Zum Inhalt der Seite

Now You See Me

Thor & Loki
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Als Thor einen Arm um ihn legte, um mit ihm näher an das Kampfgebiet heranzufliegen, war Loki weitaus nervöser, als er es offen zugegeben hätte. Er hatte nur die vage Idee eines Plans und keine Ahnung, ob er sich so umsetzen ließ, wie er sich das vorstellte.

Doch er hatte sich entschieden und es war nun zu spät, einen Rückzieher zu machen, wollte er nicht sein Gesicht verlieren. Also würde er einfach tun, was er in Momenten wie diesen immer tat: improvisieren und auf das Beste hoffen.

„Mein Bruder hat eine Idee!“, rief Thor über das Brüllen des Elementars hinweg. Loki hatte keine Ahnung, mit wem er sprach, bis ihm bewusst wurde, dass die Mitglieder der Avengers vermutlich untereinander alle mit Hilfe ihrer elektronischen Gerätschaften in Kontakt standen.

„Ja, er ist hier“, fuhr Thor nach kurzer Pause fort. „Wir sind uns zufällig begegnet.“

Oder so zufällig, wie man sich in einer Millionenstadt wie New York City eben begegnete. Loki musste zugeben, dass es die Kampfgeräusche gewesen waren, die ihn angelockt hatten. Dass sein Bruder allerdings direkt vor seinen Füßen landen würde, damit hatte er nicht gerechnet.

Thor wandte ihm das Gesicht zu.

„Captain Rogers lässt fragen, was du benötigst“, sagte er.

Loki überlegte kurz.

„Ich brauche Stark“, erwiderte er dann. „Und die Hexe.“

„Ihr Name ist Wanda“, meinte Thor mit leisem Vorwurf.

„Mir egal“, sagte Loki ungerührt. „Sag ihnen, sie sollen sich bereithalten.“

Er ließ den Blick über den Park schweifen, auf der Suche nach einem geeigneten Landeort.

„Dort!“, rief er schließlich und deutete auf einen langgestreckten See, der nicht weit von der Stelle des Kampfes entfernt lag. „Setz mich dort ab.“

Thor nickte, und einen Moment später landeten sie am Ufer des Sees.

Loki kniete sich hin und zog seine Handschuhe aus. Behutsam tauchte er eine Hand ins Wasser und sah mit an, wie sich sogleich die ersten Eiskristalle um seine Fingerspitzen herum zu bilden begannen.

Thor warf ihm einen fragenden Blick zu.

„Loki, was hast du–?“

„Shhh“, unterbrach ihn sein Bruder. „Ich muss mich konzentrieren.“

Versuchsweise streckte er seine geistigen Fühler zum anderen Ufer hin aus. Im nächsten Moment ging eine Bewegung über die Wasseroberfläche, die alles Wasser auf ihrem Weg gefrieren ließ.

Loki lächelte. Wenigstens dieser Teil funktionierte schon mal. Sehr gut.

Es war nicht das erste Mal, dass er mit seinen Frostriesenkräften experimentierte, aber es war das erste Mal, dass er es in dieser Größenordnung tat. Er konnte nur hoffen, dass seine Energie ausreichte für das, was er vorhatte.

Er wandte sich an Thor.

„Stark und die Hexe“, wiederholte er. „Ich brauche sie jetzt. Und sag dem Rest, dass sie damit anfangen sollen, den Elementar in unsere Richtung zu treiben.“

Thor nickte knapp, bevor er Lokis Anweisungen weitergab und sich anschließend wieder in die Lüfte erhob, um seine Freunde beim Kampf zu unterstützen.

Kaum war sein Bruder verschwunden, da hörte Loki auch schon das vertraute Summen von Starks Rüstung, und kurz darauf landeten die beiden Avengers neben ihm am Ufer.

„Ich fasse es nicht“, murmelte Stark. „Du bist es wirklich. Für einen Moment habe ich mich gefragt, ob Thor anfängt, Geister zu sehen.“

„Du klingst überrascht, mich zu sehen“, sagte Loki kühl.

„Überrascht? – Nein.“ Stark deutete ein Schulterzucken an. „Misstrauisch? – Definitiv.“

„Warum das?“ Loki runzelte die Stirn.

„Weil du zufällig genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist, um uns zu helfen“, erwiderte Stark. „Hattest du etwas damit zu tun, dass der Elementar auf New York losgelassen wurde?“

Loki starrte ihn an. Für einen Moment wusste er nicht, ob er empört darüber sein sollte, dass der andere Mann ihm einen solch niederträchtigen Plan zutraute... andererseits war es ein Plan, der ihm ähnlich gesehen hätte, weshalb Loki sich fast schon wieder geehrt fühlte, dass Stark ihn für so durchtrieben hielt.

„Es mag dich überraschen, das zu hören“, sagte er schließlich, „aber mich trifft kein Schuld an dieser Sache.“

„Und du erwartest, dass ich dir einfach so glaube?“

„Es ist die Wahrheit“, entgegnete Loki gleichgültig. „Was du damit anfängst, ist mir scheißeg–“

„Ich hoffe, ihr seht es mir nach, wenn ich euch an dieser Stelle unterbreche“, mischte sich die Hexe – Wanda, wenn Loki sich recht erinnerte – plötzlich ein. „Aber wir kriegen gleich Besuch und ich weiß immer noch nicht, wie der Plan lautet.“

Die Bemerkung brachte ihn dazu, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Loki zwang sich, Stark zu ignorieren, und seinen Blick stattdessen auf den Titanen zu richten, der sich ihnen mit langsamen Schritten näherte.

„Na schön“, sagte er und deutete auf Wanda. „Du kannst mit deinen Kräften Materie transportieren, richtig?“

Sie nickte.

„Gut. Überleg dir, wie du möglichst viel Wasser in möglichst kurzer Zeit in die Luft bringen kannst. Ich vermute, du weißt, was damit zu tun ist, sobald ich dir das Zeichen gebe?“

Sie nickte erneut.

„Fantastisch.“

Eine schnelle Auffassungsgabe und kein Drang, jedes Detail bis zum Erbrechen zu diskutieren – Loki wusste plötzlich wieder, wieso er sie immer weniger gehasst hatte, als den Rest.

„Und was ist mit mir?“, fragte Tony.

„Du wirst warten und nichts tun“, entgegnete Loki, „und erst eingreifen, wenn ich es dir sage.“

„... oh, wow“, meinte Tony.

Er wollte gerade zu einer zweifellos sarkastischen Bemerkung ansetzen, als der Elementar plötzlich die Bäume am jenseitigen Ufer des Sees zum Schwanken brachte, und im nächsten Augenblick zwischen ihren Wipfeln hervorrat.

Stark stieß einen leisen Fluch aus, und auch Loki stockte für einen Moment der Atem.

Aus der Entfernung hatte die Kreatur nicht allzu bedrohlich gewirkt, doch nun wurde ihm klar, wie sehr er sich verschätzt hatte. Ihre tonnenschweren Füße ließen den Boden erbeben, und ihre Hände waren so groß wie die der Statue, die ihre Fackel hoch über dem Hafen von New York erhoben hatte.

Die Avengers hatten sichtlich Mühe, die Bewegungen des Titanen zu kontrollieren und ihn in Lokis Richtung zu lenken, und selbst Thor schien mittlerweile am Ende seiner Kräfte zu sein.

„Ich hoffe, du weißt, was du tust“, sagte Stark leise.

„Das hoffe ich auch“, murmelte Loki.

Es kostete ihn all seine Selbstbeherrschung, stehen zu bleiben und nicht das Weite zu suchen, als der Elementar den ersten Schritt ins Wasser machte, und dann den zweiten und den dritten, und sich die Distanz zwischen ihnen immer drastischer verringerte.

Für einen Moment fühlte er sich an Surtur erinnert, der – hoch wie ein Berg – Asgard mit bloßen Händen zerstört hatte, während Loki nur hilflos hatte zusehen können, und er musste mit Macht dagegen ankämpfen, nicht in dieselbe Schockstarre von damals zu verfallen.

„Mach dich bereit!“, wies er stattdessen Wanda an, und während die Luft um sie herum vor Energie zu knistern begann, tauchte Loki beide Hände in das Wasser... und ließ los.

Für einen Moment war es beinahe, als hätte er seine Magie wiedererlangt, und es erfüllte Loki mit einem solchen Hochgefühl, dass er fast aufgelacht hätte. Der See gefror von seinen Fingern ausgehend in einer langsamen, aber unaufhaltsamen wellenförmigen Bewegung zu einer arktischen Landschaft voller geborstener, scharfkantiger Eisschollen.

Die Bewegungen des Elementars, der mittlerweile den tiefsten Punkt des Sees erreicht hatte, wurden immer langsamer, gehemmt durch das Eis, auch wenn er nicht gänzlich zum Stillstand kam. Aber das war auch nie Lokis Plan gewesen.

„Wanda, jetzt!“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und die junge Frau begann mit ihren Händen einen Wirbelsturm zu formen, der das Wasser aus dem See aufsaugte und immer weiter in die Höhe pumpte, bis es sich schließlich in einem gigantischen Schwall über dem Elementar ergoss. Sämtliche Poren und Falten seiner steinernen Haut füllten sich für einen kurzen Augenblick mit Wasser – und mehr als einen Augenblick brauchte Loki auch nicht.

Die Kälte hatte mittlerweile die Beine des Elementars erreicht und stieg in atemberaubender Geschwindigkeit an ihm empor, wobei sie jeden noch so kleinen Tropfen Wasser auf ihrem Weg gefrieren ließ. Binnen Sekunden hatte sich die Haut des Giganten von den Knien bis zum Scheitel mit einer dünnen Frostschicht überzogen und seine Bewegungen kamen nun endgültig zum Erliegen.

Loki nahm langsam wieder die Hände von der eisbedeckten Oberfläche des Sees. Vorsichtig stemmte er sich hoch und schwankte für einen Moment, bevor er wieder sicher auf beiden Beinen zu stehen kam.

Nachdem er mehrmals tief durchgeatmet hatte – der exzessive Einsatz seiner Fähigkeiten hatte ihn doch mehr Kraft gekostet, als er gedacht hätte –, drehte er sich zur Seite und wandte sich mit triumphierender Miene an Stark, der das Spektakel mit hochgeklappter Maske und offenem Mund verfolgt hatte.

„... okay“, sagte Loki. „Jetzt kannst du es noch mal mit deinen Blastern versuchen.“

Dann wurde ihm schwarz vor Augen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück