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Not yet another Fairytale

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Nach langer Zeit geht's weiter^^ Ich hoffe, ihr wart nicht zu ungeduldig und freut euch auf ein neues Kapitel und über ein neues Crewmitglied. Komplett anzeigen

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Into the Woods

„Hier ist es richtig nett, könnte ein bisschen Unruhe vertragen“, sagte Rosenrot mit einem frechen zarten Grinser über ihr Gesicht gezogen.

„Könnte eindeutig einen Anschlag vertragen“, flüsterte Schneeweißchen und sah sich indess um, wo sie als nächstes zu mehr Lebensmitteln kamen. Sollte es zu kompliziert werden, hatte Rosenrot ein paar Goldmünzen mitgenommen, doch tatsächlich dafür zu zahlen, hatten sie ganz grundsätzlich nicht im Sinn. Einen leeren Sack für die Beute trug Schneeweißchen bereits über den Schultern.
 

Der neue Steuermann hatte die kleine Crew binnen eines halben Tages auf eine Insel gebracht, auf der es vor Frieden schon regelrecht zu stinken begann. Kaum setzten sie Fuß an Land, liefen ihnen schon fröhliche Kinder über den Weg und die Mütter winkten ihnen vom Fenster aus zu. Am Meer, nicht weit entfernt, waren ein paar Schiffe ausgefahren und zu fischen, das große Piratenschiff bemerkten sie gar nicht, oder zumindest wurde es nicht beachtet.
 

Die Schwestern gingen vom Hafen direkt in die kleine Stadt die sich direkt dahinter ansiedelte. Eindeutig war das hier der Ort an dem sich alles abspielte. Gemütlich durch die Gassen schlendernd fanden sie auch schon einen Lebensmittelhändler. Erhobenen Hauptes betraten die Damen das kleine Geschäft und verließen es auch schon noch wenigen Augenblicken so schnell sie ihre Füße tragen konnten. Natürlich waren sie schnell aufgeflogen nachdem Schneeweißchen Reis, Nudeln und etwas Gemüse in den Sack packte.
 

„Aber wir brauchen noch Fisch und Fleisch“, protestierte Rosenrot, die missmutig ihrer Schwester nach eilte.

„Nachher nachher“, rief diese und gerade weil bereits auf sie geschossen wurde, zweigten sie in die nächstbeste Gasse ein. Dieser Abzweigung folgten mehrere ihrer Art und im Handumdrehen fanden sich die beiden am Waldrand wieder.

Der Aufgebrachte Händler war ihnen schnell nachgelaufen, hielt aber inne als er erkannte, wo sie waren.
 

„Geht da nicht rein!“, rief er und legte sogar da Gewehr weg. „Auch wenn ihr mich beklaut habt, geht da nicht rein, das ist gefährlich“, sagte er noch und gab ihnen genau das richtige Stichwort.

„Gefahr?“, fragte Schneeweißchen und zwinkerte der Rothaarigen zu: „der lachen wir ins Gesicht“, konterte die kleinere und beide liefen direkt in den Wald hinein. Der Händler blieb verängstigt zurück.

„Die armen Mädchen“, murmelte er und ging gedrückt mit seinem Gewehr wieder zurück in seinen Laden, der in der Zwischenzeit von einem weiteren Gast besucht wurde, von dem aber keine Spur mehr war.
 

„Es klappt einfach immer wieder, die zwei lenken ab, ich hol das Fleisch“, brummte Bärchen belustigt vor sich hin. Hood fand das gar nicht gut und hatte, als ihn niemand sah ein paar Dukaten, die er noch von der Marine hatte auf den Dresen. Er konnte es nicht sehen, dass hier einfache Leute beklaut wurden, doch er war nun Mitglied dieser Crew, die er noch nicht davon überzeugen konnte, ein wenig ehrlicher zu sein und sich auf die eigene Klasse zu beschränken.
 

Fröhlich gingen die beiden Herren wieder zurück zum Schiff und luden die Vorräte unters Deck, das frische Zeug wurde gleich in die Küche gebracht.
 

„Wenn sie die richtigen Dinge hat, kocht sie gar nicht so schlecht“, murmelte der große Mann, doch Hood wollte das nicht so recht glauben und merkte an, dass an Board nicht einmal Gewürze zur Verfügung standen.

Doch Gewürze waren teuer, das wusste Bärchen und außerdem war es zu unbedeutend, dafür vielleicht sogar erwischt zu werden, auch wenn er seine Kapitänin vertraute und sie stets davon kamen, so gelang es ihnen genau dieses eine Mal nicht, als sie vor ein paar Tagen einen Salztanker überfallen hatten, das war der Tag an dem sie der Vizeadmiral gefangen hatte.
 

Im Wald zog ein kalter Wind und es war muksmäuschen Still. Keine Grille zirpte, kein Vögelchen zwitscherte. Es war direkt unheimlich und angsteinflößend, würden sich die beiden jungen Damen von so etwas aus der Fassung bringen lassen, doch so war es nicht.
 

„Na auf die Gefahr bin ich aber gespannt“, spottete Schneeweißchen, die zweite kicherte und fischte sich einen Apfel aus dem Sack, welchen sie gleich anbiss.

Auch, wenn ihr Ziel wieder das Schiff war, so waren sie doch ein wenig neugierig, warum dieser Wald so gefährlich war. Vielleicht gab es hier Banditen, die sich mit einem saftigen Schatz versteckten und zu einem Schatz konnte die Weißhaarige nie nein sagen.
 

Schon fast unvorsichtig schlenderten die Mädchen durch den Wald. Sie wussten beide, irgendetwas war tatsächlich hier, allerdings konnten sie es noch nicht ausmachen. Erst als sie beide hochschreckten, weil wohl doch Tiere im Wald waren, denn der Flügelschlag eines wegfliegenden Vogels hatte beide so erschreckt, dass sie nun Rücken an Rücken inmitten eines kaum zertretenen Weges standen und aufmerksam in den Wald hineinlauschten.

Schneeweißchen hatte sofort ihr Buschmesser gezogen, während Rosenrot einen Degen zückte.
 

Die Augen bewegten sich schnell und tatsächlich konnten sie ein weiteres Rascheln ausmachen.

„Es ist wie ein junges Wildschwein“, sagte Schneeweißchen leise um Rosenrot zu warnen, diese nickte und im nächsten Augenblick waren sie beide auch schon bereit auf das Wesen, welches auf sie zueilte.

Gekonnt wehrte die größere einen kleinen Dolch ab und schleuderte ein noch viel jüngeres Mädchen, als ihre kleine Schwester es war, ein gutes Stück zurücl.
 

„Was habt ihr in meinem Wald verloren?“, zischte das Kind. Die Haare hingen ihr in ungepflegten Zotteln ins Gesicht, über den Rücken und die Schulter, darüber trug sie einen roten Mantel mit Kapuze, alles an ihr war schmutzig und sie sah wahnsinnig verwahrlost aus.
 

„Wir suchen einen Schatz, gibt’s hier einen?“, fragte Schneeweißchen einfach. Das Mädchen knurrte und schüttelte den Kopf.

„Nichts zu holen, hier gibt’s nichts zu holen“, wiederholte sie einige Male und die Schwestern sahen einander überlegend an. Ihnen war klar, wer so darauf bestand, dass es nicht zu holen gab, hatte was zu holen.

Statt einfach zu gehen, wollten sie somit an das Mädchen herankommen und sich nehmen, was ihnen zustand, so empfanden sie es zumindest.

Doch so leicht wollte ihnen die Blonde das nicht machen. Sie startete wieder auf die Eindringlich zu, welche in diesem Moment nur abwehren konnten. Außerdem wollten sie ihr nicht wehtun, noch nicht.
 

Ein gar nicht so schlechter Schlagabtausch brachte Schneeweißchen zu einer Entscheidung. Sie machte einen großen Schritt zur Seite als die Fremde abermals auf sie einstechen wollte und fasst sie ruckartig an der Hand, die den Dolch hielt.
 

„Du bist gerade mal ein Kind, aber hast den Lebenswillen einer Kriegerin, ich glaube nicht, dass du hier ein besonders gutes Leben hast, komm mit mir und bringe dir echtes Kämpfen und echtes Leben bei“, schlug sie vor, doch die Kleine befreite sich geschickt aus dem Griff, riss sich selbst zu Boden und nahm mit dem aufgehobenen Dolch wieder eine Verteidigungshaltung ein.
 

„Wer bist du?“, fragte sie und Schneeweißchen sagte ehrlich und unüberlegt heraus, dass sie Piraten seien und einen riesigen Schatz am Ende der Welt suchten. Bei dem Wort ‘Piraten‘ schauderte dem Mädchen. Immer wieder stich sie abschreckend in die Luft, dass ihr die beiden nicht näher kamen und wich zurück, als diese es dennoch taten.
 

„Hast du was gegen Piraten? Wenn du uns nichts tust, tun wir dir auch nichts“, versuchte es nun Rosenrot, doch das Vertrauen wollte nicht kommen. Nun ja, das wunderte beide jetzt nicht wirklich. Sie drangen hier als vollkommende Fremden in ihr Revier ein, waren bewaffnet und sie wollte ganz klar in Ruhe gelassen werden.
 

Das Mädchen reagierte nicht, aber war neugierig. Noch nie hatte sich jemand in ihren Wald gewagt, nachdem sie die ersten Eindringliche zur Rechenschaft gezogen hatte.
 

Eine Weile starrten die drei einander an und schnell wurde es Schneeweißchen langweilig. Sie warf ihre Machete zu Boden, nahm eine angenehme Haltung ein und machte einen Vorschlag: „Weißt du was? Du kannst uns gerne erzählen, warum du hier so Mutterseelen alleine im Wald rumlungerst und einen auf Rambo machst und wir erzählen wir, was wir so machen und dann gibst du uns deinen Schatz, den du beschützt und wir alle Segeln weiter.“
 

Die Augen des jungen Mädchen huschten zwischen den Schwestern hin und her.

„Warum soll ich mit?“, fragte sie und stach erneut mit dem Dolch in die Luft. Auch Rosenrot legte ihre Waffe nieder, ging sogar einen Schritt weiter und setzte sich gemütlich auf den Boden.
 

„Weil wir glauben, dass du gut zu uns passt, du hast niemanden und wir würden dich aufnehmen, dich waschen und mit dir coole Abenteuer bestehen“, sagte die Rothaarige „Wir können deine Familie sein“, fügte sie hinzu.
 

„Familie betrügt“ – „Wahre Familie nicht“, sagte Schneeweißchen auf den Konter und setzte sich ebenfalls. „Wenn dich deine Familie betrogen hat, war sie es nicht wehrt“, sprach sie weiter und deutete dem Mädchen, näher zu kommen.

„Erzähl doch mal“, forderte sie ein weiteres mal und schwor sich, das war das letzte Mal das sie fragte, denn sie war nicht Seelenheilarzt und hatte auch kein Interesse daran, auch wenn sie neugierig war, was das arme Ding durchgemacht hatte.
 

„Mama hat mich zu Großmutter geschickt“, sagte sie leise, dachte aber nicht daran, ihre Haltung zu entspannen. Dann deutete sie mit dem Dolch in der Hand hinter sich. „Dort ist ihr Haus“, sprach sie weiter und begann endlich zu erzählen.
 

Der Name des Mädchens war Emilie, doch ihre Mutter und alle aus der Stadt nannten sie Rotkäppchen, weil sie schon als Baby von ihrer Großmutter ein rotes Käppchen bekommen hatte, durch welches sie immer erkennbar war.

Emilies Großmutter war die letzte Tochter der Familie, die diese Stadt gegründet hatten und wollte ein ruhiges Leben ohne Trubel haben und entschied sich dafür, in den Wald zu ziehen. Immer wieder besuchte die Familie die Großmutter, brachte ihr Essen und versorgte sie mit dem Nötigsten.

Eines Tages hörten die Besuche auf, Emilie verstand das damals nicht, bis sie eines Tages alleine zu ihr geschickt wurde, mit einem Korb gefüllt mit Wein, Wasser und ein paar Lebensmitteln, einen roten Mantel, den sie immer noch trug, zog man ihr über, ehe sie los ging.
 

Das Mädchen verstand nicht, warum die Mutter weinte und der Vater diese in Armen hielt und ihr zusprach. Einen langen Spaziergang später kam sie an der Hütte an, die sie so gut kannte. Sie sah heruntergekommen aus und Angst machte sich breit in dem Mädchen. Zögerlich öffnete sie die Tür und gleich zog ihr ein schrecklicher Gestank in die Nase.
 

„Rotkäppchen“, drang es an ihr Ohr von einer Stimme, die sie noch nie gehört hatte. „Großmutter?“, fragte sie zaghaft und trat an das Bett der alten Frau, doch was sie da sah, war nicht ihre Großmutter, nicht mehr. Die Leiche lag bestimmt schon Monate hier und die Fliegen umflogen die Überreste der einst so liebevollen alten Frau. Emilie ließ sofort den Korb fallen und wollte fliehen, doch vor ihr wurde sofort die Tür geschlossen und ein bulliger alter Mann stellte sich ihr in den Weg.

Es stellte sich heraus, dass er Pirat war, wollte seinem Dasein ein Ende setzen, doch fand dann diese Insel, diese Hütte und entschied, sich hier zur Ruhe zu setzen. Mit den Bewohnern der Stadt hatte er einen Pakt, welcher das kleine Mädchen an diesem Tag zu ihm gebracht hatte. Doch womit Wolfram, der Pirat nicht gerechnet hatte, war der Überlebenswille des kleinen Mädchens.

Aus dem Korb hatte sie einen Dolch, den ihr die Eltern mit einem letzten Funken Hoffnung eingesteckt hatten und jagte den Piraten in die Flucht.
 

Während Emilie erzählte, machte sie immer wieder Pausen und stockte. Auch Rosenrot musste immer wieder schlucken. Das war einfach zu grauenhaft. Sogar Schneeweißchen hatte die Hand an ihren Mund gelegt und starrte das kleine zitternde Mädchen mit entsetzten Augen an.
 

„Du kommst mit uns“, sagte sie bestimmend und stand auf.

„Rosenrot, du gehst in die Hütte, holst, als sie brauchen könnte und wir sind weg“ – gesagt getan, sprang die Schwester auf und lief an dem kleinen Häufchen Elend vorbei.
 

„Die Menschen sind anders und Piraten sind anders, nunja nicht alle, aber wir. Wir klauen nur!“, versicherte die Weißhaarige und ging auf das kleine Mädchen zu. Sie war vielleicht zwei Jahre jünger als ihre Schwester und es tat ihr unheimlich weh, dass jemand in solch jungen Jahren bereits so ein Leid angetan wurde.
 

Vorsichtig ging sie auf Emilie zu und nahm sie schließlich in den Arm. „Wir werden dich Käppi nennen“, sagte sie vergnügt und drückte sie an sich, auch wenn es nur sehr zögerlich erwidert wurde, wenn überhaupt.
 

Aus der Hütte hatte Rosenrot eine große Kiste entwendet, in der sich Hab und Gut des Piraten Wolframs befanden und da gehörten sogar ein paar nette Klunker dazu, über welche sich gerade Schneeweißchen sehr freute.
 

„Davon können wir dem kleinen Ding hier was zum Anziehen kaufen, aber sicher nicht auf dieser Insel“, mit diesen Worten hob sie Käppi hoch und die Piraten verließen die Insel wieder. Auch, wenn sie sich gerne an den Bewohnern gerächt hätte, so lebten diese ja weiterhin in Angst und Schrecken, dass in dem Wald ein wahnsinniges kleines Mädchen lebte, welches irgendwann wieder herauskommen würde und vielleicht die ganze Insel versenken würde, so hätte es zumindest Schneeweißchen getan.



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