[Beta Ver.] CONDENSE von YukihoYT (An jenem schicksalhaften Regentag) ================================================================================ Kapitel 10: Vol. 1 - "Tsundere" Arc: Ein sogenanntes Liebespaar --------------------------------------------------------------- Das Einwirken ihres Lächelns verleitet mich zum Wunsch, ihre Lippen ein zweites Mal zu beanspruchen. Das Strahlen in dem Gold weckt in mir das Bedürfnis, im Gegenzug meine Lippen ein zweites Mal von ihr beansprucht werden zu lassen. Aber als ich versuche, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, werde ich jäh davon abgehalten. "Stopp! A-auseinander, ihr beiden! F-failman-sama ist... ist nur meine!", fährt mich Hanazawa mit hochrotem Kopf an. Als sie Sekunden später realisiert, was sie da gesagt hat, schlägt sie sich die Hände vor den Mund, als würde das irgendeinen Unterschied machen. Was es nicht tut. Die Worte sind gesagt und die Bedeutung ist angekommen. Es gibt nichts, was sie dagegen tun könnte. Hanazawa ist meine Rivalin. Das erklärt ihre Neugier im Benug auf die Gefühle ihres Feindes und ihre Abneigung mir gegenüber. Ich bin sowohl Feind als auch Gegenüber. Ich bin ihr schlimmster Albtraum. Ich weiß nicht, ob ich Angst haben oder lachen soll. Vielleicht ja beides. Hanazawa ist verliebt in ein ganz besonderes Mädchen. Das ganz besondere Mädchen. Mein ganz besonderes Mädchen. Noch nie habe ich so sehr das Bedürfnis verspürt, jemand anderen so sehr jemand anderem vorzuenthalten. Das weckt noch mehr Gefühle, von denen ich nicht wusste, dass ich sie spüren kann. Gibt mir mehr Adjektive, von denen ich nicht glaubte, dass sie eines Tages zu mir passen. Besitzergreifend. Kampfbereit. Eifersüchtig. "In einer Hinsicht kann ich dir aber nicht ganz folgen, Hanazawa. Wenn du in Chika verliebt bist, wieso war ich es dann?", versuche ich, mir ein Bild ihrer Intentionen zu machen, ohne sie zu verraten.   "Wieso warst du was?", versteht Chika nicht und sieht etwas verunsichert aus.   "Glaub mir, Failman-sama, nichts dergleichen hätte ich ohne einen triftigen Grund getan. Dass ich Kyokei-kun geküsst habe, war nur meine Art, herauszufinden, was du an diesem Kerl findest. Schlau daraus geworden bin ich allerdings nicht. Aber damit endete es nicht. Es sind nicht nur seine Lippen, welche rau und kalt waren. Ich wurde auf allen Ebenen einfach nicht schlau aus ihm. Ich möchte mich nicht aufspielen oder dir vorschreiben, wer die bessere Person anhand der Vorgeschichte für dich wäre, jedoch bitte ich von Herzen, mir für diesen Kuss zu verzeihen.", dabei schaut sie ganz ernst in unsere Richtung als ginge es um Leben und Tod.   In ihrem Ernst liegt etwas, dass sich sowohl als Herzschmerz als auch als die Bereitschaft, mich auszulöschen, deuten lässt. Zwischen Hanazawa und mir ist soeben eine Art Kalter Krieg ausgebrochen. Nicht wissend, was ich sonst tun soll, sehe ich Chika an. Ihres verwirrten und zugleich peinlich berührten Blickes nach zu folgen, schätze ich, dass es sie ziemlich überrascht, dass sich neben mir auch noch ein anderes Mädchen in sie verliebt hat. Zwei Liebeserklärungen an einem Tag, selbst für ein so ungewöhnliches Mädchen ist so eine ungewöhnliche Situation sicherlich alles andere als einfach. "Nenn mich doch einfach Chika, so wie Ellie auch.", bietet sie Hanazawa zögerlich an, weil sie sich anders nicht zu helfen weiß.   "Wie du magst, Chika-sama.", willigt Hanazawa ganz kleinlaut bei. Es scheint ihr wohl peinlich zu sein, sie beim Vornamen zu nennen, selbst wenn das Anhängsel am Ende ja auch nicht gerade weniger peinlich sein dürfte.   "Chika, sag mal, wie hast du das alles überhaupt überlebt? Ich hab dein Herz nicht mehr schlagen gehört und das lag bestimmt nicht nur am Lärm um uns herum.", frage ich, um die Konversation noch etwas voranzubringen und ich wissen will, was damals eigentlich abgegangen ist. "Um ehrlich zu sein, war das größtenteils Glück, das ich hatte. Einige meiner Rippen waren geprellt, ich habe eine leichte Gehirnerschütterung. Dass mein Herz stehenblieb ist... war bestimmt wohl nur der Schock. Auch wenn ich hätte sterben können.", sie guckt so, als wäre das alles nur halb so wild. Dabei hätte sie um ein Haar das Zeitliche gesegnet! "Das wichtigste ist, das dir nichts passiert ist.", findet sie. Ich seufze. "Herrschaft noch mal, das mit der Gehirnerschütterung stimmt dann wohl." Ein paar weitere Tage vergehen, bis Chika aus dem Krankenhaus entlassen wird. Hanazawa und ich haben sie jeden Tag besucht, auch wenn kaum eine Woche verging nach diesem turbulenten Tag. Weder Hanazawa noch ich haben nach dem Vorfall weitere Versuche unternommen, uns Chika klarzumachen. Wir haben uns einfach nur amüsiert. Wir waren Freunde. Chika zuliebe. Jetzt laufen Chika und ich in dieser peinlichen Stille nach Hause. Es ist schon dunkel. Wir waren vorher noch im Arcade, um ihre Entlassung zu feiern. Wie schön zu wissen, dass das Mädchen, das ich mag, Videospiele genauso lieb hat wie ich. Ich mag sie. Ich mag sie wirklich. Obwohl ich fühle, dass ich es fühle, habe ich das, was ich fühle, noch immer nicht verstanden. Also ziehe ich es vor zu schweigen. Und so laufen wir einfach in der nächtlichen Stille nach Hause. Die Stille zwischen uns ist so voll und erdrückend, dass es mir unmöglich ist, einen Ton von mir zu geben. Als wäre ich unter Wasser und würde versuchen zu sprechen. Egal wie oft und weit ich die Lippen aufreiße und wie sehr ich mir die Kehle wundschreie, nichts von dem, was ich sagen will könnte meinen Gegenüber erreichen.   Ich höre sie plötzlich Luft holen, als sie ansetzt, etwas zu sagen. "Du hast also meine Gefühle erwidert. Das freut mich, Ellie.", erzählt Chika mehr dem Asphalt als mir. "Das habe ich.", bestätige ich. Was für eine so was von romantische Antwort, Elvis. "Aber im Gegensatz zu meinen Gefühlen für dich, hat sich an meinen Erinnerungen nicht wirklich etwas verändert. Meine Gefühle haben nichts mit unserer Vergangenheit zu tun. Dem solltest du dir besser bewusst sein, ehe wir fortfahren.", lasse ich sie wissen und es wieder still werden.  Ist mehr denn noch nötig? Ich denke schon, sonst ist es nichts Ganzes und nichts Halbes. Chika hat meine Hoffnung angezündet und es ist zu spät, zu versuchen, diese Flamme zu ersticken. Ich will meine Erinnerungen zurück. Ich brauche sie.  Ich will sie alle zurückhaben, egal wie sehr ich mich beim Anblick ihrer unfassbaren Grausamkeit übergeben muss.   "Das mit Hanazawa tut mir ehrlich leid. Bitte verzeih mir.", ich greife nach ihrer Hand und sehe sie an. "Hätte ich zuvor gewusst, was für Gefühle ich für dich empfinden würde und wäre ich darauf gefasst gewesen, dass das ihre Art ist, Dinge zu erfahren, dann hätte ich es verhindert. Darauf kannst du dich verlassen.", "Ellie.", murmelt sie. Sie sieht mehr überrascht als eifersüchtig aus. Ich halte weiter ihre Hand und denke über das Mädchen nach, welches mir sie wegnehmen will. Welches mir einen Kuss geraubt hat. Obwohl sie keine Gefahr darstellt, kann ich nicht aufhören, sie in meine Gedankengänge miteinzubeziehen. Ich sitze am längeren Hebel. Ich werde ihr wehtun. Ich habe das Zeug dazu und das zu wissen beunruhigt mich. Ich hasse es, mir Menschen zum Feind zu machen. Sie ist keine Ausnahme.  "Auch wenn sie so eine unverbesserliche Ziege ist, war sie trotzdem die ganze Zeit für mich da, verstehst du? Es sieht vielleiht nicht so aus, aber Hanazawa und ich, wir sind...", ich denke nach, überprüfe meine Definitionen und entscheide mich. "Freunde. Wir sind Freunde. Und meines Wissens nach will man Freunden wirklich nicht wehtun."   Freundschaft. Laut Wikipedia ein Verhältnis zweier oder mehrerer Menschen, welches auf gegenseitiges Vertrauen, Symphatie und Zuneigung beruht. Politisch gesehen bedeutes Freundschaft ein gutes und oft vertraglich geregeltes Verhältnis zwischen Völkern und Nationen, zum Beispiel Deutschland und Frankreich. In einer Freundschaft kann man sich gegenseitig ausstehen.   Ich versuche, die Definition auf Hanazawa und mich zu übertragen. Hanazawa kann mich nicht leiden, in ihren Augen bin ich ein überheblicher Eisklotz, der seinen Hype nicht verdient hat und außerdem ihren Groll verdient hat, weil ich minimal bessere Noten schreibe als sie. Ich würde Hanazawa nicht gerade zu meinem Lieblingsmenschen im platonischen Sinne bezeichnen, denn sie ist unberechenbar, gewalttätig und strahlt eine Aura aus, die mich klipp und klar spüren lässt, dass sie weder auf meine Maske hereinfällt noch in mir den normalen Menschen sieht, den ich mit so viel Mühe versuche zu mimen. Alles, was uns verbindet, ist... Vertrauen. Irgendwas sagt mir, dass Hanazawa mich nicht hintergehen würde. Und das gleiche Irgendwas sagt mir, dass ich das auch nicht bei ihr tun würde.   Wir vertrauen uns. Wir sind Freunde.   "Ich würde wirklich gerne sagen, dass ich ein so guter Freund bin, dass ich ihretwegen auf die Person, die ich liebe, verzichten kann. Das ist, was gute Freunde aus der logischen Schlussfolgerung, die ich gerade geschlossen habe, füreinander tun. Aber so lieb bin ich einfach nicht. So ein guter Freund bin ich nicht. Ich kann das nicht sagen, auch nicht für Hanazawa. Sie liebt dich, aber ich eben auch. Ich will, dass wir drei Freunde sind. Aber wie soll ich das anstellen, wenn wir dieselbe Person lieben? Vor allem, weil jeder weiß, für wen du dich schon von Anfang an entschieden hast? Ist das nicht furchtbar für sie?", mein Blick lastet immernoch auf meinen Schuhen. Eine echt verzwickte Lage. "Ich mag Hanazawa-chan wirklich. Sehr sogar, ich glaube sogar, dass sie die beste Freundin ist, die ich jemals hatte. Sie ist lustig, süß und eine liebenswerte Person. Aber so, wie sie für mich empfindet, kann ich nicht empfinden, selbst wenn ich es versuchen würde. Aber das ist es ja, ich will es nicht einmal versuchen. Mein ganzes Leben lang war ich in dich verliebt, Ellie. Ich habe nie jemand anderen in Betracht gezogen, trotz dessen, was alles zwischen uns lag und passiert ist. Wenn sie mich liebt, dann würde es ihr wehtun, mit eigenen Augen zu sehen, dass dieses Gefühl ein einseitiges ist. Dass man nichts tun kann, um irgendwas zu ändern. Das Gefühl, sich lächerlich zu machen, weil alles hoffnungslos scheint. Ich kenne diesen Schmerz. Man erträgt es nicht, von dieser bestimmten Person auch nur im Geringsten auf Ablehnung zu stoßen. Aber egal, ob wir ein Paar wären oder nicht, an meinen Gefühlen für dich würde sich nach wie vor nichts verändern. Wenn wir weitermachen, wie bisher... wird niemand glücklich. Wenn wir beide zusammen wären, wäre Hanazawa-chan traurig. Wenn wir es nicht wären, wären wir es alle drei. Wir beide müssten unsere Gefühle unterdrücken und sie, nun ja... und Hanazawa-chan hätte keine Chance, ihr potenzielles Glück in jemandem zu finden, da sie wüsste, dass ich offiziell ja noch zu haben wäre. Ich will der Freundin, die ich habe, lieber so früh wie möglich das Herz brechen, aber dafür auch so kurz wie möglich wehtun, als es die ganze Zeit im Schweigen zu tun. Ist es grausam, so etwas von sich zu geben?", ohne, dass ich es gemerkt habe, hat sie ihre andere Hand ebenfalls um meine geschlungen. Sie ist warm und weich. "Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung.", sage ich. Die Szene, in der ich Chika geküsst habe, spielt sich erneut vor meinem geistigen Auge ab. Wie gerne würde ich es nochmal tun. "Was du letztens gemacht hast, können wir das wiederholen? Es war so schön, Ellie. Nur am einem Ort, an dem nicht so viele Menschen sind, nur wir zwei. Ich war so glücklich, als wir uns geküsst haben. Du auch?", als hätte sie meine Gedanken gelesen. Nichts lieber als das. "Ich war auch sehr glücklich. Und ich will es wieder sein. Ich liebe dich, Chika. Ich liebe dich so sehr! Und ich will mich noch viel mehr in dich verlieben.", flüstere ich fast, so leise ist es, und nehme Chika in dem Arm. Wie sehr ich diese grünen Haare und diesen süßen Geruch vermisst habe. "Gehen wir in mein Zimmer, solange mein Bruder noch auf der Arbeit ist.", wispere ich ihr flüchtig ins Ohr. "Ja.", flüstert sie und erwidert die Umarmung meinerseits. Über uns leuchten die Sterne. Irgendwer muss ein Foto davon machen. Ach was, keine Kamera der Welt könnte aufzeichnen, wie schön sich dieses Standbild wirklich anfühlt. Wir lösen uns wieder voneinander und sehen einander einfach nur an. Fast meine ich, das Gold in ihren Augen trotz der Dunkelheit leuchten zu sehen. Die Wohnung ist dunkel, weil Taiyo noch auf der Arbeit ist. Wir sind ganz allein., flüstert eine Stimme in meinem Kopf, auch wenn ich keine Ahnung habe, wieso sie das extra nochmal betont. Dass wir allein sind, weiß ich schließlich. Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffne, sehe ich in ihr schlecht beleuchtetes Gesicht, hoffend, irgendeinen Hinweis darauf zu bekommen, was hinter ihren Augen vorgeht. Ihr Blick ist wieder schwer zu deuten. Geht es ihr so etwa die ganze Zeit mit mir? Ich forsche weiter an diesem Blick. Darin könnten Nostalgie, Schmerz Wärme enthalten sein. Alles Gefühle, von denen ich nicht weiß, wo sie herkommen oder was ihr Auslöser war. Chika bemerkt mein Starren und unsere Blicke begegnen sich. Sie lächelt in sich hinein, grinst aus dem Nichts heraus.    "Habe ich irgendwas Seltsames im Gesicht?", frage ich.   "Ach, nein, Ellie, es...", sie fährt sich durch die Haare. "Ist nur eine komische Situation. Ich habe davon geträumt, wieder hier mit dir zusammen zu sein. Das zu beenden, was hätte werden können. Nach drei Jahren ich kann immer noch nicht fassen, dir erstens wieder zu begegnen und zweitens dein Herz zu gewinnen.", sie sieht mich forschend an. "Und da sind noch wir selbst in dem Ganzen. Während es sich anfühlt, als ob für mich die Zeit stehengeblieben ist, ist aus dir ein ganzer Mann geworden."   "Findest du?", überrascht sie mich.   "Klar!", bestätigt sie und hebt die flache Hand über meinen Kopf. "Du warst damals kleiner als ich."   "Ich mag ja gar nicht deine Illusion zerstören, aber ich glaube, uns trennen nicht gerade mehr als zwei oder drei Zentimeter. Ist das wirklich deinen Glückwunsch wert?", wieder lacht sie. Ihr Lachen ist ja so ein schönes Geräusch. Drei Jahre und sie empfängt mich, als ob nie etwas gewesen wäre. Als wäre ich alles, worauf sie jemals gewartet hätte. Als sei allein meine Existenz so ein Haufen Glück, dass ihr egal ist, wie lange unser Wiedersehen dauert oder ich mich an sie erinnern kann.    "Ich habe davon geträumt, wieder hier mit dir zusammen zu sein. Das zu beenden, was hätte werden können."   Ihre Worte hallen in meinem Kopf wider und mir fällt ein, dass wir, völlig egal, wie sehr ich Elvis und sie Chika ist, immer noch ganz normale Menschen sind. Jugendlich, meines Wissens nach unerfahren und frisch verliebt. Mein Bedürfnis nach Informationen nimmt wieder zu und ich greife nach ihrer Schulter.   "Chika."   "Ellie."   "Ist das ein Moment, in dem Menschen ihren Trieben nachgeben und Sex miteinander haben?"   Stille. Chikas Gesicht ist eingefroren und ihr Mund steht sperrangelweit offen. Ich versuche, mir im Klaren darüber zu werden, was ich da gerade gesagt habe.    Sex. Laut Wikipedia die praktische Ausübung der Sexualität als Gesamtes, inklusive Genitalien und einem lustvollen Empfinden. Dient unter anderem der Fortpflanzung. Da ich mein Gedächtnis verloren habe, weiß ich nicht, ob ich so etwas schon einmal erlebt habe. Ich weiß nur, dass in unserem Alter Menschen oft anfangen, sexuell aktiv zu werden. Das geht mit der Pubertät einher. Die Hormone bersten vor Verlangen, nur weil sie den Besitzer zu einem Erwachsenen mit unerfüllten Bedürfnissen machen. Und der Körper schreit danach, nur weil er ein bisschen geschlechtsreif geworden ist.   "Chika? Ist alles in Ordnung? Ist es dir durch die Regelblutung unangenehm, so etwas gefragt zu werden?"   "N-nein, das ist es nicht. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass wir heute so weit gehen würden. Ich meine, es überrascht mich nicht, dass du auch gewisses Interesse daran hast und ich...", komplett verloren hält sie das Gesicht in den Händen und weiß gar nicht, wie sie ihren Satz beenden soll.   Ich weiß, was sie meint. Worin das Interesse besteht. Schließlich kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man einen geblasen bekommt. Ich weiß nicht, wie es ist, wenn man die Innenseite seiner Freundin leckt. Und noch weniger weiß ich, wie es ist, wenn ich mein Ding an derselben Stelle versenke, in dem ich mir gerade die Zunge gedacht habe.   Freiwillige Hausaufgabe an mich selbst für die Zukunft: Schreibe einen Aufsatz über das Gefühl, seinen Penis in einer Vagina stecken zu haben.   Ich schnipse meinen Zeigefinger gegen ihre Stirn, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Für den Bruchteil einer Sekunde benommen, dann sieht sie mich wieder an.   "Was willst du denn eigentlich tun?", frage ich sie.   "Normalerweise würde ich sagen, dass das gegen die Regeln ist. Jedoch bist es auch du, der hier vor mir steht. Ich weiß gerade ehrlich gesagt überhaupt nicht, wo mir der Kopf steht, Ellie. Ich würde es tun, wenn das dein Wunsch ist. Ich würde es auch nicht tun, wenn du das nicht willst.",   "Verstehe. Stimmt, gewissermaßen bin ich das. Physisch gesehen bin ich noch immer der, in den du dich verliebt hast. Gleiche Haut, gleiche Haare, gleiche Augen. Es ist nur der Körper, der älter geworden ist.", Chika sieht mich etwas unschlüssig an. Ich glaube, sie weiß nicht worauf ich hinauswill.   "Wenn du mich fragen würdest, ob ich mit dir schlafen will, würde ich ja sagen. Wenn du mich fragen würdest, ob ich jetzt mit dir schlafen würde, würde ich nein sagen. Es stimmt, dass ich auch diesbezüglich über keinerlei Erfahrungen mehr besitze. Ich weiß nicht, ob ich es je getan habe. Ich will wissen, wie das ist. Wie das mit dir zusammen ist. Aber das wäre auch verantwortungslos.", lasse ich sie wissen.   "Würde ich ohne jede Verhütung einfach so in dich eindringen, wäre die Wahrscheinlichkeit in unserem Alter sehr hoch, dass wir ungewollt Eltern werden, weil ich ganz genau weiß, wie grauenhaft das von mir für dich wäre, dich zur Abtreibung zu zwingen und wie ähnlich grauenhaft es für mich wäre, für das Geld, das wir nicht haben, die Schule abzubrechen und einen Job anzunehmen, dessen Lohn niemals ausreichen würde, um dich das zu machen, was man glücklich nennt.", daraufhin lacht sie.  "Oh, Ellie, du bist einfach zu gut." Unsere "Beziehung" ist gerade einmal ein paar Stunden alt. Wer da schon einlocht, hat meines Erachtens definitiv seine Moralen auf eBay versteigert. Chika setzt sich unsicher auf mein Bett. Wir wissen wohl beide nicht, wie man so was tut. So was? Herrschaft noch mal, wie klingt denn das bitte? Dennoch lasse ich mich darauf ein und setze zu ihr. "Sei bitte... sachte, ja?", bittet sie mich. "Bitte sag das nicht, als ob wir es gleich miteinander tun würden, das macht es nicht besser.", knirsche ich gepresst, weil ich wirklich nervös bin. Das ist nochmal was völlig anderes als im Krankenhaus. "Tun wir doch nicht. Das ist gegen die Regeln.", sieh sieht mich unverwandt an. Fast berühren sich unsere Nasen. "Was denn für Regeln?", stelle ich mich blöd und küsse sie erneut. Sie erwidert es mit gleichem Druck und wir landen längs. Wenn ich dachte, dass das letzte Mal krass war, dann ist dieses es umso mehr. Dieses kribblige Gefühl, mit dem die Menschen Liebe und Anziehung, die zwei Menschen füreinander empfinden, beschreiben, ist noch heftiger als... jemals. Wer behauptet, Schmetterlinge im Bauch würden einen in den Wahnsinn treiben, der ist ein maßloser Untertreiber. Das da sind keine Schmetterlinge, oh nein, das sind explodierende Todessterne! Ohne den Kuss zu unterbrechen drehen wir uns und ziehen uns gegenseitig in die Sitzposition zurück. Ohne, dass ich es merke, kämpft sich ihre Zunge den Weg zu meiner. Zutritt gewährleistet, sende ich eine telepathische Nachricht an ihren Verstand. Sichtlich unnötig, sie versteht es auch wortlos. Uns die Zungen geraten aneinander wie in einem DragonBall-Kampf. Sie umarmen sich, rangeln wie wild gewordene Hunde und kriegen nicht genug voneinander. So schnell wie sie kam, verschwindet sie wieder und wir schauen nur noch einander an. Mein ganzes Blut ist mir in die Wangen geschossen und ich frage mich, ob es ihr auch so geht. Das Rumknutschen zehrt an meiner ganzen Kraft. Gleichzeitig pumpt es mich mit noch mehr Kraft voll. Es ist eine Mischung aus Müdigkeit und hellwacher Aufregung, wenn man zu viel Cola oder Kaffee intus hat. Sie zieht den Pullunder aus und wirft ihn achtlos aus dem Bett. Den Blazer hatte sie heute gar nicht erst an. Sie scheint, den gleichen Blazer noch ein zweites Mal gehabt zu haben und die Schuluniform wurde ebenfalls ersetzt, weil die alte vom LKW so entstellt wurde. Na ja, genug der Hintergrundinfo. Sie sieht mich kurz an und dann wieder weg. Ich glaube, sie schämt sich ein bisschen. Ich ziehe meinen Blazer und den Kapuzenpullover ebenfalls weg, damit wir quitt sind. Sie sieht mich an und dass ich ihr nachgemacht habe. Wir beide kichern leise. Dann sieht sie wieder nachdenklich aus. "Wieso haben wir das gemacht?", will sie auf einmal wissen. "Weiß nicht, sag du es mir. Sah ziemlich danach aus, als wolltest du gegen die 'Regeln' verstoßen, wenn du mich fragst.", antworte ich frech. "Vielleicht, weil ich neugierig bin. Wie... du weißt schon was... N-nein, auch das ist ganz bestimmt gegen die Regeln! Ich habe doch nur meinen Pullunder ausgezogen, um mich besser bewegen zu können! W-w-was tu ich denn da?!", quengelt sie über ihre eigene Verwirrung. "Willst du es sehen?", frage ich aus dem Nichts. Sie will bestimmt den Grund wissen, wieso ich nie mein Shirt ausziehe und auch bei der Klassenfahrt nicht getan habe. Welch unangenehme Situation. "Ist es schlimm, es sehen zu wollen? Ein bisschen ahnen kann ich schließlich.", nuschelt sie fast unverständlich. Das muss ihr ja unendlich peinlich sein. "Nicht wirklich. Nur zu.", meine ich achselzuckend. Dann lachen wir beide, irgendwie ist es ja schon ganz lustig. Ist es in Ordnung, dass sie es sieht? Es ist ja nicht nur die Narbe. Sondern generell. Ich habe kaum sichtbare Muskeln und ein Sixpack habe ich auch kein richtiges, obwohl ich so ein Lauch bin. Echt blöd. Chika schmeißt uns um und ich bin wieder auf der Matratze der Tatsachen. Mein Hemd ist vollständig geöffnet. Sie beugt sich etwas runter und ich muss schlucken. "Diese Narbe.", haucht sie. Ich meine, ihren Blick spüren zu können auf die Stelle, die der Grund ist, wieso ich mich diesbezüglich so schäme und nicht etwa wegen der fehlenden Bauchmuskeln. Dann fahre ich zusammen, als sie beginnt mich vom Bauch bis zum Schlüsselbein zu lecken. Es ist nicht unangenehm aber das heißt nicht, dass ich die Fassung behalte. Ich bin in der Magengegend sehr empfindlich. Chika scheint meine Anspannung zu bemerken und küsst mich wieder. Nicht übel. Dann leckt mich sie wieder von oben bis zum Bauchnabel. Ich kralle mich an der Matratze fest, um nicht aufstöhnen zu können und beiße die Zähne zusammen. "Zu viel, oder?", fragt sie mich und sieht mich etwas verlegen an. Wenn du wüsstest. "Es... geht so. Ich bin da sehr empfindlich, weißt du? Aber es ist nicht so als hätte es mir nicht gefallen...", sage ich peinlich berührt und lache leise. "Es war also doch gegen die Regeln. Verzeih mir.", Chika fackelt nicht lange und knöpft sich dann selbst das Hemd auf. Ich halte kurz die Luft an. Was hat sie vor?! "Chi...? Was tust du da?!", trotz der Scham kann ich meinen Blick nicht von ihr abwenden, normalerweise hätte ich das getan, nur heute nicht. Sie antwortet nicht und öffnet es weiter, während sich Stück für Stück ein hellblauer BH abzeichnen lässt. "Als Wiedergutmachung darfst du sie anfassen. Nur dann ist es fair.", spricht sie leise. "Aber ich fand es doch gar nicht so schlimm, ehrlich, es hat mir fast gefa-", ehe ich meinen Satz beendet konnte, hat sie meine Hand genommen und an ihr Herz gelegt. Was soll das denn wieder werden, wenn es fertig ist? "Bitte lass mich mich revanchieren, sonst fühle ich mich schuldig.", diese Schreckschraube. Ohne großartig nachzudenken, ziehe ich meine Hand weg und zögere. Dann fasse ich Mut und greife ihre rechte Brust mit meiner rechten Hand. Sie verzieht fasst keine Miene, sie zuckt nur kurz und das war es dann. Als wäre sie es gewohnt, da berührt zu werden... Sie nimmt meine andere Hand und presst diese auf die linke. Ich habe ja vorher schon gewusst, dass sie ziemlich... ähm... gut gebaut ist, aber dass ich es irgendwann auch mal mit eigener Hand fühlen würde, darauf war ich wirklich nicht vorbereitet. Nein! Ich hätte mich auch in sie verliebt, wenn sie gar keine Brüste hätte! Ich drücke sie vorsichtig, aber nicht zu fest, um nichts kaputt zumachen. Wer weiß, wie empfindlich diese Dinger sind. Dann lasse ich vorsichtig von ihnen ab. Plötzlich schiebt sie sich unter meine Decke und vom einen auf den anderen Moment fliegen ihr Rock und ihre Kniestrümpfe zu ihrem Blazer und ihren Pullunder. "Kann ich heute Nacht bei dir bleiben?", bittet sie mich. Taiyo könnte morgens wieder reinkommen und sich über diesen Anblick über mich lustig machen, aber ich bin jetzt zu müde um die Wäsche zu verstecken oder mir wegen Taiyo Sorgen zu machen. Ich schmeiße einfach meine Hose mit auf den Wäschehaufen und schiebe mich ebenfalls unter die Decke, nachdem ich die Vorhänge zugezogen habe. Das erste Mal, dass ich so was gemacht habe. Rummachen meine ich. Ich werde nicht sagen können, dass es nicht das ist, wonach es aussieht. Denn es ist genau das, wonach es aussieht. So viel haben wir auch nicht gemacht, vom der Kopfverletzung ist sie vermutlich immer noch so geschwächt, dass ihr das wahrscheinlich den Rest gab. Auf positive Art. Ich habe dieses Mädchen getroffen, an das ich mich nicht erinnern konnte, ich habe ihr etwas versprochen, das sich so nach einer Schnapsidee anhörte, dass ich es selbst nicht glauben konnte. Ich bin mit ihr in einem Bett aufgewacht. Wir haben uns mehrmals geküsst, wir sind zusammen in mein Zimmer gegangen, um herumzumachen, wenn man das so sagen konnte. Dabei sind seit ihrem Auftauchen nur etwa zweieinhalb Monate vergangen. Wer weiß, vielleicht bin ich ein endperverses Schwein. Vielleicht bin ich das wirklich. Aber in diesem Moment ist mir das wirklich so scheißegal. Ich glaube es doch selber nicht. Es ist so viel passiert und ich weiß auch im Nachhinein auch nicht, ob sich alles so gehörte, wie es eben passiert ist. In so einer kurzen Zeit ist sie mir so sehr ans Herz gewachsen, dass ich es gar nicht fassen kann. Niemandem seit dem Unfall konnte ich mich so schnell so verbunden fühlen. Chika ist unglaublich. Was wir heute getan haben, ich weiß nicht, ob es richtig war. Aber ich höre mehr und mehr auf, darüber nachzudenken, als ich an sie gekuschelt friedlich einschlafe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)