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Amalia

Auf Anhieb Freunde treffen
von

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CampusParty

Laute Musik dröhnte durch die Flure. Auf jedem Stockwerk eine andere Richtung, von Dance über Charts bis zu Schlagern. Amalia hatte einen der Liegestühle am Rand der Chilllounge ergattert und beobachtete nun die Partygänger. Ihre Freunde, die sie zum Mitgehen überredet hatten, waren an der Bar oder auf der Tanzfläche, sie hatte sie bereits vor einer Weile aus den Augen verloren.

Ständig liefen hübsche Mädchen an ihr vorbei, die wunderschöne Kleider trugen, und sie kam sich fehl am Platz vor. Alle hatten sich schick gemacht und sie trug nur Jeans und ein normales T-Shirt. Ab und zu hatte sie das Gefühl, dass sie schief von der Seite angesehen wurde und fühlte sich überhaupt nicht wohl dabei.

Zwischen den Liegestühlen standen kleine Tische verteilt, auf denen man sein Getränk abstellen konnte. Amalia hatte einen Plastikbecher voll mit Eiswürfeln und Cola. Sie lehnte sich zurück und genoss die etwas zu laute Musik. Hier konnte man gut abschalten und an gar nichts denken.

„Du siehst so aus, als hättest du genauso viel Lust wie ich hier zu sein.“

Die Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Ohne dass sie es gemerkt hatte, hatte der junge Mann einen Stuhl neben ihren gestellt und sah sie nun freundlich an.

„Warum macht es dir denn keinen Spaß?“, fragte Amalia.

„Ach, ich bin eigentlich nicht der Partytyp. Meine Freunde hatten mich überredet mitzugehen und nun sind sie irgendwo in alle Richtungen verschwunden.“

Sie musste lächeln.

„Bei mir ist es genauso. Ich habe die Mädels schon fast eine Stunde nicht mehr gesehen.“ 

„Und die nennen sich dann Freunde, was?“

„Na ja, ich wäre eh die Spaßbremse gewesen, von daher ist es okay.“

„Dabei siehst du gar nicht aus wie eine Spaßbremse“, meinte er grinsend und Amalia lächelte verlegen. „Ich bin übrigens Vincent.“

„Amalia.“

„Schöner Name, hört man ziemlich selten. … Was machst du sonst so, wenn du nicht gelangweilt auf Unipartys rumhängst?“

„Chemieingenieurwesen studieren.“

„Echt jetzt?“

„Ja“, meinte sie etwas verständnislos auf seine ungläubige Reaktion.

„Das war nicht böse gemeint, ist nur so, dass ich nicht viele Frauen kenne, die so etwas studieren.“

„Na ja, jetzt kennst du eine. … Und was studierst du?“

„Wirtschaftsmathematik.“

„Aha. … Ich kenne Wirtschaft und ich kenne Mathe. Aber was macht man bei Wirtschaftsmathematik?“

„Von jedem ein bisschen. Ist zur Hälfte ein Mathestudium und zur Hälfte ein BWL-Studium. Am Ende kann man damit zu einer Versicherung gehen oder in eine Bank. Überall, wo mit Zahlen gearbeitet wird“, erklärte Vincent.

„Hört sich gar nicht mal so schlecht an.“

„Mhm.“

Der DJ spielte in diesem Moment einen Dancehit, der zurzeit in den Radios rauf und runter gespielt wurde. Die Tanzenden begannen mit zu grölen und Amalia begann mit dem Fuß im Takt zu wippen.

„Willst du tanzen gehen?“

„Eigentlich schon.“

„Na, dann komm!“

Vincent stand auf und reichte ihr die Hand. Auf der Tanzfläche mischten sie sich unter die anderen. 

„Hast du Spaß?“, fragte er nach einer Weile.

„Man glaubt es kaum, aber ja…“

Amalia lachte und ließ sich von Vincent um die eigene Achse drehen.

 

Baby I like it

The way you move on the floor

Baby I like it

Come on and give me some more

Oh yes I like it

Screaming like never before

Baby I like it

I, I, I like it.           (Enrique Iglesias)

 

Irgendwie erschöpft verließen sie die Tanzfläche nach fast einer halben Stunde und stellten sich in die Schlange an der Bar.

„Das hat Spaß gemacht!“

„Ich habe bestimmt ausgesehen wie ein Clown. Ich bin nicht gut im Tanzen“, meinte Amalia.

„Mir hat es gefallen.“

Ein Lächeln erschien auf ihren Lippen.

„Nett von dir.“

Als sie ihre Getränke in der Hand hielten, machten sie sich auf die Suche nach einer Sitzgelegenheit. Die Liegestühle waren inzwischen nicht mehr frei. Nach einiger Zeit wurden sie in einer ruhigeren Ecke des Gebäudes fündig.

„Warum bist du an diese Uni gegangen?“

„Meine Studienrichtung wurde angeboten und die Lehre sollte sehr gut sein. Außerdem studiert mein Bruder auch hier.“

„Ist er jünger oder älter?“

„Älter, aber durch den Wehrdienst, den er ableisten musste, haben wir zusammen angefangen“, erzählte Amalia. „Hast du noch Geschwister?“

„Nein, ich bin ein verwöhntes Einzelkind.“ Er musste grinsen. „Hat manchmal schon seine Vorteile, das einzige Kind zu sein.“

Sie unterhielten sich immer weiter, lachten und hatten Spaß zusammen. Eigentlich hatte Amalia vorgehabt, gegen Mitternacht nach Hause zu gehen, aber das Gespräch mit Vincent hatte ihr so gefallen, dass sie einfach die Zeit vergessen hatte. Nun war es bereits nach drei Uhr früh und als sie die Zeit kannte, spürte sie auch plötzlich ihre Müdigkeit.

„Es ist schon spät, ich sollte jetzt nach Hause gehen.“

„Ja, es wird wirklich Zeit. Ich habe morgen zum Glück erst zur dritten Stunde. Wie sieht es bei dir aus?“, fragte er.

„Ich habe auch erst zur dritten, aber ich wollte eigentlich zeitig aufstehen und noch für die Uni arbeiten. Das wird jetzt wohl nichts mehr.“

„Ist vielleicht gar nicht so schlimm. Du arbeitest bestimmt eh zu viel und müsstest mal ausspannen. Deshalb haben deine Freunde dich heute sicherlich mitgenommen. Stimmt’s oder stimmt’s?“

Amalia verzog den Mund, er hatte genau ins Schwarze getroffen. Ihre Freunde nörgelten ständig, dass sie  sich doch auch einmal Spaß gönnen solle. Vincent stupste ihre Nase mit dem Zeigefinger und lachte.

„Wusste ich es doch! … Na komm, ich bring dich noch zur Haltestelle.“

Die beiden holten ihre Jacken von der Garderobe und verließen dann das Gebäude. Sie schlenderten über die große Kreuzung zur Bushaltestelle.

„Ich warte noch mit dir, ich wohne bloß zehn Minuten Fußweg entfernt. Wann kommt dein Bus?“

Amalia schaute auf den Fahrplan und sagte: „In mehr als zwei Stunden.“

„Wie jetzt?“

„Der letzte Bus fuhr vor einer Stunde und der nächste erst wieder fünf Uhr dreißig.“

„Und wie weit ist es bis zu dir?“

„Ich wohne auf der anderen Flussseite, das kannst du mit Laufen vergessen. Oder zumindest braucht man fast genauso lang wie die Wartezeit ist.“

Sie setzte sich frustriert auf die Bank der Haltestelle und verschränkte die Arme.

„Willst du jetzt etwa hier warten?“

„Was bleibt mir denn anderes übrig?“

„Komm mit zu mir. Ich habe eine Couch in meinem Zimmer stehen, die kannst du gern haben.“

„Ich weiß nicht“, meinte Amalia.

„Entweder du kommst mit und bekommst noch sechs Stunden Schlaf oder du wartest hier auf den nächsten Bus und bist den ganzen Tag müde und zu nichts zu gebrauchen. Du hast die Wahl. … Aber ich würde auch mit dir warten.“

Sie überlegte eine Weile und stand dann auf.

„Na gut.“

Vincent nahm ihre Hand und machte sich auf den Weg nach Hause. Sie liefen ein Stück die Hauptstraße entlang und bogen dann in einen kleinen Weg ein. Etwa einen halben Kilometer weiter befand sich auf der rechten Seite eine große Villa. Er öffnete die Tür zum Vorgarten und kramte seinen Schlüssel aus der Hosentasche.

„Hier wohnst du?“, fragte Amalia bewundernd.

„Jap.“

„Sieht echt toll aus.“

„Ist es auch. Ich kann ja morgen mit dir eine Hausführung machen“, schlug Vincent vor.

„Und das ist das Haus deiner Eltern?“

„Nein, ich wohne mit sechs Jungs zusammen.“

„Aber für sieben Mann ist doch die Miete sicher auch noch verdammt hoch.“

„Jeder zahlt zwischen 150 und 200 Euro, je nach Größe des Zimmers.“

„Das ist echt cool. Habt ihr nicht noch ein Zimmer für mich frei?“, fragte Amalia.

„Bei uns dürfen leider nur Jungs wohnen.“

„Warum das denn?“

„Das Haus gehört einer Studentenverbindung und die nimmt nur männliche Mitglieder auf“, antwortete er.

„Ach, dann bist du in einem Corps oder einer Burschenschaft“, meinte sie mit freudiger Stimme.

„Ja, im Corps …. Warum freut dich das so?“

„Mein Bruder ist auch in einem Corps.“

„Da kennst du dich ja aus.“

„Kann man so sagen.“

„Na dann, komm mal rein.“

Vincent hatte die Tür aufgeschlossen und schaltete das Licht an. Sie traten in den großen Flur und hängten die Jacken an die Garderobe.

„Mein Zimmer ist ganz oben.“

Er schaltete das Licht in der ersten Etage an und das im Erdgeschoss aus. Amalia folgte ihm die zwei Treppen hinauf und in sein Zimmer.

„Es ist nicht besonders aufgeräumt, aber ich habe auch keinen Besuch erwartet“, entschuldigte sich Vincent.

„Solange ich einen Schlafplatz habe, ist es mir vollkommen egal, wie es hier aussieht.“

Sie stellte ihre Handtasche auf den Schreibtisch. Vincent nahm eine Decke aus dem Schrank und räumte die Couch frei, die an der schrägen Wand stand. Ein Kissen lag bereits darauf.

„Ich würde dir ja ein Bett in der Leichenkammer[1] (#_ftn1) anbieten, aber du weißt ja, wie es im Corps läuft…“

Sie grinste nur und meinte: „Ich freue mich auf die Couch.“

„Reicht dir die Couch wirklich oder soll ich lieber darauf schlafen?“

„Natürlich. Die Couch ist super. Danke, dass ich überhaupt hier übernachten darf“, sagte Amalia und lächelte ihn an.

„Immer wieder gern. … Ich kann dir auch einen Schlafanzug geben. Den habe ich von meiner Oma bekommen und noch nie benutzt. T-Shirt und Unterwäsche reichen mir vollkommen zum Schlafen.“

Er grinste.

„Zeig mal her.“

Der Schlafanzug wurde aus dem Schrank genommen, ausgepackt und begutachtet.

„Also, in die Hose passt du vermutlich zwei Mal rein, aber das Oberteil geht doch bestimmt.“

„Das wird schon. Danke.“

„Gut, hier ist noch ein Handtuch. Ich zeig dir das Bad, damit du dich fertig machen kannst.“

Sie folgte ihm zurück in den Flur und zur ersten Tür auf der rechten Seite. Er schaltete noch das Licht im Bad ein und ließ sie dann allein. Amalia zog sich aus, machte sich frisch und zog das Schlafanzugoberteil über, es reichte ihr fast bis zu den Knien. Als sie zurück in Vincents Zimmer kam, sah es bereits wesentlich ordentlicher aus. Sie musste grinsen. Er stand in Shirt und Boxershort vor seinem Schreibtisch und stellte seinen Wecker.

„Willst du morgen vor der Uni nochmal nach Hause?“

„Muss nicht sein, ich leihe mir einfach Block und Stift. Es sind nur zwei recht unwichtige Stunden, die ich habe“, antwortete die junge Frau und legte sich auf die Couch.

„Also reicht halb zehn?“

„Locker.“

„Okay.“

Er stellte die Zeit ein und ging dann selbst noch einmal ins Bad. Als er zurück kam, schlief Amalia bereits. Vincent trat zu ihr und betrachtete sie. Ihre feinen Gesichtszüge, ihr leichtes Lächeln, das sie sogar im Schlaf auf den Lippen hatte, ihr seidig schimmerndes Haar. Er schaltete das Licht aus und lief zu seinem Bett hinüber. Nach wenigen Minuten war auch er eingeschlafen.
 

[1] (#_ftnref1) Die Leichenkammer in einem Corpshaus ist eine Art Gästezimmer. Hier stehen meistens mehrere Betten oder zumindest Matratzen, auf denen Gäste oder „Schnapsleichen“ schlafen können. Besonders genutzt wird die Leichenkammer bei Kneipen oder Stiftungsfesten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Falls sich jetzt jemand über das bereits etwas ältere Lied von Enrique Iglesias gewundert hat - der Anfang der Geschichte ist schon vor einer ganzen Weile geschrieben worden. ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CaveJohnson
2017-04-24T16:54:08+00:00 24.04.2017 18:54
Wie verlangt, werde ich jetzt mal zu jedem Kapitel einen Kommentar verfassen. ;)
Jeden Tag ein Kommentar, ich denke, das ist eine ganz gute Idee.^^
Erstmal möchte ich sagen, dass mir die Thematik der Geschichte sehr gefällt, hab schließlich absolut keinen Plan davon und bin gespannt, was ich nebenbei erfahren kann.
Gefällt mir auch schon sehr gut, mit den Erklärungen zu den Begriffen, sonst wäre das auch echt schwierig.^^
Also kann ich nur sagen, als Anfang ist das schon ziemlich gelungen, bin aufs Weitere gespannt. ;)

Viele Grüße
CJ
Antwort von:  Atina
24.04.2017 21:26
Es freut mich ja, aber dafür haben wir den Vortrag verschoben? ^^
Antwort von:  CaveJohnson
24.04.2017 21:35
Darf ich etwa überhaupt keine Freizeit haben?^^
Antwort von:  Atina
25.04.2017 19:37
Nee. :P

Spaß beiseite - klang vielleicht bissl böser als beabsichtigt. Sorry. ;)
Antwort von:  CaveJohnson
25.04.2017 19:53
Ah, mir macht das nichts mehr aus...
Bin das doch schon gewohnt. :P
Außerdem teile ich auch oft genug aus, wie könnte ich da böse sein. ;)


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