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[Beta Ver.] CONDENSE

An jenem schicksalhaften Regentag
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
EXTREM WICHTIGE INFO:
Ich dulde keine Raubkopie auf anderen Plattformen oder das Aneignen meines geistigen Eigentums!
Zum anderen ist die Geschichte in ihrem jetzigen Zustand noch nicht vollständig, die Kapitel extrem fehlerhaft.
Als ich die Geschichte begonnen habe, war ich selbst noch sehr jung und wusste entsprechend nicht sehr viel. Weder was ich mit dem Plot noch was ich mit den Charakteren tun soll. Vieles von dem, was ich wie in die Geschichte integriert habe, würde ich heutzutage unter keinen Umständen so umsetzen.
Demnach ist es ratsam, auf das Release der Light Novel zu warten.
Informationen zum Kauf der jeweiligen Volumes werden auf der Startseite dieser Geschichte vermerkt.
Dadurch wird hier aber nichts gelöscht, sondern auch weiterhin kostenlos aufrufbar sein.
Die angegebenen Genres haben sich mit der Zeit leicht verändert. Zwar begann es als "Romantik, Drama, Hetero", entwickelte sich mit meiner wachsenden Unzufriedenheit allerdings in eine Richtung, in der "Romantik, Drama, Hetero, Boys Love, Girls Love, Lime, Darkfic, Parodie" es wohl viel eher trifft.
Figuren und Handlungen sind frei erfunden. Komplett anzeigen

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Vol. 1 - "Onii-chan" Arc: Die Liebe, wie es sie schon tausendmal gab.

Taiyo:

Es klingelt an der Tür, als ich gerade halbnackt aus der Dusche komme. Bestimmt ist das die Kleine. Ich mache also die Tür auf und finde sie triefnass und zitternd vor.

 

"T-Taiyo-kun? Ähm, also... kann ich rein? Das von vorhin... tut mir leid, dass ich einfach weggelaufen bin.", erklärt sie mir mit zittriger Stimme im Versuch, nicht auf meinen entblößten Oberkörper zu sehen.

 

"Ach, nicht doch. Ich hätte nicht einfach nach Hause gehen sollen. Ich dachte nur, du würdest nicht mehr zurückkommen, also... Wie auch immer, komm erstmal rein.", sage ich und schließe die Tür hinter ihr.

 

Stille.

Endpeinliche Stille.

 

"Willst du vielleicht... duschen oder so? Du erkältest dich noch.", teile ich ihr mit, als ich meine Hand an ihre Stirn lege.

 

Unter meiner Berührung zuckt sie zusammen.

Sie ist total unterkühlt.

Sie sieht mich unverwandt an, ehe ich begreife, was genau ich gerade eigentlich gemacht habe. Also ziehe ich meine Hand schnell weg.

 

"Tut mir leid, Hanako-chan. Ich wollte nur-",

 

"Nein, ist... ist schon okay. Duschen wäre toll.", antwortet sie, während sie still an mir vorbeigeht und davon ausgeht, sich dem Bad zu nähern.

 

Dabei hinterlässt sie Fußabdrücke auf dem Holz, die feucht und traurig sind.

 

Mein Blick bleibt an meinen Füßen haften. Sie hat mich nackt gesehen. Wo bin ich da nur wieder reingeraten?!

Ich stürme in mein Zimmer und knalle die Tür hinter mir zu. Dort angekommen rutsche ich mit dem Rücken zur Tür zu Boden.

 

Was mache ich überhaupt hier?!

Wieso habe ich das gesagt?!

Warum habe ich sie geküsst?!

Wo soll das alles bitte hinführen?!

 

Ich ruhe meinen brennenden Kopf aus, indem ich die Knie an mich drücke, sie mit meinen Armen umklammere und beschließe, ein bisschen in der Embryonalstellen zu verharren. So denkt es sich in so einer Situation irgendwie ein ganzes Stück besser.

 

Dass sie mich so gesehen hat, ist noch nicht einmal das Schlimmste an dieser Situation. Ich selbst bin es. Verdammt, ich weiß überhaupt nicht, wo mir eigentlich der Kopf steht. 

 

"Argh!!! Ich kann so nicht leben!", widerwillig stehe ich auf und gehe Richtung Schrank. Ich sollte mir zuerst etwas anziehen, bevor ich irgendwas tue.

 

Es ist nicht so, als ob ich mich für die Dehnungsstreifen an meinem Körper schämen würde, aber ich fühle mich doch deutlich wohler, wenn ich ihr nicht wie Gott mich geschaffen hat gegenüberstehe. Dieses ganze Szenario ist doch auch so schon verrückt genug. Wir sind alleine hier. Sie duscht. Und ich habe ebenfalls gerade geduscht. Wir sind beide hier in meiner Wohnung splitterfasernackt. Ich atme ein und wieder aus. Was würde Hide tun? Hide weiß immer, was zu tun ist. Er wohnt schließlich mit Yuki zusammen. Würden er und Yuki also in ihrer gemeinsamen Wohnung allein sein - und das nackt -, hätten sie jetzt vermutlich ziemlich exzessiven Sex. Mein Kopfkino übermannt mich.

 

"Hey, Hanako-chan!", rufe ich in meinem Kopf. "Ich bin immer noch nackt. Lass uns da weitermachen, wo wir beim Klohäuschen aufgehört haben. Ich bin auch ganz sanft!"

 

Nein, nein, nein, nein, nein! So geht das nicht! Ich kann nicht mit Hanako-chan schlafen! Ich bin nicht Hide! Und außerdem... bin ich Jungfrau. Ich habe doch gar keine Ahnung, wie man so was anstellt! Wie könnte ich jemals damit leben, von ihr gesagt zu bekommen, dass ich eine Niete im Bett bin?! Das ist doch der allergrößte Scheiß!

 

"Oh mein Gott, was ist bloß los mit mir?!", jaule ich und könnte die Schranktür nicht aggressiver aufreißen. Noch nie habe ich mich so schnell angezogen und bin aus dem Zimmer gestürmt. Dieser Raum flößt mir Gedanken ein, die ich gerade nicht brauchen kann. Ich hätte mich erfolgreich in die Küche davongestohlen, wäre ich nicht ausgerutscht und würde auf dem Boden liegend in Hanako-chans erschrockenes Gesicht sehen.

 

Sie ist in einem unserer Handtücher gewickelt.

 

Einem unserer echt kleinen Handtücher.

 

Verdammt.

 

"Du... du hast doch nicht etwa unter das Handtuch geschaut, oder? F-Ferkel!",

 

"Hab ich gar nicht! Das lässt der Winkel doch überhaupt nicht zu!",

 

Stille.

 

"Gibst du mir etwas zum Anziehen? Meine Uniform ist nass und dreckig.", murmelt sie und wendet den Blick ab.

 

"K-Klar... ich hole dir geschwind was.", nach diesem Satz stürme ich wieder in mein Zimmer und suche nach einem Pullover und einer Hose, die nicht viel zu groß für sie ist.

 

Bei knapp dreißig Zentimeter Größenunterschied dauert es etwas, bis ich fündig werde und es zu ihr ins Wohnzimmer bringe.

 

"Hier, bitte.", sage ich und drücke ihr den Stapel Kleider in die Hand. 

 

"Danke dir.",  murmelt sie und verschwindet wieder im Badezimmer.

 

Beim Gedanken, dass sie meine Klamotten trägt, fühle ich die Röte in meinem Gesicht.

Ich habe noch nie einem Mädchen meine Klamotten geliehen.

Nur einmal hatte ich eine Beziehung, die scheußlich endete. 

Dazu kam es nie.

Nur einmal habe ich mich in die Ex meines besten Freundes verliebt und mein Herz gebrochen zu bekommen.

Dazu kam es nie.

Ich sollte mich nicht so fühlen. 

Mein Herz sollte nicht so heftig klopfen.

Das kann ich ihr nicht zumuten, oder?

Das kann ich einfach nicht.

 

Wieder seufze ich. 

Weil ich mich schlecht fühle, mit ihr rumgemacht zu haben, ohne mir vorher zu überlegen, was ich wirklich für sie empfinde und sie für mich. Weil ich mit der Tür ins Haus gefallen bin, mehr oder weniger.

Ich hätte besser auf sie aufpassen sollen.

Ich hätte vernünftig handeln sollen.

Ich hätte nachdenken sollen.

Ich hätte sie nicht so egoistisch überfallen sollen.

Ich bin schließlich der "Erwachsene" von uns.
 

Ich schalte den Fernseher an, um mich abzulenken. Aber egal wie oft ich zwischen den Kanälen wechsle, nichts dergleichen ist als Ablenkung gut genug, um mich das alles auch nur für wenige Minuten vergessen zu lassen. Ich lasse den Fernseher laufen, gehe ich in die Küche und halte es für eine gute Idee, uns etwas zu essen zu machen. Damit meine ich Tiefkühlpizza. Die Pizza backt und ich überlege, was ich zu Hanako-chan sagen sollte, nach allem, was passierte. Sie lässt sich ganz schön Zeit. Sicher ist sie längst eingekleidet und traut sich nur nicht raus, weil sie diese ganze Situation als genauso abgefuckt empfindet wie ich. Denkt vermutlich nach, genau wie ich es gerade tue. Ich versuche wieder, einen klaren Kopf zu kriegen. Tatsachen zusammenzuzählen, um zumindest den Bruchteil einer Ahnung von dem zu haben, woran ich eigentlich bin. 

Ich mag sie.

Ich mag sie wirklich.

Weiter erlaube ich mir nicht zu denken.

Auch, wenn ich es eigentlich tue.

Ich will nicht, dass sie mich abweist.

Weil ich das nicht überleben würde, muss ich den ersten Schritt machen.

Ich will nicht abgelehnt werden, also muss ich sie ablehnen, egal, wie weh es tut.

Würde die Person, die behauptete, dass alle guten Dinge drei sind, noch leben und hätte sie mir diesen Satz verkauft, würde sie von mir eine Ein-Stern-Bewertung bekommen, weil sie mich schamlos angelogen hat.

 

Nach einiger Zeit meine ich zu riechen, dass die Pizza, wenn ich sie nicht bald aus dem Ofen hole, verbrennen wird. Noch etwas benommen von meinen eigenen Gedanken stolpere ich zurück in die Küche und tue genau das. Sieht das lecker aus. Die Pizza ist also fertig und ich stelle sie auf den Couchtisch. Ich setze mich auf die Couch und im selben Moment findet Hanako-chan ihren Mut wieder und tritt aus dem Badezimmer. Ich muss schlucken. In meinen Sachen sieht sie wirklich süß aus. 

 

"Und, was machen wir jetzt?", frage ich sie so lässig wie nur möglich.

 

Wortlos setzt sie sich neben mich auf die Couch und bleibt dort.

 

"Lass uns die Pizza essen, solange sie... heiß ist.", Hanako-chan sagt immer noch nichts.

 

"Bist du sauer auf mich?", will ich wissen, werde aber nur ignoriert.

 

Das heißt dann wohl ja. Sie ist sauer auf mich.

 

"Tut mir leid, Kleines.", lasse ich sie wissen. Das tut es wirklich.
 

Es begann alles an dem Tag, an dem mein Bruder verschwand und ich die Uni schwänzte. Hätten wir uns auch dann noch in einer Situation wie der hier gefunden, wenn weder das eine noch das andere eingetreten wäre? Beim Gedanken an diesen schicksalhaften Morgen sehe ich sie von der Seite an. Traurig ausschauend sieht sie nach unten und beachtet mich nicht.

Ihre Haare. 

Haben Menschen nasse Haare, sehen viel eher danach aus, als würden sie gleich in Tränen ausbrechen als gewöhnlich. 

Diesmal sind es keine Fußabdrücke die feucht und traurig sind.

Es sind Haare.

Haare, die feucht und traurig sind. 

Ich würde liebend gerne ihren Kopf streicheln, den Arm um sie legen und ihr sagen, dass alles gut wird. Aber was für eine Garantie habe ich schon? Sie muss damit leben, dass Chika in Elvis verliebt ist und er in sie. Ihr wurde das Herz gebrochen und ich habe sie im wahrsten Sinne des Wortes im Regen stehen lassen. Oder viel mehr sie mich. Aber das spielt keine Rolle. Ich habe sie allein gelassen. Dabei ist sie die Letzte, die ich allein lassen will.

Es ist egal, dass sie fünf Jahre jünger ist als ich.

Es ist egal, dass sie auf Frauen steht.

Es ist egal, dass sie mich nicht ausstehen kann.

Das, was ich für sie empfinde, kann ich nicht damit auslöschen, indem ich mir all dem bewusst werde. Ich habe mir nicht ausgesucht, mich in sie zu verlieben. Ich hatte es weder vor, noch habe ich danach gefragt, noch ist es leicht. Das heißt aber nicht, dass ich es rückgängig machen würde, wenn ich könnte. Das ist ja das Verrückte an der Liebe. Sie schießt ein Kamehameha* auf jegliche Vernunft oder Logik.

 

***

 

Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und ich hatte wunderbar geschlafen. Ich fragte mich, wie es wohl Elvis ging, nachdem dieser gestern triefnass vom Regen im Flur umgekippt war und vor Fieber förmlich in Flammen stand. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, stand auf und ahnte nichts Böses. Alles war cool, bis ich mein Handy anmachte. Und alles änderte sich. Schon wieder hatte ich vergessen, meinen Wecker zu stellen. Ich würde es nicht mehr schaffen, pünktlich zu sein. Genervt schaltete ich es wieder auf Stand-by, ließ es im Bett zurück und verließ den Raum. Ich hoffte, dass zumindest Elvis es geschafft hatte, pünktlich aus den Federn zu kommen, als ich die Tür zu seinem Zimmer öffnete und mich bestätigt fühlte. Das hielt nur wenige Sekunden, ehe ich merkte, dass er seine Schuluniform auf dem Stuhl zurückgelassen hatte. Ich dachte nach.

 

Uniformfreier Tag? Neee...

 

Nackt-in-die-Schule-geh-Tag? Neee...

 

Also dachte ich weiter scharf über diese komische Begebenheit nach und trat derweil näher an sein Bett. Ich strich über seine Mattratze und dachte noch schärfer nach. Die Mattratze war kalt. Ich schärfte meine Sinne und versuche, die Sätze in meinem Kopf sinnvoll zu beenden. Nicht so warm wie eine, die man erst vor Kurzem verlassen hatte. Doch so scharf waren meine Sinne dann doch nicht und ich beschloss, dass meine in etwa zehn Minuten plus minus vielleicht genauso kalt sein würde. Aber dann viel mein Blick auf die Keramikscherben auf dem Boden, in welche ich fast getreten wäre. Die Uniform auf dem Stuhl, das zertrümmerte Sparschwein und das Gefühl, etwas Furchtbarem auf die Schliche gekommen zu sein, das alles lässt mich Schlimmstes erahnen. 

 

Elvis ist abgehauen. Und das vor mehreren Stunden. 

 

In dem Moment, in dem die Worte Elvis und Abgehauen meinen Kopf überschwemmten, hörte ich es an der Tür klingeln. Schnell rannte ich raus aus dem Zimmer und öffnete, egal, ob es sich dabei um Chika-chan, den Postboten oder einen Auftragsmörder handeln sollte. Ich war viel zu sehr durch den Wind als dass ich hätte nachdenken können.

 

Vor meinem Antlitz erschien tatsächlich Chika-chan.

 

"Onii-sama, guten Mo-",

 

"Elvis ist weg! Chika-chan, ich weiß nicht, wo er stecken könnte!", fiel ich ihr, ohne es zu wollen, ins Wort und ihre goldenen Augen weiteten sich.

 

"Ellie ist... Ellie...", stammelt Chika-chan, doch ehe ich ihr noch irgendetwas anderes wie zum Beispiel "Guten Morgen übrigens" hätte hinterherwerfen können, war sie auch schon weg.

 

Ich blieb allein zurück und fragte mich, ob ich die Polizei rufen sollte oder nicht.

Es musste nichts Schlimmes passieren.

Es konnte aber Schlimmes passieren.

Wie hoch standen die Chancen, dass eins davon tatsächlich so passiert war?

Wo um alles in der Welt war Chika-chan nur hingerannt?

Hilfe holen?

Etwas zu essen?

Ich wusste nicht, wie lange ich so tatenlos herumstand und mit mir selbst kämpfte, doch als es erneut an der Tür klingelte, war Chika-chan schweren Atems zurückgekehrt und hatte ein Mädchen mitgebracht, welches genauso heftig nach Luft schnappte und selbst dabei einfach wunderschön anzusehen war. Ich trat zur Seite, damit beide die Wohnung betreten und verschnaufen konnten. Ich wusste nicht, worin die Daseinsberechtigung der anderen lag und wir nicht schon längst die Polizei verständigt hatten, doch wenn ich ganz ehrlich war, hatte ich doch das Gefühl, dass von der Sekunde, in der die beiden einen Fuß hier rein gesetzt hatten, sich alles nur noch zum Besseren wenden konnte. Ob es nun wollte oder nicht.

 

Die beiden Mädchen und ich fanden uns im Wohnzimmer zusammen, um weiterzudenken. Chika fand ebenfalls ihren Atem wieder und sah mich an.

 

"Onii-sama, das ist Hanako Hanazawa-chan aus unserer Klasse. Ich habe sie zur Verstärkung hergebracht, falls wir welche brauchen. Mentale Unterstützung, heißt das ja. Ich weiß nicht genau, wie man sie als Verstärkung in so einer Situation gebrauchen kann, aber ich wollte sie dabeihaben, wenn wir Ellie zurückhaben. Tut mir leid, dass ich einfach weggerannt bin.",

 

"Ach, nicht doch.", kam es von meiner Seite. "Alles in Butter, je mehr kluge Köpfe, desto besser.", lachte ich, auch wenn ich nicht wirklich einen Grund dazu hatte.

 

"Bei der Versammlung wäre das eher nur einer.", hörte ich die Blonde murmeln. Ich räusperte mich extra laut, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.​

 

Die Kleine bemerkte es und sah mich unschuldig an. Wäre dieser Blick nicht so süß gewesen, hätte ich ihr gesagt, dass es sehr wohl drei kluge Köpfe waren, die hier versammelt sind. Oder auch nur zwei, sollte sie sich als dümmer rausstellen als sie zugab. 

 

Stille.

 

"Ich werde die Polizei rufen.", beschloss ich nach wenigen Sekunden des Nichtstuns. Doch ehe ich es schaffe, nach dem Wandtelefon zu greifen oder mein Handy aus meinem Zimmer zu holen, ertönt plötzlich mein Klingelton aus dem Blauen heraus. 

 

"Welcher Pisser ruft mich in so einer Situation an, verdammt?", fluchte ich, entschuldigte mich kurz und näherte mich der Geräuschquelle auf meinem Bett.

 

Als ich mein Handy aufhob, stellte sich raus, dass der besagte Pisser niemand Geringeres war als mein eigener Vater. Verwirrt, wieso er mich anrief, ging ich ran und sagte mein generisches Telefon-Hallo.

 

"Hallo, Taiyo. Ich kann mir vorstellen, dass das gerade ein ganz mieses Timing ist, aber es ist wichtig. Bist du in der Uni?",

 

"Nein, verdammt, ich bin zu Hause und schiebe Panik!", platzte es mir raus und ich war fast sauer auf ihn, dass er so gelassen war.

 

"Alles klar, also... was Elvis angeht. Er ist bei uns und es geht ihm gut."

 

Bitte was hat er gerade gesagt?

 

"Ähm... Papa, was hast du gerade gesagt? Ich glaube, da war eben ein ganz komisches Rauschen in der Leitung.",

 

"Elvis geht es gut. Er ist bei uns in Akutenkozaka.", sagte er nochmal extra langsam.

 

"Was-",

 

"Ich glaube, es wäre dir besser, wenn er dir das alles selbst erzählt. Das war es auch schon, mach dir keine Sorgen. Bis irgendwann mal, hab dich lieb.", dann piepte es.

 

"Ey, du kannst mich nicht einfach so wegdrück-... Alter, was stimmt nicht mit dem?!", seufzte ich. Manchmal ging mir die Kurzatmigkeit meines Vaters wirklich auf den Sack. Legte einfach auf und ließ mich schmoren, also echt.

 

Völlig platt stapfte ich zurück ins Wohnzimmer und hoffte, keiner der Mädchen hätte die Polizei an meiner Stelle gerufen. Bereit, ein paar verwirrte Blicke zu ernten, wollte ich gerade von der Neuigkeit erzählen, da hörte ich Chika-chan und die Kleine reden.

 

"Was ich eigentlich damit sagen will, Hanazawa-chan, ich habe dich geholt, weil ich dich hier haben will. Ich dachte, wenn es jemanden gibt, auf den ich mich jetzt verlassen kann, dann sind das Onii-sama und Hanazawa-chan. Auch wenn es keinen Sinn ergibt, ich musste dir von Ellies Verschwinden und allem erzählen, ich musste einfach. Ich habe dich... gebraucht.", teilte Chika-chan der Kleinen den Stand der Dinge mit, welche daraufhin etwas errötete.

 

"Du... brauchst mich wirklich?", stammelte sie ganz leise und hielt sich nahezu sofort den Mund zu, kaum waren die Worte gesprochen.

 

"Ja.", flüsterte Chika-chan etwas zögerlich. "Ich brauche dich, Hanazawa-chan. Tut mir leid, dass ich dich so selbstsüchtig herbestellt habe."

 

"Selbstsüchtig oder nicht, ich freue mich trotzdem. Danke, Chika-sama.", das kleine Mädchen wagte gar nicht mehr, sie richtig anzusehen.

 

In Chika-chans Augen flackerten Schuldgefühle und Mitleid. Meine Augen derweil blieben an denen der Kleinen hängen. Ich kenne diesen Blick., dachte ich, ehe ich mir überlegte, wie ich helfen könnte. Das alles hatte nichts mit mir zu tun und ich hätte einfach dazwischenfunken können, so wie ich ursprünglich dazwischenfunken wollte. Aber irgendwie wäre das... langweilig gewesen. Diese Konstellation der drei, bestehend aus meinem Bruder, Chika-chan und der Kleinen, die... interessierte mich brennend. Nein, wirklich, es war spannend, auch wenn es das eigentlich nicht sollte.

 

"Wir müssen
 

Ich posierte in der Russenhocke vor dem Couchtisch und beobachtete Elvis' Freundin beim Schlafen. Irgendwie habe ich dafür einen kleinen Fetisch, Leute beim Schlafen anzustarren, meine ich. Mir fiel beim genaueren Betrachten dieses Mädchens auf wie hübsch sie war. Ein wenig gebräunt, moosgrünes Haar und Brüste. Mein Bruder schien das große Los bei der gezogen zu haben. Aber was wusste ich schon von Frauen? Ich hatte in meinem leben schließlich sage und schreibe eine einzige Freundin, die mich abserviert hatte, weil es jemanden gab, der weniger fett und hässlich war als ich. Davon wurde ich depressiv. Nun, ich hatte es ganz gut weggesteckt. Und ich hatte mich inzwischen so ziemlich darauf eingestellt lebenslänglich single zu bleiben, um dem gleichen Schmerz nicht schon wieder ausgesetzt zu sein. Doch nur, weil ich schlechte Erfahrung mit Beziehungen hatte, gab es mir noch lange nicht das Recht, meinem Bruder die Freundin auszuspannen, auch wenn es mir mein neues Erscheinungsbild, welches ich mir dank Hide aneignen konnte, möglich machte. Ich war doch trotz allem kein Arschloch. Nun, zumindest, seit ein paar Jahren. Ich hatte schon einmal Elvis bewusstlos geschlagen und mich dann verzogen. Ich hatte mich bis heute nicht entschuldigt. Aber auch nur, weil er es nicht mehr wusste. Als meine Gedanken weiter abschweiften, sah ich zu der Kleinen hoch, die neben der Couch stand und ebenfalls die Grünhaarige inspizierte. Sie schien meinen Blick nicht zu bemerken. Ich musterte sie etwas. Sie war recht klein, ihr blondes seidiges Haar reichte ihr bis zu den Waden, sie war ziemlich schlank und flachbrüstig. Wie ein Dating Sim-Charakter. Mein Bruder lebte wirklich in einer Parallelwelt. Und ich war verdammt noch mal neidisch auf ihn. Wann bekam ein Mann jemals die Chance, von so hübschen Mädchen, die fast nicht mehr real erschienen, umringt zu sein? Doch ich bemerkte noch etwas anderes an ihr. Dieses Glänzen in ihren dunkelbraunen Augen. Ich kannte diesen Blick. Er galt dem Mädchen, das vor sich hin schlummerte. Und er zeigte Sehnsucht. Und zwar die von der schmerzhaften Sorte.

 

"Bist du eine Freundin von ihr?", fragte ich einfach so und sah sie an. Sie brauchte einen Moment, um mir ins Gesicht zu sehen und zu antworten.

 

"J-ja... Gewissermaßen. Aber eher bin ich eine Klassenkameradin. Wir kennen uns noch nicht lange.", dann herrschte wieder langes Schweigen zwischen uns.

 

"Und, wie sieht deine Beziehung zu meinem Bruder aus? Ich glaube ja kaum, dass er zweigleisig fährt.", fantasiere ich laut.

 

"Ich bin immer noch eine Klassenkameradin. Mach dir um mich keine Sorgen.", diesmal klang ihre Stimme kälter.

 

"Tut mir leid, wenn ich nerve.", entschuldigte ich mich.

 

"Es wäre unhöflich, dir zu sagen, dass du wirklich nervst.", teilte sie mir unverblümt mit. Autsch.

 

"Hast du gerade, Kleine.", feuerte ich zurück und gab mir Mühe, nicht ganz so gereizt zu klingen. Die hatte ganz schön Nerven, die Kleine.

 

"Hab ich das?", stellte sie sich blöd. Dann verging wieder ein wenig Zeit. Und sie starrte wieder. Der Blick blieb der gleiche.

 

"Liebesdreieck?", wollte ich wissen und erahnte, dass von ihrer Seite aus nicht Elvis in der Mitte dieses Dreiecks stand. Sie schreckte auf.

 

"Ich wüsste nicht, wieso ich dir das sagen sollte.", wich sie aus und gab mir so das Gefühl, ins Schwarze getroffen zu haben.

 

"Also doch. Ist doch nichts dabei. Echt nicht. Außerdem kann ich mit der Info eh so viel anfangen wie unser Unratütox mit Seife.", scherzte ich, in der Hoffnung, sie zum Lachen zu bringen. Das tat sie aber nicht.

 

"Stehst wohl darauf, kleine verkorkste Mädchen wie mich durch den Kakao zu ziehen, was? Ist ja ganz witzig. An deinem Bruder habe ich kein Interesse, danke der Nachfrage. Aber jemand wie du ist sowieso zu oberflächlich, um das zu verstehen.",

 

"Okay, jetzt mach mal halblang.", ich erhob mich von meiner Russenhocke.

 

"Ich bin vieles aber nicht oberflächlich. Dass du nicht auf Männer stehst, habe ich mir bei dem Tonfall ja eigentlich schon denken können, aber halt mal besser den Ball flach.", okay, ihm Nachhinein finde ich das selbst ein wenig zu krass.

 

"Wieso sollte ich ausgerechnet vor dir den Ball flachhalten, huh? Es ist ja nicht so, als hätte ich Angst vor dir, Kyokei-kuns Bruder oder was auch immer. Unterschätz mich besser nicht, Student. Es gibt genug Leute, die meinetwegen ein paar Zähne zu wenig ha-", sie brach ab und starrte zu Boden. Jetzt musste ich wohl handeln.

 

"Ey, ähm... also, im Übrigen heiße ich nicht Kyokei-kuns Bruder sondern Taiyo. Und zweitens, tut mir leid, was ich vorhin gesagt habe, das... war vielleicht eine Spur zu heftig.", versuchte ich, mich zu entschuldigen und platzierte vorsichtig meine Hand auf ihren Kopf, um sie zu trösten. Komischerweise verkloppte sie mich dafür nicht. "Ist das eine Falle, Kleines? Wenn, halte ich mich nicht zurück.", ging ich doch noch Nummer sicher.

 

"Hanazawa. Hanazawa Hanako heiße ich. Ich kenne diese Masche. Es sind immer die Lauten, die was verstecken. Du bist enttarnt, auch wenn ich nicht weiß, was du zu erzählen hast. Sollte ich besser auch nicht.", die war ja wie ausgewechselt. Da staunte ich nicht schlecht.

 

"Willst du, dass ich es dir sage?", forderte ich sie heraus, zu was auch immer.

 

"Ein andermal, Taiyo-kun. Ein andermal."

 

***

 

"Hanako-chan, also ich...", das muss jetzt sein, ich muss das Richtige tun. "Ich will nur sagen, dass mir das alles wirklich, wirklich leidtut. Ich hätte nicht... nicht einfach über dich herfallen sollen. Mir nicht anmaßen, dich einfach so zu küssen oder dich zu berühren. Ich weiß, dass ich zu weit gegangen bin. Ich weiß, dass du jemand anderen magst, nicht mich. Ich weiß, dass es nicht hätte passieren sollen. Schließlich... sind wir das. Ich bin fast dreiundzwanzig und mit der Uni fertig, während du, siebzehn, noch die Oberschule besuchst. Es war auf allen Ebenen nicht richtig. Deshalb wäre es besser, von jetzt an-",

 

"Spar dir das!", unterbricht sie mich harsch. Bitte was?!

 

"Echt mal, was soll das eigentlich? Bist du blöd oder so? Wofür entschuldigst du dich bitte? Was ist falsch daran, zu dem zu stehen, was man fühlt und begehrt?! Ich dachte, gerade in der Hinsicht verstehen wir einander! Natürlich war ich überrascht, als du mich geküsst hast. Wie hätte ich das denn auch nicht sein können, wenn du so unverständlich mit mir sprichst? Dass wir zu weit gegangen sind, weiß ich doch! Wie alt wir jeweils sind, wo wir beide jeweils im Leben stehen, das war uns doch beiden schon von Anfang an klar! Mir ist auch klar, worauf du eigentlich hinaus willst. Aber ist es wirklich das, was du willst?!", fuck, ist die sauer!

 

"Zufälligerweise ist es genau das, was ich will! Das ist der einzige Grund, warum wir beide hier sind!", schnauze ich sie an und klinge verzweifelter als beabsichtigt.

 

"Lügner!", schnauzt sie zurück und funkelt mich erzürnt an. "Du bist so ein Lügner! Wie verlogen kann eine Person denn eigentlich sein?! Ich rieche es doch fast! Du willst es doch nur allen recht machen, weil es bequem ist! Du hast doch einfach nur Angst! Weißt du eigentlich, wie demütigend das für mich ist, wenn du so auf mich herabschaust?!",

 

"Weißt du eigentlich, wie demütigend das für mich ist?!", keife ich.

 

"Nein! Das kann ich auch nicht! Ich verstehe dich nicht! Aber trotzdem bin ich doch nicht blöd! Ich weiß doch schließlich, dass du mich magst! Sehr sogar! Ich weiß doch, dass du so was von abartig hart in mich verliebt bist!", faucht sie und sie klingt, als würde sie vor Rage gleich weinen.

 

Stille.

Endpeinliche Stille.

 

Darauf kann ich nichts erwidern. Absolut nichts. Ich traue mich nicht, ihr ein weiteres Mal ins Gesicht zu lügen. Ich traue mich aber auch nicht, ihr zu sagen, dass sie so was von ins Schwarze getroffen hat und ich zu stolz bin, mir einzugestehen, dass ich mich in sie verliebt habe. Beide sagen wir gar nichts. Weder Hanako-chan noch ich haben die Kraft weiter zu streiten.

 

"Aber Taiyo-kun, warum sagst du denn nichts?", flüstert sie.

 

"Was soll ich denn sagen?",

 

"Irgendwas. Irgendwie.", ich sage wieder nichts.

 

"Schlappschwanz.",

 

Stille.

Noch peinlichere Stimme.

 

"Selber Schlappschwanz.",

 

"Ich habe keinen Schwanz.",

 

"Dann halt Schlapparsch.",

 

"Hey, mein Hintern ist gut so, wie er ist.",

 

"Das Gleiche gilt für meinen Schwanz.",

 

"Was auch immer, jetzt sag endlich was, oder ich sage etwas Komisches.",

 

"Tu's doch. Nichts ist komischer als diese komische Unterhaltung über Schwänze.",

 

Als es schon wieder anfängt, peinlich still zu werden, denke ich schnell nach, ehe sie wieder verfliegt. Sollte ich ihr wirklich diesen Sieg gönnen? Bin ich nicht, so oder so, egal wie die Sache hier ausgeht, ein Schlappschwanz? Denk nach, denk nach! Okay, entspann dich, Taiyo, entschärfe diese Situation geregelt und klug...

 

"Wenn du nicht genau sagst, was und warum es so war, wie es war, dann siehst du aus wie ein elendiger Lustmolch, der Röcken minderjähriger Mädchen hinterherstarrt.", grinst sie und schaut mich an wie der letzte Schelm aus Absurdistan.

 

"A-a-aber so ist das doch überhaupt nicht! Und außerdem hast du den Kuss doch wohl so was von erwidert!", stammle ich völlig entsetzt über dieses verrückten Mädchen.

 

"Wie bitte? Du versuchst, dich rauszureden? Ich meine mich genau daran zu erinnern, wie du sagtest "Nimm doch mich." und daraufhin meine Brüste angefasst hast.", dieses Grinsen wird immer breiter und so auch mein Entsetzen.

 

"Oh mein Gott, nein!", jaule ich auf und fühle mich ihr völlig ausgeliefert.

 

"Oh mein Gott, doch! Du bist ein kleiner Lustmolch, den das so was von angemacht hat, als wir fast Sex vor dem Klohäuschen hatten. Wo es regnete, meine Uniform feucht war und du dich nicht bremsen konntest!", die ist doch irre!

 

"Das darfst du niemals, wirklich niemals auch nur irgendwem erzählen! Ich wäre eine Enttäuschung für meine ganze Familie!", heule ich auf und kann gar nicht mehr.

 

"Hat nicht schon dein Bruder alles gesehen, du kleiner Lustmolch?", dieser kleine blonde Dämon!

 

"Schnauze! Schnauze, Schnauze und nochmals, halt die Schnauze! Du hast gewonnen, okay? Ja, ich bin der kleine Lustmolch, von dem du da sprichst, okay? Es stimmt, ich fand es schön im Regen. Dich zu küssen hab ich insgeheim echt genossen. Aber nicht, weil ich ein irgendein Perverser bin, der es nur darauf angesehen hat, in dir abzuspritzen, sondern weil ich dich wirklich aufrichtig gernhabe!", Hanako-chans Augen weiten sich. Dann lacht sie.

 

"Was... was ist denn jetzt wieder so lustig?", brumme ich beschämt.

 

"Ach nichts, gar nichts, Taiyon-kun.", Hanako-chan lächelt süß. "Du hast nur endlich das, gesagt, von dem ich die ganze Zeit wollte, dass du es mir sagst. Irgendwie... wollte ich einfach, dass du ehrlich bist, anstatt auf Krampf die Rolle des Erwachsenen einzunehmen, die dir, mal ganz unter uns, wirklich überhaupt nicht steht."

 

"Okay, jetzt bin ich beleidigt.",

 

Schon wieder an diesem Nachmittag wird es peinlich still. Ernsthaft, wie oft denn noch? Aber diese Stille ist anders. Wir sehen uns einfach nur an. Und glaub mir, es ist genauso kitschig wie es sich anhört, wenn ich sage, dass wir im nächsten Moment von der einen auf die andere Sekunde wieder auf den Lippen des jeweils anderen liegen. Schleichend lege ich die Arme um ihren Körper und drücke sie derweil fest an mich. Ich spüre auch Hanako-chans Arme um meinen. Als wir uns wieder vorsichtig voneinander lösen, fahre ich ihr über die Haare. 

 

"Im Ernst, verrat das bloß keinem.", hauche ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

 

"Ich verrat das keinem.", flüstere ich. "Vorerst.",

 

"Du kleines, mieses Biest.", Hanako-chan grinst.

 

Sie setzt sich wieder gerade hin und lehnt an meiner Schulter.

 

"Schönes Wohnzimmer habt ihr da.", meint sie einfach aus dem Nichts.

 

"Ähm... danke.", entgegne ich daraufhin. Im Hintergrund tickt die Uhr und der Regen prasselt draußen auf das Dach. Was Elvis wohl gerade macht? Ich hoffe, er wird nicht wieder krank. Wenn man bedenkt, dass ich theoretisch nur seinetwegen hier mit diesem Mädchen auf unserer Couch sitze, dann verdient er im Gegenzug Gesundheit.

 

"Und du bist sicher, dass du mich magst?", fragt sie mich, obwohl sie die Wahrheit doch eigentlich schon kennt.

 

"Ich mag dich.",

 

"Romantisch?",

 

"Bingo.",

 

"Sexuell?",

 

"Das erfährst du, wenn du achtzehn bist.",

 

"Cool, cool. Ich denke, dass ist ausreichend.",

 

"Ausreichend wofür?", das verstehe ich jetzt echt nicht so ganz.

 

"Wie wäre es, wenn du mich nicht mehr Hanako-chan und ich dich nicht mehr Taiyo-kun nenne? Einfach nur die nackten Vornamen.",

 

"Und wozu genau? Ich meine, nicht dass ich etwas dagegen hätte...",

 

"Vom heutigen Tag an gebe ich dir die Erlaubnis, mit mir auszugehen.",

 

Warte, was?! Jetzt, echt?! Hat sie das... hat sie das jetzt wirklich gesagt?! Hat sie mich gerade wirklich einfach so ohne Weiteres abgeschleppt?!

 

"Wie bitte... was?!", kommt es mir überrumpelt über die Lippen.

 

"Willst du doch nicht?",

 

"Das ist keine Frage des Wollens! Hast du eigentlich irgendwas von dem, was ich gesagt habe, verstanden! Dieser ganze Tag war praktisch ein Verkehrsunfall!",

 

"Wie auch immer, ich geh nach Hause.", meint sie, steht auf und grinst mich über die Schulter hinweg an. "Ich muss dann langsam nach Hause. Bis dann, Taiyo.", verabschiedet sie sich und verschwindet im Badezimmer, wo ihre Uniform im Trockner bestimmt auch schon anziehbereit auf sie wartet.

 

Es dauert nicht lange, da spaziert sie mit denselben Sachen raus, mit denen sie die Wohnung betreten hat. 

 

"Kann ich den Schirm da ausleihen?", will sie wissen und zeigt darauf. 

 

"Klar!", antworte ich schnell. Hanako grinst, zieht ihre Schuhe an und greift danach. Wenige Sekunden später fällt die Tür hinter ihr ins Schloss.

 

Mein Blick fällt auf die Pizza, die wir letzten Endes überhaupt nicht angerührt haben. 

 

"Die hab ich ja völlig vergessen.", murmle ich und schiebe mir ein Stück davon in den Mund.

 

Den ersten Bissen runtergeschluckt, seufze ich. Wie bin ich da nur wieder hineingeraten? Ich beiße ein zweites Mal ab. Ich weiß, dass ich nicht alles alleine essen und den Rest für Elvis übriglassen werde. Echt belastend, wie schnell ich von diesem und jenem immer zunehme.

 

"Na, schmeckt's?", höre ich plötzlich eine Stimme hinter mir und fahre zusammen. Als ich mich umdrehe steht hinter meinem Rücken Elvis.

 

"Alter, nicht cool!", zische ich erschrocken und verschnaufe.

 

"Wie gut, zu sehen, dass Hanako wohlauf ist.", lässt er mich wissen und greift sich ein Stück Pizza.

 

"Wo warst du überhaupt?", fällt mir ein, dass ich das gar nicht weiß.

 

"Um ehrlich zu sein, ich habe neben der Tür gesessen und darauf gewartet, dass sie rauskommt. Ich glaube, das kam nur so mittelmäßig gut an.", ich verschlucke mich an meinem Pizzastück vor Lachen.

 

"Du bist unmöglich!", schnaube ich.

 

Elvis schluckt den Rest vom Käserand runter und geht ins Bad, ohne mir weiter Beachtung zu schenken. Wie das alles wohl aus seiner Perspektive ausgesehen hat? Werde ich wohl nie erfahren. Auch okay, mit meiner Version der Dinge bin ich absolut zufrieden. Ich meine, ich sitze mit einer Pizza auf der Couch. Und habe mit einem ziemlich süßen Mädchen rumgemacht. Ich habe... mit einem ziemlich süßen Mädchen rumgemacht, das... in die Klasse meines Bruders geht. Meines minderjährigen Bruders. Sekunde...

Wie bescheuert bin ich denn eigentlich?!

Was habe ich mir dabei gedacht?

Warum dachte ich auch nur im Entferntesten, dass das mit uns eine gute Idee ist?!

 

"Ich bin ja mal so was von abartig.", piepse ich und vergrabe mein Gesicht in meiner Hand.

 

Ich muss das irgendwie in Ordnung bringen. Dieses Mädchen ist vielleicht nicht blöd, aber es hat keine Ahnung, worauf es sich da einlässt. Das kann nicht klappen, das sollte es nicht. Da wäre sogar Yuki die bessere Wahl. Aber die geht mit Hide und ich mag Hide. Nein, so was mache ich nicht. Nein, einfach nein. Aber was soll ich dann machen? Es wäre besser, über dieses Mädchen hinwegzukommen. Es wird schwer, das alles abzuschütteln, aber es ist nicht unmöglich. Auch wenn mein Herz dabei bricht, sie gehen zu lassen, tue ich schlussendlich das Richtige. Auch wenn sie vom dem "Ich bin erwachsen und du bist es nicht"-Gefasel nichts hören will, im Grunde habe ich doch immer noch recht. Also tue ich das, was Erwachsene in so einer verzwickten Lage wie dieser tun würden. Ich lösche ihre Nummer, unterdrücke meine Gefühle und suche mir eine Freundin, mit der ich in die Kiste steigen könnte, ohne verhaftet zu werden! Mann, ich bin so ein Genie, ich sollte einen Preis bekommen!

 

"Eins zu null für Fettbacke.", seufze ich wenig begeistert und schlucke den Rest Pizza runter, obwohl die von der bitteren Realität, der ich ins Gesicht sehen muss, wirklich überhaupt nicht mehr schmeckt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Trivia (kann Spuren von Spoilern enthalten);
Ehemaliger Titel aus Version 1.0 - Die Liebe, wie es sie schon tausendmal gab.
Grund:
-

* Energiestrahl aus dem Dragonball-Franchise Komplett anzeigen

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