Versprochen ist Versprochen von Rebi-chan ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Titel: Versprochen ist versprochen Teil: 3/4 Autor: Rebi Genre: Eigene Serie, Reale Welt Warnungen: -- Inhalt: Wie ein Versprechen aus früher Kindheit das Leben bestimmen kann. Versprochen ist versprochen - Kapitel 3 - Als das braunhaarige Mädchen diesen Satz hörte, sah es seine beste Freundin mit großen Augen und immer roter werdenden Wangen an. „Aber...“, bekam sie nur heraus und war komplett verwirrt. Nana sah sie mit glitzernden Augen an und begann urplötzlich zu lachen. „Süße, du solltest nicht alles immer so ernst nehmen...“ meinte sie, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte und grinste nur noch frech. „Aber ich will dich trotzdem! Und zwar als meine Trauzeugin und Beraterin fürs Hochzeitskleid.“ Es dauerte gut eine halbe Minute bis Lara die Worte verstand und in einem annähernd brauchbaren Zusammenhang zu bringen. „Trauzeugin... Ich... Moment mal... Ich soll deine Trauzeugin sein?!“ Nana nickte und lächelte zuckersüß. „Das genaue Datum steht noch nicht fest, aber Matthias meinte in drei Monaten wäre ein guter Zeitpunkt. Und wir wollen beide, dass dieser Tag unvergesslich wird. Bist du dabei? Bitte, bitte!“ Sie setzte einen Hundeblick auf, dem Lara nicht widerstehen konnte. Sie nickte nur und wurde sofort von dem anderen Mädchen in eine Umarmung gezogen. „Und du genießt das Wochenende, verstanden? Oder ich bin dir böse!“ So schnell wie Nana das Thema gewechselt hatte konnte Lara gar nicht schauen. „Wochenende?“, fragte sie verwirrt. „Dein Date mit Leon?“ Die Erkenntnis stand Lara buchstäblich ins Gesicht geschrieben. „Stimmt ja... Was soll ich nur anziehn?“, wollte sie mit unsicherem Blick wissen. „Lass uns später deinen Schrank durchwühlen. Ich bin mir sicher, dass wir etwas finden werden.“ Das braunhaarige Mädchen nickte und ließ sich dann zum nächsten Hörsaal ziehen. ~ * ~ Am Nachmittag durchstöberten sie gemeinsam Laras Kleiderschrank und stellten ein Outfit zusammen, das Lara selbst schon fast zu sexy war. Nana dagegen fand, dass es genau richtig war. „Das wichtigste ist aber, dass du dich da drin wohl fühlst. Also sag, wenn es dir nicht gefällt“, meinte sie schließlich, als sie Laras skeptischen Blick sah. „Der Rock ist ok. Aber ein Spaghetti-Träger-Top... Ich weiß nicht...“ „Hm... ok, lass mich kurz schauen...“ Sie blickte sich im Zimmer um und entdeckte dann ein Oberteil, welches perfekt passte. „Das hier ist süß!“, erklärte sie und reichte es ihrer besten Freundin. Diese zog sich schnell um und betrachtete sich in dem großen Wandspiegel. „Ja, das passt.“ „Noch besser wird es, wenn du ein bisschen Schulter zeigst.“ Mit diesen Worten trat sie hinter die andere und zupfte an deren Oberteil, bis es halb von der linken Schulter hing. „So sitzt es perfekt. Und deine Haare solltest du vielleicht offen lassen.“ „Du weißt, dass ich so nie herumlaufe.“ „Dann wird es aber Zeit. Du hast so schöne Haare, die du ruhig mal zeigen kannst.“ Lara lächelte schüchtern und ließ zu, dass Nana ihren Zopf löste. „Siehst du? Das sieht gut aus. Wo hast du deine Brüste und eine kleine Haarklammer?“ „Auf der Kommode hinter dir“, antwortete Lara und fand langsam ebenfalls Gefallen an ihrem veränderten Aussehen. „Setz dich mal bitte.“ Gehorsam nahm Lara auf ihrem Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand, Platz. Sie ließ sich von ihrer besten Freundin frisieren und wurde etwa fünf Minuten später von ihr vor den Spiegel gezogen. Viel hatte Nana nicht verändert. Ihre Haare waren vom ständigen Flechten schön gewellt. Sie fielen ihr nun locker über die Schultern. Nur die äußeren Haarsträhnen hatte Nana nach hinten gezogen und mit einer kleinen Haarspange befestigt. „Diese Frisur bekommst du auch alleine hin. Ansonsten ruf mich einfach an.“ Sie lächelte. „Das klappt bestimmt. Und wehe es endet wieder so wie unser Bowlingabend.“ Drohend hob Nana ihren Finger und fuchtelte damit vor der Nase ihrer besten Freundin herum. Diese lachte. „Diesmal bestimmt nicht. Wir hatten einfach nur einen schlechten Start.“ Das blonde Mädchen nickte und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich muss leider los. Bin noch mit Matthias verabredet. Wir sehen uns dann am Montag!“ Wie üblich verabschiedeten sie sich mit je einem Küsschen auf die Wange voneinander und Nana verließ das Haus. ~ * ~ Der Abend und die Nacht vergingen für Lara wie im Flug und sie fühlte sich ausgeruht, als am Morgen ihr Wecker klingelte. Sie frühstückte ausgiebig und verschwand dann im Badezimmer um sich fertig zu machen. Mit ein bisschen Geschick schaffte sie es, dass ihre Haare leicht über ihre Schultern fielen. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, Mascara und anderes Make-up zu benutzen, verwarf diesen aber schnell wieder, als ihr Blick auf die Uhr fiel und sie bemerkte, dass es bereits kurz vor 9 Uhr war. Hastig ging sie in ihr Zimmer, packte ihre Tasche, schnappte sich eine dünne Jacke und lief die Treppe hinunter in den Flur. Gerade als sie in ihre Schuhe geschlüpft war, läutete es an der Tür. Plötzlich wurde sie aufgeregt und unsicher. Würde dieser Tag nicht wieder in einem Desaster enden? War sie vielleicht zu sehr aufgebrezelt? Ganz automatisch stand sie bereits an der Tür und drückte die Klinke herunter. Leise schwang die Tür auf und als sie aufschaute, blickte sie in Leons staunendes Gesicht. „Wow... Du siehst klasse aus!“, meinte er leise und lächelte. „Bist du fertig?“ Zuerst wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Ihr Kopf sagte ihr, dass sie alles abstreiten sollte. Ihr Bauch hielt dagegen und behielt in diesem Fall, wie so selten, die Oberhand. Sie fühlte sich geschmeichelt und hatte das Gefühl sogar ein bisschen Rot zu werden. Wortlos nickte sie nur, schnappte sich ihre Tasche und schloss die Tür hinter sich ab. Draußen am Straßenrand stand ein kleines, rotes Auto, welches Leon nun aufschloss, zur Beifahrertür ging und ihr die Tür aufhielt. „Einsteigen, bitte.“ „Vielen Dank!“, erwiderte Lara, stieg ein, legte sich ihre Tasche auf den Schoß und gurtete sich an. Leon hatte hinter ihr die Tür zugedrückt und setzte sich nun hinter das Steuer. Der Motor sprang mit einem leisen Husten an. Gekonnt steuerte der dunkelblonde das kleine Vehikel aus der Stadt und auf die Schnellstraße. Dort war schon einiges los, doch nicht so viel, dass sie nicht zügig vorangekommen wären. Das Radio spielte leise Musik, während sie sich über ihr Studium unterhielten. Irgendwann kamen sie schließlich auf etwas privatere Themen zu sprechen, wobei sie viel über den jeweils anderen erfuhren. ~ * ~ Trotz des stetig zunehmenden Verkehrs brauchten sie nur etwas mehr als eine dreiviertel Stunde, bis sie das Gelände des Jahrmarkts erreicht hatten. Der Parkplatz war recht voll, doch irgendwie schafften sie es ein freies Fleckchen zu finden. Nachdem sie ausgestiegen und Leon das Auto abgeschlossen hatte, gingen sie gemeinsam zu dem offenen Gelände, auf welchem viele Stände und Attraktionen aufgestellt worden waren. Lara war begeistert. Sie war schon lange nicht mehr auf solch einer Festivität gewesen. Diese Abwechslung zu ihren ganzen Vorlesungen war wirklich notwendig gewesen. Leon versuchte währenddessen, sie nicht aus den Augen zu verlieren. Dies stellte sich weitaus schwieriger dar, als er angenommen hatte. Es sah fast schon so aus, als würde sie sich nicht für einen Stand entscheiden können und hüpfte daher wie ein kleines Kind zwischen den anderen Besuchern von einer Auslage zur nächsten. Irgendwann wurde es Leon schließlich zu viel. Entschlossen ergriff er einfach die Hand seiner Begleiterin. Überrascht sah Lara erst ihn, dann ihrer beider Hände und danach wieder ihn an. „Damit du mir nicht verloren gehst“, kommentierte er mit einem Lächeln. Kurz blitzte vor ihrem inneren Auge eine Szene aus vergangenen Tagen auf. Sie befand sich mit 'ihrem' Leon auf einem Straßenfest. Es war sehr voll und er hatte sie ebenfalls an die Hand genommen und genau den gleichen Satz gesagt. „Leon...“, murmelte sie und ließ sich durch die Menge ziehen. „Was möchtest du als erstes machen?“, hörte sie die Stimme ihres Begleiters neben sich. Lara blickte sich um und deutete auf die Achterbahn. „Das schlimmste zuerst, bitte“, grinste sie. „Das schlimmste?“, überlegte Leon und lachte dann. „Gut, dann bringen wir das schlimmste direkt hinter uns.“ Gut gelaunt reihten sie sich in der Schlange der Wartenden ein. Stetig rückten sie immer weiter dem Eingang entgegen. Und je näher sie kamen, desto unruhiger wurde Lara. Die Musik und das Gekreische taten ihr übriges um ihre Handflächen ganz schwitzig werden zu lassen. „Bist du sicher, dass du Achterbahn fahren möchtest?“, fragte Leon, als sie endlich an der Reihe waren mit Einsteigen. Lara nickte nur schweigend und kletterte mit weichen Knien in den Wagen, klemmte sich ihre Tasche zwischen Körper und Wagenwand und ließ dann einen der Mitarbeiter der Achterbahn den Sicherungsbügel herunterdrücken. Leon saß neben ihr, bedachte sie mit einem besorgten Blick und nahm dann einfach wieder ihre Hand. „Das Schlimmste zuerst“, lächelte er ihr zu. Lara sah ihn an, zwang sich zu einem Lächeln und nickte. Die Fahrt würde nur etwa zwei Minuten dauern. Das würde sie schon irgendwie schaffen. Langsam setzten sich die Wagen in Bewegung, wurden die Schienen hinauf gezogen und ratterten oben eine langgezogene Kurve entlang. Lara blickte sich um. Die Aussicht war sehr schön und so bemerkte sie nicht, wie sich die Bahn unweigerlich auf den nahenden Abgrund zubewegte. Als sie hinunterfuhren, stieß sie überrascht einen spitzen Schrei aus und klammerte sich an Leons Hand. Dieser lachte und strich ihr mit dem Daumen über den Handrücken. Wie genau Lara die Fahrt überstanden hatte wusste sie selbst nicht so genau. Es ging jedenfalls schneller als sie gedacht hatte und war dennoch froh, als die Wagen langsam wieder an ihren Ausgangspunkt rollten und zum Stehen kamen. Der Sicherungsbügel ließ sich wieder bewegen und mit wackligen Knien stand sie langsam auf, verließ die Bahn gefolgt von Leon. „Das hat Spaß gemacht!“, lachte er und strahlte über das ganze Gesicht. „Fandest du nicht auch?“ Lara war immer noch ein wenig blass um die Nasenspitze. Auch ihre Knie fühlten sich noch an wie Pudding. „Ja, sicher“, erwiderte sie nicht gerade überzeugend. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Leon besorgt, legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie zu einer Bank im Schatten, setzte sie dort hin und kniete sich vor sie. „Warum hast du nicht gesagt, dass du lieber doch nicht mit der Achterbahn fahren wolltest?“, wollte er wissen und strich ihr eine Strähne ihres Haares aus der Stirn, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte. „Tut mir Leid. Ich dachte, es würde nicht so schlimm werden...“, flüsterte sie und drückte ihre Tasche an sich. Leon stand auf. „Warte kurz, ich bin gleich wieder zurück“, meinte er und verschwand in der Menge. Irgendwie schämte sich Lara für ihren Zustand. Vermutlich war es keine gute Idee gewesen überhaupt hierher zu kommen. Solche Fahrgeschäfte waren überhaupt nichts für sie. Gefahren war sie nur, um Leon einen Gefallen zu tun. Und nun war er auch noch einfach weg gelaufen. Vermutlich hatte er begriffen, dass man mit ihr keinen Spaß haben konnte, dass sie einfach nur eine graue Maus war und nichts besonderes. Ein Mädchen, das viel lieber lernte oder Bücher las, statt in einem Vergnügungspark seine Zeit zu vertreiben. Sie seufzte leise. Ihre Knie hatten das Zittern aufgegeben und so stand sie langsam auf, atmete tief durch. „Bleib doch noch sitzen, bis es dir besser geht“, ertönte die Stimme Leons direkt neben ihr. Sie blickte nach rechts und sah ihn leicht außer Atem neben sich stehen, zwei kleine Flaschen Wasser in den Händen. Eine davon hielt er ihr hin. „Trink das, dann wird es besser. Und das nächste Mal sag mir, wenn du was nicht magst.“ Ihre Wangen färbten sich rot, als sie das Wasser nahm, sich wieder setzte und einen Schluck trank. „Danke. Und... tut mir leid... Ich wollte kein Klotz am Bein sein.“ Leon setzte sich neben sie. „Das bist du nicht. Und denk dran, wir sind hier, weil wir eine Verabredung haben. Und das schließt aus, dass du ein Klotz am Bein bist“, versuchte er seine Begleiterin zu beruhigen. Er lächelte sie an, aber nicht mit seinem sonst benutzten Perl-Weiß-Lächeln, sondern ein anderes, tiefgründigeres Lächeln. Eines, das ihr Herz berührte und dieses schneller schlagen ließ. Er erinnerte sie so sehr an den kleinen Jungen von damals, an ihren Leon, sodass ihr ganz wehmütig wurde. Wäre es Betrug, wenn sie sich hier und jetzt verliebte? Was, wenn ihr Leon doch noch auftauchen würde um sie abzuholen, wie er es damals versprochen hatte? Hinterging sie ihn und ihr Versprechen damit, wenn sie jetzt in diesem Moment die Gefühle einfach zu ließ, die dieser Mann vor ihr in ihr auslöste? „Lächle bitte“, meinte Leon leise und sah sie bittend an. Ganz erreichte das Lächeln, das sie nun zeigte, nicht ihre Augen. Aber für den Moment genügte es. „Schon besser. Wollen wir weiter? Wir machen auch nichts mehr, worauf du keine Lust hast“, versprach er und stand auf, hielt Lara seine Hand hin. „Keine Achterbahn mehr? Auch kein Freefall-Tower oder ähnliches?“, vergewisserte sie sich, als sie die Hand ergriff und sich auf die Beine ziehen ließ. „Nichts dergleichen. Versprochen!“, grinste er und zog sie mit sich wieder in die Menge der übrigen Besucher. - Kapitel 3 Ende - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)