Actio est reactio von Ur (von Nerdherzen und den physikalischen Gesetzen ihrer Eroberung) ================================================================================ Kapitel 42: Vier Musketiere --------------------------- Es ist anstrengend, nach so vielen Wochen des nur im Bett Herumliegens wieder zur Schule zu gehen. Ich denke scharf darüber nach, das Training ausfallen zu lassen, aber wenn ich so weitermache, kann ich meiner Kondition ade sagen und gleich wieder aus der Mannschaft austreten. Trainer freut sich unheimlich mich wiederzusehen und ich kann förmlich spüren, wie Konstantins Augenwinkel zucken beim bloßen Anblick meines Gesichts. Zu meiner endlosen Freude werden wir—inklusive Reservespieler—in zwei Teams geteilt und da Julius einer derjenigen ist, die wählen dürfen, lande ich mit Cem und ihm in einer Mannschaft. Konstantin und Lennard landen in der anderen. Eine grimmige Genugtuung breitet sich in mir aus beim Gedanken, gegen diese elenden Mistsäcke spielen zu dürfen. Cem beklagt, dass wir Daniel nicht für unsere Seite abgreifen konnten, aber ich bin nicht sicher, ob das wirklich ein rein professionelles Bedauern ist, oder ob Cem einfach gerne mit Daniel zusammen in einer Mannschaft spielen möchte, weil er ihn gut leiden kann. Beziehungsweise, weil er ihn echt heiß findet. Während Trainer uns Anweisungen gibt und wir uns dehnen, werfe ich einen Blick zu Konstantin hinüber. Er schaut mich an, als würde er mich gerne auf der Stelle erschießen. Ich habe für gewöhnlich Schwierigkeiten mit Augenkontakt, aber bei sowas kann ich mich nicht zurückhalten. Ich starre direkt zurück und irgendwann schaut er zur Seite. Ich fühle mich jetzt schon wie der Gewinner. »Sag mal«, ertönt Cems Stimme neben mir, »bilde ich mir das nur ein, oder hast du schon die ganze Zeit Blickkrieg mit Konsti?« Ich schnaufe und verschränke die Arme vor der Brust. »Ich werd ihn sowas von gegen die Wand spielen«, knurre ich. Das Bild von Julius—so panisch und in sich zusammen gesunken—und Konstantins Stimme, die ihn auffordert sich nicht so anzustellen, gepaart mit dem elenden Wort Schwuchtel, das er so gerne benutzt, setzt meine Innereien in Flammen und lässt mich die Hände zu Fäusten ballen. »Was flüstert ihr hier rum?«, will Julius wissen und taucht neben uns auf. »Tamino starrt schon die ganze Zeit Löcher in Konstis Nacken. Er ist hochmotiviert ihn so richtig fertig zu machen«, erklärt Cem breit grinsend und reibt sich die Hände. »Ich übrigens auch.« Julius‘ Augen huschen zwischen uns beiden hin und her und er schluckt merklich. »Keine Gewalt«, scherzt er halbherzig. Ich werfe ihm einen Blick zu und meine Augen müssen in der Tat beunruhigend dreinschauen, denn Julius richtet sich etwas gerader auf und seine Augen werden rund wie Teller. »Wenn ich ihm ins Gesicht grätsche, kannst du‘s mir nicht übel nehmen«, brumme ich und erinnere mich an unsere Unterhaltung, die wir über Moritz hatten. Julius öffnet den Mund, klappt ihn wieder zu und ein seichter Rotschimmer legt sich auf seine Wangen. »Ähm—das—« »So, Schluss mit Dehnen! Verteilt euch!«, unterbricht Trainers Stimme Julius‘ Einwände, die er womöglich äußern wollte. Wir drehen uns um und nehmen unsere Positionen auf dem Feld ein. Die Tatsache, dass Konstantin heute auch eine Stürmerposition spielt, macht mich sehr zufrieden. Scheiß auf verpasstes Lauftraining in den letzten Wochen. Und wenn ich mir beide Beine breche, ich weigere mich, gegen Konstantin zu verlieren. Trainer steckt sich die Pfeife in den Mund und nimmt ihre Position in der Mitte des Feldes ein. Während ich auf Julius‘ Anstoß warte, wandern meine Augen hinüber zu Konstantin. Er zieht seinen Zeigefinger über seinen Hals, offenbar in einem Versuch mich einzuschüchtern. Nicht, dass ich nicht generell sehr empfänglich für Einschüchterungsversuche wäre, aber Konstantin weiß nicht, dass das nicht gilt, wenn es um meine Freunde geht. Als Trainer mir den Rücken zudreht, zeige ich ihm unumwunden beide Mittelfinger. Irgendwo zu meiner rechten Seite höre ich ein amüsiertes Schnauben und ich glaube, dass das Cem war, aber im nächsten Moment ist Anpfiff und dann höre ich erst einmal gar nichts mehr außer Wind in meinen Ohren und Julius‘ oder Trainers Stimmen, die zwischendurch Anweisungen übers Feld rufen. Wie erwartet ist Konstantin entschieden, mich zu decken. Er ist nicht viel kleiner als ich und er hat diese lächerlichen Augenbrauen, die mich irgendwie an Vulkanier erinnern, aber auf eine eher ungute Art und Weise. Er ist schlecht rasiert und ich kann immer noch die Stelle erkennen, an der meine Faust ihn getroffen hat. Blöd für ihn, dass ich nicht vorhabe, mich decken zu lassen. Julius ist definitiv der beste Mittelfeldspieler, mit dem ich je gespielt habe. Ich weiß genau wieso er Kapitän ist und ich weiß, dass er dieses Stipendium verdient hat. Ich weiß auch, dass ich sehr hilflos hingezogen bin zu Julius in seinem roten Trikot mit der Aura eines Anführers, die sich kein bisschen gemindert hat, nachdem seine Mannschaftskameraden ihn in diesem verletzlichen Zustand am See gesehen haben. Cem ist derjenige, der mir zuspielt, selbst wenn Konstantin recht nah bei mir steht. Sein frustrierter Aufschrei, als ich zum dritten Mal den Ball um ihn herum manövriere lässt mich zufrieden grinsen. Irgendwo hinter mir höre ich Cem ausgelassen lachen. Konstantin kann rennen, so viel er will, aber er kann mich nicht einholen. Nicht, dass er es nicht versucht. Das letzte Hindernis zwischen mir und dem Tor ist Daniel. Er ist kein schlechter Torhüter. Aber ich hab etwas zu beweisen und einen homphoben Wichser zu ärgern. Als der Ball in der oberen rechten Ecke des Netzes landet, kann ich mir ein Jubeln nicht verkneifen. Ich habe in null Komma nichts Cem auf dem Rücken baumeln, der mir durchs Haar wuschelt, um mir zu gratulieren. Konstantin sieht aus, als hätte man ihm Kuhmist unter die Nase gehalten. Ich merke, dass ich schneller außer Atem bin, als ich es vor zwei Monaten gewesen wäre, aber ich habe Motivation genug zu rennen, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her. Julius macht zwei weitere Tore, Cem grätscht Konstantin zwischen die Beine und verursacht einen sehr uneleganten Sturz. Wir gewinnen fünf zu eins. Ich bin einem Kreislaufkollaps nahe, aber all die Anstrengung hat sich gelohnt. »Wie fühlt man sich als Sieger?«, fragt Cem bestens gelaunt, als wir uns umziehen. Einige der Jungs sind duschen gegangen, aber ich verschiebe das lieber auf die Privatsphäre meiner Wohnung, als mich mit Leuten wie Lennard nackt unter eine Gemeinschaftsdusche zu stellen. Was ich nicht verhindern kann, ist, dass mein Blick immer wieder zu Julius abschweift, der gerade ohne Oberteil und nur in Shots bekleidet nach seinem Deo kramt. Den langen Teil seines Haars hat er zu einem unordentlichen Puschel zusammengebunden. Ich hab ihn schon oft genug halbnackt gesehen. Leider hindert das mein hormongesteuertes Hirn nicht daran, vollkommen durchzudrehen, während ich an anstarre. Das ist genau das, wovor all die Heterojungs immer Angst haben, wenn ein Schwuler sich in ihrer Nähe aufhält. Ugh. »Hallo? Erde an Tamino?«, ertönt Cems amüsierte Stimme direkt neben mir. Leider hat Cem auch nicht viel mehr an als Julius. »Huh?«, mache ich und klinge wahrscheinlich wie ein mäßig intelligenter Besenstiel. Cem lacht mich vollkommen schamlos aus und ich verstecke das Gesicht in den Händen. »Was treibt ihr denn da?«, will Julius wissen. »Tamino ist von zu viel nackter—« »Halt die Schnauze«, zische ich panisch und halte Cem hastig den Mund zu. Er zwinkert mir zu und ich ziehe die Hand schnell wieder zurück. »Ich bin weg«, sage ich eilends und renne mehr als dass ich gehe aus der Umkleide. Mein Herz ist schon wieder in meine Hose gerutscht und ich bin eigentlich zu müde, um noch mehr zu rennen, aber ich beschließe, dass ich so schnell wie möglich nach Hause muss. Damit keiner mich anschauen und gleich sehen kann, dass ich beim Anblick von Julius‘ nacktem Oberkörper schwach geworden bin wie ein notgeiler Trottel. Das ist doch kein Zustand. Ich erinnere mich noch daran, wie es war, als ich in Moritz verschossen war. Nicht, dass ich ihn nicht angesehen hätte, aber ich bin definitiv nicht vollkommen außer Rand und Band geraten, nur weil er sein Shirt ausgezogen hat. Ich kann es nicht fassen, wie lächerlich das alles ist. Abgesehen von der endlosen Verlegenheit macht sich auch wieder ein wahnsinnig schlechtes Gewissen in mir breit. Über gute Freunde sollte man nicht auf diese Art und Weise nachdenken. Wenn Julius wüsste, wohin meine Gedanken momentan abschweifen, wenn ich ihn ansehe, dann würde er vermutlich schneller die Flucht ergreifen, als ich blinzeln kann. Aus ganz verschiedenen Gründen. Er hat gesagt, dass er asexuell ist. Nicht, dass das automatisch heißt, dass Sex für ihn vom Tisch ist, aber ich weiß nichts Genaueres darüber und wenn er so ist wie Lotta, dann würde er es sicherlich nicht besonders zu schätzen wissen, wenn er in meinen Kopf gucken könnte. Außerdem war er allein beim Gedanken daran, von mir geküsst zu werden, schon so in Panik, dass er darüber geweint hat. Also sollte irgendetwas Sexuelles zwischen uns ganz schnell aus meinem Gehirn verschwinden. Aber mein Körper interessiert sich überhaupt nicht dafür, was für rationale Gründe es gibt, um damit aufzuhören und während ich unter der Dusche stehe und mein Gehirn mich mit Bildern von Julius bombardiert, fühle ich mich wie der schlechteste Mensch unter der Sonne. Ich sollte mich nicht anfassen und dabei an Julius denken. Ich denke daran, wie seine Shorts so niedrig auf seinen Hüften sitzen, wie es sich anfühlt, wenn er auf mir liegt—oder unter mir—wie oft ich ihm jetzt schon so nah war, dass es überhaupt kein Problem gewesen wäre, meine Hände in seine Hose zu schieben oder ihn auf den Mund zu küssen. Ich denke daran, wie Cem und Julius sich geküsst haben, direkt vor meinen Augen, und wie Julius‘ Gesicht ausgesehen hat. Ich stelle mir vor, ihn auf mein Bett zu schubsen und vor dem Bett auf die Knie zu gehen. Er wäre sicher schrecklich rot im Gesicht und endlos verlegen. Oder er würde es gar nicht wollen, weil Sex nicht sein Ding ist. Ich schiebe den Gedanken für den Moment zur Seite und das Bild, zu dem ich schließlich unter der Dusche komme, ist Julius, keuchend, sich windend auf meinem Bett, wie er meinen Namen stöhnt. Hinterher habe ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht still sitzen kann und durch die Wohnung pirsche wie ein eingesperrtes Tier. Alles in mir kribbelt aus Sehnsucht danach, Julius anzufassen. Schließlich greife ich nach meinem Handy, weil ich es nicht mehr aushalte, und öffne den Gruppenchat mit meinen Freunden. Tamino Ich hab ein riesiges Problem Tamino Ich glaube ich dreh durch Anni was ist los??? Noah alles ok bei dir? Tamino Ich hab mich in Julius verliebt Lotta OH MEIN GOTT!!!!!!!!!!!!!!! Noah awwww dude, das is super süß Anni Yessss, deine Männerwahl hat sich um 300% verbessert *__________* Tamino Leute Tamino Ist euch klar, dass das ein Desaster ist? Erst die Sache im Club und jetzt DAS? Lotta ich glaub immer noch dass es für die sache im club ne gute erklärung gibt Anni du siehst sein gesicht nich so wie wir es sehen wenn er dich anguckt. und weißt du wie ihr immer aneinander geklebt habt? und aufeinander geschlafen habt? und weißt du noch wie er deine hand gehalten hat als wir zu besuch waren???? Noah ohne Scheiß man es würde mich kein bisschen wundern, wenns ihm genauso geht Tamino Oh Gott, ich sterbe D: Lotta umarm ihn einfach und beende diesen kuschelstreik und schau wie er reagiert und dann können wir einen schlachtplan aushecken wie du ihn rumkriegst und dann könnt ihr zusammen in den sonnenuntergang reiten und wir werden blumen für euch streuen *____* Tamino Ich hab das Gefühl, ihr nehmt mein Leid nur so mittel ernst O_O Lotta unsinn, ich hab doch schon gesagt wie der nächste schritt ist. alles wird gut, vertrau mir!!!!! Ich kriege das dumpfe Gefühl, dass Lotta irgendwas weiß, was ich nicht weiß, aber ich lege das Handy erstmal beiseite und lausche ganzen fünf Minuten meinem hämmernden Herzen im Angesicht von Lottas Ratschlag, Julius zu umarmen und zu sehen, wie er darauf reagiert. Die Woche vergeht in einem Rausch aus verzweifelten Masturbationssessions, schlechtem Gewissen darüber und der unerträglichen Sehnsucht danach, Julius unter mir auf meinem Bett zu begraben und mich an ihn zu pressen und meine Finger in seinen weichen Haaren zu vergraben. Ich finde mich langsam wieder in den Schulalltag ein und verbringe einen großen Teil des Tages damit, schmachtende Nachrichten über Julius an meine Freunde zu schicken, wenn er besonders wunderbar lacht oder mich angrinst, oder irgendwas Lustiges sagt, oder beim Training zu cool aussieht. Es hat mich so heftig erwischt, es ist unsagbar peinlich. Nicht, dass es nicht vorher auch schon so gewesen wäre, aber jetzt ist wirklich überdeutlich: Julius ist das Beste an meinem Tag. Wann immer ich ihn sehe, blüht mein ganzes Inneres auf wie eine Blumenwiese im Frühling. Wann immer er mich ansieht, führt sein Blick zu einem halben Herzklabaster und wenn unsere Hände sich doch mal aus Versehen berühren, muss ich alles an Willenskraft aufbringen, um mich nicht auf ihn zu stürzen oder wahlweise kläglich zu wimmern. Mir war nicht klar, dass richtige Verliebtheit sich so anfühlt. Mein Gehirn ist einfach nur noch voll von Julius. Ich werfe jede noch so kleine Interaktion zwischen uns auf die Waagschale, analysiere jeden popeligen Satz, den Julius sagt und steigere mich fürchterlich in die Fantasie hinein, dass er sich vielleicht auch in mich verlieben könnte. Wenn ich nicht so ein elender Feigling wäre, würde ich mit ihm flirten. Einfach drauf los und hoffen, dass was draus wird. Aber die Erinnerung an die Szene im Club ist immer noch überdeutlich. Allerdings bin ich mir dessen bewusst, dass meine Selbstbeherrschung sicher bald den Bach heruntergehen wird. Vor allem, wenn Julius mich mit seinen Hundeaugen ansieht und manchmal die Hand nach mir ausstreckt—als würde er es aus reiner Gewohnheit tun, bevor ihm einfällt, dass wir das gerade nicht tun. Vielleicht ist wirklich alles nicht schlimm. Vielleicht will er mich auch umarmen. »Kommt ihr Samstag mit auf die Abiparty?«, will Feli am Donnerstag wissen. Meine automatische Reaktion ist »Nein« zu sagen, aber sie sieht sehr hoffnungsvoll aus und Julius und Cem sagen beide ohne Umschweife zu. »Ok«, sage ich leise und höre selber, wie unsicher ich klinge. Drei Paar Augen richten sich erstaunt auf mich und ich spüre, wie meine Ohren heiß werden. »Cool«, sagt Cem enthusiastisch und haut mir munter mit der flachen Hand auf den Rücken, sodass ich husten muss. Feli strahlt mich an und Julius mustert mich mit einem kaum merklichen Lächeln, das meine Eingeweide in Wackelpudding verwandelt. Er ist zu hübsch. Sein Lächeln ist zu schön. Ich kriege die Krise. Ich versuche nicht beim Gedanken an diese Abiparty in Panik zu geraten. Auch Leute wie Lennard und Konstantin werden auf dieser Party sein. Aber ich muss ja nicht so viel Alkohol trinken und ich muss mich nicht mit ihnen abgeben. Und ich kann versuchen, mich nicht allzu sehr in die Gedanken an die letzte Party hineinzusteigern. Als Julius nach der Pause Richtung Sportunterricht verschwindet, von dem ich freigestellt bin, schaue ich ihm peinlich lange nach. * Die Tatsache, dass plötzlich alle Liebeslieder, die ich je gehört—und vielleicht sogar selber gesungen habe—wahnsinnig viel Sinn machen, helfen meiner Lage nicht. Auch nicht, dass ein Großteil aller Popsongs über Sex geschrieben zu sein scheint, was meine ganze Besessenheit noch schlimmer macht. Zu Hause habe ich schon aufgehört Musik zu hören, aber auf einer Abiparty ist das ziemlich unmöglich. Ich habe mir vorgenommen nichts zu trinken, weil letztes Mal alles so schlimm ausgeartet ist und Julius scheint es ähnlich halten zu wollen, aber letztendlich lässt er sich vom ein oder anderen Partygast ein Bier andrehen. Cem scheint keinerlei Vorbehalte dagegen zu haben, noch mal betrunken zu sein. »Manchmal«, sagt Cem mit einem überdeutlichen Lallen in der Stimme, während Feli mit ein paar Freundinnen tanzt und er, Julius und ich solange am Rand der Tanzfläche hocken und alle mehr oder minder auffällig darauf achten, dass keiner der Jungs auf der Fläche ihr zu nahe kommt, wenn sie das nicht möchte. »Manchmal denke ich, dass ich vielleicht nicht für feste Beziehungen gemacht bin. Wisst ihr? Es gibt so viele schöne Menschen, Alter. Wie soll man sich entscheiden? Und wieso kann man nicht so... mit drei Leuten auf einmal zusammen sein?« Ich wende mich ihm zu und mustere sein Gesicht. Cems Augen kleben eindeutig an Daniel, der gerade mit irgendeinem mir unbekannten Kerl—ich glaube, er sitzt vielleicht mit Cem im Mathe-LK—Armdrücken betreibt. Daniel ist offensichtlich am Gewinnen und Cem sieht aus, als würde er gleich anfangen zu sabbern. Ich verkneife mir ein Lachen. »Naja also erstmal. Wenn du so richtig verknallt bist, ist die Entscheidung voll einfach«, sage ich. Cems Augen huschen zu meinem Gesicht und er schaut mich mit einem sehr glasigen Blick an. »Und zweitens. Kannst du ja ruhig mehrere Partner haben, man. Das nennt man Polyamorie.« »Polyamo—was?« »Polyamorie. Beziehung mit mehr als einer Person? Alle wissen voneinander und sind entweder miteinander zusammen oder... es gibt einen Partner als Angelpunkt. Oder alles irgendwie gemischt. Ich kann dir ein Diagramm aufzeichnen.« »Nerd«, sagt Julius mit liebevollem Unterton und ich spüre meine Ohren heiß werden. Unweigerlich schlucke ich und schaffe ein verlegenes Lächeln in Julius‘ Richtung. Er nimmt einen sehr großen Schluck Bier. »Willst du mir etwa sagen, dass ich... dass mit allen Leuten, die ich gut finde, auf einmal ne Beziehung haben kann?«, fragt Cem, als müsste er das noch mal klarstellen. Um sicherzugehen, dass er das Konzept richtig verstanden hat. Ich nicke geduldig. Cem kriegt Augen rund wie Teller. »Alter«, haucht er und legt seine Hände auf meine Schultern. »Wie geil ist das bitte?« Ich muss lachen. »Naja, es müssen auch alle anderen Beteiligten einverstanden sind. Aber so generell... man kann ja machen, was man will. Nur weil alle anderen nur zu zweit sind...« Ich bemühe mich sehr, Julius keinen Blick zuzuwerfen. »In einem alternativen Universum hab ich euch beide abgeschleppt«, sagt Cem reumütig und Julius verschluckt sich heftig an seinem Bier. Ich schnaube und klopfe Julius gedankenverloren auf den Rücken, bis mir einfällt, dass ich ja gerade sehr bemüht bin, ihn nicht anzufassen. Hastig ziehe ich meine Hand zurück. »Ich glaube, das ist dieses Universum«, sagt Julius röchelnd. Cem schnauft und bufft Julius mit dem Ellbogen in die Seite. »Alter. Ich meine so richtig. Mit Gefühlen und all dem Scheiß.« »Du willst uns in einem alternativen Universum beide mit Gefühlen abschleppen?«, sagt Julius breit grinsend und wirft mir einen sehr amüsierten Blick zu. Ich habe mir mittlerweile die Hand auf den Mund gepresst. »Ja man. Euch beide. Und Feli. Und Micha und Daniel und Anish und Merle. Hab ich schon gesagt, dass es einfach zu viele schöne Menschen gibt?« Julius holt gerade Luft, um zu antworten, da hält er inne und tippt Cem auf die Schulter, ehe er in die Richtung des Tisches gestikuliert, an dem Daniel sitzt. »Ich glaube, er will gegen dich Armdrücken, Alter«, sagt Julius breit grinsend. Und tatsächlich. Daniel winkt Cem zu seinem Tisch hinüber. Ich sehe von der Seite, wie Cem schluckt und dann einen sehr großen Schluck Bier nimmt. »Blöder, heterosexueller Saftsack«, knurrt er, dann steht er auf und stratzt zu Daniels Tisch. Er kann noch erstaunlich gerade gehen dafür, dass er so betrunken ist. Julius und ich rutschen dichter zueinander und ich bin mir der Nähe zu ihm überdeutlich bewusst. Aber unsere Blicke kleben an Daniel und Cem, die sich jetzt gegenüber sitzen. Beiden grinsen breit und herausfordernd. Ich weiß, dass Cem sehr regelmäßig ins Fitnessstudio geht, aber Daniel ist größer und breiter gebaut. Dann wiederum ist Cem ein ausgesprochen sturer Bock. »Das muss ich sehen«, murmelt Julius mit einem kaum verhohlenen Schmunzeln und ich kann nicht umhin ihm zuzustimmen, also stehen wir auf und folgen Cem zum Ort des Geschehens. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich könnte schwören, dass die beiden sich besonders eindringlich anstarren. »Der Verlierer zahlt dem anderen den Rest des Abends die Getränke«, sagt Daniel mit einem breiten Grinsen. Cem leckt sich über die Lippen und greift nach Daniels Hand. »Das wird billig für dich, ich bin schon so dicht, da passt nicht mehr viel rein«, sagt er mit einem übermütigen Grinsen. Daniel lacht. »Ich hoffe, du hast genug Bargeld dabei«, sagt er. »Ach, fick dich, Alter«, meint Cem und dann geht’s los. Es ist deutlich zu sehen, dass Cem eine viel größere Herausforderung für Daniel ist, als die Jungs, die vorher bei ihm am Tisch saßen. Wenn ich nicht ich wäre, würde ich meinen Arm auf Julius‘ Schulter lehnen. »Komm schon, Alter. All die Stunden in diesem verschwitzten Höllenbau müssen doch zu was getaugt haben«, sagt Julius laut. Daniel ist ganz rot im Gesicht. Ich habe kurz das Bedürfnis, Cem was Schmutziges ins Ohr zu flüstern, um ihn zu motivieren—und das, obwohl ich stocknüchtern bin—aber Cem ist nicht geoutet und ich auch nicht und es wäre eine schreckliche Idee. Vielleicht würde es ihn auch zu sehr ablenken. »Ah, fuck«, ruft Cem frustriert und ich muss lachen, weil die beiden so wahnsinnig angestrengt aussehen. Die Hälfte der versammelten Menge feuert mittlerweile Daniel an, die andere Cem. Mein Herz hämmert mir bis zum Hals, als ich die Hand nach Cem ausstrecke und ihm vor versammelter Mannschaft sachte mit den Fingern durchs Haar wuschele. Ich kann von der Seite sehen, dass Cems Pupillen sich weiten und sein Mund sich leicht öffnet. Es hat etwas absolut Berauschendes jemanden mit nur einer kleinen Berührung so aus dem Konzept bringen zu können. Daniel sieht die Veränderung in Cems Gesicht. Er öffnet den Mund, die Augen weiten sich, als würde er etwas verstehen und vielleicht auch etwas sagen wollen, aber da haut Cem seine Hand mit einem endgültigen »Klonk« auf den Tisch. Ein sehr breites Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit, als Cem von seinem Stuhl aufsteht und eine absolut lächerliche Siegerpose einnimmt. Die Zuschauer jubeln und stöhnen und durch seinen Sieg haben sie vielleicht schon vergessen, dass Cem absolut merkwürdig auf eine einfache Berührung von einem anderen Kerl reagiert hat. Julius neben mir sieht aus, als würde sein Kopf gleich explodieren, so rot ist er im Gesicht. Und als Daniel mich von unten herauf ansieht, kann ich nicht umhin breit und sehr triumphierend zu grinsen. Er sieht aus, als hätte er einen Geist gesehen, aber ich habe keine Gelegenheit, mich weiter mit ihm zu beschäftigen. »Hey, wo ist Feli abgeblieben?«, fragt Julius neben mir. Ich drehe mich um. Merle und Carina sind immer noch auf der Tanzfläche, dort wo Feli vorher auch getanzt hat, aber von Feli ist keine Spur zu sehen. »Vielleicht holt sie was zu trinken. Oder sie ist auf Klo«, gebe ich zurück und spähe über die Menschenmenge, ob ich das knallrote Oberteil von Feli irgendwo entdecken kann. Julius scheint beunruhigt zu sein. Ich sehe, wie er sich durch die Menge schiebt und dann kurz mit Merle spricht, deren Antwort auf seine Frage ihm anscheinend kein bisschen gefällt, denn im nächsten Augenblick steuert er auf den Ausgang zu. Ich tippe Cem an, deute Richtung Ausgang und forme lautlos Felis Namen mit den Lippen, ehe ich Julius folge. Cem bricht sein Gespräch mit Daniel sofort ab und der bleibt etwas verwirrt zurück. »Was ist mit Feli?«, ruft Cem mir zu. Seine Wangen sind sehr rot. »Sie war weg und Julius hat gefragt, wo sie ist und dann ist er raus«, rufe ich zurück. Die Musik ist zu laut, als dass man sich in normaler Lautstärke unterhalten könnte. »Vielleicht wollte sie nur in Ruhe mit wem rummachen«, schlägt Cem vor, als wir das Gebäude verlassen und uns die kühle Nachtluft ins Gesicht schlägt. »Ich hatte bislang nicht den Eindruck, dass Feli mit irgendwem außer Julius—« Ich breche ab. »Alter, sie ist offensichtlich null interessiert an dir«, höre ich Julius‘ Stimme. »Was soll der Scheiß, man? Wenn sie irgendwas nicht will, kann sie’s sagen!« Wir biegen um die Ecke des Backsteingebäudes und da steht Julius, die Hand auf Lennards Brustkorb gedrückt, um ihn in Armeslänge von sich und Feli fernzuhalten. »Und seit wann heißt Kopf wegdrehen und sich so klein wie möglich machen, dass jemand total Bock hat mit dir rumzumachen?«, blafft Julius und ballt seine Hand in Lennards Shirt zu einer Faust. Felis Augen sind riesig und sie sieht wirklich sehr klein aus. Cem stapft sofort zu Feli hinüber und legt einen Arm um sie. »Sie hat nicht nein gesagt!«, blafft Lennard zurück. »Sie hat auch nicht ja gesagt, du Penner!« Was dann passiert, geht alles viel zu schnell, als dass ich so richtig sehe, was eigentlich geschieht. Lennard schubst Julius. Dann fällt definitiv das Wort Schwuchtel, während eine Gruppe von Leuten um die Ecke kommt. Und dann höre ich einen Aufschrei und Lennard liegt am Boden und Cem hat Feli nicht mehr im Arm. »Benutz noch einmal dieses elende Scheißwort und ich reiß dich in Stücke!«, schreit Cem. Lennards Nase blutet und er rappelt sich auf. Statt aufzugeben, geht er auf Cem los. Julius, Feli und ich versuchen dazwischen zu gehen, aber dann ist plötzlich diese ganze Gruppe auch bei uns und im Getümmel kann man kaum noch sehen, was eigentlich passiert. Es ist wie in einem schlechten Film. Lennard faucht das Wort Schwuchtel immer und immer wieder, während er und Cem aufeinander einprügeln, als gäbe es kein Morgen mehr. »Cem! CEM!« Ich und Julius versuchen Lennard von Cem fernzuhalten, aber Cem macht es uns nicht gerade einfach, weil er offensichtlich sehr dringend Lennards Schädel einschlagen will—etwas, das ich ihm nicht mal verübeln kann. Die ganzen Leute, die um uns herum stehen, sind überhaupt nicht hilfreich, weil sie nichts Sinnvolleres tun als Lennard anzustacheln, der jetzt offenbar das Gefühl hat, dass er irgendwas beweisen muss. Letztendlich sind es Feli und Daniel, die das Spektakel beenden. Ich hab keine Ahnung, wo Daniel herkommt, aber er ist so viel größer als Cem, dass er keine Probleme hat, Cem von hinten festzuhalten. Vielleicht liegt es daran, dass es Daniel ist, dass Cems Körper alles an Spannung verliert und nach hinten gegen Daniels solides Gewicht taumelt. Feli stellt sich mit glühenden Augen vor Cem, als Lennard erneut ausholt. »Blöde Schlampe«, zischt Lennard. Noch während Julius ihn anschreit, dass er sich verpissen soll, sehe ich Felis Gesicht steinhart werden. Und dann tritt sie Lennard mit voller Wucht in den Schritt. Die Gaffer rufen »Ohhh« und »Auuu« als Lennard in die Knie geht. Feli greift fahrig nach Julius‘ und Cems Händen und zerrt sie von der Menge weg, während Lennard wie ein Häufchen Elend am Boden liegt und sich den Schritt hält. Die Genugtuung darüber verfliegt allerdings, als ich Cems Gesicht genauer in Augenschein nehme, sobald wir uns ein Stück von dem ganzen Tumult entfernt haben. Julius nimmt Feli in den Arm, die jetzt deutlich zittert und Tränen in den Augen hat, während ich Cems Gesicht genauer unter die Lupe nehme. »Nächstes Mal reiß ich ihm die Zunge raus«, krächzt Cem. Ich prüfe, ob seine Nase gebrochen ist und tupfe ihm Blut vom Mund, vom Kinn und von der Nase. Er sitzt ganz still vor mir und atmet bemüht konzentriert ein und aus. »Ich geh am Montag mit Trainer reden«, sagt Julius. Sein Gesichtsausdruck ist eine Gewitterwolke. »Mit diesen Pfosten spiel ich in keiner Mannschaft.« Wir geben sicher ein seltsames Bild ab, wie wir einige Meter entfernt von der alten Ziegelei, in der die Party stattfindet, auf dem Boden hocken, Cems Gesicht voller Blut und Felis Gesicht voller Tränen. »Danke, Juls«, flüstert sie ganz kleinlaut gegen seine Schulter. Julius sieht aus, als würde ihm etwas sehr, sehr wehtun. »Nicht dafür«, murmelt er und ich sehe, wie er ihr behutsam einen Kuss gegen die Schläfe drückt. Mein Herz zergeht wie Butter in der Sonne. Meine Fresse. Gibt es irgendwas an Julius, das mich nicht vollkommen durchdrehen lässt? »Hey«, ertönt eine Stimme hinter uns und ich stehe hastig auf und wirbele herum, bereit, wem auch immer die Stirn zu bieten, der unsere kleine Gruppe mit noch mehr Scheiß belästigen will. Es ist Daniel, der beschwichtigend die Hände hebt—und darin hält er einen Verbandskasten und ein Glas Wasser. Ich blinzele erstaunt und trete zögerlich zur Seite, um Daniel zu Cem durchzulassen, der sich im Schneidersitz ins Gras gesetzt hat und jetzt stur geradeaus starrt. Als Daniel sich vor ihm hinkniet und den Kasten öffnet, huschen seine Augen zu Daniels Gesicht, aber er sagt nichts und schaut schnell wieder weg. »Ich komm mit dir zu Trainer«, sagt Daniel ruhig zu Julius, stellt den Becher mit Wasser vorsichtig ab und fängt an, in dem Verbandskasten herumzukramen. Wir hocken uns alle neben Cem ins Gras und sehen schweigend zu, wie Daniel desinfiziert, kühlt, Pflaster klebt und den letzten Rest Blut von Cems Gesicht wischt. Cems Augen kleben an Daniels Gesicht, während unser Torwart in aller Ruhe arbeitet, bis er den Kasten schließlich zuklappt und Cem den Rest Wasser zu trinken anbietet. »Danke«, sagt Cem. »Keine Ursache, man«, murmelt Daniel. Dann grinst er schief. »Hey, Lennard sieht definitiv schlimmer aus als du.« Cem schnaubt. »Lennard ist ja auch ne dämliche Pissnelke. Er schlägt wie‘n verficktes Wattestäbchen.« Daniel sitzt jetzt einfach neben uns im Gras. Es ist komisch, weil das sonst nicht vorkommt und ich gerade erst das Gefühl habe, dass Julius, Cem, Feli und ich ein richtiges Quartett geworden sind. Mit Daniel hingegen habe ich kaum je mehr als zwei Worte gewechselt. Aber wenn Cem ihn mag und er mit Julius wegen dieser Sache zu Trainer gehen will, dann kann er kein schlechter Typ sein. »Also... warum hat Lennard drauf bestanden dich gerade mit dem Schimpfwort anzuschreien?«, fragt Daniel. Die Stimmung gefriert innerhalb einer Millisekunde. Keiner von uns ist geoutet. Mein Herz macht einen heftigen Sprung und ich sehe Cems Gesichtsausdruck in etwas Panisches abrutschen. Ich treffe die Entscheidung im Bruchteil eines Wimpernschlags. »Weil ich schwul bin und Cem es nicht ok findet, wenn jemand ein homophober Saftsack in meiner Nähe ist.« Ich sehe, wie Julius‘ Augen sich weiten. Daniel blinzelt. »Oh. Ok«, sagt er. Ich fühle mich, als hätte jemand heißes Wasser über mich gegossen. Was, wenn alles wieder so endet wie in der letzten Mannschaft? Mit Leuten wie Lennard und Konstantin wäre das absolut kein Wunder, was, wenn— »Alles cool, man. Ich—« »Ich auch.« Was zum...? Daniel blinzelt erneut und dreht den Kopf, um Julius anzusehen. Er sieht beinahe bockig aus, wie er da im Gras sitzt, den Arm immer noch um Feli gelegt, die die Augen jetzt geschlossen hat. »Huh?« »Ich. Schwul«, sagt Julius. Er ist knallrot im Gesicht. Warum um alles in der Welt...? »Oh. Wow, ok? Ähm... hätte ich jetzt nicht—« »Ich bin bi.« Daniel sieht jetzt eindeutig aus, als wäre er etwas überfordert mit der Menge an Coming Outs. Feli öffnet ein Auge. »Ich weiß nicht, was ich bin. Aber ich steh definitiv nicht auf Lennard«, erklärt Feli. Ich schnaube amüsiert. Irgendwie fühlt diese ganze Situation sich wahnsinnig surreal und ein wenig absurd an. Daniels Augen huschen von einem zum anderen und er sieht aus, als würde er sich gerade arg das Gehirn verrenken. »Ohne Witz jetzt?«, fragt er. Ich nicke, Julius zuckt mit den Schultern, Cem starrt einfach nur geradeaus. Ich frage mich, was in ihm vorgeht. »Warte mal, seid ihr...?«, will Daniel wissen und wedelt zwischen Cem und mir hin und her. Mein Gesicht wird heiß und Cem schnaubt amüsiert. »Nah. Wir sind nur Freunde mit Extras«, sagt Cem und ich hüstele peinlich berührt ohne es zu wagen, Julius anzusehen. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber ich könnte schwören, dass Daniel ziemlich schwer schluckt. »Erzähl das keinem«, brummt Cem ungehalten. Er legt sich ins Gras ohne Daniel weiter anzusehen und ich frage mich, wieso er es Daniel überhaupt gesagt hat, wenn er sich nicht sicher ist, dass der es niemandem weiter sagt. »Nein, Alter. Wofür hältst du mich?« Cem zuckt mit den Schultern. »Bei den Heteros weiß man nie so genau.« Daniel antwortet nicht darauf und nach einer Weile steht er auf und klopft sich etwas Gras von der Hose. »Ich geh noch mal rein«, sagt er. Niemand antwortet ihm, nur Julius hebt kurz die Hand. Eine ganze Minute lang herrscht schweigen. »Wollt ihr bei mir übernachten und einen Kuschelhaufen basteln?«, krächze ich. Feli kichert matt. Ich sehe Julius auch weiterhin nicht an. »Fuck, ja. Was für ’ne scheiß Party«, brummt Cem. Ich helfe ihm hoch. Wir schauen nicht zurück, als wir uns zu viert auf den Weg zur Bushaltestelle machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)