[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 91: Vol. 4 - Das Ende der Welt -------------------------------------- "Ihr... seid doch...", höre ich mich stammeln und Chika bewegt sich noch immer nicht. Akira scheint sich jedoch wieder für die Gleichgültigkeit entschieden haben, als er sagt:"Und weiter?", "Sag mal, was fällt dir eigentlich ein, so gelassen zu sein?! Merkst du nicht, dass wir gerade sozial sterben?!", keife ich, doch noch immer ändert sich nichts. Ich versuche, die hasserfüllten verachtenden Blicke der anderen auszublenden, doch mir ist bewusst, dass uns jeder ansieht. Zufällig die Wahrheit zu erfahren ist das Schlimmste, dass den anderen im Bezug auf mich hätte widerfahren können. "Was schaust du denn so schockiert, Schwuchtel? Bist 'n Blitzmerker, wenn du endlich gerafft hast, wie wenig Daseinsberechtigung du hast. Die arme Chika hat sich doch wirklich Hals über Kopf in dich verliebt, diese dumme Idiotin, doch du wusstest es nicht besser und steigst mit 'nem anderen in die Kiste, Junge, Junge, in deiner Haut würde ich jetzt nicht steck-", "Halt endlich deine verdammte Fresse!", schreie ich und die verhassten Blicke sehen überrascht über meinen Ausraster aus. "Es reicht, Kyocchi, das ist das Ende. Und du weiß-", "Halt auch du die Fresse, Akira, echt!", unterbreche ich ihn barsch. "Och nein, nicht sauer werden, warum denn auch? Helfen wir dir nicht gerade, ehrlich zu deiner Geliebten zu sein? Oder willst du das nicht? Willst du nicht sehen, dass sie bereits merkt, dass du nicht annähernd so perfekt und makellos bist, wie du dich gibst?! Dass du nichts weiter als ein doppelmoralischer Heuchler und ein hilfloser Schlappschwanz bist?! Dir ist echt nicht mehr zu helfen!", grölt Asahina. Normalerweise ist niemand auf Asahinas Seite, doch diesmal scheint keiner sagen zu wollen, dass er falsch liegt. Er hat Recht. Asahina, dieses verdammte Schwein... hat Recht. Unweigerlich denke ich an das Gespräch mit Kaishi an jenem Tag, wenig später, bevor ich zu erzählen begann. Da waren noch Details. Viele Details. "Wie kommt es, dass du mich verfolgst?", fragte ich, nachdem ich mich von dem plötzlichen Angriff erholt hatte. "Eigentlich wollte ich mit dir reden, Kyokei-san. Mir ist zu Ohren gekommen, dass dich die Allgemeinheit nicht sonderlich ausstehen kann, obwohl, was heißt zu Ohren gekommen, ich habe es selbst gemerkt.", meinte er und nahm noch einen Schluck von seinem Energydrink. "Wie immer hast du Recht, Kaishi.", gab ich mir nicht die Mühe, es zu leugnen. Schließlich stimmte es doch. Das war nicht nur Asahina, der meinen Tisch verhunzt hatte. "Hat es vielleicht etwas mit Egaoshita-san zu tun? Und Asahina-kuns Gefolge?", wollte er wissen. "Möglich.", hauchte ich nur und nahm ebenfalls ein Schluck aus meiner eigenen Dose. "Kam es raus? Dass irh beiden ein Verhältnis hattet?", fragte er weiter und ich gab mir Mühe, mich nicht bei einem zweiten Schluck zu verschlucken. "Nicht direkt. Ich denke nur, dass einer von ihnen an jenem Wochenende dort sein gewesen muss und jetzt irgendwie glaubt, ich hätte etwas mit dem Tod von Uchihara-sans Vater zu tun. Bestimmt hatten sie auch vorher etwas gegen mich und als die Ereignisse sich häuften, schien das wohl in einem Schneeballeffekt ausgeartet zu sein.", lachte ich traurig. "Egaoshita-san zieht das Chaos wohl magisch an, was?", murmelte Kaishi. "Was soll das denn bedeuten?", ich war schon empört darüber, so etwas zu hören. "Na ja, dass alles ist schlimm gesagt wohl mehr oder weniger ihm zuzuschreiben. Dennoch kann ich seine verzweifelten Gefühle und Handlungen nachvollziehen. Ein typischer Antagonist aus einer Geschichte, wie spannend.", schmunzelte Kaishi. Sein Lächeln hatte etwas, dass mich fragen ließ, wie um alles in der Welt er zu der Person geworden ist, die ich kenne. Er ist irgendwie einfach undurchdringlich, ich kann es selbst nicht ganz glauben. "Ein Antagonist? Gegen wen den? Wer ist denn der Protagonist deiner Geschichte?", irgendwas sagte mir einfach, dass es seine ist, von der er sprach. "Na, kein geringerer als du, lieber Kyokei-san!", grinste er. Das Lächeln hatte sich nicht verändert. "Warte mal, ich? In DEINER Geschichte? Aber wieso das denn?", das verstand ich wirklich nicht. Ist denn nicht jeder sich selbst der Erzähler? Die Hauptperson seiner eigenen Geschichte? "Weil ich früh gemerkt habe, dass ich nicht vorankomme, wenn ich immer nur aus meiner eigenen Sicht sehe. Dass man nichts erreicht, wenn man immer nur aus der sichtbaren Erzählerposition, die im Geschehen mittendrin ist, erzählt. Als Shuichiros Eltern starben, merkte ich das. Ich habe den armen Kerl völlig verstört in diesem Raum aufgefunden, weil ich zu fällig da war, als es gerade geschehen war. Ich fühlte nichts. Seit jenem Tag glaubte ich, dass ich nur glücklich sein kann, wenn ich anderen Menschen diene. Und das geht am Besten, wenn ich mich an zweiter Stelle befinde und einen auswähle, der meiner Geschichte noch das Eine gibt. Noch eine zweite Person als mich selbst. Und das bist du. Und weil Egaoshita-san, der doch dein persönlicher Widersacher ist, ebenfalls zu den Dingen gehört, die ich bemuttere, fühle ich mich da leicht schuldig, wenn du verstehst.", ich glaubte erst, ihm nicht mehr folgen zu können, doch nun... machte alles Sinn. Selbst, wenn ich wohl noch eine Weile brauchen werde, um mir diese Denke anzueignen. "Bemuttern? Widersacher? Was willst du mir damit sagen, Kaishi?", ich kam mir richtig dämlich vor, dass ich das alles fragte. Bin ich denn wirklich so begriffsstutzig und blöd? "Ich verstehe die Ansichten des Feindes. Ich wäre dennoch erfreut, wenn du mich auf von jetzt an als einen deiner Freunde bezeichnen könntest.", das werde ich Kaishi. Das werde ich. Doch was mich gerade wirklich interessierte, war Shuichiro, der doch durch mich so schwer verletzt wurde. Ich beschloss, ihn zu fragen. Die Ansichten der Feinde verstehen. Ich glaube, das kannst nur du von uns beiden. Nur du. Plötzlich lache ich auf. "Aha. Ahahahaha. Hahahahahahahahaha!!!!! Das ist also das... das Ende?! Oh Mann, ihr seid wirklich witzig! Das... das... das ist doch der Wahnsinn! Jetzt hat also jeder die Wahrheit rausbekommen, was?! Mein Image ist also auch dahin, was?! Meine Beziehung auch, was?! Und alles, woran ich gearbeitet habe, f-fällt einfach ins Wasser!!! Aaaaaaahahahahahahaha, das ist so geil, oh Junge, so habe ich mir das Ende der Welt garn sicher nicht vorgestellt.... Ha, Ha, Haaaaaaahahahahahahahaha!!", ich drehe vollkommen durch. "Ihr.... ihr habt es nicht anders gewollt... dann packe ich halt aus, darauf kommt es auch nicht an! Ja! Ja, ich habe mit Akira rumgemacht! Ja! ja, ich war am Sterbeplatz von Uchihara und ja, das Shuichiro von Dach runtergesprungen ist, ist auch allein meine Schuld! Ich bin ein Abschaum, genau wie ihr behauptet!", gröhle ich und lache mir verzweifelt einen ab. Tränen schießen mir in die Augen, doch fühlen tue ich da absolut gar nichts mehr. Es ist alles so surreal "Asahina, du hattest von Anfang an Recht. Dass Chika mich auserwählt hat, ist auch mehr als nur-", Knall. Knall und ich fliege ein paar Meter, nur um dann just in dem Moment gegen den Fenstersims zu brettern. Meine Nase blutet. "Sag nochmal so etwas Schreckliches und ich bring mich um!", schreit nun Chika, deren Faust mein Geseicht erfasste. "Wie kannst du das nur erzählen?! Alles, was wir zusammen hatten ist für mich der aller größte Schatz! Als meine Mutter starb und mein Vater verschwand, war alles, woran ich dachte, immer nur du! Weil es dich gab, konnte ich immer Hoffnung schöpfen! Es war mir alles egal, ich wollte stets nur an deiner Seite sein und einen Lebenssinn finden! Den fand ich in dir, verdammt noch eins! Und dann sah ich dich sterben, Ellie, hörst du?! Überall war Blut und ich dachte, du würdest niemals zu mir zurückkehren! Ich war kurz davor, mich umzubringen! Ich wusste von Anfang an, wer Akira war und ich wusste auch, wer du bist! Und dennoch wollte ich mit dir zusammen sein, weil ich dich liebe, mehr als ich mich selbst je lieben könnte! Ich habe nur gelebt, weil ich wusste, dass du dich noch erinnern könntest! Als du dies nicht getan hast, ist eine Welt in mich zusammengebrochen! Doch ich habe stetig festgehalten an der Hoffnung in meinem Herzen auf dich! Wieso... wieso hasst du dich selbst so sehr! Warum konntest du denn nicht ehrlich mit mir sein, ich habe alles riskiert! Mir ist egal, dass du mich betrogen hast, aber mir ist nicht egal, dass du dir selbst und allen anderen etwas vorlügst! Egal, was ist, die grausame Wahrheit, die so schmerzt wie Langschwert ist immer noch um Welten besser als diese langjährige antrainierte Lüge von Wahrheit!", ihre Stimme ist so laut, dass sie in meinem Brustkorb widerhallt. Ich komme aus meinem Trip wieder zurück und weiß nun nichts mehr. Was ist das hier? Und wieso kniet Chika vor meinem Antlitz? Die Lüge von Wahrheit, ja? "Ich bin zu schwach. Ich kann nicht entkommen.", murmle ich nur und bemerke an dem Blut, dass meinen Nacken herunterläuft, dass die Platzwunde aufgegangen ist. Ich stehe auf und lasse meine über alles geliebte Freundin, die ich gerade jedoch so schwer seelisch verletzt habe, links liegen. "Kyokei-kun, der Unterricht hat vor zwanzig Minuten begonnen, du kannst nicht einfach-", "Katsuoka-sensei. Wenn ich bleibe, weiß ich momentan sowieso nicht, inwiefern ich die Zukunft und den ganzen Mist verdient habe. Sie sehen doch, dass ich hier nicht erwünscht bin. Wenn ich nicht gleich gehe, wird Chika nur noch mehr verletzt. Und das kann ich mir nicht verzeihen.", ohne, dass ich verstehe, weshalb, lässt meine Klassenlehrerin mein Handgelenk augenblicklich los. "Du bist Einsamkeit gewohnt, was?", flüstert sie. Ich antworte nicht und gehe. Als ich während des Laufens daran denke, umzukehren und mich bei allen Beteiligten für den Aufruhr zu entschuldigen, muss ich nur grinsen und laufe weiter. Ich kann nicht zurück. Chika habe ich verloren. Akira und ich können unmöglich noch Freunde bleiben. Und ich habe alles verloren. Ich gehe, ohne daran zu denken, was das für Folgen mit sich bringt. 'Es berührt mich nicht. Ich will all das nur vergessen. Ich bin wie ich bin und mehr zählt ja auch nicht.', war das nicht eine Passage aus dem Lied namens "Bad Apple"? Wieso erinnere ich mich ausgerechnet jetzt daran, wenn alles vor meinen Augen verschwindet und niemals wieder so schön und glücklich sein wird, wie ich es zu kennen pflegte? Ich beschließe, mit dem Weglaufen nicht aufzuhören und denke nicht weiter drüber nach. Schließlich macht keiner Anstalten, mich aufzuhalten. Keiner Anstalten, mich zu retten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)