Actio est reactio von Ur (von Nerdherzen und den physikalischen Gesetzen ihrer Eroberung) ================================================================================ Kapitel 27: captain's log, stardate unknown ------------------------------------------- Tag 1 Ich wache genauso auf, wie ich eingeschlafen bin – auf Tamino drauf. Der Unterschied ist, dass ich eine sehr peinliche Morgenlatte habe. Tamino hat einen Arm um mich gelegt, der andere liegt auf der Matratze und ich bin froh festzustellen, dass er noch schläft, weil ich so ins Bad flüchten kann, ohne aufzufliegen. Auch nüchtern hat sich nichts an meinen Gefühlen geändert, wie ich feststellen darf, als ich verschlafen in den Spiegel blinzele und daran denke, wie Taminos Finger sich auf meinem Rücken angefühlt haben. Und wie er mir vorgelesen und auf Französisch vorgesungen hat. Ich dusche ungefähr zwanzig Minuten und als ich vollkommen aufgeweicht ins Zimmer zurückkehre, ist Tamino schon aufgestanden und hat angefangen, in der Küche Frühstück zu machen. Ein offener Koffer mit jeder Menge Klamotten steht mitten im Zimmer und Ororo hat es sich inmitten dieser Sachen gemütlich gemacht, als wüsste sie schon, dass sie auch heute im Laufe des Tages verreisen wird. Ich beobachte Tamino, während er leise summend im Kühlschrank herumwühlt. Als er mich sieht, lächelt er so strahlend, dass mein Brustkorb sich zusammenzieht. Wahrscheinlich gleichermaßen aus Verliebtheit und aus dem Wissen heraus, dass er sich so sehr darüber freut, von hier wegzukommen und seine Freunde zu sehen. Ich kann es ihm natürlich nicht verübeln, – sogar noch weniger nach unserem Ausflug ans Wasser – aber das ändert nichts daran, dass es sich anfühlt als hätte jemand mein Herz als Nadelkissen benutzt. Wow, Juls. Wie melodramatisch von dir. Wenigstens habt ihr euch wieder vertragen und du musst nicht sechs Wochen darauf warten, wieder alles ins Lot zu bringen, erklärt mir der vernünftige Teil meines Gehirns. Ich wollte mit ihm befreundet sein und es hat geklappt. Und ich weigere mich das zu ruinieren, indem ich mich in irgendwelchen blöden Gefühlen suhle. Nope. Ohne mich. »Ich kann dich zum Bahnhof fahren«, sage ich. Tamino lacht. »Hast du nicht noch vier Promille Restalkohol?« Ich schnaube und verschränke gespielt empört die Arme vor der Brust. »Pff. Ich fahre ganz hervorragend Auto!« »Statistisch gesehen ist das wenig wahrscheinlich. Jungs zwischen achtzehn und fünfundzwanzig verursachen die meisten Autounfälle jährlich«, erklärt Tamino amüsiert. Ich schüttele den Kopf und frage mich, wann genau ich mich eigentlich in diese wandelnde Enzyklopädie verknallt habe. Ich gehe zu ihm herüber und bleibe vor ihm stehen. Manchmal kommt es mir komisch vor, dass er zehn Zentimeter größer ist als ich, weil er so ein schüchterner Kerl ist. »Tatsächlich liegt das Geschlechterverhältnis etwa bei 80 zu 20 Prozent–« Ich hebe die Hand und halte Tamino den Mund zu. Das war definitiv ein Fehler, weil seine Lippen so meine Hand berühren und das meinen Magen in eine heftige Krise stürzt, die sich durch akutes Kribbeln äußert. »Nerd«, flüstere ich breit grinsend. Tamino schmunzelt gegen meine Hand, dann zieht er den Kopf ein Stück zurück, zögert, drückt einen Kuss auf meine noch dort in der Luft schwebende Handinnenfläche und fährt damit fort, Frühstück zu machen. Jap. Ich bin am Arsch. Tag 3 Tamino hat mir insgesamt fünfzehn Fotos von verschiedenen Leuten geschickt, von denen ich natürlich nur die mir bekannten Drei erkenne. Die Beziehung der anderen zu Taminos Freunden muss ich erraten, aber ich bin mir recht sicher, dass es sich unter anderem um Noahs Mutter, Vater, Schwester und um Annis Mütter handelt. Noah, Anni und Lotta haben es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, indessen besonders viele Fotos von Tamino zu machen und mir alle davon per WhatsApp zu schicken. Tamino in Badehose am Pool. Tamino mit Ororo auf dem Kopf. Tamino schlafend und händchenhaltend mit Lotta – ich versuche nicht extraschnell weiter zu wischen. Tamino lachend mit einer Grillzange in der Hand. Tamino zwischen Annis Müttern, die beide sehr viel kleiner sind als er. Ein Video von Tamino und Noahs Vater beim Fußballspielen. Tamino beim Lesen und Noah, der ihn dabei zeichnet. Tamino mit Milchbart. »Hey, alles ok?«, will Mari wissen, während ich die Fotos ansehe. Wir haben gerade Mittag gegessen und mein Teller ist noch halb voll. »Jup«, lüge ich. »Alles bestens.« Tag 7 »Hey«, sage ich, als ich Mama beim Bügeln im Wohnzimmer finde. Es läuft irgendeine Dokumentation über Wikinger. »Hey«, sagt sie und greift nach der Fernbedienung, um den Ton leiser zu stellen. Ich lasse mich aufs Sofa fallen und beobachte, wie auf dem Bildschirm verschiedene Grabbeigaben gezeigt werden. »Alles gut?«, will sie wissen und fährt damit fort, eine von Maris Jeans zu bügeln. Ich verstehe nicht, wieso Leute bügeln. Es scheint mir vollkommene Zeitverschwendung zu sein, aber jeder muss ja selbst wissen, wie er seine Zeit verbringt. »Hmhm«, mache ich. Sommerferien waren noch nie so lang und so langweilig. Ich vermisse Tamino. Ich habe eine Woche lang niemanden richtig umarmt und das hat mich noch nie gestört. Ich bin in einen Typen verliebt. Und der hat auch noch eine Freundin. Außerdem bin ich wohl asexuell und weiß nicht so richtig, mit wem ich darüber reden kann. »Du bist so still die letzten Tage«, meint Mama. Ihrem Ton kann ich entnehmen, dass sie vorsichtig abtastet, ob sie weiter bohren darf oder nicht. »Ja. Weiß auch nicht«, sage ich. Vielleicht platze ich bald, wenn ich nicht mit irgendwem über einen Bruchteil all dieser Probleme rede. »Wann fährst du auf diese Fußballfreizeit?«, will sie wissen. »Übernächste Woche.« »Freust du dich schon?« »Ja, schon.« Schweigen. Meine Mutter bügelt eins meiner Shirts. »Kann ich dich was fragen?«, sage ich schließlich und kaue auf meiner Lippe herum. Es spukt mir schon länger im Kopf herum, aber bislang hab ich mich nicht getraut es anzusprechen. Meine Mutter hält inne und dreht sich zu mir um. Sie trägt ihren üblichen roten Lippenstift und die streng nach hinten gebundenen Haare. »Sicher«, sagt sie und mustert mich interessiert. »Ähm… als… äh… Papa damals weg war… hattest du da eigentlich Depressionen?« Sie blinzelt, weil sie offensichtlich irgendwas anderes erwartet hat. Ich sehe, wie sie das Bügeleisen mustert und es dann abstellt, die Arme vor der Brust verschränkt und die Schultern ein wenig nach oben zieht. »Ja. Wahrscheinlich schon. Wie kommst du darauf?«, will sie wissen. »Ah… ich hab ‘nen Freund, der Depressionen hat. Und die Symptome haben mich dran erinnert wie das war. Als er weg war«, antworte ich. Sie nickt und lächelt ein wenig. »Es war gut, dass ich euch hatte. Da musste ich aufstehen und konnte nicht einfach die ganze Zeit im Bett liegen bleiben«, gibt sie zu. Ich denke an Tamino, der es drei Tage lang nicht aus dem Bett geschafft hat, überhaupt keinen Hunger hatte… Und ich erinnere mich daran, wie lange Mama früher an den Wochenenden geschlafen hat. Und wie oft sie krankgeschrieben war. Ich denke an Tamino und daran, dass er jetzt Ororo hat – für die er definitiv aufstehen muss, selbst wenn er mal keinen Antrieb hat. Was für eine gute Idee. Mama runzelt die Stirn. »Aber es ist wirklich ein Freund? Oder denkst du, dass du Depressionen hast?«, will sie dann wissen. Ich blinzele. »Nee. Ich hab keine. Echt nicht«, sage ich und hebe abwehrend die Hände. Ich verstehe schon, wie sie darauf kommt – die »Es geht um einen Freund«-Leier ist ja auch ziemlich alt. Aber in diesem Fall geht es wirklich nicht um mich. Sie entspannt sich sichtlich. »Ok. Sonst könntest du selbstverständlich mit mir darüber reden«, sagt sie ernst. Im Hintergrund auf dem Bildschirm findet irgendeine Schlacht statt. Ich nicke verlegen und zupfe an meiner Unterlippe herum. Dann… »Was würdest du sagen, wenn ich… äh… wenn ich in einen Jungen verknallt wäre?« Das war definitiv nicht geplant. Aber jetzt, da die Worte heraus sind, bereue ich sie eigentlich auch nicht. Mein Herz macht einen Salto, weil es das erste Mal ist, dass ich es laut ausspreche. Mama blinzelt erneut, dann lacht sie und fährt sich mit der Hand übers Gesicht. »Zwillinge«, murmelt sie amüsiert und schüttelt den Kopf. »Ich würde fragen, wer und wie er ist, dass er meinem Sohn so den Kopf verdreht hat, dass er seit einer Woche nichts mehr essen mag«, gibt sie schmunzelnd zurück. Eine kleine, große Wahrheit: Ich liebe meine Mutter. »Ähm…«, sage ich und merke, wie ich knallrot im Gesicht werde. Mama zieht die Brauen hoch. »Ihr seid aber noch kein Paar, oder?«, fragt sie dann, als sie merkt, dass ich nicht wirklich mit der Sprache rausrücken will. Ich schüttele hastig den Kopf. »Na. Wenn du ihn erobert hast, kannst du ihn mir vorstellen«, sagt sie und greift wieder nach ihrem Bügeleisen. »Ich glaube nicht, dass ich ihn erobern kann«, sage ich resigniert. »Das würde mir sehr leid tun, mein Schatz«, meint sie ehrlich. Ich nicke und stehe vom Sofa auf. »Mir auch.« Tag 13 Meiner Mutter zu erzählen, dass ich in einen Jungen verliebt bin, hat die ganze Sache irgendwie seltsam offiziell gemacht. Ich denke darüber nach, es auch Mari zu erzählen, aber bevor ich genug Mut zusammen gekratzt habe, ist sie schon mit Linda auf und davon in ihren Ostsee-Urlaub verschwunden und lässt mich mit meiner Mutter alleine zu Hause zurück. Weil meine Mutter überraschend taktvoll sein kann, fragt sie nicht weiter nach, in wen genau ich denn eigentlich verliebt bin, aber sie besteht darauf, dass ich wieder mehr esse und ab und an wirft sie mir diese wissenden und leicht amüsierten Blicke zu. Zugegebenermaßen ist es wirklich recht amüsant, dass Mari und ich beide in eine gleichgeschlechtliche Richtung schwingen. Mari hat mir schon mal von einer Band von zwei eineiigen Zwillingen erzählt, die auch beide lesbisch sind – wir sind also nicht die ersten in der Statistik. Verliebt. Wow, Juls. Ein Jahr vorm Abi hat es dich nun doch erwischt, nachdem du zwölf Jahre durch die Schule gewandert bist, ohne auch nur ein Fünkchen von Verliebtheit zu spüren. Und jetzt hat es dir mit einer Riesenkeule so richtig einen über den Schädel gezogen. Plötzlich liegt man nachts wach und starrt mit hämmerndem Herzen an die Decke, weil man sich ausversehen ausgemalt hat, wie es wäre, wenn Tamino einen auf den Mund küsst. Plötzlich scheint mir die Vorstellung, dass ich jemals dachte, auf Mädchen zu stehen, absolut lächerlich zu sein. Es ist, als hätte man einen Schalter in mir umgelegt. Die Sache mit dem Sex hat sich nicht geändert, aber ich schaue Jungs ganz anders an, seit ich in dieser verhängnisvollen Nacht auf Tamino lag und er meinen Rücken gestreichelt hat. Fuck my life. Ich fahre nächste Woche zu einem Trainingscamp mit Jungs, die ich zugegebenermaßen nicht sonderlich attraktiv finde, aber ich frage mich unweigerlich, ob es irgendwem auffällt, dass ich mich anders fühle als vorher. Cem hat gesagt, dass er sich absichtlich nicht vor der Mannschaft outet, weil er keinen Nerv hat, dumm angeschaut zu werden. Ich frage mich, ob ich wiederum den Nerv habe, das Ganze noch ein ganzes Jahr geheim zu halten. Als ich mit hämmerndem Herzen aufwache, weil ich geträumt habe, dass Tamino mir gesagt hat, dass er sich in mich verliebt hat, greife ich kurz entschlossen nach meinem Handy und öffne einen neuen Chat. »hey lotta, kann ich dich was fragen?« Es ist erst kurz nach sieben, aber die Antwort erfolgt sofort. »klar. was gibt’s?« »tamino hat mir gesagt, dass du asexuell bist (sorry, is das zu direkt?)« »naaah, kp. ist kein geheimnis ;)« »ok cool. ich bins sehr wahrscheinlich auch« »nice :D :D :D«, und dann, ein paar Sekunden später: »ACE HIGHFIVE!« Ich schicke ihr ein paar Highfive-Emoji. »war das die frage? :P« »nee. ich wollte nur wissen wie genau das läuft. mit dem verlieben?« »aw juls!!!!!!!!!!! du zuckerschneckchen!!!« Ich bin definitiv noch nie als Zuckerschneckchen bezeichnet worden und blinzele verschlafen und verwirrt mein Display an. »funzt wie bei andern leuten auch. man lernt wen kennen, den man super findet und dann BOOOOM« Boom, in der Tat. »ok«, tippe ich. Das scheint mir als Antwort etwas kurz zu sein. »also kann man gleichzeitig asexuell und schwul/lesbisch/bi sein?« »jup. verlieben geht auch ohne sex! ganz egal in wen :) :) :)« »cool. danke« »kein ding!!!! schlaf noch n bisschen, es sind ferien :P« Ich schnaube und muss grinsen. Notiz an mich selbst: schwul und asexuell schließt sich nicht aus. Irgendwie beruhigt mich das. Mein Handy zeigt eine neue Nachricht. »und wenn dus dir mit dem sex bei irgendwem oder iwann mal anders überlegst, heißt das auch nicht, dass du nicht ace bist! es geht nur darum, dass man nicht leute anschaut und denkt BOAH GEIL MIT DEM/DER WÜRD ICH GERN MAL IN NEM DUNKLEN ECKCHEN VERSCHWINDEN! auch wenn viele sex iwie komisch oder langweilig oder eklig finden. immer dran denken, es is ein spektrum!!!! du kannst einfach du sein :) « Ich lächele mein Handy an. »das war sehr hilfreich, danke!!« »null problemo, juliooo« Ich schiebe mein Handy unters Kissen und schlafe tatsächlich noch mal ein. Tag 16 Die Wahrheit ist, dass ich nicht die geringste Lust darauf habe, mit meiner Fußballmannschaft Campen zu fahren. Wenn man mich vor ein paar Wochen gefragt hätte, wäre ich sicherlich schwer begeistert gewesen, aber seit meiner neusten Gefühlsentdeckung weiß ich nicht, wie genau ich mich verhalten soll. Wie immer, ist wahrscheinlich die richtige Antwort – aber wenn man sich so dermaßen anders fühlt als sonst, ist das leichter gesagt als getan. Ich habe nicht damit gerechnet, wie mir plötzlich tausende von Kleinigkeiten auffallen würden, die ich sonst ignoriert oder hingenommen habe. Das Wort Schwuchtel fällt sehr viel häufiger, als mir jemals klar war. Und es ist nicht mal so, dass die Jungs es unbedingt auf eine gehässige Art verwenden. Sie verwenden es schlichtweg für alles. Irgendwer motzt über schlechtes Wetter? Er soll keine Schwuchtel sein. Es kommt ein Fünkchen von Gefühl auf? Schwul. Offensichtlich sind Gefühle schwul. Was auch immer das heißen soll. Jedes Mal setzt mein Herz aus, als hätten sie mich direkt angesprochen. Was natürlich Unsinn ist. Aber ich bin definitiv überempfindlich und ich könnte schwören, dass Cem mir auf der Spur ist. Innerhalb von zwei Tagen fragt er mich viermal, ob »alles senkrecht« ist. Einmal, als Konstantin Daniel als Schwuchtel bezeichnet, weil Daniel gesagt hat, dass er nicht so auf Actionfilme steht, verdreht Cem die Augen und bewirft Konstantin mit einem Stück Tomate von seinem Teller. Ich fliehe vor der Essensschlacht, die daraufhin ausbricht und drücke mich um eine Kneipentour, die anschließend angesetzt wird, indem ich Magenschmerzen vortäusche. Fast erwarte ich, dass Konstantin mich als Schwuchtel bezeichnet, weil ich nicht mit Saufen gehe, aber er hat immer noch ein bisschen Tomatenschleim im Haar kleben und zuckt nur mit den Schultern, als ich sage, dass ich nicht mitgehe. Cems Augen, die mich durchbohren und kritisch mustern, erinnern mich sehr an Mari. Ich haue ihm auf die Schulter, wünsche ihm viel Spaß und verkrieche mich in meinen Schlafsack. Dann krame ich mein Handy hervor und kaue eine gute Minute auf meiner Unterlippe herum, bevor ich eine absolut nichtssagende Nachricht an Tamino schicke. »was treibst du gerade?« »noah und ich üben die rap teile aus hamilton« »hamilton?« »hip hop musical von lin manuel miranda. noah hört seit ungefähr drei monaten kaum was anderes« »ich wusste nicht, dass du rappen kannst« »kann ich nicht. es klingt schrecklich. noah ist ziemlich gut aber ich mach lieber die singenden teile« Dumpf denke ich darüber nach, dass ich sehr viel lieber Tamino beim Singen zuhören würde, als in einem pekigen Zelt zu liegen und einem leichten Regen zu lauschen, der vor kurzem begonnen hat. Ich hoffe, es fängt nicht richtig an zu gießen, am Ende schwimmen unsere Zelte noch weg. »schick mir eine sprachnachricht?« »ok, warte kurz« Mein Herz hämmert peinlich doll bei dem Gedanken, Taminos Stimme zu hören. Was zum Teufel, Julius. Das ist doch lächerlich. Mit Sicherheit waren mindestens fünfzig Prozent der Jungs aus deiner Mannschaft schon mal verschossen und die haben sich nie verhalten wie total beduselte Armleuchter, die kaum noch geradeaus denken können. Ich bekomme zwei Sprachnachrichten. Die erste ist anscheinend eine gekürzte Version von einem Lied namens »Satisfied«, in dem ich Tamino ein bisschen Singen und Noah rappen höre. Das zweite ist ein Lied namens »It’s quiet uptown« in dem kein bisschen gerappt wird, sondern lediglich Taminos Gesang mit Noahs sanftem Gitarrenspiel im Hintergrund zu hören ist. »gib noah ein highfive von mir. coole sache!«, schreibe ich und schnaube über meine vorgetäuschte Lässigkeit. Dann höre ich die zweite Sprachnachricht noch mal. Und noch mal. Vielleicht höre ich sie sieben Mal, bevor ich beschließe, dass ich der jämmerlichste Kerl unter der Sonne bin. Dinge, die ich schreiben möchte: »Ich vermisse dich ein bisschen.« »Ich war noch nie verknallt, und du bist Schuld, dass das jetzt anders ist.« »Ich möchte mich für dich freuen, weil du so viel Spaß ohne mich hast, während ich hier rumhänge wie ein Häufchen Elend, aber es fällt mir verdammt schwer.« »Ich vermisse dich verdammt, beschissen, scheußlich doll.« Dinge, die ich tatsächlich schreibe: »ich geh mit den jungs einen saufen! viel spaß noch!!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)