Mondtanzritual von Lady_of_D (Summoners return) ================================================================================ Kapitel 2: Magician of Dark Illusions ------------------------------------- Sie hieß Kiku. Zumindest stand dies auf dem Namensschild, das an der Bluse ihrer Uniform geklebt hatte. Er wusste nicht, welche Tatsache erniedrigender war: dass ihr Namensschild mit Paketklebeband angebracht worden war oder doch der billig aufdringliche Dresscode. Auch wenn die Kleidung einer Maid kaum einen Unterschied zu den Outfits der meisten Magidolls aufwies, denen er bereits in seinem kurzen Magierleben begegnet war, so hatte er eine starke Abneigung gegen Anbiederungen dieser Art. Dass Kiku immer wieder ihren Rock zurecht schob, deutete nur auf das Unwohlsein auf ihren eigenen Zustand hin. Aus der Spiegelung der Fensterscheiben konnte er ihre Gesichtszüge ausmachen, die konzentriert eine Bestellung nach der nächsten aufnahmen. Die türkisfarbenen Augen waren nichts Besonderes, nur die leichten Schatten, die darauf fielen, zeigten die Anstrengungen, die sie jeden Tag aufs Neue in dieser Bude erlebte. Ihre Wangen begannen zu glühen und für einen kurzen Moment schien es, als erwiderte sie seinen Blick. Der Gedanke ließ ihn augenblicklich hochfahren. Er holte einen Schein aus der Tasche und verließ das Café. Die Kälte des Gewitters, sowie die Nässe, die von oben herab niederprasselte, durchdrang ihn vollkommen. Iryu fuhr sich durchs Haar, dass ihm Regentropfen übers Gesicht rannen. Noch bevor er die Kneipe am Rande der Hauptstadt Endoku erreicht hatte, war das Gewitter vorüber und Iryu selbst war von Kopf bis zu den Sohlen triefend nass. Er schüttelte sich im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser von den Kleidern. Allmählich kamen die ersten Sonnenstrahlen aus der finsteren Wolkendecke. Er öffnete die hölzerne Tür, die schon so manche Schlägerei miterlebt hatte - die Dellen und Brandmerkmale hatten tiefe Einkerbungen hinterlassen und Iryu fragte sich, wieso sein Freund diese Spielunke bevorzugte. Der Geruch von Zigarettenrauch und Kartoffelsuppe stieg ihm in die Nase. "Du kommst spät", murrte der Mann an der Theke, der sich auf einen der ledernen Barhocker niedergelassen hatte. Der Meisterhexer setzte sich wortlos neben ihn. Kiria, die Kellnerin, lächelte ihn an und beugte sich zu dem Dunkelhaarigen herüber, dass ihn der Duft von frischem Jasmin entgegen kam. "Was kann ich dir bringen?", fragte sie ihn und kannte bereits die Antwort. "Wasser. Still." "Wird sofort erledigt", sie drehte sich um, dass ihr goldenes Haar ihn nur knapp verfehlte, und zückte eine Flasche trüben Wassers heraus (es war kein Geheimnis, dass man nicht hierher kam um seine Kehle mit frischem klarem Wasser zu benetzen) Während sie die durchsichtige Flüssigkeit in das polierte Glas einschenkte, steckte sich sein Gegenüber eine Zigarette zwischen die Lippen. "Du warst bei ihr. Stimmt's?", dabei lächelte er in sich hinein, als er sein Feuerzeug aus dem Mantel zückte und die Flamme entzündete. Ein Lufthauch wehte durch die Kneipe, dass die Flamme zu Rauch aufstieg. "Du solltest überlegen, mit dem Rauchen aufzuhören... Kyoshi", dabei betrachtete Iryu das Wasser, das ihn durch die Spiegelung des Glases die Welt wie durch eine zerbrochene Lesebrille sehen ließ. Der erfahrene dunkle Magier lachte auf, dass die Flamme zu neuem Leben erwachte und er genüsslich den ersten Zug des Tabaks in seine Lunge aufnahm. Derweil nahm Kiria das leere Bierglas in die Hand und füllte es heute bereits zum dritten Mal. "Bei wem war er?", säuselte die Blondhaarige. Sie beugte sich zu dem erfahrenen dunklen Magier und stützte sich mit dem linken Arm ab, dass der Meisterhexer einen Blick auf ihr Armband werfen konnte auf dem das Siegel der Verbannung abgebildet war. Iryu wusste nichts über die Vergangenheit der Kellnerin. Das Siegel verriet lediglich, dass sie eine Magierin war, die einst einen Fehler beging und als Strafe nie wieder fähig sein würde, ihre Kräfte einzusetzen. Der erfahrene dunkle Magier träufelte die Asche in den Becher, den Kiria mitsamt Bierglas neben ihn gestellt hatte: "Bei seiner Magidoll." Kiria hob eine Augenbraue: "Stimmt. Ich vergesse manchmal, dass du ein Meisterhexer bist", sie wandte sich entschuldigend an den Dunkelhaarigen, der die Konversation schlichtweg ignorierte. Iryus Art erinnerte auf den ersten Blick nicht an die großen und mächtigen Fähigkeiten, die in ihm innewohnen mussten. Der Titel des Meisterhexers wurde nur demjenigen zuteil, der nicht nur die Kräfte seiner Elemente perfekt beherrschte. Als Meister der Lehre und des Wissens übertraf er die Fähigkeiten eines mächtigen Hexers durch die Schaffung einer eigenen perfekt choreographierten Technik. Hinter der ignoranten Fassade verbarg sich der Magier der finsteren Illusionen, der seinen Namen seiner Technik zu verdanken hatte. Seine Macht war einzigartig - wie die eines jeden Meisterhexers. Kiria sah wieder zu Kyoshi herüber, als keine Antwort seitens Iryu kam: "Dabei fällt mir auf, dass ich sie noch nie zu Gesicht bekommen habe. Laufen sie ihrem Meister denn nicht immer hinterher?" "Nun", schnalzte Kyoshi, "die Kleine weiß noch nichts von ihrem Glück." Kiria verschränkte die Arme vor der Brust: "Sie weiß nicht, dass er ihr Meister ist?" "Das soll auch so bleiben", meldete sich plötzlich der Meisterhexer persönlich zu Wort, dass beide ihre Köpfe zu ihm drehten. "Pah", Kyoshi nahm einen kräftigen Schluck der goldschaumigen Flüssigkeit, "das sagt der Dummkopf schon seit Jahren", er tippte Iryu an der Schulter an, "und trotzdem konntest du es nicht lassen ihr zu folgen." "Ich dachte, es sei Bestimmung, dass Meisterhexer und Magidoll zueinander finden", erwiderte Kiria und funkelte Angesprochenen herausfordernd an. Dieser schwenkte sein Glas: "Ich lasse mich von niemandem kontrollieren. Schon gar nicht vom Schicksal. Wie kann ich mich an jemanden binden, der nur auf Grund seiner Bestimmung dazu verpflichtet ist." "Er wird es wohl nie kapieren", Kyoshi schüttelte den Kopf und pustete den Rauch aus seiner Lunge, "der Junge leugnet nicht nur sein Schicksal. Er lässt auch noch seine Magidoll in ihrem jetzigen Zustand verwahrlosen." "Woher willst du wissen, dass der aufgezwungene Weg der bessere ist?" Der Dunkelhaarige berührte das Glas, dass das Wasser in ihm vibrierte. Sein Sitznachbar schüttelte lächelnd mit dem Kopf: "Die Frage kannst du am besten beantworten." "Dann scheint sie ja nicht sehr betörend zu sein, wenn du sie nicht haben willst", kam es von Kiria, welche sich die Reaktion des Meisterhexers nicht erklären konnte. Sie wusste um die Bedeutung dieser magischen Bindung, umso verwirrender kamen ihr die Worte des Meisterhexers vor. Auch wenn Iryu mit zweiundneunzig Jahren noch ein sehr junger Magier war - beinahe noch ein Sprössling - konnte sich die Blondine keinen Reim auf seine Worte machen, die ihm geradezu gleichgültig über die Lippen kamen. Kyoshi drückte den Zigarettenstummel aus und erstickte den letzten Rauchschwaden in der Luft: "Ich hab sie gesehen. Vor ein paar Wochen", dabei schüttelte der erfahren dunkle Magier den Kopf als könnte er seine Geschichte selbst kaum glauben: "Hättest die Kleine sehen müssen. Hat ihn regelrecht mit ihren Augen verschlungen. Aber der Schwachkopf hier hat sich nicht einmal zu ihr umgedreht und sie lieber im Glauben gelassen, dass sie sich geirrt hätte." "Hast du vergessen" setzte Iryu mit stoischer Stimme an, "dass Magidolls ihre Meisterhexer nicht erkennen... außer er ruft ihre Kräfte an?" "Sie hat gewusst, dass du ein Hexenmeister bist. Und es hätte dir von Anfang an klar sein sollen. Aber mit wem rede ich da schon. Ist doch eh zwecklos." "Und wie hat sie nun ausgesehen?", Kiria verstand wenig von den Streitereien der beiden, schon gar nicht dass der Grund eine Magidoll war. Zunächst grinste Kyoshi, dass seine schwarzen Augen einen Schatten bildeten: "Süß. Eine richtige Magidoll eben. Blonde Haare, wie Honig. Ein bisschen mädchenhaften die Frisur, aber sonst ein ziemlich weibliches Püppchen-" "Du musst ja sehr genau hingesehen haben", kam es von Iryu, dass er für einen kurzen Moment den herablassenden Blick des Kunden vor Augen hatte, als dieser ihr beim Aufwischen zugesehen hatte. Kurz erwischte sich der Meisterhexer dabei, wie er die Hand zur Faust ballte, nur um im nächsten Augenblick die Stimme Kyoshis wahrzunehmen: "Bei hübschen Frauen kann ich einfach nicht anders", grinste der Ältere und entblößte seine Zähne. Iryu sah starr geradeaus: "Ich hoffe, du hast noch Wichtigeres zu sagen." Er trank sein Glas leer. "Keine Angst", entgegnete Kyoshi, "ich wollte mich mit dir treffen, weil ich ein paar interessante Informationen für dich habe." "Ich hoffe, das Warten hat sich gelohnt." Endlich hörte Iryu zu. Der Blick des erfahrenen dunklen Magiers nahm die Ernsthafitgkeit an, die seinem Titel ebenbürtig war. Das Schwarz seiner Augen verdunkelte sich in absolute Finsternis. "Es besteht jetzt kein Zweifel. Sie ist hier." Iryu riss die Augen auf und beugte sich tiefer zu seinem älteren Freund herüber: "Bist du dir diesmal sicher?" Angesprochener nickte. "Mein Informant irrt sich nicht. Er hat ihre Aura ausfindig gemacht", er blickte zu Kiria herüber, die sich stumm zurückgezogen hatte und die leeren Tische putzte, "es war dieselbe wie in Shinju und Niija." Die beiden großen Metropole, neben Endoku, waren wichtige Knotenpunkte der Energiekanalisation. Vor wenigen Monaten wurden sie angegriffen, dass größere Stadtgebiete gesprengt worden oder lichterloh in Flammen aufgegangen waren. Auch Iryus Augen verdunkelten sich: "Egal was sie vorhat, ich werde sie in Stücke reißen." Er ballte die Hand, dass das Weiß seiner Knöchel hervorstach. "Du meinst", korrigierte Kyoshi, "nachdem du ihre Quelle gefunden hast." "Keine Sorge", raunte der Meisterhexer, "ich habe meine Gefühle unter Kontrolle. Ich weiß genau, was ich zu tun habe." "Wollen wir es hoffen. Also", Kyoshi stützte sich an der Theke ab, "was hast du jetzt vor? Meinst du, sie wird sich einfach so zeigen?" "Ich werde abwarten", Iryu erhob sich, "wenn ihre Aura so stark ist, dass man sie spüren kann, wird das zu ihrem Plan gehören. Früher oder später wird sie sich zeigen. Wie ich sie kenne, wird es am hellichten Tag passieren", er lächelte, dass es seine Augen nicht erreichte, "schließlich ist sie ein Schattenzauber." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)