Gravity Falls von Sunray (Klassenfahrt in die Stadt des Übernatürlichen) ================================================================================ Kapitel 2: Wunschkraft For The Win! ----------------------------------- Kapitel 2 WUNSCHKRAFT FOR THE WIN! Am nächsten Montag kam Direktor Philips zu spät zur Arbeit. Das war nicht ungewöhnlich, er kam fast immer später als alle anderen. Er war der Meinung, als Direktor könne er sich das erlauben. Er warf sein Jacket über die Stuhllehne und lockerte seine Krawatte. Dann griff er in die Ablage für Montag. Die Klassenfahrten der Unterstufen standen kurz bevor und die Schule erhielt Post mit Prospekten und Katalogen für alle möglichen Ausflugsziele. Klassenfahrten waren Direktor Philips schon immer ein Graus gewesen. Er konnte sich nicht daran erinnern als Kind eine einzige gute Klassenfahrt gemacht zu haben und als Erwachsener lief es ihm kalt den Rücken runter, wenn er an den Papierkram dachte, den er vor sich hatte. So eine Klassenfahrt war immer mit viel Papierkram verbunden. Eltern mussten ihre Zustimmungen erteilen, indirekte Versicherungen wurden abgeschlossen, damit die Schule in Fällen von Unfällen nicht belangt werden konnte, Busse mussten gemietet werden, Unterkünfte und noch so einiges mehr. Direktor Philips entschloss sich, wie immer in solchen Fällen, sich das Leben so einfach wie möglich zu machen. Sollten die Kinder selbst entscheiden in welches Rattenloch sie fahren würden. Doch bevor er es den Klassenlehrern aufhalste, ging Philips die einzelnen Prospekte durch und sortierte die aufwendigen und vor allem die Teuer aussehenden aus. So eine Klassenfahrt sollte nicht teurer als nötig werden. Am Schluss blieben drei Prospekte übrig, die dem Budget der Schule entsprachen ohne ihn gleich als Geizhals abzustempeln, was er zweifellos war. Direktor Philips warf sie in den Spind für die Unterstufen, ging in sein Büro, griff sich seinen Golfschläger und übte seinen Put. Nach der Pause kam Mr. Anderson mit einem Stapel kopierter Blätter in die Klasse und verkündete, dass sie nun das Ziel ihrer nächsten Klassenfahrt treffen sollten. Mr. Anderson war ein nach Räucherstäbchen riechender Mann, mit langen dunkelblonden Haaren, der immer in Shorts und Sandalen und knallbunten Hemden rumlief die ihm drei Nummern zu groß waren. „Lasst euch Inspirieren von diesen wunderbaren Broschüren, die man uns geschickt hat. Seht sie euch gut an. Lasst euren Geist alles aufnehmen“, sagte er, während die Broschüren durchgegeben wurden. So wie es aussah, war die Auswahl nicht gerade groß. Lediglich drei Orte standen zur Verfügung und alle wussten, dass keiner von ihnen den anderen Übertreffen würde, weil Direktor Philips bestimmt nur die billigsten zur Auswahl gestellt hatte. Das erste mögliche Ziel war eine Jugendherberge, mit ein paar netten Aktivitäten, wie z.B. Seilklettern und Bogenschießen usw. Die zweite Möglichkeit war eine kleine Ranch, wo man reiten lernen und sich einen Einblick in ein einfaches Landleben machen konnte. Das hörte sich eigentlich alles nicht schlecht an, aber doch die Fotos auf den Broschüren machten deutlich, dass man von diesen Orten nicht zu viel erwarten durfte: bei genauerer Betrachtung zeigte sich, dass die Jugendherberge ein grauer Klotz, mit halb eingefallenem Dach irgendwo in der Pampa war. Wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass das Seil zum Seilklettern das gleiche Seil war mit dem auf einem anderen Bild Tauziehen von zwei übergewichtigen Jungen gemacht wurde und – irrte Dipper sich, oder war der Bogen einfach nur ein gebogener Ast mit einer Angelschnur? Die Ranch war auch nicht viel besser. Auf den Bildern wurde nicht ein einziges Pferd gezeigt, nur Typen die in Sätteln saßen auf etwas das verdächtig nach dem Rücken eines elektronischen Bullen aussah. Zudem konnte man sich sicher sein, dass die Behauptung das einfache Landleben kennenlernen, einfach nur bedeutete, dass die Ranch freiwillige Arbeiter haben wollte, die sie nicht bezahlen musste. Es sah ganz danach aus, als hätten sich die Macher der Prospekte so sehr in ihrer Verzweiflung ergeben, dass sie sich überhaupt keine Mühe mehr gemacht hatten. Doch die dritte Broschüre war etwas ganz besonderes in ihrer Unvollkommenheit. Die Schrift war schief und kaum leserlich aufgedruckt, als wäre sie nicht mit einem Computer sondern durch eine veraltete Druckerpresse gemacht worden. Außerdem waren die Fotos billige, halb verschwommene Polaroidbilder die mit einem Leim an dem Papier hafteten, der nicht besser war als Spucke. Doch warum dieses Stück Papier Mabel laut nach Luft schnappen ließ war der Name, der darauf stand. Sie stieß ihren Bruder an. „Dipper. Schau.“ Auch Dipper blieb die Luft weg. Auf der Kopfzeile stand groß und halbwegs deutlich: Gravity Falls! Die Zwillinge starrten sich an. Sie wussten was das bedeutete. Mit etwas Glück, würde ihre Klassenfahrt sie nach Gravity Falls bringen! Aber dazu musste für Gravity Falls gestimmt werden und von allen Reisezielen schien es das schlimmste zu sein. Die Mystery Shack war alles womit auf dem Zettel geworben wurde. Keine Anzeichen der Seen, der Natur oder sonstigen Aktivitätsmöglichkeiten. Außerdem schienen die Entscheidungen schon gefallen zu sein. Die meisten der Mädchen wollten auf die Ranch um auf Pferden reiten zu können. Die Jungs sahen sich schon als gekonnte Bogenschützen. Niemand schien sich groß am offensichtlich niedrigem Niveau beider Reiseziele zu stören, oder es auch nur zur Kenntnis genommen zu haben. Aber selbst dann hätte Gravity Falls bestimmt noch den Kürzeren gezogen. Trotzdem kreuzten die Zwillinge die Finger in verzweifelter Hoffnung, als sie ihre Stimmzettel in eine Schachtel warfen. Das Ergebnis fiel klar aus: 11 für die Herberge, 9 für die Ranch und 2 für Gravity Falls. „Das kann nicht sein“, schrie Mabel und schlug mit ihrer Faust auf den Tisch. „Ich verlange eine neue Abstimmung!“ „Mabel, es wird keine neue Abstimmung geben“, sagte Mr. Anderson. „Auch wenn ich deinen nach Rebellion strebenden Geist nur zu gern unterstützen möchte, müssen wir uns doch an die Formen der Demokratie halten. Ein Wassertropfen schwimmt auch nicht gegen den Fluss. Er lässt sich von ihm mitnehmen.“ „Sie haben sich hier einen großen Feind gemacht, Mr.“, sagte Mabel bedrohlich und fing an gewaltig Luft zu holen. „Mabel, auch lautes schreien wird an dem Ergebnis der Abstimmung nichts ändern. Obwohl das eine ganz wunderbare Therapie ist um seinen Frust los zu werden! Kommt Kinder! Sammelt all Eure negative Energie und lasst sie in einem gewaltigen Schrei der Erleichterung aus Euch herausbrechen...“ „Nein, das ist es nicht“, meinte Dipper, der ganz genau wusste, was jetzt passieren würde. Mabel hatte ihre ganze Lunge mit Luft gefüllt und presste angestrengt den Mund zusammen. „Sie hält die Luft an, bis sie kriegt was sie will“, erklärte Dipper. Das hatte sie schon als Kind gemacht. Alle starrten gespannt auf Mabel. „Also Mabel. Das bringt doch nichts“, sagte Mr. Anderson versöhnlich. Mabels Gesicht wurde rot. „Hör schon auf Mabel. Das ist nicht gut für dein Vitalsystem.“ Schweigen herrschte in der Klasse. Ein Schweißtropfen lief ihr über die Wange, die die Farbe einer Aubergine bekommen hatte. „So bringst du nur dein Chakra ins Ungleichgewicht.“ Mables Kopf begann Kreise zu drehen. Mr. Anderson seufzte. „Dipper, würdest du bitte?“ Dipper nahm einen Bleistift und drückte ihn kurz Mabel in die Seite. Sie atmete aus wie ein Luftballon und keuchte. „Wieso hast du das gemacht?“ fragte sie wütend als ihr Gesicht wieder eine menschliche Farbe angenommen hatte. „Komm schon, Mabel. Das bringt doch nichts.“ „Wenn man es nicht versucht schon gar nicht!“ Sie drückte die Augen zusammen und ballte ihre kleinen Hände zu Fäusten. „Und was soll das jetzt werden?“, fragte Dipper. „Ich setze meine Wunschkraft ein. Wenn ich es mir ganz doll wünsche, dann...“ „Mabel, das wird doch nie was! Hör auf!“, zischte Dipper peinlich berührt, weil er hörte wie Angelika Price und ihre Freundin hinter ihm einen Kicheranfall bekamen. Wieso musste seine Schwester ausgerechnet jetzt einen dieser Momente haben? Natürlich wollte auch Dipper nach Gravity Falls, mehr als alles andere, aber er wusste auch, dass das so nicht funktionieren würde. Was sie brauchten war eine Taktik. Ein solider, gut durchdachter und ausgefeilter Plan. Nur durch wünschen, würde sie gar nichts erreichen. Was sie nicht wussten war, dass, versteckt in einer Ecke des Klassenzimmers, eine kleine Kamera gerade alles was geschah weitersendete und zwar zu dem Handy eines unangekündigten Besuchers, der im Büro des Direktors stand. Der Besucher schaute auf sein Handy. „Tja, da kann man wohl nichts machen“, sagte Direktor Philips. Der Besucher hob den schwarzen Aktenkoffer und öffnete ihn. Bündel voller Geldscheine lagen adäquat aufgereiht nebeneinander. Die Augen von Direktor Philips verwandelten sich in Dollar-Noten. Er grapschte nach dem Mikrofon für die Durchsagen, was in den Klassenzimmern durch ein unangenehmes Pfeifen und Kratzen angekündigt wurde. Die Schüler hoben die Köpfe. „Achtung eine Durchsage! Die Klassenfahrt der Unterstufen geht nach Gravity Falls!“, verkündete der Direktor knapp. „Aber, die Auslosung“, sagte Mr. Anderson verwirrt zum Lautsprecher. „Und, Mr. Anderson“, sagte Direktor Philips weiter durch die Sprechanlage, „kommen Sie mir gar nicht erst mit sowas wie: aber die Auslosung. Es gibt gute Gründe, die jetzt nicht weiter erörtert werden. So, jetzt geben sie mir mein Geld! Ich bin reich! Reich! Reich! Endlich kann ich meine Frau verlassen!“, rief er noch während er das Mikrofon weg legte. Die ganze Klasse war fassungslos. „JAAAAA! WUNSCHKRAFT FOR THE WIN!“, schrie Mabel und sprang von ihrem Stuhl auf. Dipper war absolut sprachlos. Es war unmöglich, dass Mabels 'Wunschkraft' dafür verantwortlich war. Obwohl er zugeben musste, dass seit dem letzten Sommer das Wort Unmöglich aus seinem Wortschatz gestrichen werden sollte. Mr. Anderson, der den Karton mit den Wahlzetteln noch immer in Händen hielt, warf ihn über die Schulter, genau in den Mülleimer. „Tja, meine Kinder, da kann man wohl nichts machen“, seufzte er. „Wieder einmal muss sich der kleine Mann der Willkür 'des Mannes' beugen. Aber hey, nehmt das nicht zu schwer. Gravity Falls wird bestimmt super. Ich meine schaut mal. Das schwebende Kliff hier“, er tippte mit einem Finger auf ein Foto auf der Broschüre, welches die Klippen über Gravity Falls zeigten, die durch eine Eisenbahnschiene miteinander verbunden waren und auf dem Dipper damals mit Gideon in einem riesigen Roboter gekämpft hatte. „Sieht aus wie ein UFO, meint ihr nicht auch?“ Die meisten waren enttäuscht über das Ergebnis und beschwerten sich lautstark und fanden treffende Beleidigungen für den Direktor. „Das war eine gute Entscheidung“, sagte der Besucher, während er abschätzig Direktor Philips dabei beobachtete, wie er Geldbündel gegen sein Gesicht drückte, als seien es kleine kuschelige Hundewelpen. Der Direktor blickte auf. „Warum ist das eigentlich so wichtig, dass die Klassenfahrt in dieses Gravity Falls geht?“, fragte er. „Das müssen sie nicht wissen“, antwortete der Besucher ruhig aber bestimmt und stand auf. „Wichtig ist nur, dass es passiert.“ Direktor Philips musterte sein Gegenüber einen Moment lang misstrauisch. Doch dann dachte er sich, dass es ihm ja eigentlich auch egal sein konnte. Er kümmerte sich nicht wirklich um die Kinder, sondern war einfach nur neugierig. Und mit dem ganzen Geld, dass er jetzt hatte konnte er sich endlich in einen Country-Club einkaufen. Sobald die Tür hinter seinem Besucher ins Schloss gefallen war, warf Direktor Philips jubelnd mit beiden Händen das Geld in die Luft und ließ es auf sich herunter regnen. Dass er nicht mal den Namen seines Besuchers erfahren hatte, fiel ihm gar nicht erst auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)