigefinger und Mittelfinger kreuzte. „Du bist ein Biest“, das waren die letzten Worte des großen Mannes, auch die letzten die Schneeweißchen brauchte. „Das bedeutet auch, dass wir zwei ne Revange haben“, verabschiedete sich Snežana von Jozu nur um jetzt mit der gesamten Crew von Schneeweißchen vor einem wütenden Barkeeper zu flüchten. Doch sie musste zugeben, sie hatte Spaß. Das Piratenleben machte ihr wahrhaftig Spaß. Und auch den anderen, sogar Käppi war Feuer und Flamme bei jedem harschen Wort, das sie hörte und lief nun auch der gesamten Truppe voraus Richtung Schiff. Einen Arzt, soviel war klar, würden sie hier nicht finden. Es war bereits der dritte Tag an dem sie auf dieser Insel. Eigentlich hatten sie sich sehr friedlich verhalten, immerhin wollten sie was. Dies war allerdings auch schon der letzte Tag, der Logport zeigte ein neues Ziel und die Erfolgslosen wollten noch einmal so richtig auf den Putz hauen, feiern, Zeche prellen und dann auf auf und davon. Dass sie nun aber auch gleich so verjagt wurden, war nicht geplant. Beim Schiff angekommen bremste sich die Crew ruckartig ein. Jemand hatte direkt vor ihrem Schiff einen Liegestuhl aufgebaut und las nun ganz gemütlich Zeitung. Schneeweißchen wollte das gleich regeln, den Rest der Crew schickte sie bereits aufs Schiff. „Hey alter Mann“, sprach sie denn Herrn mittleren Alters an, seine aschblonden Haare standen ihm in beiden Richtungen, links und rechts, vom Kopfe weg, oben drauf trug er einen Zylinder, vermutlich hatte er auch darunter wildes Haar. „Was treibst du hier? Hast was am Schiff gemacht?“, fragte Schneeweißchen und bäumte sich einschüchternd vor ihm auf. Der Mann legte die Zeitung zusammen, stand auf und klappte den Liegestuhl zusammen um ihn unter seinen Arm zu klemmen. „Hab gehört, ihr braucht ‘nen Arzt und ich brauch ne Mitfahrgelegenheit“, sagte er und ging Richtung Schiff. Er hatte wahrhaftig vor, aufzusteigen. „Hey hey hey“, die Kapitänin hielt ihn auf. „Wer bist du und warum denkst du, wir nehmen dich mit?“, fragte sie und der vermeidliche Arzt drehte sich um. Ein leicht verrücktes Lächeln huschte über seine Lippen. „Ich bin Doc Bader und ihr braucht einen Arzt“, sagte er und kletterte ohne weitere Diskussion aufs Schiff. „Willkommen Doc“, sagte Rosenrot, sah dann aber zu ihrer Schwester, die zu zweifeln schien. Das ging ihr alles etwas zu einfach. „Danke Kindchen“, sprach Bader, während er den Liegestuhl an Bord wieder aufklappte und sich mit seiner Zeitung, die sich als Medizinfachmagazin herausstellte, wieder hin und schmökerte. Auch wenn sie sich über die Situation noch im Unklaren war, gab Schneeweißchen die Befehle, das Schiff klar zu machen, Kurs zu setzen und los zu segeln. Die Crew hatte sich auf der Insel mit frischem Fleisch und Gemüse eingedeckt, welches Snežana zum Teil sofort in ein leckeres Abendessen verwandelte. Als sie alle bei Tisch saßen, auch Doc Bader, backte im Ofen noch ein Apfelkuchen, der ihnen Allen den Abend versüßen sollte. „Ich forsche, stehe auf dieser Insel aber leider fest, taugt nichts mehr“, sagte Doc Bader, als man ihn fragte, warum er als Arzt eine Mitfahrgelegenheit brauchte. „Und wo musst du hin?“, fragte Hood neugierig. Ein Arzt war ja wirklich genau wonach sie suchten, doch wenn Doc Bader nur zur nächsten Insel musste, hatten sie nicht viel davon. „Kinder, wenn ich das wüsste, mein Domizil ist zur Zeit auf Drumm, doch dahin kann ich erst zurückkehren, wenn ich Neues habe, wisst ihr, die Menschen stecken fest, sie lernen nichts Neues, kaum jemand will die Welt verändern“, sagte er, dabei lächelte er etwas betroffen. Vor über 15 Jahren wurde er sehr krank und reiste von einem Arzt zum anderen und keiner konnte ihm helfen, auch sie steckten fest, so jemand wollte Bader nicht sein, er wollte es vollbringen, er wollte die feststeckenden, die kranken Menschen heilen können. Schneeweißchen zuckte mit den Schultern. „Du hast recht, wir brauchen einen Arzt und solange du mit uns segeln möchtest, haben wir diese Sorge nicht, für deine medizinischen Leistungen bekommst du ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen, an unseren Schätzen hast du keinen Anteil“, sprach sie ernst. Doc Bader war damit einverstanden und erzählte der Crew nachdem sie nicht mehr nachgeben wollten, weil sie mehr über den neuen im Bunde wissen wollten von seiner Vergangenheit. Der Arzt war eigentlich ein gewöhnlicher Gauner, bis man ihm vor über 15 Jahren das Todesurteil aussprach, es war das Herz. Er wollte es nicht wahr haben, dass es das schon gewesen sein soll, auch wenn er schon einiges erlebt hatte, so hatte er nicht vollbracht in seinem Leben und so suchte er nach einem Arzt der ihn heilen konnte. „Niemand, niemand konnte mir helfen, alle sagten sie mir es sei vergebens, doch ich akzeptiere kein nein“, sagte Bader bestimmt und wollte den jungen Leute die Botschaft übermitteln, nie aufzugeben. Er sprach weiter und erzählte auch von seiner heilenden Entdeckung der Kirchblüten, deren Anblick ihn so begeistert, so entzückt und von Herzen gerührt haben, dass er sich wie geheilt fühlte und tatsächlich, ein Arzte bestätigte ihm, dass er gesund sei. Und genau so kam es dazu, dass er nun nach dem Allheilmittel, nach einer Tinktur suchte und forschte, die die Wirkung der Kirschblüten hatte. „Kann man nicht einfach überall Kirschbäume pflanzen?“, fragte Schneeweißchen naiv. Die anderen hingen dem Doktor förmlich an den Lippen und Schneeweißchens Frage klang so simpel und sogleich machte er ihnen klar warum das nicht so einfach war. „Wisst ihr, es gibt auf der Grandline, Inseln, auf denen vorrangig eine Jahreszeit herrscht, viele sogar und jetzt stellt euch mal Drumm vor, das ist eine Winterinsel, da blühen keine Kirschbäume“, sagte er traurig und stimmte auch den Rest der Crew traurig. Es wirkte so einfach, doch nun verstanden sie auch, warum er auf Forschungsreise war, warum er die Welt besegeln musste und Neues kennen lernen wollte. Anders käme er nie weiter. „Du bist bei uns auf jeden Fall gut aufgehoben“, sagte Schneeweißchen mit gedrückter Stimme und verschwand in der Kapitänskajüte. Rosenrot sah zu Boden. „Bei uns zu Hause hätte ein Kirschbaum vielleicht blühen können“, sagte sie bedrückt, zwang sich selbst aber dann zu einem Lächeln. „Aber ich will auch die Welt verändern! Ich will, dass die Welt ein Ort ist, wo alle in Frieden leben können, jeder Spaß hat und sich niemand bekriegt und alles gratis ist“, setzte sie wieder mit viel gehobener Stimmung fort. „Das nenn ich mal ein Vorhaben“, Doc Bader nickte. „Darauf sollten wir trinken!“, schlug Hood vor und Bärchen holte bereits wie auf Befehl ein Fass vom Unterdeck. Der Rest des Abends wurde ausgiebig gefeiert. Rosenrot hatte alle Hände voll zu tun, die Herren davon abzuhalten Käppi immer wieder aufs Neue Bier oder Sake in die Hand zu drücken. Beleidigt sah die Blonde stets dem Krug hinterher, der ihr wieder aus der Hand genommen wurde, weil es vernünftiger war. Hach, diese Vernunft. Davon wollte sie in diesen Momenten gar nicht hören, sie wollte auch einmal Alkohol trinken, zumindest kosten, doch nein, Rosenrot bestand darauf, dass kein Tropfen ihre Lippen berührte. Die Welt verändern, darüber machte sich Schneeweißchen gerade Gedanken. Nach einer erholsamen Dusche saß die Kapitänin nun in ihr großes schwarzes Handtuch auf ihrem Bett und betrachtete ein altes Familienfoto. Darauf zu sehen war sie mit ihrer Schwester und auch ihre Eltern waren darauf zu sehen. Jeder hatte ein fröhliches Lächeln aufgesetzt, doch der Schein trug. Ihre Eltern stritten fast ausschließlich, natürlich weil der Vater die Mutter mit den zwei kleinen Mädchen hat sitzen lassen. Anderseits hätte sie es wissen müssen, sie hatte sich auf einen Piraten eingelassen, der von Anfang an ehrlich sagte, er würde sein Piratendasein für nichts in der Welt aufgeben. Lange war Schneeweißchen deswegen traurig gewesen, doch nach all den Geschichten, die ihr Vater ihnen erzählte, wenn er mal nach Hause kam, verstand sie es irgendwann, sie verstand ihn zu 100% und würde das Leben als Piratin, welches sie erst vor kurzem begonnen hatte, nicht mehr aufgeben wollen. Sie würde die Zeit so gerne zurückdrehen und gemeinsam mit Rosenrot ihrem Vater folgen, mit ihm und Gold Roger Abenteuer bestehen und die Welt bereisen, doch ihr Vater hatte immer gesagt, es sei zu gefährlich für Kinder an Bord eines Piratenschiffes, deswegen nahm er sie nie mit, versprach ihnen dies aber, sobald sie volljährig waren. Daraus wurde nichts mehr. Seufzend lehnte sie sich zurück und schloss sanft die Augen. Sie dachte an all die Piraten, die sie bereits kennen lernte und auch daran wie von Männern dominiert dieser Haufen war und dies ging ihr gewaltigst gegen den Strich. Sie wollte es allen zeigen, sie und Rosenrot wollten jedem Mann zeigen, dass man es sich mit einer Frau nicht verscherzen sollte und umso mehr war sie verärgert, dass Whitebeard sie nicht aufnehmen wollte, gerade wegen dieser einen unfairen Tatsache. Doch ein freches Grinsen zog sich über ihre Lippen. Er würde schon noch merken, dass er jemanden wie sie und ihre Crew, die stetig wuchs, brauchen würde. Das wollte sie der Welt zeigen, dass es Frauen auch weit bringen konnten, dass man sich vor Frauen genauso fürchten musste und diese als Gegner genauso ernst nehmen sollte, wie vor einem bulligen Mann, der außer großen Muskeln nicht viel zu bieten hatte. Selbst bei der Marine setzten sie viel zu wenig auf Frauen, doch das sollte in Schneeweißchens Augen deren eigener Untergang sein. Ein lauter Knall gar nicht so weit weg von ihr riss sie sofort aus all ihren Überlegungen. In Windeseile war die Kapitänin rausgehastet und fand sich im Kanonenraum wieder, wo bis auf Snežana, die den Wachdienst schub, alle versammelt bei einer der Kanonen standen und jubelten. „Was ist hier los?“, rief sie. Eigentlich dachte sie, sie wurden attackiert, doch da sie alle hier versammelt waren und die Party ihres Lebens zu haben schienen, hatte die abgefeuerte Kanone einen anderen Hintergrund. Käppi stand direkt hinter der Kanone und drehte sich auf die Frage hin mit einem ganz rußigen Gesicht zu Schneeweißchen um. Auf ihrem Gesicht hatte sie das glückliche Lachen eines kleinen Kindes, welches gerade einen Welpen geschenkt bekommen hatte. „Käppi wird unsere Kanonierin sein“, sagte Rosenrot stolz und deutete durch ein Bullauge. Schneeweißchen trat näher und sah direkt hindurch, nur um dort einen rauchenden Felsen zu sehen, doch recht weit weg. „Den hat sie von hier getroffen?“, fragte sie und sah zwischen der Rothaarigen und der Blondine hin und her. Alle nickten. Schneeweißchen war sichtlich begeistert. Auch wenn sie sich gewünscht hätte, dieses Talent von ihrem Vater geerbt zu haben, so musste sie rasch feststellen, das war nicht so und auch Rosenrot hatte kein Glück. „Das ist ja großartig“, sagte sie lachend. „Die wäre hier sonst eh nur verstaubt, wenn das keiner könnte“, saprach sie wieder und wuselte Käppi stolz durchs Haar. „Weiterüben und auf der nächsten Insel brauchen wir mehr Kugeln“, bei diesem Satz besah sie den lächerlichen Vorrat an Kanonenkugeln, der deswegen so gering war, weil die Schwestern sich nicht eingestehen wollten, dass sie für diese Art der Verteidigung absolut kein Talent hatten und so waren viele wortwörtlich in den Wind geschossen worden. „So werden wir all unsere Feinde versenken können, noch bevor sie wissen, mit wem sie es zu tun haben“, der Gedanke gefiel Schneeweißchen richtig gut. In ihrem Hinterkopf kam ihr auch der Gedanke, dass dies sogar ein Trumpf bei Whitebeard sein könnte und das feierte sie umso mehr. 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