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Erinnerungen an ein Palastleben

von

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Drei Cousinen

>>Sesshōmaru versuche seine Präsenz vor allen zu verbergen, während er durch die Stand wandelte. Vor allen vor diesen schwarzgekleideten Männern, die immer noch auf der Suche nach ihm waren. Niemand sollte ihn aufhalten, oder auch nur Notiz von ihm nehmen. Denn jetzt, da er sich wieder vernünftig bewegen konnte, wollte er seine Frau so schnell es ging finden«

 

 

Keiji hatte sich den Rest des Tages freigeschaufelt und Benjiro und Kazuma damit beauftragt weiter nach den Midori Yakubarai und deren Händler zu forschen. So war es ihm möglich Natsu zusammen mit Kasumi zurück zu ihrer Schwester zu bringen.

Jetzt, am frühen Nachmittag, hielt die Kutsche vor einem schmalen, dreistöckigen Haus. Die Front maß höchstens drei Meter in der Breite und war größtenteils vom doppeltürigen Eingang belegt. Die Tür war geöffnet und sowohl vor aus auch im Laden türmten sich Trümmer von Regalen und Tongefäßen. Die Luft war erfüllt von den Gerüchen unzähliger Kräuter und Pflanzen, die allesamt auf dem Boden verteilt waren.

Dieser Anblick zerbrach Kasumis Herz und sie bückte sich um eine einzelne getrocknete Ginseng-Wurzel aufzuheben. Das war natürlich nichts, um die Situation zu verbessern. All die Kräuter und Pflanzen wieder zu reinigen und zu sortieren war ein Ding der Unmöglichkeit. Es war ein ganzes Vermögen, das hier auf dem Boden vernichtet worden war und könnte leicht die Existenz von Keijis Cousinen zerstören. Wenn sich Kasumi vorstellte, dass das hier nicht einmal der erste Vorfall dieser Art gewesen war, lief es ihr eiskalt über den Rücken.

Natsu bahnte sich zuerst einen Weg durch die Trümmer und betrat das Haus.

„Ich bin wieder zurück.“, sagte sie dabei ohne wirkliche Freude.

Sie hatte den Kopf bereits eingezogen, als rechnete sie jede Sekunde damit, dass ihre ältere Schwester erschien und ihr den Kopf abriss.

„Natsu!“

Die Stimme kam aus dem Hinterzimmer, gefolgt von schnellen Schritten und Natsu blieb augenblicklich stehen. Sie zuckte sogar zusammen, als Fuyu in den Verkaufsraum stürmte. Doch das Einzige was sie tat, war Natsu um den Hals zu fallen und sie fest an sich zu drücken.

„Wo hast du gesteckt? Ich habe mir Sorgen gemacht!“, rief Fuyu dabei und Kasumi musste unwillkürlich Lächeln.

„Du hast mich doch rausgeworfen. Also bin ich zu Keiji und wollte bei ihm wohnen. Aber er hat mich sofort wieder zurück geschleift.“, beschwerte sich Natsu.

Daraufhin drückte Fuyu sie nur noch fester an sich.

„Dummkopf! Ich habe dich doch nicht rausgeworfen. Ich habe nur einen Moment für mich gebraucht. Und als du nicht mehr zurückgekommen bist, dachte ich du wärst den Männern hinterher und in noch mehr Ärger geraten. Tu das nie wieder! Hast du gehört?“

„Tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe.“, murmelte Natsu und hielt ihre Schwester noch einem Moment lang fest, bevor sie sich wieder voneinander lösten.

Erst jetzt erhaschte Kasumi einen richtigen Blick auf Fuyu. Die älteste von drei Schwestern war kaum größer als Natsu. Ihre langen, türkisblauen Haare trug sie zu zwei hohen Zöpfen gebunden und ihre aquamarinblauen Augen strahlten ein ähnliches Feuer aus, wie Natsus. Doch außer dem Ausdruck in ihren Augen und der grazilen Haltung hatten die Beiden kaum etwas gemeinsam.

Hätte Kasumi ein Musterbeispiel an Schönheit gebraucht, dann hatte sie es jetzt mit Fuyu gefunden. Sie war atemberaubend schön. Ihr Körper besaß eine perfekte Form. Nicht zu viel, doch an den richtigen Stellen genug um jedem Mann auf dieser Erde den Kopf zu verdrehen. Ihre Hände waren zierlich und schlank und sie bewegte sie mit einer Anmut, die jede andere Frau wie einen Bauerntrampel aussehen ließen. Und ihre Stimme klang angenehm, wie das flüstern des Windes, der über eine üppige Sommerwiese strich.

Kasumi überkam das Gefühl, ihren Kimono glatt streichen zu müssen, um wenigstens ein wenig an diese perfekte Schönheit heranreichen zu können.

„Sie hat diese Wirkung auf jeden, dem sie zum ersten Mal begegnet. Und leider muss ich gestehen, dass es kaum etwas an ihr gibt, was diesen ersten Eindruck auch nur ein bisschen schmälert. Es ist wirklich ärgerlich...“, flüsterte Keiji Kasumi zu, als er die unbewusste Bewegung ihrer Hände über ihrem Kimono bemerkte.

Überrascht sah Kasumi zu Keiji auf, der ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte. In diesem Moment wurde Kasumi bewusst, dass die Schönheit in der Familie liegen musste. Denn Keiji war keinesfalls unansehnlich. Sie hatte ihn bisher nur nicht so betrachtet, da ihr Herz bereits vergeben war. Doch wenn Sie jetzt von Fuyu zu ihm sah, wurde ihr bewusst, dass er ähnlich gutaussehend war und sicher die gleiche Wirkung auf Frauen hatte, wie Fuyu wohl auf Männer.

„Ärgerlich, weil du auch gerne die Aufmerksamkeit aller Männer in deiner Umgebung hättest?“, lachte Kasumi.

Sie konnte nicht wiederstehen Keiji zu ärgern. Nicht in diesem Moment, in dem der gutaussehende Mann der umwerfenden Frau ihre Schönheit neidete. Und vor allem nicht, da sie alle eine Familie waren. Es war einfach zu Lächerlich.

Keiji, der mit dem Ende seines Zopfes gespielt hatte, ließ diesen bei Kasumis Frage fallen und sah sie entsetzt an. Er öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn dann jedoch wieder. Kasumi war sich nicht ganz sicher, ob sie im nächsten Moment wirklich einen Schimmer rot auf seinen Wangen erkannte und sie konnte auch nicht mehr fragen, denn nachdem Fuyu ihre Schwester begrüßt hatte, fiel ihre Aufmerksamkeit auf die übrigen Anwesenden.

„Keiji! Es ist so schön dich zu sehen. Ich hoffe Natsu hat dir keine Probleme bereitet. Ich weiß doch wie Beschäftigt du bist. Wir wollen dich nicht von wichtigen Aufträgen abhalten.“, begrüßte Fuyu ihn und eilte auf ihn zu.

Sie ergriff seine Hände und hielt sie fest, während sie ihn eindringlich musterte.

„Du weißt doch genau, dass ich für euch immer Zeit habe. Und ich wünschte du hättest früher etwas gesagt, Fuyu. Vielleicht hätte ich das hier verhindern können. Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du dich immer auf mich verlassen kannst. Wenn du Probleme mit den Soldaten hier hast, dann musst du mir das sagen.“

„Deshalb ist er auch mit gekommen. Er will diesen Bastarden gehörig die Leviten lesen!“, rief Natsu, während ihre Hand schon wieder an das Heft ihres Katanas wanderte.

Kasumi war fest davon überzeugt, dass Natsu Keiji bei dieser Mission begleiten wollte um sich am Ende mitten in einer Prügelei wiederzufinden. Dieses benehmen erinnerte sie an etwas, doch sie konnte den Gedanken nicht greifen und als Fuyus Blick auf sie fiel, hatte sie es schon wieder vergessen.

„Fuyu, darf ich dir meine neue Schwester Kasumi vorstellen. Imōto-san, dass ist Fuyu. Die größte meiner drei Cousinen.“

Keiji hatte sich von Fuyu gelöst um Kasumi vorzustellen. Jetzt stand er mit einem stolzen Grinsen zwischen den beiden Frauen. So als freute er sich am allermeisten, über diese Begegnung.

Kasumi verneigte sich leicht, woraufhin Fuyu die Geste erwiderte.

„Es freut mich, dich kennenzulernen.“, sagte Kasumi mit einem sanften Lächeln.

Fuyu betrachtete sie einen Moment prüfend. Vor allem ihren gewölbten Leib und sah dann kurz zu Keiji. Bei diesem Anblick musste Kasumi unwillkürlich kichern. Offensichtlich hielten all seine Cousinen Keiji und seine Brüder für wirkliche Schwerenöter. Denn es schien, als warteten sie nur darauf, dass sie alle plötzlich mit einer schwangeren Frau auftauchten.

„Keiji und seine Brüder sind so nett mir bei der Suche nach meinem Ehemann behilflich zu sein.“, erklärte sie deshalb schnell.

„Der zufällig ein mächtiger Yōkai ist!“, rief Natsu von weiter hinten im Raum dazwischen.

Bei ihrer ersten Unterbrechung hatte Fuyu ihre Schwester noch ignoriert, doch jetzt fuhr sie herum und funkelte ihre Schwester ohne Zweifel böse an.

„Würdest du bitte nicht so herum schreien, wenn die Tür offen steht?!“

Fuyus Stimme war ruhig, fast schon glockengleich sanft. Doch Natsu, die es sich auf der Stufe zum Hinterzimmer bequem gemacht hatte und an einem Stück Trockenfleisch knabberte, ließ dieses sinken und sah unwillkürlich zur offenen Tür.

„Du musst meine Schwester entschuldigen. Dieses vorlaute Verhalten liegt wohl daran, dass sie die mittlere Tochter ist. Ich habe mein bestes versucht, ihr das auszutreiben, bin jedoch kläglich gescheitert.“, sagte Fuyu wieder an Kasumi gewandt.

„Ah, nicht doch. Natsu erinnert mich an etwas aus meinem alten Leben, dass ich jedoch nicht wirklich greifen kann. Das ist irgendwie beruhigend.“, erklärte Kasumi schnell und hob abwehrend die Hände.

„Sie erinnert dich an etwas?“, fragte Keiji sofort und trat einen Schritt näher.

„Ja… Aber ich kann nicht sagen woran. Tut mir Leid.“

Es frustrierte Kasumi selbst, dass sie nicht einmal diesen Anflug einer Erinnerung zu fassen bekam und wie so oft weiterhin im Dunkeln über ihre Vergangenheit blieb.

„Du hast deine Erinnerung verloren?“, fragte Fuyu und musterte sie neugierig.

Gleichzeitig erkannte Kasumi aber, dass sie auch angestrengt nachdachte.

„Sie wurden von maskierten, schwarzen Männern überfallen, die ein seltsames Gas benutzten um allen die Erinnerung zu nehmen!“

Wieder rief Natsu dazwischen, bevor Kasumi sich erklären konnte. Doch diesmal hatte sie ihren Ton etwas reduziert. Was vielleicht auch daran lag, dass sie sich den Rest ihres Trockenfleisches gleichzeitig in den Mund stopfte.

„Wie schrecklich.“, meinte Fuyu entsetzt.

„Das ist auch genau der Grund, weshalb ich wollte, dass ihr Beide euch kennen lernt. Kasumi kennt sich unglaublich gut mit Heilkräutern aus und vielleicht findet ihr irgendwas, dass ihr helfen könnte… Wobei wir hier zuerst einmal Ordnung machen sollten.“, erklärte Keiji.

Mit diesen Worten griff Keiji nach den nächstgelegenen Regaltrümmern und zerrte diese hinaus auf die Straße. Sofort sprang Natsu auf, um ihm zu helfen und nach einem Moment des Zögerns begann Fuyu die verstreuten Kräuter und Pflanzen vom Boden aufzulesen. Kasumi räumte sich eine kleine Ecke auf einem Tisch frei und begann dort alle Produkte von Fuyu zu sortieren und in die richtigen Gefäße einzufüllen.

 

 

Die Sonne ging bereits unter, als der Landen endlich wieder wie ein vernünftiges Geschäft aussah. Die Schränke und Regale waren halbwegs repariert und alle Kräuter und Gewürze, die zu retten waren, befanden sich jetzt wieder in beschrifteten Töpfen und Gefäßen.

Kasumi stellte gerade das letzte Glas an seinen Platz, als sie mit dem Fuß gegen etwas stieß, dass gegen den Schrank kam und von diesem abprallte. Irritiert sah sie sich nach dem Gegenstand um und fand eine große, bleierne Kugel, die fast ihre gesamte Handfläche ausfüllte und ungewöhnlich schwer wirkte.

„Was ist das?“, fragte sie und wand sich an Fuyu, die gerade dabei war, den Vorhang für die Eingangstür zu flicken.

Sie legte den Stoff beiseite, als Kasumi ihr entgegen kam und betrachtete den Gegenstand in ihrer Hand.

„Ah. Das ist die Kugel aus einem speziellen Teppo. Leider habe ich die in letzter Zeit immer häufiger in Yōkai gefunden. Sie sind mit irgendetwas beschichtet, was die Yōkai unsagbar quält und Schwächere sogar töten kann. Und selbst wenn man sie entfernt ist es nicht sicher, ob der Yōkai überlebt, da die Wunden furchtbar schlecht heilen. Es ist Teufelszeug aber anscheinend das neuste Lieblingsspielzeug der Soldaten.“, erklärte Fuyu und konnte dabei ihre Abscheu kaum verbergen.

„Das ist ja furchtbar!“, murmelte Kasumi vor sich hin.

Sie betrachtete die Kugel in ihrer Hand und drehte sie im Licht der Laterne, die Fuyu zum Nähen aufgestellt hatte. Wenn sie sich nicht täuschte, dann erkannte sie einen leichten grünen Schimmer, der sich im sanften Licht brach und ein schreckliches Gefühl stieg in ihr auf.

„Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich gerne einmal begleiten, wenn du zu diesem Wald gehst.“, sagte Kasumi nach einem Moment um sich von ihren Gedanken abzulenken.

Während sie das Geschäft aufgeräumt hatten, hatte Kasumi viel über Fuyu und ihre Arbeit erfahren. Dabei hatte sie ihr auch verraten, dass sie einmal in der Woche zu einem kleinen Wald außerhalb der Stadt ging, in dessen Zentrum ein unbedeutender Tempel stand. Dort, im Schatten des Tempels hatte sich eine Art Unterschlupf für Yōkai entwickelt der Schutz für alle Hilfsbedürftigen bot und somit stetig anwuchs. Fuyu kümmerte sich dort um die Verletzungen und Wunden der Yōkai und konnte mittlerweile sicher jede Hand gebrauchen, die sich anbot.

„Es wäre mir eine Freude. Ich kann sicher noch das ein oder andere von dir lernen.“, sagte Fuyu mit einem erfreuten Lächeln.

„Ehrlich gesagt hatte ich gehofft etwas von dir lernen zu können.“

Verlegen senkte Kasumi den Blick und legte die Kugel, die sie immer noch in Händen hielt, beiseite um sich zu beschäftigen.

„Dann sollten wir das auf jeden Fall so schnell wie möglich tun. Ich werde dir rechtzeitig Bescheid geben, sobald ich wieder dorthin aufbreche.“

Kaum war das geklärt, öffnete sich die Tür zum Laden und Keiji trat ein.

„Seht mal, wen ich draußen aufgelesen habe.“, sagte er, bevor er zur Seite trat und einem kleinen Mädchen Platz machte.

„Onē-san!“, rief die Kleine, die das perfekte Ebenbild von Fuyu war, und rannte auf ihre große Schwester zu.

„Aki, bin ich froh, dass dir nichts passiert ist!“

Fuyu ließ sofort alles stehen und liegen, rannte zu ihrer kleinen Schwester und zog sie in ihre Arme. Sie hob sie vom Boden und drehte sich mit ihr einmal im Kreis um den Schwung auszugleichen. Dabei strich sie ihr immer wieder über Kopf und Rücken.

Kasumi wusste, dass Keiji drei Cousinen besaß, doch sie hatte nicht erwartet, dass die Dritte so jung war. Sie konnte kaum älter sein als sie es war, als sie zum ersten Mal ihrem Ehemann begegnet war.

Überrascht über den Gedanken blinzelte Kasumi irritiert. Wieder hatte sie sich an etwas erinnert, ohne wirklich eine Vision davon gesehen zu haben. Eine ganz normale Kleinigkeit, die ihr einfach so in den Sinn gekommen war. Und da sich dieser Vorgang zu wiederholen schien, hoffte Kasumi, dass es ein Zeichen war, dass ihre Erinnerungen bald zurückkehren würden.

„Ist alles in Ordnung, Imōto-san?“, fragte Keiji leise.

Während der stürmischen Begrüßung der Schwestern war dieser neben Kasumi getreten und musterte sie nun mit einem besorgten Blick. Diesen zerstreute Kasumi gleich mit einem Lächeln.

„Ja, es ist alles in Ordnung. Es ist nur schön zu sehen, wie sehr die beiden sich freuen sich wieder zu haben. Ganz allein auf sich gestellt zu sein, mit einer so jungen Schwester ist sicher hart für Fuyu.“

Bei ihren Worten nickte Keiji.

Während sie aufgeräumt hatten, hatte Kasumi auch erfahren was hier vorgefallen war. Natsu hatte auf dem nächsten Dorfplatz ein paar Soldaten vorgeführt und diese hatten beschlossen sich an Fuyu und ihrem Geschäft für diese Demütigung zu revanchieren. Also waren sie zu fünft hier aufgetaucht und hatten alles kurz und klein geschlagen.

Sofort hatte Fuyu Aki durch den Hinterausgang nach draußen geschoben und ihr die Flucht befohlen, bevor sie versucht hatte die Angreifer zu vertreiben. Doch einer der Männer hatte sie aufgehalten und gezwungen, alles mitanzusehen. Natsu war wenig später dazu gekommen und hatte Fuyu aus den Händen der Soldaten befreien können. Aber für den Laden hatte es keine Chance mehr gegeben.

Zerfressen von ihrer Reue war Natsu wenig später verschwunden und nachdem die Soldaten ihrer Wut Luft gemacht hatten, hatten diese sich ebenfalls zurückgezogen. Somit war Fuyu allein mit dem Chaos geblieben, was mit Sicherheit nicht einfach gewesen war.

„Das ist es. Deshalb versuche ich auch alles, um ihr Leben so angenehm wie möglich zu machen. Auch wenn Fuyu das natürlich niemals akzeptieren würde. Sie will ihr Leben allein bewältigen und meistert es manchmal besser, als ich es mir selbst eingestehen möchte. Sie ist eine unsagbar starke Persönlichkeit und lässt sich durch nichts unterkriegen. Bevor ich dich kannte, hätte ich gesagt, sie ist die entschlossenste Frau, die ich kenne. Aber mittlerweile glaube ich, dass ihr euch auf einer ähnlichen Stufe befindet.“

Bewunderung sprach aus Keijis Stimme und seine Worte über Kasumi, ließen diese Rot werden.

„Hast du die Männer gefunden, die hierfür verantwortlich waren?“, fragte sie, um von sich selbst abzulenken.

Nach Ihrer Ankunft und nachdem das Geschäft wieder einigermaßen gestanden hatte, hatte sich Keiji sofort auf die Suche nach den Soldaten gemacht. Da er jetzt wieder zurück war, hieß wohl, dass er sie gefunden hatte.

Keijis Mine verfinsterte sich für einen Moment und die Hand, die locker auf seinem Katana lag, ballte sich zu einer Faust.

„Das habe ich. Sie haben in einem Wirtshaus mit ihrer Tat geprahlt. Dort habe ich sie zur Rede gestellt… und letztlich den örtlichen Wachsoldaten übergeben.“

Das kurze Zögern in Keijis Erklärung sagte Kasumi genug. Mit Sicherheit hatten sich diese Soldaten nicht einfach so gestellt. Sicher hatten sie nicht einmal ihr Fehlverhalten eingesehen. Doch auch wenn Keiji keine äußerlichen Verletzungen aufwies, sah Kasumi ihm an, das ihm diese ganze Sache nahe ging. Aus diesem Grund legte sie ihm eine Hand auf seinen Schwertarm und drückte ihn sanft.

„Wegen guten Menschen wie dir, werden die Bösen niemals die Oberhand gewinnen. Daran glaube ich ganz fest.“, versuchte sie ihn etwas aufzuheitern.

Den Ausdruck in Keijis Gesicht, als er Kasumi ansah, konnte sie nicht recht deuten. War es Bedauern oder etwas noch Dunkleres? Sie hatte ohnehin schon bemerkt, dass sich Keiji im Beisein von Fuyu anders verhielt als gewöhnlich. Da war etwas in der Art und Weise wie er seine Schultern hielt. Als läge auf ihnen eine unsichtbare Anspannung. Irgendetwas stand zwischen ihnen, was Kasumi noch nicht ergründet hatte und wovon Keiji offensichtlich nicht wollte, dass es irgendjemand erfuhr.

„Ist… alles in Ordnung?“, fragte Kasumi besorgt.

Sie hatte die Frage kaum ausgesprochen, da verschwand der Ausdruck auf Keijis Gesicht und er schenkte ihr ein kleines Lächeln.

„Ja, alles in Ordnung.“

Kasumi beobachtete Keiji noch eine Weile, als er sich von ihr löste und zu seiner jüngsten Cousine trat. Er schlich sich von hinten an sie heran, packte sie und hob sie mit Leichtigkeit über seinen Kopf. Überrascht quickte Aki auf und beide Lachten herzlich. Nichts deutete auf den Schatten hin, den Kasumi noch vor wenigen Sekunden wahrgenommen hatte und sie fragte sich, ob sie es sich vielleicht nur eingebildet hatte.

 

 

Die nächsten Tage verliefen Ruhig, im Vergleich zu den letzten Wochen. Während ihre Brüder ein paar neuen Spuren folgten, verbrachte Kasumi viel Zeit bei Fuyu und ihrem Laden. Die Arbeit mit den Heilkräutern beruhigte sie irgendwie und die drei Frauen um sich herum zu haben war eine schöne Abwechslung zu ihrem reinen Männerhaushalt.

Jiyū war in der ganzen Zeit tagsüber verschwunden und suchte weitere Bewohner ihres Winterpalastes. Oft kam sie erst spät nachts zurück zum Haus um in der Krone des Ginkos zu schlafen und Kasumi Bericht zu erstatten. Nennenswerte Fortschritte machte die Suche jedoch nicht.

Wann immer sie konnte, unternahm Kasumi auch etwas mit Michihito und besichtigte mit ihm die Stadt. Sie genoss dabei die Gespräche mit ihm. Wie sie über Kleinigkeiten philosophierten oder über große politische Fragen. Es war erfrischend, sich mit jemand so hoch intellektuellem auszutauschen und sogar die Frage nach den Yōkai sprachen sie an. Dabei war Kasumi überrascht, wie offen er diesen gegenüber war. Und das obwohl er im Palast lebte.

„Du siehst also kein Problem mit ihnen?“, fragte sie verblüfft, als sie gerade wieder auf dem Rückweg waren.

„Wieso? Sie sind genauso Kreaturen dieses Landes, wie wir Menschen. Sie haben vielleicht eine andere Kultur, aber wieso sollten wir sie deshalb zu unseren Feinden erklären? Händler aus anderen Ländern nehmen wir doch ebenfalls in unserer Mitte auf. Ich könnte mir vorstellen, dass man sich auch darauf verständigen könnte nebeneinander her zu leben.“

Bei seinen Worten blieb Kasumi unwillkürlich stehen. Wusste er gar nicht, was in dieser Stadt vor sich ging? Welche Befehle aus dem Palast kamen? Allein deshalb hatte sie eine andere Meinung von ihm erwartet.

„Also stellst du dich gegen die Meinung der Regierung?“, fragte sie verblüfft, als Michihito verwundert stehen geblieben war und sich nach ihr umgedreht hatte.

Er runzelte die Stirn und trat wieder zu ihr.

„Ich bin mir nicht sicher, was du damit sagen willst.“

Konnte es sein, dass diese Art von Befehlen nur an die Soldaten gegeben wurden und sonst niemand im Palst etwas davon mitbekam? Vielleicht nicht einmal die Bevölkerung? Hatte Kasumi mit ihrer Frage eine Tür geöffnet, die sie lieber geschlossen gehalten hätte? Aber da sie es jetzt angesprochen hatte, musste sie fortfahren, denn Lügen würde sie niemals.

„Soweit mir bekannt ist, ist Heian-kyō aktuell die Yōkai feindlichste Stadt dieses Landes. Jedem Soldat wurde aufgetragen Yōkai auf Sicht zu töten und schwarze Reiter ziehen durchs Land und brennen große Paläste der Yōkai nieder. Es ist… ein Blutbad.“, erklärte Kasumi niedergeschlagen.

Dem schockierten Ausdruck auf Michihitos Gesicht nach zu urteilen, waren ihm diese Ereignisse tatsächlich neu. Doch Kasumi konnte es ihm nicht einmal verübeln. Sie glaubte nicht, dass Nachrichten über Yōkai jemals in das Innere des Palastes vordrangen. Höchstens auf den Tisch des Generals…

„Und das entspricht der Wahrheit?“, fragte Michihito ungläubig.

Im Laufe ihrer Sparziergänge hatte sich zwischen den Beiden eine Freundschaft entwickelt und sie kannten sich so gut, dass sie voneinander wussten, dass sie immer die Wahrheit sprachen. Michihito glaube ihr also, fragte jedoch, weil er es selbst nicht glauben konnte. Und für Kasumi schien das der Moment, an dem sie ihm auch ihre letzte Wahrheit offenbaren musste. Die Geschichte, warum sie wirklich hier war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen,

so, da ist es, das letzte Kapitel OHNE Sesshōmaru. Im nächsten wird er dann auch mal einen kurzen Gastauftritt bekommen. *lach*
Ich hoffe ihr haltet alle bis dahin noch durch. ^^ Deshalb will ich mich hier auch kurz halten und vertippe meine Zeit lieber im nächsten Kapitel. Bis dahin,

Gruß
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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kandy2015
2018-12-27T22:10:09+00:00 27.12.2018 23:10
Schönes Kapitel.
Oh. Also kommt dies nur vom General diese Dämonen feindlichkeit... Dann wird das bestimmt im Palast angesprochen werden.
Ja endlich. Lang genug war er verschwunden.
Ich freue mich auf dein Kapitel.

Von:  Anitasan
2018-12-27T14:49:48+00:00 27.12.2018 15:49
Juhu endlich erfüllt sich mein Wunsch.
Ich bin mega gespannt wie es weiter geht.
Also hau in die Tasten und schreibe schnell das nächste Kapitel.
LG Anitasan


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