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Selbstmord ist keine Lösung......oder?

von

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Der frühe Vogel fängt den Wurm *zensiert*

Carinas Körper fühlte sich im Halbschlaf an, als würde er schweben. Sie fühlte sich federleicht und so unglaublich befreit. Beruhigende Wärme umhüllte sie, die – wie sie automatisch wusste – nicht nur von der Bettdecke, sondern auch von Cedric stammte, der nach wie vor dicht an ihrem Körper gedrängt im Bett lag. Sie war in dieser Nacht zweimal aufgestanden, um Lily zu stillen und beide Male hatte der Bestatter sie bei ihrer Rückkehr sofort an sich herangezogen, ohne jedoch dabei aufzuwachen. Sein fester Schlaf kam dem eines Toten wirklich schon sehr nahe…
 

Aber es hatte sie nicht wirklich gekümmert. Ganz im Gegenteil sogar. Nur allzu gerne war sie zurück in seine Arme geschlüpft, hatte sich an seine warme Haut geschmiegt und das Gesicht anschließend an seine Halsbeuge gelegt, um seinen Duft langsam einzuatmen. Der Duft, der ihr automatisch Sicherheit und Geborgenheit vermittelte. Carina konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie das letzte Mal so schnell eingeschlafen war.
 

Mit einem Mal spürte sie jedoch, wie die Wärme abrupt zunahm. Sie war jetzt nicht mehr einlullend und entspannend, vielmehr verwandelte sie sich innerhalb weniger Sekunden zu einer Hitzewelle, die ihren gesamten Körper überrollte. Bevor die 19-Jährige richtig realisieren konnte, woher dieses seltsame Gefühl kam, öffnete sie noch im Halbschlaf ihren Mund und stieß ein raues Stöhnen hervor. Das Geräusch aus ihrer eigenen Kehle sorgte dafür, dass sich ihr halbwacher Zustand endlich lichtete. Flatternd öffnete sie die Augen, sah zuerst einige lange Sekunden verschwommen, ehe sie ihr Schlafzimmer erkannte. Sie lag immer noch im Bett, auf die linke Seite gedreht und hatte eine gute Sicht auf das Fenster, aus dem bereits die ersten Lichtstrahlen des frühen Morgens fielen.
 

„Hab ich Fieber? Woher kommt diese unerträgliche Hitze?“, dachte Carina träge und fragte sich gleichzeitig, ob Shinigami überhaupt so etwas wie eine Erkältung bekommen konnten. Nur ganz langsam schaltete ihr Gehirn, wo sich dieses Gefühl konzentrierte und erst in dem Moment, indem sie wieder vollständig im Hier und Jetzt angekommen war, registrierte sie Cedrics Körper hinter sich. Und seine Erektion, die sich fest gegen ihren Hintern drückte.
 

Aber vor allen Dingen spürte sie seine rechte Hand, die sich zwischen ihren Schenkeln befand.
 

[...]
 

Ein paar Minuten sprachen sie gar nicht, versuchten stattdessen ihre raschen Atemzüge wieder unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich durchbrach Cedric die Stille, indem er amüsiert auflachte. „An solch eine Prozedur vor dem Aufstehen könnte ich mich gewöhnen.“ Carina schnaubte einmal laut, allerdings ebenfalls unüberhörbar amüsiert. „Das glaube ich dir aufs Wort.“ Kurz haderte sie mit sich selbst, ehe sie weitersprach. „Also“, meinte sie und zog das Wort etwas in die Länge, um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen, „sind wir… sind wir jetzt… zusammen?“ Er hob beide Augenbrauen und Carina wusste sofort, dass sie die falsche Formulierung gewählt hatte. „Sind wir das nicht schon die ganze Nacht gewesen?“, fragte er grinsend, woraufhin die Blondine genervt aufstöhnte. „Du weißt genau, wie ich das gemeint habe“, murmelte sie beleidigt und boxte ihn leicht gegen seinen Brustkorb. Sofort ergriff er ihre Faust und zog sie an sich heran, sodass sie nun mit dem Oberkörper halb auf ihm lag. Sie schluckte, als sie in seine phosphoreszierenden Augen sah, die sie eindringlich anblickten. In diesem Moment gab er ihr das Gefühl, sie wären die einzig beiden existierenden Wesen auf dieser Welt. „Ich weiß“, antwortete er. „Und falls das nicht ohnehin schon offensichtlich gewesen ist: Die Antwort lautet Ja.“
 

„Bei dir ist fast nie etwas offensichtlich, Cedric“, brachte sie gerade noch so hervor, ehe sich ihre Lippen zu einem breiten Lächeln verzogen und sie ihn mit aller Inbrunst küsste, die sie in diesem Moment aufbringen konnte. Seine Hände legten sich auf die warme Haut ihres unteren Rückens und hielten sie fest, während er den Kuss erwiderte. Gegen Carinas Willen brannten plötzlich heiße Tränen in ihren Augen. Genau hier gehörte sie hin, hier an seine Seite.
 

„Ich will hoffen, dass das Freudentränen sind“, hauchte er gegen ihre Lippen und wischte zärtlich die beiden einzelnen Tränen weg, die sich einen Weg über ihre Wangen gebahnt hatten. Sie lachte erstickt auf und legte nun ihrerseits ihre Hände an seine Wangen, strich sanft mit dem linken Daumen über seine Narbe. „Gott, ich liebe dich so sehr, Cedric…“
 

Erneut fanden sich ihre Lippen und mit ziemlicher Sicherheit wäre zum zweiten Mal an diesem Tag mehr daraus geworden, hätte sich nicht genau in dieser Sekunde ihre gemeinsame Tochter zu Wort gemeldet. Die beiden Todesgötter lösten sich voneinander, als das leise Weinen hinter der Tür zu ihnen durchdrang. Bevor Carina sich erheben konnte, war der Mann neben ihr bereits auf den Beinen und zog sich seine Unterwäsche an. „Lass nur, ich mach das schon“, sagte er und war bereits auf dem halben Weg zur Tür, als die junge Mutter ihm antwortete. „Du kannst Lily direkt mitbringen. Sie wird Hunger haben.“ „Hehe, Mutterinstinkte sind doch immer wieder erstaunlich“, kicherte er.
 

Und Carina sollte tatsächlich Recht behalten. Als Cedric nicht einmal eine Minute später mit ihrem gemeinsamen Baby zurückkehrte und sie der 19-Jährigen in die Arme legte, dauerte es keine 5 Sekunden und das Mädchen fand ihre linke Brustwarze. Kurz zuckte Carina zusammen, was dem Bestatter nicht verborgen blieb. Er runzelte die Stirn. „Tut es sehr weh?“ „Nicht direkt, aber wie ich dir gerade eben bereits sagte, sie sind empfindlich. Es ist ein wenig unangenehm, aber auszuhalten.“ Liebevoll streichelte sie über den silbernen Haarschopf ihrer Tochter und der Todesgott spürte erneut jähe Zuneigung in sich aufflackern. Carina schaffte es einfach immer wieder ihn zu faszinieren. Ganz zu Anfang lediglich als Mensch, anschließend als Kämpferin und Todesgöttin, dann als seine Geliebte. Und jetzt war es einfach so viel mehr als das…
 

Eine Stunde später saßen die beiden Shinigami am Frühstückstisch, gewaschen und vollständig angezogen. Lily befand sich auf Carinas linkem Arm und spielte mit einer der etwas längeren blonden Haarsträhnen ihrer Mutter, während diese sich mit einer Gabel in ihrer rechten Hand Rührei in den Mund schob. Gott, sie war am Verhungern. „Kein Wunder, bei den sportlichen Aktivitäten vor und nach dem Schlafengehen“, dachte sie amüsiert und konnte ihren Blick kaum von Cedric abwenden, der gerade seinen Terminkalender für heute durchging. „Die nächste Beerdigung findet erst morgen statt. Wir können also den lieben langen Tag machen, was wir wollen“, grinste er und wackelte einmal spielerisch mit beiden Augenbrauen. Carina hingegen hob daraufhin nur ihre linke. „Vergiss es“, antwortete sie und trank einen Schluck Tee. „Ich fühle mich mittlerweile ohnehin schon ein wenig wund, da mache ich doch nicht direkt weiter.“ „Aber wir müssen doch so vieles nachholen“, erwiderte er in einem kindlich weinerlichen Ton, der Carina wieder einmal an seinem Alter zweifeln ließ. „Das letzte Mal ist gerade eine Stunde her, Cedric“, entgegnete sie trocken, doch ihre Augen strahlten Belustigung aus. „Außerdem wird Grell heute noch kommen und ich habe nicht das geringste Interesse daran, dass er genau dann ins Zimmer geplatzt kommt, wenn wir gerade miteinander zugange sind.“ „Wobei sein entsetzter und peinlich berührter Gesichtsausdruck das schon fast wieder Wert wäre, hehe~“, gackerte der Bestatter und klappte das kleine Buch zu. „Von wegen peinlich berührt“, murmelte sie und rollte einmal mit den Augen. „Wie ich Grell kenne, würde er zuerst himmelhochjauchzend durchs Schlafzimmer hüpfen und sich wahrscheinlich noch nicht einmal groß darum scheren, dass wir nackt auf dem Bett liegen. Erst, wenn die erste Freude nachgelassen hat, dann fängt bei ihm das Schämen an. Was im Übrigen nicht zu vergleichen wäre mit der Scham, die ich bei dem Ganzen empfinden würde.“
 

„Ich konnte noch nie wirklich nachvollziehen, warum Menschen sich für so viele Dinge schämen. Gerade, wenn es um Sex geht. Keiner traut sich darüber zu sprechen, dabei passiert es hinter fast jeder verschlossenen Tür. Das ist das Natürlichste auf der Welt, warum also nicht offen darüber reden?“ Carina lächelte schief. „Was das angeht, wird die Menschheit tatsächlich schlauer. Im 21. Jahrhundert wird über solche Themen definitiv wesentlich mehr gesprochen, als zur jetzigen Zeit. Was allerdings auch nicht sonderlich schwer ist, bedenkt man den heutigen Stand der Dinge.“
 

„Interessant“, murmelte er und warf ihr in der gleichen Sekunde einen fragenden Blick zu. „Dafür, dass du so aufgewachsen bist, hast du dich aber auch am Anfang reichlich geziert“, neckte er sie. Carina schnaubte und kratzte sich kurz verlegen am Kopf. „Tja, was soll ich sagen, so war ich eben. Aber da es in deiner Gegenwart tödlich wäre sich auf Dauer für jede Kleinigkeit zu schämen, habe ich diese Charaktereigenschaft wohl auf ein Minimum reduziert.“ „Gut gekontert“, lachte er und erhob sich von seinem Platz, um das Geschirr wegzuräumen. „Danke“, erwiderte sie nonchalant und hob lächelnd den Kopf, als der Bestatter ihr einen sanften Kuss auf den Mund drückte.
 

Genau in diesem Moment erklang das Läuten der Türklingel, als jemand das Institut betrat. „Undertaker, bist du da?“, erklang die unverkennbare Stimme von Ciel Phantomhive und Carina bekam sogleich eine Art Déjà-Vu. Damals, als sie ihm hier zum allerersten Mal begegnet war, hatte er genau die gleichen Worte benutzt.
 

„Earl~“, rief der Undertaker beinahe erfreut aus und ging begleitet von seinem allseits bekannten Kichern in den vorderen Teil des Ladens, Carina dicht auf seinen Versen. Ciel stand bereits mitten im Raum, Sebastian wie immer dicht hinter sich. Scheinbar hatte Elizabeth mit ihrer Aussage Recht behalten, dass die Todesgötter ihren Verlobten nun häufiger zu Gesicht bekommen würden. Etwas, wovon Carina noch nicht recht wusste, ob es ihr wirklich gefallen sollte. „Was verschafft mit denn die Ehre Eures Besuches?“, fuhr Cedric fort und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Die 19-Jährige hingegen blieb stehen und lehnte sich neben ihm gegen das hölzerne Möbelstück. Der Adelige hatte schon halb den Mund geöffnet, als sein Blick auf die einzige Frau im Zimmer fiel. Kurz schien er mit sich selbst zu hadern. Schließlich trat er dicht an den Schreibtisch heran, seine marineblauen Augen auf Carina gerichtet. „Ich muss mich bei dir bedanken. Elizabeth hat mir erzählt, was du in diesem Bunker alles für sie getan hast. Dass du ihr zur Flucht verholfen hast.“ Er neigte leicht den Kopf. „Vielen Dank, dass du meiner Verlobten geholfen hast.“
 

Carina stand die Überraschung ob dieser Worte klar und deutlich ins Gesicht geschrieben. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. „Gern geschehen“, entschloss sie sich schließlich zu sagen, weil ihr nichts Besseres darauf einfiel. Immerhin war sie ja auch irgendwie der Grund gewesen, warum Elizabeth überhaupt erst in diese Lage gekommen war. Crow hätte die Midford niemals entführt, wenn sie nicht die Vorfahrin der Todesgöttin wäre. „Eure Verlobte ist ein guter Mensch. Ich würde es jederzeit wieder so machen.“ Der junge Phantomhive schien von ihrer Antwort ebenso überrascht zu sein, wie Carina zuvor von seinen Worten. Unbeholfen nickte er, gab sich mit ihrer Aussage zufrieden. Sein Blick huschte kurz zu Lily, die mittlerweile wieder friedlich in den Armen ihrer Mutter schlief. Erneut zögerte er kurz, dann wandte er sich an den Bestatter. „Gratuliere. Zur Vaterschaft“, murmelte er, ganz offensichtlich peinlich berührt von dieser Situation. Der Undertaker schmunzelte. „Danke, Earl“, sagte er ehrlich und ohne jegliches Verstellen seiner Stimme. „Also, wie kann ich Euch helfen?“
 

Ciel schaute zu seinem Butler und dieser begann sofort zu sprechen. „Es dürfte Euch interessieren, dass in den letzten Tagen vermehrt dämonische Aktivitäten in und um London herum stattgefunden haben.“ Carina und Cedric wechselten einen schnellen Blick. „…Ein Anzeichen auf die Anwesenheit deines Vaters?“, fragte die Schnitterin angespannt und der Schwarzhaarige nickte. „Vermutlich. Er kann seine Präsenz verbergen, daher kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Aber es ist zumindest möglich, dass ein direkter Zusammenhang besteht.“ „Großartig“, seufzte sie und rieb sich nervös über die Stirn. Samael hatte schneller reagiert, als sie erwartet hatten.
 

„Eine Sache würde mich interessieren, Dämon“, erwiderte der Bestatter und strich sich die silbernen Haare zurück, sodass seine Augen klar und deutlich zu sehen waren. „Mir ist klar, dass du uns hilfst, weil dein Meister es dir befohlen hat. Aber selbst wenn nicht, hättest du scheinbar keine großen Probleme damit deinen eigenen Vater zu töten. Warum?“ „Ich glaube nicht, dass Euch das etwas angeht, Shinigami“, entgegnete Sebastian kühl. Seine roten Seelenspiegel glommen einmal kurz auf, zeigten eine stumme Botschaft, nämlich das Thema nicht weiter zu vertiefen.
 

„Die viel dringlichere Frage ist doch wohl, wie es jetzt weiter gehen soll“, warf Carina ein und ließ ausnahmsweise ihre Abneigung gegen Sebastian außen vor. „Kann man Samael mit einer Death Scythe töten?“ Angesprochener legte eine seiner behandschuhten Hände überlegend ans Kinn. „Ich vermute es. Undertakers Sense hat auf der Campania schweren Schaden an meinem Körper angerichtet.“ An dieser Stelle funkelte er den Shinigami gefährlich an, dieser quittierte die Geste allerdings nur mit einem entspannten Grinsen. „Ich gehe stark davon aus, dass es meinen Vater töten könnte.“ „Das ist immerhin schon mal ein Anfang“, seufzte sie. „Das klärt aber leider noch nicht die Frage, wie wir ihn aufspüren sollen. Oder was er überhaupt plant“, sagte der Bestatter ernst. Eine gewisse Anspannung hatte von ihm Besitz ergriffen. Wenn er sich in die Sicht des gefallenen Erzengels hineinversetzte, dann wäre selbst in seinen Augen Carina diejenige, die hauptverantwortlich war für das Scheitern seines Planes, die Shinigami vollständig unter seine Kontrolle zu bekommen. „Er ist hinter dir her, Carina“, meinte er leise und erhob sich von seinem Stuhl, um auf die junge Frau hinabzusehen.
 

Sie erwiderte seinen Blick, einen weicher werdenden Ausdruck in den blauen Augen. Natürlich machte sie sich selbst auch Sorgen, aber die Tatsache, dass er sie mit so einer besorgten Miene betrachtete, machte sie seltsamerweise ziemlich glücklich. „Du bist doch bei mir. Was kann da schon großartig passieren?“, meinte sie und hatte vollkommen vergessen, dass Ciel und Sebastian immer noch im Raum waren. Der 14-Jährige errötete stark und räusperte sich einmal deutlich, woraufhin die beiden Todesgötter wieder zu ihm sahen. Sebastian lächelte lediglich aufgrund der peinlichen Berührtheit seines Meisters. „Momentan scheinen wir noch nicht wirklich etwas unternehmen zu können. Daher wäre es mein Vorschlag vorerst die Füße still zu halten und abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt.“ „Wir scheinen keine andere Wahl zu haben“, gab Carina zu. Auch Cedric verdeutlichte seine Zustimmung durch ein Nicken. Ciel wirkte zufrieden. „In Ordnung. Undertaker, bis das wir näheres herausfinden, erwarte ich von dir, dass du dich wieder deinen alten Pflichten widmest und Augen und Ohren in der Unterwelt offen hältst.“ „Sehr wohl, Earl~“, quakte er, was ihm sogleich ein genervtes Schnauben des Adeligen einbrachte.
 

Sebastian reichte ihm stillschweigend Zylinder und Mantel und keine Minute später hatten die beiden das Bestattungsinstitut bereits wieder verlassen. „Das… lief tatsächlich besser ab, als ich vermutet hatte“, sagte Carina erstaunt und schaute den Vater ihrer Tochter mit gerunzelter Stirn an. „Wie ich dir sagte, der Earl ist nicht dumm. Er weiß ziemlich genau, wen er sich besser nicht zum Feind macht. Noch dazu kommt, dass wir einen gemeinsamen Gegner haben, das verbindet nun einmal.“ „Glaubst du, er ahnt etwas?“, flüsterte sie, obwohl sie alleine waren. „Dass seine Großmutter und du…“ Sie ließ den Satz unbeendet, aber ihre Andeutung hätte nicht deutlicher sein können. Ganz gewiss war der Junge nicht dumm, sonst hätte er es nie so weit gebracht. Und er wusste, dass sich der Name seiner Großmutter in einem der Medaillons des Undertakers verbarg. Wenn er jetzt nur noch ein bisschen über den Tellerrand hinausschauen würde, dann…
 

„Ich weiß es nicht“, unterbrach der Totengräber ihre Gedanken. „Falls er etwas ahnen sollte, dann hat er es bis jetzt unausgesprochen gelassen. Etwas, was vielleicht auf für die Zukunft besser wäre.“ „Ja, vermutlich“, murmelte sie.
 

Im nächsten Moment erklang die Türklingel zum zweiten Mal am heutigen Tage und Grell kam herein, freudestrahlend und überschwänglich wie immer. „Hallöchen, meine Lieben, habt ihr mich schon vermisst?“, trällerte er in seiner üblichen Tonlage, was alle Anwesenden sofort grinsen ließ. „Hallo Grell“, erwiderte die Schnitterin gut gelaunt, woraufhin Grell irritiert eine Augenbraue hob. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so gut gelaunt bist, Carina. Ich habe die Kutsche des kleinen Phantomhives gerade noch wegfahren sehen. Und mich – nebenbei bemerkt – beinahe zu Tode geärgert, dass ich Sebas-chan so knapp verpasst habe. Aber zurück zum Thema, was gab es denn so wichtiges zu besprechen?“
 

Carina erläuterte ihrem besten Freund kurz das Geschehene und als sie mit den Erklärungen fertig war, konnte sie auf seinem Gesicht die gleiche Anspannung erkennen, wie zuvor bei Cedric. „Du musst vorsichtig sein, Liebes. Der Kerl hat es ganz klar auf dich abgesehen. Und wer weiß, wozu er alles fähig ist.“ „Ich bin mir der Gefahr durchaus bewusst, danke“, antwortete sie ihm, nun fast schon ein bisschen gereizt. „Aber es nützt absolut nichts, wenn ich mich jetzt 24 Stunden am Tag verrückt mache und hinter jeder Ecke einen Feind vermute. Das zermürbt mir lediglich das Hirn. Keine Sorge, ich werde mich von nun an nur noch dort aufhalten, wo viele Menschen sind. Oder in eurer Nähe. Beruhigt euch das?“ „Ja, allerdings“, erwiderten die beiden Todesgötter unisono. Carina seufzte. Herrgott, die schützende Ader der beiden war süß und furchtbar zugleich…
 

„Schön. Jetzt, wo wir das geklärt haben“, fuhr Grell fort und schaute seinen Schützling interessiert an, „gab es sonst noch etwas Neues, was ich wissen sollte?“ „…Och“, begann Carina langsam und warf einen flüchtigen Blick zu Cedric, der sofort verstand und mit einem breiter werdenden Grinsen zu ihr trat. „Ich bringe Lily nach oben, dann könnt ihr in Ruhe sprechen“, sagte er und drückte ihr einen festen Kuss auf den Mund, bevor sie es verhindern konnte. Überrumpelt erwiderte sie den kurzen Kontakt und ließ sich dann das schlafende Baby abnehmen. Leise summend verschwand er nach oben und Carina drehte sich mit einem seltsamen Gefühl im Magen wieder zurück in Grells Richtung. Gleich darauf musste sie sich ein Kichern verkneifen.
 

Grells Mund war so weit aufgeklappt, wie es der menschliche Kiefer überhaupt zuließ. Die Brille saß ihm ein wenig schief auf der Nase und seine Augen waren groß geworden wie Untertassen. „Ähehe“, gab sie unbeholfen von sich und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
 

„Ja, da gibt es tatsächlich etwas, was du wissen solltest.“



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