50 gute Gründe am Leben zu bleiben von -AkatsukiHime ================================================================================ Kapitel 1: Jalapeños und ein Galgen im Atelier ---------------------------------------------- Anstatt einleitenden Worte zu schreiben, wollte ich mal so spontan in die Runde fragen, ob ich eigentlich die Einzige bin, die bemerkt hat, dass in dieser Folge, wo Akatsuki und Orochimaru versuchen Naruto mit so einem Naruto-Roboter zu fangen, wisst ihr welche ich meine? - Diese total dämliche Folge, die gleichzeitig aber einfach auch total lustig ist, wo Deidara Gaara auch später mit diesem Rassel.Tanz aufzieht... jaja, genau die. Bin ich die Einzige, der aufgefallen ist, dass Deidara an einer Stelle die vierte Wand durchbricht? Bin ich dämlich? - Aber er sagt das doch zu "uns", oder bild ich mir das ein? Fragen über Fragen. ________________________________________________________________________ „Also, ich nehme auf jeden Fall Cheese-Oregano und Cheddar-Käse... und..." Ich überlege kurz, tippe mir nachdenklich gegen mein Kinn und schaue dann den ,mehr als entnervten, Subway-Verkäufer an, als stände ihm meine Bestellung irgendwo ins Gesicht tätowiert. „Und auf jeden Fall Zwiebeln!" , fahre ich hastig fort und höre Hidan neben mir auflachen. Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu, ehe ich mich erneut an den Verkäufer wende, der mit seiner motivierten Art sich derweilen definitiv für den Posten, des Angestellten des Monats nominiert. „Knoblauch haben sie nicht, oder?", möchte ich wissen. Er seufzt leise, verweist mich dann stumm auf die Speisekarte, welche als Aufkleber vorne am Glas der Kühltheke angebracht ist. „Nein, also...", murre ich, während ich die Zutatenliste überfliege, hebe den Blick dann erneut. „Dann klatschen Sie Jalapeños drauf, viele Jalapeños.", entscheide ich und nickend dreht sich der Angestellte, auf der eigenen Achse, herum und zum Backofen, um mein bereits getoastetes Brot zu belegen. „Das wird dir nichts bringen.", schnaubt Itachi neben mir und ich kann sein schiefes Grinsen förmlich hören. „Und wenn schon.", entgegne ich schulterzuckend, beginne dann, in meiner Sporttasche, nach meinem Portemonnaie zu kramen. „Dara stinkt einfach gerne, was, Kleiner?", lacht Hidan, klopft mir einmal feste auf den Rücken und beinah hätte ich das ganze Kleingeld auf den Boden prasseln lassen. Entnervt hebe ich den Blick. „Bitte?", raune ich ihm empört zu und klatsche die Münzen auf die Theke,"Ich glaube du verwechselt da was mit dir selbst." Schnaubend stemmt der Grauhaarige die Hände in die Hüfte und wirft mir einen vernichtenden Blick zu. Eins zu null für mich, Schätzchen. Ein zu null für mich. Dankbar nickend nehme ich meinen eingepackten Sub entgegen und lasse ihn, an einer etwas geschützteren Stelle, im Inneren meiner Tasche verschwinden, immerhin brauche ich Nervennahrung, für die nächste Vorlesung. Auf die ich so gar keinen Bock habe und wieder einmal kommt in mir der Gedanke hoch, ob ich nicht einfach lieber nach Hause gehen sollte, mich mit meinem Chicken Teriyaki auf's Sofa lümmeln und den ganzen restlichen Tag Netflix schauen sollte. Klingt auf jeden Fall entspannter, als sich fortzubilden. Ich meine, ein Akademiker wird aus mir ohnehin nie werden, dieser Zug ist lange schon abgefahren und so richtig ernst nehmen tue ich das Studium auch nicht, was allerdings daran liegt, dass ich immer noch nicht die geringste Ahnung habe, wie es danach weiter gehen soll. Eigentlich habe ich mich nur an der Uni angemeldet, um weiterhin staatliche Unterstützung zu behalten, ohne Arbeitslosengeld beantragen zu müssen, denn dafür bin ich irgendwie zu stolz. Und soweit ist es ja jetzt auch noch nicht. Also, glaube ich, ... Offiziell bin ich Student und sowas kommt immer gut. Ihr wisst was ich meine? - Du erzählst ihnen du bist Student und es kommen Sätze wie „Oh, das ist ja toll.", oder aber „Super, dann warst du auch sicher gut in der Schule." und dann antworte ich „Ja, war ich, ich war Jahrgangsbester." und dann, ja dann, dann kommt die allumwogene Frage „Und wie soll es dann nach dem Studium für dich weiter gehen?". Und da muss ich passen. Denn ich hab ehrlich gesagt nicht die leiseste Ahnung. „Nehmen wir den Bus zur Uni?", reißt mich Itachi mit einem Mal aus meinen Gedanken und augenblicklich bleibe ich stehen, schaue mich verwirrt um und mache dann kehrt, denn offensichtlich haben sowohl Hidan, als auch Wiesel einfach Halt gemacht und ich bin munter weiter gelaufenen. Bye then. ~ „Tube geht schneller, oder?", überlege ich, worauf Itachi nur mit den Schultern zuckt, dann seinen Rucksack schultert und die Hände in den Taschen seines khaki-grünen Armani-Parkas vergräbt. So sehr es mich wurmt, der Schnitt und auch der Farbton stehen ihm ausgesprochen gut, aber ich denke eine etwas günstigere Variante hätte es auch getan. Ich meine, über 300 Pfund für eine Jacke? Als er mit dem Teil Anfang diesen Monats ankam, kam ich nicht umhin zu bemerken, dass Kinder in Afrika gar nichts haben. Zugegeben, nicht mein bestes Argument und Itachi hat außerordentlich aufgeschlossen gekontert und mir versprochen, wenn er ihn nicht mehr trüge, er ihn zerteilen, einfrieren und dann in kleinen Päckchen nach Kapstadt schicken ließe, damit die Leute ihn dort essen könnten. Ich hab drüber gelacht, aber ein bisschen blöd fand ich's trotzdem. Naja, Pustekuchen. „Dann Tube.", beschließt der Schwarzhaarige schließlich und deutet mit dem Kinn leicht in Richtung des „Underground"-Schildes, auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich nicke und folge meinen beiden Kollegen, allerdings mit etwas Abstand, denn während Hidan und Itachi in einer hitzigen Diskussion über Fortnite quasi aufgehen, beziehungsweise Hidan geht auf, Itachi nickt nur manchmal und gibt relativ einsilbige Kommentare, aber das ist für seine Verhältnisse schon ziemlich viel und wahrscheinlich wird es sich später wieder schämen, so die Beherrschung verloren zu haben. Anyways.~ Mit hallenden Schritten stiefeln wir die grau-marmorierten Steintreppen zur Station hinab, hier unten ist es beinah noch kühler, als oben auf den Straßen und ein weiteres Mal fällt mir auf, wie kalt es in den letzten Tagen geworden ist. Für das Wochenende haben sie sogar Schnee angesagt. Nun, besser ist das, denn so habe ich keine Ausreden, mich einmal nicht mit meinem Studium zu befassen. Denn, ob ich es nun ernst nehme, oder nicht, durchrasseln möchte ich nun wirklich ungern und ich habe einige Arbeiten schleifen lassen, darf auch nicht vergessen nach der Vorlesung noch eben in die Stadt zu huschen und neuen Lehm, für eines meiner jüngeren Projekte, zu besorgen. Denn auf lange Sicht wird es auffallen, wenn ich immer die Materialien der Anderen aus dem Atelier der Uni abziehe und ich glaube, das könnte noch ungemütlich werden dann, also besser nicht. Während Hidan Itachi versucht zu erklären, wie man am besten baut, lasse ich schmunzelnd die Hand an meine Hosentasche gleiten und ziehe mein Handy aus eben dieser. Mit meinem Daumen streiche ich behutsam über das Display, entsperre somit den Screen und sofort springt mir eine Nachricht von Tenten entgegen. „Kommst du zur Vorlesung?", möchte sie wissen und leise seufzend rolle ich mit den Augen. Die Kleine ist nicht nachlässig, was so etwas angeht und wenn es nicht meine Mutter ist, die mir die Ohren lang zieht, weil ich geschwänzt habe, oder wegen meiner sonstig, eigentlich generell fehlenden Arbeitsmoral, dann kann ich mir sicher sein, dass spätestens Tenten diesen Part übernimmt. Was man ihr gar nicht zutraut, wenn man sie im ersten Moment kennen lernt, denn sie ist alles, aber sicher in keiner Form bestimmend. Doch stille Wasser sind tief und da hätte mich vielleicht mal jemand vorwarnen müssen, bevor ich mich damals mit ihr an freundete. Leise brummend tippe ich eine Antwort ein, beschleunige meinen Schritt ein wenig, um zu Itachi und Hidan auf zu schließen, welche bereits ab und an ungeduldig über die Schulter zurück, in meine Richtung schauen. „Ja, hab ich doch gesagt." Leise schnauben schicke ich die Nachricht ab, setzte noch einen genervten Emoji, als Nachdruck hinterher. Der hat gesessen. Dann beeile ich mich, lasse das Handy zurück in die Tasche meiner Jogginghose gleiten und trabe gemächlich zu meinen beiden Freunden. Ein leichter Windzug streift durch mein langes, blondes Haar und das leise Quietschen, aus dem dunklen Tunnel, zu unserer Linken. verrät mir, dass die Bahn einfährt. Zuerst steigt Itachi ein, dicht gefolgt von Hidan und mir. Setzten tun wir uns nicht, denn bis zum Campus sind es nur drei Stationen mit einer Fahrzeit von insgesamt circa fünf Minuten. Auch Hidan beginnt an seinem Handy rum zu daddeln und in mir steigt die Vermutung auf, dass es was mit der kleinen Süßen von Samstagnacht zu tun hat. Zumindest seinem schamlosen Grinsen und der leichten Röte auf den Wangen nach zu urteilen. Ich spüre, wie Itachi mich mustert, hebe den Blick und ziehe dann fragend eine geschwungene Braue nach oben, schnelle im nächsten Moment mit der Hand neben mich, um mich an einer der Stangen fest zu halten, da es mich sonst wahrscheinlich vor lauter Fliehkräften umgehauen hätte. Die Bahn fährt an und wird von Sekunde zu Sekunde schneller. „Und denkst du, die Jalapeños reichen?", möchte er wissen und ein schiefes Lächeln legt sich auf seine Lippen. Ich zucke mit den Schultern und mein Blick wandert automatisch zu meiner Tasche, in welcher mein Chicken Teriyaki derweilen höchstwahrscheinlich von meinen Büchern zermatscht wird und um sein Überleben bangt. „Vermutlich nicht.", muss ich mir eingestehen und schaue wieder auf. Itachi lacht leise und ich ziehe verärgert die Brauen zusammen. „Ich bin halt nicht so nh Rampensau.", murre ich und das war gelogen, denn ehrlich gesagt, stehe ich doch meistens gern im Mittelpunkt, kommt natürlich immer ganz drauf an, worum es gerade geht. Ihr wisst, was ich meine, es gibt dieses „gute im Mittelpunkt stehen" und dieses „schlechte im Mittelpunkt stehen" und dazwischen gibt es irgendwie nicht so viel, denn wenn du nicht gerade einen Oskar gewonnen, oder aber versehentlich statt Tofu echtes Fleisch für deine vegane Party verwendet hast, dann schaut dich auch kein Schwein an. In dieser Welt gibt es zwei Pole, entweder du verschaffst dir Aufmerksamkeit durch Anerkennung, wenn du zum Beispiel auf einer Party der heißeste Hecht unter den ganzen Fischis bist und zudem noch ein ziemlich guter Tänzer, dann gehören die Mädels dir. Die und alle geneigten männlichen Vertreter der Gattung Mensch, wahrscheinlich. Oder aber und um bei der Party-Methapher zu bleiben, du bekommst deine Aufmerksamkeit eben durch, ... weniger schöne Dinge, keine Ahnung schießt dich ab und kotzt den Eltern des Gastgebers ins Bett, oder sowas. Oder in den Vorgarten. Oder aber auf die einzig grüne Stelle, auf der ohnehin schon recht mickrigen Terrasse, wie Hidan an meinem letzten Geburtstag. Allerdings muss ich gestehen, hatte das Ganze auch sein Gutes, denn die Radieschen wachsen dort nun am besten. Nur essen will sie halt niemand mehr. [Anm.: Erlebnis frei erfunden ~ *hustet sich nen' Wolf *] Und ich muss gestehen, ich kann ich nicht genau zuordnen, worunter mein Aufmerksamkeits-Erwerb fällt, aber ich denke, oder eher gesagt ich hoffe, bete, keine Ahnung flehe, es ist diese erste Geschichte. Allerdings mache ich ja nichts aktiv um diese ganzen Blicke zu bekommen, ich, ... existiere einfach und das scheint offenbar auszureichen. Das ganze Desaster nahm seinen Lauf, als ich vor, schätzungsweise zwei Jahren, mit dem Training angefangen habe, ihr wisst schon, irgendwann kam der Zeitpunkt, da war es so nh Modeerscheinung sich nachmittags mit seinen Freunden im Fitnessstudio zu treffen, sich in seine Marken-Aktivewear zu schmeißen und süße Gruppenbildchen vorm Spiegel, in der Umkleide zu machen, natürlich alle so aufgestellt, dass man bei jedem auch das „Nike", „Addidas" und „Puma"- Zeichen sehen kann. Und das wurde dann auf Snapchat und Instagram gepostet und dann ging man ungefähr eine halbe Stunde tatsächlich Sport machen, beziehungsweise die Jungs gingen ein paar Gewichte stemmen und die Mädchen setzten sich in eine Ecke, am häufigsten in die, mit den Gymnastikbällen und schnatterten. Und wenn man dann am nächsten Tag gefragt wurde, was man am vergangenen Abend gemacht hatte, dann berichtete man stolz, von seinem straffen Trainingsplan und von den Boostern, die man jedes mal, statt eine Mahlzeit zu sich nahm (nur um sich Mitternachts zwei Tiefkühlpizzen rein zupfeifen) und die Leute antworteten dir mit Sachen wir: „Wow, ja, du ziehst richtig durch, ich seh' auf Snapchat – Du bist jeden Tag FitX." oder „Krass, du machst viel Sport, oder? Woher ist by the way die süße Hose, auf deinem letzten Instabild?" Jaja. So und nicht anders. What a time to be alive und wir sind mitten drin. Ich gehörte, oder besser gesagt gehöre allerdings zu der Section, die den ganzen Spaß wenigstens etwas ernst genommen hat, ich meine, ich bin jetzt kein Muskelberg, aber das möchte ich auch nicht sein. Ich würde sagen, gut athletisch, alle mal und auf jeden Fall sieht man, dass ich Sport treibe und irgendwann hat es angefangen mein Selbstbewusstsein ziemlich zu beeinflussen und zwar im positiven Sinne. Ich habe mich mehr getraut und unter anderem Eine der Sachen gemacht, die ich schon immer machen wollte und zwar meine Haare wachsen lassen. Jetzt mag der Ein oder Andere von euch womöglich denken, dass da nicht groß was dabei ist, aber ehrlich gesagt, ihr habt keine Ahnung. Da, wo ich herkomme, aus einer Kleinstadt im Norden Englands, weiß man von jeder Kuh die hustet und wenn ich sage „extravagante" Leute sind dort nicht gerne gesehen, dann meine ich das auch so. Nun, bin ich allerdings eher als Freidenker erzogen worden und meistens versuche ich mir auch meine, eigentlich, ziemlich offene und aufgeschlossene Erziehung in Erinnerungen zu rufen, bevor ich manche Sachen an gehe, oder sie beurteile. Beziehungsweise VERurteile, wie die Meisten von uns. Das ist natürlich nicht immer so einfach, aber in der Regel bemühe ich mich sowohl neben, unter, vor, als auch auf dem Tisch zu stehen und dann, naja, ihr wisst ja wie das läuft. Ich muss euch nichts erklären und so schön ausformulieren, wie der Keating könnte ich es ohnehin nicht. Was ich eigentlich damit sagen möchte ist, dass ich mich halt ziemlich verändert habe, in den vergangenen Jahren und ich denke zum positiven, beziehungsweise, ich weiß zum positiven und nachdem ich endlich meinem alten Kaff entronnen und in die nächstgrößere Universitätsstadt umgesiedelt war, was für mich erstmals ein unglaublicher Kulturschock war, die U-Bahnen, die Autos und diese tausenden Menschen und keine Wiesen mit Kühen und Schafen und oh Gott – keine schlammigen Wege, wo du mit dem Auto alle drölf Meter im Morast stecken bleibst und, wenn's schlecht läuft, samt Blechbüchse im Schlamm versinkst. Hach ja, Schottland, schönes Pflaster, ... wo war ich stehen geblieben, ... stimmt, genau: Nachdem ich umgezogen war, hatte mein Leben eine beachtliche Wendung genommen, wie gesagt, ich, inzwischen langhaariger, blonder, trainierter, junger Mann von 19 Jahren, kam also in die Großstadt um an der lokalen Uni „Bildenen Künste" zu studieren, ein Studiengang, welcher, wäre mein Vater nicht bereits tot (Gott hab ihn selig) spätestens dann ins Grab gebracht hätte. Doch nicht nur das, außerdem geriet ich, wie ich mich auf der Suche nach einem Nebenjob befand, denn die Mietpreise werden ja auch nicht gerade günstiger, an ein Modelabel, welches mich auch prompt unter seine Fittiche genommen hat. Und das war niemand geringeres als das Brandlabel von Calvin Klein. Und das hat mir, ob ihr glaubt oder nicht, nicht auf finanzieller Ebene ziemliche Entspannung verschaffen, sondern auch, vor allen bei den Mädels der Uni ganz schön viel Eindruck. Und dann ging es los, am Anfang waren es noch Tuscheleien hinterrücks, doch über die Monate kam es immer häufiger vor, dass sich das ein oder andere Mädchen reichlich Mühe mit einer „Liebeserklärung" machte, oder einfach random versuchte auf irgendeiner Party sich mir an den Hals zu schmeißen und richtig lustig wurde es ab dem Punkt, wo auch noch die Kerle vom anderen Ufer zu mir rüber schwammen. Ab da eskalierte die ganze Sache ein bisschen und ohne es zu wollen, war ich der Schönling des Campus und wurde dauernd angeschmachtet und, so dämlich es klingen mag, das Ganze beginnt dich irgendwann, nach geraumer Zeit, ziemlich zu nerven. Zumal du einfach gar keine Ahnung mehr hast, wer es ernst mit dir meint, oder generell, woran du bei den einzelnen Leuten bist, denn sicher lässt sich nie sagen, ob sie dich mögen, ob sie dein Aussehen mögen, ob sie ein Bild mit dir auf Insta posten und dich verlinken wollen, für mehr Follower, oder aber, ob sie einfach nur nh Rabattcode bei Calvin Klein sneaken wollen. Aber das Glück schien sich immer noch auf meiner Seite zu befinden und so geriet ich an Itachi und Hidan, die zwar beide etwas älter sind, als ich, aber sie sind echt in Ordnung. Mehr als das. Ich würde sogar behaupten, richtig gute Freunde, Freunde für's Leben, wenn das hier ein Disney-Film wäre. Ich zucke zusammen, als Itachi mir mit einem Mal ziemlich bestimmend gegen die Schulter tippt und zerstreut hebe ich den Blick. „Erde an Deidara?", fragend zieht er die Brauen zusammen und ich schüttele langsam den Kopf. Was möchte die Erde? Wie, wo, was? - Anwesend?! „Hast du mir eigentlich zugehört?", möchte Itachi dann wissen und ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt und mir etwas warm wird. Itachi seufzt gedehnt, geht dann allerdings nicht weiter drauf ein, wofür ich ihm ganz dankbar bin. „Du glaubst also, die Zwiebeln und Jalapeños werden dir die schmachtenden Weiber vom Hals halten?", stellt er belustigt fest und ich zucke mit den Schultern. „Das war der Plan.", brumme ich und drücke die Nase in meinen weichen Schal. Mir doch egal, ob ich stinke. Lieber stinken, als am laufenden Band Leuten meinen Snapchat-Namen zu geben. Irgendwann erstell' ich Visitenkarten, die steck ich dann hinten in ein Laubgebläse und stell mich auf's Unidach... Das gibt meiner Karriere bestimmt einen Kick, oder aber macht ihr den Gar aus, der Grat ist schmal. Ich mustere Itachi, welcher nach wie vor darüber zu schmunzeln scheint, bemühe mich um einen verärgerten Gesichtsausdruck, doch muss unweigerlich Lachen, sowie ich das versucht kontrollierte Zucken um seine Mundwinkel suggeriere. Auch Itachi lacht leise und mit leicht tränenden Augen lasse ich den Blick auf die Dunkelheit, hinter den Scheiben wandern. „Du bist schon ein Idiot, Uchiha.", murmel ich. „Meinst du, er kommt noch?", ungeduldig tippelt Tenten mit den Fingerkuppen auf ihrem Collegeblock herum und wirft mir dann einen fragenden Blick zu. „Was?", irritiert schaue ich auf, war ich doch gerade damit beschäftigt gewesen, nicht die Hälfte meines Subs auf meinem Schoß zu verteilen. „Herr Akasuna.", sagt sie und mustert mich kurz, lächelt dann jedoch. „Hast du jemals Essen gelernt?", möchte sie wissen uns streicht mit dann behutsam mit den Daumen die Soße aus dem Mundwinkel. Entnervt verziehe ich das Gesicht und fahren mir dann selbst mit dem Handrücken das Kinn entlang. Und die Wangen, sicher ist sicher und um die Frage zu beantworten: Nein, habe ich nicht. Am Ende des Tages hängt es überall, doch es bringt einen positiven Effekt mit sich. Sollte spontan eine Hungerepidemie ausbrechen, würde ich als letzter sterben, denn irgendwo in meinen Haaren findet sich bestimmt noch etwas, was mich am Leben hält. Kleiner Spaß, ich verasch' euch nur. Ich geh regelmäßig duschen, okay? Ich bin nicht ekelig. Vielleicht im Moment nicht sonderlich ästhetisch, da mir die Hälfte meiner Jalapeños irgendwo im Gesicht klebt. Aber auch wir Kunststudenten haben unsere schwachen Momente. „Dürfen wir nicht gehen, wenn der Professor länger als eine halbe Stunde auf sich warten lässt?" Das ist Kiba, der sich zu uns umdreht. Ich zucke nur unbestimmt mit den Schultern, schaue dann fragend zu Hinata, welche auch unsicher scheint. „Ich bin mir nicht sicher...", entgegnet sie zögerlich, doch unsere Frage beantwortet sich von selbst, denn just in dieser Sekunde geht ein unglückliches Raunen durch den Hörsaal und die ersten Vorlesungsteilnehmer erheben sich und räumen ihre Sachen zusammen. „Ha!", freut sich Kiba und versetzt Sai, neben sich einen Stoß, was einen Strich quer durch seine Zeichnung zur Folge hat. „Oh, shit, sorry Bruder.", entschuldigt sich Kiba hastig und ich verziehe das Gesicht und lasse zischend die Luft, durch die Zähne entweichen. Das Bild sah echt gut aus und so, wie ich das von hier einschätzen kann, hat er es mit Kohle gezeichnet und Kohle lässt sich äußerst schlecht radieren. Wenn dann, nur mit einem Knetradierer und auch da, bleibt nach stundenlangem drüber-tupfen noch ein Schatten zurück. Sai seufzt leise, betrachtet sich dann wehmütig das ruinierte Werk, gibt sich dann jedoch gelassen und lässt den Block, samt Stiften in seiner Tasche verschwinden. „Halb so wild, war eh nur eine Skizze.", murmelt er, doch ein leicht genervter Unterton schwingt dennoch in dem Gesprochenen mit. Tenten und ich werfen uns einen jeweils vielsagenden Blick zu, ehe sich Kiba wieder zu uns nach hinten dreht. „Er meinte nämlich, dass man bis zum Ende der eigentlich Vorlesung sitzen bleiben muss, aber das ist doch Quatsch!", beharrt der Braunhaarige und deutet hinter sich auf den Saal, „Guckt, alle Anderen gehen auch." Ich schaue auf und tatsächlich hat sich die Personenzahl inzwischen stark dezimiert. „Na, dann.", beschließe ich schulterzuckend, knülle das Packpapier des Sandwichs zusammen und stehe dann auf. „Sollten wir auch los, was meint ihr?", ich werfe einen fragenden Blick in die Runde. „Jep.", Kiba ist sofort auf den Beinen, auch Sai erhebt sich schweigend, nur Tenten scheint unschlüssig. „Und wenn er doch noch kommt?", möchte sie wissen und schaut nervös Richtung Tür. Unauffällig schiele ich auf mein Handy und tatsächlich ist unser Herr Akasuna bereits mehr als eine halbe Stunde zu spät, dabei ist der Kerl sonst immer überpünktlich, hat uns mal erklärt, dass er warten bis auf den Tod nicht ausstehen kann, lässt auch niemanden mehr rein, selbst wenn dieser jemand nur ein paar Sekunden nach dem Dingel-Dong erscheint, weil er leider nicht Harry Potter ist und demnach sich auch nicht die Treppen hoch apparieren kann. Und ihr müsst aufpassen, sie ändern gerne die Richtung. In diese Abneigung zum warten, fällt offensichtlich auch rein, dass unser Professor, der eine sonderbar-seltsame Ähnlichkeit zu Pumuckl hat, was ihn allerdings nicht weniger attraktiv macht, andere nicht gerne rein lässt. Ganz nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir. Daraus schließe ich... „Vermutlich ist er krank.", spreche ich meinen Gedanken aus, was einstimmiges Nicken von Sai und Kiba beschwört. „Aber das hätte man uns doch dann gesagt.", bemängelt Tenten unglücklich und unweigerlich rolle ich mit den Augen. „Komm schon, Tenten, du kannst dir nicht immer wegen jedem Furz Sorgen machen.", meint Kiba und zögerliche nickt meine beste Freundin, ehe sie mir erneut einen unsicheren Blick zuwirft. „Komm schon.", dränge ich sie, nun etwas sanfter und zwinkere ihr dann zu, „Wenn jemand was sagt, dann behaupte einfach, wir haben dich entführt und wollten dich vergewaltigen, oder so.", entscheide ich trocken und diesmal ist Hinata diejenige, die mit den Augen rollt. „Was denn?", lache ich, schiebe mich durch die engen Reihen und hoppse dann, mit einem Mal wieder hochmotiviert, die ersten Stufen nach unten. Inzwischen sind wir die Letzten. „Dann wärst du immerhin fein aus dem Schneider.", bemerke ich und grinse sie schief an, muss allerdings erleichtert fest stellen, dass sie endlich ihre Sachen zusammen räumt und die Jacke überzieht. „Sag das nicht so, nachher tut sie das wirklich noch.", murrt Kiba grinsend und wir beide stiefeln langsam nach unten, warten am Treppenabsatz dann auf Hinata und Sai. „Das würdest du nicht machen, oder Hase?", lache ich und lege meinen Arm um Tentens Schultern, sowie beide endlich zu uns gestoßen sind. „Vielleicht ja doch.", antwortet sie hell und schaut schelmisch zu mir auf und ich muss unweigerlich noch etwas lauter lachen, denn Tenten ist einfach so herrlich unschuldig, wie sie da neben mir geht, die Bücher schützend gegen ihre Brust gedrückt und lieb zu mir auf lächelnd. Wahrscheinlich hätte sie mir auch sagen können, dass sie einen Hannibal-Fetisch hat und gerne Menschen tötet und dann verspeist und ich hätte sie immer noch süß gefunden. Komische Vorstellung. Less cannabis, meine Freunde... und, ähm, der ganze andere Scheiß, ach ihr wisst schon. Draußen auf dem Flur teilt sich unsere kleine Gruppe und während der Rest des Dreamteams den Weg nach rechts einschlägt, entscheide ich mich für den Linken. Augenblicklich halten die drei Inne und grinsend wirbel ich auf den Fußspitzen herum. „Ich warte noch auf Itachi, er hat in knapp ner Stunde aus.", erkläre ich, während ich wippend zum Stehen komme. „Ach so, ja gut, dann bis morgen.", verabschiedet Kiba sich und auch die Anderen winken. „Denk dran, morgen ist theoretische Kunst in den ersten beiden.", ruft Kiba mir noch hinterher und ich hebe die Hand, um zu verstehen zu geben, dass ich ihn verstanden habe. Das weiß ich, nur ob ich komme, ist die Frage. Das ist halt immer so ein Ding, mit der Motivation. Mal ist sie da... und mal wieder nicht. Und wenn du dir einen rauchst, dann ist sie ohnehin die nächste Zeit erst einmal auf Wanderung. Leicht schmunzelnd schlage ich also den Weg in Richtung des Gebäudetraktes ein, in dem Itachi der Weilen hockt und sich wahrscheinlich, höchst motiviert seine Philosophie-Vorlesung gibt und so wie ich den Jungen kenne, jedes noch so kleine Detail mitschreibt. Geisteswissenschaften. Ich finde, man muss schon ziemlich kaputt in der Birne sein um so eine Studiengang zu belegen, aber zu Itachi passt es irgendwie. Und irgendwie wirkt es an ihm auch gar nicht so nerdig, wie es das an manch anderem möglicherweise tun würde, doch an Itachi ist irgendwie alles cool. Selbst so ein freakiges Fachgebiet, lässt er cool erscheinen. Das ist ein Talent. Definitiv. Ein Blick auf das Display meines Iphones verrät mir, dass es allerdings noch zu früh ist und wenn ich nicht eine dreiviertel Stunde planlos vor dem verschlossenen Vorlesungssaal herumlungern möchte, sollte ich mir so lange eine andere Beschäftigung suchen. Leise schnaubend lasse ich das Mobilteil zurück in meine Tasche gleiten und statt weiter geradeaus und somit Richtung Saal zu gehen, nehme ich die Treppen, die rechts von mir nach oben führen. Mein Weg führt mich schließlich zum Atelier, vorsichtig öffne ich die Tür und luge in den Raum, muss aber erleichtert fest stellen, dass ich tatsächlich alleine bin. Die Jalapeños wirken. Wer hät's gedacht. Laut aufseufzend betrete ich den Raum, die Luft hier drin ist kühl, denn die Fenster sind eigentlich immer geöffnet, den Dämpfen wegen, trotzdem riecht es nach Farbe, nach Lack und auch ein bisschen nach Sägespänen. Leise summend lege ich meine Sporttasche auf einem der langen Tische ab, behalte meine Jacke dennoch an, denn warm ist definitiv anders und gehe durch den großen, offenen Raum, Richtung Öfen. Der Boden ist vollgeschmiert mit Farbe, an manchen Stellen mit Zeitungspapier ausgelegt, was wahrscheinlich ein süßer Versuch sein soll, ihn vor weiteren Verunreinigungen zu schützen, doch da sind Hopfen und Malz verloren. Genau so wie bei den Tischen und ich lüge nicht, wenn ich sage, ich habe keine Ahnung, welche Farbe sie ursprünglich einmal hatten. Irgendwann haben uns die Professoren und Lehrer einmal die Anordnung gegeben, wann immer wir mit etwas arbeiten, was „Dreck" verursacht, bitte Unterlagen zu benutzten, wobei ich mich frage, was das noch bringen soll. It's over, baby. Den Schmär kriegste' nicht mehr ab. Nach wie vor summend und mich inzwischen für eine Melodie entschieden habend und zwar für „One last time" von Ariana Grande, was das totale Mädchenlied ist, aber hier drin hört mich ja keiner, öffne ich die Klappe einer der Tonöfen, lange hinein und ziehe meine beiden Skulpturen heraus, muss allerdings deprimiert feststellen, dass sie explodiert zu sein scheinen. Mit zusammengekniffenen Augen beuge ich mich etwas hinunter und schaue in den hinteren Teil des Ofens und es tut mir wirklich leid, doch so wie es ausschaut haben sie augenscheinlich auch alle umliegenden Figürchen mit in den Tod gerissen. Nervös schnalzend und die Zähne verkrampft aufeinander drücken, ziehe ich unter lautem Zischen die Luft ein und frage mich, wie ich die Schuld an diesen Lehmfiguren-Massenmord (Anm.: Dieses Wort kennt OpenOffice. Wer kennt es nicht? Diese Völkermorde an Lehmskulpturen? ... ... ... :) *theatralisches Seufzen *) am unauffälligsten wem anders in die Schuhe schieben kann. Am besten ich lasse meine beiden Meisterwerke auffällig, unauffällig verschwinden, denn das scheint mir der erste, richtige Schritt zu sein und während ich zum Mülleimer stiefel, von „One Last time" zu „Time to say goodbye" überwechsle, höre ich auf einmal ein lautes Poltern, aus dem hinteren Teil, des Raumes. Augenblicklich halte ich inne und schaue verwundert auf, doch erkennen kann ich nichts. Möglicherweise eine Leinwand, die mal wieder von irgendwelchen Anfänger nicht richtig auf der Staffelei befestigt worden ist und nun ein Opfer der Gravitation geworden ist. Schulterzuckend versenke ich meine Lehmfiguren im Mülleimer, reiße noch ein paar Papierhandtücher, aus dem Spender, über dem Waschbecken, neben mir, was im übrigen ähnlich weiß ist, wie die Tische vermutlich einmal braun waren und beerdige meine Werke da drunter. Aus den Augen, aus dem Sinn. Gut gemacht, Deidara. Wenn ich ein Mörder wäre, dann wäre ich ein harter Fall für die Polizei, nennt mich „Jack the Ripper". Einen letzten anerkennenden Blick schenke ich den Verstorbenen, murmle ein „Macht's gut." und wende mich dann von den beiden Kamikaze-Helden ab, gehe zurück zu meiner Tasche, da höre ich es erneut. Dieses Poltern. Wieder bleibe ich stehen, schaue mich mit zusammengekniffenen Augen um, doch immer noch, kann ich niemanden erkennen. „Hallo?", rufe ich in den hinter liegenden Teil, des lang gezogenen Raumes hinein, doch wie zu erwarten war, erhalte ich keine Antwort. „Ist da jemand?", möchte ich wissen, lasse von meiner Tasche ab und gehe ein paar unsichere Schritte. Dann halte ich inne. Stille. Und dann poltert es erneut, dieses Mal noch lauter. Augenblicklich richtet sich mein Blick auf die Tür des anliegenden Kabuffs, in welchem wir die Materialien bunkern. Zwar neugierig, aber auch ein bisschen nervös, zugegebenermaßen, bewege ich mich auf Zehenspitzen in Richtung der dicken, blauen Tür, bis ich vor ihr zum Stehen komme und mucksmäuschenstill mein Ohr an das Holz halte. Es folgt erneut Stille und ich wage kaum zu atmen, doch dann poltert es mit einem Mal erneut und ich springe augenblicklich zurück, muss mich beherrschen nicht auf zu quieken, denn, was auch immer dort ist, es befindet sich direkt hinter der Tür. Kritisch musterte ich die Tür, mache noch einen weiteren Schritt zurück, so, als bestände die Gefahr, sie könnte mich ansonsten anfallen und keine Ahnung, erdolchen, oder beißen und mit Tollwut infizieren. Dann zwinge ich mich zur Ruhe, spreche mir innerlich Mut zu und führe mir auch gleichzeitig vor Augen, wie albern ich mich gerade aufführe, wahrscheinlich ist es einfach nur ein Vogel, der durch das offene Fenster hineingelangt ist und nun verzweifelt seinen Weg nach draußen sucht und dabei alles runter reißt. Wohl kaum, würde sich irgendwer am helllichten Tage, im Ressourcenraum der Dawn University verstecken, obwohl, ... man hörte vieles. Vielleicht war es sogar Dr. Lecter, der tatsächlich auf Tenten wartete und am Ende hatte ich mit meiner Vermutung doch Recht und wurde zu allem Überfluss auch noch das Abendessen. Darüber schmunzelnd, lange ich mit der einen Hand in das Regal neben mir und ziehe eines der größeren, frisch geschleiften Messer zu mir heran, denn, sicher ist sicher, die andere Hand legt sich um die eiserne, kühle Türklinke. Ich warte ein paar Sekunden, hole tief Luft und reiße die Tür dann auf. Beinah hätte ich das Messer fallen lassen und völlig entgeistert, mit heruntergeklappter Kinnlade, starre ich auf das, was dort vor mir ist. Ein Vogel ist es nicht und auch kein Hannibal Lecter. Vielmehr ist es ein Mensch, jemanden, den nicht direkt erkenne, da er mir mit dem Rücken zugewandt, ... hängt. Er hängt, ihr habt richtig gelesen, er hängt, an einem Strick, einer Art provisorischem Galgen, der mehr schlecht als recht, durch die Balken der Regale an der Wand gehalten wird und unter ihm ein umgekippter Hocker. Für ein paar Sekunden stehe ich da wie angewurzelt, habe sogar vergessen zu atmen und stünde ich nicht komplett unter Schock, hätte ich vermutlich geschrien, ... ich meine... was zur Hölle?! Ich meine... What the fuck?! Da hat sich einfach gerade jemand umgebracht und ich habe diese Person gefunden. Am helllichten Tage. Im Atelier der Uni. Blinzelnd schaue ich auf den sich mir darbietenden Anblick, mein Herz klopf mir bis zum Halse und ganz sicher, dass meine Augen mir da gerade einen Streich spielen, bin ich mir nicht. Dann beginnt die Person mit einem Mal zu zappeln, ihre Beine zucken unkontrolliert und sie beginnt zu rotieren und sich um ihre eigene Achse zu drehen. Mit nach wie vor geöffneten Mund wohne ich diesem Überlebenskampf bei, bis mir mit einem Mal auffällt, dass, wer immer dieser Mensch auch sein mag, denn sein Gesicht kann ich nach wie vor nicht erkennen, noch lebt und gerade röchelnd und japsend, vor mir, an einem Strick baumelt. Wie von selbst bewegen sich meine Beine, ich nehme Schwung, springe gekonnt auf den daneben stehenden Tisch und cutte mit einer einzigen Bewegung das Seil, mit dem Messer, welches sich nach wie vor in meiner Hand befindet. Die Schnittfläche ist dermaßen geschärft, dass der Strick sofort durch ist, die Person fällt halb auf den Boden, halb auf den Hocker, der immer noch dort liegt und ich zucke unter dem lauten Schmerzensschrei kurz zusammen. Das hat locker gut wehgetan. Aber lieber Rückgrat durch, als Genick, obwohl... beides jetzt nicht so geil. Muss man nicht haben. Am ganzen Körper bebend, gehe ich in die Knie und lasse mich schwer atmend auf die Tischplatte sinken und erst jetzt, fällt mir auf, was hier gerade passiert ist. Und was hier vermutlich passiert wäre, hätte ich nicht so reagiert, wie ich reagiert hätte. Und das war nur Glück, denn viel gedacht habe ich nicht mehr und irgendwie bin ich auch ein bisschen stolz, dass ich nicht einfach ohnmächtig geworden bin, denn gerade wird mir schon etwas schwindelig. Mit zitternden Händen lege ich das Messer neben mir ab, beuge mich etwas nach vorne um zu erkennen, wem ich denn da gerade das Leben gerettet habe und augenblicklich bleibt mir die Spucke im Halse stecken. Ich möchte etwas sagen, doch über meine Lippen kommt nur ein kratziges Irgendwas und fassungslos starre ich auf die Person, welche sich dort unten gerade stöhnend aufsetzt und sich mit beiden Händen sofort in den Nacken greift, dann schmerzerfüllt das Gesicht verzieht. Mit weit aufgerissenen Augen und offen stehendem Mund schaue ich auf den jungen Mann, welcher nun ebenfalls den Blick hebt, mich entsetzt mustert und für einen kurzen Moment betrachten wir uns einfach gegenseitig schockiert. „Deidara?" Er ist der Erste, der die Sprache wieder findet. Ich nicke, schließe dann meinen Mund und rutsche näher an die Kante des Tisches heran, reibe nur kurz über die Augen, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verguckt habe, doch Tatsache... „Herr Akasuna?", hauche ich entsetzt. Kapitel 2: carpe diem -Keating lässt grüßen ------------------------------------------- Kennt ihr das... wenn ihr so total fasziniert von euren Haustieren seid, dass ihr stundenlang dabei zuschauen könnt, wie sie durch die Gegend laufen, ohne dass es euch langweilig wird? Das passiert mir in letzter Zeit andauernd, wenn ich eigentlich weiter schreiben möchte... aber meine Hasis sind so süß ;___; - Sie ... sind.... einfach... so... süß. Kaninchen sind halt einfach die besten Tiere ~ Stimmt's, oder hab ich recht? Immer noch leicht schockiert, von der Tatsache, dass ich soeben einfach mal random jemandem das verdammte Leben gerettet habe, sitze ich nun auf einem der Tische im Atelier und mache das einzig Richtige, das, was jeder in dieser Situation auch tun würde: Ich esse meinen Sub. Der ist zwar schon ein bisschen warm geworden und etwas matschig auch, aber schmecken tut er trotzdem noch. An sollte meinen, wenn man wenige Minuten zuvor noch wen an einem Strick hat baumeln sehen, würde es einem möglicherweise den Appetit verschlagen, aber ich für meinen Teil, kann immer essen. Auch wenn ich gerade einen meiner Professoren vor dem Freitod bewahrt habe. - Ja, auch dann. Dann schmeckt es sogar am besten. Kleiner Scherz. Echt mal, für wen haltet ihr mich eigentlich? Herr Akasuna sitzt mir gegenüber, hat kritisch die Stirn gerunzelt und mustert mich, als wolle er einkalkulieren, wie ratsam und vor allem wie sinnvoll es wäre, sich weiterhin mit mir auseinander zu setzen. Ab und an schaue ich von meinem Sandwich auf, werfe ihm den ein oder anderen verstohlenen Blick zu, doch ansonsten schweige ich, denn ich bin ja wohl nicht der, der dieses Gespräch eröffnen sollte. Ich wüsste auch gar nicht wie. Die Situation ist schon etwas ungemütlich, so gesehen, immerhin kommt es nicht alle Tage vor, dass man mal eben wen vom Selbstmord abhält. - Da darf man schon nervös sein. Denke ich. Herr Akasuna seufzt gedehnt, schürzt dann die Lippen und sieht sich dann wohl gezwungen mich auf zu klären, warum er am helllichten Tage, mitten in der Uni, an einem Strick herum baumelt. Na, auf die Erklärung bin ich jetzt aber mal gespannt. „Warum hast du das gemacht?", fragte er dann jedoch, anstatt sich zu erklären und unwillkürlich lasse ich meinen Sub sinken. „Was?", entgegne ich, sichtlich verwirrt und fahre mir mit den Fingerrücken über die Mundwinkel, denn ich habe den leisen Verdacht, die Hälfte des Hühnchens sieht sich dort derweilen nach einer neuen Bleibe um. Doch nichts ist für die Ewigkeit. Auch nicht mein Mundwinkelasyl für jegliches Essen. Herr Akasuna seufzt genervt, rollt dann mit den Augen und meine Miene verfinstert sich. Scuzzi', schau ich aus, als könnte ich hellsehen? - Ich glaube nicht. „Wieso hast du es verhindert?", drückt er sich dann etwas direkter aus und ich muss tatsächlich kurz schmunzeln. Es? Reden wir hier von Pennywise, oder was ist los? „Sie meinen, ... Ihren...?", ich breche ab und beginne verträumt mit der vorderen Spitze meines linken Schuhs, über die weiße Sohle meines rechten zu schaben um ein dort haftendes Blatt ab zu kratzen. Kurz bin ich unsicher. Kann man sagen „Selbstmordversuch"? Oder trete ich ihm damit auf die Füße? Auf der anderen Seite war es ja wohl ganz offensichtlich genau das gewesen, oder? Immerhin hat ihn wohl kaum jemand zu Dekozwecken dort aufgehangen... Herr Akasuna bläst die Wangen auf, lässt dann zischend de Luft entweichen und beginnt ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln. Mürrisch blicke ich ihm entgegen und wenn ich ihn mir so anschaue, dann weißt tatsächlich nichts darauf hin, dass er sich vor wenigen Minuten noch... den Strick genommen hat. Nicht nur nehmen wollte, sondern genommen hat. Buchstäblich. Tatsächlich sitzt er da wie immer, auf einem Stuhl, den einen Arm lässig auf den Tisch aufgelegt, die Beine überkreuzt und mustert mich mit dieser immer gleichen, undurchdringlichen Miene, die so typisch ist für ihn und mich ankotzt, aber irgendwie auch fasziniert und das beides gleichermaßen und zu selben Zeit. Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich einen Menschen getroffen, der einen so unnahbaren und beherrschten Eindruck macht. Nichteinmal Itachi kann da mithalten. Es ist fast schon ein bisschen gruselig. „Ich denke, es sollte selbst für dich ziemlich eindeutig ausgehen haben.", murrt Herr Akasuna dann, schüttelt dann verständnislos den Kopf und zupft sich eine rote Strähne aus der Stirn. „Selbst für mich?", wiederhole ich beleidigt und schnaube verächtlich. Bitte? Für wen hält der sich denn? „Die Frage bleibt die Selbe.", seufzt er schließlich gedehnt und wirft mir dann einen beinah verzweifelten Blick zu, „Wieso hast du das gemacht?" „Naja, ...", überlegend tippe ich mir mit der Spitze meines Zeigefingers ans Kinn und lasse mir kurz Zeit, mit meiner Antwort, „Sie haben gehangen." , stelle ich dann fest. Er nickt. Soweit war er offensichtlich auch schon. Und immer noch verrät seine starre Miene nicht den Hauch einer Emotion. Als hätte man eine Puppe vor sich sitzen. Eine lebensgroße Puppe. Bei dem Gedanken wird es mir irgendwie etwas flau in der Magengegend. Eigentlich Chucky. Und die Haarfarbe passt auch. „Da dachte ich, ich helfe ihnen...", entgegne ich dann, woraufhin Herr Akasuna nur überrascht eine Braue hoch zieht. „Mir helfen?", entgegnet er und nun scheint er derjenige zu sein, der verwirrt ist. „Glaubst du, ich hätte nicht gewusst, was ich damit bezwecke?", fragt er dann weiter und ich bin ein bisschen beeindruckt,wie schön er das Ganze zu umschreiben weiß. Sowas' wäre mir im Traum nie eingefallen. Sie haben gehangen, Tatsache, tatsächlich etwas flapsig formuliert, ... ja, aber wenn es doch so war? Ich zucke mit den Schulter und beiße ein weiteres Mal von meinem, inzwischen völlig durchweichten Sub ab. „Naja, so wie Sie gezuckt und gestrampelt haben, eher nicht.", gebe ich kauend zu. Angewidert verzieht Herr Akasuna das Gesicht. „Hat man dir nicht bei gebracht, dass man mit vollem Mund nicht spricht?", möchte er wissen und ich ziehe mürrisch die Brauen zusammen. Ich habe keine Dankes-Lob-Hymnen, oder sonst was erwartet, auf der anderen Seite habe ich dem Kerl gerade das Leben gerettet, ob er das nun auch wollte, oder nicht, ist ja wohl vorerst einmal nebensächlich. Es geht ums Prinzip. Versteht ihr? Allein ums Prinzip. Etwas Dankbarkeit. Eine Weile herrscht erneut schweigen, dann werfe ich ihm einen ziemlich vielsagenden Blick zu und endlich rückt der Kerl mit der Sprache raus. Na, das wurde aber auch Zeit. „Das bleibt unter uns.", brummt er und ich nicke schwach. „Klar.", entgegne ich schmatzend, hätte jetzt auch nicht groß gewusst, wem ich das denn erzählen sollte. Denken die Älteren wirklich, unsere Generation wäre so gestört, dass wir jedes noch so keine Erlebnis direkt m Netz publizieren müssen? „Hauptsache gerade Dozenten vorm Suizid bewahrt." - #emo#galgen – Ja, so ungefähr. Ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich das nicht dem ein oder anderen zutrauen würde, selbst in meiner Altersklasse noch, aber nun gut. Ich bin nicht so, allerdings wirst du sofort mit solchen in eine Schublade gesteckt, kannste' machen, was du willst. Herr Akasuna mustert mich kritisch, als überlege er noch, inwiefern er mir glauben kann. Währenddessen schiebe ich mir das letzte bisschen meinen Subs in den Mund, knülle das Papierchen zusammen, hole aus und werfe es quer durch den Raum, bis nach hinten, in den Mülleimer. Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen, als ich das anerkennende Funkeln in Pumukls Augen registriere, welches allerdings sofort wieder erlischt. Spielverderber. „Warum eigentlich?", fasse ich mir dann ein Herz und Herr Akasuna schaut mich überrascht an. „Bitte was?" „Na, wieso haben Sie das gemacht?", möchte ich wissen, überlege kurz, ob ich nicht etwas zu weit gehe, so direkt nachzubohren, auf der anderen Seite wäre es seltsam, wenn ich nicht wenigstens nachfragen würde. Und interessieren tut es mich schon, auch wenn es mir eigentlich egal sein könnte. Ich könnte einfach gehen und mich aus Sachen raus halten, mit denen ich augenscheinlich nichts zu tun habe, aber das wäre less drama. Und meine Generation steht auf Drama.- #emo#deep „Du meinst...?", beginnt Herr Akasuna, nun tatsächlich etwas zögerlich, obgleich seine Haltung, ebenso der Ausdruck in seinem Gesicht nach wie vor keine Unsicherheit verrät. „Wieso wollten Sie sich umbringen?", bringe ich es letztendlich auf den Punkt, kurz erschaudere ich, doch dann fühlt es sich irgendwie gut an, es ausgesprochen zu haben. Ich meine, ist so gesehen nh'' berechtigte Frage, oder? Bald ist Weihnachten, heute ist es relativ trocken und sogar die Sonne kommt ab und an durch – Ist doch nh schöner Tag, warum also so schlecht gelaunt? Ach ja, stimmt: Es wäre less drama. Dabei ist Herr Akasuna doch bereits... wie alt eigentlich? Ach, whatever, unwichtig auch, doch nach wie vor habe ich keine Antwort bekommen. „Es hat viele Gründe.", sefzt er dann und kurz scheint er mit seinen Gedanken woanders zu sein, doch dann fokussiert es sich wieder auf mich. „Allerdings wüsste ich nicht, was dich das zu interessieren bräuchte." Ich zucke mit den Schultern. „Naja, ich hab Sie gerettet.", fällt mir ein. „Und ich habe dich nicht drum gebeten.", kontert er. „Aber sie wollten doch gar nicht sterben.", erinnere ich mich an das verzweifelte Gezucke und Gestrampel. „Wie kommst du darauf?" „Naja, sie haben so ausgesehen, als wollten Sie doch lieber leben." Herr Aaksuna stöhnt genervt auf und wirft mir dann einen ziemlich verzweifelten Blick zu und mit einem Mal frage ich mich, wie ein solch ungeduldiger Mensch eigentlich auf die Idee kommt, jungen Menschen etwas beibringen zu wollen. Genau so wie diese Leute, die Kinder hassen und dann Lehrer werden. Obwohl, das macht irgendwo noch Sinn. Irgendwo. „Das hat vielleicht so ausgehen, ja, aber das hat nichts damit zu tun was ich wollte, oder nicht, zumindest nicht so gesehen.", erklärt er dann und ich lege leicht den Kopf schief, wobei ich aussehen muss, wie ein überforderter Hund, der einfach nicht zwischen Sitz und Platz unterscheiden kann und somit nicht auf den Trichter kommt, zu verstehen, was das Herrchen von ihm will. Leise seufzend fährt Herr Akasuna schließlich fort: „Sebsterhaltungstrieb, Deidara.", erklärt er dann und ich nicke gedankenverloren. Da klingelt was, aber einordnen kann ich es nicht. „Es ist ein physischer Reaktionsmechanismus, das eigen Leben zu bewahren, da muss man zur Psyche differenzieren." „Das heißt...", beginne ich, nach wie vor etwas irritiert, „Sie wollten sterben, aber Sie konnten nicht." Und mit einem Mal fällt es mir irgendwie gar nicht mehr so schwer es aus zu sprechen. Warum auch immer. Doch Herr Akasuna schüttelt den Kopf. „Ich wäre gestorben, wenn du nicht gewesen wärst.", entgegnet er dann trocken und entsetzt blicke ich auf. „Aber wieso?", rufe ich entgeistert, das Ganze ist irgendwie etwas zu undurchsichtig, für meinen Geschmack, „Warum will man sein Leben beenden? Das Leben ist doch schön.", spreche ich dann endlich aus, was mir die ganze Zeit auf der Zunge liegt. Versteht das einer? Also ich nicht, ich kann, oder will es nicht verstehen, vielleicht auch beides, aber kapiert habe ich es echt noch nie... Wir haben doch nur dieses eine Leben und sollten wir nicht dankbar sein und so nh Scheiß? Das Beste draus machen? Carpe diem? Ihr wisst schon. - Oh, da spricht ja wieder der Mr. Keating aus mir, ja hallöle. Oder vielleicht ist er doch der innere Horaz, der in mir schlummert? Wer weiß das schon? „Für dich vielleicht.", kommt es kühl von Herrn Akasuna und ich weiß nicht warum, doch kurz nimmt es mir den Wind aus den Segeln. „Und für Sie nicht?", frage ich, nun etwas leiser, woraufhin er den Kopf schüttelt. Wieder legt sich Schweigen über uns und mit einem Mal ist es mir noch unangenehmer, als es das davor schon war, mir wird sogar ein bisschen kalt. Scheiße man, wie bin ich eigentlich wieder hier rein geraten? Das ist doch ein schlechter Witz... „Aber warum?" Meine Frage ist beinah ein Flüstern und vorsichtig beuge ich mich ein wenig nach vorne, gen Herrn Akasuna, welcher die Ellbogen auf den Oberschenkeln abgestützt, das Gesicht in den Händen vergraben hat und die Fingerkuppen verkrampft in seine Haare bohrt. Erneut schüttelt er den Kopf, sagt jedoch nichts und ich muss schlucken. „Es gibt doch so viele gute Gründe zu leben.", versuche ich es dann, doch so langsam gehen mir die Argumente aus. Vorausgesetzt ich habe je welche besessen, doch für eine solche Situation hatte ich recht wenig im Repertoire. Herr Akasuna atmet gedehnt aus, hebt dann den Kopf und sein Augenweiß ist mit einem mal ganz rötlich. Und erneut muss ich schlucken. Oh shit, bra, was mach ich jetzt? Sollte ich Hilfe holen? Muss man nicht bei sowas eigentlich einen Krankenwagen rufen? Auf der anderen Seite scheint mir Herr Akasuna nicht krank zu sein, also was sollen die dann im Krankenhaus machen? Ihm ein Happy Meal kaufen? Komm ich für solche Gedanken in die Hölle? Oh-oh. „Nenn' mir einen.", seine Stimme ist kratzig und es klingt ungewohnt bittend. Entsetzt blicke ich ihn an, ziehe mich dann wieder zurück und setzte mich aufrechter an, beginne nervös an meiner Unterlippe herum zu nagen. „Ich weiß nicht...", murmle ich unsicher. Mir würden viele gute Gründe einfallen, die mich spontan davon überzeugen würden, ... Fortnite, mein Netflix-Abo, mein Kaninchen, Hidan und Itachi... aber ob die auch für ihn von Bedeutung sind? Vielleicht sind seine Ansprüche höher? Oder meine zu niedrig? Gibt es da Vorgaben? Und während ich Gefahr laufe mein komplettes Leben und unsere generelle Existenz und den Sinn darin zu hinterfragen, bildet sich auf Herr Akasunas Lippen tatsächlich der Ansatz eines Lächelns. Es ist das erste Mal, dass ich ihn lächeln sehe, obwohl es kein Lächeln ist, eher eine traurige Grimasse und irgendwie ist das beinah noch schlimmer mit anzusehen, als alles andere. Keiner von uns scheint so recht zu wissen, was nun der nächst beste Schritt ist. „Und wenn sie einfach in Therapie gehen, oder so?", überlege ich und sofort schwindet das Lächeln wieder und irgendwas sagt mir, dass das Wiedersehen ein bisschen auf sich warten lassen wird. „Ich brauch keine Therapie.", kommt es, beinah etwas schnippisch zurück. Äh... doch? „Ich weiß schon, was ich tue, verrückt bin ich nicht.", murrt der Rotschopf und wirft mir einen bitteren Blick zu. Sorry, du Model und wenn ich ehrlich bin, sah das für mich da gerade etwas anders aus. „So hab ich das auch nicht gemeint.", entgegne ich. Hab ich doch. „Ich meine nur, man nimmt sich ja nicht ohne Grund das Leben.", schulterzuckend schaue ich ihm entgegen, während ich auf dem letztem Rest meines Sandwiches herum kaue. „Schon nh' bisschen komisch.", überlege ich dann schmatzend und schlucke das Stück hinunter. „Bitte?", kritisch hebt Herr Akasuna den Blick und ich zucke erneut mit den Schultern. „Ich meine, wieso sollte man sich das Leben nehmen?" Ist doch so, ist doch eigentlich voll dumm. Herr Akasuna seufzt gedehnt und legt dann den Kopf in den Nacken. Irgendwie wirkt er gestresst, dabei sollte ich doch derjenige sein, der Stress hat. Oder? „Ich dachte mir schon, dass ich von jemandem wie dir nicht erwarten kann, das zu verstehen.", murrt er dann und es klingt ein bisschen, als würde er mehr mit sich selbst reden, als mit mir. Scuzzi'? Jemandem wie mir? Was um alles in der Welt soll die Scheiße schon wieder? „Ihr jungen Menschen habt ja auch nichts in der Birne, außer feiern und poppen und Instgram und facebook.", murmelt er müde. Wütend schnaube ich und werfe ihm dann einen bitteren Blick zu. Nur weil der Kerl schon Schimmel ansetzt, oder was? Was haben diese ganzen älteren Generationen nur mit der heutigen Jungendkultur? Handys gehören nun mal heute zum Alltag, machtse' Nichts und die wären genau so abhängig, hätte es die Teile schon zu deren Zeit gegeben. „Lächerlich.", knurre ich bedrohlich, doch den Rotschopf scheint das wenig zu beeindrucken. Eher hebt er amüsiert die Braue an. „Außerdem ist facebook schon wieder out, kein Schwein nutzt das mehr.", erkläre ich. „So?", kommt es nur monoton von ihm, doch ich weiß, dass es ihn nicht die Bohne interessiert. „Ich kann halt einfach nicht verstehen, wie man sein Leben einfach so wegschmeißen will, das ist doch selten dämlich.", murre ich und langsam steigt Wut in mir auf. Da draußen kämpfen täglich tausende von Menschen ums überleben, selbst kleine Kinder, die krank sind, oder was weiß ich, in Afrika Hunger leiden müssen... Ich möchte nicht dramatisch oder so werden und ich weiß, es entgleitet mir gerade leicht, aber... You see my point? Herr Akasuna scheint sich, meiner Ansicht nach, bester Gesundheit zu erfreuen, hat einen sicheren Job, fährt ein dickes Auto, zumindest wenn der schwarze McLaren mit dem „SA „- Kennzeichen tatsächlich zu ihm gehört. Wo liegt also sein verdammtes Problem? Gerade möchte Pumuckl wohl was sagen, doch ich komm ihm zuvor:" Es gibt doch hunderte, ach, was sage ich da, tausend gute Gründe um am Leben zu bleiben!", werfe ich ihm vor, doch er schüttelt nur den Kopf. „Du könntest mir doch nicht einmal fünf nennen.", meint er dann und ich spüre, wie meine Wangen heiß werden. Sie glühen vor Zorn. Was maßt der Kerl sich da eigentlich an? Und vor allem, wieso triggert es mich so? Kann es mir nicht egal sein, was der alte Knacker für Konflikte mit sich und der Welt hat? Ich könnte einfach aufstehen und gehen... Itachi wartet sicher schon. Ich könnte einfach aufstehen und... „Kinder wie du haben eben noch nicht begriffen worum es im Leben eigentlich geht.", feuerrt er weiter und ich ziehe scharf die Luft ein. „Kinder wie ich?", wiederhole ich mit bebender Stimme und meine Fingerkuppen bohren sich in das weiche Holz, der Tischplatte, auf welcher nach wie vor sitze. Obwohl ich bereit bin jeden Moment auf zu springen und, ... Und was? Ihn zu schlagen? Weg zu rennen? „Im Leben geht es mit Sicherheit nicht darum, sich das Leben zu nehmen.", weiß ich und blicke ihm düster entgegen. „Außerdem könnte ich ihnen nicht nur fünf, sondern mindestens 50 Gründe nennen, warum es sich lohnt zu bleiben.", knurre ich, was lauter raus kam, als es sollte und Herr Akasuna wirft mir einen mürrischen Blick zu. „Bist du wohl still? Was ist, wenn das jemand mitbekommt?", raunt er mir zu, schaut sich dabei nervös um, als hätte er Angst, sich könnten während wir zwei diskutiert haben, ungebetene Gäste hinein geschlichen haben. „Wollen Sie mich verarschen?" Wütend funkle ich ihm entgegen, lasse mich dann zurück auf die Tischplatte sinken und versuche mich wenigstens etwas zu entspannen. Was einfach gedacht, als getan ist, denn bin ich erst einmal auf 180° muss ich mich in der Regel abreagieren, bis es eben besser geht. Meistens zeichne ich dann, arbeite an meinen Lehmskulpturen, aber ich kann ja schlecht, hier und jetzt, meinen Block auspacken. Das käme ja etwas komisch. „Dich verarschen?", wiederholt er und kurz flackert Verwirrung in den braun-goldenen Irden auf. Offenbar weiß er nicht, worauf ich mich beziehe, doch diesen Kontext mache ich ihm nur all zu gerne deutlich. „Na, man hätte sie doch eh gefunden, wenn ich sie nicht gerettet hätte und spätestens morgen häts' die ganze Uni gewusst, wenn nicht sogar ganz Clayton. Also tun sie nicht so, als würde es sie groß interessieren, ob das hier wer mitbekommt, oder nicht.", erkläre ich und atme dann leise aus. Tatsächlich verebbt meine Wut langsam. Doch schlau werde ich aus der ganzen Sache immer noch nicht und irgendwie weiß ich auch gar nicht, wieso ich mich hiermit eigentlich weiterhin befasse. Der Typ nimmt mich doch eh nicht für voll. „In dem Fall wäre es mir aber relativ egal gewesen.", murrt Herr Akasaune trocken. Ich blicke auf und ziehe eine Schnute. „Sie meine, weil sie dann eh tot gewesen wären?" „Mh.", er nickt. „Na, sie machen es sich ja ganz schön einfach." „Bitte?" „Und was ist mit ihrer Familie, keine Ahnung, Frau, Kinder?" „Hab ich nicht." Ich zucke mit den Schultern. „Na, irgendwen werden sie schon haben.", murmle ich gedankenverloren, werfe einen flüchtigen Blick über die Schulter, hinaus aus den Fenstern, zu welchen ich mit dem Rücken sitze und muss feststellen, dass die Sonne bereits ziemlich gesunken ist. Wir müssen mindestens halb fünf haben. „Nein." Herr Akasuna seufzt leise und ich wende mich wieder ihm zu, schiebe den Gedanken an Itachi bei Seite. Der kann warten. Sein Auto hat Sitzheizung, er hat nh AllNet-Flat und Netflix auf dem Smartphone. Trotzdem bringe ich ihn um, wenn er „Prison Break" ohne mich weiter guckt. Immer diese Asis mit denen man anfängt Serien zu suchten und die sich dann ein paar Folgen ohne euch geben. Wer solche Freunde hat, der braucht auch keine Feinde mehr. „Gar keinen?", wiederhole ich irritiert und ziehe verwundert eine Braue an. So überhaupt gar niemanden? Kann ich mir nicht vorstellen. Hat man nicht immer irgendwie... jemanden? Freunde, Familie? Die Leute, die Einem halt von Zeit zu Zeit ziemlich auf die Eier, oder Eierstöcke gehen können, ich Feminist, ich, denke an die Randgruppen... haha. Kleiner Scherz. Aber ihr wisst doch was ich meine, die Leute, die die meiste Zeit nerven, aber im Endeffekt ist man doch irgendwie froh, dass man sie hat. Ach kommt schon! So Leute hat doch jeder, mir würde auf Anhieb mindestens vier, fünf Stück einfallen. „Gar keine." Herr Akasuna atmet tief ein, hebt dann den Blick und wieder legt sich dieses traurige, schiefe Lächeln auf seine Lippen. Es wirkt ziemlich insziniert. Und mit einem Mal ist meine Wut erloschen. Einfach weg. Puff. Eine Weile schauen wir uns einfach nur schweigend an, ich spüre die kalte und doch gleichzeitig wärmende Wintersonne, durch die Scheiben, auf meinen Rücken scheinen. Das orange-rote Licht wirft lange Schatten in den Raum und es ist beinah etwas unheimlich, wie still es mit einem Mal ist. „Ich habe keinen Grund zu leben, Deidara.", sagte Herr Akasuna dann leise und das zum ersten Mal, klingt er nicht so, als würde er mich belehren wollen. Sondern, als würde er wirklich wollen, dass ich verstehe, was er meint. Versteht ihr? ... verstehe ich? Verständnislos schüttele ich den Kopf, öffne den Mund ein kleines Stück, allerdings fällt mir Nichts ein, was ich darauf erwidern könnte. „Ich bin nicht wie du. Ich habe keine hundert, oder aber tausend Gründe zu leben.", ein weiteres mal seufzt er und es läuft mir plötzlich kalt den Rücken runter. Generell habe ich das Gefühl, ist es plötzlich recht kühl geworden und fröstelnd, schlinge ich die Arm um den Körper, denn irgendwie fühle ich mich dadurch besser. Die Situation ist irgendwie schnell gekippt, doch ich kann allerdings nicht genau sagen wann. „Aber ich habe Einen, um es nicht zu tun." Er flüstert beinah, wirft mir dann einen traurigen Blick zu, der mir beinah in der Seele weh tut und es sticht tatsächlich irgendwo in meinem Brustbereich, wenn ich ihn so sehe. Leicht schüttelte ich mit dem Kopf, immer noch steht mein Mund offen, doch noch immer vermag kein Ton über meine Lippen zu kommen. Nicht ein Einziger. „Depressionen.", murrt Herr Akasuna schließlich, fährt sich dann mit der einen Hand erneut in den Nacken und lässt diesen leicht rotieren, unterbricht so den Blickkontakt. Und erst jetzt wird mir bewusst, dass wir uns die ganze Zeit über, starr in die Augen geguckt haben. „Depressionen?", entweicht es mir und kritisch ziehe ich die Brauen zusammen. Heißt das etwa...? Herr Akasuna soll Depressionen haben? Er? Der Kerl, der es so liebt, ja beinah irgendwie auf seine eigene, perfide Art und Weise abfeiert, einzelne Leute, mitten im Hörsaal, vor versammelter Mannschaft runter zu putzen, der so streng bei den Korrigturen vor geht und der einen nicht mehr reinlässt obwohl man nicht mal eine Minute zu spät ist? Dieser herzlose Eisklotz, den ich, bist dato, kein einziges Mal hab lächeln, weinen, lachen, oder schreien sehen, soll Depressionen haben? Klar, er läuft stets herum mit einem Gesicht wie sieben Tge Regenwetter, aber ich habe das immer auf dieses „resting bitch-face"- Phänomen geschoben. Ihr wisst schon, die Fresse, die die ganzen Models auf dem Laufsteg immer ziehen, wenn sie für Karl Lagerfeld, oder Michael Kors laufen. Natürlich wirkte Herr Akasuna auf mich nie übertrieben glücklich, ... nicht die Bohne. Aber auch nicht übertrieben traurig. Außerdem ist er die meiste Zeit ziemlich kühl und distanziert und muss man, naja, ... muss man für Depressionen nicht irgendwie sensibel sein, oder so? Ich meine, ich kenn mich mit dem Scheiß nicht aus, aber, ich dachte immer so etwas bekämen irgendwie nur Leute, die, nun ja, das Leben ein bisschen zu ernst nehmen? Kann man das so sagen? Weicheier halt. Naja, so direkt kann man das nicht sagen... Kurz halte ich inne, überrumpelt, von meinen eigenen Gedanken. Stimmt, so gesagt hätte ich das nie... Ich schaue auf, blicke Herr Akasuna nun direkt an, welcher ebenfalls irritiert den Blick hebt. Das ändert allerdings nichts daran, dass ich es nicht insgeheim gedacht habe. „Was ist?", möchte Herr Akasuna wissen, schnalzt genervt mit der Zunge und wirft mir einen ungeduldigen Blick zu, den ich von ihm, so , eigentlich nur aus dem Hörsaal kenne, wenn einer der Schüler nicht schnell genug auf die richtige Antwort kommt. Warum wird ein so ungeduldiger Mensch Uniprofessor? Es ist und bleibt ein Rätsel. „50...", flüsterte ich heiser und ein leichtes Schmunzeln huscht über meine Lippen. „Wie bitte?", kritisch mustert er mich. „50.", wiederhole ich dann etwas lauter und das Schmunzeln schwingt in ein Grinsen um. „Ich versteh nicht ganz..." „Sie haben gesagt, mir fallen keine fünf guten Gründe ein, am Leben zu bleiben, ich wette dagegen und sage, mir fallen mindestens 50 ein.", beschließe ich, schwinge mich von der Tischplatte und komme, auf einem Bein stehend und leicht wippend, vor ihm zum Stillstand. Herr Akasuna lacht gekünstelt auf, betrachtet mich dann argwöhnisch und scheint kurz ab zu wägen, wie ernst es mir ist. Es ist mir sehr ernst. Just in case you wanna know. „Und hier kommt der Wetteinsatz!", kündige ich mit erhobenem Finger an und grinse schelmisch, „Wenn ich es bis Silvester schaffe, dann begeben Sie sich in Therapie, oder suchen sich anderswie Hilfe schauen einfach, dass Sie ihr Leben wieder auf die Kette kriegen." Herr Akasuna schnaubt verächtlich. Dachte ich mir doch, dass ihm das nicht in den Kram passt. „Wenn ich es allerdings nicht schaffen sollte..." Und mit einem kehrt dieses interessierte Funkeln in seine Augen zurück. Doch ich sollte nicht zu vel hineininterpretieren. Mit Sicherheit will der nur wissen, wie er mich am schnellsten wieder los wird, doch die fünf Wochen wird er noch warten müssen, auch wenn ihm das wahrscheinlich am wenigsten passen wird. „Dann lasse ich sie ein für alle Mal in Ruhe.", verspreche ich und schlage ein paar Mal mit den Augen auf, stöhne im nächsten Moment allerdings auf, als der Kerl nur leicht mit dem Kopf schüttelt. „Warum sollte ich mit einem Grünschnabel wie dir, überhaupt wetten?", murrt er, steht dann ebenfalls auf und wirft sich seinen beigefarbenen Mantel über die Schultern. „Warum nicht?", stelle ich die Gegenfrage und Herr Akasuna hält inne, wollte er sich doch bereits zum Gehen wenden. Er schaut über die Schulter zurück, seine Stirn ist leicht gerunzelt, wirft schmale Falten, trotzdem wirkt sein Gesicht jung und manch anderer hätte seine Miene, ja, seine ganze Haltung, ach, was sage ich da, sein komplettes Erscheinungsbild möglicherweise als einschüchternd empfunden, doch mir macht es keine Angst. Nicht die Bohne. Denn ich bin kein Grünschnabel und vielleicht möchte ich ihm das ach einfach nur beweisen und hier geht es irgendwo doch mehr um mich, als um ihn. „Weil ich nicht einsehe meine Zeit mit einem Kind wie dir zu verplempern, Deidara.", knurrt er, dreht den Kopf dann wieder nach vorne und möchte bereits weiter gehen, doch ich bekomme ihn am Ärmel zu packen. „Ohne mich würden Sie jetzt gar nicht mehr leben, also schalten Sie doch erst einmal einen Gang runter.", zische ich und merke, wie erneut der Zorn in mich hochsteigt. „Außerdem, was habe Sie denn noch groß zu verlieren? So wie ich das sehe, nicht mehr sehr viel." Augenblicklich wirbelt Herr Akasuna herum, reißt sich in der Drehung von mir los und wirft mir einen todbringenden Blick zu. „Zügeln Sie ihre Zunge, Herr Masaki." Doch sein barsches Anfahren lässt mich gänzlich unbeeindruckt. Soll er doch so bitter gucken, wie er möchte, ich bin süß genug, für uns beide. Hehe. Get it? „Geben Sie mir den Rest des Jahres Zeit.", entgegne ich feste und schaue ihn dann entschlossen an. „Sie haben nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen." Kritisch lässt er den Blick über mich gleiten, bleibt damit kurz an meiner Jogginghose hängen und an dem Fleck, am linken Oberschenkel, wo mir ein wenig Honig-Senf-Soße aufs Bein gekleckert ist. „Und danach lässt du mich in Ruhe? Und du versprichst mir, dass die Sache hier, unter uns bleibt?", möchte er wissen, ohne auf zu schauen und ich nicke. „Versprochen, vorausgesetzt sie spielen mit und geben mir bis Silvester Zeit. Dann werde ich niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen verraten." Plötzlich schaut Herr Akasuna auf, die gold-braunen Irden fixieren mich und irgendwie stelle sich meine Nackenhärrchen dabei auf. Ist jetzt nicht so, als würde mich das erregen, nur... ich habe noch nie so eine interessante Augenfarbe gesehen. Bis auf meine Eigene natürlich. What else? „Gut.", sagt er dann und nickt. „Dann nehm' ich dich beim Wort." Kapitel 3: Circle of death - "Ex oder Opfer" -------------------------------------------- „Da hast du dir ja ganz schön was eingebrockt.“, weiß Itachi, während er sich eine neue Mische zubereitet. Wie auch immer dieser Kerl es macht, aber er ist der erste Mensch, den ich kenne, der Königsmische Wodka-Energie so hinbekommt, dass man danach nicht erstmal fünf Minuten wie paralysiert auf dem Sofa sitzen muss und betet, dass alles Halbverdaute, was bei einem, in dem Moment so, im Magen sein Leben chillt auch dort bleibt. „Denkst du?“, murmle ich gedankenverloren, drücke meinen Zigarettenstummel dabei im Aschenbecher, der auf dem schmierigen Wohnzimmertisch steht, aus und werfe ihm dann einen fragenden Blick zu. Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Hat der Kerl nicht noch ein Kapitel zuvor behauptet, ja, sogar versprochen, er würde von Herr Akasunas ...“schwachem Moment“, sehr, sehr schwachem Moment, niemandem etwas erzählen? Ja, dann habt ihr Recht. Hab ich's trotzdem wem erzählt? Vermutlich. Wird mich dafür der Blitz treffen? Vermutlich. Komme ich dafür in die Hölle? Das ohnehin, auch schon vorher, aber jetzt wahrscheinlich mit Gratis-Cocktail und VIP-Bändchen. Nachdenklich streiche ich mir den rechten Handknöchel entlang und über meine Festival-Bänder. Hoffentlich passt das farblich dann auch zu den Restlichen. Bestimmt in einem satten Rotton gehalten, Hölle halt. „Ich denke, du nimmst das Ganze nicht ernst genug.“, murrt der Uchiha, schiebt mir mein Glas rüber und ohne zu zögern nehme ich einen großen Schluck. Das kann ich jetzt gebrauchen. Aber holla die Waldfee. „Ich weiß halt nicht, was ich davon halten soll.“, gebe ich zu, setzte ab und werfe einen flüchtigen Blick gen Hidan, welcher nach wie vor nur an seinem Handy hängt und wild drauf herum tippt. Zwei Möglichkeiten, entweder er hat für heute Abend schon Eine auserkoren und überhäuft und belästigt sie nun mit recht halbherzigen Argumenten, dafür, sich seinen Schwanz an zu tun, oder aber, er hat wieder Stress mit… mit irgendwem. Es ist egal wer, denn Hidan sucht den Streit, zieht ihn auch gleichzeitig an, er ist wie ein Magnet und die Anziehungskraft wird stärker, je mehr er getrunken hat. Dann macht er vor nichts mehr Halt, vor gar nichts. Außer vor Weibern. Hidan ist zwar ein Arschloch, aber nicht so eines, das Frauen schlägt. Himmel, soweit kommt es noch. Doch momentan ist es mir relativ egal, mit wem er da so hitzige WhatsApp-Gespräche führt, denn so kann ich mich in Ruhe mit Itachi unterhalten. Natürlich, ist es, so gesehen, schon ein bisschen scheiße, ach was sage ich, es ist ein ganz schön starkes Stück von mir, das einfach dem „Nächstbesten“ zu erzählen, auf der anderen Seite ist Itachi aber auch mein bester Freund und ich weiß, dass er die Klappe halten wird. Erstens, weil er ohnehin kaum redet und zweitens, weil für ihn das Ganze irgendwie ein größeres Ding zu sein scheint, als für mich. Nachdem ich mit meiner, doch recht ausschweifenden Erklärung geendet hatte, warum ich ihn denn über eine Stunde hatte warten lassen, war das Erste, was er meinte, dass Herr Akasunas Schicksal nun buchstäblich, bei mir liegt. Seine nächste Überlegung war gewesen, es einfach zu melden, es an die Uni-Leitung weiter zu geben, in der Hoffnung die würden sich dem Ganzen dann annehmen, doch von dem Vorschlag hatte ich nicht recht viel gehalten. Ich weiß nicht genau warum, denn so gesehen und ganz rational betrachtet, hat Itachi natürlich Recht und die Sache ist möglicherweise nh' Nummer zu groß für mich. Andererseits hatte ich gegen Ende des Gespräches wirklich Mitleid mit Herrn Akasuna und irgendwo hat er sich mir ja auch anvertraut, zwar eher gezwungenermaßen, weil ich nicht locker gelassen habe und er sonst hätte befürchten müssen, ich hätte es rum erzählt, da er offensichtlich denkt, dass ich mit meinen 19 Jahren nach wie vor in der Pubertät befinde, aber nun gut. Unterm Strich hat er sich mir anvertraut. Und dieses Vertrauen möchte ich nicht ausnutzen. Eigentlich zu spät, da ich es direkt danach Itachi erzählt habe, aber irgendwem musste ich es ja sagen. Ich hätte es auch auf facebook, auf der Startseite vom Beichtstuhl posten können, aber wie bereits gesagt: Wer nutzt heutzutage bitte noch facebook? Laaangweilig. Und Candy Crash und HayDay gibt es auch als HandyApp. „Naja, ganz offensichtlich ist es ihm ziemlich ernst und Herr Akasuna scheint auf mich nicht den Eindruck zu machen, zu Kurzschlusshandlungen zu neigen, von daher gehe ich davon aus, wird er das Ganze gut durchdacht haben.“, kommt es von Itachi und ich zucke nur mit den Schultern. „Kann schon sein.“, nuschle ich, nehme einen weiteren Schluck und tatsächlich schmecke ich etwas Wodka heraus. Was ist denn da passiert? - Will mich da jemand abfüllen? Gut, dann ist es ja wenigstens am Ende nicht meine Schuld, wenn ich wieder ins Taxi, oder vor die U-Bahn kotze. „Aber ist ja jetzt auch egal.“, beschließe ich, möchte gerade zur Chipstüte greifen, da klatscht mir Itachi mit einem Mal auf die Finger und wirft mir einen ziemlich düsteren Blick zu. Verärgert ziehe ich meine Hand zurück, reibe mir über die schmerzenden Knöchel und schaue ihn abwertend an. „Was geht!?“, knurre ich dunkel, doch Wiesel schüttelt nur entrüstet den Kopf. „Du nimmst das Ganze nicht ernst!“, wiederholt er sich und klingt beinah etwas drängend, „Und wenn du das selbst in die Hand nehmen möchtest, dann solltest du dir ein paar Gedanken machen, falls du es vergessen hast, nächsten Monat ist bereits Silvester.“ Genervt rolle ich mit den Augen. „Hab ich nicht vergessen, Mama.“, säusle ich gespielt und schenke ihm dann ein affektiertes Lachen, „Aber halt dich einfach daraus, ja? Du hast damit doch nichts zu tun.“ Bevor er noch etwas sagen kann, schnappe ich mir die Chips- Tüte, ziehe die Beine hoch und winkel sie an, um mir den Snack dann zwischen die Oberschenkel zu klemmen. Da haben sie es schön warm und keiner kommt dran. Wäre ich ein Wolf, oder sonst irgendwie ein Tier, das in einem Rudel lebt, würde ich definitiv nicht verhungern. Essen beschützen? - Kann ich! „Natürlich hab ich was damit zu tun, nachdem du mir davon erzählt hast.“, brummt der Uchiha, seine Stimme ist ruhig, doch ich merke, dass er genervt ist. Der braucht mehr Alkohol. Ich brauche mehr Alkohol. Vielleicht braucht Herr Akasuna auch mehr Alkohol? Alkohol ist so gesehen ein guter Grund am Leben, … oh shit, bro, wegen mir wird der nachher noch Alkoholiker… Wenn ich so weiter mache, dann bestimmt. Itachi hat Recht, ich muss mich zusammen reißen. Und Alkohol ist keine Lösung. Also so gesehen schon, natürlich ist Alkohol eine Lösung, aber gleichzeitig auch ein Destillat, aber es sind ja auch verschiedene Aromen drin gelöst, und sowohl Ethanol, als auch Wasser, sind die Lösungsmittel… Und Ethanol ist ja Alkohol. Und ein Lösungsmittel. Also ein Mittel zur Lösung. Also ist Ethanol eine Lösung und da Ethanol Alkohol ist, ist Alkohol auch eine Lösung. Ziemlich beeindruckt über meine eigenen, noch so in Reih' und Glied ablaufenden Gedanken, lasse ich leicht unfokussiert, den Blick durch den Raum schweifen, ehe mir etwas feste gegen die Schulter boxt. „Deidara!“ Augenblick fahre ich zusammen und hätte beinah die Chips in der Tüte zu Feinpulver zermatscht. „Anwesend!“, gebe ich mit weit aufgerissenen Augen zurück und schaue mit wild klopfendem Herzen zu Itachi, welcher nur erneut mit dem Kopf schüttelt. „Hast du mir zugehört?“, möchte er dann wissen. „Nö.“ Itachi seufzt gedehnt, fasst sich dann an die Stirn und beginnt mit Zeige- und Mittelfinger seine Schläfen zu massieren. Wird bestimmt ein lustiger Abend. It's friday, friday, ...gonna get down on friday. - Ich weiß, ihr dürft jetzt haten. Was macht die eigentlich heute? Hat man vor der Ollen jemals wieder was gehört? „Meinst du denn, er wird sich überhaupt an die Abmachung halten?“, fragt Itachi und ich zuck mit den Schultern. Gute Frage. „Kann ich nicht sagen.“, entgegne ich ehrlich, denn Herrn Akasuna kann ich nicht wirklich einschätzen. Könnte auch gut sein, dass er mich einfach nur angelogen hat, damit ich ihn in dem Moment in Ruhe lasse und er es zu Hause direkt wieder versuchen kann. Mit einem mal wird mir heiß und kalt gleichzeitig, schockiert lasse ich meine Mische sinken und starre mit leeren Blick auf den noch leicht qualmenden Kippen-Stummel, im Aschenbecher. Was ist, wenn er einfach nach Hause gegangen ist um zu Ende zu bringen, was er begonnen hat? Wenn er einfach nur so getan hat, als würde er diese… „Wette“ mit mir eingehen, damit ich ihn in Frieden lasse? Dann wäre ich mit dran Schuld, denn ich wusste um seine Lage und ich habe nichts getan. Und so, wie es sich angehört hat, bin ich so ziemlich der Einzige, der davon weiß, denn aus seinen Erzählungen ließ sich deutlich raus filtern, dass da sonst niemand ist, in seinem Leben. Was ist, wenn er jetzt schon tot ist? Irgendwo liegt, hängt, keine Ahnung was, … Hätte ich etwas sagen sollen? Ist das sowas wie Beihilfe leisten? Muss ich jetzt ins Gefängnis? „Deidara, ist alles in Ordnung bei dir?“ Nun etwas sanfter, knufft mir Itachi ein weiteres Mal gegen die Schulter und wirft mir einen besorgten Blick zu. Langsam drehe ich den Kopf zu ihm und nicke dann wie in Zeitraffer. „Sicher?“, bohrt Wiesel nach, „Du wirkst etwas blass. Wir können auch hier bleiben, wenn du...“ „Pah, nichts da!“ Mit einem Mal springt Hidan auf und sowohl Itachi, als auch ich, zucken inständig zusammen. „Wir gehen jetzt, beziehungsweise wir killen jetzt den restlichen Wodka und dann gehen wir, ich habe keinen Bock bei diesem Hundesohn nüchtern auf zu kreuzen!“, murrt er, lässt sich im Schneidersitz an den Tisch sinken, mischt das Skat-Spiel durch und verteilt die Karten dann in einem Kreis auf der hölzernen Platte. „Wieso willst du eigentlich zu seiner Party, wenn du ihn ohnehin nicht leiden kannst?“, möchte ich wissen, exe mein Glas und greife dann nach dem Multivitamin, denn mein Magen beginnt bereits zu protestieren. Egal wie gut Itachi mischt, Energie und Wodka ist eine todbringende Mischung, auf Dauer, außerdem deckt Saft besser den beißenden Geschmack. „Weil da de geilsten Schlampen der Stadt auftauchen! Der Typ hat Kohle bis zum abwinken, natürlich schwärmen die Mädels dahin, wie die Motten zum Licht.“, erklärt Hidan weiter, nickt mir auffordernd zu und ich ziehe die erste Karte. Kreuz 7. „Hidan.“, murre ich und winke ihm mit der Karte zu. „Ach, fick dich doch.“, knurrt er, trinkt dann allerdings die entsprechende Schluckzahl, schüttelt sich kurz, bevor es weiter geht. Itachi zieht. „Und wo die Mädels sind, da bist auch du?“, wirft er ziemlich trocken ein, allerdings zuckt es kurz verdächtig, um seinen äußeren Mundwinkelrand. Ein leichtes Schmunzeln huscht über meine Lippen, ehe ich genervt mit den Augen rolle, als er mir drei Finger hoch hält und die Pik 6 auf dem Tisch ablegt. Auch Hidan nimmt drei Schlucke und ich muss wieder einmal gestehen, wie liberal Itachi doch ist. Eigentlich will er damit insgeheim nur verhindern, dass sich einer von uns all zu sehr abschießt, aber das wird nicht funktionieren. Denn ich spüre jetzt schon was und es nicht mal halb zehn. Das wird eine lange Nacht, hoffe ich und wenn ich ehrlich bin, wäre es mir sogar ganz Recht, wenn ich morgen früh ohne Erinnerungen an die, …. am besten an die letzten 24 Stunden aufwache. Dann habe ich ein gutes Alibi gegenüber der Bullerei und meine „Ist Alkohol jetzt eher Destillation, oder Lösung?“- Frage hätte sich somit auch geklärt. Das Leben kann so einfach sein. Richtiges Studenten-Life. „Seht mich, als den Kammerjäger.“, lacht Hidan, deckt währenddessen die Herz 10 auf und leert sein Glas dann in wenigen Schlucken. „Du verjagst sie?“, lacht Itachi leise, woraufhin Hidan ihm einen angesäuerten Blick zuwirft. „Sehr lustig, Herr Uchiha.“, knurrt er dann, schaut flüchtig zu mir rüber, doch ich tue so, als würde ich gerade eine Nachricht beantworten, denn ich weiß, was jetzt kommt. Willkürlich tippe ich auf meinem Sperrscreen herum, einfach nur, um der aufkommenden Unterhaltung zu entgehen. Es ist ja auch immer das Selbe. „Wie viele hatte denn der hochwohlgebürtige Herr Uchiha die letzte Zeit in der Kiste?“, möchte er dann wissen und ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Itachi schüttelt leicht den Kopf und der Hauch eines Lächelns legt sich über seine Lippen. Ich weiß nicht, warum Hidan es immer wieder versucht, denn langsam sollte er wissen, dann man Itachi nicht so einfach provozieren kann. Besonders nicht mit solchen Sachen. „Es heißt hochwohlgeboren und Eine, wenn du es genau wissen willst.“, antwortet er dann beiläufig, zieht die nächste Karte und ich tue einfach so, als wäre es mir egal, dass man mich eiskalt übersprungen hat, trinke einfach so, denn nachher wird die Frage noch an mich weiter geleitet. Doch ein bisschen überrascht bin ich schon. Itachi hatte Sex? Natürlich hat Itachi Sex, er sieht verdammt gut aus, no homo, aber selbst für mich ist es offensichtlich. Und die Reaktionen der Mädels, welche einem immer mal wieder in kleinen Gruppen auf dem Campusgelände über den Weg laufen und welche jedes Mal einen halben Asthmakit-Anfall bekommen, wenn Wiesel auch nur in ihre Richtung schaut, sprechen ebenso für sich. „Uhhh.“, Hidan wackelt verschwörerisch mit den Augenbrauen, „Hast du uns ja gar nicht erzählt, Blacky? War sie heiß?“ „Es war nur eine einmalige Sache.“, winkt Itachi ab und inzwischen ist mein Glas leer. Am liebsten würde ich jetzt, à la Homer Simpson, einfach rückwärts in einen Busch rein und verschwinden. Nur hier ist kein Busch. Ähm. Ich muss aufhören zweideutig zu denken, denn es nimmt langsam Überhand. „Wieso?“, lacht Hidan währenddessen laut auf, „Warst du so schlecht, dass sie dich nicht wieder sehen wollte, oder was?“ „Das nicht.“, murmelt Itachi, dreht dabei eine Karte gedankenverloren in den Fingern um die eigene Achse und kurz scheint er etwas abwesend, „Aber sie hat mir danach ihre Liebe gestanden und ich hielt es für besser, den Kontakt ab zu brechen, bevor ich ihr nur weh tue.“ „Ha!“, kommt es von dem Grauhaarigen und das erste Mal schaut er zu mir hinüber, zwinkert mir unauffällig zu, dabei habe ich nur versucht, möglichst ungesehen an die Wodka-Pulle zu kommen. Ich brauche diese Lösung. Jetzt, sofort. „Also warst du so gut, dass sie sich direkt in dich verschossen hat, nachdem du in sie geschossen hast.“, analysiert Hidan schließlich weiter, was Itachi nur mit einem leisen Lachen beantwortet, sonst allerdings schweigt. Kurz schielt er zu mir hinüber und für einen gruseligen Moment schauen wir uns tief in die Augen, bis mein Schritt mit einem mal feucht wird, aber nicht, was ihr jetzt denkt, sondern ich habe einfach nicht drauf geachtet, wie viel ich mir da gerade in mein Glas schütte und nun ist es übergelaufen. „Ach, was eine Scheiße!“, fluche ich laut, reiche Itachi das bis zum Rand gefüllte Glas, ebenso die Flasche und tupfe dann, mit etwas Küchenrolle, die aus irgendeinem Grund seit jeher auf dem Tisch steht, eben für genau solche Fälle, meine Jeans sauber. Ja, ihr habt richtig gelesen. Jeans. Mich gibt es auch in „angemessen gekleidet“. „Ich glaube nicht, dass sie sich nur in Itachi verliebt hat, weil er gut im Bett ist.“, murre ich dann, während ich das feuchte Papier zusammen knülle und einfach neben den Aschenbecher schnipse. „Sondern?“, möchte Hidan wissen und auch Itachi wirft mir nun einen mehr als interessierten Blick zu und ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. Was nichts heißen muss, denn wenn ich was trinke bin ich meist in weniger als einer Stunde eine kleine, fröhliche Cherry-Tomate, zumindest bis es zu viel wird, dann nehme ich die Farbe eines frischen Salates an. Naja, wahrscheinlich eher eines vergammelten, alten Salates, den niemand mehr essen möchte, aber grün ist grün. Oder? „Was weiß ich.“, schnaube ich, etwas aggressiver, als es hätte sein müssen und mustere die beiden ziemlich düster, während Itachi mir mein „Getränk“ zurück gibt. „Er hat bestimmt auch andere Qualitäten.“ Innerlicher Schulterklopfer an mich, schon guter Pegel und kann immer noch Wörter, die mehr als zwei Silben haben, fehlerfrei aussprechen. Ich sollte mich bei „X-Faktor“ bewerben, denn das können bei weitem nicht alle. Kurz wird es still. Gay silence. „Okay, ihr beiden Turteltäubchen!“, bricht Hidan das Schweigen, haut auf den Tisch und deutet dann mit dem Kinn auf das volle Glas Wodka in meiner Hand. „Was?“, frage ich, doch ich ahne, worauf das hinaus läuft. „Hidan...“, mischt sich nun auch Itachi ein und er klingt beinah etwas flehend. „Alles gut, zur Not trage ich Barbie auch nach Haus und du bist doch auch noch da um den Anstandswau-wau zu spielen.“, entgegnet er locker und lächelt schief. Ich schlucke und schaue auf die klare Flüssigkeit, die bis zum Rand des Glases reicht. Es ist eines dieser Ikea-Gläser. Ihr wisst schon. Die Großen. „Komm, sei keine Pussy!“, spornt Hidan mich an, als er meinen doch recht kritischen Blick bemerkt, „Steh deinen Mann, Deidara!“ Kurz tauschen Itachi und ich unsichere Blicke, dann schüttelte das Wiesel leicht mit dem Kopf. Gerade, als ich das Glas schon einfach auf den Tisch stellen möchte und Hidan bereits genervt aufstöhnt und ich ihn leise „So ein Lauch“ flüstern höre, da flackert das Bild von Herrn Akasuna vor meinem geistigen Auge auf. Und der Gedanke von vorhin, was, wenn er zu Ende gebracht hat, was ich zu verhindern wusste? Und das nur, weil ich es keinem gesagt habe und in einem törichten Anflug von Tollkühnheit seinen alleinigen Retter spielen wollte? Schulterzuckend ziehe ich das Glas wieder zurück, kann aus dem Augenwinkel beobachten, wie Hidan überrascht den Kopf hebt und Itachis Kinn vor Entsetzten, tatsächlich, ein kleines, minimales, vermutlich selbst unterm Mikroskop schwer zu erkennendes, Stück nach unten klappt. Und auch, wenn sich allein bei dem Geruch bereits meine Schleimhäute zusammen ziehen, meine Lippen bereits anfangen zu brennen, als ich sie auch nur ansetzte, ziehe ich es durch. Und in diesem Moment war mir klar: Alkohol ist keine Lösung. Und was auch immer der Abend bringen würde, ich könnte es morgen früh unmöglich auf Herrn Ar(s)chibald Couper schieben. Schade eigentlich. Aber ist Oppenheimer Schuld an Hiroshima, nur weil er zufällig die Atombombe erfunden hat? Ich meine well, well, … passiert den besten. Ne, ich glaube, ob Alkohol, oder nicht, den Schuh muss ich mir anziehen. Na, ob ich morgen immer noch so selbstbewusst daher reden kann? Wir werden sehen, vorausgesetzt ich kann dann noch reden, denn so wie es sich anfühlt, ätzt es sich gerade durch meinen Hals. Please send help. Natürlich habe ich es nicht wegggext, das hätte ich wohl kaum überlebt, beziehungsweise, keine Ahnung, ob man sowas überlebt, bislang ist mir noch keiner begegnet, der random ein volles Glas Mayfair getrunken hat und das pur. Sowas macht ja auch niemand, der noch ganz bei Trost ist. Und vielleicht ist es genau das, vielleicht bin ich nicht mehr ganz bei Trost, aber das ist in Ordnung, denn ich bin Künstler und die haben ja mehr oder weniger alle einen an der Klatsche. Ich schätze mal, es hat was mit den Dämpfen zu tun, ihr wisst schon, wenn man Farbe anmischt, oder aber der Klebstoff, den wir durchgehend schnüffeln und das passiv. Aber das es bei mir schon so weit ist? - Allerdings, solang ich noch beide Ohren habe, ist alles tippi toppi, oder? Den letzten Rest habe ich dann allerdings doch mischen müssen und es war immer noch eine harte Mische gewesen und danach musste ich auch erst einmal zehn Minuten auf dem Sofa kauern, während Itachi und Hidan sich fertig gemacht haben und ich einfach versucht habe, nicht zu reiern. Nach circa 15 Minuten schien das Schlimmste dann wohl überstanden zu sein und ich fühlte mich sogar noch relativ gesellschaftsfähig. Ich hab's noch irgendwie gepackt mir alleine meine Sneakers an zu ziehen, sogar mir einen Teil meiner Haare hoch zu binden und der Eyeliner ist auch ganz, ganz nah am Wimpernkranz. Man sieht ihn kaum. Auf dem Weg zur U-Bahn kam ich also nicht umhin Hidan durchgehend zu necken, der das natürlich nicht auf sich sitzen lassen konnte, versucht hat auf zu holen und ich… ich Dummkopf habe weiter gesoffen. Einzig und allein Itachi schien das Ganze nicht all zu koscher zu sein und während ich ihn am Anfang noch hatte beruhigen wollen, so war es mir, sobald wir in der Bahn saßen und zur Hausparty fuhren, schon gar nicht mehr so wichtig, als wir ausstiegen, war es mir bereits egal und als wir endlich wieder oben an der frischen Luft waren, hatte ich es bereits vergessen. „Dahinten ist es.“ Itachi geht vorne an, wirft einen flüchtigen Blick über die Schulter zurück, in Hidans und meine Richtung, während wir, giggelnd wie Erstklässlerinnen, verzweifelt versuchen einen Teil unseres Alkohols in den Deckel zu kippen um daraus „Shots“ zu trinken. Leider haben weder er, noch ich, die nötige Feinmotorik dafür übrig und so verteilen wir den teuren Woddi eigentlich hauptsächlich auf unseren teuren Schuhen und auf dem dreckigen Boden. Der jetzt, by the way, vermutlich dermaßen desinfiziert ist, das man auf ihm spontane Not-OPs durch führen könnte. Für den Fall, dass mal irgendein Arzt vorbei kommt und sich denkt: Ey, das ist doch ein echt schöner Ort hier, um meinem Patienten einen Beipass zu legen! Jetzt steht dem nichts mehr im Wege. Dank uns! - Wir Weltenverbesserer, wir. „Wie heischn' der Typi noch mal?“, möchte ich wissen, reiße mich von dem Anblick des tropfenden Deckels und Hidans komplett nasser Hand los und trabe, leicht hoppsend gen Itachi, komme direkt vor ihm zum Stehen und stelle mich etwas auf die Zehenspitzen, so, dass sich unsere Nasenspitzen beinah berühren. Aber nur beinah. Kurz herrscht wieder diese gay silence, dann beginne ich leise zu kichern, möchte eigentlich zurück gehen, stolpere dabei allerdings nach vorne, direkt gegen ihn und sacke leicht taumelnd in seine Arme. „Pass doch auf.“, murmelt er, packt mich jedoch rechtzeitig unter den Schultern und zieht mich hoch, doch ich mache mich extra schwer, einfach weil ich es lustig finde, ihn zu ärgern. Das er sich aber auch ständig Sorgen machen muss. Es nervt. Aber ein bisschen süß finde ich es auch. Itachi ist halt ein großer Bruder und das merkt man, … Da fällt mir ein… „Is' Sasuke eig'nlich au' da?“, möchte ich wissen, schieße wieder nach oben und wäre mit der Stirn beinah gegen Wiesel-Chans Kinn geknallt, hätte dieser sich nicht rechtzeitig zurück gezogen. Breit grinsend schaue ich zu ihm auf, er ist ein ganzes Stück größer als ich, genau so wie Hidan, aber das stört mich nicht. Zumindest jetzt gerade nicht. Itachi jedoch zuckt nur mit den Schultern, schnalzt dann mit der Zunge, damit sich auch Hidan endlich in Bewegung setzt. „Ich denke, zumindest hat er sowas gesagt.“, ist alles was Itachi dazu zu sagen hat, mustert mich dann kritischen Blickes, während ich, wie ein kleines Kind, ungeduldig von einem Bein, auf das andere hopse. Ich fühle mich seltsam leicht, beinah schwerelos und auch total motiviert, einfach neue Leute kennen zu lernen, viele aus der Uni sollen da sein, eine gute Gelegenheit, sie mal mit denen zu befassen mit denen man ansonsten nicht so viel zu tun hat. Aber auch Kiba und Sai wollten kommen. Und Tenten, die mich wahrscheinlich einen Kopf kürzer machen wird, wenn sie mich so erlebt, aber sei's drum, sei's drum. Davon merk ich ja dann hoffentlich nicht mehr so viel. „Und unser Gastgeber heißt immer noch Yahiko, merkt euch den Namen bitte, es ist schon ein ganzes Stück, auf eine Party zu gehen und dann nicht einmal zu wissen, wer sie schmeißt.“, bemerkt Itachi streng, macht dann auf dem Absatz kehrt und geht schweigend Richtung Haus, während Hidan und ich uns nur einen jeweils ziemlich vielsagenden Blick zuwerfen. „Der braucht eine Muschiiii ~“, flötet Hidan mir ins Ohr und augenblicklich muss ich lachen. „Dann pass' auf, dass es nicht deine wird.“, gebe ich schnippisch zurück, zwinkere ihm dann zu und schnappe ihm seien Kippeinschachtel weg um hinter Itachi her zu sprinten. „Ey, du Hund!“, brüllt mir Hidan hinterher und fängt ebenfalls an zu laufen. „Du wirst sowas – von – ab scheißen – Deidara. Masaki.“, prophezeit Tenten mir, während ich mir meinen nächsten Drink mische die Hälfte davon allerdings neben meinem Pappbecher landet, da sich meine Sicht in den letzten zwei Stunden rapide verschlechtert hat. Nachrichten tippen geht schon nur noch, wenn ich ein Auge zukneife. - Sonst gibt’s Buchstabensuppe. „Oh Schatzi.“, säusle ich, beuge mich zu ihr und lege dann das Kinn auf ihrer Schulter an, „Bist du etwa stinkig?“ Kichernd und mit wahrscheinlich ziemlich verhangenem Blick schaue ich zu ihr auf, tippe dann neckisch mit der Spitze meines Zeigefinger gegen ihre Wange, bis sie meine Hand wegschlägt. „Deidara, du riechst schlimmer als eine Schnapsleiche!“, murrt sie, schiebt mich dann ein Stückchen von sich, um mich besser betrachten zu können. Und wahrscheinlich, weil ich wirklich rieche, wie eine Schnapsleiche. Ich sag's mal so, ich hab seit gut einer Stunde Keine mehr geraucht, obwohl ich die Schmacht des Todes habe, aber irgendwer hier hat mir erzählt, dass wenn man zu viel Alkohol trinkt und dann ein Feuer in der Nähe ist… das man dann brennt. Und ich will nicht brennen, deswegen lasse ich das lieber, obwohl die Anderen ja auch rauchen und nicht brennen, aber das ist mir dann doch zu riskant… „Da seid ihr ja!“, ertönt mit einem Mal eine Stimme hinter uns und sowohl Tenten, als auch ich, drehen die Köpfe. „Kibaaaa!“, freue ich mich, lasse mich nach hinten, mit dem Rücken, gegen seine Beine sacken, lege den Kopf in den Nacken um ihn besser anschauen zu können. „Oho.“, lacht er, ist definitiv auch nicht nüchtern, aber an mich kommt er noch lange nicht dran. Das kommt keiner hier. Außer der Dude, der, bereits als wir kamen, teilnahmslos im Treppenhaus herum gelegen hatte, in einer Pfütze von eigenem Erbrochenen (und das hätte man safe anzünden können und es hätte genau so gut gebrannt, wie Benzin) und vor ner knappen Stunde vom Notdienst abgeholt werden musste. Na, Einen triffst immer. Aber solangs' keiner von meinen Leuten ist, ist mir das eigentlich herzlich egal. „Na, bei euch sieht's aber lustig aus.“, bemerkt Kiba, mit Blick auf die ganzen leeren Shotgläser, aus welchen ich bereits äußerst hübsche, ziemlich schiefe, einsturzgefährdete Türmchen konzipiert habe. Gut, das ich kein Bauingenieurswesen, oder so, studiere, weil die Leute, die in meinen Häusern wohnen würden, würden safe beim ersten Wind, oder Erdbeben sterben. Und wenn sich das erst einmal rumsprechen würde, dann würde keiner mehr meine Häuser kaufen. Und dann bekäme ich kein Geld und wäre arm und müsste in einem meiner eigenen Häsuern leben, weil ich ja sonst nichts mehr habe und dann würde ich sterben, weil meine Häuser ja so scheiße sind. Das wäre wirklich ziemlich uncool. Schmunzelnd über diesen Gedanken, bemerke ich gar nicht, wie sich auch Itachi wieder zu uns gesellt und seinen kleinen Bruder Sasuke hat er auch gleich mitgebracht. Yey. Weil den mag ich ja so. Und so. Eine Zeitlang werfen Sasuke und ich uns einfach nur bitterböse Blicke zu und keiner von uns kommt auch nur auf den Gedanken, dass Eyebattle als Erster zu verlieren. „Ziemlich voll, nh?“, möchte der Jüngere der beiden Uchihas dann wissen und wütend rümpfe ich die Nase, verschränke die Arme vor der Brust und mustere ihn abwertend. Der, mit seiner hässlichen Frisur, die ausschaut wie der Popo einer Ente. Haben die keinen Spiegel bei sich zu Hause? Oder sind die alle zerbrochen, als Uchiha-Junior versucht hat rein zu schauen? Gut möglich. Na, wenn das mal kein Unglück bringt. „Kümm'a dich mal um deinn' Scheiß.“, zische ich zurück, versuche dabei so energisch wie möglich zu klingen, beuge mich sogar ein kleines Stück in seine Richtung, doch im nächsten Moment zieht mich Tenten wieder zurück. „Deidara.“, raunt sie mir warnend ins Ohr und wirft mir einen eindringlichen Blick zu, „Reiß dich am Riemen.“ „Sag das dem, nich' mia'.“, stammle ich und merke nun langsam selber, wie es schwierig wird, die Wörter möglichst deutlich aus zu sprechen. „Deidara, er ist zwei Jahre jünger, als du.“, bemerkt Tenten, wirft dann kopfschüttelnd einen kurzen Blick in Sasukes Richtung, ehe sie sich wieder mir zuwendet. „Ja'ebn' der soll ma' bisschen Reschpekt ham'.“, fluche ich, wirble erneut herum und schaue zu dem kleinen Itachi-Abklatsch hinüber, welcher nur verächtlich mit der Zunge schnalzt, dann, gezwungen cool, wie er eben ist, aufsteht und kopfschüttelnd von Dannen zieht. Bye then ~ Breit grinsend, denn die Mission „Entenarsch verjagen“ war ein voller Erfolg, wende ich mich wieder an meine Freunde, welche mir allesamt einen ziemlich düsteren Blick zuwerfen. „Wasschn'?“, möchte ich wissen, sacke ein wenig zur Seite, denn kurz habe ich mich nicht drauf konzentriert, aufrecht zu sitzen. „Itachi, könntest du Deidara vielleicht sagen, dass er inzwischen genug hat?“, möchte Tenten wissen und wirft meinem besten Freund einen genervten Blick zu, doch dieser winkt ab. Gerade möchte ich triumphierend lachen, da antwortete der Idiot dennoch:“Muss ich nicht.“, murrt er leise, greift dann meinen Becher, leert ihn in wenigen Zügen und stellt ihn demonstrativ vor mir auf dem Tisch ab. „Ich werd' einfach dafür sorgen, dass es nicht mehr wird.“ Wohlwollend lächelnd, nickt Tenten, offensichtlich scheint es sie zu freuen, dass Itachi nun seinen rechtmäßigen Platz als Anstandswau-wau wieder einnimmt, doch sowohl ich, als auch Kiba, finden das nicht so fair. So gar nicht fair. Immerhin bin ich ein erwachsener Mann, ich weiß schon, was ich tue. Lol. Das habt ihr nicht geglaubt, oder? Ernsthaft mal, wie naiv seid ihr eigentlich? Noch bevor ich, oder Kiba, also zum Protest ansetzten können, packt Tenten Letzteren am Handgelenk und zieht ihn mit sich… irgendwohin. Auf Toilette. Ficken. Nun, vielleicht... Gedankenverloren schaue ich den beiden hinterher und frage mich insgeheim, wann Kiba mal Butter bei die Fische machen möchte und Tenten sagen, was er eigentlich für sie empfindet. „Frische Luft?“ Behutsam legt mir Itachi von hinten seine Jacke um die Schultern und kurz zucke ich zusammen, blicke dann verwirrt zu ihm auf merke erst jetzt, wie schwer es für mich ist, fokussiert zu gucken, generell, scheint alles um mich herum leicht zu wanken und in meinen Ohren hat es kaum hörbar zu dröhnen begonnen. Ich nicke müde, stehe dann stumm auf, schlinge die Arme um meinen Oberkörper und folge Itach gähnend nach draußen, wo sich die Raucher tummeln, aber auch die Mädchen, de „zufällig“ ihre Jacke vergessen haben und nun die von irgendwelchen Typen geiern und dann darin erst mal Bilder machen müssen. Wieso muss diese Generation eigentlich jeden noch so kleinen Scheiß dokumentieren und festhalten, kann man das Leben nicht einfach mal genießen? Schweigend zieht Itachi zwei Zigaretten aus seiner Packung, macht die eine an und hält dann die Spitzen beider zusammen, damit die Zweite ebenfalls aufglüht. Eine gibt er mir und leicht lächelnd nehme ich sie entgegen, dass ich vor knapp einer halben Stunde noch panische Angst hatte, zu verbrennen, habe ich schon wieder längst…. Vergessen. Denn mein Gedächtnis gleicht der Weilen eher einem ziemlich löchrigen Sieb. Erneut gähne ich und merke mit einem Mal, dass Itachis Blick die ganze Zeit über auf mir liegt. Kurz läuft es mir kalt den Rücken runter, doch gleichzeitig ziehen sich meine Mundwinkel unweigerlich nach oben. „Müde?“, möchte er schließlich wissen und ich zucke nur mit den Schultern, nehme dann einen Zug von der Kippe und lasse den Rauch extra lange in meinen Lungen, da ich das einsetzende Gefühl, von leichtem Schwindel, irgendwie gerade ziemlich geil finde. Itachi lacht leise und gedankenverloren lassen sowohl er und ich kurz den Blick schweifen. Wer auch immer dieser Yahiko ist, wohl aus Itachis Philosophiekurs, doch ich habe ihn kein einziges Mal gesehen, vielleicht doch, aber ich kann mich einfach nicht mehr dran erinnern, … Er hat auf jeden Fall gut Kohle, soviel steht fest. Das Haus und auch der umliegende Garten, sind beides riesig, wenn ich das richtig verstanden habe, dann gehört sogar noch ein Stück des Waldes zu ihren Ländereien dazu. Erschöpft lehne ich mich gegen den Tisch, ziehe ein weiteres Mal an der Kippe und atme dann tief ein, doch mit dem Gestank des Qualmes vermischt sich ein weiterer, sehr viel, wohlriechender Geruch und das ist der Duft, der von Itachis Jacke ausgeht, die mir nach wie vor, über den Schulern hängt. Sie riecht gut. Itachi riecht gut und selbst im vollkommen besoffenen Kopf weiß ich, dass das Gedanken sind, die ich, als bester Freund definitiv nicht haben sollte. Ein weiteres Mal schaue ich mich um, mehr als die Hälfte der Gäste sind bereits gegangen, trotzdem stehen hier draußen noch gut 15 Personen, in kleinen Grüppchen verteilt, in der hinteren Ecke kauern zwei Mädchen, Eine weint, etwas weiter davon, bei den Blumenbeeten kotzt jemand. Doch keiner beachtet uns. Es ist beinah so, als würde niemand Itachi und mich wahrnehmen und mit einem Mal fühle ich mich seltsam gut dabei, ihm doch relativ nah zu sein, seine Jacke über meinen Schultern liegen zu haben und das aller erste Mal, gefällt mir die Tatsache, dass er größer ist, sogar ein ganz kleines bisschen. Gerade, weiß ich gar nicht, warum mich dass all die Zeit immer so gewurmt hat, ich meine, ist doch nichts bei? „Wollen wir gleich mal starten?“, möchte Itachi schließlich wissen und fragend blicke ich zu ihm auf, das Dröhnen in meinen Ohren hat etwas zugenommen und ich merke, wie meine Beine schwer werden. Ich nicke langsam, kuschel mich dann tiefer in seine Jacke, lasse den Kippenstummel auf den Boden fallen und trete ihn dann aus. „Ich schau mal nach einer Verbindung.“, murmelt Itachi, beginnt auf seinem Handy zu tippen und ich nicke erneut, den Blick leicht apathisch auf den Boden gerichtet und schließe dann, für allerhöchstens eine Sekunde, kurz meine schweren Augenlider. Im nächsten Moment beginnt mein Herz wie wild zu schlagen und ich hänge halb in Itachis Armen, welcher mich überrascht anschaut und verwirrt blicke ich mich um. „Oh...“ nuschle ich, raffe mich auf, das beginnende Schwindelgefühl und die immer stärker werdende Müdigkeit gekonnt ignorierend. Itachi schüttelt schweigend mit dem Kopf, lässt mich schließlich los, behält allerdings eine Hand, an meiner Hüfte. Wohl um mich zu stützen. Obwohl er mich so gar nicht stützt. Trotzdem und obwohl er mich eigentlich kaum richtig berührt, laufen mir in regelmäßigen Abständen warme Schauer über den Rücken und mit einem Mal habe ich das Bedürfnis mich einfach bei ihm an zu lehnen. Ohne groß drüber nach zu denken, mache ich einen taumelnden Schritt auf ihn zu, knalle dabei härter gegen ihn, als beabsichtigt, doch dann spüre ich seine Wärme, spüre, wie er leise lacht und irgendetwas sagt, was ich nicht verstehe, beziehungsweise, höchstwahrscheinlich einfach nicht mehr in Lage bin auf zu nehmen und zu verarbeiten. Doch dann legt er seine Arme um mich und ich lasse mich noch ein bisschen weiter gegen ihn sacken, schließe die Augen und hoffe einfach nicht im stehen ein zu schlafen, was schwerer ist, als man es sich jetzt vielleicht im ersten Moment denken mag. Shit, ich war schon lange nicht mehr so besoffen. Und wahrscheinlich werde ich morgen straight bereuen, was ich hier gerade tue, aber im Moment jetzt gerade, fühlt es sich einfach so gut an und auch irgendwie richtig. Vielleicht ist Alkohol doch eine Lösung. Im übertragendem Sinne. Oder eher ein Destillat und ich sollte mich ebenso schleunigst davon trennen. Aber ein Gutes hat das Ganze: Ich habe nicht eine Sekunde mehr, über Herrn Akasuna nachgedacht. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich gar nicht mehr richtig denken kann. Lel. Kapitel 4: Und wenn alles brennt: Auf Siri ist Verlass! ------------------------------------------------------- Ich schwöre, eine Party ist erst dann eine richtige Party wenn Hidan mit irgendwem Stress anfängt und das Ganze damit endet, dass sie mindestens einen Streifenwagen vorbei schicken müssen, da die Kinder den Spaß nicht unter sich austragen können. Und wen sie es täten, dann würde es eskalieren, komme, was da wolle. Wie und wo diese Geschichte jetzt schon wieder angefangen hat und auch worum es dabei im eigentlich ging, kann ich nicht sagen, glaube aber, um ein Mädchen, oder so. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann um den pinken Knallfrosch, der Hidan die ganze Zeit am Arsch geklebt hat und das bereits kurz nach dem wir angekommen waren. Sakura, war glaube ich ihr Name und wer auch immer die Kleine eigentlich ist und woher auch immer Hidan sie auf einmal wieder hatte, irgendwer muss sie an dessen Hinterteil mit Super Glue befestigt haben, denn das Biest war hartnäckig. Allerdings ist Hidan irgendwann einfach mit ihr verschwunden, keiner weiß wohin es hat nur verdächtige Geräusche aus einem der Zimmer über uns gegeben. Entweder das, oder irgendwer hat dort spontan einen Ochsen geschlachtet, so hat sich es nämlich angehört, in meinen Ohren. Ich weiß nicht, wie in alles in der Welt, man solche, ... nun, nennen wir es Lautäußerungen erregend finden kann, ich könnte es nicht einmal ignorieren, selbst, wenn ich mir Mühe geben würde, aber nein. Nein, einfach nein. Danach hatte ich Hidan, bis zu diesem Moment hin, wo wir nun draußen auf einer Bank in Yahikos Vorgarten hocken, etwas weiter abseits des Geschehens, nicht mehr gesehen. So richtig verstehen tue ich es immer noch nicht, aber von hier aus kann ich zumindest einen blonden Haarschopf und eben Hidan erkennen und zwei Polizisten, die ziemlich unglücklich aus der Wäsche schauen. Die haben sich bestimmt eine schönere Freitagabendgestaltung gewünscht, als irgendwelche Halbstarke auseinander zu ziehen. Gut, ihr Pech. Leicht sabbernd und weder komplett wach, noch aber am schlafen, liege ich auf der Bank, mit dem Kopf auf Itachis Schoß, Tenten hockt vor mir, mir immer wieder gleichmäßig über den Kopf streichend, ein Glas Wasser in der Hand, wovon ich sage und schreibe drei Schlucke nehmen konnte, bis es wieder hoch kam. Keine Ahnung, wann es anfing, das mein Magen beschlossen hatte, das es ihm jetzt reicht, aber das muss bereits ein Eckchen her sein, denn als ich mich zuletzt erinnern konnte, waren meine Haare noch nicht zusammen gebunden und zwischen meinen Zähnen hingen die Reste meines, bereits verdauten, Mittagsessen. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir bislang jemals so schlecht gewesen ist. Es ist beinah paralysierend und wäre ich nicht komplett sediert, würde ich mir möglicherweise wirklich Sorgen machen, doch im Moment ist alles, was ich möchte schlafen. Schlafen, egal wo, egal wann, meinetwegen sollen sie mich einfach hier draußen liegen lassen, hauptsache ich kann endlich mal für fünf Minuten die Augen zumachen. Doch immer, wenn ich genau das versuche, rüttelt irgendeine Arschgeige an meiner Schulter herum, diese Arschgeige hat lange schwarze Haare und wunderschöne, dunkle Augen, ... ey, no homo Leute, er ist immer noch eine Arschgeige. Und seiner Bestimmung als solcher, kommt Itachi gerade nach, den ein weiteres Mal fahre ich instinktiv zusammen und murmle irgendetwas, wovon ich selbst nichts verstehe und ich auch keine Ahnung habe, was ich eigentlich damit ausdrücken wollte. „Nicht einschlafen, Deidara.", murrt Itachi, er klingt nicht wütend, oder gar genervt, einfach nur erschöpft und ein bisschen tut er mir, im Nachhinein, auch leid. Da geht nimmt er seine beste Freunde mit auf eine Party, hat wahrscheinlich zuvor noch, in seinem grenzenlosen Vertrauen zu uns, zu Yahiko Sachen gesagt wie „Ach, die beiden sind völlig harmlos" - „Die machen schon keinen Ärger, bloß keine Sorge." und dann zettelt der Eine nh Schlägerei an und der Andere kotzt in den Pool, in den Hausflur und zweimal ins Blumenbeet. Doch ich lege meine Hand dafür ins Feuer, wenns' Frühjahr wird, wachsen hier die schönsten Orchideen! Dafür, steh ich mit meinem Namen. Nun ist der Name „Masaki" nicht wirklich als Güte-Siegel zu verstehen, aber ist auf jeden Fall alles 100% Bio – Und das ist doch in Zeiten wie diesen schon Mal viel wert. Yahiko kann sich auf youtube einloggen und den ganzen 13-Jährigen Kiddis da draußen von seinem veganen Pflanzendünger und seiner veganen Lebensweise predigen und das Tiere töten unmoralisch ist, ja, sogar unnatürlich, denn schon die Neandertaler haben nur vegane Tofu-Mamuts gejagt und gegessen. #dasgibtbeefmitdenveggis „Lass ihn doch.", höre ich Tenten halblaut neben meinem Ohr und aus verhangenen, verklebten Augen schaue ich zu ihr auf und schenke ihr ein dankbares Lächeln. Kopfschüttelnd schaut sie mich an, bis es um ihre äußeren Mundwinkel kurz zuckt und sie dann fortfährt mir mit der Hand sanft durch die Haare zu streichen. „Wenn er jetzt einschläft, dann bekommen wir ihn nicht mehr wach, glaub mir.", seufzt Itachi, den Blick starr auf Hidan gerichtet, der nach wie vor mit den Polizisten zu diskutieren zu scheint, welche inzwischen nicht nur die kleinen Reinpust-Röhrchen raus geholt haben, sondern sicherheitshalber auch schon Mal Handschellen, wie es mir scheint. Scheint gut zu laufen. „Und den ganzen Weg kann ich ihn unmöglich tragen." Tenten nickt und ich öffne murrend ein Auge, schiele hinauf zu Itachi, welcher jedoch nach wie vor, gedankenverloren, in die Ferne starrt. „Kansch' selber laufen...", nuschle ich verschlafen und kurz löst Itachi sich, von dem Anblick der immer wieder blinkenden, blauen Autosirene, wirft mir einen flüchtigen Blick zu, ehe er schweigend nickt und wieder nach vorne schaut. „Ich weiß, Deidara.", sagt er und es klingt ein bisschen so, als würde er mit einem kleinen Kind sprechen und einfach nur das sagen, was dieses hören möchte um unnötigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Dabei wollte ich nur kurz deutlich machen, dass ich nach wie vor für mich selbst Verantwortung übernehmen kann. Das der Kerl aber auch immer so empfindlich auf alles reagieren muss. Furchtbar, ... da wird man ja, ... Doch weiter kommt mein besoffener Kopf nicht, denn mit einem Mal ertönt ein lauter Schrei aus Richtung des Polizeiautos und so wie ich das einschätze, hat entweder Hidan, oder aber der andere Typ, wie war sein Name noch gleich,... ach, was weiß ich, naja, auf jeden Fall Einer von ihnen hat bestimmt auf's Maul bekommen. Mit einem Mal steht Itachi auf, reißt mich mit nach oben und augenblicklich wird mir schlecht, sowie schwindelig durch den plötzlichen Positionswechsel, die Rufe vom Auto aus werden lauter. Offenbar ist Hidan auf einen der Beamten los. „Pass' auf...", murre ich, fasse mir unnötigerweise an den Kopf. In der Hoffnung die Drehung somit vielleicht etwas eindämmen zu können, doch nichts der gleichen. Unglücklich schaue ich Itachi hinterher, wie er schnurstracks in Richtung des Autos trabt, irgendetwas ruft, woraufhin Hidan, sowie einer der Polizistn augenblicklich herum wirbeln. „Was ist denn da schon wieder los?" Ich zucke zusammen, habe nicht einmal bemerkt, dass Kiba sich zu uns gesellt hat. Keine Ahnung, wie lange der da schon steht, hätte sich ja mal anmelden können, einfach so, Leute erschrecken, dass geht doch nicht... Offensichtlich allerdings schon, denn er wirft mir hinsichtlich meines schockierten Gesichtsausdruckes nur ein verschmitztes Grinsen zu, wendet sich dann jedoch an Tenten. „Es geht um Sakura, oder? Ino hat mir's kurz erzählt." Wer zum Geier ist Ino? Wer sind all diese Leute? Und wieso ignoriert mich jeder, ich bin besoffen, nicht taub. „Ich hab keine Ahnung, auf jeden Fall ist es unnötig.", weiß Tenten, steht auf und setzt sich neben mich, auf die Bank, so, dass ich mich anlehnen kann und endlich die Augen schließen, ohne, dass ich daraufhin durch erdbebebartige Erschütterungen wieder geweckt werde. Ein zustimmendes Brummen kommt von Kiba und für einen Moment schweigen wir drei, beziehungsweise die Zwei, denn ich bin schon wieder in einen aphatischen Halb-Wach-Zustand gerutscht. Alkohol. Definitiv Destillation, definitiv. Und das Beste wäre, wahrscheinlich, wenn ich in Zukunft mal mich davon destillieren würde, aber ich weiß genau so gut, wie ihr, dass ich das nicht fertig bringe, weil ich mag Alkohol und Partys und am liebsten Partys auf denen es Alkohol gibt. Doch im Moment würde ich tatsächlich lieber abdampfen, anstatt hier weiter herum zu sitzen, ich habe zwar so ziemlich gar kein Empfinden mehr, aber der angefrorene Rasen und auch Tentens gleichmäßiges Zittern lassen die Vermutung aufkommen, dass es doch ziemlich kalt sein muss. Unter leisem Stöhnen öffne ich die Augen, bringe mich, auch wenn es schwer fällt und viel Überwindung kostet, in eine aufrechte Position, streife mir Itachis Mantel von den Schultern und lege ihn Tenten um den Rücken. „Deidara...", setzt sie zum Protest an, doch ich werfe ihr nur einen flüchtigen Blick zu, schüttele leicht den Kopf, denn egal was ich jetzt sagen würde, es würde nicht in der Form und Reihenfolge meinen Mund verlassen, wie ich es eigentlich wollen würde und lasse mich dann wieder gegen ihre Seite sacken, denn vom Sitzen bekomme ich das Gefühl wieder kotzen zu müssen. Und ich will nicht kotzen. Ich hab heute schon genug gekotzt. Kotzen ist doof, vor allem wenn es mehr nach Benzin, als nach allem anderen riecht. Und nach Feige. Weil Feigen-Wodka. [Anm.: Wer hat damals auch mit Jelzin-Feige „angefangen"? :D Und irgendwann einmal von gekotzt und es seit dem nie wieder angerührt? ... nur ich... ? ... okay :')] Kurz seufzt Tenten, dann legt sie jedoch einen Arm um mich und beginnt mir, beinah mechanisch, mit den Fingerspitzen über den Rücken zu streichen. „Geht's ihm besser?", höre ich Kiba sagen und ich denke, die Frage ist auf mich bezogen. Ich spüre wie meine beste Freundin unbestimmt mit den Schultern zuckt und zum ersten Mal kommt mir der Gedanke, dass ich echt tot aussehen muss. So richtig tot. Armer Itachi. Einen Spalt breit öffne ich mein linkes Auge, kann nur verschwommen erkennen, wie Wiesel in der Ferne mit den beiden Beamten diskutiert, wahrscheinlich gerade versucht Hidan raus zu boxen, doch so, wie ich das, von hier sehen kann, hat das schon lange keinen Sinn mehr, denn Letzterer steht bereits, neben Blondi, mit den Händen auf dem Rücken, mit dem Gesicht zur Motorhaube. Ich darf nicht vergessen, zu Hause einen Strich auf meiner „Hidan's Nächte in der Ausnüchterungszelle 2017" hin zu zufügen, denn wenn ich Recht behalte und Hidan bis Jahresende dort mindestens zehn Nächte verbringt, dann gibt's einen Monat lang KFC auf dessen Nacken. Und ich werde mich nicht zurück nehmen, nur weil der Penner meint keinen Nebenjob machen zu müssen und Kindergeld und Staatszuschuss regelt. Leicht schmunzelnd überlege ich kurz, was ich mir in der ersten Januarwoche denn als erstes gönnen möchte, doch allein bei dem Gedanken an die fettigen, panierten Hähnchenschenkel, dreht sich mir der Magen um, weshalb ich ihn schnell wieder verwerfe. Ich möchte nicht kotzen. Find' ich immer noch doof. Doch mein Magen ist von der Idee wohl gerade hell auf begeistert, weswegen ich mich versuche auf das Gebrüll, nicht weit von uns, zu konzentrieren, doch der ganze Trubel scheint die Übelkeit nicht gerade ein zu dämmen, eher ganz im Gegenteil... Und mit einem Mal fällt mir etwas ein, was ich fast ganz vergessen hätte... Vielleicht ist es mir nun auf einmal wieder eingefallen, weil der Gedanke an „Wetten" mich drauf gebracht hat. Vielleicht aber auch, weil mein Gehirn sich gerade krampfhaft etwas sucht, was nichts mit Mägen und Essen und Alkohol zu tun hat. Aber klar... aber natürlich. Wie konnte ich das eigentlich die ganze Zeit über vergessen? Wie konnte ich ihn die ganze Zeit vergessen? Herrn Akasuna. Ob er noch lebt? Automatisch öffne ich die Augen, leicht erschrocken über meine doch recht direkten Gedanken. Darf man das so sagen? So gesehen, gesagt habe ich es ja nicht, nur gedacht... Aber darf man sowas überhaupt denken? Bin ich böse? Nun wirklich abgelenkt richte ich mich auf, stütze mich mit den Unterarmen auf den Oberschenkeln ab und betrachtet gedankenverloren den gefrorenen Kiesweg, zu meinen Füßen. An der weißen Sohle meiner Air-Max hängt der graue Staub und etwas Erde aus, wohl vom Blumenbeet, denn, wenn ich die Bruchstücke, an die ich mich erinnern kann, zusammen lege, dann kann es gut sein, dass mich zwischen drin einmal kurz mein Gleichgewichtssinn im Stich gelassen hat und ich ein, zwei Schritte reingestolpert bin. Und möglicherweise auch die ein oder andere Orchidee platt getrampelt habe aber ja mei, ... bisschen Schwund ist immer. Ein paar zertrampelte Blumen und ein vollgekotzter Hausflur sind bei einer Party, einer solchen Größen noch wirklich annehmbar. Da hab ich aber schon Schlimmeres erlebt. Und meine Wohnung auch, wenn ich an mein zerstörtes Sofa denke, an die heruntergerissene Garderobe und den zerdepperten Handtuchhalter, mein zerwühltes Bett, was auch immer Tenten und Kiba damals da drin getrieben haben, ich will es nicht wissen und beide waren so voll, die wissen es locker auch nicht mehr, von daher... Was ich damit sagen will: Yahiko soll sich mal nicht ins Hemd machen. Wo steckt der Kerl überhaupt? „Alles gut, Bruder?", möchte Kiba mit einem Mal wissen und ich hebe zerstreut den Blick, muss einen Moment warten, bis sich meine Sicht daran gewöhnt hat und ich ihn zumindest nicht mehr drei-Mal, sondern nur zwei Mal sehe. Wie sagt man so schön, doppelt hält besser. Obwohl ein Kiba reicht, schätze ich. Ich nicke langsam, was direkt wieder Schwindel verursacht, lasse dann den Kopf erneut hängen um meine Gedanken etwas zu sortieren. Neben mir seufzt Tenten gedehnt, beginnt mir wieder den Nacken zu kraulen und heiseres Stöhnen entkommt meinen Lippen. Und mit einem Mal, fällt mir da was ein... „Tenten...", beginne ich langsam, versuche so deutlich wie möglich zu sprechen, was schwerer ist, als zu Beginn angenommen. Kurz stoppt die Bewegung in meinem Rücken, dann führt sie ihre kleine Massage jedoch fort, wofür ich mehr als dankbar bin. „Mh?", kommt es von ihr. „Du hasn...", ich seufze leise, breche ab, atme tief ein und versuche es dann noch mal:"Du hast doch mal gesagt, ... dass du weißt, wo unser einer Professor da,... wohnt." Nicht schlecht, Deidara. Nicht sehr treffend formuliert, aber soweit fehlerfrei und auch verständlich. Damit kann man arbeiten. „Welcher denn?", möchte Tenten wissen und ich rolle genervt mit den Augen, obwohl ihre Frage so gesehen ja schon berechtigt ist. „Na, Herr Akasuna.", gebe ich schnippisch zurück, ich weiß nicht, warum ich mit einem Mal so genervt bin, wahrscheinlich einfach weil ich besoffen bin, weil mir immer noch übel ist und ich morgen definitiv eine dicke Erkältung haben werde. Verständnislos blickt sie mich an. „Ja, aber wieso willst du das jetzt wissen?", fragt sie dann. Gute Frage, warum will ich das jetzt eigentlich wissen? Hatte ich vor, vorbei zu gehen? Um drei Uhr nachts? Und was sage ich dann? „Hallo, ich bin's Deidara, Sie wissen schon, der Typ der sie heute vom Selbstmord abgehalten hat, wollt nur mal gucken ob sie noch leben." Ja. Ich glaube so ungefähr habe ich mir das tatsächlich gedacht. Ein sehr überzeugender Plan. Allerdings hat mein besoffener Kopf vor wenigen Sekunden den Entschluss gefasst, sich davon zu überzeugen, dass der Kerl noch atmet und wenn mein besoffener Kopf etwas möchte, dann ... dann setzt das mein restlicher Körper auch meistens um, das ist das Problem. Und das ist nicht so daher gesagt, nein, das ist wirklich ein Problem. Ich erinnere mich an eine Nacht, wo ich den spontanen Entschluss gefasst hatte, einen Ampelkopf, als Art Jagdtrophähe, abzumontieren und über meinem Bett auf zu hängen – Ich weiß, fragt nicht. - Auf jeden Fall war ich so Flamme und Feuer, das Itachi mich letztendlich hat ausnocken müssen und nach Hause schleppen musste, da ich offensichtlich nicht mit mir hatte reden lassen. Zumindest wurde es mir am nächsten Tag so erklärt und ich weiß von der Aktion wirklich nicht mehr viel, allerdings kann ich mit Sicherheit sagen, dass die Grundidee bestimmt mehr von Hidan, als von mir stammte, aber ich ziehe halt bei solchen Sachen gerne mit. Vor allem dann, wenn ich full bin. Vor allem dann. „Weißt du jetzt, wo er wohnt, oder nicht?", dränge ich sie weiter und bin überrascht, wie ordentlich und geordnet die Wörter doch aus meinem Mund kommen. Anständig reden? - Kann ich! „Deidara, warum um alles in der Welt,..." „Ich will was fragen." „Was fragen?" „Ja." „Jetzt?" „Ja." „Mitten in der Nacht?" „Tenteeen,...", quengele ich weiter, werfe einen flüchtigen Blick hinüber in Itachis Richtung, welcher jedoch immer noch mit den Bullen zu diskutieren scheint um das sinkende Schiff vorm Untergehen zu bewahren. Doch sowohl Buk, als auch Heck, stehen meines Erachtens nach bereits unter Wasser, um die Metapher mal weiter zu spinnen und Wiesel sollte lieber schleunigst gucken, noch einen Platz im Schlauchboot zu ergattern, sonst muss er am Ende auch noch dran glauben. Und das gibt Ärger zu Hause, so viel steht fest. Zwar gehe ich dem Hause Uchiha, wann immer es mir möglich ist, aus dem Weg, doch der kleine Ausschnitt, der sich mir, die paar Mal, die ich da war, darbot, hat bereits gereicht, damit sich entsprechendes Bild manifestiert. Mikoto ist lieb und nett, um die geht es mir gar nicht, ein richtiger Engel auf Erden, du kommst an und wirst von ihr erst einmal durch geknuddelt, dann kriegst du, ob du willst oder nicht, ein zweites Mittagessen vor die Nase gesetzt und auch, ob du willst oder nicht Kaffee, Kakao oder Tee und dir wird alle zwei Minuten erzählt, wie froh sie doch ist, dass Itachi endlich mal einen Freund mit nach Hause bringt. So und nicht anders. Mama mit Herz und Seele und würde sich bestimmt super gut mit meiner Alten verstehen. Die ist nämlich auch von der Sorte. Aber Fugaku, ... nun, ich habe ehrlich keine Ahnung wie Mikoto an DEN gekommen ist und wieso sie sich überhaupt mit ihm abgibt. Das soll nicht respektlos klingen, nein gar nicht, aber eine so liebe und hübsche Frau und dann so ein oller Griesgram? Zumal der mit Sicherheit mindestens zehn Jahre älter ist und irgendwie finde ich das schon leicht ekelig, denn von diesen „Mein Partner könnte theoretisch meine Mami oder mein Papi sein, aber drauf geschissen." - Beziehungen halte ich ja nicht so viel. Ich meine, ich möchte mit niemandem zusammen sein, der, wenn ich dann mal so alt bin wie er, dann schon in Rente geht. Und wenn ich in Rente gehe, dann bereits... naja, ihr wisst schon. Ich finde, man sollte mit seinem Partner halt all diese „Lebensetappen" gemeinsam erreichen, mehr oder weniger, wisst ihr was ich meine? Naja, auf jeden Fall ist Fugaku ein guter Grund sich vom Uchiha-Anwesen fern zu halten, von Sasuke, der kleinen Nervensäge mal ganz abgesehen... „Ich sitz' immer noch an meiner Hausarbeit zum Grafikdesign und ich muss ihm ein paar Fragen stellen, weil er als Korrekt...Kroke...", wende ich mich wieder an Tenten, doch dann kickt der Alkohol erneut. „Korrekturleser?", hilft sie mir auf die Sprünge, klingt nun mehr als interessiert. „Ja, .... genaaaau, du hascht erfasst, Schatzi!", freue ich mich, klopfe ihr anerkennen auf die Schulter, woraufhin sie Kiba einen hilfesuchenden Blick zuwirft, „Ich muss halt ein paar Fragen stellen, noch,... was der will und alles. Und der war ja nicht da, ... erinnerst' dich?" Ich hoffe, dass das Sinn macht, was ich mir da gerade aus dem Ärmel geschüttelt habe, denn ich kann ja schlecht auch noch Tenten und Kiba mit ins Boot holen, ... obwohl, ... warum eigentlich nicht? Energisch schüttele ich den Kopf um diesen absurden Gedanken zu vertreiben, weil dann hät' ich's wirklich auf facebook posten können. Obwohl das ja kaum noch wer nutzt, also würde es so auch keiner sehen. Nein, es reicht, wenn Itachi von der ganzen Geschichte weiß, Einer, ist mehr als genug. Unschuldig lächelnd schaue ich zu Tenten, die Übelkeit ist schon fast wieder vergessen, zwar ist mir immer noch schwindelig und ich bin hundemüde, gut möglich, dass ich also gleich einfach umkippe, aber im Moment bin ich ultra motiviert. Haha. Alkohol. Schon echt verrückt dieses Zeug. „Und das musst du ihn jetzt fragen?", möchte Tenten wissen, scheint nicht ganz schlau aus meinem Geschwafel zu werden. Gut, ich kann's ihr nicht verübeln. „Nein.", winke ich ab, woraufhin sie noch irritierter erscheint. „Morgen.", beruhige ich dann, „Nur, ... halt noch vor Sonntag, ... weil Montag muss ich dann zur Uni..." Ja, ich glaube das macht Sinn. Weil wenn Montag Uni ist, dann müsste ich es ja theoretisch abgeben, ... was auch immer. Und wem auch immer. Denn es gibt keine Hausarbeit für Grafikdesign. Also vielleicht schon und ich hab's einfach nur verschwitzt und deswegen hinterfragen sie es nicht weiter. Jetzt kann ich allerdings keinen mehr danach fragen, denn dann würde ich ja auffliegen. Verdammt. Komplizierte Sache, irgendwo. „Und dafür willst du bei ihm anklingeln?", misstrauisch zieht meine beste Freundin eine Braue nach oben, „Schreib doch einfach eine Mail." Verdammt. Well played, Tenten. Well played. „Ne, das geht nisch...", überlege ich und überlege dann, warum das denn nicht gehen sollte. „Und warum nicht?" „Sag ich dosch'." „Was?" Scheiße, ich bin zu blau um lügen zu können. Kurz werfe ich einen absichernden Blick gen Itachi und den Rest vom Dream Team, die Diskussion scheint sich dem Ende zu zuneigen, sowohl Hidan, als auch Blondi sitzen bereits hinten mit im Wagen, doch Itachi versucht offensichtlich immer noch mit seinem bodenlosen Eimer, das Deck vom Wasser zu befreien. Das Ganze geht höchstens nur noch fünf Minuten, dann wird auch er es aufgeben. Und bis dahin muss ich Tenten die Adresse entlockt haben, denn wenn Itachi von dem Gespräch mitbekommt, dann wird er vermutlich genau wissen, was ich vorhabe und wird versuchen mich davon ab zu halten. Erstaunlich strukturierte Gedanken für jemanden, der Schätzungsweise 2,5 Promille, oder so hat. Vielleicht auch 3. Shit, das könnte wirklich sein, ... aber nein, dann wären meine Gedanken nicht so strukturiert, ... oder sind sie das gar nicht und ich rede mir das nur ein, weil ich so voll bin? Oh je, jetzt geht das los... Anyways... „Aber Herr Aksuna' braucht sicha' richtig lange, weil der's ja nicht so der Typ mit E-Mail und ich glaub ich hab gar keine E-Mail...", versuche ich ein halbherziges Argument. Ich glaub, ich hab wirklich keine. Ich hab WhatsApp und über Instadirect kann man ja auch noch schreiben, sollte das mal nicht klappen. Wer braucht schon E-mails und vor allem wofür? Außer um sich bei facebook zu registrieren, lel. „Kann schon sein,...", überlegt Tenten, in ihren Ohren scheint das also Sinn zu machen. Super! Ich unterdrücke ein triumphierende Grinsen, doch das wäre nicht nötig gewesen, denn ihr nächstes Satz ist nicht wenig dämpfend: „Aber deswegen kannst du doch nicht einfach bei ihm zu Hause auflaufen." Sofort verziehe ich das Gesicht und schaue ihr möglichst böse entgegen, was wahrscheinlich nicht halb so bedrohlich kommt, wie es soll, denn gut möglich, dass ich leicht schiele um meinen Fokus zu bewahren. „Lass ihn doch.", mischt sich Kiba mit einem Mal ein. Sofort drehen wir die Köpfe. „Aber,...", setzt Tenten bereits zum Protest an, doch Kiba zuckt nur mit den Schultern: „Wenn er meint, es wäre besser für seine Arbeit, vorbei zu gehen, es ist Deidaras Bier und ganz ehrlich, willst du dafür verantwortlich sein, dass er schon wieder mit seiner Hausarbeit in Verzug gerät?" Der hat gesessen, denn das will Tenten bestimmt nicht. Sofort wende ich mich wieder an sie, muss feststellen, dass sie tatsächlich eine ziemlich unschlüssige Miene aufgesetzt hat. Dann seufzt sie, zieht mir mein Handy aus den Fingern, von welchem ich ganz vergessen hatte, das ich es nach wie vor festhalte und tippt etwas bei WhatsApp ein. „Ich schreib mir selbst die Adresse, okay? Mein Handy ist drinnen, aber wenn ich's dir nur so sage, dann hast du's bis morgen vergessen.", erklärt sie auf meinen fragenden Blick hin. „Du bisch' die Beste.", erschöpft lasse ich mich wieder gegen ihre Schulter sinken, schaue ihr beim Tippen zu und das obwohl der flimmernde Bildschirm ziemliche Kopfschmerzen verursacht, dafür allerdings wach macht. Und ich darf jetzt auf keinen Fall einschlafen. Jetzt nicht mehr. Bevor ihr fragt: Keine Ahnung! Ehrlich, ich habe keine Ahnung, wie ich es geschafft habe von meine Leuten los zu kommen, genauer gesagt von Itachi, der so gar nicht angetan war von der Idee, mich alleine nach Hause fahren zu lassen. Doch die Anderen wollten noch aftern und darin hatte ich meine Chance gesehen. Nur Itachi, der den Kaffee nach endlosen Diskussionen mit der Polizei offensichtlicherweise genau so auf hatte, war nicht ganz so begeistert gewesen, von Kibas Vorschlag noch zur Tanke zu gehen, sich zwei saure Äpfel zu holen irgendwo, in nem Park oder auf nem Spielplatz, weiter zu saufen und war schon drauf und dran mit mir zu fahren, ... da hat sich, und ihr wisst gar nicht wie dankbar ich dem kleinen Scheißer dafür bin, Sasuke die Kante gegeben. Blondi gehörte nämlich offenbar zu Entenarsch, keine Ahnung in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen und ob ich mit meinem Verdacht am Ende tatsächlich richtig lag und Entenarsch uns den Womanizer nur vorgespielt hat und in Wirklichkeit eine Schwuchtel ist, aber das ist ja auch egal, auf jeden Fall ist der Kleine ordentlich abgeschissen, am Ende. Und würde ich ihn nicht hassen, dann würde ich ihn möglicherweise sogar mögen und er hätte mir leid getan. Letztendlich begab es sich, dass Itachi sich gezwungen sah, ein Taxi zu rufen, da Uchiha Junior Junior nicht mal mehr einen geraden Schritt nach vorne tun konnte und so viel gereiert hat, man hätte meinen können, er wäre in seinem früheren Leben ein Spuckbrunnen gewesen. Ein Gargoyle. Sicher daher auch die hässliche Visage, manche Dinge ändern sich eben nie. Back to the roods, für Sasuke auf jeden Fall und Itachi musste mit ziehen, zu meinem Glück, denn sonst hätte er in seinem Anflug von Ritterlichkeit vermutlich drauf bestanden, mich vorher noch zu Hause ab zu liefern. So musste aber alles am Ende ziemlich schnell gehen und wahrscheinlich war Itachi einfach froh einen Fahrer erwischt zu haben, der ihn und seinen kleinen Kotz-Gargoyle bereit war mit zu nehmen, weswegen er mich nur kurz an sich gedrückt hat, fester, als es wäre nötig gewesen und mir das Versprechen abgenommen hatte, ich würde mich melden, solle was sein. Ach, Itachi, es ist schon nichts. Nachdem ich mich also knallhart zusammen gerissen hatte, beim Abschied vom restlichen Squad, damit bloß nicht einer meiner Weltenverbesser-Freunde auf den Gedanken kommt, mich an Itachis Stelle nach Hause zu geleiten, bin ich nun auf dem Weg zu Herrn Akasuna. Ganz alleine. Eine Landstraße entlang. Ein bisschen Angst hab ich schon, denn es ist dunkel und hier fährt absolut Nichts mehr. Doch auch, wenn ich keine Ahnung habe, wo um alles in dieser gottverdammten Welt, ich mich eigentlich befinde, Siri hat offensichtlich eine und so lasse ich mich von der Guten irgendwo durch die Pampa Nord-Englands dirigieren. Ich hab echt ganz schön dicke Nerven. Die brauch ich auch, denn immer noch habe ich keine Ahnung, was ich eigentlich sagen soll, gegeben des Falls, Herr Akasuna macht mir tatsächlich, wohlbehalten und in einem Stück die Tür auf. Eigentlich würde das ja schon reichen, denn dann wüsste ich ja, er lebt noch, ich könnte einfach schweigend umdrehen und wieder gehen, aber ich glaube das wäre ein guter Grund, die Polizei zu rufen. Oder einen Exorzisten. Gedankenverloren nehme ich einen ordentlichen Schluck Jacky, den hab ich mitgehen lassen, erstens weil ich die Flasche schön finde und mir dann hinstellen kann und zweitens... zweitens fühle ich mich dann nicht so schutzlos, wenn ich ganz alleine, wie ein kleiner Stricher die Straße entlang wandere. Denn es ist nachts, ich bin besoffen und habe eine Whisky-Pulle in der Hand. Die Leute sollten vor mir Angst haben, nicht ich vor ihnen. Versteht ihr was ich meine? - Umgedrehte Psychologie, nennt sich das. Solltet ihr mal ausprobieren. Außerdem, sollte es doch zu einem spontanen Angriff kommen, von keine Ahnung, irgendwelchen Bankräubern, die eine Bank, mitten in der Einöde Englands überfallen haben, oder aber eine willkürlich auftretende Zombie-Apokalypse: Ihr seid bewaffnet. Ihr habt eine Flasche. Die könnt ihr mindesten Einem über den Schädel ziehen und ihn damit ausknocken. Wenn sie dann kaputt geht, müsst ihr euch halt einen Stock suchen. Oder ihr stecht die Anderen mit den Scherben ab. ... Ich bin nicht paranoid. Ich denke nur voraus. Das ist in Zeiten wie diesen ohnehin besser. Misstrauisch kneife ich die Augen zusammen, nehme den letzten Spuckrest aus der Flasche und lasse diese dann sinken, denn in der Ferne erkenne ich ein Haus. Ein Haus, das ganz alleine hier herum steht, ich habe nicht auf die Uhr geguckt, aber die „Nachbarn", beziehungsweise das Haus, an dem ich zuletzt vorbei kam, liegt mindestens, Fußweg, eine drei viertel Stunde entfernt. Interessiert lasse ich den Blick schweifen, halte dann an, denn gucken und gehen gleichzeitig, das klappt in meinem momentanen Zustand nicht so gut. Aber ich hab ja Zeit. Ob ich jetzt um viertel nach vier, oder zwanzig nach in der Früh da schelle, ist ja im Endeffekt auch egal. „Schön hier, oder Siri?", murmle ich gedankenverloren, setzte mich dann wieder in Bewegung und nähre mich dem kleinen Einfamilienhaus. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstanden habe.", bemerkt sie. „Du bist ja auch doof.", schmunzle ich. „Jeder hat ein Recht auf seine Meinung.", wird gekontert. „Das hast du schön gesagt.", gebe ich zu. „In der Cloud sind alle hübsch!" „Was zum...", kopfschüttelnd lasse ich mein Handy sinken, das Haus habe ich inzwischen erreicht und in der Einfahrt kann ich tatsächlich den schwarz-lackierten Wagen erkennen. Ein letztes Mal bleibe ich stehen, betrachte mir das doch, offenbar sehr alte, jedoch gepflegte Backsteinhaus. Beige-Braune Steine, schwarze Fensterläden und rotes Ziegeldach. Ein hübsches Haus, ziemlich süß, hätte ich dem alten Griesgram gar nicht zugetraut, doch was bringt dir so ein schönes Häusschen hier draußen, am Arsch der Welt? Ich meine, ich hab nichts' gegen die Ruhe der Natur, versteht mich nicht falsch, ganz im Gegenteil, ich schätze sie sehr, doch das hier ist ja schon Eremiten-Lifestyle. Kein Wunder, dass man, ganz alleine hier draußen, Depressionen bekommt, na vielleicht hat er ja wenigstens nh Katze, oder so. „Sie haben Ihr Ziel erreicht!", macht sich Siri mit einem mal bemerkbar, was unnatürlich laut klingt, durch die Stille hindurch und augenblicklich zucke ich zusammen. Stimmt, ich habe ganz vergessen Maps aus zu schalten. „Ich weiß, Siri.", murmle ich, den Blick nach wie vor auf das Haus vor mir gerichtet. „Manchmal weiß man es einfach.", weiß Siri. „Halt die Klappe.", brumme ich genervt und endlich schließt sich das Programm. Leise schluckend fasse ich mir schließlich ein Herz, steige, leicht wankend, die unebene Steinstufen empor und drücke auf den Klingelknopf. Auch die Klingel dröhnt ungewöhnlich laut und hat vermutlich alle Tiere im Umkreis von drei Kilometern aufgescheucht. Arme Viecher, das war's mit Winterschlaf. Ich warte, hallte gebannt den Atem an, doch nichts rührt sich. Scheiße man. Scheiße man. Panisch beginne ich mir am Saum meiner Jacke herum zu spielen und merke, wie mir schwindelig wird. Ob durch den Alkohol, oder durch die Aufregung, dass kann ich nicht genau sagen. Sicher ist jedoch, dass meine Handinnenflächen langsam feucht werden und das trotz der Kälte. Fuck man, ... Was wenn er...? Und dann habe ich Schuld?! Was passiert dann?! Muss ich die Polizei rufen? Oder doch eher die Feuerwehr? Brechen die dann die Tür auf und wir finden nur noch die Hälfte seines Leichnahms, weil den Rest bereits die Katze gefressen hat? Katzen machen sowas. Das sind nämlich ganz schöne Bitches. Ein weiteres Mal klingel ich, dieses Mal halte ich länger gedrückt und wieder hallt es von den hohen Nordtannen des angrenzenden Waldes zurück und ich fühle mich, warum auch immer, mit einem Mal, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Doch immer noch zeigt sich drinnen nicht die kleinste Regung und mit zitternden Fingern, ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und versuche, trotz der Tatsache, dass alles vor meinen Augen verschwimmt, meinen Code ein zu tippen. Mir ist schlecht. Super schlecht. Das könnte der viertel Whisky sein, den ich noch zusätzlich, in meinen, ohnehin schon, vorbelasteten Magen geschüttet habe, aber auch, die Tatsache, das ich gleich, möglicherweise das erste Mal in meinem Leben eine Leiche sehen werde. Muss ich? Oder kann ich auch weg sehen? Die werden mir doch sicher Fragen stellen. Warum ausgerechnet ich gerade hier bin und alles? Scheiße man. Ich merke, wie sich meine Kehle zu schnürt. Das Knacken im Schloss lässt mich ein weiteres Mal zusammen zucken und beinah hätte ich mein Handy fallen lassen. Mit weit aufgerissenen Augen starre auf die braun-lackierte Tür, hinter der offensichtlich gerade eine Sicherungskette gelöst wird, dann schwingt sie auf und Herr Akasuna steht im Rahmen, lebend und in einem Stück, wie es scheint. Zwar etwas zerzaust, denn offenbar hatte er bis eben noch geschlafen, was ein Gedanke und eine Möglichkeit war, welche mir tatsächlich erst später kam... Man muss nicht zwangsläufig tot sein, nur weil man um vier Uhr morgens an einem Samstag nicht sofort die Tür aufmacht. Man kann auch einfach schlafen. Das hatte ich nicht bedacht. „Herr Akasuna?", murmle ich und merke auf einmal, wie sich mein Magen umdreht. Hell no. „Deidara?", völlig perplex starrt er mich an und erst jetzt sehe ich, dass er ein Gewehr in der linken Hand hält. Doch viel Zeit darüber nach zu denken, bleibt mir nicht, denn im nächsten Moment sagt der Whisky „Hello again" und nicht nur, dass ich den armen, depressiven Mann in den frühsten Morgenstunden aus dem Bett geklingelt habe, nein, ich habe ihn auch noch genau vor die Haustür gekotzt. Und bis dato ist mir auch noch kein guter Grund eingefallen, am Leben zu bleiben, ihm aber wahrscheinlich, just in dieser Sekunde, dafür, ein weiterer guter, möglichst bald, die Fliege zu machen. Nun gut. Ein Punkt für ihn. Kapitel 5: That wasn't me that was Patricia ------------------------------------------- „Eigentlich sollte es einem besser gehen, nachdem ein Teil der Giftstoffe erst mal draußen ist.“, weiß Herr Akasuna, hält mir ein Glas Wasser unter die Nase, doch ich presse nur die Lippen aufeinander und schüttle den Kopf. Nicht nur die Giftstoffe sind draußen, gefühlt auch 80% meines Innenlebens, was eine erstaunlich gute Definition ist, für jemanden, der sich mindestens 50% seiner Gehirnzellen tot gesoffen hat. Und diesmal habe ich das ungute Gefühl, die werden sich nicht so rasch regenerieren, da ist kein BackUp in der Cloud gespeichert, die nächsten zwei Wochen werde ich wohl erst einmal, mit einem Sabberfaden im Mundwinkel, irgendwo, unfähig, mich zu regen, in der Ecke vor mich hin vegetieren, zumindest fühlt es sich im Augenblick ganz danach an. Im Übrigen finde ich es beachtlich konservativ, „Giftstoffe“ anstelle von „Alkohol“ zu sagen. Im Ernst mal, wer bitte, redet so? „Hey, was ist da in deinem Becher – Sind da Giftstoffe drin?“ „Wie hoch ist der Giftstoffgehalt in diesem Cocktail?“ „Ich hätte gerne ein giftstofffreies Bier.“ Eh, hallo? Aber sonst geht es dem Kerl noch gut, oder? Und die Frage kommt von jemandem, der gerade bei einem, quasi Fremden, in dessen T-Shirt, auf dem Sofa liegt und sich versucht, wenn möglich, gar nicht mehr zu bewegen, bis diese verdammte Übelkeit endlich nachgelassen hat. Und alles dreht sich. Als befände ich mich auf einem Karussell. Auf einem beschissene Karussell, in einem Freizeitpark, welcher nicht geprüft wurde, vor der Eröffnung und deswegen Achterbahnen und Karussells bewirtschaftet, die ziemlich auf den Kreislauf und auf den Magen schlagen. Das hat sich gereimt. Hehe. „Ich bin halt anders...“, säusel ich und sogar für mich selbst, klinge ich besoffen, schließe kurz die Augen, doch das verstärkt die unangenehme Drehung nur, weswegen ich mich gezwungen sehe, sie wieder zu öffnen und einfach apathisch gegen die Decke starre. Denn Herrn Akasuna kann ich momentan nicht ins Gesicht schauen. Das könnte zum Einem daran liegen, das ich tatsächlich kurzzeitig die Fliege gemacht habe, nachdem ich ihm dort so vorbildlich auf die Türschwelle gereiert habe, obwohl ich der festen Überzeugung bin, ich wäre nur kurz einmal weg gedöst. Im Stehen. Das passiert und es wäre bei weitem nicht das erste Mal. Fragt Itachi. Obwohl, wenn ich es mir genau überlege… fragt ihn lieber nicht. Ehrlich jetzt, lasst es bleiben, das triggerd nur und der Junge ist ja bei Weitem genug gestraft, ich meine mit so nem' Bruder? Himmelarsch… Auf jeden Fall bin ich auch sofort wieder zu mir gekommen, es musste kein Krankenwagen gerufen werden, gar nichts und auch das… auch das wäre, leider Gottes, wer seid ihr, mich zu richten, nicht das erste Mal gewesen. Nun schaut nicht so, … man ist in jungen Jahren nur einmal jung! … warte, was? Naja, wie gesagt, ich kann höchstens eine halbe Minute weg gewesen sein und irgendwie haben es Herr Akasuna und ich fertig gebracht, mich trotz meiner Wackelpuddingbeine auf die Couch, im Wohnzimmer zu betten. Und es ist ein wirklich hübsches Wohnzimmer. Und eine wirklich hübsche Couch. Auf die ich mich beinah auch übergeben hätte, doch im letzten Moment konnte ich mich dann doch noch zusammen nehmen und habe den letzten Rest, … irgendwas, wirklich keine Ahnung, was genau da aus mir rauskam, einfach über mein eigenes Oberteil gesabbert. Ich will ja nichts sagen, aber es war ein Pullover und er war hellbeige und es stand „Calvin Klein“ drauf und es ist kein Fake… Aber was ist schon Geld? Auf jeden Fall musste ich mir, wie ein kleines Kind, von meinem verdammten Professor, beim Ausziehen helfen lassen und ich weiß nicht, was er mit dem vollgesifften Teil gemacht hat, ich hoffe ich seh' es wieder, weil es ist mein Lieblingspulli. Freundlich, wie mein Gastgeber allerdings zu sein scheint, hat er mir eines seiner T-Shirts überlassen, welches viel zu groß ist, dafür aber außerordentlich weich und gut riecht, ich kann den Geruch zwar gerade nicht genau einordnen, aber irgendwie eine Mischung aus fruchtig und Holunder und es könnte das neue Waschmittel, aus der Werbung sein. Würden da noch ein paar Zellen, in der gräulichen Masse, in meinem Kopf mit herum dümpeln, hätte ich vielleicht nachgefragt, aber „Waschmittel“ scheint mir als Wort, im Moment, doch etwas zu lang und auch etwas zu kompliziert. Ich meine zwei „T“ und dann auch noch ein „Sch“, da muss man schon echt aufpassen. „Ich sehe, dass du anders bist.“, kommt es ziemlich gedämpft, von dem Rotschopf, zu meiner Linken und ich zucke kurz zusammen, immerhin war ich beinah eingeschlafen. Stöhnend öffne ich ein Auge, einen Spalt breit, schiele zu ihm hinüber und sofort bekomme ich wieder das Gefühl, jemand würde meinen Kopf in beide Hände nehmen und ordentlich schütteln. Als wäre ich ein Heavy Metal – Fan und würde gerade ordentlich headbangen. Dabei headbange ich nicht. Und Heavy Metal höre ich schon gar nicht. Eher so Techno und manchmal auch Goa und Trance. Don't judge me. Aber ihr wisst ja, was da bedeutet. „Wasch'meinen Sie?“, nuschle ich und drehe erschöpft ausatmend das Gesicht auf die Seite, um ihn besser anschauen zu können. Herr Akasuna wirft mir einen flüchtigen Blick zu, stellt dann das Glas Wasser auf dem Tisch ab und hält kurz einen Mülleimer nach oben, welchen er mir dann demonstrativ neben meinem Kopf, auf dem Boden abstellt. Ich zwinge mich zu einem Lächeln, doch das muss mehr als bedeppert aussehen, also lasse ich es einfach bleiben, denn selbst lächeln scheint im Moment zu anstrengend. Er seufzt leise, steht dann auf und kurz bin ich verwirrt, immerhin kann ich durch mein, doch recht eingeschränktes Blickfeld, denn dieses hat einen gefährlich schwarzen Rand und das Bild, am Ende des Tunnels, wird auch immer kleiner, doch dann erkenne ich, wie er offensichtlich in einem Korb herum wühlt, der neben dem Bücherregal steht und eine Wolldecke hervor zieht. „Ich arbeite jetzt bereits über zehn Jahre als Dozent, doch jemanden wie dich, habe ich meinen Lebtag noch nicht getroffen.“, erklärt er, klingt dabei seltsam monoton, während er die Decke aufschlägt und mir dann überwirft. Ich nicke, weiß nicht so ganz genau, was er damit meint, habe allerdings auch wenig Lust mich in diesem Moment, damit auseinander zu setzen, hauche ein Dankeschön und werfe ihm dann einen entschuldigenden Blick zu. „Ich binneben' besonders...“, weiß ich und Herr Akasuna schnauft einmal. „Wenn du es so formulieren möchtest.“ Verärgert kräusel ich die Stirn und blicke ihn finster an. „Ich binne'sonders.“, wiederhole ich mich, so gut es eben geht. Herr Akasuna seufzt gedehnt, schüttelt dann den Kopf und zeigt dann mit einem Mal auf die gläserne Tischplatte, des Wohnzimmertisches. „Dein Handy, nicht das du dich versehentlich noch drauf legst, oder es am Ende noch mit im Kotzeimer landet, während du versuchst, deinen Mageninhalt zu posten.“ Ich verziehe das Gesicht. „Das' würd ich n' tun...“, murre ich, schiele zur Seite und schaue kurz zu dem schwarzen Display hinüber, denn mein Akku hat sich vor wenigen Minuten verabschiedet gehabt. Und ich Held habe natürlich weder Powerbank, noch Ladekabel dabei. Was im übrigen auch der Grund ist, dass ich nach wie vor noch hier bin, denn ein Taxi würde mich, laut Herr Akasuna kaum mehr mitnehmen und somit kann ich auch niemanden von meinen Leuten anrufen, obwohl die alle auch hacke sind, oder in der Ausnüchterungszelle hocken, oder ihren kleinen Kotz-Brüder beim Kotzen beistehen müssen… Offensichtlich schlummert in Pumuckl dann doch noch so viel Menschheit, dass er es nicht einfach mit sich und seinem Gewissen vereinbaren kann, mich draußen auf der Straße übernachten zu lassen. Allerdings sind wir hier soweit draußen, dass ich vermutlich, tatsächlich Gefahr laufen würde, von einem dahergelaufenen Wolfsrudel zerrissen zu werden, von daher, sollte ich ihm wohl wirklich dankbar sein. Trotzdem ist es ziemlich beleidigend, für jemanden gehalten zu werden, der sich, oder andere Leute, online stellt, während sie kotzen und diese Leute gibt es. Wie Sand am Meer und zu denen gehöre ich definitiv nicht. Ich bin Künstler, wenn wir keinen Sinn für Ästhetik haben, wer dann? „Deine Generation stellt doch alles ins Internet.“, murrt er und augenblicklich verfinstert sich seine Miene. Ebenso meine. „Meine Generation...“, äffe ich ihn nach, „Sorry, dass ich as' Kindn' Fernsehr mit Farbe hatte.“ „Den hatte ich auch.“ knurrt er zurück und kurz läuft es mir kalt den Rücken runter. Aber sowas muss ich mir nicht bieten lassen. Immerhin habe ich, … ja, immerhin habe ich ihm nur auf die Türschwelle gekotzt, beinah auf's Sofa und habe zwischenzeitlich in seinem Hausflurs das Bewusstsein verloren. Es gibt Schlimmeres. Mir fällt zwar jetzt spontan Nichts ein und auch kaum etwas, was nicht weniger peinlich und unangenehm ist, aber well… es gibt Schlimmeres. That's what he said. „Sie's doch nur neidisch.“, fahre ich ihn an und merke wie meine Wangen heiß werden, vor Zorn. Entweder deswegen, oder weil ich unter einer wirklich warmen, weichen Decke liege, die eine verführerische Holunder-Duftnote besitzt. Aber nach der Diskussion jetzt, kann ich ihn vermutlich in der Uni nicht einfach auf sein Waschmittel ansprechen. Vermutlich kann ich nie wieder in die Uni gehen, sondern muss die Stadt, ach, was sage ich da, das Land verlassen, irgendwo nach Schweden auswandern und einen neuen Namen annehmen, Gustav, Olof oder Sven und bin verdammt dafür, mein ganzes restliches Leben draußen vor Ikea Hotdogs zu verkaufen. Kurz sehe ich bereits, vor meinem inneren Auge, mein Leben an mir vorbei ziehen, sehe mich selbst, als alten, buckligen Mann, HotDogs und Fleischbällchen an undankbare Komoden-Shopper zu verteilen und für den Bruchteil einer Sekunde jagt es mir die Tränen in die Augen. Ich hasse es. Wieso wird man eigentlich immer sofort so emotional, wenn man gesoffen hat und wieso kann ich nicht in ein cooles Land, wie in die Niederlande, oder in die Schweiz? Da gibt’s Toblerone bis zum abwinken, wieso muss es bitte Schweden sein?! „Weinst du?“, möchte Herr Akasuna plötzlich wissen und entsetzt blicke ich zu ihm auf. Stimmt, den gab's ja auch noch. „Nein, … ja...“, murre ich, wische mir mit dem Handrücken die Tränchen aus den Augen und setz dann wieder meine grimmige Miene auf. Immerhin ist das alles, so gesehen, ja seine Schuld. Selbstreflexion und so, whoop, whoop, whoop. „Ich… ich will nur nicht nach Schweden.“, nuschle ich, merke wie die Röte und Hitze in meinem Gesicht zunimmt und wende dann beschämt den Blick ab. „Nach Schweden?“, höre ich ihn sagen und es klingt tatsächlich recht verwirrt. „Nach Schweden.“, bestätige ich. „Was willst du denn in Schweden?“ „Nichts, ich hasse Schweden...“, mit einem Mal sitze ich, obwohl sich alles in mir dagegen sträubt, doch immerhin hat die Übelkeit langsam nachgelassen und ich bilde mir ein, mich wieder einen Hauch sicherer in meiner Muttersprache zu fühlen. Kritisch zieht Herr Akasuna eine Augenbraue hoch. „Dann fahr' nicht nach Schweden?“ „Gute Idee.“, überlege ich, tippe mir nachdenklich mit der Spitze meines Zeigefingers gegen mein Kinn und denke kurz nach. Warum eigentlich Schweden? Nur weil blond bin? Was für ein Klischee. Ich könnte auch nach Italien, da scheint immerhin die Sonne und schön warm ist es auch. Und es gibt überall Pizza. Und Anti-Pasti. Und seien wir mal ehrlich, jeder liebt Tomate Mozzarella, oder etwa nicht? [ … :) ?] Innerlich nickend über meine eigene geniale Idee und auch gleichzeitig beruhigt, da nun auch geklärt wurde, an welchem schönen Fleckchen dieser, in Flammen stehenden, Erdkugel, ich mir ein neues Leben aufbaue wende ich mich erneut Herrn Akasuna zu, welcher nur kritisch die Brauen hebt. Kurz schweigen wir, dann seufzt er leise und geht zur Tür. „Dann gute Nacht, beziehungsweise...“, flüchtig beugt er sich aus dem Raum heraus, lugt durch den schmalen Flur in die Küche, um einen Blick auf die tickende Wanduhr zu erhaschen. „Beziehungsweise guten Morgen.“, brummt er, seufzt dann nochmal. Ich nicke erneut, kuschel mich dann stumm tiefer in die Kissen und schließe endlich meine brennenden Augen und sofort beginnt sich die Welt um mich herum erneut zu drehen, was ein leichtes Gefühl der Übelkeit auslöst, mich gleichzeitig aber sanft in den Schlaf schunkelt. Ich höre das leise Klacken des Lichtschalters, könnte schwören, Herr Akasuna hätte noch etwas gesagt, doch ich bin bereits weg, wahrscheinlich in weniger als einer einzigen Minute, tief und fest eingeschlafen. Wagen wir ein kleines Gedankenexperiment, ich nenne es „Denksport am frühen Morgen… äh Mittag, Nachmittag, okay, okay, na gut“ - Genau so. Wagen wir dieses Gedankenexperiment: Ihr nehmt eine Dampflok. So eine alte, fette, aus Eisen, wenn euch das zu hoch ist, stellt euch einfach den Hogwarts-Express vor, denn genau so etwas meine ich. Also, noch einmal, zum Mitschreiben: Ihr nehmt den Hogwartsexpress und setzt in jeden Wagon, sagen wir mal, einen Elefanten, oder ein Nilpferd, was euch lieber ist. Ich nehme aber Elefanten, weil ich finde ihre Rüssel lustig und das nicht, weil Hidan auf mich abfärbt und ich bei dem Begriff „Rüssel“ anfange zu kichern, wie ein kleines 13 jähriges Streuselkuchengesicht – Zumindest nicht nur. Mein Hogwarts-Express, mit jeweils vier Elefanten, denn der Hogwarts-Express hat insgesamt vier Wagons, setze ich nun also auf Schienen und fülle davor den Fahrerraum noch mit Kieselsteinen aus. Man muss kein Mathe-Genie sein um hierbei zu dem Schluss zu kommen, dass der Hogwarts-Express nun ziemlich an Gewicht zugenommen hat und alte Eisenloks sind ja so schon keine Fliegen, was das anbelangt und jetzt… ja jetzt stellt euch vor, ihr denkt euch nichts Böses, warum solltet ihr auch? - Es ist ein lauer Frühlingsnachmittag in Schottland und ihr macht es euch auf den Schienen bequem, einfach so und dann – BAM! - Dann überrollt euch dieser mit Kieselsteinen und Elefanten/Nilpferden befüllte Hogwarts-Express und das mit vollem Karacho. Stellt es euch vor. Habt ihr? … Nun, dann habt ihr vielleicht nun wenigstens den Ansatz einer Ahnung, wie überfahren ich mich gefühlt habe, als ich an diesem Morgen die Augen aufschlug. Ehrlich gesagt, kann ich nicht mal genau sagen, dass ich nicht tatsächlich, buchstäblich, überrollt worden bin, von was auch immer, doch gebrochen scheint nichts und auf den ersten Blick, scheint sich alles an Ort und Stelle zu befinden, bis auf… Mit entsetzter Miene sitze ich, mit einem Mal, kerzengerade da, schaue mich verblüfft um und lasse mich im nächsten Augenblick auch direkt zurück in die Kissen sinken, denn mir ist so schwindelig, … dass mir nicht mal ein Vergleich einfällt. Wirklich toll, Deidara. 10 outta' 10. Trotzdem versuche ich, nun aus meiner liegenden Position heraus, möglichst viel von meiner Umgebung zu erfassen. Ich befinde mich in einem Wohnzimmer, es ist ein hübsches Wohnzimmer, groß geräumig, im rustikalen Stil gehalten, wer auch immer hier lebt, ist möglicherweise etwas konservativ angehaucht, hat aber durchaus Geschmack. Trotz des dunklen Holzes und den dunklen Möbeln ist es hell in dem Zimmer, denn die Fenster an den Seiten sind groß und von draußen strahlt grelles Licht zu mir hinein. Welches tatsächlich unwirklich hell erscheint, wie ich finde und reflexartig kneife ich die Augen zusammen, denn es schmerzt, je länger ich in diese Richtung schaue. Generell schmerzt alles an meinem Körper, meine Glieder fühlen sich seltsam schwer, zeitgleich etwas taub an, mein Nacken ist total verspannt und diese Spannungen scheinen sich über meinen kompletten Hinterkopf, bis vorne über die Schläfen, zur Stirn hin, entlang zu ziehen. Ein gequältes Stöhnen stiehlt sich über meine Lippen, welche eigenartig rau sind, beinah staubig, ebenso meine Kehle und alles in mir lechzt nach Wasser, als mir bewusst wird, wie durstig ich eigentlich bin. Doch noch immer stellt sich mir die all umwobende Frage, um alles in der Welt, befinde ich mich hier eigentlich? Can anyone explain? Please send help. Ein weiteres Mal richte ich mich auf, diesmal langsamer als zuvor, was Wirkung zeigt, denn mein Kreislauf scheint hinter her zukommen und mit der Bewegungsqualität eines 90 Jährigen, schiebe ich mich schließlich vorsichtig vom Sofa und stehe auf. Der dunkle Laminatboden ist angenehm warm, unter meinen nackten Füßen. Fußbodenheizung? Junge, junge, wem bin ich hier denn bitte in die Finger geraten? Bin ich in meinem Suff entführt worden? Möglich wäre es, denn ich kann mich an so gut wie nichts mehr erinnern, nur noch kleine Fragmente, sind vom gestrigen Abend übrig, das Hidan abgeführt worden ist und mit Pinky Pie in die Kiste gehoppt, scheint sich allerdings auf ewig eingebrannt zu haben. Und Itachi? War nicht irgendwas mit Sasuke? Ja, … ja, Entenarsch hatte sich die Seele aus dem Leib gereiert, kaum zu glauben, das er seine Innereien nicht irgendwann einfach mit hochgewürgt hat. Ein Schmunzeln zuckt um meine Lippen herum, als ich versuche die restlichen Erinnerungen an den Abend zusammen zu kratzen, doch viel scheint nicht übrig. Währenddessen schlurfe ich, im Schneckentempo, über den schönen Parkettboden, mir dabei den Kopf haltend, denn dieser fühlt sich ungewöhnlich schwer an, als wäre mein Schädel auf das fünffache seiner generellen Größe angeschwollen und als hätte ihn jemand mit Watte ausgestopft. Und dazu dieser fürchterlicher Schwindel. Als ich den Türrahmen erreicht habe, welcher offensichtlich zu einem kleine, schmalen Flur mündet, sehe ich mich gezwungen, kurz Pause zu machen, schließe einen Moment meine brennenden Augen und stöhne leise auf. Verdammte Scheiße! Nie wieder Alkohol. Nie wieder. Zumindest bis nächstes Wochenende. Für eine Weile bleibe ich so stehen, bei wem auch immer ich mich im Moment befinde und wenn es wirklich ein Kidnapper sein sollte, wäre er erstens reichlich blöd, soll der doch lieber das Balg von irgendwelchen Reichen entführen, da kommt wenigstens was anständiges bei rum… Ich blicke auf, überlege dann. Möglicherweise bin ich auch irgendeinem Perversen in die Flossen geraten? Dann schaue ich an mir herunter, doch dafür empfinde ich mich als zu angezogen und irgendwie sieht es hier auch nicht danach aus, als würde hier jemand Perverses leben. Kurz lasse ich den Blick über meine Schulter, zurück, ins Wohnzimmer gleiten. Es ist wirklich schön, hohe Decken, welche von hölzernen Balken getragen werden, ein Kamin befindet sich an der langen Seite, davor weiche Fellteppiche, eine schöne, blank polierte Sitzgarnitur aus dunklem Leder und an der Wand hängt ein gigantischer Flachbildschirm. An der dahinterliegenden Wand stehen hohe Regale, allesamt gefüllt mit Bücher, welche dicht, an dich stehen, aufgestellt in Reih' und Glied, wie die Soldaten, links davon, führt eine, ebenfalls hölzerne Wendeltreppe nach oben, wohl ins darüber liegende Stockwerk. Es ist wirklich schön hier. Und sieht nicht unbedingt danach aus, als würde hier wer Verrücktes leben, der random besoffene Leute entführt. Innerlich aufatmend, lasse ich den Blick dann erneut, an mir herunter wandern und überlege. Wenn ich offensichtlich keinem Perversen zwischen die Schenkel gerutscht bin und auch sonst nicht entführt wurde… Panisch schnappe ich nach Luft, vergesse über den leichten Schock sogar kurzzeitig das unangenehme Schwindelgefühl und greife mir dann, voller Entsetzten, an die Brust, kralle die Fingerspitzen in das T-Shirt, welches ich trage und welches ganz offensichtlich, nicht mir gehört. Kann es denn sein…? Hatte ich…? Hatte ich Sex? Und kann mich nicht mehr daran erinnern? Aber wann? Und vor allem mit wem?! Völlig in meine eigene Gedankenwelt versunken, bemerke ich fast gar nicht, wie mit einem Mal jemand im Zimmer, direkt gegenüber des Wohnzimmers, im Rahmen auftaucht, sich mit verschränkten Armen und ziemlich grimmigen Gesichtsausdruck, gegen eben jenen lehnt. „Morgen.“, brummt es und um ein Haar, hätte ich laut geschrieen. Ja, ist der Kerl denn noch ganz bei Trost? Mich erst ficken/entführen/wasweißich und dann dafür sorgen, dass mir beinah das Herz stehen bleibt? Na, das nenne ich mal einen Weckruf. Verwirrt schlage ich mit den Augen auf und kurzzeitig fehlen mir tatsächlich die Worte, in dem Moment, in dem ich erkenne, wen ich da vor mir stehen haben und auf einmal fällt mir alles wieder ein. Die Party. Mein Absturz. Meine kleine, nächtliche Wanderung. Die vollgekotzte Hausschwelle. Die Sache im Atelier. Herr Akasuna mustert mich argwöhnisch, kehrt dann wieder zurück in den anliegenden Raum und auf leisen Sohlen folge ich ihm, in die geräumige Küche welche im Gegensatz zum Wohnzimmer ziemlich modern gehalten ist. Hochglanzmöbel, teuer wirkendes Ceranfeld und dunkle Fließen – Ebenfalls angenehm warm, unter meiner nackten Haut. Der gute Mann hat Geld, wie es scheint. Verdient man denn als lausiger Dozent, an einer lausigen Uni dermaßen Kohle? Habe ich vielleicht, was meine Zukunft anbelangt, auf das falsche Pferd gesetzt? Im nächsten Moment fällt mir ein, dass ich ja gar kein Pferd besitze, ja, nicht mal einen Sattel, wenn man so will, denn immer noch, habe ich keine Ahnung, was ich mit meinem Leben eigentlich anfangen möchte, wenn ich mal irgendwann, mit dem studieren fertig bin. Naja, vielleicht krieg ich ja bis dahin einen Maulesel geliehen. „Morgen.“, hauchte ich leise, bleibe dann unsicher im Türrahmen stehen, denn so sehr mir diese Einrichtung auch imponiert und gefällt, zeitgleich schüchtert das alles mich etwas ein. Ehrlich gesagt, geht mir der Arsch, just in diesem Moment, ziemlich auf Grundeis, wenn ich mir vor Augen führe, in was für einer seltsamen Situation ich mich doch gerade befinde. Und das ist Neuland für meinen Arsch. Herr Akasuna schweigt, greift im vorbeigehen, am Tisch nach einer Tasse und füllt sich dann, an der Küchenzeile angekommen, neuen Kaffee nach. Und ich schweige, warte einfach ab, bis sich mit einem Mal der Schwindel wieder meldet und trotz allem Bedenken , schiebe ich mich, bis in die Mitte des Raumes, bis hin, zu dem großen Tisch, mit gläserner Platte und lasse mich seufzend, auf einen der Stühle sinken. Herr Akasuna quittiert dies stillschweigend, daher denke ich einfach mal, dass es okay ist und wenn nicht … jetzt ist eh zu spät. Ich sitze und das ist bei Gott auf gut so, ansonsten würde der Alte wohl Gefahr laufen, neben meiner Kotze, auch noch meine zerflossenen Überreste vom Boden abzuschrubben. Mit einer Zahnbürste. Die aber nur, weil ich die Vorstellung irgendwie ulkig finde. „Morgen.“ wiederholt er sich und ich nicke, denn ich will nicht nochmal „Morgen“ sagen, denn das würde komisch kommen. „Hi.“, kommentiere ich und erneut zieht er nur kritisch eine geschwungen Braue hoch. „Hallo.“ Ich nicke erneut. „Ja.“ Was sagt man in so einer Situation? Hallo Herr Akasuna, … tut mir leid, dass ich Ihre Hausschwelle und Ihren Flur und was nicht sonst noch alles, in ihrem Haus, voll gesaut habe und dann stockbesoffenen bei Ihnen auf dem Sofa eingeschlafen bin. - Aber hey, ich habe Ihnen das Leben gerettet, so gesehen, sind wir quitt, oder? - Nein, das erscheint selbst mir nicht weise und das kann ich sagen, obwohl ich mich so fühle, als würde sich in dem großen, hohlen Raum, welcher zwischen meinen beiden Ohren liegt, im Moment nur Watte und Tamponagen befinden. Es kehrt Stille ein, die mir beinah noch unangenehmer scheint, als diese sonderbare Unterhaltung, ein paar Sekunden zuvor. „Ganz nett haben Sie es hier.“, murmle ich dann um die Stimmung ein bisschen auf zu lockern, doch auf Herrn Akasunas Gesicht zeigt sich nicht der Hauch einer Regung. Ich schlucke. Der Kerl erschien mir schon immer etwas undurchsichtig und wenn man mal ehrlich ist, hinterrücks erzählen sich die Leute an der Uni ohnehin die skurrilsten Sachen. Irgendwer meinte mal, dass er seine eigene Großmutter auf dem Gewissen haben soll. Das habe ich zwar zu diesem Zeitpunkt nicht geglaubt und tue es, so gesehen, auch immer noch nicht, jedoch kann man ja nie wissen. Und ist es vielleicht ein dunkles Omen, oder gar eine Vorwarnung, dass es mir ausgerechnet jetzt wieder einfällt? Well. We will never know. Herr Akasuna nickt leicht, runzelt dann jedoch die Stirn und wirft mir einen auffordernden Blick zu. Ich lächle schief. Und sage nichts. Bringt er mich jetzt auch um? So wie seine Großmutter? Ey, Moment mal, seit wann glaube ich diese Scheiße bitte? Im nächsten Moment seufzt Herr Akasuna gedehnt, lässt dann die Schulter hängen und verzieht das Gesicht, zu einer beinah, etwas wehleidigen Miene. „Sind wir wieder ansprechbar?“, möchte er wissen und ich rümpfe die Nase. „Sieht ganz danach aus.“, knurre ich, mir geht es schlecht genug, da muss der Kerl nicht noch drauf rumreiten. Das gestern Abend war nicht ich. Es war Patricia. „Das freut mich.“, murrt er, doch ich weiß, das ist gelogen, denn er sieht nicht aus, als würde es ihn freuen. Generell scheint ihn nicht auch nur irgendetwas, an meiner Anwesenheit zu erfreuen. „Freut mich, dass es Sie freut.“, entgegne ich trocken. „Vielleicht möchtest du mir dann verraten, was du um halb vier morgens bei mir verloren hattest?“, möchte er dann wissen, meine kleine Zickerei unkommentiert lassen. Auf cool tun, kann der Kerl gut. Das muss man ihm lassen. Ich zucke mit den Schultern. „Ich war gerade in der Gegend.“, log ich und senke dann den Blick, konzentriere mich lieber, auf die schönen, gekachelten Fließen, welche auf Hochglanz poliert sind. „Deidara.“, seufzt Herr Akasuna, hat mich offensichtlich durchschaut. Komisch, ich frag mich, warum er mir nicht abkauft, dass ich zufällig mitten in der Nacht am Arsch der Welt herum schlawänzel? Ich meine, immerhin kennt mich der Kerl kein Stück weit. Wie will er das also einschätzen können? Auch ich könnte ein Psycho sein. Warte, was heißt hier auch… „Und jetzt bitte noch einmal ehrlich.“, verlangt Herr Akasuna und ich gebe mich geschlagen. Was hab ich denn noch zu verlieren? So wie es ausschaut, habe ich mir bereits genug Blöße vor dem Typen gegeben, da macht ein bisschen mehr den Braten sicher auch nicht mehr fett. Italien ich komme! Lecker Tomate Moz(z)arella. „Ich wollt gucken, ob es ihnen gut geht.“, sage ich dann und hebe beschämt den Blick, obwohl eigentlich, habe ich es ja nur gut gemeint, aber ich glaube das spielt gerade keine Rolle. „Ob es mir gut geht?“, wiederholt Herr Akasuna und klingt tatsächlich überrascht, zumindest haben sich seine Irden ein winziges Stück geweitet. Ein Beweise dafür, dass dieser Mensch zu emotionalen Regungen fähig ist. Er ist doch kein Roboter. Puh, Glück gehabt! „Naja, ich hab mir halt Sorgen gemacht, ...“, beginne ich zögerlich, lenke meinen Blick dann wieder auf meine Hände und beginne nachdenklich, den Dreck unter meinen Fingernägeln hervor zu puhlen. Bin ich gestern Abend auf die Fresse geflogen? Stimmt ja, ins Blumenbeet, da war was… Möglicherweise tut mir die Seite deswegen so weh… „Ich wusste nicht, ob ich vielleicht einen Fehler gemacht habe, damit sie einfach gehen zu lassen.“, gebe ich dann zu, immerhin hatte Itachi mir ordentlich ins Gewissen geredet. „Verstehe.“, brummt Herr Akasuna und wieder schweigen wir. „Geht's ihnen besser?“, möchte ich schließlich wissen und lasse von meinen Fingernägeln ab. Herr Akasuna lacht trocken. „Nein, Deidara.“ „Oh.“ „Das ist nicht so einfach.“ Ich zucke nur mit den Schultern, immerhin habe ich keine Ahnung, kann so etwas immer noch nicht verstehen und irgendetwas in mir weigert sich auch für solche Sachen Verständnis auf zu bringen. Ich meine, immerhin ist das Leben doch schön, oder? Man muss schon selten dämlich sein, es einfach so her zugeben und wenn man mit einer Situation nicht zufrieden ist, dann muss man sich eben auf den Hosenboden setzen und was machen! Eine ziemlich konkrete Haltung für jemanden, der so noch gar keinen Plan hat, was sein weiterer Lebensweg bringen soll und auch sonst eher so in den Tag hinein lebt. „Vielleicht nehmen Sie es auch einfach zu schwer.“, überlege ich dann, schaue ihn dabei nicht an, sondern lasse den Blick unfokussiert durch die Küche wandern. „Bitte?“, kommt es aufmerksam zurück. „Ich weiß nicht.“, sage ich dann und schaue auf, „Ich meine, wenn es Ihnen wirklich so schlecht geht, wieso nehmen Sie sich dann keine Hilfe? Ich würde das machen.“ „Würdest du das?“ „Ja, oder keine Ahnung, lenken Sie sich ab, ich meine, Sie haben doch bestimmt irgendwelche Hobbys?“ „Ablenken?“, brummt Herr Akasuna und wirkt mit einem Mal noch genervter, als zuvor. Ich nicke. „Du denkst ich könnte mich von meinen Depressionen einfach „ablenken““?, möchte er wissen und ich merke, wie mir heiß wird, angesichts der Nachdrücklichkeit, in seiner Stimme. Da ist aber heute jemand früh mit dem falschen Fuß aufgestanden. Und dann in Erbrochenes getreten. Gut, ich wäre vielleicht auch nicht blendender Laune, aber noch lange nicht so eine Miesmuschel. Gerade will ich etwas antworten, da fällt er mir erneut ins Wort. „Und wenn du eine Grippe hast, mit Fieber und allem, sagt dir dein Arzt dann auch, du sollst dich „ablenken“ und das war's?“ Genervt rolle ich mit den Augen. „Das ist was Anderes.“, brumme ich, was kommt der Schnabel auch auf seltsame Ideen Grippe mit Depressionen zu vergleichen. „Natürlich muss ich eine Grippe behandeln und mich ausruhen, dass ist ja auch eine richtige Krankheit.“ Herr Akasuna richtet sich auf und stößt sich dann mit leichtem Schwung von der Kante der Küchenzeile ab. „Willst du mich eigentlich verarschen?“ Und instinktiv weiche ich zurück, kann mir nicht erklären, woher dieser plötzliche Aggressionsschub kommt, ich meine, war der Kerl bis vor wenigen Minuten nicht noch die Ruhe selbst? „Ich will Sie nicht verarschen...“, versuche ich mich aus meiner Misere zu befreien und hebe beschwichtigend die Hände. „Ich meine nur...“ „Du meinst nur, dass Depression keine richtige Krankheit ist, du denkst, ich solle' mich lieber nicht so anstellen und mich einfach zusammen reißen, habe ich Recht?“, faucht er mich an und irgendetwas sagt mir, dass er diese Unterhaltung nicht zum ersten mal führt. „Gut, das haben jetzt Sie gesagt.“ „Und du hast es gedacht.“ „Woher wollen Sie das wissen?“, gebe ich zurück, diesmal etwas lauter, immerhin muss ich mir hier nichts unterstellen lassen, von einem Kerl, dessen Haare roter leuchten, als Hidans Wangen es tun, wenn man ihn auf seine Affäre mit Mint-Pink anspricht. Außerdem geht es ihn rein gar nichts an, was ich denke und was nicht. Die Gedanken sind frei. ... Wer kann sie erraten? ~ „Weil sie alle so denken.“, schnaubt Herr Akasuna und wirft mir dann einen verächtlichen Blick zu, als wäre die ganze Depressions-Geschichte allein meine Schuld, „Vor allem solche wie du.“ Mit einem Mal stehe ich auf den Füßen. „Solche wie ich?!“, feure ich zurück und merke, wie ich leicht zu zittern beginne. Ich bin immer noch völlig verkatert und meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding, doch die in mir aufkeimende Wut gibt mir Kraft. „Du hast einfach keine Ahnung.“, schnaubt er und mit einem Mal scheint er furchbar erschöpft, als hätte ihn das bisschen Reden extrem angestrengt, doch darauf nehme ich keine Rücksicht. Jetzt nicht mehr. „Wovon?“, möchte ich wissen, und meine Finger verkrampfen sich leicht im Stoff meiner Jeans, so wütend bin ich plötzlich. „Von allem, du bist ein Kind, ich meine sieh dich an!“, fährt er mich an und die braunen Irden fixieren mich, in ihnen schimmert ein gefährlicher Glanz. Doch immer noch bin ich zu sauer, um dem groß Beachtung zu schenken. „Kommst hier an um vier Uhr in der Früh, von einer Party, kotzt mir auf die Türschwelle und schläfst dann sturzbetrunken bei mir auf dem Sofa ein.“ „Sie haben mich doch rein gelassen!“, entgegne ich, als wäre es ein Argument. „Ja, weil du Sturm geklingelt hast.“ „Hab ich das?“, damit nimmt er mir den Wind aus den Segeln. „Ja.“, kommt es genervt zurück. „Oh.“ Hatte ich anders in Erinnerung, möglicherweise war das auch gar nicht als Sturmklingen gemeint gewesen, sondern ich bin einfach kurzzeitig mit dem Finger auf dem Klingelknopf eingeschlafen. „Fakt ist, Deidara.“, knurrt Herr Akasuna und reißt mich damit aus meiner Gedankenwelt heraus, „Jemand wie du, hat keine Ahnung von Nichts und das gestern war der beste Beweis dafür.“ „Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wer ich bin, also tun Sie mal nicht so, als könnten Sie drüber urteilen!“, blaffe ich zurück und bin mit einem Mal verwirrt, vergesse sogar für einen Augenblick meine Wut darüber, sowie er leise lacht. Es ist kein richtiges Lachen, eher ein belustigtes Glucksen, so, als würde er sich gerade ein dummes Tier, oder kleines Kind betrachten, welches es nicht auf die Kette bekommt, alleine die Klospülung nach dem Scheißen zu betätigen. Komischer Vergleich. Anyways… „Natürlich kenne ich dich, immerhin gibt’s du in der Uni genug von dir Preis und so tiefgründig bist du nicht, dass das nicht reicht, dass ich mir ein Bild von dir machen könnte.“ Verärgert ziehe ich die Stirn kraus und meine Kehle schnürt sich zu, zumindest fühlt es sich so an und das erste Mal, in meinem leben, habe ich das große Verlangen, einem Lehrer einfach mal voll Eine in die Fresse zu hauen. Doch Herr Akasuna lächelt mich nur fies an, als hätte er diese Reaktion erwartet. „Du bist ein Draufgänger.“, brummt er dann, noch bevor ich zum verbalen (!) Gegenschlag ausholen kann, „Immer dabei, immer gut gekleidet, siehst gut aus und bist bei allen beliebt, die Mädchen stehen auf dich und deine Freunde, … wie heißen sie noch gleich, der Sohn der Uchihas und euer dummbatziger Asifreund , sind auch bei allen hoch angesehen.“ Ich sage nichts, versuche ihn nur mit todbringenden Blicken fest zu nageln, denn mir ist nicht ganz bewusst, worauf er da hinaus möchte. Ist doch erst mal nichts Negatives Freunde zu haben und mit allen gut aus zu kommen. Und das ich gut aussehe, weiß ich. Ich bin Model. Das ist mein Job. „Leute wir du, können nicht verstehen, worum es im Leben eigentlich geht.“, behauptet er dann und kurz ist es mir, als breche ich ab. Für einen kurzen Moment nimmt es mir tatsächlich die Sprache, ich blicke ihn nur hasserfüllt an, worauf er mir allerdings mit einem ziemlich unbeeindrucktem Blick zu antworten weiß. Ich habe keine Ahnung, worum es im Leben geht? Aber er schon, oder wie? „Immerhin lebe ich mein Leben und bin nicht so feige und beende es einfach, wenn's mal nh' bisschen schwieriger wird!“, gebe ich Contra, merke wie sich meine Atmung beschleunigt und mein Herz beginnt aufgeregt zu schlagen. Lange, war ich nicht mehr so wütend. Was für ein Arsch vor dem Herrn! Schade eigentlich, dass ich meinen Mageninhalt nicht auf einen seiner, teuer ausschauenden, Fellteppiche, da vorm Kamin, entleert habe. Wirklich schade. „Ein bisschen schwierig!“, Herr Akasuna lacht gekünstelt auf, „Mein lieber Junge, hast du eigentlich ansatzweise eine Ahnung, von psychischen Krankheiten?“ „Krankheiten?!“, blaffe ich zurück, „Am Arsch! Jeder Zweite hat doch angeblich sowas wie Depressionen, aber mal ganz ehrlich, als ob!“ Ist doch so, als ob? Als ob, es ist eine Modekrankheit, nichts weiter. Ich meine, früher sind die Menschen auch irgendwie klar gekommen und das ohne Antidepressiva oder sonst was. Und wenn man heut' zu Tage mal ein bisschen missgelaunt ist, dann bekommt man sofort „Depressionen“ oder „Burn Out“ aufgebrummt. Lächerlich! „Vielleicht haben Sie Recht!“, donnere ich dann, „Und ich lebe einfach nur in den Tag hinein, aber immerhin beiße ich mich durch und weiß das Leben zu schätzen, nicht so wie Sie! Also erzählen Sie mir nichts vom Leben, wenn Sie selbst offensichtlich keine Ahnung haben! Bei so einer Einstellung würde ja jeder Depressionen bekommen, also selbst Schuld!“ Ich schnappe nach Luft, wie ein Fisch auf dem Trockenen, immerhin habe ich, während meines Entgegenbrüllens, kurzzeitig vergessen zu atmen. Mit einem Mal spüre ich wie schwindelig mir ist, denn plötzlich scheint mein kompletter Adrenalinhaushalt aufgebraucht und es wird seltsam still, zwischen uns. Ausgepowert, wie noch nie, lehne ich mich auf zitternden Beinen, an der Lehne des Stuhles an, auf welchem ich, bis vorhin noch gesessen hatte. Nachdem sich mein Kreislauf wenigsten wieder etwas beruhigt zu haben scheint, hebe ich den Blick und kurz scheint mein Herz aus zu setzten, als ich Herr Akasuna Gesichtsausdruck wahr nehme. Er ist seltsam verzerrt, so, als hätte er sich noch nicht ganz für eine Emotion entschieden, wirkt auf der einen Seite verletzt und irgendwo genervt, aber auch stinkwütend und verzweifelt. Mit einem Mal macht er auf mich einen fürchterlich gebrochenen Eindruck und ich schlucke, kaum merklich. „Ich...“, beginne ich nun zaghaft, merke wie der Schwindel sich steigert, doch irgendetwas sagt mir, dass das nichts mit dem Restalkohol, welcher in meinem Blut dümpelt, zu tun hat. „Verschwinde.“, knurrt er gedämpft, klingt dabei mehr als bedrohlich und automatisch mache ich einen Schritt nach hinten, denn kurz zeitig bekomme ich es wirklich mit der Angst zu tun. „Herr Akasuna, ich...“ „Deidara.“, prompt hebt er den Blick, schaut mir aus hasserfüllten Augen entgegen und es jagt mir einen kalten Schauer den Rücken hinab. „Geh mir aus den Augen.“ Wie paralysiert stehe ich da. „Jetzt, sofort. Oder ich rufe die Polizei.“ Und das ist mein Stichwort. Kapitel 6: "Ein Kluger bemerkt alles - Ein Dummer macht über alles seine Bemerkungen" ------------------------------------------------------------------------------------- „Wow.“, seufzt Itachi gedehnt, augenscheinlich ist das alles, was ihm zu meiner Misere einfällt. „Mehr hast du nicht zu sagen?“, möchte ich wissen, nehme einen Schluck Tee, denn mein Hals hat in der letzten halbe Stunde, über den Heimweg hinweg, ziemlich angefangen zu kratzen. Na super. Bronchitis in comming, ich kann es kaum erwartet, aber vielleicht ätzt mein Himbeer-Vanille-Gesöff die bösen Bakterien ja einfach weg. Versuchen kann man es ja. Ein bisschen stolz bin ich schon, zugegebener Weise, dass ich mir, ohne großartige Probleme, den kompletten Rückweg in Erinnerung rufen konnte und das ganz ohne Siri, denn die befand sich ja, gemeinsam mit meinem Handyakku, im Ruhestand. Semesterferien. Hat die Gute sich aber auch mal verdient, sie leistet hervorragende Arbeit. Findets' nicht? Nachdem ich also gefühlt eine Stunde, den selben Weg, welchen ich vorherige Nacht gekommen war, mitten durch die Pampa und durch die winterliche Kälte Nordenglands zurück gestiefelt bin und glaubt mir, England ist gut kalt, wir bauen ja noch im Juni teilweise Schneemänner, hatte ich es letztendlich zu einer Bushaltestelle geschafft, nur um fest zu stellen, dass ich, den einzigen Bus, welchen ich hätte nehmen können und der mich zum Bahnhof fährt, um, sage und schreibe, ganze zehn Minuten verpasst hatte. Nach dem ich also eine mittelschwere Krise erlitten hatte, ein wenig am Fahrbahnrand rum gewütet, um den angestauten Zorn ablassen zu können und somit wahrscheinlich alle Wildtiere, im Umkreis, von schätzungsweise drei Kilometern verjagt hatte, hatte ich mich also weiter begeben und es war insgesamt die langweiligste Wanderung meines Lebens gewesen. So rückblickend. Völlig alleine, völlig verkatert, völlig ohne Handy eine Landstraße entlang zu wandern und das im 21. Jahrhundert ist nur vergleichbar mit einem ordentlich, fetten Stück Scheiße. So ein richtig fettes Stück Scheiße. Das noch dampft. Mhh ~ Ich hatte ja nicht einmal Musik. Somit sah ich mich gezwungen, mich nach einer Weile selbst zu entertainen und ich muss gestehen: Ein Bruno Mars, oder ein Ed Sheeran ist an mir definitiv nicht verloren gegangen, aber Spaß gemacht hatte's trotzdem und hören konnte mich ja auch kein Schwein, im übertragenen Sinne, denn die Wildsäue, die tatsächlich in den dunkle Wäldern leben und mein Gegröle und Gejaule zufällig mitbekommen haben, haben jetzt vermutlich alle ein geplatztes Trommelfell. Wenn ihr also demnächst im Fernsehen, oder in der Zeitung, über einen Bericht stolpert, dass eine Horde orientierungsloser Wildschweine, Clayton überrannt hat, dann wisst ihr jetzt wieso. So war es also bereits Nachmittags gewesen, als ich endlich den kleinen Bahnhof Claytons erreichte, dort in die Bahn steigen konnte, welche mich letztendlich nach Hause fuhr, wo ich mein Handy ans Ladekabel gehangen habe, noch bevor ich überhaupt Jacke und Schuhe aus hatte, da sieht man mal wieder, wie abhängig meine Generation doch ist und es hat ganze zwei Minuten (!) gedauert, bis sich Frau Siri und Herr Akku erholt hatten und daraufhin ein Anruf von Itachi eintrudelte, der mir ebenfalls, beinah einen Hörsturz verpasst hätte und tatsächlich so etwas wie angesäuert klang, warum ich denn nicht ans Handy gegangen wäre. Daraufhin hatte ich erst einmal nichts gesagt, mich einfach nur schweigend auf meine Matratze sinken lassen, beziehungsweise auf meine Matratzen, denn wofür Geld für einen Bettkasten ausgeben, wenn es der Boden genau so tut und man es zudem gemütlicher haben kann? Fuck de Wirtschafts-System, so siehts' nämlich aus. Auf jeden Fall muss Itachi da gemerkt haben, dass etwas nicht stimmt und nachdem wir uns einen weiteren, wirklich sonderbaren Moment, übers Telefon angeschwiegen hatten, meinte er nur, er wäre in 20 Minuten bei mir und so war es auch. Gott sei Dank, kennt das Wiesel mich inzwischen gut genug, kam nicht alleine, sondern hatte gleich ein Gastgeschenk dabei und zwar ein paar Pizzabrötchen. Nachdem der erste Hunger also gestillt war und ich, wie paralysiert, in mein Matratzenlager gekuschelt da lag, Itachi mir sicherheitshalber einen Eimer daneben gestellt hatte, für den Fall, dass die Brötchen es in mir doch nicht so nice finden und lieber wieder ein bisschen an die frische Luft wollen, hatte ich ihm also von meinem kleinen Latenight-Trip erzählt. Und seine Kinnlade war weiter und weiter, der Gravitation zum Opfer gefallen. Ja, ciao Kakao. Newton wäre entzückt. Trotzdem, ist offensichtlich alles, was ihm dazu einfällt „Wow“, dabei finde ich ja persönlich, dass bei der Story nicht so viel „Wow“ ist, sondern das eher ins „Autsch“ übergeht. Denn ein bisschen cringy war es schon, so rückblickend betrachtet, aber nun gut, machste' nichts, das' nicht Rick and Morty hier und ich habe keine Zeitmaschine und eine Portal-Gun schon gar nicht und wenn ich eine hätte, dann würde ich, in das am weitesten entfernte Paralleluniversum, überhaupt, reisen. Zu den Cronenbergs, oder so. Reibste' dich vorher ein wenig mit Hackfleisch ein, oder wälzte dich einmal in der Spaghetti Bolognese und fällst gar nicht weiter auf. Klingt nach einem safen Plan, wie ich finde und definitiv eine gute Alternative zu Schweden Schrägstrich Italien, aber weiter im Text: Ich heben den Kopf, werfe Itachi einen auffordernden Blick zu, welcher mich nur perplex mustert, ehe er die Sprache wieder gefunden zu haben scheint und dann erneut seufzt. Und ich rolle mit den Augen, lasse mich zurück in die Kissen sinken, denn immer noch ist mir übel und ich bin hundemüde. Man sollte ja meinen, nach so einem langen Ausnüchertungs-Spaziergang sollten die letzten Symptome, auf meine durch zechte Nacht verschwunden sein, doch Pustekuchen. Puste- Kuchen. Am Arsch, am Anus und hasse' nicht gesehen. Leise stöhnend rolle ich mich also auf die Seite, ziehe dabei mein Kaninchen mit mir mit, welches bis dahin ruhig auf meinem Bauch gelegen hat, mit ausgestreckten Hinterläufen, den Kopf auf den Vorderpfoten. Während Lilli mich mit dem Arsch nicht anguckt, wo wir gerade noch beim Thema waren, scheint sich Charlie einen Ast, beziehungsweise eine Möhre ab zu freuen, ich weiß Freunde, Füße hoch, dass ich wieder zurück bin und das nicht nur, weil es endlich Futter gibt. Seit ich zurück bin, weicht er mir nicht von der Seite, hat sich auch gleich demonstrativ zu mir gelegt und immer wieder, doch recht energisch, über meine Hand geleckt. Home, sweet Home, was für ein Willkommensruf. Andere kommen heim und werden von ihrer Frau, nun ja, geleckt, im übertragenen Sinne, oder vielleicht auch tatsächlich, was weiß ich schon und ich eben von meinem Kaninchen. Und das ist wieder mal so ein Moment, wo ich mir doch überlege, dass mir nh Beziehung mal wieder ganz gut tun würde. Oder überhaupt mal gut tun würde, denn meine erste und letzte große Liebe, hatte ich in der achten Klasse, mit 14 und die Partnerschaft ging dementsprechend lang. Ich kann mich nicht mal mehr genau erinnern, wie das Mädel hieß, geschweige denn, weiß ich heute, was aus ihr geworden ist. Nacktputzer in der Peepshow, wahrscheinlich, denn sie hatte mich abblitzen lassen, für einen Kerl aus der Oberstufe, kleines Flittchen. „Deidara.“, beginn Itachi dann nach einer Weile und ich brumme nur etwas Unverständliches, schließe dann die Augen, denn ich bin wirklich fertig. „Das hast du ordentlich verbockt.“, weiß mein bester Freund und ich nicke kaum merklich. „Ich glaub' auch.“, gebe ich dann zu, obwohl ich es nicht glaube, sondern sogar ganz sicher weiß. Schon nachdem mir die Worte heraus gerutscht waren, die ich Herrn Akasuna da, so unüberlegt an den Kopf geballert hatte, hätte ich sie am liebsten wieder zurück genommen, doch dafür war es ganz offensichtlich zu spät und somit hatte ich einfach die Klappe gehalten, weil… weil, ja. Ich gebe es zwar nicht gerne zu, aber: Der Mann schüchtert mich ein. Und das von jemanden, dessen Ego der Weilen an der Ozonschicht kratzt und sich fragt, warum es denn nicht weiter geht. Also war ich still gewesen, mucks-mäuschen still und das hatte die Situation natürlich nicht wirklich besser gemacht. Ganz im Gegenteil. „Der Mann hat ganz offensichtlich ein Problem.“, kommt es erneut von Itachi und ich rolle mich zurück, auf den Rücken, werfe ihm einen ärgerlichen Blick zu. „Der Mann hat versucht sich auf zuhängen, natürlich hat er ein Problem, sonst würde er wohl kaum versuchen, sich um zubringen.“, murre ich, beobachtet dann, wie Itachi nachdenklich nickt, dann eines seiner Pizzabrötchen in die Aioli dippt und sich in den Mund schiebt. Ich warte, bis er fertig mit Kauen ist, bevor ich weiter spreche, denn der hochwohlgeborene Herr Uchiha, würde, nie im Leben, seine guten Manieren vergessen und mir mit vollem Mund antworten. Knigge wäre stolz auf ihn und wie stolz. Immerhin Einer, der sich den Scheiß mal zu Herzen nimmt. „Meinst du, ich hab's schlimmer gemacht?“, frage ich dann kleinlaut, denn das beschäftigt mich schon die ganze Zeit. Itachi schaut auf. Er scheint zu überlegen und nervös beginne ich, Charlie durch sein weiches Fell zu fahren. „Ich denke, du hast es zumindest nicht besser gemacht.“ Was? Nein, wow. Wow. Ich meine, das ist wirklich „Wow“ Itachi, denn ich dachte, ich hätte Herr Akasuna, mit meiner kleinen Ansprache, den Weg zurück ins Licht offen gelegt. „Ja.“, brumme ich, richte den Blick dann gegen die Decke. Seit wann ist da ein Wasserfleck? „Soweit war ich auch schon.“ Erneut herrscht Stille. „Siehst du das wirklich so?“, will Itachi dann wissen und zucke mit den Schultern. Eigentlich würde ich jetzt fragen, was genau er meint, aber das spare ich mir, denn eigentlich weiß ich das ja ganz genau. „Er lebt da draußen ganz alleine, scheint keinerlei soziale Kontakte zu haben und auch sonst nie aus zu gehen und wundert sich dann, dass es ihm aufs Gemüt schlägt.“, überlege ich laut und Itachi schnaubt leise. Verwirrt schaue ich ihn an, doch auf seinen Lippen bildet sich nur ein schmales Lächeln und er schüttelt leicht mit dem Kopf, so, dass ihm ein paar Strähne hinter dem Ohr hervor rutschen und sich sanft über seine Wange legen. „Manche Menschen wolle so leben, Deidara.“, weiß er dann und ich schüttle nur mit dem Kopf. „Aber warum?“, brumme ich nach einer Weile und Itachi zuckt mit den Schultern, dabei war die Frage nicht mal direkt an ihn gerichtet gewesen. Eher eine prinzipielle Überlegung. Ich kann es einfach nicht nach vollziehen, wie man sich freiwillig so aus dem Leben ziehen kann, immerhin ist der Kerl doch allerhöchstens… wie alt? Naja, zumindest nicht alt genug um sich wie ein alter, grummeliger Opa zu Hause zu verschanzen. Und selbst diese alten Grummel-Opas besitzen noch soviel Sozialkompetenz, dass sie sich zumindest ab und an, dazu herablassen, die, vorbei laufenden, Kinder an zubrüllen, sie sollten nicht so einen Lärm machen. Doch so wie es auf mich wirkte, macht vor Herr Akasunas Grundstück niemand Lärm, da hört dich nachts niemand schreien, außer vielleicht, wie gesagt, die Wildsäue und selbst die inzwischen nicht mehr, denn die sind ja jetzt, dank meiner kleinen Gesangseinlage, allesamt hörgeschädigt. „Wir sind eben alle verschieden.“, beginnt Itachi. Ich richte mich auf. „Und nur, weil du nicht so leben möchtest, heißt das ja noch lange nicht, dass Andere es deswegen nicht dürfen.“ „Hab ich ja auch nicht gesagt.“ „Darum geht es nicht.“, er seufzt leise, lächelt dann dennoch und augenblicklich ziehen sich meine Mundwinkel nach oben. Itachi, der Philosophie-Student. Ab und an kommt das Studium bei dem Kerl tatsächlich durch, obwohl er sich sichtlich bemüht, nicht zu belehrend zu wirken, was bei Freunden wie Hidan und mir bestimmt nicht immer so einfach ist, vor allem, wenn man eben Itachi Uchiha heißt und einen doch recht überdurchschnittlichen IQ besitzt. Und dafür bewundere ich ihn insgeheim, denn wäre ich so klug, wie er, dann würde ich wahrscheinlich am laufenden Band die Leute, um mich herum, verbessern und zu recht weisen, um mich überlegen zu fühlen und das habe ich Itachi auch mal gesagt. Woraufhin dieser allerdings nur meinte, dass man genau das nicht nötig hat, wenn man wirklich klug ist und damit hatte er mich argumentativ Schach-Matt gesetzt und davor habe ich, bis heute, Respekt. „Ein Kluger bemerkt alles – Ein Dummer macht zu allem seine Bemerkungen“ Dieser Spruch, seitens Itachi, ist mir bis heute im Gedächtnis hängen geblieben und vielleicht, aber nur vielleicht, ist er in meiner jetzigen Situation, aktueller denn je. Kurz denke ich darüber nach und versuche mir in Erinnerung zu rufen, von wem dieser Slogan denn eigentlich stammte, denn ich bin sicher, Itachi hat es mir erzählt, doch mein Gehirn speichert solche, belanglosen Details nur selten ab, aber auf einmal interessiert es mich doch. „Aber vielleicht solltest du dich einfach damit abfinden, dass Herr Akasuna eben anders tickt, als du es tust und nicht auf Biegen und Brechen versuchen, ihm deine Weltanschauung auf zudrängen.“, spricht Itachi dann weiter und ich verjage meine Möchtegern-Philosophie-Gedanken wieder und blicke auf. „Das habe ich ja gar nicht...“, murmle ich leise, schweige dann, als mir mit einem Mal klar wird, dass ich das irgendwo doch habe. Und zwar ziemlich penetrant sogar. Stöhnend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen, richte den Blick wieder gen Decke, ehe ich gequält seufzend mir den Unterarm über die Augen schiebe und eine Weile herrscht Stille. Itachi ist klar, dass er mit dem, was er gesagt hat, etwas los getreten hat und gütig wie er ist, gibt er mir die Zeit, mich eben zu sortieren. Währenddessen mache ich mir um etwas ganz Anderes einen Kopf. Warum bin ich eigentlich so ein Arschloch? Und wieso, um alles in der Welt, fällt es mir so schwer, auch nur ein einziges Mal die Klappe zu halten? Den Kopf zu benutzen, bevor ich meinen Mund verwende? Ungeduldig rolle ich mich auf den Bauch, beginne gedankenverloren an einer lange, blonden Haarsträhne herum zu zippeln. Itachi hat Recht, mit dem, was er da meint. Klar, der kennt sich ja auch außerordentlich gut in der Anthropologie aus, das verschafft ihm einen ungemeinen Vorteil, ändert dennoch nichts an der Tatsache, dass ich ganz offensichtlich Scheiße gebaut habe. Große Scheiße. Ganz große Scheiße. Die auch noch stinkt und das bis zum Himmel. Ich habe Herrn Akasuna verurteilt und das, ohne mich davor großartig mit ihm auseinander gesetzt zu haben. Ich habe diese ganze „Depressions-Geschichte“ lediglich aus meinem Blickwinkel betrachtet, nicht jedoch darüber nachgedacht, dass er das Ganze vielleicht einfach komplett anders sieht, auch wenn ich mit diesen, mir immer noch relativ absurd scheinenden, Gedankengängen, nicht viel anzufangen weiß. Dennoch wäre John Keating mit Sicherheit außerordentlich enttäuscht von mir. Auf der anderen Seite muss man natürlich dazu sagen, dass auch Herr Akasuna mich direkt in eine entsprechende Schublade gesteckt hat, schlimmer noch, sich sogar anmaßte zu behaupten, ich besäße nicht halb so viel Tiefgang, wie ich von mir selbst glaube, zu besitzen. Und das hat ganz schön an meinem Ego gekratzt, welches ja wiederum, der weilen, immer noch, an der Ozonschicht herum kratzt. Sie bilden eine Kette. Eine seltsame, sich gegenseitig, aufkratzende Kette. Und sie kratzen, bis es blutet. Und im Moment blutet ist, doch wo bekomme ich ein Pflaster her? Ein weiteres Mal, richte ich mich auf und Itachi hebt interessiert den Blick, doch ich schaue ihn nur kurz an und senke dann den Kopf. Ganz unabhängig davon, was Herr Akasuna gesagt hat, oder auch nicht, hat er sich letzte Nacht um mich gekümmert. Immerhin kennen wir uns kaum, außer aus den Vorlesungen, aber das kann man ja auch nicht wirklich als „Kennen“ bezeichnen. Er hätte mich auch einfach vor die Tür setzten können, doch das hat er nicht. Er hat mich, bei sich, übernachten lassen, mir sogar Wasser und einen Eimer gebracht, mir ebenfalls was Anderes an gezogen. Ich seufze leise. Und trotzdem habe ich mich aufgeführt wie der letzte Arsch und mit einem Mal, zwickt es ziemlich unangenehm, in meiner Brustgegend und wenn ich jetzt keinen Herzinfarkt bekomme, oder aber, mir mit einem mal Titten sprießen, dann würde ich glatt behaupten, ich schäme mich. Und ja. Das ist ziemlich treffend formuliert, denn wenn ich ganz ehrlich bin, dann schäme ich mich in Grund und Boden. Eine Zeit lang hocke ich einfach nur da, meinen eigenen Gedanken nach hängend, Itachi tippt irgendwas an seinem Handy, murmelt immer wieder etwas, was jedoch nicht mir zu gelten scheint. Wahrscheinlich hat er wieder Stress mit seinem Alten. Aber ich frage da gar nicht erst nach, denn das scheint ohnehin Dauerzustand in der Familie Uchiha zu sein und außerdem wird Itachi immer ein bisschen seltsam, wenn man mal auf sein Elternhaus zu sprechen kommt. Aber so ist das eben und deswegen möchte ich ihn dazu auch nicht ausfragen, mal ganz davon abgesehen, dass mich die ganze Sache ohnehin nicht so interessiert, wie es einen besten Freund vielleicht interessieren sollte, doch jeder von uns, hat sein rotes Tuch. Oder eben, die roten Tücher, ein ganzes Multi-Pack, wenn man so möchte und je älter wir werden und bei mir ist es ja auch, …. ach,… nicht so wichtig. Noch eine Weile schweigen wir, dann erhebt sich Itachi mit einem Mal und ich blicke auf. „Ich muss los.“, brummt er, schaut dabei allerdings so gar nicht erfreut und man muss kein Einstein sein um Eins und Eins zusammen zu zählen. „Familie?“, frage ich dennoch und er nickt hastig, während er die Pizzabrötchen-Kartons zusammen räumt und in seine Timberlands schlüpft. Die Schwarzen. Passend zum Armani-Mantel. Tja, haste Geld, haste Style - Biste' arm, haste Pech. Welcome to 21th century, meine Damen und Herren. „Meine Eltern wollen zu irgendeinem Essen mit Geschäftspartnern und wir sollen mit, du weißt ja, wie sie sind.“, erklärt er knapp und ich nicke. „Wie geht’s Sasuke?“ „Hat Kopfschmerzen, aber ansonsten ganz gut.“ Ich nicke erneut. „Ich schreib dir später, ja? Ruh dich noch was aus, du wirkst ziemlich blass.“, ordnet er mir an, während er sich das teure Teil Stoff über die Schultern zieht. Ein herzhaftes Gähnen entwischt mir und brav kuschel ich mich zurück in meine Decken und Kissen, zwar sind inzwischen und nach der kleinen Zwischenmahlzeit, auch die letzten Anzeichen vom Kater verschwunden, müde bin ich dennoch. „Mach's gut.“, murmle ich, schließe dann die Augen und ziehe mir meine Wolldecke bis zum Kinn, atme tief den vertrauten Duft von zu Hause und von Heu und Kaninchenstall ein und bin bereits wenige Sekunden später eingeschlafen. Das Letzte, worüber ich noch nachdenken kann, ist, dass ich doch tatsächlich gerne gewusst hätte, welches Waschmittel Herr Akasuna verwendet, denn dieser Geruch von Holunder geht mir nicht mehr aus dem Kopf. „Wollen wir Geister beschwören?“, ist Hidans erste Frage, als ich ihn, hinab in den Keller scheuche, dessen hinterer Teil zu den Garagen führt. „Quatsch nicht.“, murre ich genervt, suche verzweifelt den Lichtschalter, doch erfühle nur kalte Backsteinwand, Spinnennetze und uh, … das hat ich bewegt. Und jetzt krabbelt es davon. Pikiert schüttle ich meine Hand und ein Schauer fährt mir über den Rücken, männlich, männlich Deidara, aber vielleicht doch ganz gut, dass ich im Moment keine Freundin habe, geschweige denn aber, mit einem Mädel zusammen lebe, denn dann wäre ich derjenige, der die Spinnen und Insekten aus der Badezimmerecke entfernen müsste und dazu sehe ich mich, im Moment, emotional, noch nicht in der Lage. Leise seufzend beginn ich in der Tasche meiner Jogginghose zu kramen, finde nach einiger Zeit, wonach ich suche, nämlich mein Handy und muss kurz die Augen zusammen kneifen, sowie mir das grelle Licht des Displays entgegen scheint. Zwei neue Nachrichten von Tenten und Eine von Kiba zeigt es mir an, ebenso zwanzig neue Instagram-Mitteilungen, dass Hinz und Kunz mir folgen möchten. Doch momentan bin ich wenig gewillt meinen Freunden zu antworten, geschweige denn wildfremden Leuten diesen Einblick in mein Privatleben zu gestatten, stattdessen entsperre ich nur den Disyplay, ziehe die Tool-Bar nach oben und tippe auf das Taschenlampen-Symbol. „Fuck verdammt!“, kommt es verärgert von Hidan, als ich mich umschaue, ihm dabei versehentlich in die Augen leuchte. „Sorry, bro.“, nuschle ich, halte den Lichtkegel dann auf die schmalen Steinstufen vor mir und beginne die unebenen Kellertreppe hinunter zu steigen. „Kannst du mir endlich mal sagen, was wir hier unten wollen?“, knurrt Hidan, der direkt hinter mir geht. „Jetzt warte doch mal.“ Ratlos bleibe ich vor einem Schlüsselreck, im unteren Teil des Kellers stehen, welches an der Wand hängt, wandere mit dem Lichtstrahl abscannend die einzelnen Bunde entlang, bis mir ein einzelner Schlüssel ins Auge springt. „Ah ja.“, stoße ich einen triumphierenden Laut, schnappe mir den Schlüssel auch sogleich und ziehe ihn vom Haken, wirbel dann auf dem Absatz herum und halte ihn Hidan glücklich unter die Nase. Dieser zieht nur kritisch einen Braue hoch, verschränkt dann die Arme vor der Brust und legt den Kopf schief. „Dafür führst du mich hier runter?“, möchte er dann wissen, „Ich dachte schon, du bist irgendwie ein Psychopath und hältst hier unten eine Bitch gefangen und wir feiern jetzt nh' Orgie.“ Ich verdrehe genervt die Augen, gehe dann zu einer der hinteren Türen, hinter welchen die Garagen liegen, die zu diesem Haus gehören. „Keine Bitch und keine Orgie.“, enttäusche ich ihn, während ich den Schlüssel in das rostige Schloss der Tür stecke, innerlich bete, dass er nicht einfach abbricht, denn dann hätte ich ein Problem. Denn einen Zweitschlüssel habe ich nicht. Und so leid es mir für Hidan tut, aber das Schlüsselloch, wird wohl für heute erst mal das Einzige bleiben, was einen rein geschoben bekommt, zumindest hier unten und zumindest, solange ich dafür sorgen kann, dass in meinem Keller sonst niemand was wo rein geschoben bekommt. Nein, auch der Finger in der Nase ist hier unten nicht gerne gesehen. „Hab mich schon gefreut.“, murrt Hidan und ich lache leise, gleichzeitig macht mein Herz einen erfreuten Hüpfer, als sich die Türe mit einem leisen Knacken, im Schloss, tatsächlich öffnet und sanft nach hinten aufschwingt. Ich leuchte in den, sich vor mir, komplett dunkel auf tuenden Raum hinein, viel erkennen kann man nicht, aber das wird sich gleich ändern, denn wo sich der Lichtschalter befindet, weiß ich hier ganz genau, obgleich ich ein gefühltes Jahrzehnt nicht mehr hier unten gewesen war. „Hast du Leichen im Keller?“, möchte Hidan wissen, tritt hinter mir in den Raum hinein und muss sich dabei leicht unter dem niedrigen Türrahmen weg bücken. „Leichen nicht.“, entgegne ich und ein laszives (Anm.: Dieser Moment wenn man Fremdwörter auf Biegen und Brechen verwenden will...Grüße nach Bayern, danke für das neue Wort.) Lächeln umspielt meine Lippen. Unter leisem Summen flackern die Neonröhren, über unseren Köpfen, auf und es wird hell im Raum und zum ersten Mal erkennt man, die doch recht mirkige Garage, welche beinah komplett ausgefüllt ist, mit dem Ding, welches sich in ihrer Mitte befindet. Ein relativ unförmiges Etwas, das mit einer Plastikplane abgedeckt ist. „Dafür dieses Schätzchen.“ Ich werfe Hidan einen schelmischen Blick zu, welcher dies allerdings relativ unbeeindruckt quittiert, mit hängenden Schultern und schief gelegtem Kopf einfach da steht, die Hände tief in den Taschen seiner ausgebeulten Jeans vergraben. Mit einem Ruck ziehe ich die Plastikplane weg, ein lautes Ratschen ertönt und Staub wirbelt auf, wahrscheinlich habe ich, just in dieser Sekunde, aber -millionen Milben obdachlos gemacht und damit eine mikroskopisch-kleine Wirtschaftskrise vorn Zaun gebrochen, doch das schert mich in diesem Moment recht wenig. Zum Vorschein kommt ein weißer Land Rover Discovery. Ein alter, weißer Land Rover Discovery und wenn ich sage alt, dann meine ich alt, denn der Opa hat mehr Jahre auf dem Buckel, als meine Wenigkeit und auch ich, bin schon lange kein Kind mehr. Auch wenn ich mich nicht immer so verhalte. Heute morgen war der beste Beweis dafür. „Das ist keine Schlampe.“, bemerkt Hidan trocken. „Nein, der ist keusch und züchtig.“, verspreche ich, stemme dann die Hände in de Hüfte und betrachtete stolz mein Brum-Brum. Ich kann mich vielleicht, trotz Modeljob, nicht mit teuren Autos rühmen, denn wie gesagt, ich bin Model, keine Nutte und ganz nebenbei auch noch Student, ich fahre vielleicht keinen teuren Sportwagen, aber hey, solange es vier Räder hat und straßenverkehrstauglich ist, mag ich mich nicht beschweren. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Auto hast.“ Hidan hat sich inzwischen neben mich gesellt. „Ist er nicht ein Prachtkerl?“, möchte ich wissen. „Ein, etwas in die Jahre gekommener, Prachtkerl.“ „Aber immer noch ein Prachtkerl.“, beharre ich. „Ja doch...“ Ich blicke auf und blinzle Hidan ein paar Mal lieb entgegen. „Was soll dieser Klein-Mädchen-Blick?“, möchte er wissen und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. „Hilfst du mir, ihn wieder in Schuss zu bringen?“ Eine Weile mustert mich Hidan argwöhnisch, seufzt dann jedoch, wandert um das große Auto herum, nach vorne, zur Motorhaube und öffnet diese. Ich folge ihm auf leisen Sohlen, luge ihm dann unauffällig über die Schulter, ich selbst habe von der Thematik absolut gar keine Ahnung, wie gesagt, hat vier Räder und fährt, ist für mich gleich Auto und mehr brauch ich nicht. Doch Hidan kennt sich aus, warum auch immer, bei solchen Sachen wirklich. Ich war schon immer der Ansicht, dass Hidan an sich kein dummer Mensch ist, was nicht zwangsläufig bedeutet, dass er schlau ist, jedoch ist sein Kopf auch nicht komplett mit Holzwolle gefüllt, auch wenn ich von Zeit zu Zeit, den Eindruck habe. Er ist eben eher praktisch veranlagt, doch im handwerklichen wirklich geschickt, jetzt nicht auf der künstlerischen Ebene, oh Graus, bei der Vorstellung von Hidan in meinem Atelier, läuft es mir kalt den Rücken hinunter. Dann doch lieber einen nur halb lebendigen Herrn Akasuna, der irgendwo, von der Decke baumelt. Obwohl man auch schönere Sachen aufhängen könnte. Gerade jetzt zu Weihnachten. Einen Mistelzweig, oder so. „Ich hab das in einer halben Stunde gefixt, das ist nicht das Thema.“, erklärt mir Hidan schließlich, wendet sich von dem Innenleben meines Brum-Brums ab und dreht sich schließlich zu mir. „Aber wenn es auf halber Strecke liegen bleibt, weil es an Altersschwäche gestorben ist, das' dann nicht meine Schuld.“ Ich nicke. „Schon gut, tu was du für richtig hältst, der Tod holt sich, was der Tod verlangt.“ „Wir sind alle Kinder Gottes.“ Und ich muss leise lachen, denn, ob ihr es glaubt oder nicht, Hidan, genau, der Draufgänger schlecht hin, kommt aus einem ziemlich orthodoxen Elternhaus und das gerade, war nicht einfach so daher gesagt. Das hat er durchaus ernst gemeint. Ich selbst habe seine Mutter, oder aber seinen Vater, generell irgendwen aus seiner Familie, nie zu Gesicht bekommen und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, ob die wissen, was Hidan so treibt, wenn er mit ihnen mal nicht, im Gottesdienst, die Handflächen aneinander legt. Gedankenverloren mache ich ihm etwas Platz, schwinge mich dann mit meinem Gesäß auf einen, der umstehenden, schmalen Tische, die direkt an der Wand stehen und beobachte verträumt, wie sich Hidan ans Werk macht. Ich gehe kaum davon aus, das irgendwer aus seiner Familie auch nur den leisesten Schimmer hat, wie ihr kleiner Spross eigentlich drauf ist. Mein Blick fällt auf den Rosenkranz, welchem Hidan, wie üblich, um den Hals baumelt und ich muss sagen, ich habe ihn noch nie ohne das Teil rum laufen sehen, nicht ein einziges Mal. Ich seufze leise, lege den Kopf dann in den Nacken und schaue gen Decke. Sie ist weiß und dreckig und am äußeren Rand meines Blickfeldes kann ich einen kleinen, acht-beinigen Punkt erkennen, der fröhlich auf die gegenüber liegende Wand zusteuert. Mir läuft es kalt den Rücken runter. „Hat sich das mit gestern Abend eigentlich geklärt?“, fällt mir mit einem Mal wieder das Drama ein, von welchem ich, zu dem Zeitpunkt allerdings, ja nicht mehr all zu viel mitbekommen hatte. „Mh?“, kommt es fragend von Hidan, hat er sich doch gerade einen Schraubenzieher zwischen die Zähne geklemmt und zieht irgendwelche Kabel auseinander. Was weiß ich. Ich bin blond und schön, schlau geht nicht auch noch. Nein, das wäre nicht fair. „Die Sache gestern Abend, mit diesem… wie hieß er noch?“, ich überlege kurz und Hidan schnaubt verächtlich, was mich aufschauen lässt. „Naruto Uzumaki.“, sagt er dann mit scharfem Unterton. „Naruto?“ Der Name sagt mir nichts. „Naruto.“, wiederholt er, blickt auf und schaut mich unglücklich an, als würden wir gerade nicht über die Party von gestern Nacht, sondern über den Holocaust, oder so, sprechen. „Was war denn jetzt mit dem?“, möchte ich wissen, reiche Hidan eine Zange, die neben mir auf dem Tisch liegt, auf dessen Kopfnicken hin. „Nichts war mit dem, außer, dass der Kleine ein behinderter Vollspast ist.“ „Ich dachte wir sind alle Kinder Gottes?“, ziehe ich ihn auf und kann mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. „Der Huan bestimmt nicht.“, weiß Hidan, wendet sich schließlich wieder der offenen Motorhaube zu und ich seufze. Eine Weile herrscht Stille, ehe Hidan das Gespräch erneut aufgreift: „Der meinte halt einfach Palaver machen zu müssen, als er mich und Saku erwischt hat.“ Saku? Ich blicke auf. Saku soll wohl die pinke Knallerbse sein, keine Ahnung wie ihr richtiger Name ist, vielleicht ist es auch tatsächlich Saku, wobei ich für die hoffe, dass dem nicht so ist, denn damit wär' sie echt gestraft. Sympathisch fand ich sie zwar jetzt auf den ersten Blick nicht unbedingt, aber ich glaube auch kaum, dass Hidan seine Fickgeschichten nach Sympathiepunkten bewertet. Da spielen andere Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel, wie ausgeleiert, ist die Kleine? Und auch hier, würde ich auf den ersten Blick behaupten, da springt noch alles zurück, wie ein Gummiband, denn mein Fall ist sie nun wirklich nicht, doch auch da, habe ich andere Geschichten gehört. Und mit einem Mal weiß ich auch wieder, warum mir der Name „Naruto“ ein Begriff war, denn ich glaube Hidan hat sich gestern nicht das erste Mal mit dem angelegt. Einmal das und war es nicht der beste Freund von Klein-Uchiha? Nicht Wiesel, sondern Entenarsch. Zumindest glaube ich, hätte ich die kleine, blonde Igelfrisur bereits einmal bei ihnen zu Hause gesehen. Ob die sich über ihren Friseur kennen gelernt haben und direkt Freunde geworden sind, da beide einen „Bescheuerten Frisuren“-Fetisch haben? Macht die das geil? Gedankenverloren spiele ich mir währenddessen an meinen eigenen Haaren herum, die so viel schöner und auch viel gepflegter sind. Warum sind sich eigentlich die meisten Typen zu fein dafür, sich entsprechende Haarpflege zu besorgen? Die Teile aus der Drogerie taugen doch nichts. „Ist das was Ernstes?“, möchte ich schließlich wissen und fragend hebt Hidan den Blick. Ein paar Spritzer Motoröl zieren seine Wange. Ich lächle. „Zwischen dir und...“, dann breche ich ab, denn irgendwie weigern sich meine Lippen der weilen die entsprechenden Buchstaben für „Saku“ zu bilden, offensichtlich ist das selbst denen zu bescheuert. „Ach, als ob.“, schnaubt Hidan und wendet sich wieder meinem Töff-Töff zu. Erleichtert atme ich aus, hatte doch schon leicht Sorge gehabt, wir alle hätten in Zukunft nun öfter das Vergnügen und das Hidan die kleine Zuckerwattenexplosion nun meint, zu allen Treffen mitschleppen zu müssen. Denn wisst ihr, Menschen, die in Beziehungen sind, die machen so etwas. Auf einmal gibt es sie dann nur noch im Doppelpack und es heißt nicht „Oh, jo, ne hab heute keinen Bock, Bruder.“ - Sondern „Nein, WIR machen heute was anderes, du weißt doch WIR gehen nicht so gerne feiern.“ Und davor waren beides Rampensäue versteht? Ich meine, zugegeben, möglicherweise bin ich ein bisschen gefrustet über die Tatsache, dass ich derart lange niemanden mehr hatte, mit dem zusammen, ich meiner Umwelt, in dieser Maße, auf die Nerven gehen könnte. Auf der anderen Seite will ich, das aber auch gar nicht. Ich verstehe nicht, warum man sich automatisch seiner Individualität absprechen muss, nur weil man sich auf einmal das Bett mit jemanden teilt. Sollte eine Beziehung nicht genau das NICHT sein? Sollte man nicht immer noch man selbst sein können und der Andere sollte einen genau dafür lieben? Also wozu dieses Ganze: Jo, jetzt wo ich in ner' relationship bin, mache ich mal spontan n' 180 Grad Drehung und zwar im Schleudergang, in der Waschmaschine. Und auf einmal sind sie alle so erwachsen und gehen nicht mehr feiern, weil ihr Weib das nicht möchte, weil es bestünde ja Gefahr, dass man sich Hals über Kopf in wen anderes verliebt, sobald man mal an die frische Luft darf. Jaja, das muss Liebe sein. Und wenn ich so darüber nachdenke, dann wird mir auch wieder bewusst warum ich generell eher nach der Devise lebe: The single-life is the good life. Du kannst abhängen mit wem du willst und das wann du willst und dabei bist du keiner Menschenseele Rechtschaffenheit schuldig. Ehrlich, würde ich auf einen solchen Lebensstil stehen, dann wäre ich nie von Mama weg. „Nein, das ist nur so nh lockeres Ding.“, brummt Hidan plötzlich, reißt mich damit aus meinen Gedanken und beinah wäre ich vom Tisch gesackt. Gleichgewicht, was' das? Ich verkneife mir eine Bemerkung hinsichtlich der Definition „lockeres Ding“, denn ich bin fast 20 und das versuche ich mir, im Moment, so oft wie es eben geht, in Erinnerung zu rufen. „Auch von ihrer Seite aus?“, frage ich stattdessen, denn so etwas langweiliges fragen Erwachsene und eigentlich will ich das gar nicht wissen, aber hell yes, ich werde jetzt erwachsen. Genau jetzt. Vorsatz für's neue Jahr, oder so, obwohl, noch haben wir ja November… Erneut schnaubt Hidan, lacht dann leise, ehe er mit den Schultern zuckt. „Weiß ich nicht, juckt mich nicht, was die will, ich ab gesagt, ich hab im Moment keinen Bock auf Beziehung, ihr Pech also, wenn die sich trotzdem ficken lässt.“ Ich nicke. Das ist Hidan. Dazu fällt mir auch sonst nichts mehr ein. Wenn er Druck hat, dann sucht er sich wen, denn selbst Hand an zulegen, dafür ist der Herr sich offenbar zu fein, oder er hat Angst, vor seinem eigenen Schwanz. Eines von beidem. „Sodele'“ Im nächsten Moment richtet mein Kumpel sich auf, fährt sich einmal mit dem Unterarm über die Stirn und lässt dann die Motorhaube wieder zuknallen. Ich zucke zusammen und öffne dann vorsichtig ein Auge, einen Spalt breit. Armes Auto. Das tat bestimmt weh. So gesehen hat es gerade eine ziemlich harte OP hinter sich, vermutlich vergleichbar damit, wie wenn dich einfach jemand aufschneidet, nh halbe Stunde in deinen Organen rum' wühlt und dann mit einem Büro-Tacker deine Bauchdecke wieder zusammen flickt. Ja nice, Arzt muss man sein. Im Deckmantel der Wissenschaft. Und so. Foreshadowning ~ „Ich würd' schon mal hinterm Haus nh' Loch ausheben, lange macht der's nicht mehr.“, weiß Hidan, kommt währenddessen zu mir, um mir die Schraubenschlüssel und Zangen in die Hand zu drücken. Ich zucke mit den Schultern. „Lass ihn, er ist zäh.“, brumme ich, luge dann an Hidan vorbei und werfe einen prüfenden Blick, auf den weißen Wagen, der ausschaut, als würde er jeden Moment in seine Einzelteile zerbersten. Ich schlucke, schaue dann auf zu Hidan, welcher nur belustigt eine Braue nach oben zieht. „Wenn du lieb fragst, dann hol ich dich das nächste Mal damit von der Ausnüchertungszelle ab.“, verspreche ich, worauf Hidan laut lachen muss. „Danke, aber da gehe ich lieber zu Fuß, wie heute morgen.“, entgegnet er, stapft dann an mir vorbei, zurück zur Tür, die in die angrenzenden Kellerräume führt. „Wie immer.“. verbessere ich, folge ihm dann und knipse dann das Licht aus, allerdings nicht, ohne einen letzten Blick auf meinen Wagen zu werfen, der tatsächlich eine verdächtige Ähnlichkeit, mit einem halbherzig zusammengeschusterten Lego-Auto hat. Nur, dass derjenige, in diesem Moment, nicht nur, offensichtlich überhaupt gar keinen Bock auf Lego hatte, sondern zu allem Überfluss auch noch die Bauanleitung falsch rum' gehalten hat. Aber wie schon gesagte: Vier Reifen und fährt, ist für mich gleich Auto. Man muss nur seine Ansprüche senken, dann rollt das. Fährt. In diesem Fall. Dann fährt das. BadumTzz. Eigentlich hatte ich wenigstens noch etwas mit Hidan chillen wollen, bevor ich mich… eben mit meinen Pflichten auseinander setzten muss, doch das Schicksal hatte sich auch hier gedacht, mir doch einen fetten Strich, durch die Rechnung zu ziehen und offensichtlich verwendet das Schicksal, seit neustem, nur noch wasserfeste Eddings. Groß wehren konnte ich mich dementsprechend nicht, auch wenn ich dem personifizierten Schicksal, welches sich, in diesem Fall, als pinkes Knallbonbon, repräsentierte, gerne gehörig die Meinung gegeigt hätte. Doch Hidan ließ nicht mit sich reden und nachdem „Saku“ sich gemeldet hatte, war er schneller weg, als eine Frau, der du nen' lila Schein in die Flossen legst und sagst: „Heute ist Black Friday und hier ist noch ein Rabatt Code.“ Tja, ciao kakao. Hidan hat es mir auch ganz kurz erklärt, ist er doch gestern Abend gar nicht erst zum Schuss gekommen, da ja Naruto dazwischen platzen musste und jetzt hat er, as I already noticed, offensichtlich Druck. Seinen Worten nach, ist das inzwischen wohl schon ein richtiges Ziehen, im linken Hoden und ich habe einfach geschwiegen, denn das ist mehr, als ich jemals über ihn wissen wollte. Nun sitze ich also wieder auf meinem Bett, starre mit leicht apathischem Blick, auf die gegenüberliegende Wand, wo die Tapete, am unteren Teil, komplett abgefressen ist, weil Hasentiere. Aber man liebt die kleinen Wackelnasen trotzdem. Irgendwo. Zwar nicht unbedingt dann, wenn sie eben deine Tapete snacken, oder, wie so oft, ein Kabel durch beißen. Erst neulich haben sich die beiden Leckermäulchen über mein Router-Kabel her gemacht und ich hatte ganze drei Tage kein Wlan. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich musste Netflix über mein Handy und mit mobilen Daten schauen. Und trotzdem weile ich noch hier, unter uns. Ich bin schon echt ein Überlebenskünstler. Nennt mich Bear Grylls. Doch nun ist mein Wlan wieder da, meine Tapete ist hin und eigentlich weiß ich auch gerade ganz genau, was ich zu tun habe, nur irgendwie weiß ich nicht, wie ich es tun soll. Eine wirklich komplizierte Situation, meiner Meinung nach und gedankenverloren stecke ich mir schließlich ein Kippe an, ziehe einmal dran und es jagt mir einen leichten Schauer über den Rücken, sowie ich den Rauch, hinab in meine Lungen ziehe, kurz inne halte und versuche ihn, solange es eben geht, drin zu behalten. Gedehnt seufzend, atme ich aus, lasse die Schultern hängen und schließe dann die Augen, genieße diesen angenehmen, leichten Schwindel, der in mir aufsteigt, eben so das sanfte Kribbeln in Händen und Füßen, dass vom Nikotin herrührt. [Anm.: Ich habe mir gerade selbst Schmacht gemacht, lel, super Hime.] Ich öffne die Augen wieder, nehme einen weiteren Zug, beobachte meine Kaninchen eine Weile, wie sie es sich, auf dem einzigen, sonnigen Fleck, in meiner kleinen Einzimmerbude, bequem gemacht haben, lasse den Blick dann weiter durch meine unaufgeräumte „Wohnung“ wandern, ehe ich damit an meinem Handy hängen bleibe, welches am Rande des Wohnzimmertisches liegt. Stumm klemme ich mir meine Kippe in den äußeren Mundwinkel, beuge mich dann etwas nach vorne und greife nach dem grauen Apple-Gerät, drehe es dann einen Moment Gedanken verloren in den Fingern, ehe ich ein weiteres Mal ausatme, der graue Dunst der Zigarette sich um mich herum verteilt, im nächsten Moment jedoch beinah wieder komplett verflogen ist. Ich drück auf den Home-Button und sofort rutschen auf dem Sperr-Screen abertausende Inst-Mitteilungen, von oben, nach unten, doch dazwischen konnte ich auch ab und an das gelbe Snapchat-Symbol, sowie das grüne WhatsApp-Telefon erkennen. Erneut seufze ich, spiele kurz mit dem Gedanken, erst einmal , auf alle Nachrichten zu antworten, doch verwerfe ihn sogleich wieder. Denn damit würde ich es nur heraus zögern. Und vielleicht ist Pinky Pie tatsächlich mein eigenes, fleischgewordenes Schicksal, welches Hidan mit Absicht von mir weggelockt hat, damit ich nicht noch mehr Zeit vertrödel. Der Display wird wieder schwarz und ich schüttle leicht den Kopf. „Du bist ein ganz schöner Feigling, Deidara.“, murre ich, inzwischen tatsächlich ein bisschen genervt, von meiner eigenen Trägheit, dabei weiß ich ganz genau, dass ich den Sachen nicht aus dem Weg gehen kann, nur ob ICH das auch weiß, das ist eine ganz andere Frage. „Siri.“, brumme ich dann, nehme einen letzten Zug von der Zigarette, ehe ich den Stummel schließlich im Aschenbecher, der direkt neben meinem Kopfkissen steht, ausdrücke. Tjaja, manch einem seine Bettdecken und Kissen riechen nach Holunder, meine nach abgestanden Zigaretten-Qualm. Fühlt euch wie zu Hause. Ich wusste schon immer, wie man sich wohnlichen Flair schafft. Home Sweet Home. „Was kann ich für dich tun?“, möchte Siri wissen. „Töte mich.“ „Das tut mir leid.“ „Ach Siri.“, seufze ich, denn, so gern ich diese kleine Computer-Dame habe, ganz helle ist sie wirklich nicht. „Sag das bitte noch einmal.“ Ein leichtes Schmunzeln zuckt über meine Lippen, ehe ich, für mich, bestimmt, dass ich nun lange genug herum gedödelt habe. Mit der künstlichen Apple-Intelligenz, an einem Samstag-Nachmittag, während meine besten Freunde jeweils was mit ihrer Familie machen, oder just in dieser Sekunde, mit einem Mädel ihren Spaß haben. Und ich sitze hier. Auf meinem Bett. Und unterhalte mich mit Siri. Gut, ich möchte ja nichts sagen, aber finde, das sagt einiges über mich aus. „Wie entschuldigt man sich bei Leuten, die Depressionen haben?“, frage ich dann, die einzige Konstante in meinem Leben, woraufhin diese mir nur mit „Interessante Frage“ zu antworten weiß. Genervt stöhne ich auf. Kann sie es nicht einfach für mich googlen? Muss ich das jetzt selbst eintippen? Und das im 21. Jahrhundert? Himmel, Arsch… Was soll der Shit? „Du bist so dumm, manchmal.“, knurre ich. „Mich gibt es doch gar nicht – Wie kannst du mich hassen?“ Ich ziehe eine Schnute, schaue dann wieder auf mein Handy. „Gutes Argument.“, gebe ich zu, drücke Siri weg und öffne Chrome. Sollte ich irgendwann Blasen an den Daumen haben, verklage ich Steve Jobs. Kann man Tote eigentlich verklagen? Auch eine interessante Frage und vielleicht google ich das, gleich nachdem ich in Erfahrung gebracht habe, wie ich mich am besten mit Herrn Akasuna wieder aussöhne. Kapitel 7: Something about you ------------------------------ eit dem Itachi mir ins Gewissen geredet hatte, kann ich wirklich nicht mehr leugnen, dass ich mich, Tatsache, vermutlich wirklich, wie der letzte Arsch benommen habe. Aber ich war gar nicht ganz bei mir, oder? Immerhin war ich völlig übernächtigt, außerdem, mit Sicherheit, immer noch blau. Wobei man dazu wieder sagen muss, dass besoffene Menschen ja meistens die Wahrheit sagen. Wann sonst, kickt dich in deinem Leben bitte das Selbstbewusstsein so hart, wie im Suff? Ihr wisst alle, wovon ich spreche. Es geht bei simplen Sachen wie snapchat los: Am Abend, beziehungsweise in der Nacht postest du Videos und Fotos, bis der Arzt kommt, beziehungsweise bis der Akku streikt und Gnade dir Gott, wenn du deine Power Bank zu Hause hast liegen lassen, denn in der Notaufnahme sind sie nicht so freundlich, dein Handy auf zu laden, vor allem dann nicht, wenn du nur wenige Minuten vorher, den kompletten Wartebereich voll gereiert hast. Hab ich mir sagen lassen. Man munkelt. Auf jeden Fall juckt dich das in diesem Augenblick nicht die Bohne und wenn du lustig bist, dann snapst du sogar noch die Fahrt ins Krankenhaus. „Wenn du gleich erst mal Magen ausgepumt bekommst“ #vonPartyzuParty Tjaja und am nächsten Morgen wachst du dann schweißgebadet auf und nach dem du dich durch den Flur, ins Badezimmer und schließlich wieder zurück gerobbt hasst, wie eine ganz eklige Nacktschnecken-Mutation, weil Kreislauf denkt sich, in den Meisten Fällen, dann auch nur seinen Teil, dann wird erstmal hektisch alles gelöscht, worüber man sich vor ein paar Stunden noch keine Gedanken gemacht hat. Das Kussbild mit deinem besten Freund (no homo - just alk), eure komplett verwackelten Clubselfies, auf denen einfach jeder Einzelne ausschaut, wie die Untoten aus „The Walking Dead“ und das in der achten Staffel und natürlich, nicht zu vergessen, allerlei andere peinliche Aktivitäten, die man, einfach mal so, random gefilmt hat, weil einem, komplett drunk, nicht in den Sinn kommt, dass sich das, allein auf snapchat, ungefähr 150 Leute geben. Und das bis zum nächsten Morgen. Und wenn du richtig hart drauf bist, dann stellst du das alles nicht nur auf Snap online, sondern auch auf insta, in deine Story und vielleicht, auch auf whatsApp – Auch wenn ich kein Schwein kenne, der von den dortigen Storys wirklich Gebrauch macht, I mean, wozu? In Zeiten die von Influencern dominiert wird. What a time. Ich kann es nur immer wieder sagen. What a time. To be alive. Nun ja, facebook lasse ich aus, wer nutzt das schon? - Die alte Leier, wieder. Was ich damit schlicht und ergreifend sagen möchte ist: Vielleicht, habe ich es auch teilweise so gemeint, wie ich es gesagt habe. Ihr wisst schon, den Shit den ich Herr Akasuna da so unüberlegt an den Kopf geballter habe und das, obwohl der gute Kerl, ja wirklich nachsichtig mit mir war. Eine Entschuldigung scheint selbst mir nötig und das obwohl man mich mit Knigge und seinem Scheiß jagen kann, wie eine Katze mit ner Salatgurke. Und da sage' mir noch jemand, die Stubentiger seien intelligent, ja am Arsch. Team Hund, so schaut aus. Wuff, wuff! Doch auch, wenn das, was ich Herrn Akasuna gesagt habe, möglicherweise der Wahrheit entspricht und der Meinung bin ich, nach wie vor, war die Art und Weise, wie ich es letztendlich rüber gebracht habe, vielleicht doch nicht ganz so angemessen… Obwohl er sich ja auch wie der letzte Arsch aufgeführt hat, wenn wir mal ehrlich sind, ich meine, was fällt diesem Babyface eigentlich ein, mir erzählen zu müssen, wer ich bin? Die wenigen Male, die ich zu seinen Vorlesungen erschienen bin, denn für Kunstgeschichte interessiere ich mich genau so viel, wie sich Marie Antoinette für die französischen Bürgerrechte interessiert hat – können somit unweigerlich ausgereicht haben, dass sich Pumuckl ein entsprechendes Bild, von mir und meiner Persönlichkeit, hat machen können. Und eigentlich sollte es mir, allein aufgrund dieser Tatsache, vollkommen am Arsch vorbei gehen, was er von mir hält, doch das tut es nicht. Ich weiß nicht warum und wäre ich nicht so elendig stolzer Natur, dann könnte ich mir womöglich noch eingestehen, dass mich, sein Gesagtes, mindestens genau so getroffen hat, wie meins ihn. Doch wie gesagt, ich stolz, er also doof. Und ab dafür. Das Leben kann so einfach sein. „Don't need permission…. Made my decision to test my limits…“ Während Ari mir weiterhin, leise aus dem Autoradio Einen vorsingt, von wegen, was für ein knallharter Hecht sie doch offensichtlich ist und eine gefährliche Frau noch oben drein, so lichtet sich die Laubbaum-Allee langsam wieder, unter welcher ich momentan entlang tuckere mit meinem… nennen wir es „Auto“. Und ich muss schon sagen, ich bin überrascht, dass es fährt. Und dabei ist „fahren“ noch äußerst nett ausgedrückt, denn eigentlich eiere ich hier seit knapp einer halben Stunde die Landstraße entlang und muss immer wieder über die Schulter zurück schauen, ob sich denn auch nicht auf den letzten Metern vielleicht ein Rücklicht, oder aber die Stoßstange verabschiedet hat. Wenn mich die Polizei so erwischt, dann bin ich definitiv am Arsch, aber hey, ich muss hier immerhin ein Leben retten. Nachdem ich es womöglich noch weiter zerstört habe, wobei es ja ohnehin bereits in Scherben zu liegen schien. Vielleicht wäre „The Fray“ die passendere, musikalische Untermalung, um mich auf die bevorstehende Unterhaltung ein zustimmen. Denn wenn ich weiterhin nur Frau Grande höre und das in Dauerschleife, dann laufe ich vielleicht wirklich Gefahr, in absehbarer Zeit, in Overknees und mit Katzenöhrchen durch die Gegend zu hüppeln. Zumindest Hidan würde sich köstlich amüsieren und auch Kiba hätte seinen Spaß, soviel sei sicher. Ich blinzele ein paar Mal, inzwischen ist es beinah stockdunkel, allein die Scheinwerfer meines Autos und der Mond, oben am Himmel, dienen mir als Lichtquelle, doch in der Ferne kann ich nun endlich das vertraute, einsam stehende Häusschen erkennen, welches ich heute morgen, mehr oder minder, doch recht überstürzt verlassen habe. Eine Weile betrachte ich mir das kleine Backsteinhaus verträumt und musst deprimiert feststellen, dass es irgendwie genau so einen traurigen und verzweifelten Eindruck macht, wie Herr Akasuna selbst. Vielleicht ist es wirklich die Lage. Wer weiß das schon, ich meine, wenn man ohnehin schon kaum unter Menschen ist und dann oben drein auch hier wohnt, ich meine, … ich mein' … mal ganz im Ernst. Normal, kriegste' dann Depressionen. Ich meine, man hört doch immer wieder solche Horrorstorys, von Leuten die irgendwie von kranken Psychos im Keller gehalten werden, Frau Kampusch lässt grüßen und darauf hin und weil sie nie das Licht der Welt sehen und dementsprechend auch relativ wenig sozialen Kontakt hegen, die seltsamsten Verhaltensweisen entwickeln. Gut, jetzt konnte Natascha dem natürlich nicht zwangsläufig groß 'was entgegen wirken, abgesehen davon, dass ihr, nach acht Jahren, Gott sei Dank, die Flucht gelang, aber Herr Akasuna kann gehen, wohin immer er will. Und wann immer er mag. Immerhin fährt er einen dicken Wagen, der, im Gegensatz zu anderen, mir bereits unter gekommenen, Automobilen, nicht bei jedem Gangwechsel, direkt in seine Einzelteile zu zerfallen droht. Wieso macht er nicht einfach was? Fassungslos schüttele ich energisch den Kopf, denn richtig nachvollziehen kann ich es immer noch nicht und ich habe die dunkle Vorahnung, dass ich es auch nie können werde. „I wanna savor…. Save it for later… the taste of flavor...“ Und während Ariana langsam in die Vollen geht, bei ihrem Song, fahre ich währenddessen auf dem geräumigen Hof ein und parke meine alte Klapperkiste direkt neben Herrn Akasunas, auf Hochglanz polierten, schwarzen Mustang und beim Aussteigen muss ich mir eingestehen, dass meine Blechbüchse neben diesem Gefährt einen noch erbärmlichen Eindruck macht, als ohnehin schon. Schulterzuckend wende ich mich schließlich von den beiden Hübschen ab, rede mir ein, meine alte Lady besäße immerhin Charakter und wer kann das schon über sein Auto sagen? Ja, nein, es spricht förmlich zu mir. Man muss nur ganz leise sein. Aber das bin ich nie – Ha, noch so ein Fall für Akte X. „Something 'bout you … makes me feel like a dangerous woman...“ Leise summend laufe ich über den ordentlich angelegten Weg, aus dunklem Kies, die Einfahrt hoch und bis zum Haus. Die kleinen Steine, unter meinen Füßen, verraten mit dem knirschenden Geräusch, welches sie durch meine Gewichtseinwirkung erzeugen, bereits mein Kommen und misstrauisch versuche ich einen Blick durch die Fenster zu erhaschen, doch innen drin scheint alles dunkel. Nichts rührt sich. Vielleicht ist keiner da. Trotzdem springe ich die Treppen bis zur Eingangstür hoch, nehme dabei zwei Stufen auf einmal und drücke dann, ehe ich es mir womöglich noch anders überlege, denn in Ausreden erfinden bin ich gut, ich sag nur Attest-Pflicht war daaa, in der Schulzeit, den Klingelknopf und warte. Und warte. Und warte. Und warte. Doch es macht keiner auf. Ein weiteres Mal klingel ich, jetzt länger und irgendwie klingt selbst die Türschelle etwas verärgert darüber, mich hier einfach in der Kälte stehen zu lassen. Erneut warte ich, doch nach wie vor, scheint sich nicht das Geringste zu regen, im Inneren des Hauses und neugierig wie ich bin, lehne ich mich schließlich über das Geländer um einen genaueren Blick, durch das Fenster der Erdetage, in das Wohnzimmer zu erhaschen. Kurz droht mir das Herz stehen zu bleiben, wie ich mit einem Mal etwas zu viel Gewicht nach vorne verlagere, dabei beinah einen Abflug in den, sich unter mir befindenden, kleinen Vorgarten mache, doch ich kann mich noch abfangen. Erleichtert ausatmend lasse ich mich schließlich zurück und gegen die Haustür sinken, immerhin habe ich in der Dunkelheit, des Wohnzimmers, kaum etwas erkennen können, außerdem ist mir ein wenig so, als hätte ich bereits genug Blumenbeete für ein Wochenende zerstört. Vielleicht sollte ich mich bei Gelegenheit mal bei diesem Yahiko entschuldigen… Wie sieht der eigentlich aus? Wenn ich das richtig im Kopf habe und es sich bei dem Kerl um diese vollgepiercte Fresse handelt, dann würde ich beinah sagen: Verdient. Mal im Ernst, warum verschandeln sich manche Leute so? Ich habe nicht gegen Piercings, versteht mich nicht falsch und generell gilt ja auch eigentlich, jeder halt, wie er mag und ist ja jetzt nicht so, dass ich mit meinen langen, blonden Haaren aussähe wie der plumpe Durchschnitt, aber wirklich… Man muss nicht JEDEN Millimeter seines Gesichtes, oder Körpers mit Piercings vollballern. Das sieht weniger schön aus, eher, als wäre er versehentlich, bei Stapels, ins Tacker-Regal gefallen und die Teile hätten zugeschnappt, wie Lebendmäusefallen. Aber wer fragt mich schon? Genau, niemand und deswegen sehen auch manche Leute so aus, wie sie aussehen. Theatralisch seufzend schlurfe ich also wieder zurück zu meinem Wagen, betrachte mir dabei gedankenverloren den, von Herrn Akasuna und komme dann kurz vor den beiden Autos zum stehen, lasse ab scannend den Blick schweifen lassend. Auch wenn es so scheint, als wäre Herr Akasuna nicht zu Hause, so muss er sich doch zwangsläufig, zumindest in der Nähe befinden, immerhin scheint man hier ohne Auto nicht weit zu kommen und dieses steht ja nun einmal hier, bei mir. Außer er hat noch ein Zweites und der Mustang war ihm nicht bonzenhaft genug und er musste sich unbedingt noch den passenden Lambo oder Ferrari dazu holen. Man sollte Autos auch immer zu zweit halten. Sind soziale Tiere. Kritisch blicke ich mich um, krame dabei mit der einen Hand schließlich in meiner Jackentasche und ziehe meine, doch recht zerbeulte, Kippenschachtel hervor, aus dieser wiederum, sowohl Feuerzeug, als auch eine Zigarette, welche ich mir anzünde. Ich nehme einen ordentlichen Zug, genieße das Gefühl, wie der Rauch sich bin in den untersten Teil meiner Lunge zieht, versuche ihn so lange drin zu behalten, wie es mir eben möglich ist, keine Verschwendung und so, rauchen ist teuer genug, ehe ich gedehnt ausatme und mich ein letztes Mal umschaue. Herr Akasuna scheint, Tatsache, nicht zu Haus zu sein, allerdings auch keine Nachbarn zu haben, bei denen man einfach mal so, vorbei schneien kann, außer er trifft sich regelmäßig mit den Waschbären und Wildsäuen, auf ein Pläuschchen. Bei Letzteren muss es jetzt allerdings wohl auf Gebärdensprache umsteigen, immerhin sind diese ja, aufgrund meiner kleinen Gesangseinlage von heute früh, alle hörgeschädigt, wenn nicht sogar komplett taub. Ehre, wem Ehre gebührt. Asterix und Obelix, also. Lasst es euch schmecken, Jungs. Ich nehme einen weiteren Zug von meiner Kippe und überlege allen Ernstes, wo es den Kerl hin verschalen haben könnte. Außer Wald und Felder gibt es hier ja nicht sonderlich viel. Vielleicht ist er wirklich auf Waldspaziergang, Wanderlust und so, obwohl das schon etwas creepy wäre, so ganz allein, in dieser Finsternis. Ich atme aus, schaue dabei zu, wie der Qualm vor meinen Auge in der Luft tanzt und schließlich dahin geht, ehe ich mich aufmache, ziellos um das Haus herum zu wandern. Direkt hinter diesem, tut sich nämlich der dichte Nadelwald auf, nur ein kleines Stück Rasen liegt dazwischen, zumindest wie ich das aus diesem Winkel und von der Einfahrt aus erkennen kann. Ob Herr Akasuna im Wald ist? Was macht man bitte ganz alleine im Wald? Wie so ein Psycho. Ich ziehe die Stirn kraus, als mir bewusst wird, dass Herr Akasuna ja mir seinen, so called, „Depressionen“ mehr oder weniger, eigentlich in diese Kategorie fallen müsste. Vielleicht trifft er sich dort mit anderen Psychos. Und sie „hängen ab“. Hoffentlich nicht buchstäblich, denn dann komme ich definitiv zu spät und ein Messer um den Strick erneut durch zu schneiden, habe ich dieses Mal auch nicht. Ich gehe weiter, innerlich betend, dass Herr Akasuna nicht spontan beschlossen hat, aus dem hiesigen Wald einen britischen Aokigahara zu mache, auf der anderen Seite, warum bis nach Yamanashi fahren, wenn das Gute oft so nah liegt? Direkt vor der Haustür, in diesem Fall. Buchstäblich. Schon wieder. So oft wie heute, habe ich das Wort noch nie verwendet, wenn auch nur in Gedanken. Wie raffiniert, kaum umgebe ich mich mit intelligenten Menschen mutiere ich selbst zum Einstein, wer hät's gedacht. Ernsthaft mal… Wer hät's gedacht? Inzwischen habe ich das komplette Haus umwandert, habe den dahinter liegenden, kleinen Garten erreicht, eigentlich nur eine Wiese, in dessen Mitte eine massive Eiche steht, die es hier bestimmt schon viel, viel länger gibt, als den ganzen Rest und ich erwische mich dabei, innerlich erleichtert zu sein, zumindest aus der Ferne, keinen dran rumbaumeln zu sehen. Ich glaube, dieser Tag im Atelier, wird mich mein Leben lang begleiten. Das merke ich jetzt schon. Traumata incoming. Na super, nicht mal erwachsen und bereits mit so nem' Scheiß Probleme. Wirklich klasse. Ich seufze leise, ziehe ein letztes Mal an meiner Kippe, die bereits vollkommen abgebrannt ist und somit verglüht auch der letzte Rest, bis zum Filter, woraufhin ich den verglimmenden Stummel aus klopfe und achtlos, vor mir, in das akkurat gemähte Gras schnippse. Beinah wäre ich wohl an einem Herzinfarkt gestorben, sowie ich mit einem Mal ein verärgertes Rufen hinter mir vernehme und augenblicklich wirble ich herum. Perplex starre ich auf den Mann, welcher dort, im Rahmen der offenen Terrassentür, auf dem niedrigen Treppenabsatz hockt, ein Whiskyglas in der linken Hand und mich bitteren Blickes anschaut. Die goldbraunen Irden funkeln bedrohlich, im fahlen Licht des Mondes und ich muss ein paar Mal blinzeln, um sicher zu gehen, dass meine Augen mir auch keinen Streich spielen. Völlig verdattert öffne ich den Mund, bis mir bewusst wird, dass ich gar nicht weiß, was ich sagen soll, also schließe ich ihn wieder und lege dann den Kopf etwas schief, etwas so, wie ein verwirrter Labrador. Herr Akasuna fasst sich genervt an die Schläfe, ehe er wütend den Blick hebt. „Heb' das wieder auf, mein Garten ist kein Aschenbecher.“ Immer noch stehe ich da, wie angewurzelt. War der Kerl die ganze Zeit da? Hat er das Klingeln gehört? Bestimmt, denn ansonsten herrscht hier draußen Totenstille. Er muss auch das Auto gehört haben, den das Teil ist ja nicht gerade leise, knattert und jault, als wäre es im früheren Leben ein Motorboot, oder ein Wolf gewesen und der Grat ist schmal, wie wir alle wissen. Hat er auch mein singen gehört? Hoffentlich denkt er nicht, dass er derjenige ist, der mich wie ein dangerous womans feelen lässt. Tut mir leid, Herr Akasuna, aber soweit sind wir noch nicht. Das geht mir jetzt doch alles etwas schnell. „Deidara!“, fährt er mich an und instinktiv zucke ich zusammen. „Wird's bald, nimm deinen Müll von meinem Grundstück und dann sieh zu, dass du Land gewinnst.“ Ich starre ihn an, bis ich endlich zu begreifen scheine, auf dem Absatz kehrt mache und in die Richtung gehe, in welche ich meinen Zigarettenreste gepfeffert habe. Ratlos krame ich in meiner Jackentasche, ziehe schließlich mein Handy hervor, entsperre es und leuchte dann mit der Taschenlampe über die Wiese. Gott sei Dank, muss ich nicht lange suchen, erkenne den orangenen Stummel in dem kurz geschorenen Gras sofort und hebe den, inzwischen durch die Feuchte, des letzten Regens, ganz nassen, Filter auf und stopfe ihn mir einfach in die Jackentasche. Was etwas schmerzt, allerdings ist die Jacke lediglich aus dem forever21 – OnlineShop, somit jetzt kein Vermögen wert, dennoch… Sie hat Charakter. Genau so wie mein Auto Charakter hat. Die beiden könnten gute Freunde werden. Die BESTEN. [ Waaaake. - Wer kennt noch die Japano-Schlampen? :D] Seufzend richte ich mich wieder auf, drehe das Gesicht in Herrn Akasunas Richtung nur um fest zu stellen, dass er sich offensichtlich keinen Zentimeter bewegt hat, mich stattdessen lieber still schweigend beobachtet. Was ein Creep. Und auf einmal fällt mir die Geschichte mit seiner Großmutter wieder ein. Ob da wohl was dran ist…? Zögerlich gehe ich zu ihm zurück, sein kühler Blick liegt unentwegt auf mir und jagt mir den Schweiß auf die Stirn. Schweigend komme ich, direkt vor ihm, zum stehen, eine Weile sehen wir uns einfach nur stumm in die Augen, ehe ich unschlüssig mit den Schultern zucke und mir an eine Haarsträhne um den Finger wickle. „Hab's aufgehoben.“ Er nickt, lässt den Blick dabei kurz über den Rasen schweifen, ehe er mich erneut abwertend zu mustern beginnt. „Gut.“, ist alles, was ihm dazu einfällt. Erneut legt sich Schweigen über uns und ich beginne einen Tacken zu fest, an meiner Strähne, zu reißen. Flüchtig lasse ich den Blick über meinen Professor wandern, wie er da sitzt, nicht unbedingt erfreut, wie es scheint, mich zu sehen, doch wer kann es ihm verübeln, dabei nicht einmal blinzelnd. Noch nie in meinem ganzen Leben, habe ich jemand dermaßen Gesichstoten getroffen – Der's ja noch schlimmer als Itachi und selbst bei dem weiß man nie genau, ob er sich gerade freut, oder aber darüber nachdenkt, dich aus zuknocken. Wirklich beeindruckend. Gerade, als ich mich entschließe einen weiteren Versuch zu starten, das Gespräch ein zu leiten, steht Herr Akasuna jedoch ruckartig auf und macht dann auf dem Absatz kehrt, geht zurück ins Haus. „Hey, warten sie!“, alarmiert jage ich ihm hinter her, doch bevor ich auch nur einen Fuß über die Türschwelle setzten kann, hat der Kerl mich auf einmal gepackt und das mit einem dermaßen eisernen Griff, das es mir fast die Luft zum Atmen raubt. Schockiert schaue ich zu ihm hoch, während er mir den einen Arm nach hinten dreht, auf den Rücken, gerade so, dass ich handlungsunfähig bin, es allerdings nicht zu sehr schmerzt, lediglich etwas in den Sehnen zieht. „Ich warne dich.“, knurrt er bedrohlich und alles, was ich hervor bringe, ist ein heiseres Fiepen, ehe ich mich im nächsten Moment sammle, unkontrolliert zu zappeln beginne, um mich aus dieser menschlichen Fessel zu befreien, doch diese scheint sich nur weiter zusammen ziehen. „Au, scheiße, Fuck man!, fluche ich, als es mit einem mal mächtig zwirbelt, in meinem Schulterblatt und für den Bruchteil einer Sekunde bin ich wie paralysiert, ehe ich den Kopf nach hinten wende und den Mistkerl einen äußerst wütenden Blick zuwerfe. „Sie tun mir weh.“, druckse ich hinter zusammengepressten Zähnen hervor, denn das tut er wirklich. Scheiße man, gleich reißt er mir den Arm aus und dann…? Dann macht er mit mir vielleicht das Selbe, wie mit seiner Großmutter. Gott hab sie selig. Oder aber, er steht drauf, rupft mir noch weitere Gliedmaßen raus und lümmelt sich hinten drauf noch einen ab. Dem Kerl traue ich alles zu. Wirklich alles. Auch das. Glaube ich... „Du tust dir selbst weh, mit deinem Gestrampel.“, ist alles, was von ihm kommt und ich jaule genervt auf. „Wollen Sie mich eigentlich verarschen?!“, fauche ich aufgebracht, schaukle mich heftig hin und her, doch Herr Akasunas Griff lässt keinen Moment nach, dafür nimmt der Schmerz in meiner Schulter, von Sekunde zu Sekunde, zu. „Fuck man...“, keuche ich und halte dann inne, weil es mich tatsächlich zu überrumpeln droht und mir kurz schwindelig wird. Hat er mir die Schulter aus gekugelt? Ich hatte noch nie irgendwas aus gekugelt, aber irgendwas fühlt sich da nicht richtig an. Lasst mich Arzt, ich bin durch. - Zumindest Letzteres. Ist gut jetzt. Erschöpft wende ich mich wieder nach hinten, halte dann still, was Herrn Akasuna nur fragend eine Braue hoch ziehen lässt. „Gehen Sie mit allen Ihren Schülern so um?“, möchte ich wissen, dabei versucht, meine hektische Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Scheiße man, tut das weh! Inzwischen zieht es sich bis in meinen Nacken hoch. „Nur mit denen, die stockbesoffen nachts zu mir nach Hause kommen, sich auf meine Türschwelle erbrechen, mich am nächsten Morgen bis aufs Übelste beschimpfen und dann obendrein auch noch Hausfriedensbruch begehen wollen.“, ist seine Antwort und ich stöhne genervt auf. „Ist das Ihr Ernst?“, rege ich mich trotz meiner Misere weiterhin auf, immerhin kann ich so einen Schmarrn nicht unkommentiert lassen. Wer wäre ich denn? „Ich begehe doch keinen Hausfriedensbruch, ich ...“ „Du verschaffst dir nur ungefragt und entgegen meiner Erlaubnis Einlass, auf mein Privatgrundstück.“ ist seine Antwort und ich ziehe genervt die Brauen zusammen. „Machen Sie das extra?“, möchte ich wissen und tatsächlich schummelt sich kurz ein zufriedenes Lächeln, auf seine Lippen, ehe dieses wieder der ausdruckslosen Miene weicht, welche mir so den shit in die panties creept. „Warum bist du hier?“, wechselt er dann reflexartig das Thema und lässt endlich locker. Sofort schnelle ich nach vorne, stöhne dabei gequält auf und reibe mir sowohl meinen Oberarm, als auch meinen Nacken entlang. Würde ich nicht leben, würde ich womöglich denken, ich wäre tot und es hätte mir das Genick gebrochen. Raffinierter Gedankengang, für einen beinah 20 Jährigen Studenten. „Ich wollte mich entschuldigen.“, murre ich dann, nachdem ich mich endlich davon überzeugt habe, dass alle Körperteile sich noch an Ort und Stelle befinden und ich immer noch komplett bin. Viele Glieder, ein Leib. Ihr wisst Bescheid. Grüße gehen raus, nach Korinth. Und wo wir gerade beim Thema sind, mir wäre jetzt nach nem Ouzo. „Was du nicht sagst.“, brummt Herr Akasuna, verschränkt dann die Arme vor der Brust und mustert mich argwöhnisch. „Ja.“, maule ich und zucke mit den Schultern, „Für heute morgen, wissen Sie? Und für gestern Nacht auch.“ Er nickt. „Das ist alles?“, will er dann wissen und scheint das Gespräch damit enden lassen zu wollen. Aber für solch einen kargen Wortwechsel fahre ich nicht mit einer Klapperkiste, welche jeglichem Prinzip der Kinematik widerspricht, durch die halbe Weltgeschichte. Ich will mindestens noch einmal auf Klo, ich hab auf dem Weg hier hin nämlich eine komplette Flasche Cola gekillt und die will langsam wieder nach draußen. „Nein.“, sage ich daher einfach schnell, woraufhin er verwundert den Blick hebt. „Sondern?“ „Ja, nein, also doch, so gesehen ist das alles...“, entgegne ich, kratze mich verlegen am Kopf und frage mich insgeheim, auf einer Skala von eins bis zehn, wie zurückgeblieben ich wohl, in diesem Moment, auf ihn wirken muss. „Dann würde ich dich bitten jetzt zu gehen.“, sagt er und klingt mit einem Mal um einiges ruhiger, als noch ein paar Minuten zuvor. Der so plötzliche Stimmungswechsel, irritiert auch mich kurz und so blicke ich ihn nur schweigend an, ehe ich erneut beginne, an meinen Haaren herum zu spielen. „Ich mein das ernst.“, sage ich dann, weil das alles ist, was mir einfällt und ich muss ehrlich gestehen, irgendwo hatte ich mir das einfacher vor gestellt. Doch aus irgendeinem Grund, schüchtert Herr Akasuna mich ein und das schafft bei weitem nicht jeder. Herr Akasuna schweigt, scheint mit seinen Gedanken jedoch völlig woanders zu sein und ich tue es ihm einfach nach und halte ausnahmsweise einmal den Mund, bis er schließlich nickt und mir dann direkt in die Augen schaut. „Okay.“, sagt er dann, ehe er plötzlich umdreht, durch die dunkle Küche, zum Flur läuft und in diesem das Licht an knipst, woraufhin er ins Wohnzimmer geht und auch dieses hell wird. Ähm. Okay, bye? Zögerlich folge ich ihm, dabei immer noch meine wehrlose Haarsträhne vergewaltigend, naja, die hat ja genug dudes um sich, für eine anschließende Gruppentherapie. Nicht mein Tee. Herr Akasuna macht sich der weilen am Kamin zu schaffen, versucht wohl das Feuer wieder zum Brennen zu bringe und ich muss wirklich sagen, so abends und in diesem orange-rötlichen Licht, wirkt sein Wohnzimmer mehr als gemütlich. Trotzdem bleibe ich erst einmal auf Sicherheitsabstand, nachher wirft er mich noch mit ins Feuer und brät mich, wer weiß das schon. Also bleibe ich im Türrahmen stehen und warte, bis er sich wieder mit mir befasst, womit er es offensichtlich nicht eilig hat. „Was ist denn noch?“, möchte er schließlich wissen, nachdem die Glut endlich in kleine, züngelnde Flammen über gegangen ist, er die abgebrannten Streichhölzer in den Eimer Wasser, direkt neben den Kamin pfeffert und sich wieder an mich wendet. Doch ich zucke nur mit den Schultern. Das Gespräch war ja jetzt nicht wirklich befriedigend. Herr Akasuna wirft mir einen auffordernden Blick zu und gedehnt seufzend, schaue ich auf den sauberen Paketboden, nur um ihn nicht direkt in die Augen gucken zu müssen. Ich fühle mich gerade so stark und männlich, wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, ich habe meine Tage. „Ich weiß nicht...“, brumme ich nach einer Weile und hebe dann den Blick, „Ich dachte sie sagen irgendwie ein bisschen mehr dazu.“ „Was denn zum Beispiel?“ „Weiß nicht...“, wiederhole ich, „Ich hätte nicht gedacht, naja...“ Kurz überlege ich. „Ich hätte einfach nicht damit gerechnet, dass es Ihnen offensichtlich so egal ist.“ Fast hätte ich gesagt „am Arsch vorbei gehen“, aber ich glaube das hätte für Pumuckl nur wieder Anreiz zum Augenrollen gegeben, also spare ich mir das. Außerdem bin ich ja im vorletzten Kapitel spontan erwachsen geworden. Und Erwachsene geben nur intellektuellen Klauderdatsch von sich. „Ist es dir lieber, dass ich dich anschreie?“, möchte er wissen, vergräbt dann die Hände in den Taschen seiner schwarzen Jeans und wirft mir einen fragenden Blick zu. Und wieder bringe ich lediglich ein Schulter zucken zustande. „Wenn Sie sich dann besser fühlen, nur zu.“, entgegen ich, immerhin hätte er allen Grund dazu, doch er schüttelt nur den Kopf. „Unüberlegte Wutausbrüche würden weder dir, noch mir, weiter helfen, Deidara.“, weiß Herr Akasuna und kurz haut es mich, metaphorisch gesprochen, natürlich, tatsächlich aus den Socken, denn so viel Weisheit hätte ich Chucky gar nicht zugestanden. An dem ist ja ein richtiger Sokrates verloren gegangen, wieso ist er kein Philosophie-Dozent? Dann hätten wir uns wahrscheinlich nie kennen gelernt und ich müsste jetzt nicht hier gammeln, sondern könnte in aller Ruhe Fortnite zocken. „Also, ist es Ihnen egal?“ möchte ich wissen. Dann hätte ich mich ja auch nicht entschuldigen brauchen. Ich fühle mich beinah etwas verarscht. Doch erneut schüttelt Herr Akasuna nur den Kopf und ich muss mein „Hää?!“ - herunter schlucken bevor es diese philosophische Grundstimmung zu Nichte macht. So viel Griechenland an einem Abend. Wo bleibt mein Ouzo? „Das habe ich nicht gesagt.“, entgegnet er ruhig, lässt dann kurz den Blick gedankenverloren wandern, ehe er verträumt lächelt, mich dann wieder ernst anblickt. „Nein, deine gestrige Aktion war mehr als lächerlich, wenn du es genau wissen willst und deine Andeutungen, von heute morgen, sagen mehr über dich aus, als über mich.“ Verärgert ziehe ich dir Brauen zusammen. Bitte? Entschuldigen Sie bitte, Herr Freud, oder was wird das hier? So eine „What Susi says of Sally, says more of Susi than of Sally“ - Scheiße? Ne, danke, aber seine Pseudo-Psychoanalytik kann der sich sonst wohin schieben. „Was soll das wieder heißen?“, grummel ich und Herr Akasuna seufzt genervt. Er kotzt mich extrem an, wie er so da steht, mit seinen schwarzen, äußerst edel wirkenden, Jeans, der dicken, silbernen Uhr am Handgelenk, mit dem rötlich-braunen Kaschmirpullover, dessen Arme er sich bis zum Ellbogen hin, umgekrempelt hat. Er kotzt mich extrem an. Und der Rest von mir... Der Rest von mir findet ihn irgendwie cool. Aber das ist dieser kleine, unbedeutende Teil vom Unterbewusstsein und ich glaube, dass macht es nur, um mich zu ärgern. „Genau das.“ Wütend presse ich die Zähne aufeinander und funkle ihn dann herausfordernd an. „Sie kennen mich doch gar nicht, also hören Sie auf, so zu tun, als könnten Sie mich einschätzen.“, feure ich los, doch Herr Akasuna gibt sich unbeeindruckt. Lediglich ein monotones „Dito“ erhalte ich zurück. Ich schnaube einmal missbilligend, verschränke dann demonstrierend die Arme vor der Brust, muss allerdings zugeben, dass das ein ausgesprochen guter Konter war auf den mir erst mal keine Antwort einfällt. Also starre ich nur beleidigt in der Gegend herum, bis mein Blick auf die große, bequeme Ledercouch fällt, auf welcher ich die letzte Nacht verbracht habe. Kurz lasse ich mich hinreißen und dieser Wenigkeit an Zeit reicht aus, damit mein Zorn bereits wieder abschwächt. Meine Mutter pflegt stets zu sagen, was das angeht, bin ich schlimmer als eine Frau in den Wechseljahren, oder aber, nach wie vor in der Pubertät, eines von beidem. Ich hingegen meine, dass es einfach ein Charakterzug ist, von mir, so launisch zu sein, nicht unbedingt ein Guter, aber mei, jeder hat seine Schwächen. Dafür mache ich die schönsten Tonfiguren. Nur vergesse ich leider manchmal, im Eifer des Gefechts, den unteren Teil offen zu lassen, damit beim brennen die Luft entweichen kann und so gehen die Meisten, von meinen Skulpturen, in einer, mehr oder minder, großartigen Explosion dahin. Und reißen damit nicht selten die restlichen Werke, der anderen Kursteilnehmer, mit in den Tod. Ich muss leicht Schmunzeln, bei dem Gedanken, als wir zuletzt für unsere Tonskulpturen Bewertungen erhalten hatten und die Professorin mir unter meinen Auswertungsbogen die Bemerkung drunter gesetzt hatte, ich solle mich mal als Sprengstoffspezialist versuchen, woraufhin ich nur zu erwidern wusste, dass auch Explosionen etwas Künstlerisches haben, wenn man es nur lange genug dreht und wendet. Naja, Pustekuche, kleiner Exkurs dazu, aber kommen wir zurück, zum Wesentlichen: „Ach ja und danke.“, fällt mir mit einem Mal der zweite Grund ein, warum ich hier so unerwünscht aufgelaufen bin. Verwirrt blinzelnd schaut Herr Akasuna mich an und ich lächle schief, deute dann mit einem Kopfnicken in Richtung der Couch. „Für letzte Nacht und so, dass Sie sich um mich gekümmert haben. Herr Akasuna folgt meinem Blick, ehe er wieder zurück, zu mir schaut. „Ich hätte dich schlecht draußen erfrieren lassen können, immerhin...“, mit einem Mal bricht er ab und das erste Mal, scheint sein Blick weniger abwertend, sondern mehr interessiert zu sein. Was mich nicht weniger nervös macht, es fühlt sich einfach auf eine andere Art und Weise unangenehm an. „Was denn?“, murmle ich nach weiteren, schier endlos erscheinenden, Minuten des Schweigens und endlich erscheint Chucky aus seiner Trance zu erwachen. „Du bist doch nicht allen Ernstes von einer Party, mit deinen Freunden abgehauen und bis hier hin geLAUFEN, nur um zu gucken, wie es mir geht?“, möchte er dann wissen und ich spüre, wie meine Wangen heiß werden. Doch. Eigentlich trifft das den Nagel auf den Kopf und das auch ziemlich präzise. Hätte mich nur wer gewarnt, ich hätte zu gern vorher noch meine Finger weg gezogen. „Doch.“, stammle ich dann kleinlaut und blicke beschämt zu Boden. „Aber warum?“, Herr Akasuna klingt nun allen Ernstes verwirrt. Wieder zucke ich mit den Schultern. „Ich hab mir halt Sorgen gemacht.“, brumme ich. Er muss ja nicht drauf herum reiten. „Um mich?“ „Ne, um Ihren Ford.“, gebe ich schnippisch zurück, woraufhin er augenblicklich genervt das Gesicht verzieht. „Natürlich um Sie.“, murre ich dann, ja, muss er denn noch dermaßen drauf herum reiten? Es war nh' cute Aktion von nem besoffenen Deidara – Passiert. Wird nicht wieder vorkommen. Hoffentlich. „Und weil...“, beginne ich, verstumme dann jedoch, weil auf einmal möchte ich meine Gedanken nicht mehr teilen. Sie fliegen lieber vorbei, wie nächtliche Schatten. Wer kennt es nicht? Bye then ~ „Weil was?“, bohrt Chucky nach und ich seufze genervt. „Weil ich gestern Abend der Auffassung war, ich hätte meinen ersten, von den 50 Gründen, für Sie, ...“, erneut werde ich still, denn beinah hätte ich gesagt „sich nicht zu erhängen“, aber soweit ist dann wohl weder meine innere Susi, noch meine innere Sally. „Sich zu besaufen?“, analysiert Herr Akasuna gekonnt und nun verziehe auch ich das Gesicht. Aber nur, weil er Recht hat. Seht ihr, das meine ich, im Suff, ist jede Idee eine Gute. Herr Akasuna seufzt, sowie er mein angestrengtes Gesicht richtig gedeutet zu haben scheint und schüttelt dann den Kopf, ehe er langsam durch den Raum geht und sich schließlich, vor das Kaminfeuer, auf die Ledercouch sinken lässt. In dem tanzenden Licht der Flammen, wirkt die rote Farbe seine Haare noch intensiver, als ohnehin schon und für einen kurzen Moment, lenkt es mich tatsächlich ab, ehe ich mir wieder unser Gespräch in Erinnerung rufe. „Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen.“, sagt er dann nach einer Weile, ohne seinen Blick vom Feuer zu nehmen. Überrascht schaue ich auf. „Das heißt die Wette gilt noch?“, platze ich hervor, woraufhin Herr Akasuna nur mit den Schultern zuckt. Zwar kann ich sein Gesicht nicht sehen, doch offensichtlich scheint er mit seinen Gedanken bereits wieder völlig wo anders zu sein. Ist so etwas denn die feine, englische Art? Dem Kerl täte etwas Knigge offenbar auch mal ganz gut, warum also, kommen sie einzig und allein mir immer, mit dem Kram? „Von mir aus.“, brummt Herr Akasuna und ich kann mir ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen, wobei ich nicht einmal sicher sagen kann, worüber, in aller Welt, ich mich gerade so freue. Vielleicht, weil sich mir dort gerade eine weitere, lächerliche Situationen bietet, durch welche, ich meine, mich beweisen zu können. „Macht doch eh keinen Sinn.“, fügt Pumuckl dann noch an und augenblicklich, schüttle ich den Kopf. „Sehen wir dann.“, entscheide ich entschlossen. Kapitel 8: Triglyceriden'-Jumper -------------------------------- First of all: Bislang hat er mich nicht zum Gehen aufgefordert. Das, das, auf der Kehrseite, nicht unbedingt eine Bitte ist, zu bleiben, ist mir durchaus bewusst, aber manchmal muss man im Leben eben Prioritäten setzen. Und diese setze ich jetzt. Hier und jetzt. Deidara Masaki, im Jahre 2017, setzt Prioritäten und diese lauten, wie folgt: Hört, hört... Inzwischen müssen schätzungsweise zehn Minuten verstrichen sein, in welchen wir, den jeweils Anderen, mit sturem Schweigen strafen, Herr Akasuna hat es sich auf seiner Ledercouch bequem gemacht, den Blick gedankenverloren aufs prasselnde Feuer gerichtet. Und ich, für meine Teil, stehe nach wie vor, doch etwas verloren, in dem großen Raum herum, wie bestellt und nicht abgeholt, doch findet der Zusteller nicht zum Paket, so muss das Paket sich eben Beine wachsen, oder sich sonst was einfallen lassen... Nur die Harten, kommen in den Garten. In Wessen eigentlich? Gute Frage, nächste Frage, doch darum soll es hier, im Augenblick nicht gehen. Stattdessen lasse ich suchend den Blick schweifen, bleibe dabei kurz an Herrn Akasuna hängen, der nach wie vor, mit dem Kopf ganz wo anders zu sein scheint, lediglich, mit leeren Augen, einen, für mich nicht erkennbaren Punkt, in der Ferne fokussiert hat. Ich schlucke kurz, schaue mich dann weiter um. „Wie lang wohnen Sie schon hier?", versuche ich schließlich das Eis zu brechen, wippe dabei unschlüssig vor und zurück, wie ich es immer mache, wenn mir etwas unangenehm ist. Und, ob ihr es glaubt, oder nicht, das hier ist mir unangenehm. Oy, ich kann euch sagen... „Mh?" Fragend hebt Herr Akasuna den Kopf, scheint aus seiner Trance erwacht und wirft mir einen äußerst perplexen Blick zu. „Wie bitte?" Blinzelnd schaut er mir entgegen und ich muss mir auf die Zunge beißen, um nicht zu grinsen. Hat er bereits vergessen, dass ich hier bin? So alt scheint er mir doch gar nicht zu sein... Frühdemenz ... solls' alles geben. Ich zucke mit den Schultern, mache dann ein paar unsichere Schritte, gen Kamin. „Ich hab mir nur gedacht, dass Sie hier ein nettes Häuschen haben", entgegne ich wahrheitsgemäß und tue dann so, als würde ich mir die Bilderrahmen, auf der Anrichte genauer betrachten. Sie zeigen eine Familie. Eine junge Frau, mit langen, braunen Haaren, ein großgewachsener Mann, der die selbe dunkelrote Haarpracht, wie Herr Akasuna besitzt, neben dem Mann, eine runzliger, alte Dame, die graue Mähne zu einem Dutt gebunden, der oben, am Haaransatz sitzt und in der Mitte... Nun tatsächlich neugierig geworden, beuge ich mich etwas herunter, denn in dem fahlen Licht, des Kaminfeuers, das sich in dem Glas des Bildes spiegelt, ist es im ersten Moment nicht sofort zu erkennen, aber doch ja... Ein Lächeln huscht über meine Lippen, als ich den kleinen Jungen, mit den feuerroten Haaren und den nussbraunen Augen, wieder erkenne, der mir da von dem Foto entgegen lacht, so breit lächelnd, als würde er mit der Sonne um die Wette strahlen. Ich schnaube leise, schüttle dann schmunzelnd den Kopf und richte mich wieder auf, mache auf dem Absatz kehrt und hätte beinah aufgeschrien, sowie Herr Akasuna mit einem Mal, direkt, hinter mir steht. Ja moin'! - Eigentlich Slenderman, oder was? Kann der Kerl sich nicht anmelden? Was täte er, wenn ich ein schwaches Herz hätte? Ich könnte tot sein, gestorben, in seinen vier Wänden, ja erklär' das Mal den Bullen. Zugegeben, würde ich tatsächlich an so etwas, wie einer Herzinsuffizienz leiden, könnten die das in der Pathologie sicher save nachweisen... Aber trotzdem ist es bestimmt nicht so cool, die Polizei anzurufen und ihnen zu erklären, dass ein Vorlesungsteilnehmer, aus der Uni, auf Grund einer bescheuerten Wette, bei einem aufgelaufen ist, alles vollgekotzt hat, am nächsten Tag zurück gekommen ist, um sich zu entschuldigen und dann, unterm Strich, einfach tot umgekippt. Ich glaube die schicken dir nicht nur nen' Streifenwagen vorbei, sondern auch nen Notarzt, der die „Hab mich lieb" - Jacke vorstellt. Und dich dann versucht davon zu überzeugen, wie schön warm und bequem diese doch ist. Wenn du Pech hast, bekommste' auch noch so nen chicen Maulkorb, wie Dr. Lecter ihn immer trug. „Und du betreibst gerne Hausfriedensbruch und wühlst dich dann durch die Privatsphäre anderer Leute?", reißt Herr Akasuna mich aus meinen Gedanken und überrascht schaue ich auf, ihm direkt in die Augen und merke, wie meine Wangen heiß werden. „Immer nur Samstags", fiepse ich und versuche mich dann an einem Lächeln, welches mir eher schlecht als recht gelingt. Und auch nicht erwidert wird. Ach, was wär' nur...? Herr Akasuna schnaubt einmal, schüttelt dann den Kopf und seufzt anschließend gedehnt. Kurz schauen wir uns an, ehe er mit dem Kinn hinter mich, gen Anrichte deutet und dann die Arme vor der Brust verschränkt. „Meine Eltern. Und meine Großmutter", erklärt er dann und ich folge seinem Blick, nicke kaum merklich und ohne es richtig zu registrieren, habe ich im nächsten Moment auch schon nach dem Bilderrahmen gegriffen und halte ihn mir nahe unters Gesicht. Meine Augen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Manch einer behauptet, das würde von meinem Alkoholkonsum herrühren. Doch wenn du Mama fragst, dann sagt sie dir, mit 100%er Sicherheit, es käme daher, dass ich mein Handy so oft benutze. Generell, scheint für Mütter das Handy Quelle alles Grauens zu sein: „Mama, ich hab Kopfschmerzen." - „Weil du dein Handy so oft benutzt!" „Mama, mir ist schwindelig!" - „Weil du immer nur an deinem Handy hängst!" „Mama, ich hab mir beide Beine gebrochen!" - „ Weil du ständig an deinem Handy bist!" Ja, was zum... ?! Und jetzt tut nicht so, als wüsstet ihr nicht, was ich meine, denn es ist doch immer so. Die böse, böse Generation, der 2000er'. - Hauptsache alles schlecht machen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und früher war alles besser. Sowieso. Wer vermisst es nicht? Die Kreuzzüge, Hexenverbrennung, Sklavenhandel, Nazis, oh, oh... wisst ihr noch? - Als die Deutschen Konzentrationslager gebaut haben und alle Juden vergaste? Na, das waren doch schöne Zeiten! Und heute spielt die Jugend nur am Handy – Okay, Susan, ICH habe nicht Hitler gewählt, damit das klar ist. Aber das nur mal so, als little advice, ... Ich nicke und für einen Moment bleibt mein Blick an der älteren Dame, in der Mitte des Fotos, hängen. Seine Großmutter. Ich erschaudere kurz, denn prompt fallen mir die Schauermärchen wieder ein, die man sich in der Uni erzählt und ich frage mich urplötzlich, ob es tatsächlich so eine gute Idee geblieben ist, zu bleiben. Doch dann schüttle ich den Kopf. Herr Akasuna ist ein Weirdo, ein ziemlicher Weirdo, wenn ich das mal so... so denken darf, denn trauen es zu sagen, würde ich mich in seiner Anwesenheit nie, denn nachher ist es meine Leiche, die da unter der schönen, großen Eiche, hinterm Haus, von den Maden gefuttert wird, aber dennoch... Nur weil man sozial inkompetent ist, völlig allein und abgeschottet, am Arsch der Welt wohnt und zudem scheinbar, einen mehr oder minder, irreparablen Knacks in der Birne hat, muss man ja nicht gleich ein Mörder sein... ... Oder? Oder?! Heiser schluckend stelle ich den Rahmen schließlich zurück an seinen Platz und werfe Herrn Akasuna einen flüchtigen Blick über die Schulter zu, der schon wieder ein Gesicht zieht, wie Sieben Tage Regenwetter. „Verstehen Sie sich gut, mit Ihrer Familie?", versuche ich deswegen, dass Gespräch, trotz der seltsamen Umstände, noch einmal ins Rollen zu bringen. Versuchen kann man es ja. Herr Akasuna schaut kurz auf, dann wandert sein Blick zu dem Bild, auf der Anrichte und tatsächlich meine ich erkennen zu können, wie sich ein trauriger Schatten, über seine Augen legt. „Nicht wirklich", ist alles, was er dazu zu sagen hat. Kritisch ziehe ich die Brauen zusammen, denn offenbar möchte er nicht darüber sprechen, was wiederum mich neugierig werden lässt, denn verdammt noch mal, jetzt möchte ich wissen, warum er nicht darüber sprechen mag. Weil ich wühle mich wirklich gerne durch das Privatleben anderer Leute. Das macht so viel Spaß und lenkt einen zuverlässig von seinen eigenen Baustellen ab. Die währenddessen, größer und größer werden, aber das sei dahingestellt. „Warum denn nicht?", platzt es aus mir heraus und automatisch verfinstert sich seine Miene wieder. „Du bist ein lästiges Geschwür, Deidara", brummt er verbittert, macht dann kehrt und geht zurück zum Sofa. Ich nicke bekennend. Ein lästiges Geschwür. Der war neu. Und kreativ. Wirklich beeindruckend. „War nur nh' Frage.", entgegne ich dann schulterzuckend und werfe einen letzten Blick auf das Bild. Der kleine Junge, der mir von dort so freudestrahlend entgegen guckt, jeweils, links und rechts, die Hände seine Eltern gefasst hält, hat so absolut gar nichts, mit dem Herrn Akasuna von heute gemeinsam. Außer die Haarfarbe und die Augen. Die sind geblieben. „Sie sind gestorben, als ich noch sehr jung war", antwortet Herr Akasuna mit einem Mal, in einem äußerst seltsamen Tonfall, den ich nicht zu deuten weiß. Ich drehe mich zu ihm um und beobachte, wie er sich leise seufzend, wieder auf seiner Couch nieder lässt. „Oh...", hauche ich und bemerke, wie ich leicht fröstle. Oh. Oh... „Das tut mir leid...", murmle ich, senke dann den Blick und beginne beinah sofort, mir eine meiner langen Haarsträhnen, immer wieder um den Finger zu wickeln. Beschämt beiße ich mir auf die Unterlippe. Und wenn sie sagen, dass ich nicht sportlich bin, kann ich mit Stolz behaupten außerordentlich gut im Fettnäpfchen-Wetthüpfen zu sein... Vermutlich habe ich, heute und hier, bereits sämtliche Rekorde gebrochen und bin gut dabei, einen völlig Neuen auf zu stellen. Wundern täts' mich nicht. „Es ist lange her", seufzt Herr Akasuna schließlich und wirft mir einen musternden Blick zu. Ich nicke, denn irgendwie weiß ich gerade nicht, was ich darauf erwidern soll. Mein Beileid? Ich bin doch keine Postkarte... „Okay", sage ich dann schließlich leise und schaue ihn bedröpelt an. „Aber meine Oma", fährt er mit einem Mal fort, scheint sich wieder gefangen zu haben, denn klingt mit einem Mal um einiges weniger nachdenklich, „Lebt im Altersheim, in Lifton, also nicht weit von hier." Überrascht hebe ich den Blick. Die alte Schrulle lebt? Puh, Glück gehabt... Aber das muss nichts heißen, man hat ja bekanntlich zwei Omas, wir wissen immer noch nicht, was mit der Anderen passiert ist, ... Es ist noch zu früh um sich in Sicherheit zu wiegen. Freunde, Freunde, haltet mich nicht für unsensibel, auch wenn alles, was ihr in den vorangegangenen Kapiteln mit mir erlebt hat darauf hindeutet, aber so ist es wirklich nicht. Ich bin durchaus emphatisch, ich suhle mich nur gerne in Triglyceriden *... Besonders heute ist wieder so ein Tag, wo es der Neurodermitis ** vorzubeugen gilt, jetzt, wo der Winter so kurz vor der Tür steht... „Lifton ist schön", sage ich dann, obwohl ich noch nie da war und nur weiß, dass es wohl noch kleiner als Clayton sein soll, ebenso noch weiter draußen liegt. Uns selbst in Clayton sagen sich ja der Fuchs und Hase bereits „Gute Nacht" - Wenn nicht sogar „Guten Morgen" und das Ganze dann noch Mal in Gebärdensprache, für die Wildsäue. Herr Akasuna nickt nachdenklich und richtet seinen Blick dann wieder aufs Feuer. „Ja, ich war allerdings lang nicht mehr da", murmelt er dann leise, mehr zu sich selbst, als zu mir, aber trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen, drauf zu antworten. Wenn er doch gerade schon so in Schwatz-Laune ist,... Gut, ich muss sagen, Gespräche über die verstorbenen Eltern und über die Großmutter, die in irgendein Altersheim ins nächste Kuhdorf abgeschoben wurde, sind jetzt nicht gerade das, was ich unter gängigen Eisbrechern verstehe, andererseits... Liegt es nicht einmal zwei Tage zurück, an dem Herr Akasuna sich versucht hat das Leben zu nehmen und das im Atelier unserer Uni. Der Kerl scheint mir also ohnehin nicht mehr ganz alle Nadeln bei der Tanne zu haben, wenn wir mal ehrlich sind... Von daher: Drauf geschissen! „Dann fahren Sie doch hin", versuche ich es lächelnd und lasse endlich von meiner Strähne ab, „Wenn Sie mal wieder Zeit haben." Und so wie es für mich ausschaut, hat er davon viel, doch den Kommentar verkneif ich mir. Es läuft doch gerade so gut, och Leute... Herr Akasuna lacht trocken und schüttelt dann den Kopf. „Wir verstehen uns nicht sonderlich gut", brummt er dann, „Ich weiß nicht einmal, ob sie mich noch erkennen würde, ich habe sie zuletzt vor 20 Jahren gesehen." „Okay, das nh' bisschen her...", gebe ich zu, kratze mir dann verlegen am Hinterkopf und wende schließlich das Gesicht ab, weil ich glaub, dann kann ich auch nicht helfen. Ich bin ja auch kein Familientherapeut, oder so... Nur ein lausiger Kunststudent. Ich kann ihm ein Bild malen, vielleicht fühlt er sich dann besser... „Uhn...", kommt es unbestimmt aus Herrn Akasunas Richtung und weiterhin starre ich stur in Richtung der Kommode, denn ihm in die Augen zu schauen, bringe ich im Moment, aus einem, mir doch recht unklarem Grund, irgendwie nicht fertig. Also betrachte ich mir, stattdessen, weiterhin fröhlich das Wohnzimmer, eines mir, inzwischen nicht mehr ganz so Fremden und bleibe urplötzlich mit dem Blick, an dem deckenhohen, türlosen Schrank, neben der Anrichte hängen. Verwirrt blinzle ich ein paar Mal, bewege mich dann, beinah ganz automatisch, in die Richtung der Regale und ziehe Einen, der schier unendlichen Filme heraus. Bedacht drehe ich die DvD-Hülle in der Hand, so das sie mit dem Cover nach oben liegt und muss unweigerlich Grinsen. „Sie sind ein Horror-Fan, wie ich sehe?", analysiere ich letztendlich und schiebe „The Shinning" wieder zurück, an seinen Platz, zwischen „Insidious" und „Shutter". Abscannend lasse ich den Blick über die restlichen DvD-Hüllen-Rücken schweifen und ziehe unweigerlich eine Schnute. „Saw fehlt!", erkenne ich laut und wirble herum. Diesmal ist es Herr Akasuna, der das Gesicht verzieht und zwar ganz so, als hätte ich gerade etwas völlig unmögliches gesagt. „Guter Horror geht auch ohne Blut", brummt er und zieht genervt die Brauen zusammen. „Nö", behaupte ich und verschränke dann die Arme vor der Brust, woraufhin er nur mit den Augen rollt und dann den Kopf schüttelt. „Ein bisschen Splatter ist ein Muss", weiß ich und werfe dann einen letzten Blick, auf das DvD-Regal. Vielleicht ist Herr Akasuna einfach zart besaitet, ... Kann kein Blut sehen, oder so, ... ich sollte s nicht ausreizen. „Welcher ist Ihr liebster?", möchte ich dann dennoch wissen und kann mir ein Schmunzeln gerade so verkneifen, denn ich tippe auf Chucky, ... Leute, ich wette mit euch... Doch Herr Akasuna zuckt nur mit den Schultern. „Die Meisten habe ich nie geguckt", entgegnet er dann knapp und irritiert lege ich den Kopf schief. „Sie haben sich Filme geholt und diese dann nie geguckt?", stelle ich klar, woraufhin er nickt. Ich sags' euch ja,... Der Kerl ist irgendwie nicht ganz frisch in der Birne, das ist der beste Beweis! „Wie gesagt", knurrt Herr Akasuna dunkel und ich nicke hastig. Sorry, du Model, ist ja nicht mein Geld, was da verschwendet wird. Außerdem, wer besitzt eigentlich noch DvDs, in Zeiten mit Netflix und Amazon Prime? Ach ja, ich vergaß, Herr Akasuna ist ja richtig oldschool, mit seinen... Wie alt war er noch gleich? Na, offensichtlich alt genug, dafür, sich bei jeder, sich darbieten Gelegenheit über mich und meine mediengestörte Genration auf zu regen. Seine Falten, nicht meine. Da helfen auch keine Hyläronpolster mehr, wenn Karma fickt, dann fickt es. Sie werden schon sehen, Herr Akasuna, sie werden schon sehen, ... „Wieso kaufen Sie sich dann so viele DvDs?", möchte ich wissen und unterstehe mich, irgendwie, zu fragen, warum es ein netflix-Abo nicht auch tun würde. Save könnte er sich bei irgendwem der anderen Dozenten durch schnorren, ich bin selber so ein Netflix-Schnorr-Parasit und weiß demnach, wovon ich rede. Das fällt unterm Strich doch eh niemandem auf, geleckt ist halt der, dessen E-Mail-Adresse angegeben wurde und der am Ende des Jahres für den ganzen Spaß aufkommen muss. Und dem, natürlich, immer versprochen wird und das hoch und heilig: „Ich schwöre Bruder, du kriegst das Geld, ... irgendwann!" -Tjaja, „irgendwann" ist ein dehnbarer Begriff, besonders wenn es um so etwas geht. Aber ich bin kein Kammeradenschwein und ich verspreche euch, so wahr ich hier stehe, Itachi kriegt sein Geld noch... irgendwann... Irgend-wann. Herr Akasuna seufzt gedehnt, wirft mir dann eine flehenden Blick zu und auf einmal wird mir klar, wie spät wir es inzwischen haben müssen. Und ich bin immer noch hier, bei ihm... in seinem Haus... Kann er für so was' verklagt werden? Kann ICH für so etwas verklagt werden? Oh yo,... „Ich kaufe sie, aber dann komm ich halt nicht dazu, sie an zuschauen.", murrt Herr Akasuna. „Aha.", gebe ich ziemlich unbeeindruckt zurück. „Sicher? Für mich sieht es nämlich so aus, als hätten sie ziemlich viel Zeit." Sogar ziemlich sehr viel, um genau zu sein. Herr Akasuna stöhnt genervt auf. „Deidara, musst du nicht langsam nach Hause?", möchte er wissen, doch ich schüttle den Kopf. „Erwarten tut mich zumindest niemand.", antworte ich, dabei ist mir schon bewusst, dass das eine, noch ziemlich höfliche, Aufforderung, zum Gehen war und ganz stimmen tut das, was ich gesagt habe auch nicht, immerhin springt Charlie jedes Mal vor Freude im Viereck, wenn ich abends nach Hause komme und die Käfigtüre aufmache. Nur Lilli schaut mich mit dem Arsch nicht an. Aber ihr Pech. Denn wie es ins Stroh hinein ruft, ... Herr Akasuna seufzt leise und schaut mich dann eindringlich an. „Ich konnte mich bislang eben noch nicht dazu aufraffen", stellt er dann bitter feste und verengt die Augen zu angestrengten Schlitzen. Ich schlucke leise, doch auch wenn es mich verwirrt, was das nun schon wieder bedeuten soll, denn eine verdammte DvD in den verdammten DvD-Schlitz des verdammt – nochmal, 2001 lässt grüßen, DvD-Spielers zu schieben, scheint mir jetzt nun wirklich keine körperlich anspruchsvolle Aktivität zu sein, doch ich habe gelernt... Herr Akasuna scheint eben etwas anders drauf zu sein, ob es nun die Depressionen sind, oder er eben einfach so, generell, ein bisschen neben der Spur läuft, ich nehme mir Itachis Schrägstrich Kants Wort zu Herzen und werde es einfach mal so stehen lassen. Immerhin nervt es mich, wenn er einfach willkürliche Urteile über mich fällt, dann darf ich mich nicht auch noch dazu herablassen. Was du nicht willst, was man dir tut, ... ihr kennt das Spielchen. Ihr. Ich. Itachi. Und Kant – Der sowieso. „Schade", murmle ich, schiebe dann die Hände in meine Jackentasche und beginne gedankenverloren mit der Spitze meines Sneakers, über den blanken Paketboden zu schaben, „Dabei sind Horrorfilme so mit das Beste überhau..." Mit einem mal verstumme ich und reiße, wahrscheinlich etwas zu heftig, den Kopf nach oben, funkle Herrn Akasuna dann mit verschwörerischer Miene entgegen und ich kann mich irren, aber für einen Moment scheint er wirklich verdutzt. Und vielleicht hat er auch etwas Angst, aber das ist okay, denn die wird er ohnehin bald haben, wenn alles nach Plan läuft... Schief grinsend versuche ich ein verspieltes Augenbrauenwackeln, was allerdings misslingt und so schüttle ich einfach nur den Kopf, angesichts Herrn Akasunas verwirrter Miene und blinzle ihm dann stolz entgegen. „Das ist es", freue ich mich und sofort zieht Pumuckl die Brauen zusammen. „Was ist was?", möchte er wissen und immer mehr kleine Fältchen, bilden sich auf seiner Stirn. Seht ihr Leute? Das meine ich, da nutzt dir deine Hyläronscheiße irgendwann auch nichts mehr. Das ist Karma und ich sitze in der ersten Reihe und klatsche, doch gerade habe ich auch dafür keine Zeit. „Mein erster Grund", verkünde ich ihm dann freudestrahlend und nach wie vor, scheint er nicht genau zu verstehen, worum es mir hier gerade geht. So schlau ist er offensichtlich doch nicht. Computer. Sagt. Nein. Dabei ist es doch wirklich einfach und er bräuchte theoretisch bloß Eins und Eins zusammen zählen, aber gütig, wie ich bin und so bin ich, Leute, ihr kennt mich inzwischen, kläre ich ihn natürlich auf: „Mein erster Grund für Sie, am Leben zu bleiben", sage ich dann und zwinkere ihm schelmisch zu, woraufhin er nur das Gesicht verzieht. Okay, dann nicht. Das war kein Flirt oder so, bilden Sie sich bloß nichts ein. Ich sehe vielleicht aus wie Barbie, aber eine sein möchte ich noch lange nicht. Nö mit Ö. Versteht ihr, das „Ö" ist wichtig, denn die Umlaute, kann man, genau wie die Vokale so schön laaaang ziiiieeeheeen um seine Meinung entsprechend zu unterstreichen – Zumindest wenn man sonst keine Argumente hat und die gehen mir persönlich, in den meisten Diskussionen schneller aus, als Kotztüten auf ner' holprigen Kahnfahrt mit Seegang. „Nun tun Sie nicht so, Sie wissen ganz genau, wovon ich spreche!", murre ich, versuche mich unberührt zu geben, doch das gelingt nur mäßig. Vielleicht ist der Kerl wirklich senil. Früh-dement. Alters-aggressiv. Vielleicht hätte ich den Strick doch nicht cutten sollen, ... Energisch schüttele ich den Kopf, um die wirren Gedanken zu vertreiben, was von Herrn Akasuna nur mit einem misstrauischen Blick kommentiert wird. „Also?", fragt er nach einer Weile, scheint wohl, nach wie vor, auf dem Schlauch zu stehen. Doch da hole ich ihn jetzt runter, ich Gutmensch, ich. Ach, was wäre die Welt für ein verdreckter, Co2- ausstoßender, sexistischer und neoliberaler Planet, ohne mein Zutun? Ja, ich weiß es auch nicht, ... Butter bei die Fische: „Horrorfilme sind so mit das Beste überhaupt!", weiß ich und das tue ich wirklich, immerhin besteht meine netflix Watch-List aus Nichts anderem und auch generell, bin ich bei der Filmauswahl ein ziemlich Wählerischer. Also, lauscht dem Profi und profitierte: „Und mein erster Grund für Sie, am Leben zu bleiben", wiederhole ich mich freudig, scheine Herrn Akasuna allerdings mit meiner Euphorie nicht wirklich anstecken zu können. Ist wohl geimpft. „Machen Sie sich Gedanken", ordne ich ihm dann an und sofort zieht sich wieder diese böse Braue nach oben, was ich allerdings nur mit einem kecken Grinsen zu beantworten weiß: „Überlegen Sie sich, welchen dieser Filme Sie vor allem schon einmal sehen wollten, ansonsten such ich Einen aus und ich übernehme keine Garantie dafür, dass das dann Einer ist, der Ihnen zusagt." Langsam schüttelt Herr Akasuna den Kopf, scheint nicht genau zu wissen, wie er jetzt darauf schon wieder reagieren soll und ich muss schon gestehen: Ich halte den Typen offensichtlich ganz schön auf Trab. Aber vielleicht lenkt es ihn ja wenigstens etwas von seinem Depressionsproblem ab. „Ich bin morgen so gegen halb sechs bei Ihnen", verabschiede ich mich, mache winkend kehrt, bevor Chucky es mir noch aus zureden weiß, immerhin hat er den Mund schon geöffnet, scheint sich jedoch immer noch nicht komplett sicher, was es darauf zu erwidern gilt. Und genau darin liegt meine Chance. Herr Akasuna ist paralysiert, er kann sich nicht bewegen! Deidara setzt Finte ein – Es ist sehr effektiv. Ha! „Und wehe Sie sind es nicht!", flöte ich, über die Schulter zurück, habe den Flur schon fast durchquert und haste dann durch die Küche, zurück, durch die Verandatür, nach draußen, bevor Pumuckl doch noch auf den Trichter kommt, es mir ausreden zu wollen. Deidara flieht! „Bleibst du wohl stehen?!", höre ich es mit einem Mal aufgebracht, aus dem Inneren des Hauses heraus, rufen, doch ich denke nicht im Traum dran. So schnell mich meine Beine tragen und mit einem äußerst schiefen Grinsen auf den Lippen, welches mich wahrscheinlich ausschauen lässt wie ein kubistisches Werk Picassos, bahne ich mir meinen Weg, ums Haus herum, zurück, zu meinem „Wagen". Der nach wie vor nächst Herr Akasunas Bonzengefährt, in der Einfahrt steht und sich tatsächlich, entgegen all meiner Erwartungen, noch nicht, von selbst, in seine Bestandsteile zersetzt hat. Ein guter Tag! Hektisch krame ich meinen Schlüssel aus meiner Hosentasche hervor, ziehe dabei allerlei anderen Krims-Krams mit mir, die zerbeulte Kippenschachtel, ein neonpinkes Sturmfeuerzeug (außerordentlich männlich, ich weiß) und eine halb aufgebrauchte Kaugummipackung, ehe ich endlich das kühle Metall, meines Autoschlüssels, an meinen Fingerkuppen spüre. Erleichtertet aufatmend, öffne ich die Fahrertür, lasse mich seufzend auf den Sitz sinken und starte, ohne großartig nach zudenken, den Wagen, welcher aufheult, wie ein verletzter Wolf zur Jagdsaison und lasse das wacklige Gefährt dann rückwärts die Einfahrt nach hinten, zur Straße rollen, ehe ich den ersten Gang einlege und, nach wie vor, einen auf „Femme assise" *** machend, die Straße entlang sause. In meinen Ohren klingelt der Soundeffekt der Pokémonspiele und innerlich schmunzelnd drehe ich das Autoradio laut. Du bist entkommen! „Oh ja, das wird bestimmt nicht schiefgehen", bemerkt Itachi trocken, nachdem ich mit meine Erzählstunde beendet habe. Und es war jetzt wirklich eine knappe Stunde, denn ich schweife gerne ab und verrenne mich, vielleicht, ab und an, ein wenig in Details. Wäre euch so, jetzt bestimmt gar nicht aufgefallen, wah? Ich weiß, deswegen sag ich es ja, wie gesagt, ich bin ja kein neoliberaler Sexist, warte, was...? „Bitte? Wir gucken einen Film zusammen... Es ist wie Netflix und Chill, nur ohne Chill und mit DvDs.", entgegne ich angesäuert, ziehe dann ein letztes Mal an meiner Kippe und schnipse sie, aus Itachis Dachschrägenfenster, übers Hausdach hinweg, nach unten. Bye then ~ Fröstelnd schlinge ich die Arme um meinen Oberkörper, bequeme mich dann zu meinem besten Freund, auf dessen Bett, der mir auch sofort, ganz der große Bruder seiend, der er nun Mal ist, eine Wolldecke in die Hände drückt. Ihm vertraut zublinzelnd lächle ich ihm dankend entgegen, kuschel mich dann in den weichen, schwarzen Stoff und lasse mich mit dem Rücken, in den Berg aus Kissen sinken. Ein flüchtiger Blick auf mein Handy verrät mir, dass wir nicht einmal 15 Uhr haben, ich demnach also noch genug Zeit. Mein vergangener Samstagabend war nicht unbedingt das, was man sich von einem solchen verspricht, wenn man ein knapp 20 jähriger Student, in den ersten Semestern ist, aber seis' drum, seis' drum. Ich glücklicher Single-Pringle habe die Nacht mit einer leckeren Pizza Dominos und meinen beiden Karnickeln, in meinem Bett verbracht (nicht so, wie eure pubertäts-verseuchten Gehirne es jetzt vermutlich in Zusammenhang bringen) und ganze sieben Folgen von „The walking dead" geschaut – Das hat mich, mit Pipi-Pause, bis ca. sechs Uhr morgens auch ganz gut bei Laune gehalten und das muss schon was heißen, denn nach „Breaking Bad" und „Sons of Anarchy" hat mich lange keine Serie wieder so richtig gecatcht. [ Anm.: * packt ihrer Jessie-Fanclub-Flagge aus* Noch wer, der Jessie am Ende irgendwie einfach Mal mega heiß fand? Nur ich, ... ja, gut, hab nix gesagt ~] Der darauf folgende Morgen war ähnlich spektakulär gewesen und nachdem ich endlich Mal dazu gekommen war, den Karnickelstall auf Vordermann zu bringen und darauf ein paar Runden Fortnite mit Hidan gezockt hatte, trudelte schließlich ein Anruf von Itachi ein, der natürlich wissen wollte, wie das Gespräch des vorangegangenen Abends verlaufen war. Typisch für ihn, denn unserem Wiesel sind solche Sachen irre wichtig. Ihr wisst schon, Nächstenliebe und so, Kants' eifrigster Schüler, was du nicht willst, was man dir tut... Ganz der fleißige Philosohpiestudent, würde ich meinen und da ich, bis circa fünf Uhr, ja ohnehin nicht verplant war, hatte ich mich tatsächlich dazu überreden lassen, dem Hause Uchiha einen Besuch ab zu statten, allerdings einzig und allein deshalb, weil Fugaku, wie Itachi mir nach mehrmaligem penetrantem Nachfragen meinerseits erklärt hatte, auswärts unterwegs ist und offenbar nicht vor Dienstag Mittag zurück kommen soll. Bis dahin scheint also die Sonne, in diesem sonst so konservativem Haushalt und somit hatte ich mich breit schlagen lassen, tatsächlich noch vorbei zu schauen, bevor ich mein „Netflix und Chill"-Abend, für Arme, mit Herrn Akasuna antreten würde. Na, wenn das meine Bestimmung ist, dann gute Nacht. Aber immer noch besser, als Butter bringen, obwohl... **** „Und du denkst wirklich, ein Filmabend, sei für Herrn Akasuna ein adäquater Grund?", möchte Itachi schließlich wissen, während er gedankenverloren seinen Kater (und damit meine ich das Tier, ihr wisst schon Schnurrhaare, vier Pfötchen und kleines, rosa Näschen) hinter den Ohren zu kraulen beginnt. Augenblicklich verziehe ich das Gesicht angewidert, beim Ausdruck „adäquat", denn das scheint mir kein Adäquater, für diese Situation, zu sein. Und wieder einmal wird mir klar, wie gut Itachi aussieht und wie froh er drum sein kann, so gut auszuschauen, denn täte er es nicht, dann hätte er mit Sicherheit, in früheren Zeiten, immer Mal wieder ein paar in die Fresse kassiert, bei all den Fachbegriffen, die er immer um sich schmeißt und die dann auch noch, auf genervtes Nachfragen hin, unbeeindruckt in die Kiste „Allgemeinbildung" steckt. Und ich muss zugeben, vielleicht bin ich leicht zu beeindrucken, ja, vielleicht ist Itachi aber auch so etwas wie ein außerirdischer Parasit und ernährt sich stückchenweise von meinen Gehirnzellen, wodurch letztendlich mein gesamtes Denken umformatiert wird, beides möglich, aber dennoch... Irgendwo, ... beeindruckt es mich tatsächlich. Itachi ist einfach verdammt schlau und vielleicht wäre es besser gewesen, wäre er derjenige gewesen, der Herrn Akasuna gefunden hätte. Denn irgendwie scheint er, gerade in dieser Situation, einen ziemlichen Durchblick zu haben, was mich doch langsam stutzig werden lässt... Innerlich den Kopf schüttelnd, schiebe ich meine wirren Gedanken beiseite, hebe schließlich den Blick und rolle genervt mit den Augen, ehe ich mir ein halbherziges Argument zusammen kratze: „Filme können doch allerlei Gefühle auslösen, vielleicht tut es ihm Mal ganz gut an etwas anderes zu denken, als an diese unendliche Leere", überlege ich laut und verziehe bei den letzten Wörtern unterstreichend das Gesicht, was Itachi leise lachen lässt. Ich lächle. „Selbst wenn...", murmelt Next-Sokrates dann gedankenverloren, klopft sich die Katzenhaare von der schwarzen Jeans, ehe er seinen vierbeinigen Gefährten sanft von seinem Schoß hebt und auf dem Bett absetzt. „Selbst wenn was?", möchte ich wissen, stemme mich ein wenig aus meinem Kissenparadies nach oben ab und mustere ihn dann misstrauisch. „Selbst wenn wir annehmen, dass Herr Akasuna sich tatsächlich auf dieses Spielchen einlässt", beginnt er und unweigerlich seufze ich genervt auf. Itachi hebt kurz den Blick, lässt meinen kleinen Anfall jedoch unkommentiert und fährt unbeirrt fort:" Selbst wenn wir davon ausgehen, dass ihm ein paar Horrorfilme als ein Grund genügen sollten, dann liegt es immer noch bei dir, dir mindestens 49 Weitere einfallen zu lassen und das innerhalb der nächsten fünf Wochen.", brummt er und ich nicke nachdenklich. „Und selbst das." Itachi wirft mir einen eindringlichen Blick zu. „Ist keine Garantie für dass, was er dir versprochen hat, oder dass er nicht mittendrin auf einmal wieder schwächelt." Unschlüssig erwidere ich Itachis Blick, zucke dann unbestimmt mit den Schultern. „Schon", murmle ich und merke, wie meine Wangen heiß werden, weswegen ich mich lieber dem Kater zuwende, der sich der weilen, offenbar bei meinem Anblick rollig geworden (wer kann es ihm verdenken?), an der Seite meines Oberschenkels reibt. „Deidara, was ich damit sagen möchte ist...", beginnt Itachi nun sanfter und schenkt mir ein fahles Lächeln, „Denkst du nicht, du tätest besser daran jemand' Qualifizierten mit ins Boot zu holen? Herr Akasuna leidet unter einer ernst zunehmenden Krankheit und so sehr ich dich für deine Absichten bewundere..." Kurz verstummt er, verzieht dann beinah mitleidig das Gesicht und schnaubt dann lächelnd, „Ich glaube, dass du dir nicht ganz bewusst bist, mit was du es dabei zu tun hast." Verärgert ziehe ich die Brauen zusammen, schüttle dann den Kopf, ziehe mir den maunzenden Stubentiger auf den Schoß und ich könnte schwören Itachi leise seufzen gehört zu haben. Entschuldigen Sie bitte, Herr Doktor Allwissend! Aber so, wie ich das mitbekommen habe, studieren Sie immer noch Philosophie, nicht zu verwechseln mit Psychologie und ich kenn' mich zwar nicht aus, wage aber zu behaupten, dass zwischen diesen beiden Fachrichtungen ein horrender Unterschied liegt. Verächtlich schnaube ich und Itachi wirft mir einen beinah entschuldigenden Blick zu, obwohl er ganz genau wissen muss, dass er Recht hat, denn irgendwo, weiß ich es auch. „Deidara...", versucht er mich ein weiteres Mal zu bekehren, doch augenblicklich falle ich ihm ins Wort. „Nein", knurre ich und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr es mich doch irgendwo trifft, dass er offenbar so wenig Vertrauen in mich hat. „Ich habe Herrn Akasuna versprochen, dass ich niemandem etwas erzähle und er ist im Gegenzug die Wette mit mir eingegangen, ich bin kein Arschloch.", gebe ich dann schnippisch zurück und hätte beinah selbst, über meine eigenen Worte lachen müssen, immerhin war ich doch ein ziemliches Arschloch gewesen und das liegt ja nicht einmal 48 Stunden zurück. Aber ich habe mich entschuldigt, mehr kann er beim besten Willen nicht von mir erwarten. Für wen haltet ihr mich? Abraham Lincoln? Ich bin nett, aber von selbst aufopfernd weit entfernt, wenn wir mal ehrlich sind und somit werdet ihr meine Fresse auch niemals- nie am Mount Rushmore begaffen können, zumindest wenn es so weiter geht, ... baby, I'm sorry ~ Und hier geht es auch nicht um so etwas elementar bedeutsames wie Sklaverei-gesetzte, sondern, wenn wir mal ehrlich sind, mehr oder minder und unterm Strich, eher um ein Hirngespinst. Der Meinung bin ich immer noch, auch wenn ich inzwischen gelernt habe, diese lieber für mich zu behalten. „Deidara, wenn dieser Mann sich etwas antut und man heraus bekommt, dass du über seinen kritischen Zustand Bescheid wusstest", versucht Itachi es ein letztes Mal, wirkt dabei ein klein wenig erschöpft, „ Das fällt zu unterlassener Hilfeleistung, ist dir das klar?" Ich schenke ihm einen genervten Blick, ehe ich angespannt die Lippen schürze und versuche mich, mit dem Streicheln der Katze, ein wenig ab zu reagieren. „Aber wir haben einen Deal", murre ich und ich weiß, es ist kein Argument und auch, das Itachi, mit allem, was er da sagt, Recht hat. Und ganz egal, wie ich es drehe und wende, mir sicher sein, dass sich Herr Akasuna nicht bei nächst bester Gelegenheit, mit seinem Gewehr den Schädel wegballert, kann ich nicht. Und auch, was Itachi da faselt, von Hilfeleistung und das man, vermutlich, sollte man alle dem auf die Schliche kommen, mich ordentlich dafür dran kriegen kann, macht zugegebenen, Tatsache, wirklich Sinn und trotzdem sträubt sich alles in mir dagegen, dieser Bitte nach zu kommen. Immerhin hat Herr Akasuna meinem Vorschlag, mehr oder weniger, freiwillig, zugestimmt. Wir haben eine Abmachung. Und vielleicht, aber nur vielleicht, ist ein Vertrauensvorschuss genau das, was dieser Mann, in seiner momentanen Situation, braucht. Und vielleicht möchte ich auch einfach nicht das Gefühl bekommen versagt zu haben. Außerdem weiß ich nicht genau warum, aber es würde sich so anfühlen, als würde ich Herrn Akasuna hinter gehen, was äußerst loyale Äußerungen für jemanden sind, der besagten Herrn, vor nicht einmal zwei Tagen, noch bis aufs übelste beschimpft hat. „Itachi", beginne ich dann mit einem Mal halblaut und angesichts der Feste, in meiner Stimme, hebt sogar Wiesel kurzzeitig überrascht den Blick. „Lass mich einfach machen, auch wenn es komisch ist, vielleicht ist es genau das, was der Kerl im Moment braucht, immerhin hat er sich drauf eingelassen, also vertrau ihm." Kurz blinzle ich meinem besten Freund entgegen, der nur ganz leicht den Kopf schüttelt. „Und vertrau mir, hörst du?", füge ich etwas leiser hinzu und schaue ihn dann abwartend an. „Ich vertraue dir, Deidara.", entgegnet er sanft, „Sehr sogar, ich möchte..." Er seufzt leise, lässt sich dann leicht nach hinten sacken und stützt sich mit den Armen auf seiner Matratze ab, „Ich möchte nur nicht das du dich übernimmst. Immerhin weißt du doch gar nichts über Depressionen.", spricht er sich dann aus, ohne mich dabei an zu gucken. „Du aber schon, oder wie?", gebe ich frech zurück, schiebe mir dann das schwarze Mauzi vom Schoß und rücke etwas näher an ihn heran, um ihn mit düsteren Blicken zu strafen. „Hab ich nicht behauptet", entgegnet der Uchiha ruhig und ohne sich dabei aus der Fassung bringen zu lassen, „Aber an deiner Stelle würde ich mir zumindest einmal den Wikipedia-Artikel zu Gemüte führen." Ich lache leise und bin beinah erleichtert, als sich ein verhaltenes Lächeln auf Itachis Lippen legt, ehe er mir einen mitfühlenden Blick zuwirft. „Aber Wikipedia ist keine adäquate Quellenangabe", witzle ich und tatsächlich muss nun auch Itachi leise lachend. „Dann kann ich dir auch nicht helfen." Er richtet sich auf, stützt dann die Unterarme auf den Oberschenkeln ab und kurz schauen wir uns schweigend in die Augen, bis mir diese Gay-Silence doch zu viel wird und ich den Blick abwende, wobei ich an seiner Jeans hängen bleibe. Es ist eine schöne, ohne Zweifel, schwarz und enganliegend, von Levis, wenn ich das Etikett hinten, richtig ein geordnet habe. „Wieso trägt man Jeans in seinen eigenen vier Wänden?", möchte ich wissen, denn es ist mir unbegreiflich. Nichts kriegt mich aus meinen Nike-Pants, zumindest nicht dann, wenn es nicht wirklich sein muss. „Wieso trägt man Jogginghosen, ganz egal, wo man ist?", gibt mir Itachi Kontra. „Das ist ja keine Jogginghose", murre ich beleidigt, lasse mich dann erneut auf den Hintern plumpsen und streiche mir seltsam, verträumt, über den dicken, schwarzen Stoff. „Eher eine Trainingshose", sage ich dann. „Verzeihung, Herr Lagerfeld." „Schon gut, Kant", gebe ich zurück und wieder schleicht sich weirde Gay-Silence ein, doch bevor das Orchester in meinem Kopf nun auch noch beginnt den Anfang von „Careless Whisper" von Wham zu spielen (und sie sortieren bereits die Notenzettel) stehe ich schließlich auf, gehe zum Fenster und zünde mir meine nächste Kippe an, obwohl ich gerade gar nicht rauchen müsste. Itachi wirft mir einen flüchtigen Blick zu, möchte wohl gerade etwas sagen, da klopft es mit einem Mal an der Tür, welche kurz darauf geöffnet wird. „Itachi, ich, ... oh, Deidara, hallo!" Im Rahmen steht Mikoto, Itachis Mutter, ein Engel auf Erden und so ziemlich die liebste Bilder-Buch Mami der großbritannischen Geschichte, wenn ich mich mal etwas weiter aus dem Fenster lehnen darf, mit dem Aufstellen meiner Behauptungen, heute... „Ich wusste gar nicht, dass du das bist. Schön, dich mal wieder zu sehen, gut schaust du aus", begrüßt sich mich und schenkt mir ein warmes Lächeln, wodurch sich automatisch meine Mundwinkel nach oben ziehen. „Wie läuft das Kunststudium, Itachi erzählt du machst ganz atemberaubende Ton-Skulpturen?", fragte sie weiter nach und nicke bestätigend. „Gut, danke und ja, ich arbeite gerade an etwas Größerem, vielleicht wird es auch das Thema meiner Hausarbeit", antworte ich höflich, schiele kurz zu Itachi, der dieser Unterhaltung nur stumm beiwohnt, mit einer Miene, die ich nicht ganz zu deuten weiß. „Und sonst geht es dir auch gut?", löchert mich Mikoto weiter und ich nicke erneut. „Ja, alles Bestens", antworte ich, womit sie zufrieden zu sein scheint. „Wir wollten jetzt eigentlich gleich essen", wendet sich sich dann mit einem Mal an Itachi, „Hättest du gesagt, dass Deidara zu Besuch kommt, dann hätte ich mehr machen können, aber..." „Nicht schlimm, alles gut, ich hab bereits zu Hause gegessen!", mische ich mich ein und auch wenn es nicht stimmt und ich wirklich was vertragen könnte, Umstände bereiten, möchte ich keine. Zumindest nicht Mikoto. Der Rest juckt mich nicht, hehe. „Aber wir können doch nicht essen und Deidara nur zuschauen lassen, das geht doch nicht", bemängelt Mikoto jedoch und wirft Itachi einen fragenden Blick zu. „Ich hab sowieso keinen großartigen Hunger, außerdem ist Vater nicht da, es wird schon passen", weiß dieser und zuckt nur mit den Schultern, woraufhin Mikoto lächelnd nickt. „Ich will wirklich keine Umstände machen...", versuche ich es ein letztes Mal, doch Mikoto schüttelt mit dem Kopf. „Ganz im Gegenteil, ich würde mich freuen, wenn du mit uns zusammen isst, du warst doch so lange nicht mehr da", bemerkt sie unglücklich und ich lächle beschämt. Sollte ich ihr sagen, dass ihre Ehemann ein konservativer, engstirniger Tyrann ist, der, wenn Blicke töten könnten, bereits Alles und Jeden, in seinem näheren Umfeld abgemurkst hätte? Ich denke nicht. „Das stimmt", stammle ich stattdessen unsicher und werfe Itachi dann einen hilfesuchenden Blick zu, der dafür allerdings nur ein belustigtes Schmunzeln übrig hat. Na, hoffentlich komme ich am Ende nicht zu spät, zu meinem „DvD and Depressions" – Date mit Herrn Akasuna, immerhin mag der es ja so gar nicht zu warten. Aber das' dann ja auch nicht meine Schuld. Ich kann mir nicht jeden Schuh an ziehen. I'm sorry ~ Begriffserklärung: * Triglycerid: oder auch „Neutralfett" gehört zur Gruppe der Nahrungsfette ** Neurodermitis: ist eine Hautkrankheit die unschönen Juckreiz zur Folge hat *** Femme Assise: ist ein im kubistischen Stil gehaltenes Gemälde Pablo Picassos, welches in Anlehnung an eine seiner Museen Dora Maar gefertigt wurde **** Anspielung auf Rick&Morty Folge 9 Kapitel 9: Basierend auf der Romanvorlage von Stephen King und Edgar Allan Poe ------------------------------------------------------------------------------ Wisst ihr, das Erwachsen werden als solches bringt eine Menge Scheiße mit sich. Früher als Kind hat man es ja ganz einfach. Und man denkt auch, es wäre ganz einfach. Erinnert ihr euch noch daran, wie man sich als kleiner Furz stets gewünscht habt „endlich erwachsen“ zu werden und die Erwachsenen immer gesagt haben: „Genieß' deine Kindheit, irgendwann wirst du es vermissen.“ Und ihr habt ihnen nicht geglaubt? Und dann, BÄM – schießt es dich auf einmal mitten ins Leben, so komplett ohne Vorwarnung, du wirst 18, 19, 20 und denkst dir: Scheiße man! Im Endeffekt hat sich auch in diesem Alter nichts geändert, du hast von Tuten und Blasen keine Ahnung, aber auf dem Papier steht, dass du jetzt offiziell volljährig bist und somit für dich selbst verantwortlich. Unterm Strich bedeutet das und das kann ich nur aus erster Hand bestätigen: Niemals in deinem Leben bist du so hilflos und verstoßen, wie in diesem Alter. Du kannst nichts – Weil du bist zu jung um irgendwas zu können. Auf der anderen Seite bist zu alt, als das man es dir nicht krum' nehmen würde. Und ob du es glaubst oder nicht, das ist ein gewaltiges Problem. Und erinnert ihr euch auch noch, an damals, als man glaubte, Leute in ihren 20igern wären Erwachsene? So RICHTIGE Erwachsene? So à la: Ich hab ein festes Einkommen, Kinder, nen Doggo und treff' mich jeden zweiten Dienstag mit den Nachbarn zum Stammtisch? - solche ERWACHSENE. Jaha, ….*heavy breathing *... helft mir. Denn so ist es nicht, so ist es nicht, dann bist du auf einmal „erwachsen“ und du stehst da mit nichts: Weil du bist ja erwachsen, also musst du selber klar kommen, aber du ist eben nicht erwachsen genug um wirklich selber klar zu kommen. Ja, scheiße gelaufen. Aber zurück auf Anfang, denn was ich eigentlich sagen wollte, bevor ich mich in meinem Anfall meiner Early-Lifecrises verloren habe. Was wirklich chillig ist, am Erwachsensein, ist die Tatsache, dass man endlich wirklich mal tun und lassen kann, was man will, vor allem dann, wenn man endlich in seine eigenen vier Wände umsiedelt und finally das kaufen kann, was man schon immer kaufen wollte: Und auf einmal ist dein Kühlschrank randvoll mit Dr. Pepper, Dairy Milk, Reeses, skillets und abends, wenn du nach Hause kommst, um acht Uhr, neun Uhr, zehn Uhr, scheiß egal wann und den Fernseher so laut aufdrehst wie du es für richtig hältst, dann gehst du erst einmal in die Küche und gönnst dir nh dicke Portion Ben and Jerrys und das ist dann dein Abendessen. Und niemand kann dich aufhalten! Und die Schüssel, die räumst du nicht weg – Zumindest nicht sofort. Sondern dann, wenn du Bock drauf hast, dann, wenn du dir sagst: Heute ist ein guter Tag meine Schüsseln und Teller und halb aufgegessen Pizzen in ihren Kartons weg zu räumen – Bevor sie sich selbst wegräumen. Und niemand kann dem was entgegen bringen. Denn Mama kommt nur einmal alles halbe Jahr, wenn überhaupt und zwar genau aus diesem Grund. The good life, Freunde, the good life. Es sei denn, du hast die Arschkarte gezogen wie ich es offenbar getan habe, denn das Schicksal hat bunt gemischt und zum schwarzen Peter gibt es, bekannter maßen, kein Gegenstück. Also ist er bei mir kleben geblieben. Nur das es eben kein Peter ist, sondern ein Itachi, der alle guten Eigenschaften der Welt für sich gepachtet hat und offenbar noch immer nicht den Kopf in den Sand gesteckt hat, was meine Charakterentwicklung anbelangt. Aber was kann ich bitte dafür, wenn der noble Herr seine Saat so bereitwillig in die unfruchtbarste Erde pflanzt? Nun gut, vielleicht nicht die Unfruchtbarste. Das ist vermutlich Hidans Garten. Ich bin die Tundra. Er die Sahara. Sowas in der Größenordnung. Bei mir gibt es immer noch ein paar ökologische Nischen zu besetzten, man muss nur suchen. Vielleicht liegt es gar nicht an mir und Itachi ist einfach nur halb blind… Was ich eigentlich sagen wollte: Itachi meint es nur gut, das weiß ich. Er meint es gut, wenn er zu mir kommt und aufräumt, manchmal dabei tatsächlich so leise ist, das ich nicht einmal wach werde, während ich meinen Rausch ausschlafe. Er meint es gut, wenn er leicht schmunzelnd die Augen verdreht, wenn ich mir nh Tüte Chips gönne, anstatt meinen Hintern an den Herd zu schwingen und mal was Anständiges zu kochen. Er meint es auch gut, wenn er sich mit Mikoto abspricht und mich zum Essen hier behält, damit ich endlich was Vernünftiges, was nicht zu, schätzungsweise, 80 % aus Geschmacksverstärkern besteht, in den Magen bekomme. Ich weiß, er meint es gut. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich die großen Zeiger der Wanduhr langsam, aber sicher, bedrohlich nahe der Fünf befinden. Und zu Herrn Akasuna muss ich ja noch ein gutes Stück fahren vorausgesetzt mein „Auto“ gibt nicht auf halber Strecke den Geist auf. Ich sollte mir ein Ouija-Board ins Handschuhfach packen, nur für Notfälle, um die verstorbenen Seele gegebenenfalls wieder einfangen zu können. Kopfschüttelnd vertreibe ich diese Gedanken schließlich, zum Einen will ich nichts beschwören, den darin bin ich gut, so bekomme ich den Eindruck, zum Anderen ist Mikoto wirklich eine großartige Köchin und ich hab tatsächlich viel zu lange keine ordentliche Mahlzeit mehr gehabt. Geld und so, ihr wisst Bescheid. Nudeln oder Klamotten? Und ich bin 19, von der heutigen medien-servilen Gesellschaft geprägt und somit beantwortet sich oben gestellte Frage auch von selbst. Vor allem die letzte Woche des Monats, vor dem nächsten Gehaltscheck, ist doch recht Pasta lastig, zugegeben. Bella Italia! Obwohl, doch eher bella Miracoli und selbst das ist mir teilweise zu teuer... Aber da muss man durch als Lurch und ist das nicht eine wunderbare Gelegenheit um an den Anfang dieses Kapitels wieder an zu knüpfen? - Sollte euch mal langweilig sein, dann könnt ihr einfach die ganze Zeit über im Kreis lesen, toll, oder? - Was für einen großartigen Einfluss ich doch auf euer Leben nehme. Dankt mir später. „Und Deidara, ansonsten läuft dein Studium auch gut?“, reißt mich Mikoto mit einem Mal aus meinem Gedankenkreisen, ich blicke überrascht auf und nicke dann doch etwas zaghaft, während sie mir, ohne groß nach zu fragen, einfach eine weitere Roulade auf den Teller legt. Ich lächle leicht, werfe Itachi dann einen hilfesuchenden Blick zu, welcher nur schmunzelnd über seinem eigenen Essen hängt. Hinto. „Ja,...“, nuschle ich dann, schlucke mein halb zerkautes Fleisch hinunter um ihr richtig antworten zu können, „Ja, bis jetzt läuft alles nach Plan.“ Das ist gelogen. Nicht die Tatsache, dass es gut läuft, denn das tut es, ziemlich wieder erwartend, wirklich. Sondern das es nach Plan läuft. Denn ich hab ja gar keinen. „Und weißt du auch schon, wo es nach der Uni für dich hingehen soll?“, möchte die hübsche Dame dann wissen und ich merke, wie meine Wangen heiß werden, erneut schiele ich zu Itachi, der mir nur entschuldigend zublinzelt. Danke. Also dieses Zwinkern hat mir jetzt wirklich weiter geholfen. Gerne wieder, gute Kommunikation. Fünf Sterne bei, … ach ihr wisst schon. „Ich ähm...“, stammle ich nervös, erwische mich sogar dabei, wie ich Sasuke einen flüchtigen Blick zuwerfe, aber dann gehe ich doch lieber mit Sack und Pack unter, als mich von dieser Pissnelke an Land ziehen zu lassen. Aus den Augenwinkeln kann ich deutlich erkennen, wie Entenarsch verständnislos den Kopf schüttelt und ich muss mich wirklich zusammen rnehmen, jetzt vor Mikoto nicht die Beherrschung zu verlieren. Was denkt der kleine Wurm eigentlich, wer er ist oder vor allem was er ist? Tut so, als hätte er schon alles erreicht in seinem Leben, dabei ist er doch keine… wie alt war er noch gleich? Na, zumindest deutlich jünger als ich und das sollte eigentlich genügen um etwas Respekt vor der Obrigkeit zu zeigen! Kaum merklich zucke ich zusammen, als mir mit einem Mal sanft jemand gegen das Schienenbein tritt, irritiert schaue ich auf, und direkt in die dunklen Augen von Itachi, welcher mir auffordernd zu blinzelt. Soweit Blinzeln auffordern sein kann. „Ja...“, wende ich mich dann wieder Mikoto zu, welche offenbar geduldig gewartet hat, bis sich ihr zerstreuter Gast gesammelt hat, „Ich ähm, hab mich da noch nicht so ganz festgelegt...“, murmle ich dann, senke den Blick und kratze beschämt mit den Zinken der Gabel, durch die Bratensoße. „Möchte mir verschiedene Optionen offen halten.“ „Klingt als hättest du einen Plan B, so etwas ist immer gut.“, freut sie sich und lächelt dann beharrlich. Halbherzig erwidere ich das Lächeln, woher soll sie auch wissen, dass zum Plan B, mindestens ein Plan A gehört und selbst bei dem gerate ich ja bereits ins straucheln. „Naja, ich...“, Krampfhaft überlege ich, was ich als nächstes sagen möchte und auch, ob ich es nicht einfach so stehen lassen soll, aber wohl ist mir damit irgendwie auch nicht. „Ich, ähm...“ „Deidara muss eben noch herausfinden, welches Themengebiet ihm am Ehesten zusagt, Mutter.“, mischt sich mit einem Mal Itachi ein und ich kann mich gerade so beherrschen, nicht übertrieben auf zu atmen. Dieses ganze Thema macht mich so, ach ich weiß auch nicht. It makes me unconfortable. Zukunft und so – Aber wenn ich nicht langsam mal gucke, dass ich den Popo hoch kriege, dann ende ich vermutlich wirklich noch als Nacktputzer in der Piepshow. „Man muss in so jungen Jahren noch nicht genau wissen, was man später mal machen möchte.“, fügt Wiesel dann etwas sanfter hinzu und ich will meinen besten Freund gerade bestätigen, habe den Mund bereits geöffnet, da fällt mir Mikoto plötzlich ins Wort: „Sasuke weiß es.“, ist alles was sie zu sagen hat und mit einem Mal habe ich das ungute Gefühl, dass es hier nicht mehr um mich geht. Kritisch ziehe ich die Brauen zusammen, schaue dann zu dem schlechten Itachi-Abklatsch, nächst zu mir. „Ach ja?“, möchte ich wissen, doch Entenarsch zuckt nur, möchtegern-cool, wie eigentlich immer, mit den Schultern, ohne mich dabei auch nur eines Blickes zu würdigen. „Klar.“, brummt er dann trotzdem, so, als wäre es selbstverständlich, mit… keine Ahnung zehn, bereits zu wissen, wie man den Rest seines Lebens verbringen möchte. „Sasuke möchte gerne zur Polizei, zumindest ist das eines seiner Ziele.“, erklärt Mikoto stolz und beinah hätte ich gelacht. Der kleine Pimpf, bei den Bullen? Weiß er, dass er es dort vermutlich standardmäßig mit Typen wie Hidan zu tun bekommen wird? Die rennen den doch um, wahrscheinlich ohne es zu merken, und wer kratzt ihn dann vom Boden ab? Fugaku? Um den Stolz der Uchiha-Familie dann in einer Papiertüte herum zu reichen? Das ist doch Blödsinn! „Die Polizei nimmt aber nicht jeden.“, bemerke ich und versuche mich dann an einem unschuldigen Augenaufschlag, „Und wenns' nicht klappt?“, richte ich die Frage dann an Sasuke, welcher genervt den Blick hebt. „Dann werde ich zu Vater in die Firma gehen.“, entgegnet er kühl und für einen kurzen Moment schauen wir uns einfach nur in die Augen. Mir fällt auf, dass seine genau die selbe Form und die Irden genau die selbe Farbe, wie die Itachis haben, trotzdem liegt in seinem Blick etwas, was ihn grundlegend von seinem Bruder unterscheidet. Da ist etwas und wäre er nicht so ein Dreikäsehoch, dann würde ich glatt behaupten, da liegt etwas bedrohliches in der Art und Weise, wie er mich mustert, wie er die ganze Welt mustert, aber vielleicht will ich das kleine Biest auch einfach zu einem Dämon machen, der er gar nicht ist. Also er ist schon ein Dämon, das steht außer Frage, aber eher so ein Jikiniki *, als der Boogeyman **, wenn ihr versteht, was ich meine... Kurz legt sich Stille über den Esstisch und ich merke, wie sich Itachi neben mir, in eine etwas aufrechtere Position bringt. Ich schlucke leise, überlege kurz, wie ich die Situation wohl am besten entschärfen kann, doch darin bin ich wahrlich kein Meister. In der Regel lege ich solche Bomben, lasse sich hochgehen und alles, worum ich mich kümmere, ist es, mich rechtzeitig aus dem Explosionsradius zu ziehen, doch Itachi ist mein bester Freund und ich weiß demnach ganz genau, was hier gerade abgeht. Es geht hier nicht um mich, oder um die Beurteilung meines Lebensweges. Was sollte die großartige Familie Uchiha sich auch um die Angelegenheiten eines dahergelaufenen Barbieverschnitts aus der Mittelschicht sorgen? - Nein, hier geht es um Itachi. Um Itachi und seine Entscheidung Philosophie zu studieren, also, dass zu machen, was ihm wirklich liegt und Spaß macht, anstatt das Familienerbe an zutreten und später einmal die Firmenleitung der Fan-Company zu übernehmen. Ich bin nicht komplett im Bilde, denn ich muss gestehen, so gut höre ich Blacky dann doch nicht zu, zumal er sowas meistens raus haut, wenn wir uns auf dem Heimweg von irgendeiner Party befinden und er selbst ein wenig zu tief ins Glas gelugt hat, was äußerst selten vorkommt, aber es kommt vor… Ich weiß nicht genau, wie geldschwer das Familienunternehmen inzwischen ist, aber den stets gut gekleideten und dicke Karren fahrenden Söhnen nach zu urteilen verdient der alte Fugaku nicht schlecht. Und auch wenn ich mir das riesige, erst vor wenigen Jahren erbaute Mehrgenerationenhaus betrachte, in welchem wir uns, just in dieser Sekunde, befinden, dann liegt die Vermutung nahe, dass die Fan-Company vieles ist, aber mit Sicherheit kein kleines Unternehmen und vor allem eines mit Perspektive und Zukunft. Und irgendwo kann ich Fugaku auch verstehen, dass er eben möchte, dass seine Söhne die bestmöglichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, vor allem dann, wenn man so ein Luxusleben offenbar leben und vermutlich, vor allen Dingen, lieben gelernt hat. Auf der anderen Seite muss ich auch gestehen, kann ich mich Itachi unmöglich den lieben langen Tag im Anzug, an einem Schreibtisch vorstellen, der über den Telefonhörer, die Arbeiter niederer Instanzen ohne Unterlass zur Sau macht. Zumindest keinen glücklichen Itachi. In diese von Inflationen und Dividenden bestimmte Welt, da gehört Itachi nicht hin. Und ich genau so wenig. Schweigend lasse ich den Blick zu meinem besten Freund wandern, der einfach nur still vor seinem Teller hockt und erst jetzt fällt mir auf, dass er weder seine Roulade, noch die Bratkartoffeln, ja nicht einmal das Gemüse auch nur angerührt zu haben scheint. Kaum merklich zuckt sein Mundwinkel kurz nach oben, als sich unsere Blicke schließlich treffen und auch auf meine Lippen legt sich ein verhaltenes Lächeln. Es fällt mir leicht zu erraten, was genau jetzt gerade in seinem Kopf abgehen muss. Und vermutlich weiß er genau so gut, wie gerne ich Sasuke für seine elendig-unnötige Anspielung jetzt gerne den Hals umdrehen würde, aber ich bin ja ein freundlicher Geselle und beschließe ausnahmsweise einmal nicht den jüngsten Spross des Gastgebers zu killen. Not today. Und nein, ich bin kein Army. Das ist ein ganz normaler, englischer Satz, den ich ohne Hintergrundgedanken sagen kann, ohne das mir die weeaboos direkt den Hausflur stürmen. „Man muss eben, was seine Zukunftsperspektiven angeht realistisch bleiben, um es zu etwas zu bringen.“, kommt es mit einem Mal trocken von Sasuke, dessen finsterer Blick immer wieder zwischen Itachi und mir, hin und her huscht. Instinktiv beiße ich mir auf die Zunge und zwinge mich zur Ruhe. Da hat jemand offenbar unser Wirtschaftssystem verstanden, gut gesprochen, Herr Armack ***. Wo kann ich ihr Buch kaufen, bitte, lassen Sie mich von Ihrer Lebensweisheit profitieren und krieg ich dann auch gleich nh' Mistgabel, damit ich möglichst viel davon snacken kann? „An dieser Einstellung ist nichts verkehrt, Sasuke.“, ist Itachis, meinem Geschmack nach, viel zu freundliche, Antwort, ehe einen Schluck Wasser nimmt, vielleicht um dieser Unterhaltung zumindest für ein paar Sekunden zu entrinnen. „Was du nicht sagst, Bruder.“, kommt es dunkel von Entenarsch, ehe er mir einen abwertenden Blick zuwirft, als wäre ich eine Küchenschabe, die sich zu ihnen an den Tisch bequemt hat. Darf ich vorstellen, Gregor Samsa, stets zu Diensten! **** „Ich sage nicht, das andere Pläne weniger realistisch sind,...“, beginnt Mikoto mit einem Mal zaghaft und ich weiß, dass sie weiß, was sie gerade damit losgetreten hat. Denn an sich ist sie nicht so – Dieser Fanatismus geht von Fugaku aus, nicht aber von ihr und offensichtlich hat er ja bereits Sasuke erfolgreich damit infiziert. Was ab zusehen war, immerhin ist der kleine Hosenscheißer doch reichlich labil, nur schade das trotzt alledem Itachi der Leidtragende sein muss, nur weil er sich seines freien Willen bedient und ja, ich war einmal mit in einer seiner bescheuerten Vorlesungen, aber auch nur, weil ich ansonsten eine geschlagene Stunde draußen auf dem Campus, in der Kälte hätte warten müssen. „Mutter.“, fällt Itachi ihr plötzlich ins Wort, was Angesprochene überrascht aufschauen lässt. „Mutter, es wird spät, Deidara hat noch eine wichtige Verabredung, die er ein zuhalten hat.“, erklärt Wiesel und Mikoto nickt verstehend. „Entschuldige bitte, Deidara.“, wendet sie sich dann an mich und irritiert lege ich den Kopf leicht schief, „Wir wollten dich nicht aufhalten, ich hatte keine Ahnung, dass du noch weg musst, soll ich dir vielleicht was einpacken…?“ Doch ich schüttel nur den Kopf, lege dann ordentlich mein Besteck zusammen und lächle dann freundlich: „Nicht nötig, ich bin satt, danke für die Einladung, es war wirklich lecker.“, bedanke ich mich höflich und Mikoto nickt freundlich. „Ich kann etwas von dem restlichen Fleisch abpacken, Itachi kann es dir morgen in der Uni geben, wenn du es zu Hause aufwärmst schmeckt es sich noch.“, überlegt sie, während ich hastig aufstehe, eben so wie Itachi, der die Gunst der Stunde ebenfalls für sich zu nutzen weiß. „Ich möchte wirklich keine Umstände machen.“, erkläre ich, doch Mikoto winkt ab: „Machst du doch nicht, Deidara, du bist hier immer willkommen und falls du Mal bei irgendetwas Hilfe brauchst...“ „Mutter, Deidara sollte wirklich gucken, dass er jetzt loskommt.“, mischt sich Itachi ein und das erste Mal, seit dem wir uns hingesetzt haben, schaue ich erneut zur Uhr und muss mit Schrecken feststellen, dass es bereit zwanzig nach ist. Oh scheiße. Also wenn jetzt nicht wie durch Zauberhand Marty McFly und Doc hier mit ihrer Zeitmaschine auf ploppen, dann hab ich wahrhaftig ein Problem. Denn warten mag der alte Knacker ja bekanntlich am Allerwenigsten. Nun wirklich gewillt los zu kommen verabschiede ich mich hastig bei Mikoto für die Gastfreundschaft, während ich Sasuke gekonnt ignoriere, der schon wieder halb cool, halb gelangweilt, mit der freien Hand an seinem Iphone X daddelt und vermutlich seiner blonden Schwulette textet. Würde mich ja mal interessieren ob Fugaku das eigentlich weiß und wie der konservative Anus dazu steht…. Da werde ich auch schon bereits sanft von Itachi am Oberarm gepackt und Richtung Haustür gedrängt. Die kühle Nachtluft schlägt mir entgegen, als diese schließlich geöffnet wird und ich atme tief die Kälte des Winters ein, ehe ich mich endlich etwas entspanne. Irgendwie ist dies Situation am Esstisch dann doch relativ schnell gekippt und ich kann mir vorstellen, dass so etwas hier häufiger der Fall ist. Nicht nur vorstellen, ich weiß ganz genau, dass dem so ist und so werfe ich Itachi einfach nur einen mitfühlenden Blick zu, denn etwas dagegen tun, kann ich ohnehin nicht. Und somit weiß ich auch nicht, was ich sagen soll. Kurz mustert Itachi mich schweigend und da ist sie wieder, diese sonderbare Gay-Silence, die sich viel zu oft, in der letzten Zeit, zu uns beiden gesellt und für die weirdesten Momente sorgt. Und ich warte immer noch auf einen überraschenden Gig von Wham! , mitten aus dem Nichts, die mit Careless Whisper die Kirsche, oben auf den Sahneberg, drauf setzten. Doch kein, wie aus dem Nichts, erscheinendes Orchester. Keine Deadpool-Nachmache, nein, einfach nur Itachi und ich, wie wir uns, im Türrahmen stehend, schweigend in die Augen gucken. „Tut mir leid.“, flüstert Wiesel nach einer Weile, wirft dann flüchtig einen absichernden Blick, über die Schulter zurück, in den Hausflur, dass auch weder seine Mutter, noch sein Geschwür von einem Bruder, von unserer Unterhaltung was mitbekommen können. Unbestimmt zucke ich mit den Schultern. „Familie halt, mh?“, entgegne ich brummend und lächle dann, um die Situation wenigstens etwas auf zu lockern, „Kannst du nichts machen.“ Itachi lacht leise, doch es klingt eher wie ein trauriges Lachen und gar nicht so, wie ein Lachen eigentlich klingen sollte. Wie ein Itachi-Lachen. Beim Gedanken daran zieht sich in meiner Brust automatisch was zusammen und ich hebe fragend den Blick. „Hey...“, beginne ich dann, verstumme jedoch wieder, denn auf einmal fällt mir ein, dass ich gar nichts habe, was ich sagen könnte. Zumindest nichts, was großartig Linderung verschaffen würde… und auf lange Sicht. Müde lächelnd schüttelt Itachi den Kopf, umfasst dann sanft mit der Hand mein Kinn und fährt mit seinem Daumen ein paar Mal über die äußeren Mundwinkel. Leise grummelnd lasse ich die Prozedur über mich ergehen, werfe ihm dennoch einen angesäuerten Blick zu, als er erndlich fertig ist, mich zu säubern, um klar zu machen, was ich von solchen Aktionen halte. „Fahr vorsichtig.“, sagt er schließlich leise und ich nicke. „Klar.“, murmle ich, blinzle ihm dann vertraut zu, ehe ich Nase und Mund in meinen Schal drücke und die Hände in meinen Jackentaschen vergrabe, „Danke für die Einladung.“ Er nickt. „Immer.“ Ich lächle, reiße mich dann endgültig von ihm los. „Du meinst es ernst.“, spart sich Herr Akasuna eine Begrüßung, als er mir die Tür öffnet und beinah automatisch, legt sich ein schiefes Lächeln über meine Lippen. „Natürlich.“, entgegne ich, gehe dann durch den kleinen, schmalen Flur, ins große, geräumige und mal wieder äußerst gemütlich-einladend wirkende Wohnzimmer. „Wenn du nur die Hälfte dieser Energie in dein Studium stecken würdest, könntest du es wahrscheinlich mit, zu den besten Absolventen, der letzten zehn Jahre schaffen.“, brummt Pumuckl, schließt dann die Tür und folgt mir, gemächlichen Schrittes. „Ach, hören Sie mir auf.“, knurre ich, rolle kurz mit den Augen und werfe ihm dann einen verurteilenden Blick zu, „Wer sind sie, mein Vater?“ Kopfschüttelnd entledige ich mich meiner Jacke, pfeffere sie, zusammen mit meinem Schal, einfach achtlos auf den großen Ohrensessel, was Herr Akasuna dazu veranlasst leicht die Stirn zu kräuseln. „Gott sei Dank nicht.“, murrt er Nase rümpfend und ich lache einmal gekünstelt auf. „Wäre auch antirealistisch.“, weiß ich und wirble dann herum. Herr Aaksuna hebt fragend die Brauen an. „Wieso das?“ „Na, sie wären doch viel zu jung, um mein Vater zu sein, wie alt sind sie...“, schulterzuckend krame ich mein Handy hervor, welches mir lächelnd mitteilt, dass ich 50 neue Mitteilungen in 40 Chats habe. Und ohne runter zu scrollen, weiß ich, welcher Honk mich da mit seinen zehn Nachrichten zu gespamt hat. Seufzend lasse ich mein Iphone zurück in meine Hosentasche gleiten, wende mich dann wieder meinem, unfreiwilligem, Gastgeben zu. „27, 28?“, rate ich drauf los und tatsächlich stiehlt sich für den Bruchteil einer Sekunde ein Lächeln auf Herrn Akasunas Lippen. „Jetzt schmeichelt du mir aber.“, sagt er dann, schüttelt schließlich den Kopf. „Ich bin 35, falls du es wissen willst und mit 16 ist man durchaus geschlechtsreif, also back etwas kleinere Brötchen.“, verrät er, immer noch leicht schmunzelnd, wendet sich dann jedoch ab und lässt sich auf der Ledercouch nieder. Wie bestellt und nicht abgeholt stehe ich nun in dem geräumigen Wohnzimmer, mustere ihn kritischen Blickes. „35?“, wiederhole ich ungläubig.woraufhin er nickt. Alter. Also, wortwörtlich: Alter! „Da haben sie sich aber gut gehalten.“, gestehe ich, woraufhin er mir einen vielsagenden Blick zuwirft. „Was erwartest du, Falten wie bei einem 70 Jährigen?“ Ich schüttle den Kopf. „Ich sage nur, dass Sie jünger aussehen, nicht mehr und nicht weniger.“ Doch etwas unsicher geworden, schlendere ich nun ebenfalls gen Sofagarnitur, wobei jeder meiner Schritte, jede einzelne Bewegung, von Herrn Akasuna streng überwacht zu scheinen wird. (?) „Danke dir.“, kommt es knapp von ihm und zögerlich lasse ich mich ebenfalls auf der Couch nieder, allerdings mit ein wenig Sicherheitsabstand, zwischen uns. Einen Augenblick herrscht betretenes Schweigen, ehe Herr Akasuna mir einen erwartungsvollen Blick zuwirft. Verwirrt hebe ich eine Braue, lasse mich dann seufzend in das weiche Polster sinken, schaue dann zum Filmregal hinüber. „Und, haben Sie sich was überlegt, oder schauen wir uns Saw an?“, möchte ich wissen und kann mir ein kurzes Schmunzeln kaum verkneifen. Auf der einen Seite würde ich zu meiner Lieblingsfilmreihe in absolut keiner Situation „Nein“ sagen können, auf der anderen Seite interessiert es mich tatsächlich schon ein kleines bisschen, für welchen Film sich Herr Akasuna entschieden hat. „Nur über meine Leiche.“, knurrt der Rotchopf düster und ich muss ein Kichern unterdrücken. Ein richtiger Scherzkeks, der Herr Akasuna. StandUp-Commedy für Rollstuhlfahrer, jaja. „Und selbst dann nicht.“, fügt er hinzu, schiebt sich dann aber an mir vorbei, zum DVD-Regal und zieht, unter Begleitung leisen Kniesterns, eine, sich noch in der Klarsichtfolie befindende Hülle hervor. Misstrauisch hebe ich eine Braue, schüttle dann verständnislos den Kopf. Warum kauf man sich bitte DVD's, wenn… nein, nein, anders formuliert: Warum kauft man sich bitte DVDs in Zeiten, wie diesen? Punkt. Zweite Frage: Wieso gibt man verdammt noch mal unnötig Geld aus, für solchen Vintage-Kram, nur um es dann nicht mal aus der Verpackung zu friemeln? Ich unterdrücke ein Seufzen, entschließe mich dann einfach darüber zu schweigen uns hinzunehmen, dass andere Menschen eben „anders leben“, wie Itachi mir versucht hat, erneut hineingerutscht in seinen Friedrich Schiller – Modus, nahe zu bringen.*** Versteht mich nicht falsch, ich lasse ja, aber ein Urteil kann ich mir nicht verkneifen, denn ich bin eine judging bitch, obwohl ich wohl der Letzte bin, dem dafür auch nur ansatzweise eine Berechtigung zukommt, aber ist es nicht Meistens so? Die Leute die vorschnell urteilen, sind die, die im Endeffekt am wenigsten Ahnung haben, weil sonst würden sie ja nicht vorschnell urteilen. Wow, was tut in ihr Essen, oder hat Wiesel selbst da Sokrates-Prinzip als Würze drüber zerrieben? „Vorausgesetzt du hast, mit deinem Blockbuster verseuchtem Hirn noch etwas für die sogenannten Klassiker übrig.“, murrt Herr Akasuna, während er die Verpackung entfernt, mir dann die Hülle in die Hand drückt. Kritisch betrachte ich da gute Stück. „The Shinning?“, lese ich dann laut vor und ziehe die Brauen zusammen. „Wenn du ihn schon kennst, dann ist das nicht mein Problem.“, kommt es aus Pumuckls Richtung, doch ich schüttle den Kopf. „Sagt mir was, aber hab ich noch nicht gesehen.“, entgegne ich, reiche die DVD dann an ihn zurück, damit er sie in seinen oldschool-Vintage DVD-Spieler legen kann. Kurz lasse ich meinen Blick über das niedrige Schränkchen, unterhalb des aufgehängten Fernsehers gleiten und bin insgeheim doch etwas enttäuscht kein VHS-Gerät zu entdecken. Das könnte man bestimmt, in ein-zwei Jahren, für teuer Geld an das nächste Museum verkaufen. Doch ganz in der Steinzeit scheint Herr Akasuna dann doch nicht zu leben. Doch wohl bereits in der Kupferzeit angelangt. Was eine Leistung. Da kann man schon einmal klatschen. „Weder gesehen, noch gelesen, nehme ich.“, leise seufzend schiebt er die Disc schließlich in die dafür vorgesehen Öffnung, wirft mir dann einen flüchtigen Blick über die Schulter zu. „Gelesen?“, wiederhole ich verwirrt. Der Kerl liest? Ich nehme alles zurück: Welcome to de' Altpaläolithikum! **** „Basiert auf einem Roman von Stephen King.“, erklärt er dann, während er sich aufrichtet und sich reichlich lustlos, zurück zur Sitzlandschaft begibt. „Der Name sollte bekannt sein, wenn du Horror doch angeblich so liebst.“, er wirft mir einen kühlen Blick zu, macht es sich dann in dem Ohrensessel links neben der Couch bequem und mustert mich abschätzig. „Außer du definierst nur solchen Saw-Quatsch als Horror, doch dann tust du mir äußerst leid.“ Ich schnaube verächtlich, folge ihm dann selbstbewussten Schrittes und lasse mich auf das große Sofa plumpsen. Na, hast' mich vermisst, Liebes? „Stephen King kenne ich, ja!“, verteidige ich mich dann, ehe ich mich entspannt nach hinten lege, dennoch pikiert über solche Unterstellungen die Arme vor der Brust verschränke und ihm dann durch halb geschlossene Lider wütend entgegen blicke. „Sogar Allan Poe! Sie werden es kaum glauben, aber ein Studium setzt eine Schulausbildung voraus!“, knurre ich. Will der Kerl mich eigentlich für dumm verkaufen? Blöde Frage. Ist ja eigentlich offensichtlich. Immerhin sprechen wir hier von Herrn Akasuna, dem so ziemlichem scheußlichsten Dozenten der Clayton Universität. Dr. Orochimaru mal außen vorgelassen. Und die beiden sollen mal ganz gut miteinander gewesen sein, na, gleich und gleich gesellt sich gerne, schätze ich. Unbeeindruckt hebt Chucky die Linke Braue, wirft mir einen undefinierbaren Blick zu, ehe er, gedehnt seufzend, nach der Fernbedienung langt und das TV einschaltet. „Was du nicht sagt.“, brummt er gelangweilt, drückt dann den Playbutton, wohl um weiteren Unterhaltungen zu entgehen. Gewitztes Kerlchen. Ich muss gestehen, ich habe weder jemals in meinem Leben irgendeinen King-Film geschaut, geschweige denn ein facking Buch gelesen, denn hallo – Wer liest heutzutage bitte noch Bücher?! Außerdem gibt es so ziemlich jede Scheiße als Audio vertont und zur Not bitte ich Siri oder Alexa darum, es mir vor zu lesen. Ihr seht: Ich gehe völlig vorurteilslos an die ganze Sache heran und dennoch muss ich sagen: Der Film war gut. Zugegeben, ich fand diese Frau gruseliger als den ganzen Rest, gerade in Zeiten wie diesen, mit so fortschreitender Medizin sollte eine verdammte Zahnspange, wohl nicht zu viel verlangt sein. Oder generell… ein Besuch beim Kieferorthopäden… Aber gut, lassen wir das, denn, wie sagt unser Freund, Friedrich Uchiha noch so schön: Leben und…? Na, ihr wisst schon. Es fühlt sich beinah an, als würde ich aus einer Art Trance erwachen, als schlussendlich die Credits auf dem Abspannscreen erscheinen, so gepackt hat mich die Story dann doch tatsächlich und verhaltend blinzeln hebe ich den Kopf, habe ich es mir doch halb liegend, mit meinem Oberkörper, auf der breiten, abgerundeten Armlehne des Sofas bequem gemacht. Unsicher blicke ich zu Herrn Akasuna, welcher nach wie vor frisch wirkt und kurz frage ich mich, ob er sich in der Zeit überhaupt einmal bewegt hat? Wie kann man bitte so steif da sitzen, während eines Filmes? Und das in den eigenen vier Wänden? Innerlich den Kopf schüttelnd, schaue ich ihm abwartend entgegen und er scheint ein bisschen enttäuscht, als sich unsere Blick schließlich treffen. Hat wohl gehofft,ich hätte mich einfach in Luft aufgelöst, aber nö – Ich bin immer noch hier! Olà – Die Waldfee lernt spanisch ~ Eine Weile starren wir uns einfach nur schweigend an und beinah läuft es mir kalt den Rücken runter. Nicht das ihn der Streifen jetzt auf die passende Idee gebracht hat mich ein für alle Mal los zu werden und ich sollte lieber schnell ins nächste Badezimmer rennen und mich verschanzen. Doch nein, momentan scheint Herr Akasuna nicht den Eindruck zu machen, mich mit einer Axt durch die Gegend scheuchen zu wollen, stattdessen zieht er nur ungeduldig die Stirn zusammen. „Bildungsauftrag erfüllt.“, knurrt er dann und wahrscheinlich möchte er, dass ich gehe und eigentlich ist das auch sein gutes Recht, immerhin war nur ein Film abgemacht, wäre da nicht… „Haben Sie noch mehr solcher Filme?“ Ich richte mich auf und für den Bruchteil, eines Bruchteiles, einer gebrochenen Millisekunde flackert Verwirrung in den gold-braunen Irden auf. „Bitte?“, auch Herr Akasuna bringt sich in eine aufrechtere Position. „Ob Sie noch mehr Filme von Stephen King haben?“, möchte ich wissen, denn ich mochte es. Sehr. Und wenn die alle so sind, dann möchte ich noch mehr sehen. Außerdem ist es hier schön warm und gemütlich, mit dem flackernden Licht, des tanzenden Kaminfeuers und es duftet leicht nach Holz. Was vermutlich daran liegt, das so ziemlich das halbe Wohnzimmer aus Holz besteht. Herr Akasuna seufzt. „Das sind kein Filme von King, King hat lediglich die Bücher...“ „Jaja, dann eben so!“, falle ich ihm prompt ins Wort. Immerhin habe ich heute bereits genug education bekommen, soviel auf einmal kann ich mir unmöglich merken! Ich bin blond, bitte etwas Nachsicht. Chucky legt die Stirn in Falten, doch bevor er etwas sagen kann, unterbreche ich ihn erneut:“ Haben Sie noch mehr Filme, die auf der Vorlage eines Buches von Stephen King basieren?“ Herr Akasuna wirft mir einen verzweifelten Blick zu und ich muss mir inständig auf die Zunge beißen, nicht zu grinsen. „Ja, aber nein.“, sagt er dann und steht kopfschüttelnd auf. „Was?“, verwirrt lege ich den Kopf schief. „Ja, habe ich, aber das spielt keine Rolle, denn abgemacht war ein Film und den hast du bekommen.“, erklärt er dann genervt, schaltet den Fernseher aus und wartet dann, mehr oder minder geduldig, bis sich die Disc aus der Öffnung wieder ins Freie schiebt. Ich soll den Film bekommen haben? An der Wortwahl bleibe ich hängen, immerhin mache ich das Ganze hier nicht, weil ich so lustig bin, sondern weil, verdammt noch mal… ER wollte sich den Strick nehmen. Nicht ich, er! Gut, ich weiß jetzt nicht genau ob Stephen King so passend als Therapiestart gewählt ist und vielleicht hätten es ein paar Aminosäuren-Präperate auch getan, aber dennoch… Letztendlich bin ich in dieser Situation doch der Geleckte, immerhin kümmere ich mich hier um ihn (Freitagnacht einmal ausgelassen) und das auch nur, weil es ja offenbar sonst keiner für nötig hält! Ich schlucke schwer, ehe sich meine Miene verfinstert: „Kommen Sie schon, das müsste doch ganz nach ihrem Interesse sein, immerhin war das ganze Geld dann nicht für die Katz' und dann wissen Sie auch mal, was in den Filmen passiert, die Sie dort im Regal gammeln haben.“ Herr Akasuna wirft mir einen warnenden Blick zu, doch ich schnaube nur. „Das weiß ich auch so, ich habe die Bücher gelesen.“, erklärt er knapp, steckt die DVD dann in ihre Hülle zurück. „Und warum kaufen Sie dann noch die Filme?“, möchte ich wissen. Hat der Kerl zu viel Geld? Wenn er nicht weiß, wohin damit, dann kann er es ja einfach mir geben, denn ich habe dafür bestimmt Verwendung. „Deidara, wir haben gesagt ein Film und dann verschwindest du.“ Langsam scheint Herr Akasuna die Geduld zu verlieren, doch auch da lässt mich kalt. Schulterzuckend setzte ich mich auf. „Wenn Sie es denn auch als ersten Grund anerkennen.“, werfe ich ein. „Was?“ „Na, der erste Grund von 50. Sie wissen scho...“ „Jaja, meinetwegen.“ Wow, der möchte mich wirklich loswerden. Kurz überlege ich. Lässt sich daraus ein Grund machen? Doch dann schüttle ich den Kopf, hebe den Blick, denn inzwischen hat sich Herr Akasuna erhoben und mustert mich bedrohlich. „Hat Allan Poe eigentlich auch Filme?“, fällt mir mit einem Mal ein, denn es interessiert mich wirklich. Herr Akasunas Irden weiten sich irritiert ein Stück. „Wie kommst du denn jetzt darauf wieder?“, möchte er wissen, doch ich zucke mit den Schultern. „Hab ich mich halt so gefragt.“, gebe ich zu Bedenken und versuche mich dann an einer Unschuldsmiene. Kurz herrscht Schweigen, ehe sich Herr Akasuna dem DvD-Regal zuwendet und eine weitere, bislang unausgepackte Hülle, hervorzieht, diese an mich weiter reicht. Überrascht nehme ich sie entgegen. „Lebendig begraben?“ Es ist eher eine Frage, als eine Feststellung. Herr Akasuna nickte bestätigend. „Nach einem Roman von Edgar Allan Poe.“, erklärt er dann trocken. „Was Sie nicht sagen.“, ich hebe den Blick und erneut legt sich Schweigen über uns. „Jetzt müssen wir den aber auch gucken.“, beharre ich dann weiter. Herr Akasuna seufzt genervt auf, legt dann den Kopf in den Nacken, ehe er mir den Film aus den Flossen zieht. „Ich hab's befürchtet.“, brummt er, lässt sich dann jedoch wieder in die Hocke sinken, um die Disc ein zu legen. Ich kann mir ein triumphierendes Grinsen kaum verkneifen, bequeme mich wieder auf meinen Stammplatz, im Sommer nicht zu heiß, im Winter nicht zu kalt und direkt im richtigen Winkel zum Fernsehgerät, ohne bei längerem Gucken eine Nackenverspannung davon zu tragen. Etwas reichlich Unverständliches murmeln rauscht Herr Akasuna schließlich an mir vorbei, wirft mir dabei einen genervten Blick zu und lässt sich zurück in den Sessel sinken. „Danach verschwindest du.“, raunt er mir bedrohlich zu und ich rolle kurz mit den Augen, lache dann leise. „Aber sicher.“ Lasst es mich kurz fassen und dieses Kapitel somit zu einem Abschluss bringen: Danach bin ich nicht verschwunden, sondern wir haben auch noch die Plastikverpackung von „room 1408“ zerrissen und wäre ich nicht mehrere Male beinah weg-genickt in den letzten 30 Minuten, hätte ich ihn womöglich auch noch zu „Pet Cemetery“ überreden können. Doch irgendwann musste selbst ich mir eingestehen, dass es weiser wäre doch endlich mal die Fliege zu machen, bevor mich noch der Sekundenschlaf am Steuer übermannt und ich locker-flockig in den nächsten Graben tucker. Dennoch, vielleicht war ich auch einfach zu benebelt von meiner Müdigkeit gewesen, doch ich hätte schwören können, aus dem Augenwinkel hätte ich Herrn Akasuna zumindest Schmunzeln sehen können, als er mich schließlich zur Tür gebracht hat. Vielleicht war er auch einfach erleichtert mich endlich los zu sein, trotzdem, … Ich glaube, damit kann ich arbeiten. Es grüßt euch, euer Deidara Freud. Kapitel 10: Guilty heart ain't got no rhythm, ... ------------------------------------------------- Nicht Korrektur gelesen! „... y... ey... ... ara...? Hey,... eidara! ..." ... ..... „Hey! Deidara, hey!" Leise quiekend schrecke ich hoch, schaue mich mit weit aufgerissenen Augen im Hörsaal um, aus welchem sich bereits die willige Zuhörerschaft schon wieder zu verpieseln scheint. Geil, kann ich auch gehen? „Boah, was...", mosere ich, fahre mir mit der flachen Hand einmal durchs Gesicht und blinzle dann, um den Schlaf aus meinen Augen zu vertreiben. Mit ziemlich mäßigem Erfolg. „Guten Morgen." , höre ich Tenten neckisch neben mir flöten und werfe ihr dann einen irritierten Blick zu. Sie mustert mich kurz, lächelt dann entschuldigend und reicht mir versöhnlich ihren Starbucks-Becher. „Ach, Dornröschen ist auch mal wach!", begrüßt mich Kiba, der sich auf den Platz, direkt in der Reihe unter mir bequemt hat. „Und du auch mal da.", brumme ich, nach wie vor schläfrig, nehme einen ordentlichen Schluck von dem lauwarmen und völlig überteuerten Wachmacher. Ich habe blonde Haare, trage einen Hilfiger-Pulli, in der linken Hand befindet sich mein Iphone, in der rechten ein verdammtes Starbucksgetränk. Ich, der Inbegriff eines White-Girls. Wenn UGG mir noch ein paar Fellboots sponsert, dann könnte ich als Kunstfigur durchgehen. UGGS und Leggins, verdammt ich brauch Leggins. Kein White-Girl ohne Loggins und Oversize-Pulli. und Messy Dutt. Ja, Leute, der Messy Dutt - Kawaii des ne. „Ich war immer noch pünktlich, genau viertel nach acht!", beschwert sich Kiba und ich rolle mit den Augen. „Ach ja?" „Ja, aber da hast du bereits friedlich geschlummert.", erklärt er grinsend und ich schüttle nur mit dem Kopf. „Die lädt die Folien doch eh hoch, weiß gar nicht, warum ich mir jeden Morgen den Stress mache." , brumme ich, nehme einen weiteren Schluck Chai- Latte, richtiges weiße Leute Getränk halt auch, gebe Tenten dann ihren Kaffee zurück. Und dahin geht mein White-Girl Starter Pack. „Weil die Vorlesungsinhalte prüfungsrelevant sind.", äfft Kiba, übermäßig betont in Tentens Richtung, welche ihn mit einem vernichtenden Blick straft. „Bitte? Ist mir doch egal wenn du durch deine APs rasselst, aber beschwer dich dann bloß nicht bei mir, oder ruf mich wie letztes Mal völlig verzweifelt an, in der Nacht vor der Abfrage, ich solle dir helfen!" Wow. Mit gehobenen Brauen mustere ich meine beste Freundin, die heute ja absolut mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden zu sein scheint und werfe dann einen vielsagenden Blick in Kitas Richtung. Bruder , renn. Renn einfach. Die hat locker ihre Erdbeerwoche. Ich kenne mich mit sowas kaum aus, weiß nur dass meine Schwester immer spontan zu einem Demorgorgon digitierte, wenn sich wieder die monatliche Marmeladenphase einläutete. Und nun ist es ja nicht gerade so, als wäre die Olle nich ohnehin schon hinreichend biestig. „Das hast du gemacht?", möchte ich schmunzelnd wissen und ich könnte schwören, Kiba wäre doch zumindest kurz errötet. „Einmal, ... es waren dunkle Zeiten im ersten Semester." , fügt er dann hinzu und kratzt sich nervös grinsend am Hinterkopf. „Können wir essen?", wechselt Tenten dann mit einem Mal das Thema und sowohl Kiba und ich blicken auf. „Gerne.", mischt sich nun auch Sai ein, setzt dann wieder sein creepy Grinsen aus, das mich jedes Mal an dieses komisch Katzenmeier erinnert, wo du dir insgeheim denkst, die Mieze hat sich vor der Aufnahme erstmal Einen durchgezogen. „Heute gibt es Lasagne in der Mensa." „Liiiit -„, freut sich Kiba, ist im nächsten Moment schon auf den Beinen, „Dann lasst uns mal starten, hab nicht unbedingt Bock da stunden an zustehen." Aufgeregt, wie ein kleines Vorschulkind, macht sich der Braunhaarige auf den Weg, die Riegen hinab, gen Ausgang, dich gefolgt von Sai, mit dem bekifften Pussy-Blick. Auch ich erhebe mich, drängen mich dann an Tenten vorbei, welche mit eigenartigem Ausdruck Kiba und Sai hinterher schaut. „Hey.", sanft stuppse ich sie an, „Kommst du?" Irritiert blickt sie mich an und mir scheint, als hätte ich sie gerade aus einem tiefen Gedanken gerissen. Oder irgendwelchen Fetish-Fantasien. Mit Hannibal Lecter UND Kiba. Ich sags' ja immer wieder: Stille Wasser sind tief. Sie nickt, scheint, Tatsache, irgendwie ziemlich zerstreut, packt sich dann ihre Handtasche, wobei ich mich schon zu Schulzeiten gefragt habe, wie die Weiber es schaffen all ihr Gedöns in diese kleinen Schulter-Shopper zu pröffen. Unaufspürbarer Ausdehnungszauber,... „Alles okay, du siehst...", begninne ich, doch die Brünette fällt mir plötzlich ins Wort: „Alles okay, Deidara!" Schnaubend schiebt sie sich an mir vorbei, als könnte ich etwas dafür, dass sie ein X, statt ein Y Chromosom ergattert hat. „Okay, wow. Ich wollte nur,..." „Deidara, ich hab gesagt es ist alles in Ordnung!" , fährt sie mich ein weiteres Mal an, wirft mir dann einen todbringenden Blick über die Schulter zu und ich weiche instinktiv einen halben Meter zurück. Sie seufzt. „Tut mir leid, es ist nur,...", kurz senkt sie den Blick und abwartend schaue ich sie an. „Keine Ahnung, heut ist nicht mein Tag.", entscheidet sie dann schulterzuckend und lächelt mir ziemlich falsch entgegen. Ich nicke, lass es erstmal gut sein, auch wenn ich kaum glaube, dass sie „einfach nur einen schlechten Tag hat", aber ich habe momentan genug Patienten, wie ich finde und bin completly booked. „Meinst du Lasagne kann daran was ändern?", versuche ich sie dennoch etwas auf zu muntern und ihr falsches Lächeln schlägt in ein ernstgemeintes Schmunzeln um. „Wahrscheinlich.", gesteht sie dann leise kichernd und ich nicke. „Na dann mal los, bevor die Mensa von der Hammelherde leergefuttert wurde." Mit diesen Worten treibe ich sie zum Hinterausgang des Ringraumes, inzwischen sind wir die Letzten. Das Letzte, lol. *Badumm Tzz* „Brauchst du ein Tampon?", möchte ich doch sichergehen, wofür ich einen ordentlichen Stoß in die Rippen kassiere. „Deidara!" „Ich mein ja nur, nicht dass wir nachher noch eine Putzkolonne, ... - ah!" „Du ist so ekelig, man ey!" Der Erste war in Ordnung, ehrlich. Der Zweite,... der Zweite war nicht verdient. Nun gut, vielleicht doch. Aber er hätte sanfter sein müssen. Und da sagt man immer, wir Männer haben kein Feingefühl. Ich bin nicht Itachi, aber selbst mir, als „Nicht - Philosophie-Student" fällt es auf, wie schnell sich der Mensch und ich zitiere: Als Solches, von einem vernunftbegabten Wesen in den Naturzustand zurück katapultieren lässt" - wenn es um das Thema Essen geht. Insbesondere um verdammte Lasagne. Also entweder waren die alle in ihrem vorherigen Leben kleine Whiskas-Garfields, oder aber Hobbes behielt am Ende mit seiner Annahme doch noch Recht, der Mensch in seinen Grundsätzen ist ein verdammtes Monster. Und böse, sag ich euch. Bööööhse. Böses im Busch. In wessen Busch und warum im 21. Jahrhundert, in einer Zeit, wo du in jedem Drogeriemarkt für wenig Geld ein paar Klingen erstehen kannst. Ob ich nun will, oder nicht und eigentlich habe ich gar nicht so großen Hunger, werde ich von der drängelnden Hammelherde immer weiter nach vorne gedrängt und dabei auch prompt, Genen einen mir, nur all zu bekannten Rücken gestoßen. Ein Rücken, dem ich viel zu verdanken habe, immerhin hat er mich das ein oder andere Mal, von der ein oder anderen Party nach Hause getragen. Weniger der Rücken, sondern die, unten dranhängenden Beine. Und Großhirn hat den Rest erledigt. „Hoppla." Reflexartig packt Itachi mich am Arm, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere, zieht man wieder auf die Füße, scheint dann erst zu erkennen, wenn er da gerade vor dem Zertrampelt-Werden bewahrt hat. „Deidara.", begrüßt mich mein bester Freund, zieht mich ein wenig näher an seine Seite, um zu verhindern, dass ich von dem erleichterten Pulk, das bereits jeweils ein Stück Lasagne ergattert hat, zu Bodenbrei verarbeitet werde. „Was hälst du davon?", möchte ich wissen, während ich mich auf die Zehenspitzen stelle um einen flüchtigen Blick über die Menschenmasse zu erhaschen, leider von wenig Erfolg gekrönt. Denn ich bin verdammt klein. So, für nen Kerl. Aber das macht mein Ego wett, sagt meine Mama und Itachi nennt es liebevoll den Napoleon-Komplex. „Wie lässt es sich philosophisches für dich begründen, dass plötzlich alle so durch drehen, wenn es um fucking Lasagne geht?" Itachi lacht leise, lässt mir dann den Vortritt, mich an der Essensausgabe vorne einzureihen. „Nun ja, ich würde es spontan über die Leviathan-These erklären.", schmunzelt er dann, während sowohl er und ich ein ziemlich vergewaltigt ausschauendes Stück Hackfleisch, ... Mischmasch auf den Teller geklatscht bekommen. Und dafür bin ich fast niedergetreten worden. Naja, man muss Prioritäten setzten. „Leviathan?", wiederhole ich, krame nebenbei mein Geld aus meiner Jackentasche, „Klingt wie ein Pokemon." Itachi schüttelt lächelnd mit dem Kopf. „Ja, das könnte man meinen.", stimmt er dann zu und auch ich muss schmunzeln. Ein kurzer Blick, über den Kassenbereich hinweg, verrät mir, dass der Rest des Squads sich bereits bei den Tischen eingefunden hat und einen besonders lange (hehehe - Dei ist schon 19) für sich beschlagnahmt. „Wie war es gestern noch?", möchte Wiesel dann wissen und sofort werfe ich ihm einen warnenden Blick zu, immerhin soll nicht jeder wissen, dass ich sowohl Freitagnacht, als auch den darauf folgenden Sonntagabend bei meinem Professor verbracht habe. Doch Kant Junior scheint zu verstehen, deutet mir dann mit einem Kopfrucken, ihm auf die hinteren Stühle zu folgen, etwas abseits des Getummels. „Es war gut, gut, ja...", brumme ich dann, lasse mich auf einem der unbequemen Holzstühle nieder und stelle mein Tablett vor mir ab, ehe ich zu allererst nach dem Schokopudding greife, denn Leute: Das Leben ist kurz - Esst den Nachttisch zuerst. „Gut?", wiederholt Itachi misstrauisch und ich nicke. „Ja, doch, war ganz erträglich.", schmatze ich, während ich mir einen Löffel nach dem anderen in die Schnüss schiebe, was Itachi einfach unkommentiert lässt. Er ist ja so geduldig. „Also, zuerst hatte er glaube ich nicht so Bock, aber wir haben sogar mehrere Filme geguckt und es war ganz entspannt." , erkläre ich dann Schulterzuckend, was Wiesel ersteinmal zu beruhigen scheint, zumindest beginnt er nun auch zu essen. Kurz werfe ich einen abscherenden Blick, den Tisch hinab, gen dem Rest meiner Kommilitonen - schönes Wort - bis auf Tenten scheint das Pack jedoch nicht einmal bemerkt zu haben, dass Itachi und ich uns etwas fern abseits des Geschehens niedergelassen haben, um den passenden Gay-Moment zu kreieren. I'm never gonna dance again Guilty feet have got no rhythm ... Fragwürdig mustert mich meine beste Freundin und ich presse nur beschämt meine Lippen aufeinander und lächle ihr unbestimmt zu, ehe ich mich einfach wieder Itachi zuwende, der dem Schauspiel still schweigen beigewohnt hat. „Bleiben trotzdem noch 49 weitere Gründe.", überlege ich, tippe mir nachdenklich mit der Spitze meines Löffels ans Kinn und könnte Wiesel bereits jetzt den Hals umdrehen, denn alles, was aus seiner Richtung kommt ist ein gedehntes Seufzen. In einer Sache muss ich Hobbes widersprechen: Auch der Leviathan ist grausam. Itachi und irgendwo auch Herr Akasuna sind der beste Beweis dafür. „Was!?", fauche ich ihn an, lasse meinen Schokopudding sinken. „Deidara, ..."beginnt der Schwarzhaarige, legt sein Besteck zur Seite, wohl um mir seine volle Aufmerksamkeit schenken zu können. Wie anständig. „Dein Vorhaben in allen Ehren, aber ich glaube nicht, dass es einen Unterschied macht, ob du ihm diese 50 Gründe nun lieferst oder nicht, ..." „Oh, das werde ich.", falle ich ihm ins Wort. „Was, ich meine nur, ..." „Du hast gesagt ‚oder nicht' - und ich habe gesagt: Das werde ich, komme, was da wolle.", stelle ich überzeugt klar und Itachi schüttelt kurz den Kopf, lässt den nachdenklichen Blick dann auf sein, vor ihm liegendes, Essen schweifen, ehe er erneut aufschaut. „Gut, also auch wenn du ihm diese 50 Gründe geliefert hast, in dem angegebenen Zeitfenster, ist das keine Absicherung dafür, dass er sich bis dahin deutlich besser fühlt." „Doch klar.", gelangweilt kratze ich das kleine, weiße Schälchen aus, und beginne, wie ein gieriger Hund, mit meiner Zunge den Löffel zu reinigen. Ich nehm, unterm Strich, der Spülmaschine nur Arbeit ab. Schützt die Umwelt - Schützt die Wale! Wisst ihr, wieviel Strom so eine verkackte Spülmaschine frisst? Und was meint ihr, woraus wir den hier in England beziehen? - Aus Solarmodulen? Aha! - Der war lustig. Solarmodule, ... im Norden Engalnds, der war, ihr seid echt lustig, ... Bei Gelegenheit kratze ich mir gleich mal die Lachtränchen aus den Augenwinkeln, ... Bei Gelegenheit. „Klar?", wiederholt Itachi verwirrt und ich nicke. „Ich glaube, ... „schwatze ich dann mit vollem Mund munter weiter - denn inzwischen bin ich bei der Lasagne angekommen, „Der Kerl braucht einfach mal nen kleinen Wegruf und wenn ich ihm Kontinua... kontino, ... Kontinua..." „Kontinuierlich?" Ich nicke:"Wenn ich ihm kontinuierlich immer mal wieder ein paar Gründe zum Happy sein liefere, dann regelt sich der Rest ganz von selbst." Perplex starrt mich Itachi an und kurz ist es mir wirklich unangenehm ihn offenbar sprachlos gemacht zu haben, bis er sich wieder fängt: „Deidara, was weißt du eigentlich über Depressionen?", wechselt er dann plötzlich das Thema, was mich kurz sprachlos werden lässt. Das ist, sagen wir es so, ... eine nicht ganz unberechtigte Frage. Was weiß ich eigentlich über Depressionen? Beziehungsweise, ... was gibt es da zu wissen? Schulterzuckend schürze ich die Lippen. „Die Menschen sind eben, ... traurig, ... fühlen sich leer und so nen Kram, kein Ziel vor Augen, so, ... ähm, wie sagt man, ... naja, als hätte Nichts mehr einen Sinn.", plappere ich das nach, was ich mal in einem Twitch-Lifestream aufgeschnappt habe. Doch Itachi scheint das nicht zu überzeugen, ... Komisch, ich frag mich nur warum - Zumal ich bis dato davon ausginge der Kerl wäre Philosoph mit Leib und Seele und in der Philosophie gibt es doch kein richtig, oder falsch - Oder liege ich da FALSCH? Und wenn nein, lässt sich das auf metaphysischer Ebenen bestimmt ausdiskutieren, was denn die genaue Definition von richtig, oder falsch ist und bis die griechischen Weeaboos da zu einem Schluss gekommen ist, ist Neujahr vorbei und dann kann es mir auch egal sein, ... „Naja, dass mag vielleicht so alles stimmen, aber so einfach ist es dann doch nicht, Deidara.", murmelt Itachi und ich stöhne genervt auf. „Was denn, soll ich ihn dazu zwingen irgendwelche Pillchen zu schlucken?" Kurz lache ich auf, doch Itachis Gesichtszüge bleiben steinhart und für den Bruchteil einer Sekunde stellen sich meine Nackenhärrchen auf, je weiter er mich mit diesem undurchdringbaren Blick mustert. Das ist keine Gay-Silence, die sich hier mit einem Mal auftut, eher eine: Bitte lass mich leben, ...Silence. I'm never gonna live again Guilty heart have got no rhythm, ... anymore. „Vielleicht solltest du dich zumindest etwas mit dem Thema auseinander setzten.", rät mir Itachi dann, ehe er sein Besteck wieder nimmt und plötzlich scheint es mir, als hätte man die Lautstärke wieder angedreht, da offenbar vorübergehend jemand aus versehen, auf die Mute-Taste gekommen war. „Wofür bitte?", blaffe ich dann zurück, denn langsam nervt mich das Thema. Hat Itachi nicht genug zu tun? Mit seinem Arsch von Vater, balg von Bruder, oder mit dem Sauberhalten seiner Armani-Zipfelmütze? „Sehe ich aus wie ein beschissener Psychologe?" „Keineswegs." „Dann fällt das auch nicht in mein Aufgabengebiet, alles, was ich tun soll, ist dem Kerl bis Neujahr 50 Gründe liefern und das mache ich. Und du wirst schon sehen, wie das klappt.", knurrend schlinge ich meine Lasagne herunter, merke wie meine Wangen heiß werden. Bin ich denn ein kleines Kind, oder was? Meine Fresse, der Mann hat Depressionen und keinen unheilbaren Krebs, der wird nächsten Monat nicht tot sein, ... aber vielleicht sollte ich ihm dennoch mal sein Jagdgewehr abnehmen, ... nur für den Fall der Fälle. Affekthandlungen und so. Ihr wisst Bescheid,... „Ich wollte dich nicht verärgern, Deidara.", versucht Itachi die Bögen zu glätten, doch ich schnaube nur verächtlich. Kurz schweigen wir, ehe Kiba auf mit einem Mal in unsere Richtung brüllt: „Ey, ihr Schwuchteln!" , macht er charmant auf sich aufmerksam, wedelt dann mit einem Flyer herum. Immer noch angesäuert rutsche ich ein paar Stühle auf, Itachi dabei keines Blickes würdigen. Der kann mich mal. Was denkt der eigentlich, wer er ist? „Was das für ein Scheiß?", knurre ich, reiße Kiba den Buntdruck aus der Hand. Erschrocken starren mich sowohl Kiba, als auch Tenten und Sai an, lassen den Blick kurzweilig zu Itachi wandern, welcher sich wieder, reichlich unbekümmert, seinem Mittagessen zugewandt hat. „Sushi-Festival?", lese ich laut vor. „Ist morgen Abend.", erklärt Kiba dann und ich nicke, drehe denn Flyer dann einmal in der hand, doch bis auf eine Adresse, Uhrzeit und ein paar Sushi-Happen mit Smileygesichtern ist dort nicht vermerkt. „Keine Ahnung.", murre ich dann, „Stehe nicht so auf rohen Fisch. Ist doch eher so ein Geschäftsmänner-Fraß." „Komm schon Dei, es wird sicher lustig und es gibt ja auch Sushi mit Avocado, oder Kürbis.", versucht es Tenten, doch angeekelt verziehe ich das Gesicht. „Noch schlimmer." „Na, dann trink dir halt ein Bier, ist doch nicht weit von dir.", mischt sich Kiba ein und ich rolle mit den Augen. Das stimmt, denn ich wohne gerade einmal zwei Straßen weiter, aber ein bisschen Reis und nh toter Fisch, eingewickelt in einem Laubblatt sind noch lange kein Grund für mich, dass Haus zu verlassen, zumindest nicht dann, wenn ich es mir mit Süßkram und ner zwei Liter Cola, in meinem Bett, vor dem Fernseher bequem machen kann. „Ich überlegt mir." Schulterzuckend stopfe ich mir den Flyer in die Tasche meiner Trainingshose, schaue dann, über die Schulter zurück, in Itachis Richtung, der seine Mahlzeit offenbar beendet hat und mich abwartend ansieht. „Was hast du hier nach?", möchte ich wissen und in gemütlicher Schnelligkeit erhebt sich Kant für Arme, räumt sowohl mein Geschirr, als auch seines zusammen und schlendert dann zu und hinüber. „Zwei Seminare und eine Vorlesung.", erklärt er dann knapp. Kiba hebt eine Braue. „Junge, seit wann bist du hier Itachi?" „Seit halb acht.", kommt es zurück. „Wieviele Kurse hast du denn belegt?", möchte nun auch Tenten wissen und ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Ich meine, Itachi hat Zeit und dazu den Arsch voller Kohle, heißt im Umkehrschluss der Junge muss nicht arbeiten und kann sich voll und ganz auf sein Studium konzentrieren. Meine Fresse, so einen Luxus hätte ich auch mal gerne. „Ein paar kommen zusammen.", gesteht Wiesel, wendet sich dann an mich, „Hidan hatte gefragt ob, ..." „Jaja, er hatte mir schon geschrieben.", winke ich ab, immerhin weiß ich genau so gut, wie Itachi, dass Hinan im Gegensatz zu uns fleißigen Studenten unglaublich viel Zeit hat und sich jedes Mal wie ein treues Hündchen freut, wenn sowohl Wiesel, als auch ich, endlich Aus haben. Vermutlich würde er genau so erregt mit dem Schwanz wedeln, wenn man ihn denn ließe. „Ich warte auf dich später.", verspreche ich, sehe zu, wie der Rest sich langsam ebenfalls aufmacht, die Tablette nach hinten zu bringen, während Itachi mich nach wie vor streng mustert. Und damit irgendwie schon ziemlich arg an mein Gewissen appelliert. Kapitel 11: Das erste Mal, ... in der Bibliothek. ------------------------------------------------- Nicht Korrektur gelesen! Ich komme mir beinah etwas albern vor. Und irgendwie etwas fehl am Platz und ich glaube auch, meine Unsicherheit kann man mir ansehen, oder bilde ich mir das ein, dass alle mich anstarren? Nein, ganz sicher: Diese schrullige Alte, hinter den Computern, schielt auffällig unauffällig, immer mal wieder, in meine Richtung. Ich seufze leise, lasse dann abscannend den Blick schweifen, merke aber schon, dass ich wohl nicht drum rum kommen werde, mich mit ihr irgendwie in Verbindung zu setzen. Vorausgesetzt ich will hier nicht, die nächsten fünf Stunden, ziellos, wie ein geruchsblinder Spürhund, zwischen den Regalen umher schnüffeln. Die Lippen, peinlich berührt, zusammen gepresst, schleiche ich also über den grünen Teppichboden, hinüber zu der Empfangsdame. Die gar keine Empfangsdame ist, vielmehr hängt direkt über ihr ein Schild, auf welchem „ Ausleihe“ drauf steht. Als sie mich näher kommen sieht, rückt sie prüfend ihre Brille zurecht, mustert mich kurz überrascht, was ich ihr nicht verübeln kann, denn ich wirke nun wirklich, wie der letzte Mensch, der sich freiwillig in eine Bibliothek begibt. Mich würde es nicht einmal überraschen, wenn sie nach meinem Uni-Ausweis verlangt, immerhin ähnle ich in meinen Jordans, den ausgewaschenen Nike-Joggern, dem Hoodie, mit einer viel zu großen, schwarzen Bomberjacke darüber, wohl eher dem Dealer der fleißigen Studenten, statt ihrem Kommilitonen. Als ich schließlich direkt vor ihrem Tisch stehen bleibe, lächelt sie tatsächlich kurz, beziehungsweise ist es eher ein höfliches Zucken um den Mundwinkeln, aber das soll mir reichen. Denn ich werde bestimmt keiner ihrer Stammgäste. Frage mich sowieso, wieso die das Bibliotheksgebäude noch nicht dem Erdboden gleich gemacht haben, im Zeitalter des Internets? Man könnte einen Pausenraum raus machen. Mit Betten. Und Kaffeeautomaten. Vielleicht einem Massagesessel. Mei, das wäre was. „Wie kann ich Ihnen helfen?“ , möchte sie schließlich wissen und kurz zucke ich zusammen, immerhin hatte ich mich bereits völlig in meiner Massage-Sessel-Tagträumerei verloren. Verwirrt starre ich sie an. Und starr starrt sie zurück. Und kurz wundere ich mich, wie viele bedeppte Kiffer-Studenten sie wohl tagtäglich so abspeisen muss? Und ob sie dafür auch eine angemessene Bezahlung erhält? Und ob sie nach Stunden, oder Tarif bezahlt wird,… „Echem,…“, räuspert sie sich schließlich und ich lächle verlegen. „Ich suche ein Buch.“, schildere ich dann mein Anliegen und sie nickt, beugt sich kurz vor und schielt in den Gang, der nach hinten, zur eigentlich Bibliothek führt, hinein. Von hier kann ich bereits die mit Büchern vollgestopften Regale erkennen. Unheimlich. „Ja.“, beginnt sie dann nach einer Weile, lässt den massigen Hintern wieder auf ihren bepolsterten Drehstuhl sinken und schiebt sich dann erneut, mit spitzen Fingern, die Brille in Pose. „Da könnten Sie hier vielleicht Erfolg haben.“ Perplex blinzle ich ihr entgegen, bis ich begreife, dass sie sich wohl, mehr oder minder, gerade über mich lustig macht. Genervt ziehe ich die Brauen zusammen, doch das scheint sie nicht einmal wirklich zu bemerken, stattdessen beginnt sie mit schnellen Fingern etwas in ihren PC einzugeben. „Was für ein Buch suchen Sie denn?“, brummt sie dann, ohne den Blick dabei von dem Desktop zu heben. „Ein Buch über Depressionen.“ „Ein Buch über Depression, …“ , wiederholt sie dann leise, tippt erneut etwas auf der Tastatur und geräuschvoll atme ich aus. Junge junge, ist es immer so kompliziert, sich fortzubilden? „Name, Autor und Erscheinungsdatum?“, fühlt sie mir dann weiter auf den Zahn. Planlos zucke ich mit den Schultern, schiebe dann die Hände in die Taschen meiner Jogger und beginne nervös an meinen Bluetooth-Kopfhörern herum zu spielen. Bis sie kaputt gehen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Meine nervösen Grabscher bekommen alles zerstört. Ausnahmslos. „Ich weiß nicht, … ist mir egal. Irgendwas, wo eben was über Depressionen drin steht.“ , erkläre ich dann. Meine Fresse, ich hab doch echt keine hohen Ansprüche. Zumindest weiß ich sicher, dass diese Drecks-Uni eine psychologische Fakultät besitzt und ‚Depressionen’ scheinen doch so ein psychologisches Phänomen, würde ich behaupten. Oder eben ein Trend, der dem Internet-Kult entspringt. Früher war es die Pest, dann zwischendurch mal Schweinegrippe und heute schieben die coolen Leute alle ihre Depris. Die Ausleih-Tante seufzt gedehnt, wirft mir dann einen vielsagenden Blick zu und kurz überlege ich, ob ich einfach gehen soll, mich einfach auf gut Glück selbst, durch die Regale wühlen. Allerdings weiß ich auch, dass unsere Bibliothek sich über insgesamt sechs Stockwerke erstreckt und die deckenhohen Regale beinah lückenlos mit Broschüren, Fachbüchern und Enzyklopädien vollgestopft sind. Da bin ich vermutlich bis Neujahr gut bedient. „Also einfach eine Einführung in die psychischen Störungen?“ , brummt sie und ich glaube, langsam verliert sie die Lust. „Nenne Sie es, wie Sie wollen.“, entgegne ich, doch offenbar hört sie mir gar nicht zu, wartet auch sonst keine Antwort ab, sondern beginnt stattdessen von Neuem, auf den Tasten, vor ihr, rum zu hauen. Na also, es geht doch. Vielleicht werde ich ja doch noch Diplom-Psychologe. Save zeige ich gerade mehr Engagement, als die meisten Psycho-Studenten und eigentlich täte ich gut daran, diesen Arbeitseifer auch mal in meinem eigenen Studiengang aufzubringen, aber das wäre zu einfach. „Oh.“, fällt mir auf einmal ein, was die Alte aufschauen lässt. Abwartend mustert sie mich und in diesem Moment, bricht irgendwas am linken Kopfhörer ab. Fuck. „Und wäre cool, wenn es nicht ganz so kompliziert geschrieben ist.“ füge ich dann hinzu, immerhin bin ich, wenn es zu solch gehoben formulierter Wissenschafts-Scheiße kommt, nicht unbedingt das hellste Licht im Leuchter. Man kann nicht überall scheinen. Um mal bei der Kerzen-Metapher zu bleiben. Die Dame atmet gedehnt aus, haut dann mit dem Zeigefinger auf die Löschtaste um von neuem zu tippen. Alter, ich glaube, ich schlage gleich Wurzeln. Nach weitern zwei Minuten, die mir vorkommen wie zwei Jahrzehnte, dreht sie schließlich den Desktop des Computers in meine Richtung, welcher mir stolz eine Zeile Hieroglyphen präsentiert. „Zweite Fachbibliothek, dritte Etage, ab Gang H geht es los, bis einschließlich L. Das sind alles psychologische Einführungswerke.“ Ich nicke. „Alles klar.“, entgegne ich nickend, während ich meinem Kopf da von ihr Gesagte permanent wiederhole, um auf derTreppe nicht bereits vergessen zu haben, wo ich eigentlich hin wollte. Ich sags’ ja. Kiffer und so. Kaum haben wir einen Gedanken gedacht, geht er auch schon dahin, gen Tupac. Und so folgt alles einer höheren Ordnung. Inzwischen habe ich mich von der Anmeldung losgerissen, die Dame, sichtlich erleichtert mich endlich los zu sein, schaut mir kopfschüttelnd hinterher, fragt sich wahrscheinlich just in diesem Augenblick, wie Leute wie ich eigentlich ihr A-Level abschließen konnten. Und ehrlich: Das frage ich mich auch manchmal. Die zweite Fachbibliothek liegt im Gebäudetrakt nebenan und meine Raucherlunge droht zu bersten, als ich mich endlich auch die restlichen Stufen hochgeschleppt habe, mich durch die dicke Feuerschutz-Glastür zwänge und somit erstmalig unbekanntes Terra betrete. Hier ist es ruhig. Ziemlich ruhig, ich meine klar, ist eine Bibliothek, aber trotzdem gefällt es mir nicht und lange halte ich es hier bestimmt auch nicht aus. Deswegen mache ich mich schleunigst auf, zu besagter Regal-Ecke, zum Glück sind die Reihen alle durchweg gekennzeichnet, so, dass ich die mit dem H relativ schnell finde. Unschlüssig lasse ich meinen Blick über die unzähligen Bücherrücken streifen und teilweise kommt es mir vor, als hätte mich die Trulla von unten doch irrtümlicherweise in die Fremdsprachen-Ecke gelotst. Wieso zum Teufel gibt es so viel, was mit unserem Hirn zu tun hat? Die Stirn in Falten gelegt, lasse ich nachdenklich meinen Finger über die oberen Kanten der dicken Wälzer gleiten, überfliege die Titel dieser dabei sporadisch, doch verstehe nur Bahnhof. Gibts nicht einfach ein Buch, das „Depression“ heißt und mir die Lösung liefert? Oder noch besser, irgendwie so nen Guide, der einem Schrittweise eine Anleitung gibt, wie man selbstmordgefährdeten Menschen den Weg ins normale Leben zurück, offen legt? How to: Handle your docent who wants to kill himself in the corner of the art studio. - Das wäre doch mal was. Fänd ich klasse. Doch anstatt irgendwelche Sachen, die mir gegebenfalls helfen könnten, haben die Bücher dieser Regale nur ganz viel Buchstabensalat zu bieten. Was zum Geier ist eine „ICD-10 Klassifikation“? Und warum scheint das so wichtig zu sein? stichprobenhaltig ziehe ich immer wieder einige Bücher aus dem Regal, prüfe sie auf Schriftgröße und darauf, wie viele Bilder enthalten sind. Wenn es zu klein geschrieben und zu wenig Anschau-Möglichkeiten gegeben sind, wandern sie direkt wieder zurück. Ich bin doch kein Freak. Allein, dass ich meine Freistunden hier in einer verdammten Bibliothek verbringe, anstatt mit Hidan vor der Playsi zu hängen, oder, … oder zu schlafen, keine Ahnung, allein das spricht ja schon für sich. Unauffällig schiele ich über den Rand des Buches, welches mir gerade jetzt in die Hände gefallen ist, lasse vorsichtig den Blick schweifen. Ein paar Tische, im hinteren Teil dieser Abteilung sind belegt, vereinzelt hocken ein paar Leute an ihnen, jeweils einen Berg Bücher um sich herum aufgetürmt, hektisch etwas in ihre Macbooks, oder Tablets eintippen. Manche haben, ganz oldschool, tatsächlich einen College-Block dabei. Aus welchem Museum auch immer, sie diesen entwendet haben. No judging. Aber judging eben. Letzten Endes und auch, weil meine Augen von der stickigen Heizungsluft langsam zu brennen anfangen, entscheide ich mich für insgesamt drei Bücher. Eines, was sich mit den verschiedenen ARTEN von Depressionen befasst. Denn offenbar ist das wie bei Hunden, Hund, ist nicht gleich Hund, sondern unterteilt sich nochmal in Schäferhund, Husky und Fußhupe, dann noch für dieses ICD-10 Gedöns und als Letztes für den guten Sigmund, weil Herr Freud der Einzige war, der mir auf Anhieb was sagte und der Kerl lässt sich ja irgendwie auf alles anwenden. Glaube ich, keine Ahnung. Aber bestimmt kann er mir etwas über Herr Akasunas Triebwelt verraten und am Ende hat der Kerl einfach nur zu wenig Sex und nach ner ordentlichen Bettgeschichte sieht die Welt dann auch bereits wieder ganz anders aus. Zumindest das ist bei mir von Freud hängen geblieben: Es gibt kein Problem, welches sich nicht mit Sex lösen lässt. Eine schöne Einstellung. Simple, aber durchaus effizient. Der Sigmund. Der Schürzenjäger. Ich hasse Fisch. Ich hasse Fisch. Ich hasse Fisch. Ich hasse Fisch. Und was ich noch mehr hasse als Fisch, ist roher Fisch. Eingequetscht in Reis, eingewickelt in einem verdammten Seetangblatt, was vermutlich jemand einfach aus einer vergessenen Ecke des Claytoner Hallenbades abgekratzt hat und uns nun völlig überteuert zum Verzehr anbieten möchte. Ihr seht schon: Ich habe Spaß. Und gäbe es hier keine Cocktails und relativ preisgünstiges Bier (zumindest im Vergleich zu diesem Geschäftsmänner-Fraß) dann hätten selbst Tentens klimpernde Wimpern und Kibas Hundeblick mich nicht davon überzeugen können, heute auch nur einen Fuß auf die Straße zu setzten. Sushi-Festival, … das ich nicht lache. Das ist einfach nur Lebensmittelvergiftung bekommen und dafür noch Geld zahlen, wenn ihr mich fragt. Ekelhaft, der Scheiß. Zumindest Tenten scheint sich wieder beruhigt zu haben, hält sich aber auffällig unauffällig fern von Kiba. Stattdessen hakt sie sich, bei jeder sich bietender Gelegenheit, bei mir unter, wem, oder was, sie auch immer etwas damit demonstrieren möchte, um mich geht es hier bestimmt nicht. Und während ich mich von dem Pulk durch die überfüllten Straßen treiben lasse, luge ich immer wieder auf mein Handy. Hoffe inständig auf eine erlösende Nachricht von Itachi, den Hidan habe ich zu diesem Anlass nicht aus dem Haus bekommen und ich glaube sogar, Tenten und zumindest Sai, sind nicht traurig darüber. zwar tolerieren sie Hidan, doch wie bereits gesagt, der Junge ist speziell. Man muss mit ihm können, er ist ein bisschen wie Deutschrap: Entweder man feiert es, oder man hasst es. Aber dazwischen bleibt halt nicht viel. Was auch immer der Hund gerade treibt, es ist vermutlich angenehmer, als von seinen Mitstudierenden kalte Fisch aufgeschwatzt zu bekommen und bei jedem Bissen spüre ich, wie mein Magen sich zusammen zieht. Wenn ich den Leuten hier vor den Stand kotze, ob ich dann mein Geld wieder kriege? „Kommt Itachi noch?“, schon wieder, schlingt sich Tentens Arm um den meinen und ich werfe ihr einen flüchtigen Blick, von der Seite aus zu. Ein weiteres Mal, ziehe ich mein Handy aus meiner Tasche, gucke enttäuscht auf das Display, von welchem mir ein paar Insta und Snapchat - Benachrichtigungen entgegen lächeln, allerdings keine von Itachi. „Ich weiß nicht.“, entgegne ich dann seufzend und Tenten verzieht enttäuscht das Gesicht. „Habt ihr gar nicht mehr geschrieben, seit heute mittag?“, möchte sie dann wissen und ich schüttle den Kopf. Ob Itachi sauer ist? Ach Qutasch, … weswegen denn? Eigentlich müsste ich ja derjenige sein, der sauer ist, wenn man es so betrachtet, so wie er mich in die Mangel genommen hat. Aber trotzdem, irgendwie wird mir etwas unwohl, wenn ich an das Gespräch in der Mensa denke. Sollte ich mich entschuldigen? … Ach ne, ich meine, wofür denn? Ich habe mir schließlich nichts vorzuwerfen, ganz im Gegenteil, eigentlich bin ich hier, so gesehen, das wahre Opfer, immerhin habe ich diesen depressiven Einsiedlerkrebs an der Backe und nur weil Philosophie und Psychologie sich in der Schreibweise zum verwechseln ähnlich sehen, bedeutet das lange nicht, dass Itachi mir irgendetwas zu unterstellen hat. Oder gar vorzuwerfen. Wenn er wirklich glaubt, dass ich mich so verantwortungslos verhalte, warum kümmert er sich dann nicht selbst um den Scheiß, anstatt nur von außen zu zuschauen? Energisch schnaubend lasse ich mein Handy zurück in meine Tasche gleiten, was Tenten mit einem Augenbrauenwackeln zu kommentieren weiß. „Alles gut?“, fragt sie dann dennoch überraschend sanft und ich rolle mit den Augen. „Alles bestens.“, lüge ich, doch natürlich bleibt ihr das nicht verborgen. Und während Kiba, Sai und noch zwei weitere Kollegen Kibas, ein ruhiger Typ namens Shikamaru und so ein Fettklops namens Choyi etwas weiter vorlaufen und wir somit etwas Abstand gewinnen, zieht Tenten mich sanft, aber bestimmt zurück. „Bist du sicher?“ , raunt sie mir leise zu und ich nicke erneut. „Es ist nur, …“, beginnt sie dann und plötzlich bleiben wir beide zeitgleich stehen. Kennt ihr das, wenn Gespräche mit Freunden, von jetzt auf gleich, von lustig und unbeschwert in ernst übergehen? Das hier ist so ein Moment. Und eigentlich habe ich da auch gerade absolut keinen Bock drauf, aber nun ist es eh zu spät. „Es ist was?“, möchte ich wissen, bemühe mich nicht all zu genervt zu klingen, werfe immer wieder absichernde Blicke nach vorne, doch offenbar hat keiner des restlichen Dream-Teams unseren kleinen Alleingang bis jetzt registriert. Klasse Freunde. Erst zwängen sie dir eine Gastroenteritis auf und dann würden sie es nicht einmal mitbekommen, wenn du mittendrin vom Erdboden verschluckt würdest. Ich fühl mich richtig wohl so, … ne, kann ich nicht anders sagen. „In letzter Zeit wirkst du, ich weiß nicht, …“ Tenten seufzt und ich kneife kritisch die Augen zusammen. „Jetzt hau raus.“, brumme ich und sie wird etwas rot und eigentlich finde ich das auch ganz süß, dass sie sich so sorgt, aber ich habe jetzt einfach keinen Nerv für sogenannten Real-Talk. Ich talke real genug, beziehungsweise habe ich das in den letzten Tagen, sowohl mit Immanuel Uchiha, sowie mit dem kleinen roten Kampfzwerg. „Ach, was weiß ich, … du wirkst halt einfach bedrückt. Nicht so wie sonst, eben. Ist ja auch nicht so schlimm, nur wenn was ist, naja,…“ , kurz macht sie Pause, wirft mir dann einen schüchternen Blick zu, ehe sie schwach lächelt, „Du kannst mit mir reden, wenn du möchtest, Deidara. Ich will, dass du das weißt,… okay?“ Ich seufze, lächle dann einmal kurz und ziehe sie kurz an mich. „Danke.“, brumme ich, lege dabei mein Kinn auf ihrem Kopf ab und schnaufe dann belustigt, „Aber es ist nichts, zumindest nichts, bei dem du mir groß helfen könntest.“ Ich spüre wie sie nickt, lasse sie dann los. Unglücklich mustert sie mich. „Trotzdem, …“, beginnt sie von neuem, doch ich ziehe sie einfach weiter, denn wenn wir nicht langsam einen Zahn zulegen, dann verlieren wir noch die Anderen. „Hat es was mit Itachi zu tun?“, kommt es unterdessen kleinlaut von der Seite. „Ach quatsch.“, entgegene ich, ohne meinen Blick dabei vom Horizont zu nehmen, „Meinst du weil er nicht hier ist? Der ist save mit seinen Eltern wieder irgendwo und sein Vater zückt den Rohstock, wenn er es auch nur wagen sollte, mal kurz auf sein Handy zu schauen.“ „Das meine ich nicht, …“ Ich werfe Tenten einen fragenden Blick über die Schulter zu, ehe ich mich wieder nach vorne richte, doch was sie als nächstes sagt, lässt mich inständig inne halten. „Ich weiß nicht, was genau da zwischen euch läuft und es geht mich auch nichts an…“ Sie quiekt kurz erschrocken auf, als ich so abrupt stehen bleibe, dass sie beinah in mich läuft. „Was soll da laufen?“, frage ich, wohl etwas zu alarmiert, aber irgendwie wird mir gerade doch etwas anders und sofort fallen mir die ganzen Careless Whisper reifen Momente ein, die in letzter Zeit doch recht häufig vorkamen. „Naja, ihr ähm, … ihr steht euch ziemlich nah, oder?“, beginnt sie doch etwas zaghaft, doch prompt falle ich ihr ins Wort:“ Er ist mein bester Freund, Tenten. Was denkst du, was da sonst sein soll?“ Schockiert blickt sie zu mir auf und erst jetzt merke ich, wie laut ich geworden sein muss, denn ein paar der umstehenden Passanten werfen uns immer wieder verstohlene Blicke zu. „Ich, ich weiß nicht, ich,…“, stammelt meine beste Freundin mit einem Mal hilflos und verdammt, … ich glaube sie hat getrunken. Mit Mädchen ernste Gesprächen zu führen und das wenn Alkohol im Spiel ist, das ist gefährlich,… Und kann eigentlich nur böse enden. „Hör mal zu,…“, fahre ich dann mit etwas gedämpfter fort, packe sie mit beiden Händen an den Oberarmen, was sie kurz zusammen zucken lässt. Auf einmal wird mir klar, wir zierlich und zerbrechlich sich ihre Gliedmaßen zwischen meinen Fingern anfühlen und nein verdammt, ich werde nicht zulassen, dass dieses Mädchen hier jetzt nen Heulkrampf bekommt. Darum sollte sich auch eigentlich Kiba kümmern, weil der kann da save eigentlich mehr zu, als ich jetzt gerade, aber das ist eben die Arschkarte, die du nunmal immer ziehst, wenn du der beste Freund bist. Der blonde Peter, wenn ihr so wollt. „Itachi und ich sind einfach nur beste Freunde, ich weiß nicht, wie viel K-Pop du dir in letzter Zeit gegeben hast, dass du da jetzt irgendwie sowas reininterpretierst, aber,…“ „Aber das tue ich doch gar nicht!“, unterbricht sie mich und überrascht blinzle ich ihr entgegen. „Ehrlich jetzt,…“ Ich bin erleichtert, als sich ihre hübschen Züge erneut zu einem schwachen Lächeln verziehen, ehe sie mir ernst in die Augen schauen. „Versteh das nicht falsch, aber du hast halt einfach nie was mit nem Weib, oder so und Itachi und du verbringen sehr viel Zeit, also, sehr viel Zeit und da dachten wir halt irgendwann,…“ „Warte, ihr denkt das alle?!“ Ich kann es kaum glauben. Das kann doch nicht deren ihr ernst sein?! Nur, weil man nicht zwangsläufig auf jeder Party den Womanizer raushängen lässt, wird man automatisch zu Gay-Prinz degradiert? Well, that escaleted quickly. I mean, that really went out of hand fast! „Naja, was heißt, wir denken das alle,…“ Ich merke wie Tenten nervös wird. Aber jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen und ich möchte Gott verdammt noch mal wissen, was da eigentlich hinter meinem Rücken für Scheiße über mich erzählt wird! „Wir hatten halt mal drüber gesprochen.“, murmelt sie kleinlaut und schaut denn verlegen auf ihre addidas superstars. Die haben vorne Dreck an der Schuhspitze. Meine Jordans sind sauber… …. macht mich das schwul? Meine Schuhe zu säubern? Ich dachte eigentlich immer, ich wäre eitel, aber offensichtlich bin ich jetzt gay. Mh. Kritisch ziehe ich die Brauen zusammen. „Ah ja und wann?“, brumme ich schließlich und offenbar haben nun auch Kiba, Sai und die anderen zwei Volltrottel bemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Beziehungsweise bei mir stimmt ja alles. Ich bin keine Schwuchtel. Aber nett, dass sowas offensichtlich im Raum steht, sobald ich den Raum verlasse. Versteht ihr, … diese Metapher,… ? Ich meine weil,… naja, ist nicht so wichtig. „Ach, das ist,… ist schon…“ Plötzlich verstummt meine beste Freundin, in dem Moment, in dem Kiba und der Rest des Dream Teams neben uns auftauchen. „Was los, Leute?“ , möchte dieser auch direkt wissen und nun doch langsam etwas stinkig werden, richte ich mich an ihn. „Tenten erzählt mir gerade, was ihr so über mich redet, wenn ich nicht da bin.“ , erkläre ich zuckersüß lächelnd und offenbar wissen weder Sai, noch Kiba, was genau ich meine. Oder sie wollen es nicht wissen. Ich hätte es eigentlich auch nicht wissen wollen, aber nun ist es zu spät. „Deidara, …“ , beginnt Tenten vom Neuen, doch ich falle ihr prompt ins Wort: „Ich kann nicht glauben, dass ihr denkt, ich wäre schwul!“ , fahre ich sie halblaut an und verhaltend lächelnd, kratzt sie sich am Hinterkopf. „Was hast du ihm erzählt, Tenten?“ , kommt es plötzlich ungewöhnlich ernst, von Kiba und ich glaube das ist der Moment, in dem die Stimmung gekippt ist, Leute. Ich meine, für Tenten, für Weiber generell ist es vielleicht eine Sache und „schwul“ zu sein, ist für sie keine Ahnung, kein Ding eben. Sie finden es süß, es ist ja „nicht schlimm“, sondern „total in Ordnung.“ Vielleicht hofft sie insgeheim, dass ich nun mit ihr shoppen gehe, sie endlose Telefonate mit mir führen kann, in denen wir über Bradley Cooper, oder Orlando Bloom schwärmen und uns dann abends aufs Sofa lümmeln, um gemeinsam gossip girl, oder riverdale zu schauen. Aber um diesen Tunten-Kram zu tun, da kann sie ja dann mal bei den Uchihas schellen und das Sasgay und seinem Eier-Krauler von einem Freund anbieten. Vielleicht haben die ja Bock. Also Bock haben die immer. Glaube ich. Homos eben. Die haben bestimmt auch alle Staffeln von Sex and the City zu Hause, das wird eine Fiesta. Aber ohne mich. Bitte. „Tenten.“, bohrt Kiba ein zweites Mal nach und ich merke, wie sie noch unglücklicher reinschaut, als sie es ohnehin bereits tat. Ob nun Kiba wegen, oder der Gesamtsituation. Ich nicht wissen, ich nur Putzfrau. „Das mit Itachi, … worüber wir geredet haben,…“, presst sie dann kleinlaut hervor und senkt dann den Kopf. Ich schnaube, wende mich dann von ihr ab, denn erstens kriege ich aus ihr jetzt eh nichts mehr raus und zweitens will ich nicht dafür verantwortlich sein, wenn sie später heult. Das ist Kiba sein Bier. Da halte ich mich schön raus, so asozial es klingt. „Hör zu, Bruder.“ , beginnt Kiba schließlich, nachdem er Tenten einen letzten vernichtenden Blick zugeworfen hat, „Nicht, dass du das jetzt falsch verstehst, ey,…“ Misstrauisch ziehe ich eine Braue hoch. „Ihr denkt, ich habe mit Itachi was am Laufen?“ „Scheiße nein, das hat doch auch keiner gesa… Tenten!“ , fährt er sie an und sie zuckt zusammen, hebt dann den Kopf und jep - sie heult. Warum auch immer. Es ist ja jetzt eigentlich nichts Schlimmes passiert, aber Weiber eben. „Ich hab gar nichts gesagt, man!“ , schnauzt sie ihn an und schluchzt dann herzzerreißend. In meiner Brust zieht es. Aber irgendwie habe ich jetzt auch keinen bock sie in den Arm zu nehmen, immerhin bin ich auch irgendwo gerade etwas angepieselt. Und verwirrt. Und irgendwie,… fühle ich mich verarscht, ich meine waaaas zum, …?! Kiba rollt einmal übertrieben mit den Augen, ehe er versucht mich am Oberarm zu greifen, doch verärgert schlage ich seine Hand weg. „Deidara, chill!“ , keift er mich an und ich glaube, ich habe mich verhört. „Ich soll chillen?!“ Inzwischen drehen sich bereits Passanten zu uns um, aber das juckt inzwischen nicht einmal mehr meinen großen Zeh. „Ihr behauptet doch ich würde den Schwanz meines besten Freundes lutschen, aber Hauptsache ich soll chillen!“ Ja. Jetzt haben sich so gut wie alle im Umkreis von zwei Metern einmal kurz umgedreht. „Junge, keiner hat sowas gesagt, okay?!“, feuert Kiba zurück und ich kann jetzt nicht ganz verstehen, warum er jetzt auch sauer ist, immerhin wurde ich doch so eben zur New Schwuchtel ernannt. Und Tenten heult nun völlig los. Warum fangen Mädchen eigentlich random an zu weinen, sobald’s mal lauter als 60 Dezibel wird? und immer noch finde ich ja: Ich bin hier das Opfer. „Ach so. Deswegen fragt mich Tenten auch gerade, was zwischen mir und Itachi läuft, einfach so, oder?“ Kiba atmet hörbar aus, wirft Tenten dann einen vielsagenden Blick zu und eigentlich hat er die Frage damit schon beantwortet. „Dei, hör zu. Seit wir uns kennen hattest du einfach nie was mit nem Weib. Auf keiner Party, nicht in der Uni und auch sonst nicht,…“ „Ach so und das macht mich schwul, alles klar, Junge.“ Ich will mich gerade umdrehen und gehen, denn jetzt wirds mir doch etwas zu albern. Ich bin hier nur hingekommen, weil meine bescheuerten Freunde auf überteuerten Seetang stehen und für eine Lebensmittelvergiftung auch noch Geld bezahlen wollen und jetzt muss ich mir obenrein auch nach anhören, ich wäre schwul - Ja, moin’. „Ey jetzt wart mal, okay?!“ Grob packt Kiba mich am Arm, zieht mich dann zurück, so das ich beinah ins Stolpern gerate und mit einer heftigen Bewegung mache ich mich von ihm los. „Pack mich nicht an!“ , blaffe ich wütend, werfe einen flüchtigen Blick auf Tenten, die vollkommen am heulen in Sais Armen hängt, der ihr nur hilflos den Kopf tätschelt. Und dabei aussieht, wie immer. Der scheint auch ein bisschen in seinem eigenen Kosmos gefangen, aber darum geht’s hier nicht. „Niemand meinte, dass du schwul bist, okay? Aber es war halt alles komisch,…“, versucht Kiba es dann ein weiteres Mal und genervt verschränke ich die Arme vor der Brust, lehne mich dann ein Stück nach hinten und mustere ihn eingehend. Ist das sein Ernst? Sein verdammter Ernst? „Alles?“, möchte ich wissen und ratlos zuckt Kiba mit den Schultern: „Versteh mich nicht falsch, Dei,…“ Zu spät. „Keine Ahnung, du hast nie ein Mädel am Start und keine Ahnung, dann eben auch,… … mh,…“ „Eben was?!“ , möchte ich wissen, mache einen Schritt auf ihn zu, was ihn dazu bringt, beschwichtigend die Hände zu heben. „Ich meine, sieh dich an, Bruder.“, er lacht nervös, „ Du hast geilere Haare als alle Weiber auf dem Campus zusammen, deine Klamotten sind immer aufeinander abgestimmt und ich meine, … du hängst stundenlang im Atelier und kleisterst an kleinen Figürchen, das ist,…“ Noch bevor er enden kann, habe ich ihn am Kragen gepackt und plötzlic schalten sich auch Sai und dieser Shikamaru ein, packen mich von hinten und zerren mich zurück. Schockiert blickt mich Kiba an. „Deidara,…“ „Das ist Kunst, du Idiot! Kunst, hast du verstanden!“ Verzweifelt versuche ich mich aus dem Schwitzkasten zu befreien, doch die Zwei haben mich fest im Griff. „Lasst mich los!“, keife ich, reiße dann den Kopf herum, „Gerade du solltest das verstehen, Sai!“ , behaupte ich, doch Gefragter wirft Kiba nur einen verwzeifelten Blick zu, welcher langsam mit dem Kopf schüttelt. „Lasst ihn los, kommt schon.“ , murmelt er dann und sofort lassen seine zwei Bodygards von ihm ab. Trotzde, weicht er einen Schritt nach hinten, als ich wutentbrand vor ihm zum stehen komme: „Nur weil ihr alle zu stumpf seid, um das zu verstehen, …!“ , keuche ich, worauf Kiba nur mit dem Kopf schüttelt: „Jetzt mach mal halb lang.“, knurrt er. „Du mach halb lang!“ , blaffe ich ihn nach, fahre mir dann aufgebracht durch die Haare, werfe den anderen einen vernichtenden Blick zu, wende mich dann jedoch wieder an ihn: „Nur weil ihr euch teilweise anzieht, als hättet ihr eure Sachen in der Tonne zusammen gekramt und auf jeder Party gefühlt einmal in dem Mund jeden weiblichen Singles eure Zunge schiebt, heißt das noch lange nicht, dass ich eine Schwuchtel bin, okay?!“ Nun mischt sich auch Tenten ein. Stimmt, die gibt es ja auch noch. Fast vergessen. „Was heißt das?“, möchte sie nun wissen, schiebt mich etwas zur Seite und schaut Kiba schließlich anklagend an. Dieser wiederum wirft mir einen zornigen Blick zu, aber ist das meine Schuld, wenn der Sack seine Steroiden nicht unter Kontrolle bringen kann? „Das heißt, …“ , beginne ich, noch bevor Kiba sich einmischen kann, „Dass dein Casanova wann immer er die Gelegenheit hat und genug gesoffen, sich das nächst beste Weib anlacht und weil ich das nicht mache, bin ich sofort schwul.“ Fassungslos schaut Tenten zu mir auf, dreht sich dann mit halb offenem Mund zu Kiba, welcher sich entnervt über den Nacken fährt. „Stimmt das?!“ , keift sie ihn an und er zuckt mit den Schultern. „Und wenn.“ , brummt er sauer, „Was geht dich es an?“ Empört dreht sich meine beste Freundin wieder zu mir, möchte wohl, dass ich ihr den Rücken stärke, doch der Zug ist abgefahren. Schup-Schup- Alles einsteigen bitte, One-Way-Ticket nach: Ich habe keinen Bock mehr. „Ich bin raus, Leute.“, verabschiede ich mich deswegen und bevor jemand etwas sagen kann, habe ich der Gruppe den Rücken gekehrt und stiefle entnervt Richtung UBahn-Station. „Deidara, ist das dein verschissener Ernst?! Du haust einfach ab!?“ , höre ich Kiba aufgebracht rufen, doch ich drehe mich nicht einmal um, hebe nur die Hand und und zeige ihm, über den Rücken hinweg den Mittelfinger, ohne ihn nur eines Blickes zu würdigen. Der Kerl tickt doch nicht mehr sauber. Sie alle. Ich soll schwul sein? Bestimmt. Ich bin mit Sicherheit vieles, aber keine Schwuchtel. Ich kann gar nicht sagen, wo genau mein wütender Gang mich hinführt, aber eigentlich interessiert mich das auch gerade nicht. Ich bin halb belustigt und halb wütend, irgendwas ganz seltsames dazwischen. Ich. Und Itachi. Und die meinen das ernst?! Zuerst habe ich es für einen schlechten Scherz gehalten, aber offenbar scheint das ja bereits für entsprechende Diskussionen gesorgt zu haben. Ja moin’. Ich glaube es geht los. Was ein Bullshit aber auch. Noch immer latsche ich einfach meiner Nase nach, dränge mich durch die murmelnden Massen, mit gesenktem Blick, weil mir ist gerade die Lust auf alles vergangen. Das ich damit nicht alleine bin, auf dem Lebensmittel-Vergiftugs-Festival, damit hatte ja keiner rechnen können. Noch bevor ich mich versehe laufe ich volle Kanne in irgendeinen Typen rein, der denkt es wäre vertretbar, mitten vor mir auf dem Gehweg stehen zu bleiben, … „Scheiße, man!“ , knurre ich wütend, hebe ruckartig den Kopf und erschrecke augenblicklich, als ich in die ausdruckslosen, braunen Augen Herrn Akasunas schaue. „Sie,…“, beginne ich völlig verdutzt und eingehend mustert mich Pumuckl. „Verfolgst du mich?“ , möchte er wissen und beinah verliere ich die Fassung. Haben die sich eigentlich alle ab gesprochen? Oder habe ich so eine verzerrte Selbstwahrnehmung, dass ich gar nicht mehr mitbekomme, welchen Eindruck ich hinterlasse? Den Eindruck von einem Stalker. Einem schwulen Stalker, der alles auf die leichte Schulter nimmt. Geil. „Denken Sie, ich habe nichts Besseres zu tun?“, keife ich meinen armen Dozenten an, der ja eigentlich auch nichts für meine miese Stimmung kann. Aber der hat ja eh schon Depris. Kann ja jetzt nicht schlimmer werden, auch wenn ich meine Laune an ihm ablasse. Ich habe dieses Semester keine Prüfung bei ihm und bei Gott, werde ich nicht noch einmal den Fehler machen, irgendwas bei dem Kerl zu belegen. Nach diesem Modul sieht er mich nie wieder. „Ich würde es dir zutrauen, sagen wir es so.“ , brummt Herr Akasuna während dessen und wütend fletsche ich die Zähne, weil es das einzige ist, was ich gerade zu Stande bringe. „Ach, kommen Sie!“ , knurre ich, hinter zusammen gebissen Zähnen, doch Herr Akasuna verzieht keine Miene. „Eigentlich wollte ich gerade gehen.“, entgegnet er kühl. „Dann gehen sie doch.“ , entgegne ich beleidigt und funkle ihn herausfordernd an. Ich weiß nicht, warum ich gerade so zu ihm bin. Und auch nicht, warum mich die Aktion von Kiba und Tenten gerade eben so getroffen hat. Vielleicht einfach, … weil ich die Vorstellung von zwei Männern, … die miteinander, … oh mein Gott. Nein. Nein. Ich meine, soll jeder machen, was er für richtig hält, beziehungsweise, was seine Biologie ihm vorschreibt, aber mein Körper ist da doch was konservativ dann. Und somit auch mein Denken. Unbeeindruckt zieht Herr Akasuna die Brauen hoch, möchte sich gerade zum Gehen wenden, da fällt mir plötzlich was ein: „Was machen Sie eigentlich hier?“ , möchte ich wissen. „Ich mag Sushi.“ , ist die plumpe Antwort. „Ach was.“ „Ja.“ „Warum?“ „Wie, warum? Weil es so ist.“ Misstrauisch legt Pumuckl die Stirn in Falten und seufzend vergrabe ich meine Hände in den Taschen meiner Hose. „Warum stehen alle auf diesen Fraß?“, brumme ich, mehr zu mir selbst, als an ihn gerichtet. Inzwischen muss es nach sieben sein. Es ist bereits dunkel und mir tatsächlich etwas kalt. Warum machen die den Scheiß auch Ende November? Warum nicht im Sommer, … obwohl, vermutlich gammelt das Zeug dann noch schneller, hat sich save irgendein raffinierter Sushi-Koch was bei gedacht. Die Japaner. Sind uns in allem einen Schritt voraus. „Und was machst du dann hier, wenn du dem Fraß nichts abgewinnen kannst, wie du schon sagtest?“ , möchte Herr Akasuna nach kurzem Schweigen wissen und man muss kein Freud sein, um zu wissen, dass er im letzten Teil des Satzes auf meine Ausdrucksweise anspielt. Danke. Sie sind Kunst-Professor. Kein Anglistik-Teacher. Stay in your line. Unbestimmt zucke ich mit den Schultern. „Freunde haben mich mit geschleppt.“, gebe ich dann brummig zu und Herr Akasuna nickt nachdenklich. „Ja, dann sind wir schon zu Zweit.“ , seufzt er und ich glaube, dass ging auch nicht direkt an mich. „Wieso?“, möchte ich dann wissen. Und langsam beruhige ich mich wieder. Wieso beruhige ich mich, nach fünf Minuten quatschen mit dem Kerl, wenn ich gerade noch den Buckingham Palast hätte wegsprengen können. Inklusive Queen und puschligen Royal Guardians. „Ich dachte sie mögen Sushi?“ Meinte er nicht gerade noch, … ? „Ja.“, brummt es trocken, „Gutes Sushi. Nicht so einen Straßenbuden-Kram.“ „Ahja,…“ , interessiert lasse ich den Blick schweifen, über die Stände, die dicht bei dicht stehen. Nicht alle verkaufen Sushi, an manchen gibt es Nudelsuppe oder anderen Schlitzaugen-Kram, von dem du, wenn du ihn dir beim Schnellimbiss gönnst, nh halben Tag auf der Toilette hängst, wenn du Glück hast. „Schmeckt doch alles gleich.“ , behaupte ich, was bei Herrn Akasuna für ein kurzes Seufzen sorgt. Jetzt reißen Sie sich doch mal zusammen! „Du hast erschreckend wenig Ahnung, für so viel Meinung, hat dir das schon mal jemand gesagt?“, möchte er dann wissen. „Ja. Sie.“ Dann schweigen wir wieder, lassen beide jeweils den Blick einfach wandern, jeweils den eigenen Gedanken nachhängen. Beziehungsweise denke ich gerade eigentlich an gar nichts, nur, dass mir langsam der Hintern weg friert und nicht nur der, aber das müssen wir jetzt nicht ausführen. Schwul, oder nicht. Ich brauche beides noch. Beides. Habt ihr das verstanden?! Ich seufze leise, schaue dann rüber zu Herrn Akasuna, welcher mich unerlässlich zu beobachten scheint. Creep. „Ich hab meine Hausaufgaben nicht gemacht.“, fällt mir auf einmal ein, dass ich morgen ja ein Seminar bei ihm habe. Oh. Das wird weird. „Dann mach sie doch gleich noch.“, entgegnet Pumuckl trocken, wirft dann einen raschen Blick auf seine Uhr, dann zum Horizont. Überlegt vielleicht wie effektiv bloßes Wegrennen ist, doch ich bin schneller, als ich aussehe. Ich bin wie Lepra. Mich wirst du bloß los, wenn ich wen Neues habe, den ich nerven kann. Hat Mama immer gesagt. „Sind sie wahnsinnig?! Sie scheißen immer voll rein, mit den Aufgaben, das kriege ich nie hin bis morgen!“ , protestiere ich und Herr Akasuna schüttelt langsam den Kopf. Erneut schweigen wir, bis Chucky wohl die Nase voll hat, mir einen letzten Blick zu wirft und offenbar ohne Verabschiedung verschwinden will, mir bereits den Rücken gekehrt hat, als er doch plötzlich inne hält. „Mit welcher Linie fährst du? Überrascht blicke ich auf, ziehe misstrauisch die Brauen zusammen. „Der 2.“ , entgegne ich dann langsam. „Okay.“ Wow. Danke. Danke für das Gespräch. Doch Herr Akasuna überrascht mich, war zudem offenbar doch noch nicht fertig: „Gehen wir zusammen zur Station.“ Das war keine Frage, sondern klang eher wie ein Befehl und ich habe keine Ahnung was genau es ist, aber ich nicke und folge ihm dann. Ohne Protest. Ohne Widerworte und ohne patzige Bemerkung. Das hat bislang noch keiner geschafft. Kapitel 12: Qualität hat ihren Preis ------------------------------------ Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe, als Herr Akasuna mich dazu aufgefordert hat, ihm zu folgen, aber ich habe es nicht weiter hinterfragt. Ich währe ein gefundenes Fressen für Pädophile. Gut, dass ich aus dem Alter raus bin. Doch bislang hat er mir noch keine Hundewelpen versprochen, geschweige denn, einen echten Hasen gezeigt. Enttäuschung pur! Als wir dann allerdings an der Kreuzung, die es zu überqueren gilt, um zur Sub-Station zu gelangen, die entgegen gesetzte Richtung einschlagen, bekomme ich langsam meine Zweifel. Oft sind es die Leute, aus den eigenen Reihen, die sich an einem vergehen. Man hört es immer wieder. Bleibt nur zu hoffen, dass Herr Akasuna meinen Leichnam nicht zu den Gebeinen seiner Omi packt, denn die liegt da ja save schon was länger, als ich es dann tun werde. Und biste einmal tot, dann wirste auch nicht unbedingt frischer, über die Zeit hinweg. Alte Künstler-Weisheit. Gerade, als ich mir einen Plan zusammenlege, welcher Fluchtweg von hier aus wohl der Beste wäre, macht Pumuckl Halt und das so plötzlich, dass ich volle Lotte gegen ihn laufe. „Jo, geben Sie ein Zeichen.“, brumme ich empört, doch Chucky rollt nur genervt mit den Augen, richtet den eiskalten Blick dann wieder nach vorne. Ich folge diesem, muss überrascht feststellen, dass er mich in eine etwas kleiner Seitengasse gelockt hat. Hier wird es also enden. Typisch. Naja, kann eben nicht jeder Held, den Heldentod sterben. Soviel Platz gibt es im Heldenhimmel dann auch wieder nicht. Wohnraum ist knapp, these days. „Und jetzt?“ , möchte ich wissen, vergrabe meine Hände in den Taschen meiner Bomberjacke und mustere meinen Professor abwartend. „Jetzt zeige ich dir, wie richtiges Sushi schmeckt.“ , brummt Herr Akasuna unbestimmt, er steht mit dem Rücken zu mir, doch ich würde mein Insta-Follower darauf verwetten, dass er gerade lächelt. Wie richtiges Sushi schmeckt, …? Ist das irgendwie ein Code, oder meint er das ernst? Tatsächlich befindet sich nur einige Meter weiter, ein kleiner Laden. Trotz der etwas zwilichtigen Lage scheint dieser äußerst gut besucht und Pumuckl steuert zielstrebig drauf zu. ich folge, wenn auch mit etwas gesundem Abstand, denn sollte dass der heimliche Treffpunkt der rothaarigen Mafiosi sein, dann habe ich so immer noch genug Zeit, um rechtzeitig die Biege zu machen. Doch anstatt muskulöse Herren, an einem Rundtisch, die Pokern und einzig und allein von einer nackten Glühbirne angestrahlt werden, erwartet mich im Inneren, dieses unscheinbaren Büdchens, eine warme Atmosphäre. Köstlicher Duft, doch Frittiertem, schlägt mir entgegen, ich höre das Zischen von Bratpfannen und trotz des doch recht begrenzten Platzangebotes, sitzen hier relativ viele Menschen. Ungläubig schaue ich mich um. Herr Akasuna wirft mir einen vielsagenden Blick zu, schiebt mich dann zwischen den Tischen hindurch, gen Theke, wo er selbst auf einem Barhocker Platz nimmt. Unsicher tue ich es ihm gleich, betrachte ihn dann nervös, als plötzlich, direkt vor unserer Nase, hinter der Theke ein Berg von einem Mann erscheint. Ich wusste gar nicht, dass der Mount Everest und Elbrus ein Kind haben. „Sasori, lang ists’ her.“ , grinst der Koloss und lächelt meinem Professor mit spitzen Zähnen entgegen. Sehr spitzen Zähnen. Zu spitzen Zähnen. Hat der sich die schleifen lassen, … solche Haifischbeißer, das ist doch nicht normal. Außerdem, … Sasori? Verwirrt drehe ich mich zu Herrn Akasuna, welcher mich mit einem vielsagenden Seitenblick zum Schweigen bringt. Sasori ist, … naja, es wird wohl sein Vorname sein, doch irgendwie komme ich darauf nicht klar. Sasori. Das klingt so freundlich, beinah etwas niedlich. Ich hatte jetzt an etwas wie Heinrich, oder Wolfgang gedacht. Wolfgang Akasuna, ja, das klingt in meinem brain irgendwie stimmiger. Aber Sasori? „Kisame.“, begrüßt „Sasori“ a.k.a Wolfgang a.k.a Heinrich, den Fremden, welchen ich jetzt ebenfalls etwas genauer unter die Lupe nehme. Die Mafiosi-Nummer ist noch nicht abgehakt, noch bin ich nicht in Sicherheit. Und am Ende ist das hier nur Geldwäscherei. Wer kann es schon mit Gewissheit sagen? „Wen hast du uns denn da mitgebracht?“ , dieser Kisame, doch vermutlich ist das nur sein Deckname, wirft mir einen flüchtigen Seitenblick zu. „Firschfleisch.“ , erkennt er dann und automatisch stellen sich bei mir die Nackenhaare auf. Und am Ende ist in dem Sushi gar kein Fisch. Sondern unzählige Kunststudenten, der Dawn University. Doch Herr Akasuna schüttelt nur den Kopf, schaut dann ebenfalls kurz zu mir rüber und wie üblich ist seine Miene ausdruckslos und kühl. „Deidara ist einer meiner Vorlesungsteilnehmer.“ , erklärt er dann, ehe sich auf seine Lippen ein süffisantes Lächeln stiehlt. „Vorausgesetzt, er nimmt mal teil.“ , fügt er dann etwas gehässig hinzu und prompt kann ich wieder die Schnüss nicht halten. Ehrlich Leute - I don’t do that on purpose - seid froh, dass ich nur einen Mund habe! „Sie setzten die Vorlesungen doch immer um halb acht an, was kann ich dafür, dass sie sich so gegen die akademischen Gepflogenheiten meinen auflehnen zu müssen?!“ , mische ich mich ein und Kisame lacht schallend auf, kriegt sich beinah gar nicht ein, während Pumuckl mich verärgert mustert. „Halb acht sollte machbar sein, wenn man nichts weiter zu tun hat, als auf seinem verwöhnten Hintern zu sitzen.“ , entgegnet er kühl, doch ich schüttle den Kopf. „Wissen Sie, wie lange es dauert, diese Haare morgens zu bändigen?“ , knurre ich und fahre mir zur Untermalung meiner Worte einmal durch die güldene Haarpracht. Rapunzel couldn’t do better. Aber auch Salat mag ich nicht. „Dann schneid sie doch ab.“ , kommt die plumpe Antwort. „Niemals!“ Ohne Haare, kein Deidara - Aber das sollte bekannt sein, immerhin sind diese sowas wie mein Markenzeichen und mal ehrlich Leute, …verdammt schön obendrauf! Selbst Kiba hat es ja heute noch gesagt, … auch wenn der Anlass vielleicht was unpassend war, dennoch: Gesagt ist gesagt! Gummimauer! Keine Wiedergabe! Geimpft! „Bind sie zusammen.“ , fliegt mir bereits der nächste Vorschlag entgegen, doch wieder schüttle ich verneinend den Kopf: „Dann brechen sie ab, ne, außerdem steht mir keine andere Frisur, außer der Halbzopf.“ , füge ich etwas gedämpfter hinzu und das ist nicht mal gelogen. Mit nem kompletten Pferdeschwanz sehe ich aus, wie ein Vollspacko und das ist noch freundlich ausgedrückt. Dutt geht auch nicht, denn ich bin kein Holzfäller und will auch keiner werden. Wir erinnern uns: Die Schweden-Sache hatten wir bereits abgehakt. „Mh.“ , kommt es stimmig von „Sasori“, was auch immer das jetzt meinen soll und ob es zur Antwort dient, … wir werden es nie erfahren. „Was darf ich euch beiden denn bringen?“ , mischt sich nun Kisame auch wieder in Gespräch, lässt den Blick abwarten zwischen Chucky und mir, hoch und runter, wandern. Hilflos drehe ich mich zu meinem Professor, welcher mit gewohnt ruhiger Miene schließlich eine Bestellung aufgibt. „Fürs Erste zwei Bier und die Maki-Nigiri-Platte.“ , entscheidet er und ich nicke einfach, als Kisame mir mit seinem Haifischlächeln zu grinst. Was auch immer Maki-Nigiri sein mag und weswegen auch immer man es auf einer Platte serviert. Heute bin ich kulinarisch, der Tag ist dermaßen im Eimer, der kann gar nicht schlimmer werden. Upps, sag niemals nie. Unsere Bier kommen als erstes und selbst das Bier schmeckt irgendwie anders, aber nicht schlecht. Ich muss gestehen, ich bin kein großer Bierfan und wenn es zu Partys kommt, dann ziehe ich auch den wahren Tropfen gerne mal ein Mischbier vor. Sehr männlich, ich weiß. Schmeckt aber zum Joint oft einfach besser. Dennoch, ich muss schon sagen, dass hier ist nicht schlecht. Mir fehlt zwar der Lemon-Nachgeschmack, aber trotzdem geht es gut runter und nachdem ich die Hälfte bereits weg habe, frage ich mich, wie wahrscheinlich es ist, dass in meinem Gesöff k.o-Tropfen drin waren. Naja, jetzt ist eh zu spät. Was für einen dramatischen Zeitungsbericht ich bekommen werden: Student aus Clayton, vom Uni-Professor beim Sushi-Essen unter Drogen gesetzt und an die japanische Mafia weiter verkauft worden. Wow. Hoffentlich machen sie wenigstens einen Film aus meinem Schicksal. „Sie wissen aber schon, dass ich ein armer Student bin und mir so chici-miki-Kram eigentlich nicht leisten kann?“ , bringe ich schließlich das zur Sprache, was mir schon, seit wir diese Geldwäscherei / dieses Etablissement betreten haben, auf der Seele brennt. Doch Herr Akasuna winkt ab. „Das hier geht auf mich, aber auch nur, weil ich deine jungen Geschmacksknospen davor bewahren möchte, durch billigen Straßenfraß verdorben zu werden.“, ich nicke, nehme dann einen weiteren Schluck Bier und seufze leise. „Danke.“ Wir hätten halt auch zu Subway oder so gehen können, günstiger und locker genau so lecker. Außerdem ist heute Turkey Ham Tag, aber den Kommentar verkneife ich mir. „Solltest du das allerdings irgendwem von deinen kleinen Freunden erzählen, werde ich alles abstreiten.“ , fügt Herr Akasuna hinzu, wirft mit dabei einen mahnenden Blick, von der Seite aus, zu. „Glauben sie mir.“ , beginne ich, nachdem ich mein Bier letzten Endes geleert habe, „Das wäre mir genau so unangenehm, wie es Ihnen ist.“ Ich unterdrücke ein Rülpsen. Wow, kaum bin ich nh gute Stunde mit dem Kerl zusammen und schon werde ich zum nächsten Knigge. Der Typ sollte Seminare oder so geben. Also, das machte er ja schon. Das ist sein Job, aber ich meine Knigge-Lektüre-orientierte. Wie werde ich ein weniger asozialer Brite? - Den Kurs belegen mit Sicherheit einige. „Na, dann kommen wir, was das anbelangt, wenigstens zusammen.“, kommt es kühl zurück und ich rolle stöhnend mit den Augen. „Ernsthaft, Sie waren schonmal in Japan?!“ Fassungslos schiebe ich mir ein weiteres paniertes Stück Fisch in den Mund, starre aus großen Augen, zu Herrn Akasuna. Dieser nickt, lässt sich dann Zeit, bis er zu Ende gekaut hat, ehe er seinen Reis, welcher liebevoll mit rohem Lachs zugedeckt worden ist, mit einem Schluck Bier hinunter spült. „Es ist Jahre her.“ , sagt er dann seufzend, „Da war ich vielleicht ungefähr in deinem Alter, naja, vielleicht etwas älter.“ „Wahnsinn.“ , entweicht er mir. Hätte gar nicht gedacht, dass unser „Sasori“ so ein Weltenbummler ist. Noch immer ganz baff, pikse ich mit meiner Gabel das nächste Stück rohen Fisch, in Reis gewickelt, auf, welches dabei bereits droht in seine Einzelteile zu bersten, doch immerhin findet es so überhaupt seinen Weg, in meinen Mund. Nicht, wie mit diesen beiden Holzsticks. Wie Herr Akasuna damit so geschickt um gehen kann, ist mir persönlich ein Rätsel und auch wenn er sich beinah unwirklich viel Zeit gelassen hat, mir immer wieder die richtige Fingerhaltung, versucht hat zu erklären, ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall. Sowas wie ich, darf nie nach Asien, oder ich würde verhungern. Oder mir nh Set Gabeln mit in den Koffer packen, ja, erklär das mal den Leuten, bei der Gepäckkontrolle: Ich bin kein Terrorist, ich bin bloß unfähig! Letzten Endes hatten anscheinend sowohl Kisame, als auch Herr Akasuna selbst, den Reistee irgendwann auf und haben sich dazu durchgerungen, mir eine Plastikgabel aus zu händigen. Wirklich freundlich, wenn man dabei mal von der Tatsache absieht, dass ich nach wie vor, halb mit den Fingern esse, doch ich muss sagen: Das Zeug schmeckt wirklich ganz in Ordnung. Von dem Avocado-Gedöns war ich jetzt nicht so begeistert, aber diese panierten Teile - Junge, davon könnte ich den ganzen Tag futtern. Und irgendwie schmeckt es hier auch weniger nach Salmonellenvergiftung, als es das draußen an den Ständen tat. Schon ulkig manchmal. „Wie lange fliegt man nach Japan?“ , möchte ich wissen, während Herr Akasuna sich etwas von seinem Algensalat genehmigt. Den habe ich nicht probiert, schmeckt aber vermutlich genau so pervers, wie es sich anhört. „Von London aus zwölf Stunden.“ Beinah verschlucke ich mich an meinem toten Fischchen. „Zwölf Stunden?! Alter, das dauert ja ewig und dann so lange in so nem engen Flugzeug,…“ , murmle ich, ehe ich, mit tränenden Augen, meinen Happen hinunter würge. Zwölf ist echt eine ordentliche Hausnummer,… Thrombose hallo! „Wenn man jung ist, dann nimmt man sowas eher auf sich.“ , weiß Herr Akasuna, doch ich schüttle nur den Kopf. Mein längster Flug war der nach Lloret de Mar und bereits der kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Und den Rückflug habe ich nicht einmal großartig mitbekommen, denn da war ich immer noch dermaßen dicht, dass ich die meiste Zeit über, wie im Delirium, gepennt habe. Absolut keinen Plan, wie ich es durch die Kontrollen geschafft habe, ohne nicht mindestens einmal zu kotzen, oder zusammen zu klappen. Ehrlich: Keine Ahnung. „Und was macht man so in Japan?“ , bohre ich weiter nach und ich könnte schwören, Chucky für den Bruchteil einer Sekunde, lächeln gesehen zu haben. Oder es waren am Ende doch nur die K.o.-Tropfen, aus dem Bier. Die nun langsam Wirkung zeigen. „Kultur genießen.“ , brummt Pumuckl und ich ziehe eine Braue hoch. Hätte ich mir denken können, während meine Wenigkeit, seine jungen Jahre damit verbringt, sich in Katalonien, am Strand, bereits zur Mittagsstunde, ins Koma zu saufen, hat der Kerl seine Teenagerjahre damit zugebracht, sich das Kulturgut Ostasiens zu gönnen. Ja gut, … jetzt fühle ich mich schon etwas unterlegen. „Tokio hat aber auch sonst viel zu bieten.“ , fährt Herr Akasuna fort und es überrascht mich etwas, dass er mit einem Mal so in Redelaune ist. Spricht da vielleicht das Bier aus ihm? „Der Skytree, aber auch der Tokyo Tower und Asakusa sind wirklich sehenswert.“ , er überlegt kurz, mustert mich flüchtig, fährt schließlich fort: „Aber dir würden bestimmt die Jugend-Viertel gefallen, Harajuku, Shibuya und Shinjuku, da passt so ein Knallkopf wie du rein.“ „Ey, …“ , brumme ich und kratze dann beleidigt mit der Gabel, über die Schiefertafel, auf welcher unser Sushi serviert worden ist. „Da findest du auch deine heiß geliebten Markenklamotten, für ganz kleines Geld.“ , lockt mich Pumuckl weiter und wie ein fetter, gefräßiger Fisch, beiße ich an: „Wirklich?“ Herr Akasuna nickt: „Harajuku hat eine immense Auswahl an Second Hand Läden und eine komplette Straße, die voll ist mit diesen. Direkt am Bahnhof, die Takeshita Street.“ „Takes…was?“, wiederhole ich diesen unfreiwilligen Zungenbrecher, doch Herr Akasuna greift ein, bevor ich mich zu arg blamieren kann: „Takeshita Street. Eine ziemlich enge, überfüllte Straße, ich selbst bin nie dort gewesen, ist mir nur vom hören-sagen bekannt.“ Ich nickte verstehend. „Würde ich schon gerne mal sehen, …“ , überlege ich und Pumuckl nickt. „Na, anstatt dein Geld in Alkohol und Klamotten zu investieren, die ohnehin aus den selben Bangladesh-Fabriken stammt, wie Discounter-Mode.“ Ich verziehe verärgert das Gesicht, möchte gerade etwas drauf erwidern, immerhin habe ich einen ausgesprochen guten Kleidungsstil und was kann ich bitte dafür, dass Herr Klein und Hilfiger manchmal doch etwas asi sind, beim Preis-Leistungsverhältnis? Vor allem bei dem Teil, mit dem Preis? Doch anstatt weiter auf mich einzugehen, lässt sich Herr Akasuna nur von seinem Stuhl rutschten, kramt dann in der Innenseite, seines Mantel, bis er schließlich sein Portemonnaie hervorzaubert und zwei, etwas zerknitterte 20-Pfund Noten hervorzieht. Er wirft mir einen flüchtigen Blick zu und auch ich erhebe mich und muss zugeben, etwas erleichtert bin ich schon, denn auch, wenn ich inzwischen tatsächlich so etwas wie Vertrauen gefasst habe und nicht mehr ganz so überzeugt davon bin, dass es sich hierbei eigentlich um Geldwäsche handelt, ändert das doch nichts daran, dass es in diesem Lädchen äußerst stickig ist und langsam bekomme ich etwas Kopfschmerzen. Herr Akasuna verabschiedet sich, von dem Haifisch ähnlichen Kerl, oder nickt ihm eher unbestimmt zu, doch dieser Kisame scheint dies bereits zu kennen, lacht uns nur gruselig entgegen und wünscht uns einen angenehmen Abend. „Danke, was echt gut.“ , gebe ich zu, als wir schließlich wieder nach draußen, auf die Straße treten. Inzwischen ist es stockfinster, die Straßenlaternen leuchten bereits und ziemlich kalt ist es auch. Kurz erschaudere ich, schlüpfe dann, leicht zitternd, in meine Bomberjacke von Alpha Omega und für den Bruchteil einer Sekunde frage ich mich, ob es ein günstigeres Plagiat nicht auch getan hätte, … aber nein - soweit hat mich Pumuckl dann doch noch nicht. Oder mit was war dieser rohe Fisch versetzt? „Stresst das nicht auf Dauer ihren Geldbeutel, wenn Sie immer so teueren Fraß futtern, mal ernsthaft?“, möchte ich schließlich wissen, vergrabe dann meine Nase in den Tiefen meines Schals und ziehe bibbernd die Schultern was höher. Der Winter steht unmittelbar vor der Tür und während wir langsam, beide, nebeneinander, gen Undergroud-Station traben, fällt mir wieder ein, dass es auch bis Silvester gar nicht mehr so lange hin ist. Herr Akasuna lässt sich Zeit mit seiner Antwort und beinah glaube ich, dass er mich womöglich nicht gehört hat - der Jüngste ist er ja auch nicht mehr, … denke ich - doch dann zuckt er mit den Schultern: „Ich gehe kaum aus.“ „Aber heute waren sie aus?“ „Mehr oder weniger freiwillig.“ „Ach so?“, hebe ich überrascht den Blick, wobei mir auffällt, dass Pumuckl mich gar nicht anschaut und das die ganze Zeit schon nicht. Und der Kerl will mir etwas über Anstand beibringen, püh, dass ich nicht lache! Pumuckl schweigt und ich glaube, wenn ich jetzt nicht nach steuere, dann begleitet uns akward silence und das bis in die tube hinein. „Dann waren Sie nicht alleine hier?“, hake ich also nach und kurz wirft Herr Akasuna mir einen verstohlenen Blick aus den Augenwinkeln zu, ehe er seine Aufmerksamkeit, wieder auf den Weg vor uns lenkt. „Nein.“ Okay, der Kerl ist wirklich ein harter Brocken. Heilige Maria Mutter, … „Sie haben Freunde?“ , frage ich überrascht und ich glaube, das klang beleidigender, als es sollte. Aber ehrlich mal: Der Kerl hat Freunde?! „So würde ich das nicht nennen,…“ , seufzt Herr Akasuna schließlich und atmet dann angestrengt aus, „Die Verantwortlichen der verschiedenen Fakultäten, also auch Kunst, …“ er schaut mich kurz an, „Das ist das Fach, das du studierst, für den Fall, dass du es vergessen haben solltest - treffen sich regelmäßig im mehr, oder weniger, privaten Rahmen. Gehen was Trinken, zum bowling, all diese zeitverschwenderischen Dinge,…“ „Klingt für mich nach ner’ Menge Spaß.“, bemerke ich unbestimmt, doch Herr Akasuna schüttelt nur den Kopf: „Ich hab zu oft abgesagt in letzter Zeit und ich, …“ Plötzlich verstummt er, starrt dann angestrengt auf seine eigenen Füße und mir wird plötzlich noch einen Tacken kälter. „Sie denken, sie könnten was merken?“ , möchte ich wissen, wofür ich mit einem beleidigten Blick gestraft werde, doch dann rollt Herr Akasuna mit den Augen: „Womöglich.“ „Und deswegen sind Sie mitgegangen, damit es nicht auffällt.“, schlussfolgere ich. Gugge’ mal - Genau so labil wie ich, obwohl man bei Herrn Akasuna beinah schon von einer schweren Ambivalenz sprechen könnte: Mal will der Kerl sich erhängen und im nächsten Moment ist das Leben nice genug, um auf einem Fisch-Festival mit Freunden Fisch zu snacken. Der Typ ist wirklich und wahrhaftig reif für die Klappse. Allein, dass er so nen Faible für Sushi hat, ist bereits therapiebedürftig, obwohl dieses Zeug, von diesem Kisame gar nicht mal so scheiße war. „Aber als ich Sie getroffen haben, waren Sie doch allein?“ , fällt mir mit einem Mal auf. Inzwischen haben wir die Underground beinah erreicht. Zum Glück. Nur noch noch eine Station und anschließend zwei Minuten Fußweg, trennen mich von meiner warmen Wohnung und meinem kuschligen Bett. Und netflix. Und chill. Und Kaninchen. Und ich glaube, ich habe noch Ben and Jerry ins der Tiefkühlbux’. „Wie gesagt.“, brummt Chucky unterdessen, „Ich bin keine sehr extrovertierte Persönlichkeit, eine Stunde, länger habe ich es mit diesen Kunstbanausen nicht ausgehalten.“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ist schon ein starkes Stück, von jemanden, der glaubt, dass wahre Kunst in langweiligen uralten Ölgemälden läge… wahre Kunst sei für die Ewigkeit, ihre Aufgabe sei es Tradition und Kultur für die Nachwelt fest zuhalten. Jaja, Herr Akasunas Kunstauffassung grenzt bereits an Fanatismus. Das ausgerechnet so Jemand meint anderen Promovierten die Stirn bieten zu müssen,… Doch ich verkneife mir dahingehend einen Kommentar, denn diese Diskussion habe ich schon oft genug mit unserem Möchtegern-Rembrandt geführt, dem ich die Nachtwache, im übrigen, gerne mal um die Ohren hauen würde und zwar die in Originalgröße. Zudem bin ich tatsächlich ziemlich müde und ein dramatischer Streit reicht, für einen Tag. So meine ich. Herr Akasuna stöhnt genervt auf, wirft mir dann einen mahnenden Blick zu, immerhin weiß er, dass ich weiß, was er denkt und ich weiß, dass er weiß, was ich denke. Und so, sind wir beides ein offenes Buch, für den jeweils anderen, zumindest wenn es zu solchen Themen kommt. „Nach einer Stunde habe ich mich mit einer passenden Ausrede empfohlen und dann bin ich ja in dich gerannt, viel mehr, du in mich, also, … noch Fragen?“ , möchte er wissen und ich schüttle den Kopf. „Immerhin hatten Sie Sushi.“ , bemerke ich, drücke dann den Ampelknopf, denn inzwischen haben wir die große Kreuzung erreicht, auf der gegenüber liegenden Seite lockt bereits das leuchtende weiß-rot-blaue Underground-Schild. Herr Akasuna nickt und so stehen wir beide nur da, jeweils die Hände in den Taschen unserer Jacken vergraben, die Nase in den Schal, oder Kragen gedrückt und sehen den vorbei rauschenden Autos nach, welche über die Straße düsen. Eisiger Wind weht und leichter Nieselregeln sorgt dafür, dass sich meine Haare in den Spitzen etwas kräuseln. Na super. Morgen früh erstmal das Glätteisen anhauen, … was bedeutet, dass ich noch früher aufzustehen habe. Vielleicht lasse ich die Vorlesung einfach ausfallen,… Kunst- und Ästhetiktheorien. Wer braucht den Scheiß schon? „Hey.“ , murmle ich nach einer Weile. Die Ampel wird grün und wir beide setzen uns in Bewegung. Herr Akasuna grummelt unbestimmt. „Ist Sushi für Sie ein guter Grund, am Leben zu bleiben?“, irgendwie ist mir die Frage peinlich, aber ich muss langsam Mal hinne machen, immerhin haben wir gewettet und ich bin ein äußerst schlechter Verlierer. Aus diesem Grund lasse ich es gar nicht es so weit kommen, besser ist das,… „An sich, ja.“ , kommt es gedämpft zurück und ich glaube beinah, ich habe mich verhört. Überrascht hebe ich den Kopf, doch Herr Aaksuna wirft mir einen beinah mitleidigen Blick zu. „Doch das Ganze ist ja nicht auf deinem Mist gewachsen, zudem habe ich bezahlt.“ „Ich habe für den Kram ja auch kein Geld.“, gebe ich knirschend zurück, worauf Chucky wieder nur mit den Schultern zuckt. „Du nennst dich Künstler, dann werd’ kreativ, mach es selbst, oder so.“ „Geht das?“ „Natürlich geht das.“ Ich überlege kurz, bleibe dann stehen, denn wir haben nun die Stufen, die nach unten, zur Station führen, erreicht. Auch Herr Akasuna hält inne, mustert mich dann abwartend. „Da wären wir.“, spricht er das offensichtlich aus, als ob ich nicht selbst zwei gesunde Augen im Kopf hätte. „Wenn ich die Zutaten für Sushi besorge und welches mache, gilt das dann als Grund?“ , beharre ich weiter auf meinen Wetteinsatz und Pumuckl fasst sich genervt an die Stirn, schließt angestrengt die Augen. „Du und Sushi machen, das will ich sehen,…“ „Dann helfen Sie mir halt!“ „Damit du mir noch einmal das ganze Haus vollsaust, das wüsste ich aber.“ „Dann kommen Sie halt zu mir.“ , biete ich an, doch das scheint ihm dann auch wieder nicht zu schmecken: „Nur über meine Leiche.“ Verärgert schnaube ich, was tatsächlich kleine Atemwölkchen vor meinem Gesicht tanzen lässt. Ich bin ein Drache! „Dann komm ich zu ihnen, ob sie wollen oder nicht.“, beschließe ich grinsend und Herr Akasuna wirft mir einen flehenden Blick zu, doch wahrscheinlich weiß er inzwischen, was für einen Sturkopf er sich hier angelacht hat. „Ich bringe auch die Zutaten mit! Sicher günstiger, als dieses teure Sushi! Morgen um halb acht?“, plapper ich einfach weiter und gedehnt seufzt Herr Akasuna. „Unter einer Bedingung.“, beginnt er schließlich und direkt werde ich spitz, „Ich sehe dich morgen in der Vorlesung, ansonsten überlege ich mir das nochmal.“ Augenblicklich verziehe ich das Gesicht. „Sie sind unfair!“, beschwere ich mich, doch er schüttelt den Kopf: „Unfair ist, dass es mir nicht erlaubt ist Anwesenheitslisten zu führen. Also.“ Grummelnd rolle ich mit den Augen. Der alte Sack ist so ein Spielverderber. Aber schön, … auch wenn ich jetzt wahrscheinlich gefühlt mitten in der Nacht aufstehen muss, um vorher noch meine Haare glätten zu können, … „Meinetwegen.“, zische ich genervt und Herr Akasuna nickt. „Sehr schön.“ , brummt er dann, nickt kurz und schielt kurz zur UBahn-Station. „Dann komm gut nach Hause, bis morgen.“, verabschiedet er sich, will gerade umdrehen, als ich verwirrt dazwischen schreite: „Fahren Sie nicht mit?“ Doch er schüttelt nur den Kopf. „Mein Auto habe ich in der Innenstadt, bei den Arkaden geparkt.“ „Bei den Arkaden?“ Dann ist er doch penetrant in die falsche Richtung gelatscht, in die City gehts doch in die Entgegengesetzte. „Wieso sind sie dann mitgekommen?“, möchte ich wissen, doch Herr Akasuna hat sich bereits zum gehen gewendet und mir den Rücken zu. Knigge schlägt unter der Erde Purzelbäume. Da hintergeht sein fleißigster Schüler ihn dermaßen - Hat wohl Nitzsche etwas zu genau gelesen. „Damit du mir auf halbem Weg nicht verloren gehst.“, lacht er leise und ich muss gegen das Bedürfnis ankämpfen, ihm einfach die Zunge raus zu strecken. Ich bin doch jetzt erwachsen. Sowas ziemt sich nicht. Aber ist der blöd? Ich bin ja kein Mädchen, oder so,… Kapitel 13: Morgenstund hat, ... ach halt's Maul- ------------------------------------------------- Ich möchte echt nicht unnötig jammern, aber manchmal frage ich mich, wie ich das früher als Schüler gemacht habe. Ach ja, ich erinnere mich. Ich bin ständig zu spät, zum Unterricht gekommen, so hatte das ich überlebt. Ich war schon immer so ein Survival-Künstler. Ich bin quasi Bear Grills, nur, dass ich mich eben, wenn’s bedrohlich wird, nicht in einem ausgeschabten Kamel verstecke, sondern in meinem Bett. Fast das Selbe. Das hier ist kein Man vs wild, nein… viel schlimmer: Es ist Deidara vs. Früh Aufstehen. Und ich kann jetzt bereits erahnen, wer aus diesem battle als Sieger hervorgehen wird. Tatsächlich erweist es sich als äußerst komplizierte Sache, durchgängig die Augen offen zu halten und wenn ich nur einen Tacken weniger Selbstbeherrschung in mir trüge, würde ich mich vermutlich einfach vor meinem Badezimmerspiegel zusammen rollen und auf den Fließen weiter schlafen. Gott, ich bin so müde. So verdammt müde. Und alles nur, wegen diesem depressiven, Fisch liebenden, Dozenten. Warum mache ich den Scheiß eigentlich mit? Mit hängenden Lidern nehme ich einen weiteren Schluck Redbull-Kaffee aus meiner Tasse. Nicht nur, dass ich wegen diesem Depri gezwungen bin, gefühlt nachts, aus den Federn zu huschen, am Ende ist er auch noch verantwortlich dafür, dass ich einem Herzinfarkt erlegen bin. Das leise Piepen meines Glätteisens, welches sich inzwischen entsprechend aufgeheizt hat und für den Einsatz ready scheint, lässt mich inständig zusammen zucken, ehe ich ohne jegliche Motorik, nach dem dem Teil greife, mir gähnend damit über die Haarenden fahre. Kurz halte ich inne, stöhne dann entnervt auf. „Scheißeee, …“ , murmle ich frustriert, führe die monotone Prozedur dann jedoch fort. Ich habe Hitzespray vergessen. Aber jetzt ist eh zu spät. Nicht nur, dass ich mit knapp 20, an einem Herzinfarkt, kläglich zu Grunde gehen werde - NEIN, ich werde auch noch mit hässlichen, splissigen, strohigen Haaren sterben. Geil. Bom-ben-mäßig. 10 outta 10. Gerne wieder. Gute Kommunikation und so. Nachdem ich mich schließlich dazu entschieden habe, meine Haare nun ausreichend geschädigt zu haben, exe ich den Rest meiner todbringenden Mische, fühle mich tatsächlich zumindest etwas wacher. Und in meinen Fingerspitzen kribbelt es ulkig. Vielleicht wachsen mir jetzt wirklich Flügel und ich kann zur Uni fliegen! Dann muss ich mir zumindest nicht mit de ganzen Schulkiddis den Bus teilen und ihnen dabei zusehen, wie sie bereits vor acht Uhr, komische Tik-Tok Moves machen. Hit or miss - aber das würde ich gerne missen. Doch solange mir aus den Fingerenden keine Federn sprießen, werde ich wohl nicht drum herum kommen, mich dazu herablassen, dem Fußvolk während ihrer morgendlichen Wanderschaft, zur Verantwortung, bei zu wohnen. Oder … ich nehme… den Wagen…? Aber der schmiert mir auf halbem Wege nur ab und ich komme zu spät und das gibt richtig Ärger. Während ich höchstmotiviert mein Macbook, samt Ladekabel und die Ausdrucke eines Textes, von welchem ich nicht mal genau weiß, ob es der ist, den wir für diese Woche vorbereiten sollten, in meine Sporttasche pröffe, frage ich mich, was ich eigentlich mache, sollten mir Kiba und Tenten über den Weg watscheln. Und Sai, aber der hält sich ja eh aus allem raus und vermutlich ist das auch besser so. Ein Toter weniger. Bei Kiba könnte ich womöglich noch Glück haben, denn auch der ist ein Morgenmuffel, aber Tenten wird save da sein. Sie ist da etwas konsequenter. Wenn Herr Akasuna ihr sagen würde „Spring“, dann täte sie bloß fragen „Wie hoch?“ - So ungefähr, dass ihr euch das mal vorstellen könnt. Ich kenne Tenten zwar erst seit der Hälfte des ersten Semesters, kann mir aber gut vorstellen, dass sie früher schon so ein obernerviger Lehrerliebling gewesen ist, der den Sackfalten als Morgengruß, noch einen polierten Apfel aufs Pult gestellt hat. So und nicht anders. Auch wenn ich sie wirklich gern habe, muss ich gestehen, kann ich solche Menschen bis auf den Tod nicht leiden. Auf der anderen Seite, kommt mir natürlich auch genau dieser Charakterzug ihrer, selbst sehr zu Gute, zumindest wenn es darum geht, sich ordentlich und strukturierte Mitschriften zu beschaffen, für die Kurse, die man selbst lieber mit auskatern verbracht hat. It’s the hard knock life - For ME! Und vor allem especially for me. Wem auch immer ich, Gefahr laufe, über den Weg zu laufen - jap, auch für mein Geschmack definitiv zu viel Bewegung, für die Uhrzeit - es bewahrt mich nicht davor, selbst zur Uni laufen zu müssen, oder zumindest bis zur Bushaltestelle, einen Häuserblock weiter. Und somit quäle ich mich in den Flur, lasse meinen Kaninchen, gütig wie ich nun einmal bin, meine Nachttischlampe an, damit sie nicht im Stockdusteren poppen müssen und schlüpfe schließlich in meine Jordans. Ich will nicht. Herr im Himmel, ich will nicht. Ich bin, bei Gott, kein gläubiger Mensch - haha, haste gecheckt nh?, aber wenn es ihn wirklich geben sollte, wie zumindest Hidan versucht, jedem weiß zu machen, dann wäre jetzt, genau jetzt, ein echt guter Zeitpunkt sich bemerkbar zu machen. Und zwar indem man mir einen echt guten Grund liefert, zu Hause bleiben zu können und am besten noch 49 andere gute Gründe, für Herrn Akasuna, sich nicht bei nächst bester Gelegenheit, den Lauf seines Gewehres in den Rachen zu schieben und dann ab zudrücken. Bereits jetzt fröstelnd, trete ich ins Treppenhaus, schließe dann die Eingangstür zu meiner Wohnung zu und mache mich, auf den wohl schlimmsten Spaziergang meines Lebens, um nichtmal halb sieben Uhr, zur Bushaltestelle. Ich kriegs’ kotzen. Wieso leben in dieser Stadt eigentlich so viele Menschen und wieso müssen sie alle gleichzeitig mit dem Bus zur Arbeit? Vermutlich, weil es normal ist, um solche Uhrzeiten zur Arbeit zu fahren, … aber darum geht es mir gerade nicht. Und während meine Laune, langsam, aber sicher, gen dem tiefsten Punkt der Erde zusteuert, frage ich mich ernsthaft, ob es mir das eigentlich wert ist. Und warum ich das mache? Nur einer blöden Wette wegen, oder weil mir Herr Akasunas Leben tatsächlich am Herzen liegt? Oder doch eher, weil ich Angst habe, man könnte nachher mir etwas anhängen und ich womöglich noch ein schlechtesGewissen hätte, nicht alles versucht zu haben. Jap, und just in diesem Momente hat meine Laune das Niveau des Mariannen Graben erreicht! Es ist wohl eine Mischung aus allem, schätze ich mal, und während ich weiter, den Blick grimmig auf den Boden vor mir, gerichtet, den Bordstein, die Nase tief in meine schwarzen Wollschal vergraben und über meine Kopfhörer den lieblichen Klängen Ariana Grandes lauschen, bemerke ich nicht einmal, wie sich von hinten ein alter Bekannter anbahnt. Erst als Itachi einmal kurz hupt, checke ich, dass in dem langsam fahrende Auto, mit den abgedunkelten Scheiben, kein Vergewaltiger hockt, sondern mein bester Freund. „Arschloch.“ , schnauze ich ihn, liebenswert, wie ich nun einmal bin, an, als ich die Beifahrertür aufreiße, mich dann zitternd auf den Sitz sinken lasse. Es ist echt arschkalt. Bloß zwei Grad, verrät mir mein Handy und bei dem Gedanken schüttelt es mich. Für das kommende Wochenende haben sie Schnee angesagt. Dabei bleibt bloß zu hoffen, dass dieses „pünktlich zur Vorlesung erscheinen“ ein einmaliger Spaß sein wird und mich der Knallkopf jetzt nicht jeden Mittwoch zu diesem Quark nötigt. „Was machst du hier?“ , spart sich Itachi einen Morgengruß, wirft mir dann einen flüchtigen Blick von der Seite aus zu, ehe er geschmeidig anfährt. Der Mercedes schnurrt auf und mir jagt es einen warmen Schauer über den Rücken. Oder ist das doch nur die Sitzheizung? Das nenn ich mal ein Auto. Nicht so Eines, wie meines, das aussieht, als hätte ein Dreijähriger es mit seinem Chemie-Baukasten zusammen gezimmert. Hat womöglich tatsächlich eine ähnliche hohe Energiereserve, wie eine Kartoffeluhr. Und produziert Abgase und Schadstoffe, wie die Titanic es zu ihrer Zeit tat. „Wie, was mach ich hier?“ , knurre ich, lasse mich dann tiefer in den, mit Wildleder überzogenen, Sitz sinken. „Zur Uni gehen.“ , erkläre ich schließlich eingeschnappt, was Itachi kurz misstrauisch eine Braue heben lässt. „Um die Uhrzeit?“ „Kunstheorie, fängt immer um halb acht an.“ , brumme ich, habe eigentlich keine Lust mich zu unterhalten, beobachte Itachi lieber genaustens dabei, wie er in einer schmalen Einfahrt den Wagen dreht, um dann in die andere Richtung, gen Universität zu steuern. Wo wollte er denn ursprünglich hin? „Und du?“ , frage ich dementsprechend nach, immerhin ist sieben Uhr doch, nach wie vor, eine verdammt ekelige Zeit, wieso ist Itachi also unterwegs, wenn er nicht im Begriff ist, seinen, in Levisjeans gekleideten Hintern, in die Uni zu schwingen? Levisjeans tragender Arsch, schaut kurz auf und mustert mich tatsächlich etwas irritiert, beinah so, als hätte ich ihn bei etwas erwischt. „Ich hatte ein paar Erledigungen zu machen.“ , sagt er dann schnell, doch das ist keine wirklich zufrieden stellende Antwort, immerhin kann das alles bedeuten. Ein paar Erledigungen,… dass kann von „Ich habe eine blutige Leiche, im Wald, verbuddelt“ bis hin zu „Ich hab nur eben zwei Croissants und frische Brötchen vom Bäcker holen wollen“ reichen. „Aha, und was soll das sein?“ , fühle ich dem Wiesel weiterhin penetrant auf den Zahn, doch Itachi schüttelt nur den Kopf, den Blick dabei wieder starr auf die Straße, vor sich, gerichtet. „Familienintern.“ Ich seufze, lasse es dann gut sein, rolle allerdings einmal theatralisch mit den Augen, doch auch das kitzelt keine weiteren Informationen aus Kant Junior hinaus. Schade, dabei habe ich mich so bemüht. Eine Weile ist es schließlich still, super still und erst nach einigen Minuten fällt mir auf, dass das wahrscheinlich unter anderem auch daran liegt, dass Itachi das Radio nicht eingeschaltet hat. Was für ein kranker Mensch fährt denn ohne Musik Auto? Die Antwort lautet: Itachi und mit Blick auf diesen, fällt mir auf, wie seltsam schweigsam Wiesel heute morgen ist, selbst für Uchiha-Verhätnisse. „Alles okay?“, frage ich deshalb noch einmal nach, richte mich schließlich etwas auf, damit ich gleich, in der Wärme des bequemen Sitzes, nicht noch weg döse. „Ja.“, kommt es etwas zu schnell zurück, was mich dann doch misstrauisch werden lässt. Schließlich schaltet Itachi das Radio an und sofort wirkt die Situation nicht mehr halb so kafkaesk und ich entspanne mich etwas. „Ist es ein Kurs bei ihm?“ , möchte Itachi nach einer Weile wissen, was mich heftig zusammenzucken lässt. Ich glaube, ich wäre tatsächlich fast wieder eingeschlafen. Aber es ist ja auch so herrlich warm in meinem Rücken, und an meinem Hintern,… fast als hätte man sich eingekackt, nur in schön. „Bei ihm?“, frage ich irritiert, worauf Itachi bloß nickt. „Professor Akasuna.“ ´, fügt er schließlich hinzu, nachdem ich scheinbar nicht ganz ohne Hilfe auf den richtigen Trichter komme. „Ach so,…“ brumme ich, unterdrücke ein Gähnen, nicke dann aber, „Ja, wieso?“ Itachi zuckt unbestimmt mit den Schultern, schaltet dann auf einen anderen Sender. „Und was erhoffst du dir davon?“, möchte er wissen. „Gar nichts, er hat gesagt ich soll kommen, also…“ , kurz verstumme ich, als mir klar wird, dass ich allein auf diese Aufforderung hin, tatsächlich mich gerade auf den Weg zur Uni befinde. „Und deswegen machst du das auch?“ , gibt Itachi schmunzeln zu Bedenken und ich in selbst überrascht. „Schätze schon, ja.“ Itachi lacht leise und es jagt mir einen weiteren Schauer über den Rücken, aber den weiß ich irgendwie nicht einzuordnen. „Wer bist du und was hast du mit Deidara gemacht?“ Kurz zieht Wiesel auffordernd die Brauen an und auch ich muss grinsen: „Hab ihn getötet und dann gegessen und du, Itachi Uchiha, bist der Nächste.“ Itachi lächelt kurz, blinzelt mir dann vertraut zu, ehe er an der nächsten Kreuzung links abbiegt, die Schnellstraße hoch, gen Campus nimmt. Auf dem Hügel, am Horizont, kann ich bereits die Umrisse der massiven Gebäude sehen. Es sieht eigentlich ganz schön aus, so angestrahlt von Scheinwerfern, aber auch etwas verlassen, denn nur hinter wenigen Fenstern brennt bereits Licht. „Wir sind uns gestern zufällig bei diesem Sushi-Dings über den Weg gelaufen und ja,…“ , erkläre ich, was mich in diese unangenehme Situation gebracht hat und Wiesel nickt erneut, ohne den Blick dabei von der Fahrbahn zu nehmen. „Und was kriegst du dafür, dass er dich hier in der Früh antanzen lässt?“ Ich schnaube kurz. Der Junge kennt mich gut. Wie seine Armani-Jackentasche. „Die Möglichkeit ihm einen weiteren Grund zu präsentieren.“ „Und der da wäre?“ „Sushi.“ „Sushi?“, wiederholt Itachi ungläubig, schaltet dann in den zweiten Gang, inzwischen haben wir die Auffahrt, zum Campusgelände, erreicht. „Ich dachte du hasst Sushi?“ „Tu ich auch, aber er mag es.“ „Dann verstehe ich nicht, warum du es ihm als Grund vorstellen musst, …“ „Darum geht es nicht, es geht eher darum, dass er es als einen Grund anerkennt.“ , inzwischen dann doch wieder schlecht gelaunt, trotz Fahrservice, lasse ich mich, mit verschränkten Armen, gegen die Lehne des Beifahrersitzes sinken. „Aha.“, bemerkt Itachi, wenig überzeugt, fährt dann den schmalen Weg, zum Parkhaus, hinunter, um am unteren Wendekreis drehen zu können. „Du musst es nicht verstehen.“ , blaffe ich ihm beleidigt entgegen und irgendwie kann ich nicht einmal genau sagen, warum ich ihn jetzt gerade so angehe. Immerhin hat er mich gerade, in einem Anflug von Großmut, auch noch zur Uni buchsiert und mich somit vor den hit or miss-TikTok-Kindern bewahrt. „Ich verstehe es auch nicht.“ , ist alles, was ihm dazu einfällt, als er schließlich den Wagen halten lässt, sich dann mir zuwendet. „Sehen wir uns später?“, möchte er wissen, doch ich schüttle den Kopf. „Ich geh danach nach Hause.“ „Hast du nicht noch deinen Geschichtskurs?“ Wieso kennt der Kerl meinen Stundenplan auswendig? Nichtmal ich hab den Scheiß im Kopf! Außerdem habe ich Besserer zu tun, als ganze zwei Stunden einem Vortrag über hellenistische Kunst zu lauschen, von einem Mann, der den guten Skopas wahrscheinlich noch zu Lebzeiten gekannt hat. „Schon, aber hab da noch was zu erledigen.“, brumme ich, schnappe mir schließlich meine Sporttasche und öffne die Tür. „Danke fürs’ fahren.“ „Kein Thema.“ Ich verabschiede mich, mit einer lässigen Handbewegung von meinem philosophischen Chauffeur und erst, als ich den schwarz lackierten Wagen langsam vom Horizont verschluckt werden sehe, fällt mir ein, dass ich Itachi überhaupt nichts von Kibas gestriger Aktion erzählt habe. Vielleicht mache ich ihm später eine voiceMail dazu. Auf der anderen Seite, möchte ich der ganzen Sache auch gar nicht so viel Bedeutung zukommen lassen, immerhin ist das Alles absolut albern und je mehr ich mich reinsteigere, desto ein größeres Ding wird es am Ende auch. Trotzdem hat es mich getroffen. Und ich weiß nicht mal genau, warum. Bereits wieder in dem Strudel meiner eigenen Gedanken untergehend, bahne ich mir meinen Weg, die Treppen hoch, gen Haupttrakt. Es ist das modernste und gleichzeitig schönste Gebäude, welches die Claytoner Uni zu bieten hat und eigentlich freue ich mich auch immer, wenn einer meiner Kurse in diesem stattfindet. Nur eben nicht um die Uhrzeit. So ab 12, da können wir drüber reden - Da lässt sich dann save ein Kompromiss finden. Nicht, der Vorwurf, ich sei schwul, hat mich so getroffen und das weiß ich auch. Das finde ich eher lustig. Also ernsthaft mal. Wenn ich nh Wurst will, dann schmeiß ich den Grill an, aber dafür zieh ich bestimmt keinem dahergelaufenen Halbstarken die Buxe vom Popo, selbst wenn er Itachi Uchiha heißt. Vielleicht war es tatsächlich diese unscheinbare Randbemerkung, dass ich, im Gegensatz zu so vielen, vielen Anderen, verhältnismäßig wenig OneNight-Stands zählen kann. Nämlich keine. Und das ich mich immer, auffällig unauffällig, aus dem Verkehr ziehe, sobald das Thema in Richtung Sexgeschichten und allem, was damit zu tun hat, zu gehen droht. Und vielleicht, aber nur vielleicht, war das auf lange Sicht gesehen, dann doch auffälliger, als es mir bislang, … aufgefallen ist,… Ziemlich konditionelle Gedankenmuster, für jemanden, der gerade im apathischen Halbwach-Zustand, durch die Uni schlurft. Vielleicht schäme ich mich, dass mein WhatsApp-Chatverlauf, nun mal nicht von irgendwelchen nymphomanen Weibern dominiert wird, so wie es bei Hidan und Kiba, ja, vermutlich selbst bei Itachi, teilweise, der Fall ist. Dabei ist es ja nicht so, dass ich keine haben könnte, … also glaube ich. Die meisten Mädels pochen eben darauf, dass der Kerl den ersten Schritt macht, nur bin ich, was das angeht, ziemlich bewegungsfaul. Aber das hat ja dann eher was mit meiner Einstellung zu tun und nicht mit mir, als Person. Immerhin habe ich zudem gute Gründe, warum ich, was das angeht, ziemlich auf der Stelle trete. Hätte nur niemals damit gerechnet, dass genau diese Erfahrung dazu führt, dass ich später von meinen eigenen Kollegen zur Schwuchtel degradiert werde. What a time. Man ist direkt schwul, wenn man kein Weib am Start hat, oder generell nie mit Einer ins Bett steigt. Was wissen Kiba und der Rest eigentlich über mich? Ich könnte auch einfach nur gottesfürchtig sein und statt mit Sex, meine Zeit lieber damit verbringen, die Bibel zu lesen. Und ein Weib lache ich mir genau deswegen nicht ans Bein, um nicht den stündlichen Daily Office zu verpassen. Jaja, der anglikanische Orden wäre entzückt, mich seinen Gläubiger nennen zu dürfen, das steht außer Frage, doch leider bin ich so absolut gar nicht gläubig. So nada. Niente. Ich glaube, ich bin nichtmal konfirmiert. Uppsi. Ich meine, ich glaube schon irgendwie an so eine Art Gott, jetzt nicht mit Rauschebart und mit Zepter, weil sonst stelle ich mich nur vor, wie Gandalf oben im Himmel, mit Jesus und Petrus gammelt und die lässt meine Fantasie dann automatisch wie Sam und Frodo ausschauen. Aber halt an so nh’ höhere Macht. Und wie auch immer diese in Erscheinung treten möchte, sei es nun durch einen brennenden Busch, oder im Gandalf-Cosplay. Gott hat definitiv Sinn für Humor. Und ich bin der lebende Beweis dafür. Der Vorlesungssaal liegt da, wie ausgestorben, ich meine, wem kann ich’s verübeln? Es ist kalt, es ist dunkel und das Semester läuft bereits seit guten zwei Monaten. Ein Blick auf den Sperrscreens meines Handys verrät mir, dass ich sogar noch etwas Zeit übrig habe und Herr Akasuna scheint auch noch nicht da, doch von hier oben, kann ich seine Aktentasche, nächst des Sprechpultes lehnen sehen. Seinen Laptop scheint er auch bereits aufgebaut zu haben. Er ist also hier. Er lebt noch. Immerhin eine erfreuliche Nachricht, an diesem Morgen, obwohl dass auch bedeutet, dass ich nun tatsächlich hier bleiben muss. Es fühlt sich beinah etwas unwirklich an, wie ich mich schließlich die ersten Treppenstufen hinuter schwinge. Ganz oben sitze ich bestimmt nicht, das wäre zu auffällig und würde nur verdächtig wirken, aber nach ganz unten kriegen mich keine zehn Pferde. Irgendwo mittig, da, wo sich der Rest meiner Mitstudenten knubbelt. Ein Gedanke und ein Haufen Dummer, der ihn ausführt. - Universität in a nutshell. Schließlich habe ich mich für einen Platz in den mittleren Reihen, am Rand, entschieden, packe, vorbildlich, wie ich nun einmla bin, mein Macbook aus, damit ich hinter diesem an meinem Handy spielen kann. Noch fünf Minuten und gelangweilt lasse ich den Blick über die Riegen, unter mir, wandern an, als ich auf den vordersten Stühlen plötzlichen Tenten erkenne. Augenblicklich macht meinen Herz einen Hüpfer und ich ducke mich etwas hinter meinem Laptop weg, was mir im nächsten Moment bereits albern vorkommt. Eigentlich haben sie und ich ja gar kein Problem. Kiba war derjenige, der Scheiße gebaut hat, was sie betrifft und ich habe es nur eben offen verkündet. Gut, zugegeben, ich hätte das auf eine etwas sanftere Art und Weise rüberbringen können, allerdings hatte sie mir ja auch nur wenige Minuten zuvor offenbart, dass sie mich für eine Schwuchtel hält. So gesehen, sind wir quitt. Vorsichtig luge ich über den Rand des hochgeklappten Bildschirmes, seufze stumm, als mir klar wird, dass sie alleine ist. Kein Kiba. Und auch sonst niemand. Wie ein Ninja, auf Mission, scanne ich den restlichen Saal ab, doch nirgends kann ich die hässliche Visage des Hundeflüsterers ausmachen. Glück gehabt. Bleibt die Frage, ob ich mit Tenten gleich reden sollte. Oder mich einfach zu ihr setzten? Ist doch eigentlich idiotisch, ich meine klar, war das auch von mir uncool, obwohl - nein. nein eigentlich war es gut, dass ich so offen zu ihr war, immerhin hält Kiba sie dauernd hin und jeder weiß es und sobald wir nur als Jungs was machen, klärt er sich die Nächste und archiviert dann die Chats. Erst jetzt wird mir klar, was für ein Casanova der Typ eigentlich ist. Vermutlich habe ich ihr am Ende nur einen Gefallen getan, ganz bestimmt sogar. Dann könnt’ ich mich ja auch eigentlich zu ihr chillen, … Doch viel Zeit, meinen Entschluss in die Tat um zu setzten, bleibt mir nicht, denn im nächsten Moment betritt Herr Akasuna den Raum, sieht dabei genau so missgelaunt aus, wie ich mich fühle. Aber vielleicht täusche ich mich auch und eigentlich hat er gerade die beste Zeit seines Lebens, denn offebar verfügt der Kerl ja nur über einen einzigen Gesichtsausdruck. Das Tuscheln, welches bis soeben noch den Raum erfüllt hat, verstummt mit einem Mal, als Chucky schließlich das Mikro einschaltet, kurz wartet, bis alle die Schnüss halten und dann ohne Begrüßung, oder sonstige Einleitung, einfach seine Folien runter rattert. Wobei ich zugeben muss, dass er selbst die komplexen Themen erstaunlich gut erklärt und selbst mit sporadisch aufkommenden Unruhen gut umzugehen weiß. Keine Ahnung, wie er das schafft, hat er mich sogar dazu gebracht, mein Handy Handy sein zu lassen und - man mag es kaum für möglich halten - mitzuschreiben. Ich habe zwar ehrlich keinen Schimmer, woran genau diese Vorlesungsreihe anknüpft, denn ehrlich gesagt, besuche ich diesen Kurs seit den ersten zwei Semesterwochen, das erste Mal wieder, aber irgendwie kriegt es Herr Akasuna gebacken, die verschiedenen Diskurslinen über die Genese und Funktionalitäten der Kunst so zu verpacken, dass es mich sogar reizt mehr zu erfahren. Ich bin beinah etwas enttäuscht, als Pumuckl bei der letzten Folien angekommen ist, seinen Monolog schließlich beendet und zudem eröffnet, dass wir uns in der nächsten Woche das ganze Thema, aus einem gesellschaftskritischeren Winkel betrachten werden. Den dazu, von ihm ausgewählten Text, Schellings, werde ich mir zwar nicht angucken, denn den Philosophiekack überlasse ich schön Mal Itachi, aber vielleicht werde ich wieder kommen. Das war echt nicht schlecht. So ein langweiliges und gleichzeitig komplexes Thema so grob runter zu brechen, dass es dermaßen einfach zu erfassen ist, das könnte man beinah als eine alleinstehende Kunst bezeichnen. Alle Anwesenden klopfen anerkennend auf ihre Tische, ehe sich die Ersten erheben, während sie ihre sieben Sachen zusammen packen und das altbekannte Geschwätz losbricht. Auch ich krame mein Zeug zusammen, den Blick dabei keinen Moment von dem braunen Haarschopf Tentens nehmend, obwohl ich das ein oder andere Mal rüber, zu Herrn Akasuna schiele. Für den Bruchteil einer Sekunde kreuzen sich unsere Blicke und ich hätte schwören können, es in seinen Mundwinkel zucken gesehen zu haben, sowie er mich offenbar erkannt hatte. Doch dann wendet sich Pumuckl wieder seiner Tasche zu, legt die Unterlagen zusammen und huscht dann ungesehen aus dem Raum, wie ein Schatten. Keiner beachtet ihn weiter. Ich schlucke, vertreibe diesen rothaarigen Dämon dann aus meinen Kopf, immerhin habe ich heute Abend genug Zeit mit ihm. Vielleicht sollte ich ihm sagen, wie gut mir sein heutiger Kurs gefallen hat. Aber nur, wenn er auch an mir, ausnahmsweise, mal ein gutes Haar lässt. Sonst nicht. Mit einem Ruck schultere ich meine Nike-Tasche, nehme dann jeweils zwei Stufen auf einmal, die Treppen hoch, um oben an der Tür Tenten abzufangen. „Hey!“, keuchend komme ich vor ihr zum stehen und mein Plan, das Aufeinandertreffen willkürlich ausschauen zu lassen, ist somit auch dahin. „Deidara?“, sie scheint etwas irritiert. „Hey, …“, wiederhole ich, noch immer um Sauerstoff kämpfend, während sie die restlichen Menschenmassen an uns vorbei und um uns herum, ihren Weg, nach draußen, bahnen. „Hey.“, kommt es schließlich etwas dumpf zurück und kurz schweigen wir. Vermutlich überlegt sie gerade, was genau in ihrem Morgenkaffee war und ob sie Halluziniert, doch ich bin es tatsächlich. Live und in… nicht in Stereo. Den Part überlasse ich Herrn Akasuna. Jesus Christ, ich muss einen Ablass kaufen, wenn wir hier fertig sind. „Sollen wir kurz reden?“, möchte ich nach einer weiteren akward-silence Minute wissen und Tenten nickt zaghaft, blickt dann beschämt auf ihre Schuhe. „Bitte.“, flüstert sie mit bebender Stimme. Kapitel 14: 3,5 Pfund --------------------- Chesterton hat einst über das Streiten gesagt: Die Leute streiten im allgemeinen nur deshalb, weil sie nicht diskutieren können. - und vermutlich hat er damit nicht ganz Unrecht gehabt. In der Regel ist es doch so, kommst du in die Verlegenheit, dass dir die Argumente ausgehen, dann versucht du deine Unwissenheit entweder durch Lautstärke, mit Hilfe von Schimpfworten, oder aber durch Schweigen zu komprimieren. Tenten und ich sind wohl beide zu der Erkenntnis gelangt, dass Schweigen in unserem Fall, die beste Möglichkeit ist, Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen und nachdem wir uns beide jeweils einen Kaffee beim Kiosk gegönnt und ich eine Kippe und dann auch noch eine Zweite geraut habe, komme ich mir langsam vor, wie in einem schlechten Film. „Bist du gestern denn gut nach Hause gekommen?“ , versuche ich dieses verflixte Gespräch schließlich ins Rollen zu bringen, worauf Tenten nickt. „Ja, Kiba und ich haben noch kurz geredet und dann,…“ , sie seufzt, wirft mir einen Hilfe suchenden Blick zu und es ist mir, als würde mein armes, schwaches, durch Redbull-Kaffee geschädigtes Herz, in tausend Teile bersten. „Ist das wahr, Deidara?“ , möchte sie schließlich wissen, wobei ihre Stimme bedrohlich zu zittern begonnen hat. Ich bleibe stehen, genau wie sie. Das Campusgelände ist wie leer gefegt, ein wenig erinnert es an einen dieser Lost Places und hier laufen auch mit Sicherheit genau so gruselige Gestalten rum, wie in Crarco in Italien, oder innerhalb der Beelitz-Heilstätten, in Berlin. Mit Herrn Akasuna, vorne an der Spitze. Der Kerl ist der Fremdenführer. „Was?“ , möchte ich wissen, obwohl ich genau weiß, was sie meint. „Kiba, hat er, … hat er echt so viel Kontakt zu anderen Weibern?“, möchte sie wissen, atmet dann einmal bebend ein. „Tenten.“, seufze ich, mustere sie mitfühlend, ehe ich den Stummel meiner dritten Kippe, über den weitläufigen Platz hinfort, weg schnippse. „So genau weiß ich das nicht.“ , murmle ich dann und beiße mir im selben Moment auf die Zunge. Kiba jetzt dermaßen in den Rücken zu fallen wäre gut asi, auf der anderen Seite, scheint mir das Kind ohnehin bereits in den Brunnen gefallen und dümpelt derweilen da unten, alleine, vor sich hin. Schiebste’ halt nen’ Stein drüber und wartest, bis es ein paar Jahrzehnte später, wieder aufersteht und aus deinem Fernseher krabbelt. Reunion vom Feinsten. Tenten senkt den Kopf und ich kann sehen, wie sie leicht zu zittern beginnt. „Kiba und ich haben halt nur viel geschrieben in letzter Zeit.“, beginnt sie dann nach einer Weile und ich bin mir sicher, sie weint, auch wenn ich es nicht sehen kann, „Und auch ab und an was alleine gemacht. Wir waren im Kino und oft bei mir, oder bei ihm zu Hause. Sogar meine Mum kennt ihn schon.“ Sie schluchzt einmal herzzerreißend auf und ich merke, wie meine eigene Kinnlade mehr und mehr der Gravitation zum Opfer fällt. Der Wichser - und das wäre ja eigentlich noch schön, wenn er seinen Trieben auf diese Weise Abhilfe schaffen würde, tut er aber nicht und das weiß ich leider zu hundert Prozent. „Was ein Hurensohn.“, seufze ich gedehnt, kratzte mich dann nachdenklich am Hinterkopf. „Sag sowas nicht, …“ , nuschelt Tenten mit zitternder Stimme, doch ich schüttle den Kopf. „Wenn’s doch stimmt.“ Ernsthaft, mein Bedürfnis, dem Jungen einmal die Fresse zu polieren, wächst von Sekunde zu Sekunde beständig und kontinuierlich an. „Es ist ja nichts Festes, zwischen uns, …“ Am liebsten würde ich das Mädchen schütteln und ein paar Mal links und recht Eine verpassen. Aber das käme hart uncool, vor allem so in der Öffentlichkeit. Wieso nimmt sie den Kerl in Schutz? Eigentlich geht es mich absolut nichts an, was zwischen ihm und Tenten geht und ich bin auch nicht stinkig oder so, dass mir keiner von beiden was gesagt hat, ehrlich nicht. Wie gesagt: Ihr Bier. Aber ich weiß, dass Kiba und ich des öfteren Mal über Tenten geredet haben, wenn wir besoffen von einer Party nach Hause getorkelt sind, oder am nächsten Tag, wie zwei Zombies, gemeinsam über der Kloschüssel gehangen haben. Friendshipgoals. Eigentlich, aber dann hat der Kerl mich als Schwuchtel hingestellt und obendrein meine beste Freundin verarscht. Der kann sich wen anders suchen, der mit ihm seine Toilette teilt, meine kriegt der Hinto vorerst zumindest nicht mehr. Auch nicht, wenn er so richtig flüssigen Dünnpfiff haben sollte. Dann erst Recht nicht. Ehre, wem Ehre gebührt, Kindas. Er weiß, was sie für ihn empfindet, sogar ich weiß das. Zumindest habe ich es ihm oft genug gesagt und ihn auch gewarnt, bloß keine Scheiße zu bauen. Und jetzt haben wir den Salat. Wirklich, ganz großes Kino! „Eigentlich kann er ja machen, was er will, …“ , murmelt Tenten weiter, in ihren unsichtbaren Bart herein und ich schnalze verächtlich mit der Zunge. „Lass dich doch nicht verarschen.“, knurre ich und sie schaut auf. Sie weint. Gott, ich hasse es, wenn sie weinen. Warum weinen Frauen so viel?! Die müssen doch nen viel zu hohen Wasserverlust haben, ich meine, die kriegen ihre Periode und flennen obendrein noch 24/7. Da ist doch jegliche Flüssigkeit irgendwann raus geschwemmt worden, nach ner gewissen Zeit! Alle Reserven verbraucht, oder schleppen die ein eingebautes Lager, mit Wassercontainern und Blutreserven mit sich rum? Habe ich gerade das Geheimnis von Kim Kardashians Hintern gelüftet? „Ich mag Kiba eben, …“, druckst sie dann schüchtern hervor, ehe sie den Blick verlegen abwendet. Als ob ich das nicht wüsste. Und Kiba mag sie auch. Aber er mag eben auch andere Weiber. „Ich weiß.“, seufze ich schließlich, schiebe dann meine kalten Hände in meine Jackentasche und mustere Tenten eine Weile. „Ey, ganz ehrlich, dass ist eure Sache und ich will mich da eigentlich gar nicht so einmischen,…“, beginne ich, doch werde prompt von ihr unterbrochen: „Hast du aber doch schon. Du wusstest es die ganze Zeit… du wusstest es die ganze Zeit und ihr beide habt mich einfach nur verarscht!“ , wimmert sie mit einem Mal verzweifelt, doch ich schüttle den Kopf. „Einen Scheiß Dreck habe ich, Tenten, ich wusste nicht, dass ihr euch trefft und alles, das hast du mir gerade erst erzählt, also beruhig dich mal bitte.“ Ich bin nicht sauer auf sie, eher genervt von der gesamten Situation und wenn ich der Uhr, an der gegenüberliegenden Seite des Westtraktes, trauen kann, dann haben wir auch schon bereits nach elf. Ich wollte eigentlich längst in der Stadt sein und die chici-mici Zutaten für Herr Akasunas und mein chici-mici Essen gekauft haben. „Schuldigung, …“ , schnieft sie schließlich auf und ich seufze gedehnt. „Kein Ding.“ Schrei mich ruhig an, ist okay, aber vielleicht solltest du deine Wut lieber an demjenigen auslassen, der sie auch verursacht und das ist in diesem Fall nun mal eindeutig Kiba. „Ich will mich nicht auch noch mit dir streiten Deidara, …“ , beginnt sie nun weinend und ich kann nicht anders, mache einen unsicheren Schritt auf sie zu und ziehe sie, letzten Endes, in eine Umarmung. Sofort schlingt sie ihre zarten Arme um mich, krallt sich in den schweren Stoff meiner Jacke und beginnt bitterlich zu weinen und eine Zeit lang, stehen wir einfach nur da und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll. „Pssh, …“ , ist das einzig Sinnvolle, was ich zu ihrem Gefühlsausbruch beizutragen habe und zeitgleich möchte ich allen Vorbeigehenden, die meinen uns blöd von der Seite angaffen zu müssen und lästige Sprüche ab zudrücken, gerne ins Gesicht rotzen. „Wir streiten nicht.“ , erkläre ich dann schließlich, nach einer Weile, doch auch das scheint sie nicht zu beruhigen. „Kiba und ich haben gestritten.“ , schluchzt sie stattdessen und ich nicke. Erneut schweigen wir und falls es einen Aus-Knopf gibt, bei aufgelösten Frauen, dann wäre genau jetzt der passende Zeitpunkt, mir diesen zu zeigen. „Ich hab ihn zur Rede gestellt und er meinte, …“, kurz verstummt sie und ich schiebe sie ein kleines Stück von mir weg, um sie besser anschauen zu können. „Was meinte er?“, hake ich nach, doch sie schüttelt den Kopf. „Tenten,…“ „Er meinte halt, dass du Scheiße erzählst, weil du dich ertappt fühlst, weil du, …“ „Weil ich was?“ „Naja, er hat es nicht sehr schön formuliert,…“ Ich stöhne genervt auf. „Was meinte der, …“ Und ich muss mich beherrschen nicht „Penner“ oder sowas zu sagen. Tenten atmet gedehnt ein, zuckt kurz mit den Schultern und wendet dann den Blick ab. „Er meinte halt, dass du Schwänze lutscht und jetzt von dir selbst ablenken möchtest und deswegen sowas erfindest. Und als ich ihm das nicht abgekauft habe, ist er pissig geworden, hat gemeint, ich solle mich aus seinen Angelegenheiten raus halten, er hätte nichts falsch gemacht und ist einfach gegangen.“ Erneut schluchzt sie leise und ich beginne unbewusst auf meiner Unterlippe herum zu nagen. „Geile Argumentation.“ , brumme ich und Tenten nickt geistesabwesend. „Also erstens, lutsche ich keine Schwänze, weder meinen Eigenen, noch den von Anderen.“ , stelle ich klar und das bringt sie immerhin etwas zum lachen, dabei hatte ich nicht einmal die Absicht lustig zu sein. Ich muss allerdings probs an Kiba dafür abdrücken, wie er es vermutlich beinah geschafft hätte, sich raus zu reden. Beachtlich, war nur dennoch wohl ein Schuss in den Ofen. „Und zweitens,…“ , ich seufze, zwinge mich schließlich zu einem Lächeln, „Solltest du ich von der Wichsbirne nicht dermaßen verarschen lassen.“ Ist doch so. Während Tenten von einer Beziehung träumt, die nach monogamischen Mustern aufgebaut ist, peilt Kiba lieber eine Polygamie an. „Er hat mir auch seit gestern nicht mehr geschrieben.“, fügt sie dann leise hinzu, mit Blick auf ihr Handy, „Aber sein Bild kann ich noch sehen.“ „Und wenn schon, … was interessiert es dich? Renn ihm nicht so hinterher.“, mahne ich, was sie aufschauen lässt. Ihr Augenweiß ist ganz rot und irgendwie macht mich das uncomfortable. Wo ist Itachi, der dude hat doch dauernd Augentropfen parat. Warum auch immer. Oder Hidan. Bei dem weiß ich zumindest, warum der dauernd welche mit rumschleppt. Fligh high,… „Aber,…“ „Nichts aber, Tenten.“, knurre ich, denn langsam beginnt das Thema mich zu nerven. Es war mit Sicherheit reichlich uncool von mir, gestern einfach genau dieses Thema rausgehauen zu haben, vor allem mit Blick auf Tenten jetzt, aber wie sagt man so schön? Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken, ohne Ende, … oder, … sowas in der Art eben. Auf der anderen Seite ist es auch ein ganzes Stück, mal eben zu erfahren, dass offenbar dein gesamter Freundeskreis davon ausgeht, du würdest, wie Kiba es so nett formuliert hat: „Schwänze lutschen“ und das erfährst du dann obendrein beiläufig, auf einem Straßenfest, das die Existenz von Salmonellen zelebriert. Rettet die Umwelt, rettet die Enterobakterien! „Tut mir leid,…“ , murmelt sie schließlich, schmiegt sich dann erneut an meine Brust und ich lege einen Arm um sie, schüttle dabei den Kopf. „Mir tut es leid.“, gebe ich letztendlich zu. Für sie, nicht für Kiba, der hat das verdient. „Ich hätte das gestern nicht einfach so raushauen sollen.“ Doch Tenten schüttelt den Kopf: „Nein, schon gut, ich meine, sonst wäre das vermutlich noch Monate so weiter gelaufen, jetzt weiß ich immerhin, was für ein Spiel er spielt.“ Sie seufzt, reißt sich anschließend von mir los und wischt sich dann, tapfer, mit dem Handrücken, die unteren Augenwinkel entlang. „Fertig?“, möchte ich wissen, worauf sie affektiert auflacht. „Du bist so ein Typ ey, …“, kichert sie und es beruhigt ,ich, dass sie nun offenbar wieder lachen kann. Lachgetriebe funktioniert noch: Check! „Ne, ich hab einfach noch zu tun.“,gebe ich grinsend zurück, während ich mich abwende, ihr allerdings mit einem Augenbrauenwackeln, meinen Arm anbiete. Sie schüttelt einmal schmunzelnd den Kopf, hakt sich dann unter und gemeinsam schlendern wir, den Campus hinunter, gen Stadtmitte. „Aha, was hast du denn vor?“, möchte sie wissen. „Kondome kaufen, für die Schwuchtelorgie heute Abend, bei dessem Stammtisch ich Vorsitzender bin.“, gebe ich trocken zurück und erneut bricht Tenten in Tränen aus, dieses Mal allerdings vor lachen. 3, 5 Pfund für Seetang. Den ich einfach auch hätte, beim Schwimmbad, oder nem unsauberen Aquarium, von den Wänden kratzen können. Und die darin lebenden Silberfische, hätte ich anstelle dieses völlig überteuerten Lachses nehmen und in Reis kleiden können. Die finden das bestimmt super. Können sich nichts Besseres vorstellen. Reisparty, whoop, whoop, whoop! Ich brech’ ab, vermutlich ist es, unter Strich, immer noch günstiger, als gekauftes Sushi, aber damn, was haben die Leute für ein Problem?! Vor gut ein paar hundert Jahren, war es das Salz, dann zwischenzeitlich mal YuGi-Oh Karten und offenbar ist jetzt die Ära des „Seetanges“ angebrochen - bald handeln wir alle nur noch damit. Dann gibt es keine BitCoins oder Aktienanteile mehr. Dann ist nur noch wichtig, wie viele Nori-Blätter du auf der hohen Kante liegen hast. Mal was Anderes: Ich habe lange überlegt, ob ich nicht doch vielleicht lieber Jeans anziehen soll, so, von wegen, Gepflogenheiten und so, aber dann ist mir wieder eingefallen, wie viel Herr Akasuna offenbar von eben jenen hält, wenn er seine Vorlesungsteilnehmer um halb acht in der früh, an seiner Vorlesung teilnehmen lässt. Also kann ich auch ruhig in Jogginghose bei dem Kerl auftauchen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich ihm bereits in den Hausflur gekotzt habe, zwei Mal auf seinem Sofa gepennt habe und obendrein ja noch meinen Calvin Klein Pulli bei ihm gammelt und hoffentlich inzwischen genau so nach Holunder duftet, wie das Bettzeug es tat. Offenbar wohne ich jetzt eh schon da. Dann kann ich das nächste Mal auch gleich meine Zahnbürste dort lassen. Und vielleicht noch ein paar Kuschelsocken, obwohl, … der Kerl hat Fußbodenheizung, aber darum geht es bei Kuschelsocken ja nicht. Zumindest nicht nur. In der Ferne kann ich bereits die Lichter des Hauses leuchten sehen, ansonsten ist es hier draußen stock duster, allerdings haben wir Vollmond und auf halber Strecke hat es tatsächlich leicht zu schneien begonnen. Bleibt nur zu hoffen, dass ich es in meiner Schrottkarre dann auch später noch nach Hause schaffe. Letztere versucht derweil bereits wieder mit den Wölfen im Umkreis zu kommunizieren, zumindest klingt das Geheule und Jaulen des Motors verdächtig danach, aber ich habe mir jetzt einfach angewöhnt, wann immer mein Auto komische Geräusche macht, einfach die Musik lauter zu drehen. Und dann mache ich mir sonnige Gedanken und schon ist wieder alles im Lot. Leben kann so einfach sein - Wie konnte sich sowas, wie Depressionen, eigentlich dermaßen durchsetzten? Während ich mit meinem Klappergestell von einem Auto nun langsam die ordentliche Einfahrt, zu Herrn Akasunas Haus rauffahre, lasse ich also aus allen Boxen laut und vernehmlich Ariana Grande spielen. Und während die Gute über ihre schlechten Entscheidungen singt und darüber, wie oft sie es welchem Typen am Tag besorgt, frage ich mich insgeheim, ob das hier möglicherweise auch eine schlechte Entscheidung ist, oder, ob ich, … um es in Itachis Worten auszudrücken „Das Richtige tue“? Denn ganz sicher bin ich mir immer noch nicht. Ich ziehe seufzend die Handbremse feste, schnappe mir dann meine Sporttasche, in welcher ich Lachs, Reis, Avocado und zum Teufel noch mal, 3,5 Pfund schwere Nori-Blätter verstaut habe, die besser genau so gut schmecken, wie sie teuer waren und schwinge mich dann aus meinem „Wagen“. Kurz erschaudere ich, denn tatsächlich ist es gut kalt geworden und der dünne Stoff, meiner Jogginghose, hält die Kälte nur mäßig davon ab, sich durch zu fressen. Schnell schultere ich meine Nike-Tasche, trabe dann fröstelnd über den bereits gefrorenen Boden, die Auffahrt entlang, über den schmalen, gekiesten Weg, durch den Vorgarten, die vier Steinstufen rauf, bis zur Tür und drücke den Klingelknopf. Erneut scheint mir das Dröhnen der Türklingel ungewöhnlich laut. Ich huste einmal, wobei ich kleine Atemwölkchen auspuste, schürze ungeduldig die Lippen, denn mal ehrlich, bis der Kerl hier ist, bin ich erfroren. Dann kann der mich direkt mit zu Sushi verarbeiten und an diesen Kisame-Typen weiter verkaufen. Hoffentlich erzielt der mit meinem jungen Studentenfleisch zumindest einen guten Preis. Immerhin bin ich gute Ware, ab und an, trinke ich ein Glas Wasser. #healthy Gerade, als ich ein weiteres Mal schellen möchte, wird, mit einem Ruck, die Tür aufgerissen. Beinah etwas enttäuscht, blicken mir die braunen Augen entgegen, ehe Herr Akasuna seufzend zur Seite tritt, mir dann ,mit einer flüchtigen Handbewegung, bedeutet rein zu kommen. „Zieh die Schuhe im Flur aus.“ , ordnet er mir an, ehe er bereits wieder kehrt macht und zurück ins Wohnzimmer verschwindet. „Ihnen auch einen schönen guten Abend.“, brumme ich entnervt, schiebe mir dann mit dem jeweils anderen Fuß, meine Jordans vom Leib und folge Pumuckl, hinein, in die gute Stube. Im Wohnzimmer schlägt mir bereits die stickige Hitze des Kaminfeuers entgegen und meine Zehnenspitzen kribbeln angenehm, sowie die Wärme der Bodenheizung langsam meine Fußsohlen auf tauen lässt. „Sie haben es sich hier ja richtig gemütlich gemacht.“, gebe ich zu, lasse mich dann ungefragt auf das, mir bereits so vertraute, Ledersofa sinken und genieße den Anblick der tanzenden Flammen, für eine Weile. Herr Akasuna schnalzt einmal genervt mit der Zunge, sagt sonst allerdings Nichts, beginnt stattdessen ein paar Dokumente, die verstreut auf seinem Sekretär liegen, aufeinander zu stapeln. „Was ist das?“, möchte ich wissen, schwinge mich zurück auf die Beine und luge ihm dann, nun doch etwas neugierig geworden, über die Schulter. Liebesbriefe vielleicht? Ob Herr Akasuna sich mit seinem Herzblatt über den Postweg austauscht und fleißig Gedichte schreibt? Zutrauen würde ich es ihm. Altmodisch genug dafür, ist er alle mal, denn auch sein Schreibsekretär scheint entweder ein Erbstück seiner Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter zu sein, oder er hat ihn still und heimlich, aus dem lokalen Museum entwendet. „Nichts, was für deine Augen bestimmt ist.“ , brummt Chucky dunkel, schiebt die zusammen getackerten Papiertstapel dann in eine schmale Schublade und aus den Augenwinkeln kann ich bei ein paar von ihnen, links oben, in der Ecke, verschiedene Namen und dahinter, in einer Klammer stehende, Nummer entdecken. „Klausuren?“, bohre ich nach, worauf Herr Akasuna mir nur einen warnenden Blick zuwirft. „Deidara, behalt deine Nase bei dir. Du wühlst dich mit ihr schon genug, durch andermans’ Angelegenheiten,“, gibt er mir schließlich zu verstehen, wie sehr er sich wieder freut, mich zu sehen, doch in genau diesem Moment fällt mein Blick, auf das Datum, rechts oben, in der Ecke. „Von Juli? Meine Güte, sie lassen sich aber Zeit mit dem Korrigieren.“ , bemerke ich und kaum merklich, hält Herr Akasuna inne. „Nicht, dass es mich stören würde.“, plappere ich einfach weiter, bemerke erst gar nicht, wie Chuckys Blick, mit einem Mal, seltsam abwesend ist, „Aber es gibt Leute, die nervt sowas eben. Meine beste Freundin ist so, ich glaube sie kennen sie, Tenten. Also auf jeden Fall hat sie mal eine Hausarbeit bei ihnen geschrieben und die dann auch noch vorbei gebracht, weil sie am Tag der Abgabe krank war.“, erkläre ich. Was im Übrigen auch der Grund war, weshalb Tenten mir auf Yahikos Party tatsächlich hatte sagen können, wo genau Herrn Akasunas Haus wohnt. Sie ist vielleicht etwas obsessed, wenn es um die Uni geht, aber so weit, dass sie den Professoren bis nach Hause folgt, ist es dann auch noch nicht. „Kann sein.“, brummt Herr Akasuna, klopft dann einen weiteren Stapel von Papieren zusammen und legt diesen, direkt neben seinem Macbook ab. „Naja, auf jeden Fall sollten sie sich mal beeilen, nicht das ihnen die Leutchen noch aufs Dach steigen.“, gebe ich Schulterzuckend zu bedenken, worauf ich einen äußerst feindseligen Blick kassiere. Sorry, Sie Model. Aber so, wie ich das sehe, wird der Kerl für seinen Job entsprechend entlohnt, also kann er auch ruhig mal was dafür tun. Oder sehe ich das falsch? So funktioniert diese Welt eben, dieses System habe ich nicht erfunden. „Haben Sie als Dozent keine Fristen einzuhalten, oder so?“ , erinnere ich mich daran, dass es sowas doch früher bei den Lehrern, in der Schule gab. „Doch.“, kommt es etwas gedämpft zurück und mit hoch gezogenen Brauen, werfe ich Pumuckl einen abschätzigen Blick zu. „Na, dann mal ran an den roten Fineliner,…“, beginne ich, zucke zusammen, als Herr Akasuna mit einem Mal zornig herum wirbelt, mich mit seinen giftigen Blicken beinah erdolcht. Wenn diese töten könnten, dann wäre ich jetzt tot. Mause - Tot. Das sage ich euch. „Deidara!“, fauchte er mich an und instinktiv weiche ich einen halben Meter zurück. Junge, was jetzt los? „Ja?“, hauche ich, doch etwas erschrocken, über diesen willkürlichen Stimmungswechsel. Dieses Mal habe ich doch nun wirklich nichts gemacht. Habe niemanden beleidigt, nirgendwo hin gekotzt. Naja, vielleicht hat er einfach nen schlechten Tag - Obwohl er sich ja generell wohl momentan keiner wirklich sonnigen Episode zu erfreuen scheint. „Kannst du bitte, … einfach die Klappe halten? Kriegst du das hin?!“ , schnauft er angestrengt und kurz habe ich Angst, dass er mir womöglich, tatsächlich an die Gurgel springen könnte. „Ich meine ja nur, …“, beginne ich, nun doch etwas unsicher geworden, doch erneut fällt mir Chucky, mitten ins Wort. „Ich kam eben noch nicht zu. Ist das so schwer zu verstehen?!“, fährt er mich entnervt an und ich schüttle den Kopf. „Ne, aber wie kann ich das wissen?“, gebe ich gespielt unbeeindruckt zurück, dabei macht mir dieser Wahn in seinen Augen, Tatsache, etwas Angst. Ein bisschen Psycho ist er halt schon. Wohnt alleine in einem Haus, mitten im Wald. Hat Depressionen. Wäscht seine Klamotten mit Holunder-Waschgel. Na, wenn das mal nicht nach einem Serienkiller aussieht. „Gar nicht, weil du absolut keine Ahnung hast, also halt dich mit deinem Urteil zurück.“, keift er halblaut, klappt die Arbeitsfläche, des Sekretärs, dann mit einem solchen Ruck nach oben, dass es mir noch Minuten später, in den Ohren klingelt, von dem Knall und rauscht dann, leise grummelnd, an mir vorbei, gen Küche. Wie bestellt und nicht abgeholt, stehe ich da, schaue ihm völlig entgeistert hinterher. Was war das denn? Mir war klar, dass der Kerl nicht alle Nadeln bei der Tanne hat, ich meine, klar, … immerhin hat er versucht sich zu erhängen, aber das war doch jetzt wirklich etwas übertrieben. Kids these days… Und da dachte ich immer, meine Generation wäre es, die bereits ein Trauma davon bekommt, dass die Person, links neben ihr im Bus, zwei Mal zu laut hustet. „Joa, …“ , seufze ich dann gedehnt, halb zu mir, halb zu Herrn Akasuna sprechend, „Dann machen Sie doch schonmal den Ofen an, oder was auch immer man für Sushi braucht.“ Es kommt keine Antwort, vermutlich schiebt der gute Kerl gerade den Kopf, in den Backofen, aber immerhin ist Letzterer dann schon mal vorgeheizt. Immer noch, leicht überfordert, gehe ich zurück zur Sofalandschaft, schnappe mir meine Tasche, in der ich alles Nötige, für den anstehenden Sushi-Spaß verstaut habe, werfe dabei einen flüchtigen Blick auf mein Handy. Ein paar Nachrichten auf Instadirect, doch die interessieren mich wenig, viel mehr, klicke ich eigentlich sofort auf die Nachricht von Itachi: „Hey, hat heute morgen alles geklappt?“ „Was machst du morgen Abend?“ „Deidara, alles okay? Bitte meld dich.“ Ich seufze, schüttle dann schmunzelnd den Kopf, ehe ich eine kurze Antwort tippe. Typisch Itachi, ganz der große Bruder, kaum bist du mal den halben Tag nicht online, wirst du direkt für tot erklärt. Obwohl das, bei einem Handy-Junkie wie mir, wahrscheinlich nicht wirklich verwunderlich ist, denn sollte ich mal tatsächlich über einen längeren Zeitraum nicht zurück schreiben, dann ist entweder mein handy wohl geklaut worden oder ich bin geklaut worden. Und befinde mich auf dem Weg, nach Japan, eingerollt und gefesselt, in einem überdimensionalen Nori-Blatt und mit einem Onigiri geknebelt. „alles ok haha, bin gerade bei Sasori. morgen abend steht nichts, wieso?“, texte ich also zurück, klicke dann auf den Chat, unter dem von Itachi, welcher zu Tenten gehört. Mir entweicht ein entnervtes Seufzen, sowie ich ihre Nachricht öffne: „Er hat noch nicht geschrieben, … Können wir die Tage vielleicht was machen? keine Ahnung, mir egal, was.“ Ich schüttle den Kopf, könnte das Mädchen dafür klatschen, dass sie sich von dem Mistkerl so einlullen lässt, schreibe ihr dann dennoch zurück: „ jo bin nur morgen abend mit Itachi, sonst ist mir egal. Sag an, wann du zeit hast.“ Gerade, als ich mein Handy zurück, in meine Tasche schieben möchte, ploppt eine Antwort von Itachi, auf meinem Sperrscreen auf: „Wer ist Sasori?“ Kurz bin ich irritiert, muss dann tatsächlich auflachen, ehe sich ein breites Grinsen auf meine Lippen stiehlt. Seht ihr, was ich meine? Sasori klingt viel zu lieb, hätte ich Wolfgang geschrieben, dann hätte Wiesel wahrscheinlich sofort gewusst, was Sache ist. „Was lachst du denn so?“ Ich wirble herum, blicke dann rüber, zu Herrn Akasuna, der sich offenbar wieder eingekriegt zu haben scheint, mich abwartend mustert, mit verschränkten Armen dabei, gegen den Türrahmen lehnt. „Darf ich nicht?“, gebe ich frech grinsend zurück, worauf Cucky nur mit den Augen rollt, sich kopfschüttelnd abwendet und durch den Flur zurück, in die Küche schlurft. „Hast du denn alles, was man für Sushi braucht?“ , höre ich es aus dem Raum, schräg gegenüber, ungeduldig brummen und ich muss unweigerlich grinsen. Kapitel 15: Sushi-Fiesta ------------------------ nicht korrigiert weil ich bin a lazy ass :) „Sehen Sie?“, durchbreche ich die, doch recht unangenehm gewordene Stille, plötzlich und das, obwohl ich noch nicht einmal fertig gekaut habe. Herr Akasuna verzieht angeekelt das Gesicht, wendet sich dann wieder seinem toten Fisch zu, doch das ist mir egal. Halt, stopp. Jetzt rede ich. „Schmeckt genau so gut und war unterm Strich viel günstiger.“, entscheide ich, schiebe mir das letzte, beinah auseinander fallende Stück „Sushi“ in den Mund, was sich ähnlich gut zusammen hält, wie meine Schrottlaube, draußen in der Einfahrt, das tut. Die Hälfte des Matsche-Reises landet mir dabei auf dem Schoß, der Rest schafft es aber immerhin in meinen Gierschlund. Und ab dafür. Einmal den Ösophagus runter. Auf nimmer Wiedersehen. Kurz hebt Chucky den Kopf, nickt dann nachdenklich, ehe er sich wieder seinem Dinner widmet. Er isst sogar mit Stäbchen. Der Pro. Offenbar ist Herr Akasuna einer dieser Gattung Menschen die einfach irgendwie alles können und dabei auch noch gut aussehen. Insgeheim frage ich mich, wie er wohl so drauf war, als er in meinem Alter war. Oder noch jünger? Zu Schulzeiten und so? Ob er cool und beliebt war? Nachdenklich stopfe ich mir mein letztes Stück, in Reis geklatschte Avocado in den Mund, spüle anschließend mit etwas Cola hinterher. Bestimmt nicht, obwohl ich mir auch nicht vorstellen kann, dass er das übelste Opfer gewesen ist. Dafür ist er dann doch etwas, … Mir läuft es beinah heißkalt den Rücken runter, als mir bewusst wird, dass ich Herrn Akasuna insgeheim als „cool“ abgestempelt habe. Na super. Jetzt ist er also offiziell mein Senpai und diese Geschichte wird sich weiter spinnen und nachher von der Handlung einem dieser schlecht inszinierten Shoujo-Ai-Filmscheißstreifen ähneln. Mitten auf dem Gang, in der Uni, stolpere ich über meine eigenen Füße, da ich offensichtlich zu gehirnbehindert bin, ein Bein, vor das Andere zu setzten und wenn ich gerade meine Bücher und Hefte (die ich gar nicht mal besitze lols) wieder aufsammeln möchte, dann treffen sich, als hätten Venus und Poseidon ihre Finger im Spiel, willkürlich unsere beiden Hände. So und nicht anders, meine liebe Freunde. Oder aber, ich verheddere mich irrtümlich in seinem Galgenstrick und am Ende brechen wir uns, nach einer Bruchlandung von der Treppe, beide das Genick. Und mein Traum, von einem Begräbnis, in einer Doppelgrabstätte, wird endlich wahr! Still a better lovestory, then twilight. „Wenn man ignoriert, dass du mit ungewaschenen Pfoten in den Reis gegrabscht hast.“, kommt es mit einem Mal brummig von Pumuckl und vor Schreck, landen mir zwei Edamame-Schotten, auf den Oberschenkeln. Na, die Hose musste eh in die Wäsche. Genug Nike Product Placement für heute. Nächste Woche, wird eine Addidas-Woche. Ich glaube schon. „Meine Hände waren sauber.“, verteidige ich mich lautstark und das stimmt, immerhin habe ich mich, seit meiner Ankunft, nicht einmal am Sack gekratzt. Und auch DANN wären sie noch sauber, ich habe keine Filz-Läuse, oder sowas, da unten. Herr Akasuna seufzt gedehnt, dippt sich unterdessen mit monotonem Gesichtsausdruck, ein etwas weniger vergewaltigt aussehndes Stück japanisches Kulturgut, in die Sesam-Soße, ehe er mich mit erschöpfter Miene mustert. „Hat dir niemand beigebracht, dass man sich vor dem Essen die Hände wäscht?“, möchte er schließlich wissen, „Vor allem, wenn man Sushi macht, wo man nunmal gerne seine Hände für benutzten muss?“ Ich schnaube verächtlich. „Sie sind doch hier der Sushi-Profi!“, blaffe ich zurück, „Sie hätten mich halt in die geheime Kunst des Sushi Machens einweihen sollen!“ Und vielleicht sähen die Stängchen, die ich gerollt hatte, dann auch weniger verunstaltet aus, als seine es tun. Die schauen wiederum aus, als hätte man sie gerade für nh TV-Spot aus dem 3D-Drucker gezogen. Sogar darin ist der Kerl unfehlbar. „In das Geheimnis der Körperhygiene sollte ich dich nicht einführen zu brauchen, ich glaube der Zug ist bereits abgefahren.“ Ich schnaube erneut, glaube sogar, für den Bruchteil einer Sekunde, den Anflug eines Lächelns, auf Herrn Akasunas Lippen gesehen zu haben, ehe dieses wieder dem gewohnten 7-Tage-Regenwetter-Gesicht weicht. „Solang der Geschmack stimmt.“, schließe ich schließlich diese Unterhaltung und bin überrascht, als Chucky tatsächlich nickt. „Das ist guter Reis.“, weiß er und das klingt für mich genau so, wie diese Menschen, die von sich behaupten, sie würden einen Unterschied bei Mineralwasser schmecken. Ich meine Wasser ist Wasser. Und Reis ist Reis. Wie kann man da bitte großartig von ‚gut’ und ‚schlecht’ reden? Und woran mache ich fest, was „gut“ und was „schlecht“ ist? Kann mir das bitte jemand in einer philosophischen Erörterung schrittweise erläutern? Immer, wenn man Itachi braucht, dann ist er nicht da,… „Wo hast du ihn her?“ Leise seufzend, legt Herr Akasuna seine Stäbchen ab, tupft sich dann mit der Servierte den Mund entlang. „Hab das alles aus dem asiafoodland - Teil, unten, wenn man vom Campus in Richtung Stadt geht.“, entgegne ich Schulterzuckend und Herr Akasuna nickt nachdenklich. „Den Laden habe ich bislang gemieden, wirkt etwas ranzig.“ Erneutes Schulterzucken, von meiner Seite. „Kann schon sein, aber war halt günstig.“, murmle ich, beginne währenddessen mir die restlichen Reis und Avocadoreste aus den Haaren zu pulen. Die alter Leier wieder, aber das hatten wir bereits. Herr Akasuna schweigt kurz, scheint mich bei meinem Tuen zu beobachten, zumindest kann ich seine musternden Blicke deutlich auf mir liegen spüren, ehe er mit einem Mal, erneut zu sprechen beginnt: „Wieviel hast du gezahlt, dann gebe ich dir das Geld zurück.“ „Müssen Sie nicht.“, antworte ich knapp, immerhin hat sich da ein besonders fieses Stück Matschi-Reis in meiner Ponysträhne verklebt. „War ja meine Idee.“ „Trotzdem.“ „Passt schon, so arm bin ich nicht. Außerdem haben Sie neulich schon das Essen bezahlt.“ „Das war ja auch meine Idee.“, entgegne er und prompt schaue ich auf, ehe ich hämisch zu grinsen beginne. „Merken Sie selbst, oder?“, schmunzle ich, über Herrn Akasunas Doppelmoral und er zieht überrascht eine Braue hoch, schüttelt dann lächelnd den Kopf. Das Lächeln steht ihm. Es steht ihm sehr gut. „Du bist echt ein Vogel.“, murmelt er, scheint nach wie vor belustigt und deutet dann mit einem Kopfrucken gen Spüle, „Aber den Abwasch teilen wir uns?“ Ich seufze, gebe es auf, den Reis aus seinem Haargefängnis befreien zu wollen, … oder die Haare aus ihren Reisfesseln, alles eine Frage der Perspektive - da ist ja wieder Mr. Keating, was habe ich ihn vermisst -, nicke dann schließlich. „Und dann sollte ich los.“, fällt mir, mit Blick nach draußen auf, denn vor dem Fenster kann ich dicke, weiße Flocken tanzen sehen. Es ist bereits stockduster und nicht nur, dass die Straßen, die zu Herrn Akasunas Eremiten-Dasein führen, doch nur recht sporadisch mit Laternenleuchten bestückt worden sind, auf den Streudienst darf ich wohl auch nicht hoffen. Ich schüttle mich kurz, als mir klar wird, dass der Heimweg mit meiner Schrottkarre eigentlich blankem Selbstmord gleicht. Vielleicht will Herr Akasuna ja mitfahren. Von der Fahrbahn abzukommen und dann in der Dunkelheit gegen einen Baum, oder die Seitenplanke zu donnern, ist zumindest etwas diskreter, als sich am hellichten Tage, mitten in der Uni, einen Galgen im Kunstatellier zu zimmern. Und es liest sich in den Zeitungsberichten auch viel dramatischer! Eine Weile quatschen wir noch, über Gott und die Welt, zwar bin ich eigentlich Derjenige, der uns die meiste zeit über unterhält, aber zumindest hört Chucky zu, gibt ab und an Kommentare ab und stellt hin und wieder sogar Fragen. Es ist das erste Mal, dass ich nicht den Eindruck habe, dass er durchgängig darüber grübelt, wie er mich am effektivsten von seinem Grundstück ekeln kann und tatsächlich fühle ich mich in seiner Anwesenheit erschreckend wohl. Bleibt nur zu hoffen, dass das auch vice versa, eben so der Fall ist. „Warum sind Sie damals nach Japan gegangen?“, möchte ich schließlich wissen, nachdem wir den Abwasch verrichtet haben und Herr Akasuna stumm ins Wohnzimmer wandert, mich allerdings hinter sich her winkt. „Für ein Auslandsemester, das erste Mal und dann nachher habe ich an unserer Partneruni in Yokohama für ein Jahr unterrichtet.“, erklärt er, während er sich an seiner Minibar zu schaffen macht. Zwei, mit Metal versetzte Whiskygläser zieht er aus der gläsernen Vitrine, schüttet uns jeweils einen Drink ein. „Yokohama?“, wiederhole ich. Nie gehört. Liegt das vielleicht direkt bei Atlantis? gegenüber von Utopia? Doch Chucky nickt, reicht mir eines der Gläser und ich nicke ihm dankbar zu. Siehste’, hab ich wenigstens noch Alkohol bekommen. Tag war nicht umsonst. „Darf ich hier drin rauchen?“ , möchte ich wissen, während sich Chucky, wie so ein alter Knacker, mit dem Drink in seinem Ohrensessel nieder lässt und ich es mir auf meinem Stammplatz gemütlich mache. „Den Teufel wirst du tun.“, knurrt er, wirft mir dabei einen äußerst bedrohlichen Blick zu. „Man wird ja wohl noch fragen dürfen.“, gebe ich unbeeindruckt zurück, stopfe mir dann sowohl Feuerzeug, sowie Kippenschachtel wieder in die Hosentasche. Herr Akasuna seufzt einmal gedehnt, lässt es dann jedoch gut sein. Zu gütig. „Liegt unterhalb von Tokio, direkt am Meer.“ „Hübsch.“, überlege ich. Nach Japan würde ich auch mal gerne. Generell würde ich gerne mal irgendwohin, was sich außerhalb der britischen Grenzlinie befindet, denn meine längste Reise, die ich hatte, die ging nach Edinburgh. „Ist bestimmt ganz anders, als in England.“, überlege ich als nächstes laut und kann Herrn Akasuna, aus den Augenwinkeln, bestätigend nickend sehen. „Absolut.“, brummt er, sippt dann an seinem Glas und auch ich nehme einen Schluck. Kurz läuft es mir warm den Rücken runter. Scharf, aber dennoch mit einer süßlichen Note. Zwar habe ich, während des Einschenkens, nicht auf das Etikett der Flasche geachtet, tippe aber auf Jim Bean. „Und was bringt man den Japanern so bei?“, möchte ich schließlich wissen, nehme einen weiteren Schluck und dann muss ich mich zügeln, wenn ich nicht tatsächlich noch, als Mouse, am Baum enden möchte. „Englisch.“, ist die plumpe Antwort. „Ach.“ Eigentlich dachte ich immer, die Asiaten kommen bereits als Überflieger auf die Welt, also wozu noch die Bemühung? Es ist doch wahr: Egal wie gut du etwas kannst, es wird sich immer ein Asiate finden, der es besser kann und obendrein noch Violine spielt, wie Mozart es einst tat. Und zwar mit dem kleinen Zeh. Während er einen Handstand macht. Auf einem Einrad. Sowas in der Größenordnung. „Dachte das können die alle so gut.“ „Tatsächlich sind die Japaner recht unbeholfen, wenn es ums Englische geht.“, erklärt Herr Akasuna mir schließlich und überrascht hebe ich den Blick. Chucky nickt: „Die wenigsten können sich auch nur verständigen. Und wenn dann eher mit Händen und Füßen und ein paar Satzbausteinen.“ „Krass.“, murmle ich nachdenklich, „Dachte irgendwie, die könnten dass alle voll gut, so,…“ „Die Geschäftsmänner vielleicht, aber auch da nur die, die viel reisen und den Kontakt zu Ausländern haben. Ansonsten sprechen sie kaum Fremdsprachen.“ „Und wie haben Sie dann mit denen kommuniziert?“, fällt mir plötzlich ein. Über Gebärdensprache? Aber gibt es Gebärdensprache nicht auch in unterschiedlichen Formen? Muss er dann den Schlitzaugen nicht auch erst die britische Gebärdensprache beibringen, damit sie dann mit ihm in lautlosem Englisch antworten können? Damn it. Kopffick. Ein Fall für Esperanto! - Es würde uns so viele Probleme und den Kiddis so viel Lernstoff ersparen, aber das nur mal als kleiner Gedankenanstoß. „Auf japanisch, natürlich.“ Natürlich. „Sie können japanisch?“, frage ich überrascht nach und beinah hätte ich meinen Drink verschüttet. Ein weiteres Mal. Na, immerhin war er dieses Mal nicht bereits in meinem Magen. „Natürlich.“ Natürlich. „Ist das nicht eine der schwersten Sprachen der Welt?“, hake ich weiter nach. Wenn der Typ so smart ist und sogar bereits in facking Japan, die facking Japanesen unterrichtet hat, warum chillt er dann noch hier, im Norden Englands, in diesem Schneckenhaus mit Fußbodenheizung? Ich meine, es ist ein schönes Schneckenhaus, so ist das nicht. Rustikal und auch die Tierfellteppiche gefallen mir, obwohl ich bete, dass die nicht echt sind, denn dazu bin ich dann doch zu sehr animal activist. Aber ein Salamibrötchen geht immer. „Es ist nicht ganz einfach.“, gibt Chucky zu, leert sein Glas dann in einem Zug und stellt es auf dem Tisch, direkt vor sich, ab. „Es gleicht den germanischen Sprachen nicht im geringsten, von der Struktur und hinzukommt, dass du verschiedene Alphabete hast.“ Ich habe das Gefühl, mein Gehirn hat sich bereits jetzt verabschiedet. „Verschiedene Alphabete? Und wozu soll das gut sein?“, brumme ich, leere mein Glas dann ebenfalls und komme nicht umhin zu bemerken, wie sich eine wohlige Wärme, in meinem Unterleib ausbreitet. Ich könnt mich jetzt hier hinlegen und ratzen. Und Herr Akasuna hätte bestimmt auch nichts dagegen, immerhin sollte er es langsam gewohnt sein. „Du hast Hiragana, Katakana und Kanji.“ , berichtet Chucky weiter, beugt sich dabei sogar etwas nach vorne und wie ein verwirrter Hundewelpe, lege ich den Kopf schief. Klingt für mich alles gleich. Asia-Scheiße, Asia-Scheiße und nochmal Asia-Scheiße. Herr Akasuna verzieht kurz die Lippen zu einem Lächeln, ehe er unbeirrt fortfährt: „Hiragana verwendest du meist für rein japanische Begriffe, aber auch für die Partikel, obwohl die sich noch einmal extra zusammen setzten,…“ Partikel? Gesundheit. Nicht krank werden, bei dem Wetter geht das schnell. „Katakana wird vor allem primär für das Schreiben ausländischer Begriffe verwendet, also Namen, Städte und andere Länder, aber auch für Anglizismen, die japanische Sprache hat sehr viele davon. Und Kanji sind die ganz komplizierten Zeichen, die jeweils eigene Bedeutungen haben und je nachdem wie du sie schreibst, ändert sich ihre Bedeutung.“ „Scheiße, ist das kompliziert. Wieso benutzten die denn nicht einfach unser Alphabet?“, möchte ich wissen und darauf scheint selbst Herr Akasuna keine eindeutige Antwort zu kennen. „Ins Sprechen kommt man schnell rein.“, merkt er allerdings an, „Nur das Schreiben und die Lesungen sind eben noch einmal eine Sache für sich.“ „Klar, bei X-Milliarden Zeichen.“ , murre ich, lasse mich dann etwas tiefer in das weiche Rückenpolster des Sofas sinken. „Selbst Schuld.“ Herr Akasuna lacht einmal trocken, steht dann auf und schlendert erneut zur Minibar, wirft mir, über die Schulter zurück, einen fragenden Blick zu und winkt anschließend mit der Whisky-Pulle. Ich nehme alles zurück, was ich jemals über Pumuckl gesagt habe. Der Kerl ist klasse. Nur leider verschwindet das Bild, von meiner selbst, am Baum klebend, dadurch auch nicht, weshalb ich nur mit dem Kopf schüttle. „Ich muss noch fahren, aber heben sie mir bitte was von dem Zeug auf.“ Ich stehe auf, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt und Herr Akasuna nickt, lässt die Flasche sinken, schüttet auch sich selbst nichts mehr ein. Vielleicht überinterpretiere ich das, aber ist er womöglich enttäuscht? Oder froh, mich los zu werden? Oder geistig inzwischen so irritiert, dass es am Ende noch eine Mischung aus beidem ist? „War wie immer nett mit ihnen.“, entscheide ich mich also zu gehen, bevor mir hier wirklich am Ende noch die Augen zufallen, strecke schließlich den Rücken durch und hätte schwören können, im unteren Teil etwas knacksen gehört zu haben. „Es wird spät.“, bemerkt auch Herr Akasuna mit einem flüchtigen Blick, auf die große Wanduhr, begleitet mich dann noch in den Flur. „Hast du morgen eine Veranstaltung?“ Ich schüttle den Kopf, während ich in meine Schuhe schlüpfe. „Nein, … also doch ja, aber,…“ „Aber du gehst nicht hin?“ „Erraten.“ Ich richte mich auf, grinse ihm dann frech entgegen. „Woher wussten Sie das nur?“ Herr Akasuna verschränkt entnervt die Arme vor der Brust, wirft mir dann einen müden Blick zu. „War geraten.“ „Ehrlich gesagt muss ich noch ziemlich viel aufarbeiten.“, gestehe ich, ziehe mir dabei Jacke und Schal an und schlurfe, reichlich motivationslos, zur Tür. Das ist auch nicht mal gelogen. Da ist Einiges liegen geblieben, weil ich den vergangenen Wochen so viel Uni geschwänzt habe. Also muss ich Uni schwänzen, um aufzuarbeiten, was ich verpasst habe, als ich Uni geschwänzt habe. Seht ihr mein Problem? Einmal in dem Teufelskreis gefangen, kommst du nie wieder raus. Das ist das Ding, bei Teufelskreisen. Habe ich mir sagen lassen. Und FLUTSCH - rutscht du aus der Vorheule bis runter in die Caina. „Na, dann.“, verabschiede ich mich schließlich endgültig, ziehe die Eingangstür auf und direkt kommt mir ein winterlicher Schwall, kalter Luft entgegen. Sogar vereinzelte Flocken tanzen mir vor der Nase, die kleinen Eiskralle landen in meinen Haarlängen und auf meinen Jackenärmel, schmelzen binnen Sekunden dahin. „Krass.“, entweicht es mir, als mir mit einem Mal bewusst wird, warum es draußen so unwirklich hell ist. Eine bereits ziemlich dicke Schneeschicht, hat jegliches Umland unter sich begraben, sich auf den kahlen Ästen der Bäume, des anliegenden Waldes niedergelassen und alles glitzert fantasylike, fahlen Mondlicht. Fast wie bei Skyrim. Wenn jetzt noch ein paar Draugr um die Ecke biegen und versuchen uns bei lebendigen Leibe das Hirn aus dem Kopf zu schlürfen, dann wäre das Bild fast perfekt. Aber nur fast. Denn es fehlt der Drache. Wie bei Game of Thrones. Da mangelt es auch an Drachen, wie ich finde. Aber das gehört hier nicht hin. Das ist ein Fass ohne Boden, welches der gute Herr Martin da aufgemacht hat. „Der Schnee ist liegen geblieben.“, bemerkt Herr Akasuna, als er mit einem Mal, direkt neben mir, im Türrahmen auftaucht. „Offenbar.“, brumme ich, schaue dann die Straße nach oben, die unter der weißen Decke kaum zu erkennen ist. Und mein „Auto“? Na, zumindest das ist noch nicht völlig eingeschneit, auch wenn ich Heck und Frontscheibe erst einmal gut freischaufeln werde müssen. „Wie willst du nach Hause kommen?“ , reißt mich Herr Akasuna plötzlich aus meinen Gedanken und kurz zucke ich zusammen. „Na, damit.“, entgegene ich Schulterzuckend, deute mit einem Kopfrucken in Richtung meines „Wagens“l Selbst unter der Schneeschicht deutet die Form nicht unbedingt auf die hin, die ein Auto haben sollte. „Damit?“, wiederholt Herr Akasuna, klingt tatsächlich überrascht. „Ist das die selbe Schrottkarre, mit der du schon neulich hergekommen bist?“, fragte er dann und unweigerlich verziehe ich das Gesicht zu einer Grimasse. Obacht. Das Teil hat Charakter. „Seien Sie nicht so.“, knurre ich. Kann nun mal nicht jeder seine 70.000 Pfund im Jahr verdienen, aber ich nehme auch gerne seinen Wagen. „Ist das Ding überhaupt verkehrstauglich?“, bohrt Herr Akasuna weiter nach, wobei wir beide, starr gerade aus schauen, jeweils meine Schrottlaube begutachten. Oder zumindest das, was von ihr inzwischen noch sichtbar ist. „Ich, … ich denke.“, murmle ich, denn sicher bin ich mir nicht. Das Ding ist angemeldet, … aber wann der letzte Mot Test war, … keine Ahnung? Ist bestimmt ein Weilchen her und ich kann mir denken, warum. „Es fährt sich ganz gut.“, füge ich dann schnell hinzu, denn Herr Chucky wirkt nur bedingt überzeugt. Komisch, ich frag mich warum. „Und hat es Winterreifen?“ Meine Fresse, bin ich denn hier im Verhör?! „Es hat Reifen.“, gebe ich knapp zurück, denn langsam nervt mich diese Fragerei. Will er mein Auto studieren? Vielleicht wird das ja Gegenstand seiner nächsten Vorlesungsreihe. Dann wäre das Drecksteil zumindest zu etwas noch von Nutzen. „Du brichst dir den Hals, wenn du damit nach Hause fährst.“ , schlussfolgert Herr Akasuna schließlich, aus den nicht angeführten Prämissen, wirft mir dabei einen ernsten Blick zu. Wobei man sagen muss, dass der Typ eigentlich ständig ernst guckt. Also wirft er mir vermutlich am Ende nur einen normalen Blick zu. Vielleicht ist es aber auch ein Belustigter. Ich kann es ehrlich schlecht sagen, der Kerl ist zu emotions-behindert, das übersteigt mich und meine nicht vorhandenen emphatischen Fähigkeiten dann doch etwas. „Entweder das, oder du endest als Vogelfutter am Baum.“ „Und jetzt?“, entnervt wirble ich herum, seufze einmal gedehnt aus, „Soll ich zu Fuß den verschissenen Weg gehen, fühlen Sie sich dann besser?!“ Kann er sich nicht um seinen Scheiß kümmern? Immerhin scheint er genug davon zu haben, anstatt mir auf die Eier zu gehen, könnte er sich mal ran setzten und die Klausuren korrigieren, oder sowas,… „Kommst du wieder rein.“, entgegnet Chucky unbeeindruckt und tatsächlich werde ich augenblicklich ruhiger, denn,… was? Ich glaube, ich hab mich gerade verhört. „Und das am besten schnell, denn mir wird langsam kalt.“ Noch immer stehe ich da, wie bestellt und nicht abgeholt. „Ich versteh nicht ganz, …“, beginne ich, denn selbst wenn ich jetzt wieder kurz reingehe, was habe ich dann davon? Hat er eine Teleportationsmaschine, im Keller stehen, die ich benutzten kann? Oder was habe ich am Ende davon? „Deidara.“, beginnt Herr Akasuna, seufzt einmal genervt und wirft mir dann einen ungeduldigen Blick zu. „In dem Ding da,…“, Kurz wirft er einen ziemlich abfälligen Blick gen meines Autos und irgendwie fühle ich mich schlecht, für es. Ich meine, es tut sein Bestes. At least, it tried. „Lasse ich dich ja so schon ungerne auf die Straße, aber nicht bei dem Wetter, das kann ich nicht verantworten.“ Ich blinzle. für den Fall, dass meine Augen schlecht geworden sind und ich mich deswegen womöglich verhört habe. „Ist doch nicht Ihre Sache.“, fällt mir dann plötzlich ein. „Und die Sache im Atelier war nicht deine und nun schau mal, wo wir uns gerade befinden.“, bemerkt er und damit hat er mich argumentativ geschlagen. „Krieg ich wieder so eine gut riechende Decke?“, möchte ich wissen, während ich mir meine Schuhe also wieder von den Füßen ziehe und Herr Akasuna die Tür schließt. „Du kriegst gleich einen Tritt in den Hintern.“, brummt er entnervt, während er sich an mir vorbei, zurück ins Wohnzimmer schiebt. Spielverderber. Dabei haben wir doch jetzt so was wie eine Pyjama-Party, oder nicht? „Man wird ja wohl noch fragen dürfen.“ Kapitel 16: Wenn Japanisch auf's Gemüt schlägt ---------------------------------------------- HEEEY!! HALT - STOPP! 1. Das gesamte Kapitel ist nicht Korrektur gelesen, weil ich bin faul, aber das solltet ihr ja inzwischen von mir nicht anders gewohnt sein ... :) ... mh. und ZWEITENS! ur giiirl, hat es endlich geschafft ihr Cosplay fertig zu stellen und das Ding hatte voran gegangene Woche, auf der Dokomi, seine große Premiere. Und weil wir uns im fortschrittlichen Medienzeitalter bewegen, habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, mit dem Teil auch noch instagram zu beglücken: https://instagram.com/akatsukihime_?igshid=ttmjxarls0gb ihr dürft mir also gerne folgen, falls ihr dazu Böcke habt ^_^ Oder generell mal vorbei schauen, da freut die kleine Hime sich. Viel hat mein Account noch nicht zu bieten, da ich legit irgendwie nur so sechs Bilder gemacht habe, aber seis' drum, seis' drum,... aller Anfang ist klein. Okay, genug gelabert hier, jetzt viel Spaß mit dem neuen Kapitel :D _________________________________________________________________________ „Du schreibst A, …“ , murmelt Herr Akasuna gedankenverloren, während er ein komisches Kreuz, mit Kringel auf das Blatt zeichnet, „Und das ist das O.“ Er mal noch einmal genau das selbe Zeichen. Ernsthaft, da ist absolut, … oh doch, ein kleiner Unterschied, dieses kleine Mini-Strichlein, oben in der Ecke. Ich hocke daneben, habe wahrscheinlich binnen der letzten 20 Minuten immer mehr Ähnlichkeit zu meinem Auto dazu gewonnen und mein überforderter Blick wandert gleichmäßig, zwischen Pumuckl und dem beschrifteten Blatt hin und her. „Das ist, … wow, … wow.“, entgegne ich, ziehe Herrn Akasuna dann den Zettel unter der Hand weg, was diesen entnervt den Blick heben lässt. „Wie lange haben sie gebraucht, um das alles zu lernen?“, möchte ich wissen, denn wenn ich bedenke, dass die japanische Sprache, wahrscheinlich, ja nicht nur aus „A’s“ und „O’s“ besteht, dann stelle ich mir japanisch lernen doch schon ziemlich mühselig vor. Ich meine, jede andere Sprache, außer englisch, ist mir bereits zu kompliziert und selbst in meiner Muttersprache, fühle ich mich nicht selten unsicher. Aber wie kommt man bitte auf die Idee, einfach mal so, japanisch zu lernen? Ich meine, wofür? Also abgesehen davon, dass Herr Akasuna offenbar einfach ein heimliches Genie ist und irgendwie generelle auf jede Frage eine Antwort zu besitzen scheint (inklusive passender Übersetzung), muss man schon reichlich Nerven besitzen, um sich einfach, des Spaßes halber, diese ganzen Zeichen rein zu pfeifen. „Sie sind echt krass unterwegs.“, gebe ich zu, nehme dann einen weiteren Schluck Jim Bean, ehe ich mich mit dem Rücken gegen das Sofa lehne. Seite einer halben Stunde hocken wir bereits wie zwei bedeppte auf dem Boden, vor dem niedrigen Wohnzimmertisch, weil mich, auf einmal die Motivation gepackt hat, jetzt auch japanisch zu lernen. Wofür auch immer. Damit ich Animes ohne Untertitel gucken kann. Ich hatte es mir halt auch nicht ganz so kompliziert vorgestellt, aber offenbar scheitere ich bereits an der ersten Hürde und diese lautet: Die Vokale auseinander zu halten. Das O sieht aber, verdammt noch mal, … dem „A“ auch ziemlich ähnlich, muss man fairer Weise dazu sagen. „Alles Übung.“ , weiß Herr Akasuna, ehe auch er sich einen weiteren Schluck Whisky genehmigt und ich frage mich, wie viele Gläser ich ihm davon rein zwängen muss, bis er Alkohol als einen der 50 Gründe anerkennt. Ich meine, bis jetzt habe ich nur zwei, von meinen versprochenen 50. Bleiben noch 48. Und nächste Woche ist bereits der erste Dezember. Ich seufze, leere dann schließlich mein Glas, von welchem ich keine Ahnung habe, das wie viele es ist und stelle es dann, unter leisem Poltern, auf dem Wohnzimmertisch vor mir ab. „Okay, wenn ich in Japan bin und mich jemand nach meinem Namen fragt, was sag ich dann?“ , möchte ich wissen, denn wenn ich den Kack schon nicht schreiben kann, dann will ich ihn zumindest verstehen können. Fürs’ Anime gucken brauche ich ja die Schriftzeichen nicht, … versteht ihr? Man muss sich wirklich nicht mehr Mühe machen, als es das Ganze am Ende wert ist, stattdessen pickt ihr euch die Dinge raus, die euch auch tatsächlich und wahrhaftig voranbringen. Biographizität, nennt sich das, meine lieben Kinder. Sieh einer an, kaum hab ich mir ein paar Gläser guten Fusel gegönnt, mache ich Itachi und seinen Epikur und Horaz - Freunden bereits wieder Konkurrenz. Ich sag’s ja immer: Philosophen sind wir alle - Du musst nur belesen, oder besoffen genug sein. Oder beides. Dann bist du quasi der Aristoteles unter den ganzen Weeaboos. „Deinen Namen.“, weiß Chucky meine Frage zu beantworten und ich setze eine Unschuldsmiene auf: „Nein.“, entgegne ich gespielt überrascht, „Erzählen sie keinen Scheiß.“ Und vielleicht, … aber nur vielleicht, ist es der Whisky, der ihm langsam die Gehirnzellen verkümmern lässt, oder aber, es ist die stickige Luft hier drin und der Sauerstoffsättigung in seinem Denkapparat wird langsam auf ein Minimum herunter gefahren, doch, … Herr Akasuna lacht. Es ist kein herzhaftes Lachen, eher ein amüsiertes Ausatmen, doch er sieht ziemlich ungewohnt aus, jetzt, wo seine Mundwinkel ausnahmsweise mal der Gravitation stand halten, mehr noch, eine richtige Revolution anzetteln. „Wenn du gefragt wirst, …“, beginnt er schließlich, leert dann ebenfalls sein Glas und stellt es leise seufzend auf dem Tisch ab, „Onamae wa? - Dann kannst du einfach deinen Namen sagen, japanisch erschließt sich viel aus dem eigentlichen Gesprächszusammenhang. Wenn du dich aber komplett vorstellen möchtest, dann sagst du: Hajimemashite. Watashi no namae wa Deidara desu. Igirisu kara kimashita. Watashi wa Clayton ni sundeimasu. Watashi wa gakusee desu. Dozoo yoroshiku.“ Ich weiß nicht ob er das extra macht, oder ob er einfach dermaßen wenig Feingefühl besitzt und es am Ende womöglich nur gut meint. „Okay. Das konnte ich mir jetzt auf Anhieb alles merken.“ , entgegne ich trocken und erneut zuckt es unbestimmt um Herrn Akasunas Mundwinkel und, warum auch immer, bringt auch mich das zum lächeln. „Sie sind schlau, ich hab’s begriffen.“, brumme ich, pfeffere dann den Zettel mit den, von Herrn Akasuna, zur Demonstration hingekrackelten Zeichen, zurück auf den Tisch und lasse mich seufzend gegen das weiche Leder der Couch sinken. „Ich bin nicht schlauer als du, Deidara.“, entgegenet Chucky beinah beiläufig, lässt sich dabei leicht nach hinten sacken, um sich lässig mit beiden Händen auf dem Boden zu stützen, „Der Gegensatz zu dir ist bloß, dass ich meine Zeit nicht nur mit rumhängen vergeude, sondern mir ab und an auch etwas Bildung zu Gemüte führe.“ Ich schnaube, denn eigentlich habe ich auf ein solches Gespräch gar keine Lust, immerhin dachte ich, wäre ich hier, um ihn zu helfen und nicht umgekehrt. Ich komme schon klar. „Dann hatten sie wahrscheinlich auch stets ein Ziel vor Augen.“, entgegne ich leise, schließe dann die Augen, denn inzwischen hat sich ein leichtes Pochen, welches direkt unter meinen Schläfen zu pulsieren scheint, bei mir eingestellt. „Jeder sollte ein Ziel vor Augen haben.“, weiß Herr Akasuna und ich komme nicht umhin, trocken zu lachen. „Haben Sie das von Ihrem Therapeuten gelernt?“, antwortet Patricia, bevor Deidara etwas dagegen unternehmen könnte. Herr Akasuna schweigt einen Moment und ich hebe den Blick etwas, öffne dann die Augen, als mir plötzlich auffällt, wie müde ich bin. Wie lange sitzen wir schon hier? Und warum ist der Whisky zur Hälfte leer? … und warum liegt hier überhaupt Stroh? Fragen, über Fragen. „Du bist echt ein Charmbolzen.“, brummt Herr Akasuna und ich werfe ihm ein entschuldigendes Lächeln zu. „Was ist denn mit dir?“, wechselt Pumuckl mit einem Mal das Thema und kurz bin ich doch etwas verdutzt. „Mit mir?“, wiederhole ich irritiert. „Was möchtest du mal nach dem Studium machen? Von jemandem der so große Töne spucken kann, erwarte ich, dass er zumindest mit beiden Beinen fest im Leben steht.“ Verärgert ziehe ich die Stirn kraus, doch auch das lässt Herrn Akasuna unberührt. „Ich weiß halt noch nicht.“, entgegne ich schulterzuckend, senke dann den Kopf. Was soll ich dazu groß schon sagen, außer: Erstmal studieren eben. „Erstmal studieren eben.“ Wow, Deidara. Wow. Und da geht er hin, mein Zustand der Nous. „Dachte ich es mir doch.“ , kommt es unbestimmt von Herrn Akasuna zurück und ich hebe fragend eine Braue. „Dachten Sie?“ „Denkst du, du bist der Einzige, der so frei nach Schnauze studiert und eigentlich keinen blassen Schimmer hat, wo es für ihn hingeht?“, möchte er wissen und etwas unschlüssig lasse ich die Schulter zucken. Ehh, … ich weiß nicht genau. Dachte ich das? Kann schon sein. Kann sein, kann nicht sein,… „Mich als euren Professor geht es ja eigentlich nichts an und außerdem interessiert es mich auch nicht,…“ „Dafür bohren sie aber gerade ganz schön nach.“, funke ich dazwischen, was Herrn Akasuna kurz angestrengt schnauben lässt. „Na, irgendwie muss ich dich ja beschäftigen.“ , knurrt er dann, ehe er sich wieder gefangen zu haben scheint: „Allerdings werde ich nicht selten gefragt, was für Optionen einem nach dem Studium offen stehe und wenn ich dann wissen möchte, in welche Richtung besagter Kommilitone oder besagte Kommilitonin sich denn verwirklichen möchte, dann schauen mich die Meisten an, wie ein VW-Käfer.“ „Ein was, …?“ Und tatsächlich zuckt es erneut um Chuckys Mundwinkel und inzwischen bin ich mir sicher, dass der Kerl einen über den Durst getrunken hat. So viel Lachen und das an einem Abend - hoffentlich hat da jemand morgen keine Seitenstiche. „Ein deutsches Automodell aus den 50ern.“ , erklärt er seine Fremdwörter dann gnädigerweise und ich muss grinsen: „Ihr Zeit, was?“ „Vorsicht.“, brummt Pumuckl, rollt dann gekünstelt mit den Augen und schüttet sich den letzten Rest Gebrannten in sein Glas, „So alt bin ich nun auch noch nicht.“ Ich zucke mit den Schultern, lege dann die Unterarme auf dem Tisch auf und lasse meinen schweren Kopf auf diese sinken, denn langsam werde ich gut müde. Und es sitzt sich ja auch so herrlich warm am Kaminfeuer. „Wie alt sindn’ Sie?“, möchte ich schließlich wissen, worauf Herr Akasuna beleidigt die Lippen schürzt. „Über 30, aber unter 40.“, weicht er mir aus und diesmal bin ich derjenige, der mit den Augen rollt. Sprich er ist alt, denn nur alte Leute haben ein Problem damit ihr Alter zu sagen. Das ist Fakt. „31, 32, 33, 34, 35, …“ „Stop.“, fällt er mir ins Wort, leert dann sein frisch eingeschenktes Glas in einem Zug. Mein lieber Scholli. Da wünscht sich aber jemand die 90er zurück. „35?“, murmle ich grinsend in meine Armbeuge hinein, worauf Herr Akasuna nur nickt. „Das geht doch noch.“, finde ich. „Findest du?“ Finde ich. Wie gesagt. „Geht klar.“, entscheide ich, richte mich dann gähnend auf und werfe dabei einen flüchtigen Blick auf mein Handy, welches mir verrät, dass wir bereits kurz vor zwei haben. Und dass ich insgesamt neun Sprachnachrichten von Tenten habe, die man bestimmt hätte in einem Satz zusammen fassen können: „Kiba ist ein Arschloch.“ „Sie haben zwar ein paar Falten, aber ansonsten haben Sie sich gut gehalten.“ , murmle ich, schiebe mein Handy dann zur Seite, denn obwohl ich sonst eigentlich ziemlich süchtig bin und das Teil 24/7 in meinen kleinen Pfötchen habe um regelmäßig mein Instagram und alle anderen Social Medias zu checken, habe ich seit mehreren Stunde nun bereits nicht einmal ansatzweise das Bedürfnis, das Ding auch nur zu entsperren. „Wir sprechen uns in zehn Jahren noch mal wieder.“, kommt es doch etwas beleidigt zurück, ehe er mir einen herausfordernden Blick zuwirft. „Immerhin kenne ich einen guten Frisör.“ , fügt er dann an und beleidigt ziehe ich die Brauen zusammen. „Bitte?“, entgegne ich angesäuert, „Die sind schön, ja?“ Etwas übertrieben fahre ich mir durch die langen, blonden Haare mit den Fingerspitzen und ich muss mich beherrschen, denn habe ich einmal damit angefangen, kann ich mich meistens nur schwer wieder davon abbringen. Was im übrigen auch für alle Anderen gilt, denn nicht nur mich selbst ziehen meine blonden Längen in den Bann, auch Tenten hat ihre Grabscher gerne mal in ihnen und ab und an erwische ich auch Itachi dabei, wie er sich gedankenverloren eine meiner blonden Strähnen um den Finger wickelt. „Ich hab nichts anderes behauptet.“, kommt es stimmig von Herrn Akasuna, ehe auch er sich eine blonde Strähne heraus pickt und verträumt durch den schmalen Raum zwischen Zeigefinger und Daumen gleiten lässt. Was habe ich gesagt? Die Magie meiner Haare. Und die macht vor niemandem Halt, auch nicht vor einem Herr Akasuna und seinen Depressionen. „Ha!“ , lache ich auf, was Chucky kaum merklich in sich zusammen zucken lässt, „Sie haben gesagt Ihnen gefallen meine Haare, sie haben es gesagt, Sie können es nicht zurück nehmen.“ Doch Herr Akasuna schüttelt nur lächelnd den Kopf, ehe er mir einen beinah flehenden Blick zuwirft. „Trotzdem sind sie lang.“ „Ja und?“ „Nichts, ja und - das ist eine Tatsache.“ „Aber sie sind schön und lang.“, beschließe ich, bette meinen Kopf dann erneut, auf meinen Armen und setzte mich so, dass ich mich mit meinem kompletten Gewicht gegen den Wohnzimmertisch lehnen kann, ohne ihn dabei zu verschieben. „Wie du meinst.“, brummt Pumuckl schließlich und eine Weile schweigen wir, doch irgendwie möchte ich plötzlich verhindern, dass er beschließen könnte ins Bett zu gehen, oder so. „Erzählen Sie mal von Japan. Wie ist es da so?“, möchte ich also wissen, noch bevor Herr Akasuna auch nur auf die Idee kommen könnte, sich für die rechtliche Nacht zu empfehlen, doch offenbar scheint er ausnahmsweise nicht genervt von mir. Und das will was heißen. Da hat der gute Jimmy aber echt ganze Arbeit geleistet, wenn er selbst einen Herr Akasuna mir gegenüber milde stimmen kann. „Warm.“, kommt es unbestimmt zurück und ich muss grinsen. „Im Vergleich zu England ist alles warm.“ „Ein Punkt für dich, …“, brummt Herr Akasuna, lässt sich dann ebenfalls in eine entspannte Haltung sinken und beginnt tatsächlich zu erzählen. Über die U-Bahnen, über die lustigen, eckigen Autos, die unseren in keinster Weise ähneln, über die sonderbaren Benimmregeln, nämlich dass man seine Schuhe im Eingangsbereich stets aus zuziehen hat und von sprechenden Toiletten, in welche sogar die Funktion „Meeresrauschen“ oder „Vogelzwitschern“ integriert ist, falls du mal so richtig entspannt kacken gehen möchtest. Aber so RICHTIG entspannt. Weißte bescheid. Ich glaube es war bei der Stelle, über die Erdbeben, bei der ich langsam weggenickt bin. Zumindest ist das das Letzte woran ich mich erinnern kann und ich frage mich, wie ich wohl reagieren würde, wenn plötzlich aus allen Richtung laut „Jishin desu“ ertönt. Wahrscheinlich würde ich die komplette Krise bekommen, immerhin habe ich noch nie in meinem Leben ein Erdbeben erlebt. Auf der einen Seite stelle ich es mir lustig vor, … auf der anderen Seite, … nicht lustig. „Hey.“ Inständig zucke ich zusammen, hebe dann zerstreut den Blick und fahre mir einmal mit dem Ärmel meines guten Tommy Hilfiger Pullovers über das feuchte Kinn. „Nh…?“, ist alles was ich hervor bringe, schaue dabei auf, zu Herrn Akasuna, der inzwischen aufgestanden zu sein scheint und sich eine Wolldecke unter den Arm geklemmt hat. Ist das etwa „meine“ Wolldecke? Oh, was habe ich sie vermisst! „Roll dich mal hoch auf’s Sofa, oder du kannst morgen früh von hier direkt zum Orthopäden fahren.“, rät er mir und kurz starre ich ihn nur weiterhin, nicht minder benebelt an, bis mir klar wird, dass ich wahrscheinlich wirklich eingeratzt bin. Aber auch daran sollte er sich ja inzwischen gewöhnt haben. Ich würde fast sagen: Alles beim Alten. Unter leisem Ächzen stemme ich mich hoch, schiebe mich, reichlich unbeholfen, auf das Sofa hoch, welches zu meinem Rücken steht und kuschle mich in das weiche Leder und die gut riechenden Kissen, die Herr Akasuna mir, freundlich wie er nun mal ist, bereits bereit gelegt hat. „Was benutzten Sie für nh’ Waschgel?“ , werde ich endlich die Frage los, die mir bereits so lange auf der Seele brennt. Leise gähnend schließe ich die Augen, ehe ich mich halb auf den Bauch rolle und mich von Herrn Akasuna zudecken lasse. „Bold 2 in 1.“, kommt es etwas gedämpft zurück und kurz öffne ich ein Auge halb. „Haben Sie meinen Pulli damit gewaschen?“ „Direkt nachdem ich dich auf die Couch verfrachtet hatte, damit er mir nicht die ganze Bude voll stinkt.“ Ich muss leise kichern, obwohl das für Herrn Akasuna nach reichlich wenig Spaß klingt. „Sie sind echt korrekt.“, brumme ich, schließe dann wieder die Augen, denn ich glaube, ich habe tatsächlich einen über den Durst getrunken. Aber es war ja auch ein anstrengender Tag. Sushi machen. Sushi essen. … Rumsitzen. Da hat man sich seinen Feiertrags-Whisky dann doch mehr als verdient, würde ich behaupten. „Und du eine Schnarchbirne.“, kommt es belustigt zurück und ich könnte schwören, da ein Lächeln gehört zu haben. Leider sind meine Lider bereits miteinander versiegelt und somit werden wir es doch nie erfahren. „Jetzt schlaf gut.“ „Sie auch.“ Leise schmatzend rolle ich mich auf die andere Seite, ziehe mir die Decke dabei bis zum Kinn und die Beine an den Bauch und irgendwie fühle ich mich echt wohl, so bei Herrn Akasuna zu Hause. Das ist vielleicht komisch, doch im Moment kann ich weder was dafür und schon gar nicht was dagegen. Muss ich jetzt wohl erstmal mit klar kommen. Ich kann hören, wie Chucky leise durch den Raum, gen Wendetreppe schleicht, kann das leise „Klack“ des Lichtschalters hören und das Knarzen der Stufen. Ich glaube es dauert keine zehn Minuten und ich bin tief und fest eingeschlafen. Und was ich euch jetzt erzähle, dass ist wirklich komisch und irgendwie frage ich mich bis heute, was genau Herrn Akasuna mitten in der Nacht für Dämonen heimgesucht haben müssen, dass er am nächsten Tag DERMAßEN missgelaunt, bereits ungeduldig mit den Fingerkuppen auf die Platte des Esstisches auftippend, auf mich wartete. Als ich am nächsten Tag aufwache scheint es noch ziemlich früh und eigentlich bin ich ein Langschläfer, doch dieses Mal bin ich bereits beim ersten Wachwerden, mehr oder weniger, putzmunter. Nachdem ich mich erstmal eine knappe Dreiviertelstunde mit meinen Social Media Seiten auseinander gesetzt habe, auf Instagram alle Kommentare und DMs geherzt und auf WhatsApp nun endlich mal Itachi und Tenten antworten konnte, die mich vermutlich ansonsten innerhalb der nächsten Stunden für tot erklärt hätten, rekle ich mich langsam auf der Couch, ehe ich mich gähnend hoch stemme. Beinah sofort schlägt mir der unverkennbare Geruch von frisch gebrühtem Kaffee entgegen und neugierig geworden, schiebe ich mich vom Sofa, schlurfe dann, über das warme Paket, durch den schmalem Durchgangsbereich, in die Küche, wo mich Herr Akasuna bereits zu erwarten scheint. Also, glaube ich, … denn eigentlich würdigt er mich keines Blickes. Außerdem ist er bereits angezogen und entweder war er in den Klamotten schlafen, oder er hat echt einen an der Waffel, an einem freien Tag, komplett angezogen, in seinen eigenen vier Wänden, sein Frühstück zu sich zu nehmen. Wir haben nicht einmal halb zehn! Das ist ja beinah genau so kriminell, wie die Leute, die bei sich zu Hause Straßenschuhe tragen. Ich meine, normal ist das nicht, … oder ? … ODER?! Auch, als ich mich schließlich zu ihm an den Tisch sinken lasse, abwartend mit meinen nackten Füßen auf den herrlich aufgeheizten Boden tipple, scheint mich der Kerl gekonnt zu ignorieren. Vielleicht noch nicht ganz wach? Soll ich ihm etwas Zeit gönnen? … wäre vielleicht nicht die Schlechteste Idee. Aber bekomme ich solange wenigstens auch einen Kaffee, weil irgendwie frustet es mich schon, ihn da so an seiner Tasse nippen zu sehen, ein bisschen Psychotropes hätte ich auch recht gerne. Kurz frage ich mich, ob sich Kaffee wohl in irgendeiner Form negativ, oder aber positiv, oder überhaupt irgendwie auf Herrn Akasunas Depressionen auswirken kann. Schließlich räuspere ich mich, was Chucky kurz genervt den Blick heben lässt, ehe er sich wieder, ohne auch nur ein Wort an mich zu verlieren, wieder seiner Daily Express zuwendet. „Gut geschlafen?“, murmle ich, fühlt es sich doch langsam ziemlich komisch an, sich so anzuschweigen. „Mh.“, kommt es unbestimmt zurück und auch dabei hebt er nicht den Blick. Alter, ich habe absolut keine Ahnung, was bei dem oben in der Birne alles locker ist. Die Rädchen waren bestimmt schon vorher was lose, das waren nicht nur die kleinen Depressions-Kobolde, da liegt nh Totalschaden vor, zumindest was Sozialkompetenz betrifft. Ich meine, wo ist mein Kaffee? Wo sind meine legalen Psychedelika?! „Ja, …“, entgegne ich dann dennoch und lehne mich dabei etwas auf meinem Stuhl zurück, „Ich auch. Schläft sich gut auf ihrer Couch.“ Hört ihr das Krachen? Das ist die Arktika, die ich gerade quer durch Herrn Akasunas eingefrorene Psyche steuere. Ist was schwer in der Lenkung. „Vor allem lange,…“ , kommt es murmelnd zurück und beinah hätte ich es nicht ganz verstanden. „Was?“, frage ich deswegen vorsichtshaber noch einmal nach, um sicher zu gehen, dass Chucky auch wirklich mich meint und nicht seinen Depressions-Kobolde, die ihm offenbar gerade sein limbisches System samt Thamalmus verknoten. „Ich sage, es ist beinah zehn.“, brummt Herr Akasuna und diesmal schwingt da unverkennbarer Nachdruck in seiner Stimme mit. Ich zucke mit den Schultern, schiele dann von meinem Handy, zur großen Wanduhr, die über der Arbeitsplatte tickt, dann schließlich wieder zurück, zu Chucky selbst. „Und wenn schon.“, entgegne ich trocken. „Hast du heute keine Uni?“ „Doch, nh Kurs bei Ihnen.“, fällt mir plötzlich auf und ein fieses Grinsen kann ich mir, Tatsache, nicht verkneifen. „Fällt wohl aus, wa?“ Plötzlich hebt Herr Akasuna den Blick und mich hätte es beinah vom Stuhl gefegt. Ich glaube, der gute Mann braucht keinen Psychiater, viel mehr einen Exorzisten. Da haben wir gestern noch gemeinsam bei ihm, vorm Kamin gehangen und Whisky geschlürft und er hat versucht meinen letzten verbliebenen Gehirnzellen-Sauf-Veteranen die japanische Sprache schmackhaft zu machen und nun schaut er mich an, mit einem Blick, als wäre ich das Ungeheuer von Loch Ness. „Du musst dich nicht noch drüber lustig machen.“, knurrt er dunkeln, drückt seine Finger dabei feste an das Keramik seiner Kaffeetasse. Und kurz verschlägt es mir die Sprache, weil ich mache mich gerne über eigentlich alles lustig, aber das gerade hatte ich tatsächlich ernst gemeint gehabt. „Mach ich nicht.“, entgegne ich demnach doch ziemlich verwirrt und kurz habe ich leichte Sorge, ob Chucky nicht vielleicht was geschmissen haben könnte, irgendwelche Drogen genommen hat, die Ursache dieses sonderbaren Verhaltens sind. Möglicherweise ist er auch einfach immer noch besoffen. „Okay.“, kommt es entnervt zurück, bevor sich Pumuckl wieder seiner Zeitung zuwendet und ich glaube, ich muss bereits wieder schauen, wie dieses deutsche Auto. Und dann hocke ich eine Weile da, daddel an meinem Handy, bis es mir schließlich zu bunt wird, ich ruckartig aufstehe und kurz zu Herrn Akasuna schiele. „Darf ich nen Kaffee?“ Er blick nicht auf, hat die Augen starr auf die aufgeschlagene Seite seiner Zeitung gerichtet und scheint in einen Artikel vertieft, nickt allerdings. Seufzend schlurfe ich gen Kaffeemaschiene, bleibe dann rätselnd vor den Hängeschränken stehen und werfe einen flüchtigen Blick, über die Schulter zurück. „Und Tassen sind wo?“ „Vor deiner Nase.“, kommt es knapp zurück und ich frage mich wirklich, welche Laus ihm, in dieser Herr Gottsfrühe, über die Leber gelaufen ist. Nachdem mein Kaffee durchgelaufen ist, bequeme ich mich an meinen Platz zurück, nächst Herrn Akasuna, welcher immer noch mit seiner Zeitung beschäftigt scheint. „Ich dachte sie geben heute mehrere Kurse?“, möchte ich beiläufig wissen, genehmige mir dann den ersten Schluck und scheiße Mann - ich hab lange nicht so guten Kaffee getrunken, find hier in England mal welchen, die hauen die das Zeug um die Ohren und intervenieren dir daraufhin Earl Grey. Herr Akasuna seufzt gedehnt, hebt dann den Kopf und wirft mir einen entnervten Blick zu. „Möchtest du dich vielleicht, bevor du über Andere meinst urteilen zu müssen, erstmal um deine Pflichten kümmern?“ Und ich glaube ich würde lachen, hätte ich nicht insgeheim etwas Angst vor ihm. „Es war nur eine einfache Frage.“, brumme ich, nicht minder genervt, denn was geht bei dem Typen bitte? Soll sich mal nicht so einpissen, macht blau, aber meint mir alle Nase lang eine Gardienenpredigt über adäquates Lernverhalten … halten zu müssen. I’m sorry for dat Wortwiederholung. „Du solltest genau so wie ich, in der Uni sitzen, also halt mal schön den Ball flach.“, schnaubt Chucky und dieses Mal bin ich es, von dem, just in dieser Sekunde die Dämonen Besitz ergreifen. Und die pumpen gerade eine Menge Testosteron. „Ey, bevor Sie mir sagen, was ich zu tun habe, oder nicht, sollten Sie vielleicht selbst mal Ihren Pflichten nachkommen und nicht immer so kackendreist arrogant auf alle Anderen herab schauen!“, feure ich ihm entgegen und prompt lässt er von seiner Zeitung ab. „Du hast ein äußerst loses Mundwerk, dafür, dass ich dich, alleine deines dauerhaften Fehlens wegen, dem Kurs verweisen könnte.“ „Ach hören sie mir auf. Sie fehlen doch mindestens genau so oft, wie ich, oder warum sitzen wir noch hier?“, möchte ich wissen und ich könnte schwören, Herrn Akasuna kurz mit den Zähnen geknirscht gehört zu haben. „Das ist was Anderes. Ich bin der Professor.“ „Ja!“, lache ich affektiert auf, „Wenn ich nicht komme, dann juckt es wenigstens keinen, aber wie oft fucken sich meine Freunde darüber ab, dass sie um halb acht morgens bei Ihnen auf der Matte stehen und sie nur sporadisch auftauchen?“ , möchte ich wissen und erst jetzt wird mir klar, wie oft sich Tenten, Sai und auch viele Andere bereits über Herrn Akasunas regelmäßiges Nicht-Erscheinen beschwert haben. Und wie dreist es eigentlich ist dass er andauernd mich versucht, für meine Schluderigkeit zur Verantwortung zu ziehen und es dann selbst nicht gebacken bekommt. Soll er doch erst einmal lernen, was Verantwortungsbewusstsein heißt und mit gutem Beispiel voran gehen, bevor er meint mich vors Gericht schleifen zu wollen. Was auch immer für ein Gericht das sein mag und ich frage mich, ob wir K. in der Schlange begegnen und ob der Typ endlich mal zum Advokaten Huld gelangt ist. „Tun sie das, ja?“ , möchte Herr Akasuna wissen und ich nicke heftig. „Und ob sie das tun, ja!“ Eigentlich möchte ich noch mehr sagen, möchte diesem Arsch an den Kopf hauen, dass er selbst erst einmal „den Ball flach halten sollte“ und nicht meinen muss, mich für Dinge zu verurteilen, die er selber nicht geschissen bekommt. Immerhin ist es nach halb zehn, sein erstes Seminar ist beinah vorbei und ich glaube kaum, dass er von hier, vom Anus der Welt aus, innerhalb hinreichender Zeit zur Uni gelangen kann, um pünktlich zu seiner anschließenden Vorlesung zu erscheinen, es sei denn, er hat ein Verschwindekabinett, zwischen all den Leichen, im Keller stehen. „Dann kannst du all jenen, die meinen, sich pausenlos über das Leben Anderer auslassen zu müssen, einen herzlichen Gruß ausrichten, sie sollten ihre Antennen vielleicht mal auf entgegen ihrer eigenen Angelegenheiten ausrichten.“, feuert Herr Akasuna zurück und prompt steht er auf den Beinen und ich zucke unweigerlich zusammen. Immerhin hat der Kerl ja - was völlig offensichtlich ist - nicht mehr alle Nadeln am Zaun! „Sie verletzten genau so ihre Pflichten, wie ich das tue, nur mit dem Unterschied, dass ich Sie nicht andauernd deswegen zurecht weise!“ , knurre ich und stehe dann auch auf, um den Größenunterschied wieder wett zu machen, der kurzzeitig zwischen uns dominiert hat. Keine tiefenpsychologischen Tricks hier, aber nicht mit mir! „Das ist was vollkommen Anderes!“ „Ja, stimmt!“ , ich lache gekünstlet und hebe dann herausfordernd eine Braue, „Wen ich komme, bemerken dass vielleicht meine Freunde, aber wenn Sie nicht kommen, dann stehen da knapp 80 Leute, die hätten noch zwei Stunden länger schlafen können. Sie haben Recht, ist nicht das Gleiche.“ „Ich würde kommen, wenn ich könnte!“, fährt Herr Akasuna mich an, macht einen bedrohlichen Schritt auf mich zu und instinktiv weiche ich nach hinten. In seinen Augen flackert der Wahnsinn und plötzlich wird mir klar, dass ich mich bei einem quasi Fremden, zu Hause, in einem einsamen Landhaus befinde und absolut niemand über meinen aktuellen Aufenthaltsort Bescheid weiß. Der Kerl könnte weiß Gott was mit mir anstellen. Und wann würden sie mich finden - Im Frühjahr des nächsten Jahres? „Wieso versteht das keiner?!“ Inzwischen schreit er tatsächlich und mir fällt auf, dass er nicht einfach nur wütend ist, sondern vielmehr verzweifelt klingt. Mit beinah flehender Miene schaut er mich an, nagt unablässig an seiner Unterlippe herum, die an manchen Stellen bereit leicht blutet und bohrt seine Fingernägel nervös in das weiche Holz, des Küchentisches. Er atmet heftig. Und kurz mache ich mir Sorgen, dass er mir womöglich wegkippen könnte. „Ihr alle redet und redet und keiner von euch macht sich auch nur einen Moment mal die Mühe, um die Ecke zu denken. Meinst du, ich hocke hier jeden Tag freiwillig und mache nichts weiteres, als durch diese beschissene Zeitung zu blättern und mir schlecht recherchierte Artikel durch zu lesen?!“ Und mit einer ausladenden Bewegung fegt er die unschuldige Daily Express von der Tischplatte, die mit einem lauten Platschen, nahe der Türe, auf den Fliesen aufklatscht. „Glaubst du allen Ernstes, ich würde nicht lieber einem Beruf nach gehen, der mir all die Jahre Freude bereitet hat?“ Ich schüttle den Kopf, kann mir ehrlich nicht erklären, woher dieser plötzliche Ausraster jetzt eigentlich gekommen ist und ob diese Worte überhaupt mir gelten, oder doch eigentlich noch andere Adressaten haben. Ich öffne den Mund kurz, schüttle dann kaum merklich den Kopf, ehe ich meine Lippen wieder schließe und Herrn Akasuna weiterhin nur schockiert anstarre. Langsam scheint sich dieser nun wieder zu beruhigen, taumelt, als wäre er benommen, ein, zwei Schritte zur Seite und lässt sich dann gefrustet auf den Platz sinken, auf welchem ich bis kurz vorher noch gesessen hatte. Schwer ausatmend, vergräbt er das Gesicht in den Händen, stützt die Ellbogen dabei auf der Tischplatte auf und eine Weile ist nur das monotone Ticken der Wanduhr zu hören und sonst nichts. Und ich stehe da, wie bestellt und nicht abgeholt und habe ehrlich keine Ahnung, was ich jetzt tun soll. Das überfordert mich und zwar an allen Ecken und Kanten. Weder habe ich eine Ahnung was genau hier eigentlich gerade passiert ist, noch wüsste ich, wie ich Herrn Akasuna nun am besten comforten sollte, oder ob er das überhaupt will? Eigentlich habe ich doch ehrlich nur wissen wollen, ob er denn nicht eigentlich jetzt gerade ein Seminar zu leiten hätte. Es war als Scherz gemeint. Nicht böse. Ehrlich nicht. Ich hätte es cool gefunden, mit ihm gemeinsam entspannt zu frühstücken, vor allem, weil es gestern abend doch auch ziemlich lustig war. Dass ich ihm damit so auf de Füße trete, damit hätte ich ja nicht rechnen können. Auf der einen Seite fühle ich mich schlecht, aber auf der anderen Seite finde ich es auch von ihm etwas albern. Immerhin weiß er genau so gut wie ich, dass er gerade eiskalt blau macht. An der Tatsache, dass gerade knapp 60 meiner Kommilitonen und KommilitonINEN (Frauenquote und so, weißt du Bescheid) vermutlich just in dieser Sekunde, genervt ihre Mails checken, nur um zu sehen, dass ihr geliebter Professor sein Fehlen nicht einmal angekündigt hat, ändert auch nichts, ob ich es jetzt ausspreche, oder bleiben lasse. Und trotzdem, … wenn ich Herrn Akasuna da so hocken sehe, sich mit verkrampften Finger die Haare raufen, mit gesenktem Blick und eingefallener Haltung, dann wünsche ich mir, ich hätte einfach mal meine Klappe gehalten. Auch wenn ich sein Verhalten mehr, als nur zum kotzen finde, … „Soll ich gehen?“, murmle ich, nach einem weiteren, langgezogenen Moment des Schweigens, worauf Chucky nur unbestimmt mit den Schultern zuckt. „Mir egal.“, antwortet er tonlos und mit heiserer Stimme. Er klingt weder wütend. Noch verzweifelt. Oder gar traurig. Er klingt einfach leer und irgendwie jagt mir der Klang der Worte einen kalten Schauer über den Rücken. „Okay.“, entgegne ich gedämpft, greife dann sowohl nach seiner, als auch meiner Tasse und stelle beide in die Spüle, ehe ich, ohne mich um zu drehen, den Raum und schließlich das Haus verlasse. Und als ich zu meinem Auto gehe wird mir klar: Das hier ist nicht nur eine alberne Wette. Das ist kein Spiel. Dieser Mann hat ein ernsthaftes Problem und hat mich zu dessem Verantwortlichen gemacht. Kapitel 17: Stolz und Vorurteil ------------------------------- Über den Morgen scheint der Schnee zumindest etwas getaut zu sein und obwohl ich mit gefühlt 25 Stundenkilometer die zugefrorene Landstraße entlang krabble, drohe ich bei so ziemlich jeder Kurve mit den Hinterrädern weg zu rutschen. Vielleicht liegt es aber auch weniger am Schnee und meiner Kartoffeluhr von Auto, sondern ist eher der Tatsache geschuldet, dass ich mit meinen Gedanken einfach absolut woanders bin. Was, in Anbetracht der aktuellen Wetterlage und meinen generellen Fahrkünsten höchstwahrscheinlich genau so ein lebensmüder Akt ist, wie Herrn Akasunas improvisierter Galgen im Atelier einer war. Ich seufze erleichtert auf, als ich schließlich die Hauptstraße erreiche, denn hier scheint zumindest bereits der Räumungsdienst unterwegs gewesen zu sein. Und trotzdem komme ich gedanklich nicht von Herrn Akasuna los. Dieser erschöpfte und müde Ausdruck, der in seinen Augen lag. Zum ersten Mal, frage ich mich, was diese Augen wohl bereits alles gesehen haben und was sie hat dermaßen an Glanz verlieren lassen. Irgendwie fühlt es sich an, als hätte jemand bleiernde Fußketten an meinen Gelenken befestigt, denn irgendwie fühle ich mich ziemlich schwer und ja, … irgendwie etwas benommen. Wie in Trance stecke ich meinen Schlüssel ins Türschloss, meiner Wohnung, öffne diese dann, nur um vom miefigen Gestank des, noch immer nicht gemachten, Kaninchenstalls in Empfang genommen zu werden. Und irgendwie muss ich direkt wieder an das Chaos, auf Herrn Akasunas Schreibtisch denken. Klar, bin ich auch nicht minder genervt, wenn zum Beispiel Itachi, der Held, oder Tenten, mich auf das offensichtliche Durcheinander in meiner Wohnung hinweisen, aber so aus getickt, bin ich deswegen noch nie. Ich bin eben nur genervt. Ich weiß ja, dass es hier nicht gerade aufgeräumt ist und wenn du versuchst vom Boden zu essen, dann endet das höchstwahrscheinlich mit einer Gastritis, aber ich meine, … ich hab halt andere Dinge zu tun. Leise seufzend lasse ich mich auf mein Bett sinken, nachdem ich das Fenster gekippt und meine beiden Karnickels in die Freiheit entlassen habe, die sich derweilen vermutlich besprechen, ob sie zuerst mein Routerkabel, oder mein Handyladekabel killen. Eine Weile hocke ich einfach nur da, starre mit apathischer Miene auf den Boden, bis ich mir selbst mit meiner Trübsalblaserei auf den Sack zu gehen beginne, stehe schließlich auf und gehe in die Küche, um mir dort ein richtiges Frühstück zu machen. Viel hat mein Studenten-Kühlschrank jedoch nicht zu bieten, was nicht bereits abgelaufen ist, oder aber Schimmel ansetzt. Wenn ich noch etwas länger warte, dann laufen die Bohnen vielleicht alleine zum Müll. Und wenn ich NOCH länger warte, dann sind sie vielleicht bereits soweit mutiert, dass ich sie dazu bekomme, meine Hausaufgaben zu machen. Schnaubend lasse ich die rote Bohnen - Paste, samt Blechbüchse, im Mülleimer verschwinden, ehe ich mich weiter durch die Kühlfächer wühle, auf der Suche nach ein paar Würstchen, oder Eiern, oder vielleicht etwas Speck. Zumindest Letzteres lässt sich auftreiben, zudem ein paar Champions und Toast und während ich die Weißbrotscheiben mit etwas Öl in der Pfanne vor sich hin brutzeln lasse und schließlich die Pilze dazu gebe, da klingelt auf einmal mein Handy. Ich werfe einen flüchtigen Blick auf das Display, der mir Itachis Namen und dessen Nummer anzeigt, ehe ich schließlich drangehe: „Jo, was gibt’s?“, möchte ich wissen, wende unterdessen das Toast und ich weiß nicht warum, aber irgendwie hätte ich ziemlich gerne mit Herrn Akasuna zusammen gefrühstückt und irgendwie wurmt mich das gerade. Und das ist nicht nur komisch, sondern auch nervig. „Hey, alles in Ordnung mit dir?“, kommt es, nicht minder besorgt, vom anderen Ende der Leitung und ich zucke bloß mit den Schultern, ehe mir klar wird, wie dämlich das ist. „Alles cool.“, antworte ich deswegen, stelle den Herd aus und fische mir Toast, sowie Pilze aus der Pfanne, ehe mir einfällt, dass ich vergessen habe den Speck zu braten. Ich seufze gedehnt, werfe mir die rohen Scheiben dann einfach so, auf das noch warme, mit Öl vollgesogene Toast und lasse mich erschöpft gegen die Küchenzeile sinken. „Sicher?“ , möchte Itachi wissen und ich brumme nur etwas Unverständliches, während ich den ersten Bissen von meinem Brot nehme. Ob Herr Akasuna bereits gefrühstückt hatte? Er schien ja bereits eine ganze Weile auf den Beinen gewesen zu sein. „Was hast du gestern gemacht? Sonst bist du von deinem Handy nicht weg zu kriegen.“, fährt Itachi dann fort und irre ich mich, oder klingt er beleidigt? Wenn er es wäre, so würde er es zumindest nie zugeben, so gut kenne ich ihn inzwischen, aber mein lieber Scholli, da ist man mal einen Abend nicht erreichbar und wird von der halben Welt direkt für tot erklärt. Kein Wunder, dass sie heut zu Tage alle an Burnout krepieren, bei diesem Druck, der da ausgeübt wird. Ich halte kurz inne, gerate dabei tatsächlich über mich selbst ins Schmunzeln. Kaum hänge ich ein paar Stunden mit „Mr. Allwissend und trotzdem Depression“ rum, da mutiere ich bereits selbst zum Abklatsch Freuds. Jetzt kann Itachi einpacken, denn als nächstes krall ich mir Kant! „Deidara?“ , erinnert mich Letzterer daran, dass wir nach wie vor telefonieren und hastig schlucke ich meinen Toast herunter, spüle dann mit ein paar Schucken Orangensaft nach. „Alles gut.“, wiederhole ich mich genervt, ehe ich beginne meine Pilze mit der Gabel auf zu spießen, „Ich war bei Herrn Akasuna, falls du es genau wissen willst.“ „Schon wieder?“ „Was heißt hier schon wieder?“, nuschle ich, durch die Pilzmasse in meinem Mund, hindurch und muss mich doch sehr wundern. So oft hänge ich mit dem Kerl nun auch nicht zusammen. Ich glaube, das wäre mir auf Dauer auch zu kompliziert. Der Typ ist einfach unberechenbar. Im einen Moment lädt er dich zum Übernachten ein, lässt dich von seinem Whisky schlürfen und versucht verzweifelt dir eine Schlitzaugen-Sprache beizubringen und im nächsten Moment, … keine Ahnung was das war. Guckt er dich mit dem Arsch nicht an und jagt dich vor die Tür obwohl du absolut nichts gemacht hast. Oder doch? Ich meine, ich war jetzt vielleicht nicht unglaublich nachsichtig, heute früh, gut, … andererseits sollte er es von mir inzwischen nicht anders gewohnt sein. Ich meine, Unrecht hatte ich nicht. Er hat nun einmal einen Job und ich weiß, dass man in der Uni bereits munkelt, ob er vielleicht ernsthaft erkrankt wäre und deswegen kaum mehr erscheint. Ich glaube sogar Sai und Kiba haben neulich mit der Kleinen aus dem Parallelkurs darüber gemutmaßt. Dabei ist er ja nicht ernsthaft krank. Also zumindest nicht so krank, dass er nicht zur Uni könnte, wenn er denn wirklich wollen würde. Er liegt ja nicht permanent mit 40 Grad Fieber ans Bett gefesselt, oder so, … „Ich hab ein bisschen Zeit, bis wir nachher mit Freunden meiner Eltern zu Mittag essen.“, kommt es schließlich von Itachi und ich unterdrücke ein Seufzen, schiebe dann die Gedanken an Herrn Akasuna, so gut es eben geht, zur Seite. „Sollen wir in die Stadt? Ich muss noch zwei Bücher für meinen Lektürekurs besorgen, danach können wir einen Kaffee trinken, ich lad dich ein.“ Ich nicke, beende schließlich meinen Toast und kille die letzten Pilze, ehe ich mich geschlagen gebe. „Ja, Kaffee klingt gut.“ , entscheide ich, „Gib mir so nh halbe Stunde, ich möcht’ nur eben duschen.“ Immerhin habe ich die ganze Nacht in einem, mit Fußbodenheizung beheiztem Raum, unter einer dicken, nach Hugo schnuppernder Decke, vor dem Kamin, herum geschwitzt. Es ist Zeit „Körperhygiene“ zu betreiben, wie Herr Akasuna es so extravagant auszudrücken pflegt, … unweigerlich beiße ich mir auf die Zunge, als Strafe dafür, schon wieder an den Kerl gedacht zu haben. Langsam reicht es aber auch mal. Ich bin kein 16 Jähriges Schulmädchen und er ist nicht mein Senpai. „Okay, dann bin ich um viertel vor bei dir.“, beendet Itachi das Telefonat und ich nicke. „Korrekt, ich seh dich dann.“ Ich hasse duschen. Nicht, weil ich irgendwie ekelig bin, und auf meinen eigenen Schweiß stehe, so Olfaktopholie like, ihr wisst, … Aber das meine ich nicht. Ich find’s bis heute auch jedes Mal verwirrend, wenn Leute Sätze raushauen wie: Ich wasch mir nur noch SCHNELL die Haare. Bruder, wenn ich mir die Haare wasche, dann ist das mein antisocial - social day, denn dann bin ich auch den ganzen Tag damit beschäftigt damit. Um es kurz zu halten: Lange Haare sind all fun, bis man sie pflegen muss. Da hört der Spaß dann auf. Und wenn du mal NUR duschen möchtest, dann musst du immer darauf achten, dass die Biester nicht nass werden und sie voll behindert hochstecken und danach musst du sie erstmal glätten, weil du, nachdem sie die Feuchtigkeitseinwirkung und die unbequeme Duttfrisur überstanden haben, sich jedes Mal entschließen es dir doppelt und dreifach zurück zu zahlen und du, sobald du das Badezimmer verlässt, ausschaust wie eine Berghexe. Oder wie irgendwer, der in den Bergen wohnt , … keine Ahnung… Zarathustra oder so. Natur pur. Ich muss mich als echt was ranhalten, nachdem ich erstmal 20 Minuten unter der heißen Dusche Wasser verschwendet habe, wovon ich 15 Minuten alleine damit zugebracht habe, Lieder von Ariana Grande zu „singen“ und meinen Nachbarn damit vermutlich reichlich den Morgen versüßt habe. Und während ich mit flotten Handbewegungen, meine goldblonde Mähne bügle, dabei immer noch den Text von „God is a woman“ vor mich hin plärrend, fällt mein Blick plötzlich auf die Bücher, die ich mir erst neulich aus der Bibliothek geliehen habe. Und die, seit je her, unberührt auf dem Wohnzimmertisch liegen und ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube erkennen zu können, dass Eines bereits von meinen Kaninchen probiert wurde. Wohl bekommt’s. Nachdenklich lasse ich mein Glätteisen sinken, denn ich glaube, meine Haare hassen mich heute, vielleicht halten sie sich für Klimaexperten und heißen meinen Wasserverbrauch nicht gut, aber ich glaube, ich kann’s auch einfach sein lassen. Heute wird das nichts mehr. Und weil ich gerade eh so in Ariana Grande Stimmung bin, binde ich sie mir schließlich zu einem hohen Halbzopf zusammen und ja, ich habe ein Haartutorial auf youtube angeschaut und nein, ich brauche im Gegensatz zu Ari und allen Anderen keine Extensions Im selben Moment klingelt es an der Tür, mein Karnickel bekommt einen halben Herzinfarkt und ich reiße mich vom Anblick der angefressenen Bücher los, ziehe meinen Zopf feste und stehe dann auf. „Hey.“, begrüße ich Kant für Arme, der schnaufend die schier endlosen Treppen, zu meiner Wohnung, hinauf stapft. Dachgeschosswohnung: Im Winter klasse, weil: schön warm. Im Sommer scheiße, weil: schön warm. Und generell immer scheiße, weil: Viele Treppen. Itachi schenkt mir ein schwaches Lächeln und ich trete zur Seite, damit er reinkommen kann. Mit seinem Eintreten schlägt mir ein ziemlich penetrantes Düftchen entgegen, ich könnte mich irren, aber: Black Opium? Yves, oder Calvin Klein, eines von beidem. „Gut siehst du aus, der Halbzopf steht dir.“ , bemerkt er, charmant, wie er nun mal ist und etwas unglücklich fahre ich mir durch meine lange Mähne. „War eigentlich eher eine Notlösung.“, gebe ich zu, während ich in meine Timberlands schlüpfe, die klassischen, in beige, nicht die fancy Schwarzen, wie Itachi sie hat. Trotzdem sind wir matchy-matchy. Abgesehen davon, dass ich, anstelle eines chicen, 300 Pfund schweren Parkers lediglich mit einer Bomber Jacke von Urban Outfiters glänzen kann. „Ich mag es, wenn du sie so trägst.“ , brummt Itachi, während ich mir besagte Jacke überziehe, unterdessen meine Kaninchen in ihren Schall scheuche. Beziehungsweise Lilli scheuche und Charlie, mehr oder minder, mit dem Fuß bis vor die Käfigtüre schiebe und dabei vermutlich noch schön den Boden putze. Und ich mag es, wenn meine Haare zur Abwechslung mal das machen, was ich will, und nicht à la Medusa, ein Eigenleben entwickeln. „Danke.“, entgegne ich trotzdem, verriegle dann die Stalltür meiner beiden Wackelnasen, die mir aus großen Kulleraugen hinter herschauen, wie ich den Raum verlasse. „Papa kommt bald wieder.“, vertröste ich sie, lösche dann das Licht und werfe Itachi dabei einen flüchtigen Blick zu, welcher bloß nickt und gemeinsam betreten wir das Treppenhaus. „Japanisch also, nicht schlecht.“, gibt Itachi anerkennend zu, genehmigt sich dann einen Schluck von seinem Kaffee. Wir beide sitzen in der kleinen Starbucks-Filiale, direkt am Marktplatz, auf welchem bereits die ersten Stände für den bald eröffnenden Weihnachtsmarkt errichtet werden. Die Lichterketten hängen bereits und auch der Weihnachtsbaum steht schon, direkt im Zentrum des Platzes, nächst des Springbrunnens im viktorianischen Stil. „Ist auf jeden Fall sau schwer.“, brumme ich, immerhin hatte mein Hirn bereits nach fünf Hiragana-Zeichen auf „yasumimasu“ - Modus geschaltet. „Das glaube ich, ist ja auch die zweitschwerste Sprache der Welt.“ „Ehrlich?“, überrascht hebe ich den Blick, ziehe dann kritisch die Brauen zusammen, doch Wiesel nickt nur: „Direkt nach arabisch.“ „Krasser Scheiß. Und der Kerl kann das einfach.“, murmle ich gedankenverloren und wieder einmal wird mir klar, wie verdammt schlau Herr Akasuna eigentlich ist. Ich meine, er ist Professor, natürlich ist er schlau, dass ist ja auch sein Job, … irgendwo, aber trotzdem ist das schon ziemlich heftig. Wenn er so schlau ist, wieso will er sich dann umbringen? Ich würde den lieben langen Tag mit meinem Wissen prahlen und glaubt mal, das würde mir nicht madig werden, aber absolut gar nicht, … „Mich wundert, dass er noch nicht promoviert hat.“ , Itachi seufzte leise, ehe er kurz verträumt den Blick, nach draußen, durch die abgedunkelten Glaswände hindurch schweifen lässt. Eine Weile beobachten wir schweigend das bunte Treiben auf dem Marktplatz, wie die Leute, eingepackt in dicke Wintersachen, mit Schal und Mütze bewaffnet, an den kleinen Büdchen zimmern, sich dabei immer wieder Sachen zurufend und ab und an lachend. Im Vergleich dazu ist es im Café selbst ziemlich ruhig, nur das leise Rattern der Kaffeemaschinen und das gedämpfte Klirren von Besteck und Tellern erfüllt den Raum mit Klang. Mein Blick wandert zur großen Wanduhr, die hinter der Theke auf gehangen wurde. Kurz nach halb elf und das am Donnerstag. Klar, dass die Stadt wie ausgestorben ist, immerhin hat nicht jeder das Glück so ein Studenten-Schmarotzer-Leben führen zu können, wie Wiesel und ich das tun. „Wie lange denkst du, wird das die Uni noch mitmachen? Ich meine, dass er so gut wie nie zu seinen eigenen Kursen erscheint, und so?“, möchte ich schließlich wissen, ehe ich selbst erstmalig von meinem Caramel- Macchiato trinke. Ein richtiges „Weiße Leute“ - Getränk. Ich hab im übrigen den Grande genommen - Muss ich nicht erklären, oder? „Ich weiß nicht genau.“, gibt Itachi überlegend zu,“Ich denke, das ist stark davon abhängig, wie weit die Uni über seinen aktuellen Zustand informiert ist, aber wie da die genauen Regeln sind, das kann ich nicht sagen.“ Was denn, … gibt es dazu keine Ausführung von Nitzsche? Jetzt bin ich aber enttäuscht. „Ich glaube, ich bin so ziemlich der Einzige, der weiß, was gerade bei ihm los ist.“ , murmle ich, richte den Blick schließlich auf meine Hände. „Mh,…“, kommt es unbestimmt von Itachi und erneut schweigen wir. „Das Ganze nimmt dich ziemlich mit, oder?“, möchte Wiesel dann plötzlich wissen und instinktiv schüttle ich den Kopf, aber irgendwie schaffe ich es nicht, Itachi dabei in die Augen zu gucken. „Nein, das ist, … es nicht.“, beginne ich dann zögerlich und am liebsten würde ich aufstehen und gehen, denn ich hasse Itachi dafür, dass er mich auf frischer Tat ertappt hat. Ja. Das Ganze nimmt mich mit. Seit ich heute morgen das Haus von Herrn Akasuna verlassen habe, geht er mir nicht mehr aus dem Kopf. Seine unerwartete Reaktion. Wie er von jetzt auf gleich, auf 180 war und im nächsten Moment auf seinem Stuhl hockte, wie ein Häuflein Elend und ich echt kurz mit dem Gedanken gespielt hatte, ihn in den Arm zu nehmen. Aber das wäre echt komisch gekommen. Obwohl die Situation vermutlich nicht mehr großartig hätte komischer werden können. Dieser leere, müde Blick in seinen Augen. Das schmutzige Geschirr in der Spüle. Das waren bestimmt Teller und Tassen von mehr als einer Woche. Die unkorrigierten Klausuren und Arbeiten, auf seinem Schreibtisch. „Ich find’s halt nur krass, … wie man sich so gehen lassen kann.“ , antworte ich schließlich, obwohl ich ja selbst jetzt nicht unbedingt mit gutem Beispiel voran gehe. Wir erinnern uns, an die rote Bohnen-Paste, die vermutlich just in dieser Sekunde, aus meinem Mülleimer kriecht, meine Kaninchen frisst und sich anschließend ein heißes Bad einlässt. Aber das ist ja irgendwie was Anderes, … irgendwie. Ich bin ja nicht unglücklich darüber, ganz im Gegenteil, ich find’s entspannt so und feier meine Jungesellenbude. Und lass meinen Kühlschranksinhalt eben mitfeiern, aber bei Herrn Akasuna sieht das Ganze etwas anders aus. Er wirkt so gar nicht zufrieden. Mit sich, mit allem und trotzdem tut er nichts dagegen und das verstehe ich einfach nicht. Itachi seufzt leise, nimmt dann einen weiteren Schluck von seinem Kaffee und mustert mich für eine Weile eindringlich. „Mute dir nicht zu viel zu, Deidara.“, sagt er dann auf einmal und kritisch lege ich die Stirn in Falten. „Ach was.“, wimmle ich ab, denn es ist ja nicht so, als würde ich 24/7 über Herrn Akasuna und seine Probleme, … moment mal. „Eine Freundschaft mit solchen Leuten kann auf Dauer ziemlich Kräfte zehrend sein, weißt du? Nicht selten müssen auch die Angehörigen bei Zeiten in Therapie, weil sie das Ganze so runter zieht.“ „Ach Quatsch.“, falle ich ihm ins Wort, denn jetzt übertreibt er wirklich, „Ich bin einer seiner Schüler, wenn du so möchtest und nicht sein bester Freund, oder sowas.“ „Das macht ja nichts, der springende Punkt ist, dass ihr viel Zeit miteinander verbringt.“, weiß Itachi, doch ich schüttle energisch den Kopf, werfe dann einen flüchtigen Blick auf mein Handy, von welchem mir eine Nachricht von Tenten entgegen lacht: „Was machst du gerade? “ „bin mit Itachi bei starbucks, why?“ , tippe ich ihr hastig eine Antwort, ehe ich mein Iphone wieder sinken lasse. „Wir haben uns gestern Abend gesehen und davor einmal ein paar Filme geguckt.“,erkläre ich entnervt und wenn man mich so hören tut, könnte man beinah glauben, ich berichte von Dates mit meinem Schwarm. Okay, vielleicht hat Itachi nicht ganz Unrecht, … aber irgendwie mag ich Herrn Akasuna ja auch. Also jetzt nicht SO ein mögen, ich lutsche immer noch keine Schwänze, auch wenn die halbe Welt das offenbar zu glauben scheint, bedeutet das noch lange nicht, dass dies auch den Tatsachen entspricht. Aber Chucky ist halt schon irgendwie cool. Wenn er nicht gerade einen seiner irrationalen Ausraster an den Tag legt. Da fällt mir ein, … „Mal was Anderes,…“, beginne ich dann, schiele kurz auf mein Handy, dessen Display aufleuchtet: „Der am Marktplatz?“ , möchte Tenten wissen, doch jetzt muss sie kurz warten. Itachis kühler Blick liegt abwartend auf mir und ich muss tatsächlich etwas schmunzeln, sowie ich an das letzte Gespräch mit Kiba denke, zumindest kann ich inzwischen drüber lachen. Immerhin etwas. „Wusstest du, dass die halbe Welt denkt, wir sind schwul?“ , möchte ich grinsend wissen, lasse mich dabei seufzend gegen die Lehne des, mit grünem Leder überzogenen, Sessels sinken. Verwirrt blinzelt Itachi mir entgegen und ich kann mir ein trockenes Lachen, angesichts seiner verwirrten Miene, kaum verkneifen. Ich meine, ich kann’s ihm nicht verübeln und hatte insgeheim bereits mit so einer Reaktion gerechnet. „Geil, oder? Kiba hat’s mir neulich erzählt. Offenbar gingen er, Tenten und Sai und weiß ich nicht, wer noch, anscheinend alle, davon aus.“ , brumme ich, ehe ich einmal genervt mit der Zunge schnalze, als plötzlich eine weitere Nachricht von Tenten eintrudelt: „Deidara??“ „Wie kommen sie denn darauf?“ , hat Wiesel offenbar inzwischen seine Sprache wieder gefunden, doch ich zucke nur unbestimmt mit den Schultern. „Wohl weil ich nie ein Weib am Start habe, meint zumindest Kiba, der Spast.“, erkläre ich, worauf Itachi nur verständnislos den Kopf schüttelt. „Und dann ist man automatisch schwul?“, möchte er wissen. „Anscheinend, ich meine, wenn ich, so wie er, meinen Schwanz jedes Wochenende in einer neuen Muschi versenke täte, dann würde mich alles Andere vermutlich auch direkt misstrauisch werden lassen.“ , knurre ich dann, schnappe mir schließlich mein Handy, als es zum dritten Mal vibriert: „ja, haha, chill mal. der am marktplatz, beim brunnen.“ „Das hast du ihm aber nicht so gesagt?“ , kommt es etwas besorgt von Itachi und ich kann spüren, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. „Naja, doch, … schon.“, gebe ich dann zu und lache einmal affektiert auf, doch Itachi scheint eher schockiert, als belustigt. „Was denn?“, möchte ich entnervt wissen, schnaube dann einmal und ein bisschen wundert es mich schon, dass er das Ganze so gelassen nimmt. Auf der anderen Seite ist das eben Itachi und dem hat wohl, bis zum heutigen Tag, niemand erklärt, wie genau Emotionen eigentlich funktionieren. Vielleicht überlegt er ja auch just in dieser Sekunde, welchen Vodoo-Zauber er auf Kiba und den Rest des Dream Teams anwenden soll, während er mit starrer Miene seinen Kaffee schlürft. Wer weiß das schon? Hab ich Psychologie studiert? Oder „Hellsehen“? „Das kannst du doch nicht machen.“, beschließt er dann, verschränkt die Arme vor der Brust und ich glaube, ich habe mich da gerade verhört. „Bitte? Der Kerl hat mir, …mehr noch UNS unterstellt wir würden Schwänze lutschen und zwar nicht irgendwelche Schwänze, sondern du meinen und ich deinen und du nimmst ihn in Schutz?!“ Ich glaube, ich sollte meinen Lautstärkepegel etwas regulieren, oder warum hat jetzt so ziemlich jeder, in diesem Saftladen, einmal kurz den Kopf gehoben und in unsere Richtung geschaut? „Piano, Piano,…“, kommt es von Itachi und darauf folgt eine beschwichtigende Handbewegung. Ich würde ihm jetzt gerne meinen Cappuccino ins Gesicht klatschen, doch ich glaube das wäre 1. Körperverletzung und 2., und das ist beinah noch etwas ausschlaggebender, ist das ein Starbucks-Cappuccino und dementsprechend teuer. Aber mal ernsthaft, … wie kann er so ruhig bleiben? Wie kann ihn das null jucken und wie kann er es wagen, Kiba zu allem Überfluss, auch noch in Schutz zu nehmen?! Als wäre er hier das Opfer, weil ich, auf solche Anschuldigungen hin, mal mein Maul aufgemacht habe? „Erstens glaube ich, dass nicht jeder männlicher Homosexueller Schwänze lutscht…“, beginnt Itachi und ich atme hörbar aus. Und doch. Ich glaube schon, dass jeder „männlicher Homosexueller“ mindestens einmal einen Schwanz im Mund hatte, aber dieses Wissen behalte ich für mich. „Und außerdem, ist das absolut hirnrissig, von dem Einem auf das Andere zu schließen. Und das solltest du wissen und dementsprechend darüber stehen, immerhin weißt du es besser, oder meinst du, jemand Außenstehendes wird über dein eigenes Leben besser im Bilde sein, als du?“ , möchte Itachi wissen und kurz bin ich etwas baff. Hat er vielleicht Psychologie studiert? So, … bevor er Philosophie begonnen hat. Mit, … 16, … oder so? Zutrauen würde ich es ihm. „Nein, … nein, aber,…“, starte ich dann, doch erneut fällt Wiesel mir ins Wort und irgendwie schafft er das, ohne, dass es unfreundlich wirkt. „Also ist es verschwendete Lebensenergie sich darüber aufzuregen, denn ändern, dass er das denkt, oder gedacht hast, kannst du jetzt ohnehin nicht mehr. Und in wie fern ändert sich dein Leben, durch die Meinung, die Andere über es haben?“ „Keine Ahnung, … denke nicht wirklich.“, überlege ich, worauf Itachi zufrieden nickt, dann schließlich selbst auf sein Handy blickt. „Hör mal, ich muss los, … kommst du von hier nach Hause?“, brummt er, während er aufsteht, sich den Armani-Mantel um die Schultern legt und mir ein verhaltenes Lächeln schenkt. „Lass dich nicht so von Anderen beeinflussen, Deidara, das hast du nicht nötig.“ „Das mache ich auch gar nicht!“ , verteidige ich mich, denn bitte, für wie labil hält der Kerl mich eigentlich? „Aber dazu neigst du und das solltest du dir abgewöhnen. Was Kiba erzählt, oder denkt, oder Herr Akasuna tut, oder nicht tut, ist erstmal deren Problem.“ , seufzt Itachi und misstrauisch hebe ich den Blick. „Hieß es vor wenigen Tagen nicht noch, dass ich mich mehr mit den Dingen auseinander setzten sollte?“ , erinnere ich mich, doch erneut überrascht mich Itachi, in dem er, leicht lächelnd, den Kopf schüttelt. „Ich sagte du sollst dich entsprechend damit auseinander setzten, was nicht bedeutet, dass du es nah an dich heran lassen sollst, also dann, …“ Kurz wühlt Kant für Arme in seiner Tasche, drückt mit dann eine knisternde 10 Pfund Note in die Hand und blinzelt mir schließlich vertraut entgegen. „Ich muss, du kennst meinen Vater, … Hidan hat gefragt, wegen dem Wochenende, ich weiß nicht, was er vorhat, aber sehen wir uns spätestens da?“ , möchte er wissen und ich nicke langsam: „Glaub’ schon, …“ , entgegne ich, denn noch immer denke ich über sein zuletzt Gesagtes nach. Ich soll mich also mit den Dingen befassen, … ohne mich zu sehr mit ihnen zu befassen…? Also mal ganz ohne Mist, … Gedankenverloren hängt mein Blick auf Itachi, ich beobachte, wie er schnellen Schrittes das Café verlässt, sogar die Tür noch für einen weiteren, gerade eintretenden, Gast aufhält. So ein Scheiß, kann echt nur von einem Philosophen kommen. So abgefuckte Gedankengänge hat doch sonst keiner. Ich seufze, drehe dann den Geldschein überlegend in der Hand und muss feststellen, dass Jane Austen mindestens genau so überfordert und planlos ausschaut, wie ich mich in diesem Moment fühle. … und direkt muss ich wieder an Herrn Akasuna denken. War ich womöglich tatsächlich zu stolz und vorurteilend? Kapitel 18: Hinata Hyuga ------------------------ „Naa?!“ Ich zucke inständig zusammen, als Tenten von hinten, mit Schwung die Arme um meine Taille schlingt und beinah hätte ich mein Handy fallen lassen. Und ihr kennt Iphones. Die lässt man einmal fallen und direkt gibt’s ein neues Feature, nennt sich „Spiderman-App“. „Bist du behindert?“ , fluche ich deswegen entnervt, seufze dann leise und lasse mein Handy in meiner Jackentasche verschwinden, bevor sie sich einen anderen Plan zusammen zimmert, wie sie dieses am ehesten noch zerstören kann. Anstatt zu antworten kichert Tenten nur dämlich und ich rolle stöhnend mit den Augen, ehe mein Blick auf ein weiteres Mädchen fällt, welches etwas abseits steht und uns dennoch schüchtern mustert. Als unsere Blicke sich schließlich kreuzen lächelt sie nervös, senkt dann den Kopf und beginnt sich hektisch an ihren Haaren herum zu zuppeln. Es sind schöne Haare, sie haben einen ungewöhnlichen dunklen Farbton, irgendwie eine Mischung aus blau und schwarz und irgendwie werde ich daraus nicht ganz schlau. Es sieht nicht gefärbt aus, aber so eine unrealistische Haarfarbe hat doch niemand,…? „Sag mal,…“, raune ich Tenten schließlich unauffällig zu, kann mich von dem Anblick der Kleinen irgendwie nicht losreißen, „Gehört die da drüben zu dir?“ „Mhh!“ , nickend wirbelt Tenten einmal auf der Achse herum, winkt das Mädchen dann zu sich. „Das ist Hinata, komm ruhig mal her und sag Hallo - der beißt nicht!“ Hinata nickt schwach, kommt dann unsicher zu uns hinüber und wirft mir einen schüchternen Blick zu. „Hey, Hinata.“ , grinse ich, schaue sie mir bei der Gelegenheit gleich etwas genauer an. Sie ist wirklich süß. Kein Vergleich zu den anderen Weibern, mit denen Tenten sonst abhängt und die Namen bekomme ich nicht einmal mehr alle auf die Kette. Lediglich Ino und Temari sind hängen geblieben. Hübsch sind sie alle Mal, vor allem Ino ist der heimliche Favorit, unter den Herren der Uni, allerdings doch ziemlich rechthaberisch und dabei nicht gerade umsichtig. Von denen fängst du dir schneller eine Ohrfeige, als du gucken kannst und dabei weiß man in 90% der Fälle nicht einmal, womit man diese eigentlich verdient hat. Zumindest Kiba und auch Hidan haben schon öfters Eine kassiert, aber wenn ich ehrlich bin, muss ich schon geschehen, dass es ihnen höchstwahrscheinlich recht geschehen ist. Ich weiß ehrlich nicht, was alle mit diesen Girls haben, denn mein Fall waren sie nie. Auch das kleine pinke Kaugummi, das zu ihrer Clique gehört, seit neustem immer mit Hidan herumlungert und sich Sakura schimpft, haben absolut nie mein Interesse geweckt. Was aber weniger etwas damit zu tun hat, das ich schwul bin, sondern wohl viel mehr auf der Tatsache beruht, dass dieser Typus Frau einfach unglaublich anstrengend ist und selbst wenn ich so ein Ficker wie Hidan oder Kiba wäre, könnte ich mir das vermutlich selbst für eine Nacht nicht geben. Zumindest nicht ohne Oropax. Und Valium. Damit ich sie am Ende nicht noch, aus Versehen, unter meinem Kissen ersticke, wenn sie in ihren rechthaberischen Monologen nicht endlich mal eine Pause einlegen. Kurz halte ich inne, den Blick dabei, wie so ein verschrullter Creep, nach wie vor auf Hinata ruhend, die sich offenbar darunter langsam etwas unwohl zu fühlen scheint. Möglicherweise kann ich gar nichts dafür, dass ich bislang kein Weib am Start hatte, sondern ich bin einfach nur von den falschen Weibern umgeben. Ich meine, mal im Ernst, bis auf Tenten halte ich es mit keinen von denen länger als ein paar Stunden aus und das auch nur, wenn ich hinreichend besoffen bin. Und Tenten war von je her tabu. Beste Freundinnen knallt man nicht, erstens das und zweitens, … Für den Bruchteil einer Sekunde schweift mein nachdenklicher Blick zu der hibbeligen Brünette hinüber und ich muss mir eingestehen, … rein objektiv betrachtet ist Tenten natürlich eine Elf von Zehn, keine Frage und auch charakterlich, … hat sie ihre Macken, ist aber aus haltbarer als dieses Victoria Secret Model für Arme, oder dem pinken Knallbonbon. Aber auch Tenten hat ihre Momente, in denen sie mir gut gegen den Strich geht und mich teilweise wie ein kleines Kind behandelt, da sie glaubt, sie hätte die Weisheit mit der Heugabel gefuttert. Vielleicht sind es wirklich die Weiber, mit denen ich mich umgebe, … und gar nicht ich selbst? Wieso bin ich da nicht schon viel früher drauf gekommen? Zu laut, zu flirty, zu rechthaberisch und zu touchy und teilweise, ohne das ich dramatisch klingen möchte, zu gewaltbereit, auch wenn es sich auf schwache Ohrfeigen beschränkt. Da würde doch jeder halbwegs gescheite Mann Reiß aus nehmen, ich meine, sowas will man(n) doch nicht. Und somit schweift mein Blick zurück, zu der kleinen Hinata, die immer noch da steht und kein Sterbenswörtchen über die Lippen bringt. Offenbar das andere Extrem, ist mir aber immer noch lieber. „Ich bin Deidara.“, stelle ich mich schließlich vor, halte ihr dann die Hand hin und sie zuckt tatsächlich kaum merklich zusammen, schlägt dann jedoch ein. „Freut mich.“, nuschelt sie dann leise, wirft mir aber dennoch ein ernst gemeintes Lächeln zu. „Ebenfalls.“, nicke ich, wende mich dann wieder Tenten zu, denn irgendwie trage ich Sorge, ich könnte Hinata vielleicht kaputt machen, wenn ich weiter mit ihr rede. „Und was macht ihr beiden Hübschen hier?“ , möchte ich dann wissen und Tenten nickt. „Hinata und ich wollten gerade zu Waterstone’s, nach Lektüre gucken, für unsere Hausarbeiten.“, erklärte Tenten und ich nicke. Zugegeben, ich kann mir bessere Tagesgestaltung vorstellen, als in einem Buchladen zu gammeln, aber ich meine, ich war jetzt bereits freiwillig in der Bibliothek, da kann ich mich ja auch noch, mehr oder minder, freiwillig in einen Buchladen begeben und Leuten zusehen, wie sie ihr Geld für den unnötigsten Scheiß überhaupt ausgeben: Büchern. In Zeiten, die von netflix und amazon prime determiert werden. Die Letzten einer hinterwäldlerischen Generation. „Na, dann mal los.“, lasse ich mich dennoch breit schlagen, deute dann mit dem Kinn gen Rolltreppe, welche zu den unteren Ebenen der Arkaden führt, auf welchen sich auf der Buchladen befindet. „Studierst du auch Kunst? Sehe die das erste Mal.“ , wende ich mich dann Hinata zu, lasse Tenten dabei nicht ganz unabsichtlich vorausgehen. „Ich, …“, beginnt Hinata nervös und ich könnte schwören, erkannt zu haben, wie sie kurz rot um die Nase herum wird, „Nein, ich, … studiere Psychologie.“ „Alter Falter.“, brumme ich, lasse dabei hörbar die Luft zwischen den Lippen entzischen. Nicht schlecht, Herr Specht. Komme ich also doch noch an meinen Herr Freud. Ich kann sie vielleicht beim nächsten Landbesuch gleich mitnehmen und Herrn Akasuna verdoktoren lassen. „Ist bestimmt ganz schön hart, oder?“ , möchte ich wissen, doch Hinata schüttelt bloß den Kopf und lächelt dann tatsächlich kurz. „Nein, es ist, … ach, es ist wirklich keine große Sache.“ , entgegnet sie dann und kritisch hebe ich eine Braue. Die Kleine studiert einfach mal den verkorksten Geist der Menschen und zwar auf einer etwas empirischeren Ebene, als Itachi das tut und dann meint sie mir weiß machen zu wollen „es wäre keine große Sache“? Das habe ich ja gesehen, als ich mich irrtümlich in die psychologische Fachbibliothek der Uni verirrt hatte, auf der Suche nach einem Heilmittel für Herrn Akasunas Depressionen. Doch anstatt auf eine Cox’ - Schaukel bin ich bloß auf allersamt seltsame Begriffe gestoßen und habe mich aus dem Dschungel der Neurotransmitter und Endokrinologien doch recht schnell zurück ziehen müssen. Und die Kleine steht da vor mir, muss ja, wenn sie den Schmarrn später in irgendeiner Form beruflich machen will, zumindest ansatzweise eine Überblick besitzen und erzählt mir einen von „es wäre keine große Sache“? Ja, moin’. „Ich finde, … „, beginnt Hinata dann schüchtern und selbst Tenten scheint nicht damit gerechnet zu haben, dass sie freiwillig noch etwas hinzufügt, zumindest ihres beinah schockierten Gesichtausdruckes nach zu urteilen. „Ich find’s viel beeindruckender was ihr so macht, … ich würde auch gerne so ein kreatives Talent besitzen.“, erklärt sie dann und ich frage mich, wo Tenten sie all die Monate versteckt gehalten hat? Ist nicht laut, ist süß, ist hübsch, hat einen etwas eigensinnigen, jedoch niedlichen Kleidungsstil, nichts Besonderes, 0815-H&M Mode halt, aber, was beinah noch wichtiger ist: Sie scheint Kunst beeindrucken zu finden! Excuse me, aber man bringe mir einen Priester! Hier, jetzt und auf der Stelle! „Naja, es ist schon nicht ohne!“ , gebe ich breit grinsend zu, werfe Tenten dann einen vielsagenden Blick zu, welche nur genervt mit den Augen rollt. „Wenn du willst, zeig ich dir mal, woran ich gerade arbeite!“ , bespaße ich Hinata währenddessen weiter, als wir schließlich das Erdgeschoss erreichen und uns von Tenten in Richtung Waterstone’s scheuchen lassen. „Ja, … gerne.“ , bestätigt Hinata und nickt dann, lächelt mir zuckersüß entgegen und sofort krame ich mein Handy aus meiner Hosentasche, drücke ihr mein Iphone, mit geöffneter Bildergalerie schließlich in die Hand und suggerier ihr, dass sie nach links wischen muss, falls sie mehr sehen möchte. Tatsächlich betrachtet sich Hinata die Fotografien meiner Werke eingehend und in Ruhe und scheint dabei doch sehr in ihre eigenen Gedanken versunken zu sein. „Nerv sie nicht zu sehr.“, warnt mich Tenten, als ich schließlich etwas zu ihr aufschließe, damit Hinata genug Zeit hat, meine Kunst auf sich wirken zu lassen. „Sie ist sehr scheu.“ „Ach, das treib ich ihr aus.“, grinse ich, wofür ich einen heftigen Stoß, mit dem Ellbogen verpasst bekomme. „Chill mal deine Eierstöcke, war nur ein Spaß, okay?“, knurre ich, doch weiter komme ich gar nicht erst, denn schon beginnt Tenten in einem der Regale der Kunstbücher zu wühlen, drückt mir dann zwei dicke Wälzer, zwei über Wassily und eines über Edvard Munch in die Arme. „Worüber schreibst du? Expressionismus?“ , möchte ich wissen, mit Blick auf den armen Schrei, von dem bis heute niemand weiß, was eigentlich sein scheiß Problem ist und wer diese gruseligen Gestalten im Hintergrund sein sollen. „Der Krieg in expressionistischer Darstellungsweise.“ , säuselt Tenten und ich seufze, ehe mein Blick auf die von ihr ausgewählte Lektüre zurück wandert. „Dann nimm doch lieber Heym oder so, wenn dein Schwerpunkt die Weltkriege sind.“, rate ich, worauf ich mir nur einen verärgerten Blick einfange. Seht ihr, was ich meine? Da will man nett sein und was bekommt man dafür? Verachtung seitens der Weiber, bloß, weil du es gewagt hat, ihnen zu widersprechen und es am Ende vermutlich auch noch besser wusstest. Ich meine ernsthaft, … sie will über den Krieg schreiben und sucht sich Wassily raus? Will sie die Striche und Linien als Kanonenrohre interpretieren? Sogar ich weiß, dass das Unsinn ist und mich sieht man an der Uni, wenn man Glück hat und wenn es hoch kommt, vielleicht bis zu drei Mal die Woche. „Dafür, dass du so gut wie nie den Kurs besucht hast, kennst du dich ja ganz schön aus.“, kommt es nicht minder genervt zurück. Seht ihr was ich meine?! Ihr merkt das auch? Das kann doch nicht nur mir auffallen…?! „Was für ein Kurs ist das überhaupt?“ , wechsle ich das Thema, bevor sie mich noch mit Van Gogh oder Paul Klee erschlagen kann. „Na, der Kunsttheorie-Kurs, bei Herrn Akasuna.“ , brummt Tenten beiläufig und ich glaube beinah, ich hätte mich verhört. „Da schreibst du deine Hausarbeit?! Bei … Herrn Akasuna?“ Beinah hätte ich Sasori gesagt. „Ja, klar, warum nicht?“ , entgegnet meine beste Freundin, blättert gedankenverloren in einem Geschichtsbuch herum, ehe sie dieses wieder seufzend im Regal verstaut. „Habe ich zumindest vor, ich bin morgen bei ihm in der Sprechstunde, wollte ihm aber schon mal eine grobe These vorlegen können.“ „Sprechstunde?“ , wiederhole ich und unweigerlich flimmert vor meinem inneren Auge das Bild der ganzen unbearbeiteten Klausuren und Essays und wahrscheinlich auch Hausarbeiten auf, die seit Wochen auf Chuckys Schreibtisch vor sich hin zu schimmeln scheinen. „Sprechstunde, Deidara. Da geht man für gewöhnlich hin, um mit dem Professor seine Ausarbeitung für einen enstprechenden Leistungsnachweis,…“ „Ich weiß, was eine Sprechstunde ist!“ , falle ich ihr schnippisch ins Wort und schelmisch grinsend hebt Tenten den Kopf. „Ach so. Sag das doch gleich.“, kichert sie, streckt mir dann die Zunge raus und wendet sich wieder den Bücherregalen zu. Ich schnaube beleidigt, bekomme bereits wieder große Lust ihr die Bücher einfach vor die Füße zu pfeffern und ab zu rauschen, doch bevor ich auch nur irgendwie auf diesen unnötigen Kommentar reagieren kann, sneakt sich auf einmal Hinata von der Seite heran an. „Deidara.“, sagt sie leise und ich hätte beinah aufgeschrien, denn Alter - warum steht die auf einmal neben mir? Wie kann man sich so leise von A nach B bewegen - Richtiger Ninja. Heftig aufatmend blinzle ich ihr irritiert entgegen und beschämt senkt sie den Blick, streckt mir dann mein Iphone entgegen. „Die sind wirklich toll, Deidara. Also wirklich, … du, …“ , sie schluckt leise, schielt dann unsicher gen Tenten welche nur hörbar einatmet. „Du, … hast wirklich künstlerisches Talent. Ich bin sicher, du, … ja ich bin sicher du kommst groß raus.“, fasst sie sich schließlich ein Herz, lächelt mich dann nervös an und ich kann spüren, wie meine Wangen heiß werden, ehe sich ein siegessicheres Lächeln auf meine Lippen legt. Ich meine: Natürlich, habe ich mit so einer Reaktion gerechnet. Hinata studiert immerhin Psychologie und ist somit sicher nicht auf den Kopf gefallen, demnach macht es nur Sinn, dass sie direkt erkennt, was wahre Kunst ist. Nicht jeder Mensch besitzt den nötigen Blick und die entsprechende Intelligenz dafür, manche leben wie in einer Art Blase, aber ich weiß natürlich, dass meine Kunst nichts Vergleichbares kennt. Meistens belächle ich die armen Schlucker, die sich selbst als „Künstler“ bezeichnen und dabei nur halbherzig irgendetwas hin rotzen, was nicht einmal ansatzweise Ästhetik besitzt. „Danke, ich weiß.“, grinse ich dann, worauf ich Tenten leise seufzen hören kann und Hinata tatsächlich etwas irritiert scheint. Aber ich meine, wenn man was wirklich gut kann, dann darf man sich dem doch durchaus bewusst sein? Ich weiß nunmal, das ich der geborene Künstler bin, es fließt mir im Blut und, … „Du bist echt unmöglich, Deidara.“, mischt sich Tenten ein, nimmt mir währenddessen die Bücher ab und tackert mich mit argwöhnischen Blicken feste. „Wieso? Ich bin nunmal ein wahrer Künstler, soll ich mich dafür rechtfertigen?“ , knurre ich, worauf sie nur mit den Augen rollt. „Eh, … Leute,…!“ , versucht Hinata die Wögen zu glätten, krallt sich dabei hilflos an meinem Handy feste und scheint tatsächlich ziemlich überfordert. Armes Ding. Aber irgendwie auch süß. „Du kannst mal etwas kleine Brötchen backen, das kannst du!“ , feuert Tenten zurück und ist dabei nicht gerade leise. Etwas pikiert hebt ein weiterer Kunde, nicht weit von uns, sich gerade durch den Sale-Wühltisch grabend, den Blick, schüttelt dann verständnislos den Kopf, ehe er sich wieder seinen Billo-Büchern zuwendet. „Wieso, nh?!“, möchte ich wissen, baue mich dann vor ihr auf, so, dass sie sich nicht ohne weiteres an mir vorbei schieben kann. Das muss sie gerade sagen. Tenten. Die ihren Schwerpunkt auf Kunsttheorie und Historie gelegt hat und so gut wie nie mit Brennöfen oder Pinseln in Berührung kommt. Und sowas studiert Kunst. Ich krieg’s Kotzen! „Weil du glaubst, dass du mit deinem Geplänkel über goldene Schnitte und Zeitepochen jetzt die Ahnung hast? Das kann jeder, Tenten, aber wahre Kunst ist ein Gefühl, ein Ausdruck, die lässt sich nicht in,…“ „Sagt der, der wahrscheinlich nicht einmal den Hauch einer Ahnung hat, was der Unterschied zwischen Impasto- und Lasurmalerei ist! Oder nenn mir fünf bedeutende Künstler des letzten Jahrhunderts!“ , faucht sie mich an und ich hätte wirklich große, große Lust ihr ihre Streber-Bücher aus der Hand zu schlagen. Doch nachher muss ich für den Kack aufkommen und ob ihr es glaubt, oder nicht, der Scheiß ist teuer. „Das muss ich gar nicht, denn immerhin weiß ich, was wahre Kunst ist und die findet sich bestimmt nicht in Büchern!“ „Aber in deinen Werken?“ , möchte Tenten wissen, zieht dann kritisch eine Augenbraue hoch. „Ja! Natürlich!“ , donnere ich ihr entgegen und ich kann aus den Augenwinkeln beobachten, wie die Damen an der Kasse bereits aufgeregt tuscheln und vielleicht sollten wir etwas leiser sein, aber scheiße verdammt: Der Eine hält mich für schwul, die Andere zweifelt an meiner Kunst und Herr Akasuna, … ich weiß gar nicht, wie es Herr Akasuna in diese Auflistung jetzt wieder gebracht hat, aber ihm geht es schlecht und er weiß das, ich weiß das, aber kein anderer checkt das, weil alle einfach viel zu blind sind! Und langsam kotzt mich das wirklich an! Gerade möchte Tenten etwas sagen, da falle ich ihr wütend ins Wort: „Bevor du es wagst Kritik an meiner Kunst zu üben, solltest du vielleicht selbst erstmal einen Fuß in die Werkstatt der Uni setzten! Aber nein, lieber selbst nichts auf die Reihe kriegen und meinen andere kritisieren zu müssen!“ „Ich habe dich nicht kritisiert!“ , behauptet sie stur, „Ich habe nur gesagt, dass du noch viel zu lernen hast und das da Luft nach oben ist!“ Und hier reicht es für mich. Ich kann sie nicht schlagen - wäre sie ein Typ hätte sie längst eine kassiert, aber so tief bin ich noch nicht gesunken. „Erstick doch an deinem behinderten Munch und Wassily!“ Ich glaube, ich habe ihr sogar etwas ins Gesicht gespuckt, zumindest kneift sie kurz angewidert die Augen zusammen, scheint gerade antworten zu wollen, doch ich wirble bereist auf dem Absatz herum, weil ich ihre Fresse gerade einfach nicht ertrage. „Tut mir leid, dass du das mitbekommen musstest.“ , entschuldige ich mich bei Hinata, obwohl es ja nicht meine Schuld ist, dass Tenten wohl offenbar keine Ahnung von Kunst hat, aber trotzdem meinte, es wäre eine gute Idee gewesen, genau das zu studieren. Wer auch immer ihr da ins Gehirn gerotzt hat. „War schön dich kennen zu lernen.“, verabschiede ich mich von der zitternden Hinata und ich würde sie gerne umarmen, denn sie scheint mir, als würde nicht mehr viel fehlen und sie würde in Tränen ausbrechen. „Ja, …“, haucht sie bedrückt, wirft mir dann einen flehenden Blick zu, doch ich schultere nur meine Sporttasche und verlasse Zähne knirschend den Laden, ohne mich noch ein weiteres Mal nach Tenten umzudrehen. Einzig und alleine: „Deidara, ist das dein scheiß Ernst?!“ , lässt mich erahnen, dass sie nicht all zu begeistert, von meinem plötzlichen Abrauschen ist, doch ganz ehrlich: Drauf geschissenen! Beinah tut es mir gar nicht mehr leid, plötzlich, das Kiba sie so verarscht hat, die ganze Zeit und dann wird mir plötzlich klar, wie beschissen meine Freunde eigentlich alle sind und ich wahrscheinlich wirklich gut dran tun würde, mir einen neuen Freundeskreis auf zu bauen. Denn auf diese Sackgesichter habe ich erstmal keinen Bock mehr. Absolut nicht. Jetzt nicht mehr! Meine Wange brennen noch leicht, von der Kälte draußen, inzwischen ist es bereits dunkel. Ich habe länger gebraucht , als vorgesehen, da ich die eine Bahn verpasst habe und deswegen meinen Anschlussbus nicht mehr gekriegt. Immerhin hatte ich während der Umsteigezeit genug Puffer um mir noch etwas bei Pizza Hut fürs Abendessen zu holen. Tatsächlich bringt mich die Käse Pizza zumindest etwas runter und so liege ich, immer noch angesäuert, auf meinem Bett, meine Karnickel neben und auf mich kackend, um mich herum hüpelnd und versuche mich mit American Dad abzulenken, doch das klappt nur mäßig, bis gar nicht. Ich seufze, schiebe schließlich die halb angefressene Pizza zur Seite, werfe Charlie, sowie Lilli einen warnenden Blick zu, um sie daran zu erinnern, dass sie sich für eine vegane Lebensweise entschieden haben und beginne dann in meiner Tasche zu kramen, auf der Suche nach meinem Handy. Ich seufze, wühle mich dann tiefer, lasse den Blick nachdenklich über das Chaos in meiner Bude wandern, ehe ich an der gestapelten Fachliteratur zum Thema Depressionen hängen bleibe. Und sofort denke ich wieder an Herrn Akasuna. Wie’s ihm wohl geht? Und wann wir uns wieder sehen? In der Uni erscheint er ja offenbar eher sporadisch, was ich nicht wirklich bezeugen kann, da auch meine Wenigkeit ja nicht sonderlich viel Wert auf eine regelmäßige Teilnahme legt. Tja, wie sagt man noch gleich so schön? Der Schüler ist immer nur so gut, wie sein Lehrer. Oder so,… Fetter Diss an den kleinen depressiven Sasori auf jeden Fall und doch frage ich mich, was ich eigentlich machen soll, wenn ich jetzt die nächste Zeit nichts von ihm höre? Immerhin habe ich eine Wette zu gewinnen und die Zeit rennt und außerdem, … außerdem mache ich mir wirklich etwas Sorgen um den dude, denn mal ganz ehrlich: Ganz frisch in der Birne ist er nicht, dass kann mir niemand erzählen. Bei den Aktionen, die er am laufenden Band bringt. Soll ich ihm dann eine Mail schreiben? Die wird dann wahrscheinlich genau so schnell beantwortet, wie die Klausuren korrigiert, wenn er sie überhaupt liest. Vielleicht auch in seine Sprechstunde? Und dann? … „Hi, Herr Akasuna, na, wie isset? Immer noch scheiße? Kickt das Anti-Depressiva schon?“ Ja, … nein. Nein, das wäre wohl etwas „inadäquat“ um es mal in der Schnösel-Bildungssprache von Itachi zu sagen. Hätte ich seine Nummer, wäre das Ganze vielleicht um einiges einfacher,… Auch wenn es etwas weird wäre, mit einem meiner Professoren auf WhatsApp zu schreiben, aber ich meine, mei, inzwischen sollte zumindest das erste Eis gebrochen sein. Fragt sich nur, wie viele Schichten ich noch zu zertrümmern habe bis ich endlich mal auf Wasser stoße? Allerdings muss ich eingestehen, dass ich mir nicht einmal sicher sein, ob Herr Akasuna überhaupt so etwas wie ein Handy besitzt? Zumindest hab ich ihn noch nie mit einem gesehen und er ist ja auch schon was älter, … Wer weiß, ob sein „Handy“ nich so ein Notfall-Nokia ist, das Demenz kranke Omas immer mit sich herum schleppen und welches ein Loch in den Boden reißt, wenn du es mal fallen lässt? Apropos Handy, … Langsam lasse ich mich von meiner Matratze gleiten, beginne nun mit beiden Händen durch meine Tasche zu wühlen, ehe ich schließlich genug von dem Kack habe, den armen Nike-Beutel einfach einmal umstülpe und eine beachtliche Menge an Kassenbons, Essensverpackungen und leeren Flaschen auf dem Boden landen. Dazwischen findet sich mein Portemonnaie, meine Kopfhörer, meine Powerbank, Deo, … mein Tangle Teezer, … , … aber kein Handy. Ich seufze entnervt auf, stemme mich dann schließlich hoch, schlurfe durch mein Schlaf- / Wohnzimmer, hinaus in den Flur, bahne mich an den Stolpferfallen bestehend aus unzähligen Schuhpaaren vorbei und krame in der Tasche, der Jacke, die ich heute an hatte, nach meinem Handy. Doch Nichts. Und jetzt bekomme ich langsam Panik, … Ist es mir geklaut worden? Alter! Was habe ich eigentlich immer für ein Pech… Andererseits, bei einem Iphone 7 Plus, da kann es schon gut sein, dass sie dir das mal abziehen, … Wie von der Tarantel gestochen, durchwühle ich unterdessen mein Bett, ob es nicht vielleicht in eine Ritze gerutscht, oder unter einer der unzähligen Wolldecken begraben liegt, gehe dabei meinen Tag noch einmal Stück für Stück, im Kopf durch. Von Herrn Akasuna hab ich es definitiv mitgenommen, ich habe ja Musik im Auto gehört, bei Itachi, als wir im Starbucks waren, da hatte ich es auch noch, ich habe ja mit Tenten geschrieben, … und als ich mit Tenten und Hinata war, da… Augenblicklich halte ich inne, bin zeitgleich erleichtert, sowie frustriert. Hinata! Klar! Ich hab der Kleinen mein Handy gegeben, damit sie sich meine Werke anschauen kann und als sie es mir zurück geben wollte, da hatte ich gerade beide Hände voll, mit Tentens beschissenen Büchern, bis wir uns schließlich in die Haare bekommen haben und ich einfach abgerauscht bin. Laut aufstöhnend lasse ich mich zurück auf meine Matratze sacken, spüre, wie sich in meinen Rücken ein paar einzelne Hasenköttel bohren. Na super, … Die Frage ist nur, wie bekomme ich das Teil jetzt wieder, Hinata studiert ja etwas völlig Anderes und ich habe keine Ahnung wann sie, wie in der Uni ist, geschweige denn welche Kurse sie überhaupt besucht und wo diese stattfinden. Der Humanwissenschafts-Trakt ist ja auf der anderen Seite der Uni und wo genau da die psychologische Fakultät dann ist, …? „Ach, scheiße, ey,…“ , murre ich, rolle mich dann auf die Seite und schiele zum Fenster hoch, vor welchem vereinzelte Flocken tanzen. Dann muss ich ja morgen zur Uni, damit ich Tenten erwische, damit die dann bei Gelegenheit mal Hinata abfangen kann. „Na super, …“ , knurrend ziehe ich mir die Decke bis zum Kopf und schließe dann die Augen, denn ich hab so null Bock eigentlich, morgen mit Tenten zu sprechen, doch vielleicht, … sehe ich dann ja Herrn Akasuna. Und ich weiß nicht genau warum, aber das scheint mir zumindest ein kleiner Trost. Zu wissen, dass es ihm gut geht, … dass er lebt und so… Kapitel 19: Feinabstimmung ganz ohne Naturkonstante --------------------------------------------------- „Mhhh, …“ Mit zusammengepressten Augen wühle ich mich tiefer in meine Kissen, versuche das schrille, unangenehme Geräusch auszublenden. Etwas unmotorisch, denn noch halb am Schlafen, zerre ich mir meine Decke über den Kopf, doch noch immer kann ich dieses ekelhafte Dröhnen nicht aus meinem Schädel bekommen. Ich schnalze einmal ungeduldig mit der Zunge, bis ich langsam immer wacher werde und dann plötzlich kerzengerade im Bett sitze. Ich habe mich so ruckartig aufgesetzt, dass mir sogar kurzzeitig schwarze etwas schwindelig wird. Hello Blutdruck, my old friend, … Ein weiteres Mal ist das unrealistisch laute Geräusch zu vernehmen, klingelt mir noch wenige Sekunden in den Ohren nach und ich bin mir sicher, ich werde einen Tinitus davon tragen. Leise seufzend schiebe ich die Beine aus meinem Bett, die Füße dann auf den Boden und stehe schließlich auf, komme nicht umhin, meinen Kaninchen einen belustigten Blick zu zuwerfen, die sich hinten in die letzte Ecke ihres Käfigs verkrümelt haben und wahrscheinlich glauben Armageddon würde just in dieser Sekunde über sie hereinbrechen und nun erwarten sie die Ankunft der vier Reiter. Doch ob das Lamm nun letzten Endes wirklich Nägel mit Köpfen gemacht hat, die Siegel geöffnet und es tatsächlich Tod, Hunger und Krieg sind die sich da offenbar an meine Klingel gerade anLEHNEN wage ich zu bezweifeln. Und nochmal: Grüße gehen raus an Korinth. Schlagt den Römern ruhig weiterhin die Tür vor der Nase zu, es kann sich bloß noch um Stunden handeln! Noch immer nicht ganz wach, wusel ich mich, durch das Chaos meiner Bude hindurch, in den Flur, drücke dann schließlich auf, bevor mir, wer auch immer diese Person sein mag, doch ich rate jetzt einfach mal ins Blaue hinein und sage es ist Itachi, mir nicht einen weiteren Hörsturz verpassen kann und mir am Ende noch das Blut aus den Ohren tropft. Wie in einem schlecht inszinierten Horrorfilm. Mein Leben. Wahrlich der blanke Horror. Ein flüchtiger Blick auf die Uhr, lässt mich wissen, dass es kurz vor neun ist, ich hab also relativ lange geschlafen. Gähnend lehne ich mich in den Türrahmen, kann ein leises Schnaufen die Treppen hochkommen hören, doch als es dann ein blau-schwarzer Haarschopf ist, der da um die Ecke biegt, bin ich doch etwas irritiert. Na, sieh mal einer an. Kein Itachi. Und auch kein apokalyptischer Reiter. Stattdessen ist es Hinata, die da, schwer atmend, die letzten Treppenstufen bis zu meiner Wohnung hoch nimmt, mich dann schüchtern anlächelt, sofort, im nächsten Moment, den Kopf senkt. „Entschuldigung, dass ich dich störe, …“ , beginnt sie leise, doch ich schüttle den Kopf. „Ach Quatsch.“ , entgegne ich, obwohl Hinata tatsächlich der letzte Mensch ist, mit dem ich gerechnet hätte. Was nicht bedeutet, dass ich mich nicht freue sie zu sehen. Irgendwie. „Ich hab nur, … naja, du hast dein Handy vergessen.“, erklärt sie dann schüchtern, beginnt schließlich in ihrer Handtasche zu kramen und streckt mir dann mein Iphone entgegen. Innerlich aufatmend nehme ich mein handy entgegen, streiche einmal, wie so ein Besessener über den schwarzen Screen, entsperre einmal, ohne einen wirklichen Grund dafür zu haben, ehe ich es in der Tasche meiner Jogger verschwinden lasse. „Hab ich schon gemerkt, bin froh, dass du es hattest und es mir nicht abgezogen worden ist.“ , brumme ich, worauf Hinata schwach lächelt, ansonsten schweigt. Okay, … Kurz legt sich eine unangenehme Stille über uns, doch bevor es zu akward werden kann, streiche ich mir einmal etwas unsicher durch die Haare, fahre dann fort: „Danke dir. Bist du extra deswegen vorbei gekommen?“ , möchte ich wissen, worauf Hinata nickt. „Wow, … hättest du nicht, ich meine, danke, aber du hättest es einfach Tenten geben können und dir nicht den Umstand machen brauchen, ehrlich,…“ „Schuldige, …“, murmelt Hinata dann und scheint tatsächlich ein schlechtes Gewissen für, … was auch immer - zu haben. „Aber Tenten meinte, sie könnte nicht genau sagen, wann du in der Uni bist und wann nicht und würde es nicht jeden Tag mitschleppen wollen, also hat sie mir deine Adresse gegeben, …“ Ich rolle einmal entnervt mit den Augen, ziehe dann verärgert die Brauen zusammen. Weil ein Handy ja auch so viel wiegt und so. Wenn das mal nicht bloß ein Vorwand war, um sich nicht weiter mit mir auseinander setzten zu müssen, weil sie insgeheim eingesehen hat, dass ich Recht hatte und es sich bloß nicht eingestehen will. Ja, so muss es sein. „Aber ich, … naja, tut mir leid, falls ich dich gestört habe. Ich will dich auch nicht aufhalten.“ , erklärt Hinata dann hastig, ohne mir dabei wirklich in die Augen zu schauen, winkt mir dann schüchtern zu und will bereits umdrehen, ehe ich mich endlich von meinen Grummel-Gedanken über Tenten losreißen kann: „Warte mal!“ Verwirrt hält Hinata inne, sieht mir dann das erste Mal in die Augen und mir fällt auf, was für einen wunderschönen, seltenen Grauton sie haben. Also eher Grau-Blau, aber mehr ins gräuliche und selbst die Pupille scheint irgendwie, … gräulich zu sein? Für einen kurzen Moment bin ich wie hypnotisiert, so etwas habe ich noch nie gesehen. Sind das Kontaktlinsen? Kann sie sehen? Ist Hinata blind? Nie im Leben, dann hätte sie sich doch nicht ohne Hilfsmittel, so frei bewegen können, vor allem in einer überlauten Verkaufsmeile. Schließlich reiße ich meinen Blick von den sonderbar milchigen Pupillen los, lasse ihn über ihren restlichen Körper wandern und das klang perverser, als es sollte. Sie ist dünn, ziemlich zierlich sogar, ihre Füße stecken in dicken Fellboots, dazu trägt sie eine Leggins und einen ziemlich großen Strickpulover, darüber einen dunkel-lila Parker mit weißem Fellkragen und einen großen Schal, in welchem sich ein paar einzelne Schneeflocken verfangen haben. „Deidara?“, reißt mich Hinatas Stimme schließlich zurück in die Realität und ich blinzle ein paar Mal irritiert, ehe mir klar wird, dass ich sie seit mindestens zwei Minuten penetrant anstarre, wie so ein kranker Psycho. „Ja, … ja…“, räuspere ich mich dann und bin froh, dass man durch meinen, vom schlafen noch wirr liegenden Pony, wahrscheinlich nicht sieht, dass ich gerade etwas rot werde. „Willst du reinkommen? Du siehst ziemlich durch gefroren aus.“ , murmle ich dann und kurz zögert Hinata, schüttelt dann jedoch den Kopf. „Ich möchte dir keine Umstände machen.“, verneint sie dann. Girl, ich möchte aber, dass du mir Umstände machst, würde ich sonst fragen? „Machst du nicht. Du bist den ganzen Weg hier hin gekommen, nur weil ich meine Sachen nicht zusammen halten kann. Also komm, ich mach dir einen Tee, oder so.“ Ich weiß gar nicht, ob ich so etwas wie Tee besitze. Meine Ahnen schlagen unter der Erde vermutlich gerade Pirouetten. Kein britischer Haushalt ohne einen Lebensvorrat Darjeeling oder Earl Grey, der mindestens für drei Weltkriege ausreichen würde. Und dann gibt es mich. Ich schwimme mal wieder gegen den Strom, die Themse entlang. „Ich, …“, beginnt Hinata zögerlich, vergräbt die kleine Nase dann unsicher in ihrem Schal und ich kann mir ein amüsiertes Lächeln kaum verkneifen. „Komm rein, los, du Frostbeule.“ , grinse ich, trete dann ein Stück zur Seite, um ihr Platz zu machen. Hinata fiepst ein Dankeschön, ehe sie sich tatsächlich, mit gesenktem Gesicht, an mir vorbei schiebt. Nachdenklich blicke ich ihr hinterher, ehe ich die Tür schließe, denn langsam wird es kalt im Flur, immerhin trage ich bloß ein Shirt, oben rum. „Bist du Mif- oder Tif-Anhänger?“ , möchte ich wissen, als Hinata schließlich eine Tasse in die Hand drücke und die dampfende Kanne auf einem kleinen Untersetzter, auf meinem schmierigen Wohnzimmertisch abstelle. Ein Blick zu Hinatas Rechten verrät mir, dass zumindest Charlie sich aus seinem Versteck hervorgetraut zu haben scheint, sich wohl offenbar inzwischen damit arrangiert hat, dass der Tag des jüngsten Gerichts doch noch nicht gekommen ist. Schade aber auch, wirklich schade, … Wo Lilli ist, … keine Ahnung. Wahrscheinlich ihrem liebsten Hobby nachgehen und sämtliche Kabel abschlagen. Völkermord und das in den eigenen vier Wänden. Hinata lacht leise, schüttelt dann den Kopf. „Ich schmecke da keinen Unterschied.“ , erklärt sie dann kichernd und auch ich muss lächeln, ehe ich ihr, sowie mir, schließlich etwas Tee einschütte. „Kluges Mädchen.“ , weiß ich, schaue mich dann um, während Hinata sich Milch dazu schüttet. „Ich glaub ich hab auch noch etwas Malzbrot, aber ich weiß nicht wo, … und Butter, … habe ich glaube ich eh keine.“ , gebe ich beschämt zu, nehme dann dankend die Milch entgegen und verdünne mir selbst damit mein schwarzes Gesöff. „Ist wirklich okay, … danke für den Tee.“, beschwichtigt Hinata hastig, nimmt dann einen vorsichtigen Schluck. „Etwas späte Tea Time.“ , gebe ich zu und Hinata nickt. „Ja etwas. Tut mir nochmal echt leid, ich hätte früher kommen wollen, aber ich hab’s nicht eher geschafft.“ Ich schüttle den Kopf, lasse mich dann, im Schneidersitz auf mein Bett sinken, ehe ich kurz zusammen zucke, sowie ein schwarzer Fellball, aus der Decke unter mir, hervor stürmt, hastig durchs Wohnzimmer sprintet, auf dem letzten Stück, auf dem Laminatboden etwas wegrutscht und dann scheppernd im Käfig zum Stillstand kommt. Ich seufze, ehe ich es mir bequem mache, muss tatsächlich lachen bei Hinatas schockiertem Blick. „Was war das?“ , möchte sie erstaunt wissen. „Meine zweite Fellnase. Lilli.“ , stelle ich das Drecksvieh vor, welches sich unterdessen unter dem Streu, in der hintersten Käfigecke verbuddelt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Hinata kichert leisem krault dann vorsichtig Charlie etwas hinter den Ohren, welcher die kleine Streicheleinheit sichtlich genießt und sofort beginnt leise mit den Zähnen zu knirschen. „Wir hatten früher einmal eine Katze.“, erzählt sie dann und ich ziehe die Nase hoch. „Mein Beileid.“, brumme ich, denn wir erinnern uns: Katzen sind Bitches. Ganz davon abgesehen, dass ich selbst aus einer Hundefamilie stamme und das ist genau so ein Bandenkrieg, wie der, den die Montagues und Capulets in Vereona ausgetragen haben. Katzen oder Hunde. Wähle weise. Hinata wirft mir einen irritierten Blick zu, doch ich schüttle nur den Kopf. „Bin kein Katzenfreund.“, gebe ich dann zu und sie nickt, lässt es allerdings unkommentiert. So eine gute Seele. „Sorry, im Übrigen, dass du das heute mitbekommen musstest, in der Bücherei. Eigentlich bin ich nicht so schnell auf 180.“, lüge ich dann, denn wenn wir mal ehrlich sind: Das bin ich doch. Manchmal sogar noch schneller. Aber das muss Hinata ja nicht unbedingt wissen, … „Schon gut.“, flüstert sie, nippt dann vorsichtig an ihrem Tee und kurz sende ich ein Stoßgebet gen Himmel, dass die Milch noch gut ist, trotz leicht aufgeblähter Packung. „Ich glaube es tat Tenten auch etwas leid, … sie ist momentan etwas verwirrt, denke ich.“ , murmelt Hinata, und ich seufze, lasse dann die Tasse sinken. Ja, das bin ich auch. Nur das ich eben keinen herumhurenden Kiba an der Backe kleben habe, sondern einen depressiven Pumuckl. Aber ist ja fast das Gleiche. „Das heißt nicht, dass sie einfach meine Kunst, oder mich beleidigen kann. Mit Kiba habe ich nichts zu tun.“ , knurre ich, kann erkennen, wie Hinata direkt wieder den Blick senkt und dann zaghaft nickt. „Ich bin sicher, sie hat es nicht so gemeint.“ Ich seufze, unterdrücke ein Augenrollen und widme mich dann wieder meinem Darjeeling. Gesagt ist gesagt, ob so gemeint, oder nicht. Und das von mir, dem König der affektierten Äußerungen und Handlungen, aber - und jetzt kommt der springende Punkt - weiß ich auch, dass das Meistens genau die Dinge sind, die man tatsächlich denkt und fühlt. Es ist ein bisschen wie mit besoffen sein. Du sagst eben schneller mal die Wahrheit und zwar die ganze Wahrheit, die Ergebnis deiner verzerrten, engstirnigen Wahrnehmung ist und du meinst es dann auch tatsächlich und wahrhaftig so. „Sie hat, …“ , beginnt Hinata dann unsicher, wirft mir einen flüchtigen Blick zu, ehe sie nervös an ihrem Tee nippt. „Ja?“, möchte ich wissen. „Naja, … sie hat auf dem Heimweg etwas geweint, ich glaube sie hat Angst, dass sie sich mit dir jetzt auch noch streitet.“ , rückt Hinata dann schließlich mit der Sprache raus und ich stöhne genervt auf. Ja, das hätte sie sich vielleicht mal überlegen sollen, bevor sie einfach meine Kunst in den Dreck zieht. „Das fällt der aber früh ein.“ , knurre ich. Hinata seufzt leise, ganz leise, so leise, dass ich es beinah gar nicht als Seufzer verstanden hätte und lächelt mir dann schüchtern entgegen. „Ihr tut das wirklich leid.“, sagt sie dann leise und ich finds ehrlich süß, wie sie sich da gerade bemüht. Andere Weiber hätten mir bereits die Hölle heiß gemacht, die Tatsache, dass ja wohl ich in dieser Situation das arme Opfer bin, völlig außer Acht gelassen. Aber Hinata ist anders. und irgendwie, will ich ihr allein deswegen schon diesen Gefallen tun. „Ich schreib ihr später mal.“ , entscheide ich und beinah sofort hellt sich ihre Miene auf. „Ja, da freut sie sich bestimmt!“ , lächelt sie dann und für einen seltsam-strangen Moment schauen wir uns beinah etwas zu lange, gegenseitig in die Augen, bis sie schließlich erneut den Blick senkt. „Ich, also,…“ „Du hast eine interessante Augenfarbe.“ , platze ich dann heraus und irritiert hebt Hinata den Kopf. „Ich, danke,…“ „Sind sie hellgrau?“ , löchere ich weiter und Hinata nickt, wirkt tatsächlich leicht verängstigt. Und kurz frage ich mich, wie ein solch zerbrechlicher Mensch eigentlich auf die Idee kommt Psychologie zu studieren, oder generell etwas mit Menschen zu machen. Die muss man mit Sicherheit zumindest jeden zweiten Morgen wieder neu zusammen bauen. „Ja. Wir haben alle graue Augen, also es ist eigentlich eher Blau mit einem sehr grauen Unterton,…“ Ich nicke. „Hab ich noch nie gesehen, voll krass, …“, gebe ich zu, denn mal ohne Mist: ich dachte immer schon meine Aquamarin wäre außergewöhnlich und dann taucht einfach Hinata hier auf und hat so, die krasseste Augenfarbe ever. Doch Hinata schüttelt nur den Kopf, lächelt dann traurig: „So besonders ist es gar nicht. Außerdem sind wir eben sehr anfällig für Krankheiten aus diesem Grund. Mein grauer Starr muss bald operiert werden.“ „Grauer Starr?“ , wiederhole ich dann irritiert. Denn: Was zum Geier ist ein Starr? „Der Grund warum nicht bloß meine Iris, sondern auch meine Pupille eine graue Farbe hat.“ , erklärt sie dann, doch noch immer bin ich etwas irritiert. Also ist sie doch blind? Aber sie wirkt gar nicht, … blind? - Außerdem müsste sie dann nicht mit so nem dämlichen Stock vor sich, 24/7 den Boden ab stochern, als täte sie nach Tretmienen suchen? Oder keine Ahnung, nen Hundi dabei haben? „Kannst du sehen?“ , möchte ich also wissen und könnte mir bereits im nächsten Moment auf die Zunge beißen. Vielleicht haben Herr Akasuna und Itachi nicht ganz Unrecht und ich falle einfach gerne mit der Tür ins Haus. Dafür halte ich mich nicht all zu lange an Smalltalk auf und komme gleich zur Sache, bevor es langweilig werden kann - Das spart Zeit. Zeit, die ich dann mit Dingen ausfüllen kann, die ich lieber tun würde, zum Beispiel: Am Handy hängen, oder schlafen. Hinata nickt leicht: „Ja, allerdings ziemlich verschwommen, aber noch ließ es sich aushalten.“ „Okay, …“ , brumme ich dann gedankenverloren, „Und nimmst du, keine Ahnung, … Medikamente oder so dagegen?“ Blöd gefragt, aber ganz ehrlich, wenn irgendwelche Pillchen gibt, die Herrn Akasuna wieder munter machen (sofern er sowas nehmen würde aber ich bin mir ziemlich sicher, das tut er nicht) dann kann man doch bestimmt auch Hinata für ihren, … so called „Starr“ etwas verschreiben? „Da hilft momentan wohl nur die OP.“, seufzt Hinata, lächelt dann dennoch tapfer, „Es gab eine Diskussion hinsichtlich Augentropfen, doch bislang hat man wohl noch nicht die notwendige Zusammensetzung herstellen können, also, …“ , sie bricht ab, ehe sie mir einen unsicheren Blick zuwirft, dann jedoch fortfährt: „Werde ich um eine Operation wohl nicht drum rum kommen.“ Sie lächelt. Scheiße nochmal, sie weiß, dass ihr in nicht ferner Zukunft an beiden Augen herum gedoktort wird und lächelt mich dennoch an? Vielleicht habe ich die Kleine unterschätzt? Und wieso macht es mich gerade nicht minder wütend, dass Herr Akasuna sich für nichts und wieder nichts, seine Depris schiebt, während Andere sich mit ihrem Schicksal einfach arrangieren. Wie sagte meine Mama immer so schön: „Kinder in Afrika haben gar nichts zu essen.“ Naja, ab Frühjahr Itachis Mantel, aber der hält sicher nicht all zulange vor. Ist vermutlich ähnlich reich an Nährstoffen, wie ein Cheeseburger bei Mcces. Ich schlucke, denn irgendwie weiß ich gerade nicht ganz genau, wie ich darauf jetzt reagieren soll. Soll ich etwa sowas sagen wie: Wird schon wieder? So eine ausgelutschte Floskel, vor allem wenn ich bis vor fünf Minuten nicht einmal wusste, dass so etwas wie „grauer Starr“ eigentlich existiert? „Weißt du schon, wann die OP sein wird?“, möchte ich also wissen, immerhin kann ich das ja wohl nicht gänzlich unkommentiert lassen. Doch Hinata schüttelt den Kopf: „Vermutlich nächstes Jahr, im Moment geht es noch, doch mein Pupillenzustand verschlechtert sich wohl, …“ „Okay, …“ , hörbar lasse ich die Luft aus meinen aufgeblasenen Wangen entweichen, fahre mir dann einmal durch die langen Haare ehe ich Hinata herausfordernd anlächle. „Wenn es soweit ist, dann komme ich dich auf jeden Fall besuchen.“, beschließe ich und überrascht hebt Hinata den Kopf. „Also, … sofern du das möchtest.“ , füge ich dann, doch etwas unsicher geworden, noch hinten an. „Ja, … ja. Aber bitte mach dir keine Umstände.“, wiederholt Hinata unterdessen ihr Mantra und ich könnte schwören, dass ihre Wangen vor wenigen Sekunden noch nicht so rosa waren. Und irgendwie lässt das auch meine Eigenen etwas glühen, weshalb ich eigentlich ganz froh bin, dass sie im nächsten Moment wieder von ihrer Schüchternheit gegkickt wird, den Blick abwendet und nervös durch den Raum wandern lässt, bis sie schließlich an den Büchern, auf meinem Wohnzimmertisch hängen bleibt. „Ach das, … ähm ,…“ beginne ich, ihrem Blick folgend, kratze mich dann nervös am Hinterkopf. Immerhin weiß die Kleine bereits, dass ich nichts in der Richtung studiere und sie soll bitte nicht denken, ich wäre irgendein Psycho, der sich so nen Quark in seiner Freizeit durchliest. Ich bin nicht der Psycho, aber ich mache es für Einen. Gezwungenermaßen. „Darf ich?“, möchte Hinata wissen, wirft mir einen flüchtigen Blick zu und ich nicke bestätigend, ehe sie sich schließlich das oberste Buch nimmt und sich interessiert den Einband betrachtet. „Massenpsychologie und Ich-Analyse…“, kann ich sie den Titel murmeln hören, während ich mir verzweifelt eine Erklärung zusammen zu basteln zu versuche, die nicht mit „Vor wenigen Tagen habe ich meinen Professor vorm Freitod bewahrt und deswegen,…“ beginnt. Doch Hinata legt das Buch nur lächelnd bei Seite und das wirft mich kurz etwas aus der Bahn: „Sowas macht ihr auch in Kunst?“ , möchte sie wissen und ich schüttle den Kopf. Nein, … nein, das wüsste ich aber. „Oh, …“ , jetzt scheint es Hinata zu sein, die sich nicht wirklich einen Reim darauf machen kann, „Dann ähm, … interessierst du dich bloß so für die Thematik?“ Nein, … nein so kann man das nicht sagen. Eigentlich habe ich lediglich vor wenigen Tagen meinen Professor vorm Freitod bewahrt und deswegen, … ach scheiße! „Naja, ja… sowas in der Art.“, druckse ich dann hervor und offenbar scheint das Hinata als Antwort vorerst zu genügen. „Das ist wirklich beeindruckend, Freud ist nicht leicht.“ , weiß sie dann. Kann ich nicht beurteilen, hab ihn nicht gekannt, aber weniger Naschkram und bisschen Bewegung sollen wahre Wunder bewirken. „Vor allem dieses Werk ist Eines der Komplexesten.“ , fügt sie dann bewundernd hinzu. Na supi. Gleich mal nach dem härtesten Torbak gegriffen und am Ende wird die Konklusion eh nur lauten, dass Herr Akasuna mal ab und an einen Fick braucht. „Worüber schreibst du denn deine Hausarbeit?“, wechsle ich also das Thema, bevor ich mich am Ende noch verplappere, denn das wäre ja nun nicht das erste Mal. Inzwischen kennen wir uns alle ja - beziehungsweise ihr mich. „ich, … oh, …“, beginnt Hinata zögerlich, zuppelt sich dabei erneut an den Spitzen ihrer Haare herum, „Über Depressionen.“ , rückt sie schließlich mit der Sprache raus. „Über Depressionen?“ „Ja.“ Na, sieh mal einer an. Womöglich ist Hinata keine gewöhnliche Kommilitonin, sondern, Tatsache, ein mir gesandeter Engel. Oder am Ende ist tatsächlich alles von vorne bis hinten durchweg determiniert und die Feinabstimmung des Universums meint es in diesem Fall auch mal gut mit mir. „Depressionen, …“, wiederhole ich, ehe sich ein schelmisches Lächeln auf meine Lippen stiehlt, was Hinata wohl etwas zu irritieren scheint. „Depressionen, … das trifft sich gut, …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)