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Nur ein Spiel

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Willkommen im letzten Tempel

Kapitel 87: Willkommen im letzten Tempel
 

Seit mehreren Minuten rutschten zwei murrende Hylianer einen nicht enden wollenden Tunnel hinab. Die Wände waren glattgeschliffen und auch sonst befand sich nirgendwo ein Haken, ein Vorsprung oder etwas ähnliches um Halt zu finden. Und so schlitterten sie schreiend den Tunnel hinunter und hofften auf eine baldige Landung am Bestimmungsort des Verlieses.

„Wenn dieser verdammte Schacht nicht bald ein Ende hat, verliere ich jede Beherrschung meiner Magie“, grummelte Zelda und hielt sich angestrengt an Link fest, vielleicht aus winziger Angst ihn zu verlieren.
 

Sie hatte ihre Worte kaum ausgesprochen, krachten sie beide mit einem lauten ,Blubb’ in eine warme Brühe aus abgestandenem Wasser eines wenigbeleuchteten Raumes tief im uralten Todeskrater. Schwerfällig schwamm Link ans Ufer und half Zelda mit ihren schweren durchnässten Klamotten ebenfalls auf trockenen Boden. „Danke“, murmelte sie.

„Gern geschehen...“, erwiderte er lächelnd und schüttelte den Kopf wie ein Hund, um so das Wasser aus seinen Haaren zu vertreiben.
 

Ruhe bewahrend und vorsichtig sahen sie sich beide ihre Umgebung um, wo im Anschluss an die tiefe Wasserstelle breite Treppenstufen zu einem gigantischen Eingang führten, versehen mit einem komplizierten, rostenden Verschlussmechanismus mit schweren Ketten, ähnlich dem Siegel für die Waffenkammer in Hyrules Königsschloss.
 

„Kennst du dich mit so was aus, Zeldaschatz?“, meinte Link und prüfte sorgfältig die wuchtigen Ketten der Pforte in die heilige Weisenstätte des Feuers. Die Prinzessin trat mit wachen Augen näher, wischte sich einige Wassertropfen von der Stirn und nickte. Sie schloss ihre Augen gemächlich und führte ihre Handinnenflächen langsam zueinander, so, dass sie sich nicht trafen und murmelte Worte aus dem Reich der Magie vor sich her. Ihre Stimme schwoll an, wurde lauter und lauter, während es an dem großen Tor anfing zu rascheln. Die Ketten klapperten, schwangen hin und her und die ersten kleinen Schlösser öffneten sich. Weitere unsichtbare Schlüssel spielten mit dem versperrten Zugang und plötzlich krachten alle schweren Gehänge dröhnend und quietschend von der großen Tür und der Weg war frei.
 

Mit einem ermutigenden Blick nahm der junge Heroe Zeldas rechte Hand in seine und führte sie beschützend hinein in den gefahrvollen Tempel. Ihre raschelnden Öllampen verscheuchten die Finsternis vor ihnen. Schweigend tapste das junge Pärchen in dem niedrigen Tunnel vorwärts, verwundert über die vielen abgeschlagenen Kanten links und rechts von ihnen, erfüllt von leichtem Misstrauen angesichts der überwältigenden Hitze in jenem Verlies.

Als der Weg endete, sahen sich Zelda und Link konfrontiert mit einer schweren Aufgabe, die auf sie wartete. Ein extrem hohes Gewölbe lag vor ihren unschuldigen, blauen Augen. Ein gigantisches Gewölbe, wo teilweise Treppenstufen und Seile bis zum mindestens achten Stockwerk hinaufführten. In der Mitte des Gewölbes sprudelte zornig eine lange gefährliche Feuersäule hinauf in die Höhe, umgeben von feinem Draht hielt dieser Besucher und Neugierige zurück. Und eine Kleinigkeit sprang dem jungen Heroen sofort ins Auge. Aufgeregt schnellte er näher an die Feuersäule und erblickte kreisartig um sie herum siebzehn Einkerbungen für runde Gegenstände. „Was mag das sein?“

„Weiß nicht“, antwortete Zelda, kniete nieder und fuhr mit ihren Zeigefingern an den runden Kerben entlang. „Nicht für unser Medaillon, dafür sind die Löcher zu klein, aber so etwas wie Kugeln oder ähnliches könnte dort hineinpassen.“

„Lass’ mich raten“, erklärte Link. „Irgendwo in diesem Tempel lassen sich siebzehn Gegenstände finden, die wir in diese Kerben setzen müssen, damit wir an das Elixier gelangen.“ Zelda nickte, war aber alles andere als begeistert. Sie blies einen Luftstrom aus ihren Lungen und schaute in die schwindelerregende Höhe.

„Die Erbauer dieser Stätte machen es uns nicht gerade leicht. Wenn wir jeden Raum durchsuchen müssen, dann kann dieses Tun Stunden dauern. Aber wir müssen unbedingt in wenigen Stunden wieder im Schloss sein, sonst...“ Link drückte sie in seine starken Arme und streichelte durch das lange, honigblonde Haar seiner Prinzessin, das er so liebte.
 

„Wieviel Zeit werden wir wohl zu Fuß von hier aus zum Schloss benötigen, Zelda?“ Er küsste ihre Stirn.

„Wenn alles gut läuft, mindestens einen vollen Tag...“ Sie wiederholte ängstlich: „Wenn alles gut läuft...“

„Und heute ist bereits der zwanzigste Tag, den wir in Hyrule verbringen.“ Sie blickte beunruhigt auf und suchte seine eigenen Sorgen in der tiefblauen Farbe.

Er sprach leise und ehrfürchtig: „Das bedeutet, dass wir spätestens morgen abend im Schloss sein müssen, denn morgen ist der letzte Tag vor Vollmond.“ Es schien als dachte Link einige weitere Male über die Worte nach, die aus seinem eigenen Mund gekommen waren.

„Der letzte Tag vor dem großen Kampf...“, setzte er zweifelnd hinzu und sein Satz klang eher wie eine Frage als eine simple Äußerung. Allein daran erkannte Zelda Links Unruhe, die Furcht vor dem Bösen, die er niemals zugeben würde.
 

„Ich dachte nicht, dass uns die Zeit so schnell davon läuft. Und, dass uns das Schicksal einholt...“, sprach sie und erneut funkelte in ihren schönen blauen Augen die Angst vor dem, was das Schicksal ihren Seelen vorbestimmt hatte. Es war so weit und der Kampf würde sehr bald wieder in die entscheidende Phase gehen. Erneut würde sie Ganons barbarische Teufelsaugen sehen. Erneut würde sie Todesangst verspüren, wenn Link- der junge Mann und Held, den sie über alles verehrt und liebte- gegen seinen Erzfeind antreten müsste. Warum konnte dieser dumme Teufelskreis von Kampf um Macht nicht endlich durchbrochen werden?
 

Er legte seine rauen Kämpferhände auf ihre sanften Wangen und blickte seine Prinzessin durchdringend an. „Es könnte zwar knapp werden, aber wir haben gute Chancen, wenn wir morgen früh aus dem Todesberg verschwunden sind.“ Sie nickte und schloss ihre Augen für einen Moment. „Und trotzdem habe ich mehr und mehr ein mulmiges Gefühl dabei zum Schloss aufzubrechen.“

„Wir haben keine andere Wahl...“, sagte er leise und wand sich näher, wollte nicht grob klingen, aber es war nun mal ihr vorbestimmter Weg. Es war ihr Schicksal.

„Ich weiß“, murmelte sie und küsste ihn auf die rechte Wange. Ihr Blick lief ungeduldig zu den beiden Treppenanfängen, wobei eine der Treppen wendelartig in die Höhe führte und die andere kreuz und quer, immer neben der Feuersäule ihre Bestimmung fand.
 

„Du spielst mit dem Gedanken, dass wir uns aufteilen sollten, oder?“, fragte er leise. Sie nickte. „Wenn du einverstanden bist.“

„Ich muss einsehen, dass es die beste Lösung, auch wenn ich dich nicht unbedingt alleine hier umherwandeln lassen möchte.“ Er grinste halbherzig.

„Es ist okay. Ich kann mich mit dem Fragment besser verteidigen als dir lieb ist, mein Link.“

„Gut, möchtest du die drei Räume im Erdgeschoss durchsuchen? Ich werde die teilweise durchbrochene Treppe nehmen, die kreuz und quer im Gewölbe entlang läuft.“ Sie nickte.

Er umarmte sie noch einmal und murmelte zögerlich: „Sei vorsichtig. Ich will nicht ohne dich auf die Erde zurückkehren“, sagte er matt.

„Keine Sorge, ich lass’ dich auf keinen Fall alleine gehen.“ Sie lächelte und küsste ihn verträumt. „Bis nachher, mein Herz.“ Und damit lief Zelda muterfüllt und schnellen Schrittes zu der ersten Tür des Erdgeschosses und verschwand dahinter.
 

Mit einem tiefen Atemzug schloss Zelda eine erste in die Länge gezogene Tür hinter sich und erforschte mit ihren himmelblauen Augen den vor ihr liegenden Raum. Ein stickiger, kahler Flur lag vor ihr und hielt sie davon ab, sich sofort auf Entdeckungssuche zu machen. Denn der Flur sah uneinladend aus mit stinkenden Rattenkadavern auf dem pfützenreichen Boden. Verwesende Skelette schliefen ihren trostlosen Schlaf an den Seitenwänden. Aber das Schlimmste war die hohe Temperatur und die feuchte Luft. Klappernd hielt Zelda ihre bräunliche Öllampe vor sich und tapste langsam vorwärts. Jeder Schritt hallte in dem langen Gang und jeder eigene Atemzug beunruhigte sie, machte sie verdächtig. Lebendes Fleisch in einem alten Verlies wie diesem war schließlich immer Willkommen, vor allem dann, wenn ohnehin Knochenreste hier und da umherlagen und von einem grauenvollen Schicksal berichteten. Wie viele derer, die hier ihre Neugierde einnahmen, kamen wohl ums Leben?
 

Zaghaft trottete Zelda voran. Ihre blauen Augen schillerten voller Erwartung und ihr Herz tobte in einem beklemmenden Rhythmus. Sie blickte nach rechts und links und erkannte auf jeder Seite drei Kerker, bevor der Flur mit einer weiteren Wand abschloss. Sie stellte ihre Öllampe vorsichtig am hinteren Bereich der Örtlichkeit ab und untersuchte zunächst die hinterste kahle Steinwand. Mit einem erleichterten Seufzen stellte sie fest, dass hier kein weiterer Zugang vorliegen konnte. Die Wände erzählten nichts von irgendwelchen Wegen und die Augen jener Geister, die in den Wänden hausten, zeigten der Prinzessin ebenso die lückenlose, endende Wahrheit über diesen Raum des Tempels. Denn Zelda sah mit den wissenden Augen der Geister, sie fühlte und erkannte.

Zufrieden packte sie wieder ihre geräuschvolle Öllampe und trat langsam in jedem der insgesamt sechs Kerker ein, wo feuchtes Heu, Pritschen mit durchlöcherten Laken und die abschreckendsten Folterinstrumente lagen. ,Wie ekelhaft’, dachte die junge Prinzessin und beschaute sich lederne Peitschen, quietschende Daumenschrauben und glühende Zangen, mit denen man hässliche Male auf die Haut rechtloser Opfer drücken konnte. Aber eines verwunderte sie schon...

Ihr Vater, Harkenia der Siebte, hatte damals jegliche Foltermethodenanwendungen untersagt, sogar die Todesstrafe hatte er abgesetzt. Weil sie als Prinzessin dies so wollte. Damals in ihrem geliebten Land Hyrule...

Warum also befanden sich derartige Instrumente in diesen viel zu engen Käfigen?
 

Für einen kurzen, erschreckenden Moment blickte sie zurück durch die Zeit und sah aufgezwungen von der Vergangenheit, die entsetzlich in diesen Wänden hauste, Bilder der Qual. Sie sah, wie man Männer folterte, die nach sittenlosen Schandtaten strebten, um dunkle Gelüste zu befriedigen. Und eine merkwürdige Gewissheit schlich sich durch Zeldas Gemüt. Diese Folterungen waren weit vor der Zeit der Herrschaft ihres Vater Gang und Gebe gewesen. Es war Vergangenheit und oftmals war es gut, jene ruhen zulassen, um einen neuen Weg zufinden. Genauso, wie Prinzessin Zelda Hyrule, ihr geliebtes Land, ruhen lassen müsste, wenn sie mit Link auf der Erdenwelt glücklich sein wollte. Und wie sie sehr dies wollte...

Ein verträumtes Lächeln setzte sich auf ihr ebenmäßiges Gesicht und sie begann den ersten kleinen Kerker zu durchsuchen.
 

Link balancierte sein Gewicht derweil mühsam und geschickt an breiten Abgründen, dort wo die Treppenstufen fehlten, an Wänden entlang, schwang sich mit Seilen über gefährliche Löcher und erreichte auf der halbzerstörten Treppe zunächst den dritten Stock. Und hier erkannte er mit einem Blick in die Höhe auch, dass es unumgänglich schien, die halbzerrüttete Treppe zu nutzen, weil sonst kein anderer Weg zu manchen Stockwerken führte. Ein weiterer entschlossener Blick ging aus den tiefblauen Heldenaugen umher, bis er eine ausgedehnte Tür öffnete, vor der er stand. Link trat behutsam ein und als er die Tür schließen wollte, stieß eine unsichtbare Macht jene zu und der Riegel sank nach unten. Verwundert und mit der Absicht sich den Fluchtweg offen zu halten, probierte Link feste, die Tür erneut zu öffnen. Aber sie war dicht. Ganz und gar verschlossen.

„Verfluchter...“, grummelte Link und zerrte wie bescheuert an dem dichten Schloss herum, bis er seufzte und seinen unerträglichen Hitzkopf unter Kontrolle brachte. ,Na gut. Vielleicht ist hier irgendwo ein anderer Fluchtweg oder ein Schalter’, sprach er zu sich und erforschte zunächst in aller Ruhe das große Gewölbe.
 

Der Ort strahlte eine Form von Beruhigung aus, wirkte wärmend in den tiefen Verliesen eines Tempels, wirkte beinahe märchenhaft. Ein faszinierender, traumhafter Ort mit verzierten und goldenumrahmten Pfeilern und einer ungewissen eigensinnigen Faszination. Denn die alten Säulen waren umwuchert mit dem dürren Gestrüpp von verwelktem Efeu.

Aber das Merkwürdige an diesem Raum war, dass jene Pfeiler nicht durchgängig waren, sondern wie Stalaktiten zapfenförmig von der Decke hingen und den Boden nicht erreichten. Erstaunt wand sich der junge Heroe näher, war fasziniert und begeistert...
 

Zusätzlich war in der Mitte ein Springbrunnen angelegt aus feinstem Marmor. Grinsend tapste Link in die Mitte des Raumes, konnte nichts Verdächtiges oder Ungewöhnliches hier ausmachen und hielt seine rauen, trockenen Kämpferhände erfrischend in das kühle Nass des Brunnens. Einige erfrischende Tropfen des springenden Wassers wirbelten in der Luft und befeuchteten sein Gesicht.

,Genüsslich. Einfach nur genüsslich’, dachte Link und schaute sich nach der kurzen Verschnaufpause weiter in dem mysteriösen Raum um. Er untersuchte die von der Decke hängenden Balken, beschielte jeden Ritz in den Wänden und lief nach Minuten des vergeblichen Suchens erneut zu dem weißen Springbrunnen. Wiederholt führte er seine warmen Hände in das kühle Nass, als dem Helden am Grund des Springbrunnens etwas auffiel. Ein Gegenstand lag dort in der Mitte des Brunnens, der sich nur verschleiernd im Wasser preisgab.

Ohne zu überlegen hüpfte Link hinein in das kalte Nass und stand bis zur Hüfte in dem Brunnenbecken. Er beugte sich nieder, umfasste den schillernden Gegenstand und hob ihn mit einem Ruck aus dem Wasser heraus. Link stapfte aus dem Brunnen heraus, hielt die Öllampe näher an den metallenen Gegenstand und betrachtete sich das Objekt von jeder Seite.
 

,Erstaunlich’, dachte er. Eine Münze. Er hielt eine goldene Münze mit einem hylianischen Zeichen aus der Vorzeit in seinen Händen. Eine alte Münze...

,Stimmt ja’, dachte der Heroe. Zelda hatte ihm berichtet, dass man zu früheren Zeiten in Hyrule auch mit Münzen gehandelt hatte, bevor man sich auf Rubine beschränkte. Ein altes, wertvolles Zahlungsmittel hielt er in den Händen. Was jene Münze wohl in dem heutigen Hyrule wert wäre?

Egal, jetzt müsste er erst mal einen Ausgang finden und dann würde er weitere von diesen Münzen sammeln. Denn von der Form und Größe her passten jene perfekt in die vielen Einkerbungen rundum die gigantische, hitzeverströmende Feuersäule.
 

Zelda plagte sich immer noch mit dem mühevollen Durchsuchen der sechs Gefängniszellen herum. Schnaubend erreichte sie die letzte und freute sich schon ironischerweise darauf, die dreckigen Laken, rostigen mit Blut behafteten Folterinstrumente und das müffelnde, schimmelnde Heu zu durchsuchen...

Aber dieser Zelle war aus irgendeinem Grund verschlossen, nicht so wie die anderen, wo quietschende Gittertüren Besucher einluden.

,Merkwürdig’, dachte die junge Prinzessin und probierte der Reihe nach ihre Schlüssel durch.
 

Als sie einen richtigen gefunden hatte, stoppte sie plötzlich und schielte beunruhigter in die kleine Zelle hinein. Sie blickte genauer hin und glaubte schon, sie hätte wieder Halluzinationen oder andere Einbildungen, die sie in ihrem langen Umhergeistern im alten Hyrule schon oft genug durchlebt hatte. Als Folge ihrer goldenen Macht. Oder als Folge ihrer verwundeten Seele...

Denn sie hatte wahrhaft das Gefühl das Häufchen Heu hätte sich bewegt...
 

,Blödsinn, Zelda’, dachte sie. ,Du wirst verrückt.’ Zaghaft öffnete sie die schäbige Zelle. Und plötzlich raschelte es erneut und diesmal wusste die junge Königstochter: Es war alles andere als Einbildung. Mit einem Quieksen stolperte Zelda zurück und krachte an die gegenüberliegenden Eisenstäbe. Sie zog einen blitzenden Dolch von ihrem dunkelbraunen Gürtel und wartete darauf, dass sich das mutmaßliche Ungetüm preisgab.
 

Erneute Funkstille. Das Rascheln war verschwunden. Und die junge Prinzessin hörte nur das leise Tropfen von dreckige, Wasser von der Decke. Sie biss sich auf die Lippe, umfasste den Dolch fester.

„Ich weiß, dass du da bist“, sagte Zelda tapfer und trat vorsichtig näher. Ihr Dolch blitzte gefährlich durch die stickige Finsternis der Zelle und war bereit dem vermeintlichen Monster die Kehle durchzustoßen. Aber wieder raschelte es bloß in dem verhältnismäßig kleinen Heuhaufen.

„Du hast es nicht anders gewollt!“, zischte Zelda, stürmte näher und trat rasch mit einem spitzen Absatz ihrer Stiefel auf das Heu und folglich auf die barbarische Ausgeburt der Hölle, die sich ein Spiel mit ihr erlaubte. Überraschenderweise piepste es mäuseartig und Zelda verzog die Augenbrauen. Dieses leise Piepsen klang so kleinlich und süß, dass es niemals von einer Bestie stammen konnte.
 

Wissbegierig trat sie näher und murmelte leise: „Ist da jemand?“ Erneut ein süßes Piepsen, das sich in das rechtschaffene Herz eines guten Hylianers bohren konnte.

„Was bist du?“, sagte Zelda sanft und sie kniete jetzt nieder, überwand ihr Misstrauen und schob mit ihren bloßen Händen den Heuhaufen weg. Es schnurrte unter dem Heu und im nächsten Moment war es ein verzweifeltes Winseln. Vorsichtiger zupfte Zelda die Heustangen weg und erkannte ein schuppiges Gewand eines kleinen Wesens unter dem getrockneten Gras.
 

„Hey...“, sagte Zelda verwundert und ein Lächeln regte sich auf ihrem Gesicht. Schwarzes schuppiges Fell gab sich preis und ein kleiner, schmaler Kopf hob sich in die Höhe. Dunkle, schimmernde Augen schauten suchend in ihre. Und ein Piepsen kam erneut aus einem schlangenartigen Mund mit vielen kleinen Reißzähnen. Zwei gekrümmte Hörner trug das Wesen auf dem Köpfchen und als Zierde besaß es eine weiche, buschige Mähne. Aber das, was dieses Wesen auszeichnete, waren zwei kleine schwarze Flügel auf der Rückenseite. Und die junge Prinzessin wusste, was sie vor sich hatte. Ein kleiner schwarzer Drache...

Nicht untypisch hier im Todeskrater. Denn dieser Ort war berühmt für die Anwesenheit jener magischen Wesen.
 

„Ach, bist du süß. Komm’ her!“, freute sich Zelda und sie nahm das kleine Drachenbaby auf ihren Schoß. Es war fast schon so kugelrund, dass Zelda es als dick oder fett bezeichnen könnte. Aber es war einsam, das spürte sie.

„Was machst du denn so alleine hier?“ Die schwarzen Augen des Drachen sahen zu ihr auf, als ob es sie verstehen könnte. Es schnüffelte und hüpfte stolpernd zu der magischen Tasche an Zeldas Hüfte. Es quietschte und raunte, schlug mit den dürren, knochigen Flügeln und hüpfte hin und her.

„Ich verstehe, du hast Hunger und Durst.“ Zelda holte ein Stück Pökelfleisch aus ihrer Tasche und eine Flasche Wasser. Ohne zu warten verschlang der kleine Zwergendrache das Essen und schielte wieder mit großen, erwartungsvollen Augen in das hübsche Gesicht Zeldas. Mehrere Minuten verstrichen, in denen das kleine Wesen die Prinzessin musterte, bis sich ein genügsames Lächeln auf Zeldas Gesicht regte.
 

„Was ist?“ Plötzlich piepste es und japste heftiger. Aufgeregt hüpfte es hin und her und kroch in die hinterste Ecke der Zelle.

„Hey... was ist denn los, Kleines?“, sagte sie. Es wedelte unruhig mit den Flügeln und zappelte ständig. Den Wink so allmählich begreifend schaute Zelda nach hinten. Und da türmten sich zwei hochgewachsene Knochengänger hinter ihr auf und stießen mit ihren Speeren unbeholfen nach vorne.

Schreckhaft hüpfte Zelda nach oben und überwand mit der magischen Kraft ihres Fragmentes für einen Augenblick die Schwerkraft. Wie eine Göttin schwebte Zelda in den Lüften. Ihr blondes Haar aufgewirbelt und schimmernd. Ihre Augen leuchteten erhaben und spektakulär. Eine Handbewegung mit jener Hand, die das Abzeichen tief verborgen in sich trug, genügte, und zwei goldene Seile aus Zeldas Licht schnürten sich um die beiden lebenden Skelette, rissen ihre durch Böswilligkeit zusammengehalten Knochen wieder auseinander und zerfetzen sie genugtuend.
 

Zelda berührte mit ihren Zehenspitzen wieder den Fußboden und hörte immer noch das Trommeln ihrer Macht in den Gliedern. Wenn sie nicht aufpasste, dann würde jene Macht sich selbstständiger machen als es der Trägerin des Fragmentes für Weisheit lieb war...
 

Das Drachenbaby kam angehüpft und segelte unbeholfen mit dem runden Bauch auf Zeldas Schultern und krallte sich an ihrem Umhang fest.

„Du möchtest mit mir kommen?“ Die dunklen Augen leuchteten wieder und Zelda griente herzhaft.

„Sicher“, sagte sie und nickte. „Ich hätte dich sowieso nicht hier gelassen. Aber vorher müssen wir den letzten Kerker noch durchsuchen. Es wird Zeit, dass ich finde, wonach ich suche.“ Das kleine, magische Wesen gab ihr einen Schlecker mit der schwammigen Zunge, worauf Zelda breit grinste und laut auflachte.
 

Wie mit einer Lupe suchte Zelda akribisch den Kerker durch und fand tatsächlich etwas Ungewöhnliches, was in keinem der Kerker bisher vorhanden war. Unter der stinkenden Pritsche stand eine kleine Schachtel aus Holz gefertigt. Ohne weitere Überlegungen öffnete die Prinzessin den Behälter und entdeckte in müffelnden Tüchern eine glänzende, goldene Münze in dem Innenraum, versehen mit einem Schriftzeichen aus einer Vorzeit...
 

Genau in jenem Moment kletterte Link behände ein sicheres Eisengitter hinauf, das Erbauer am hinteren Bereich des märchenhaften Raumes mit den Säulen an die Wand gezimmert hatten. Schnaubend zog er sein Gewicht nach oben, verharrte einen Moment und schielte besorgt hinab, hoffend, das Eisengitter hielt sein Gewicht und die Schrauben, Klammern und ähnliches, mit dem man das Gitter befestigt hatte, würden ihn dulden.

Zug und Zug kletterte der Heroe nach oben und entdeckte fast am Ende des Gitters freudig eine Tür, die ins Leere führte und die sich nach innen öffnen ließ. Mit einer Hand umfasste er die Klinke und schob die Holzplatte der Tür ins Innere. Seufzend bewegte der Held sein Gewicht in den Eingang und tat als erstes nichts anderes als sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.

,Was für eine Hitze’, murrte er in Gedanken. Denn mit jedem höheren Stockwerk stieg die Temperatur verdächtig an. Mit einem gehässigen Grinsen erschuf der Heroe den Gedanken daran, dass es im achten Stockwerk wohl ziemlich unangenehm sein könnte...
 

Ein langer Flur lag vor ihm, wo sogar eine alte, von Holzwürmern zerfressene Kommode stand. Überall waren die Löcher des Gewürms zufinden. Wahrlich ein Wunder, dass jene Kommode noch nicht in alle Einzelteile gefallen war. Sorgfältig schaute Link die vielen Schubfächer durch und fand eine zweite Münze, ähnlich zu der, die bereits in seinem Besitz verweilte. Aber eine andere Eingravierung war darauf zusehen. Ein anderes hylianisches Zeichen. Zufrieden verstaute er es in einer ledernen Gürteltasche und begab sich zu dem anderen Ausgang des Korridors.
 

Einmal mehr erreichte der Heroe das hohe Gewölbe mit der langen, verschlingenden Feuersäule. Von hier oben aus, dem nunmehr vierten Stockwerk der Weisenstätte sahen die kreuz und quer verlaufenden Treppenstufen noch verwirrender aus und endeten gelegentlich an der metallischen Wendeltreppe, die dicht an der festen Seitenwand hinaufführte. Einige Seile waren hier oben gespannt und überbrückten Bereiche, zu denen man mittels der Treppen nicht hingelangen konnte und bis oben an der Decke gab es eine zusätzliche Tür, die wie eine Dachluke aussah...
 

Mit leichter Besorgnis blickte Link nach unten und hoffte inständig, dass mit Zelda alles okay war. Wie gerne hätte er sie jetzt direkt hier, in seinen Armen... Ein verliebtes Grinsen setzte sich auf sein Heldengesicht, als er Zeldas märchenhafte Augen vor sich sah. Ihr sanftes Lächeln. Ihre teuflisch roten Lippen. Er schüttelte den Kopf und begab sich zum nächsten Raum hier im vierten Stockwerk. Denn dann, wenn alles ausgestanden wäre, wenn sie Ganondorf besiegt hätten, könnte er seine Prinzessin so lange in den starken Armen halten wie er wollte. Und dann würde er sie nie wieder gehen lassen...
 

Er überprüfte die Stärke und Rissfestigkeit eines Seils, welches knapp neben der Feuersäule zu einem kleinen Vorsprung führte, wo sich die zweite Tür des Stockwerkes befand. Link zerrte mehrmals daran, bis er den Mut fasste sich an dem Seil über die nahe Feuersäule zu hangeln. Stückchenweise hangelte er sich voran, spürte die lästige Hitze des Tempels beinahe unerträglich werden. Schweiß tropfte von seiner Stirn und lief ihm in die Augen. „Verdammt“, brüllte er, weil er keine Hand frei hatte, sich über die Augen zu fahren. Er verharrte einige Sekunden in seiner Haltung und seilte sich weiter über die erschreckende Höhe, kämpfte und kämpfte. Für seine Ehre und das wahre Gesicht des Helden der Zeit.
 

Nach mehreren Minuten hatte er das kleine Plateau erreicht und sank erst mal erleichtert auf die Knie. Er trank einen Schluck Wasser, riss sich die durchgeschwitzte Tunika vom Leib und trottete bloß noch bekleidet mit dem Kettenhemd, dem weißlichen, langärmligen Wams und der blassblauen Hose umher. Genervt stopfte er die Tunika in die magische Tasche, schöpfte neue Willenskraft durch einen Gedanken an Zelda und trat vor die nächste Tür. Es handelte sich um ein Tor, so groß war der Eingang vor ihm und viele Verzierungen waren in das Holz eingearbeitet. Die Pforte wirkte beinahe unnötig hier in einem gefahrvollen Tempel wie diesem und es schien als gehörte jene Tür überhaupt nicht hierher. Voller Erwartung riss der Heroe die kunstvolle Pforte auf und verschwand mit Entschlossenheit dahinter.
 

Und da wusste er noch nicht, dass in jenem Moment für ihn ein verwirrender Alptraum in diesem Tempel begann...

Ein entsetzlicher Alptraum, den eine vernichtungssüchtige Kreatur nur für ihn vorbereitet hatte. Nur für ihn und die Sehnsüchte in seinem Herzen.
 

Entscheidende Momente würden geboren werden. Momente, in denen der Held sein Grab finden könnte und alles hing von seinem Handeln ab. Alles war nun an sein Urteilsvermögen, seine Ideale und die wahren Gefühle der Liebe in seinem Herzen geknüpft...
 

Gerade schloss er die Tür und wand seinen Blick simultan zu dem mit kleinen Lichtquellen erhelltem Raum vor ihm. Wie benebelt blieb er an Ort und Stelle stehen und schaute irritiert umher. Ein Himmelbett mit vielen rubinroten Schleiern lag vor ihm und rundherum waren für romantische Stimmung unzählige Kerzen aufgestellt. Link nahm einen tiefen Atemzug und trat näher, erkannte eine schattenhafte Gestalt, die sich in jenem Bett befand und sie war nur andeutungsweise sichtbar durch die vielen roten Schleier.
 

„Hallo... Ist da jemand?“ Aber Link erhielt keine Antwort, obgleich er sehen konnte, dass die Gestalt in jenem Himmelbett sich bewegte. Selbstbewusst wagte sich der junge Heroe näher und öffnete vorsichtig die Schleier. Welche wunderbar weicher Stoff. So samt umspülte er abgenutzte Kämpferhände...

Als er das rotfarbene Gehänge zur Seite geschoben hatte, entdeckte er mit herrlicher Verwirrung und ohnmachtsverführerender Überraschung einen anmutigen, wunderbarweiblichen Mädchenkörper. Nackt und ohne Harm.

Sie kämmte sich lange, goldene Haare, die offen über ihren Rücken fielen und begann mit einer lieblichen Stimme zu summen, die Link jede Beherrschung verlieren ließ. Diese einprägsame Stimme, so zart und einschneidend wagte sie sich in tiefste Kämmerchen seines Herzens. Diese sehnsuchtsvolle Stimme, mit der ein ganzes, großes Abenteuer angefangen hatte.
 

„Zelda? Was machst du denn hier?“, murmelte er und krabbelte über das Bett zu seiner Prinzessin heran, nahm sich die Bettdecke und legte jene über ihren vollständig entblößten Körper. „Bei Nayru, Zelda. Du bist ganz und gar entkleidet und das in diesem Tempel?“ Link konnte noch gar nicht fassen, was seine Prinzessin hier tat. Was, wenn sich ein Monster mit dunklen Gelüsten hier herumtrieb. Sie konnte doch nicht einem ahnungslosen Moblin ihr sündhaft schönes Abbild zeigen! In dem Augenblick drehte sie sich verwundert nach ihm um und lächelte so tiefgehend, dass Link das Gefühl umfing, er würde auf der Stelle zerschmelzen. Dieser Blick ließ ihn auf Wellen von Lust und Leidenschaft segeln und sie wusste es noch nicht einmal...
 

„Mir war einfach zu... heiß...“, murmelte sie. „Die Temperatur ist nicht zu ertragen...“

„Und da setzt du dich vollkommen nackt in dieses Bett und kämmst dir seelenruhig deine Haare. Herrje, Zelda.“

Sie ließ die Decke wieder von ihren Schultern sinken, drehte sich um und umschlang ihren Liebsten. „Außerdem brauchte ich eine Pause.“ Link schoss vor plötzlicher Anspannung und Überforderung angesichts ihres nackten Körpers das Blut in den Kopf.

„Wie bist du überhaupt hierher gekommen?“, wollte er wissen und ignorierte zunächst ihre Anzüglichkeiten. Sie antwortete nicht und knabberte an seinem Hals.

„Zelda...“, murmelte er, hin und hergerissen auf ihre Zärtlichkeiten zu antworten. Aber er konnte nicht, nicht unter diesen Umständen. Immerhin befanden sie sich in einem gefährlichen Tempel. Ausgerechnet hier mit Zelda Zärtlichkeiten auszutauschen, war alles andere als richtig. Er umfasste sanft ihre Handgelenke und blickte tief und durchdringend in ihre Augen. „Zelda. Unsere Mission geht vor. Das weißt du...“ Sie blickte traurig auf. „Aber ich hatte doch bloß Sehnsucht nach dir... nur ein wenig... okay?“ Noch ehe er sinnvoll antworten konnte, streichelte sie mit ihren Lippen die seinen und wurde mit jeder weiteren Sekunde grober. Sie drückte ihn auf die weiche Matratze und saß in ihrer herrlichen Nacktheit nun auf ihm, spielte ungeduldig an dem Kettenhemd. Aber Links Blick finsterte sich.

Er war sich sicher, dass seine Zelda hier in dem Himmelbett lag und ihn gerade verführen wollte und doch war an der Situation irgendetwas gekünstelt, unecht... Irgendetwas stimmte nicht...
 

Er richtete sich wieder auf, drückte sie sanft von sich weg und ließ langsam die Beine von der Bettkante baumeln. Er grübelte verbissen nach Sinnhaftigkeit, konnte nicht begreifen, was hier vor sich ging und spürte erneut Zeldas Hände, die begannen auf seinem Bauch zu spielen. Ihr nackter Körper lehnte sich anschmiegsam gegen seinen Rücken und ihre Lippen senkten sich an seinen Hals.

„Link... sag’ mir, was dich bedrückt.“

„Spürst du das nicht? Irgendetwas an der Situation ist mir schleierhaft... Dieses Schlafzimmer in einem Tempel?“

„Vielleicht träumst du ja bloß, mein Held.“

„Ich träume?“

„Mmh...“, seufzte sie und umschlang ihn von hinten mit ihren Beinen. Er konnte nicht anders als über die weiche Haut ihrer Schenkel zu streicheln und spürte ihre Gänsehaut verursacht durch seine Berührung.

„Ist das nicht zu schön, um Realität zu sein?“, summte sie und fuhr mit einer Hand unter das Wams und mit der andere wollüstig zu seinem Schritt.
 

Indes schlüpfte die wahre Zelda durch ein kindsgroßes Türchen, zwängte sich fluchend hinein und erreichte einen leergefegten Innenraum. Nichts befand sich hier. Kein Schrank. Keine Truhe. Keine andere Tür. Nur ein leerer Raum mit sandigem Boden.

Das Drachenbaby hüpfte piepsend von Zeldas Schultern und flog in die Mitte des Raumes, wo es sich hinhockte und mit aufmerksamen Augen zu der jungen Prinzessin schaute.

„Was willst du mir jetzt damit sagen, Kleines?“ Der kindliche Drache piepste, raunte und jaulte, bis er mit seinen Vorderpfoten auf dem Boden scharrte.

„Soso... Ich soll’ wahrscheinlich mitmachen, was?“ Der kleine, kugelrunde Drache nickte, worauf die junge Prinzessin stracks damit begann von vorne nach hinten den trockenen Sand des kleinen Raumes mit bloßen Händen umzugraben.
 

Sie buddelte seit nunmehr zehn Minuten in dem staubigen Sand umher, fühlte das trockene Zeug überall kleben und fand schließlich als Belohnung ihrer mühevollen Maulwurfarbeit eine weitere goldene Münze.
 

Link vergnügte sich inzwischen in irgendwelchen Traumgebilden mit viel angenehmeren Dingen. Zusammen lagen er und seine Prinzessin aneinandergekuschelt in dem gemütlichen Bett, küssten sich und liebkosten einander in nie da gewesener Wonne. Sie verwöhnten sich und beließen es bei zärtlichen Streicheleinheiten. Nicht mehr... und nicht weniger...

„Zelda.“

„Mmh?“, murmelte sie entzückt und küsste ihn träumerisch.

„Diese Minuten mit dir waren schön, aber ich finde, wir sollten jetzt aufbrechen.“

„Ich kann dich nicht gehen lassen“, sagte sie ernster und ihre Augen funkelten immer ungewöhnlicher, so als ob sie tatsächlich nur ein Traumwesen war, nicht erfahrbar, bloß real in einem Traum, wo sich seine Sehnsüchte erfüllten.

„Warum nicht?“, murmelte er, richtete sich auf und zog sich Hose, Wams und Kettenhemd wieder an. Sie lachte und lächelte verspielt.

„Zelda... Das ist nicht lustig. Die Mission!“, meinte er ebenso ernster und schaute verwundert umher. „Wo sind überhaupt deine Kleider hin?“ Wieder lachte sie, richtete sich auf und ihr Körper zerflog plötzlich in Tausend kleine Scherben. Es klitterte in dem Schlafzimmer. Es krachte donnernd und Link wurde von magischen, dunklen Böen quer durch das Zimmer geschickt und landete knackend an einer Seitenwand.

„Verflucht!“, kreischte er schmerzverzerrt und schüttelte den Kopf. Er richtete sich auf. Sein Blick fiel umher.

„Zelda?“, rief er entsetzt und hastete zu dem Bett, aber auch jenes löste sich plötzlich auf und die Gegenstände des Raumes, in welchem er vorher noch sinnliche Wärme genossen hatte, waren verschwunden.

„Zelda!“, rief er erneut, so laut, dass seine Prinzessin, die im ersten Stockwerk stand, eine Spur des Rufes gehört hatte.
 

Verwundert richtete Zelda sich auf, fühlte Sorge um Link erwachen und trat zunächst aus dem kleinen Räumchen heraus, schaute mit Unruhe hinauf zu der langen Feuersäule und fragte sich inständig, in welchem Stockwerk ihr Heroe wohl angelangt war. Sie liebte ihn aufrichtig, auch, wenn sie es bisher noch nicht fertig gebracht hatte ihm dies zu sagen. Zudem freute sie sich nahezu fieberisch auf den Abend... auf seine Nähe... die Stärke seines Körpers... seine Küsse...
 

Zielstrebig nahm sie sich den nächsten Raum vor und suchte nach einer weiteren alten Münze.
 

Der junge Heroe stand nun alleine in einem leeren Raum und nirgendwo war eine Spur von Zelda oder ein Bett. Auch die vielen Kerzen waren verschwunden. Er erinnerte sich langsam daran, was Zelda ihm gesagt hatte, was sie vor wenigen Minuten mit ihrer süßen Stimme erklingen ließ. ,Vielleicht träumst du ja bloß, mein Held.’

Hatte er tatsächlich für wenige Minuten geschlafen? Wie unsinnig... Er musste wohl einfach eingepennt sein, die einzige Erklärung für die momentane Verwirrung, die ihn umfing. Obwohl sich Zelda in jenem Traum mal wieder so nah und so real anfühlte. Aber er hatte ja schon mehrere Träume von Zelda und ihm. Konnte es sein, dass die unerträgliche Hitze ihn verlockt hatte, einzuschlafen? Und was gab es schöneres als von einer wundervollen Prinzessin zu träumen, die ihn verführen wollte?
 

Link schüttelte den Kopf und grinste. ,So ein Quatsch’, dachte er. Es gab im Augenblick soviel Wichtigeres als Zelda und ihren reizenden Body. Und das Lustigste war, dass sie selbst nicht einmal wusste, wie herrlich erotisch sie auf ihn wirkte. Erneut schüttelte Link den Kopf und kratzte sich an der Stirn. ,Himmel, was war er doch verliebt.’ Denn andauernd dachte er an die vielen faszinierenden Eigenheiten seiner Prinzessin und konnte einfach nicht genug davon bekommen. Ob das noch gesund war, fragte er sich.
 

Und gerade in jenem Augenblick krachte ein kleiner Gegenstand von oben direkt auf seinen blonden Schopf. „Autsch“, fluchte er und rieb sich über den Schädel, hörte es hinter sich klimpern und entdeckte eine der goldenen Münzen, die die Mission ein Stückchen voranbrachten.
 

Aber so schön diese erste Herausforderung des Schreckens gewesen war, so wusste im Hintergrund eine teuflische Kreatur sehr genau, wie sie weiterhin vorgehen würde um die zwei edelmütigen Hylianerherzen zu zerstoßen. Es war alles nur eine Frage der Taktik. Eine Frage huldigender, bösartiger Illusionen.
 

Illusionen, die den Wahnsinn in einen rationaldenkenden Verstand tragen konnten.

Illusionen, die man von der Wirklichkeit nicht unterscheiden konnte und die nur einen Zweck erfüllten: zu verwirren, zu foltern und das Vertrauen in liebende Menschen zu zerstückeln...
 

Erwartungsfroh und guter Stimmung wagte sich die junge Prinzessin in einen weiteren düsteren Raum hinein, den letzten Eingang, der hier im Erdgeschoss zu finden war. Es handelte sich um eine verschlossene Holztür. Sie knackte unangenehm, als Zelda an dem Türgriff rüttelte. Sie knackte so merkwürdig, als würde sie gleich in sich zusammenfallen. Ein kleiner Schlüssel mit vielen Zacken passte und die junge Königstochter trat vorsichtig herein, entschlossen die nächste Hürde zu meistern. Das kleine Drachenbaby hüpfte wie ein Hündchen hinter ihr her und piepste leise.
 

Als sie in der Dunkelheit des Raumes ihre Öllampe entzündete, staunte sie nicht schlecht. Vor ihr lag ein langer Saal, genauer ein Esszimmer mit einer geschmackvollen Tafel. Der gesamte Saal war geschmückt und überall standen die faszinierendsten Gegenstände. Ein Globus. Ein Mikroskop. Bücher. Teller auf dem langen Tisch mit goldenem Besteck. Holzscheitel gestapelt in einer Ecke. Und überhaupt sah der Raum sehr unordentlich aus, so als hätte jemand ihn hektisch verlassen müssen. Selbst die zwei Schwerter, die eigentlich an den Wänden hingen, lagen auf dem kalten Steinboden...

Und eine weitere Sache rückte in Zeldas Aufmerksamkeit. Die vielen Gegenstände standen immer dort, wo sie nicht unbedingt hingehörten. So zum Beispiel das Besteck. Es lag kreuz und quer in der Mitte der Tafel anstatt neben einem Teller. Ein Stuhl mit hohen Lehnen war in eine Ecke geschoben worden. Und das war nur ein Bruchteil dieses gesamten Wirrwarr.
 

Zaghaft lief die junge Prinzessin in Richtung des Kamins, wo sogar noch glühende Kohlen dampften. Echt seltsam bei den ohnehin hohen Temperaturen in diesem Tempel. Mürrisch krallte sie sich einen nahestehenden Wassereimer und löschte die glühenden Kohlen damit. Feuchter Dampf schlug ihr entgegen und die glühenden Kohlen erkalteten. Sie wand ihr Abbild wieder dem langen Saal zu und überlegte. Irgendwo in diesem Raum musste sich eine goldene Münze verbergen. Und so begann die Prinzessin Hyrules den Raum sorgfältig zu durchsuchen.
 

Viele verschwendete Minuten vergingen und Zelda wusste sich keinen Rat mehr. Sie hockte sich auf einen der breiten Stühle und grübelte. Sie ärgerte sich... Jede Ecke und jede Schublade hatte sie erkundet, aber nirgends war eine Münze. Dabei war sie sich beinahe felsenfest sicher, dass sich hier in diesem gemütlichen Raum eine verbergen musste.

„Weißt du einen Rat?“, murmelte sie und schaute ergründend in die schwarzen Drachenaugen. „Du hast ein paar merkwürdige Augen für einen Drachen.“ Sie streichelte über sein Köpfchen und durch die glänzende, etwas hellere Mähne. Zeldas himmelblaue Augen wanderten wieder in jenem Raum umher und sie suchte nach einer Erklärung. Im Grunde war der Raum eine einzige Katastrophe. Nichts war an seinem Platz, alles würde man umräumen müssen, damit jener Ort wieder eine ordentliche Funktion erfüllen konnte.

Umräumen...
 

Das Drachenbaby quiekste wieder, öffnete sein Maul und entließ einen Dampfstrom. Eine hässliche, müffelnde Wolke entkam seinem Mund und vielleicht ärgerte es sich selbst darüber noch zu junge zusein, um Feuer zu spucken. Es hüpfte piepsend auf die lange Tafel, nahm sich einen Löffel und schob diesen mit der feuchten Nase zu einen der Porzellanteller. Es räumte auf, dachte Zelda. Das Drachenbaby ordnete die Gegenstände in jenem Saal. Aber warum? War das etwa das große Rätsel? Einfach alles an seinen Platz räumen?
 

Wie ein geölter Blitz hetzte Zelda auf und begann damit die vielen Löffel, Gabeln und Messer in richtiger Reihenfolge um die Porzellanteller zu legen. Dann machte sie sich daran alte Bücher, die auf dem Boden lagen nach dem hylianischen Alphabet in das Regal einzusortieren. Derweil jubelte das Drachenbaby und es schien beinahe so, als wollte es Zelda den Weg weisen, ihr mit kleinem Kopfnicken oder anderen niedlichen Gesten sagen, was es nicht konnte. Das Drachenbaby schien sich an jenem Ort auszukennen und es würde auch in den nächsten Stunden, vielleicht in anderer Form, sehr hilfreich sein...
 

Mühevoll hängte Zelda die Schwerter, Speere und Äxte an die Seitenwände, wo verschiedene Haken dafür angebracht waren. Was fehlte noch, fragte sie sich. Ah ja, der Stuhl. Und sie schob mit irrsinnigem Quietschen die altmodische Sitzgelegenheit an seinen vorbestimmten Platz an der langen Tafel. Richtig... das Feuerholz musste auch noch neben den Kamin gestapelt werden. Auch diese Aufgabe bewältigte Zelda, aber erneut gab es kein Ereignis, kein Mechanismus, der durch dieses Umsortieren in Gang gebracht werden konnte. Und die Münze jenes Raumes blieb weiterhin verschollen.
 

Bedacht schielte die Prinzessin in jede Ecke und beobachtete dann den kleinen Drachen, der seine Flügel einsetzte, ein Stück flog und dann piepsend auf den Globus krachte, der nicht weit entfernt vom Kamin stand.

„Ja, aber wohin räumen wir diesen Globus?“, meinte Zelda und setzte eine Hand an ihr kleines Kinn. Das Drachenbaby setzte wieder zum Flug an, hob sich spärlich mit dem dicken Bäuchlein vom Boden ab und purzelte unglücklich hinein in den kalten Kamin.

„Du Dummerchen.“, rief Zelda, hastete näher und nahm das mit Ruß beschmutzte Drachenkind wieder auf ihren Schoß. Sie wischte mit einem Tuch über sein schuppiges Gewand und es fing allerliebst mit Schnurren an.

„Was mach’ ich nur mit dir? Ich werde dich wohl kaum mit auf die Erde nehmen können... aber hier im toten Hyrule kann ich dich auch nicht lassen“, seufzte sie, worauf die großen, schwarzen Augen sie wieder musterten.

„Schon gut, Kleines. Wir finden eine Lösung. Link wird sicher wissen, was zu tun ist“, sagte sie festigend und dachte erneut an ihren Heroen.
 

„Also, was wolltest du mit dem Kamin?“ Und Zelda schwenkte ihren rechten Arm wieder zu dem alten Globus. Der Drache piepste und schlug mit den fächerartigen Flügeln. Sein Köpfchen reckte sich in die Höhe. Er brachte sein schweres Gewicht einige Zentimeter in die Höhe und flog wieder genau auf den Kamin zu. Diesmal landete es auf dem Kaminsims und strahlte die Prinzessin mit frohen leuchtenden Augen an.

„Aha, verstehe... der Globus gehört auf dieses Brett.“ Zelda räumte den Globus und schließlich auch das altertümliche Mikroskop auf jenes. Aber immer noch tat sich nichts.
 

Daraufhin suchte Zelda nochmals in aller Ruhe die Schubladen eines kleinen Regals in der hintersten Ecke durch und fand eine weitere Sache, für die es einen Platz gab. Über dem Kamin waren zwei Haken und dieser Gegenstand passte perfekt dorthin. Es war eine alte, große Karte des Tempels. Genügsam befestigte die Hylianerin die Karte an ihrem vorbestimmten Ort und erkundete mit neugierigen Augen die Karte. Aber jene war ziemlich grob und weniger hilfreich, dachte Zelda.
 

Plötzlich gab es ein lautes Geräusch direkt vor ihrer Nase. Im Kamin öffneten sich zwei schwere Türen, klapperten und etwas kleines, rundliches purzelte hinein in die erkaltete Kohle. Zaghaft nahm Zelda den Gegenstand an sich, lächelte und hielt eine weitere Münze in ihren Händen.
 

Seit mehreren Minuten hing der erschöpfte Heroe nun schon an nervtötenden Seilen und beförderte sein Gewicht über Abgründe hier und da. Mühevoll versuchte er einen Weg in das sechste Stockwerk zu finden. Aber weder die Wendeltreppe an der Steinwand führte zu jener Tür des sechsten Stockwerkes, noch die merkwürdigen Treppenstufen, die sich hin und wieder finden ließen. Der einzige Weg führte über Seile und diese brachten Link bald zum Wahnsinn. Ausgelaugt hangelte er sich neben der glühendheißen, zornigen Feuersäule entlang, die wie eine Fontäne in die Höhe schoss und versuchte durch die brütende Hitze nicht das Bewusstsein zu verlieren.
 

Gerade da kam Zelda aus dem verwirrenden Speisesaal herausgetreten und blickte in die schwindelerregende Höhe. Freudig entdeckte sie ihren Liebsten an einem Seil hängen und er bewegte sich stückchenweise voran.

„Link!“, rief sie und machte sich mit Handbewegungen kenntlich. Er hörte ihre sanfte Stimme. Wie sollte er auch nicht? Es war ihre milde Stimme, die ihn dazu brachte unmögliches zu tun. Grinsend schaute er in die Tiefe und entdeckte seine Prinzessin ohne Harm dort unten stehen. Sie hatte etwas auf dem Arm, aber er konnte nicht erkennen, was es war...

„Wie viele Münzen hast du?“, rief sie.

„Drei“, brüllte Link und beförderte sein Gewicht hangelnd weiter. „Und du?“

„Auch drei. Halte dich ran, mein Held!“, rief sie anspornend und nahm die Wendeltreppe, die sie ins erste Stockwerk führte.
 

Denn hier im ersten Stockwerk war ebenso eine Tür vorhanden, von wo aus man in einen weiteren Abschnitt der Weisenstätte gelangte. Und über eine steinerne Brücke würde Zelda eine zusätzliche Pforte erreichen. Zwei neue Gefahren, die auf sie warteten. Geduldig verschwand sie mit dem Drachenbaby hinter einer runden, kleinen Tür.
 

Eine brenzlige Aufgabe wartete hinter der runden Tür auf sie. Ein kleiner tiefer Teich lag vor ihr und verschiedene Sensen schoben ständig gewaltige Wassermassen zur Seite. Scharfe Klingen, die sie umgehen müsste, wenn sie an den Grund tauchen wollte.
 

„Bleib’ hier, okay!“, sagte Zelda lächelnd und wies das Drachenbaby an, sich nahe der Tür aufzuhalten.

Stolz und standhaft blieb Prinzessin Zelda vor dem Teich stehen, faltete ihre Hände mit kleinen Abständen zueinander und schloss die Augen. Es prickelte in den Händen. Macht floss wie flüssiges Metall an ihren Händen entlang, tropfte wasserförmig nieder und kroch schlangenartig hinein in das gefährliche Nass mit den vielen Fallen.
 

Die Sensen stoppten durch dünne Fäden der heiligen Magie der siebten Weisen. Ruhe bewahrend umhüllte sich die Prinzessin mit einem zusätzlichen, blauschimmernden Schutzschild und tauchte langsam an den Grund des stinkenden Tümpels. Ausdauernd suchte die Hylianerin am Grund nach etwas auffälligem und fand einer weitere Münze für ihre Sammlung.

Mit einem lauten, tiefen Atemzug tauchte Zelda auf, schwamm an den Rand des Teiches und krabbelte auf festen Boden. In dem Augenblick schossen die Sensen wieder gierig und mörderisch durch das dreckige Wasser und setzten ihr grausames Tun fort.
 

Zelda hingegen lief mutig und strotzend vor Kraft zu dem Drachen, der schwanzwedelnd auf sie wartete. Als sie aber vor der runden Tür stand, war irgendetwas anders. Sie fühlte ihren Kopf schmerzen und stützte sich zaghaft an einer Steinwand ab.

Sie schnappte nach Luft und fasste zitternd an den Riegel der Tür. Sie rief nach ihrem Liebsten und knickte dann wehrlos mit ihren Knien ein. Ein Sturz und ein Poltern und der Körper der Prinzessin Hyrules lag leblos hinter verschlossenen Türen des ersten Stockwerks...
 

Endlich hatte der junge Heroe nach mühseligem Klettern die Tür seines Wunsches erreicht. Der einzige Eingang im sechsten Stockwerk.

Er schnaubte und tankte heftig Luft in seine Lungen. Dieses Gehangel über dem Abgrund machte nicht nur nervös, sondern zehrte extrem an seinen Kräften...

Link öffnete die vor ihm liegende Öffnung vorsichtig und wurde ebenso wie Zelda von finsteren Gedanken und Abgründen verschluckt. Seine schmerzenden Füße suchten nach der Erde hinter der Tür. Aber es gab keinen...

Noch ehe Link verstehen konnte, was vor sich ging, stürzte er schreiend in die Tiefe und kam krachend wenige Meter weiter auf. Längs lag er da. Seine Knochen taten ihm alle weh und er richtete sich gerade so auf.

,So was gemeines’, dachte er und rieb sich zunächst die Augen. ,Die Baumeister des Tempels hatten wohl Lust ihre Besucher sehr schnell loszuwerden’, zürnte Link in Gedanken und zwang sich auf seine Beine.

Das Licht der kleinen Öllampe warf den wärmenden Schein umher und in dem Augenblick erkannte Link auch, in welchen Schlamassel er nun hineingestolpert war. Und dieser Schlamassel war alles andere als harmlos...

Ein riesiger Käfig mit breiten Gitterstäben umgab ihn und nur ein Weg führte hinaus. Die kleine Tür wenige Meter oben. Link schüttelte den Kopf, dachte aber gleichzeitig selbstlos daran, wie gut es war, dass er dieses Hindernis überstehen müsste und nicht seine Prinzessin...
 

Sorgsam machte er sich auf die Suche und lief von einer Ecke des Käfigs in die nächste, fühlte die Anwesenheit von bösartigen Dämonen mit ihren rüstigen Kämpferstaturen, ihren peinigenden Blicken und dem dummen Gezische. Irgendetwas lauerte hier und Link blickte überprüfend hinauf an die Decke. Auch dort war die Luft sauber. Was also sollte er in diesem Riesenkäfig? Sich keinen Rat wissend, kletterte er wieder zurück zu der Tür. Aber gerade, als er jene erreichte, wurde sie von unsichtbaren Kräften geschlossen, und der Käfig wackelte. Schreiend fiel Link hinab, rollte sich geschickt über den Boden und zog das scharfe Stahlschwert von Leon Johnson aus der verzierten Schwertscheide.
 

„Willkommen in diesem Tempel!“, zischte eine tiefe Stimme und ihr absurder Klang hallte in dem Käfig umher wie ein Kuckucksrohr.

„Wer bist du?“, rief Link der Stimme ohne Gestalt entgegen.

„Willst du das wirklich wissen, armselige Wiedergeburt eines Helden?“ Link knurrte auf diese Worte und rief drohend: „Ob du dich nun preisgibst oder nicht. Sterben wirst du sowieso durch meine Klinge!“

„Das werden wir sehen, Nichtsnutz.“ Link setzte das Schwert in die Höhe. Der blanke Stahl blitzte auf, als hätte er eine Seele.

„Hör’ auf zu quatschen und mach’ dich kenntlich!“

„Weißt du, was deine ach so geliebte Prinzessin in dem Augenblick erleidet?“ Entsetzten trat in Links Augen und Angst um Zelda.

„Wenn du es wagst, sie anzufassen, ist das dein Todesurteil.“

„Anfassen?“, klang er hallend. „Nein, das ist mir zu wider. Das einzige, was ich beabsichtige, ist, ihre Seele zu zerbrechen. Wie ein Strohhalm wird sie brechen. Und wie schöner geht das als mit einem gebrochenen Herzen?“

„Gib’ dich endlich zu erkennen, du Biest!“, rief Link und blickte hastig in jede Ecke des Käfigs, aber der Unhold war nicht hier, war möglicherweise nur auf einer anderen Ebene überhaupt erfahrbar.

„Keine Sorge, du wirst mich schon noch sehen. Aber vorher spielen wir!“ Die Stimme lachte zänkisch, lachte selbstherrlich und dunklen Mächten huldigend.
 

In dem Augenblick türmten sich Dutzende Knochengänger in dem Gefängnis auf. Sie zischten mit hohen Stimmen und stießen mit alten Speeren nach Link.

„Verdammt!“, fauchte er und rannte wie besessen durch die unreine Brut, schickte ihnen die Kraft des Schwertes entgegen und kämpfte mit allem, was er hatte...
 

Zelda war währenddessen tief in gefährlichen Träumen gefangen, in krankhaften Illusionen, die man ihr folternd auferlegte. In einem gespenstischen Labyrinth von Verrat und dummen Lügen. Dunkelheit umgab sie wie ein schwarzer Schleier und allmählich zog der Bote des Traumes den Schleier von ihren verwirrten Sinnen. Sie erkannte ein eindrucksvolles Tal vor ihren Augen. Sattgrün war die Farbe der Natur und doch überschattet von unreinem Rot. Die Farben des Lebens waren vertrocknet. Und viele alte Kirschbäume verwelkten hier an einem warmen Tage. Hier in einer alten Welt. Sie umfasste ihre Oberarme, fühlte einen beißenden Wind, der ihren Körper umspielte... Aber eines störte mit entehrender Schrecklichkeit. Der Himmel war trügerisch, verräterisch. Eine teuflische, rote Farbe rührte sich dort oben zusammen und ein dreckiggelber Feuerball sendete Brisen neuer Teufeleien auf das geschändete Land...

Sie war nun dort, wo niemand ohne Essenz des Bösen existieren konnte. Sie war in Ganondorfs selbsterschaffener, vergewaltigter Welt... Sie war dort, wo der Himmel nie wieder blau sein würde...
 

Ihre Beine waren taub und sie trampelte ziellos zu den vielen alten Kirschbäumen, von denen blutigscheinende Blüten fielen und im beißenden Wind fortgeweht wurden. Es war warm und trocken. Die Luft unrein und säureartig. Jeder Atemzug brannte. Die Luft benetzte brennend die Augen und zwang jene sich zu schließen.

Aber Zelda lief vorwärts, suchte einen Weg, suchte nach Orientierung und Erklärungen für diesen Ort, den sie nicht freiwillig aufgesucht hatte. Aber überall, wo ihr Blick sich hinhaftete, so sah sie doch nur weite Wiesen in unnatürlichem Licht. Nur Landschaft ohne Sinn, die den letzten Lebensrest aushauchte...
 

Langsam lief sie zwischen den vielen, großen Kirschbäumen umher und hörte endlich zwei Stimmen, die sich beide vom rauschenden Wind und trügerischen Gemurmel dieses Scheintraumes abhoben. Es waren vertraute Stimmen und die eine fühlte sich schon immer an wie Balsam auf ihrer Seele. Sie liebte es, wenn jene Stimme erklang, egal zu welchen Zeiten und in welchen Situationen. Aber eines störte sie. Das Gekicher jener Stimme. Es war so untypisch für ihren Helden, so unecht, gekünstelt... Und die zweite Stimme machte sie nervös. Irgendwo in ihren Erinnerungen gab es ein Gesicht zu jener unechten Stimme. Ein Gesicht, an das sich Zelda nur schwerlich erinnern konnte.
 

Aufgeregt folgte sie den Stimmen und gelangte in einen Bereich der Kirschbaumplantage, wo die Bäume näher aneinander standen und man nur mit Mühe noch einen Weg herausfand aus jenem kleinen Labyrinth mächtiger Bäume. Und überall sammelten sich die vielen rötlichen Blütenblätter und bedeckten wie Sand den Boden. Erneut das ungewisse, dümmliche Lachen und Zelda wand verwundert ihren Kopf nach hinten.
 

Ihre Augen standen starr vor Schreck. Sie taumelte benommen wenige Zentimeter rückwärts und hob zitternde Hände an ihr Gesicht, fühlte sich plötzlich entehrt und gedemütigt. Sie brach auf die Knie und erblickte weniger Meter weiter ein scheußliches Bild für ihre alte Seele, die nur schwerlich jemandem Vertrauen schenken konnte.
 

Vor einem der riesigen Bäume lag ihr Heroe. Der Mann, den sie über alles liebte. Der Hylianer, der ihr so viele Dinge versprochen hatte, mit einer anderen Gestalt fest umschlungen. Und sie kannte das widerliche Mädchen in seinen Armen. Sie kannte sie und erinnerte sich mit Abscheu an einen schicksalhaften Tag, wo jenes Mädchen sie in der modernen Welt eine Treppe hinuntergestoßen und nicht einmal irgendeine Strafe für ihren Frevel erhalten hatte. Zelda erinnerte sich mit Zweifel und Angst...
 

Sie verwöhnten sich, waren sogar nackt und lagen nichtsahnend dort an dem Baum angelehnt, küssten sich. Und Zelda stand einfach nur daneben, fühlte ihr Herz spannen, fühlte sich erniedrigt und gekränkt. Genau diese Verletzung ihres Herzens wollte sie sich immer ersparen. Und vielleicht war es gerade der Grund, warum sie Link so spät an sich herangelassen hatte, warum sie ihm immer die kalte Schulter gezeigt hatte. Nun aber waren ihre schrecklichsten Befürchtungen wahr geworden. Er hatte sie betrogen und verraten, ebenso wie andere vorher...
 

Sie brachte stockend seinen Namen aus dem Mund, worauf die beiden in ihrer körperlichen Freude aufsahen und sie schmunzelnd beäugten.

„Nanu? Was machst du denn hier, Zelda?“ Eine Unverschämtheit, dass er es sich wagte, sie derartiges zu fragen. Sie blickte angewidert in seine tiefblauen Augen und dann in die hellen, trüben von Ilona.

„Mehr... hast du nicht zu... sagen...“, brachte die junge Prinzessin hervor und starrte den Tränen nahe zu Boden. „Du... vergnügst dich mit... einer Schlange... wie dieser...“ Ihre Stimme war schwach und verweichlicht. Sie fühlte gerade, wie man ihr das Herz zerbrach. Sie hatte ihm vertraut. Sie hatte Link immer vertraut und nun? Das konnte nicht sein... Das konnte doch nicht Link sein, der sich gerade von Ilona küssen ließ. Das konnte nicht der Held sein, für den sie sterben würde.
 

Link richtete sich auf und erneut lag diese bekannte Unverschämtheit in seinen tiefblauen Augen. Jener Blick, der sie immer wieder schwach werden ließ. Und Ilona hüpfte mit ihrem mageren Körper ebenso auf die Beine. Beide waren sie nackt und es widerte Zelda noch mehr an, sodass sie sich umdrehte.

Sie hörte ihn nähertreten durch die raschelnden Blüten, die auf dem trockenen Gras lagen. Sie fühlte seine Nähe und hasste sich leise dafür ihn überhaupt an so etwas dummen wie kleinen Schritten erkennen zu können.

„Zelda? Warum leistest du uns nicht Gesellschaft. Das würde dir und deinen altmodischen Einstellungen wahrlich gut tun“, sprach er, verhielt sich so unglaublich unsensibel und idiotisch. Und obwohl dieser junge Mann genauso aussah wie Link, so sprach wie er, sie so anblickte wie er, so konnte sie nicht glauben, dass er es war.
 

Ilona kicherte schon wieder im Hintergrund und hüpfte näher, klammerte sich an Link fest und meinte surrend: „Lovely Hero, mach’ doch noch mal was unanständiges mit mir!“

„Gerne. Gerne!“, erwiderte er sofort und Zelda war einfach nur nebensächlich, unwichtig, als wäre sie ein Gespenst.

„Ihr seid beide so billig!“, flüsterte Zelda gehemmt, wollte von dieser schrecklichen Situation fliehen, wollte solche Demütigungen nicht länger ertragen. Aber sie wusste auch, dass eine Flucht vor dem Schrecklichen nur einem Feigling einen Gefallen tat. Sie konnte nicht länger fliehen. Sie konnte nicht.
 

Und als Link mit Ilona wieder zu dem Baum lief und die beiden begannen sich zu küssen, murmelte Zelda leise: „Ergeht es denen, die lieben so, dass sie irgendwann immer verletzt werden? Ist das der Sinn von Liebe und Innigkeit? Ein gebrochenes Herz?“

„Sieh’ es wie du willst, aber was nicht da ist, kann man nicht brechen“, sagte Link, während Ilona an seinem Körper spielte.

„Das ist es also... Ich habe kein Herz?“ Link nickte und grinste abartig.

„Schön, dass du es endlich erkannt hast. Welch’ Weisheit von der legendären siebten Weisen.“

„Ich habe kein Herz...“, wimmerte Zelda und schlug ihre Hände vor die Brust.

„Ja, verdammt. Was dachtest du denn, warum du so kalt bist, so unfähig bist zu lieben“, sagte sicher und fest jene Stimme, die doch genauso wie die von Link klang. Nayru, er sagte diese Worte so leicht, als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre... Bei Nayru, das konnte nicht sein...
 

„Und ich dachte...“ Mitgenommen von diesem grausamen Wahnsinn sank Zelda auf die Knie und krallte ihre Hände in die vielen Blütenblätter auf dem Boden.

„Ich dachte... du liebst mich...“, wimmerte die junge Prinzessin und endlich tropften erbarmungslose Tränen von ihren Wangen. „Ich habe dir vertraut...“

„Tja, dann war das wohl ein dummer Fehler einer dummen Prinzessin aus einem dummen Hyrule.“ Zelda schwieg und hörte erniedrigt diesen verletzenden Worten zu und sah in ihren Gedanken das sonst so verliebte Lächeln aus dem Gesicht ihres Helden.

„Link...“, murmelte sie gezwungen und schlug die Hände an ihre spitzen Ohren. „Du sagtest du liebst mich.“

„Was? Hast du jemals an solche Worte geglaubt. Komm’ schon. Menschen lieben ebenso ihre Haustiere, sie lieben ihren Besitz. Sie lieben ihr Geld. Denkst du, ich hätte für dich jemals anders empfunden? Du bist einfach nur eine frigide, erbärmliche Prinzessin, die jegliche Lebensfreude ausgehaucht hat, indem sie sich für Hyrule aufopferte. Dachtest du wirklich, ein junger Mann wie ich hat es nötig sich mit so etwas abzugeben? Du bist bejammernswert und du küsst wie eine ausgetrocknete Pflaume.“

Sie fühlt wie in ihrem Körper alles zerriss. Weitere heiße Tränen flossen über ihre Wangen hinab und tropften auf die Handrücken. Erneut murmelte sie den Namen ihres Helden, wollte nicht glauben, dass dieser Alptraum irgendetwas bedeutete und lauschte mit jeder weiteren Sekunde mehr und mehr der Stimme des Vertrauens. Link war nie so kalt und unsensibel. Link würde niemals solche herzlosen Worte sagen können.
 

„Ach bitte, Zelda. Dachtest du, ich würde ewig darauf warten, bis ich von dir bekomme, was ich verdiene?“

„Ewig darauf warten?“ Zelda drückte sich mit den Händen zurück auf die Beine und blickte mit tränenden Augen auf.

„Verdammt, ich wollte dich schon so lange. Und wenn ich von dir nicht kriege, was ich will, hol’ ich es mir bei einer anderen.“ Zelda schluckte und trat wieder einige Schritte rückwärts.
 

Aber sie hatten doch darüber geredet, zu warten und er hatte zugestimmt... Sie gab ihm nicht genug? Wessen Traumwelt war das? Die von Ilona, der falschen Schlange, die sie am liebsten dafür köpfen würde, bedenke man die lustvollen Blicke, die sie Link entgegenwarf.
 

Nein, Zelda würde nicht gegen diese Dummheit argumentieren, soviel Stolz war ihr geblieben. Und sie würde ihm und dieser billigen Hure Ilona keinen Grund geben über sie zu lachen. Sie würde sich keine Blöße geben. Zumal dieser unechte Link sich mit seinen Worten mehr und mehr verriet. Das war nicht Link. Ihr Held würde niemals in solchen Tönen reden, nicht gegenüber ihr und nicht gegenüber einem anderen Menschen...
 

„Ihr seid geistlose Kopien der Wirklichkeit.“ Sie trampelte näher an Link heran, rief nach den alten Mächten des Vertrauens und der tiefen Zuneigung zwischen Seelenverwandten. Verurteilend deutete sie direkt auf seine Nase. „Du bist kein Held.“ Sie formte in ihren Händen goldene Energiebälle und ließ jene in den unechten Lüften tanzen. „Du bist nicht Link!“, rief sie laut.

„Und was bin ich dann? Seh’ ich etwa nicht so aus wie Link? Ist das nicht seine Stimme, die dir dein Herz zerreißt?“

„Das ist es. Deine Worte erzählen mir, dass du nicht Link bist.“ Und mit diesen Worten rammte Zelda die goldenen Energiebälle zunächst in den unechten Körper des Mädchens, welches an dem Baum angelehnt dem Streitgespräch zuhörte und darüber lachte. Wie auch immer, als die goldenen Lichter ihren Körper trafen und sie in einem Regen aus Asche zersprang, verging ihr das abartige Gekicher.
 

„Sieh’ einer an. Die sind wir los“, meinte Link, stützte seine Hände an die Hüfte und lachte lauthals. „Was ist? Wollen wir uns vielleicht doch noch vergnügen?“

Diesmal lachte Zelda und trat näher an diese Witzfigur heran, auf die sie nicht mehr hereinfallen würde. „Woher der plötzliche Sinneswandel. Meintest du nicht, ich wäre eine ausgetrocknete Pflaume, die nicht küssen kann?“ Die nackte Hylianergestalt zuckte mit den Schultern und lief wieder zu dem Kirschbaum hinüber. Wieder ein Beweis, dass dies auf keinem Fall Link sein konnte, dachte Zelda. Ihr Held hätte argumentiert. Er hätte mit irgendeiner Spitzfindigkeit das letzte Wort gehabt, was dieser Typ nicht für nötig ansah.
 

„Was immer du auch bist, du schaffst es nicht, mir mein Vertrauen in denjenigen zunehmen, den ich seit Jahren liebe. Du schaffst es nicht uns zu entzweien“, sagte Zelda und verschränkte die Arme.

Doch der nackte Hylianer lachte wieder und lehnte sich an einen Baum.

„Hörst du? Deine Fähigkeiten sind dumm und erreichen ihr Ziel nicht. Hörst du! Du bist nicht Link!“

„Ach was? Wenn ich nicht Link bin, warum schaffst du es dann nicht endlich mich umzubringen und bewirfst mich ebenso mit deinen Energiebällen. Sieh’ es ein, Prinzessin. Tief in dir weißt du, dass ich vielleicht doch dein lieber Held sein könnte.“ Und der Kerl lachte erneut unverschämt, lachte und setzte sich im Schneidersitz zufrieden an jene Stelle, wo die Asche Ilonas noch auf dem Boden glühte.

„Nein... du bist nicht Link“, sagte sie hoffend, machte sich Mut damit und schloss ihre Augen, suchte nach Empfindungen, nach Essenzen des Lebens, suchte nach Link an einem anderen Ort, welcher jenen barbarischen Alptraum nicht erreichen sollte.
 

Wie eine Beschwörungsformel sagte sie immer wieder zu sich den einen Satz: ,Du bist nicht Link... Du bist nicht Link...’ Es konnte kein Fehler sein, ihm zu vertrauen... Sie wusste, dass er sie tief und ehrlich liebte, dass er sie aufrichtig liebte. Ihre Erinnerungen an kostbare Momente mit ihm nahmen sie ein, stärkten das Vertrauen und die siegende Wahrheit.
 

„Du bist nicht Link!“, sprach Zelda nun klar und verständlich, sprach sie so laut wie möglich und streckte ihre rechte Hand gegen das grinsende Abbild, welches sie in tiefe Höllen wünschte. Und sie würde diesem gehässigen Abbild eine Spur Erbarmungslosigkeit zeigen, die man in Hyrule nur gegen Moblins und anderes Gewürm richtete...

Spitze Sperre brachen aus Zeldas Fingerspitzen, wuchsen auf dem Weg zu demjenigen, der sich Link nannte, zerstießen ihn fordernd und entsetzlich und zerrissen seinen Körper in viele Stücke.

Zelda schoss ihre Augen, wand ihren Kopf seitlich und versuchte die Zweifel, es könnte doch ihr Heroe gewesen sein, nicht näher dringen zu lassen. Sie hörte seinen Schrei des Todes, als die scharfen Klingen ihn zerfetzten. Sie hörte sein Röhren und das Zappeln seines sterbenden Körpers und flehte heimlich zu den Göttern, sie mögen sie aus diesem Alptraum herausholen.
 

Schweißgebadet schreckte sie auf und zitterte unerträglich. Immer noch lag sie in jenem Raum vor der runden Tür. Aber weitergehen konnte sie nach dem höllischen Alptraum jetzt nicht. Sie brauchte einige Minuten Ruhe. Schluchzend zog sie sich an den Händen über den Boden und lehnte sich gegen die Tür...

Bei Nayru, warum tat Liebe nur so weh, dachte sie. Tränen tropften über ihre Wangen, als sie den Alptraum erinnerte. Link und Ilona... Das konnte nur ein dummer Alptraum sein. Link würde doch niemals mit Ilona...
 

Sie weinte weiterhin, hockte sich zusammen und fühlte plötzlich das kleine Drachenbaby, welches aufmunternd an ihrem rechten Ärmel zerrte. „Hey...“, sagte Zelda und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Du warst bestimmt noch nie verliebt, Kleines...“, sprach Zelda leise. Das Wesen quiekte wieder, als wollte es lachen. Dann hüpfte es auf Zeldas Knie und leckte mit der schwammigen Zunge über ihr Gesicht.

„Ist ja schon gut... ich höre auf zu weinen. Es war nur ein Traum...“, sagte die Prinzessin. Aber der kleine Drache leckte ihr weiter über das Gesicht. „Aufhören... ich bin okay...“ Es piepste wieder, krabbelte auf Zeldas Schultern, und wollte mit allen Mitteln, dass die Königstochter selbstbewusster ihren Weg fortsetzte...
 

Dennoch war dieser Traum sehr beunruhigend, nicht der Inhalt an sich, sondern die Tatsache, dass sie überhaupt geträumt hatte. Genauso wie die Träume in Kokiri, bevor sie den Pfeilschuss, der Link galt, abfing...

Oder war es vielleicht mehr als ein unsinniger Traum. Eine Halluzination? Eine Illusion?

Wenn ja, wer schickte diese und hatte Freude daran, ihr das Herz zu brechen? Zelda Blick finsterte sich. ,Na warte, wer immer du auch bist, so leicht zerstörst du mich nicht’, sagte sie zu sich und stapfte weiter.
 

In dem Moment spaltete Link die letzte knochige Kreatur des Bösen. Gerade jener Knochengänger hinterließ eine goldene Münze, die Link zufrieden in seiner Gürteltasche verstaute. Plötzlich aber fühlte der Heroe, wie sich der Käfig immer weiter nach unten bewegte. Hinein in einen Sumpf aus dampfender, glühender Lava.

„Auch das noch...“, grummelte er und zog sich so schnell wie möglich an den Gitterstäben hinauf, suchte nach noch so kleinen Ecken und Kanten und sah mit Entsetzten, wie sich die rettende Tür immer weiter entfernte. Er blickte hin und her und musste sich schnellstens etwas einfallen lassen, oder er würde hier sein Grab im Feuer finden...

Nur eine Idee stieg in seinen Kopf und er befolgte sie ohne zu Überlegen. Zielsicher warf er das feste Seil hinauf und es wand sich um den rundlichen Griff jener Tür, die seinen Fluchtweg darstellte. Link kletterte um sein Leben, fühlte wie sich das kratzige Material in seine Hände bohrte und doch umfasste er das Seil so stark wie er konnte, hoffend, es würde nicht zerreißen.
 

Als der Käfig mit lautem Getöse nach unten krachte, hing Link ungläubig dreinblickend an dem Seil und sah fassungslos zu, wie der Käfig in der Lava unterging.
 

Zelda erreichte besorgt die zweite Tür im ersten Stockwerk und fürchtete sich vor der nächsten Herausforderung. Es handelte sich um ein kleines Labyrinth, ähnlich einem verwirrenden Kornfeld nur bestehend aus dicken Mauern.

,Na toll’, ein zusätzliches Labyrinth in diesem blöden Tempel.

Sie schnaubte: „Auf und hinein in die Gefahr. Genau das würde Link jetzt sagen.“

Das Drachenbaby lachte und hüpfte mit der jungen Prinzessin hinein in das Labyrinth des großen Raumes vor ihren Sinnen.
 

Drei Eingänge gab es in jenem kleinen Irrgarten und nur einer davon, das war klar, würde zum Ziel führen. Vorsichtig tastete sich die Prinzessin näher und blickte mit scharfen Augen in die drei verschiedenen Eingänge hinein. In dem Portal ganz rechts war nichts ungewöhnliches auszumachen. Im mittleren müsste die Hylianerin eine lange, tiefe Wasserstraße überwinden und im Gang links bewegten sich drei schwere Beile hin und her...

Zelda grübelte nicht lange und entschied sich für die goldene Mitte. Sachte tastete sie sich voran und untersuchte das Wasser. Sie ließ eine goldene Haarsträhne in die schmale Straße aus Wasser sinken und trat im selben Moment zwei Schritte rückwärts. Denn als das goldene Haar die Wasseroberfläche erreichte, verbrannte es wie ein Stück Papier im Feuer. Das war kein gewöhnliches Wasser... Seine Gesetzmäßigkeit kühl und nass zu sein, war gänzlich umgekehrt. Sein Zweck und sein Dasein waren ins Gegensätzliche verkehrt. Dieses Wasser wirkte heiß und zerstörerisch wie loderndes Feuer...
 

Mit hoher Konzentration erschuf die Königstochter eine goldene Brücke, gewebt aus Licht, über jenes verunstaltete Wasser, und erreichte mit einem Seufzen die andere Seite. Schwitzend sank sie einige Sekunden an Ort und Stelle nieder und fühlte ihre magischen Kräfte langsam schwinden. Sie wunderte sich zumindest nicht darüber. Immerhin hatte sie seit dem Eintreffen in diese Weisenstätte schon so viel magische Kraft verbrauchen müssen und sie musste darauf achten, gewisse Grenzen einzuhalten. Es war so ein Leichtes, die gesamte Lebensenergie herauszupulvern, das wusste sie und das hatte sie in der Vergangenheit Hyrules durch bittere Übungsstunden mit Impa lernen müssen...

Macht musste man im Zaum halten, oder sie machte sich selbstständig, das waren einst Impas Worte und jene hatten sich in Zeldas Bewusstsein eingebrannt wie glühende Male auf unschuldiger Haut.
 

Erschöpft, aber zielsicher tapste die Prinzessin weiter. Der Weg führte sie tiefer hinein in das Wirrwarr, nahm einmal eine Biegung nach rechts, dann wieder nach links bis sie schließlich eine Gabelung des Weges erreichte. Und an beiden Wegen war nichts Auffälliges...

Sie blickte besorgt hin und her und nahm die linke Seite des Weges. Nur wenige Schritte lief sie vorwärts und hinter ihr wurde mit lauten Getöse eine Zwischenwand geschoben, die den Rückweg versperrte. Sie rollte mit ihren Augen und ärgerte sich über ihre Unfähigkeit, Schalter und andere Gefahren zu spüren. Link aber konnte es und hatte nicht einmal die Spur einer Ahnung, dass diese Fähigkeit von seinem Fragment des Mutes herrührte...
 

Zaghaft setzte sie den Weg fort und sah an der nächsten Kurve einen Schatten im fahlen Licht hin und her tapsen. Jener Schatten beunruhigte sie. Denn sie erkannte sofort an einer hohen, ungewöhnlichen Statur, an einem schmalen, langen Kopf und dem langen Hinterteil, um welche Bestie es sich handelte. Zeldas Vermutung bestärkte sich zum Unwohl ihrer selbst, als sie mit ihren hübschen Kopf um die Ecke schaute. Bei Nayru, wie sie diese Biester verabscheute. Und Respekt hatte sie vor ihnen. Mutierte Echsen...

Sie lehnte sich zurück, presste sich an die Wand und atmete leise ein und aus, versuchte Ruhe zufinden für einen Kampf, der ihre ganze Aufmerksamkeit verlangte. Sicherlich, sie könnte sofort wieder ihre Magie spielen lassen. Aber allmählich wurde sie müde und unkonzentriert davon. Sie musste mit körperlicher Anstrengung kämpfen. Sie musste ihr Lieblingsschwert endlich zum Einsatz bringen. Ein letzter Atemzug und lächelnder Blick zu dem kleinen Drachenbaby neben ihr und Zelda wirbelte herum, stand kühl und bereit vor dem Wesen der Finsternis.
 

Es rülpste und zischte und hüpfte schlagartig näher und stieß mit einem gezackten Schwert auf die junge Thronfolgerin ein. So wie Impa es ihr gelernt hatte, wich Zelda aus, setzte gezielte Hiebe und versuchte die Schwachstellen des Ungetüms zu treffen. Der Kampf wurde fordernder und die Schwertstreiche des Echsodorus schneller. Es kämpfte wie verflucht, als würden ihm im Tod noch weitaus schlimmere Strafen erwarten. Und Zelda konnte neben dem beißenden Gestank des Dämons seine Angst vor dem Dasein im alten Höllenfeuer wittern.

Erbarmungslos schlug Zelda auf den Dämon ein, während jener sie immer weiter zurückdrängte und ihr mehr und mehr die Luft ausging.

Erneut ein Schlag, der an dem Eisenschild der Bestie abprallte. Noch ein Hieb und wieder einer, die alle ihr Ziel nicht erreichten. Ungeduld wechselte die vorherige Entschlossenheit in Zeldas Gemüt ab und wuchs zu der bitteren Einrede, sie würde es nicht schaffen, sie würde das Biest nicht erledigen können. Nicht ohne Link. Nicht hier...

Zelda kreischte, sie schrie und schickte der Bestie den Zorn ihrer Seele entgegen, den sie sich für den letzten Kampf gegen Ganondorf aufheben wollte. Aber diese erzdumme Echse machte sie einfach wahnsinnig. Wie nur konnte ein alberner Dämon, der nur aus verdammter Asche den Weg ins Leben wiederfand, auf diese Weise kämpfen?

Und es schien mit jedem weiteren Schlag an Stärke zu gewinnen.
 

Schreiend wirbelte Zelda herum und schützte sich mit einem geringen magischen Schutzschild, konnte diesen Kampf nicht länger durchstehen und rannte, was das Zeug hielt hin und her, versuchte die Bestie zu verwirren, um so an ihre Schwachstelle zu gelangen.
 

Ein weiterer Stoß. Ein kräftiger Hieb mit Zeldas Langschwert direkt auf das starke Hinterteil der Missgeburt und es zersprang in einem endgültigen Ascheregen. Die Prinzessin atmete tief ein und ihr Schwert krachte zu Boden. ,Sie hatte es geschafft’, dachte sie. Sie hatte einen Echsodorus erledigt und das im Grunde ohne ihre magischen Kräfte. Das blauschimmernde Schutzschild war nicht einmal nötig gewesen. Ihre roten Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen.

,Sieh’ einer an. Die verhöhnte Prinzessin Hyrules ist doch nicht so schwach, wie man ihr immer glauben machte. Und das ohne den Einsatz des heiligen Lichts der siebten Weisen.’ Und im nächsten Augenblick begann Zelda lauthals zu lachen. Sie lachte herzhaft angesichts der Erleichterung eine verdorbene Echse besiegen zu können. Sie lachte und fühlte den kleinen Drachen um ihre Knöchel herumschleichen.

„Ist gut, Kleines. Wir gehen weiter“, sagte sie sanft, kniete nieder und nahm das winzige Geschöpf in ihre Arme und küsste zur Überraschung ihrer selbst des Wesens feuchte Nasenspitze. Erneut lachte sie und lief weiter.
 

Nach einer Ewigkeit unsinnigen Laufens erreichte sie jenen Abschnitt des Irrgartens mit den drei Beilen, die in dem Gang hin und herbaumelten. „Na prima“, brummte sie. Sie war genau am Anfang herausgekommen. An jenem Eingang ganz links mit den drei Mordinstrumenten. Geschickt umzirkelte die Prinzessin die baumelnden Klingen und stand schlussendlich wieder am Anfang.
 

Zelda sank erschöpft nieder und dachte erneut an den schrecklichen Alptraum von vorhin. Der Schmerz, der bittere Liebeskummer, saß immer noch in ihren Gliedern, obwohl sie wusste, dass Link sie niemals betrügen würde. Das würde er doch nicht, oder?

Sie aß etwas, teilte mit dem Drachenbaby eine Wasserflasche und nahm den zweiten Anlauf in diesem Gebilde aus Mauern. Den letzten Weg, der sie zum Ziel führen würde.

Erneut verging annähernd eine Stunde und diesmal hatte die Prinzessin Hyrules keine weiteren Gefahren vor sich, die sie mit Klinge, Magie oder Übermut meistern müsste. Bereit zum Abholen lag auf einem Podest die nächste Münze nur für sie...
 

Wer hätte gedacht, dass der sicherste Weg, auch gleichzeitig der richtige sein würde...
 

Link hatte Ewigkeiten gebraucht um aus dem höllischen Gefängnis mit dem Käfig herauszugelangen und war frohen Mutes, endlich wieder festen Boden unter seinen Füßen zu spüren. Gemächlich tapste er eine Treppe hinauf, die wieder kreuz und quer, von einer Seitenwand zur nächsten verlief und in dem Mittelpunkt des achten Stockwerk endete... Ein kleines fünfeckiges Plateau bescherte ihm einen guten Überblick zu genau fünf Türen und einen nahezu gespenstischen Blick von oben herab. Unter ihm schlug die lange Feuersäule erbarmungslos in die Höhe. Das hieß, ein falscher Schritt und das Feuer würde hylianische Körper zerfetzen wie eine Fliegenklatsche die Mücke.

Er überlegte nicht lange und nahm die erstbeste Tür...
 

Hinter der Pforte, die der junge Heroe beschritt, befand sich bereits ein weiterer Gast des Tempels. Ein besonderer Gast, der sich selbst einen viel absurderen Namen geben würde. Er sah sich mehr und mehr als Gastgeber hier in einer einzigen großen Illusion, die für ihn den Himmel auf Erden brachte.
 

„Ein weiteres Willkommen, Held“, rief eine Gestalt mit trockener Stimme, als der junge Heroe langsam in das Zimmer eintrat. Der Raum war rund und in der Mitte stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Ein vertrautes Spiel lag auf dem Tisch. Jenes Spiel, welches er einst mit Zelda in ihren Gemächern gespielt hatte. Das Spiel der Sieben Weisen.

Aber das Spiel war nicht der Grund für die zunehmende Unruhe und die Überraschung in den ungläubigen Augen des Jugendlichen. Der Grund für Links leichte Beklemmungsgefühle war die Person, die auf einem der dunklen Stühle mit hohen Lehnen saß. Etwas schier Teuflisches ging von dem Wesen aus, welches sich in einem zerschlissenen Ledermantel bedeckt hielt.
 

„Wer bist du!“, sprach Link drohend und zog sogleich die teure Klinge aus der Schwertscheide. Der Mann in jener dunklen Kutte schüttelte den Kopf. „Nana... wer wird denn gleich so unfreundlich sein. Das...“ Noch ehe Link reagieren konnte, schnipste die Kreatur mit den Fingern, entriss dem Heroen mit dunkler Magie das Schwert und beförderte es außer Reichweite. Mit einem Surren und Brummen stak die Waffe nutzlos in der Wand hinter Link fest. „... brauchst du hier nicht.“

„Was willst du von mir?“ Die Kreatur aber lachte abartig und zeigte unter der dunklen Kappe spitze, krummstehende Zähne aus seinem Maul wuchern. Er deutete auf den freien Platz gegenüber Link.

„Lass’ uns spielen, Held.“

„Pah... und was, wenn ich mich weigere?“ Damit trat Link zwei Meter zurück und schaute ohne den Kopf zu bewegen zu seinem Schwert. „Dann habe ich eine böse Überraschung für deine unschuldige, kleine Prinzessin vorgesehen. Schau’ genau her!“ Und der Dämon unter dem schwarzen Ledermantel bewegte fächerartig seine in Handschuh gepackte Hand und zeigte auf eine schwarze Fläche, die sich von der rauen Felswand abhob. Wie in einem magischen Spiegel erschien Zelda darauf, während sie gerade murrend die Treppe hinauftapste.
 

Aufgeregt hetzte Link hinüber zu der spiegelähnlichen Fläche und legte seine Hände darauf. Er beobachtete seine Prinzessin schweigsam, beobachtete sie mit Sorge, verharrte an Ort und Stelle und ballte seine Hände schließlich zu Fäusten.
 

Murrend stapfte Zelda indes die steinerne Wendeltreppe hinauf, fühlte sich schlapp und müde. Sie wollte am liebsten ein Bett und Link direkt neben ihr haben. Sie wollte ruhen und von ihm verwöhnt werden. Aber dieser anstrengende Tempel würde die Erfüllung dieses Wunsches noch einige Minuten, wenn nicht gar Stunden, herauszögern.

Sie warf einen Blick auf die Uhr und erschrak an dem Gedanken, wie schnell die Zeit doch vorangelaufen war. Denn es war mittlerweile Nachmittag im märchenhaften Hyrule... Sie blieb kurz stehen, rieb sich über ihre Stirn, wischte sich mit einem Ärmel den belastenden Schweiß vom Gesicht und fühlte plötzlich ein seltsames Gefühl in ihrem Magen... so als ob sich in ihrem Inneren etwas bewegte, etwas lebte...
 

Erneut nagte etwas an ihrem Geist, wollte sich an ihren Erinnerungen und Gefühlen laben. Sie fühlte kalte Hände in ihren geheimsten Sehnsüchten herumwühlen als wären es Maulwürfe, die im Erdboden gruben. Sie schlug ihre Arme um den Kopf und schrie wie am Spieß. „Aufhören. Hört auf, euch in meine Gedanken einzunisten.“ Außer Kontrolle schlug Zelda mit goldenen Lichtkugeln um sich, rannte im Kreis, rannte hin und her mit geschlossenen Augen, fiel zu Boden und wurde ohnmächtig.
 

Entsetzt stand der Heroe vor dem Glas und beobachtete, was passierte. Aber Zelda regte sich nicht, sie träumte eine der schurkischen Wunschbilder, über die sich jene Kreatur so sehr amüsierte.
 

Erneut wurde die Hylianerin in ein verwirrendes Reich der Träume gerissen, in welchem tief ihre verborgenen Sehnsüchte schlummerten. Ihr Körper beruhigte sich langsam. Ihre Stimme versagte und sie wachte in einem großen Schlafzimmer auf. Alles war in weißen Farben gehalten und sie fühlte sich plötzlich frisch und frei.

Von einem Nebenraum drangen lachende Stimmen und ein Kribbeln durchfuhr sie, als sie hörte, dass ihr Heroe sich äußerst affig mit irgendjemanden unterhielt. Noch in einem weißen, samtenen Nachthemd bekleidet trat die junge Prinzessin heraus aus dem Schlafgemach und erreichte ein kleineres Zimmerchen mit großem Fenster. Sie lächelte angesichts des Bildes eines erwachsenen Mannes, der ein kleines Kind, vielleicht ein oder zwei Jahre alt, in den Händen hielt und mit jenem lachend umherwirbelte. Link hatte sie noch nicht bemerkt und lachte weiterhin, schaute direkt und das niedliche Kindergesicht eines Jungen mit himmelblauen Augen und streckte ihm die Zunge heraus. Das Kleinkind imitierte ihn, streckte die kurze Kinderzunge nach draußen und babbelte.
 

„Wenn deine Mama herausbekommt, dass wir schon wieder Blödsinn machen, wird sie uns zurechtstutzten...“, lachte er und drehte sich weiterhin mit dem Jungen im Kreis.

Zelda lächelte tiefgehend und trat näher. „Ich glaube, die Mama hat es schon lange herausbekommen.“ Link wand sich verwundert zu ihr, lächelte und ließ das Baby in eine alte Holzwiege sinken, wo das Zeichen der Königsfamilie Hyrules eingraviert war.
 

Er umarmte sie und meinte: „Was macht die Mama des Kindes nun mit ihrem unartigen Heroen?“

„Mmh... ich glaube, du hast mehr als eine Bestrafung verdient.“ Zelda grinste und fasste sich in dem Augenblick an ihren Bauch. Sie fühlte Leben darin, fühlte Bewegung...

„Stimmt etwas nicht mit dem Baby?“ Ihre Augen wurden größer. Doch Link tat nichts anderes, als sie auf die Arme zunehmen und zurück in das Schlafgemach zu tragen. Sanft legte er sie in das weiche Himmelbett. Er küsste ihre Stirn und murmelte: „Ich hole Impa, okay?“ Zelda nickte und begann mit beiden Händen ihren dicken Bauch zu streicheln. Ja, sie fühlte es... Da war ein Herzschlag und ein Trampeln. Aber sie war besorgt. Sie war schwanger? Und sie und Link hatten bereits ein Kind? Einen Sohn? War das jenes Götterkind?
 

Fassungslos richtete sie sich wieder auf und schaute umher. In welcher Zeit lebten sie? Und war dies denn wirklich noch ein Traum? Erneut wanderte ihr Blick zu dem kugelrunden Bauch. Alles fühlte sich so real an. Das seidene Nachthemd und ihr Bauch...

Sie lächelte, während sie darüber streichelte. Sie lächelte fortwährend, schloss die Augen und fand sich plötzlich wieder auf den Beinen, bei völligem Bewusstsein, in dem Tempel.
 

Scham stand in ihren weitgeöffneten Augen angesichts dieser abartigen Halluzinationen, dieser Wünsche, die tief in ihr steckten. Und vielleicht begann sie diese Wünsche gerade erst richtig zu begreifen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als ein glückliches Leben mit ihrem Helden. Und da gehörten Kinder wohl einfach dazu...

Kinder... Zelda lächelte tiefsinnig über diesen Gedanken. Sie legte eine Hand auf ihr Herz und dachte an ihren Helden. Sie wollte ihn gerade eben wieder mit ihren Gedanken erreichen...
 

Trotz der Verwirrung dieser Illusion, wärmte sie ihr das Herz und Zelda machte sich weiter auf den Weg. ,Liebe Nayru’, dachte Zelda. Wie sollte sie Link davon nur berichten? Wie sollte sie ihm diese Illusionen erklären?
 

Wütend trat Link an das Glas und wand sich zu der selbstherrlichen Kreatur, die es liebte andere zu verwirren und ihre Opfer in dumme Illusionen zu schicken.

„Was hast du mit ihr gemacht, du Scheusal?“

„Nichts Schlimmes. Ich habe ihr nur eine... sagen wir... wärmende Illusion geschickt. Es könnte weitaus schlimmer sein. Und wenn du nicht kooperierst, dann ist es wohl eine Frage meiner Geduld und Mildtätigkeit, ob ich sie aus dem Traumlabyrinth entlasse oder sie vielleicht in dem Gefängnis ihrer Vorstellungen verenden lasse. Es könnte sogar deine Hand sein, die ihr das Herz mit einem Löffel aus der Brust schält... Eine amüsante, befriedigende Vorstellung, nicht wahr?“

Der Hass in Links tiefblauen Augen schien für jemanden, der seinen Blick sah, unbeschreiblich. Eine nie da gewesene Kälte erfror die Wärme in den blauen Augen. Eine Kälte geboren aus Hass und ebenso aus Liebe zu Zelda.

Wütend zog Link einen Dolch aus seinem Stiefel und vergrub jenem mit einem Jauchzen in dem hinter ihm befindlichen schwarzen Spiegelglas.

„Ist das etwa ein albernes, unüberlegtes: ,Nein’, Held?“ Doch Link schwieg und nahm Platz auf jenem Stuhl ohne Polsterung.

„Brav. Brav“, höhnte die Bestie, worauf Link knurrte und auf die glattpolierte Tischplatte schaute. Der Heroe aber würde sich diese Worte ganz genau merken...
 

„Du kennst das Spiel?“

„Ja“, meinte Link eisig.

„Gut, dann sollten wir sofort beginnen mit unserer wunderbaren Stunde des Schreckens. Ein Fest. Ein Tun, das nicht einmal der mächtige Ganondorf für möglich hält. Lass’ uns spielen, kleiner Held.“ Link schlug seine Hände auf die Tischplatte und versetzte die gesamte magische Platte mit der ringsherumverlaufenden Uhr in Bewegung.

„Was geschieht, wenn ich gewinne?“

„Dann erhältst du eine Münze von mir und du darfst diesen Raum verlassen.“ Link grinste tückisch. „Aha... und wenn du gewinnst oder wir beide verlieren, darf ich hier warten, bis ich grau und alt werde?“

„Nein, dann bist du meine eigene, persönliche menschliche Hülle, der ich meine neusten und kühnsten Phantasien schicken kann.“

„Was, du willst mein Gehirn manipulieren?“

„So ähnlich.“ Link lachte und finsterte den Blick.

„Du bist dumm und abartig, genauso wie Ganons andere Kreaturen, mit einer Ausnahme, du redest noch mehr Müll als die anderen“, schimpfte Link. Aber der Dämon ließ sich dadurch aus der Reserve locken, und trat auf die Beine.
 

„Dummer Held. Ich bin Ganons beste Kreation, pass’ auf, was du sagst“, drohte er und breitete seinen Mantel aus, ließ seine muskelbepackten Arme auf die knackenden Stuhllehnen sinken.

„Ich bin zwar ein Mörder, aber ich bevorzuge eine saubere Form des Tötens“, zischte jener. „Und jetzt will ich mit dir spielen, Held. Aber wir spielen heute nach anderen Regeln.“

„Welche Regeln?“

„Nach meinen Regeln!“

„Wer hätte das gedacht“, murrte Link ironisch und suchte sich die Farben grün, blau und rot aus. Die Farben für Wald, Wasser und Feuer. Er betete heimlich zu den Weisen jener Elemente, sie würden ihm helfen, das Spiel zu meistern.

„Gut, dann wird mir Schatten, Geist und Licht dienen.“
 

Alsdann begann das Spiel um Freiheit oder Gefängnis für den jungen Heroen Hyrules. Die erste Minute auf der Uhr des Schicksals begann zu verstreichen und Link begann mit der Komplettierung des Weisen für Wald.
 

„Ein guter Zug“, meinte die Kreatur und begann ihren Zug. Die farbigen Felder änderten sich erneut und es gab nirgendwo eine Möglichkeit einen Weisen seiner Farben zusammenzusetzen. Der Dämon schaute mit teuflischen schwarzen Augen auf die vielen Karten in seiner Hand und zog plötzlich seine Mundwinkel nach oben. Stolz präsentierte er eine Karte in seiner Hand, die sich böses Schicksal nannte. Und Link wusste tief in seinem Bewusstsein, wofür sie stand...

Mit dieser Karte konnte er einen Weisen des Gegners, der aus zwei oder auch aus drei Steinen zusammengesetzt war, erneut verteilen und dafür einen eigenen komplettieren.

Link beobachtete genervt diesen Spielzug, ahnte Schreckliches, wenn das Spiel bereits so düster für ihn begann und haftete seinen Blick zu der magischen Uhr am Rande des Spielfeldes.
 

Zeit... wenn sie ihm doch nur wieder dienen würde... Denn, er war der Held der Zeit. Warum also konnte sie ihm nicht erneut einen Gefallen tun?
 

Zeit, oh Zeit halt an...
 

Mühsam erreichte die Thronerbin mit dem Drachen auf ihren Schultern das achte Stockwerk mit den vielen Brücken, die zu fünf Türen Wege bildeten. ,Wo war ihr Heroe nur’, dachte sie und trat langsam in die Mitte des Plateaus. Es war ziemlich luftarm hier oben und die Hitze schien noch unerträglicher als in einem Stockwerk vorher. Sie ließ sich müde und schlapp auf dem Plateau auf die Knie sinken, umarmte sich selbst und murmelte den Namen des Helden der Zeit, wollte ihn irgendwie telepathisch erreichen, aber es schien beinahe, als wäre er in eine andere Dimension gezogen worden. Mit Gedanken und vielleicht auch mit seinen Gefühlen...
 

Und es geschah in dem Augenblick, dass Zelda eine weitere Gestalt spürte, eine weitere Aura an ihrer Schamlosigkeit erkannte, die sie niemals erwartet hätte. Hastig drehte sie ihr durchgeschwitztes Gesicht zurück und erkannte wenige Meter weiter mit Entsetzten einen Jugendlichen auf der bröseligen Steinbrücke stehen. Ihre Augen weiteten sich und sie krabbelte auf Händen und Füßen rückwärts. Das Drachenkind flog schnell und heftig an eine der Türen und piepste ständig.
 

„Was willst du!“, fauchte Zelda. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. „Haben Link und ich dir nicht klar gemacht, wie wenig wir von deinen Einstellungen halten. Du hast dein Schicksal selbst gewählt, Preston!“ Der Jugendliche tapste näher und trat hinein in den lodernden Schein, den die Feuersäule unter ihnen warf.

„Schätzchen... das weiß ich doch. Aber deshalb bin ich nicht hier.“

„Und warum dann?“

„Ich hab’ schon gesagt, dass ich wieder ein Mensch sein will. Und wenn ihr mir nicht glauben könnt, was ich euch nicht gerade verüble, dann kann ich trotzdem beweisen, wie wichtig mir das ist.“ Zelda lachte gekünstelt. „Soso... du willst beweisen, dass in dir tief drin doch noch ein guter Kern steckt?“ Sie reckte ihr blondes Haupt zurück und richtete sich langsam auf. „Ich muss dir leider mitteilen, dass ich als Seelenleserin nicht einmal einen kleinen Kern gutes entdecken konnte. Falls du einen guten Kern hast, dann hast du jenen so lange versteckt, das sich seine widersprüchliche Existenz aufgelöst hat.“ Er rollte mit den Augen und trat näher. Seine Wunden von dem Kampf gegen Ganondorf waren immer noch geblieben und das eine Auge fehlte weiterhin, aber es schien als hätte er genügend Kräfte gesammelt um sich mit einem Feind oder aber auch mit Zelda anlegen zu können.
 

„Ach bitte, Schätzchen. Nun fang’ doch nicht wieder mit deiner Zickigkeit an. Ich weiß, dass ich kalt bin und so wirke, als würde ich für niemanden in meiner Umgebung wahre Zuneigung empfinden können. Aber ich weiß, dass es Leute gibt, die mich bei sich haben wollen, die mich mögen.“

„Du sprichst von Zuneigung? Du weißt ja nicht einmal, was das ist“, patzte Zelda und trat stolz und edel auf ihre Beine. Mit sanften Schritten trat sie näher, strotzte vor Ruhe und Wissen.
 

„Hey! Das stimmt nicht, Schätzchen. Auch ich hatte eine Familie, die ich zumindest respektiert habe. Ich hatte eine Schwester und zwei kleine Brüder. Erzähl’ mir nicht, ich wäre zu krank und zu böse um zu lieben!“

„Dann sag’ mir doch, ehrlich und aufrichtig, warum du dich jemals Ganons Armee von leblosen Trotteln angeschlossen hast!“

„Ganz einfach... ich war ein Feigling. Ich bin nun mal kein Held. Ich bin ein Mensch und damit bin ich eben ein Egoist und arroganter Schnösel. Denkst du, deswegen verkrieche ich mich?“

„Aber du hättest versuchen können etwas daran zu ändern. Ein Mensch kann sich ändern.“ Preston schaute halbherzig zu Boden.

„Ein Mensch kann sich ändern. Das mag sein, aber ich konnte es einfach nicht. Man ist wie man ist...“ Zelda schüttelte den Kopf und fragte sich allmählich, warum sie sich überhaupt mit Preston abgab. „Nun sag’ schon, was du von mir willst. Und ich verbitte mir wieder solche anzüglichen Gemeinheiten, die ich sonst von dir gewohnt bin.“

„Nein, meine Hoheit. Ich versuche mich zu beherrschen, auch wenn ich dich nun mal verlockend und erregend finde.“ Zelda stellte ihre Hände in einer Kampfstellung auf, die Preston nur gar zu gut kannte. Eine Handbewegung und sie würde ihn mit ihrer magischen Vielfalt von der Brücke hinunterstoßen.

„Gerade das macht dich für mich so anziehend. Ich mag Mädchen, die so biestig sind, so selbstbewusst, und die sich wehren können.“ Zelda verzog das Gesicht immer mehr und ließ einen warnenden Wind an Preston vorbeirauschen.
 

„Ist gut, ich hab’s verstanden, Prinzeschen...“ Zelda ließ ihre Hände sinken und murrte: „Sag’ schon, was du willst, Bastard!“

„Ich will beweisen, dass ich euch helfen kann.“

„Und wie?“ Zelda verschränkte die Arme und wartete neugierig auf die Beweise, die Preston vorlegen konnte. Beweise für eine Hilfestellung. Beweise dafür, dass man ihm mit Einschränkungen vertrauen konnte.

„Was sind deine sogenannten tollen Beweise?“, zischte Zelda und klapperte ungeduldig mit ihren Stiefeln. Preston setzte ein Grinsen auf, genau jenes Grinsen, welches die junge Prinzessin schon immer anwiderte. Diese unmögliche Wolllust verbunden mit einer unreifen Teufelei.
 

Er wühlte in einer Seitentasche seiner zerschlissenen Jacke und holte sechs klappernde Münzen daraus hervor. Perplex schaute Zelda auf das goldenglänzende Zahlungsmittel und fixierte schließlich wieder das übriggebliebene Auge Prestons.

„Du kannst sie haben. Unter einer Bedingung!“, meinte er.

„Und die wäre“, murrte sie. Sie hatte schon mit einer üblen Bedingung gerechnet.

„Gib’ mir einen Kuss, Schätzchen.“

„Niemals“, rief sie sofort und wich wieder zwei Schritte rückwärts.

„Nur ganz kurz.“ Aber Zelda schüttelte den Kopf, was Preston missmutig stimmte.

„Hörst du nicht zu? Es ist mir einfach zu wider, jemanden wie dich nur ansatzweise zu berühren. Du bist dreckig, vergiftet vom Bösen und dazu noch ein Monster!“

„Das mag’ sein. Aber ich verlange trotzdem einen Kuss für die Münzen, oder du und Link können mich hinterm Mond suchen um an die wertvollen Münzen zu gelangen. Und habt ihr die Münzen nicht, könnt ihr euch das Elixier ebenso abschminken.“

„Das bezweifle ich!“, fauchte Zelda. „Es gibt andere Wege, die Link und ich beschreiten können.“ Doch Preston schüttelte den Kopf. „Ha, du weißt, dass es nicht so ist. Das kann ich an den Zweifeln in deinen hübschen blauen Augen erkennen. Du weißt genau, was auf dem Spiel steht.“

„Aber ich werde dir diesen absurden Gefallen nicht tun“, zickte Zelda und verschränkte die Arme. „Ich werde dich nicht küssen. Nicht heute und nicht hier!“
 

Wütend stapfte Preston mit seinen schweren Lederstiefeln auf dem staubigen Gestein umher und zischte: „Verdammt. Bist du noch nicht einmal für die Rettung der Welt bereit, deinen überheblichen Stolz und deine Mittelalterlichkeit wegzuwerfen?“

„Ich...“

„Hab’ ich mal wieder einen angerissenen Nerv getroffen, Schätzchen?“

„Aber ich kann das nicht. Ich kann Link nicht einfach betrügen...“

„Das nennst du bereits Betrug. Ach, komm’ schon, Zelda. Das ist nur ein kleiner Kuss. Nicht einmal der Rede wert.“

„Er wird’s dir schon verzeihen! Außerdem, ich habe kapiert, dass ich bei dir nie und nimmer landen werde. Du liebst Link und er liebt dich mehr als irgendjemand sonst jemanden lieben könnte. Oder liebst du ihn etwa nicht?“

„Natürlich liebe ich ihn“, sagte Zelda leise, blickte zu Boden und war selbst überrascht, dass sie diese Worte über die Lippen brachte. Es war kein Geheimnis zwischen ihr und Link, dass sie jene Worte noch nie zu ihm gesagt hatte. Und warum? Weil sie es einfach nicht konnte. Angst vor gekünstelten Reaktionen hatte. Sich davor fürchtete. Diese drei Worte waren heilig für sie und sie hatte sie bisher nur einem kleinen Briefchen anvertrauen können.
 

„Aber du hast es ihm noch nicht gesagt, was?“

„Haha... du fürchtest dich vor den Worten, was?“ Verzweifelt blickte Zelda auf und langsam sank ihre kühle Mauer vor Preston nieder. Noch nie hatte er diesen Verzweiflungsblick gesehen.
 

Nach Hilfe und Antworten suchend schaute die Prinzessin in die dunklen Augen des kleinen Drachenbabys und meinte dann lauter, aber mit Überwindung.

„In Ordnung. Ich tu’s!“

„Ha!“ Preston schnippte mit den Fingern. „Dann komm’ her. Ich freu’ mich schon.“ Angewidert trat Zelda näher, stellte sich auf die Zehenspitzen und rümpfte die Nase angesichts der kalten Nähe und barbarischen, dämonischen Aura, die Preston umgab. Sie kniff die Augen zu und drückte kurz und schmerzlos den Kuss für die Münzen auf Prestons kalte, vernarbte Lippen. Zelda trat rückwärts und wischte sich mit einem Ärmel die Lippen ab.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so mutig bist, Schätzchen.“ Zelda erwiderte nichts und öffnete ihre rechte Handinnenfläche. „Gib’ mir die Münzen.“ Er nickte und legte jene in ihre warmen Hände. Er lächelte das erste Mal auf eine Weise, die Zelda bei ihm noch nie erfahren hatte. Er lächelte dankbar und beinahe rechtschaffen.
 

„Danke“, meinte Zelda. Und vielleicht dankte sie ihm nicht für die Münzen, sondern für die Tatsache, dass er ihr die Augen geöffnet hatte. Sie musste Link endlich die Worte sagen, die schon lange überfällig waren... Er nickte bloß und in einem Wimpernschlag war er verschwunden.
 

Das Drachenbaby hüpfte wieder auf Zeldas Schultern und rieb sein Köpfchen an ihrer Wange. „Es ist in Ordnung. Er ist fort“, sagte sie.

„Du fürchtest dich vor dem Bösen, nicht wahr, Kleines?“ Es nickte und schnurrte, als Zelda ihm sanft unter dem Maul graulte.
 

Währenddessen verrann die Zeit trügerisch für den selbstlosen Helden, der wusste, was passierte, wenn er dieses Spiel nicht meistern würde. Nicht nur seine Seele hätte er verkauft, sondern die Erde und Hyrule wären für alle Zeiten gefangen in Ganons gierigen Händen.
 

Bisher hatte Link es gerade mal geschafft den grünen Weisen zu komplettieren, wo sein Gegner bereits den zweiten abgeschlossen hatte. Und Link wusste um die Regeln des Dämons. Er verwendete unfaire Karten. Karten, die er zusätzlich in das magische Spiel mit eingebaut hatte. Wenn Link sich also nicht etwas einfallen ließ, dann würde er das Spiel sehr erbärmlich verlieren.
 

Links Hände schwitzten bereits und seine Anspannung wuchs, als die Uhr des Schicksals zur Hälfte abgelaufen war.

„Sieht so aus, als müsste ich den letzten Weisen nehmen. Aber...“ Und der Dämon funkelte gehässig mit seinen abstoßenden, schwarzen Augen. „Aber dafür habe ich eine schöne Karte.“ Er grinste und seine spitzen Zähne blitzten aus dem verschlagenen Gesicht mit der fahlen Haut auf.

„Die Karte der Ungerechtigkeit. Sie besagt, dass du den letzten Weisen nehmen darfst oder musst, Held.“

„Welch’ Überraschung“, murrte Link trocken. Und nahm es einfach hin. Was sollte er auch sonst tun? Er musste sich zusammenreißen, er musste einen kühlen Kopf bewahren und Vertrauen in jenes Spiel, das Zelda und ihn in einem Traum zusammengebracht hatte. Er atmete tief ein und spielte weiter, komplettierte wie besessen die Steine, bis ihm etwas Entscheidendes auffiel. Etwas Besonderes, welches nur dem Wissen seiner früheren Persönlichkeit entspringen konnte. Er handelte intuitiv und doch, so wusste er, war dieser Spielzug die einzige Waffe, das einzige Mittel, diesen Dämon in die Flucht zu schlagen.
 

Die Zeit war nun fast abgelaufen und Link war im Rückstand. Er hatte alle Weisen komplettiert, aber der farblose war übrig. Noch alle drei Steine des Farblosen lagen weit verteilt auf der glatten Spielfläche.

Doch etwas stimmte nicht. In Links Augen lag nun kein Grund mehr zur Beunruhigung, obwohl die letzte Minute angebrochen war. Ein tapferer Ausdruck lag auf seinem ansehnlichen Heldengesicht. Ein Ausdruck voller Macht und Mut.
 

„Was grinst du so, Held? Freust du dich so sehr über deine Niederlage?“

Links Mundwinkel zogen sich verräterisch und belustigt nach oben. Der Dämon jedoch deutete diese Geste lediglich als Verzweiflungstat.

„Wer spricht von Niederlage. Ich habe einen kleinen Bonus.“ Überlegenheit sprach aus Links Worten.

„So genau scheinst du die Spielregeln doch nicht zu kennen, oder? Es gibt viele Tricks im Spiel der Sieben Weisen. Tricks, die fast niemand kennt. Tricks, die man nur herausfindet, wenn sich Zufall oder Schicksal einmischen. Auf meiner Seite, so weiß ich, steht heute das Schicksal.“
 

Link legte seine letzte Karte auf das Brett und plötzlich blieb am Rande der Uhr der Minutenzeiger stehen. „Ich bin die Wiedergeburt des Helden der Zeit. Warum sollte ich nicht über die Macht der Zeit verfügen können?“, lachte Link. „Du hast mich gewaltig unterschätzt.“

„Aber wie hast du...?“

„Ganz einfach. Es gibt Drillingskarten im Spiel der Sieben Weisen. Eine Karte des mutigen, des weisen und des kraftvollen Herzen. Mit diesen drei Karten konnte ich die Zeit anhalten. Und dreimal darfst du raten, was als nächstes passiert.“
 

Die rabenschwarzen Augen des Dämons weiteten sich und er beobachtete mit Entsetzten, was geschah.
 

Die Farben leuchteten auf und bildeten eine Straße aus farblosem Gestein. Ein Weg für die drei Teile des farblosen Weisen. Ein Weg, damit jene sich finden konnten. In Sekunden schoben sich die drei Teile zu einem ganzen zusammen.

Link lachte, als seine vier Weisen komplettiert vor seiner Nase standen. Und die Zeit nicht abgelaufen war. Er hatte gewonnen, auch mit den unfairen Karten seines Feindes.

„Sieh’ es ein, du nichtsnutzige Kreatur des Bösen. Dieses Spiel ist nicht für dreckige Hände wie deine geeignet und nicht einmal deine gefälschten Karten haben dir den Hals gerettet.“ In dem Moment klappte sich das Spiel wie von Geisterhand zu einer runden Kugel zusammen, dankte dem Gewinner für das Spiel.
 

„Ich habe gewonnen. Also sei’ so fair und gib’ mir die Münze.“ Der Dämon starrte ungläubig in das Gesicht des Heroen, und holte eine goldene Münze aus seiner Tasche. Link nahm sie an sich, hüpfte auf die Beine und lief zu seinem Schwert, welches noch immer in der Wand steckte.

„Ach und ja... Ehe ich es vergesse“, sagte Link belustigt. „Brav. Brav!“ Höhnend wiederholte Link jene Worte, die der Dämon ihm vorhin unterbreitet hatte.

Damit breitete die Gestalt des Bösen erzürnt den Mantel aus und verschwand im Nichts.
 

Mit einem Jauchzen zog Link sein Schwert aus der Wand, blickte noch einmal zu dem Spiel der Sieben Weisen und dankte dem Schicksal und der Zeit.

Er wusste nicht, woher er den Trick kannte. Aber jener hatte ihm den Hals gerettet...
 

Zufrieden trat der junge Heroe aus der Tür heraus und entdeckte als erstes zur größten Freude seiner selbst, seine Prinzessin in der Mitte auf dem kleinen, steinernen Plateau hocken. Sie hatte etwas auf ihrem Schoss, was ihn im Moment nicht interessierte. Freudig rannte er in ihre Richtung, lächelte und rief ihren Namen sehnsuchtsvoll. Zelda blickte verwundert auf und lächelte ebenso. Das Drachenbaby wurde plötzlich unwichtig, sie hüpfte auf die Beine und rannte direkt in Links starke Arme.

Er hatte nicht einmal die Lust irgendetwas zu sagen, hob Zelda an ihrer Hüfte in die Höhe und küsste sie leidenschaftlich und wild. Zelda murmelte während des Kusses: „Ich bin so... froh...“ Er unterbrach sie wieder. „...so froh...“ Und er stoppte ihre Worte mit einem weiteren Kuss.

„... so froh, dass du lebst...“ Er ließ sie zurück auf die Beine und blickte besorgt in ihre müden, blauen Augen. Sanft strich er einige Strähnen hinter ihr Elfenohr.

„Ich frage mich gerade, wie ich es nur jemals ohne dich ausgehalten habe...“, murmelte er und drückte sie näher an sich. Zelda schloss ihre Augen und lehnte ihren Kopf für einige Minuten an seine feste Schulter.
 

Link fixierte dann endlich das kleine Drachenbaby, welches piepsend um Zuneigung bettelte. Erstaunung zeigte sich in irritierten tiefblauen Augen. Wie sollte er auch nicht? Link hatte noch nie ein kleines Drachenbaby gesehen. Sicher, in Irland war ihm ein ausgewachsener Drache von der bösen Sorte über den Weg gelaufen. Aber dieses Baby sprengte gerade seine Vorstellungskraft. Er löste sich langsam von Zelda, schenkte ihr ein verliebtes Grinsen und widmete sich dem kleinen magischen Wesen.
 

„Wo hast du das denn gefunden, Zelda.“

„In einem Kerker... ich konnte es nicht dort lassen.“ Sie lächelte schwermütig und kniete neben Link nieder, lehnte sich haltsuchend an ihn.

„Was sollen wir bloß tun? Es ist so ziemlich allein hier...“ Link nahm das winzige Wesen auf seine Arme und streichelte über die gräuliche Mähne. „Es ist so niedlich...“, meinte er und blickte lächelnd in Zeldas Augen. „Aber es erinnert mich irgendwie an Namenlos. Weiß zwar nicht warum, aber das ist es...“ Verdutzt schaute Zeldas das kleine, schwarze Wesen wieder an und blickte suchend in die dunklen Augen.

„Du hast Recht. Das mir das jetzt erst auffällt. Es ähnelt von dem Ausdruck in seinen Augen tatsächlich dem Pferd ohne Namen...“

„Ob dieser Drache so etwas wie ein göttliches Wesen ist, wie das Pferd?“ Zelda nickte.

„Wir werden es sicherlich bald herausfinden und ich hoffe, wir finden eine Lösung für das kleine Drachenkind. Ich würde es ungern hier lassen.“ Link stand auf und das kleine Wesen hüpfte um seine Stiefel.

„Dann würde ich meinen, wir nehmen es einfach mit.“ Zelda nickte und suchte ein weiteres Mal seine Umarmung.
 

Arm in Arm standen sie nun hier im achten Stockwerk, genossen die Nähe des anderen, nachdem der gesamte Tag für die nervtötende Suche nach den Münzen verloren schien.

„Ich bin ziemlich müde...“, gab sie zu.

„Und ich erst...“

„War deine Suche erfolgreich?“, murmelte sie in die grüne Tunika seiner Brust. „Mehr oder weniger...“

Sie sah mit ihren schönen blauen Augen auf und blickte ihn durchdringend an. „Und das heißt?“ Sein Blick war anziehend und doch lag unermessliche Besorgnis darin.

„Ich hatte ein paar unangenehme Begegnungen.“ Zelda legte eine Hand auf seine rechte Wange und ihr Blick wurde trauriger. „Ich hatte einige unangenehme Träume...“, meinte sie daraufhin.
 

Er umzirkelte ihre Körper wieder mit seinen Armen, dachte an diesen Dämon, der etwas von Illusionen gefaselt hatte und wurde besorgter.

„Zelda... das waren keine Träume. Es gibt in diesem Tempel ein Wesen, welches Illusionen spinnt und uns diese auferlegt.“ Sie sah überrascht auf.

„Du hattest auch solche Illusionen?“ Er nickte.

„Waren sie unangenehm?“, fragte Zelda und fürchtete schon die Antwort, aber Link lächelte. „Nein, ich wurde von einer hübschen Blondine mit blauen Augen und dem perfektesten Body überhaupt verführt.“ Zeldas Blick wandelte sich und Link konnte auch so erkennen, welcher Ernst und welche Wut sich in ihre anstaute.

„Aber keine Sorge... die Blondine warst du, mein Engel.“ Zelda schüttelte den Kopf, hob ihren Zeigefinger und löste sich von ihm.

„Das ist nicht lustig, Link. In meiner Illusion hast du mich mit einer hässlichen Blondine namens Ilona betrogen.“ Da war Kälte in ihrer Stimme und Kränkung, obwohl der junge Heroe ihr diese Illusion nicht geschickt hatte, obwohl Link überhaupt nichts dafür konnte. Zelda trat wenige Meter weiter und spürte plötzlich Links Hände, die an ihrem Bauch entlang streichelten. „Zelda... ich würde niemals... nicht einmal daran denken...“ Er liebkoste mit seinen Lippen das blonde Haar an ihrem Hinterkopf und hörte einen leisen weinerlichen Ton von ihren Lippen entkommen.

„Zelda?“ Er drehte sich zu ihr und nahm das bildhübsche Gesicht in beide seiner Hände.

„Entschuldige... es war nur so entsetzlich...“, meinte sie leise und wischte sich selbst die Tränen fort. Es war nur eine Illusion, aber sie tat immer noch weh...
 

„Diese Illusionen, die wir beide hatten, sind nicht gewöhnlich... Und ich begegnete diesem Dämon vorhin, der sich als Herr und Meister über diese krankhaften Phantasien berufen fühlt.“ Beunruhigt küsste Zelda ihren Heroen auf die Lippen.

„Meinst du, er versucht uns dadurch zu beeinflussen, sodass wir...“

„.. die Mission nicht vollenden können.“

„Gewiss... Wir sollen einander misstrauen, damit wir scheitern.“

„Hast du ihn besiegen können?“, meinte sie hoffnungsvoll, aber Link neigte das Haupt und schüttelte den Kopf. „Er liebt ein Katz- und Mausspiel...“
 

„Nebenbei... wie viele Münzen hast du, Link?“ Stolz präsentierte er ihr die fünf Münzen, die er unter Willens- und Körperkraft errungen hatte.

„Wie viele hast du?“ Er lächelte und Zelda wusste, dass ihm das Lächeln gleich wieder vergehen würde... Aber sie musste ihm von Preston berichten und ihm diesen dummen Kuss gestehen. Auch, wenn es lediglich eine unsinnige Bedingung Prestons war. Eine Bedingung ohne Bedeutung. Ein Kuss ohne Leidenschaft und Zuneigung. Zelda blickte beinahe ängstlich in seine tiefblauen Augen, biss sich auf die Lippen und darreichte ihm einen Stapel Münzen, die ihn als Helden Hyrules ziemlich arm aussehen ließen.
 

„Bei den Göttern, Zelda. Wie hast du das angestellt?“ Fassungslos zählte er die Münzen in ihrer Hand. „Du hast bereits elf Münzen!“ Sie trat wenige Schritte rückwärts und suchte Abstand. Allein daran erkannte und spürte Link, dass seine Prinzessin ihm etwas verschwieg.

„Ich habe diese Münzen nicht alle alleine gesammelt.“ Ihr Blick blieb am Steinboden der Brücke haften. „Du hattest Unterstützung.“

„Preston war hier und überreichte mir die sechs anderen.“ Links Augen wurden größer.

„Wie bitte? Preston?“

,Aber das war anscheinend noch nicht alles’, dachte Link. Er ahnte sorgenvoll, dass Zelda ihm etwas verschwieg. Und es war nichts Einfaches, nichts Leichtes, was sich von selbst klären würde, oder was man schnell vergessen konnte.

Link wand sich seitlich und sagte kühl, aber auch beflissen. „Was hast du ihm dafür gegeben?“ In seinen Worten lag Schmerz und Frust.
 

Zelda nahm einen tiefen Atemzug und suchte weitere Schritte Abstand. Sie wusste, dass Link sie schon lange durchschaut hatte. Das spürte sie an der Kühle seiner Aura und an der Haltung. Abweisend. Herzlos stand er vor ihr und sein unruhiger Blick ging an die Decke, wo eine Dachluke zu einem weiteren Raum führte.
 

Sie konnte ihm doch nicht einfach an den Kopf werfen, dass sie Preston dafür küssen musste. Aber sie musste ebenso ehrlich und aufrichtig sein, wenn ihre Beziehung zu Link einen Sinn haben sollte.

„Sag’ schon, was hast du getan, damit er dir ganze sechs Münzen anvertraut hat?“
 

Ob Link es verstehen würde? Oder würde sein Dickkopf dafür sorgen, ihre Beziehung erkalten zu lassen?
 

„Dein Schweigen sagt mir jedenfalls nichts Gutes...“, meinte er und wand sich um. Sein Blick war traurig, aber auch ein wenig sehnsüchtig.

Eine Träne tropfte über Zeldas linke Wange und sie sprach leise: „Er verlangte einen Kuss...“

Link wich zurück und fiel aus allen Wolken. Er breitete die Arme auseinander, wollte etwas sinnvolles sagen, aber drehte sich nur um und lief wenige Schritte. Er versuchte sein Haupt zu wahren, das kochende Blut in seinen Venen unter Kontrolle zu bringen und lief zu jener Tür, durch die er vorhin getreten war. Er stützte sich an dem Holz der Tür ab und sprach im Flüsterton: „Und du hast eingewilligt?“

„Ja...“, sprach sie gequält und schaute beschämt zu ihren Füßen.

„Ich kann das nicht glauben... Zelda...“, sagte er verletzt und schüttelte den Kopf. „Wie konntest du nachgeben? Wie konntest du ihn... küssen?“ Seine Worte wurden lauter und wütender.

„Am besten noch einen ordentlichen Zungenkuss, oder was?“, rief er.

„Es war nur ein kurzer Kuss...“, schluchzte sie. Zelda blickte mit Tränen in den Augen auf, und hoffte auf Links Verständnis. Aber er blieb stur und würde ihr vermutlich nicht verzeihen wollen.

„Ein Kuss ist ein Kuss...“ Er stapfte weiter hin und her.

„Denkst du, ich vergesse das einfach auf die Schnelle. Da kennst du mich aber besser!“, kreischte er, trat wieder näher und Zelda sah erschreckend den Schmerz gemischt mit tosender Wut in seinen Augen. Und jener Schmerz war neu, von einer unheimlichen Art, den sie noch nie in dem tiefen Blau seiner Augen erkannt hatte.
 

„Wir hätten eine andere Lösung gefunden“, meinte er.

„Ach ja? Wann? Morgen früh etwa? Wie lange hätten wir noch in diesem Tempel herumirren sollen?“ Sie legte ihre Hände gefaltet auf ihre Brust und meinte leise: „Ich habe das nur für die Mission getan. Denkst du, es hat mir Spaß gemacht!“, rief sie und weitere Tränen tropften von ihren Wangen.

„Ich weiß nicht...“

„Bist du verrückt? Traust du mir wirklich zu, ich würde an so einem Ekel Gefallen finden? Es hat mich angewidert und ich hasse mich dafür. Aber, Link... ich musste das tun... Es war eine simple Entscheidung für Hyrule und die Erde. Wir brauchten doch die Münzen. Wir könnten die Rückkehr zur Erde vergessen, wenn wir die Münzen von Preston nicht hätten.“ Aber ihre Rechtfertigung ergab für Link im Moment einfach keinen Sinn.
 

„Verdammt Zelda... Es ist einfach nur abartig, dass du diesem Widerling den Gefallen getan ist, dass du dich ihm angenähert hast, dass du ihn berührt hast. Allein der Gedanke, du würdest ihn küssen, ist...“ Link brach mit den Worten ab und trat an die Holztür. Er wurde mit jeder Minute rasender und Zelda konnte es ihm nicht einmal verübeln...
 

„Link, bitte lass’ uns in Ruhe darüber reden“

„Es gibt nichts mehr zu bereden“, sagte er kühl. Zeldas Augen standen starr. Was meinte er mit diesen Worten? Sie trat näher und suchte die Wahrheit in seinen Augen. Und erneut hatten ihre Entscheidungen sie beide in eine Sackgasse geführt. Wie damals...

,Es gibt nichts mehr zu bereden?’ War das etwa das Ende ihrer Beziehung? Wegen einem dummen Kuss, der an die Bedingung der Missionserfüllung geknüpft war?
 

„Link... was meinst du... damit?“ Sie kämpfte mit den Tränen und sah auf, spürte Zorn und Kälte von ihm ausgehen und wagte sich nicht einmal in seine Nähe.

„Ich muss mich beruhigen. Eine Münze fehlt noch.“ Sein Blick ging hinauf an die Luke ganz oben im zehnten Stockwerk. „Ich schau’ mich dort oben um.“

Zelda nickte und hockte sich wieder zusammen mit dem Drachenbaby auf das Plateau, beobachtete Link, der an einer Kette hinaufkletterte und weinte über ihre eigene Dummheit, als er durch die Luke verschwand.
 

,Was habe ich nur getan...’, sagte sie in stillen Gedanken. ,Warum hab’ ich das nur getan?’

Sie presste ihre Hände auf die roten Lippen und begann sich mehr und mehr für diese ekelhafte Berührung Prestons zu schämen. Sie war eine Prinzessin, und was hatte sie getan? Das Verlangen eines Verräters gestillt. Damit machte sie sich selbst zu einer Verräterin. Einer Verräterin ihrer Liebe zu Link...
 

Außer sich vor Zorn und einem unersättlichen Gefühl der Demütigung in seinem Herzen erreichte Link die Luke am dunklen, kantigen Gewölbe. Mit einer Hand hing er an der großgliedrigen Kette und mit der anderen schob er die robuste Eisenplatte ins Innere. Gekonnt schwang er sich anhand der Kette hinein in den Raum und hatte zunächst eine Treppe vor sich, die weit hinaufführte.

Verletzt stiefelte er nach oben, stellte sich ohne es zu wollen den Kuss Zeldas mit Preston vor und fragte sich die Spur eines Augenblicks, ob er in ihrer Beziehung etwa zu wenig verlangt hatte. Verdammt, vermisste seine Prinzessin irgendetwas, was er ihr noch nicht gegeben hatte? Sollte er vielleicht gröber sein ihr gegenüber? War er etwa zu liebevoll? Und warum sonst küsste sie diesen Widerling, der keinen Hauch von Zärtlichkeit oder Zuneigung hatte.
 

„Verdammt!“, rief er, trampelte verbittert an die Seitenwand und schlug mit der linken Faust auf das harte Gestein ein. Was erwartete sie denn von ihm? Sollte er sie überrumpeln, oder was? Und mit jeder weiteren Minute kam der großherzige Heroe auf unsinnigere Gedanken gegenüber seiner Prinzessin, hatte Angstgefühle, dass seine Küsse ihr nicht ausreichten, ihr vielleicht nicht einmal etwas bedeuteten, fürchtete, er gab ihr einfach nicht genug...

Aber den einzigen Grund für Zeldas Entscheidung schlug er in alle Winde. Und irgendwo tief drin wusste Link, dass sie Prestons Bedingung nur wegen der Mission erfüllt hatte. Aber der Sturkopf und die schürende Eifersucht in seiner jugendlichen Birne machten im Augenblick anscheinend jeden vernünftigen Gedanken zunichte.

Murrend stapfte er weiter und erreichte weit oben das Ende der Treppe und zusätzlich viele, kleine viereckige Ebenen, über die er springen müsste um in einer hintersten Ecke eine strahlende Münze in seine Hände nehmen zu können. Unschuldig und wartend lag die siebzehnte Münze auf einem viereckigen Plateau.
 

Aber irgendetwas an diesem Ort beunruhigte den Heroen und die alte, mutige Seele, die tief in seinem Bewusstsein schlummerte. Gefahr und ihre böswilligen Gesichter kroch hier umher, schlang sich wie eine kalte Haut um die vielen viereckigen Flächen, die von magischen Schwingen getragen in der Luft standen. Und Link war sich nicht ganz sicher, ob diese Vierecke alle so fest und sicher waren wie sie aussahen. Er suchte in einer magischen Tasche nach einem unnötigen Gegenstand und fand eine Brotbüchse, die er sowieso nicht mehr benötigte. Das Brot war ihnen am heutigen Tage ohnehin ausgegangen.
 

Er warf die Büchse auf eines der vielen Plateaus vor seiner Nase, aber seine Vermutung bestätigte sich nicht. Das Plateau sank nicht hinab, so wie er annahm. Anscheinend war der Weg über die Luft doch sicherer als er glaubte. Vorsichtig sprang er auf den Felsblock, der in der Luft schwebte, fühlte unter seinen Füßen, wie dieser wackelte und vibrierte. Aber er hielt sein Gewicht. Auf diese Weise- durch vorsichtiges Herantasten- legte der junge Heroe ein ganzes Stück an Weg zurück, und war im Nu auf der Hälfte des Weges, hatte die glänzende Goldmünze direkt in seinem Blickfeld und warf erneut die alte Brotbüchse auf einen der schwebenden Felsblöcke. Das Plateau wackelte, aber hielt die leichte Brotbüchse aus. Zaghaft trat Link auf jene Möglichkeit des Weges.

Zuerst geschah nichts anderes als vorher. Die viereckige Platte wackelte und schien ihn auszuhalten. Plötzlich aber und ohne die geringste Vorwarnung, rauschte der Felsblock so schnell in die Tiefe, dass Link nicht rechtzeitig reagieren konnte.

Ein lauter Schrei donnerte in dem langen Schacht umher. Ein angstverzerrtes Rufen eines Kämpfers. Link suchte nach einem Halt, rutschte kläglich an glattgeschliffenen Wänden anderer Felsblöcke ab und schien in der Tiefe zu verschwinden.
 

Genauso überraschend wie das Einstürzen des Felsblocks, fühlte Link mit einem Mal eine feste, starke Hand, die ihn an seinem Unterarm umfasste und mit Leichtigkeit erneut nach oben hievte. Ein paar bösartige, glühende Augen sahen belustigt in seine tiefblauen. Dunkles Haar hing in einem vernarbten jugendlichen Gesicht. Es war Preston, der letzte Kerl, den Link im Moment sehen wollte.
 

Sofort als Link auf sicherem Boden stand, riss er sich los und maulte: „Du! Du bist der letzte, von dem ich mich retten lassen wollte, du Schwein!“

„Tja, ändern kannst du es ohnehin nicht mehr, Link“, lachte jener Jugendliche.

„Warum hast du mich nicht einfach in Ruhe gelassen, ich hätte mir zuhelfen gewusst!“

„Jaja... ist gut, Zwergenheld!“ Preston schlug erheitert seine Hände hinter den Kopf und meinte: „Der Rest des Weges ist sicher. Also hol’ dir die Münze und rette mit deiner Prinzessin die Welt.“ Preston grinste und hatte nicht den Hauch einer Chance auf das zu reagieren, was folgte. Eine starke Faust bohrte sich in Prestons Gesicht und jener wurde aufgrund der Wucht einer mit Macht gefüllten Hand an einer der kalten Wände geschleudert.
 

Schockiert sah er auf und blickte in das wutverzerrte Gesicht des Heroen. „So... das tat gut!“, murrte Link und atmete tief aus. Preston richtete sich auf und wischte sich über die blutigen Lippen. „Und bevor du fragst, das war für deine widerliche Bedingung, die du an Zelda gestellt hast“, dröhnte der Heroe, fühlte sich fast ein wenig besser, jetzt, da er Dampf abgelassen hatte. „Für diesen dreckigen Kuss!“

„Sie hat es dir sofort gestanden... hätte ich nicht gedacht“, meinte Preston und trat dummerweise wieder näher an einen sehr mürrischen, eifersüchtigen und wütenden Link heran. „Ja, es gibt eben noch Leute, die aufrichtig zueinander sind“, sagte Link, obwohl er Zeldas Aufrichtigkeit anzweifelte.
 

„Aber du kannst ihr jetzt vermutlich nicht mehr so vertrauen, wie vorher, was?“, lachte Preston. Als Link darauf nicht ein Wort erklingen ließ, lachte Preston noch lauter.

„Haha... du bist vielleicht ein Idiot“, kicherte der schwarzhaarige Jugendliche. Link ballte die Fäuste und fühlte erneut etwas Seltsames in sich. Eine monströse Energie, die er nicht einmal richtig kontrollieren konnte.
 

„Ein riesiger Idiot“, lachte Preston. Derweil zog Link vor Zorn und Rage sein Schwert. Die Klinge klirrte gefährlich, aber Preston ließ sich nicht einschüchtern. Im Gegenteil, er trat noch näher.

„Was für ein Idiot, dass du ein solches Affentheater machst, wegen einem einfachen, oberflächlichen Kuss. Sieh’ dich doch mal an. Ist das etwa dem Helden der Zeit ähnlich? Sich wegen einem kleinen Kuss so aufzuregen, und deine Prinzessin hat das noch nicht einmal freiwillig gemacht. Und ihre Zunge hat sie auch in ihrem hübschen Mund gelassen.“ Link war im wahrsten Sinn des Wortes sprachlos und ließ die Klinge wieder sinken. Er gab es nicht zu, aber Preston hatte Recht, auch wenn er ein riesiges Ekel war. Link führte sich auf wie ein unzurechnungsfähiger Blödmann, nur wegen einem Kuss...
 

„Zelda liebt dich, und du hängst ihr diesen dummen Kuss nach. Du bist wirklich ein Idiot!“ Preston trat näher, hatte immer noch dieses unverblümte Grinsen in seinem Gesicht. Link dagegen wurde fahl und leichenblass...
 

„Sie hat es dir gesagt?“, fragte er ungläubig.

„Was, dass sie dich über alles in der Welt liebt?“ Verlegen schaute Link zu seinen Stiefeln.

„Jaha, und mit einer Hingabe“, amüsierte sich der Schwarzhaarige.

„Sie hat es dir noch nicht gesagt, was?“

,Ja, das stimmte leider’, dachte Link. Diese drei kleinen Worte hatte Zelda noch nie über ihre Lippen gebracht.

„Schon mal dran gedacht, dass sie sich vor diesen drei Worten mehr fürchtet als vor Ganondorf?“

„Und warum erzählst du mir das überhaupt? Warum hast du mir den Hals gerettet?“, murrte der Heroe und hüpfte mit einer großen Portion Leichtsinn auf die nächste viereckige Fläche. Aber er hatte Glück.

„Ach... ich weiß auch nicht. Ich hatte den Drang, mal nett zu sein. Außerdem will ich wieder ein Mensch sein, das weißt du hoffentlich noch. Ein anderer Grund ist, dass Zelda dich liebt und ich wohl schlecht zulassen kann, dass du in diese mörderische Tiefe stürzt.“ Link nickte gelangweilt, hatte keine Lust mehr auf diesen Smalltalk mit Preston und erreichte endlich die letzte Münze. Als er sich umdrehte, stand Preston plötzlich direkt vor seiner Nase und gab ihm eine richtig gemeine Kopfnuss.

„Wofür war das, du verdammter Hurensohn?“, fauchte Link und holte erneut mit der Faust aus, aber Preston bückte sich, so schnell er konnte.

„Dafür, dass du so ein Idiot bist. Ich glaube, eine größere Hohlrübe gibt es nicht. Echt mal, du wirst von der tollsten Frau Hyrules geliebt und bist so dermaßen misstrauisch, dass du noch nicht einmal bemerkst, wie du sie mit deiner Eifersüchtigkeit verletzt. Du Arsch, sie liebt dich. Also verhalte dich dementsprechend und zeig’ ihr, das sie diese Zuneigung nicht bereuen muss.“ Preston grinste, und hatte wohl das erste Mal in seinem Leben für derartige Worte den Nerv.

„Kapiert, du Idiot?“ Link schnaufte und umfasste fester die Klinge in seiner Hand.
 

Preston trat langsam weiter und setzte leiser hinterher: „Ach und ja, Ganondorf erwartet euch beide schon. Er schärft seine Waffen. Sei’ also auf der Hut, Zwergenheld.“ Damit erzeugte der Schwarzhaarige ein dunkles Feld vor seinem Antlitz und verschwand in dreckigen Nebeln, wurde verschluckt wie ein bisschen Materie von einem schwarzen Loch...
 

Link hangelte sich bedacht die lange Kette hinab und trat langsam vor seine Prinzessin, die das Drachenbaby verwöhnte. Nicht einmal einen Blick in ihre himmelblauen Augen brachte er über sich. Und so trat Link wenige Schritte weiter und murmelte gezwungen: „Wir müssen weiter. Ich habe die letzte Münze...“ Zelda nickte, lief zu ihm hinüber und wollte annähernd nach seiner Hand greifen, aber Link zog diese weg, schüttelte stur mit dem Schädel und machte ihr mit einer so einfachen Geste deutlich, wie nötig er ein wenig Abstand hatte. Zelda legte ihre Hände auf ihr Herz, blickte traurig zu Boden und lief einfach nur hinter ihm her. Auch sie sagte nichts, bekämpfte ihre taube Kehle und versuchte nicht schon wieder mit so etwas Dummen wie dem Weinen anzufangen. Sicher, sie verstand sehr gut, wie verletzend ihre Handlung gewesen war, aber hatte sie denn eine Wahl gehabt? Warum konnte Link das nicht nachvollziehen. Es war doch nur ein oberflächlicher, kleiner Kuss...
 

Schweigsam erreichten die beiden Hylianer erneut das Erdgeschoss und setzten ohne irgendein Wort zu verlieren, die Münzen in die vorbestimmten siebzehn Einkerbungen. Ein lautes Dröhnen wurde hörbar unter ihnen und im selben Augenblick bebte der Boden wie bei einem Vulkanausbruch. Die Seitenwänden bröselten und einige Treppenstufen krachten von oben herunter. Und der Boden begann so entsetzlich zu beben, dass jene Erschütterung Zelda und Link zum Hinlegen zwang.
 

Es war ein Mechanismus, gefertigt von den klügsten Architekten Hyrules. Ein Triebwerk, welches durch viele kleine Rädchen und anderes Werkzeug tief im Vulkangestein Energie freisetzte, die plötzlich und gewaltig die gesamte Feuersäule verschlang. Es röhrte und donnerte und mit einem Tosen rauschte die gewaltige Feuersäule schnell und brutal hinab, als würde sie von einem Feuerfresser verschlungen...
 

Es wurde wieder still in der gewaltigen Weisenstätte des Feuers, still genug, um die eigene Atmung wahrzunehmen, den schnellen Herzrhythmus des anderen zu spüren. Link vergewisserte sich mit einem kühlen, unauffälligem Blick über seine Schulter, ob mit Zelda alles okay war, fühlte sich erleichtert deswegen und schaute dann trügerisch zu dem freigelegten Weg. Der Pforte, welche die Feuersäule erst versperrt hatte. Eine merkwürdige Treppe führte tiefer in den Tempel. Treppen, die kreisförmig in dem Loch angeordnet waren und sich tief am Boden trafen. Ohne Blick. Ohne Gefühl und den Versuch von Nähe zu Zelda tapste Link die Treppenstufen hinab und hörte hinter sich nur die klappernden Stiefel seiner Prinzessin und das aufgeregte Piepsen des kleinen Drachenbabys.
 

Als Held und Prinzessin das Ende ihres Weges erreichten und es anscheinend keinen weiteren Weg gab, brach unter ihnen der Boden entzwei und sie landeten schreiend an dem Ufer eines gigantischen Lavasees hier im Untergrund der Weisenstätte. Ein robustes Boot aus einem merkwürdigen, magischen Material war an dem Ufer angelehnt und wartete auf seine Gäste. Aber ihr Weg war versperrt. Jemand wartete bereits auf ihr Erscheinen. Der Gastgeber in seinem widerlichen Spiel mit krankhaften Illusionen. Ein breiter Dämon stand mit dem Rücken am Ufer, direkt vor den zwei Hylianerherzen und breitete seinen Ledermantel aus.

„Ihr erscheint recht spät, meine Gäste“, schnalzte er und hob die dunkle Kapuze von seinem Haupt. Das Abbild eines starken Mutanten gab sich preis. Die bedeutsame Kreation des Schreckensfürsten. Der Mischling aus Moblin und Eisenprinz, der sich die vergifteten Seelen, dunklen Gedanken und spärlichen Fähigkeiten vieler unnutzer Moblins eingehaucht hatte.
 

Ein einzelner Moblin aus Ganons Armee war vielleicht dumm und einfältig, aber viele von ihnen bildeten ihre eigene Horde der Besessenheit und des Todestriebs. Eine Horde von ihnen im eigenen Kopf krönte und erfreute den Mutanten und machten ihn stärker als es selbst dem Meister des Bösen recht war. Troplox, der Mutant, war nun stark genug, um sein eigener Meister zu sein...
 

Intuitiv rückte Link einige Meter zurück und drückte Zelda entgegen ihres Willens ebenfalls nach hinten.

„Wir sind nicht deine Gäste. Wir schlagen deine Einladung aus“, sagte Link trocken und kalt. Denn er wusste, wen er vor sich hatte und diesen Gegner durfte er nicht unterschätzen.

„Wer sagt, dass die Einladung eine freiwillige ist, Held“, zischte der Mutant und trat einige Schritte näher. Erneut wichen Link und Zelda rückwärts und der Kämpfer schaute hilfesuchend zu der einzigen Fluchtmöglichkeit. Dem Boot, welches sie über den gefährlichen Lavasee bringen könnte.
 

„Aber ihr habt Respekt vor mir!“, zischte der Mutant und grinste biestig. Seine schwarzen Zähne gaben sich aus einem vernarbten Maul preis. „Daher möchte ich mich bescheidenerweise mit Geduld und Eitelkeit vorstellen.“ Er breitete muskelbepackte Arme auseinander und die wenige Lederbekleidung um seinen kräftigen Oberkörper und die Hüfte straffte sich reibend. „Mein Name ist Troplox und ich bin ein Illusionsspinner. Eine Freude für Geist und Seele. Ein Genuss für den Körper in traumhaften Illusionen gefangen zu sein und eine Schande für das verliebte Herz. So wie die Magd an dem Spinnrad sitzt und ihren Garn erschafft, erschaffe ich Illusionen in allen Farben und Formen... Illusionen des Leids und der Freude in aller Lebendigkeit. Und alle fallen sie auf meine Illusionen herein...“, feixte das Ungetüm und heftete seinen Blick zu der jungen Prinzessin. Er leckte sich über seine fleischigen Lippen und murrte ein wenig düsterer: „Aber mir scheint, die Prinzessin Hyrules flieht lieber vor ihren Illusionen, obwohl sie doch nicht immer unangenehm waren, nicht wahr?“

„Was soll das heißen?“, antwortete Zelda prompt und dachte heimlich an diese Phantasie ihres dicken Bauches, dem Schlossgemach und dem Baby in der Wiege.

„Nun...“ Troplox lief einige Meter rückwärts und fixierte den riesigen Lavasee mit seinen glühenden, teuflischen Augen.

„War es nicht Genuss für dich verwöhnt zu werden von einem liebevollen Verehrer in dem eigenen Schlossgemach?“ Erschüttert und erneute Enttäuschung wachrufend drehte sich Link zu Zelda und konnte nicht verstehen, dass sie ihm wieder etwas verschwiegen hatte.
 

„Damals in den Kokiriwäldern... das warst auch du?“, meinte Zelda entgeistert und dachte an die vielen Halluzinationen, die ihr damals wiederfahren waren. Nun ergaben sie Sinn. Nun verstand sie deren Zweck der Verwirrung und deren Grausamkeit bis ins kleinste Detail.
 

„Jahhh“, schnurrte der Illusionenspinner. „Aber meine Fähigkeiten zu dem Zeitpunkt waren alles andere als ausgereift. Hast du diese Illusionen vom Tod deines Liebsten wenigstens genossen, Prinzeschen?“ Zelda blickte gedemütigt zu Boden, kniff die Augen zusammen und erinnerte sich ohne Kontrolle an die Bilder ihrer Illusionen. Bilder, als Links Kopf auf Speeren aufgespießt von Moblingesocks trophäenartig umhergetragen wurde. Es schmerzte in ihrem Herz. Und es schmerzte so sehr, dass ihr salziges Wasser in die Augen stieg.

„Sieh’ einer an. Sie weint. Die stolze, eitle Prinzessin Hyrules weint. Welch’ eine Schande. Ihr gebt Euch Blöße, Eure Hoheit.“
 

Zelda sah mit einem Blick auf, der Link das Fürchten lehrte. Ihre blauen, tränenden Augen leuchteten stark und attraktiv. Irgendwie gespenstisch und anziehend. Majestätisch und einzigartig. Sie trat nur einen Schritt nach vorne und plötzlich schossen Strahlen puren Lichts aus ihrem Körper, und durchbohrten das Monster unersättlich.

Sie stoppte nicht mit ihren Attacken der Verzweiflung und sogar Link, der versuchte einzugreifen, der versuchte sie zu beruhigen, wurde durch eine magische Böe zurückgedrängt.

„Zelda! Hör’ auf. Du tust dir nur selbst weh!“, brüllte Link und kämpfte strotzend gegen den starken Wind ihrer Schöpfung. Er rief nach ihr, forderte sie auf, zu stoppen. Diesen Irrsinn bleiben zu lassen. Aber sie wollte ihn nicht hören.
 

Und plötzlich wurde das gesamte Ufer von ihrer heiligen Magie beleuchtet, flutete die Szenerie und bannte, betäubte, verletzte das Ungetüm Troplox so verschwenderisch und gnadenlos wie es nur ging.
 

Link hetzte näher und spürte ihre Magie schwächer werden, fühlte, wie Zelda ihre gesamte Kraft in dieser wahnsinnigen Attacke verpulverte. Er rannte näher und sah seine Prinzessin plötzlich reglos und starr vor dem Ufer stehen. Sie keuchte und hechelte, sank auf ihre Knie und landete bewusstlos mit einem dumpfen Schlag seitlich auf dem warmen, kantigen Erdboden.

„Zelda!“ Der junge Heroe kniete nieder und suchte zuerst nach ihrem Puls, fand ihn beruhigt und drückte sie an sich. Sie hatte ihre ganze Kraft in einen einzigen unkontrollierbaren Ausbruch ihrer Macht gelegt, hatte sich Wut und Zorn hingegeben und damit einen gefährlichen Preis bezahlt. Link konnte nur hoffen, dass sie in wenigen Stunden wieder bei Bewusstsein und noch die alte Zelda war. Die Zelda, die er doch brauchte, die er liebte. Zum Teufel mit diesem dummen Kuss, der Preston bestimmt war.
 

Preston...
 

Nur ein Gedanke an ihn reichte und er erschien wie gerufen. Er trat wie aus dem Nichts heraus näher und überprüfte mit einem gehässigen Blick den Zustand der Prinzessin.

„Meinst du, sie schafft es, Zwergenheld?“ Link rollte die Augen und blickte den Jugendlichen erbost an. Zaghaft trat Link selbst auf die Beine und trug seine Prinzessin auf den Armen.

„Zelda ist nur bewusstlos...“, sprach Link leise.
 

Troplox lag regungslos aber lebendig in der Nähe und es war nur eine Frage von wenigen Minuten, bevor sich das Ungetüm wieder regeneriert hatte.

„Ist er am Ende?“, meinte Link. Aber Preston schüttelte warnend den Kopf. Dann grinste jener und holte etwas aus seinem dunklen Mantel, womit Link nie und nimmer gerechnet hatte. Preston hatte einen richtigen Sprengkörper in seiner Hand. Eine dunkelbraune Bombe, die von den starken Goronenhänden gefertigt war und so einiges in Stücke hauen könnte.

„Was willst du denn damit?“, murrte Link und trug seine Prinzessin ohne Zeit zu verlieren zu dem Boot.

„Ich mach’ dir einen Vorschlag, Zwergenheld.“

„Und der wäre?“, meinte Link und löste die Befestigungen des Bootes, während Zelda tief schlafend in dem Boot lag. Und das Drachenbaby an ihrem Ärmel zerrte und ihre Hände anknabberte.
 

„Ich nutze dieses hübsche, bombige Ding und versperre somit den Weg. Du fliehst mit Zelda und dem Drachenbaby und beschaffst dir das Elixier, welches irgendwo auf diesem Lavasee zufinden sein müsste.“

„Ja und?“, meinte Link ungläubig. „Du versperrst damit blöderweise den Rückweg.“ Aber Preston grinste: „Keine Sorge, es gibt über den Lavasee eine weitere Möglichkeit dem Tempel zu entkommen. Und ich kann dir schon mal verraten, dass jener Weg mehr Spaß macht als der, den du zurücklässt.“
 

Link schaute immer noch ungläubig und konnte diese plötzliche Selbstlosigkeit Prestons nicht verstehen. „Warum tust du das?“

„Nun, in gewisser Weise bin ich genau wie du... Wir sehen uns sogar ein wenig ähnlich, falls dir das mal aufgefallen ist. Ich bin bloß kein Held und habe einige Fehler begangen. Es wird Zeit, dass ich beweise, dass auch ich etwas drauf habe.“ Preston grinste. „Ich werde mich Troplox in den Weg stellen. Und mal schauen... vielleicht überlebe ich diesen Kampf sogar.“ Link schüttelte den Kopf aus Unfassbarkeit, reichte Preston die Hand und meinte: „Du tust das bloß für Zelda, nicht wahr?“ Preston nickte. „Scheint, als ob sie mich bekehrt hat. Und ja, sie zieht Kerle wie uns eben in einen magischen Bann und merkt es nicht einmal.“ Der Schwarzhaarige schüttelte die Hand des blonden Heroen.

„Wenn sie aufwacht, werde ich ihr das mitteilen, was du mir gerade eben gesagt hast.“ Preston nickte. Er holte ein Streichholz aus einer Gürteltasche und entzündete es witzigerweise mit seiner dunklen Magie.

„Jetzt flieht. Troplox regeneriert sich sehr schnell.“ Link nickte, grinste und hüpfte mit einem Sprung in das rettende Boot hinein.
 

Als sich das Boot langsam über die Lava bewegte, schaute Link erneut zurück, blickte zu Preston, der grinste und das Streichholz zu der Zündschnur der Bombe führte. Und auf seinen Lippen stand ein leises Danke.
 

Plötzlich explodierte das gesamte Ufer. Die Erschütterung war so gewaltig, dass sie auf dem See zu spüren war. Dutzende Felsblöcke und dunkler Staub versperrte den Zugang zu jenem Bereich des Tempels, wo Preston sich dem Mutanten und Illusionenspinner entgegenstellte.
 

Link hörte nur ein zerfetzendes Schreien, ausgestoßen sowohl von Preston als auch von Troplox und wusste instinktiv, dass der Kampf der beiden einstigen Diener Ganondorfs zum Nachteil für sie beide ausgegangen war. Beide waren jene Kreaturen Opfer ihrer selbst und bezahlten den Preis des Lebens...
 

,Nun hat er doch noch eine gute Tat vollbracht...’, dachte der junge Heroe, verabschiedete sich mit diesen Worten von Preston und ruderte langsam über den See, sah besorgt in das kreidebleiche Gesicht seiner Prinzessin und setzte den Weg fort.
 

Link ruderte nunmehr eine halbe Stunde über den in die Länge gezogenen unterirdischen Lavasee. Manchmal wurde der Weg schmaler und der Heroe musste höllisch aufpassen nicht an die Kanten der Höhle zu stoßen. Und ab und an gab es kleine Inseln auf dem See, die seinen Willen stärkten und ihm eine Verschnaufpause gönnten.

Wenig später erreichte er mit dem Boot eine kleine Kreuzung. Von dem Weg ganz rechts drang ein feuchter, kühler Wind. Frische Luft. Ein Segen hier in der Dämpfe des gigantischen Sees. Link stoppte das Boot und atmete tief ein, roch die süße Luft der Steppe und lächelte. Dies war also der Ausgang. Demzufolge müsste sich irgendwo auf dem Weg geradeaus das Elixier des letzten Weisen finden lassen.
 

Er ruderte weiter und sein Blick fiel zu der schlafenden Prinzessin und dem kleinen Drachenbaby, welches sich an sie herangekuschelt hatte und ebenso schlummerte. Auch Link fühlte sich elend, wollte Schlaf und seinen hungrigen Magen füllen. Aber er musste das Boot zuerst nach draußen bringen. Dorthin, wo der frische, hylianische Wind wehte.
 

Nach langer Suche erreichte er ein großes Gitter und darauf ruhte in einer einfachen Schale das rettende Elixier des Weisen mit der Macht über Feuer. Zufrieden verstaute der Held das Elixier in der Gürteltasche und hatte nun alle kräftesteigernden Substanzen in seinen Händen. Es war soweit. Dem letzten Kampf stand nichts mehr im Wege. Und wenn er die Elixiere mit Zelda rechtzeitig zu Leon, Impa und den anderen bringen konnte, so würde es eine sehr große Chance geben, dass sie den Kampf gegen Ganon alle unbeschadet überstehen würden. Die Welt könnte wieder die gleiche sein, dann, wenn man das Triforce nutzen und ihm einen Wunsch nach Frieden abverlangen könnte.
 

Er hüpfte auf das Boot, welches verräterisch schaukelte. Er setzte den Weg fort und steuerte das magische Boot in die Richtung, wo der segenspendende Wind herrührte und sein Gemüt erhellte. Link hatte sich mit dem Boot nur wenige Meter vorwärts bewegt, als er kühle Lichtstrahlen bemerkte, die in die heiße, dampfende Höhle fielen. Er blickte angestrengt hinauf, blickte um sich und sah direkt vor seinen Augen einen hellerleuchteten Ausgang, geschmückt mit alten Statuen, die aussahen wie Biggoron... Gemeißelt aus robustem Gestein schienen jene Statuen hier zu wachen...
 

Link passierte den Ausgang vorsichtig und ruderte schnell und heftig ans Ufer. Denn wenige Meter weiter rauschte die glühende Lava hastig und unüberschaubar steile Hände hinab. Es war nur ein kleiner Anlageplatz und so weit das Auge reichte türmten sich massive Felswände und kantige Hänge hier auf. Der Weg würde beschwerlich werden, dachte Link.
 

Der junge Hylianer trug sowohl Zelda, als auch das Drachenbaby aus dem Boot, lehnte Zeldas erschöpften Körper an eine Felswand und verschnaufte selbst einige Minuten, genoss den frischen Wind und beobachtete die Sonne, welche sich weit im Westen langsam herabsank. Die vermutlich letzte abendliche Dämmerung vor der Rückkehr in die moderne Welt der Menschen war gekommen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  roxanna_lightness
2013-07-28T13:27:08+00:00 28.07.2013 15:27
ich hätte da mal ne Frage....ist Preston vielleicht Dark Link oder kommt der noch?
ist nur ein ganz kleiner völlig unbegründeter Verdacht.....
na ja....ich werds sehen!^^
GLG Nali
Von:  _Fujiwara_No_Sai_
2008-09-12T21:07:28+00:00 12.09.2008 23:07
das ja mal erstaunlich!
*mein*
preston ist nett....
*staun*
tja..nicht schlecht!
lg Fuji
Von:  Earu
2007-07-26T16:21:22+00:00 26.07.2007 18:21
Arg, es ist doch immer wieder das selbe! Wenn die bösen Charas was liebes machen, werden sie mir auf einmal symphatisch, egal wie lang ich sie gehasst habe. Aber ich kann einfach nicht anders, als Mitleid zu haben und Preston scheint ja wirklich aufrichtig reue zu empfinden.

bald bin ich am Ende, bald bin ich auf aktuellem stand und ich freu mich auf den finalen kampf ^^ Weiter so, Heo!
Von:  Eniko
2007-03-25T14:40:33+00:00 25.03.2007 16:40
Woi! *_*
Ich kann nur noch sagen dass ich den anderen Zustimme!
xD
Das Kapitel war der hammer, *hat irgendwie ewig dafür gebraucht*

Genial geschrieben **
Tschagga! Weida so ;_;
Von: abgemeldet
2007-03-18T21:45:44+00:00 18.03.2007 22:45
>>>„Wofür war das, du verdammter Hurensohn?“, fauchte Link und holte erneut mit der Faust aus, aber Preston bückte sich, so schnell er konnte.
„Dafür, dass du so ein Idiot bist. Ich glaube, eine größere Hohlrübe gibt es nicht. Echt mal, du wirst von der tollsten Frau Hyrules geliebt und bist so dermaßen misstrauisch, dass du noch nicht einmal bemerkst, wie du sie mit deiner Eifersüchtigkeit verletzt. Du Arsch, sie liebt dich. "<<<

Ich hass den Kerl, aber er wird immer ... naja angenehmer, sympatischer, und das hasse ich fast noch mehr... traurig, einfach nur traurig!
Wo sich noch so meine Geister scheiden sind die "einfach nur von Grund auf bösen, widerwärtigen Monster" .... wenn das so weitergeht kann ich kein Zelda mehr zocken O.O .... mir hat ja schon diesmal der "Fisch" im Wassertempel leid getan, er wollte doch (fast) nix böses!!! wenn man ihn in ruhe gelassen hätte ...

>>>„Ich mach’ dir einen Vorschlag, Zwergenheld.“
„Und der wäre?“, meinte Link und löste die Befestigungen des Bootes, während Zelda tief schlafend in dem Boot lag. Und das Drachenbaby an ihrem Ärmel zerrte und ihre Hände anknabberte. <<<

ARGH" Heo!!! Ich liebe deinen Scharfsinn, aber an dieser Stelle habe ich was anderes von dir erwartet! *rofl* Preston müsste jetzt sagen: ich helfe dir, aber nur unter einer bedingung!
Gib mir nen Kuss, LINK!!!!!

*vom stuhl fällt und sich nicht mehr halten kann vor lachen*
Nein ehrlich .... ohhhhh Mann du rettest meinen Tag ....

Warum ich nix zu der Tatsache sage, dass die FF wohl bald ein Ende finden wird?
Ganz einfach ... Angst!
Von: abgemeldet
2007-03-18T09:34:56+00:00 18.03.2007 10:34
Wow! Das ist wirklich gewaltig! Dieses Wort ist mir als aller Erstes in den Kopf geschossen, als ich dieses Kapitel zu Ende gelesen hatte.
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist wirklich beeindruckend, was du hier machst! Es muss doch eine halbe Ewigkeit gedauert haben, dieses Kapitel zu schreiben! Ich bewundere dich wirklich ^__^
Mach weiter so!!
Ich freu mich schon total auf das nächste Kapitel!!

Lg
~ Danii
Von:  Caellon
2007-03-17T12:36:52+00:00 17.03.2007 13:36
Oh mein Gott... ich habe es endlich geschafft...

Wow, diese FF ist wirklich gewaltig. Ich glaub ich nach nie vorher so viel auf einmal gelesen...
Aber du bist wirklich ein Genie das seinesgleichen sucht. Dein Schreibstil ist einfach unübertrefflich und die Handlung göttergleich!
Nein, für so eine Fan Fic bist du wirklich zu bewundern...
Von: abgemeldet
2007-03-14T21:01:33+00:00 14.03.2007 22:01
Wie immer bist du viel zu bescheiden meine liebe das kapitel war echt klasse wie immer halt. Jetzt geht es langsam auf ende zu und ich bin mal gespannt wie das wird.
*vor aufregung nicht mehr still sitzen kann*
*auf stuhl hin und her rutsch*
Schreib bitte bitte schnell weiter ich kann nicht mehr aushalten die spannung bringt mich um!!
*plötzlich spannung mit messer angerennt kommt*
siehst du ds ist die spannnung auch schon schreib schnell weiter!!!
*Spannung imer näher kommt*
BITTE
*winkz*
bis zu nächsten kappi
(hoff ich mal)
hdggggggggdl
Anna-chan ^^


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