50 gute Gründe am Leben zu bleiben von -AkatsukiHime ================================================================================ Kapitel 13: Morgenstund hat, ... ach halt's Maul- ------------------------------------------------- Ich möchte echt nicht unnötig jammern, aber manchmal frage ich mich, wie ich das früher als Schüler gemacht habe. Ach ja, ich erinnere mich. Ich bin ständig zu spät, zum Unterricht gekommen, so hatte das ich überlebt. Ich war schon immer so ein Survival-Künstler. Ich bin quasi Bear Grills, nur, dass ich mich eben, wenn’s bedrohlich wird, nicht in einem ausgeschabten Kamel verstecke, sondern in meinem Bett. Fast das Selbe. Das hier ist kein Man vs wild, nein… viel schlimmer: Es ist Deidara vs. Früh Aufstehen. Und ich kann jetzt bereits erahnen, wer aus diesem battle als Sieger hervorgehen wird. Tatsächlich erweist es sich als äußerst komplizierte Sache, durchgängig die Augen offen zu halten und wenn ich nur einen Tacken weniger Selbstbeherrschung in mir trüge, würde ich mich vermutlich einfach vor meinem Badezimmerspiegel zusammen rollen und auf den Fließen weiter schlafen. Gott, ich bin so müde. So verdammt müde. Und alles nur, wegen diesem depressiven, Fisch liebenden, Dozenten. Warum mache ich den Scheiß eigentlich mit? Mit hängenden Lidern nehme ich einen weiteren Schluck Redbull-Kaffee aus meiner Tasse. Nicht nur, dass ich wegen diesem Depri gezwungen bin, gefühlt nachts, aus den Federn zu huschen, am Ende ist er auch noch verantwortlich dafür, dass ich einem Herzinfarkt erlegen bin. Das leise Piepen meines Glätteisens, welches sich inzwischen entsprechend aufgeheizt hat und für den Einsatz ready scheint, lässt mich inständig zusammen zucken, ehe ich ohne jegliche Motorik, nach dem dem Teil greife, mir gähnend damit über die Haarenden fahre. Kurz halte ich inne, stöhne dann entnervt auf. „Scheißeee, …“ , murmle ich frustriert, führe die monotone Prozedur dann jedoch fort. Ich habe Hitzespray vergessen. Aber jetzt ist eh zu spät. Nicht nur, dass ich mit knapp 20, an einem Herzinfarkt, kläglich zu Grunde gehen werde - NEIN, ich werde auch noch mit hässlichen, splissigen, strohigen Haaren sterben. Geil. Bom-ben-mäßig. 10 outta 10. Gerne wieder. Gute Kommunikation und so. Nachdem ich mich schließlich dazu entschieden habe, meine Haare nun ausreichend geschädigt zu haben, exe ich den Rest meiner todbringenden Mische, fühle mich tatsächlich zumindest etwas wacher. Und in meinen Fingerspitzen kribbelt es ulkig. Vielleicht wachsen mir jetzt wirklich Flügel und ich kann zur Uni fliegen! Dann muss ich mir zumindest nicht mit de ganzen Schulkiddis den Bus teilen und ihnen dabei zusehen, wie sie bereits vor acht Uhr, komische Tik-Tok Moves machen. Hit or miss - aber das würde ich gerne missen. Doch solange mir aus den Fingerenden keine Federn sprießen, werde ich wohl nicht drum herum kommen, mich dazu herablassen, dem Fußvolk während ihrer morgendlichen Wanderschaft, zur Verantwortung, bei zu wohnen. Oder … ich nehme… den Wagen…? Aber der schmiert mir auf halbem Wege nur ab und ich komme zu spät und das gibt richtig Ärger. Während ich höchstmotiviert mein Macbook, samt Ladekabel und die Ausdrucke eines Textes, von welchem ich nicht mal genau weiß, ob es der ist, den wir für diese Woche vorbereiten sollten, in meine Sporttasche pröffe, frage ich mich, was ich eigentlich mache, sollten mir Kiba und Tenten über den Weg watscheln. Und Sai, aber der hält sich ja eh aus allem raus und vermutlich ist das auch besser so. Ein Toter weniger. Bei Kiba könnte ich womöglich noch Glück haben, denn auch der ist ein Morgenmuffel, aber Tenten wird save da sein. Sie ist da etwas konsequenter. Wenn Herr Akasuna ihr sagen würde „Spring“, dann täte sie bloß fragen „Wie hoch?“ - So ungefähr, dass ihr euch das mal vorstellen könnt. Ich kenne Tenten zwar erst seit der Hälfte des ersten Semesters, kann mir aber gut vorstellen, dass sie früher schon so ein obernerviger Lehrerliebling gewesen ist, der den Sackfalten als Morgengruß, noch einen polierten Apfel aufs Pult gestellt hat. So und nicht anders. Auch wenn ich sie wirklich gern habe, muss ich gestehen, kann ich solche Menschen bis auf den Tod nicht leiden. Auf der anderen Seite, kommt mir natürlich auch genau dieser Charakterzug ihrer, selbst sehr zu Gute, zumindest wenn es darum geht, sich ordentlich und strukturierte Mitschriften zu beschaffen, für die Kurse, die man selbst lieber mit auskatern verbracht hat. It’s the hard knock life - For ME! Und vor allem especially for me. Wem auch immer ich, Gefahr laufe, über den Weg zu laufen - jap, auch für mein Geschmack definitiv zu viel Bewegung, für die Uhrzeit - es bewahrt mich nicht davor, selbst zur Uni laufen zu müssen, oder zumindest bis zur Bushaltestelle, einen Häuserblock weiter. Und somit quäle ich mich in den Flur, lasse meinen Kaninchen, gütig wie ich nun einmal bin, meine Nachttischlampe an, damit sie nicht im Stockdusteren poppen müssen und schlüpfe schließlich in meine Jordans. Ich will nicht. Herr im Himmel, ich will nicht. Ich bin, bei Gott, kein gläubiger Mensch - haha, haste gecheckt nh?, aber wenn es ihn wirklich geben sollte, wie zumindest Hidan versucht, jedem weiß zu machen, dann wäre jetzt, genau jetzt, ein echt guter Zeitpunkt sich bemerkbar zu machen. Und zwar indem man mir einen echt guten Grund liefert, zu Hause bleiben zu können und am besten noch 49 andere gute Gründe, für Herrn Akasuna, sich nicht bei nächst bester Gelegenheit, den Lauf seines Gewehres in den Rachen zu schieben und dann ab zudrücken. Bereits jetzt fröstelnd, trete ich ins Treppenhaus, schließe dann die Eingangstür zu meiner Wohnung zu und mache mich, auf den wohl schlimmsten Spaziergang meines Lebens, um nichtmal halb sieben Uhr, zur Bushaltestelle. Ich kriegs’ kotzen. Wieso leben in dieser Stadt eigentlich so viele Menschen und wieso müssen sie alle gleichzeitig mit dem Bus zur Arbeit? Vermutlich, weil es normal ist, um solche Uhrzeiten zur Arbeit zu fahren, … aber darum geht es mir gerade nicht. Und während meine Laune, langsam, aber sicher, gen dem tiefsten Punkt der Erde zusteuert, frage ich mich ernsthaft, ob es mir das eigentlich wert ist. Und warum ich das mache? Nur einer blöden Wette wegen, oder weil mir Herr Akasunas Leben tatsächlich am Herzen liegt? Oder doch eher, weil ich Angst habe, man könnte nachher mir etwas anhängen und ich womöglich noch ein schlechtesGewissen hätte, nicht alles versucht zu haben. Jap, und just in diesem Momente hat meine Laune das Niveau des Mariannen Graben erreicht! Es ist wohl eine Mischung aus allem, schätze ich mal, und während ich weiter, den Blick grimmig auf den Boden vor mir, gerichtet, den Bordstein, die Nase tief in meine schwarzen Wollschal vergraben und über meine Kopfhörer den lieblichen Klängen Ariana Grandes lauschen, bemerke ich nicht einmal, wie sich von hinten ein alter Bekannter anbahnt. Erst als Itachi einmal kurz hupt, checke ich, dass in dem langsam fahrende Auto, mit den abgedunkelten Scheiben, kein Vergewaltiger hockt, sondern mein bester Freund. „Arschloch.“ , schnauze ich ihn, liebenswert, wie ich nun einmal bin, an, als ich die Beifahrertür aufreiße, mich dann zitternd auf den Sitz sinken lasse. Es ist echt arschkalt. Bloß zwei Grad, verrät mir mein Handy und bei dem Gedanken schüttelt es mich. Für das kommende Wochenende haben sie Schnee angesagt. Dabei bleibt bloß zu hoffen, dass dieses „pünktlich zur Vorlesung erscheinen“ ein einmaliger Spaß sein wird und mich der Knallkopf jetzt nicht jeden Mittwoch zu diesem Quark nötigt. „Was machst du hier?“ , spart sich Itachi einen Morgengruß, wirft mir dann einen flüchtigen Blick von der Seite aus zu, ehe er geschmeidig anfährt. Der Mercedes schnurrt auf und mir jagt es einen warmen Schauer über den Rücken. Oder ist das doch nur die Sitzheizung? Das nenn ich mal ein Auto. Nicht so Eines, wie meines, das aussieht, als hätte ein Dreijähriger es mit seinem Chemie-Baukasten zusammen gezimmert. Hat womöglich tatsächlich eine ähnliche hohe Energiereserve, wie eine Kartoffeluhr. Und produziert Abgase und Schadstoffe, wie die Titanic es zu ihrer Zeit tat. „Wie, was mach ich hier?“ , knurre ich, lasse mich dann tiefer in den, mit Wildleder überzogenen, Sitz sinken. „Zur Uni gehen.“ , erkläre ich schließlich eingeschnappt, was Itachi kurz misstrauisch eine Braue heben lässt. „Um die Uhrzeit?“ „Kunstheorie, fängt immer um halb acht an.“ , brumme ich, habe eigentlich keine Lust mich zu unterhalten, beobachte Itachi lieber genaustens dabei, wie er in einer schmalen Einfahrt den Wagen dreht, um dann in die andere Richtung, gen Universität zu steuern. Wo wollte er denn ursprünglich hin? „Und du?“ , frage ich dementsprechend nach, immerhin ist sieben Uhr doch, nach wie vor, eine verdammt ekelige Zeit, wieso ist Itachi also unterwegs, wenn er nicht im Begriff ist, seinen, in Levisjeans gekleideten Hintern, in die Uni zu schwingen? Levisjeans tragender Arsch, schaut kurz auf und mustert mich tatsächlich etwas irritiert, beinah so, als hätte ich ihn bei etwas erwischt. „Ich hatte ein paar Erledigungen zu machen.“ , sagt er dann schnell, doch das ist keine wirklich zufrieden stellende Antwort, immerhin kann das alles bedeuten. Ein paar Erledigungen,… dass kann von „Ich habe eine blutige Leiche, im Wald, verbuddelt“ bis hin zu „Ich hab nur eben zwei Croissants und frische Brötchen vom Bäcker holen wollen“ reichen. „Aha, und was soll das sein?“ , fühle ich dem Wiesel weiterhin penetrant auf den Zahn, doch Itachi schüttelt nur den Kopf, den Blick dabei wieder starr auf die Straße, vor sich, gerichtet. „Familienintern.“ Ich seufze, lasse es dann gut sein, rolle allerdings einmal theatralisch mit den Augen, doch auch das kitzelt keine weiteren Informationen aus Kant Junior hinaus. Schade, dabei habe ich mich so bemüht. Eine Weile ist es schließlich still, super still und erst nach einigen Minuten fällt mir auf, dass das wahrscheinlich unter anderem auch daran liegt, dass Itachi das Radio nicht eingeschaltet hat. Was für ein kranker Mensch fährt denn ohne Musik Auto? Die Antwort lautet: Itachi und mit Blick auf diesen, fällt mir auf, wie seltsam schweigsam Wiesel heute morgen ist, selbst für Uchiha-Verhätnisse. „Alles okay?“, frage ich deshalb noch einmal nach, richte mich schließlich etwas auf, damit ich gleich, in der Wärme des bequemen Sitzes, nicht noch weg döse. „Ja.“, kommt es etwas zu schnell zurück, was mich dann doch misstrauisch werden lässt. Schließlich schaltet Itachi das Radio an und sofort wirkt die Situation nicht mehr halb so kafkaesk und ich entspanne mich etwas. „Ist es ein Kurs bei ihm?“ , möchte Itachi nach einer Weile wissen, was mich heftig zusammenzucken lässt. Ich glaube, ich wäre tatsächlich fast wieder eingeschlafen. Aber es ist ja auch so herrlich warm in meinem Rücken, und an meinem Hintern,… fast als hätte man sich eingekackt, nur in schön. „Bei ihm?“, frage ich irritiert, worauf Itachi bloß nickt. „Professor Akasuna.“ ´, fügt er schließlich hinzu, nachdem ich scheinbar nicht ganz ohne Hilfe auf den richtigen Trichter komme. „Ach so,…“ brumme ich, unterdrücke ein Gähnen, nicke dann aber, „Ja, wieso?“ Itachi zuckt unbestimmt mit den Schultern, schaltet dann auf einen anderen Sender. „Und was erhoffst du dir davon?“, möchte er wissen. „Gar nichts, er hat gesagt ich soll kommen, also…“ , kurz verstumme ich, als mir klar wird, dass ich allein auf diese Aufforderung hin, tatsächlich mich gerade auf den Weg zur Uni befinde. „Und deswegen machst du das auch?“ , gibt Itachi schmunzeln zu Bedenken und ich in selbst überrascht. „Schätze schon, ja.“ Itachi lacht leise und es jagt mir einen weiteren Schauer über den Rücken, aber den weiß ich irgendwie nicht einzuordnen. „Wer bist du und was hast du mit Deidara gemacht?“ Kurz zieht Wiesel auffordernd die Brauen an und auch ich muss grinsen: „Hab ihn getötet und dann gegessen und du, Itachi Uchiha, bist der Nächste.“ Itachi lächelt kurz, blinzelt mir dann vertraut zu, ehe er an der nächsten Kreuzung links abbiegt, die Schnellstraße hoch, gen Campus nimmt. Auf dem Hügel, am Horizont, kann ich bereits die Umrisse der massiven Gebäude sehen. Es sieht eigentlich ganz schön aus, so angestrahlt von Scheinwerfern, aber auch etwas verlassen, denn nur hinter wenigen Fenstern brennt bereits Licht. „Wir sind uns gestern zufällig bei diesem Sushi-Dings über den Weg gelaufen und ja,…“ , erkläre ich, was mich in diese unangenehme Situation gebracht hat und Wiesel nickt erneut, ohne den Blick dabei von der Fahrbahn zu nehmen. „Und was kriegst du dafür, dass er dich hier in der Früh antanzen lässt?“ Ich schnaube kurz. Der Junge kennt mich gut. Wie seine Armani-Jackentasche. „Die Möglichkeit ihm einen weiteren Grund zu präsentieren.“ „Und der da wäre?“ „Sushi.“ „Sushi?“, wiederholt Itachi ungläubig, schaltet dann in den zweiten Gang, inzwischen haben wir die Auffahrt, zum Campusgelände, erreicht. „Ich dachte du hasst Sushi?“ „Tu ich auch, aber er mag es.“ „Dann verstehe ich nicht, warum du es ihm als Grund vorstellen musst, …“ „Darum geht es nicht, es geht eher darum, dass er es als einen Grund anerkennt.“ , inzwischen dann doch wieder schlecht gelaunt, trotz Fahrservice, lasse ich mich, mit verschränkten Armen, gegen die Lehne des Beifahrersitzes sinken. „Aha.“, bemerkt Itachi, wenig überzeugt, fährt dann den schmalen Weg, zum Parkhaus, hinunter, um am unteren Wendekreis drehen zu können. „Du musst es nicht verstehen.“ , blaffe ich ihm beleidigt entgegen und irgendwie kann ich nicht einmal genau sagen, warum ich ihn jetzt gerade so angehe. Immerhin hat er mich gerade, in einem Anflug von Großmut, auch noch zur Uni buchsiert und mich somit vor den hit or miss-TikTok-Kindern bewahrt. „Ich verstehe es auch nicht.“ , ist alles, was ihm dazu einfällt, als er schließlich den Wagen halten lässt, sich dann mir zuwendet. „Sehen wir uns später?“, möchte er wissen, doch ich schüttle den Kopf. „Ich geh danach nach Hause.“ „Hast du nicht noch deinen Geschichtskurs?“ Wieso kennt der Kerl meinen Stundenplan auswendig? Nichtmal ich hab den Scheiß im Kopf! Außerdem habe ich Besserer zu tun, als ganze zwei Stunden einem Vortrag über hellenistische Kunst zu lauschen, von einem Mann, der den guten Skopas wahrscheinlich noch zu Lebzeiten gekannt hat. „Schon, aber hab da noch was zu erledigen.“, brumme ich, schnappe mir schließlich meine Sporttasche und öffne die Tür. „Danke fürs’ fahren.“ „Kein Thema.“ Ich verabschiede mich, mit einer lässigen Handbewegung von meinem philosophischen Chauffeur und erst, als ich den schwarz lackierten Wagen langsam vom Horizont verschluckt werden sehe, fällt mir ein, dass ich Itachi überhaupt nichts von Kibas gestriger Aktion erzählt habe. Vielleicht mache ich ihm später eine voiceMail dazu. Auf der anderen Seite, möchte ich der ganzen Sache auch gar nicht so viel Bedeutung zukommen lassen, immerhin ist das Alles absolut albern und je mehr ich mich reinsteigere, desto ein größeres Ding wird es am Ende auch. Trotzdem hat es mich getroffen. Und ich weiß nicht mal genau, warum. Bereits wieder in dem Strudel meiner eigenen Gedanken untergehend, bahne ich mir meinen Weg, die Treppen hoch, gen Haupttrakt. Es ist das modernste und gleichzeitig schönste Gebäude, welches die Claytoner Uni zu bieten hat und eigentlich freue ich mich auch immer, wenn einer meiner Kurse in diesem stattfindet. Nur eben nicht um die Uhrzeit. So ab 12, da können wir drüber reden - Da lässt sich dann save ein Kompromiss finden. Nicht, der Vorwurf, ich sei schwul, hat mich so getroffen und das weiß ich auch. Das finde ich eher lustig. Also ernsthaft mal. Wenn ich nh Wurst will, dann schmeiß ich den Grill an, aber dafür zieh ich bestimmt keinem dahergelaufenen Halbstarken die Buxe vom Popo, selbst wenn er Itachi Uchiha heißt. Vielleicht war es tatsächlich diese unscheinbare Randbemerkung, dass ich, im Gegensatz zu so vielen, vielen Anderen, verhältnismäßig wenig OneNight-Stands zählen kann. Nämlich keine. Und das ich mich immer, auffällig unauffällig, aus dem Verkehr ziehe, sobald das Thema in Richtung Sexgeschichten und allem, was damit zu tun hat, zu gehen droht. Und vielleicht, aber nur vielleicht, war das auf lange Sicht gesehen, dann doch auffälliger, als es mir bislang, … aufgefallen ist,… Ziemlich konditionelle Gedankenmuster, für jemanden, der gerade im apathischen Halbwach-Zustand, durch die Uni schlurft. Vielleicht schäme ich mich, dass mein WhatsApp-Chatverlauf, nun mal nicht von irgendwelchen nymphomanen Weibern dominiert wird, so wie es bei Hidan und Kiba, ja, vermutlich selbst bei Itachi, teilweise, der Fall ist. Dabei ist es ja nicht so, dass ich keine haben könnte, … also glaube ich. Die meisten Mädels pochen eben darauf, dass der Kerl den ersten Schritt macht, nur bin ich, was das angeht, ziemlich bewegungsfaul. Aber das hat ja dann eher was mit meiner Einstellung zu tun und nicht mit mir, als Person. Immerhin habe ich zudem gute Gründe, warum ich, was das angeht, ziemlich auf der Stelle trete. Hätte nur niemals damit gerechnet, dass genau diese Erfahrung dazu führt, dass ich später von meinen eigenen Kollegen zur Schwuchtel degradiert werde. What a time. Man ist direkt schwul, wenn man kein Weib am Start hat, oder generell nie mit Einer ins Bett steigt. Was wissen Kiba und der Rest eigentlich über mich? Ich könnte auch einfach nur gottesfürchtig sein und statt mit Sex, meine Zeit lieber damit verbringen, die Bibel zu lesen. Und ein Weib lache ich mir genau deswegen nicht ans Bein, um nicht den stündlichen Daily Office zu verpassen. Jaja, der anglikanische Orden wäre entzückt, mich seinen Gläubiger nennen zu dürfen, das steht außer Frage, doch leider bin ich so absolut gar nicht gläubig. So nada. Niente. Ich glaube, ich bin nichtmal konfirmiert. Uppsi. Ich meine, ich glaube schon irgendwie an so eine Art Gott, jetzt nicht mit Rauschebart und mit Zepter, weil sonst stelle ich mich nur vor, wie Gandalf oben im Himmel, mit Jesus und Petrus gammelt und die lässt meine Fantasie dann automatisch wie Sam und Frodo ausschauen. Aber halt an so nh’ höhere Macht. Und wie auch immer diese in Erscheinung treten möchte, sei es nun durch einen brennenden Busch, oder im Gandalf-Cosplay. Gott hat definitiv Sinn für Humor. Und ich bin der lebende Beweis dafür. Der Vorlesungssaal liegt da, wie ausgestorben, ich meine, wem kann ich’s verübeln? Es ist kalt, es ist dunkel und das Semester läuft bereits seit guten zwei Monaten. Ein Blick auf den Sperrscreens meines Handys verrät mir, dass ich sogar noch etwas Zeit übrig habe und Herr Akasuna scheint auch noch nicht da, doch von hier oben, kann ich seine Aktentasche, nächst des Sprechpultes lehnen sehen. Seinen Laptop scheint er auch bereits aufgebaut zu haben. Er ist also hier. Er lebt noch. Immerhin eine erfreuliche Nachricht, an diesem Morgen, obwohl dass auch bedeutet, dass ich nun tatsächlich hier bleiben muss. Es fühlt sich beinah etwas unwirklich an, wie ich mich schließlich die ersten Treppenstufen hinuter schwinge. Ganz oben sitze ich bestimmt nicht, das wäre zu auffällig und würde nur verdächtig wirken, aber nach ganz unten kriegen mich keine zehn Pferde. Irgendwo mittig, da, wo sich der Rest meiner Mitstudenten knubbelt. Ein Gedanke und ein Haufen Dummer, der ihn ausführt. - Universität in a nutshell. Schließlich habe ich mich für einen Platz in den mittleren Reihen, am Rand, entschieden, packe, vorbildlich, wie ich nun einmla bin, mein Macbook aus, damit ich hinter diesem an meinem Handy spielen kann. Noch fünf Minuten und gelangweilt lasse ich den Blick über die Riegen, unter mir, wandern an, als ich auf den vordersten Stühlen plötzlichen Tenten erkenne. Augenblicklich macht meinen Herz einen Hüpfer und ich ducke mich etwas hinter meinem Laptop weg, was mir im nächsten Moment bereits albern vorkommt. Eigentlich haben sie und ich ja gar kein Problem. Kiba war derjenige, der Scheiße gebaut hat, was sie betrifft und ich habe es nur eben offen verkündet. Gut, zugegeben, ich hätte das auf eine etwas sanftere Art und Weise rüberbringen können, allerdings hatte sie mir ja auch nur wenige Minuten zuvor offenbart, dass sie mich für eine Schwuchtel hält. So gesehen, sind wir quitt. Vorsichtig luge ich über den Rand des hochgeklappten Bildschirmes, seufze stumm, als mir klar wird, dass sie alleine ist. Kein Kiba. Und auch sonst niemand. Wie ein Ninja, auf Mission, scanne ich den restlichen Saal ab, doch nirgends kann ich die hässliche Visage des Hundeflüsterers ausmachen. Glück gehabt. Bleibt die Frage, ob ich mit Tenten gleich reden sollte. Oder mich einfach zu ihr setzten? Ist doch eigentlich idiotisch, ich meine klar, war das auch von mir uncool, obwohl - nein. nein eigentlich war es gut, dass ich so offen zu ihr war, immerhin hält Kiba sie dauernd hin und jeder weiß es und sobald wir nur als Jungs was machen, klärt er sich die Nächste und archiviert dann die Chats. Erst jetzt wird mir klar, was für ein Casanova der Typ eigentlich ist. Vermutlich habe ich ihr am Ende nur einen Gefallen getan, ganz bestimmt sogar. Dann könnt’ ich mich ja auch eigentlich zu ihr chillen, … Doch viel Zeit, meinen Entschluss in die Tat um zu setzten, bleibt mir nicht, denn im nächsten Moment betritt Herr Akasuna den Raum, sieht dabei genau so missgelaunt aus, wie ich mich fühle. Aber vielleicht täusche ich mich auch und eigentlich hat er gerade die beste Zeit seines Lebens, denn offebar verfügt der Kerl ja nur über einen einzigen Gesichtsausdruck. Das Tuscheln, welches bis soeben noch den Raum erfüllt hat, verstummt mit einem Mal, als Chucky schließlich das Mikro einschaltet, kurz wartet, bis alle die Schnüss halten und dann ohne Begrüßung, oder sonstige Einleitung, einfach seine Folien runter rattert. Wobei ich zugeben muss, dass er selbst die komplexen Themen erstaunlich gut erklärt und selbst mit sporadisch aufkommenden Unruhen gut umzugehen weiß. Keine Ahnung, wie er das schafft, hat er mich sogar dazu gebracht, mein Handy Handy sein zu lassen und - man mag es kaum für möglich halten - mitzuschreiben. Ich habe zwar ehrlich keinen Schimmer, woran genau diese Vorlesungsreihe anknüpft, denn ehrlich gesagt, besuche ich diesen Kurs seit den ersten zwei Semesterwochen, das erste Mal wieder, aber irgendwie kriegt es Herr Akasuna gebacken, die verschiedenen Diskurslinen über die Genese und Funktionalitäten der Kunst so zu verpacken, dass es mich sogar reizt mehr zu erfahren. Ich bin beinah etwas enttäuscht, als Pumuckl bei der letzten Folien angekommen ist, seinen Monolog schließlich beendet und zudem eröffnet, dass wir uns in der nächsten Woche das ganze Thema, aus einem gesellschaftskritischeren Winkel betrachten werden. Den dazu, von ihm ausgewählten Text, Schellings, werde ich mir zwar nicht angucken, denn den Philosophiekack überlasse ich schön Mal Itachi, aber vielleicht werde ich wieder kommen. Das war echt nicht schlecht. So ein langweiliges und gleichzeitig komplexes Thema so grob runter zu brechen, dass es dermaßen einfach zu erfassen ist, das könnte man beinah als eine alleinstehende Kunst bezeichnen. Alle Anwesenden klopfen anerkennend auf ihre Tische, ehe sich die Ersten erheben, während sie ihre sieben Sachen zusammen packen und das altbekannte Geschwätz losbricht. Auch ich krame mein Zeug zusammen, den Blick dabei keinen Moment von dem braunen Haarschopf Tentens nehmend, obwohl ich das ein oder andere Mal rüber, zu Herrn Akasuna schiele. Für den Bruchteil einer Sekunde kreuzen sich unsere Blicke und ich hätte schwören können, es in seinen Mundwinkel zucken gesehen zu haben, sowie er mich offenbar erkannt hatte. Doch dann wendet sich Pumuckl wieder seiner Tasche zu, legt die Unterlagen zusammen und huscht dann ungesehen aus dem Raum, wie ein Schatten. Keiner beachtet ihn weiter. Ich schlucke, vertreibe diesen rothaarigen Dämon dann aus meinen Kopf, immerhin habe ich heute Abend genug Zeit mit ihm. Vielleicht sollte ich ihm sagen, wie gut mir sein heutiger Kurs gefallen hat. Aber nur, wenn er auch an mir, ausnahmsweise, mal ein gutes Haar lässt. Sonst nicht. Mit einem Ruck schultere ich meine Nike-Tasche, nehme dann jeweils zwei Stufen auf einmal, die Treppen hoch, um oben an der Tür Tenten abzufangen. „Hey!“, keuchend komme ich vor ihr zum stehen und mein Plan, das Aufeinandertreffen willkürlich ausschauen zu lassen, ist somit auch dahin. „Deidara?“, sie scheint etwas irritiert. „Hey, …“, wiederhole ich, noch immer um Sauerstoff kämpfend, während sie die restlichen Menschenmassen an uns vorbei und um uns herum, ihren Weg, nach draußen, bahnen. „Hey.“, kommt es schließlich etwas dumpf zurück und kurz schweigen wir. Vermutlich überlegt sie gerade, was genau in ihrem Morgenkaffee war und ob sie Halluziniert, doch ich bin es tatsächlich. Live und in… nicht in Stereo. Den Part überlasse ich Herrn Akasuna. Jesus Christ, ich muss einen Ablass kaufen, wenn wir hier fertig sind. „Sollen wir kurz reden?“, möchte ich nach einer weiteren akward-silence Minute wissen und Tenten nickt zaghaft, blickt dann beschämt auf ihre Schuhe. „Bitte.“, flüstert sie mit bebender Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)