Actio est reactio von Ur (von Nerdherzen und den physikalischen Gesetzen ihrer Eroberung) ================================================================================ Kapitel 45: where no man has gone before ---------------------------------------- Meine Gedanken sind eine Achterbahn. Was soll das heißen, Tamino weiß, was ich meine? Entweder es heißt, dass er schon mal so richtig volle Kanone verliebt war—und so klang es nicht, als wir über Moritz den elenden Sack geredet haben—oder... dass er in noch jemand anderen verliebt war, von dem ich nichts weiß, oder es bedeutet, dass er jetzt gerade verliebt ist. Der einzige Kandidat dafür wäre Cem, aber Tamino und Cem haben beide gesagt, dass sie nicht auf diese Art aneinander interessiert sind. Und wer anders sollte es sein, außer...? Nein. Nope, das macht keinen Sinn. Das... Vielleicht war er wirklich noch mal in wen anders verliebt, von dem ich nichts weiß? Vielleicht hab ich den Satz auch falsch verstanden? Mein Gehirn fühlt sich an, als hätte es jemand durch den Fleischwolf gedreht, als ich neben Tamino anhalte, während er die Haustür aufschließt und wir gemeinsam die Treppe zu seiner Wohnung hinaufsteigen. Nach seiner letzten Aussage habe ich keinen einzigen Piep mehr gesagt, weil ich gedanklich so damit beschäftigt war, mich wie ein irre gewordener Kreisel zu drehen. Tamino ist mit seinem Handy zugange, während er seine Schuhe achtlos in die Ecke des Flurs kickt und ich murmele hastig etwas von wegen Badezimmer, ehe ich unter die Dusche flüchte und dort wie ein begossener Pudel auf dem Boden sitze und mich beregnen lasse. »Ja. Ich weiß, was du meinst.« Ich glaube, ich sollte nicht eine halbe Stunde unter Taminos Dusche sitzen und vollkommen durchdrehen, aber ich bin mir auch fast sicher, dass Tamino recht schnell merken wird, dass irgendwas nicht stimmt. Was, wenn er fragt? Was, wenn ich ihn dann anlüge und er sieht, dass ich lüge und er fühlt sich schlecht, weil er denkt, dass er was falsch gemacht hat? Argh. Als ich mich endlich aus dem Bad traue, ist Tamino in der Küche zugange. Ich wurschtele mein nasses Haar zu einem Knoten zusammen und stelle mich neben ihn an den Küchentresen. Dumpf denke ich daran, dass ich ihn genau hier letztes Wochenende von hinten umarmt habe, während er Pfannkuchen gebraten hat. »Ich hoffe, Curry ist ok?«, sagt Tamino. Ich werfe ihm einen Blick von der Seite zu. Er wirkt erstaunlich entspannt dafür, dass ich mich verhalte wie ein Reptil in Winterstarre. Normalerweise ist es ja eher anders herum. »Jap«, gebe ich zurück und hoffe, dass meine Stimme nicht so heiser klingt, wie es sich in meinen Ohren anhört. »Soll ich was helfen?« Tamino gluckst heiter. »Damit du dir wieder die Finger abschälst?«, fragt er amüsiert. »Hey! Ich bin Profi im Mohrrüben schälen, ich hatte einen exzellenten Lehrer!« Tamino lacht und ich sauge das Geräusch auf wie ein staubiger Schwamm. »Dann kannst du Möhren schälen. Und vielleicht den Spinat waschen. Und—ach, mach das erstmal fertig und dann kriegst du neue Anweisungen«, sagt er und ich sehe kurz zu, wie er Hähnchen klein schneidet, ehe ich mich zum Kühlschrank wende und nach Möhren suche. »Aye, aye, Captain«, sage ich. »Das bin ich aber nur beim Kochen«, sagt Tamino grinsend und streut Salz und Pfeffer über das Hähnchenfleisch, während ich anfange sehr umsichtig die Möhren zu schälen. Leider ist mein Gehirn ein elender Verräter und versorgt mich mit dem Zusatz »Und im Bett«, was meine Wangen sofort hitzig explodieren lässt und ich lasse prompt meine Möhre fallen. Juls, reiß dich zusammen! Ich zerhackstücke ein paar Möhren, wasche Spinatblätter, packe Brokkoliröschen mit einem nassen Zewatuch in die Mikrowelle und reiche Tamino Dinge aus dem Vorratsschrank, von denen ich noch nie vorher gehört habe. Aber es riecht ziemlich gut, also werde ich mich nicht beschweren. »Bevor ich von zu Hause ausziehe, sollte ich mir von Mama einen Crashkurs geben lassen«, sage ich, während ich Tamino dabei zusehe, wie er Gemüse und Fleisch in der Pfanne brät. Ich kann mich schließlich nicht mein Leben lang von Instant-Nudeln und Pizza ernähren. »Gute Idee. Momentan bist du eindeutig nicht lebensfähig«, stimmt Tamino mir zu und ich boxe ihm empört gegen den Oberarm. »Hey! Ist es nicht dein Job mir zu erzählen, was ich für ein toller Typ bin?«, klage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Ich erkenne meinen Fehler leider zu spät. Erst als Tamino sich zu mir umdreht, ein beunruhigend diabolisches Schmunzeln auf dem Gesicht und sich ein wenig vorbeugt, bis er mir direkt in die Augen schauen kann. »Julius«, sagt er und ich kriege prompt eine Gänsehaut und lehne mich automatisch ein bisschen zurück, während mein Herz beschließt, dass es wieder Zeit für ein bisschen Chaos in meiner Brust ist, »du bist großartig, umwerfend, wunderbar, liebenswert—« Ich gebe ein Geräusch von mir, dass gut von einer in den letzten Atemzügen liegenden Gazelle hätte stammen können und flüchte aus der Küche. Taminos Lachen folgt mir in den Flur und ich schließe viel zu laut und hastig die Badezimmertür hinter mir. Mein Gesicht sieht aus wie eine Verkehrsampel, als ich in den Spiegel schaue. Fuck. Mir ist so heiß, als hätte Tamino mich geradewegs in einen Vulkan geschubst und meine Erregung ist von null auf hundertachtzig geschossen. Was um alles in der Welt ist eigentlich falsch mit mir? Und... und außerdem... Das war Absicht. Es war definitiv Absicht. Meine Fresse, ich brauche ein Beatmungsgerät. Und ein neues Gehirn. Und meine Würde zurück. Um mein Gesicht zu wahren, drücke ich die Spülung, obwohl ich nicht wirklich das Klo benutzt habe und gehe zurück in die Küche, weil ich keine Ausrede habe, das nicht zu tun. Meine Hose fühlt sich immer noch ein wenig zu eng an für meinen Geschmack und mein Gesicht sieht eindeutig immer noch aus wie eine reife Tomate. Tamino summt gut gelaunt vor sich hin und es riecht mittlerweile ausgesprochen fantastisch nach Curry. »Kannst du Teller und Besteck rausholen?«, fragt Tamino und ich höre eindeutig, dass er verschmitzt klingt. Ich weiß wirklich nicht, was eigentlich los ist. Unweigerlich denke ich an das, was er vorhin gesagt hat. Er weiß, was ich meine. Wie wahrscheinlich ist es, dass man sich in einen guten Freund verknallt und der zufällig auch an einem interessiert ist? Wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass zwei Leute, die sich durch sowas Beklopptes wie Nachhilfe kennenlernen, beide auf Männer stehen? Allein das ist doch vollkommen absurd. Wie genau funktioniert dieser ganze Mist überhaupt? Das Universum hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich krame mit rasendem Herzen und kreiselnden Gedanken nach Besteck und Geschirr, während Tamino noch einmal den Reis umrührt und die Pfanne vom Herd nimmt. Dann beladen wir beide unsere Teller und verziehen uns in Taminos Zimmer und hocken uns aufs Bett. »Bist du bereit für Klingonen?«, fragt Tamino. Ich könnte schwören, dass seine Augen funkeln und ich bin mir nicht sicher, ob das irgendwas mit den angekündigten Klingonen zu tun hat, oder immer noch mit der Szene von gerade eben. »Du weißt, dass ich seit Staffel eins drauf warte«, gebe ich zurück und schaffe es meine Stimme lässig klingen zu lassen. Ich bringe sogar ein Grinsen zustande und platziere ein Kissen an der Wand, um es mir dort bequem zu machen, während Tamino seinen Laptop zu sich angelt und die entsprechende DVD einlegt. Wir essen unser Curry und ich lerne offiziell Commander Worf kennen. Tamino und ich sitzen Schulter an Schulter, was eine große Verbesserung ist zu den Tagen, an denen wir Sicherheitsabstand gehalten haben, aber wenn es nach mir ginge, würde ich gerne wieder in Tamino hinein krabbeln. »Kann ich dich was fragen?«, sagt Tamino zögerlich, während Garak Captain Siskos Maße nimmt. Ich nicke abgelenkt und beobachte weiter, was auf dem Bildschirm passiert, als Finger sich behutsam um meine Hand legen und anfangen, vorsichtige Muster auf den Handrücken zu malen. Mein Körper fängt sofort an zu kribbeln wie ein Glas mit Brausepulver. »Mit...äh. Mit Katharina. Was du erzählt hast? Glaubst du... glaubst du das war, weil sie ein Mädchen ist oder... ähm... wegen Sex so ganz generell?« Ich blinzele verwundert, als die Frage ihren Sinn in meinem Kopf hinterlässt. Ich hab noch nie darüber nachgedacht. Es war insgesamt alles eher nicht so gut. Was nicht unbedingt an Katharina lag, sondern vor allem daran, dass ich eigentlich gar nicht wirklich wollte und mich nur drauf eingelassen habe, weil alle es gemacht und dauernd drüber geredet haben. Ich glaube, es hat letztendlich keine drei Minuten gedauert und dabei ist noch nicht mal irgendwer gekommen—weder Katharina, noch ich. Wie zum Geier ich überhaupt einen hochkriegen konnte, kann ich auch nicht mehr genau sagen, aber es war von vorne bis hinten fürchterlich. »Hm«, sage ich und lehne meinen Kopf gegen die Wand hinter mir. »Weiß nicht. Ich hab nichts zum Vergleichen. Also, es lag bestimmt schon auch dran, dass sie ein Mädchen war. Aber keine Ahnung, obs wegen Sex generell so gewesen ist, ich hab... äh... ich hab noch nie mit nem Jungen... und so.« Ich hüstele verlegen und fahre mir durch die immer noch feuchten Haare. Tamino summt zustimmend. »Und... wenn du eine Beziehung hättest. Mit einem Jungen. Heißt das, du würdest es ausprobieren wollen?« Meine Augen huschen zu Tamino hinüber, der immer noch sehr interessiert den Bildschirm anstarrt, aber auch auf seiner Unterlippe herumkaut. Mein Herz überschlägt sich beim Gedanken daran, eine Beziehung mit Tamino zu haben und Sex mit ihm auszuprobieren. Tja. Ich nehme an, das beantwortet die Frage ohne Gewähr erstmal mit ja. »Ähm... Ja? Also, vielleicht, äh. Vielleicht nicht gleich die volle Breitseite...?« »Oh. Achso, ja. Ich meine so... ganz generell.« »Ja. Ja, ich denk schon.« Meine Stimme klingt sehr heiser. Wenn die Anzahl an Ständern in der letzten Zeit und die Menge an Masturbationsabenteuern ein Indiz ist, dann bricht wahrscheinlich jeder Damm sobald sich mir die Möglichkeit bietet. Taminos Finger zeichnen immer noch Muster auf meinen Handrücken. Ich denke an Taminos Geschichte mit Moritz und an das Rummachen mit Cem und daran, dass Tamino kein kleines bisschen asexuell ist. Ich räuspere mich. »Ist ja wahrscheinlich nicht so geil... so... als jemand, der Sex gut findet. Mit wem Asexuelles zusammen zu sein.« Mir ist klar, dass wir uns in gefährlich spezifisches Territorium begeben, aber dann wiederum hab ich das Gefühl, wir sind schon seit der Unterhaltung nach der Schule dort angekommen. Ich hoffe so inständig, dass nicht nur ich das so sehe, sondern dass es wirklich so ist. Sonst müsste ich leider das Land verlassen. Dumpf erinnere ich mich an Cems Stimme, die mir sarkastisch mitteilt, dass es in Italien ganz bestimmt keine hübschen Nerds mit Brille und langen Beinen gibt, in die ich mich verlieben könnte. »Ich hab zwei gesunde Hände«, sagt Tamino spitzbübisch und ich verschlucke mich prompt an meiner eigenen Spucke und Tamino lacht neben mir, während ich vor mich hin röchele. Ich kann mich kaum auf die dramatische Kampfszene zwischen klingonischen Schiffen und der Raumstation konzentrieren, weil ich gedanklich zu sehr damit beschäftigt bin, mir Tamino beim Masturbieren vorzustellen und darüber zu sinnieren, dass er gerade quasi gesagt hat, dass es ihn nicht stören würde, falls ich doch keinen Sex wollen würde. Wenn wir in einer Beziehung wären. Was wir nicht sind. Argh. »Hey, Julius«, sagt Tamino leise und pausiert die Folge. Ich atme einmal tief ein. »Hm?« »Auf der Party...« »Die Abiparty?« »Nee... die... die in der ‚Wunderbar‘.« Oh. Ich schlucke und drehe den Kopf. »Hm?«, mache ich erneut. Ich glaube meine Kehle könnte keine sinnvoll zusammenhängenden Worte bilden, selbst wenn ich wollte. Irgendwie war mir klar, dass wir darüber noch mal reden müssen, aber ich hatte es schon halb wieder vergessen, seit sich diese ganze Sicherheitsabstandsgeschichte wieder eingerenkt hat. »Ich... ähm. Ich weiß immer noch nicht, wieso—« Tamino bricht ab und seufzt. Ich komme mir vor wie ein Arschloch, weil ich die ganze Sache immer noch nicht erklärt habe und er das die ganze Zeit mit sich rumschleppt. Als er versucht, seine Hand wegzuziehen—vermutlich, weil er den Impuls hat, an seinen Fingern herumzukauen—halte ich sie fest und schaue Tamino an. Tamino sieht jetzt ausgesprochen unsicher aus, nachdem er noch vor ein paar Minuten über Masturbation gescherzt hat. Ich starre ihn an. Dunkel erinnere ich mich an eine Party, auf der ich besoffen mit Cem zum ersten Mal darüber gesprochen habe, dass Cem Tamino scharf findet. Ich weiß noch, dass er von mir wissen wollte, ob ich Tamino auch scharf finde. Damals hab ich gesagt, dass ich es nicht weiß. Aber wenn ich ihn jetzt anschaue mit den schwarzen Locken, der braunen Haut, den fast schwarzen Augen hinter den eckigen Brillengläsern und den vollen Lippen, die gerade von ausgesprochen weißen Zähnen in die Mangel genommen werden, weiß ich nicht, wie um alles in der Welt ich je denken konnte, dass ich ihn nicht viel zu schön für mein eigenes Wohl finde. »Ja. Ich weiß, was du meinst.« »Julius, du bist großartig, umwerfend, wunderbar, liebenswert—« »Und... wenn du eine Beziehung hättest. Mit einem Jungen...« Ich wende mich Tamino zu, sodass ich neben ihm auf dem Bett knie. Er blinzelt verwirrt und seine Augen werden groß, als ich beide Hände nach seinem Gesicht ausstrecke, meine Finger in seinen Nacken schiebe und mit den Daumen kurz über seine Wangen streiche. Dann küsse ich ihn auf den Mund. Es ist, als hätte jemand in meinem Magen ein Feuerwerk angezündet. Ich gebe ein absolut peinlich schmachtendes Geräusch von mir, als ich Taminos Lippen an meinen spüre und für eine Millisekunde denke ich, dass ich mich geirrt habe, denn Tamino scheint in eine Schockstarre verfallen zu sein. Dann plötzlich werde ich in seinen Schoß gezerrt und lange Finger, über die ich schon viel zu viel fantasiert habe, schieben sich in meine Haare, lösen mein Zopfgummi und krallen sich in mein Shirt, als würden sie mich davon abhalten wollen, wegzulaufen. Ich wollte noch nie weniger dringend vor irgendetwas weglaufen. Mein Herz stürzt sich in einen Sprint, während ich mich so dicht an Tamino presse, wie es mir möglich ist. Er küsst mich so stürmisch, dass mir ganz schwindelig wird und ich keuche peinlich hingerissen gegen seine Lippen, als seine Zunge ihren Weg in meinen Mund findet. Fuck, fuck, fuck. Ich hab definitiv noch niemals jemanden so geküsst. Mein Gehirn ist leer—wahrscheinlich, weil all mein Blut sich aus meinem Kopf in meinen Schritt zurückgezogen hat. Tamino lässt mein Shirt los und schlingt den nun freien Arm um mich, schiebt seine Finger unter den Stoff meines Oberteils und berührt dort meine nackte Haut. Ich würde gerne sagen, dass ich nicht wimmere. Aber es wäre eiskalt gelogen. Vage und sehr verschwommen erinnere ich mich daran, dass Tamino mir eine Frage gestellt hat. »Des—deswegen«, keuche ich gegen seinen Mund, bevor ich erneut meine Lippen auf seine presse. »Weil du zu gut küssen kannst und ich dann Gefahr gelaufen wäre, auf der Tanzfläche in meine Jeans zu kommen?«, entgegnet Tamino heiser und drückt mehrere kleine Küsse auf meinen Mund, meine Wange und schließlich auf meinen Hals. Fuck. Das Kompliment rauscht über mich hinweg wie eine Woge heißen Wassers und ich beiße mir heftig auf die Unterlippe, um nicht noch mehr peinliche Geräusche zu machen. »N—nein, weil... weil... du dann sofort gewusst hättest, dass ich—ah!« Tamino hat seine Lippen in meine Halsbeuge gepresst und ich spüre seine Zähne und seine Zunge an meiner nackten Haut. Mein Inneres besteht nur noch aus einer Mischung aus Wackelpudding und Lava, während Tamino meinen Hals küsst und sich ein Kribbeln in mir ausbreitet, das all meine Nervenenden in Flammen setzt. Oh Gott. Taminos Hand ist von meinem Rücken zu meinem Hintern gewandert und ich merke eindeutig, wie er seinen Unterkörper nach oben gegen meinen Schritt drückt. Ich kralle meine Finger in sein Haar und gebe ein würdeloses Stöhnen von mir, ziehe eine meiner Hände von seinem Kopf zurück und presse sie mir auf den Mund. Aber ehe ich es mich versehe, haben sich Finger um mein Handgelenk gelegt. »Ich mag diese Geräusche«, flüstert Tamino. Fuckfuckfuckfuckfuck— »Also... du hattest Angst mich zu küssen, weil ich dann gewusst hätte, dass...« Taminos Mund beschäftigt sich wieder mit meinem Hals und findet schließlich mein Ohr. »Wenn du willst, dass ich—ah—rede, musst du das lassen«, keuche ich und winde mich in Taminos Schoß, was eine absolut schlechte Idee war, da meine Erektion davon viel zu begeistert ist und Tamino zittrig gegen meinen Hals atmet, als ich es mache, was erstens viel zu heiß klingt und mir zweitens eine heftige Gänsehaut beschert. Dann ziehen sich Mund und Hände von mir zurück und ich beobachte aus glasigen Augen, wie Tamino beide Hände unter seine Oberschenkel schiebt, als müsste er sich körperlich davon abhalten, mich weiter anzufassen. Mein Herz krepiert gleich in meinem Brustkorb. Es hat bereits die Schlagfrequenz eines Kolibris erreicht. »Du verlangst ganz schön viel«, sagt Tamino. Seine Augen leuchten. Meine Fresse, ich bin so schrecklich verliebt, ich brauch ein Beatmungsgerät und eine halbe Flasche Rum. »War ‘ne dumme Idee. Reden wird überbewertet«, sage ich vollkommen außer Atem, als hätten wir zwei Stunden ausgiebig Training gehabt. Tamino lacht. »Hm... je schneller du redest, desto eher kann ich weitermachen«, sagt er schmunzelnd und legt den Kopf schief. Oh, fuck. Ich bin am Arsch, erledigt, dem Tod geweiht. »Ok. Also—ich... ich äh... weißt du noch, wie ich vorhin gesagt hab, dass es anstrengend ist, verliebt zu sein?«, krächze ich. Meine Stimme klingt, als wäre ich in einen zweiten Stimmbruch gekommen. Ich höre Tamino sehr bewusst und tief einatmen. Er nickt. »Ich... also—da... ähm. Da hab ich... von dir geredet?« Feigling. Sag: Ich bin verliebt in dich. Aber mein Herz drückt auf meinen Kehlkopf und ich bringe es einfach nicht über mich. Mein Gesicht sieht wahrscheinlich wieder aus wie Erdbeermarmelade. Obwohl ich mich selbst sehr streng für meine Worte ins Gebet genommen habe, werden Taminos Gesichtszüge weich. Es sieht ein bisschen aus, als würde er leuchten. Sein Lächeln ist eine ganze Supernova. Ich glaube, ich muss sterben. »Hmm... ich hatte sehr Angst, dass ich das falsch verstanden habe«, murmelt er liebevoll. Jetzt, wenn ich ihn so anschaue, sieht er genauso schmachtend aus wie ich mich fühle. »Hast du nicht«, sage ich peinlich berührt. »Auch, wenn’s n Versehen war.« »Ein gutes Versehen.« »Oh, ja«, seufze ich zufrieden. Ich will Taminos Hände zurück. Und seinen Mund. Ugh. »Darf ich dich noch mehr küssen?«, fragt Tamino sanft. »Oh Gott, bitte«, krächze ich und er lacht , zieht seine Hände unter seinen Oberschenkeln hervor und umfasst mein Gesicht, bevor er mich wieder auf den Mund küsst. Wenn ich den Rest meines Lebens nicht anderes mehr machen muss, als Tamino zu küssen, wäre ich sehr zufrieden. Jede Berührung unserer Zungen schickt Gefühle durch meinen Körper, die sich eindeutig wie Stromschläge anfühlen und die sich sehr überdeutlich in meiner Hose bemerkbar machen. Als Tamino beide Hände unter meinen Hintern schiebt und mich ganz problemlos in eine liegende Position und von sich herunter manövriert, muss ich mich sehr zusammenreißen nicht sofort in meine Boxershorts zu kommen. Ehe ich es mich versehe, liegt er zwischen meinen Beinen, sein Unterkörper gegen meinen gedrückt. Die Tatsache, dass er genauso erregt ist wie ich lässt eine Hitzewelle nach der anderen in mir aufsteigen. »Ok?«, flüstert er gegen meinen Hals. Ich nicke hastig. »So—sowas von ok«, krächze ich. Vielleicht klammere ich mich sehr verzweifelt und rallig wie noch nie in in meinem ganzen Leben an ihm fest. Vielleicht mache ich unendlich viele peinliche Geräusche, während Tamino mich überall dort küsst, wo er nackte Haut erreichen kann. Vielleicht wimmere ich ziemlich hilflos gegen seine Schulter, als er anfängt, immer und immer wieder seinen Unterkörper gegen meinen zu drücken. Vielleicht komme ich wie ein Vierzehnjähriger in meine Boxershorts. Vielleicht ist das schrecklich peinlich, aber auch ein bisschen egal, weil Tamino mich anschaut, als wäre ich das Allerbeste, das er in seinem Leben je gesehen hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)